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carry dawn

von

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Süßlich herb

Ein Knirschen und die Katze zuckte zusammen. Spitzte ihre Ohren und wartete auf ein Zeichen eines anderen Lebewesens. Mit leisen Schritten ging er durch den Park. Der abnehmende Mond spendete spärliches Licht, dass zusätzlich von den lichten Wolken verschluckt wurde, welches groteske Formen auf Landschaft und Leute warf. Kei zog den schwarzen Mantel enger um seinen Hals als er gen Himmel blickte. Der kühle Nachtwind wehte durch die Parkanlage, wirbelte Blätter zu einem anmutigen Tanz herauf und fuhr durch sein blondes Haar, das sich nun leicht bog und krümmte. Die schwarze Katze folgte dem jungen Mann mit ihren wachsamen Augen, doch er nahm keine Notiz von ihr, selbst als sie aus dem Gebüsch rannte, als er eben an diesem vorbeischritt. Kei spazierte durch die Allee mit Trauerweiden und sah am Ende drei dunkle Gestalten stehen. Eine lehnte sich an einem Baumstamm an, während sich die anderen zwei um sie herum aufgestellt hatten. Ein seltenes Lächeln stahl sich über das Gesicht des Blonden, als er die Gestalten erkannte. Kei wurde bereits erwartet, als er zu den jungen Männern unter der letzten Trauerweide trat.
 

„Guten Abend die Herren.“ Kei grinste breiter, bevor er sich mit einer galanten Bewegung spöttisch tief verbeugte. „Womit habe ich die Ehre dieses nächtlichen Zusammenkommens der Schönen verdient?“ Er verbarg seinen Hohn nicht.
 

„Schön sind wir allemal.“ Es war nur ein Flüstern gewesen, kaum lauter als das Rauschen des Windes im Blätterwerk des Baumes und doch klar zu vernehmen. Das Läuten der Kirchturmglocke kündigte die Stunde der Geister an. Der blonde Mann sah zu seiner Linken. Dort stand ein junger Mann mit ebenfalls blonden Haaren, wenn auch eine Nuance dunkler als die seiner Haare.
 

„Ivy…“ flüsterte Mikaru. Mikaru lehnte sich am Baum an und sah von einem seiner Freunde zum anderen. Mikarus kalte, aber sanfte Stimme ließ beide zusammen fahren. „Kei, könntest du deinen Spott zur Abwechslung mal ablegen?“ Mit einem leichten Nicken sah der junge Mann, mit dem etwas dunkleren Haar zu Kei rüber, welcher seinen Blick auf Mikaru geheftet hatte. Mikaru sah ruhig zu Kei. „Ivy hat doch recht. Wir SIND schön. Schön wie die Nacht. So geheimnisvoll, so unergründlich, so gefährlich, so dunkel…“ „So eisig und einsam?“ unterbrach ihn Kei. „Ja, das sind wir auch. Wir sind gemeinsam einsam.“
 

Eine Stille legte sich über das Szenario, wie sie lauter hätte nicht sein können. Mikaru schloss die Augen und konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Ivy hatte die Stirn in Falten gelegt. Der Wind heulte und fegte über Baumkronen, Wiesen und zog an ihren schwarzen Mänteln.

„Wir haben uns und solange wir uns haben, sind wir nicht einsam.“ Denka sagte das nicht aus Verzweiflung, nicht aus Willkür, nicht aus Freude. Er sagte es, weil es einfach stimmte.
 

„Hast du schön gesagt, Denka.“ Nuschelte Ivy. Er trug ein schwarzes Lederoutfit mit weißer Spitze und blickte nun Denka, welcher einen schwarzen Ledermantel trug, an, welcher zu seiner Linken und zur Rechten Mikarus stand. „Und was jetzt?“ Kei durchbrach die Stille, welche angenehmer war, als die davor. „Haben wir etwas Spaß zusammen.“ Mit einem Kichern stütze sich Mikaru von dem Baum ab, stand in der Mitte seiner Freunde, streckte sich und sah dann zum Himmel hoch. „Schade, dass es bewölkt ist. Der Mond lässt uns doch noch viel adretter aussehen.“

Sein Flüstern brachte die anderen zum Lachen. Ja, sie waren Kinder der Nacht und Sonnenlicht war pures Gift für sie. Mikaru ging ohne ein Wort los, den anderen voraus, an dem Park vorbei in Richtung Stadt. Die vier jungen Männer, auch wenn sie schon seit einigen Hundert Jahren am Leben waren, wurden von einer wundersamen und unheimlichen Aura umgeben.

Die Menschen, welche sie noch auf den Straßen antrafen, drehten sich nach ihnen um, warfen ihnen verstohlene Blicke zu und tuschelten hinter vorgehaltenen Händen über sie. Sie waren es gewohnt, dass sie eine unnatürliche Anziehungskraft besaßen und die Menschen zu ihnen kamen, wie Motten zum Licht. Hier ein Rascheln, dort ein Knirschen, ansonsten war es toten still in den meisten Straßen dieser kleinen Stadt. „Was sollen wir hier? Hier ist doch nichts los.“ Kei motzte, wurde von den anderen aber gekonnt ignoriert. Die langhaarige Schönheit folgte Mikaru bedingungslos, wie Ivy und Denka auch. Sie wussten oft nicht, was Mikaru plante und dennoch war ihr Vertrauen in ihn unermesslich. „Komm einfach mit mir.“ Mikaru sah Kei grinsend an, bog um die Ecke und schon befanden sie sich in einer belebteren Straße, die ihnen mit grellen Lichtern entgegen schien. Rote, gelbe und grüne Lichterketten baumelten von Hauseingängen und waren zusätzlich um Laternen geschlungen worden. Ivy kicherte böse, sah den angetrunkenen Jugendlichen dabei zu, wie sie sich gegenseitig anpöbelten oder penetrant aufdringlich auf junge Frauen zu gingen. Mikaru war stehen geblieben. Ivy lief in ihn hinein, da er mit seinen Augen einer jungen, braunhaarigen Frau gefolgt war. „Tut mir leid.“ Nuschelte Ivy verlegen und bemerkte, dass eben genau diese junge Frau in ein Lokal ging, welches zu ihrer Linken war und in Mikarus Aufmerksamkeit lag. „Hast du ein Glück, dass wir auch dort rein wollen.“ „Wollen wir?“ „Ja, das wollen wir, Kei.“ Der braunhaarige Vampir besaß das Talent, sein Gegenüber von seiner Meinung zu überzeugen und zum Einlenken zu bringen. Das lag nicht daran, dass Mikaru Vampir war, immerhin waren es die anderen drei auch. Außerdem hatte Mikaru das Talent schon als kleiner Junge gehabt und sehr oft zu gebrauchen gewusst.
 

Zigarettenrauch, Alkoholgeruch und süßliches Parfüm stieg ihnen in die Nasen, als sie das kleine Lokal betraten und sich in dem gelblichen Licht umblickten. „Dort sind noch freie Plätze.“ Denka zeigte an Kei vorbei in eine etwas abgelegene Ecke des Lokals, die nicht so stark beleuchtet war, wie der übrige Teil des Lokals. „In Ordnung.“ Sie setzten sich um den runden Tisch auf die weichen Lederpolster der schwarzen Holzstühle. Von diesem Platz aus hatten sie einen guten Blick über das ganze Lokal. „Da hast du einen guten Platz für uns gefunden.“ Mikaru lobte Denka, denn er selbst hätte nicht gerne im Licht gesessen, dass würde ihre Augenringe nur zu stark betonen. Ivy saß direkt am engen Gang und so war er es, der ihre Getränkebestellung aufgab. Viermal Rotwein, aber süßlich herb. „Hast du überhaupt Geld dabei?“ „Das werden wir nicht brauchen.“ Ihre Augen leuchteten vor Aufregung und dunkler Vorahnung.
 

Sie interessierte das Getuschel des Gesindels nicht, so lange es sich ihnen bereitwillig hingab, und das war nur eine Frage der Zeit und der Überzeugungskraft. Sie alle, Denka, Ivy, Kei und Mikaru, waren hervorragende Überzeugungskünstler. Es dauerte auch nicht lange, da hatte sich die junge Frau, welche Ivy so gut gefallen hatte, als Aiko vorgestellt und sich zu ihm gesetzt. Sie hatte langes, dunkelbraunes Haar, Augen der gleichen Farbe und helle Lippen. Doch ihr graziler Hals und ihre elfenbeinfarbene Haut weckten Ivys Hunger. Mikaru musste ein Lachen und Kei eine spöttische Bemerkung unterdrücken. Es würde bei Ivy nicht mehr lange dauern. Ivy schenkte Aiko Blicke, die jede Frau und auch jeden Mann, dahin schmelzen ließen. Aiko kicherte, scherzte und rückte immer näher an Ivy ran. Es war deutlich, dass sie mehr wollte als nur eine oberflächliche Unterhaltung, doch ahnte sie, was ihr blühte?
 

Ivy wandte ihr sein Gesicht zu, strich sanft mit seinen Lippen über ihren Hals, hoch zu ihrem Ohr. „Folgst du mir?“ „Wo immer du auch hin willst.“ Ihre Erregung war durch ihr Flüstern nicht unterdrückt worden. Ivy stand auf und hob sie dabei leicht mit sich hoch. Er drückte sich fest an ihren Rücken und wisperte ihr ins Ohr, das sie doch mit ihm zusammen durch den Park gehen möchte. Sie errötete leicht, vernahm doch eine versteckte Aufforderung, welcher sie zu späterem Zeitpunkt nur zu gerne nachgehen würde. Ivy zwinkerte seinen Freunden zu und verschwand mit Aiko aus dem Lokal.
 

Sie griff nach seiner Hand, als sie durch die kalten Straßen gingen. „Wo willst du mit mir hin?“ „Ist dir der Park nicht recht?“ „Doch, doch…aber…“ Sie brach ab, legte einen Spurt ein, sodass sie vor ihm ging, blieb vor ihm stehen, sah ihm tief in seine blauen Augen und bot ihm ihre Lippen zum Kuss an. Sie wollte nicht warten, bis sie zum Park gelangt warten. Sie hatte die Augen geschlossen und war wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. ‚Erfüll ich ihr eben ihren Wunsch. Fürs Erste.‘ Zum Glück konnte sie keine Gedanken lesen. Er grinste breit, schwang seine Arme um ihren schlanken Körper und mit einem sachten Druck verringerte er den Abstand zwischen ihren Körpern auf Null. Er hörte wie Aiko erwartungsvoll seufzte. Ivy küsste sie sanft auf den Mund, löste den Kuss aber direkt wieder um ihr über die Lippen zu lecken. Sie öffnete ihren Mund ein wenig und berührte mit ihrer eigenen Zunge die von Ivy. Aiko krallte ihre Hände in seine Kleidung und drückte ihn fester an sich. Ihr stieg die Annäherung zu Kopf, dass sah er ihr an, denn er war nicht romantisch genug gewesen, die Augen zu schließen. Der blonde kicherte, als er den Kuss erneut löste und sie mit sich in einen dunklen Hauseingang zerrte. Missmutig starrte das braunhaarige Mädchen ihn an, bevor sie die Augen schloss und ihn erneut küssen wollte, doch diesmal legte Ivy ihr einen eisigen Finger auf die Lippen. Er horchte für einen Moment, doch nichts war in ihrer Umgebung zu hören. „Uns erwischt schon niemand. Und selbst wenn…“ Sie versuchte sich erfolglos daran, Ivy seiner Kleidung zu berauben. Ivy unterdrückte nur mit Not ein lautes Auflachen, führte ihre Hände zurück auf seine Brust. Sie sah ihn verwirrt an, doch Ivy beschwichtigte sie mit einem verführerischen Blick, senkte seinen Blick und beugte sich nach vorne, sodass er ihren Hals küssen konnte. Er spürte wie sie zitterte. „Hab keine Angst. Du hast doch Recht. Es erwischt uns schon niemand.“ Seine Stimme hatte einen eisigen Klang angenommen, der dazu führte, dass Aiko versuchte, sich seiner Umarmung zu entwenden. Ivy kicherte auf eine grausame Art und Weise. „Bitte… was…?“ Aiko wurde anscheinend bewusst, dass Ivy nicht normal war und seine Aura, die sie vorher so anziehend fand, bereitete ihr nun höllische Angst. Seine Zunge strich über ihre weiche Haut, hinterließ einen dünnen Film an Feuchtigkeit. Der Vampir schloss seine Augen, drückte sein junges Opfer nun mit mehr Kraftaufwand an sich und biss ihr in den Hals. Sofort ließen ihre Kräfte nach, denn mit ihrem Blut saugte er auch ihre Lebenskraft aus ihr heraus. Aikos Blut schmeckte süßlich herb. Es rann an seinem Mund und seinem Kinn runter und tropfte schlussendlich auf ihre Brust, welche sich nicht mehr hob und nicht mehr senkte. Ivy schob sie von sich und sah ihr Blut schwächlich aus seinen Bisswunden rauslaufen, über ihre Brust und ihre Kleidung rotfärbend. Ivy blickte gen den schwarzblauen Himmel. Die Wolken hatten sich verzogen und so schien der abnehmende Mond und die Sterne auf sie herab. Er trug Aiko noch über die Straße an die Brücke und sah hinunter in den grünlichen Fluss. Man musste sie ja nicht sofort finden. Er ging seitlich an der Brücke hinunter und tauchte die junge Frau sanft ins Wasser ein. Ivy ließ sie erst los, als sie völlig vom Wasser verschluckt wurde und nun, da er sie nicht mehr festhielt, von der Strömung fort getragen wurde. Seufzend stand der junge Mann auf, ging zurück auf die Straße, wischte sich ihr Blut von Lippen und Kinn und suchte seinen Weg zurück zu dem Park voll Trauerweiden, deren Äste schwer im Wind ächzten. Er setzte sich unter die Trauerweide, unter welcher er sich mit Mikaru und den anderen getroffen hatte und wartete darauf, dass auch sie bald zurück kommen würden.
 

„Warum ist er mit ihr nicht auf die Toilette gegangen?“ „Er mag schmutzige Kneipentoiletten nicht.“ Mikaru trank genüsslich von seinem Rotwein und ließ dabei seinen Blick über den Rand seines Glases durch den Raum schweifen. „Ist nichts für euch dabei?“ Mikaru machte sich Sorgen, da sie seit kurzem so wenig Blut tranken, auch wenn er zugeben musste, dass Rotwein echt köstlich war, aber leider keinen Ersatz bildete.
 

Das gedämpfte Licht warf groteske Schatten über ihre blassen Gesichter, nur selten konnte man ihre Augen erkennen. Höchstens dann, wenn sie verstohlene Blicke durch den Schenkraum warfen.

„Doch, die Bedienung, aber die wird sich auf keinen Flirt einlassen.“ Keiner der Dreien konnte sich das Lachen verkneifen. „Mensch, dann nimm doch ihre jüngere Schwester.“ Mit einer Handbewegung deutete Kei auf ein Mädchen, vielleicht 16 Jahre alt, welches an dem Tresen saß und gemütlich ein Glas Wasser trank. „Pass aber auf, dass dich die Bedienung nicht erwischt.“ Ein zynisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Sicher, dass die ihre Schwester ist?“ Denka warf dem jungen Ding einen abschätzenden Blick zu. Hübsch war sie ja, dass musste er sich widerwillig eingestehen, aber ob sie auch diesen süßlichen Blutgeruch hatte, wie ihre Schwester, konnte er von der Entfernung nicht abschätzen. „Das… merkt ein waschechter Vampir doch sofort.“ Kei stichelte gerne. Mikaru räusperte sich, sodass sich beide verwundert zu ihm umdrehten. „Zu viel oder zu wenig Frischfleisch?“ Ja, Mikaru wurde ungeduldig und unbemerkt blieb dies auch nicht. Denka nickte Kei zu, verbeugte sich vor Mikaru, stand dann auf und schlenderte auf das junge Mädchen zu. „Und was machen wir zwei? Weder für dich noch für mich ist etwas dabei. Das weiß ich genau.“ Mit verschränkten Armen sah er Mikaru in die dunklen Augen. Ein trauriges Lächeln stahl sich über sein Gesicht als er antwortete: „Abwarten und Rotwein trinken. Wirklich. Süßlich herb ist am besten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Naoi
2009-12-14T00:23:04+00:00 14.12.2009 01:23
Sorry, dass ich es erst jetzt schaffe dir ein Kommi zu hinterlassen ^^'

Also ^^ was ja witzig ist und ich bin mal ehrlich xD ...Ich mag eigentlich überhaupt keine Vampir Storys xD So... aber keinen Schreck kriegen xD Deine Story gefällt mir trotzdem wirklich gut! ^_^
Ich finde dein Schreibstil passt super zum Inhalt und generell zu dieser ganzen "Vampir-Phäre" xD

Ich möcht wirklich gern weiterlesen, also gib mir Bescheid wenn das neue Kapitel da is :)

Liebe Grüße
Naoi


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