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Sehnsucht (ab 16 Jahre)

von

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Die Klippen

Zwei Jahre waren vergangen, seit sie ihn getroffen hatte. Jasmin schlich sich immer heimlich davon. Shanks erwartete sie am Stadtrand. Dann gingen sie Hand in Hand zum Hafen und beobachten das Meer. Sie küßten sich und vergaßen für eine Zeit, wo sie waren. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Auch Henry bemerkte, das sie verliebt war. Die Anzeichen waren zu deutlich. Jasmin war kaum bei der Sache und verdrehte so manches. Früher war sie viel ordenlicher. Henry fragte sich, in wem sie sich verliebt hatte. Es mußte auf jedenfall ein Adliger sein, denn er hatte Jasmin und besonders Shanks gewarnt. Wenn sie einen anderen Adligen liebt, dachte er, ist es auch nicht so schlimm.

Henry war grau geworden, hatte einen Vollbart und Stirnglatze bekommen. Er war siebenundsechzig Jahre alt.

Eines Tages wagte Jasmin einen großen Schritt.

“Shanks komm mit zu mir. Ich zeige dir, wie ich mich immer zu dir schleichen konnte.”

Er nickte.

“Aber was ist, wenn was schief geht?”

“Es darf nichts schief gehen, ganz einfach!”, erklärte Jasmin optimisch.

Sie gingen hinter die Burg zu einem Haselnußstrauch. Jasmin achtete darauf, daß niemand es bemerkte. Hinter dem Strauch war eine Geheimtür. Jasmin zeigte Shanks wie man die Tür öffnete und wieder schloß. Beide gingen in den dunkelen Geheimgang entlang, wo durch kleine Schlitzte Licht durchdrang, bis sie in der Nähe von Jasmins Gemach herauskamen. Shanks folgte ihr bis zu ihrem Zimmer und Jasmin ließ ihn eintreten. Beide gingen zum Balkon.

“Der Ausblick ist phantastisch!”

“Ich weiß.”

Sie starrte Shanks tief in die Augen, umarmten sich und küßten sich wieder. Beiden waren ihre Ränge inzwischen egal geworden. Hauptsache sie konnten für immer zusammenbleiben. Der Monde schien auf sie, als wolle er ihnen sagen: “Ihr seid für einander bestimmt.”

Ein Klopfen ließ sie aus ihren Träumen erwachen. Jasmin zeigte Shanks an, wo er sich verstecken soll. Er sollte sich hinter die Tür stellen und tat es ihr nach.

“Ja, bitte!”, rief Jasmin.

Es war ihr Vater.

“Jasmin! Ich weiß, du bist verliebt. Ich möchte wissen in wem?”

“Ich verliebt?”, rief sie erschrocken.

“Ja. Ich will wissen, wer es ist.”

Shanks bekam es mit der Angst zutun. Jasmin machte ein Zeichen, das er schnell gehen sollte. Er gehorchte und schlich sich hinter Henry aus dem Zimmer.

Als er wieder zu Hause war, atmete er auf.

Jasmin bekam es mit der Angst zutun. Wenn er es herausfinden würde, dann wäre alles aus. Zum Glück war Shanks entkommen. Henry hatte also noch nichts gemerkt. Sie wußte nicht so richtig, was sie sagen sollte.

“Die Anzeichen bei dir sind leicht zu erraten, daß du verliebt bist.”

Jasmin mußte dringend eine Ausrede finden, sonst war sie geliefert.

“Äh, wann hast du es gemerkt?”

“Vor vier Monaten.”

“Oh, da war doch der Winterball, nicht wahr?”

Henry nickte.

“Es war einer mit dem ich getanzt habe. Seinen Namen habe ich vergessen. Eric war es nicht!”

“Ah, dann war es entweder Philipp oder Andrew.”

“Ja, einer der beiden.”

Henry nickte und ging. Er machte die Tür zu.

“An der Sache ist was faul!”, dachte Henry nachdenklich.

Jasmin fiel ein Stein vom Herzen.

Shanks und Jasmin machten es jetzt immer so. Keiner merkte es, weil sie sehr geschickt waren.

Eines Tages wollte Henry gerade anklopfen, als er Stimmen hörte. Es war Jasmin und eine fremde Männerstimme.

“Jasmin, wir müssen uns etwas besseres einfallen lassen. So kann es nicht ewig weitergehen. Irgendwann erwischt uns dein Vater und dann will ich es lieber nicht wissen, was dann passiert.” Henry war verwundert und dachte, hier stimmt was nicht.

“Ich weiß, aber mein Vater erlaubt diese Verbindung niemals. Nein, ich will bei dir bleiben.”, hörte er Jasmin sagen.

“Das muß Jasmins große Liebe sein!”, dachte Henry.

Anstatt zu klopfen, machte er die Tür auf. Er sah eine überraschte Jasmin und einen geschockten Shanks.

“Du! Wie kommst du hier rein? Laß sofort meine Tochter los!”, schrie er wütend.

Jasmin stellte sich vor Shanks.

“Vater, das war ich! Ich habe ihm den Weg gezeigt! Er ist mein Freund!”, erklärte sie Henry mutig, “Ich liebe ihn! Diesen Eric werde ich nicht heiraten!”

Shanks stand nur da und war kreidebleich vor Schreck.

“Dieser Bastard ist kein Umgang für meine Tochter! Er liebt dich nur, weil du meine Tochter bist!” Wieder nannte man ihn Bastard. Das machte Shanks traurig. Von Herny hätte er es nie erwartet. Ihm war es allmählich zuviel, daß man ihn so nannte.

“Nein, das ist nicht wahr!”

Shanks bekam es mit der Angst zutun und flüchete aus dem Zimmer.

“Wachen verhaftet ihn!”, brüllte Henry.

Jasmin fing an zu weinen.

“Lauf um dein Leben und denk immer an mich! Viel Glück!”, schrie sie ihm nach.

Dann ging Jasmin zum Balkon und starrte in den Himmel. Es war ein nebeliger Abend. Sie beobachtete Shanks wie er vor den Wachen floh. Die Soldaten waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet und ritten auf Pferden.

“Jasmin!”

Sie drehte sich zu ihren Vater um. Wütend starrte sie an.

“Vater, wie konntest du das nur tun! Er ist ein guter Mensch und hat mir das Leben gerettet!”

“Es tut mir Leid. Aber ich will nicht, das du dich mit Leuten abgibst, die einen niedrigeren Stand haben wie du. Eric wird dir guter Ehemann sein!”

“Nein, ich werde Eric nicht heiraten. Ich liebe Shanks!”

“Shanks, der Waisenjunge? Ich habe dir doch den Umgang mit ihm verboten!”

Dann ließ er sie allein. Henry war in dieser Hinsicht wirklich streng, auch wenn er ihr viel durchgehen ließ.

“Ich werde dich nie vergessen, Shanks!”, murmelte sie in sich, “Denn nur dir gehört mein Herz.” Währenddessen rannte Shanks um sein Leben. Stoppte bei seinem Haus nahm sein Bündel, die Säcke den Henry ihm geschenkt hatte und holte sein Schwert aus der Halterung. Dann rannte er zu den Klippen. Die Reiter waren ihm dicht auf den Versen. Ein Pfeil streifte knapp an seiner Wange vorbei. Shanks stoplerte mehrmals und fing sich wieder. Dann streifte ein weiterer Pfeil seinem Hals. Plötzlich stand er am Abgrund der Klippen. Shanks drehte sich um und sah die Reiter auf sich zu kommen. Man konnte nicht sehen wie tief der Abgrund zum Meer war. Er saß in der Falle.

“Entweder du ergibst dich oder du springst in den Tod!”, rief der Anführer

Shanks überlegte kurz. Doch als die Soldaten näher kamen, sprang er ins Ungewisse. Die Soldaten starrten in den Abgrund. Es war zu nebelig und zu dunkel, um bis zum Meer zusehen. Sie hörten nur das Rauschen der Wellen.

“Er ist in den Tod gestürzt. Der kann nicht mehr leben. Dafür ist es viel zu steil und zu hoch.” meinte er nur eiskalt.

Jasmin sah die Reiter wiederkommen. Da Shanks nicht dabei war, glaubte sie, er wäre entkommen. Ihr Vater kam wieder ins Zimmer.

“Verschwinde, laß mich zu frieden. Er war so ein netter und trauriger Junge!”, fuhr sie ihn an.

Ehe Henry anworten konnte, kamen die Wachen.

“Und habt ihr ihn gefaßt, Andrew?”

“Nein, er ist doch tatsächlich die Klippen heruntergesprungen. Er muß Tod sein. Der Bengel hat sich in den Tod gestürzt. Ich habe es selbst gesehen.”

“Nein, das kann nicht sein. Ihr müßt euch täuschen. Das glaub ich nicht. Nein!”, rief sie.

“Mylady, es ist die Wahrheit.”

Sie rannte weinend zum Balkon. Als die Wachen gegangen waren, ging Henry zu ihr.

“Hättest du ihn nicht davon gejagt, würde er jetzt noch leben. Ich haße dich!”

“Es tut mir Leid! Hätte ich das gewußt, das er sich in Tod stürzt, dann wäre ich nicht so barsch zu ihm gewesen.”

Jasmin blickte zu den Sternen, die durch die Wolken hindurchschauten. Henry ließ sie allein.

“Er lebt noch und er kommt zu mir zurück, wenn die Zeit gekommen ist!”, murmelte sie in sich, “Niemals werde ich jemanden anders heiraten als Shanks!”

Sie dachte an seine traurige Geschichte. Es stimmte, was Henry gesagt hatte. Shanks zog das Unglück regelrecht an und nie konnte er etwas dafür. Nach sieben Jahren Einsamkeit hatte er endlich jemanden gefunden, mit dem er reden konnte und jetzt war er verbannt.

Am nächsten Tag hatte man Shanks’ Leiche nicht gefunden. Man vermutete, das er ins Wasser geflogen ist und ertrunken war, das ließ sie hoffen.

Der Gedanke das sie Eric heiraten mußte, ließ Jasmin erschauern. Als sie hörte Shanks’ Leiche liegt vermutlich auf dem Meeresgrund, fing sie noch mehr an zu weinen. Ihr Vater versuchte sie aufzuheitern, aber sie war ihm so böse, daß sie kein Wort mehr mit ihm sprach. Henry wußte, daß er Shanks nicht wiederbeleben konnte.



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