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Der Wächter des Drachen

Fortsetzung von "Drachenherz" und "Die Söhne des Drachen"
von

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Spieglein, Spieglein an der Deck` Entschärfte Version

Hallo ihr Lieben
 

So, damit jeder weiterlesen kann, hier eine entschärfte Version des 18. Kapitels.

Es fehlt allerdings nur ganz, ganz wenig. Vielleicht zwei oder drei kleine Nebensätze, euch entgeht also nichts.

Fragt mich nicht, warum die andere Version als "adult" eingestuft wurde.

Da steht eigentlich nichts, das nicht auch schon mal in anderen Kapiteln vorgekommen wäre. ^^
 

Jedenfalls wünsche ich viel Spass!
 


 

Nach dem zweiten, überaus innigen und zärtlichen Vollzug ihrer blutjungen Ehe lag Aya nun, anders als vorher, zufrieden an ihren Gatten geschmiegt da und lauschte seinem langsamer werdenden Herzschlag.

Takeru wollte eben die Augen schließen, als eine Erkenntnis sich Bahn brach.

Über seinem neuen Bett hing ein Spiegel. Ein verdammt großer Spiegel!

Natürlich hatte er es gewusst. Rein theoretisch gesehen.

Kein Kage dieser Welt hätte in einem Raum genächtigt, den er nicht auf Sicherheitslücken oder taktische Mängel hin überprüft hatte.

Aber der Soldat in ihm hatte in dem Spiegel eben genau dies gesehen: ein zusätzliches Kontrollorgan über den Raum.

Nun allerdings ...

„Was ist?“ Ein zarter Finger erkundete sein schroffes Profil.

„Unser Betthimmel ist recht ... extravagant.“

„Der Spiegel? Magst Du ihn nicht?“

„Etwas irritierend.“

Irritierend? Oh ja! Jedoch auf eine ziemlich anregende Art!

Trotz der Röte, die ihr in die Wangen kroch, setzte Aya sich halb auf.

„Wirklich?“, murmelte sie. „Und was ist damit?“ Auf einen Ellbogen gestützt, legte sie eine Hand auf seinen mächtigen Brustkorb. Zärtlich begann sie, die festen Muskeln zu ertasten.

„Oder damit?“

Sie hauchte winzige, knabbernde Küsse gegen sein Schlüsselbein.

Die Schauer, die Takeru durchliefen, hinterließen eine lustvolle Gänsehaut.

Fasziniert bemerkte Aya, dass seine Brustwarzen auf zärtliche Berührungen offensichtlich ähnlich empfindlich reagierten, wie ihre eigenen.

„Und wie ... ist das?“

Im Spiegel beobachtete Takeru wie die unantastbare, tugendhafte Tochter Zukos II, von zahllosen verschmähten Verehrern als Eisprinzessin bezeichnet, sich in eine verruchte, gewissenlose Verführerin verwandelte, um ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn zu treiben.

Der Kontrast ihrer Pfirsichzarten, milchweißen Haut gegen seine kampferprobte Rauheit, die tintenschwarzen, seidigen Flechten, die sich um seinen Oberkörper rankten ...

„Aya ...“ Sein fester Vorsatz, sie für diese Nacht nicht mehr anzurühren, kam ins Wanken.

„Also ich für meinen Teil ... finde den Spiegel wundervoll!“ Mit wissbegierigen Fingerspitzen strich sie provozierend über die harten, wie gemeißelten Flächen seines Bauchs. „Ziemlich inspirierend!“ Die Worte brannten sich nur wenige Zentimeter von seinem Nabel entfernt in seine Haut.

„Wir sollten nicht ...“

„Nein?“ Die vorwitzigen Hände seiner Frau stellten tiefgreifende Erkundungen an und ließen den Hauptmann stöhnend den Kopf in den Nacken legen.

„Ich glaube, da gibt es Teile von Dir, die durchaus anderer Meinung sind“, flüsterte Aya, inzwischen vollkommen atemlos.

Leider war ihr Ehemann ein Mensch, dem scheinbar unerschöpfliche Reserven an Willenskraft zur Verfügung standen.

„Nein, Prinzessin!“, knirschte er mühsam.

„Aber ...“

„Nein! Andernfalls wirst Du mich morgen zurecht verfluchen.“

„Warum sollte ich das tun?“ Sie blinzelte verwirrt.

„Weil Du wund sein wirst.“

Erneut wurde Aya blutrot.

Ein nahezu unhaltbarer Zustand für eine Frau, die im Begriff war, ihren Mann zu verführen.

„Ich bin nicht ...“

„Du wirst es sein.“

Schmollend schob Aya ihre Unterlippe vor. Vielleicht hatte er ja Recht. Doch ihr Körper sah das momentan anders, lechzte bereits mit jeder Faser nach ihm.

Um ihm das klar zu machen, strich sie genüsslich über das verschlungene Muskelgeflecht an seinen Flanken.

„Aya, ich soll Dich vor Schaden bewahren!“, ächzte er. „Keinen verursachen.“

„Du sollst mich vor allem lieben“, wisperte sie.

Ihre Stimme, ihr anschmiegsamer Leib, ihre weichen, liebevollen Lippen ...

Die eisernen Reserven des Hauptmanns streckten die Waffen.

Das auf der Lauer liegende Biest gewann die Oberhand.

Aya entwich ein beglücktes Keuchen, als sie sich urplötzlich auf dem Rücken wieder fand.

„Du willst geliebt werden?“, knurrte der Wolf mit glühenden Augen. „Dann werde ich Dich lieben!“

Der erste, besitzergreifende Stoß durchfuhr Aya wie ein Blitz.


„Takeru!“ Krampfartig schlang sie Arme und Beine um ihn.

„Ist es das, Prinzessin?“, presste er durch zusammengebissene Zähne. „Ist es das, was Du willst?“

„Ja! Agni, ja!“

Aya bäumte sich ihm entgegen.

Das fordernde harte Drängen seiner Lenden ließ sie den Kopf verlieren.

Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an Finesse oder Verführung. Selbst für den Spiegel gab es keinen Platz mehr in ihrer Welt.

Sie wollte nur noch in Besitz genommen werden.

Und das tat er. So tief, so allumfassend, dass Aya ihren Kopf in die Kissen wühlte.

„Takeru!“

Ihre Erlösung kam schnell, süß und brennend.

Erbarmungslos liebte der Hauptmann den zuckenden, sich windenden Körper seiner Frau weiter.

„Noch einmal!“, forderte er ächzend.

Aya wimmerte.

Ihre Hände krallten sich hilflos in die Laken, als der zweite Ansturm sie mitriss.

Diesmal erfasste die Lust auch ihn. Mit einem gebrochenen, rauen Laut warf Takeru den Kopf in den Nacken und gab die Kontrolle auf.

Als er sich schließlich auf den Rücken fallen ließ, fiel sein Blick erneut an die Decke.

„Du hattest Recht“, schnaufte er. „Ziemlich inspirierend.“

„Mhm“, seufzte Aya und kuschelte sich erschöpft an ihn. „Ich hoffe nur, wir werden genug Schlaf bekommen.“
 

Ihre Sorge war unbegründet.

Kurz darauf schlummerte Aya Ria Nezu tief und fest.

In ihrem neuen Bett, neben ihrem neuen Gatten, mit neuen Erfahrungen UND einem sehr alten Spiegel an der Decke.

Für Takeru war an Schlaf im Augenblick jedoch nicht zu denken.

Er war zu sehr damit beschäftigt, sein Eheweib zu betrachten.

Wie in aller Welt hatte er es nur geschafft, bis hierher gelangt zu sein? Ihre Wärme zu spüren? Ihren Schlaf bewachen zu dürfen?

Eine ihrer seidigen Haarsträhnen, die drohte ihr auf die Nase zu rutschen, strich er vorsichtig beiseite. Diese Zärtlichkeit kostete ihn eine Menge, denn eigentlich war ihm danach, sie so fest er konnte an sich zu pressen.

Doch der Hauptmann war nicht zuletzt für seine Disziplin bekannt, und so betrachtete er das neben ihm liegende Wunder in stummer Andacht.

Erst Stunden später fiel auch er endlich in tiefen Schlaf.
 

Eine ähnliche Szene, um nicht zu sagen die spiegelverkehrte, spielte sich in den frühen Morgenstunden ab.

Nun war es allerdings Aya, die in der Betrachtung ihres Liebsten versunken war. Sie war früh aufgewacht, viel zu euphorisch, um weiterhin zu schlafen.

Nun saß sie auf dem Bett, die Arme um die Knie geschlungen und beobachtete Takeru beim Schlafen, dachte an die unzähligen Male, die sie, in ihrem einsamen Zimmer vor einer stummen Tür stehen, genau dies herbeigesehnt hatte.

Wie oft hatte sie versucht, sich ihren Wächter schlafend vorzustellen?

Nun stellte sie fest, dass sein Gesicht im Schlaf weder jünger noch weicher schien. Nur ruhiger.

Und selbst diese Ruhe hatte etwa wachsames an sich.

Als lausche er wie ein schlafender Wolf mit halben Ohr auf die Welt um sich herum.

Er war eben Hauptmann Nezu. Selbst wenn er schlief.

Als sie vor lauter überschäumender Zärtlichkeit kurz davor stand, ihn zu wecken, stand sie auf und ging auf bloßen Sohlen auf die Terrasse.
 

Noch im Schlaf runzelte Takeru die Stirn.

Er schlug die Augen auf und blickte zur Seite.

„Aya?“

Blitzschnell war er aus dem Bett und auf den Beinen.

„AYA?“

Sie war nicht hier. Das konnte er fühlen.

„Wo zum Teufel ..?“

Der Wind bauschte die hauchzarten Vorhänge neben der Terrassentür.

Sie wurden achtlos zur Seite gewischt, als Zukos Blutwolf die Witterung seiner Beute aufnahm.

Eine Ebene tiefer, sie fiel über drei flache Stufen hin ab, fand er sie leise vor sich hin summend im großen Außenbassins.

Wie alle Schwimmbecken des Palastes wurde auch dieses von einer natürlichen Quelle gespeist. Aus dem Maul eines steinernen Drachenkopfs ergoss sich unaufhörlich frisches, plätscherndes Wasser in das Becken, um auf den anderen Seite wieder abzufließen.

In dieser kühl glitzernden Morgenidylle fand Hauptmann Nezu seine frisch angetraute Gattin, wie sie sich in aller Seelenruhe mit zart duftendendem Teerosen-Schaum einseifte.

Sofort sah er sich mit der Frage konfrontiert, ob so betörende Sirenen überhaupt gescholten werden durften.

Er entschied sich dafür.

„Was glaubst Du, was Du da tust?“

Aya, die bereits beim ersten Wort erschrocken herumgewirbelt war, versuchte ihr spontanes, verliebtes Strahlen gegen einen etwas abgeklärteren und, wie sie hoffte auch verführerischeren Blick einzutauschen.

„Vielleicht warte ich ja“, murmelte sie und ließ sich im Wasser schweben.

Der stetig fließende Sog nahm träge wirbelnd den milchigen Seifennebel, der sie umhüllte, mit sich.

Takeru schluckte. Trotzdem lüftete er skeptisch eine Braue.

„Auf Angreifer?“, fragte er kühl.

„Aber nein.“

Elegant tauchte sie unter. Ein langer Schwimmzug und sie war am Rand des Beckens. Mit ihrem nassglänzenden Haar und den betauten Wimpern wirkte sie wie eine Wassernymphe.

„Auf Dich!“

Eine Wassernymphe auf Beutefang also.

„Komm ins Wasser!“, becircte sie ihn mit ausgestreckter Hand.

„Du solltest wirklich nicht allein hier draußen sein.“

„Oh, aber da bin ich doch ganz Deiner Meinung.“

Ihre Augen lockten ihn in unbekannte Tiefen.

„Aya ...“

Sie spritzte ihn an.

„Ist mein Wolf etwa wasserscheu?“, neckte Aya und stieß sich ein wenig vom Rand ab.

Wieder schwebte sie im Wasser. In all ihrer Vollkommenheit und Grazie.

Genug war genug!

Sie wollte eine Reaktion? Sie sollte eine bekommen.
 

Ayas Haut prickelte erwartungsvoll.

Kein Wunder; trafen hier doch die Kühle des Wassers auf ihr heiß drängendes Blut.

Allein sein Anblick hatte genügt, sie schon wieder in diesen haltlosen Zustand zu versetzen.

Aber hier herum zu laufen mit nichts mehr als einem Laken um die Hüften ...

Wer konnte einem Mädchen da verübeln, wenn es auf dumme Gedanken kam?

„Prinzessin, ich meine es ernst.“
 

Ayas Verspieltheit schwand beinahe so schnell, wie sie gekommen war. Schuldbewusst biss sie sich auf die Lippen.

Sie schwamm auf die Seite des Becken, an der flache Stufen aus dem Wasser führten, stieg hinaus und wickelte sich fest in ein bereitliegendes Handtuch.

„Aya ...“

„Schon gut. Ich werd nicht wieder alleine nach draußen gehen“, murmelte sie leise. „Es tut mir leid.“

Schließlich wusste sie sehr genau, wer es zu büßen hätte, sollte sie zu unvorsichtig sein. Das hatte die Vergangenheit sie mehr als deutlich gelehrt.

Mittlerweile kam Takeru sich vor wie ein Tyrann.

„Liebling, so war es nicht gemeint. Ich will Dich doch nicht einsperren.“ Er legte eine Hand an ihre Wange.

„Ich weiß.“ Sie lehnte sich an ihn. „Ich war heute morgen nur so glücklich, dass ich nicht daran gedacht habe, Dir Bescheid zu geben.“

„Und jetzt bist Du es nicht mehr?“

„Was? Glücklich?“

Er nickte.

„Doch!“

„Dann bekomme ich also noch meinen Kuss?“

„Ja.“ Sie betrachtete ihre Zehen.

„Jetzt?“, raunte er.

Aya stellte fest, dass sich das vorige Prickeln erstaunlich schnell wieder ausbreitete.

„Hmm, ich weiß nicht“, flüsterte sie.

„Du weißt es nicht?“

„Nein.“ Ihre Fingerspitzen spazierten ziellos am Rand seines Lakens entlang.

„Gott!“ Jäh umfasste er ihr Gesicht. „Was für eine kleine, freche Hexe Du doch bist!“

Er küsste sie gierig. Handtuch nebst Laken fielen zu Boden.

Eben noch spürte Aya seine feste Umarmung und im nächsten ließ Takeru sich mitsamt seiner Last in das Becken kippen.
 

„Also ist Dir doch nach einem Bad“, keuchte Aya an seinen Mund.

„Seit ich Dich hier aufgespürt habe.“

„Ach ja?“ Sie küsste ihn innig. „Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen und Dich waschen, mein Wolf!“

Sie machte sich los und schwamm zu einer Stelle, an der das Wasser nur Hüfthoch war. In einer flachen Schale lag hier eine Auswahl an kostbaren, cremigen Seifen bereit.

„Hmm ...“ Sie griff nach einem zartrosa Seifenstück. „Teerose?“

„Nur, wenn Du meine Autorität unter den Soldaten untergraben möchtest.“

„Also einen autoritären Duft?“ Sie legte den Kopf schief. „Mal sehen ... Jasmin?“

„Nein!“

„Flieder?“

Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Veilchen?“

„Aya ...“

Sie kicherte und nahm ein kakao-braunes Seifenstück aus der Schale.

„Na dann eben ... Tabak-Sandelholz.“

Seine Miene wurde seltsam.

„Du weißt welche Seife ich benutze?“

„Ich ...“ Ihre Wangen röteten sich leicht. „Vielleicht habe ich die bei der ein oder anderen Gelegenheit ein wenig geschnuppert.“

„Welche Gelegenheit?“, fragte der Hauptmann, der sich partout nicht daran erinnert konnte, von seinem Schützling beschnüffelt worden zu sein.

„Hmm ... das wöchentliche Training.“

Um die Diskussion zu beenden, begann Aya energisch die Seife zwischen ihren Händen zu reiben.

„Ich dachte immer, Du konzentrierst Dich auf die Bewegungsabläufe.“

„Das tat ich.“ Ihre Hände legten sich auf seinen Brustkorb. „Auf Deine!“, gab sie leise zu, während sie sorgfältig Seifenschaum auf seiner Haut verteilte.

Dem intensiven, forschenden Blick ihres Mannes wich sie lieber aus und widmete sich stattdessen hingebungsvoll der Reinigung seines Torsos.

„Rücken!“, murmelte sie, nach einer Weile.

Gehorsam drehte Takeru sich um und genoss die liebevollen Hände nun auf seinem Rücken.

Endlich konnte Aya ungestört den Kontrast zwischen cremig weißem Schaum und bronzeüberzogener Kraft bewundern.

Als sich das Waschen nicht weiter hinauszögern ließ, ohne Verdacht zu erwecken, griff sie nach einem der Krüge am Beckenrand und spülte seinen Körper ab, bis das klare Wasser schimmernde Tropfen auf seiner Haut bildete.

Sie starrte es an.

Dürstete danach.

Nach dem Wasser. Nach ihm.

Sie zögerte kurz. Dann saugte sich ihr Mund am Quell ihres Begehrens fest.

Takeru erstarrte.

Ayas Zunge leckte gierig das Nass auf.

Die kühle Reinheit des Wassers in Verbindung mit der warmen, festen Erdigkeit seiner Haut, ließ sie vor Wonne leise stöhnen.

Durch die Wirkung dieses berauschenden Nektars beflügelt, kam sie um ihren Ehemann herum.

Ihre Augen, dunkel vor Begierde, tauchten in seine.

Takeru schien unfähig, sich zu bewegen. Fasziniert von ihrem Tun konnte er nur dastehen und beobachten wie ihre blutroten, verlockenden Lippen langsam näher kamen. Quälend langsam.

Ziel ihrer liebevollen Attacke war die Furche zwischen seinen Brustmuskeln. Als sie nun auch dort die Wassertropfen von seiner Haut leckte, griff er blindlings in ihr Haar und umfasste ihren Kopf.

Aya glitt tiefer.

Ihre eifrige, leicht raue Zunge schwelgte in seinem Geschmack, ergötzte sich an der Elastizität seines harten, vor Erregung zuckenden Bauches.

„Aya!“ Takeru ließ den Kopf in den Nacken fallen, der Griff seiner Finger in den schwarzen, nassglänzenden Flechten wurde fester.

„Ich liebe, wie Du schmeckst!“, stieß Aya aus. Ihre Hand glitt tiefer, tauchte unter die Wasseroberfläche. „Und Dich anfühlst!“, flüsterte sie atemlos. „Aber am meisten liebe ich es ... Dich in mir zu spüren!“

Ihre brennenden Augen starrten in das siedende Eis der seinen.

Kurz, ganz kurz, fragte sich Hauptmann Nezu, ob sich seine Disziplin von gestern auf heute in Luft aufgelöst hatte. Oder ob er sie in Zukunft generell abschreiben konnte.

Der Plan hatte nicht vorgesehen, sie in der ersten Nacht öfter als ein, zwei mal zu lieben. Aber Pläne konnten sich bekanntlich ändern.

„Takeru ...“

Die Sehnsucht in ihrer Stimme gab ihm den Rest.
 

Aya keuchte, als er sie plötzlich nach oben zog, an sich riss und küsste. Hart, erbarmungslos.

Als sie seufzend die Arme um seinen Nacken schlingen wollte, wurden ihre Handgelenke gepackt. Der Griff war sanft, jedoch unnachgiebig.

„Was ...?“

„Du willst also die Verführerin mimen?“, grollte Takeru leise gegen Ayas Lippen und schmiegte eine raue Hand gegen ihre Wange. „Dieses Spielchen können zwei spielen.“

In einer langsamen, provozierenden Bewegung glitt die schwielige, warme Handfläche über Kehle und Brust zu ihrer Hüfte, um sie zu umfassen und noch enger gegen ihn zu pressen.

„Kannst Du fühlen, was Du angerichtet hast?“

Agni! Er war so groß. So hart.

Sie wollte ihn so sehr!

„Takeru ...“

Fast brüsk umfasste er ihre Schultern, drehte sie um und drückte sie von Kopf bis Fuß an sich.

Sie konnte ihn spüren. Die muskelbepackte Brust an ihren Schulterblättern, sein fester, geschmeidiger Leib an ihrem Rücken. Und seine Härte, die fordernd gegen die Rundung ihres Gesäß drängte.

„Agni ... Takeru!“

„Wusstest Du nicht, dass Verführerinnen mit so etwas ...“ Große, warme Hände schmiegten sich besitzergreifend um ihre vollen Brüste. „... rechnen müssen?“

„Nein ... ja! Bitte!“

Seine Rechte glitt hinab zu ihrem empfindlichen Bauch.

Er spreizte aufreizend die Finger, und presste Aya gegen sich. Abgelenkt von dem heftigen Pulsieren, das er damit in ihrem Unterleib auslöste, merkte sie erst, was er vorhatte, als er mit einem einzigen, zielgerichteten Schub in sie drang.

„Takeru!“ Keuchend warf sie den Kopf in den Nacken.

„Ja?“

Sein Kinn streifte seitlich über ihren Hals. Die kurzen, prickelnden Stoppel brachten ihre Haut zum Brennen.

„Ich ...“

„Wusstest Du nicht, dass Feen so etwas passieren kann, wenn sie zu übermütig werden?“, raunte er dicht an ihr Ohr.

„Nein!“ Sie griff hinter sich, vergrub die Finger in seinem Haar.

„Tatsächlich?“ Langsam glitt er aus ihr. „Wie leichtsinnig!“ Ächzend stieß er wieder zu.

Aya schrie leise auf.

Es war so anders, ihn so zu fühlen.

Die schwielige, unnachgiebige Hand, die immer noch köstlichen Druck auf ihren Bauch ausübte, verstärkte das Gefühl zum bersten angefüllter Enge in ihrem Unterleib, ließ sie ihn noch deutlicher spüren.

Langsam aber zielstrebig begann Takeru, sich zu bewegen.

Aya bog ihren Rücken durch, drängte ihre Hüften gegen seine Lenden, die Finger hilflos in sein Haar gekrampft.

Als seine Stöße heftiger wurden, griff sie mit einer Hand blindlings nach dem Beckenrand um Halt zu finden, sich ihm entgegen zu stemmen.

Es fühlte sich tatsächlich anders an. Hilfloser. Ausgelieferter. Wundervoller.

Als er das leise, aufbegehrende Jammern hörte, strichen Takerus Hände beschwichtigend über ihre Seiten.

„Hast Du genug?“, presste er durch zusammengebissene Zähne. Sein heißer, rasselnder Atem in ihrem Ohr brachte Aya zusätzlich um den Verstand.

„Nein!“ Es klang beinahe wie ein Schluchzen.

„Das ist gut, meine kleine Hexe.“ Bei jedem Wort kribbelte sein Bartschatten an ihrem Hals. „Denn ich bin noch nicht fertig mit Dir!“

Seine Linke glitt auf ihren Rücken, drückte ihren Oberkörper langsam nach vorn.

Aya, inzwischen vollkommen kopflos, gehorchte dem stummen Befehl. Vornübergebeugt klammerte sie sich mit bebenden Händen an den Rand des Bassins.

„So ist es gut!“, ächzte ihr Gatte und packte ihre Hüften.

Als er sich nun bewegte, war jegliche Zurückhaltung von ihm abgefallen.

Er nahm, was sein war. Nahm es tief, schnell und hart.

Über dem Rauschen seines Blutes konnte er die flehenden, lustgetränkten Laute hören, die Aya von sich gab.

Schon immer hatte er ihre Stimme bewundert.

Schon immer ihr Lachen geliebt.

Und schon immer, wenn sie gesungen hatte, hatten lustvolle Schauer ihn durchrieselt.

Doch nun spann ihre warme Stimme ein Lied von Verführung und Unterwerfung um ihn. Ein Lied, das ihm galt. Ihm allein.

Weiches Stöhnen mischte sich mit atemlosen Ächzen und leisen, unverständlichen Lockrufen.

Letztendlich wurde die Erregung zuviel.

Aya bäumte sich auf. Ihre suchenden Hände fanden wieder Halt in seinem Haar. Als die brennende Extase jeden einzelnen Nerv ihres Körpers überschwemmte und durchschüttelte, schmiegte sie ihren Kopf fest in seine Halsbeuge.

„Takeru ... Mein Takeru!“ Das stammelnde Keuchen war kaum verständlich.

Doch er verstand sie. Verstand nur zu gut.

Das dunkelblonde Haupt in den Nacken geworfen, stieß er ein letztes Mal in ihre Weichheit und überließ sich dem eigenen, fieberhaften Rausch.

„Aya!“
 

Eine scheinbare Ewigkeit standen sie so im hüfthohen Wasser, belauschten gegenseitig den langsamer werdenden Atem und Herzschlag des anderen.

Aya fühlte zärtliche Lippen auf ihrer Wange.

Träge drehte sie sich in seinen Armen um und küsste ihn, bis er seine Stirn an ihre legte.

„Disziplin ein weiteres Mal untergraben“, murmelte er.

Sie drückte einen Kuss in seinen Mundwinkel.

„Schlimm?“, fragte sie leise.

„Wenn jemand gekommen wäre ...“

„Wer denn?“ Sie fuhr über seinen Schopf. „Diese Terrasse ist nur durch unsere Gemächer zugänglich.“

„Darum schert sich ein Eindringling herzlich wenig!“ Takeru machte sich los.

„Ein Eindringling?“, seufzte Aya. „Wirklich? Ist das das einzige, woran Du denkst?“

„Das einzige, woran ich denken sollte, Prinzessin. Ich bin Kage! DEIN Kage falls Du das vergessen haben solltest.“

„Wie könnte ich, da dies schon die zweite Gardinenpredigt ist, die Du mir heute morgen hältst?“

„Aya, vor zehn Minuten hätte hier eine Armee einfallen können, und ich hätte es nicht gemerkt!“ Er klang aufgebracht.

„Und was bedeutet das?“, wollte Aya wissen. „Dass Du mich in Zukunft nicht mehr lieben wirst?“

„Natürlich!“ Sarkasmus machte seine Stimme hart. „Wie diese Nacht und der darauf folgende Morgen eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, bin ich ja auch ganz hervorragend darin, die Finger von Dir zu lassen!“

„Oh? Ich wusste nicht, dass Du das möchtest!“, stieß Aya aus.

An der Haltung ihres abgewandten Rückens erkannte Takeru, wie seine Worte sie verletzt hatten.

„Aya ...“

„Ich werde in Zukunft weniger schamlos sein!“

„Aya!“ Er hielt ihren Arm fest.

„Was?“

Ihre Augen starrten trotzig in seine. Sie glänzten verdächtig.

„Du bist nicht schamlos!“, sagte er rau.

„Doch! Doch das bin ich!“ Sie schlang die Arme um sich. „Ich ... ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich bin verwirrt und unvernünftig! Ich tue Sachen, die ...“ Blut stieg in ihre Wangen. „Solche Dinge sollte ich nicht tun. Aber, wenn Du da bist ... ich kann einfach nicht anders. Ich benehme mich wie ein ... wie ein liederliches Frauenzimmer!“

„Bitte?“ Er lachte ungläubig und umfasste ihr Gesicht. „Du bist nicht liederlich, Prinzessin. Weder liederlich, noch schamlos. Dass Du so auf mich reagierst ist ein wundervolles Geschenk für mich! Ich bin derjenige, der die Grenzen überschreitet! Ich bin der Idiot, der meint, Dich gleich vier Mal hintereinander lieben zu müssen. Ich habe mich aufgeführt ... Wie ich mit Dir umgesprungen bin, war nicht gerade zartfühlend. Und wenn eine aus dem Ruder laufende Lust mich an meinen Pflichten hindert, ist das unentschuldbar, aber mein Problem. Meines, Aya. Nicht Deines!“

„Wenn Du mich deswegen weniger oft liebst, ist es durchaus mein Problem“, meinte sie leise.

„Weniger oft?“ Er zog sie an sich. „Ja, wir haben ja gesehen, wie gut ich in der Lage bin, Dir zu widerstehen.“

„Früher warst Du es!“ Sie legte den Kopf an seine Schulter.

„Ja? Aber das war, bevor Ihr ein liederliches Frauenzimmer wurdet, Eisprinzessin“, flüsterte er in ihr Ohr.

„OH! DU ...“

Die Arme fest um sie geschlungen tauchte Takeru unter.

Das letzte was Aya zu hören bekam, bevor Wasser in ihre Ohren drang, war sein leises, tiefes Lachen.
 

Eine halbe Stunde später machten sich zwei wohlduftende Brautleute auf den Weg in das Speisezimmer, das Familie und Freunden während großer Festivitäten als Frühstücksraum diente.

Außerhalb ihrer privaten Gemächer verfielen Herr und Frau Nezu umgehend in alte Gewohnheiten. Oder sagen wir, ihr Verhalten spiegelte in erstaunlichem Maße ihr früheres Verhältnis zueinander wider.

In der `Öffentlichkeit´ schien eine gewisse Distanz durchaus angemessen.

Aya durchlief ein bittersüß nostalgisches Gefühl.

Ihn nicht mehr berühren zu dürfen weckte sofort die altbekannte Sehnsucht.

Und irgendwie war das unbestreitbar wundervoll.
 

Da es noch immer recht früh war, befand sich eine überschaubare Zahl von Personen im Frühstückszimmer.

Unter ihnen Mylord und Mylady. Sie standen am reichhaltigen Büffet, um sich die Auswahl zu betrachten.

„Ach je.“, flüsterte Jin, als sie sah wie ihr Schwiegersohn ihrer Tochter den Stuhl zurechtrückte. „Wie die beiden sich belauern und es dann zu überspielen versuchen, damit niemand etwas merkt. Sieh Dir das nur an!“ Sie zupfte an Zukos Ärmel.

„Tu ich. Da sonst zu befürchten wäre, dass sie gleich hier übereinander herfallen.“

„Mhm.“ Jin legte den Kopf an seine Schulter. „So waren wir auch mal.“

„Mama, stell Dich den Tatsachen.“ Mit einem beladenen Teller in der Hand trat Prinzessin Zirah neben ihre Mutter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „So seid ihr IMMER noch!“

„Sind wir?“ Jin blinzelte.

„Sind wir!“, brummte Zuko. „Zumindest der feurige Teil von uns. Ich dachte eigentlich, Du wüsstest das.“

„Schon. Aber Du traust Dich mittlerweile wenigstens, mich ab und zu auch außerhalb des Schlafzimmers zu küssen.“

„Kobold ...“

„Oh, oh. Ich führ mir dann mal mein Frühstück zu Gemüte“, murmelte Zirah.

„Guten Appetit, Floh!“

„Danke, Papa.“
 

Vier Tage später hatte Hauptmann Nezus seine Befürchtungen bezüglich Disziplin und Pflichterfüllung noch immer nicht ad acta gelegt.

Er verspürte das dringende, wenn auch ungewohnte Bedürfnis sie mit jemandem zu teilen. Mit jemandem, der die Sache auch ernst nahm!

Dieser Mensch war selbstredend Hauptmann Osaru.

„Hm. Verstehe ich das richtig? Seit ihr beiden - entschuldige die Respektlosigkeit Ihrer Hoheit gegenüber - ein Bett miteinander teilt, befürchtest Du also, sie weniger gut beschützen zu können?“

„Ja.“

„Sag bloß, Du hast Dich nicht vollkommen unter Kontrolle, wenn Du ... also, wenn ...“

„Han! Das ist nicht komisch!“

„Irgendwie schon. Hattest Du diese Ängste früher auch? Ich meine ... vom ehemaligen Schlafzimmer der Gräfin bis zu denen der Prinzessin war es ein ganz schönes Stück. Wenn Du also damals die Gräfin beehrt hast, konntest Du ebenfalls schlecht für Ayas Schutz sorgen.“

„Erstens: vor Ayas Gemächern standen immer Wachposten. Zweitens: ja! Ich hatte diese Befürchtungen auch damals. Drittens: Bei Kaori war ich durchschnittlich sechsmal pro Monat. Ich bezweifle, dass ich meinen ehelichen Pflichten ebenso spärlich nachkommen werde.“

„Schon gut!“, seufzte Han. „Ich finde es nur zum Brüllen, wenn ausgerechnet Du befürchtest Deine Wachsamkeit zu verlieren. Eine Ameisenspinne, die sich in unlauterer Absicht einem königlichen Picknickkorb nähert, witterst Du doch schon noch bevor sie die Landesgrenze überkrabbelt. Du bittest sogar Flöhe, gefälligst leiser zu husten, weil Du sonst Kopfschmerzen von dem ganzen Lärm bekommst. Taku,“ Han versetzte der Schulter seines Freundes einen aufmunternden Schlag. „Bevor DU Deinen Instinkt verlierst, werd ich Primaballerina! Und Du weißt, wie ungern ich Tutus trage. Sie bringen einfach meine Schultern nicht richtig zur Geltung.“

"Han?"

"Ja?"

"Danke!"

"Jederzeit!"
 


 

Fünf Tage später, ein weiteres Frühstück
 

An diesem Morgen sass man, wie fast jeden Sonntag, gemeinsam zu Tisch. Diesmal waren die Tatzus beinahe komplett. Nur Mylord und sein Thronfolger waren abberufen worden, da es unerwartete Schwierigkeiten mit dem Geleitschutz eines hohen Würdenträgers gab.

Die Stimmung war trotzdem äußerst entspannt und fröhlich.

Lee und Kiram stritten brüderlich, aber lauthals darüber, wer von ihnen während der Hochzeitsfeierlichkeiten die meisten Becher geleert hatte.

Von diesem zweifellos weltbewegenden Thema abgelenkt, merkte niemand, wie Pineria Tatzu plötzlich überhastet aufstand und aus dem Zimmer rannte. Niemand außer Lady Jin und Hauptmann Nezu.

Als dieser durch leichtes Schulterzucken seine Unwissenheit kundtat, zögerte Jin keine Sekunde, stand auf und eilte zu der Tür, durch die Pippa verschwunden war.

Die beiden Wachen, die besagte Tür von außen flankierten, salutierten zackig.

„Guten Morgen!“, strahlte Jin. „Schwiegertochter?“

„Dort entlang, Mylady.“ Der Wächter, Yeng, soweit Mylady sich erinnerte, deutete nach rechts.

„Danke!“

An der nächsten Ecke verfuhr Jin ebenso.

„Morgen! Schwiegertochter?“

„Sie nahm diesen Weg, Hoheit.“

„Besten Dank!“

Auf diese Art und Weise wurde Jin um vier Ecken gelotst.

Die Gefilde in die sie dabei gelangte führten vom Inneren des Palastes in den etwas öffentlicheren Außenbereich.

Im Gang zu den Magnolien-Gärten hielt ein diskretes Hüsteln sie auf.

„Ja?“

„Ähm ... Hier drin, Hoheit.“

„Oh, danke! San, nicht wahr?“

„Ja, Mylady“, murmelte der junge Wächter mit vor Stolz und Überraschung geröteten Wangen.

„Wollen Sie nicht Kage werden?“

„J ... ja. Ich bin einer der diesjährigen Rekruten.“

„Hauptmann Nezu hat Sie schon einmal erwähnt.“

„Wirklich?“

„Er ist sich ziemlich sicher, dass Sie es schaffen werden.“

„W ... wirklich?“, stotterte San Obku. „Das ... Danke sehr!“

Jin schenkte dem jungen Mann ein aufmunterndes Lächeln und betrat dann - wie sie es fast schon erwartet hatte - einen der großzügig im ganzen Palast verteilten `Erfrischungsräume´.

An den steinernen, hüfthohen Becken mit dem ruhig plätschernden Wasser war jedoch niemand.

Um die Ecke, abgeschirmt durch üppige Farne befanden sich abschließbare, diskret versteckte Nischen für gewisse Bedürfnisse.

Jin konnte leises, angestrengtes Keuchen hören.

„Pippa?“, rief sie leise.

„Ja?“, kam es kläglich zurück.

„Geht es Dir gut, Schätzchen?“

„Ich weiß nicht.“

„Kann ich kommen?“


„Ja. Aber ich musste mich ... übergeben.“

Jin marschierte um die Ecke.

Pineria sass leichenblass auf einem Hocker, im Schoß eine der großen Porzellanschüsseln, die normalerweise zum Waschen des Gesichts benutzt wurden. Diese Schüssel hier war allerdings zweckentfremdet worden.

Schnell nahm Jin ihrer Schwiegertochter das Ding ab und entleerte den Inhalt kurzerhand in einen der Aborte.

„Danke!“, seufzte Pippa über das Rauschen des Wassers hinweg. „Ich scheine mir eine Magenverstimmung geholt zu haben.“

„Hm. Gestern Abend ging es Dir doch noch hervorragend.“

Mittlerweile hatte Jin ein Handtuch mit kaltem Wasser benetzt und drückte es Pippa sanft auf die Stirn.

„Ja. Es ist immer nur morgens.“

„Immer? Seit wann?“

„Seit drei, nein vier Tagen. Bestimmt hab ich etwas falsches gegessen.“

„Ich will Dir ja nicht zu nahe treten, Pippa-Schatz, aber wann hattest Du Deine letzte Monats-Blutung?“

„Meine ... was? Ich ... äh ...“

Pineria rechnete.

Und rechnete.

„Gute Güte! Vor ... drei Monaten, oder so“, hauchte sie schwach. „Wie kann man nur so sein?“, stöhnte sie dann und vergrub den Kopf in den Händen. „Ich bin eine fürchterliche Ehefrau!“

„Ach Unsinn!“ Jin lachte leise. „Du bist eben beschäftigt. Manchmal vielleicht ein wenig zerstreut, was wir alle aber ganz reizend finden. Und vor allem Lu Ten! Außerdem musste man mich beim meinem ersten Baby auch erst mit der Nase drauf stoßen. Also mach Dir keine Sorgen. Doch bevor wir irgendjemanden damit kirre machen, sollten wir erst zu Doktor Yuri. Einverstanden?“

„Einverstanden!“, flüsterte Pippa.
 

Eine halbe Stunde später starrte Pineria Tatzu gebannt auf ein Reagenzglas.

„Und der Grad der Verfärbung lässt sogar Rückschlüsse auf den Hormonpegel zu, so dass wir heutzutage ziemlich genau sagen können, wie lange eine Schwangerschaft schon besteht“, referierte Dr. Yuri eifrig.

Pippa, die zur Abwechslung mal keinen Kopf für die Wunder der Wissenschaft hatte, nickte nur und starrte weiterhin hypnotisiert auf das Reagenzglas mit ihrer Blutprobe.

Mit ihrer ROTEN Blutprobe.

Sie knetete ihre Finger.

Jin griff beruhigend nach ihren Händen.

„Wunderbar!“, murmelte Mylady. „Aber es dauert doch, bis die Verfärbung auftritt, nicht wahr?“

„Faszinierendes Verfahren, was?“, strahlte Yuri, ganz in seinem Element.

„Ja“, antwortete Jin geduldig. „Aber es dauert.“

„Oh ja, aber gewiss.“ Der Arzt hantierte mit ein paar Farb-Skalen herum.

„Dr. Yuri!“

„Äh ... ja?“

„Wie lange?“ Jin artikulierte jedes Wort überdeutlich.

„Oh natürlich! Wie nachlässig von mir! Ihr wollt selbstverständlich wissen ...“


„Doktor!“

„Fünf Minuten.“

„Gut! Fünf Minuten. Das ... ist ja nicht so lange.“ Jin streichelte über Pippas verkrampfte Hände. „Außerdem hat er das Zeug bestimmt schon vor drei Minuten reingeworfen“, murmelte sie geistesabwesend. „Und ... äh, wie geht es Ihrer Frau?“

„Hervorragend, danke sehr“, antwortete der Mediziner. „Sie hat sich sehr über den Schal gefreut.“

„Das ist schön!“

„Und unser kleiner Bo fängt schon langsam an zu sprechen.“

„Schön. Schön. In dem Alter sind sie so niedlich, nicht wahr?“

Lady Jin lächelte strahlend, fixierte dabei das Reagenzglas wie ein Terrier.

„Wird es ...“ Pippa richtete sich kerzengerade auf.

„Violett!“, rief Jin.

Zu sagen, sie würde kreischen, wäre wenig schmeichelhaft.

„Es wird violett!“

Die beiden Frauen fielen sich um den Hals und ... na ja, kreischten. Schmeichelhaft oder nicht.
 

An der Tür zum Untersuchungszimmer klopfte es.

Jeder im Palast kannte dieses Klopfen. Und niemand, aber auch niemand, wagte es zu ignorieren.

„Äh ... Ja, bitte?“

Seine Lordschaft erschien im Türrahmen.

„Und?“, fragte er nur.

Jin drückte Pippa ein letztes Mal, stand auf und lief zu ihrem Gatten.

Er blickte sie fragend an. Sie nickte.

Ein breites Lächeln dämmerte auf Zukos Gesicht.

„Weiß Lu Ten es schon?“

„Nein. Wir haben das Ergebnis eben erst bekommen.“

„Ich nehme an, er kreuzt so oder so bald auf. Unter den Palastwachen verbreiten sich solche Dinge rasend schnell.“

Inzwischen war Zuko neben Pippa getreten.

Nun beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Fräulein Schwiegertochter zerknüllte derweil seinen kunstvoll bestickten Ärmel.

Ein lächerlich geringer Preis, für einen neuen Enkel.

Plötzlich erschien Lu Ten in der Tür.

„Pippa?“

Dieser Tonfall veranlasste seinen Vater erst einmal, die Situation zu entschärfen.

„Ihr ist nichts passiert!“, stellte Zuko klar, da er Pineria inzwischen recht gut kannte.

Das Kind würde mindestens drei Minuten brauchen, das Thema einzukreisen. Und so lange wollte Mylord seinen besorgten Sohn nicht im Ungewissen lassen.

Mit einem einzigen Blick beorderte er Dr. Yuri aus dem Raum. Jin schnappte er kurzerhand an der Hand , zog sie nach draußen und schloss die Tür.

„Zuko ... was?“

„Scht! Ich zähle.“

„Du ... was?“

„Zählen, mein Herz.“

„Was zählst Du denn?“, wollte Mylady wissen.

„Sekunden.“

„Ah. Unsere Uhren sind Dir also nicht mehr genau genug?“

„Kobold ...“

„Ja, aber ...“

Zuko legte einen Finger an die Lippen und presste sein Ohr gegen die Tür.

Jin tat es ihm gleich.

„Sechs, fünf, vier ...“

„Zuko?“

„Drei, zwei, eins!“

FRATZ!

Lu Tens freudiger Aufschrei war dermaßen laut, dass seine Eltern hastig die Lauschorgane von der Tür nahmen.

Mylord blickte sein Weib triumphierend an.

„Auf die Sekunde!“, murmelte er, während seine Augenbraue zum arroganten Höhenflug ansetzte.

„Drache, manchmal machst Du mir Angst.“

„Das liegt nicht in meiner Absicht.“

„Ich weiß. Darum vergebe ich Dir ja auch immer.“
 

Als man Dr. Yuri endlich wieder seiner Arbeit nachgehen ließ, stellte er fest, die Frau des Kronprinzen war in der elften oder zwölften Woche.

Die werdenden Eltern, insbesondere der Vater, sahen sich mancherlei Spott ausgesetzt.

Lee lachte beinahe Tränen.

„Oh Mann! Das hab ich bei Niha aber früher bemerkt! Und ich dachte immer, Du führst Buch über Euer Intimleben.“

„Nein“, erwiderte Lu Ten trocken. „Im Gegensatz zu Dir komm ich mit einer Fünfer-Karte pro Monat nicht hin.“

„Hört, hört!“, rief Kiram grinsend. „Strichlisten her!“

Danach suchte er lieber das Weite.
 


 

Vier Wochen später
 

An einer Seitentür zum neuen Büro des stellvertretenden Kommandanten wurde leise geklopft. Da es die Tür war, die die Privatgemächern von den Diensträumen trennte, gab es nur eine mögliche Antwort.

„Herein!“, rief Hauptmann Nezu.

Sein Eheweib streckte den Kopf herein.

„Bist Du beschäftigt?“, fragte Aya.

„Nichts, was nicht warten kann.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich.“

„Ich ... also bei mir ist es auch nichts, das nicht warten könnte. Eigentlich.“

„So?“ Er hob die Braue. „Und was genau könnte noch warten? Eigentlich?“

„Hmm ... Du bist bestimmt wieder nicht dazu gekommen, zu Abend zu essen, oder?“

„Ich hatte Nudeln.“

„Ach.“

„Aya?“

„Hm?“

„Geht es hier wirklich um meine Ernährungsgewohnheiten?“

„Hmnein.“, gab sie zu.

Er konnte sehen, wie sie, halb hinter der Tür verborgen, von einem Fuß auf den anderen trat.

„Trägst Du Schuhe?“, fragte er beiläufig.

„Hmmmnein.“

Takeru seufzte.

„Wenn ich überall dicke Teppiche auslegen lassen muss, wird das sehr teuer werden“, murmelte er.

„Nicht schimpfen!“

„Es handelt sich lediglich um konstruktive Kritik.“

„Gut. Danke.“

„Aya ... Willst Du nicht endlich hereinkommen?“

Aya trat vollends ein, schloss die Tür und trat vor seinen Schreibtisch. Ihre bloßen Zehen rollte sie ein, als Schutz vor der Kälte des Marmorbodens.

Takeru schnalzte mit der Zunge und hielt ihr auffordernd eine Hand entgegen.

Schnell huschte Aya um den Schreibtisch und ließ sich auf seinen Schoß ziehen.

„Das ist besser!“, meinte sie, als sie die Beine anzog und sich an ihn kuschelte.

„Allerdings!“, brummte er. „Himmel, Deine Füße sind eiskalt. Man sollte meinen, Du hättest genug Schuhwerk für jede einzelne Minute des Tages.“

Trotz der Schelte war Herr Nezu so aufmerksam, die zierlichen Zehen seiner Frau in einer warmen Hand zu bergen.

Er bekam einen Kuss auf den Mundwinkel.

„So, und was ist es nun, das zwar warten kann, Dich aber trotz allem hergeführt hat?“

„Nur das.“ Aya schmiegte ihren Kopf enger in seine Halsbeuge.

„Und Du fandest, das kann warten?“

„Na ja ... im äußersten Notfall.“

Er umfasste ihr Kinn.

„Das ist Ansichtssache.“ Er küsste sie. Lang und tief. „Freche Fee!“ Er küsste sie wieder. Noch länger und tiefer.

Aya schlang die Arme um seinen Hals und schmolz gegen ihn.

Dann rückte sie mit dem wahren Grund für ihr Kommen heraus.

„Ich hab Dich heute kaum gesehen.“

„Ich weiß. Aber das Erdkönigreich stellt wieder einmal neue Forderungen an unsere Sicherheitsmaßnahmen wegen des anstehenden Besuchs von König Nuro. Die Arbeit nimmt kein Ende.“

„Ich weiß ja“, flüsterte Aya, die Stirn an seine gelegt. „Ich wollte mir auch nur ein paar Küsse stehlen.“ Ihr Zeigefinger fuhr seinen Unterkiefer nach.

„Das hast Du schon.“

„Mhm.

„Du willst noch mehr.“

„Einen klitzekleinen vielleicht?“

Sie bekam einen. Einen Großen. Einen ziemlich Großen.

„Hmm. Kaffee!“ Sie seufzte genüsslich.

„Ja. Entschuldige.“

„Entschuldigen? Was denn?“ Sie richtete sich halb auf. „Ich mag dem Gebräu selbst nicht viel abgewinnen können, aber meinen Kage liebe ich mit einem kräftigen Schuss Kaffee.“

„So? Ich dachte, er sei Dir zu bitter.“

„Für sich genommen schon. Aber zu Dir passt der erdige Geschmack. Viel besser als Tee.“

„Ah, ich glaube, jetzt muss ich Dich lieben!“, raunte er.

„Nein! Du wirst so oder so zu Ende arbeiten. Und ich will an keiner Verzögerung schuld sein. Sonst kommst Du nie zum Schlafen.“

„Du denkst wirklich, ich könnte mich jetzt weiterhin konzentrieren?“

„Hmm ... ja?“

„Hm. Nein!“
 

Exakt einundvierzig Minuten später saß Hauptmann Nezu wieder voll konzentriert an seinem Schreibtisch, während seine Frau den Göttern für die Kooperationsbereitschaft ihres Mannes dankte.

In einigen Tagen würde sie allerdings einsehen müssen, dass es auf dieser Welt kaum ein stureres Mannsbild geben konnte.

Noch bevor der Monat um war, würde ihr liebender Gatte sich mit beinahe allen Menschen seiner Umgebung angelegt haben.
 

Um den Auslöser dieser kleinen Krise letztendlich kennen zu lernen, lenken wir unser Augenmerk in die nördlichste Provinz des Erdkönigreichs.

Genau hier befand sich der Herrensitz des Erzherzogs von Iweh, Vierter in der Thronfolge des Hochthrons des Erdkönigreichs, Oberhaupt eines der ältesten Adelsgeschlechter des Landes. Eines aussterbendes Adelsgeschlechts wohlgemerkt, da er keine Nachkommen hinterlassen würde.

Der Erzherzog lebte ein einsames, zurückgezogenes Leben.

Seine Ablehnung gegenüber gesellschaftlichen Anlässen hatte dazu geführt, dass Yoshio, der Sohn seiner jüngeren Schwester und einziger noch lebender, männlicher Verwandter Seiner königlichen Hoheit, die repräsentativen Pflichten seines Onkels übernommen hatte.

Dieser junge Mann war zum Glück wesentlich geselliger als der Erzherzog.
 

So also kam Yoshio Saburo, Graf von Nobu, Neffe eines der mächtigsten Männer des Erdkönigreichs, im Gefolge des Erdkönigs an den Palast des Feuerlords.

Er würde Auslöser unaufhaltsamer Ereignisse werden und das Leben einiger Menschen hier auf immer verändern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schreiberling
2012-01-21T19:53:58+00:00 21.01.2012 20:53
Hallo du^^
Ich habe endlich die Zeit gefunden, mich in diese wundersame Welt der Drachenfamilie zu lesen. ;)
Es ist wie immer köstlihc köstlich...
Zuerstmal bin ich froh, dass Aya nun endlich glücklich sein darf. Das war ja alles kaum auszuhalten. Sie und ihr Schatz waren wirklich arme Socken zuvor.
Und was die Männer in Zukos Linie können, können die Frauen ja wohl schon lange. Ich glaube, dass Aya sogar öfter ihre Streicheleinheiten haben will, als ihr Wölfchen. HIHI
Da muss der sich noch eine andere Art von Ausdauer angewöhnen.
Bei so einer einnehmenden Person wie seiner Fee, ist es doch kein Wunder, wenn er nebenbei nicht noch das Schwert schwingen kann. Also das wär dann wirklich zu krass. Ich find es schon gut, dass es Situationen gibt, wo sogar er ganz und gar abschalten kann.
Pippa hat ganz klar diesmal den Vogel abgeschossen. Ich freu mich für Lu Ten. Hätte aber gedacht, dass er vom Hocker fällt. War trotzdem total schön.
Meine Lieblinge bleiben aber die Ureltern Zuko und sein Kobold.^^
Ich liebe die zwei einfach mit ihren Kommentaren dazwischen. HACH
Super schön.

Nun aber zum Alarm aus dem Erdkönigreich.
Ganz ehrlich...
Ich bin mir nicht sicher, ob da Gefahr kommt oder ob du mit dieser neuen Person, noch was anderes vor hast.
Ich lass mich entspannt überraschen und freue mich auf den nächsten Teil dieser spritzig witzigen Story aus dem Drachenhaus.
Auch wenn ich vielleicht nicht pünktlich kommentieren kann, so komme ich doch sicher wieder in die tolle Welt.
Ganz liebe Grüße und ein schönes neues Jahr 2012
von Schreiberling
Von:  Krylia
2011-08-17T07:09:12+00:00 17.08.2011 09:09
Du hast dieses Kapitel ja wirklich mit einer Bombe beendet. Und sie tickt und tickt... Ich hoffe, du lässt sie bald mal platzen, sonst muss ich das Sprengkommando zu dir nach Hause schicken, um eine gezielte Detonation herbeizuführen!

P.S.: Es herrscht weiterhin Baby-Alarm im Schloss, yay!
Von: abgemeldet
2011-08-15T23:10:58+00:00 16.08.2011 01:10
Ich kann mein Glück kaum fassen, diese FF (und die Dazugehörigen) gefunden zu haben! Deine FF sind der Hammer!
Aber dieser eine Graf aus dem Erdkönireich gibt mir kein gutes Gefühl. Ich bin mir nicht sicher ob er sehr gut für die Beziehung zwischen Aya und Takeru ist. Aber (und hoffentlich, denn es wäre eine Schande das jungen Brautpaar, wo es sich doch gerade erst richtig gefunden hat, schon wieder auseinander zu treiben!) ich hoffe, dass ich mich irre (Irren ist menschlich!) und dass der Graf keine bösen Absichten hat und das Nichts passiert (auch wenn er es nicht bewusst machen sollte).


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