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Schlaflose Nächte

von

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Verlorenes Geständnis

Auf einer Seite freute ich mich schon riesig Dave endlich wieder zusehen, es ist in der einen Woche so viel geschehen was ich ihm erzählen wollte, andererseits war ich total nervös was er zu meiner Nachricht sagen würde. Es war Samstag, Dave wäre am frühen Nachmittag nach hause gekommen. Bis zum frühen Abend habe ich nichts von ihm gehört, ich dachte schon ihm wäre irgendetwas auf dem Rückweg zugestoßen, bis dann endlich mein Handy klingelte und auf dem Display sein Name stand. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich ranging versuchte ich so normal wie möglich zu klingen, was mir auch ganz gut gelang. Er sagte nicht Hallo zu mir sondern fing gleich an mich anzuschnauzen.

"Ist ja toll das du jetzt an dein Handy gehst! Ich dachte du meldest dich mal die Woche. Ich habe jeden Tag auf einen Anruf von dir gewartet!" fuhr er mich an.

Ich war total perplex und bekam für ein paar Sekunden kein Wort heraus. Was sollte ich zuerst sagen? Hatte er meine SMS überhaupt bekommen? Endlich hatte ich mich wieder gefasst und konnte antworten.

"ÄHm... ich dachte da du in dem Haus deiner Großeltern eh keinen Empfang hast war ich mir nicht sicher ob ich überhaupt mal anrufen sollte. Außerdem hatte ich die Woche ziemlich viel zu tun." Irgendwie versuchte ich mich zu verteidigen, weil mir seine Worte so anklagend vorkamen.

"Aber wenigstens einmal hättest du dich ja melden können..." sagte er schmollend.

"Hab ich doch." entgegnete ich ihm kleinlaut. Jetzt war der Moment gekommen über diese Nachricht zu sprechen. Zu meiner Verwunderung behauptete Dave, er hätte nie eine Nachricht von mir erhalten.

"Das kann doch gar nicht sein, ich hatte dir am Sonntag letzte Woche, als du gefahren bist eine SMS geschickt." sagte ich ganz verwirrt.

"Ich habe aber keine erhalten. Vielleicht hatte ich da schon keinen Empfang mehr und sie wird heute oder morgen noch kommen. War es denn etwas wichtiges?"

Als er das fragte lief ich rot an, aber das konnte er am Telefon, Gott sei Dank, nicht sehen.

"Naja wie man´s nimmt. Für mich war es schon etwas wichtiges." Ich konnte es ihm einfach nicht persönlich sagen, also behauptete ich er solle einfach abwarten ob sie in den nächsten Tagen doch noch bei ihm ankommt. Bis dahin musste ich halt so weiter machen wie bisher und mir nichts von meinen Gefühlen anmerken lassen.

Das ging auch viele Wochen so, weder ich noch Dave sprachen die angeblich verloren gegangene SMS noch einmal an. Mir war es zu peinlich ihm sagen zu müssen was darin stand und er hatte es wohl einfach vergessen, dachte ich.

***

Langsam begann diese ungeklärte Situation mir an den Nerven zuzerren. Der Alltag war wieder eingekehrt, dadurch hatte ich zwar tagsüber Ablenkung aber sobald es Nacht wurde lag ich wieder in meinem dunklen Schlafzimmer, starrte an die Decke und überlegte wie das ganze weiter gehen sollte. Das einzige was sich in meinem Arbeitsalltag geändert hatte war, das Dave nicht mehr bei uns arbeitete. Er hatte sein Praktikum bei uns beendet und wurde in einem anderen Hort eingesetzt. Natürlich trafen wir uns trotzdem noch regelmäßig und jedes mal wenn wir uns sahen überlegte ich ob ich ihm sagen sollte warum mir diese verlorene SMS so wichtig war. Ich war noch nie ein sehr mutiger Mensch vorallem nicht wenn es um Liebesgeständnisse ging. Langsam sah man mir aber meine langen grüblerischen Nächte an und Jackie fing an sich Sorgen um mich zu machen. Als wir einen Nachmittag bei ihr saßen, machte sie mir mit einer kräftigen Standpauke klar das es so nicht weiter gehen konnte.

"Du siehst schrecklich aus! Du hast Augenringe und das nich gerade wenig, abgenommen haste auch. Es wird Zeit das du endlich mal für klare Verhältnisse sorgst." als sie das sagte haute sie ab und zu mit der Hand auf den Tisch. Chantelle sah uns erschrocken an als würde ihre Mutter mit ihr schimpfen obwohl sie nichts angestellt hatte. Ich wurde in meiner Sitzecke immer kleiner. Das sie Recht hatte wusste ich selbst, aber wo sollte ich den Mut hernehmen um es Dave noch einmal persönlich, und schlimmer noch, ins Gesicht zu sagen.

"Wenn du es nich kannst dann rede ich halt ma mit ihm." sagte sie nach kurzem schweigen. Erst war ich begeistert von dieser Idee, doch dann kamen mir Bedenken, was würde Dave wohl denken wenn sich Jackie da auch noch mit einmischt? Er würde mich für einen feigen Menschen halten, dachte ich.

Jackie und ich diskutierten noch stundenlang darüber, bis ich dann gehen musste, da es schon spät wurde. Was ich allerdingst nicht wusste, wo ich gegangen bin, als ich kurz bei ihr auf der Toilette war hat sich Jackie heimlich Daves Handynummer aus meinem Handy geschrieben. Sie kann manchmal wirklich hinterhältig sein, aber auf eine etwas positive Art.

Am Tag darauf stand sie am späten Nachmittag bei mir vor der Tür und meinte sie müsste mir dringend etwas sagen.

Wir saßen in meiner Küche und ich schaute sie erwartungsvoll an.

"Also pass auf... du wirst mir jetzt zwar sicher gleich eine Ohrfeige verpassen, aber das was ich getan habe musste einfach sein!" sie sah mir dabei ganz ernst ins Gesicht. Ich schluckte schwer, was würde jetzt wohl kommen? Sie erzählte mir davon das sie an meinem Handy war, Daves Handynummer rausgesucht und ihn noch am selben Abend angerufen hatte, um mit ihm über die Nachricht zu sprechen und eine klare Aussage von ihm zu erhalten. Ich fiel fast vom Stuhl als ich das hörte, aber ich war nicht unbedingt sauer auf Jackie. Sie wollte ja nur helfen, wie heißt das Sprichwort, der Zweck heiligt die Mittel.

"Ich sage dir jetzt was er mir gesagt hat." Es trat eine dramatische Pause ein in der Jackie tief Luft holte, ich wiederrum konnte kaum atmen.

"Er hat zugegeben das er deine Nachricht erhalten hat und er hat sich auch Gedanken darüber gemacht, aber er dachte wenn er das Thema totschweigen würde würdest du irgendwann von deinem `Trip` runterkommen und ihr könntet wieder normal miteinander verkehren." sagte sie ernst.

Ich schaute sie unglaubwürdig an. Habe ich das richtig gehört?

"Er hat meine Gefühle für ihn als TRIP bezeichnet?" fragte ich. Jackie nickte und musste sich ein Grinsen verkneifen, mir war überhaupt nicht zum Lachen.

"Naja mal abgesehen davon. Soweit wie ich Dave verstanden hab is es bei ihm nur rein freundschaftlich, er hat sich mir gegenüber auch nicht sehr detailiert geäußert. Er sagte halt so Sachen wie Alterunterschied is zu groß und er wolle sich jetzt erst ma auf seine Umschulung konzentrieren." Damit beendete Jackie ihren Bericht über das Telefonat mit Dave.

Mir wurde heiß und kalt, das Blut rauschte mir in den Ohren, ich konnte kaum klar denken. Jackie beobachtete mich schweigend, wie ich mir mit zittrigen Fingern eine Zigarette ansteckte. Ich rauchte sie bis zur hälfte, drückte sie im Aschenbecher aus und ging in die Wohnstube. Ich musste allein sein, versuchen meinen Kopf wieder klar zu kriegen. Ich war traurig, unendlich traurig sogar, aber ich war auch wütend! Wie kam Dave darauf das Wort Trip zu verwenden wenn es doch um meine tiefsten Gefühle ging? Plötzlich überkam es mich und ich schmiss meine gesamten Bücher aus dem Regal auf den Boden, das tat ungemein gut und bevor ich es bemerkte schmiss ich meine halbe Dekoration durch den gesamten Raum. Nach einer viertel Stunde des Wütens und Fluchens brach ich dann in Tränen auf dem Boden zusammen. Nach einer Ewigkeit, so kam es mir zumindest vor, kam Jackie um mich aufzusammeln und ins Bett zubringen. Sie blieb über Nacht bei mir, ihr Mann kümmerte sich um Chantelle und sie konnte am nächsten Tag auch von mir aus auf Arbeit gehen.

Ich war so erschöpft vom weinen das ich zum ersten mal seit Wochen früh einschlief und auch die ganze Nacht durchschlief.



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