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Kapitel 20

20. Kapitel

Er war ein Idiot.

Er war so ein gottverdammter Idiot.

Wie hatte er das nur zulassen können? Wie?!

Wütend zerrte Kai an den Handschellen, die seine Hände hinter seinem Rücken zusammen banden. Seine Handgelenke schmerzten bereits, sicher waren sie auch aufgeschürft und blutig, doch das war im Moment egal. Alles, was zählte, war, dass er sich befreite.

In seinem Inneren hörte er Dranzer empört kreischen und trillern, doch sein BitBeast konnte ihm im Moment, wie es schien, nicht helfen.

„Was habt ihr mit mir gemacht?!“, wollte er aufgebracht wissen und funkelte mit seinen roten Augen die beiden Jäger an, die vor ihm standen und sich über ihn amüsierten.

„Was, Zero, kann ist du dich nicht wehren? Wo ist denn jetzt dein ach so tolles und unbesiegbares BitBeast? Na? Wo hast du es versteckt? Oder hat es sich vor Angst verkrochen?“, spottete der Jäger.

Was zu viel war, war zu viel.

Schneller als einer der beiden reagieren konnte, war Kai aus seiner knieenden Position aufgesprungen und hatte dem arroganten Bastard sein Knie in den Magen gerammt. Doch die Rechnung kam sofort. Ein scharfer Schmerz am Hinterkopf zeigte Kai, dass der andere ihn niedergeschlagen hatte. In Sekundenschnelle wurde alles schwarz.

Als Kai wieder zu sich kam, lag er am Boden. Sein Atem ging flach.

Neben ihm standen sechs Jäger, darunter auch der, den er eben angegriffen hatte und der sich noch den Bauch rieb. Er konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein. Vielleicht ein paar Minuten.

„Ganz schön aufmüpfig“, meinte einer der Jäger. Die anderen lachten, als er Kai heftig in den Magen trat. Der Graublauhaarige krümmte sich vor Schmerz zusammen.

„Los, hoch mit ihm, wir müssen los!“, rief da ein anderer.

Er wurde grob gepackt und nach oben gezogen, bis er halbwegs aufrecht stand.

„Ach, versuch gar nicht, deine ach so tollen Esper- oder Zerotricks anzuwenden. Die bringen nichts mehr. Erinnerst du dich an den Pfeil, mit dem wir dich vorhin getroffen haben?“

Ja, Kai erinnerte sich. Sehr gut sogar. Vier Esper hatten an der offenen Ladeluke gestanden, zusammen mit Igor, und alle hatten Pistolen in ihren Händen, mit denen sie sofort feuerten.

Der Russe hatte es geschafft, zumindest ein paar Pfeile – aus den Pistolen kamen tatsächlich Pfeile und keine Kugeln – abzulenken oder ihnen auszuweichen, aber zwei hatten ihn gestreift, ein anderer sich tief in Kais Oberarm gebohrt. Zwar konnte er ihn herausziehen, aber ab diesem Zeitpunkt waren seine übernatürlichen Fähigkeiten stark gesunken, bis er sie nach ein paar Minuten gar nicht mehr hatte einsetzen können.

„Das waren Spezialhormone mit herzlichen Grüßen aus den Biovolt-Laboratorien. Sie sorgen dafür, dass die Aktivität des Gehirnteils, der für die Ausbildung und Kontrolle der Esper- und Zerofähigkeiten verantwortlich ist, auf ein Minimum reduziert wird. Deine Kräfte sind also für die nächsten paar Stunden … futsch.“

Wieder lachte der Jäger hämisch, doch Kai achtet gar nicht mehr auf ihn. Seine rubinroten Augen starrten Igor an, welcher unter dem Blick unruhig wurde.

„Warum? Warum hast du uns verraten?“, fragte Kai.

„Ihr seid gefährlich“, flüsterte Igor und schaute nach Bestätigung suchend zu den Jägern. „Euch zu helfen ist ein Schwerverbrechen, ich will nicht verhaftet werden. Und ihr müsst … es darf euch einfach nicht geben! Kein Mensch sollte solche Kräfte haben! Das ist nicht normal!“

„Und alles, was nicht total normal ist, muss vernichtet werden, oder was? Nur weil wir nicht wie ihr sind! Nur deswegen! Weißt du, was mit dem Dorf passiert ist? Mit dem Dorf, auf das vorhin die Lawine hereingestürzt ist?! Das Dorf, in dem uns die Menschen so freundlich aufgenommen und uns geholfen haben?!“, schrie Kai den Blonden an. Er hatte seine Beherrschung verloren, doch es kümmerte ihn nicht. Spencers Vater hatte seine Augen weit aufgerissen und war einen Schritt zurück gestolpert. Er zitterte aus Angst.

„Es steht noch! Als hätte es nie eine Lawine gegeben, die das Dorf plattgemacht hätte! Das Dorf und alle Einwohner haben die Naturkatastrophe überlebt, ohne einen Kratzer! Und weißt du warum? Weißt du es?! Weil Tala und Ray das Dorf beschützt haben, mit ihren Fähigkeiten! Warum begreift ihr nicht, dass wir unsere Kräfte nicht für Böses, sondern genauso gut für Gutes einsetzen können?! Warum begreift ihr nicht, dass wir niemanden verletzen wollen?! Dass ihr es seid, die uns so weit treibt, andere zum Selbstschutz zu verletzen?! Warum?! Wir wollen doch auch nur in Frieden leben!!!“

„Bringt ihn endlich zum Schweigen!“, hörte Kai im Hintergrund jemanden rufen, doch er achtete nicht darauf. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Igor gerichtet, welcher zitternd und schwitzend vor ihm stand, mit weit aufgerissenen Augen und verängstigtem Begreifen darin. Doch es war zu spät. Igor mochte seinen Fehler vielleicht begriffen und seine Entscheidung, die Zeros verraten zu haben bereuen, doch für Kai war es zu spät.

Ein kleiner Stich im Arm sagte dem Graublauhaarigen, dass ihm wieder etwas injiziert wurde, dann umfing undurchdringliche Schwärze sein Bewusstsein.
 

Das leise Klicken des Schlosses riss Tala und Ray aus ihrer Starre. Eng zusammengedrängt saßen sie in einer Ecke der Zelle. Beide richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Tür, welche sich langsam öffnete.

Herein trat Boris, selbstsicher grinsend.

„Na, wie geht es euch?“

Tala zog die Augenbrauen zusammen. Doch er schwieg, ebenso wie Ray. Was sollten sie auch sagen?

„Nicht sehr gesprächig heute, was? Aber das ist egal, denn ich bin ja hier, weil ich euch etwas erzählen möchte. Besonders dir, lieber Ray. Oder Rei, wie du eigentlich heißt.“

„Du kanntest mich also wirklich?“, fragte Ray leicht fassungslos.

„Aber natürlich. Ich kannte dich sogar sehr gut, und deine Eltern. Zumindest hatte ich das bis vor einem halben Jahr noch gedacht.“

Ray schluckte.

„Und da du alles vergessen zu haben scheinst, will ich dich wieder einweihen. In deine Vergangenheit. Armer, ahnungsloser Rei...“

Spätestens jetzt hatte Boris Rays komplette Aufmerksamkeit. Der Chinese hing geradezu an den Lippen des Anderen.

„Und warum sollten wir dir glauben? Woher sollen wir wissen, dass ihr Rays Situation nicht einfach ausnutzt, um ihn zu verwirren und auf eure Seite zu ziehen?“, unterbrach Tala den Lilahaarigen. Als Boris den Rothaarigen ansah, lag ein Hauch von Anerkennung in seinem Blick.

„Du hast Recht. Woher sollt ihr das wissen. Nun, lasst mich meine Geschichte erzählen, dann können wir zu den Beweisen kommen. Einverstanden?“

Immer noch unzufrieden aber handlungsunfähig nickte Tala mit dem Kopf.

„Gut. Also, die ersten Esper sind ja vor ein paar Jahrzehnten aufgetaucht. Die Zeros kamen nur wenig später. Das war der Moment, in dem Biovolt gegründet würde. Vor zwanzig Jahren haben zwei Mitarbeiter von Biovolt, eine junge Koordinatorin und ein ausgezeichneter Jäger und Esper, geheiratet. Da man damals noch nichts von der Dominanz des Espergenes wusste, haben die beiden knapp drei Jahre später ein Kind bekommen. Einen Jungen namens Rei. Dich.“

Ray stockte der Atem. Seine Eltern hatten für Biovolt gearbeitet? Der Gedanke sorgte für Unbehagen bei ihm.

„Und ihr Sohn war natürlich auch ein Esper. Ein sehr guter sogar. Er hat mit vierzehn die chinesische Juniorengruppe der Jäger geleitet und bis zu seinem 16. Lebensjahr viele Erfolge für Biovolt eingeholt.“

Ray schüttelte den Kopf.

Nein, du lügst, wollte Ray schreien. Er wollte den Russen zum Schweigen bringen, ihn zwingen zu gestehen, dass er nicht die Wahrheit sprach, doch Ray konnte sich nicht rühren. Seine Gelenke waren steif, sein Körper wie erstarrt. Denn, wusste er denn, dass Boris log? Konnte es, so schrecklich es auch klang, nicht auch der Wahrheit entsprechen? Ray wollte nicht daran denken.

Und so fuhr Boris unbeirrt fort.

„Aber kurz nach seinem siebzehnten Geburtstag passierte ein Unfall bei einer der Missionen. Rei wäre gestorben, doch er konnte sich retten. Mit der Hilfe eines BitBeasts. Seines BitBeasts, um genau zu sein. Für Biovolt war es natürlich ein Schock, zu erfahren, dass direkt unter ihrer Nase die ganze Zeit ihr schlimmster Feind gewesen war, ohne dass sie etwas bemerkt hatten.“

Boris hielt inne, der Mann sah Ray tief in die Augen, wie ein Raubtier es bei seiner Beute zu tun pflegte. Langsam sprach er weiter, als ob er über jedes Wort vorher genau nachdachte.

„Inzwischen sind wir zu der Feststellung gekommen, dass deine Eltern bereits sehr früh herausgefunden haben mussten, was du wirklich bist, Rei. Und sie haben dir wohl eingebläut, nie jemandem deine wahre Stärke, deine bösartige Natur, zu zeigen. Leider musstet ihr bei Biovolt bleiben, denn wer einmal für uns arbeitet, besonders in den hohen Positionen, die deine Eltern erreicht haben, der ist uns für ewig verpflichtet.“

Ernst blickte Boris zu Ray herunter. Man sah ihm an, dass es ihn wurme, dass der Chinese so lange hatte unentdeckt bleiben können.

„Jedenfalls hatten deine Eltern wohl einen Notfallplan ausgearbeitet. Keine fünf Stunden nach dem Unfall und der Entlarvung deiner wahren Natur wart ihr verschwunden. Ihr habt eure Namen geändert und seit untergetaucht. Mit Erfolg. Tja, und dann muss wohl irgendwann dieser tragische Unfall passiert sein, der deinen Eltern das Leben und dich dein Gedächtnis gekostet hat.“

Plötzlich grinste Boris.

„Schon lustig, da entkommt eine Dreiköpfige Familie der größten Organisation der Welt, nur um bei einem lächerlichen Autounfall zerstört zu werden. Das Schicksal ist schon manchmal tragisch. Nicht wahr, /Rei/?“

Doch Ray antwortete nicht. Der Chinese hatte sich in der Ecke noch mehr zusammengekauert und zitterte leicht.

Tala drückte kurz ermutigend Rays Schulter, dann erhob er sich, um mit dem Lilahaarigen auf Augenhöhe zu sein.

„Und? Was war jetzt der Sinn? Warum hast du uns das erzählt, Balkov? Wir werden eh bald sterben.“

Boris schüttelte seufzend den Kopf.

„Aber mein lieber Tala Ivanov, wer hat denn behauptet, dass ihr sterben werdet?“

Unverständnis zeigte sich auf den Gesichtszügen des Rothaarigen.

„Ob ihr lebt oder sterbt liegt ganz in euren Händen. Ich habe euch nämlich einen Vorschlag zu unterbreiten. Der Kampf gegen diese Plage von Zeros erweist sich als immer schwerer. Dieses Ungeziefer versteckt sich zu gut und dann sind immer mindestens drei Esper von uns notwendig, um einen Zero auszuschalten. Von daher wäre es nicht schlecht, selbst Zeros in den Reihen zu haben. Daher…“

„Was?! Ihr wollt, dass wir für euch arbeiten?! Ihr spinnt, niemals! Wir verraten uns doch nicht selbst!“, unterbrach Tala ihn aufgebracht.

Boris holte aus und verpasste dem Rothaarigen eine kräftige Ohrfeige, die diesen fast zu Boden schickte.

„Sei still und lass mich ausreden!“, zischte er, jetzt etwas ungehalten. „Also wo war ich? Ach ja! Von daher habe ich beschlossen, euch beide zu rekrutieren, als Jäger, wenn ihr es denn wollt. Als Gegenleistung erhaltet ihr in aller erster Linie euer Leben, ansonsten gelten für euch die gleichen Regeln, wie für die Esper, die für uns arbeiten. Verstanden? Oh, und wenn dann nehmen wir nur euch beide oder keinen. Wenn sich nur einer von euch entschließt, unser Angebot abzulehnen, werdet ihr Beide exekutiert. Ich gebe euch vierundzwanzig Stunde um euch zu entscheiden. Denkt gut darüber nach. Immerhin hängt davon ab, ob ihr noch eine Zukunft haben werdet.“

Ray schluckte. Sie saßen in der Falle, Tala ballte nur wütend die Fäuste zusammen und knirschte mit den Zähnen.

„Kai. Was ist mit ihm?“, fragte da plötzlich Ray.

Er machte sich Sorgen um den Graublauhaarigen. Doch Boris wedelte nur abwinkend mit der Hand.

„Der kleine Feuerteufel wurde vor ein paar Stunden gefangen. Er wird im Moment zu einer anderen Basis gebracht. Macht euch keine Hoffnungen, ihn wiederzusehen.“

Rays Herz zog sich schmerzhaft bei den Worten zusammen. Nein! Das konnte nicht sein! Nicht Kai! Bitte nicht Kai!

Ein lautes metallisches Klicken sagte den beiden Zeros, dass Boris sie soeben wieder alleine gelassen hatte.

Kraftlos sank Tala zu Boden.

„Scheiße“, flüsterte er leise. Ray schluchzte still.
 

Es konnten nur ein paar Minuten vergangen sein, zumindest kam es Ray so vor, doch sein Zeitgefühl hatte sich bereits vor Ewigkeiten verabschiedet. Jedenfalls öffnete sich die schwere Stahltür erneut. Zuerst dachte der Chinese, dass ihre Entscheidungsfrist bereits abgelaufen wäre, doch es war Lee, der die kleine –Zelle betrat.

Tala war schon wieder auf den Beinen und musterte den Jäger aus zu Schlitzen verengten Augen.

Nur noch ein paar Stunden, betete Ray. In ein bis zwei Stunden könnten sie sich befreien. War ihre Kraft am Anfang nur langsam widergekehrt, regenerierte sie sich inzwischen immer schneller, das spürte der Schwarzhaarige. seinem Freund konnte es nicht anders gehen. In ein par Stunden spätestens hätten sei wieder genug Energie gesammelt, um ihre BitBeasts einzusetzen und zu fliehen. Und dann könnten sie Kai retten.

„Was willst du?!“, spie Tala aus. Englisch, damit der Jäger ihn auch verstand. Der grinste selbstsicher.

Dann jedoch blickte er zu Ray und seine Augen verdunkelten sich.

„Und jetzt zu dir“, knurrte er und näherte sich dem noch immer am Boden kauernden Schwarzhaarigen. Diese wich etwas verängstigt zurück, Tala stellte sich sofort vor ihn. Erstaunt sah Ray hinauf. Er hätte damit gerechnet, dass der andere Zero ihn jetzt ignorieren oder sogar hassen würde, immerhin war er selbst ja mal einer dieser Jäger gewesen. Doch Ray schien sich verschätzt zu haben. Zum Glück.

„Geh aus dem Weg, dich geht das nichts an. Das ist eine Sache zwischen mir und /dem/ da“, zischte Lee, doch Tala rührte sich kein Stück. Auch Ray erhob sich langsam.

„Was ist dein Problem“, fragte er, wesentlich mutiger, als er sich fühlte.

„Was mein Problem ist? Du bist mein Problem!“

„Ach, und warum. Ich kann mich nämlich leider nicht daran /erinnern/, dir je etwas getan zu haben!“ Jetzt wurde auch Ray bissig. Er hasste es, dass ihm hier scheinbar etwas vorgeworfen wurde, von dem er nichts mehr wusste.

„Okay, dann erklär ich‘s dir! Du gehörtest zu unserem Team! Du warst unser Leader, der Stärkste von uns! Wir haben dir blind vertraut! Und du? Du hast uns verraten! Verraten und hintergangen und dann bist du ganz feige abgehauen! Gib‘s doch zu, du hast uns die ganze Zeit nur ausspioniert, wolltest unsere Schwächen testen und uns im richtigen Moment ausschalten und uns dann noch auslachen dabei! Du elender Bastard! Du hast keinerlei Ehrgefühl, Zero! Ich kann einfach nicht glauben, dass ich so was wie dich mal als Freund, fast Bruder, betrachtet habe! Unfassbar, wie blind ich doch war!“

„Ach, darum geht es dir also? Dein verletztes Ehrgefühl? Du bist genauso wie Balkov! Dich ärgert es doch nur, dass du nicht bemerkt hast, dass ich ein Zero bin! Das ich mich so lange vor euch verstecken konnte. Ich mag mich nicht daran erinnern, doch wenn das was ihr sagt wahr ist, dann seid ihr die Idioten, die sich von ihrem verletzten Stolz hinreißen lassen. Die nicht damit klar kommen, einen Fehler gemacht zu haben. Und hätte ich euch damals wirklich umbringen wollen, hätte ich das jederzeit tun können! Ehrlich“, hier stockte Ray kurz, “ich frage mich, warum ich das nicht getan habe…“

„Skrupel. Du hattest schon immer zu viele Skrupel davor, den letzten Schritt zu machen! Du warst bereits damals in dieser Hinsicht zu schwach, zu gefühlsduselig, zu friedlich! Und das hat sich wohl nicht geändert, selbst wenn du physisch stark sein magst, psychisch bist zu schwach und kümmerlich. Du hast es nur einmal jemals bis zu Ende bringen können!“

Ray schüttelte den Kopf. Lee betrachtete friedvolle Menschen also als schwach? Das war doch …

„…krank.“

Überrascht schaute Ray zu Tala, welcher sich bis zu diesem Punkt herausgehalten hatte.

„Ihr seid doch alle krank. Was glaubst du denn, Jäger, hätte Ray tun sollen? Er war ein Zero. Hätte er es euch verraten sollen? Damit ihr ihn töten könnt? Hättest du das denn an seiner Stelle getan? Wohl kaum!“

Lee blinzelte verwirrt. Diese Frage schien ihn aus dem Konzept zu bringen. Er schüttelte den Kopf.

„Darum geht es nicht! Er ist ein Zero, so wie du, menschlicher Abschaum! Zu gefährlich, um am Leben gelassen zu werden!“

„Feiglinge! Tötet nicht immer alles, was ihr nicht versteht! Sonst wird sich die Menschheit nie weiterentwickeln, kein Wunder, dass sich die Leute langsam aber sicher selbst ausrotten. Dazu braucht ihr unsere Hilfe doch gar nicht! Eure Massenvernichtungswaffen erledigen das doch schon für uns!“

„Das ist was völlig anderes!“

„Ach, ist es das wirklich?“

Mit einem Wink seiner Hand, hatte Lee Tala zu Boden befördert und mit einem zweiten Wink Ray zurück an die Wand geschleudert.

„Es reicht!“

Dann zog er aus seiner Tasche zwei kleine Spritzen hervor und während er Ray und Tala mit seinen Kräften zu Boden drückte, injizierte er ihnen den Inhalt.

Keiner von ihnen hatte die Chance, sich zu wehren.

Und Ray spürte die vernichtende Wirkung des unbekannten Mittels sofort. Seine paranormalen Kräfte, die sich in den letzten Stunden immer mehr erholt hatten, ließen plötzlich wieder nach, als ob sie ihm entzogen wurden. Konnte das denn sein?

Nein, als Ray genauer in sich hinein horchte merkte er, dass ihm seine Kräfte nicht entzogen worden. Sie waren noch da, da war sich der Langhaarige sicher. Ray war sich viel mehr sicher, dass seine Kräfte durchaus noch da waren, auch Drigger war noch da, wurde sogar weiter stärker, aber er konnte ihn schlichtweg nicht mehr spüren, nicht greifen, nicht kontrollieren und lenken. Es war, als wären seine Kräfte zwar noch da, aber er hatte einfach keinen Zugriff mehr darauf. Als wären sie weggesperrt worden. Aber ging das denn? War so etwas möglich?

„Was zum Teufel hast du uns gegeben?“, forderte Tala zu wissen.

Lee grinste zufrieden.

„Nicht mehr so aufmüpfig, was?“

In kurzen Sätzen schilderte der Jäger ihnen die Wirkung des Mittels, das er ihnen gerade verabreicht hatte.

„Wir wollen doch nicht, dass ihr eure Kräfte wiedererlangt und einfach flüchtet, noch dazu mit dem Wissen, wo sich unsere Trainingsbasis befindet. Das können wir nun wirklich nicht zulassen. Euer Freund hat mit dem gleichen Mittel Bekanntschaft geschlossen. Wie hieß er? Hitari?“

„Hiwatari!“

„Ja, genau, Hiwatari, das war es! Na, auch egal, euch geht das eh nichts mehr an.“

Mit einem letzten Blick auf die zwei fassungslosen Zeros verließ Lee die Zelle.

Und wieder wurden Ray und Tala allein in ihrem Gefängnis zurückgelassen, allein, nur mit sich selbst und ihren wirren Gedanken.
 

Erwartungsvoll blickte Boris Balkov zu ihnen hinunter.

Dieses Mal hatte sich Tala nicht mehr die Mühe gemacht, aufzustehen. Er sah nicht einmal mehr auf, sein Blick war müde auf den Boden gerichtet. Ray lehnte erschöpft an dessen Schulter.

„Und, habt ihr euch entschieden?“

Der Rotschopf ballte die Hände zu Fäusten, blieb ansonsten jedoch regungslos. Dafür blickte Rays ziemlich hoffnungslosen Bernsteinaugen zu dem Lilahaarigen auf.

„Ja“, flüsterte er heiser, „ja, wir treten euch bei.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-04-11T12:10:33+00:00 11.04.2010 14:10
Wieso treten sie bei Q.Q
Das is total krank !!!!!!!!!
Ich zittere schon und muss fast heulen ...
Von:  Luinaldawen
2010-04-10T15:01:33+00:00 10.04.2010 17:01
Faszinierend, es gibt wirklich gute AU-Beyblade-ffs. o__o
Ich habe deine ff jetzt in einem Zug durchgelesen und das will bei mir einiges heißen. XD
Vor allem gefällt mir deine Esper-Idee sehr gut (auch wenn ich immer an Final Fantasy denken muss ^^°) und die Umsetzung.
Da ich die Serie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, kann ich nicht sagen, wie IC die Charaktere sind, aber ich glaube, Kai und Rei hast du gut getroffen. Es war sehr entspannend, mal keinen Oberuke!Rei zu lesen. Das Kätzchen hat Krallen und weiß sie zu benutzen. X3

Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht und hoffe als bekennender KaRe-Fan natürlich, dass die beiden ein Happy-End bekommen.

Luina


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