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Blood Deal

Even if saving you sends me to heaven
von

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Standpauke

Costello

Costello lief nervös umher. Immer wieder blickte er auf sein Telefon, doch es läuterte nicht, wie abgesprochen. Eigentlich hätte Douglas doch längst anrufen sollen. Wieso hatte er sich noch nicht gemeldet und ihm ausgerichtet, dass er den Job erledigt hatte? Ob etwas dazwischen gekommen war? Wieder sah er auf sein Handy und erschrak, als im selben Moment eine SMS eintraf. Flüchtig las er und begann schließlich laut zu fluchen. Wie konnte es sein, dass die Kortuna-Jungs davon Wind bekommen hatten? Aber er hätte es sich ja eigentlich denken können. In diesem Milieu sickerte immer irgendwo etwas durch. Und manchmal hatte das auch sein Gutes. Aber diesmal war es unschön.

Costello stellte sich ans Fenster und blickte heraus. Wenn Cole noch nicht tot war, könnte es unschön werden. Besonders angesichts der Tatsache, dass dieser Antonin offensichtlich ins Labor eingebrochen war. Noch war nicht abzuschätzen, was er dabei herausgefunden hat, aber letztlich schien jener genau dort anzusetzen, wo es ihn am meisten verletzen würde. Dieser Bluthund war wirklich gut, besser als er je gedacht hätte. Ihn zu unterschätzen könnte gefährlich werden.

Der Laut, der ertönte wenn eine Mail eintraf, weckte ihn aus seinen Gedanken. Er setzte sich an den Schreibtisch und währen er las wurde sein Gesicht finsterer und finsterer. Teilweise war die Reaktion wie erwartet, aber dass er seine Kinder ansprach, ließ ihn vorsichtig werden. Er drückte auf den Button ‚Antworten‘ und tippte eine Nachricht ein.

Ich habe damit nichts zu tun. Der Koruna-Clan hat ihn mitgenommen. Sicher ist er am Hafen in einer der Hallen. Melden Sie sich, wenn Sie etwas wissen. Ich bin gerade ratlos, wie ich Cole da rausholen kann.
 

Anschließend rief er einen seiner Bediensteten und wies an, Frau und Kinder für ein längeres Wochenende auf das Landhaus zu fahren
 


 

Ragnar

Ragnar hatte von dem was folgte nichts mitbekommen. Er schlief, tief und fest den Schlaf des Gerechten. Erst im Krankenhaus, nach seinen Untersuchungen und als es ruhig um ihn im Zimmer wurde, fiel er in einen sanfteren Schlaf. Als er schließlich ganz aufwachte, rief er sofort nach einem Arzt, um die Entlassung bittend. Doch dieser drückte ihn mit Nachdruck zurück in die Kissen. „Sie haben eine heftige Gehirnerschütterung. Und sie haben einen Streifschuss abbekommen. Auch die Platzwunder an der Stirn ist nicht zu verachten“, wurde ihm erklärt und Ragnar knurrte leise.

„Hören Sie, mein bester Freund ist in Gefahr und wenn ich nicht gleich etwas unternehmen kann, ist er schneller tot, als Sie Amen sagen können.“ Doch der Arzt blieb unbeeindruckt, versorgte ihn und bald darauf erklärte er ihm, dass er ein paar persönliche Daten bräuchte.

Mittlerweile war er wieder allein. Der Arzt hat alle Daten aufgenommen und nun lag er im Bett und machte die Augen zu, um ein wenig dösen zu können. Die Platzwunde an der Stirn, so war ihm berichtet worden, war zumindest mit 5 Stichen genäht worden. Sein Schädel brummte noch immer und auch wenn er spürte, dass er kraftlos war, so gab es doch einen Gedanken, der stets überwog: Nathan

Ob er sich schon große Sorgen machte? Ob er enttäuscht wäre, wenn er sich heute nicht melden würde? Ragnar war unruhig, aber er hatte hier keinerlei Möglichkeiten sich zu rühren. Sein Handy und die anderen persönlichen Dinge waren in der Jacke im Schrank und noch fühlte er sich nicht danach, aufzustehen. Als er eine ihm mittlerweile wohl vertraute Stimme hörte. „Nathan?“, flüsterte er sprachlos und lauschte, wie jener von jemandem erklärte bekam, wie es Ragnar ging. Unruhig wartete er, bis sich Nathans Schritte näherten. Eigentlich wusste er gar nicht so recht, was er jenem sagen sollte. Er würde ihm sicher Vorwürfe machen, oder? Ragnar biss auf der Unterlippe herum. Wie hatte jener eigentlich erfahren, wo er war? Über Antonin? Aber wie das? Nathan wird es ihm sicher gleich erklären…

Scheu blickte er in die strahlenden, im Moment etwas dunkleren und vor allem besorgten Augen seines Freundes. Der Arzt war mit hereingekommen und Nathan zögerte, auf ihn zuzutreten. Wahrscheinlich war es besser, wenn sie nicht als Pärchen identifiziert werden würden. „Sie scheinen ja zur Vernunft gekommen zu sein. Kurz hatte ich Angst, sie würden abhauen, sobald Sie Gelegenheit hätten.“ Der Arzt trat an Ragnar heran und begann seinen Puls und seinen Blutdruck zu messen. Ragnar verfluchte ihn innerlich. Er wollte gerade einfach allein mit Nathan sein. Doch er ließ es ruhig über sich ergehen. Und es dauerte ja auch nicht lang, bis er dem Arzt mitgeteilt hatte, dass er sich gut fühle. Dann waren sie schließlich allein. „Hey“, murmelte Ragnar und seine Augen hingen noch immer an den Blauen. „Antonin hat die Bescheid gegeben oder? Es tut mir leid, dass du dir wahrscheinlich ziemliche Sorgen gemacht hast. Ich dachte nicht, dass so etwas passieren könnte.“ Sollte er alles erzählen? Er wusste es nicht so genau. Vor allem wusste er nicht, was dieses ‚alles‘ genau war.
 


 

Nathan

Als er endlich aufgefordert wurde, einem Arzt zu folgen, kam es Nathan so vor, als ob es ewig gedauert hätte. Ewig und drei Tage. Er folgte dem Mann einen Gang entlang und wurde auf dem Weg zum Zimmer über Ragnars Gesundheitszustand aufgeklärt. Platzwunde an der Stirn, die 5 Stichen genäht worden war, dazu kam die Gehirnerschütterung und ein Streifschuss. Er spürte wie er blass wurde und der mitfühlende Blick des Arztes brachte ihm da auch nichts. "Ich danke Ihnen, Doktor. Kann ich nun zu ihm? Ist er bei Bewusstsein?" Immernoch klang seine Stimme sorgenvoll, aber das brauchte ja nun auch wirklich niemanden zu wundern. Der Arzt bestätigte, dass Ragnar zumindest schon einmal wach gewesen war und öffnete die Zimmertür vor der sie stehen geblieben waren. Sofort heftete sein Blick sich auf die Gestalt die dort im Bett lag. Noch bevor Ragnar aus der Notaufnahme gekommen war, hatte Nathan auf ein Einzelzimmer für diesen bestanden. Seine Kreditkarte, oder vielmehr die Farbe seiner Kreditkarte hatte diese Tür sehr schnell für ihn geöffnet. Oder eher für Ragnar.

Nathan schluckte, um seine trockene Kehle zu benetzen, und versuchte den durchaus ein wenig blassen Mann, der irgendwie auf einmal so winzig in dem Bett wirkte, mit dem strahlenden Mann in Verbindung zu bringen, in den er verliebt war. Und das fiel ihm erstaunlich schwer. Dieses Mal hatte jener offensichtlich Glück gehabt, aber was wäre nächstes Mal? Er erkannte den ein wenig vorsichtigen Blick und zwang sich zu einem Lächeln, von dem er hoffte, dass es beruhigend war, aber noch trat er nicht näher. Obwohl alles in ihm danach schrie, sich selbst davon zu vergewissern, dass es Ragnar den Umständen entsprechend gut ging. Die Worte des Arztes ließen Nathan aufsehen und stirnrunzelnd zu diesem blicken. "Hier wird niemand irgendwohin gehen", erklärte er schließlich und schoss Ragnar einen kurzen Blick zu, dass dieser ihm jetzt besser nicht widersprechen sollte. Der Doktor nickte nur und untersuchte seinen Freund nochmal, bevor sie endlich alleine waren.

Fast ein wenig vorsichtig trat er näher an das Bett heran, nach dem Besucherstuhl greifend und sich setzend nickte er schließlich. "Ja, er hat angerufen und mir die Adresse des Krankenhauses gegeben, weil du einen Autounfall hattest", murmelte er und griff nach Ragnars Hand, um sie zu umfassen. "Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht und der Bericht des Doktors macht es nicht besser. Die denken hier ich wäre dein Bruder. Ich hielt es für das beste, sonst hätte man mich wohl kaum informiert und zu dir gelassen", erklärte er und drückte den warmen Handrücken, auf den er bis jetzt gestarrt hatte und hob den Blick. Fast war so etwas wie Verzweiflung in seinen Augen zu lesen. "Ich bin dir hoffnungslos verfallen Ragnar, aber ich weiß bei aller Verliebtheit nicht, ob ich dich hier wirklich durchhalte. Irgendwie bezweifel ich, dass du auch nur den Hauch einer Ahnung hast, wie ich mich die letzte Stunde da draußen auf dem Gang gefühlt habe." Er stockte, löste seine Hand von Ragnars und hob sie, um diesem ganz vorsichtig ein paar Haare aus der Stirn zu streicheln. "Deine Krankheit ist das eine, aber wie soll ich damit klarkommen, wenn dich wirklich jemand erschießt? Und diesmal hätte ich ja noch das zweifelhafte Glück gehabt, wenigstens zu wissen, was passiert ist, aber was, wenn du irgendwann in der nächsten Gasse erschossen wirst? Was wenn ich mich ewig fragen müsste, was mit dir passiert ist?" Seine Stimme war leise und seine Verzweiflung schwang stellenweise mit, aber trotzdem war sie ruhig und blieb in einer Tonart. "Es steht mir nicht zu, aber ich würde mir wünschen, dass du da aussteigst. Amerika ist so groß, es muss nicht New York sein, um weiterhin in diesem Land zu leben." Wenn möglich wurde sein Blick noch ein wenig eindringlicher. "Was aber genau das ist, was ich von dir möchte, Ragnar. Ich möchte irgendwann einmal das Gefühl haben, mit dir zu leben, und ich spreche nicht unbedingt von einer gemeinsamen Wohnung." Abermals ergriff er die Hand des anderen Mannes.

"Es tut mir leid, wenn ich dich damit überrumple, aber ich befürchte, wenn ich das jetzt nicht ausgesprochen hätte, hätte mich meine elende Logik wieder eingeholt. Aber ich halte Gefühlsdinge nicht für etwas, das man immer mit Logik steuern kann. Sonst würde ich die Zeit, die wir uns kennen, auch für zu kurz für diese Art der Gefühle halten. Aber sie sind nun einmal da und ich möchte es im Grunde auch nicht ändern."
 


 

Antonin

Gerade als er sein Telefonat beendet hatte, ploppte das Zeichen für eine neue E-mail auf. Mit gehobener Augenbraue las er die wenigen Worte und schüttelte den Kopf. Das würde Costellos Kopf auch nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Als ob ein so mächtiger Mann wie Costello wirklich ruhig sitzen bleiben würde, wenn man ihm seinen besten Mann unter der Nase wegschnappte. Außer natürlich es war so gewollt. "Elendes Arschloch", fluchte er düster und klappte den Laptop zu. Antonin würde sich auf seiner Fahrt zu Clarissa darüber Gedanken machen, wie er weiter vorgehen wollte. Denn selbst wenn dieses Arschloch log, so hatte er ihm doch einen Namen genannt, mit dem er eventuell arbeiten könnte. Eventuell weil er dafür zu einhundert Prozent Ragnars Hilfe bräuchte, er aber verständlicherweise momentan keine Ahnung besaß, wie es diesem überhaupt ging. Verdammte Situation. Aber solange auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass Cole noch lebte, dürfte er dem Wahnsinn, der an seinen Toren und Mauern klopfte, keinen Einlass gewähren.

Schwer seufzend erhob er sich aus dem Stuhl und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Eine schwarze Stoffhose, die jedoch aus sehr widerstandsfähigem Material bestand, ein dunkelblaues Hemd und dazu ein schwarzes Jackett. So würde es schwer sein, ihn in der Dunkelheit zu erkennen, und trotzdem wäre er für jedwede Verhandlungen präsentabel und würde nicht gleich als waffenfuchtelnder Dummkopf abgeschrieben werden. Kurz leuchtete etwas in seinen Augen auf. "Viel besser wäre es mich als Psychophaten einzustufen. Als gefährlichen obendrein", murmelte er und warf sich einen letzten Blick zu, bevor er das Fellknäul versorgte, seine Waffen zusammen mit den Akten in eine schwarze Sporttasche warf und sich auf den Weg machte. Doch als er schon kurz davor war, den Aufzug zu rufen, entschied er sich um und klingelte bei Coles Nachbarin. Diese zeigte sich zwar erstaunt, war jedoch sofort bereit, sich um die Katze zu kümmern. Antonin bedankte sich mit einem charmanten Lächeln und setzte seinen Weg dann doch fort.

Es sollte zwei weitere Stunden dauern, bevor er den Wagen auf dem Krankenhausparkplatz abstellte und sich, zusammen mit seiner Tasche, auf den Weg zur Rezeption machte. Dort gab er sich als Ragnars Bruder aus und wurde skeptisch angesehen. Aha, also hatte Nathan tatsächlich was im Kopf, wie? Abermals packte er sein bestes Schwiegermutterlächeln aus: "Unsere Eltern haben uns adoptiert, was erklärt, warum wir uns nicht ähnlich sehen. Dann ist Nathan also schon hier? Ist er bei Ragnar? Kann ich zu ihm? Geht es ihm gut?", die Sorge in seiner Stimme musste er sogar nur bis zu einem gewissen Punkt spielen und es schien zu helfen, denn die Frau entspannte sich und erklärte ihm den Weg. Und nicht nur das, bevor er loskonnte las sie am Computer extra noch einmal nach, was Ragnar fehlte. Antonin zeigte sich genügend geschockt und machte sich auf den Weg. Der arme Kerl musste in letzter Zeit auch wirklich einiges mitmachen. Unter anderem auch wegen ihm, etwas das Antonin nicht wenig wurmte und ihm auch ein schlechtes Gewissen bereiten würde, wenn er Gefühle dieser Art momentan zulassen würde. Was er aber nicht tat.

Weshalb er auch ein Lächeln auf den Lippen trug, als er nach kurzem Anklopfen in das Einzelzimmer trat. "Verzeiht die späte Störung, aber ich befürchte ich brauche ein paar Informationen", begrüßte er die beiden so einträchtig da sitzenden und musterte Ragnar kurz. "Du siehst aus wie durch die Mangel gedreht und wieder ausgekotzt", beteuerte er und stellte die schwarze Reisetasche am Fußende des Bettes ab. "Es ist so", fuhr er im herzlichsten Plauderton fort und schloss beide Männer in sein fast schon strahlendes Lächeln mit ein. Zumindest bevor er ganz kurz inne hielt und sich Nathan zuwandte: "Du hörst jetzt am besten mal kurz weg", beschied er ihm und lächelte dann sofort wieder. "Also es ist so, dass Cole wohl tatsächlich entführt wurde. Ich persönlich gehe davon, dass deine erste Annahme stimmt und das Ganze von Costello angeleiert wurde. Woraufhin ich so freundlich war ihm eine E-mail zu schicken, in der ich ihm seinen Tod voraussagte und ihm empfahl, seine Familie von den Straßen zu holen. Der gute Mann hat mir geantwortet, dass ein Clan namens... hm wie hießen die nochmal?", er öffnete seine Tasche und holte die ausgedruckte Email hervor, um sie Ragnar zu reichen, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte. "Also ein sogenannter Kortuna Clan hätte Cole in den Händen und er, der große Obermacker, könnte nichts ausrichten." Und obwohl es unmöglich erschien, verbreiterte Antonins Lächeln sich ein weiteres Mal. So stark, dass es fast schon wieder krampfhaft wirkte. Was es eventuell auch sein mochte... "Und jetzt bin ich ein bisschen ratlos. Ich meine, natürlich möchte ich losgehen und Costello vom Angesicht dieser Welt pusten, aber andererseits sollte Cole diese Ehre gebühren. Vor allem wenn man bedenkt, was dieses feine Oberhaupt mit seinem Dad abgezogen hat. Aber ich greife vorneweg, das kann dir Cole selbst erzählen, wenn er will." Es klang, als ob Antonin nicht den minimalsten Zweifel daran hätte, dass Cole irgendwann fähig wäre, das zu tun. Was nicht unbedingt daran lag, dass Antonin das wirklich glaubte, als daran, dass er sich das selbst einreden musste, um weiterhin zu funktionieren. Um weiterhin tun zu können was getan werden musste. Denn alleine der Gedanke an Cole schmerzte. Es schmerzte so stark, dass ihm nur die Wahl zwischen Weinen und Lachen blieb. Er entschied sich für letzteres, denn 'lachend geht die Welt zugrunde'. Aber Antonin würde ein paar Menschen mit sich reißen. Soviel stand fest.

"Nun, wie du dir denken kannst, scheitert der schöne Plan, Costello von Cole umbringen zu lassen eben an diesem. Ohne Cole, keine Rache für dessen Familie. Also habe ich mich natürlich gefragt wie ich an Cole herankommen könnte, oder vielmehr an diesen komischen Clan. Ich brauche einen Kontakt und wer könnte so einen für mich haben oder herstellen, wenn nicht du, Ragnar?" Er sah auf seine Uhr. "Und es wäre ein bisschen eilig, denn der Trottel hat seine Schmerzmittel nicht genommen." Abermals blickte er auf und umfasste diesmal wieder beide Männer und sah nicht mehr nur Ragnar an.

"Übrigens kannst du dich hier in aller Ruhe erholen. Ein paar sehr fähige meiner Landesmänner haben sich bereit erklärt, hier ein bisschen aufzupassen. Ich bin mir sicher, dass Cole mir die Hölle auf Erden bereitet, wenn ich jetzt noch zulasse, dass dir auch etwas passiert. Gerade nachdem ich Costello fast schon öffentlich bedroht habe." Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte auf den angeschossenen Mann herab. "Du kannst mir doch helfen, oder?"
 


 

Ragnar

Der Blick, den Nathan ihm zuwarf war eindeutig, Ragnar senkte den Blick und spürte, wie ihm unwohl wurde. Als er seine Hand ergriffen fühlte, blickte er Nathan wieder an. Die Erklärung, Nathan sei hier als sein Bruder hergekommen, nahm er nickend zur Kenntnis, allerdings ließ ihn der anklagende Unterton in Nathans Stimme hinsichtlich der Sorgen, die er zur Sprache brachte, schlucken. Als Nathan ihn schließlich wieder ansah ging ihm diese unerwartete Verzweiflung durch und durch. Er spürte, wie in ihm etwas zu zittern begann. Er hätte in diesem Moment wohl dem Teufel seine Seele verkauft, wenn er nur garantiert bekommen würde, dass Nathan nie wieder so verzweifelt sein musste. Und die Worte des anderen machten dieses Zittern in ihm nicht besser. Automatisch schloss sich Ragnars Hand um die des anderen, hielt sie fest, als hätte er Angst, Nathan könnte ihm sagen, dass er genug habe. Dass Nathan ihm letztlich gerade seine Liebe gestand, worüber Ragnar ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht hatte, war etwas, was er gar nicht richtig genießen konnte. Sein Inneres verkrampfte sich. Sie waren erst so kurz zusammen und er hatte seine Gefühle für Nathan noch gar nicht so klar definiert. Er wusste, dass Nathan ihm viel bedeutete, dass er seine Anwesenheit genoss und er ihm unglaublich viel gab. Und er wusste, dass ihr Sex nicht nur auf reine Befriedigung hinauslief, sondern dass da noch viel mehr dahinter war, etwas wesentlich Tiefergehendes. Und er wusste, dass er Nathan viel bedeutete. Schließlich hatte jener sich nicht von ihm abgewandt, obwohl er wusste, womit er unter anderem sein Geld verdiente. Aber dass Nathan so viel für ihn empfand, damit hatte er sich noch nicht gerechnet, noch nicht gewagt daran zu denken. Und umso schlechter fühlte er sich, dass er heute mitgegangen war, dass er sich in diese Gefahr gebracht hatte, ohne darüber nachzudenken, was Nathan dazu sagen wird. Die sanfte Berührung an seiner Stirn, als Nathan ihm die Haare aus dem Gesicht strich, ließ ihn nun nicht nur innerlich erzittern.

Die nun folgenden Fragen rührten in seinen Eingeweiden herum. Doch das Fazit, das Nathan zog, ließ ihn Nathan unruhig ansehen. Konnte es sein, dass dieser unglaublicher Mann ihm gerade erst seine Liebe gestand, dann ihm klar machte, dass es ihm zu viel wurde und nun ihn bat aufzuhören? Und das, obwohl er ihn auch einfach verlassen hätte können. Ragnar schluckte. „Ich bin froh, dass du deiner Logik keinen Platz gelassen hast“, sagte er etwas atemlos, leise. Er hatte Mühe seine Stimme ruhig zu halten. „Und ja, du überrumpelst mich. Nicht aber mit deiner Bitte, denn ich habe schon geraume Weile den gleichen Wunsch und eigentlich hatte dieser Tag heute friedlich über die Bühne gehen sollen und damit dieses Kapitel in meinem Leben beenden sollen. Dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist, war nicht das, was ich gedacht hätte. Cole hätte mich heute schon nicht mehr dabei haben wollen, aber ich wollte ihn nicht allein lassen. Und auch wenn ich was abbekommen habe, so bin ich doch froh, dass ich bei ihm noch war und dass ich Antonin verständigen konnte. Aber ich verspreche dir, dass das die letzte gefährliche Aktion war, in die ich mich gebracht habe.“ Ragnar hob die Hand des anderen und küsste sie sanft, hielt sie sich an die Wange und schloss einen Moment die Augen. „Ich habe lange gehofft, dass mein Leben bald zuende ist. Aber du hast mir neues Licht in mein Dunkel gebracht, Nathan. Und ich kann mir mittlerweile nichts Schöneres vorstellen, als mit dir zu leben. Und irgendwie werden wir das schon hinbekommen, dass ich ein Leben mit dir in Ruhe führen kann.“ Er holte tief Luft und sah Nathan an. „Ich kann mir im Übrigen wohl doch ein wenig vorstellen, wie du dich gefühlt haben könntest. Und daher werde ich dich nie wieder in so eine Situation bringen. Das verspreche ich dir. Ich könnte es nämlich nicht noch einmal ertragen, dich noch einmal so zu sehen.“ Ragnar hob die Hand und strich Nathan durchs Haar. Er liebte diese Haare. Seine Finger glitten über das Gesicht, die Schläfe hinunter den markanten Unterkiefer entlang zum Kinn des anderen. Dann versuchte er sich zu dem anderen zu beugen, um ihn zu küssen, doch irgendwie fiel ihm das sehr schwer, so dass er Nathan mit sanfter Gewalt näher zu sich zog, um ihn küssen zu können. „Entschuldige, dass du das hier durchmachen musstest. Es tut mir leid“, wisperte er gegen die Lippen des anderen.
 

Als Antonin das Zimmer betrat blickte Ragnar erstaunt auf. Das Lächeln, das der Mann trug wirkte so falsch, so aufgesetzt irgendwie bedrohlich. Doch Ragnar kannte diese Art des Lächelns. Es war ein Lächeln der Verzweiflung, das man aufsetzte, um den Verstand nicht zu verlieren und zusammenzubrechen. Er selbst hatte wohl schon des Öfteren auf eine ähnliche Art und Weise gelächelt. Besonders als er das Ergebnis des Test erhalten hatte.

Noch bevor er etwas sagen konnte, begann Antonin zu sprechen. „So fühle ich mich auch ein wenig…“, murmelte Ragnar hinsichtlich des Kommentars, hörte aber weiter aufmerksam zu, die Hand seines Freundes weiterhin haltend. Das, was er zu hören bekam, erstaunte Ragnar nur bedingt. Er war sich zum einen sicher, dass es Costello war, der seine Finger im Spiel hatte, und genauso erstaunte ihn nicht, dass Antonin zu allem bereit war, Cole da rauszuholen. Die Andeutungen, die Antonin hinsichtlich Coles Vater machte, ließ ihn kurz die Stirn runzeln. Ob Antonin da mehr herausgefunden hatte? Dann konnte man nur hoffen, dass Cole die Wahrheit vertragen würde. Aber eigentlich musste er sich darüber keinen Sorgen machen. Antonin war ja für Cole da.

„Ich werde dir helfen. Der Kortuna-Clan wird von den Zwillingen Harki und Sander Kortuna geleitet. Ihre rechte Hand ist Douglas. Harki ist ein mit waffenherumfuchtelnder Vollidiot und Douglas ein machtgieriges Arschloch, dem ich keinen Zentimeter über den Weg trauen würde, aber Sander ist der denkende Kopf der Organisation, dessen Position niemand in Frage stellt. Der Clan gilt als einer der mächtigsten hier, weil er letztlich den Waffenhandel im großen Rahmen in New York beherrscht. Das was Cole teilweise an Waffenhandel macht, sind Peanuts im Gegensatz dazu. Daher traut sich niemand an sie heran. Allerdings verstehen sich die Kortunas mit Costello nicht. Und wir haben uns heute schon gewundert, weshalb sie nicht da waren. Aber mittlerweile weiß ich, denke ich, die Antwort. Costello wird sie nicht eingeladen haben, um hinterher erzählen zu können, dass Cole sie nicht dabei haben hatte wollen. Wahrscheinlich hat er die Kortunas auf ihn angesetzt, ihnen weiß machend, er sei eine Gefahr für die Zwillinge. Vielleicht wollte er damit erreichen, dass er Cole loswird und dass du gleichzeitig in dem Clan aufräumst. Costello weiß was du bist und er wäre nicht er selbst, wenn er nicht versuchen würde, das auszunutzen.“ Ragnar überlegte kurz. „Sie regieren über einen großen Teil des südlichen Hafens, dort liegt auch ihre Zentrale. Ich habe die Telefonnummer von Sander.“ Ragnar deutete auf sein Handy, das bei seinen persönlichen Sachen auf dem Tisch des Zimmers lag. Antonin reichte ihm das Handy und Ragnar gab ihm die Nummer. „Ich weiß, dass Cole entführt wurde. Er ist nicht erschossen worden. Wenn die Kortunas ihn wirklich töten wollten, hätten sie es gleich gemacht. Weshalb sie es nicht getan haben, weiß ich natürlich nicht. Aber ich weiß, dass Sander Costello nicht über den Weg traut. Vielleicht spielt er das Spiel, das Costello für ihn vorbereitet hatte, nicht mit.“
 


 

Cole

Stille erfüllte den Raum nachdem der leblose Körper zu Boden gesackt war. Cole blickte in das Gesicht seines Gegenübers. Der so typische Geruch von Schusswaffen, Kugeln und Blut erfüllte den Raum. Ob er jemals vergessen könnte, dass es diese Welt gab? Könnte Antonins und sein Traum wirklich jemals in Erfüllung gehen? Coles Blick ruhte noch immer in den Augen Sanders. „Ich hoffe nur, dass du dein Wort hältst, Cole“, sprach dieser ihn nun wieder an. „Ich habe gerade meinen besten Mann erschossen. Wenn sich das alles hier doch als Irrtum herausstellt, dann ist dein Leben auch verwirkt.“ Cole nickte ruhig. „Das weiß ich, aber ich weiß auch, dass soeben derjenige erschossen wurde, der an deinem Stuhl begonnen hatte zu sägen.“ Cole warf Douglas einen kurzen Blick zu. Blut floss aus dessen Mund, die Augen wirkten seltsam erschrocken.

Cole war ehrlich gewesen. Er hatte Sander alles erzählt, alles, was er zu den Dingen wusste, die heute und in der jüngsten Vergangenheit geschehen waren. Er konnte keine Halbwahrheiten riskieren. Würde Sander misstrauisch werden, wäre er tot gewesen. Und daher erklärte er ihm, was Costello ihm von dessen Plänen verraten hatte, erzählte sogar von Antonin und ihm selbst. Gemeinsam kamen sie auf den Grund, weshalb Costello gewollte hatte, dass Sander Cole tötete. Und auch wenn Sander das Gefühl hatte, dass er ihm nur schwer glauben konnte, was Antonin war, schien er ihm zu vertrauen. Offensichtlich war es so extrem, dass man es einfach nur als wahr empfinden konnte.

Nun und zuletzt hatte sich eines immer mehr herauskristallisiert: Bei Kortunas gab es jemanden, der gegen den Clan arbeitete. Und der war leicht gefunden. Gefunden und ausgeschaltet.

„Und nun geht es daran, zu beschließen, was nun geschieht.“ Sander hob herausfordernd die Augenbraue. „Vorschläge?“

Cole lächelte leicht. „Hör zu, Sander. Ich versichere dir, dass ich mich komplett aus der Szene verabschiede und euch meinen Einzugsbereich überlasse, wenn ihr mir dafür helft, Costello auszulöschen. Aber zuerst möchte ich Antonin anrufen. Ich habe Angst, dass er Dummheiten begeht.“ Sander nickte langsam. Dann blickte er seinen Bruder an, der schweigend daneben gesessen hatte und fast ein wenig enttäuscht ausgesehen hatte, als Sander Douglas erschossen hatte, als hätte er es selbst gerne getan. So wenig IQ dieser Mann auch hatte, aber er war zum einen seinem Bruder vollkommen ergeben, und zum anderen absolut skrupellos. Cole bewegte sich vorsichtig. Der Schmerz in seiner Schulter hatte zwar nachgelassen, war letztlich aber noch immer unerträglich. Aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Jetzt galt es, Pläne zu schmieden, wie man weiterhin vorgehen wollte. „Ich glaube es wäre gut, wenn Antonin da ist. Und dann locken wir Costello in eine Falle.“
 


 

Costello

Noch immer nichts, kein Anzeichen von Antonin, keine Nachrichten von Cole. Costello wurde minütlich nervöser. Langsam aber sicher sollte doch etwas geschehen. Ob Antonin wirklich sich erst um Cole kümmern würde? Wahrscheinlich und so war es ja auch geplant. Wenn er wirklich erst hierher kommen würde, wäre es fatal. Schließlich würde Douglas dafür sorgen, dass sowohl Antonin als auch Cole morgen früh nicht mehr aufwachen werden - so lautete der Deal.

Costello griff zu seinem Handy, schrieb eine Nachricht und schickte sie an die Nummer, die ihm per Mail zugeschickt wurde.

"Antonin, ich werde auch zum Hafen fahren und Cole dort herausholen. Haben Sie schon Neuigkeiten? Costello"

Ein Spiel weiterzuspielen war wichtig. Er bezweifelte zwar, dass Antonin sich davon wirklich täuschen lassen würde, aber wenn er eine Reaktion erhielte, würde er vielleicht Neuigkeiten erhalten, was los war.

Ansonsten konnte er nicht viel tun. Die Sicherheitsvorkehrungen an seinem Haus waren getroffen, die Wachen verdoppelt worden. Hier würde man nicht so leicht eindringen können. Da wäre es wahrscheinlich einfacher, in die Hochsicherheitsstrafanstalt der amerikanischen Bundesregierung in Colorado einzudringen.
 


 

Nathan

Nathan spürte wie Ragnar erzitterte, wie dessen ganzer Körper sich nicht ganz zwischen kompletter Anspannung und absoluter Erledigung entscheiden zu können schien. Und dessen Augen.. die Augen, die einen guten Teil seiner eigenen Verzweiflung spiegelten. Gott, er könnte es wirklich nicht ertragen, wenn Ragnar ihm jetzt entrissen werden würde. Das Schlimme daran war nur, dass aller Wohlstand hierbei gar nichts brachte. Es brachte ihm keinen Vorteil irgendeiner Art, er müsste sich einzig und alleine auf das Einsehen des anderen verlassen und obwohl er kein besonders gläubiger Mensch war, schickte er ein Stoßgebet hoch. Zu wem auch immer, wenn es ihm nur weiterhelfen würde.

Als Ragnar zu sprechen begann, hatte er fast ein wenig Mühe, jenen zu verstehen, doch es ging. Auch wenn ihm diese leise, atemlose Stimme abermals ein eher schmerzhaftes Herzklopfen bescherte. Das Geständnis dass der andere selbst schon aussteigen wollte, beruhigte diese Art des Herzklopfens jedoch sofort. Ein wenig erstaunt aber auch erleichtert lauschte er den Worten des anderen und schloss die Augen kurz, als Ragnar seine Handinnenfläche küsste und sie dann an seine Wange legte. "Darüber bin ich auch froh, schließlich hat er mir auch Bescheid gesagt", murmelte er dann und öffnete die Augen wieder einen Spalt. "Und dass du den Wunsch bereits von selbst hast, erleichtert mich. So sehr, dass mir die passenden Worte dafür fehlen." Ein leichtes Lächeln schlich sich bei ihm ein. Eines, das man nur als liebevoll bezeichnen konnte. "Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Auch wenn ich natürlich hoffe, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst, so ahne selbst ich als Unbeteiligter, dass das alles nicht so leicht werden wird." Die sanften Berührungen genießend ließ er sich nur zu gern näher ziehen und küssen. Sollte doch ein Arzt kommen und sie auffliegen lassen, es war ihm in diesem Moment unglaublich egal, solange er nur diesen Kuss genießen konnte.

"Hör auf dich zu entschuldigen", wisperte er zurück und küsste Ragnar abermals sanft. "Du tust mir den größten Gefallen, wenn du wieder gesund wirst und deine Worte wahr machst." Abermals strich er über das weiche Haar seines Freundes und so konnten sie noch eine Weile Zärtlichkeiten austauschen, bevor die Tür aufschwang und Antonin preisgab. Ohne seine Hand von Ragnars zu lösen, ließ er sich ein wenig in seinen Stuhl zurücksinken und betrachtete das Schauspiel, das sich ihm bot. Nathan, der Antonin bisher erst einmal gesehen hatte, wunderte sich über dessen Lächeln, kam jedoch anhand der Wortwahl bald dahinter, dass der Mann kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen musste. Hatte Ragnar nicht erwähnt, dass Cole und Antonin zusammen waren? Und jetzt war Cole entführt worden? Diese Welt war wirklich nicht die seine und er versuchte so gut es ging auf Durchzug zu schalten und damit dem Ratschlag des anderen Mannes zu folgen. Je weniger er davon wusste, desto besser.
 


 

Antonin

Antonin machte sich sofort mentale Notizen zu diesen Personen, sich noch dazu durchringen könnend, dankbar zu nicken. Gut dass Ragnar wach und ansprechend war, diese Informationen waren wirklich dringend benötigt, auch wenn es vor Nathan stattfand. Doch der starrte fast ein wenig abwesend auf Ragnar und schien sich an seinen Vorschlag zu halten. Besser so für diesen. Wenn Antonin könnte, würde er sofort mit dem Mann tauschen und zusammen mit Cole ein sowas von langweiliges Leben führen, dass andere schon beim Gedanken daran gähnen müssten. Genau so ein Leben wollte er und er wusste, dass es ihn erfüllen würde.

"Verständlich dass sich da niemand rantraut. Nicht einmal die ganz dummen laufen mit einer Handfeuerwaffe gegen eine Panzerfaust", murmelte Antonin und runzelte die Stirn. Wenn die Cole wirklich umgebracht hatten, würde er sie wohl laufen lassen müssen, denn in seinen Augen waren sie nur ausführendes Organ. Der Schuldige blieb nach wie vor Costello, auch wenn es ihn wurmen würde. Aber er sah sein Leben schon an Costello drauf gehen, da konnte er davor nicht noch riskieren, an einem Clan, der bis unter die Zähne bewaffnet war, zu sterben, bevor er sich um das Oberarschloch gekümmert hätte. Aber noch gab es ja die minimale Chance einer anderen Möglichkeit, eine an die Antonin sich mit aller Macht klammerte. Doch dann schüttelte er den Kopf. "Nein.. nein, das weiß Costello nicht. Abgesehen von Cole weiß das niemand." Diesmal war sein Lächeln für einen kurzen Bruchteil ehrlich. "Was ich bin und was ich kann, das sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Aber womöglich wäre sein Plan aufgegangen, wenn ich von Anfang an davon überzeugt gewesen wäre, dass Cole tot ist." Er gab Ragnar das Handy und tippte die Nummer gleichzeitig in sein Handy ein. Doch noch bevor er wählen konnte, bekam er eine SMS. Hm.. diese Nummer besaßen seit jeher nur Nicholas, Cole und nun auch Costello. Er speicherte Sanders Nummer schnell ein und begann die eingetroffene Nachricht zu lesen. Natürlich.. Costello würde jetzt zum Hafen fahren und Cole rausholen. Und in der Hölle war Jahrmarkt. Kurz verächtlich schnaubend, trat er zum zweiten Besucherstuhl und ließ sich darauf nieder, bevor er die andere Nummer anwählen ließ. Wo auch alsbald jemand ranging, in einer Art und Weise, die ihm von Cole nicht unbekannt war.

"Sander Kortuna, nehme ich an?", fragte er in seinem besten Plaudertonfall. "Mein Name ist Antonin Marakow und wenn ich Costellos Worte für bare Münze nehme, dann habt ihr Cole in eurer Gewalt und er kann leider, leider nichts dagegen tun. Findest du das gut, Sander? Dass der Kerl rumrennt und erzählt, ihr würdet ohne irgendwelche Kriegserklärungen einfach die Spitzenmänner der anderen Clans einkassieren? Man mag sich gar nicht vorstellen was passiert, wenn er das auch den anderen Oberhäuptern erzählt, richtig? Aber wie dem auch sei..,", und hier legte er eine kleine Kunstpause ein. "Mir ist euer Clanscheiß vollkommen gleichgültig. Mir ist es auch egal, dass der ach so mächtige Costello seinen besten Mann da nicht rausholen kann, aber sich angeblich auf dem Weg zum Hafen befindet, um es doch zu tun. Ich möchte nur wissen, ob Cole noch lebt und wenn ja, dann möchte ich einen Beweis, genug Informationen mit denen ihr etwas anfangen könnt als Bezahlung habe ich euch ja gerade gegeben." Er sparte es sich - wenn auch nur sehr schwer - zu drohen was passieren würde, wenn Cole nicht mehr lebte. Es wäre in diesem Moment eher hinderlich für die Sache. So wie er das gerade anging, konnte sich dieser Sanders denken, was für ein Spiel Costello vermutlich spielte und würde vielleicht anfangen zu denken, bevor er ihm eine Lüge erzählte.

Wobei Antonin natürlich mit aller Macht darauf hoffte, dass Cole noch lebte und dass man ihn mit ihm sprechen lassen würde. Kurz schloss er die Augen, tief durchatmend. Sein ganzer Körper fühlte sich immernoch an als würde er unter Storm stehen und noch immer kostete es ihn immense Willenskraft, sich nicht von irgendeinem Dach zu stürzen. Es war wirklich seltsam, aber offenbar redete man sich wirklich lange genug ein, dass das Leben des Zieles auch das eigene war. Und ZACK schon war es tatsächlich so. Ohne Cole war aber so oder so kein wirkliches Leben mehr vorstellbar, höchstens ein Überleben und das war ihm zu wenig. Viel, viel zu wenig. "Costello hat übrigens noch keine Antwort von mir erhalten, etwas das du zu deinem Nutzen drehen könntest, wenn du vorhättest, neues Gebiet unter deine Fittiche zu bekommen", fügte er schließlich noch an und beschloss dann abzuwarten. Mehr konnte er nicht geben, denn mehr hatte er nicht mehr.
 


 

Cole

Gerade als er die Hand nach dem Handy ausstrecken wollte, das Sander im reichte, begann dieses zu vibrieren. Sander zog die Hand zurück und blickte darauf, stirnrunzelnd. Dann ging er ran und lauschte. Nach einem anfänglich verwirrten Blick schlich sich nach und nach ein Grinsen auf die Lippen des anderen Mannes und sein Körper entspannte sich.

"Wenn ich nicht wüsste, dass es so etwas nicht gibt, würde ich sagen, dass Cole und du metaphysisch miteinander verbunden seid und euch fantastisch auf die Kunst der Gedankenübertragung versteht", sagte er und nun war es an Cole irritiert zu schauen. "Cole, das ist der Mann deiner Wünsche. Er bietet mir gerade an, Infos über Costello zu bekommen, wenn ich ihm versichere, dass du noch lebst." Noch bevor Cole die Hand ausstrecken konnte, reichte ihm Sander das Telefon mit dem Kommentar. "Moment, ich geb ihn dir."

"Antonin?", fragte Cole und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ein Lächeln, das von Erleichterung sprach. "Ich bin froh dich zu hören, und mach dir keine Sorgen, mir geht es gut - ok die Schulter schmerzt, aber ansonsten ist alles in Ordnung." Cole hatte sich ein wenig gedreht und sprach leise und ruhig. Sein Blick war zwar auf den Boden gesenkt, aber er hatte die Augen geschlossen, genießend zu wissen, dass es Antonin gut ging. "Frag ihn woher er die Nummer hat", wurde ihm von Sander zugeraunt und Cole öffnete wieder die Augen. "Ragnar hat dir die Nummer gegeben, oder? Geht es ihm gut?" Als Antonin es nach kurzem Zögern bejahte, nickte Cole. "Hör zu, Sander hat durchschaut, dass Costello ein falsches Spiel spielt und wir haben uns zusammen getan, um dem ganzen ein Ende zu setzen. Ich wollte dich auch gerade anrufen, und dich fragen, ob du dabei bist. Ich glaube wir müssen uns ohnehin noch unterhalten und dann gemeinsam überlegen, was wir tun. Kann ich dich irgendwo abholen lassen, oder kommst du selbst in den Hafen?" Cole blickte Sander fragend an. Dieser signalisierte ihm, dass er ihn entweder abholen lassen kann, oder er zur East Oriole Street kommen solle.

"Ist gut, dann holen sie dich ab und wir sehen uns gleich", fügte er noch hinzu und gab Sander schließlich sein Handy zurück. "Dir ist klar, dass wenn Costello stirbt, sich hier einiges ändern wird. Ich möchte noch ein paar Dinge klar stellen. Ich werde weg sein, keine Frage, aber ich möchte, dass meine Leute unangetastet bleiben. Sie werden die Wahl bekommen, was sie tun wollen, aber wenn sie sich zurückziehen, muss ihnen das auch gewährt werden. Ich möchte nicht, dass ihr sie überrollt und zwingt." Sander nickte. "Das sollte kein Problem sein." Kurz schwieg jener. "Ich weiß nicht genau, ob ich dich beneiden soll. Aber ich werde keine Fragen stellen, wie es zu deinem Entschluss kommt, aufzuhören. Ich kann mir denken, dass es mit der Person zu tun hat, die ich gleich kennenlernen werde. Aber ich weiß nicht, ob ich auch irgendwann mal soweit bin. Noch ist es eigentlich ein ganz angenehmes Leben für mich." Cole lachte leicht. "Du bist ja auch nicht dein Leben lang dazu gezwungen worden, indem man die Märchen erzählt hat", knurrte er leise.
 

Es dauerte eine Weile, bis sie verständigt wurden, dass Antonin eingetroffen war. Cole ging mit Sander und dessen Bruder jenem entgegen. Als sich ihre Blicke trafen, wusste Cole, wie sehr die Geschichte an Antonin genagt haben musste. Aber er war genauso erleichtert, dass jener noch keine Dummheiten angestellt hatte. Schließlich hatte Antonin nicht davon ausgehen können, dass er noch lebte. Und Cole wusste, was jener getan hätte, wenn er bei dem Telefonat gerade erfahren hätte, dass er gestorben wäre.

"Antonin, das sind Sander und Harki, die Oberhäupter des Koruna-Clans. Sie werden uns helfen das zu beenden, was beendet werden muss. Aber vorher wäre es wahrscheinlich ratsam, wenn wir uns unter vier Augen unterhalten." Er lächelte leicht, dann blickte er Sander an, der ihn kritisch musterte und kurz zögerte. "Gut", murmelte dieser schließlich und deutete kurz darauf auf einen Raum. "Ihr könnt da rein gehen. Aber wir sollten nicht mehr lange warten."
 


 

Antonin

Antonin runzelte die Stirn. Metaphysisch verbunden? Gedankenübertragung? Hatte er am Ende doch den trotteligen der beiden dran? Aber das klang fast so als ob... und tatsächlich wurde das Telefon mit einigem Gemurmel weitergereicht und wenn er nicht bereits sitzen würde, hätte er es spätestens jetzt tun müssen. Für einen kurzen Moment schien alle Anspannung aus seinem Körper zu weichen und er seufzte erleichtert auf. "Mach dir keine Sorgen, sagt er. Haben die dir zu fest über den Schädel gehauen?", brummte er ins Telefon, musste dann jedoch lächeln. "Du wirst eine ungefähre Idee haben wie erleichtert ich mich gerade fühle." Zwar besaß Antonin nicht den Hauch einer Ahnung, warum es Cole gut ging und warum man ihn sofort 'durchgestellt' hatte, aber er wusste, dass sich dessen Stimme anders anhören würde, wenn da ein Kerl mit einer Waffe dahinter stehen würde. Vermutlich hätte sein Freund auch sonst irgendetwas untergebracht, das Antonin einen Hinweis geben würde, so aber vertraute er auf das, was Cole ihm sagte und bestätigte schließlich auch, von wem er die Nummer hatte. "Er wurde ein wenig durch die Mangel gedreht, aber seine bessere Hälfte wird schon auf ihn aufpassen", bestätigte er ebenfalls den Gesundheitszustand von Ragnar. Danach erhielt er auch den Grund, weshalb es Cole nicht schlechter als vorher auch schon zu gehen schien. "Die sollen mich abholen, ich bin im Marx Krankenhaus und werde draußen warten", entgegnete er und beendete das Telefonat dann.

Mit deutlich mehr oder vielmehr ehrlicherer Energie erhob er sich vom Stuhl und ergriff seine Reisetasche wieder. Ragnar schenkte er ein Lächeln. "Mach dir keine Sorgen mehr um Cole, sieht so aus als wäre dieser Sander tatsächlich ein recht schlaues Kerlchen und hat durchschaut, was Costello da treibt. Ich melde mich sobald ich mehr weiß oder der ganze Affenzirkus vorbei ist." Diesmal warf er Nathan einen schnellen Blick zu: "Ich hoffe für dich, dass der gute Mann hier vernünftiger als Cole ist, was die eigene Gesundheit betrifft. Pass gut drauf auf, dass er sich erholt und keine Dummheiten macht." Danach winkte er beiden noch einmal zu und verließ das Gebäude, um auf den Leihwagen zuzugehen. Dort räumte er einige Dinge aus dem Kofferraum in die Tasche und überprüfte seine beiden Eagles nochmal, bevor er sich gut sichtbar hinstellte und auf seinen Abholdienst wartete. Die Fahrt verlief schweigend und Antonin gab sich redliche Mühe, eine gelassene, selbstsichere Aura um sich herum aufzubauen. Gerade würde er viel darum geben hierin die gleichen Fähigkeiten wie Cole zu besitzen, denn nach seinem Lächeln war ihm jetzt einfach nicht mehr zumute.

Als sie ankamen, schnappte er sich seine Tasche, strich die Art Anzug, den er trug, ein Stück gerade und stieg aus. Er wurde in eine Halle geführt, wobei er für den Sachverhalt der Situation erstaunlich wenig Aufmerksamkeit auf die Gegebenheiten lenkte, sondern vielmehr seinen Blick sofort auf Coles Gestalt heftete. Und in dem Moment als sich ihre Blicke trafen, begann sein Herz im Eiltempo zu schlagen und abermals wünschte er sich einen Stuhl. Irgendwo in seinem Kopf schien ein ganzes Stimmgewirr loszugehen. Lauter leisere und lautere Stimmchen, die ihm Coles Namen vorbeteten und ihm versicherten, dass sein Freund und Partner dort wirklich stand. Lebendig. Doch auch in dessen Augen nahm er Erleichterung wahr. War Cole davon ausgegangen, dass er sich sofort die Knarre an den Kopf hob? Nein, nein.. er hatte Costello nicht belogen. Er war ein Mann der Rache und schließlich müsste er seinem Freund im nächsten Leben ja auch irgendwas berichten können.

Als er bei den dreien ankam, wurden ihm die anderen beiden vorgestellt, was er mit einem Nicken und einem nicht unbedingt vertrauensseeligen Blick zur Kenntnis nahm. Man durfte nicht vergessen, dass diese Männer Cole entführt hatten. Wer wusste schon, wann sie sich das nächste Mal umentschieden? "Solange sie nur nicht zuviel beenden", murmelte er und nickte dann auf den Vorschlag hin. Dass Sander das nicht ganz gefiel, konnte er sich schon denken, aber es gab einen Pluspunkt, dass er es ihnen dann doch gestattete. "Ja, wir haben nicht viel Zeit", bestätigte Antonin, schließlich doch zu seinem für diese Situation typischen Lächeln zurückfindend. "Schließlich habe ich Costello bereits darüber informiert, dass er sterben wird." Seine Stimme klang ein wenig träge durch den Akzent, der diesmal deutlicher durchschien, doch als er sich Cole zuwandte klang er wieder wie immer. "Komm, ich hab wenig Zeit, um viel zu erzählen." Ungefragt ging er voraus und kaum, dass Cole die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ließ er die Tasche zu Boden gleiten und zog den anderen Mann an sich und in einen hitzigen Kuss. Er brauchte das jetzt dringender als jemals zuvor. Die Versicherung, dass der Mann hier vor ihm tatsächlich aus Fleisch und Blut bestand, atmete und das dessen Herz noch schlug. Es war keine sexuelle Begierde, die ihn antrieb, sondern eine viel tiefer gehende Sehnsucht.

"Mach mir nie wieder so eine scheiß Angst!", fauchte er dann schon fast und funkelte Cole kurz an. Natürlich wusste er wie sinnlos es war, jetzt auf diesen sauer zu sein, es war vielmehr ein Ausdruck seiner Sorge um ihn und ein Zeichen für die Emotionen, die er die ganze Zeit unterdrückt hatte und noch immer nicht ganz loslassen durfte. Vor ihnen lag noch eine Menge Arbeit. Doch zuerst... Er löste sich von Cole und beugte sich zu der Tasche, eine Wasserflasche und zwei Tabletten herausnehmend. "Das sind nicht die von Raphael sondern von mir. Normalerweise würde ich dir davon keine geben, aber da du die anderen ja unangetastet zuhause gelassen hast..." Auffordernd streckte er Cole beides hin und sah sich nach einem Stuhl um. "Setz dich, ich habe nicht besonders viel Gutes zu berichten", erklärte er dann und zog einige Akten aus der Tasche, die er dem anderen reichte, nachdem er die Tabletten genommen hatte. "Ich habe mich die letzten Wochen über Costello informiert. Ab ungefähr zwei Monate bevor deine Familie getötet wurde und ich bin auf Dinge gestoßen, über die ich mit dir in aller Ruhe sprechen wollte. Leider hab ich den wirklichen Beweis für meine Theorien erst heute erhalten, als ich in dessen Pharmacyfirma eingedrungen bin.." Und damit begann Antonin seine Ergebnisse vor Cole auszubreiten. Seine Vermutung darüber, dass Costello die Mörder seiner Familie schon lange beiseite schaffen hatte lassen. Dass diese im Grunde nur ausführendes Organ gewesen waren. Die Berichte über Costello, den Machtwahn, dem dieser erlegen war und das was er über Coles Vater in Erfahrung gebracht hatte. Dass diesem krebsfördernde Mittel gespritzt worden waren, wohl um Dinge zu testen, dass die Einverständnisverklärung von Robert Tinsley jedoch nie soweit ging und dass er bereits Krebs gehabt hatte. Sprich er ließ nichts aus und verschönte auch nichts. In dieser ganzen Zeit ließ er Cole nicht eine Sekunde aus den Augen. Er erzählte auch, was er bisher getan hatte und wie er auf Sander gekommen war, dass er Costello eine Email zukommen hatte lassen und am Schluss, um das ganze wenigstens ein klein wenig wieder ins hier und jetzt, in die Gegenwart zu ziehen, erwähnte er auch, dass Coles Nachbarin sich um das Fellknäul kümmern würde.
 


 

Cole

Ohne Widerstand ließ sich Cole küssen, erwiderte vielmehr den Kuss mit der gleichen Sehnsucht, die Antonin in den Kuss hineinlegte. Den Schmerz, den er in seinem Arm spürte, durch die Bewegung, ignorierte er. Die darauffolgenden drohenden Worte nahm Cole mit einem ruhigen Blick auf. "Das habe ich auch nicht vor", murmelte er und küsste Antonin noch einmal.

Als Antonin die Tabletten herausholte und Raphael erwähnte fiel Cole etwas ein. "Apropos", meinte er und schraubte sich umständlich die Wasserflasche auf. "Raphael hat mir eine SMS geschickt, die recht panisch klang. Ich soll dir sagen, dass du das - was auch immer es ist - in einen komplett falschen Hals bekommen hättest und er das nicht in Bezug auf mich gesagt hätte." Cole blickte Antonin fragend an. "Ich gehe davon aus, dass du weißt, was damit gemeint ist." Er nahm die Tabletten in den Mund und schluckte. Dann setze er sich, wie es ihm angeraten wurde.
 

Es war keine Überraschung gewesen, dass Antonin sich an Costellos Fersen geheftet hatte, allerdings erstaunte Cole der Rest. "Costello hat ein Chemielabor?", fragte er ungläubig. "Davon weiß ich ja gar nichts." Doch die nun folgenden Einzelheiten waren noch erschreckender als erwartete. Coles Blick wurde von Wort zu Wort kühler. Konnte das wirklich sein? - Aber es gab keinen Grund zu zweifeln.

Als Antonin endete wusste Cole nicht so recht, was er sagen, denken, fühlen sollte. Er hatte zwischendrin dem Blick des anderen nicht standhalten können. Zu heftig waren die Dinge, die er zu hören bekam. Und auch jetzt war sein Blick gesenkt. In seinem Kopf schwirrte es. Er konnte nicht sagen, dass er Antonin misstraute, dass er es nicht glaubte, gar nicht. Das Verwunderliche war, dass er nicht ein Wort anzweifelte. Hatte er es schon immer geahnt, dass da etwas so Großes im Argen lag? Hatte er tief im Inneren schon immer geahnt, dass es etwas in der Art gewesen war? Aber wieso hatte er nie nach Klarheit verlangt? Wieso hatte er Costello nie gezwungen, ihm die Wahrheit zu sagen? Weil jener ihn mit dieser Psychoscheiße konfrontierte? Weil jener nun mal doch so eine Art Vater für ihn war? Weil er Halt gebraucht hatte? Cole wusste es nicht so ganz.

Aber ihm war klar, dass er jetzt nicht mehr die Augen verschließen konnte. Denn jetzt war die Wahrheit da und stand im Raum und war nicht mehr wegzudenken. Und jetzt musste er handeln.

Doch der Hass, den er wohl hätte spüren müssen, war nicht da. Er fand ihn nicht. Er empfand nicht den Hass, den er seinen Eltern doch schuldig war. Und anstatt dass er das Gefühl hatte, Costello sofort beseitigen zu wollen, spürte er viel mehr nur den Wunsch, dass das ganze hier einfach nur ein Ende haben würde. Er wollte hier weg, gemeinsam mit Antonin weggehen. Er wollte ein ruhiges Leben, ohne Mord und Gewalt, ohne eine Vergangenheit des Grauens.

Und dies verwirrte ihn. Wieso empfand er jetzt nicht, wie er es eigentlich sollte, um genug Kraft zu haben, um zu beenden, was beendet gehört.

Verzweifelt blickte er endlich auf. "Danke", begann er zögernd. "Danke, dass du das alles herausgefunden hast." Noch einmal schwieg er kurz. "Es ist seltsam, aber ich habe gar nicht das Bedürfnis, Costello umzubringen, auch wenn er es verdient hätte. Ich..." Cole verstummte und senkte den Blick wieder. Er fühlte sich so furchtbar leer an, so ausgelaugt und kraftlos. Wo war mit einem Mal seine ganze Kraft?

"Ich möchte nicht mehr töten, Antonin. Ich kann nicht mehr. Gibt es denn keine andere Möglichkeit?" Seine Finger spielten unruhig werdend miteinander. "Können wir es denn nicht irgendwie anders lösen?"
 


 

Antonin

Zu der Sache mit dem Doc gab Antonin nur einen Laut von sich, den man als ungläubig oder abwertend deuten könnte. "Dieser Mann sollte lernen, sich besser auszudrücken. Aber ja, ich weiß was gemeint ist. Danke für die Information." Die ganze Sache hatte er eigentlich schon wieder vergessen gehabt. Sie war nicht wirklich wichtig und wenn der Arzt Cole weiterhin zusammenflicken würde, war es ihm egal, was dessen persönliche Meinung zu irgendwelchen Dingen war. Im Grunde war es ihm völlig gleichgültig.

Antonin beobachtete seinen Freund genau und wusste nicht so ganz, was er von dessen Mimik zu halten hatte, vor allem da jener den Großteil der Zeit den Kopf gesenkt hielt. Seit wann denn das? Seit wann gab Cole mit solchen Gesten zu verstehen, dass etwas ganz furchtbar an ihm nagte? Selbst zu ihren heftigsten Zeiten hatte sich sein Freund diese Blöße nie gegeben und jetzt saß er hier, mit seinem kaputten Arm und gesenktem Kopf und ließ die ganze Wahrheit einfach so über sich ergehen? Ein unwilliger Muskel zuckte in Antonins Gesicht und er musste die Hand heben und über die Haut fahren um ihn wieder zu beruhigen. Wo blieb die Reaktion? Wo blieb der Unglaube? Der Hass? Die erwartete Kurzschlussreaktion? Der Frust darüber, dass Antonin das hinter seinem Rücken erledigt hatte? Wo zum Henker, wo?! Und als Cole endlich aufsah, traf ihn dessen Verzweiflung mit voller Breiseite. Etwas, das ihm fast die Luft abschnürte, aber immerhin endlich eine Gefühlsregung darstellte. Doch dass sein Partner sich bedankte, brachte Antonin schon wieder zum wanken. Auch hier hatte er mit einer anderen Reaktion gerechnet und als Cole weitersprach, wollte er ihn nehmen und schütteln bis sich die Gehirnzellen wieder am richtigen Fleck befanden! Antonin kam sich gerade vor als stünde er mitten im Wald, mit dem Befehl den ganzen zu roden und abzuholzen, ohne dass man ihm eine Axt mitgegeben hätte.

"Du möchtest ihn nicht mehr töten?", wiederholte er ruhig und blinzelte ein paar Mal überdeutlich. "Was zum…" Er ließ seinen Blick über die gebrochene Gestalt gleiten und seine Augen verdüsterten sich. Cole hatte nicht zu brechen! Nicht jetzt und überhaupt schonmal gar nie! Aber ganz besonders jetzt nicht, wo sie kurz davor standen, das Oberarschloch zu erledigen und dann endlich ihre Ruhe hätten. Er atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bevor er anfing zu sprechen. "Gut, ich kann das ein klein wenig nachvollziehen. Ich wollte Nicholas auch nicht töten, du bist schwer verletzt, du hast einen Unfall hinter dir und wurdest hier sicherlich auch nicht besonders gut behandelt. Ich kann gut verstehen, wenn du dich lieber aus der Sache heraushalten möchtest und selbst nicht mehr töten willst. Ist vielleicht auch besser mit deinem Arm." Kurz schwieg er nach diesen durchaus ruhig und freundlich dahin gesagten Worten, ein paar Schritte von Cole zurücktretend, ein Stück näher zur Tür rückend gab er seinem Freund keine Warnung auf die Lautstärke, die sich gleich darauf auf ihn niederprasseln sollte: "Bist du von allen guten und bösen Geistern dieser Welt verlassen worden?! Eine andere Lösung?", höhnte er und seine Stimme überschlug sich fast vor freigelassener Empörung. "Spinnst du?! Als ob ich auch nur eine Sekunde lang ruhen würde, bevor ich dessen Leiche nicht mit eigenen Augen gesehen habe! Von mir aus bleib hier sitzen und bedauere dich selbst! Vor dieser verschissenen Tür stehen zwei Clanoberhäupter, die den Kerl aus dem Weg haben wollen und die mehr Feuerkraft im linken Zeh haben, als du im ganzen Dreams versteckt hast! Und da sitzt du hier und erzählst mir etwas von anderen Lösungen?!" Antonin gab sich keine Mühe seine Stimme runter zu fahren, nein, jetzt wo er den Griff um seine Emotionen verlor, konnte er es gar nicht mehr stoppen. "Nicht nur dass der Penner deine Familie auf dem Gewissen hat und uns beide aus dem Weg räumen wollte, nein als ob das nicht reichen würde liegt Ragnar wegen SEINEN Anordnungen im Krankenhaus. Und hast du schonmal drüber nachgedacht, warum dich bei dem letzten Kampf jemand aus DIESER Entfernung mit DIESER Sicht nicht tödlich getroffen hat?! HAST DU DAS?! Nun, ich habe darüber nachgedacht und noch über viel mehr! Der Kerl hat dich dein Leben lang manipuliert und ausgenutzt und obwohl du nach wie vor alles getan hast, was er verlangt hat, OBWOHL du mir versprochen hast, heute zuhause zu bleiben, sitzt du jetzt hier und hast es einzig und alleine einem schlauen Köpfchen zu verdanken, dass du noch lebst! Bleib ruhig hier sitzen und bemitleide dich selbst, ICH werde diesen Abschaum von der Erde pusten und wenn es das letzte ist, was ich tue!" Damit wollte er sich eigentlich schon umdrehen und die Tür aufreißen, hielt dann aber doch nochmal inne und atmete tief durch. "Cole.. ich liebe dich wirklich, aber gerade bin ich kurz davor, dich hier einsperren zu lassen und erst zu holen, wenn alles vorbei ist."
 


 

Cole

Erschrocken blickte Cole auf, als er angeschrien wurde. Einen Moment verfinsterte sich seine Mine und seine gesamte Gestik ging auf Abwehrhaltung, sein Sturkopf war geweckt. Doch nur so lange, bis der Inhalt der Worte, der anklagenden aber wahren Worte zu ihm durchdrang. Und die wichtigste Wahrheit, die zu ihm durchdrang war die, die Costello jahrelang geblockt hatte: Dieser 'Penner' - um bei Antonins Wortwahl zu bleiben - hatte seine Familie auf dem Gewissen. Und war es nicht Costello selbst, der ihm immer eingetrichtert hatte, dass er an seine Familie denken musste?

Und dann war da noch Ragnar. Ja, ihm gegenüber würde es auch nicht gerecht sein, wenn Cole jetzt den Schwanz einzog. Wie hatte er eigentlich auf diese dämlichen Gedanken kommen können, dass es auch ohne Gewalt zuende gehen könnte? Was hatte ihn geritten? Aber diese Frage war leicht zu beantworten. Er war verdammt müde und er hatte absolut keine Kraft mehr. Aber wer war er, wenn er deswegen jetzt schlapp machte? Er war Cole, oder etwa nicht? Cole, der es nicht kannte, Schwäche zu zeigen. Und wieso in Dreiteufelsnamen musste er jetzt das Gefühl haben, etwas nicht zu schaffen? Jetzt, wo es darauf ankam?

Mitleid? Empfand er das wirklich für sich? Dieses elendige Selbstmitleid, das er anderen immer anlastete, das er eigentlich verfluchte? Irgendwie offenbar schon.

In Gedanken versunken saß Cole da, war letztlich schon mit seinen Gedanken dabei, sich zu überlegen, wie er vorgehen sollte, als er die letzten Worte des anderen hörte. Überrascht blickte er auf und sah, dass Antonin zur Tür getreten war. Und ohne recht zu hören, was Antonin noch sagte, außer dass er ihn liebte, stand er auf und griff nach dem Handgelenk des anderen, ihn in der selben Bewegung zu sich ziehend. Der Schmerz in seiner Schulter durch die plötzliche Bewegung ließ ihn kurz zischend Luft einsaugen. "Entschuldige, ich bin ein Idiot", sagte er mit fester Stimme. "Ich weiß nicht, was gerade in mich gefahren ist. Du hast vollkommen recht. Und ich werde dich bestimmt nicht alleine gehen lassen, auch wenn ich wohl ein Handicape habe." Er blickte Antonin mit ruhigen Augen an. Ja, da war sie wieder die Entschlossenheit, die er eigentlich schon gestern Abend gehabt hatte. Und auch die Stärke meldete sich langsam aber sicher zurück.

"Lass uns das Arschloch beseitigen. Und dann werden wir endlich nur noch Zeit für uns haben." Er küsste Antonin spielerisch, als die Tür aufging. "Habt ihr beiden...", Sander räusperte sich. "Und ich hatte doch recht. Harki schuldet mir 100 Dollar", murmelte er. "Kommt jetzt, ihr zwei Idioten. Wir müssen los. Ich habe gerade Infos bekommen, dass Costello sich in seinem Haus verschanzt hat. Offenbar erwartet er uns. Meine Leute freuen sich schon darauf, ein Haus zu kapern." Sander grinste leicht und Cole blickte ihn leicht grinsend an. "Na dann wollen wir mal die Ratten ausräuchern." Das Leuchten, das in seinen Augen funkelte, spiegelte seinen Tatendrang wieder. Er war wirklich ein Idiot gewesen. Ob es der Einfluss war, die Psychoshow, die Costello bei ihm immer abgezogen hatte, die ihn kurzzeitig hat zweifeln lassen? Wahrscheinlich. Aber nun würde er nicht zögern abzudrücken. Das war er seiner Familie schuldig. Das war er Rachel, seiner Schwester, Julian, seinem Bruder, Marie, seiner Mutter und allen voran Ronald Tinsley, seinem Vater, schuldig. Und das, was er sich seit jenem Tag gewünscht hatte, war nun endlich möglich. Jetzt würde er seine Rache erhalten.

Als sie ihm Auto saßen, lehnte Cole seinen Kopf ans Fenster und blickte hinaus. Die Schmerztabletten wirkten langsam und er fühlte sich schon besser, dennoch wusste er, dass er sich nur eingeschränkt würde bewegen können. Nachher würde er dafür sorgen, dass er jemanden bei sich hatte, der ihm seinen linken Arm ersetzte. Antonin würde er nicht damit behelligen. Jener war so wichtig, dass er ihm keinen Klotz ans Bein hängen wollte.

Und jetzt starrte er erst einmal hinaus. Er ging noch einmal die vielen Informationen durch, die Antonin ihm mitgeteilt hatte. Erst jetzt wurde es ihm so recht bewusst, was dieser alles herausgefunden hatte. Erst jetzt realisierte er, was er all die Jahre auch verdrängt hatte. Denn alle Ungereimtheiten ergaben mit einem Mal seinen Sinn.

Er legte Antonin, der neben ihm saß, seinen Arm um die Schultern und zog ihn zu sich, um ihn zu küssen. "Danke", wisperte er. "Danke, dass du so ein wunderbarer Hitzkopf bist." Er lächelte leicht, dann stoppte das Auto.
 

Während Sander seinen Leuten erklärte, was in der Zwischenzeit seine Leute hinsichtlich der Wachen und Abwehranlagen herausgefunden hatten, ließ sich Cole seine Waffe geben. Er lud sie und entsicherte sie gleich. Später würde er dafür keine Zeit haben. Als Sander endete ging er zu ihm. "Ich brauche einen linken Arm", erklärte er und sah ihn an. "Nimm David dort drüben. Er bewundert dich und wird dich beschützen." Cole hob die Augenbrauen. "Einer deiner Leute bewundert mich? Wie komm ich denn zu dieser zweifelhaften Ehre?" Sander zuckte mit den Schultern. "Viele in NY bewundern dich, weil du eigentlich immer einer der wenigen warst, die es geschafft haben, dass alles relativ friedlich verläuft. Und du bist immer ehrlich." Sander lächelte Cole zu. "Viel Erfolg. Wenn wir ihn erwischen, werden wir auf dich warten. Meine Leute wissen Bescheid." Cole nickte.
 


 

Antonin

Als Cole so abrupt aufstand, war Antonin auf wirklich alles gefasst. Von einem Brüllkonzert bis hin zu einem Schlag, doch das jener nach ihm griff, um sich selbst als Idioten zu bezeichnen, nun damit hatte er sicher nicht gerechnet. Vermutlich sah er gerade ein wenig so aus wie ein Fisch, den man aus dem Wasser zog und an Land warf. Es kam ja sehr selten vor, doch diesmal stand ihm der Mund vor lauter Überraschung offen. Wann würde dieser Mann endlich aufhören ihn ständig zu Überraschen? Hoffentlich nie…

Und da war auch wieder der Ausdruck in den Augen, welchen er sich vorher schon erhofft hatte. Jener, der verkündete, dass das jetzt durchgezogen werden würde, komme was da wolle. Gott, es war so furchtbar unpassend aber am liebsten hätte Antonin seinen Freund gerade besprungen und zum nächsten Bett gezerrt. Oder in Ermanglung dessen eben an den nächsten Tisch oder Stuhl. Ein leichtes Lächeln bahnte sich den Weg auf seine Lippen. "Aber immerhin bist du mein Idiot. Und ich nehme dich diesmal haarklein beim Wort", verkündete er und ließ sich dann nur zu gerne in den Kuss ziehen. Küsse von Cole waren immer toll. Küsse mit Cole nachdem er ihn angebrüllt hatte waren absolut heiß. Das sollte er sich unbedingt merken. Unwillig verengte er die Augen als Sander plötzlich in der Tür stand und funkelte ihn an. Wie konnte der Kerl es wagen jetzt zu stören?! Andererseits konnte Antonin sich sehr gut vorstellen wie und vor allem warum Sander das konnte. Verdammte, ungerechte Welt. "Und es war so offensichtlich, du hättest mehr wetten sollen", grummelte er und griff nach seiner Reisetasche, um den beiden nach draußen zu folgen. Ihm persönlich war es in diesem Moment sowas von egal, dass sie 'erwischt' worden waren und so wie es aussah war das zu diesem Zeitpunkt auch nichts Störendes für diesen Kerl. Sehr gut, ein weiterer Pluspunkt auf der Liste für den Sandmann. Hm, wo kamen seine dummen Sprüche auf einmal wieder her? Wenn Antonin lange und scharf nachdenken musste, würde ihm nicht mehr einfallen, wann er begonnen hatte, so ernsthaft mit anderen Leuten umzugehen und ihnen sogar Respekt zu erweisen. Darüber sollte er beizeiten mal in aller Ruhe nachdenken.

Ruhe, die sie jetzt nicht besaßen und er sich auch im Auto nicht nehmen wollte. Dort kramte er nämlich in seiner Tasche herum, bis er die Platte in den Händen hielt. Er selbst hatte die gleiche Konstruktion wie beim letzten Kampf bereits unter dem Hemd an. Danach holte er zwei recht bekannte Ohrenstöpsel heraus und reichte eines davon an Cole weiter. "Ich hab dir ein kabelloses besorgt, du solltest also nicht zuviele Selbstgespräche führen." Er grinste kurz frech. "Sobald ich meines aktiviere, haben wir uns gegenseitig dauernd im Ohr", setzte er erklärend hinzu und deutete dann auf die Platte. "Ich lege sie dir an, wenn wir aussteigen und pass auf deinen Arm auf. Die Tabletten sind wirkliche Hämmer, aber das bedeutet nicht, dass sie die Wunde heilen. Mach es also nicht schlimmer als es bereits ist!" Zwar sprach er leise aber bestimmend. Man hatte ihm Cole heute schonmal weggenommen und er hatte nichts dagegen tun, ja es nicht einmal erahnen können. Das würde ihm nicht noch einmal passieren, gerade nicht, wenn sein Beschützerinstinkt ganz oben auf der Oberfläche trieb und seinen Tribut forderte. Ein Tribut, der die Sicherheit seines Partner darstellte. Einem Partner, dem er vorher seine Liebe verbal gestanden hatte, wie ihm gerade mal so auffiel. Oh toll, es brauchte also nur eine Entführung, um seine Gefühle in Worte fassen zu können? Skeptisch hob er eine Augenbraue, seufzte dann jedoch und ließ sich von Cole aus seinen Gedanken reißen, als jener ihn zu sich zog und ihn küsste. "Einer von uns muss es ja sein", murmelte er gegen Coles Lippen und hauchte noch einen weiteren Kuss auf diese als der Wagen hielt.
 

Antonin wartete gerade lange genug bis Sander und Cole fertig gesprochen hatten, bevor er dessen Hemd, ungeachtet sämtlicher Zuschauer anhob und die Platte in wenigen aber effizienten Handgriffen befestigte. Dabei darauf achtend, den Arm möglichst wenig zu berühren oder zu bewegen. Dann warf er diesem David, der näher gekommen war, als er seinen Namen gehört hatte, einen prüfenden Blick zu: "Weniger bewundern und mehr schießen lautet die Devise. Autogramme kann er momentan sowieso keine geben." Dann wandte er sich von beiden ab und griff ein letztes Mal in seine Tasche, um einige größere Waffenteile heraus zu nehmen, die er mit wenigen Griffen zusammensetzte und durchlud. "Hey Cole, muss er eigentlich noch an einem Stück sein, oder reicht es wenn er noch atmet?", fragte er dann völlig ruhig und befestigte ein Lederband, um sich das Maschinengewehr locker, um die Schulter hängen zu können. Etwaige Blicke ignorierte er gekonnt. Sollten die Leute hier machen was sie wollten, er war kein Teamspieler. Zudem er auch gar nicht als ein solcher ausgebildet worden war. Sobald er das Gerät aktivierte, hätte er ständigen Kontakt zu Cole, das müsste an Teamplay reichen.
 


 

Cole

Cole ließ sich bereitwillig die Metallplatte anlegen und kontrollierte dann noch einmal seinen Stecker im Ohr. Seine Augen ruhten die ganze Zeit auf dem Mann vor ihm, den er am liebsten hinter die nächste Ecke gezerrt und vernascht hätte. Aber dieser Tatendrang, der für diese Gefühle zuständig war, musste jetzt auf andere Dinge konzentriert werden. Und wenn das hier vorbei war, dann würden sie es nachholen, stundenlang, tagelang, monatelang, jahrelang. Denn genug, das stand für Cole fest, würde er von Antonin nie bekommen können.

David nickte irritiert über Antonins Kommentar und blickte dann vorsichtshalber Cole an, der diesem ruhig entgegensah. "Du musst nur meine linke Seite ersetzen", meinte er und lächelte kurz. Dann wendete er sich wieder Antonin zu, der seine Waffen lud. "Es wäre gut, wenn er noch hören könnte, was ich ihm zu sagen habe", antwortete Cole auf Antonins Frage und lächelte kurz. "Das ist alles." Kurz zögerte, dann trat er noch einmal näher an den anderen heran, so dass dieser gezwungen war, ihn anzusehen. "Hör gut zu, Antonin", sagte er leise und eindringlich. "Du passt dort drinnen noch mehr auf dich auf, als ohnehin schon, denn ich habe vor, so schnell wie möglich mit dir am Strand zu liegen und Cocktails mit kleinen Schirmchen zu schlürfen, hast du mich verstanden?" Kurz blickte er ihn nur ruhig an, dann küsste er ihn noch einmal sanft. "Wir sehen uns später und hören uns unterwegs."

Dann drehte er sich David zu. "Komm, ich weiß, wo ich rein möchte."



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