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Syndicate's Slave

von

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Kindheit

Hier im kleinen Chicago/Amerika lebe ich mit meinen Eltern und meiner Zwillingsschwester Ally. Familie Coldfire..
 

“Sean!!! Was ist das denn?.. Es sieht komisch aus..” sagte meine Zwillingsschwester Ally während sie auf einem kleinen Käferchen mit dem Finger rumpiekte. Hihi, wenn die wüsste… Ja, das war unsre kleine schöne Welt.. Meine Schwester und ich sind heute neun Jahre alt geworden. Feuer und Flamme strahlte sie abwechselnd den Käfer und mich an. Soll ich ihr endlich ne Antwort schenken? Ja, ich glaube es ist an der Zeit.

“Ally… Das ist eine Schabe.. Die beißt dich..” Und kaum ausgesprochen lief sie blau an und sprang mit einem lauten Schrei auf mein Bett: “NEIN!!! SEAN!! MACH ES WEG!! BITTE BITTE MACH DAS DING WEEEEG!!!!” “Nöö..” Meine Güte bin ich heut wieder sarkastisch.. Ich nahm die Schabe und warf sie fieser Weise auf meine Schwester, so dass sie noch viel mehr schrie und so schnell sie konnte nach unten in die Küche rannte. Zu Mum.. Und Dad… ~ Von oben hörte ich es schon. “MUM, DAD!!! SEAN ÄRGERT MICH!!!!!” “Was hat der Bengel jetzt schon wieder gemacht?” antwortete Dad in seinem üblich strengen Ton. Laut war er wie immer. Ich wusste was nun auf mich zukommen würde. Mit Dad kam ich noch nie wirklich klar.

Er meint immer ich wäre nicht richtig erzogen und er müsste mich mit Schlägen bestrafen. Es war immer das Selbe. Und Mum.. Sie sah zu. Was sollte sie auch schon dagegen tun können? Sie hatte Angst vor ihm. Das merkte ich sogar schon mit meinen neun Jahren. Vielleicht will sie sich von ihm trennen aber kann nicht weil sie genau weiß was er mit ihr tun würde.

Ich will es mir gar nicht vorstellen. Klar hatte ich Angst davor was “anzustellen”.. Nehmen ließ ich es mir allerdings auch nicht.

Ich hörte das wütende Stampfen auf der Treppe und bekam leicht weiche Knie. Wie es wohl diesmal ausgehen wird? Werden wir nen Krankenwagen brauchen? Dad geht von Mal zu Mal immer weiter. Die Schläge werden härter. Jetzt würde es gleich losgehen.. Seit kurzem hatte ich eine Technik entwickelt damit ich den Schmerz nicht all zu doll spüren würde. Mehrmals klatschte ich mir selbst fest auf die Wangen. Gleich würde es nicht mehr so sehr weh tun wenn die Schläge von Dad kommen.

Die Tür klatschte auf..

“SEAN COLDFIRE!!!!! DU DRECKSBENGEL!! WAS HASTE WIEDER GEMACHT?” “Ich hab nur en bissel Spaß gemacht meine Fresse.” antwortete ich lässig und leicht patzig.. Ein Fehler, denn kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, klatschte er mir eine. Dass ich auf diesem Wege noch nicht meine Zähne verloren hab wundert mich. Im Seitenwinkel sah ich Ally, die in die Tür gerannt kam.

“Daddy!! Sean hat es doch nicht so gemeint! Er hat wirklich nur Spaß gemacht! Bitte hör doch auf!!” “Halt du dich da raus Prinzessin, Sean ist ein aggressiver kleiner Bengel, der nichts als Ärger macht. - er drehte sich wieder zu mir - DICH KANN MAN NICHTMAL ERZIEHEN EGAL WAS MAN MACHT! WANN WIRSTE ENDLICH MAL GESCHEIT IN DEINER NUTZLOSEN BIRNE???!”

Ängstlich setzte ich zu einer Antwort an, dazu kam ich aber mal wieder nicht. Kaum machte ich den Mund auf, bekam ich die Nächste gescheuert.

Daher beschloss ich gar nichts mehr zu sagen und mich auf mein Bett zu setzen. Ally ging mit besorgtem Blick aus dem Zimmer und Dad, der von mir abließ folgte ihr. “Ich hoffe du fängst endlich an aus deinen Fehlern zu lernen Junge. Den restlichen Tag bleibst du hier drinnen und setzt keinen Schritt vor die Tür, dass das klar ist. Und das gilt auch für die nächsten drei Monate.” drückte er mir noch an den Kopf bevor er die Tür hinter sich zu knallte. Ich zuckte zusammen. Wenn mich alle so nutzlos finden und hassen… Warum haben sie mich dann überhaupt hier behalten? Warum haben sie mich dann nicht zur Adoption frei gegeben beispielsweise? Während mir inzwischen schon die Tränen kamen, lehnte ich mich leicht zurück und dachte nach. Immer bin ich an allem Schuld. Und immer mach ich alles kaputt. Allen Anderen würde es sicherlich besser gehen wenn ich nicht da wäre. Am besten mach ich gar nichts mehr, denn so lange ich gar nichts mache, kann ich auch nichts falsches tun. Dann wäre Papa endlich stolz auf mich und würde mich loben.

Unten hörte ich die Teller klappern. Scheint wohl essen zu geben. Mein Magen fühlt sich auch schon total leer und flau an. Die Erfahrung nichts zu Essen zu bekommen machte ich schon öfter. Wenn ich Zimmerarrest hab, dann bedeutet das auch nichts zu Essen zu bekommen. Denn zum Essen müsste ich ja raus. Mir war schon schlecht.. Das wird bestimmt ne miese Nacht. Nicht mal was zu Trinken hatte ich hier.

Ally kam um Acht Abends hoch. Sie durfte nicht ins Zimmer bis es Zeit zum Schlafen ist. Ich könnte ja Spaß haben mit ihr. Es ist nicht mein Recht Spaß zu empfinden..

Mit Ally kam auch Mum rein. Sie guckte nicht zu mir rüber sondern ignorierte mich.. War klar. Ich werd wahrscheinlich wieder vergessen. Gehör ja eh nicht zur Familie. Meine Schwester bekam wie immer ihren Kuss auf die Stirn. Wie sehr ich mir das auch wünschte… Mum drehte sich um, ging zur Tür und schaltete das Licht aus. Na dann.. Gute Nacht blöde Kuh! Mach doch was du willst! Werd glücklich mit dem verdammten Schläger.

“Sean..” sagte sie leise. SIE SPRICHT MIT MIR?!? Wie unglaublich! “Ich hab dich lieb mein kleiner.. Sei nicht traurig wegen deinem Vater. Er meint das bestimmt nicht so.”

Klar meint er das bestimmt nicht so. Die Schläge fühlen sich auch grad so an. Meine Fresse, dämliche Kuh! Wie ich sie manchmal hasse.. Dennoch hab ich genauso Sehnsucht nach mütterlicher Liebe. Zeigen würde ich dies jedoch niemals! Aus Trotz drehte ich mich weg und sagte gar nichts. Meine Decke zog ich bis zum Kopf, auch wenn mir das viel zu warm war.. Ich wollte einfach nichts mehr von allen wissen. Ich hasse meine Familie! Mutter war weg, Ally und ich alleine. In mir kam die Wut hoch.

Ally ist Schuld dass ich heute Abend wieder Ärger bekam. Nur sie! Diese dumme Kuh!! “Ally! Du bist die blödeste Kuh die ich kenne!” sagte ich leise, jedoch gut verständlich. Doch das folgende Geräusch ließ meine Wut auch schon wieder verfliegen. Ally schniefte: “Ich.. Ich wollte nicht dass du Ärger bekommst Sean! Es.. Es tut mir so leid!”

Das Knurren meines Magens übertönte die Stille - Wie peinlich! Ich merkte wie meine Schwester zu mir ins Bett gekrochen kam. Ich wollte sie nicht bei mir haben. Dazu war ich noch viel zu sauer. Doch ich spürte wie sie etwas in meine Hand legte. “Hier.. Das hab ich eingesteckt.”

Es war ein Brötchen! Gott sei dank!!! Ich bin gerettet!!!! Total hektisch machte ich mich drüber her. Mein Hunger war gestillt. Ich war überglücklich über dieses lausige kleine Brötchen. “Danke Ally…” meinte ich nun sanfter. Ally war ja gar nicht so.. Sie hatte es bestimmt nicht mit Absicht gemacht. Wie konnte ich nur so fies zu ihr sein? Im Grunde ist sie die einzige Freundin die ich hab, denn alle Kinder in der Schule wollen weniger mit mir zu tun haben. Meist mobben sie mich aus irgendwelchen Gründen auch immer. Der Platz neben mir im Schulbus ist eigentlich immer leer.

Ich ließ mich nach hinten ins Kissen fallen und atmete erleichtert durch. Ally legte sich in meine Arme: “Bist du mir noch arg böse Bruder? Ich werd nie wieder petzen! Ich werd auf dich aufpassen. Ich mag nicht, wenn’s dir schlecht geht.” “Du bist süß Ally. Ich bin dir nicht mehr böse. Könnte ich doch nie. Na gut.. Eben war ich schon kurz ein bisschen wütend auf dich aber das liegt wohl eher an Papa.” “Ich weiß nicht warum Papa immer so zu dir ist. Ich wünschte es wäre anders. Aber ich bin froh dass du nicht böse bist. Ich hab dich lieb Bruder.” “Ich dich auch. So lange wir beide zusammen sind, kann uns niemand was! Haha!” “Jaaa!! Hihihi!”

Wir kicherten weiter und blödelten etwas rum, doch dann schickte ich Ally wieder in ihr Bett. Dad hatte so eine Gabe alles falsch zu verstehen. Ich würde ihm zutrauen dass er mir mit neun Jahren schon sexuelles Vergehen an Ally vorwerfen würde. Ehrlich! Ich würde den Tag nicht überleben.

Aber egal, so kann ja nichts passieren. Und nun war es Zeit zum Schlafen.

Morgen würde es bestimmt wieder unheimlich langweilig werden so alleine hier im Zimmer. Langweilig fing er gar nicht mal an.

Unsanft wurde ich aus meinem Bett geworfen. Ehe ich noch einen klaren Gedanken ans wach werden verschwenden konnte, wurde ich auch schon unter die eiskalte Dusche geworfen. Mit dem Kopf knallte ich gegen die Fließen. Na toll… Vor Kälte und Schreck fing ich an zu schreien, bis Mutter die Dusche wieder abstellte und mir ein Handtuch überwarf. Sie redete kein Wort mit mir. Gestern Abend faselte sie noch so was wie “ich hab dich lieb”.. Und nun das.

Ally hingegen durfte sogar länger im warmen kuscheligen Bett liegen bleiben. Sie wurde mit dem sanften Kuss auf die Stirn geweckt. Wie sehr wünschte ich mir das auch. Ich dachte nach über meinen Neid, während ich ganz allein zurück geblieben im Bad saß und auf die offene Tür starrte.

“SEAN!!! DRECKSBENGEL! BEWEG ENDLICH DEINEN FAULEN ARSCH HIER RUNTER! ODER SOLL ICH DICH RUNTER PRÜGELN?!?!?!” hörte ich Dad von unten schreien und fuhr zusammen. Schnell zog ich mich an und rannte zu ihm, bevor er beschließen würde hoch zu kommen. Mit grimmiger Mine musterte er mich: “Hast mal wieder getrödelt ja? Und wie siehst du überhaupt aus? Eine Schande für unsre Familie. UND HAB ICH NICHT GESAGT DU SOLLST DEINEN ARSCH BEWEGEN??!?!?” “Ich.. Ich hab doch aber…” - Klatsch - Wieder wurde ich geschlagen. Mir lief das Blut das Kinn runter. “WIDERSPRICH MIR NICHT!”

Diese dumme Sau.. Ich hab doch nichts gesagt. Mit hasserfüllten Blicken starrte ich ihn an, was ihm nicht verborgen blieb. Dafür bekam ich noch mal eine geklatscht. Inzwischen hatte ich so starke Schmerzen, dass ich es nicht schaffte etwas vom Frühstück zu essen. Dabei würde ich heute sonst nichts mehr bekommen. Wieder musterte mich mein Dad. Was mach ich nun schon wieder falsch? Es zog durch meinen gesamten Unterkiefer und ich verzog das Gesicht. Dad schien das nicht zu reichen.

“IST DEM FEINEN HERRN DER FRAß NICHT GUT GENUG ODER WAS?!?” fuhr er mich an und knallte meinen Teller auf den Boden, dass sich die Scherben in der Küche verteilten. Morgen würde ich nichts zu Essen bekommen. Ich konnte es mir jetzt schon denken. “Morgen.. Bekommst du nichts zu Essen. Kannst zusehen wo du was her bekommst.” Na toll! Wie denn? Raus könnte ich ja nicht. Ally hatte schon Tränen in den Augen vom Zusehen. Aber tun könnte sie auch nichts. Dad würde sie nur wieder abwimmeln. Ich war es schon gewöhnt. Dass Mum aber auf einmal aufstehen würde hätte ich nicht erwartet.

“Cale.. Sean ist noch ein Kind! Du kannst ihm nicht das Essen verweigern! Das kannst du einfach nicht von ihm verlangen! Lass das gefälligst!” “Ach Mia.. Ich bitte dich. Wenn das Balg zu einem richtigen Mann heranwachsen soll, muss ich ihn dementsprechend erziehen. Wie soll er sich denn selbst ernähren können wenn er nur verhätschelt wird? Wir dürfen ihn nicht bemuttern. Sonst kann er später nicht überleben.”

Mum sagte nichts mehr dazu.. Sie setzte sich wieder. Und wieder hat es nichts gebracht. Dad war zu sehr von seinen Methoden überzeugt. Das ertönen der Schulbushupe befreite mich aus dieser Situation und riss mich aus meinen miesen Gedanken. Ally sprang auf: “Also dann! Mami! Daddy! Ich hab euch lieb! Bis später.” Sie nahm mich an der Hand und zog mich mit. Ich sagte nichts zu meinen Eltern. Ich hatte sie nicht lieb.. Sie mich wahrscheinlich auch nicht.

Im Schulbus saß ich alleine ganz hinten. Wie immer halt. Auch das war ich schon gewohnt. Ally saß neben ihrer kleinen Freundin Terry. Die beiden kicherten vor sich hin. Mädchen ~ Auch im Klassenzimmer saß ich ganz hinten alleine. Ich konnte mich echt mit niemandem anfreunden. Nur wenn es um Gruppenarbeit ging, sorgte Ally dafür, dass ich immer zu ihrer Gruppe darf. Ansonsten wollte mich eh keine Gruppe. Jeder der mich rein bekam, fing an zu meckern. Ich hörte nicht mehr hin nach all der Zeit.

In der Pause allerdings passierte etwas seltsames. Noch nie kam jemand zu mir.. Schon gar nicht.. Ein Mädchen?? Es war Terry, die Freundin von Ally. Sie war etwas rot im Gesicht.. Komisch.. Naja, mal vom Thema ablenken: “Hi Terry, wo hast du denn Ally gelassen?” “Ähm.. Die ist mit unsrem Klassenlehrer Blätter kopieren.. Sean.. Du.. Siehst schlecht aus. Ist irgendetwas passiert?” “Nöö.” “Aber..” “TERRYYYY!!!” rief Ally vom Ende des Flures und winkte. Damit war unser Gespräch wohl auch schon beendet. “Na gut.. Ich komme… Sean.. Ich..” Sie sprach nicht weiter, sondern stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange. Hätte es durch Papas Schläge nicht so weh getan, hätte ich mich mehr gefreut. Das erste mal, dass mich ein Mädchen geküsst hat. Wow.. Ich legte meine Hand auf die Wange und wusste nicht ob ich jubeln oder schreien sollte. Alles tat so weh..
 

Heute, 3 Jahre später, waren wir fast an der selben Situation angelangt. Wir? Ja, Terry und ich.. Genau wie damals tat mir das ganze Gesicht von Papas Schlägen weh.. Doch diesmal machte es mir weniger aus. Denn diesmal küsste sie mich nicht auf die Wange sondern auf den Mund. 12 Jahre alt.. Ziemlich frühreif vielleicht? Mir egal.. Ich brauchte es einfach.. Ablenkung.. Mit Terry konnte ich mein scheiß Leben vergessen. Meine Eltern und Ally waren nach Florida gereist - Urlaub machen. Mich hatten sie hier gelassen, ich würde ja eh nur Ärger machen - so das Argument. Egal! Hab ich meine Ruhe. Das erste Wochenende seit langem wo ich mal net geschlagen werd.

Anders als damals stand Terry nun auch net mehr auf den Zehenspitzen sondern saß auf mir während sie mich küsste. Sie wollte unbedingt dieses Wochenende bei mir übernachten. Wir hatten eh nie viel Zeit füreinander, weil ich immer noch oft Hausarrest hatte. “Endlich sind wir mal alleine Sean.. Darauf hatte ich so lang gewartet.” “Ich auch.. Seit letztem Sommer, als wir zusammen gekommen sind.” “Sean.. Wer weiß wann wir das nächste mal die Gelegenheit haben… Mhh..” “Was meinst du?” “Naja.. Sean.. Ich will dass wir miteinander schlafen. Ich will mein erstes mal mit dir haben.” “Aber Terry.. Meinste net dass wir noch ein bissel zu jung sind?” “Sean.. Ich kenn dich doch.” “Joa..”

Wir beide lachten und küssten uns weiter.. Mit zwölf das erste mal Sex? Suspekt aber nicht unmöglich. Die Liebe die mir die ganze Zeit fehlte holte ich mir seit fast einem Jahr von Terry. Und sie hatte Recht: Wer weiß wann wir wieder dazu kommen würden? Langsam fing ich an sie zu streicheln. Über ihr Bein, bis zur Hüfte… Meine Hand wanderte weiter zu ihrem Po und wieder hoch zu den Brüsten.. Wenn man das so schon nennen könnte. In dem Alter waren die noch nicht so gut gebaut. Bei dem Gedanken musste ich mir das Kichern verkneifen. Nicht nur meine Hand wanderte rum. Auch Terry fasste mich an. Irgendwann auch an dieser gewissen Stelle.. Es fühlte sich einfach toll an.. ZU toll! Hoffentlich versag ich net!! Da hab ich einmal die Gelegenheit Sex zu haben und dann würd’ ich’s versauen? Wieso werd ich nur so nervös? Ich kanns net versauen! Net an meinem zwölften Geburtstag!

Mum und Dad hatten sich net mal die Mühe gemacht mich anzurufen. Sie hatten meinen Geburtstag vergessen und feiern nun schön mit Ally in Disney Land. Mann, was denk ich nun eigentlich an meine Family?!?

Terry war inzwischen dabei meine Hose zu öffnen und ein Gummi raus zu holen. Aha? Das war also geplant? Dieses Ferkel! Irgendwann wurde alles so schön, dass meine Gedanken aussetzten.

Bis - Ja, bis ich es klingeln hörte.. Einbildung? Sicher! Terry stöhnte ziemlich laut.. Ich muss mich verhört haben.

“SEEEEAAAAN!! WIR SIND WIEDER ZU HAUSEEEE! HIHI!!!” War das nun Ally’s Stimme? Hmm.. Terry zeigt keine Reaktion. Hab mich bestimmt verhört. “Sean! Du bist gar net wirklich bei der Sache..” meckerte die inzwischen. Mist! Warum sollte Ally auch hier sein? Die hängt sicher grade am Rockzipfel von Mini Maus.

“SEAN! Hast dich bestimmt allein gefühlt, nun bin ich ja wieder…. WAS ZUM?!” Okay das war jetzt aber wirklich kein Irrtum mehr. Ally war in die Tür geplatzt und sah kreidebleich aus. Aus Schreck versteckten wir uns unter der Decke und verdeckten alles. Terry war total rot im Gesicht und sah ihre beste Freundin verzweifelt an. Ally sah inzwischen aus, als würde sie Terry gleich anfallen. Eifersucht? Nun.. Wenn Ally schon hier ist, können Mum und der Alte net weit sein. Schnell reagierte ich: “Terry! Verdammt! Zieh dich an, sieh zu dass du weg kommst. Mein Dad darf dich auf keinen Fall sehen!” “… Scheiße ja!!”

Hektisch zog sie ihre Klamotten an und stürmte an Fenster, durch das sie flüchtete indem sie auf den Baum kletterte, der nahe dran gewachsen war.

Uff.. Das is noch mal gut gegangen. Terry war in Sicherheit.. Nun war ich dran. Für mich reichte es nur noch bis zur Boxershorts und dem Shirt.

Da stand der Alte auch schon in der Tür. Mit seinem scheiß Blick musterte er das ganze Zimmer.

“Sag mal.. Wie siehts hier denn aus?! Und wieso bist du halb nackt Sean?!” Gute Frage.. Ally zog die Augenbrauen hoch. “Joa ähm.. Ich wollt mir grad was Frisches anziehen.” log ich, was ich allerdings auch gleich bereute. Er sah schon wieder wütend aus. “Ach so? AUCH NOCH?! DAMIT DEINE ARME MUTTER NOCH MEHR WÄSCHE HAT!?!?!” “N-Nein..”

Wie nicht anders erwartet kam er auf mich zu und klatschte mir mal wieder eine: “LÜG MICH NICHT AN SCHEIßBENGEL! Alter, wie ich es bereue, dich jemals gezeugt zu haben. Wär doch nur Ally alleine geboren worden. ABER WER HÄTTE SCHON MIT ZWILLINGEN RECHNEN KÖNNEN!”

Dieser Satz traf mich mitten ins Herz.. All das was ich ja eigentlich immer wusste, aber versucht hatte mir auszureden bekam ich nun entgegen geklatscht. Sie hassten mich.. Sie wollten mich nie. Es war zu viel. Ich konnte es nicht mehr halten. Meine Wut war nicht mehr zu unterdrücken.

Es brach aus mir raus: “NA UND?!?! ICH HAB AUCH NIEMANDEN DRUM GEBETEN IN SO NE SCHEIß FAMILIE GEBOREN ZU WERDEN! ICH WOLLT AUCH NIE SO NEN SCHEIß VATER WIE DICH! HÄTT ICH GEWUSST DASS ICH IN SO NE FAMILIE GEBOREN WERDE HÄTT ICH MICH SCHON AN DER NABELSCHNUR ERDROSSELT!! ICH WILL EUCH GENAUSO WENIG WIE IHR MICH WOLLT! UM GENAU ZU SEIN: ICH HASSE EUCH!!! BESONDERS DICH DU WICHSER!!!!”

Völlig außer Puste guckte ich ihn mit hasserfüllten Augen an. Dennoch wurde mir klar, dass ich mich ziemlich tief in die Scheiße geritten hatte. Dad guckte mich fassungslos an.. Bis er begriff wie ich mich mal wieder benommen hatte. Mit all seiner Wut klatschte er mich auf mein Bett, riss mir das Shirt vom Leib und schlug mir mit voller Wucht mit seinem Ledergürtel auf den Rücken.

“SPRICH NIE WIEDER SO MIT MIR!! HABEN WIR UNS VERSTANDEN?” “ICH HASSE DICH!! WICHSER!!!” “ICH SCHLAG DICH WINDELWEICH BIS DU EINSICHTIG WIRST! VON MIR AUS KÖNNEN WIR BIS MORGEN SO WEITER MACHEN!!” “DU KANNST MICH AUCH UMBRINGEN WENN DU WILLST!! DANN BIN ICH EUCH WENIGSTENS ENDLICH LOS!” “HALT DIE FRESSE BENGEL!” “WICHSER!!!!” schrie ich immer weiter während er mir einen Schlag nach dem Anderen verpasste. Mein Rücken war taub vor Schmerzen. Durch meine Wut verdrängte ich den Schmerz. Durch den nicht mehr endenden Wortkonflikt zwischen uns beiden hörte ich das laute Schluchzen von Ally und schließlich die rettende Stimme meiner Mutter, die Dad von mir weg zog.

So schön hätte ich mir meinen Geburtstag nie vorgestellt. Letztes Jahr war’s auch toll. Da hatten sie mich im Keller vergessen. Naja, die Spinnen freuten sich mit mir zu feiern. Ich mag sie lieber als meine Eltern…

Fast ohnmächtig vor Schmerzen bekam ich nur noch mit wie meine Eltern anfingen sich zu streiten. Nun ging Mum aber in die Vollen. Sie setzt sich ja doch für mich ein.. Nach einem kleinen Wortwechsel verließ Dad den Raum und meine Mutter versuchte mich ins Bad zu schleppen, wo sie meinen Rücken mit kaltem Wasser versorgte. Erst jetzt merkte ich wie weh es eigentlich tat. Ich schrie meinen Schmerz praktisch raus.

“Sean!! Sean halt still!! Beruhig dich doch!!” redete Mum auf mich ein. Es brachte nichts.. Ich konnte net aufhören. Wichser der!! Ich hasse ihn! Immernoch war ich mit schreien beschäftigt während Mum schon dabei war mir Salbe auf den Rücken zu reiben. Das brannte noch viel mehr. Mir war regelrecht schlecht vor Schmerzen. Mein Körper machte es net mehr mit.. Irgendwann wurde mir schwarz vor Augen und ich wurde bewusstlos.

“…DESHALB BRAUCHST DU IHN NOCH LANGE NICHT FAST UMBRINGEN, CALE!!!!” Das war das Erste, was ich hörte, als ich meine Augen öffnete. Diese Schmerzen.. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich lag auf dem Bauch und hatte einen Verband um den Kompletten Oberkörper. Er half allerdings kein Stück.

“ACH KOMM!! WIESO NIMMST DU DAS DRECKSBALG IN SCHUTZ??! ER HAT ES DOCH NICHT ANDERS VERDIENT! ER MACHT NICHTS ALS ÄRGER!!” “ER IST DEIN SOHN!” “ICH HABE KEINEN SOHN!”

Für Dad war ich nicht sein Sohn… Der seelische Schmerz machte mir mehr zu schaffen als die Wunden auf meinem Rücken.

Ich hasste ihn inzwischen so sehr, dass mir alles über ihn egal war. Seine Meinung, seine Methoden - Alles! Bisher dachte ich immer, es soll so sein, es wäre richtig.. Aber so nicht! Wie gerne würde ich mich jetzt auf den Rücken legen. Wenn er jetzt hoch kommen würde, wäre ich ein leichtes Opfer. Scheiße! Unten wetterte Mum wieder los.

“DU SOLLTEST DICH MAL SELBST HÖREN, CALE! DEN EIGENEN SOHN ZU VERLEUGNEN! SEAN IST EIN KIND! UND WENN DU NOCHMAL NUR EINEN FINGER AN IHN LEGST DANN LASS ICH MICH SCHEIDEN VON DIR! ICH HAB DIE SCHNAUZE VOLL!” “Na und Schlampe? Mach doch… Den Tag wirst du allerdings nicht überleben.”

Er würde sogar Mum killen?!? Ich konnte es nicht glauben.. Mein Magen zog sich zusammen.. Obwohl ich von Mum net viel halte, bekam ich Angst um sie. Verzweifelt suchte ich das Zimmer nach Ally ab. So gut ich es konnte. Meinen Kopf konnte ich allerdings nicht richtig bewegen. “Ally..?” keuchte ich. Jeder Atemzug fuhr mir durch die Rippen. Sie war offensichtlich net im Zimmer. Mist! Dad würde ihr aber nichts tun. Sie is seine Prinzessin.. Mein Magen zog sich wieder zusammen - Von unten hörte ich einen Schrei von Mum! Dad hat ihr sicher eine gescheuert. Und ich kann nichts tun!! Ich glaub, gleich läuft er komplett Amok. In der Hoffnung dass Mum nichts passiert und Dad net hoch kommt blieb ich liegen. Nach ner halben Stunde war ich erleichtert.. Mum kam zu mir rein.

Ihr Anblick war schockierend. Sie hatte ein großes Veilchen am Auge und eine knallrote Wange. Trotzdem versuchte sie beruhigend zu wirken und zwang sich für mich zu einem Lächeln: “Wie geht’s deinem Rücken, Schatz?” Schatz?!?!!? So nannte sie mich ja noch nie.. “Ähm… Scheiße.. Papa hat dich geschlagen..” “Nein.. Ich bin nur.. Gegen die Tür gelaufen. Du kennst mich doch.. Ich bin so ein Schussel.” Du bist so dumm Mum.. Denkst du, du kannst mir was vor machen? Weil ich zwölf bin?… Ich sagte es net laut, dachte aber so. Ich beschloss jedoch erstmal mitzuspielen: “Mensch Ma.. Du musst besser aufpassen. Sag mal, weißt du wo Ally ist?” “Cale hat sie zu meiner Schwester gebracht. Dort bleibt sie das Wochenende. Ich weiß.. Sean.. Es ist nicht grade der beste Augenblick.. Aber ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag.” “Haha.. Besser als der letzte Geburtstag im Keller sicherlich. Wenigstens hab ich diesmal mein Bett. Kannst du.. Mich bitte alleine lassen? Ich ertrag deine Gegenwart grade nicht.”

Sie schaute mich leicht entsetzt an, bevor ihr Tränen kamen. Sie ging.. Es war ihr anzusehen dass meine Worte sie hart trafen. Ich musste aber auch genug mitmachen. Jetzt wegen dieser Situation meinen, dass alles zwischen uns in Ordnung is, gibt’s net. Sie dachte den ganzen Tag net an meinen Geburtstag. Nun brauch sie auch net mehr anzukommen. Meinetwegen sollen sie sich die Köpfe doch einschlagen. Wenn ich erstmal hier weg bin, will ich sie alle niemals wieder sehen! Außer Ally… Mit ihr will ich ewig so gut befreundet sein wie jetzt.

Mum verließ unter Tränen das Zimmer und ich beschloss abzuschalten und mich auszuruhen. Ich werd am Montag bestimmt eh in die Schule geschickt trotz Wunden. Dad hat mich auch schon mit 41°C Fieber in die Schule geschickt..

Der Abschied

Ally kam erst gestern Abend wieder zurück und wusste überhaupt net was zwischen Mum und Dad vorgefallen war. Sie fragte mich nur warum Mum auf einmal so viel Schminke und Rouge benutzt. Ich blieb ruhig.. Und erzählte ihr nichts von dem, was los war. Vor allem net wie weit Dad inzwischen gehen würde. Wie erwartet wurde ich in die Schule geschickt. Ich konnte kaum laufen. Terry bemerkte es sofort und kam entsetzt zu mir gerannt: „Oh Sean!!! Was hat der alte Sack mit dir angestellt!?!? Das geht zu weit! Wir müssen die Polizei einschalten!! Oder das Jugendamt! Am besten beides.“ „NEIN!“ „..Aber..“ „Versteh doch.. Die Bullen würden nichts tun.. Und das Jugendamt.. Wenn sie rauskriegen was hier vor sich geht nehmen sie net nur mich, sondern auch Ally mit. Ally hängt an Mum. Das kann ich ihr net antun.“ „... Du würdest wohl alles für Ally tun was?“ „Ja..“ „Was mach ich nur mit dir.. geht’s einiger maßen? Soll ich dich abstützen?“ „Es geht schon, danke.“

Sagen wir es so.. Es MUSS gehen. Wenn ich jetzt zusammenklappe, dann muss Mum mich abholen.. Und dann hackt Dad den ganzen Tag auf mir rum was für ein Versager ich doch bin. Langsam humpelte ich neben Terry her.

Ally kam auch zu uns. Sie gab mir Laufstütze ohne zu fragen. Ich glaub das gefiel meiner Freundin net so. Aber es war Ally.. Ich konnte ihr eben nichts ausschlagen. Nie hätte ich gedacht dass Schmerzen auf dem Rücken so ein Ausmaß annehmen könnten.

„Coldfire? Was ist denn mit dir passiert?“ fragte unsre Lehrerin, die mich skeptisch anguckte. Sie dürfte es auf keinen Fall erfahren. Sie würde das Jugendamt einschalten!!! Nun muss ich mir ne effektive Ausrede einfallen lassen!! Aber das kann ich. Ich bin da der Beste drin.. „Ich bin die Treppe runter gefallen Frau Lehrerin. Sie wissen ja wie schusselig bin.“ Moment mal.. Kommt mir dieser Satz nich bekannt vor? Ich glaub meine Mum benutzt so ne Ausrede auch jedes mal.. Mist! „Na.. Schusselig bist du ja schon etwas. Aber.. Ich kann mir nicht vorstellen dass solche Verletzungen von einem Sturz kommen.“ „HAHA!!! LOSER!!!“ rief auf einmal einer von der letzten Reihe.. Na toll.. Danny... Dieser Idiot! Ich hasse alle Dannys. Die Lehrerin sagte nichts mehr weiter dazu und wandte sich zur Tafel. Erleichtert schnaufte ich aus und quälte mich zu meinem Platz. Und natürlich schmiss mir Danny gleich ne Papierkugel gegen den Kopf. Ich glaub ich raste noch aus. Natürlich bemerkte unsre scharfsinnige Lehrerin das mal wieder net.

Das ging echt jede Stunde so. Vielleicht sollte ich mal Amok laufen.. Obwohl. Lieber doch nich. Ich beschloss lieber still zu halten und mir es mal wieder gefallen zu lassen. Genervt schnaufen – Das einzige was ich tat. Terry war meine Rettung. Gleich nach Schulschluss verließ unsre Lehrerin das Klassenzimmer und Terry ging auf diesen Danny mit ihrem Ordner los.

„WAS FÄLLT DIR ÜBERHAUPT EIN DU KLEINER IDIOT?!“ Ich dachte, jetzt würde was von seiner Seite zurück kommen.. Aber ich traute meinen Augen kaum! Er rannte schreiend aus dem Klassenzimmer. Hammer! Was für ne Memme... „Was für ne Memme!“ meckerte Terry. Ally schmiss sich ihr vor Begeisterung um den Hals: „Das war so cool Terry!! Du bist toll!“

Grinsend gaben mir beide ne Stütze und liefen mit mir über den Flur. Mist, Schule aus.. Ich will noch net nach Hause! Ich hasse den Tag jetzt schon. Aber allein Terry zu haben verschönerte mir das Leben, wenn auch nur einen kleinen Teil. Auch wenn Ally nach wie vor mein Ein und Alles war. Sie blieb auf einmal stehen: „Oh! Ich hab meine Mappe vergessen!“ „Ich komm mit dir, sie holen.“ bot Terry an. Aber Ally lächelte nur: „Nee, bleib du nur hier und pass auf mein Brüderchen auf. Ich komm gleich nach.“ „Okay bis gleich.“

Fröhlich tänzelte sie den Flur entlang. Ich beneide sie um ihre fröhliche Art. So ausgelassen kann ich net sein. Ich beneide sie um alles.. Um ihr ganzes Leben. Vielleicht häng ich auch nur deshalb so an ihr? In der Hoffnung etwas von ihrem Leben abzubekommen. Kaum war sie um die Ecke abgebogen, legte Terry ihre Arme um mich und küsste mich: „Zu blöd dass die uns letzt dazwischen kamen. Es war grad so schön.“ „Tjaaa.. Meine Family halt. Ich fands auch schön. Hoffentlich haben wir bald nochmal die Gelegenheit.“ „Ich hoffe es. Du tust mir so leid mit deinem Rücken.. Armer Schatz.. Vielleicht.. Kann ich dich von deinem Schmerz ja etwas ablenken?“

„Höö? Wie denn?“ „Dummerchen.. Komm mit.“ Was hat sich dieses kranke Mädchen jetzt schon wieder ausgedacht? Naja.. Wenn sie so kommt – Bestimmt etwas, das mir gefällt. In meiner Dummheit wusste ich trotzdem noch net genau was sie nun vor hatte.. Es dämmerte nur langsam als sie mich aufs Mädchenklo zerrte. Hier stinkts ja... Würg!

„Terry? Was sollen wir hier? Warum schließt du uns ein? Ich mag dir nich beim Pinkeln zugucken.“ „Sean... Du bist'n Idiot. Mach die Augen zu.“ Seufzend zuckte ich mit den Schultern und schloss die Augen. Terry fummelte mir auf einmal an den Knöpfen meiner Jeans rum.. Sie wird doch nicht etwa...

„Ich kann doch net! Mein Rücken...“ „Du musst doch gar nichts machen mein Süßer... Entspann dich einfach.“

Sie wird... OH GOTT!!! WIE GEIL!! JACKPOTT BABY!!! Is ja mal voll Deluxe! Dafür, dass sie das noch nie gemacht hatte, war sie verdammt gut. Dass Ally uns wahrscheinlich grade sucht, hatte ich schnell vergessen. Überhaupt setzten meine Gedanken mal wieder komplett aus. Auch von den Schmerzen im Rücken bekam ich nichts mehr mit. Ich war so abgelenkt von Terry dass ich mich net mehr zusammenreißen konnte und sie nach oben zog. Ich drückte sie gegen die Toilettenwand und nahm ihr Bein hoch. Sie guckte erstaunt: „Aber.. Dein Rü...“ „Psscht.“

Wir machten praktisch da weiter wo wir letztes mal aufgehört hatten. Net zu Stöhnen war ziemlich anstrengend. Hin und wieder wanderten ein paar Schulmädchen durch die Toiletten. Die durften uns ja net hören. Sie störten uns aber an sich aber kaum. Erst als wir beide total fertig waren, fiel uns wieder ein wo wir überhaupt waren. Wie peinlich!

„Wow.. Ich dachte immer im Stehen wäre so anstrengend.“ wunderte sich meine Freundin, die sich wieder anzog. „Naja.. Die Jugendmagazine schreiben auch nur Scheiße. Aber ich glaub das war keine gute Idee.. Mein.. Rücken..“

Nocheinmal versuchte ich mich zusammenzureißen. Erstmal guckten wir, ob wir hier alleine sind. Dann schlichen wir uns aus der Toilette, damit bloß keiner sieht, dass ich im Mädchenklo war. Alles war gut gegangen.. Mein Tag war wieder etwas gerettet.. Nur.. Wie erkläre ich nun Ally wo Terry und ich waren? Warum wir net auf sie gewartet hatten? Naja.. Sie würde schon net sauer sein.. Dad schon eher. Wenn ich allein schon an den denke wird mir schlecht. Aber was sein muss.. Terry verabschiedete sich mit einem langen innigen Kuss von mir.

Mühevoll machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo ich wahrscheinlich wieder meine Schläge bekommen würde. Daher war ich umso erleichtert als ich nur Mum in der Küche sitzen sah. Sie wirkte aber etwas beunruhigt.. Ich war nun über eine Stunde zu spät..

„Sean! Wieso kommst du so spät.. Und... UND BITTE SAG JETZT NICHT DASS DU ALLY NICHT DABEI HAST!!!“ „Wieso? Is sie net Heim gekommen? Ihre Lehrerin wollte noch was mit ihr besprechen.“ log ich. Mum machte das noch nie.. Sie kam auf mich zu und klatschte mir eine. Sie jetzt auch noch?! „LÜG MICH NICHT AN!! ICH HAB DOCH DORT ANGERUFEN!!! SIE WUSSTE NICHT WO IHR SEID!! ALLE DREI!“

Total entsetzt hielt ich mir die Wange. Das.. Das kann doch net sein! Ally wollte doch nur ihre Mappe holen!

„Ich.. Ich war noch mit Allys Freundin Terry in der Schule.. Sie hatte Mathe net kapiert und ich sollte ihr die Hausaufgaben erklären. Ally wollte noch ihre Mappe holen und schonmal voraus gehen.“ Diesmal war wenigstens die hälfte davon wahr. In Mum's Augen spiegelte sich die Angst: „Ally.. Ist aber nicht hier.“

Versteh ich net.. Naja, das muss ja aber nichts heißen... Vielleicht is sie ja irgendwo hängen geblieben... .. … Als sie spät Abends immernoch net da war, fing ich dann doch an mir Sorgen zu machen. Es war unerträglich für mich. Weil meine Schwester noch net da war, sperrte mich Dad ins Zimmer, weil er mit Mum alleine darüber reden wollte. Gut... War mir auch recht. Aber immer wieder ertappte ich mich, wie ich besorgt aus dem Fenster guckte. Ich war total nervös.

Es war inzwischen zwei Uhr nachts... Es stimmte was net. Ally würde net einfach so weg bleiben. Was könnte nur passiert sein.. Sie war doch nur ihre Mappe holen.. Ich setzte mich auf Ally's Bett und nahm ihren Teddy in den Arm. Es zerriss mich.. Mir kamen die Tränen vor Angst um meine Zwillingsschwester. Verdammt!! Alles nur weil Terry und ich ficken mussten. Es ist alles meine Schuld... Wir hätten warten müssen und mit ihr Heim gehen sollen. In dieser Nacht weinte ich mich in den Schlaf, der auch nur kurz war.

Morgens hoffte ich, es wäre alles nur ein Traum gewesen.. Aber Ally war net da.. Auch net Mum, die sie immer mit dem Kuss auf die Stirn weckte. Keiner war da.. Und Dad hatte die Zimmertür immernoch net aufgeschlossen. Wie ich es hasse.

„Verdammt nochmal!! Kann hier mal einer aufschließen?! Ich muss pissen!“ meckerte ich kaum hörbar vor mich hin. Ich traute mich irgendwie net den Aufstand zu proben. Damit hatte ich sonst nie Probleme.. Heute.. Is alles anders.. Leicht nervös lief ich hin und her. Bis nach ein paar Minuten zum Glück Mum kam. Ich freute mich noch nie so sehr über sie... Ich schenkte ihr aber auch keine Aufmerksamkeit – Kaum war das Zimmer offen, rannte ich ins Bad.. Welch Erleichterung, dachte ich, als ich zu Mum zurück ging. Sie sah kreidebleich aus.

„Ist..“ „Nein.. Ally ist nicht Heim gekommen. Dein Vater und ich gehen heute zur Polizei und melden sie. Du musst mitkommen und aussagen wo du sie das letzte mal gesehen hast. Also beeil dich und zieh dich an.“ „... Okay..“

Ich wiederspach net.. Ich wollte selbst, dass sie Ally finden. Aber.. Wenn die mich dort ausquetschen, müsste ich die Wahrheit sagen. Ich kann doch nie im Leben erzählen dass ich auf der Toilette vöglen war. Ich muss mir dringend was einfallen lassen. Beunruhigt zog ich meine Sachen an und ging in die Küche, wo ich wieder die mürrischen Blicke meines Vaters ertragen musste. Der konnte sich den Kommentar auch net verkneifen.

„Warum grade Ally? Hätt net Sean verschwinden können? Dann hätten wir wenigstens endlich unsre Ruhe und müssten ihn nicht auch noch durchfüttern. Wär uns allen besser bekommen.“

Ich hasse ihn... Es verletzte mich wieder... Aber heulen musste ich net. Es wandelte sich wieder in pure Wut um. Und auch ich konnte es net lassen meinen Kommentar dazu abzugeben: „Tja Vater.. Das Schicksal liebt mich scheinbar mehr als du. Da kann man nichts machen. Ich werd dir wohl noch ne Weile zur Last fallen. Es sei denn du bringst mich um.“ sagte ich arrogant und grinste hämisch. Dad platzte fast vor Wut, was ich ziemlich amüsant fand.

„Ich schwör dir Junge! Würden wir jetzt nicht gleich zur Polizei gehen, würde ich dich jetzt..“ „Fast totprügeln? Jaaja.. Ich kenn die Leier schon. Such dir mal was Neues aus.“

Mit nem lauten Fluchen schubste er mich von sich. Ich knallte gegen den Tisch. Ein blauer Fleck mehr.. Egal. Mein Rücken fand es auch net wirklich prickelnd. Aber Schmerzen war ich ja jetzt nochmehr gewöhnt. Seit wann bin ich eigentlich so schlagfertig? Keinerlei Respekt mehr vor meinem Vater. Ich sollte damit aufhören, sonst leb ich vielleicht wirklich net mehr lange.

Mum nahm die Tasche und lief zwischen Dad und mir zum Auto. Er schmiss mich einfach hinten auf den Rücksitz. Ich weiß net wie lange wir auf der Wache saßen bis wir endlich ins Büro gerufen wurden.

Ich fühlte mich schrecklich.. Und immernoch keine Gelegenheit gehabt, ne neue Ausrede zu erfinden. Der Polizist setzte sich vor mich: „Na Kleiner Mann? Du musst uns alles genau erzählen.“ „Äh..“ „Mach endlich die Klappe auf Bengel!“ mischte sich Dad ein. Er wurde allerdings gleich wieder in seine Schranken gewiesen. Muhaha! Die Bullen sollten sich öfter mal um Dad kümmern.. Wenn die wüssten!

„Also? Sean, was weißt du?“ „Meine Klassenkameradin Terry wollte sich von mir noch Mathe erklären lassen. Ich bin dann mit ihr dort geblieben und Ally hat ihre Mappe vergessen. Da hab ich sie das letzte mal gesehen.. Im Schulhaus.“ „Hmm.. Okay..“

Er quetschte mich bis aufs Letzte aus. Ich musste tierisch aufpassen mich net zu verplappern. Aber ich schaffte es. Ob die damit was anfangen können? Ob Ally überhaupt jemals wieder gefunden wird? Wieder bekam ich Panik. Ich hatte doch nur Ally! Sie darf mich net alleine lassen. Alleine war ich zu Hause wieder. Dad schickte mich wieder in mein Zimmer. Abgeschlossen war es zwar net, aber ich sollte drinnen bleiben, ansonsten würde er mir die Beine brechen, so sagte er. Aus Verzweiflung setzte ich mich sogar an meine Hausaufgaben. Ich bekam keinen einzigen gescheiten Satz zu stande. Immer waren meine Gedanken nur bei Ally. Jede Sekunde hoffte ich auf ein Klingeln an der Tür..
 

….
 

Und nach drei Monaten des Hoffens gab ich auf.. Bis es passierte!! Es klingelte!!! Mein Herz klopfte wie wild! Endlich würden sie Ally nach Hause bringen. Ich war eh schon total am Ende.

Um besser mitzubekommen, was unten vor sich geht, schlich ich mich an die Treppe. Von dort konnte ich Prima auf die Haustüre gucken... Da stand ein Bulle... Aber ohne Ally! Is.. Is das jetzt gut oder schlecht? Ich hörte weiter.

„Guten Tag Mrs. Coldfire.. Wir haben... Ihre Tochter gefunden.“ „WAS!! DAS IST JA... Wo ist sie?!“ ER HAT SIE!! Meine Schwester is endlich wieder bei mir!! Innerlich hätte ich mich vor Freude fast überschlagen, doch der nächste Satz riss mir den Boden unter den Füßen weg. „Leider muss ich Ihnen die schlechte Nachricht überbringen, dass wir die Leiche am Waldrand fanden.. Es tut mir sehr leid!“ Leiche?.. Das.. Das kann.. Doch net...Es spielte sich alles wie in Zeitlupe vor mir ab. Das laute Schluchzen meiner Mutter und ihr anschließender Zusammebruch.

Dad, der sie auffing und der Bulle der net wusste was er machen soll. Ich wollte es net wahr haben. Ally.. Die einzigste Person die ich noch hatte. Nun is auch sie weg.. Nun bin ich ganz alleine. Hab niemanden mehr. Niemand, der mich wieder auffängt und aufbaut, wenn ich von Dad zusammengeschlagen werde. Sie kommt nie wieder..

„Wir... bitten Sie dennoch, auch wenn es schwer ist, mitzukommen und Ihre Tochter zu indentifizieren. Nur um sicher zu gehen, dass sie es wirklich ist. Meinen Sie, Sie schaffen das?“

Dad stimmte nach einiger Zeit zu und lief zur Treppe, wo ich mich versteckt hielt. MIST!! SEAN!! VERZIEH DICH!! DER DARF MICH HIER NET FINDEN!!! So schnell ich konnte, rannte ich in mein Zimmer und sprang auf mein Bett. Zwei Sekunden später stand mein Dad auch schon in der Tür: „Du bleibst hier Bengel! Wir haben was zu erledigen.“

Mit einem enormen Knall schlug er die Tür hinter sich zu und schloss auch noch ab. Na toll! Wie gerne würde ich jetzt mit Terry sprechen. Aber die letzten drei Monate durfte ich net in die Schule. Überhaupt durfte ich nirgendwo hin. Nur zum Essen durfte ich einmal am Tag runter. Ansonsten quälte ich mich mit Vorwürfen. Wie jetzt auch.. Wieder saß ich auf Allys Bett mit ihrem Teddy.. Wieder weinte ich bittere Tränen. Und wieder gab ich mir die Schuld für alles. Terry und ich waren so dumm. Wir hätten sie niemals alleine lassen dürfen.

Den restlichen Tag sah ich weder Mum noch Dad. Irgendwann konnte ich zwar das Türschloss hören, aber ich wollte net mal raus. Nur aufs Klo wie immer dringend.

Die Wochen in denen es so weiter ging machte ich mir weiterhin viele Gedanken und Vorwürfe. Immernoch durfte ich net in die Schule. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich hätte sterben sollen statt meine Schwester. Ob sie den Mörder von Ally finden werden? Bullen sind doch eh zu nichts fähig.

Vor ein paar Tagen kam einer vorbei, der meiner Mutter offenbarte, dass Ally wohl vor ihrem Tod noch grausam vergewaltigt wurde. Wieder ein Tiefschlag. Welches Schwein tut einem kleinen Mädchen sowas an. Sie muss unheimlich gelitten haben meine arme kleine Ally. Sie wird vergewaltigt und umgebracht während ich mit Terry Spaß hab. Wie grausam.. Ich bin schuld dran. Diese Tatsache gab mir so ziemlich den Rest. Mir wurde klar, dass ich mich davon mein Leben lang wohl nie wieder erholen würde. Aber als könnte es anders sein, kam alles noch schlimmer.

Mum und Dad wurden mit der Zeit ziemlich ruhig. Sie waren selten zu Hause. Ich fragte mich was die beiden wohl da treiben. Um mich kümmerte sich eigentlich keiner. Weder im Guten noch im Schlechten. Dad hatte mich lang net mehr geschlagen. Er ignorierte mich einfach. Auch gut. Ich hatte genug Schmerzen durch meine Schuldgefühle. Ich war eher mit Trauern beschäftigt. Oft lag ich auf dem Bett mit dem Teddy – schlief darin. Mit Terry hatte ich lange kein Kontakt mehr.

In dem Moment als Dad seit Wochen mal wieder ins Zimmer geschnalzt kam, hatte ich auch den Teddy im Arm. Vor Schreck warf ich ihn einfach von mir. Dad würde mich für ein Weichei halten und mich dafür verschlagen. Der Teddy war das Einzigste was mir geblieben is von Ally. Er hatte sogar noch ihren Geruch.

„PACK DEINE SACHEN NICHTSNUTZ! WIR GEHEN!“ „Wohin?“ „FRAG NICHT SO DUMM, DAS GEHT DICH NICHTS AN!!“

Dann rannte er wieder raus. Schön dass es mich nichts angeht wo wir nun hin fahren. Er kam rüber, als ob was passiert wäre und er davon laufen müsste. Aber wenisgtens hat er mich diesmal net geschlagen wegen meiner Frage.

Da ich damit rechnete, dass wir nur kurz weg sind, packte ich das Nötigste und Allys Teddy ein. Spielzeug hatte ich eh net. Schon fünf Minuten später stand Mum parat.

„Mum.. Wie lange gehen wir weg?“ „Weiß ich noch nicht. Mach hinne.“ antwortete sie gehetzt. „Und wohin?“ Nun schnaufte sie genervt: „Sean! Nerv bitte nicht! Wir haben grad keine Zeit für dich.“ „Die habt ihr eh nie. Ein Wunder, dass ihr mich net einfach hier lasst.“

Sie ignorierte mein gemecker und drückte mir ne Reisetasche in die Arme. Damit schickte sie mich runter zu Dad, der mir nen ordentlichen Schubs ins Auto verpasste. Er hatte auch zwei Reisetaschen, die er fast auf mich knallte. Was wird das eigentlich? So viel kram? Wie lang gehen wir weg? Man kann ja grad meinen wir ziehn um. Ich lass mich einfach mal überraschen. Total hektisch setzten sich meine Eltern vorne rein und Dad gab sofort Gas ohne drauf zu achten ob ich überhaupt angeschnallt bin.

Die Fahrt über redete keiner von uns was. Ich wäre jetzt lieber bei Terry.. Ich vermisste sie. Gerne hätte ich ihr Tschüss gesagt. Naja.. Wenn wir nur Urlaub machen sehe ich sie bestimmt bald mal wieder.

Je länger wir fuhren, desto eher merkte ich wohin. Zum Flughafen!! Wow geil! Wir fliegen ja! Voll Deluxe Mann! In der riesigen Halle des Chicago-Airport trottete ich hinter meinen Eltern her.

Sie guckten sich verzweifelt um. Was haben die nur? Ob wir wirklich nur in Urlaub fliegen? Nach Urlaubsfeeling sieht mir das net aus. Es muss irgendwas passiert sein! Es war glaub ne Weltpremiere! Dad nahm mich an der Hand, damit ich net verloren gehe.

„Sean! Nicht trotteln. Wir müssen uns beeilen. Mia, wo genau müssen wir hin?“ „Der Flug nach Tokyo geht in zehn Minuten. Wir müssen.. Ähm.. Zu Schalter 34.“ „Heilige Scheiße!!! Dann aber beeilung jetzt!!!“

Dad zog mich regelrecht hinter sich her als wir anfingen schneller zu laufen. Von den riesigen Fenstern des Flughafens, konnte ich die Maschinen sehen. Ich bin noch nie geflogen. Richtig aufregend. Könnte Ally das doch bloß auch sehen. Sie sagten Tokyo.. Urlaub in Japan? Cool! Aber weder Mum noch Dad können diese Sprache. Was wollen wir dort? Naja wir werden uns schon irgendwie zurecht finden.

Ich wurde aus meinen Gedanken gezogen als Mum und Dad unsre Pässe zeigten und wir in den Flieger einstiegen. Ich durfte sogar ans Fenster. Mein Bauch kribbelte total. Wenigstens etwas ablenkung. Vielleicht deswegen der Urlaub? Intressiert musterte ich die Umgebung und wartete bis die Turbinen anfingen schneller zu laufen. Wir fuhren langsam auf die Startbahn, dann wurde das Flugzeug immer schneller und wir wurden in die Sitze gedrückt. Ein hammer Gefühl! Traumhaft Chicago von oben zu sehen!

„Sean, guck dir die Stadt ein letztes Mal an.“ sagte Mum dann auf einmal. Was meint sie? „Wieso?“ „Nun.. Wir verlassen Amerika. Denkst du etwa wir machen Urlaub?“ „WAS?!?!!? ABER ICH WILL NET WEG!!!“ Dad guckte grimmig: „BIST DU STILL, DAS IST JA PEINLICH!!“ „ICH WILL ABER NET WEG!! WAS WIRD DENN AUS UNSRER WOHNUNG!? UND TERRY!?!?!?“ „TERRY?“

Ups.. Nun hatte ich mich verplappert in aller Aufregung. Mum und Dad guckten mich fragend an. Nun würde ich keine Ruhe mehr haben. „War Terry nicht die beste Freundin von Ally? Was hast du denn mit ihr zu tun?“ fragte Mum. „Ich.. Ähm..“ „Wir hören?“ „Terry.. Ähm... Na gut!! Sie ist meine Freundin!!“ „BITTE WAS?! SEAN COLDFIRE!! ICH WILL DICH NOCHMAL DRAN ERINNERN DASS DU ZUR HÖLLE NOCH MAL ERST ZWÖLF BIST! Ich hoffe doch mal nicht dass du schon mit ihr...“ „Nein.. Natürlich net.. Ich bin noch viel zu jung für sowas.“

Wenigstens das glaubten sie mir. Diese Idioten... Ich glaub irgendwann bin ich mal der geborene Lügner. Aber dieser Schlag.. Erst verlier ich Ally und nun werd ich auch Terry nichtmehr sehn.

„Egal, die sind wir eh los. Du solltest dich von deinem alten Leben verabschieden. Was mit den Sachen von Ally ist kann dir egal sein. Wir ziehen nach Tokyo und basta. Wenn du nochweiter meckerst kann ich dich gerne in der neuen Wohnung verschlagen.“ drohte mir Dad. „Gerne.. Ich freu mich schon Papilein.“ antwortete ich unbeeindruckt. Er verzichtete darauf, auf mich einzugehen und redete den weiteren Flug kein Wort mit Mum oder mir.

Allein die Vorstellung mein ganzes Leben, alles was mir wichtig war, verloren zu haben machte mir Angst. Ich fühlte mich so leer. Ich muss jetzt also in einer völlig neuen Umgebung klar kommen. Alleine.. Ich kann mich nichtmal mit den Leuten verständigen. Selbst wenn ich die selbe Sprache sprechen würde – ich bin eh total schlecht im Kontakte knüpfen. Ich würde eh keine Freunde finden. Will ich irgendwo auch gar net.. Die würde ich nur wieder verlieren. Wie alles bisher....

Neuanfang

In Japan an sich gefiel es mir überhaupt net. Schon auf dem Flughafen kam mir ne schreckliche Luft entgegen. Alles war voller Menschen. Ich fühlte mich bedrängt und beobachtet. Wie sollte mein Leben hier nur weiter gehen? Die neue Wohnung war verdammt klein. Das kleinste Zimmer - Praktisch die Abstellkammer – Bekam ich. An der Wand war ein kleines Fenster, wo ich mich mit ach und Krach durch quetschen müsste um durch zu kommen. Selbst die Besenkammer unsrer alten Schule war größer. Was Terry wohl grade macht? Ich vermisse sie sehr.

„Heute Nacht wird auf dem Boden geschlafen. Morgen gehen wir einkaufen.“ meinte Dad, der ein paar Decken ausbreitete. Mir drückte er zwei in die Hand. „Mit „wir“ waren nur du und Mum gemeint oder?“ „Natürlich. Dich brauchen wir nicht bei uns. Geh in dein Zimmer, da muss ich deinen Anblick wenigstens nicht ertragen.“ „.. Ja aber Dad..“ „WIE OFT HAB ICH DIR SCHON GESAGT DASS ICH KEIN ABER HÖREN WILL!?“ dabei klatschte er mir wieder mit voller Wucht eine. Und ich hatte mir schon Hoffnung gemacht ich hätte endlich mal Ruhe. Er packte mich am Arm und warf mich in mein Kämmerchen, wo ich auf den Boden fiel und schloss die Tür. Hier soll ich also nun leben?

Wie soll ich das denn überstehen? Bis ich ausziehen kann vergehen noch Jahre. Bis dahin hat er mich sicher schon tot geschlagen. Ich kuschelte mich in die Decke und dachte noch lange nach. Bis ich endlich einschlief.
 

„SEAN! WANN BEWEGST DU DICH ENDLICH!?! WENN DU DIE SCHULE SCHWÄNZEN WILLST TRET ICH DICH DORT HIN!!!!“ das war das Erste was ich an diesem Morgen zu hören bekam.

Dad's Schrei.. In der Alten Wohnung war wenigstens ne Treppe dazwischen. Diesmal grenzte mein Zimmer direkt an die Küche und ich hörte ihn noch viel deutlicher. Verschlafen machte ich mich fertig und packte sofort meine Tasche. Ich wollte nichts essen. Mir war regelrecht der Appetit vergangen.

„Morgen Schatz.“ begrüßte mich meine Mutter etwas scheinheilig. Ich hasse es wenn sie mich so nennt. Ich antwortete ihr nicht. Und zu Dad sagte ich auch keinen Ton. Mal wieder ein Fehler, denn kurz bevor ich aus der Tür konnte, stellte er sich dazwischen.

„DU RESPEKTLOSES BALG! SPRICH GEFÄLLIGST MIT DEINER MUTTER WENN SIE ETWAS ZU DIR SAGT!!!“ dabei holte er aus und schlug mir aufs linke Auge. Vom Aufschlag taumelte ich etwas zurück.. Doch ich grinste nur: „Du schlägst wie ein Mädchen... Machs nochmal.“ Ich glaub das war das erste mal wo ich so richtig erlebe, dass meinem Dad das Kinn runter in den Keller fiel. Damit hatte er absolut net gerechnet. Er fing sich relativ schnell wieder und packte mich am Genick, woran er mich unsanft aus dem Haus stieß. - Bäm! - Und schon war auch die Tür zu.

Ähm.. Ja.. Wie komm ich nun zur Schule? Ich kann die Sprache net und den Weg kenn ich auch net. So nen Mist! Somit fing ich an durch die Gegend zu irren.

„Alter bist du ein Idiot Danny!“ „Halt die Fressö Ben.“ hörte ich zwei Jungs rumzanken. Klingt wie zwei dumme Amerikaner! Aber der Name Danny.. Gänsehaut! Ich hasse alle Dannys.. Schreckliche Erinnerungen werden wach. Eine dumme Bemerkung und der kriegt eins auf die Fresse! Da kenn ich nichts. Trotz allem, beschloss ich mich umzudrehen. Immerhin könnte es ja sein, dass sie den Weg zur Schule kennen. Der eine war etwas kleiner als der Andere. Vielleicht Brüder? Ähnlichkeit hatten sie. Und scheinen wirklich Amerikaner oder sowas zu sein. Wie Japaner sehen sie auf keinen Fall aus. Kurz vor mir blieben sie stehen: „Huch! Ein neues Gesicht.“ meinte der Größere und beide fingen an mich zu mustern. „Wisst ihr vielleicht wie ich zu dieser Scheiß Schule komm?“ „Hallo! Freut mich auch dich kennen zu lernen. Was is mit deinem Auge?“ fragte der Kleine sofort aufdringlich. Das is bestimmt dieser Danny! Ich schnaufte genervt: „Wo is die Schule..“ „Hast du dich geschlagen?“ „ ….“ „Danny, Danny, Danny... Wenn er nicht antworten will, dann solltest du das akzeptieren und deine dumme Klappe halten. Die Schule ist 50 Meter weiter und dann um die Ecke rechts. Kannste gar nicht verfehlen.“ Also war dieser kleine da wirklich Danny.. Hätt ich mir ja schon fast denken können der Dummheit entsprechend.

„Danke für die Auskunft.“ „Kein Problem.“ meinte Ben lässig und zündete sich ne Kippe an. Hmm.. Rauchen.. Ob das ein guter Stressausgleich wäre? Intressiert guckte ich Dannys Bruder zu, der das bemerkte und lächelte: „Auch eine?“ „BEN! WAS BISTN DU FÜR EIN VORBILD?“ „Klappe Danny. Ich hab nicht gesagt, dass ich perfekt bin. Und jetzt verzieh dich und nerv nicht hier.“

Danny schnaufte und lief frustriert weg. Die scheinen sich ja besonders lieb zu haben. Ich blieb bei Ben stehen und nahm die Kippe an. Ob ich das wirklich machen soll? „Deine erste Kippe?“ „... Ja...“ „Merkt man. Fang besser net an.“ „Doch! Ich glaub das wird mir helfen.“ „Naa gut.“

Er hob sein Feuerzeug drunter und ich nahm einen kleinen Zug. An dem musste ich auch erstmal ordentlch husten. Alter! Ich glaub das wird nichhts.

Ben guckte zurück zu meinem neuen zu Hause, wenn ich das überhaupt so nennen könnte. „Stress zu Hause?“ Ich gab ihm keine Antwort. Muss niemand wissen was da so los is. Er sprach jedoch einfach weiter: „Ach.. Mach dir nichts draus. Ich hatte auch schon Probleme mit meinem Dad. Üble Sache. Von meinem Bruder lässt er zum Glück die Finger, aber mir hat er ziemlich zugesetzt. Das ist also keine Sache wovor du dich schämen müsstest.“

Ich schaute ihn ungläubig an.Tatsächlich hatte er eine fette Narbe unterm Auge: „Du sagtest „hatte“ .. Is das jetzt anders?“ „Nun... Ich hab auf eigene Faust Kampfsport gelernt und ihn in seine Schranken gewiesen. Seit ich mich wehren kann lässt er mich in Ruhe. Er traut sich nicht mal mir zu nahe zu kommen.“ Wow! Das klingt verdammt gut! Vielleicht sollte ich so was auch mal machen. Wenn Dad merkt, dass ich net so schwach bin wie er denkt, hört er vielleicht endlich auf.

„Wie heißt du eigentlich, Kleiner? Verrätst du mir das zumindest?“ „Äh.. Sean Coldfire.“ „Schön, Ben Varon. War nett mit dir zu reden. Ich glaub du musst dich aber dann mal ran halten. Am ersten Schultag zu spät zu kommen macht glaube ich keinen guten Eindruck.“ „Ja... Danke für die Kippe! Ich geh dann.“

In den fünf Schritten die ich tat dachte ich sehr viel nach. Mit Kampfsport könnte ich das Problem mit Dad loswerden. Das ist es!!! Sofort drehte ich mich um: „Ben! Warte!! Kannst du mir vielleicht Kampfsport beibringen?“ fragte ich hoffnungsvoll. „Gerne... Aber da gibt es ein Problem. Ich zieh morgen nach Amerika zurück.“ „WAS?“ „Ja, meine Verlobte wartet dort auf mich. In ein paar Monaten kommt unser Baby.Wir wollen ne richtige Familie sein. Also zieh ich zu ihr. Wenn du ein Problem hast, wende dich an Danny. Er ist zwar ein kleiner Idiot, kann aber trotzdem ein guter Freund sein wenns drauf ankommt.“

Er drückte mir seine Schachtel Zigaretten in die Hand und ging seines Weges. Wie alt würde er wohl sein? Vielleicht 20? Und da schon eine Verlobte und bald ein Kind? Der hats aber eilig.. Mist! Da hätte ich einmal die Chance gehabt endlich was zu tun und dann so was. Das machte mir miese Laune. Und somit folgte ich der Wegbeschreibung und landete tatsächlich bei der Schule. Die is ja richtig klein groß gegen meine Alte... Moment mal.. Das sind.. ZWEI SCHULEN!!! Scheiße... Und welche is nun meine? An einer davon muss doch was stehen welche nun meine is. Ich ging zum Eingangstor und versuchte etwas herauszufinden.

Doch sämtliche Texte standen da nur auf Japanisch, das ich ja nicht lesen konnte. WIE SOLL ICH DAS DENN ENTZIFFERN!!!!! AAAHHHR!! Weil ich nun noch schlechtere Laune hatte, lief ich einfach hoch und wanderte zu dem Zimmer meiner Klassenstufe. Wenigstens Zahlen konnte ich erkennen. Zweifelhaft war jedoch irgendwie dass da nur Mädchen drin saßen. Und allesamt guckten mich komisch an. Leicht verunsichert setzte mich mich neben eine Blondine. Sie sah irgendwie wütend aus. Auch nen schlechten Tag? Als würde sie mir gleich an die Kehle springen. Und siehe da – Sie tat es. Wutentbrannt packte sie mich am Kragen und schüttelte mich während sie irgendetwas auf Japanisch schrie. Moar, wie ich solche Weiber mal gar nicht abkann... Nun reichts!

„KANNSTE MAL BITTE DEINE SCHEIß GRIFFEL VON MIR NEHMEN?! DU NERVST GEWALTIG VERDAMMTE BLONDINE!“ maulte ich sie auf Englich an. „VERDAMMTE BLONDINE!!!?!? DIR GEB ICH GLEICH!“ schrie sie nun auch auf Englich zurück. Noch ne Amerikanerin? „Ähm..“ „NEIN!“

In dem Moment kam die Lehrerin ins Zimmer und schaute entsetzt in unsre Richtung. Die Blondine wandte sich von mir ab und setzte sich mürrisch auf ihren Platz. Auch ich setzte mich. Immernoch verwirrten mich die vielen Blicke der Mädchen. Als sie auch noch anfingen zu lachen und selbst die Lehrerin den Kopf schüttelte, bekam ich leichte Komplexe. Endlich kam die Rettung! Blondchen lief vor zur Lehrerin und unterhielt sich ausgiebig mit ihr. Dann fingen beide an zu kichern und die Lehrerin guckte zu mir: „Hihi, du hättest doch sagen können, dass du neu hier bist und unsre Sprache nicht verstehst.“ „Aber mich hat ja keiner gefragt.“

„Tja, mich wundert es eh dass du ausgerechnet hier bist. Und wahrscheinlich nicht nur ich.“ Sie deutete auf die grinsenden Mädchen. Was haben die nur alle. Als hätten sie noch nie nen Jungen gesehen.

„Was.. Was meinen Sie damit?“ „Ich meine damit, dass du dich eventuell in der Schule geirrt hast.“ Nun konnte sie es auch nichtmehr zurück halten und kugelte sich vor Lachen. Mir ging plötzlich ein Licht auf. Klar!!! Hier wird wohl noch getrennt unterrichtet! Mädchen und Jungenschulen.. Und ich.. Bin wohl bei den Mädels gelandet. Erklärt einiges. Wie Peinlich! Nun verstand ich auch warum diese Weiber mich so angafften. Pöh! Die bekommen jetzt noch nen netten abschiedsgruß!

Ich sprang auf den Tisch und zog mein Oberteil aus bis hin zur Boxershorts. Alle wurden knallrot, nur die Blondine lachte darüber. Ich warf mein Oberteil in die Menge und die Blonde klatschte mir in die Hand. Dafür dass sie mich am Anfang so dumm angemacht hatte, fand ich sie jetzt total cool.

„Nun, meine Liebe. Es war nett deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Vielleicht trifft man sich mal wieder.“ meinte ich lächelnd und rannte davon, weil die Lehrerin das Ganze inzwischen gar net mehr lustig fand. Zum Glück erwischte sich mich net mehr.

Nun hab ich nur ein Problem ich Dummkopf! Ich darf für den restlichen Schultag halb nackt rumlaufen.. Was werf ich auch mein Oberteil weg? Die Reaktion der Mädels wars jedoch wert. Wie sie alle dahin schmolzen. Wäre Terry doch nur hier.. Sie hätte es bestimmt auch toll gefunden. Mir fiel hinten in der Ecke ne Blauhaarige auf.. Die sah auch net schlecht aus. Bisschen zickig vielleicht. Aber echt süß. Was mach ich mir da eigentlich schon wieder für Gedanken?! Ich sollte längst in der Schule drüben sein. Rennend setzte ich meinen Weg fort und kam schließlich vor dem Zimmer der ersten Mittelschulklasse an. Um net so gehetzt rüber zu kommen, schnaufte ich nochmal durch. Hoffentlich diesmal das richtige Zimmer.

Hier wurde ich allerdings auch nur dumm angegafft, als ich das Zimmer betrat. Nur Jungs. Gut! Außer die Lehrerin... Die guckte mich skeptisch an: „Aha? Coldfire... Und auch noch Halbnackt.“ Total mürrisch musterte sie mich von oben bis unten. Was für ne Zicke. Wenigstens diesmal sofort auf Englisch. „Gut.. Warum bist du erst jetzt hier?“ Uff.. Was sag ich jetzt? Ich kann ja unmöglich sagen, dass ich mich mit einer hinreißenden Blondine gestitten hab und dann vor der gesamten Klasse strippte.. Ha! Ich hab ne Idee! Das würde sie sicher glauben: „Mein Dad hat meine Schuhe aus Versehen die Toilette runter gespült und ich musste mir noch neue besorgen. Unterwegs hat mich ein Hund angefallen. Der Blöde Köter hat mir das komplette Shirt zerfetzt. So war das.“ Sean Coldfire, du bist genial! Ne bessere Ausrede hätte dir nicht einfallen können! „Aha..“ Hmm.. Ich glaub doch nicht so genial. Sie glaubte mir net, ihr Blick verriet schon alles. Weiterhin beäugelte sie mich: „Wenn... du dir neue Schuhe besorgen musstest... Warum sehen die hier dann aus wie frisch aus der Mülltonne?“ Aaaaahhhr!! Soweit hatte ich gar net mitgedacht.. Mir blieb nichts anderes übrig: „Na weil ich sie aus der Mülltonne hab, hehe. Sie müssen wissen, dass meine Familie sehr arm ist und wir uns einen Luxus einfach nicht leisten können.“

Meine dramatische Stimme und meine traurigen kleinen Augen ließen sie gnadenlos dahinschmelzen. Verträumt und mitleidig schüttelte sie den Kopf: „Oh mein armer Kleiner!!! Das tut mir so leid und ich drück dir das auch noch so schamlos an den Kopf! Vergessen wir das alles.. Wieso setzt du dich nicht einfach neben Danny da hinten? Er ist auch Amerikaner und kann dir sicher helfen dich hier zu integrieren. In der Pause bekommst du eine Schuluniform von mir.“ „Danke, Frau Lehrerin.“

Boah ich bin so verdammt guuuut! Ich lächelte ihr freundlich ins Gesicht, ärgerte mich jedoch tief im Inneren, weil ich mir jetzt schon wieder Danny geben müsste. Kaum drehte ich der Lehrerin den Rücken zu, bekam ich ne total genervte Mine.

„Hi Kumpel!“ begrüßte mich Danny gleich... Kumpel.. Ich antwortete net und schmiss meine Tasche neben meinen Stuhl auf den ich mich fallen ließ. Letzte Reihe zum Glück. Da fall ich nicht wirklich auf und keiner kann mir von hinten ne Papierkugel an den Kopf schmeißen. „Nette Vorstellung eben. Ich bin beeindruckt. Sowas bekommt nich jeder bei dieser Schreckschraube hin.Was is wirklich passiert?“ fragte die Nervensäge neben mir. Boah Junge! Nerv mich net!! Mit nem Schnaufen drehte ich meinen Kopf zu ihm: „Ich hab mich noch in ein paar Frauenherzen verewigt bevor ich meinen Pflichten nachgekommen bin.“

Gut ausgedrückt, Baby, lobte ich mich innerlich und musste grinsen. Manchmal frage ich mich wo ich dieses Talent her hab. Und wenn ich schon so gut bei den Mädels angekommen bin ist sowohl meine Zukunft als auch die meines Schwanzes gesichert, hahaha! Kann es sein dass ich nen Schaden hab? Danny ließ net locker: „Was hast du denn gemacht?“ „Moah.. Ich hab ihnen meine Initialien gezeigt, das ist alles. Kannst du mich jetzt bitte zuhörn lassen? Ich bin im Gegensatz zu dir an meinem Schulabschluss intressiert.“

„Jaaja.“

Ich musste mich sehr beherrschen ihn net anzuschreien. Ich war derartig genervt von Danny, dass ich ihn am liebsten aus dem Fenster geworfen hätte. Das war schon immer so.. Wenn ich schlechte Laune hatte, blieb ich nach Außen ruhig, aber innerlich hätte ich explodieren können. Zum Glück ließ mich Danny die restliche Stunde in Ruhe. Auch noch Geschichte. Ich hasse dieses Fach! Wieso trifft immer mich so ein Pech?

Die Stunde überlebte ich ohne weitere mentale Schäden und bekam in der Pause eine Schuluniform von der Lehrerin.

„Es herrscht hier die Plicht diese Schuluniform zu tragen bis zum Schulschluss. Dann bringst du deine Schuhe zum Schließfach und gehst mit deinen Straßenschuhen nach Hause.“ erklärte sie mir. Uniformen.. Schrecklich! Sowas gabs bei uns in Chicago net. Naja.. Japan halt. Warum meine Eltern auch immer grad Japan ausgesucht hatten. Nun hatte ich glücklicherweise zumindest etwas zum Anziehen. Mir war schon ziemlich kalt...

Die Stunden bis zur Mittagspause vergingen im Flug. Endlich konnte ich raus, frische Luft schnappen. Doch kaum stand ich auf dem Schulhof, kam auch Danny wieder zu mir. Hat der denn sonst niemand? Wenn nicht, tut er mir eventuell leid. Dämliche Klette! Ich beachtete ihn nicht, sondern beobachtete die vielen Schulmädchen bei ihrer Pause. Echt sexy Dinger hier dabei. Auch zwei Bekannte kamen auf den großen Hof. Erst die Blauhaarige, dann die Blondine. Sie wirkten gehetzt und schienen zu streiten... Hm..

„Och nee.. Die streiten ja schon wieder.“ meckerte Danny. Ob das öfter vorkommt? Meine arme kleine blonde Tussi... Schnurstracks ging ich zu den beiden und drückte ohne Worte die Blauhaarige weg. „EY!“ „Du schon wieder! Hör mal, es ist ja nett dass du scheinbar was von mir willst, aber ich brauch dich net!“ maulte mich Blondie an. In der Zeit verzog sich die Blaue und ich verschränkte grinsend meine Arme vor Blondchen: „Was von dir wollen? Wovon träumst du denn? Ich hab mich grad erst von meiner Freundin in Amerika trennen müssen. Also keine Panik! Ich will vorerst keine Freundin mehr. Ich will nur dass die dich in Ruhe lässt.“ „... Das wird sie schon.. Ich komm... Ich komm alleine klar.“ flüsterte sie mit gesenktem Kopf, was mich etwas irritierte. Sie kann auch sentimental sein? DIE?! Ich packte ne Kippe aus uns steckte sie mir an: „Niemand kommt wirklich alleine klar. Es gibt nur eines das schlimmer ist als Schmerzen und Tod... Einsamkeit..“ Sie guckte mich auf einmal groß an und streckte mir ihre Hand entgegen: „Mein Name ist Grace.“

Ihren Namen sagte sie zögerlich, was ich ziemlich süß fand. Lächelnd streckte ich ihr auch meine Hand entgegen..... Die sie weg schlug. „Wie kommst du Trottel auf die Idee dass ich deine Hand will?! Ich will auch ne Kippe!“ „WAS?! DAS SIND MEINE KIPPEN!“ „Scheiß Egoist!!! GIB!“

Sie trat mir ans Schienbein und streckte mir wieder die Hand hin. Blöde Kuh! Und die fand ich nen Moment lang süß! Bäh! Genervt verdrehte ich die Augen: „Da..“ „Danke. Netter Auftritt heute in der Klasse. Die haben noch Stundenlang drüber geredet und sich über dein Oberteil hergemacht. Wie heißt du überhaupt?“ „Ich heiße Sean.. Und danke..“ „.. Aus Amerika also.. Woher genau?“ „Hab in Chicago gewohnt.. Ne Scheiß Stadt. Aber naja.“ „Hey Leute!“ begrüßte uns Danny, der meinte sich auch zu uns stellen zu können. Und wieder nervte mich seine Gegenwart aufs Übelste. Grace sah ihn an, schnaufte und ging sofort weg von uns. Hat sie etwa auch was gegen Danny?

„Was war denn? Hast du sie etwa verjagt Sean?“ „ICH!?!? WIR HABEN UNS GRAD PRIMA UNTERHALTEN BIS DU GEKOMMEN BIST DANNY!!“ „Na und? Normalerweise sollte ich mich mit ihr unterhalten net du!“ Ahaa, von daher weht also der Wind! „Sind wir etwa verliebt?“ „NEIN VERDAMMT!“ schrie Danny mich an, wurde jedoch knallrot. Ich glaub kaum dass dies auf Gegenseitigkeit Basiert. So jemand wie Danny würde nicht zu Grace passen. Das Mädchen hat keine Nervensäge verdient. Er wirkte ziemlich eingeschnappt.

Trotzdem blieb ich bei ihm, auch wenn ich das nicht verstehen konnte. Vielleicht weil ich sonst auch niemanden hatte. Nach der Schule liefen wir sogar noch ein Stück miteinander nach Hause. Danny sah ziemlich nachdenklich aus und war außergewöhnlich still. „Was is denn mit dir los?“ „Nichts...“ „Sag halt, Doofkopf!“ „.. Es is wegen Ben. Weil er morgen geht.“ „Ach komm, er is doch net aus der Welt.“ .. anders als Ally, die mir genommen wurde und die ich nie wieder sehen werde. Ich werd sie nie wieder sehen – nie wieder hören. Und wenn ich einsam bin kommt niemand zu mir, der mich aufbaut.

„Florida is aber weit weg. Ich will auch wieder dort hin. Dad erlaubt mir aber net auch zu gehen. Ben würde sich um mich kümmern. Aber mein Dad will lieber dass ich hier Arzt werde und ne Familie gründe.“

Oh mein Gott! Jedes einzelne Kind von Danny wird mir leid tun! Das ist echt mies, wenn man so zu seiner Zukunft gezwungen wird. „Aber Danny, sieh es mal Positiv! Als Arzt verdient man hier gut... Und Kinder sind doch ne schöne Sache.“ „SPINNST DU!? Ich hasse Kinder! Allein wenn ich an diese Nervensägen denk! Furchtbar.“ Bemitleidend legte ich meine Hand auf Dannys Schulter: „Jaja, meistens bekommen grade die, die so etwas sagen, die meisten Kinder, haha.“

Er schnaufte und lief an der Kreuzung in die andere Richtung. Nun fängt für mich wieder die ernste Seite meines Lebens an. Wer weiß was zu Hause wieder auf mich wartet. Ich freu mich schon. Das wird mit nem mords Hals auf mich warten. Überhaupt weil ich mein Oberteil net mehr hab. Ich bin aber auch so dumm. Er wird verdammt wütend sein.. Und das war er auch...

Er glotzte mich erstmal dumm an.

„Sag mal.. Was ist das denn für ein Fetzen?“ „Diesen Fetzen nennen wir Schuluniform. Sowas müssen wir tragen hier in Japan.“ Wow.. Er hat mich mal ausreden lassen. „Aha.. Und wo sind deine Klamotten die du heut morgen noch an hattest?“ Ich kramte in meiner Tasche und holte meine Jeans raus. „Hier..“ „Gut.. UND JETZT AB IN DEIN ZIMMER! DU KOMMST ERST WIEDER RAUS WENN ES ABENDESSEN GIBT!“ „Ey darf der Mensch bitte noch pinkeln gehen bevor ich eingesperrt werd wie so ein Vieh?“

Er schnaufte genervt und gab mir ein Handzeichen, dass ich noch aufs Klo darf. Wie gütig! Ich fragte mich nur wo Mum schon wieder war.. Irgendwas stimmt hier vorne und hinten net. Aber mir kanns ja eigentlich nur egal sein..

Freundschaft

Zwei Jahre musste ich mir Danny inzwischen geben. Hatte mich halbwegs dran gewöhnt. Inzwischen war ich auch 14 Jahre alt. Und irgendwie.. Heiß begehert auf der Schule. Ich weiß net warum.. Aber alle sind dem Paarungswahn verfallen. Vielleicht lag es daran, dass die Schulleitung nun eine Gesamtschule daraus gemacht hatte. Die Sprache konnte ich immernoch net wirklich. Und meine Eltern sind genauso Scheiße wie eh und je. Das mit Ben hatte Danny damals ziemlich mitgenommen. Eine ganze Woche tauchte er net mehr in der Schule auf. Und nun sind wir in der letzten Mittelschulklasse. Ab nächstes Jahr geht’s dann auf die Highschool.

„Sean.. Wann checkst du es endlich!? Du musst die letzte Silbe betonen! Sonst gibt das doch wieder ein ganz anderes Wort. Hier in Japan läuft das nen bissel anders. Das müsstest du doch in den zwei Jahren jetzt schon wissen.“ maulte mich Grace wie üblich an. Sie gab mir immer Nachhilfe in Japanisch. Ich konnte es zwar inzwischen verstehen aber net sprechen. Daher brauchte ich ihre Unterstützung. Unsre Sprache bestand sonst nur aus Mobbing, Schlägen und Tritten... Jedoch fand ich sie süß... Ihre Nähe war schön für mich. Aber net nur ihre.. Alle Mädchen wirkten für mich so anziehend. Ich beobachtete eher Grace statt ihr zuzuhören. Es war auch wieder ein super Sommertag. Am liebsten lernten wir auf dem Schulhof, auf einer kleinen Wiese leicht abseits.

„Hi Sean.“ Drei Mädels liefen an uns vorbei und ich konnte mich net zurück halten ihnen hinterher zu gucken. Heiß! Seit das mit Terry war lief absolut gar nichts mehr. Außer ein bisschen Eigeninitiative. Grace schnippte mit dem Finger vor meinem Gesicht: „SEAN COLDFIRE!!! ICH VERSUCH DIR HIER WAS BEIZUBRINGEN UND DU DENKST WIE IMMER NUR AN DEINEN SCHWANZ!!!“ „Na und? Ich hab halt schon seit zwei Jahren net mehr gefickt. Lass mich doch notgeil sein.“ Sie guckte mich auf einmal total entsetzt an. „Du.. Du bist... Ich dachte du bist noch Jungfrau.. Zwei Jahre.. DANN WARST DU JA GRADE MAL ZWÖLF!!!“ „Ja und? Uns war danach.. Leider wurden wir ja dann von meinem Alten gestört.“

Der mich damals mit dem Gürtel fast Krankenhausreif gepeitscht hatte, so dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Acht Striemen zogen sich als Narben über meinen Rücken. Ich werd wohl für immer geprägt sein. Wenigstens sind meine Narben noch nie aufgefallen. Ich hoffe das bleibt auch so. Ich kann mich doch nirgends damit sehen lassen. Danny wollte letzten Sommer zwar gerne mal mit mir schwimmen gehen, aber dann hätte man alles gesehen, also nichts mehr mit schwimmen...

„Dein Alter... Du hast noch nie was über deine Familie erzählt. Warum?“ fragte Grace. Ich grinste aufgesetzt: „Was soll es denn über einen Jungen Mann und eine Junge Frau zu erzählen geben?“

Mit jung hatte ich net mal übertrieben. Meine Eltern sind grade 32 und 34. „Du könntest erzählen wie deine Eltern so sind. Hast du Geschwister?“ Ich weiß net warum ich bei der Frage so überreagieren musste.. Aber ich rastete total aus. Wütend klatschte ich das Japanisch-Buch zu und stand auf: „NEIN!! ICH HAB KEINE GESCHWISTER! LASS MICH EINFACH IN RUHE DAMIT UND SPRICH MICH NIE WIEDER AUF MEINE FAMILIE AN!!!“ „Sean.. SEAN JETZT LAUF JA NET WEG!“ schrie sie mir hinterher und kam angerannt...

Und wieder ne seltsame Reaktion... Ich drehte mich um, in meiner Wut. Ich hätte ihr am liebsten eine rein gehauen.. Aber.. Ich küsste sie.. Und sie – schlang ihre Arme um mich. Wir küssten uns minutenlang innig. Sie war knallrot im Gesicht, ich auch.. „Sean...“ „.. Scheiße! Lass mich gehen Grace.“

Dies war der einzigste sinnlichere Kontakt, den wir beide jemals haben sollten. Ich ging weg.. Und ließ sie zurück. Im Nachhinein tat mir das alles so leid. Zu Hause sollte mich das Übliche erwarten.

„SEAN! WARUM KOMMST DU DENN IMMER SO SPÄT NACH HAUSE?!? WIR HABEN LÄNGST SCHON GEGESSEN! MUSS ICH DIR DAS MIT SCHLÄGEN AUSTREIBEN!?“ schrie Dad mich sofort wieder an als er mich ansichtig wurde. Wie er mir aufn Arsch geht. Genervt schlug ich die Tür hinter mir zu. „EY WIE LANG ICH WEG BIN HAT DICH EN SCHEIß ZU INTRESSIEREN KLAR ALTER PENNER!? HALT DOCH EINFACH MAL DEIN BESCHISSENES MAUL.“ Manchmal hasse ich mich selbst dafür dass ich so schnell aggressiv bin...

Diesmal war die Reaktion meines Vaters schlimmer denn je. Sofort stürmte er auf mich zu und packte mich an der Kehle. Er drückte mich gegen die Wand. Ich glaubte zu ersticken als er mich mit bloßer Hand hoch hob, immernoch am Hals gepackt. Inzwischen konnte nichtmal Mum mehr ertragen was hier abging. Sie stürmte herbei um mir aus dieser Situation zu helfen. Allerdings konnte sie nicht viel ausrichten. Dad schlug sie einfach weg. Sie kam direkt mit dem Kopf an der Tischkante auf und war bewustlos. Was ein Anblick. Es tat Weh meine Mutter so zu sehen. Im Grunde konnte sie doch nichts dafür. Hätte ich doch nur meine vorlaute Klappe gehalten. Hoffentlich ist ihr nichts Schlimmeres passiert.

Dad kümmerte sich einen Dreck um sie. Er fixierte sich komplett auf mich und mir die Luft abzudrücken. Ich fing an alles nur noch verschwommen zu sehen. Total verzweifelt klammerte ich mich an seinem Arm fest und schaute ihm in die wahnsinnigen Augen. Er wird mich umbringen... Doch dann... Ließ er auf einmal locker und starrte mich fassungslos an.

„Sean.. Es tut mir leid.. Ich..“ „ICH HASSE DICH!!“ brüllte ich schwer atmend und rannte in mein Zimmer, das ich abschloss. Ich lehnte mich atemlos mit dem Rücken gegen die Tür und versuchte den Schock zu verarbeiten. Er bringt mich irgendwann um. Er macht kein Halt mehr!! Mir kamen die Tränen. Ich hatte ehrlich gesagt noch nie so ne Angst vor ihm. Das hat alles getoppt was er mir jemals angetan hat. Dieser Hass den ich in seinen Augen sah..

Eine Stunde blieb ich stehen und dachte einfach nach. Seltsam fand ich dass nichts mehr passierte. Keine Ahnung was sich in der Stunde abspielte, aber irgendwas stimmte grade nicht. Diese Stimmen auf einmal da draußen.. und diese Geräusche...

Da ich ein sehr neugieriger Mensch war, konnte ich natürlich nicht wiederstehen genauer nachzuschauen. Leise schlich ich zur Tür und machte sie gerade so einen Spalt auf, dass ich ein bisschen sehen konnte. Polizei?! Der Polizist lag Dad Handschellen an. Ich verstand die Welt nicht mehr. Hat irgendjemand gemeldet was hier passiert ist die ganze Zeit? Aber wer denn? Ich hatte nichts nach Außen vordringen lassen. Nein, das konnte nicht der Grund dafür sein. Irgendwas musste er sonst verbrochen haben. Meine Mutter um die sich gekümmert wurde, stand inzwischen auch wieder. Auch sie bekam Handschellen an. Okay.. Mum auch. Nun verstand ich gar nichts mehr. Sie hat ja nichts böses getan. Das könnte sie gar nicht. Wenn dann war Dad der Übeltäter.. Aber doch nicht Mum!

Total erschrocken machte ich die Tür zu und lehte mich wieder mit dem Rücken dagegen. Scheiße! Wenn die mich nun auch mitnehmen?! Was mach ich denn jetzt!? Ich will net in den Knast! Ich hab ja netmal was gemacht. Ich will nicht weg. Will nicht schon wieder alleine sein!

Leider blieb mir die Konfrontation mit dem Polizisten nicht erspart. Er war stärker als ich und konnte die Tür mühelos aufmachen, obwohl ich voll dagegen hielt. Als ich erstmal am anderen Ende des Zimmers stand und er vor mir geriet ich in Panik. „LASS MICH!! ICH HAB NICHTS GEMACHT!!“ schrie ich ihn hysterisch an und ließ mich auf den Boden fallen.

„Du brauchst keine Angst zu haben mein Junge. Dir wird nichts passieren. Ich würde dir nur gerne ein paar Fragen stellen.“ „DAS IST DOCH NUR EIN TRICK UM MICH ZU EUCH AUFS REVIER ZU BRINGEN!! DARAUF FALL ICH NICHT REIN! ICH BEWEG MICH KEINEN SCHRITT!“ „Gut, ich will dich zu nichts zwingen. Ich möchte nur wissen, wo du unterkommen könntest. Deine Eltern haben eine schwere Verhandlung vor sich und werden wohl ne ganze Weile hinter Gittern kommen.“ Ich guckte erstaunt und beruhigte mich erstmal. Was haben die nur gemacht? Hat das mit unsrer Auswanderung nach Japan zu tun? Dachten sie ernsthaft die würden damit aus der Sache raus kommen? „Was haben meine Eltern gemacht?“ „Du weißt nichts davon oder?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich denke aber ich werde es bald erfahren.

„Ich kann dir hier nichts genau sagen. Aber du wirst eine Aussage vor Gericht machen müssen. Sag, hast du Verwandte in Amerika?“

Wieder schüttelte ich aus reflex den Kopf. Die wollen mich doch nicht ernsthaft... Mist!! Scheiße!!! Da is noch wer aus Dad's Familie in Amerika. Ich darf auf keinen Fall dort hin! Da geht’s mir genau so schlimm wie hier die ganze Zeit. Lieber bleib ich alleine in einem Fremden Land, als weiterhin durch die Hölle zu gehen.

„Naja... Ich hab keine Verwandten mehr... ähm.. Aber ich kann doch auch bei meinem Freund wohnen oder?“ „Und seine Eltern haben da nichts gegen?“ fragte der Polizist skeptisch. Oh nein... Ist ja auch ne blöde Idee. Als ob die das nich alles nachprüfen würden. Wahrscheinlich auch dass ich nen Verwandten in Amerika hab. Ich muss es weiter versuchen! „Nein nein, die haben da nichts gegen. Sie haben schon oft gemeint, dass ich zu ihnen kommen könnte, wenn was sein sollte.“ Ich kannte Dannys Eltern nicht mal. In der ganzen Zeit durfte ich sie immernoch nicht kennen lernen. Genauso wie Danny niemals meine Eltern gesehen hat.

Bei Grace kannte ich auch niemanden. Sie hatten wohl alle genauso Probleme in ihren Familien wie ich auch. Der Polizist guckte nachdenklich aber ich glaube er entscheidet sich zu meinen Gunsten.

„Naja gut Kleiner, geh du erstmal zu deinem Freund. Wir müssen das hier schnell zu Ende bringen. Aber natürlich prüfen wir das alles noch.“ „Äh.. Ja.. Danke..“ „Du wirst in den nächsten Wochen Post bekommen und vor Gericht geladen werden. An welche Adresse soll diese Post gehen?“ „An.. An diese hier!“ „Einverstanden. Wir gehen jetzt.“

Er schrieb sich noch was auf und folgte den anderen Polizisten, die meine Eltern abführten aus dem Haus. Ich lief neugierig ein Stück hinterher und sah meine Eltern im Streifenwagen. Mum schmiss mir einen verzweifelten Blick zu. Hmm... Längere Zeit weggesperrt? Das heißt.. Ich bin endlich frei! Ich bemerkte wie sich auf meinem Gesicht ein sarkastisches Grinsen breit machte. Jaa.. Das habt ihr beide nun davon. Jedem das was er verdient. Als dann auch Dad zu mir guckte grinste ich noch viel breiter und nuschelte den Satz: „Bye bye, Wichser.“ vergnügt so offensichtlich dass er es erkennen konnte. Umso besser!

Fröhlich winkte ich den beiden Versagern hinterher als sie weg fuhren und fühlte mich das erste mal in meinem Leben so richtig super. Ich machte mich auf der Couch breit, mit Dad's übrigem Bier und guckte TV. Vom Geld das ich fand bestellte ich mir ne Pizza. Ja, so ließ es sich leben.. Jedoch wurde mir die Schattenseite schnell klar.

Ein 14-Jähriger Junge ganz allein auf sich gestellt. Wo sollte ich Geld herbekommen? Wie soll ich die Wohnung halten? Ich könnte auch nicht jeden Tag von Pizza und Dergleichen leben. Und: Ich.. War komplett alleine. Und ich hasste es alleine zu sein. Nun hatte ich niemanden mehr. Erst verliere ich meine Schwester, dann meine Freundin nun auch meine Eltern. Gut, ich hatte beide gehasst – Dad mehr, Mum weniger – aber ich war nicht alleine.

Als mir diese Einsicht so richtig klar wurde, kamen mir die Tränen. Wie würde ich das nur durchstehen? Was würde aus mir werden? Wo soll mich meine Zukunft noch hinführen?

Die ganze Wohnung war so still und dunkel auf einmal. Mein Herz raste förmlich vor Aufregung. Ob ich etwas weg gehen sollte zur Ablenkung? Am besten wärs.. Aber wohin? Mir fiel spontan nur die Schule ein, wo die Anderen noch beim Nachsitzen saßen. Ja, am besten ich würde zu ihnen gehen. Ich glaube ich werde sie noch oft brauchen.

Natürlich versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen von dem was vor grade mal zwei Stunden geschehen war. Es war grade Pause und ich schlich mich zu Danny.

„Na alter? Wie viele Stunden noch?“ „Huch, hey Sean! Zwei... Aber... VERDAMMT NOCHMAL WAS MACHST DU HIER!? Da haste einmal kein Nachsitzen und dann biste trotzdem da.“ Grace war auch da. Sie saß am anderen Ende des Klassenzimmers und schien ziemlich hellhörig. „Ich.. Ach ich hatte langeweile. Ich bin es eben schon gewöhnt immer mit euch hier zu sein.“ Danny zog die Augenbrauen hoch. Wenigstens kümmerte sich Grace wieder um ihren kram. Ob sie nicht weiß wie sie mit unsrem Kuss umgehen soll?

Is sie etwa in mich verknallt? Grace und ich... Wäre das gut? Irgendwie glaub ich ne Freundschaft wäre besser. Aber wie soll ich ihr das klar machen? Auch Danny guckte ne Weile zu ihr rüber, ohne dass sie es bemerkte. Er war auch immernoch in sie verschossen. Inzwischen war es sogar noch schlimmer geworden. Mehr als Abfuhren kassierte er nie. Wann er wohl endlich einsehen würde, dass es eben nichts bringt wenn sie nicht will?

„Was meinst du Sean? Welche Körbchengröße hat sie?“ „... Deine Dummheit is immer wieder faszinierend, Idiot.“ flüsterte ich zurück. Er schmiss mir nen beleidigten Blick zu. „Nich aufregen.. Da musste eben selbst abschätzen. Mit den Händen. Wenn du verstehst was ich meine.“ „Du meinst ich soll.“ „Klaro.. Fass sie an. Die Frauen stehen drauf.“ sprach ich ihm zu. Oh Mann.. Er ist so dämlich, aber genau das fand ich so lustig. Ich stand auf und stellte mich vor ihn: „Du musst den Überraschungs-Effekt nutzen! Und immer nur mit der Linken.“ „Warum das denn?“ „Siehste gleich.“

Kerzengrade lief ich zu Grace die so konzentriert auf ihren Text war, dass sie mich gar nicht bemerkte. Danny schüttelte hysterisch den Kopf. Er hatte gecheckt was ich vorhatte. Ich grapschte sie einfach an und es dauerte kein Bruchteil einer Sekunde, bis sie mich entsetzt ansah und auch schon ausholte. Und das war auch der Grund warum immer die Linke Hand dazu benutzt werden sollte. So konnte ich einfach den Schlag mit meiner Rechten abfangen.

„Siehste Danny, immer die Linke!“ rief ich ihm zu. „SAG MAL WAS SOLL DIE SCHEIßE SEAN COLDFIRE!? WILLSTE MICH VERARSCHEN!? ERST MACHSTE MICH AN, KNUTSCHST MICH AB UND DANN DAS!?“ „Ich wollte Danny nur Nachhilfe geben. Entschuldiung Liebste, wenn das deine Intimsphäre überschritten haben sollte.“ „OAH DU VOLLIDIOT!!!!“ Sie holte nochmal aus und traf mich diesmal wirklich. Autsch! Die hat echt nen ganz schönen Schwung hinter der Faust. „Nette Körbchengröße Grace!“ „Schleimer!“ „Ich glaub ich verzieh mich. Bis dann Danny!“ „Tschö..“

Mit bewundermden Blick guckte er mir hinterher bis ich aus dem Klassenzimmer war. Ihn konnte man so leicht beeindrucken. Und nun saß ich wieder alleine da und hatte nichts zu tun. Nun fing auch die nächste Stunde Nachsitzen an. Unsre Lehrerin kam grade die Treppe hoch und musterte mich erstaunt. Mehr als eine kurze Begrüßung bekam ich aber nicht.

Aus Langeweile setzte ich mich auf die Treppe und lehnte mich zurück. Was könnt ich den Mittag über machen wenn zu Hause eh keiner is? Man ist das langweilig auf einmal. Wer hätte das gedacht. Dabei dachte ich immer ohne meine dummen Alten wäre ich glücklicher.

„H-Hallo Sean..“ sagte plötzlich eine verträumte Mädchenstimme. Vor mich stellte sich eine Rothaarige die ziemlich verlegen guckte und knallrote Wangen hatte. Heiß! Hmm.. Aber seltsam dass sie meinen Namen kennt. „Woher wisst ihr eigentlich alle immer meinen Namen?“ „Ich.. Ich hab mich eben Schlau gemacht. Weil.. Weil ich dich schon immer m-mal.. ansprechen wollte.“ Sie räusperte sich und guckte unsicher zum Fenster vom Treppenhaus runter. Och nee!! Ein verknalltes Mädel! Wieso eigentlich immer ich! Mir war klar dass sowas irgendwann mal kommen wird, aber jetzt so auf einmal.. Aber andererseits sollte ich endlich mit Terry abschließen. Ich werde sie eh niemals wieder sehen. Ich setzte einen schüchternen Blick auf: „Wirklich? Da bin ich aber erleichtert. Ich wollte dich auch schon immer ansprechen, hab mich aber nie getraut.“ antwortete ich leise und wunderte mich mal wieder über mein Schauspieltalent. Ich stand auf, legte meine Arme um sie und zog sie an mich.

„Oh Sean.. Das hab ich mir so lange gewünscht.“ Wie heißt die Tussi überhaupt? Egal.. Um zu vermeiden, dass sie noch mehr labert fing ich an sie zu küssen. Erst ganz zärtlich, dann mit Zunge. Bin ich eigentlich so notgeil? Na okay.. Die letzten Jahre lief nichts mehr. Ich will's mit nem Mädel machen, dessen Namen ich nicht mal kenne. Offensichtlich will sie es ja aber auch sonst hätte sie mich längst weg gedrückt. Ohne weiter drüber nach zu denken wanderte meine Hand unter ihr Oberteil. Die Andere unter ihren Rock. Mit geschlossenen Augen stöhnte sie leise vor sich hin im Takt zu meiner Handbewegung.

Letztenendes ließen wir beide uns derartig gehen, dass wir es mitten auf dem Flur im Stehen trieben. Dass wir eventuell hätten erwischt werden können, störte mich nicht. Lehrer waren keine mehr im Haus, außer die, die grade das Nachsitzen beaufsichtigte.

Dass mir dann doch auf einmal jemand ziemlich fest auf die Schulter tippte, störte mich dann aber schon. Als ich mich umdrehte sah ich das Gesicht einer enttäuschten Blondine, die mich böse anfunkelte. Es war, als hätte man mich in kaltes Wasser geworfen. Und mein Magen – Der zog sich zusammen wie ne Nacktschnecke auf die Salz gestreut wurde.

„Grace..“ „Sean... Du bist ein Arschloch... Und ich dachte, ich könnte mich vielleicht in dich verlieben. ICH HASSE TYPEN DIE JEDE POPPEN DIE NICHT BEI DREI AUFM BAUM IS!! DU DRECKIGER NOTGEILER BOCK!!!! UNSRE FREUNDSCHAFT IST HIERMIT BEENDET! KOMM BLOß NICHT NOCHMAL ZU MIR!!!“

Das war der letzte Satz bevor sie die Treppe runter rannte und weg war. Ich meine, ich hätte ein paar Tränen gesehen. Oh mann... Einmal ein Ausrutscher und er fliegt natürlich sofort auf.

„Du bist mit Grace befreundet? Na dann ist ja besser, dass sie die Freundschaft gekündigt hat. Solche Weiber braucht doch eh keiner. Brutale Schlägerkuh.“ „Ey! Red net so abfällig über Grace! Ich hatte noch nie ne so gute Freundin!“ „Lass sie doch. Jetzt hast du ja mich, hihi. Wir werden die besten Freunde und ne wunderbare Beziehung haben.“ schwärmte der Rotschopf und klammerte sich an meinem Arm fest. Nun kam auch Danny.

„Sorry Kleines, aber ich hab schon ne Freundin.“ „WAS!?! ABER... WARUM HAST DU MIR DANN GESAGT DASS DU MICH LIEBST!?“ „Aber das hab ich doch nie.. Ich hab gesagt ich wollte dich schon lange mal ansprechen.. Um dich zu fragen ob ich dich ficken darf. Ich dachte du wolltest das Selbe. Naja.. Blödes Missverständnis, hehe. DANNY MEIN FREUND! Komm wir gehen!!“ sagte ich hecktisch zu ihm, ließ die Rothaarige stehen und zog mit ihm davon.

Ich bin so ein verdammtes Arschloch. Sie wird’s schon irgendwie verkraften hoffe ich. Aber von Beziehung war nie die Rede, ich würde auch keine wollen. Allerdings fühlte ich mich endlich mal wieder richtig gut.

Bin ich eben ein Arschloch, wichtiger ist, dass ich mich jetzt schnell wieder mit Grace vertrage. Ich hätte ja nicht gedacht, dass sie diesen Kuss doch so ernst nahm. Und dass sie meine Aktion derartig verletzt hat. Ob sie mir jemals nochmal verzeihen wird?

Zwei Wochen nach diesem Vorfall erwies es sich immernoch schwieriger als gedacht. Ich hatte in dieser Zeit kaum geschlafen, da ich mich oft allein fühlte zu Hause. Ich versuchte mit Grace zu reden, doch sie zeigte mir immer wieder die kalte Schulter. Gestern beschloss ich dann, es aufzugeben. Wenn ich ihr noch weiter hinterher renne mach ich mich doch nur zum Affen.

Eher gab ich mich nun mit den ganzen Mädels ab die aufeinmal schlange standen. Ja richtig! Seit der Sache mit der Rothaarigen kamen auf einmal alle Möglichen Mädels an.

Sie fragten mich ob sie auch mal mit mir dürften... Ich fand's eigentlich ziemlich billig, aber eigentlich war es ja egal, mir gings gut damit. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass ich ziemlich gut sei. Manche wollten auch einfach nur entjunfert werden. Recht mutig.. Jeden Tag stand ne Andere parat. Und ich musste mich nichtmal anstrengen eine aufzureißen. Sie baten sich praktisch an.

„In Zwei Wochen wieder?“ fragte mich Sadita leicht außer atem und strich mir mit dem Zeigefinger über die Brust. „Wenn du willst Süße, für dich hab ich doch immer Zeit.“ Die halbkolumbianerin mit den schwarzen Haaren und rehbraunen Augen war eine der Wenigen die einfach nur Spaß haben wollten und es genauso unkompliziert sah wie ich. Ich guckte ihr hinterher und seufzte. Dieses Leben ist ja eigentlich so ziemlich leicht.. Ohne Eltern, ich kann tun was ich will und vögeln wen ich will. Aber irgendwie fehlt doch etwas. Ich würde mich gerne mal wieder verlieben und geborgen fühlen. Einsam war ich ja nach wie vor. Leider empfand ich für keins der Mädels etwas wie Liebe.

„Hey Alter, war das eben nich Sadita? Wie hast du die gekriegt!?“ fragte Danny erstaunt. Er kam mir im Flur entgegen. „Weiß net.. Sie stand plötzlich vor mir und hat ihr Shirt von sich gerissen.“ „Hach.. So ein Glück müsste man haben. Fehlt doch nur noch Grace in deiner Sammlung.“ „Nee.. Die überlass ich dir. Ich will doch nix von ihr. Immerhin war sie mal ne beste Freundin für mich und ist keine dieser Schlampen, die es dringend brauchen. Warum sagst du ihr nicht endlich mal dass du was von ihr willst?“

Er guckte schüchtern zu Boden und seufzte. Ich sagte nichts dazu. Danny wird wohl immer ein hoffnungsloser Fall bleiben. Doch zu meiner Überraschung guckte er auf einmal ziemlich entschlossen und lief richtung Klassenzimmer. Der wird doch nich...? Gespannt wartete ich auf dem Flur. Das kann doch nich gut gehen.. Ob Grace ihn diesmal so richtig abserviert? Mal sehen..

5 Minuten vergingen bis Danny wieder raus kam. Er war nicht alleine.. Was mich wunderte war, dass seine Begleitung nicht Grace, sondern die Blaubeere Kashya war. Bis vor einiger Zeit waren die beiden Mädels noch total verstritten und nun auf einmal die besten Freundinnen. Ich verstand es nicht, aber die beiden muss man auch net verstehen. Nun lief Kashya an der Hand von Danny hinter ihm her. Sie verschwanden hinter der nächsten Ecke. Was ging da ab?

„Was zum..?“ fragte ein Mädchen das hinter mir stand ganz entsetzt. Scheinbar hatte sie die beiden auch beobachtet und hatte nun den selben verstörten Blick drauf wie ich auch. Ich guckte sie mir genauer an... und sah... Die Frau meines Lebens! Diese wunderschönen grünen Augen! Überhaupt... Alles!!! Wer ist sie?

Träume

Mit einem Male war es um mich geschehen. Nennt man so etwas etwa Liebe auf den ersten Blick? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Mein Herz raste und am liebsten hätte ich sofort den rest meiner Tage mit diesem Mädchen verbracht.

Ich sah uns beide vor dem Traualtar... Die Szene direkt vor mir. Sie im weißen Kleid mit einem langen Schleier und rosen in der Hand und ich im schwarzen Anzug. Der Pfarrer wie er sie fragt ob sie mich heiraten will... Dann fragt er mich und ich sage: „Ja!!!“ „Häh!? UÄH!!! DU BIST DOCH DIESER TYP DER ALLE MÄDELS HIER VON DER SCHULE VÖGELT!!! IGITT!! DU BIST WIDERLICH!! FASS MICH JA NICHT AN!“

Und mir brach mit einem Male der Boden unter den Füßen weg. Das nennt man Korb. Es zeriss mich. Jetzt muss ich stand halten! Ich muss sie für mich gewinnen! „Also bitte! Ich vögel doch net jede hier!“ „Das sagen aber alle hier und Grace hat mich vor dir gewarnt. Sie hat gesagt ich darf mich auf keinen Fall mit dir abgeben.“ Verdammt! Diese dumme Kuh! Wegen Grace hab ich nun keine Chance bei ihr. Was mach ich denn nun? Wie unfair das doch alles ist. Grace ist sicher eh nur eifersüchtig.

„Du kannst mich doch nicht für meinen jugendlichen Leichtsinn verurteilen! Ich will mich ja auch ändern, weißt du?“ Sie guckte mich skeptisch an und verschränkte die Arme. „Wie heißt du?“ „Hmm... Ob ich dir das verraten soll?“ „Nur weil ich dein Namen kenne muss es nich heißen dass ich dich auch verführen würde.“ „Mich verführen! DU! Lächerlich. Ganz schön eingebildet. Meinst wohl du kannst jede bekommen.“ zickte sie mich an. Das wird hart.

„Nein das mein ich eben net! Okay ich mach den Anfang! Ich bin Sean.“ „Das weiß ich bereits. Die Mädels stöhnen deinen Namen in der Pause.“ „WAS!?“ Vor Entsetzen klatschte ich mir die Hand auf die Stirn. So wird das doch nie was. Ich glaub ich muss doch aufgeben. Sie ist viel zu misstrauisch. Nun bereue ich meine Taten der vergangenen Zwei Wochen. Vielleicht irgendwann wenn ich bewiesen hab, dass ich auch anders sein kann.. Vielleicht kann ich es dann nochmal bei ihr versuchen.

„Gut... Dann sag es mir halt net. War nett deine Bekanntschaft gemacht zu haben.“ sagte ich trübsinnig und drehte mich um, um zu gehen. „Ähm.. Äh.. Ich heiße Celia!“

Sie hat es mir doch verraten. Hoffnung machte sich in mir breit. Celia.. So wunderschön. Die Mutter meiner Kinder. Hach...

„Celia!! Glaub auf keinen Fall was dir über mich erzählt wird! Ich beweise dir, dass ich eben doch ein guter Kerl bin!“ „CELIA!!! OH NEIN!! GEH SCHNELL WEG VON IHM! DER VERSUCHT DICH DOCH NUR FLACHZULEGEN!!!! ZUM SCHLUSS BRICHT ER DIR DAS HERZ!“ schrie auf einmal Grace und zerrte sie weg. Wo kam die denn auf einmal her? Die hat mir mein Flirt versaut! Langsam fang ich echt an sie zu hassen. Celia guckte zu mir zurück, als sie von der Blondine ins Klassenzimmer geschoben wurde. Schon im nächsten Moment kam auch noch irgend ne Tussi gerannt die wahrscheinlich auch mal ran wollte. Celia sah es leider genau.

„Sean, Baby.. Haste fünf Minuten Zeit für mich? Du weißt schon.“ Irgendwie wurde ich wütend. Scheiß Egoistenpack! „NEIN VERDAMMT!! WENNE WAS ZUM FICKEN BRAUCHST KAUF DIR EIN DILDO ALTE!“ Damit schubste ich sie weg.

Wütend stampfte ich ins Klassenzimmer zurück, wo Celia mich jedoch begeistert anguckte. Ist sie etwa jetzt immer in meiner Klasse? Vielleicht zum Austausch? Machte mir nicht den Eindruck als wäre sie Japanerin.

Unsre Lehrerin kam nun auch rein und schloss die Tür hinter sich. Nun war wieder mal Englisch angesagt.

Ich muss mehr über Celia rausfinden.. Aber wie? Wenn Grace mir jedes mal dazwischen kommt, können wir unmöglich Kontakt haben. Celia macht mir den Anschein als würde sie sich auch für mich intressieren. Sie fing an mich zu beobachten nach ca. 10 Minuten. So lang dauerte es auch etwa, bis Danny und Kashya auf einmal reingeplatzt kamen.

„WO WART IHR BEIDE!?!?“ „Ehm... Haben uns verlaufen.“ „Ja klar Danny... Vor allem weil ihr schon so lang auf dieser Schule seid.“

Sie sagten beide nichts mehr dazu und die Lehrerin nahm es auch so hin ohne weiteres Gemecker. Es hätte eh nichts gebracht. Aber wo waren die beiden die ganze Zeit? Haben sie etwa??!? Außer Puste, setzte sich Danny neben mich: „Wenn du es wissen willst.. Ja, wir habens getan.. Und es war verdammt geil.“ „Oh mein Gott, Danny! Warum grade Kashya?! Ich dachte..“ „Vergiss Grace.. Die kann ich nich mehr leiden.“ „Oookay. Fängst du jetzt auch schon so an wie ich.“ „Hallo, ich war frustriert.“ „Jaja.“

Er drehte sich zu Kashya um und grinste sie an. Sie lächelte zurück. Und Grace guckte beleidigt hin. Was will die eigentlich? Selbst Schuld wenn sie Danny abweist. Oder ist sie vielleicht lesbisch?

Nach dem Unterricht versuchte ich noch etwas aus ihm heraus zu quetschen. Doch er schwieg wie ein Grab. Ziemlich ungewöhnlich für diese Quatschtüte. Die drei Mädels liefen zusammen weg. Nochmals warfen Celia und ich uns Blicke zu. Ihre Basierten jedoch immernoch auf Skepsis. Wer weiß was Grace wieder geredet hat. Ich werds schon noch schaffen! Ich darf nur nich locker lassen.

Zu Hause guckte ich sofort in den Briefkasten wie jeden Tag. Der Bulle sagte, es würde Post kommen, wo entschieden wird, wo ich wohnen soll. Und eine Gerichtliche Ladung würde auch noch kommen.

Heute war tatsächlich etwas drin. Zwei dicke Umschläge. Der eine kam von etwas das scheinbar in Japan das Jugendamt sein soll. Der andere direkt vom Gericht. Ich wartete nicht lange und öffnete zu erst den vom Gericht, da ich gar nicht wissen wollte, ob ich nun nach Amerika zurück muss.

Nächste Woche würde die Gerichtsverhandlung um meine Eltern stattfinden. Ich habe strikte Anwesenheitspflicht. Gut, das Spektakel würde ich auch um keinen Preis verpassen wollen. Nun der andere Brief.
 

» Sehr geehrter Herr Coldfire,
 

da Ihr letzter Verwandte in Amerika vor einem Monat verstorben ist, wozu wir unser herzliches Beileid aussprechen wollen, haben wir uns entschieden, dass Sie sich weiterhin in Japan aufhalten dürfen und bei der Familie Verone unterkommen. «
 

Yeah!! Endlich keine lebenden Coldfires mehr in Amerika! Diese Familie ist verflucht. Vor allem die Seite meines Vaters. Nun, wo auch der letzte weg ist hab ich ja nichts mehr zu befürchten.

Zu Danny würd ich eh nie ziehen. Also werde ich wohl oder übel einen Job brauchen um mir mein Geld für die Miete zu verdienen. Dann komm ich wenigstens nicht mehr auf dumme Gedanken mittags bei Langeweile und kann Celia doch für mich gewinnen...
 

Eine Woche später -
 

„Und das Urteil lautet in allen Anklagepunkten: Schuldig! Und damit kommen Sie sofort in Haft bis Sie die Todesstrafe antreten werden, Herr und Frau Coldfire.“ verkündete der Richter. Ich war geschockt.. Nun kannte ich den Grund für die Flucht nach Japan. Was meine Eltern getan hatten.. Mum brach hysterisch in Tränen aus und der Alte bekam riesige Augen. Ich hätte nie gedacht... Dass sie tatsächlich jemanden umbringen würden.

Ich musste erfahren dass meine Eltern den Mörder von Ally aufgesucht hatten – Auf eigene Faust recherchiert und ermittelt und dann Selbstjustiz verrichtet hatten.

Mum's flehende Blicke trafen mich nicht. Ich blieb eiskalt und ausdruckslos. Ja, ich hätte sogar fast gegrinst.. Oder besser noch, ich musste mich zurüchalten nicht zu lachen. Nun bekommen sie ihre gerechte Strafe dafür, was sie mir angetan hatten. Dafür dass sie mich mein Leben lang gequält und misshandelt hatten. Bei meiner Aussage erwähnte ich so Einiges. Somit kamen noch Misshandlung, und Körperverletzung zu Dad's Anklage hinzu. Mutter ließ ich aus dem Spiel. Der Richter sah sogar meinen Rücken. Er war entsetzt und rastete nochmal richtig aus im Laufe der Verhandlung.

An diesem Tag würde ich meine Eltern vorerst das letzte Mal sehen. Sie wurden abgeführt und ich guckte ihnen hinterher. So glücklich war ich ewig nicht mehr.

Unter strömenden Regen lief ich Abends die Straße entlang, wo ich nach dem Einkaufen Danny traf. Er sah mal wieder ziemlich gestresst aus. Wie die letzten Tage immer. Seit gestern wird rumerzählt, Kashya sei schwanger. Ich frage mich, ob er eventuell daran beteiligt ist.

„Sean! Was machst du so spät noch unterwegs?“ „Ach.. Nichts besonderes. Hab mir nur was zu Essen gekauft.“ „Kocht deine Mutter nichts!?“ „NEIN VERDAMMT!“ „Schon gut, schon gut! Ich weiß du magst nicht über deine Familie reden.“ „Apropos. Du hast net zufällig was mit Kashyas Schwangerschaft zu tun?“ „Was Kashya is schwanger!? Nein damit hab ich nichts zu tun, wie kommste drauf.“

Wie scheinheilig... „Ach nur so.. Weil du ja vor nicht allzu langer Zeit mal mit ihr auf der Toilette verschwunden bist.“ „Ach das.. Nein.. Da haben wir Gummi benutzt. Ich weiß ja net mit welchen Typen die noch so rum macht.“ „Aha..“

Bis zu unsrer Kreuzung hörte ich mir Danny's Geschwafel noch an, dann wurde ich endlich erlöst und durfte nach Hause gehen. Dort trocknete ich mich erstmal ab, zog mich um, machte mir was zu Essen und schritt dann zur Tat hin. Sämtliche Familienfotos – wo ich eh nicht mit drauf war – flogen in den Müll. Dann suchte ich Dad's zweite Bankkarte vom anderen Konto und die Geheimnummer. Die waren schön zusammen bei den Papieren eingeordnet. Wie dämlich.

Stellenanzeigen aus der Tageszeitung suchte ich auch raus. Und wo ich schonmal dabei war auch gleich Wohnungsanzeigen. Hier könnte ich unmöglich bleiben. Für jemanden in meinem Alter dürfte es schwierig werden aber nicht unmöglich. Mit etwas Geschick und Können. Aber das wird locker! Ich liebe mein Leben jetzt schon!

….

Ich hasse mein Leben! Das dachte ich drei Jahre später, als ich deprimiert mit ner Kippe auf dem Schulhof der Uni stand. Ich war kein Stück voran gekommen. Grace hasste mich noch immer und mit Celia gab es kaum Fortschritte. Danny war noch verzweifelter als zuvor... Und Kashya.. Schon wieder schwanger. Zum dritten mal diesmal. Und das im Alter von grade frischen 18 Jahren. Das einzigst Positive war, dass ich nun ein Motorrad hatte, eine kleine Wohnung und ein Job als Barkeeper zur Aushilfe.

„Sean!!!“ rief einer meiner Kumpels und kam zu mir gerannt. Was will der denn nun. Es war schon komisch dass ich auf einmal noch mehr – Naja Freunde würde ich sie nicht nennen – bekannte fand.

„Hast Kashya heut gesehen? Die sieht ja sowas von heiß aus!“ „Vergiss es.. Wenn du dich mit ihr einlässt bekommste ein drittes Balg oben drauf.“ „Was!? Is die etwa...!?“ „Jap, wieder schwanger.“ „Wie viele will die denn noch.. Von wem sind die Kinder überhaupt?“ „Ich hab gehört dass die ersten beiden von wem anders sind, als das letzte.“ „Wirklich!? Woher weißt du das eigentlich so genau? LASS MICH RATEN! DU HAST DIE ALTE GEKNALLT UND NUN BIST DU DER ERZEUGER! HAHAHA!!“ „Arschloch, halt die Fresse. Als ob... Würdest du mir sowas zutrauen?!“ Er überlegte.. Und überlegte.. Oh mann.. Die Antwort stand ja somit schon fest. Idiotenvolk..

„HASTE ES BALD ARSCH!? MEINE FRESSE!“ brüllte ich so laut, dann nun auch die Mädels aufmerksam auf uns wurden. Grace und Kashya guckten gleich wütend weg. Trotzdem winkte ich provokant rüber. Von Celia bekam ich netter Weise nen Gruß zurück. Hach... Die Mutter meiner Kinder.. Wenn ich sie doch bloß mal richtig in ein Gespräch verwickeln könnte. Aber Grace schirmt sie ja regelrecht ab. Und Kashya inzwischen genauso. Als wären sie zwei Bodyguards. Nur einmal allein erwischen... Dann könnt ich sie nochmal fragen ob wir ausgehen wollen. Ich würde ihr alles bieten.. Und sie dann fragen ob sie mich heiratet.

„Sag mal Sean, schonmal was gegen Tagträumerei unternommen?“ „Hö, wieso?“ „Du träumst immer vor dich hin. Auch wenn du eigentlich grade wachsam sein solltest.. Du bist irgendwie immer im Gedanken.“ „Ich hab nur grad meine Zukunft durchgeplant! Lass mich in Ruhe, Depp!“ „Aha! Du hast geplant wie du mit Kashya und eurem gemeinsamen Kind leben wirs. Inklusive die anderen beiden.“ „Jetzt reichts!“

Wütend packte ich ihn und schleppte ihn zu den Mädels mit rüber. Dort setzte ich ihn wieder ab und wandte mich an Kashya, die mich mit samt den anderen beiden schockiert musterte.

„Kashya!!! Sag dem Penner dass dein Balg das du da drin hast auf keinen Fall von mir is!“ „Eh?! Habt ihr irgendwie komplexe?! Und nur weil wir beide mal ordentlich ne Nacht durchgefickt haben, muss das nichts heißen!“ „WAS!?!?!“ schrie Grace auf. „Ich sag ja nichts... Der Idiot meint es besser zu wissen.“ „VERPISST EUCH BEIDE!“ „Is gut Kashyalein... In der Schwangerschaft ist Stress nicht gut. Das müsstest du ja inzwischen gut genug wissen. Wie viele werdens eigentlich noch? Zehn?“ „HAAAALTS MAUL COLDIFRE!!!“ brüllte Grace schon wieder und schlug mir eine rein. Die saß... Meine Nase tat ziemlich weh. „Grace! Hör doch auf damit.“ mischte sich nun Celia ein. Sie will mich beschützen! Wie süß!

In den letzten drei Jahren ist sie noch viel geiler geworden. Ne weiblichere Figur und ihre Titten sind ums doppelte gewachsen. Hammer! Ich will die anfassen! Argh! Zusammenreißen!

„Grace.. Warum so aggressiv? Außerdem weißt du doch.. DASS NUR ICH NOTGEILE WICHSER SCHLAGE!!!“ und schon saß die nächste. Celia hatte mich geschlagen.. Schon wieder. Wie immer wenn ich sie mal alleine erwische. Neeeeein!!! Nein! Nein! Nein! Sie wird nie ein Kind von mir wollen.. Geschweige denn heiraten oder geilen Sex.. Ich kann doch aber auch net in Enthaltsamkeit leben.

Ich hab mich lange für sie zurück gehalten.. Und dann hab ich es nicht mehr ausgehalten und Maria im Lehrerzimmer gevögelt.. Und grade das ist natürlich wieder rausgekommen. Seit dem hasst sie mich wieder und redet kaum noch mit mir. Dabei dachte ich, ich würde ihr langsam immer näher kommen. In ihren Augen bin ich einfach nur ein Perverser der mit Jeder mal in die Kiste springt.

Celia nahm mich auf einmal am Arm und zog mich mit um die Ecke. Ich war ziemlich verwundert. „Ähmm.. Sean?“ „Ja?..“ Oh Sean, willst du der Vater meiner Kinder sein? Mich heiraten und nächtelang verwöhnen? Ohh jaa.. Ich werde dich verwöhnen Kleines. So lange du willst, immer! Zu jeder Tageszeit!

„Sean? Kann es sein dass du grade Träumst?“ „Hö?!“ „Ich fass es nicht! Immer wenn man mit dir reden will hörst du nicht zu! Dabei wollt ich doch einfach nur fragen ob ich deine... Deine Hausaufgaben mal haben kann.“

WOW!!! Sie hat mich mal was gefragt. Zwar net ob ich ihr ein Kind schenke aber Hausaufgaben sind auch gut.. Moment mal! Hausaufgaben!? Als ob ich die machen würde. Oh Alter, deine Faulheit wird mal wieder bestraft. Aber.. Ich dachte Celia wäre perfekt und müsste nicht abschreiben?!

„Öhm.. Das würd ich wirklich gerne. Aber... Ich bin ein ziemlich faules Ei und hab die selbst net, hehe. Wenn du aber willst.. Kann ich dir was ganz anderes geben.“ Argh!!! Warum musste mir das raus rutschen!? Wieso benehm ich mich immer so dämlich bei ihr!?

„DU BIST WIRKLICH SO PERVERS WIE GRACE MEINTE!!! DU SCHWEIN! ARSCHLOCH! NEIN DANKE!!!“

Sie klatschte mir noch eine und ging. Und schon wieder hab ichs mir total verschissen bei ihr. Deprimiert ging ich zurück zu Patrick, meinem Kumpel von eben und Yamon, der inzwischen auch bei ihm war. Yamon war ein richtiger kleiner Psychopath. Aber einer der immer Kippen einstecken hat. Ich krallte mir sofort eine. Das Rauchen sollte ich auch mal reduzieren. Das is ja echt schlimm geworden. Langeweile? Nervosität? Keine Ahnung! Er musterte mich auf einmal.

„Was war denn das mit Celia eigentlich eben? Die is schnurstracks an uns vorbei gedüst mit nem Mörderblick. Die hat mich nichtmal beachtet.“ „Wieso sollte sie auch grade DICH beachten, Yamon?“ „Normalerweise flirten wir immer miteinander. Sie guckt mich immer an und winkt mir zu. Als wolle sie ein Kind von mir haben.“ „BITTE WAS!?! WENN HIER EINER EIN KIND MIT CELIA BEKOMMT DANN...“

„Dann entscheide ich das immernoch selber.“ mischte ausgerchnet Celia sich ein. Mann! Wieso muss die immer in den Falschen Momenten zu uns kommen?! Die hat doch irgend ein Gespür für sowas.

„Hehe, Celia! Hast du mich erschreckt.“ „Ja, das glaub ich dir.“ sagte sie unbeeindruckt. „Nimms dir net zu Herzen, ich verteidige nur was mir lieb ist! Also wenn du willst können wir ja die Hausaufgaben auch schnell zusammen machen.“ „Ah..“

Sie guckte unsicher zu ihren beiden Freundinnen die immernoch weiter hinten standen und kurz vorm Explodieren standen und heftig den Kopf schüttelten. Toll.. Jetzt wird Celia wieder auf sie hören und mich abweisen wie jedes mal. Sie wandte sich wieder mir zu uns seufzte. „Gut, ich würd gern die Hausaufgaben mit dir zusammen machen. Aber wehe du fängst wieder mit deinen Tagträumen an oder machst mich an.“ „O-Okay.“ Wow! Sie hat nicht auf die andern beiden gehört! Nun muss ich mich nur irgendwie zusammenreißen.

Zusammen gingen wir von den Jungs weg. Dabei konnte ich sehen wie Kashya und Grace total die Fassung verloren und glotzten wie ein Auto. Die beiden Jungs hingegen klatschten sich die Hände auf die Stirn. Doch besonders Yamon warf mir auf einmal einen ziemlich fiesen Blick zu. Nun war es offiziell.. Er war eifersüchtig. Und der Wettstreit um Celia würde nun noch härter werden mit Konkurenz.

Aber nun muss ich mich erstmal auf sie konzentrieren. Wir setzten uns außerhalb auf nen kleinen Rasen, den der Hausmeister gepflanzt hatte und uns nun garantiert die Knochen verflucht.

„Wie viel Zeit haben wir, Sean?“ „Was?.. Oh, äh.. Ne knappe Stunde glaub ich.“ „Doch nur so wenig? Naja gut.. Und.. Was haben wir für ein Fach?“ ….. … Nichtmal sie wusste es. Ich hatte sie eigentlich immer für ne Streberin gehalten. „Woher soll ich das wissen?“ „Ich dachte du weißt immer alles du möchtegern Mafiosi?“ „Wieso nennst du mich so!?“ „Sorry.. Aber das kommt davon wenn man mitten in der Nacht mit dem Motorrad über den Highway rast und Geisterfahrer spielt. Weißt du eigentlich dass du mit deinem Leben spielst?“ „Ich war eben mies drauf! Grace macht das auch und wird auch net Mafiaschlampe genannt.“ „Ist ja gut, Sean. Reg dich nicht so auf. Sie ist nun mal ein Mädchen.“ „..Oh nein! Is sie net! Schon mal einer ihrer Tritte abbekommen!? DAS ist sicher kein Mädchen!“ „Sean..? Warum bist du so gemein zu ihr? Sie hat mir erzählt dass ihr mal richtig gute Freunde wart.“ „Wenn sie sich zu sehr in meine Angelegenheiten einmischt?! Ist meine Sache mit wem ich es auf dem Schulflur treibe. Oder eher getrieben habe.“ „Ja, heute treibst du es ja im Lehrerzimmer..“ „Das eine mal..“

Sie lächelte mich an und holte ein Stundenplan raus. Keine weitere Einwände?! Seltsam.. Ich dachte schon das entwickelt sich jetzt zu einem handfesten Streit. Gut, dann einfach das Thema beruhen lassen und Hausaufgaben machen.. Wenn ich mich nur besser konzentrieren könnte. Sie ist so hübsch.. Mein Herz schlug die ganze Zeit total schnell und ich wusste kaum was ich sagen sollte. Nen guten Eindruck wollte ich hinterlassen, aber durch meinen verwirrten Kopf mach ich alles nur schlimmer. So was spürte ich nichtmal damals bei Terry.

„Ah da! Wir haben gleich Japanisch Unterricht. Zwei Stunden lang.“ „NEEEIN!!! Net Japanisch..“ „Ach stimmt ja, du kannst ja die Sprache immernoch nicht gescheit. Dabei bin ich nicht so lang hier wie du und kann es schon besser.“ „Freu dich.. Ich hab in dem Fach immer Fünfer.“ „Du schaffst das auch noch. Ich glaub da fest dran.“ baute sie mich lächelnd auf. Dieses Lächeln!! Ich höre Engel singen.

„Sean, wie hat's dich eigentlich nach Japan verschlagen?“ „Ähm.. Meinen Eltern hat's im Urlaub gut gefallen. Eigentlich komm ich ja aus Chicago. Aber du kommst doch normalerweise auch wo anders her oder?“ „Ja. Ich komm aus Miami. Mein Vater ist Polizist dort.. Musste aber geschäftlich nach Japan. Da hat er uns mitgenommen.“ Na toll! Ein Bulle... Aber das heißt dass die bestimmt irgendwann wieder nach Amerika zurück ziehen! Oh nein... Mein Magen zog sich ziemlich zusammen bei dem Gedanken. „Dann bleibt ihr doch bestimmt net ewig in Japan oder?“ „Ach.. Die nächsten drei Jahre bestimmt noch. Danach werd ich selbst entscheiden ob ich wieder mit zurück gehe.“ Erleichterung.. Wenn ichs schaff mit ihr zusammen zu kommen wird sie nicht zurück wollen. Wir unterhielten uns nun aber auch nicht weiter drüber. Nach ner viertel Stunde Japanisch Aufgaben ließ ich mich zurück auf den Rücken fallen und seufzte.

„Ich bekomm das nie auf die Reihe! Scheiß Japanisch!“ „Och Sean.. Grace gibt mir immer Nachhilfe. Daher geht’s bei mir eigentlich.“ „Jaja.. Grace diese eingebildete besserwisserin die meint sie wärs und könnte alles.“ „Red nicht so von ihr! Ich tret dir sonst wo hin!“ „Nein lass es... Ich mag irgendwann auch noch Familie und Kinder haben.“

Von denen hoffentlich du die Mutter sein wirst liebste Celia.. Ja!! Oh Sean.. Ich muss dir was sagen.. Was denn liebste?... Ich bin schwanger und bekomme Hundertlinge von dir!

Ich merkte wie Celia mir vorm Gesicht rumwedelte und mich böse anguckte: „Sean!!! Du träumst wieder!! Ich hab doch gesagt dass ich das nicht will! DU BIST ECHT UNERTRÄGLICH! WIESO GEB ICH MICH ÜBERHAUPT MIT DIR AB!? ICH GEHE!“ „NEEEIN!! Celia bleib hier! Es tut mir so leid. Das passiert mir einfach so.“ „Du solltest mal in ne Therapie gehen. Na gut.. Machen wir weiter. Aber reiß dich zusammen.“ Schatz... Die einzigste Therapie ist deine Liebe zu mir. Erst wenn du mit mir zusammen bist werde ich geheilt..

„Danke.. Okay! Noch diese dummen zwei Stunden Sprachunterricht, dann ist mein Tag gerettet!“ „Was machst du denn heut noch so?“ „Ich werd mit Danny abhängen.“ „DIESER Danny? Uiui.“ „Hö?“ „Dass er dazu überhaupt Zeit hat bei den ganzen Dingen die er eigentlich erledigen sollte.“ „Was meinst du?“ „Du weißt es nicht?“ „Nein? Was denn?“ „Hmm.. Ich glaube dein Freund hat da ein kleines Geheimnis das du nicht kennst, hehe.“

Ein Geheimnis also... Na warte Danny, was hast du mir nicht erzählt? Was soll ich nicht wissen?

Geheimnisse

Dass Danny mir immer noch einige Dinge verschwieg traf mich ziemlich. Nicht weil ich direkt an seinen Problemen interessiert war, sondern weil mein Ego es einfach nicht zuließ aus bedeutenden Sachen ausgeschlossen zu werden. Ich war ein schlechter Freund.. Aber immerhin Dannys bester. Deswegen war es für mich unerklärlich warum er mir etwas verheimlichte. Noch schlimmer war die Tatsache, dass Celia es wusste – grade Celia, die nicht viel mit Danny zu tun hat.

„So Sean.. Es hat Spaß gemacht mit dir Zeit zu verbringen. Können wir gerne wieder tun. Auch wenn du mal wieder zu sehr abgeschweift bist mit deiner Träumerei.“ „Was ist es? Was weißt du über Danny? Sag es mir!“ „Ehm.. Er ist dein Freund. Er sollte es dir selbst sagen..“ „Na okay..“

Sie lächelte mir zu und lief Richtung Klassenzimmer. Eigentlich wollte ich sie gehen lassen. Sie würde mir eh nichts verraten.. Aber irgendwie.. Hatte ich den Drang..

„CEEEELIIIAAAA!!! SAAG ES MIIIIR!! BITTÄÄÄÄ!!!!“ rief ich hinterher und rannte sie fast um. Mit schockierten Augen musterte sie mich. „Sean.. Du bist wie ein kleines Kind. Du bist niedlich, hihi.“ Schneller als ich es merken konnte, stand sie auf den Zehenspitzen und küsste mich kurz auf die Wange. Dann rannte sie davon. Wow.. Zwar auf die Wange, aber es war ein Kuss!! Ein richtiger Kuss von der Frau meines Lebens!!! Ich schmolz fast dahin.. Sie dürfen die Braut jetzt kü... Mist! Nicht schon wieder!! Mit schüttelndem Kopf dachte ich nun vorerst nur an Danny, der sein blaues Wunder erleben dürfte.

Oben auf dem Flur machte ich eine sehr interessante Entdeckung. Danny und Kashya die Blaubeere standen zusammen da und redeten miteinander. Ich beschloss mich hinter einer Ecke zu verstecken um die Beiden auszuhorchen.

Vielleicht läuft ja doch mehr zwischen ihnen als nur ein bisschen Sex. Eventuell würden auch Dinge fallen über das was Danny versucht mir zu verschweigen. Er hat die Rechnung nicht mit mir gemacht!

„Und... Wie geht’s Rico?“ Rico? Kannte ich gar nicht.. Der Vater von Kashyas dritten Kind? „Ihm geht’s gut... Kosheen auch.. Sie sind beide bei meinem Vater.“ „WAS!?!! BEI DEINEM VATER!? Die armen Kinder.“ „WO SOLL ICH SIE DENN HIN TUN!? ICH MUSS IN DIE SCHULE! DU AUCH! DEINE ELTERN WOLLEN SIE NICHT MAL KENNEN LERNEN! Du hast sie mir immernoch nicht vorgestellt!“ „Werd ich auch net! Es is besser du wirst sie net kennen lernen.“

Wichtige Informationen.. Was für ein Gespräch! Rico war also scheinbar irgend ein Kind. Und diese Kosheen? Die Schwester von Rico? Klang stark danach als sei Danny der Vater der beiden Kinder. Er weigerte sich immer noch nach all der Zeit über seine Eltern zu reden. Plötzlich kam Grace zu ihnen. Aggressiv wie immer. Sie packte Danny sofort am Kragen und wandte sich ihrer Freundin zu.

„Kashya! Soll ich ihn verprügeln?“ „Ehm.. Nein Süße, nicht nötig. Ich bin nur etwas gestresst.“ „Klar, bei dem Vater..“ warf Danny beiläufig ein. „Was kann ich denn dafür dass er so ist!? Glaub nicht, dass ich es einfach hätte mit ihm! Können wir das bitte auf heute Abend verschieben!?“ „Meinetwegen..“

Ich nahm mir gerade vor Danny heute noch auszuquetschen über dieses Thema. Es war mir dabei egal ob ich Gewalt anwenden müsste oder nicht. Ich war der Größere, Stärkere und Gewaltbereitere von uns beiden. Endlich gingen sie ins Klassenzimmer und ich konnte endlich raus aus meinem Versteck. Die zwei Stunden Japanisch brachten mich wieder an die Grenzen meines Verstandes. Die Ablenkung durch Gedanken an Celia kam mir daher sehr gelegen.

Danny, den ich mir nach der Schule vornehmen wollte, nahm ich auf meinem Motorrad mit. Ich setzte ihn wie immer an der Kreuzung ab. Er wollte nie dass jemand weiter mit zu seinem zu Hause kommt. Ich würde mich später um ihn und sein Geheimnis kümmern. Erstmal musste ich auch nach Hause, wo neue Probleme auf mich warteten! Hunger... Manchmal beneidete ich meine Klassenkameraden darum, dass sie nach Hause kamen und dort schon ein schönes warmes Essen auf sie warten würde. Gekocht von ihrer liebevollen Mutter, die schon auf sie wartete.. Auf mich wartete niemand. Und für mich würde auch niemand etwas kochen. Etwas sentimental warf ich meine Jacke aufs Sofa und stellte mich an den Herd.

Für 17 Uhr hatte ich mich mit Danny verabredet. Er klingelte pünktlich was mich ziemlich wunderte. Er war nicht grade der Zuverlässigste Mensch. Sein ahnungsloses Grinsen machte mich angriffslustig. Die Stunde der Wahrheit war gekommen!

„Hey Sean.“ „Halli, hallo Danny.. Mein Freund... So Arschloch! Reinkommen! Sofort!!“ „Waaa..? Was ist los?“ Doch ehe ich antwortete, warf ich ihn aufs Sofa und stellte mich vor ihn mit drohenden Blicken. Er hatte Angst vor mir.. Die hatte er schon immer. „Sean!?“ „Weißt du Danny... Ich dachte ja immer ich sei dein bester Freund.“ „Ja... Bist du doch auch! Was ist los!?“ „Wirklich? Ich bin für dich dein bester Freund? Das kann ich dir nicht glauben.“ „Wieso!?“ „Nun.. Du hast Geheimnisse vor mir, die ich als bester Freund eigentlich wissen sollte, um dich ideal mental zu unterstützen.“

Er schnaufte auf einmal und stand auf: „Ich kenn dich doch Sean. Mental unterstützen? Du bist doch weder an meinem Wohl noch an meinem Leben interessiert. Es geht allein um dein Ego! Es geht darum, dass du es nicht ertragen kannst außerhalb zu stehen.. Mal nicht dazu zu gehören.“ Er hatte Recht.. Vollkommen! Aber ich konnte es nicht hinnehmen. Spontan wusste ich mich nur zu wehren indem ich ihm eine rein schlug: „ACH SO SCHÄTZT DU MICH ALSO EIN!! WIE GUT ZU WISSEN!! ALSO WORUM GEHT ES!? KASHYA UND DU! GIBS ZU!! DA LÄUFT MEHR!“ „ICH WEIß NICHT WAS DU MEINST UND ES GEHT DICH AUCH NICHTS AN!“ „... Und wer sind Rico und Kosheen? Versuch nichts abzustreiten. Ich hab alles gehört.. Wie geht’s den Beiden denn so bei Kashyas tollem Papi?“ „Ich weiß net wovon du redest.. Ich geh nun besser.“

Er machte nen riesen Satz aus meiner Wohnungstür raus und rannte mit nem Affenzahn die Straße runter. Er hätte allerdings wissen müssen, dass ich ein sehr guter Läufer war und ihn im Nu wieder einholen würde. Dem war auch so. Es dauerte keine drei Minuten, da war ich ihm dicht auf den Fersen. Ein gezielter Sprung und ich erwischte ihn an den Beinen womit ich ihn zu Boden riss und ihm nochmal Eine verpasste.

„Es gibt kein Entkommen, Danny-Schlampe!!“ „Okay, okay!! Tu mir nichts!!“ „Du bist so ein Heuchler Mann.. Also? Willst du mir endlich erzählen was los ist?“ „Gut.. Hast gewonnen.“ „Na so ist doch brav. Gehen wir zu mir nach Hause.“ Er folgte mir gehorsam wie ein kleiner Hund nach Hause, wo ich ihm was von dem Essen abgab, das ich über Mittag gekocht hatte. Er machte es sich auf dem Sofa gemütlich und schwieg zu dem Thema. Stattdessen guckte er lieber gespannt in den Fernseher, wo gerade irgend ein Anime lief. Von alleine ging er nicht mehr auf das Thema ein, also musste ich ihn daran erinnern.

„Danny? Wollstest du mir nicht irgendwas erzählen?“ „Hmm.. Du kannst aber gut kochen Sean. An dir ist ne gute Hausfrau verloren gegangen.“ „MAUL! Ich war nur drei Jahre in ner Koch AG weil ich mich ja irgendwie versorgen muss. Aber lenk nicht vom Thema ab!!“ „Ist ja guuut.. Es ist immerhin net einfach für mich. Da ist einiges schief gelaufen... Rico und Kosheen.. Sind beide meine Kinder, die ich mit Kashya hab.“

Ich hatte zwar eh schon den Verdacht, dass es aber wahr war, schlug mir das Kinn zu Boden. Und zwar so sehr, dass es schon anfing weh zu tun. Er hatte also doch was mit den Schwangerschaften von Kashya zu tun! Und.. Er hat mich drei Jahre lang belogen das Schwein!!

„DU HAST DAS DREI JAHRE LANG FÜR DICH BEHALTEN!! FINDEST DU DAS FAIR!? ICH DACHTE FREUNDSCHAFT HÄTTE AUCH ETWAS MIT VERTRAUEN ZU TUN!!“ „Du vertraust mir doch auch nicht? Also was stellst du dich so an? Es tut mir ja leid... Aber mir ging es eben beschissen! Ich wusste nicht mehr wo vorne und hinten ist.“ „Aber wo Kashyas Bett ist wusstest du immer was? Kommst mit deinem ersten Kind net klar, musst aber noch ein Zweites machen!?“ „Sean.. Ich wusste net wo Kashyas Bett ist.. Die beiden wurden net im Bett gemacht.“ „Das is mir egal, darum geht’s net du Idiot! … Wo genau?“ „Beide auf der Schultoilette..“ „BÄH! Die armen Kinder!“

Danny kotzte sich noch zwei Stunden aus.. Über seine Kinder, sein Leben.. Und da ich ein guter Freund war hörte ich natürlich zu.. Ach vergessen wir das! Ich war ein scheiß Freund, daher ließ ich ihn labern und dachte an Celia... Wieder fingen die Tagträume an... Sean, ich will Hundertlinge von dir... Oh Celia, ich schenk dir so viele wie du willst... Ja! Gehen wir unter die Dusche Tiger!....

Ich stellte mir Bildlich vor wie wir uns unter der Dusche streicheln würden und stundenlang Spaß miteinander hätten. Danny laberte und laberte.. Und ich – war kurz vorm Durchdrehen. Es wurde plötzlich still um mich.

„Sag mal Sean?! Träumst du schon wieder!? Du wolltest doch...“ „ICH WILL HUNDERT KINDER VON DIR!! SOFORT!!!“ „VON MIR!?!?!“ „Was? Eh.. Nein, doch net von dir du Idiot!“ „Na toll..“ Wir guckten uns nen Moment skeptisch in die Augen und schwiegen.. Dann gings weiter.

„Das kann so net weiter gehen Kumpel! Das wird immer schlimmer.. Du bekommst nichts mehr von deiner Umwelt mit.“ „Scheiße! Du hast Recht! Ich muss unbedingt was tun. Es passiert immer öfter und in den dümmsten Situationen.“ „Wenn ich letzt an die Lesestunde denke.. Haha, das war lustig! Du hast statt den richtigen Text zu lesen irgendwas von heiraten und Kindern gesprochen. Sean.. An wen denkst du da eigentlich immer?!“ „Egal..“ „Ach komm schon.“

Ich versuchte weiter zu schweigen, verschränkte die arme und lehnte mich zurück, während ich meine Füße auf den Tisch legte. Ich muss wohl gerade wie ein kleines Kind wirken, das beleidigt ist weil es keine Süßigkeiten bekommt. Danny musterte mich.. Eindringlich.. Ich fühlte mich schrecklich beobachtet und ertrug es nicht mehr.

„Jaa du hast gewonnen.. Celia...“ „CELIA!?!!? DIE CELIA!?“ „JA MANN!“ „Das ist ja geil!“ „Das ist überhaupt net geil! Ich werd langsam wahnsinnig damit.“ „Ich weiß aber was du gegen diese Situation machen kannst. Gesteh ihr einfach deine Liebe. Wenn du erstmal hast, was du dir so sehr wünschst dann lässt diese Träumerei auch endlich nach.“ „Prima.. Und wenn ich's ihr gesagt hab, dann will sie nie wieder was mit mir zu tun haben.“ „Wer sagt sowas denn. Das weißt du doch gar nicht. Sehe ich da etwa Mangel an Selbstbewusstsein? Sowas kenne ich von dir gar nicht, Sean.“

Er hatte Recht.. Wieso war ich eigentlich so verdammt unsicher? Klar, es war viel Dummes passiert. Aber so wie Celia und ich uns heute verstanden.. Sie hatte mich auf die Wange geküsst. Ich sollte mich nicht so hängen lassen. Spontan entschloss ich endlich Klarheit zu schaffen und packte mir Danny. Wenn ich es nicht wagen würde, dann sitze ich irgendwann in fünfzig Jahren noch vor alten Klassenfotos und träume vor mich hin. Während sie bereits mit irgend einem Arschloch verheiratet sein würde und hundert Kinder von dem hätte. Das geht net!!

„Danny komm mit! Du hast recht!“ „Was wird das!?! Müssen wir schon wieder rennen?“ „Ja.“ „Neeeeein!!“ „Wo find ich die Weiber?“ „Weiber?“ „Ja, Celia ist doch immer mit Grace und Kashya unterwegs. Wo sind die?“ „Weiß ich doch net.“ „DU MUSST DOCH WISSEN WO DIE MUTTER DEINER KINDER SO ABHÄNGT!“ „Eigentlich ist es mir egal! Aber ich denk sie sind da wo sie immer sind... Im Café ein paar Straßen weiter von hier.“ „Gut, komm.“

Er versuchte mit meinem wahnsinns Tempo mit zuhalten aber schaffte es kaum. Nach ein paar Metern war er schon außer Atem.

Ich musste ihm einen ordentlichen Tritt verpassen, dass er sich weiter bewegte. Er sollte Recht behalten. Die Drei saßen gemütlich im Außenbereich des Café's unter einem Sonnenschirm und genossen ihr Eis. Grace verdrehte sofort die Augen als sie uns ansichtig wurde, während Kashya ihrem Freund lächelnd zuwinkte. Er ging voraus.

„Hallo die Damen.“ „Danny..“ begrüßte ihn die Blauhaarige mit verträumten Unterton. „Frag die beiden was sie wollen, dann können sie gleich wieder abhauen.“ moserte Blondie dagegen. „Grace.. Ich kann nichts dafür dass du mir nen Korb gegeben hast und nun nicht ertragen kannst, dass ich deine Freundin vögel. Ich geb dir nen Tipp! Such dir ein Kerl, lass es dir mal ordentlich besorgen und dann bist du gleich viel weniger aggressiv.“ „DIR GEB ICH GLEICH AGGRESSIV DU KLEINER SPATEN!!!“ Kashya konnte Grace grade noch davon abhalten auf Danny los zu gehen. Auch ich gesellte mich zu ihnen, auch wenn es grade ziemlich gefährlich war sich noch näher heran zu wagen.

„Wenigstens kann ich nicht schwanger werden wenn ich keinen Kerl hab.“ sagte Grace, die ihre Beine übereinander schlug und an ihrem Kaffee nippte. „Was soll diese dumme Bemerkung denn jetzt?“ „Mal ehrlich Kashyalein. Nichts gegen dich.. Aber habt ihr beiden eigentlich schon mal von Verhütung gehört? Kondome? Pille?“ „Die Pille vertrage ich nicht und Kondome hatten wir nicht griffbereit. Woher sollten wir denn wissen, dass es uns auf dem Klo überkommt.“ „Man hat vorsichtshalber immer welche dabei.. Meine Güte.“

Kashya und Danny wussten nichts darauf zu sagen und schwiegen. Auch Grace schwieg. Nur Celia brach das Eis, in dem sie mich bat, neben ihr Platz zu nehmen. Das machte ich natürlich gerne.

„Weißt du Grace.. Eigentlich kann es dir ja egal sein wie viele Kinder Kashy und ich noch bekommen werden.. Ich werde ihr noch viele schenken, aber erst wenn wir geheiratet haben.“ „HAHA! Ihr.. Heiraten?!“

Grace lachte sich schlapp und auch mir fiel die Vorstellung sehr schwer. Der, die und DAS heiraten?!? Ob das auf Dauer wirklich gut gehen kann!? Da überkam es mich wieder.. Meine Träumereien.. Willst du Sean Coldfire, die hier anwesende Celia Charice zu deiner Frau machen, sie lieben und ehren bis dass der Tod euch scheidet?... Ja, ich will!... Dann darfst du die Braut nun küssen....

„IIIIEEEH SEAN!! DA LÄUFT SABBER AUS DEINEM MUND!!!“ schrie Grace auf einmal und riss mich aus meiner Hochzeit heraus. Alle starrten mich fassungslos an und ich wischte hektisch alles weg.

„Sag mal Kollege.. Früher warst du doch auch net so.. Schonmal an ne Therapie gedacht!? Was is los mit dir?“ „Grace hat Recht... Du bist seltsam. Du redest dauernd wirre Dinge vor dich hin und bist geistesabwesend.“ fügte Kashya hinzu. Grace nickte: „Nimmst du etwa Drogen, Sean? Das würde mich bei dir nicht wundern.“ „DAS REICHT JETZT!! LECKT MICH ALLE DOCH!! DAS GEHT EUCH EIN SCHEIß AN! VOR ALLEM DICH BLONDIE!“

Wieder drückte ich mich vor meinem eigentlichen Vorhaben und rannte davon. Diesmal war ich der Feige, der flüchtete. Ich würde Celia nie meine Gefühle gestehen können, weil ich nunmal einfach nicht der Typ für Gefühle war. Ich würde mir nen Psychiater suchen, damit wäre das Thema passé. Alle Hoffnung bereits aufgegeben hörte ich Schritte hinter mir. Es war Celia, die mir folgte.

„Sean!! Warte doch bitte! Lass dich nicht so runter machen.. Das Tagträumen kommt weil du in jemanden verliebt bist oder? Wie heißt das Mädchen denn? Vielleicht kann ich dir ja helfen.. Ich könnte doch mal mit ihr reden oder?“

Wieder zerbrach eine halbe Welt für mich.. Sie würde mir sogar helfen wollen mit einer Anderen zusammen zu kommen. Sie empfand nichts für mich. Nur Freundschaft.. Das wäre mir zu wenig, auch wenn ich Dankbar über jedes bisschen Kontakt mit ihr war. Irgendwann würde es mich jedoch zerreißen. Ich war mir sicher, ich würde „nur“ Freundschaft nicht lange hinnehmen und ertragen können. Sie wird nie ein Kind von mir wollen.. Schon gar keine Hundertlinge oder mich heiraten.. All diese Hoffnungen und Träume.. Leer... Was hätte ich nun noch zu verlieren außer mein Verstand? Ich müsste es wagen..

„Celia.. Das ist wirklich sehr nett von dir..“ „Willst du dass ich dir helfe? Sag mir ihren Namen.“ „... Das würde dir nicht gefallen.. Ihren Namen zu hören.“ „Wieso? Ist es Grace? Oder Kashya? Oh Sean, das tut mir so leid.. Kashya ist ja schon vergeben und..“ „Es ist nicht Kashya!!! Celia... Verstehst du nicht dass du es bist, die ich liebe?“

Ihr hilfsbereiter und warmer Blick verwandelte sich in pures Entsetzen. Wie schon befürchtet.. Ich wusste, dass sie es nicht erwidern würde. Da ich ihre Reaktion vorher sehen konnte, kniff ich vorsorge halber die Augen zusammen.

„Du bist... DAS GRÖßTE ARSCHLOCH DAS ICH KENNE SEAN COLDFIRE!! DU VÖGELST DEN GANZEN TAG IRGENDWELCHE MÄDELS UND WILLST DANN VON LIEBE REDEN!?! WEIßT DU ÜBERHAUPT WAS DAS IST!? FÜR WIE DUMM HÄLST DU MICH DASS DU DENKST ICH WÜRDE DIR DAS GLAUBEN!?! SIND ES MEINE BRÜSTE DIE DICH SO ANZIEHEN!? BIST DU SCHARF DRAUF JA!? DU WILLST MICH DOCH NUR AUCH MAL INS BETT BEKOMMEN UM MICH ZU DEINER SAMMLUNG NEHMEN ZU KÖNNEN!! LÜGNER! VERLOGENES SCHWEIN!!!“

Dann scheuerte sie mir eine.. Links und Rechts. Es war mit den Schlägen meines Vaters vergleichbar. Wenn nicht sogar schlimmer. Denn ihre Worte waren schmerzhafter als jeder Schlag von ihr. Ehe ich mich versah stürzte ich scheinbar in den Fluss, der neben der Straße entlang floss und nur ein Stück Hang sich wie eine Trennlinie durch zog. Ich war klatschnass und es war eiskalt. Celia hatte mich echt denn Hang runter geprügelt. Ich wurde bewusstlos..

….

Als ich die Augen wieder auf machte und Kraftlos war wie eh und je, sah ich zuerst das hämische Gesicht von Grace die mit voller Pracht verdeutlichte wie stolz sie auf Celia war. Meine eine Körperhälfte lag noch im Fluss. Sie schienen mich raus gefischt zu haben. Nun sah ich wieder Celia..

„Sean.. Sprich mich ja nicht wieder an. Ich will nicht als eine deiner Schlampen enden.. Tut mir leid..“ „Ehm.. Wir werden auch gehen..“ fügte Kashya hinzu und meinte wohl auch Grace damit. „Danny, wir sehen uns heute Abend ne? Vater ist nicht da und wir können es mal wieder ordentlich krachen lassen.“ „Oah, das will keiner Wissen!“ seufzte Grace. Die drei Freundinnen gingen davon und ließen Danny und mich alleine. Er zog mich heraus und stützte mich ab.

„Was ist denn passiert zwischen dir und Celia?!“ „Das fragst du noch? Es war ne scheiß Idee ihr zu sagen was los ist.. Sie sieht mich nur als jemand der es eh mit Jeder treibt und denkt ich würde sie nur in meiner „Sammlung“ haben wollen.“ „Aber Sean.. Du treibst es echt mit Jeder. Brauchst dich gar net zu wundern, Junge.“ „Halt die Klappe Danny.“ „Und die Frau willst du wirklich heiraten?“ „Nein..“

Ich ließ von Danny ab und versuchte erstmal meine Knochen wieder einzurenken. Er schwieg, wartete aber auf meine Begründung, da das ziemlich unerwartet kam.

„Ich hab's versucht.. Sie will mich nicht, also muss ich versuchen sie zu vergessen. Es gibt sicher auch andere tolle Frauen die mich zu schätzen wissen. Die kann mich mal.“ „Aber.. Du liebst sie doch.“ „Ich hasse sie.. Diese eingebildete Kuh. Grace hat ihren Charakter versaut.“ „Ja, ich mag Grace auch net. Aber ich weiß net ob es wirklich an ihr lag. Und was machst du jetzt?!“ „Ich werd mir irgend ne Tussi aufreißen und Frustficken machen. Jetzt muss ich mich ja nicht mehr zurück halten.“ „Oh Sean.. Meinst du wirklich, dass das jetzt richtig ist? Damit könntest du dir alles versauen.“ „Ich hab doch eh nichts mehr.“

Ziemlich verärgert lief ich voraus nach Hause. Danny folgte mir wieder wie ein Hündchen.. Oder Sklave? Auch gut.. Er ging dann allerdings auch nach Hause und ließ mich allein zurück.. Alleine.. Ohne Hoffnung und Träume.. Ohne eine nette Freundin... Ich wohnte schon 3 Jahre alleine hier, konnte mich aber immer noch nicht daran gewöhnen. Abends erwischte ich mich trotz der ganzen Zeit ab und zu noch dabei wie ich mit Ally's Teddy im Arm da sitze und starr in den Fernseher gucke. Wie immer konnte ich sehr schlecht einschlafen.. Und noch schwerer fiel es mir wieder aufzustehen. Ich wollte Celia heute einfach nicht sehen..

Lichtblicke

Im Sportunterricht in der ersten Stunde blieb mir der Anblick von Celia leider nicht erspart. Die Mädchen spielten am anderen Ende der Halle Badminton während wir Jungs Fußball spielen mussten. Ich hasste Fußball.. Lächerlich wie eine Horde Idioten einem Ball hinterher rennt. Was soll's..

Danny war auch total am Ende. Er kam wohl kaum zum Schlafen. Mehr oder weniger Verträumt wanderte er über das Spielfeld ohne sich um sein Umfeld zu kümmern. Ein paar Jungs bemerkten das natürlich. Es waren üble Zeitgenossen, die nichts Besseres im Kopf hatten, als Schwächere fertig zu machen. Natürlich ließen sie sich diese Gelegenheit keinesfalls entgehen. Gehässig grinste der Anführer der Gruppe und schoss den Ball direkt ins Gesicht meines Freundes. Solche Idioten... Danny, dessen Nase blutete, fiel nach hinten auf den Boden und hielt sich die Hände ins Gesicht.

Ich war vornherein schon aggressiv, also konnte ich mich nicht halten den Ball zu schnappen und es dem Typen gleich zu tun. Ich donnerte ihm mit aller Kraft den Ball zurück – Schön da hin wo es weh tut. Er brach wie gelähmt zusammen. Seine Kollegen rannten natürlich sofort zu ihm, um ihren starken Anführer mental zu stärken. Einer von ihnen jedoch, warf mir drohende Blicke zu. Das hieß wohl ich solle mich auf was gefasst machen. Gut.. Sollen sie ruhig kommen. Nun kam auch unser Lehrer herbeigeeilt. Er ignorierte Danny und rannte zu dem vermeidlichen Opfer. Und wer bekam den ganzen Ärger und die Schuld zugewiesen? Natürlich ich!

Mir wurde mal wieder Nachsitzen aufgehängt, was mir egal war. Ich hatte mich schon dran gewöhnt und zu Hause war es eh langweilig. Das Schlimmste an dem ganzen Aufruhr war, dass auch die Mädchen darauf aufmerksam wurde. Damit auch Celia. Sie sah aus als würde sie sich gleich einmischen wollen, ließ es dann aber. War auch besser so.. Sie kann mich mal kreuzweise. Ich war fest entschlossen mich nicht mehr länger zum Idioten zu machen.

Nach dem Sportunterricht hatten wir ne halbe Stunde pause. Danny ging es wieder etwas besser, war jedoch immernoch etwas benommen. Wir hingen auf dem Schulhof rum um eine zu rauchen.

Ruhe hatten wir allerdings keine. Der Kerl von vorhin tauchte mit seiner Bande auf. Nun, nicht die komplette Bande. Aber zumindest zwei Handlanger von ihm. Ich wusste, dass es gleich ordentlich Ärger geben würde. Er schubste mich auch gleich aggressiv weg.

„So du kleiner Sack! Du wagst es mir nen Ball an meine wichtigste Stelle zu schießen!?“ „Klar.. Hast du doch bei meinem Kumpel ähnlich gemacht.“ antwortete ich gelassen und zog an meiner Kippe. Dadurch provozierte ich ihn nur noch mehr. Ich muss sagen, er hatte sich aber gut erholt von meinem Schuss. Er biss richtig die Zähne zusammen vor Wut. Die Faust zuckte schon. Er war richtig scharf drauf mich gleich zu vermöbeln. Ich fand das nur lustig. Wie oft hatte ich schon Schläge bekommen in meinem Leben... Damit kann man mich nicht mehr verletzen. Gelassen schnippste ich meine Zigarette weg und machte mich bereit auf die Prügelei.

„Du bist dir wohl nicht bewusst, dass du gleich durch die Hölle gehst Coldfire..“ „Ich kenne die Hölle schon.. Was du Hölle nennst, sind nur die Schläge eines Losers.“ „ICH MACH DICH KALT!!!“

In dem Moment ging er auf mich los. Von Fairness war keine Rede. Die beiden Anderen machten fleißig mit. Danny wollte mir auch helfen – bekam aber gleich einen ordentlichen Schlag ab, der ihn wieder zu Boden gehen ließ. Ich seufzte nebenbei. Er ist echt zu gar nichts zu gebrauchen..

Alleine gegen Drei standen meine Chancen weit zu kommen relativ schlecht. Ich müsste einen nach dem Anderen ausschalten und versuchen den besten Moment zum Abhauen zu nutzen.

Als ich wieder durch einen Schlag in den Magen abgelenkt war, konnte mich einer von ihnen leicht von hinten packen und mich festhalten. Somit war ich den Schlägen und Hieben schutzlos ausgeliefert. Zum Glück schaffte ich es mich an ihm abzustützen um dem Andren in die Weichteile zu treten. Der Bandenchef ging sofort zu Boden wodurch seine beiden Kumpels abgelenkt waren. Dies war die perfekte Gelegenheit sich aus dem Staub zu machen. Mit Schmerzen schnappte ich mir Danny, der wieder bei Bewusstsein war und rannte mit ihm davon.

„VERPISST EUCH RUHIG IHR PENNER!! WIR KRIEGEN EUCH!!!!“ schrien sie uns hinterher. Alles nur dummes Gerede.

Wieder im Klassenzimmer erholten wir uns und wurden dumm begafft von allen Anderen. Wir waren ziemlich außer Atem und keuchten ordentlich. Zudem war mir schlecht von den Schlägen in den Magen und Danny schwankte leicht.

„Alles klar, Danny?“ „Naja.. Geht. Bin noch ein bisschen benommen von dem Schlag aufs Kinn. Tut mir leid Sean.. Ich war schon wieder so unnütz.“ „Was soll's. Ging ja grade nochmal gut. Zum Glück kann ich Schläge gut verkraften. Jetzt ruhen wir uns erstmal aus.. Schlafenszeit.“

Und das meinte ich wirklich so, denn wir hatten Englisch – das langweiligste Fach für Danny und mich. Aber auch für Grace und die Mädels. Sie gähnten alles paar Minuten vor sich hin und kämpften gegen ihre Müdigkeit an. Danny hingegen gab den Kampf auf. Er schnarchte leise vor sich hin. Ich war kurz davor dem gleich zu tun, allerdings wollte ich mir eine weitere Strafarbeit ersparen.

In der Pause und wieder frisch und munter standen wir Jungs in unserer Lieblingsecke zum Rauchen. Danny, ich und zwei Andere aus der Klasse - Yamon und Patrick. Nur einer war immer noch halb am Schlafen – Danny!

„Mensch, Alter, was hast du wieder angestellt!? Du solltest net so viel mit Kashya vögeln, dann bist du auch fit.“ tadelte ich ihn recht theatralisch was ihn nicht wirklich störte. Gelassen drückte er seine Kippe an der Wand aus und lehnte sich dagegen mit den Händen in der Hosentasche.

„Wie, Danny!?! Gehst du etwa mit Kashy!? Wenn nicht, musst du unbedingt mal ein Date zwischen uns arrangieren!!! Bitteeee!! Ich fahr voll auf die Alte ab!“ warf Patrick überraschend ein. Auch dies ließ meinen Freund kalt. Er ignorierte ihn einfach: „Nun.. Um auf den Punkt zu kommen: Kashya und ich wollten es heute Nacht ordentlich krachen lassen.. Aber Rico hatte Fieber und hielt uns die ganze Nacht mit seinem Geschrei wach. Ich hätte ihn gegen die Wand werfen können. Genau wie Koshy.. Sie hat natürlich gleich mitgemacht..Wie ich Kinder hasse...“ „Danny..? Bist du Vater?“ fragte Patrick nochmal dumm, weswegen ich mich beinahe weg gekugelt hätte.

Einerseits kann Danny einem ja wirklich leid tun. Aber er ist ja auch irgendwie selbst an seinem Schlamassel Schuld. Er hätte einfach verhüten sollen, dann wäre es ihm erspart geblieben. Naja, wenigstens haut er nicht einfach ab und lässt Kashya sitzen.

Ich schnippte meine Zigarette weg: „So Mädels, es bringt alles nichts.. Ich werd wohl noch mal zurück gehen und Mathe machen.“ „Sean... Alter.. Was is los?! Du und lernen?“ „Ey.. Ich will immerhin später mal auf euch herabsehen mit meinem vielen Geld um euch auszulachen. „Haha..“ wandte Yamon beleidigt ein. Er war immer schon etwas grummelig und verstand nur wenig Spaß. Wenigstens hielt er meist seine Klappe und ließ mich in Ruhe.

Wieder im Klassenzimmer packte ich meine Mathesachen aus um zu lernen. Mathe ging noch.. Rechnen konnte ich eigentlich gut und hatte wenig Probleme damit. Und da das Klassenzimmer so schön leer war, hatte ich auch meine Ruhe um nachzudenken. Die Idylle hielt jedoch nicht lange.. Nach ein paar Minuten schon kam Celia ins Zimmer. Mir war nach Kotzen.. Dieser Blick.. Diese gespielte Fröhlichkeit. Mit breitem Grinsen sprang sie vor meinen Tisch und lehnte sich zu mir: „Guten Morgen Sean!! Gut geschlafen??? Du siehst etwas mitgenommen aus. Gab's noch Stress mit den Jungs aus dem Sportunterricht?“ Ich beachtete sie nicht, sondern versuchte mich voll und ganz meinen Aufgaben zu widmen.

Celia ließ nicht locker. Sie versuchte sich so weit runter zu lehnen dass sie meine Augen sehen konnte: „Träumst du schon wieder?... Heeey.. Sean?“ „Nein verdammt, ich träume nicht!!! Das ist vorbei.. Warum auch? Ich hab hier andere Sachen zu tun.“ „Mhh.. Achso.. Sag mal, was machst du heute Mittag so? Hast du was vor?“

Wie scheinheilig!! So ist das also.. Erst drauf schlagen und dann angeschmust kommen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich dachte sie hasst mich!? Wenn sie allerdings meint ich tanze nun nach ihrer Pfeife weil sie weiß dass ich was für sie empfinde, dann hat sie sich aber gewaltig geschnitten! Jetzt kann sie mich erst recht grad mal kreuzweise.. „Also?“ „Ich werde den ganzen Nachmittag auf meinem Sofa sitzen und in die Glotze gaffen. Wieso?“ „Du kannst ja vielleicht mal mit zu mir kommen, wenn du willst?“ „Och das ist aber total schön von dir.. Wirklich.. Was willst du damit erreichen!? Sollen deine Eltern nun auch noch nen schlechten Eindruck von mir bekommen und mich für einen Schläger halten!?!! Guck mich doch an! Ich hab überall blaue Flecken und Schrammen.“ „Das glauben die bestimmt nicht, wenn ich ihnen erzähle, dass du so was nicht machst!“

Seufzend packte ich meine Sachen ein. Hier weiter zu sitzen würde eh nichts bringen. Sie würde mich so lange zu labern bis ich zustimmen würde. Und darauf hatte ich keine Lust. Ich mach mich doch net lächerlich. Ohne ihr weiter zu antworten stand ich auf und lief Richtung Türe.

„Sean!! Nun warte doch bitte mal!!! Du hast mir doch gar keine Antwort gegeben!! Kommst du nun mit?“ „Celia.. Süße.. Nein, danke! Ich seh darin keinen Sinn, denn für dich bin ich eh nur das kleine Arschloch das nichts weiter will, als dich in meiner Sammlung zu haben. Zum verschlagen und beleidigt werden bin ich gut genug, ich versteh schon, aber dass du nun so was bringst is echt das Letzte! Kannst ja mal Yamon fragen ob er zu dir kommt. Er findet dich echt geil.“

Sie war so sprachlos dass ich sie ohne Probleme stehen lassen konnte und meinen Mittag wie geplant vor dem TV mit Chips verbringen konnte. Danny hatte heute keine Zeit – Er war bei seinem Erste Hilfe Kurs. Somit war Allys Teddy heute mein bester Freund. Er saß neben mir auf dem Sofa und guckte mir beim Stopfen zu.

„Wenigstens du hintergehst mich net.“ sprach ich zu ihm. Auf eine Antwort wartete ich erst gar nicht: „Was bildet sich diese Kuh überhaupt ein?! Ich hab echt kein Bock mehr auf die.. Irgendwann find ich schon die Frau die für mich geschaffen is. Und wenn ich noch zwanzig Jahre alleine bin.. Ach guck net so doof..“ Irgendwie war ich ja schon deprimiert.. Ich sehnte mich nach Liebe und Geborgenheit. Das ewige allein sein macht mich auf Dauer kaputt. In meiner Einsamkeit machte sich ein schrecklicher Gedanke breit. Was, wenn sie das mit Yamon nun ernst nimmt und zu ihm geht?

Wenn sie jetzt grade miteinander im Bett rum hängen und sich die ewige Liebe schwören!?! Wenn sie wild rum machen und.. Ich steigere mich da in was rein – ich sollte aufhören zu denken..

Dennoch blieben die Vorstellungen. Sie steigerten sich mit jedem Chip der in meinem Magen landete. Letztlich war meine Tüte leer, so dass ich die nächste öffnen musste. Ich werd ja noch richtig fett von den Dingern... Um 22 Uhr Abends lag ich inzwischen da – mit meiner vierten Tüte und Depressionen, die mich plagten. Im TV lief ausgerechnet traurige Musik von irgendwelchen Frauen mit gebrochenen Herzen. Warum denken Frauen eigentlich immer sie seien die Einzigen die ein gebrochenes Herz haben dürfen?

Es machte keinen Sinn mehr sich den Abend derartig zu vertreiben. Erst dachte ich, ich sollte feiern gehen. Mir wieder Mädchen aufreißen in ner Disco, doch dann beschloss ich brav zu bleiben und einfach mal schlafen zu gehen. Zu meinem Bett kam ich allerdings nicht, denn es klingelte. Zu der Zeit!? Es könnte nur Danny sein, weswegen ich mich nicht bemühte mir großartig etwas über zu ziehen. Ne weite und leicht zerfetze Jeans zog ich an, mehr nicht. Umso mehr war ich daher geschockt wer das vor mir stand... CELIA!? Und dieser Anblick – so ungewohnt...

Sie stand da in einem knappen Kleidchen, geschminkt und chic gemacht bis oben hin. Alter, hat die jetzt auch noch vor mich mit ihrem geilen Aussehen fertig zu machen!?! So in der Art „Geil machen und dann abblitzen lassen“. Verdammt!

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit in der wir schweigend voreinander standen und uns nur anguckten. Sie tat den ersten Schritt, da ich wirklich nicht wusste wie ich nun darauf reagieren sollte. Celia marschierte selbstbewusst an mir vorbei in die Wohnung. Zumindest konnte ich nun die Tür wieder zu machen.

„Was willst du hie...“ wollte ich fragen, doch sie ließ mich erst gar nicht zu Ende sprechen. Ehe ich noch etwas sagen konnte hing sie schon an mir und schubste mich aufs Sofa. Ich konnte kaum noch mein Gleichgewicht halten. „Celia!! Verdammt , was soll das...!?“ „Sean... Halt die Klappe und zeig mir einfach mal was diese ganzen Weiber so toll an dir finden.“ „Wenn's so einfach wär du blöde..“ Doch wieder unterbrach sie mich mit ihren Küssen. Schneller als ich checken konnte, was los war, saß sie auch schon auf mir und zog sich ihr Kleid über den Kopf. Dieses warf sie einfach auf meinen TV.

Ich bin im falschen Film, oder!? Das ist alles nur wieder ein Traum.. Da sitzt nicht meine Angebetete auf mir und versucht mich grade zu verführen. Mein Herz schlug so verdammt schnell, dass mir der Atem stecken blieb. Meine Hände zitterten nur noch und ich war kurz vom Hyperventilieren. Endlich hielt sie inne und hörte kurz auf mir meine Hose ausziehen zu wollen. „Sean..? Willst du net oder tust du nur so?!“ „Ähm.. Äh.. Ääääh.. Ähm.. Ich..“

Sie guckte enttäuscht und machte eine Andeutung von mir runter zu wollen, doch ich hielt sie am Handgelenk fest. Erstmal wollte ich Antworten: „VERDAMMT!! Was soll das!?! Erst willst du von mir nichts wissen, verabscheust mich und trittst mich in die letzte Ecke und nun DAS!? Was geht mit dir Mädel!?“ „Hmm.. Ich weiß es kommt seltsam rüber.. Aber du hast einfach was, das mich total fasziniert. Und wenn du mich nur ausnutzt.. Das Risiko geh ich halt ein. Wenn du mir das Herz brichst, dann bin ich selbst Schuld, denn ich hätte es wissen müssen.“

„Ich.. Ich würde dir nicht das Herz brechen, Celia...“

Sie stand auf, zog ihre Schuhe aus und setzte sich auf mein Bett wo sie mich mit hin nahm.

„Also! Ich bin sehr Sensibel.. Du musst also zärtlich zu mir sein. Immerhin bist du.. Naja.. Halt der Erste.. Und ich will dass du ein Kondom benutzt, immerhin will ich noch mein Leben genießen, anders als Kashya.. Und zudem brauche ich dein Aids nicht.“

Soviel zum Thema sensibel... Sie is sicher doch nur gekommen um mich fertig zu machen... Gut, aber ein Kind würde ich zur Zeit auch nicht wirklich wollen, also stimmte ich schon mal zu das Gummi zu benutzen. Wir hatten alle Zeit der Welt und gingen es wirklich langsam an. Ich schaltete alle Lichter aus, so dass das Zimmer nur noch von einer einzigen rot schimmernden Lavalampe beleuchtet wurde. Auf meinem Bett nahm ich ihre Hand und zog Celia auf mich. Wir küssten uns und fingen an uns zu streicheln. Nicht aufdringlich und auch nicht gezwungen. Ich genoss es zum ersten mal wieder richtig einfach nur berührt zu werden und sonst nichts.

Celia setzte sich zur Krönung sogar auf meinen Rücken um mich zu massieren. Ich wusste aber auch was damit sogleich kommen würde. Sie würde alle Narben sehen.. Und das tat sie auch.

„Sean! Meine Güte... Was.. Was sind das für Narben!? Was ist dir passiert?“ „Ehm... Das ist ne lange Geschichte. Ich erzähl sie dir ein ander Mal, okay?“ „Das sieht ja echt heftig aus..“

Trotz der Verwunderung machte sie weiter was mich überraschte. Jede Frau, die meinen vernarbten Rücken bisher sah war eher abgetan, nur Celia war es scheinbar egal. Ich schloss die Augen und konnte es weiterhin genießen. Sie schien alles an mir zu akzeptieren.

Mit ihr zu schlafen war etwas ganz Besonderes für mich. Sie war nicht die erste, die von mir entjungfert wurde, aber bisher die erste bei der Gefühle mit im Spiel waren.

Wir schauten uns die ganze Zeit über in die Augen und genossen es. Diese Situation hätte meinetwegen noch ewig weiter gehen können. Nach zwei Stunden Kuscheln und Berühren waren wir allerdings müde und ausgelaugt. Lange war es her, dass ich mit einer Frau im Arm so glücklich einschlief.

Irgendwann am nächsten Mittag – ohne die Schule zu beachten – wurden wir endlich wach. Mein Schädel tat weh und auch Celia sah recht zerzaust aus. Sie warf ein paar ungläubige Blicke auf die Wanduhr.

„Haben wir echt zwölf Stunden geschlafen!?“ fragte sie mich schockiert. „Ehm.. Kann sein. Muss die Schule heute eben auf uns verzichten. Kommt ja nicht oft vor. Bei mir mehr, bei dir weniger, sagen wir so.“ Ich lachte, doch Celia fand auf einmal gar nichts mehr lustig. „IIEEEEH!!!!“ „Was?!“ Sie holte das Kondom unter der Bettdecke hervor, das wir scheinbar ganz vergessen hatten nach unsrer Tat. Ich hatte es zwar weg gemacht, aber wo es letztendlich landete, wusste ich nicht mehr. Nun ja... Es sah nicht gut aus.. Eher zerfetzt..

„Kerl, vögelst du immer so rabiat!?!“ „Rabiat!? Du bist einfach zu eng!“ „Ach leck mich!! Verdammt!!! Wenn ich jetzt schwanger bin!? Das geht nicht! Wenn meine Eltern das herausfinden!! Ich sollte doch Jungfrau bleiben bis zu meiner Ehe.“ „Achso?“ „JA ACH!!“ „Und warum verführst du mich dann?“ „Ich will dich eh heiraten.. Also ist es doch egal ob wir es heute schon treiben oder in zwei Jahren.“ „Hm.. Auch wahr. Und nun?“

Wir waren alle beide ziemlich blass um die Ohren. Wenn sie nun ein Kind von mir bekommt, geht die Welt unter! Ich will nicht Papa sein!! Noch nicht... Ich hab doch noch so viel vor bevor ich mein Leben lang eingesperrt werde...

Celia war den Tränen nahe. Verzweifelt versuchte ich sie etwas zu trösten: „Süße.. Da wird nichts passiert sein. Und wenn doch, finden wir auch eine Lösung!“ „Denkst du... Wenn die herausfinden dass ich schwanger bin, töten sie erst dich, dann mich und danach das Baby!!“ „Sind deine Eltern so schlimm!?!“ „Ne.. Trotzdem..“

Ratlos saßen wir nebeneinander und grübelten. So schnell geht das Glück also vorüber. Und ich dachte das hätte endlich ein Ende, jetzt wo mein Vater aus dem Weg geschafft war. „Celia? Sind wir.. Nun eigentlich offiziell zusammen, oder wolltest du mich auch nur für eine Nacht „ausprobieren“?“ „Das was die Mädchen alle sagen stimmt.. Du bist ein guter Liebhaber.. Aber.. Von nun an werden sie wohl auf dich verzichten müssen, denn ich dachte eigentlich, dass du nun mein Eigentum bist.“ „Wie das klingt.“ „Ich mach doch nur Spaß um dir deine Dummheit heimzuzahlen! Eigentlich Liebe ich dich doch.. Und deine Liebeserklärung von Letzt.. War total süß. Ich wusste nur nicht wie ich darauf reagieren sollte. Jetzt wo ich darüber nachgedacht habe, bin ich auf den Entschluss gekommen, dass ich für immer mit dir zusammen sein mag und Hundert Kinder mit dir will – wenn auch noch nicht jetzt.“ „JA!? Hundert!?!?! Wirklich Hundert!?!!?“ „Zwei würden reichen...“

Mist! Nur Zwei! Aber besser als gar keins und.. Ich musste mir nun endlich nichts mehr erträumen. Es war Realität geworden. Celia, die Frau meiner Träume lag endlich in meinen Armen und wir redeten einfach vor uns hin.

Endlich.. Nach all der Zeit. Endlich war ich nicht mehr alleine! Meine Einsamkeit, die mich zu ersticken drohte, war an mir vorbei gezogen. Ich fühlte mich geborgen.

„Wenn du wirklich schwanger bist.. und wir einen Jungen bekommen.. Nennen wir ihn dann Rick?“ fragte ich auf einmal so in die Stille. Celia drehte langsam ihren Kopf zu mir: „Rick? Cedric würde mir eher gefallen. Dann kannst du ihn doch immernoch Rick nennen.. Als Spitznamen.“ „Meinetwegen...“ Auch wenn mich der Name Cedric nicht so glücklich stimmte.

Den ganzen Tag und noch eine ganze Nacht blieb sie bei mir. Ihren Eltern erzählte sie, sie sei bei ihren Freundinnen. Wir kamen nicht mehr voneinander los – kuschelten nur noch und küssten uns. Von Sex hatten wir allerdings erstmal genug nach dem traumatischen Ereignis mit dem geplatzten Gummi.

Der folgende Morgen war für mich ein ganz Besonderer. Ich wurde so geweckt wie ich es mir immer gewünscht hatte! Mit einem sanften Kuss... Zum ersten mal in meinem Leben...

Versöhnung

„Guten Morgen, mein Schatz.“ flüsterte mir Celia leise ins Ohr. „Ich wusste gar nicht dass du so süß aussiehst wenn du schläfst.“ „Mhh.. Tu ich?.. Morgen...“ „Ehm.. Ich hab eben mal in dein Kühlschrank geguckt weil ich eigentlich frühstücken wollte. Da bemerkte ich, dass der total leer ist..“ „Ach so.. Ja.. Ich esse nicht viel.“ „Ist klar. Du hast nur an die 30 Chips Tüten im Regal rum liegen.“ „30!? Verdammt! Ich könnte schwören es waren 32.. Super – darf ich also wieder einkaufen gehen.“

Verzweifelt klatschte sie sich die Hand auf die Stirn und zog sich anschließend ohne weitere Worte an.

Ich sollte vielleicht etwas langsam machen mit den ganzen Chips.. Die letzte Zeit hab ich doch etwas zugenommen. Ich konnte zwar kochen, tat das aber selten.

„Sean!! Willst du dich nicht langsam mal fertig machen? Wir können nicht schon wieder die Schule schwänzen.“ „ACH STIMMT JA!! Mist!“ Das hatte ich völlig vergessen auf meiner Wolke 7.. Die Schule! Aber irgendwo freute ich mich ja drauf – immerhin konnte ich nun mit meiner neuen und festen Freundin angeben. Vor allem Grace wird das gar nicht gefallen. Ich geh nicht davon aus, dass Celia ihr etwas davon erzählt hat.

An unsrer Lieblingskreuzung trafen wir Danny, der nicht schlecht staunte, als er uns beide Hand in Hand laufen sah.

„Sean!! Und Celia!?“ „Ja. Sean und ich, hihi.“ „Seid ihr doch endlich zusammen, ja? Siehst du Sean, ich hab's dir immer gesagt.“ „Bild dir nur nichts ein Doofi! Haste ne Kippe!? Ich bin voll auf Entzug!“ „Mann, erst machst du mich dumm an und dann angebettelt kommen, ja? Du bist voll ein Heuchler.“ „Du mich auch.. Los, Kippe.“ „Da.. Naja, wenigstens hast du nun auch endlich die Frau fürs Leben gefunden.“

Er gab mir eine seiner Kippen, die ich mit Genuss inhalierte. Frau fürs Leben? Wir waren gerade mal einen Tag zusammen und da soll ich mir wirklich schon sicher sein? Gut, ich dachte ans Heiraten und an Kinder.. Aber was ist, wenn wir uns auf Dauer überhaupt nicht verstehen?

Vielleicht haben wir in zwei oder drei Monaten ja schon die Schnauze voll voneinander. Ich hoffe nicht dass das jemals passieren wird, aber warum mache ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber? Immerhin bekommen wir vielleicht bald sogar ein Kind miteinander.. Ich widmete mich wieder meiner Kippe um mich abzulenken von solch abartigen Gedankengängen. Celia passte es nicht wirklich, dass ich so viel rauchte, aber eine Zigarette, Chips und Kaffe waren neben ihr das Wichtigste für mich.

Grace und Kashya standen schon parat als wir auf dem Schulhof ankamen. Beide wirkten kreidebleich bei dem Anblick von Celias und meinen Händen. Wir liefen wieder Hand in Hand. So kam es, dass Celia sofort von Grace weg geschleppt wurde – Richtung Mädchenklo.

Kashya und Danny begrüßten sich liebevoll mit verseuchten Speichel austauschen und Gefummel, ehe Kashya mich vorwurfsvoll anguckte: „Sean? Wo war Celia gestern? Hab sie die ganze Zeit über nicht erreicht.“ „Gute Frage.. Wo könnte sie nur gewesen sein.“ betonte ich provokant und machte einen auf Nachdenklich. „Seeeean? Also?“ „Gut, Celia war bei mir und hat sich so lange durchnehmen lassen, dass wir die Zeit vergessen haben.“ „WAS!?!! Danny!!! Wieso schaffst du net auch mal so was? Wieso kannst du nur Kinder machen!?!“ „HAHA! Sehr lustig Kashya! Wenn du die Pille net nehmen kannst is es net mein Problem!“ „Wohl doch.. Immerhin musst du Unterhalt zahlen.“ „Pff!“

Die beiden Liebenden trennten sich im Streit und gingen verschiedene Wege. Und Beide ließen mich alleine stehen als hätten sie mich komplett vergessen.

Auch Celia und Grace waren schon recht lange verschollen. Ob sie ihr von der eventuellen Schwangerschaft erzählt!? Dann bin ich dran.. Grace wird mich endgültig umbringen!

Da es schon spät war, beschloss ich alleine ins Klassenzimmer zu gehen. Meine Freundin und das Mannsweib werden schon nachkommen. Dies taten sie wenig später. Zu meiner Erleichterung hatte Celia sofort einen verschwärmten Blick in ihren Augen als sie mich ansichtig wurde. Das heißt, Grace hatte keinen Erfolg sie gegen mich aufzuhetzen. Der Blick der Blondine hätte tödlich sein können. Ich dachte ich fall sogleich tot vom Stuhl.

Mehr Angst bekam ich vor unsrem Geschichtslehrer, der just in diesem Moment ins Zimmer gestürmt kam. Er war recht übergewichtig, hatte einen rötlich gefärbten Kopf und man sagte über ihn, er sei auf einem Kriegs-Trip hängen geblieben. Er sah sich als eine Art „Führer“ unserer Klasse. Schon allein sein Blick, den er mir zuwarf..

„So! Ihr kleinen Schweine!! Wir schreiben heute eine Arbeit! Ob ihr wollt oder nicht interessiert keinen! Und wenn ihr einen Aufstand probt, werde ich persönlich für eure Hinrichtung sorgen!! VERSTANDEN!?!!?!!“ „JAAAWOOOOHL!!“

„IHR HABT HIER NICHTS ZU SAGEN!! UND WER DOCH EINWÄNDE HAT FLIEGT RAUS! UND ZWAR AUS DEM FENSTER!!!!“

Wir schreckten alle zurück und wurden leicht blass. Zwar waren wir diese Art und Weise mit uns zu reden schon gewohnt, allerdings war es immer wieder aufs Neue schockierend.

Hektisch nahmen wir die Blätter an uns und folgten. Keiner traute sich auch nur einen Laut von sich zu geben. Nichtmal ein Atemzug war zu hören. Na mal schauen was so gefragt wird.. Mit jeder Frage die ich las, wurde ich skeptischer.. Was wollte der da nur von mir wissen!?! Wer checkt schon Geschichte!? Da hatte ich bisher noch nie aufgepasst. Interessierte mich auch nicht wirklich. Daher hatte ich nun ein Problem. Ich konnte keine einzige Frage beantworten. Mein Blatt blieb letzten Endes leer.

Nach zwei weiteren Versuchen doch etwas zu erraten gab ich auf. Es gab immerhin sinnvollere Dinge zu tun. Ich lehnte mich mit meinem Kopf auf den Arm und fing an Celia zu beobachten. Hach ja.. Wie gerne würde ich nun mit ihr in meinem Bett rumhängen und einfach nichts tun. Die restliche Stunde verbrachte ich mit Beobachten, bevor ich dem Lehrer mein leeres Blatt vor die Nase hielt. Seine Augenbrauen wanderten weit nach Oben bei dem Anblick meiner Intelligenz.

Ich ersparte mir die Predigt und verließ sofort den Raum. Celia kam gut drei Minuten später und klettete sich an mich.

„Sean, konntest du was beantworten?“ „Ehm.. Nicht wirklich.“ „Dieser Idiot hat auch ganz andere Sachen gebracht, als wir im Unterricht gelernt hatten. Lag sicher daran..“ „Hm. Ist mir nicht mal aufgefallen..“ „Oh Sean.. Weißt du überhaupt was!?“ „Ja.. Ich weiß wie ich dich befriedige und wie ich mir einen Kaffee mache.“ „Wow..“

Wir kamen leider nur kurz zum Lachen, denn nun kam auch Grace aus dem Zimmer. Sie warf mir schon wieder diesen Blick zu, doch diesmal sagte ich ihr den Kampf an. Mein Blick wurde ebenso düster wie ihrer. Celia bemerkte es und wurde sauer: „Also ehrlich Grace! Denk nicht immer du musst den Beziehungsapostel spielen!! LASS MIR DOCH EINFACH MAL MEIN GLÜCK! DU BIST JA NUR NEIDISCH WEIL AUS ALLEN DEINEN FREUNDEN PAARE GEWORDEN SIND UND DU IMMERNOCH ALLEINE DA HÄNGST!!! DAS IST NICHT FAIR!!“ Wir waren beide überrascht. Celia rannte heulend die Treppe runter und war weg.

„Na toll Grace.. Jetzt hast du sie verjagt.“ „Halt die Fresse, Idiot!! Ich weiß dass es Celia bei dir nicht gut gehen wird! Und ich weiß dass du ihr nicht treu sein kannst! DU WIRST IHR DAS HERZ BRECHEN SEAN, GENAU WIE MIR!! UND ICH HASSE DICH DAFÜR!!“ „Grace!!! Verdammt noch mal.. Wieso bist du so ekelhaft zu mir!? Und was meinst du mit Herz gebrochen!?“ „MANN RAFFST DU ES NICHT!!? ICH HAB DICH GELIEBT!! DU WARST DER ERSTE MANN DER MICH AKZEPTIERT HAT SO WIE ICH BIN!! ICH HAB DICH ABGÖTTISCH GELIEBT.. und als du mich dann geküsst hast.. Es war so schön.. Ich dachte echt, das könnte was werden.. UND WAS MACHST DU!!?! FICKST DIE NÄCHST BESTE UND LÄSST MICH HÄNGEN!! WEIßT DU WIE ES MIR GING!!? WIE ICH MICH DIE GANZE ZEIT GEFÜHLT HAB!?!! WAHRSCHEINLICH NICHT, DENN DU BIST ZU DUMM DAZU! Ich will nichts mehr von dir wissen.. Aber bitte.. Tu Celia nicht das selbe an wie mir! Das hat sie nicht verdient!“ „Grace... Du hast mich.. geliebt?“ „Halt's Maul!!“ „Mann, warum hast du mir das nie richtig gesagt! Ich hätte dich bestimmt nicht abgewiesen!“

Sie biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, was nichts Gutes hieß. Und ich sollte Recht behalten. Grace war nicht länger nur nach Reden. Sie ging auf mich los und versuchte mir sämtliche Knochen zu brechen. Das Ganze entwickelte sich zu einer handfesten Schlägerei die alle Grenzen der Lärmbelästigung brach.

Unsrem Lehrer blieb der Lärm nicht unbemerkt. Wir trieben es so weit, dass er durch die Tür geschossen kam und uns beide packte: „Ihr Schweine geht jetzt sofort zum Rektor!!! Dass das klar ist! Denn ihr habt eh nichts zu sagen! UND WENN IHR DAS NICHT KAPIEREN WOLLT FLIEGT IHR RAUS!! UND ZWAR AUS DEM FENSTER!! VEEERSTANDEEEN!!!?!?!“ „Jawooohl!“ quetschten wir mit unsrer letzten Kraft raus.

Er schleppte uns vor das Büro des Rektors und ließ uns alleine. Toll.. Eigentlich bin ich hier eh jeden Tag. Es machte mir nichts mehr aus.. Noch ein paar mal mehr und ich wäre mit dem Rektor sicher schon per Du. Grace blieb zum Glück ruhig, auch wenn sie sehr genervt schien. Dennoch setzten wir uns in unsrer Langeweile nebeneinander.

„Eins muss man dir lassen, Sean.. Du kannst dich gut prügeln.“ „Du auch Blondie..“ „Und wie oft warst du schon hier?“ „Ach.. Fast jeden Tag. Und du?“ „Ebenso... Mal wegen Rauchen, dann hab ich nen Lehrer verprügelt oder meine Mitschüler. Dass ich noch nicht im Knast sitz wundert mich.“ „Tja.. Bei mir genau das Selbe.“

Der erste einiger Maßen gescheite Wortwechsel seit Ewigkeiten zwischen uns. Ich hätte es nicht mehr für möglich gehalten. Beide wirkten wir wieder nachdenklich und still.

„Grace?.. Meinst du, wir könnten es nicht nochmal mit unsrer Freundschaft versuchen? Ich bin jetzt anders... Ich weiß dass ich dumm war. Es tut mir leid.. Und ich denk inzwischen empfindest du eh nichts mehr für mich.“ „Tz.. Da hast du verdammt recht! Aber... Ein guter Freund warst du trotz deinen Fehlern immer. Also gut..“

Wir wollten uns grade in den Arm nehmen, als der Rektor entsetzt durch die Tür geplatzt kam. Er wurde blass bei unsrem Anblick: „Oh nein!!! Nicht ihr beide schon wieder!! Was wollt ihr eigentlich von mir!? Gebt es zu! Ihr verfolgt mich! Na dann kommt mal rein.. Hab sogar extra schon Kaffee aufsetzen lassen.“ „KAFEEE!!“ jubelten wir Beide und folgten ihm in seine Gemächer.. Äh, ins Rektorat. „Gibts auch Kekse und Kippen?“ fragte ich belustigt. Leider wäre das dann doch zu viel Service gewesen. Die Runde war dennoch gemütlich.

„Also ihr beiden.. Habt ihr euch wieder gekloppt, ja? Meint ihr nicht, dass man Konflikte auch anders lösen kann? Vor allem dass ihr nun auch noch gegeneinander geht.. Habt ihr irgendwelche Private Probleme?! Wisst ihr.. Ich kenne gute Therapeuten... UND NOCH WAS! WENN ICH EUCH NÄCHSTE WOCHE NOCH EINMAL HIER SEHEN MUSS, DANN WERDE ICH MIR SELBST EINEN TERMIN GEBEN LASSEN!! SO ETWAS WIE EUCH HAB ICH IN MEINER GANZEN ZEIT ALS REKTOR NIE ERLEBT!! IHR HABT NUR SCHEIßE IM KOPF!!!“ „Scheiße sagt man nicht.“ warf ich ein, was ihn fast zum Platzen brachte. Nervös packte er doch eine Zigarette aus und zog verzweifelt dran.

„Hey.. Alles easy Rektörchen.. Wir haben uns doch eh wieder vertragen. Also gibt’s auch keine Toten und keiner muss ins Krankenhaus.“ „Das will ich für euch hoffen, Grace! Nun gut... Ich werde nochmal Gnade walten lassen und euch nur für Samstag Strafstunden geben. Der 17. Juni! Aaaalso.. Morgen.“ „WAS!?!?! ABER ICH MUSS HEUTE DIE NACHT ÜBER ARBEITEN!! DAS GEHT NET!!“ protestierte ich lauthals zu seiner Belustigung. „Nicht mein Problem Coldfire. Du hättest eben früher überlegen sollen ob du dich mit jemandem schlägst. UND JETZT RAUS! DER KAFFEE IST ALLE!!“

Frustriert verließen wir beide die Gruft... Ich bekam die Krise! Morgen früh!!! Morgen! Wo ich total verpennt nach Hause komme – und nicht schlafen kann! Mein geliebtes Bett!!! Und wenn ich nicht arbeite bekomm ich die Miete für den Monat nicht zusammen. Argh!! Grace schien genauso frustriert.

„Diese dumme kleine Drecksau!! Gnade walten lassen... GNADE!!! Ich werde GNADE walten lassen und NUR für SAMSTAG Strafstunden geben!! Mein heiliger Samstag!!! Um ACHT Morgens!! ARGH!! Verdammt, Sean!! Was machst du da!?“

Ich telefonierte mit meinem Chef, bei dem ich den verzweifelten Versuch startete meine Arbeit gegen Zusatzstunden in den Ferien einzutauschen. Er war zwar nicht sehr begeistert, da das Alles sehr kurzfristig war, stimmte dann aber trotzdem zu, was mich erleichterte. Grace seufzte.

Ich wollte mich dann auch langsam mal auf den Weg machen um Celia zu suchen. Ich hab einmal einen Menschen auf diese Weise gehen lassen.. Ohne Tschüss zu sagen.. Und dann kam sie nie wieder... Ally...

„Du gehst Arbeiten, Sean?“ „Oh.. Ja. Hat dir das Celia nicht erzählt?“ „Nö. So viel erzählen wir uns nun auch nicht. Die Plaudertasche ist und bleibt Kashya.“ „Achso.. Also ich geh arbeiten um meine Miete zu bezahlen. Deswegen ist der Job wichtig für mich.“ „Deine Miete? Sollten die nicht eigentlich deine Eltern bezahlen?“

„Nein.. Ich wohne schon lange alleine.“ „Das wusste ich gar nicht.. Wie denn auch. Wir haben ja ewig nicht mehr miteinander geredet. Warum wohnst du allein? Und warum hat bis heute niemand deine Eltern gesehen!?! Warum durfte man nie mit zu dir nach Hause und warum erzählst du nie etwas von deiner Familie!? Darf ich das endlich mal wissen!?“ „Okay.. Pass auf Grace. Meine Eltern hocken seit drei Jahren im Knast, weil sie einen Typen abgeknallt haben in Amerika, wo ich her komme. Deswegen bin ich jetzt in Japan! Weil sie geflohen sind!“ „Oh mein.. Gott...“ „Ja da guckst du.. Sie haben den Typen umgebracht der meine Schwester vergewaltigt und ermordet hat! Ich hab so ziemlich alles verloren was mir je was bedeutet hat. Und deshalb hab ich keine Lust Celia zu verletzen und sie auch zu verlieren.“

In ihren Augen spiegelte sich Entsetzen gemischt mit Mitleid. Sie hob sogar ihre Hand vor den Mund als ihr der Atem stockte. Dass sie mir überhaupt glaubte, wunderte mich aber doch.

Und ich wusste nicht warum ich es überhaupt endlich mal jemandem erzählt hab.

„Du.. Du hattest ne Schwester?“ „Ne Zwillingsschwester.“ „Und die wurde..“ „Ja.“ „Und deine Eltern..“ „Genau.“ „Oh Sean.. Jetzt versteh ich das Alles endlich. Warum du immer alles so Geheim hieltst. Wahrscheinlich waren diese ganzen Weiber nur ein verzweifelter Ruf nach Liebe und Aufmerksamkeit.. Oh Gott.“ „Ehm.. Ja, so muss es gewesen sein.“ Eigentlich war ich aber nur notgeil... Mitleidig nahm sie mich in den Arm: „Das hättest du mir doch erzählen können! Wieso frisst du sowas in dich rein?“ „Hmm.. Vielleicht hab ich ja die selben Gründe wie du? Du erzählst auch nichts über dich und deine Familie Grace..“ „Stimmt. Wenn du magst, können wir ja ne Runde saufen gehen. Da erzähl ich dir alles.“

Ich stimmte zu und hatte dummer Weise total vergessen Celia zu suchen. Im Nachhinein echt dämlich.. Die eigene Freundin zu vergessen. Ich ließ kaum einen Gedanken daran. Freudestrahlend setzte ich mich auf Graces Harley hinten drauf, weil ich mein eigenes Motorrad nicht dabei hatte. Ausgerechnet heute..

Wir fuhren in die beste Disco der Stadt und ließen uns auf den Barhockern mit Hochprozentigem Alkohol nieder. Bis spät Abends saßen wir dort. Erst dann konnte ich Grace auch endlich dazu bringen, über ihre Familie zu sprechen.

Als Baby wurde sie von ihrer Mutter ausgesetzt. Mitten auf der Straße an einem regnerischen Herbsttag, wie man ihn sich nur vorstellen kann. Sie wurde gefunden... Von einem jungen Mann, der seine Frau und seine Tochter gerade bei einem Autounfall verloren hatte. Er nahm sie auf und zog sie wie seine eigene Tochter groß. Allerdings ist sie ziemlich rebellisch und macht ihm viele Sorgen.

„...Und vor ein paar Jahren hatte ich mich schließlich auf die Suche nach meinen richtigen Eltern gemacht.. Ich hab sie gefunden..“ „Und? Wie haben sie dich begrüßt?“ „Sie... Sagten nur, dass sie mich nie wieder sehen wollen.. Und schlugen die Tür zu.“ Da brach Grace in Tränen aus. Was miese Eltern... Und ich dachte meine wären schlimm.

Um kurz vor 1 Uhr Nachts wollten wir endlich aufbrechen, da wir ja früh raus mussten.

Uns sollte jedoch ein kleiner Unfall aufhalten. Die Disco war gut gefüllt mit Leuten, als auf einmal der DJ gerannt kam: „LEUTE!! SOFORT ALLE RAUS HIER!! FEUER!!!“ Die Musik war still, die Leute gerieten in Panik. Alle fingen an zu Schreien und sich in Hektik aus dem Haus zu retten. Auch Grace und ich bekamen Angst. Wir versuchten der Masse zu folgen, wurden dann aber im Gequetsche getrennt.

Ich wurde zu Boden gerammt und ich merkte nur noch wie die folgenden Leute über mich stürzten mich zertrampelten und auf meine Rippen traten. Alles tat mir weh... Bis ich einen Tritt gegen den Kopf bekam und bewusstlos im brennenden Haus zurück blieb.

Meine Augen brannten und meine Lunge fühlte sich schrecklich an. Ich bekam kaum Luft, als ich mein Bewusstsein wieder zurück erlangte. Wie lang ich wohl dort im Rauch lag? Der gesamte Raum war mit dicken Rauchschichten überzogen. Mit der letzten Kraft und meinen schmerzenden Rippen zog ich mein Shirt aus und hob es mir vor Mund und Nase.

Ich musste versuchen raus zu kommen! Irgendwie!! Mit jedem Schritt drehte sich alles nur noch mehr. Ich versuchte mich dennoch umzuschauen. Hoffentlich war Grace in Sicherheit!! Und wenn sie auch hier irgendwo liegt!?! Wenn nun noch jemand stirbt, den ich mag, verkrafte ich das nicht! ….. „Sean! Du musst dich zusammen reißen! Du schaffst das.“ hörte ich eine Stimme aus der Ferne sagen. Es war eine vertraute Stimme, die ich aber schon lang nicht mehr gehört hatte... „Ally? Wo bist du!?! Ich schaffe das nicht..“ „Doch, ich glaube an dich..“ Ally... Ich verlor wieder das Bewusstsein, als ich durch die Tür nach Draußen fiel...
 

„Herr Coldfire. Schön, dass sie wieder unter uns sind. Geht es ihnen besser?“ fragte mich ein Arzt, der vor meinem Krankenbett stand. Ich war wohl in Sicherheit. „Was... Was ist passiert?“ „Nun.. Sie sind knapp einem Brand entkommen. Sie haben wohl einen guten Schutzengel.“ „Kam jemand bei dem Brand ums Leben?“ „Ja, es gab bedauerlicher Weise ein paar Opfer.“ „Aber... Wurde eine gewisse Grace Reeves hier eingeliefert!? Sie war auch dabei.“ „Darüber kann ich leider keine Auskunft..“ „Bitte!! Ich muss es wissen!! Sonst mache ich mir mein Leben lang Vorwürfe!!“ „Na gut.. Ausnahmsweise... Ja, es liegt eine Grace Reeves auf der anderen Station.“ Ich atmete erstmal erleichtert durch. Sie lebte noch und ihr ging es wohl so weit gut.

Nachdem meine Untersuchung abgeschlossen war und festgestellt wurde, dass soweit alles wieder gut ist und ich nichts weiter davon getragen hatte als einen Rippenbruch, beschloss ich nach Grace zu suchen. Auf der beschriebenen Station fand ich eine Schwester.

„Sind sie die Station-Schwester?“ „Ja.“ „Ich suche Grace Reeves. Wo finde ich sie?“ „Moment, ich schau mal.“ Sie blätterte ein paar Akten durch und wurde fündig. „Hmm.. Also Mrs. Reeves wurde vor ein paar Stunden von ihrem Freund abgeholt. Sie wurde entlassen. Tut mir leid.“ „Ehm.. Danke trotzdem.“

Ich glaub das einfach nicht!! Von ihrem Freund abgeholt!? Grace hatte keinen Freund... Auch wenn wir kaum Kontakt hatten.. Aber einen Freund hatte die mit Sicherheit nicht.. Was ist nur passiert in der Zeit meiner Bewusstlosigkeit?!

Zeitsprünge

Grübelnd machte ich mich auf den Weg nach Hause, da die Ärzte mich ja gehen ließen, was ich dann doch irgendwie nicht verstehen konnte. Mir war weiterhin schlecht, ich hatte Kopfweh und meine Rippe erinnerte mich bei jeder Bewegung daran wie lieb sie mich hatte.

Mich würde interessieren wie viel Uhr es nun ist.. Wie lange ich im Krankenhaus war. Es war jedenfalls dunkel..

Ich freute mich richtig auf die Ruhe und mein Bett das mich zu Hause erwarten würde. Da war aber dieses eine Hindernis.. In Form von Celia, die vor meiner Haustür lag und schlief. Oh je! Sie sah etwas verheult aus. Scheiße! Da sind wir kaum zwei Tage zusammen und schon mach ich so ein Mist!

„Celia... Schatz.. Aufwachen.“ Meine Rippe tat wieder weh, als ich mich zu ihr runter beugte. Und sie... Wurde stinksauer bei meinem Anblick: „DA BIST DU JA ENDLICH!! WO ZUR HÖLLE WARST DU!?! GRACE HATTE RECHT! DU HAST MICH BESTIMMT BETROGEN!! … Sean? Hey! Was.. Was ist los?!“

Endlich checkte sie auch, dass es mir nicht grade gut ging. Es tat so verdammt weh, dass ich die Augen zusammen kniff und zu Boden sank. Ein paar Minuten brauchte ich um mich wieder etwas zu fassen. Celia hatte nun auch ihre Arme besorgt um mich gelegt und stützte mich in die Wohnung bis aufs Sofa.

„Was ist passiert, Sean!? Geht’s wieder? Soll ich einen Arzt rufen!?“ „Nee, ich nehm jetzt die Schmerzmittel, dann müsste es gehen. Ich komm grade aus dem Krankenhaus.“ „WAS!?“ „Ich.. Ich hab mich mit Grace ausgesprochen. Moment..“ Bevor ich weiter erzählte, nahm ich erstmal die Medikamente, die ich mitbekam, damit es endlich besser werden würde.

„Und was war nun mit Grace!?“ „Wir haben uns wieder vertragen.. Sind zusammen einen Trinken gegangen und dann war da auf einmal dieser Feuer-Alarm. Alle sind Panik ausgebrochen.. Und.. Dann konnte ich mich grade noch so retten. Aber Grace.. Keine Ahnung wo sie war. Wir haben uns in der Menge verloren.“ „Oh.. Mein.. Gott..“ Sie wurde blass und fiel mir vor Entsetzen erstmal heulend in die Arme.

„Und wo ist sie nun?“ „Das weiß ich nicht. Erst war sie im Krankenhaus. Das sagte mir der Arzt. Aber als ich auf der Station nachfragte hieß es, ihr Freund hätte sie abgeholt. Celia? Hat Grace nen Freund!?“ „Nein!? Ich versteh das nicht.. Freund? Grace hat nie mit nem Typen Zeit verbracht. Nicht mal Kashya wüsste davon.“

Nun machten wir uns beide tierisch Sorgen. Was, wenn sie zum Beispiel eine Amnesie hat und irgend ein Frauenhändler sie mitgenommen hat!? Oder wenn es überhaupt irgend ein komischer Typ war? Celia kuschelte sich nachdenklich zu mir, so weit es ging mit meiner Rippe.

„Oh Sean, ich hab mir solche Sorgen gemacht.“ „Ich hab's gemerkt... Du dachtest ich betrüge dich.“

„Jaaa, es tut mir auch Leid! Ich wollte dir nichts unterstellen. Es sah nur so komisch aus. Du bist auf einmal einen ganzen Tag verschollen. Ich hatte dich das letzte mal gestern morgen in der Schule gesehen! Dann stand dein Motorrad vor der Tür rum, weshalb ich dachte, du bist zu Hause, machst nur nicht auf, weil du mich vielleicht nicht mehr sehen wolltest..“ „Och Schatz. Natürlich will ich dich bei mir haben. So oft es nur geht! Warum sollte ich dich nicht mehr sehen wollen?“ „Naja.. Vielleicht.. Weil ich eventuell schwanger bin und du kein Kind mit mir willst?“ „Das ist Schwachsinn. Wenn du schwanger bist und wir ein Kind bekommen, dann ist das halt so. Ich bin zwar bisher nur als Arschloch aufgefallen, aber so mies bin ich doch nicht.“

Ich hoffte trotzdem weiterhin dass ich noch nicht so früh Daddy werden würde. Und vor allem hoffte ich, dass Grace bald wieder bei uns ist. Und.. Meine Strafstunden hatte ich auch versäumt..

Es verging ein ganzer Monat.. Und es war mitte Juli. Im Übrigen auch mein Geburtstag. Wir hatten uns alle zusammen im Stammcafé verabredet zum Feiern, auch wenn mir nicht wirklich danach zu Mute war. Ich mochte meinen Geburtstag nicht. Es wäre auch Ally's Geburtstag gewesen. Ich kann ihn nicht ohne sie feiern.

Zudem war Grace immer noch verschollen. Es kam weder eine Nachricht noch sonst irgendwelche Lebenszeichen. Trotz unserer Sorge um unsre verschollene Freundin versuchten wir weiter zu leben. Wir saßen versammelt um den kleinen runden Tisch, geschützt vom Schatten des Sonnenschirms. Die Sonne war heute recht stark. Und die Trauermine die ich zog ebenfalls.

„Sean! Jetzt zieh nicht so ein Gesicht! Grace würde nicht wollen dass du an deinem Geburtstag traurig bist!“ versuchte Celia auf mich einzureden. Es lag nicht nur an Grace. Auch Ally war mal wieder nicht hier.

Zwei Personen die mir viel Bedeuten und ich kann nicht mit ihnen diesen Tag verbringen. Kashya stand auf einmal auf – stämmte die Hände auf den Tisch und sah entschlossen aus: „So!! Wir gehen nächste Woche ins Kino! Das hab ich so eben beschlossen.“ „Dann aber wenigstens in eins wo man auch rauchen kann.“ meinte ich teilnahmslos. „Du wirst es ja wohl zwei Stunden ohne Kippe aushalten!?“ „Nö..“ „Dann lasst uns doch in dieses Freiluftkino gehen. Im Park haben sie eine riesige Leinwand aufgebaut.“ schlug Danny vor. Die Idee gefiel mir besser, da ich dort wenigstens rauchen könnte. Seit dem Vorfall mit Grace rauchte ich noch mehr Zigaretten am Tag. Irgendwann wird das wohl mein Verhängnis sein.. Was solls..

„Boah.. Mir.. Mir wird schlecht..“ bemerkte Kashya in ihrer Entschlossenheit und rannte direkt in die nächste Ecke wo sie sich leidenschaftlich und entschlossen entleerte. Danny lief ihr sofort hinterher um sich um sie zu kümmern. Ja, Kashya war nun unübersehbar schwanger mit einem leichten Ansatz von Babykugel.

Apropos schwanger... Heute sollte ebenfalls der Tag sein, an dem Celia und ich erfahren würden ob wir Eltern werden. Sie hatte gegen Abend einen Termin beim Arzt.

Wir machten uns gerade etwas über Kashya lustig, als wir das Geräusch von Stiefeln mit hohen Absätzen wahrnahmen.

„Ist sie schon wieder am kotzen... Naja, nichts ungewöhnliches.. Alles Gute zum Geburtstag, Sean.“ Diese Stimme! Mir zog es auf einmal durch den Magen vor Aufregung. Celia und ich drehten uns beide um und konnten unseren Augen kaum trauen. Nach über einem Monat der Angst und Sorge, stand nun Grace vor uns. Und sie sah.. Verdammt gut aus! Ich war erstaunt.

„Was guckt ihr denn so?“ „GRACE! VERDAMMT!!! DU HÄTTEST ZUMINDEST ANRUFEN MÜSSEN!! WIR WAREN KRANK VOR SORGE! HAST DU EINMAL DARAN GEDACHT!?! MACH SO WAS NIIIIE WIEDER!“ schrie ich sie an und packte sie am Kragen. „Es tut mir ja leid. Ich war so abgelenkt und beschäftigt die letzten Tage..“ „Achso? So sehr dass du uns vergessen hast?“ fragte Celia beleidigt. Nun kamen auch Kashya und Danny dazu. Kashya wurde kreidebleich und war kurz vorm Zusammenbruch weil sie dachte einen Geist zu sehen.

Und dann fiel mir der Typ auf der sich bei Grace rumtrieb und mit ihr zusammen gekommen war. Ich kannte ihn von irgendwo her.. Sein Gesicht - Irgendwo hatte ich es schonmal gesehen. Die Statur.. Auch Danny bemerkte ihn und sah ihn sich genauer an. Und wie auf einen Schlag schien ihm ein Licht aufzugehen. Seine Augen wurden groß während er mit dem Finger auf den Kerl zeigte.. Oh, und ich dachte ich hätte ihm das ausgetrieben.

„Du bist doch dieser Wannabe Zuhälter Yojiro Kobayashi von dem in den Zeitschriften berichtet wird!!!“ „STIMMT!!! OH MEIN GOTT!! CELIA KOMM SOFORT HER BEVOR ER DICH AN ORT UND STELLE FLACHLEGT!!!“ Danny und ich wurden richtig hysterisch als wir unsre Mädels schützend in den Arm nahmen. „ALSO EHRLICH!! IHR BEIDEN SEID SOWAS VON UNHÖFLICH!“ maulte Grace entsetzt. Der Kerl schüttelte nur den Kopf.

„Kinder... Ihr beiden dürft mich auch ruhig Yojiro oder Yo nennen. Aber Zuhälter ist dann doch etwas hart.“ „GEH ZURÜCK AUF DEN DEINEN STRICH! DEINE SCHLAMPEN WARTEN SICHER SCHON! UND LASS DEINE FINGER VON GRACE, DIE HAT WAS BESSERES VERDIENT ALS EINE MÄNNLICHE DORFMATRATZE!!“

Sofort zog ich meine Freundin Grace von ihm weg und ging mit ihr einige Meter weiter wo wir erstmal redeten.

„Sean! Ich bin etwas enttäuscht von dir! Ich sollte mich auch nicht in deine Beziehung einmischen.. Also sei nicht so zu Yo! Außerdem brauchst du gar nichts zu sagen von wegen männlicher Dorfmatratze. Wer hat denn die ganze Schule gepoppt?“ „Na und!? Aber doch nicht die ganze Stadt! Wenn er dich anschaffen schickt und bedroht dann sag es mir sofort! Ich mach ihn kalt! Du brauchst keine Angst mehr zu haben!“ „Ach Sean.. Ich weiß du bist ein guter Freund und machst dir Sorgen. Aber er schickt mich doch nicht anschaffen! Er liebt mich!“

Sie sah so glücklich aus wie sie über ihn sprach. Und ich trampel einfach in ihr Glück rein. Wahrscheinlich hätte ich keine Chance gegen ihre rosa Sonnenbrille anzukommen. Warum muss es aber ausgerechnet so ein Kerl sein!? Ein Blonder gut gebauter Japaner mit leuchtend blauen Augen und einem Beliebtheitsgrad bei Frauen der nicht mehr normal ist. Die Zeitschriften berichteten über seine vielen Affären und seinem Erfolg als Fotograf.. Aber unter uns normalen Leuten nennt man sowas einfach nur billig. Er wird sie verletzen.. Da bin ich mir sicher! Seufzend nahm sie mich in den Arm.

„Hey, es tut mir wirklich leid dass ich so lange weg war ohne mich zu melden.“ „Ich hab mir solche Sorgen gemacht.. Du bist doch meine beste Freundin und.. Und wenn ich dran denke.. Ally.. War damals auch einfach so weg.. Und sie kam niemals mehr zurück.“ „Deine Schwester? Ey!!.. Sean! Hör sofort auf damit!!“

Ich konnte meinen angestauten Gefühlen der letzten Wochen nicht mehr stand halten und musste es raus lassen. Grace wusste nicht wie sie auf meine Tränen reagieren sollte. So was kennt sie von mir gar nicht. Schnell beruhigte ich mich aber auch wieder.

„Wow.. So kenn ich dich überhaupt nicht! Du sollst doch nicht weinen! Nicht an deinem Geburtstag!“ „Aber.. Es wäre auch Allys Geburtstag! Und ich kann noch nichtmal zu ihrem Grab gehen und ihr gratulieren.. Meine Eltern werden nun grade in ihrer verdammten Zelle hocken und an ihre kleine Prinzessin denken – während sie mich vergessen.. Wie jedes Jahr.“ „Hey.. Mach dir doch kein Kopf über diese Beiden Idioten. Du hast deine Freunde die dich lieben. Du hast Celia... Wir sind doch sowas wie deine neue Familie. Und Ally.. Sie hat ihren Frieden. Meinst du nicht, Ally wäre glücklicher wenn sie dich an eurem Geburtstag lachen sehen könnte?“ „Da hast du wahrscheinlich recht. Ich sollte nicht weinen sondern für sie mitfeiern.“ „Genau! Und nun bist du wieder der Sean, den ich so mag und bist etwas netter zu Yo! Bild dir doch erstmal selbst eine Meinung über ihn bevor du ihn in eine Schublade steckst.“

Ich wischte mir noch einmal die Augen und lächelte wieder. Doch eines war mir noch unklar.. Was war mit Grace in der Nacht passiert als ich nichts mehr mitbekommen hab?

„Grace.. Eine Frage noch. Was ist mit dir passiert nach dem Brand? Wo warst du die ganze Zeit?“ „Ich hab dich aus den Augen verloren.. Alles war dunkel und überall war Rauch. Mit letzter Kraft konnte ich mich nach draußen retten wo Yo mich bewusstlos gefunden und ins Krankenhaus gebracht hat. Nachdem ich wieder einiger maßen fit war, fragte er mich ob ich mitkommen möchte um etwas für ihn zu arbeiten.“ „... DU GEHST DOCH ANSCHAFFEN!!!?!!“ „SEAN! Er ist Fotograf und ich durfte etwas posen für gute Fotos.“ „Nacktfotos..“ flüsterte ich. „Ach halt die Fresse..“ antwortete sie belustigt über meine Skepsis und lief kichernd zu den Anderen zurück.

Yo hatte sich in der Zeit MEINEN Kaffee geschnappt und machte sich genüsslich darüber her. Meine Kippen hatte er auch genommen und beides riss ich sogleich wieder an mich.

„Also Alter.. Es ist schön dich kennen zu lernen. Du musst wissen dass ich Egoistisch, etwas verlogen, link und Ignorant bin. Auf ne gute Freundschaft, hehe.“ „Du hast vergessen dass du auch Arrogant und eitel bist.“ „Danny hat Recht! Und eingebildet bist du.“ „CELIA!! DANNY! Ihr seid scheiße!“ „Ich lieb dich auch Hase.“ „Und ich dich erst.“ bemerkte Danny mit leicht angehobener Stimme. Ich hätte ihn erschlagen können..

„Ihr seid ja ein süßer Haufen. Also nochmal. Ich bin Yojiro, oder eben auch Yo genannt. Du musst wissen, dass ich zickig, leicht genervt und völlig unbeeindruckt bin.“ „Dann verstehen wir uns ja.“

Wir grinsten uns beide an mit dem Wissen dass wir uns ähnlich waren und uns sicher mögen würden. Danny ahnte Übles.. Er sah leicht abgeneigt aus, während die drei Mädels überglücklich waren.

Noch über zwei Stunden saßen wir alle zusammen in dem Café und redeten über Graces Erlebnisse bei Yo. Und er erzählte von seiner Arbeit als Fotograf und die Missverständnisse der Presse.

Doch dann wurde es Zeit für Celia's Arztbesuch und unsrer Gewissheit. Ich war sehr nervös. Alle paar Minuten hätte ich aufs Klo gehen können. Lag vielleicht auch am vielen Kaffee. Auch Celia hielt es kaum aus. Im Wartezimmer konnte sie nicht still sitzen und lief durch den Raum bis sie aufgerufen wurde. Nun ging es um alles. Und während wir ins Behandlungszimmer gingen, schwirrte mir nochmal alles um den Kopf was

ein Kind für uns derzeit bedeuten würde. Viel Veränderung... Es wäre noch zu früh. Wir warteten auf die Ergebnisse der Untersuchung.

„So Frau Charice, wir können nun eindeutig sagen dass sie NICHT schwanger sind.“ „YEEEEAH!! EIN GLÜCK!!“ platzte es aus mir raus, weshalb ich entsetzte Blick geschenkt bekam. Aber auch Celia war beruhigt. Und so konnten wir uns voll und ganz auf unsre Ausbildung und berufliche Zukunft konzentrieren. Die nächsten Beiden Jahre..

Nach ihrem Achtzehnten Geburtstag zog Celia direkt von zu Hause aus und zu mir. Seit dem wohnten wir glücklich zusammen. Ihre Eltern hab ich nie kennen gelernt, aber sie sagte, es sei besser wenn es dabei bliebe. Das hatte unsere Clique wohl gemeinsam.. Wir alle hatten Probleme mit unseren Eltern und haben die von den jeweils anderen nie wirklich kennen gelernt.

Selbst nach unserem Schulabschluss blieben wir alle in Kontakt und trafen uns oft. Mit Danny verbrachte ich nur leider weniger Zeit. Er war voll uns ganz mit seinem Studium und seinen Kindern beschäftigt. Daher unternahm ich viel mit Yojiro, der zu meinem besten Freund wurde. Ein wichtiger Punkt hat mein Leben stark verändert.. Die Hochzeit mit Celia! Das war ein geiler Tag. Nur Kashya hatte mit den Kindern zu kämpfen. Die hatten ordentlich Stress gemacht. Kinder... Celia und ich überlegten ob wir es demnächst doch nochmal ernsthaft mit einem Kind versuchen sollten. Doch irgendwas störte mich..

An diesem Abend kam sie freudestrahlend aus dem Bad gerannt mit einem komischen Fieberthermometer in der Hand. Als sie sich dann auf mich warf und küsste, fragte ich mich ernsthaft ob mit ihr irgendwas nicht stimmt.

„Na? Was geht denn mit dir ab?“ „SCHATZ!! Ich kanns gar nicht glauben!“ „Ich auch net.. Fieber oder so?“ „Nein! Schatz! Das ist ein Schwangerschaftstest! WIR WERDEN ELTERN WUHUUU!!!!“ Wieder sprang sie auf und rannte voll Freude durch die ganze Wohnung. Mir wurde schlecht..

„Aha..“ „Was ist denn? Wir wollten doch ein Baby...“ „Ehm.. Ja schon.“ „Du.. Du freust dich doch.. oder? Sean?“ „Ehm.. Ich muss kurz weg.“ „WAS!? Aber warum!?! Wohin!?! SEAN!! GEH JETZT NICHT WEG! WAS IST DENN AUF EINMAL LOS!!!“ „Celia, ich lieb dich aber lass mich. Ich muss kurz allein sein.“

Ich zog mir ne Jacke über und rannte nach Draußen. Celia versuchte mich noch festzuhalten, aber ich riss mich los. Scheiße!!! Ich wollte ja immer ein Kind.. Aber was ist.. Was ist wenn ich versage? Wenn ich ein genauso mieser Vater werde wie mein Alter?! Vielleicht nicht bewusst, aber es kommt so oft vor dass Eltern genauso werden wie ihre eigenen Eltern... Wenn ich mein Kind später auch so behandle?!! Wenn ich anfange Celia zu schlagen!?!

Wie soll ich eigentlich Liebe geben wenn mir selbst zu Hause nie Liebe beigebracht wurde!? Verdammt!! Ich musste sofort mit irgendjemandem reden. Danny war noch in der Schule.. Also kramte ich mein Handy raus, auf dessen Display schon 5 Verpasste Anrufe von Celia angezeigt wurden. Ich rief Yojiro an und fragte ihn ob er Zeit für mich hätte. Er versprach sofort zu kommen.

So trafen wir uns am Ufer des Flusses der hier durch die Stadt floss. „Kumpel, was ist denn passiert? Du bist kreidebleich und zitterst ja.“ „Es.. Es ist furchtbar! Celia hat mir grade gesagt dass sie schwanger ist.“ „Ja aber das ist doch Klasse! Warum bist du denn so aufgebracht deswegen? Ihr seid zwanzig. Das Alter geht doch.“ „Das hab ich auch gedacht.. Aber jetzt wo es so weit ist.“ „Zieh bloß nicht den Schwanz ein! Wovor hast du Angst!?“

Ob ich es ihm erzählen sollte!? Nichtmal Celia kennt die Komplette Geschichte von meinem Vater und mir... Sie wissen zwar inzwischen alle was mit Ally war.. Aber nicht was sonst noch so passiert war. Wenn ich es jedoch niemandem erzähle, dann werde ich nie Hilfe mit meiner Angst bekommen. Ich beschloss Yo alles zu erzählen. Er war recht schockiert, jedoch auch irgendwie gefasst.

„Ach weißt du Sean.. Du solltest dir keine Schuld an Ally's Tod geben. Und auch nicht daran, dass dein Vater so ein Arsch war. Ich würde sagen das war alles Schicksal denn ohne diese Erlebnisse wärst du nie hierher gekommen. Dann hättest du nie Celia und die Anderen kennen gelernt. Geschweige denn von mir, ich geiles Teil.“ „Idiot..“ „Hihi! Nein ernsthaft.. Du wirst ein guter Vater sein, das weiß ich!“ „Wieso?“ „Weil du es anders machen willst.. Du weißt wie es ist das Opfer zu sein. Und ich denke nicht dass du deinem Kind auch sowas antun würdest. Ich hatte auch ne miese Kindheit und mein Vater war auch kaum besser. Meine Schwester kam bei einem Unfall ums Leben, grade als wir von zu Hause abhauen wollten. Am Ende hab ich es alleine geschafft. Dennoch bin ich mir sicher dass auch ich irgendwann ein guter Vater sein kann. Hab keine Angst – Versuch es einfach.“ „Du hast Recht.. Danke.. Bist ein toller Freund.“ „Ich weiß.. Ich bin genial.“ „Du bist doof!“ „Nun geh schon heim.. Celia wird’s nicht gut gehen.“ „Stimmt! Scheiße!!“

Ich war glücklich wieder befreit von meinen Sorgen zu sein, doch ich hatte Celia einfach zurück gelassen. Entweder hasst sie mich nun oder sie heult sich die Augen aus. Ich bin so ein Idiot! Aber keiner hätte mir nun besser helfen können als Yo. Er hat sich als wirklich guter Freund entpuppt. Diverse Zwischenfälle haben uns besonders zusammengeschweißt. Zum Beispiel das Abschlussfest der Highschool. Wir hatten uns um die letzte Tasse Kaffee gestritten, welche uns aus der Hand gefallen war. Der Kaffee war futsch und wir lagen uns heulend in den Armen und trauerten um das arme Heißgetränk. Die Anderen verstanden uns nicht, doch wir wussten genau welchen Schmerz wir da ertrugen. Der schöne Kaffee! Ja, all diese Kleinigkeiten können viel ausmachen. Zu Hause fand ich Celia heulend auf unserem Bett sitzen. Als sie mich sah wollte sie sofort weglaufen, doch ich packte sie am Arm.

„Schatz.“ „Du willst unser Kind nicht...“ „Doch! Da gab es nur einige Dinge aus meiner Vergangenheit die ich noch verarbeiten musste.“ „ACH JA!??! UND DAS MUSSTEST DU UNBEDINGT JETZT TUN!?! WENN DU MICH UND UNSER BABY NICHT WILLST DANN KANN ICH AUCH GEHEN!! SAG ES EINFACH!!“ Wieder fing sie an hysterisch zu heulen und versuchte sich von mir zu reißen.

„Ey! Jetzt komm runter! Es war wichtig für mich! Du bist die Frau die ich geheiratet hab! Ich liebe dich und auch das Baby, das wir bekommen! Denk ja nicht ich würde jetzt weglaufen.“ „... Du willst also das Kind mit mir?“ „Ja. Aber ich glaube es gibt da ein paar Dinge die du wissen solltest. Dann verstehst du warum ich eben weg gelaufen bin.“

Etwas zögerlich glaubte sie meinen Worten und folgte mir aufs Sofa, wo ich ihr endlich die komplette Wahrheit über meine Familie erzählte. Es tat mir gut, dass meine Frau nun auch Bescheid wusste wie ich mich so fühle und was ich da mit mir herum trug. Am Ende lagen wir beide heulend auf dem Sofa. Sie lag in meinen Armen und lächelte mich entschlossen mit ihren Tränen in den Augen an: „Ach Schatz. Du musst dir keine Sorgen machen. Wir werden eine glückliche Familie und wunderbare Eltern. Wenn du jemals so wie dein Vater werden solltest, schlag ich dich zu Kaffeecreme. Hihi.“
 

Und so vergingen weitere acht Monate..

Familienleben

Acht Monate nachdem ich erfahren habe dass wir Eltern werden klingelte es wieder an der Tür. Inzwischen war ich ziemlich fertig und gestresst. Eine schwangere Frau kann grausam sein. Die letzten Monate konnte ich Celia nichts recht machen und so kam es dass ich mir ein Anschiss nach dem Anderen einfing ohne wirklich was dafür zu können. Ich hielt geduldig aus.. Dennoch freute ich mich auf das baldige Ende dieser Schwangerschaft.

Aber nicht nur Celia war so drauf.. Als ich seufzend die Tür öffnete kamen mir Grace und Kashya entgegen. Kashya mit ihrem jüngsten Kind auf dem Arm und Grace – genauso schwanger wie Celia. Yo und sie hatten sich nur einen Monat nach uns angekündigt. Hatten es wohl eilig mitzuhalten. Ich machte mir keine Sorgen ob ich ein schlechter Vater sein würde. Und als Kaffeecreme wollte ich auch nicht enden.. Lieber würde ich sie grade löffeln..

Mit einem lauten Seufzen ließ sich Grace auf das Sofa fallen und legte erschöpft die Hände auf ihren Bauch. Es war Hochsommer und ziemlich heiß. Ich gab ihr gleich ein Glas Wasser was sie dankbarer nahm als meine Frau.

„Na du schwangere Frau? Wie geht’s? Ich hätte echt nicht gedacht dass du wirklich ne Frau bist und sogar Kinder bekommen kannst. Wärst du nicht schwanger geworden hätte ich ewig was falsches gedacht.“ sagte ich leicht schadenfroh zu der Blondine, die mir einen tödlichen Blick entgegen warf. „Danke.. Du bist und bleibst ein Arschloch mein lieber Sean. Was solls. Ich hab gute Neuigkeiten! Yojiro und ich haben endlich einen Namen für unsren kleinen Klops da im Bauch.“ „Ui! Und der wäre?“ „Marisha! Yo hat ihn ausgesucht. Hübsch oder?“ „... Hach... Yo ist das Paradebeispiel eines Mannes.. So klug und gut aussehend.. Und Rechte hat er in eurer Ehe auch noch.. Da könnte ich doch glatt neidisch werden.“ grummelte ich Celia entgegen, die grade ins Zimmer kam und ihre beiden Freundinnen begrüßte. Sie grinste fröhlich ins sich rein und verbarg ihre schlechte Laune.

„Er ist nur neidisch weil ich mein Kind Cedric nennen werde und er lieber den Namen Rick hätte. Hihi.“ „Hmm.. Um ehrlich zu sein.. Rick würde mir auch besser gefallen. Cedric.. Klingt wie ein Spießer!“ lachte Kashya darauf hin. „ACHSO!? Nur weil deine Kinder nie das wohlhabende Leben eines Spießers erleben werden.“ „...Was soll das denn heißen? Meinst du ich kann meinen Kleinen nichts bieten?“ „Vergiss es.“ „Zicke!“ „Ist gut Mädels. Wir habens alle nicht einfach derzeit. Aber lasst uns nicht streiten.“ sagte Grace um schlimmeres zu vermeiden.

Manche Eigenschaften waren an Celia wirklich zum Kotzen. Die zeigte sie leider erst vor ein paar Monaten. Derzeit meint sie öfter sie sei was Besseres und lässt dies auch voll raushängen.

Es war nicht das erste mal dass sie Kashya frech anging weil diese nicht die finanziellen Mittel hatte – noch nicht. Celia würde nicht schlecht schauen wenn Danny seiner Frau von seinem ersten Lohn als Arzt Kleider kaufen ginge.

Und dann war da noch diese Sache mit dem Namen von unsrem Sohn. Ich wollte unbedingt dass er Rick heißt.. Celia beharrte allerdings auf Cedric. Und sie blieb eisern. Ich würde es ihr wohl nie ausreden können. Ihr Argument: „Du kannst Cedric immer noch Rick nennen.. Aber nur als Spitznamen.“ Sie ist so herrisch..

„Wow.. Kyle hat aber ganz schön hunger.“ bemerkte Grace als sie den Sohn von Kashya anguckte. Er kam ganz nach Danny genau wie Rico. Inzwischen also schon vier Kinder... Und schwanger war sie auch schon wieder. Ich fragte mich ernsthaft was Danny und sie sich dabei denken. Die haben kaum Geld und Zeit und sind dauerhaft gestresst. Und trotz allem vögeln sie weiter ohne Verhütung.. Wenn sie überhaupt noch irgenwas in der Art machen.. In letzter Zeit keifen sie sich nur noch an oder reden kaum miteinander. Ob das mit den Beiden wohl noch länger hält? Kashya seufzte...

„Ja.. Hunger haben sie alle.. Und wie.. Rico, Kosheen, Ran und Kyle. Jetzt bin ich wieder schwanger. Alles nur weil die scheiß Pille nichts gebracht hat. WÄÄÄÄH!! Und wisst ihr was das Schlimmste daran ist!?! An diesen ganzen Kindern!? Keines von ihnen kommt wirklich nach mir.. Koshy vielleicht ansatzweise aber..“

Sie verstummte und ließ den Kopf hängen. Der kleine Kyle nahm sich sofort ihre Haare und zog daran rum, was ihr nichts auszumachen schien. Vielleicht ja schon gewohnt von ihren Kindern misshandelt zu werden.

„Ach komm schon, Süße. Dein hoffentlich letztes Kind wird bestimmt voll und ganz nach dir kommen.“ „Meinst du Grace? Ich hab Zweifel.“ „Quatsch! Zweifel, pah! Wunderschöne blaue Haare und rehbraune Augen. Geprägt von Sarkasmus und dem Drang 500 Kinder zu bekommen.“ Grace bekam so richtig leuchtende Augen. Ich persönlich fand den Gedanken grauenhaft. Noch eine die so viele Kinder bekommt!? Und dann haben sie auch noch alle diese Danny-Gene..

Zum Glück werde ich damit nichts zu tun haben. Der Ehemann von Kashyas letztem Kind tut mir ja jetzt schon leid falls es wirklich ein Mädchen werden sollte..

Celia grinste plötzlich: „Kashya, wo ist überhaupt Kyle entstanden?“ „Na wo wohl.. Auf dem Klo.“ „GRACE!! Nein.. ob ihr es glaubt oder nicht – mein kleiner Schatz wurde tatsächlich in einem Whirlpool gemacht.“ „Uuuuuh!!“ „WAS!? Ist ja mal voll Deluxe.“ platzte es aus mir heraus weshalb ich einen Lachflash bekam und meinen Kaffee ausspuckte in alle Himmelsrichtungen.

„IIIIH SEAN!! DU SPRÜÜÜHST!!“ „Das weiß ich auch, hahaha!!! Aber bei so ner super deluxe Nachricht muss ich das einfach.“ Nun lachten wir alle nur das Brombeerchen war etwas beleidigt. „Das Kind mit dem ich jetzt schwanger bin ist übrigens auf Dannys Wendeltreppe entstanden falls euch das auch noch interessiert.. UND WEHE DU SPRÜHST JETZT WIEDER SEAN!!!“ „Ne.. Wendeltreppe... Da denk ich an tierische Rückenschmerzen.. Da ist ein Whirlpool Gold gegen.“ „Danke Arschloch!“

„Bitte, Süße.“

Wir lachten noch den ganzen Mittag miteinander und genossen unser mehr oder weniger ausgelassenes Leben. Das war wohl der absolute Höhepunkt für uns alle.

Einen Monat später ging es dann auch schon los. Celia's Wehen setzten auf einmal ein. Am 28. August.. Es war sehr hektisch und stressig. Auf dem Weg zum Krankenhaus zankten wir uns die ganze Zeit und auch im Kreißsaal ging der Streit weiter. Wir stritten so sehr, dass wir nicht mal merkten dass unser Kind bereits auf der Welt war. Irgendwann guckte uns der Arzt entsetzt an: „Äh.. Herr und Frau Coldfire..“ „FRESSE!!! SEHEN SIE NICHT DASS WIR GRADE BESCHÄFTIGT SIND!!? WIR STREITEN!“ schrie Celia ihn an und dann wieder mich.

„WEIßT DU WAS ICH AN DIR HASSE DU ELENDE ZICKE!?! DASS DU ALLES BESTIMMEN MUSST UND SO SCHEIß EIFERSÜCHTIG BIST!! AUF ALLES UND JEDEN!! SOGAR AUF GRACE!“ „UND DU KANNST EINFACH NICHTS RICHTIG MACHEN!!“

Das ging so eine halbe Stunde weiter und wir bekamen wirklich nichts von unsrem Umfeld mit. Irgendwann guckte Celia auf einmal total entsetzt und guckte den Arzt mit nem stechenden Blick an: „Sagen sie mal, was ist jetzt eigentlich mit unsrem Kind!? Wann fängt der ganze „Pressen-Scheiß“ denn nun an!?“ „Äh.. Ja.. Das habe ich doch schon versucht ihnen zu sagen. Ihr Kind ist doch schon seit einer halben Stunde da!“ „WAS!?!! UND SIE SAGEN UNS NICHT BESCHEID!?! FRECHHEIT!! SEAN! SAG IHM WAS WIR DAVON HALTEN!“ „Ja.. SIE HÄTTEN UNS BESCHEID SAGEN.. müssen.“ „SEAN DU HÄLTST IHN FEST UND ICH HAU DRAUF!“ „Brauchen sie eine Beruhigungsspritze Frau Coldfire?“ „NE!“ „Ich hätte gern eine.“ „SEAN!“ Letztendlich bekam ich wirklich eine Spritze, damit ich etwas runter kam.

Der Spaß und unsre Freude endeten als die erste Untersuchung von unsrem Kind abgeschlossen war. Wir fragten uns gleich warum wir unsren Kleinen nicht nach über einer halben Stunde endlich in den Armen halten dürften.

„Wo ist denn nun unser Sohn!?“ „Also wir haben ihn nun untersucht, da es einige Probleme gab.. Die sie ja durch ihren Streit nicht mitbekommen haben.. Wir halten es für angebracht wenn wir das Baby erstmal in der Klinik behalten.“ „Aber.. Aber was hat er denn!?“ fragte Celia mit blassem Gesicht. Sie wurde gleichzeitig von einer Schwester in ihr Krankenbett gelegt. Und auch mir wurde leicht übel wegen den Sorgen was meinem Kind wohl fehlen würde.

„Er hat ein Problem mit dem Zwerchfell. Sie wissen ja, dass das Zwerchfell den Magen von der Lunge und den Rippen hält und daran hindert sich frei zu bewegen und andere Organe zu beschädigen. Nun.. Bei dem Jungen haben wir ein Loch im Zwerchfell festgestellt wodurch nun die Gefahr besteht dass die Organe verrutschen und versagen. Unter Anderem vor allem die Lunge.“ „OH MEIN GOTT!!“ Ich war einfach nur sprachlos.. „Wir werden heute noch eine OP durchführen wodurch der meiste Schaden wieder gerichtet werden kann. Leider können wir nicht garantieren ob Folgeschäden bleiben. So kann es zum Beispiel sein, dass er sein Leben lang einen überreizten Magen haben wird.“

Nachdem wir unsren kleinen Rick oder auch Cedric das erste mal kurz im Arm halten durften, wurde er uns auch sogleich wieder weggenommen was Celia und mir die Tränen in die Augen trieb.

War ja mal wieder klar, dass es nicht reibungslos ablaufen würde. Irgendwas muss mich ja immer fertig machen. Ich glaube sogar fast, dass es irgend eine höhere Macht gab, die mich hasste und es liebte mich zu quälen.

Noch über einen Monat litten Celia und ich darunter unser Kind nicht bei uns haben zu können und es alleine in der Klinik lassen zu müssen. Doch dann durften wir ihn endlich mitnehmen, den kleinen Rick. Unsre Freunde waren natürlich außer sich bei dem Anblick des Babys.

Kashya platze vor Vorfreude über unsre schlaflosen Nächte voll Geschrei, Flasche geben und Windeln wechseln. Sie war so schadenfroh dass sie jubelnd durch die Gegend tanzte.

Und sie sollte Recht behalten.. Knapp ein Jahr später wussten wir dass ein Kind keine Leichtigkeit ist. Unsre Nächte waren kurz und stressig. So wie auch Tagsüber. Durch die Probleme mit seinem Magen schrie Cedric das erste halbe Jahr durchgehend.

Während Celia auf den Kleinen aufpasste folgte ich meinem Beruf und lernte den Einzelhandel kennen. So konnte ich mit dem Geld das ich gespart hatte und dem Geld das Danny mir lieh ein eigenes Kiosk eröffnen.

Ich war gerade dabei die Zeitschriften ins Regal zu räumen. Das aktuelle Playboy Cover machte gut was her. Das muss Yo unbedingt sehen! Yo und ich waren große Playboy Fans. Nur Celia und Grace dürften es nie erfahren. Zwei reservierte Hefte legte ich auf Seite für Danny und Yo. Ich konnte sie gerade noch verstecken ehe Grace und Kashya in meinen Laden kamen. Wie jeden Tag. Kashya hatte zwei ihrer fünf Kinder dabei und sah sehr gestresst aus. Auch Grace hatte die Kleine Marisha dabei. Die war grade ein Monat jünger als Rick und kam ohne Probleme zur Welt. Wenigstens das..

Das Aussehen hatte sie von ihrem Papa Yo. Zumindest die Haare. Die Augen kamen nach Grace.

„Moin Sean! Na, fit? Ich hätt gern nen Kaffee.“ „Kommt sofort Grace. Und für dich Kashya?“ „Für mich einfach nur ein Wasser.. Boah, ich will nie wieder ein Kind bekommen. Daher muss ich euch sagen dass ich mich demnächst Operieren lasse.“ „Achso?“ fragte ich neugierig während ich den beiden Mädels die Getränke hinstellte. In meinem Kiosk konnte man sich auf ein paar Barhocker setzen und was trinken so wurde es zu unsrem Cliquentreffpunkt.

„Ja. Ich hab die Schnauze voll, dass meine Verhütungsmittel nicht funktionieren. Entweder ich werde trotzdem schwanger oder vertrage sie einfach nicht. Ich hab jetzt schon alles versucht.. Ich lass mir die Gebärmutter raus nehmen.“ „Na hoffentlich geht das gut. Guck mal kleiner Kyle! Ein Lolli für dich.“

Er guckte mich ängstlich an und versteckte sich hinter seiner Mutter die ihm den Lutscher schließlich gab. Da strahlte er wieder und lachte. So sehr dass es sich in unkontrolliertes Herumgehopse entwickelte: „KAKA!! KAKA!!! JAAAAA!!“ „KYLE!! KAKA SAGT MAN NICHT!!“ „KAKAAA!! HAHAHAAA!“ „Gott, wie peinlich. Ich hasse mein Leben.. Kyle sagt seit kurzem nur noch Kaka.. Und die Anderen sind in einer Trotzphase.. Und Danny.. Wenn du den siehst, Sean, dann sag ihm dass ich meinen gott verdammten Unterhalt haben will!!“

Ja, es war wahr.. Kaum hatte Kashya im Mai ihr letztes Kind bekommen, reichte Danny die Scheidung ein. Ich fand es scheiße von ihm. Aber was soll man da machen? Wenn er es eben so wollte. Kashya sah nicht mal wirklich gekränkt aus. Das Einzige das sie interessierte war, dass Danny seinem Unterhalt nachkommt. Wieder seufzte sie und fing an ihrem jüngsten Kind ne Flasche zu geben.

„Wenigstens hältst du zu mir..“ sagte sie zu der kleinen Chann. Chann war das absolute Lieblingskind ihrer Mutter. Sie hatte wie gewünscht blaue Haare und braune Augen. Das perfekte Ebenbild. Dennoch kamen die Anderen nicht zu kurz. „Was meinst du Grace. Wären Kyle und Marisha nicht ein tolles Paar irgendwann?“ „NEIN.“ „Wieso?“ „Weil.. darum.“ Wahrscheinlich weil Grace auch keine Danny-Nachkommen in ihrer Familie haben wollte, es Kashya aber so nicht sagen konnte.

Wir guckten alle auf Kyle der wieder nur „Kaka“ sagte und Marisha ihren Schnuller weg nahm. Grace wurde ziemlich gereizt und Kashya schämte sich nur noch. Wenn ich mir vorstelle.. Wehe Chann und mein Rick kommen irgendwann zusammen. ICH WILL NICHT OPA VON TAUSEND KINDERN WERDEEEEEN!!!

Die beiden Frauen fingen an zu lästern während ich meine Arbeit weiter machte. Sie lästerten erst über Yo, dann über Danny und letztlich war auch ich das Opfer. Sie taten es tatsächlich in meiner Anwesenheit.. Dennoch beschloss ich sie machen zu lassen und mich nicht einzumischen. Ich würde haushoch verlieren gegen die Beiden.

In dem Moment kam auch Celia mit Rick zurück. Mutter-Kind-Treff in meinem Kiosk?

„Hi Schatz, wo warst du?“ „Einkaufen für unsren scheiß leeren Kühlschrank. Wenn ich nicht einkaufe verhungern wir ja.“ „Jaja.. Mecker nur wieder.“ „Hey Celia, Süße! Setz dich zu uns! Wir lästern gerade über unsre Kerle.“ schlug Grace vor. „Okay, bin ich gleich dabei. Ich bring nur noch die Einkäufe nach oben in die Wohnung.

Kaum war sie zurück ging das Gehetze weiter. Nebenbei noch die Kinder.. Die Geräuschkulisse war unglaublich. Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt und wäre nie wieder aufgestanden.

Ehe wir uns versahen wurde das friedliche Kindergelaber zu einem einzigen Geschrei. Rick hatte Marisha an den Haaren gezogen und kam es zu einer „Babyschlägerei“ vom Feinsten. Da nun sowohl Rick als auch Mari schrien, fing die kleine Chann auch damit an. Kyle guckte blöd in die Runde schreiender Kinder und machte einfach mit. Kashya war total verzweifelt und setzte Chann ab um Kyle daran zu hindern die anderen Beiden zu hauen. Chan nutzte natürlich den Moment um weg zu krabbeln – zu meinem Sohn.. Ich seh schon kommen.. Ich werd doch Opa von tausend Kindern...

Die Mamis waren voll damit beschäftigt ihre Kinder auseinander zu bringen und so hatte sich das Chaos innerhalb von ner viertel Stunde gelöst.

Meine Nerven allerdings, lagen aufgrund von lauten Geschrei blank... Ich brauch nen Kaffee!

„Puh.. Wir gehen nach Hause. Ich mag nicht mehr. Die Kinder dürfen alle erstmal zu meinem Vater übers Wochenende und ich ruhe mich so riiichtig aus.“ „Da freust du dich bestimmt oder?“ „Oh ja, Grace! Ich werde das ganze Wochenende auf der Couch liegen und nichts tun! Absolut gaaar nichts! Wuhu!! Kommt ihr Plagen, wir gehen. Tschüss, Sean. Bis dann Celia, Süße.“ Dann nahm sie Kyle an die Hand und ihre Chann in den Kinderwagen und ging. Auch Grace machte sich mit ihrer Kleinen auf den Weg und ich blieb mit meiner kleinen Familie zurück.

Celia saß mir gegenüber auf dem Hocker während Rick in der Kinderecke spielte.

„Schatz?“ „Was denn?“ „Warum streiten wir in letzter Zeit eigentlich so oft? Bist du nicht mehr glücklich mit mir?“ fragte ich. „Doch bin ich schon...“ „Aber?“ „Aaaber.. Ich bin einfach überreizt derzeit. Rick kostet mich viele Nerven. Er schreit oft und dann muss er sich wieder übergeben wie so oft. Ich krieg ihn kaum richtig ernährt weil er nichts drin behält. Wenn das so weiter geht muss er bald wieder in die Klinik weil er abmagert..“ „Ich weiß.. Das geht ganz schön an die Nerven. Aber wir sollten zusammenhalten und uns nicht auch noch gegenseitig fertig machen.“ „Das stimmt.. Tut mir leid.. Ich lieb dich doch so sehr und bin froh dass wir zusammen sind.“

Ich nahm sie in den Arm und versprach ihr dass sicher alles gut wird. Ich würde alles daran setzen viel Geld zu verdienen damit ich meiner lieben Familie ein gutes zu Hause bieten könnte und alles was sie wollten. Und irgendwann würde ich noch ein Kind mit Celia haben wollen. Sie ließ mich los und gab mir ein Kuss.

„Ich geh nun nach Oben mit dem kleinen Kotzbrocken hihih. Schonmal kochen, damit du wenigstens satt wirst“ „Oh ja. Ich sterbe bald vor Hunger. Bis nachher.. Ich liebe dich. Und heut Abend nimmst du dir mal Zeit für mich, ja?“ „Hihi, ja.“

Kaum war Celia zehn Minuten weg, kam die nächste Nervensäge in Form von Danny rein. Er hatte riesige Augenringe und eine Kippe im Mund.

„Na Alter? Was macht das Leben?“ fragte er mich. „Langweilt sich wie immer. Willst du irgendwas kaufen?“ „Ich will nen Kaffee..“ „KAFFEE!! ICH HABE KAFFEE GEHÖRT!!“ Rief es plötzlich von Draußen und Yo platzte in den Laden. „Ich seh schon.. Zwei Kaffee also. Was zu Futtern dazu?“ „Ne danke..“ „Mir is der Appetit vergangen.“ nuschelte Danny. „Yo, Grace und Mari waren eben auch schon da.“ „Ich weiß! Hab sie unterwegs getroffen. Hach.. Marisha wird von Tag zu Tag immer hübscher.“ „Ja.. Du auch.“ „Sean, du alter Schlingel. Pass auf, ich heirate dich irgendwann noch.“ „Uh ich bin schon ganz heiß drauf!“ „Wie auch immer... WOOO bleibt der Kaffee!!“ „Ja ist ja gut du ungeduldiges Miststück! Ach Danny ich soll dir von Kashya ausrichten dass du den gott verdammten Unterhalt endlich zahlen sollst.“ „Die Schlampe soll sich mal nicht so aufregen. Sie hat fremd gefickt und mir ein Kind untergejubelt. Also ich rede von Ran..“ „Sie wurde wahrscheinlich mit ihr schwanger als ihr getrennt wart.“ „Pff! Ich hab vor einem halben Jahr ein test machen lassen. Und als ich erfahren hab dass dieses Kind wirklich nicht von mir ist, hab ich die Scheidung eingereicht. Kashya ist eh nur Geldgeil.“ „Danny, du solltest deine Familie so akzeptieren, Kashya hat dich ja nicht dauerhaft betrogen. Okay, das Kind ist nicht von dir, aber du kannst doch trotzdem dazu stehen.“ mischte Yo sich ein, was Danny überhaupt nicht passte. Er wurde aggressiv: „HALT DU DICH DA MAL GANZ RAUS MIT DEINER PERFEKTEN KLEINFAMILIE UND DEINEM PERFEKTEN LEBEN!!!“

Aus Wut schüttete Danny ihm seinen ganzen Kaffee entgegen. Ich musste Yo stark zurückhalten Danny nicht an den Hals zu springen.

„GUCK DIR DAS AN DU FREAK!! MEIN HEMD! DAS WAR MEIN LIEBLINGSHEMD!! UND DER KAFFEE! DAS IST DOCH VOLL VERSCHWENDUNG!“ „Du bist ätzend.“ „Yo! Schatz! Geh hoch und lass dir von Celia eins von mir geben. Danny! Was sollte das!?“

Er antwortete mir nicht sondern nahm sich die Playboy-Zeitschrift und blätterte gelangweilt darin rum. Yojiro ging nach oben zu Celia um sich trockene Kleidung geben zu lassen.

Bevorzuge ich inzwischen wirklich Yojiro so sehr gegenüber Danny? Bin ich so ein schlechter Freund geworden? Okay.. Ich war schon immer ein mieser Freund zu Danny. Trotzdem..

„Sean?“ „Was..“ „Du weißt schon dass du den schärfsten Stecher der ganzen Stadt grade mit deiner Frau allein da oben lässt?“ „.. Ich vertraue Yo....“ „...?“ „ICH BIN GLEICH WIEDER DA!!!“

Danny hatte gewonnen. Ich hatte grade kein Vertrauen zu ihm. Er hatte zwar Grace und sein Kind, aber Männer bauen generell gern mal Scheiße und Celia.. Sie ist auch nur ne Frau die scharf auf nen tollen Männerbody ist. Oben angekommen bemerkte ich dass die beiden in der Küche waren. Und Celia half Yojiro sein Hemd auszuziehen da es am Kopf hing.

„Whoa! Danke für deine Hilfe Celia, ich hatte schon Platzangst.“ „Kein Problem, Yo.“

Wie sie sein Oberkörper musterte.. Von oben bis unten mit einem Blick.. So hat sie mich noch nie angeguckt. Yo hatte einen gut trainierten Bauch und meine Frau schien das zu genießen. Und das vor meinen Augen. Was eine Sauerei! Yo ließ sich Zeit – viel Zeit.. Es war fast als würde er eine Erotikshow mit seinem Hemd abziehen.

„Ey Kumpel, ein bisschen schneller bitte.“ „Oh! Hey Sean. Wo find ich was zum Anziehen?“ „Hier rüber.“

Ich reichte ihm ein Shirt von mir und verpasste ihm einen Schubs durch die Haustür um ihm klar zu machen dass er zurück ins Kiosk gehen sollte. Danach stellte ich erstmal meine Frau zu Rede.

„Was sollte das?“ „Was denn, Sean?“ „Diese Blicke.. Als hättest du ihn sogleich bespringen wollen.“ „Ist doch gar nicht wahr!!“ „Bist du unzufrieden mit mir?“ „Das einzige was mich grade an dir stört ist deine Eifersucht!“ „Eifersucht... Ich meine Köperlich.“ „Achsoo! Na dann.. Muss ich mal genauer nach schauen.“

Langsam kam sie auf mich zu und machte sich an meinem Hemd zu schaffen. Zögerlich machte ich ein paar Schritte nach hinten: „Eh.. Ich muss doch aber Arbeiten und das Baby..“ „Cedric schläft und die Arbeit.. Es wird eine kurze Untersuchung Schatz. Also machen sie sich bitte Obenrum einmal frei.“ Ich ließ mich dazu hinreißen nachzugeben und tat es mit ihr an Ort und Stelle. Schön wenn man die ganze Wohnung zur Auswahl hat...

„Boah, Sean!! Was hast du da oben so lange gemacht!?“ fragte mich Yo mit einem fetten Grinsen im Gesicht, als ich wieder nach Unten kam. Er hatte Danny nichts getan und andersrum auch nicht. Sie redeten nur nicht miteinander.

„Nichts.. Ich hab Celia nur noch was gefragt.“ „Aaah.. Ich nenne sowas: Quickie.“ „NEIN!“ „Meine Liebe Seantrine! Ich bin Profi! Ich kann Quicki von Kurzfick, Mittelfick und Langfick unterscheiden.“ „Herzlichen Glückwunsch.“ nuschelte Danny wieder. „Na ein Glück bin ich keine Frau.. Sonst hättest du mich sicherlich auch schon vergewaltigt.“ „Oh ja. Von allen Seiten. Als Mädel wärst du wahrscheinlich rattenscharf, Zuckerschnecke! Hahahaa!!“

Oh mein Gott ist der pervers!! Ich hatte wirklich Angst dass er im nächsten Moment über mich herfallen würde so wie er mich gerade im Arm hielt. Doch ich beschloss locker zu bleiben und einfach mitzumachen.

„Oh ja und wie scharf! Tun wirs jetzt und hier! Danny macht auch mit, dann starten wir ein Dreier!“ „Au ja! Komm Danny!“ Ihm fiel vor Entsetzen einfach nur die Kippe aus dem Mund.

„Aber Seantrine, Baby.. Es tut mir leid.. Ich habe schon eine Frau.“ „Wieso nur.. WIIIEESOO!!! Erst machst du mich geil und dann lässt du mich sitzen!? Ich bin schwanger von dir! Im 17. Monat! Du kannst uns doch nicht alleine lassen!“ „Was!?! Schwanger? Brennen wir durch, Geliebte! Auf ein den Sonnenuntergang!!“ „STOP! WIE SCHWUL SEID IHR EIGENTLICH!? Das ist ekelhaft!!“

Yo zuckte mit den Schultern und hing sich mit dem Mund an die Kaffeemaschine um den Kaffee förmlich auszusaugen. „NEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!“ „WAS!?“ „DAS DING IST LEER!! SEAN TU WAS!!! TUUUU WAS!! MACH DOCH WAS!! BITTÄÄÄÄÄ!!“ „Yo.. Wie wäre es wenn du nach Hause zu deiner Familie gehst.. Dort kannst du dir dann ein Kaffee machen.“ „Ja!! Heim zu Grace und Mari!! Wuhu!!“

Er zitterte leicht und ihm standen schon Haare ab.. Armer Süchtiger. „Ich geh auch wieder.. Muss noch lernen und zu ner Vorlesung.“ „Gut, bis bald Danny.“ „Jo.. Bis bald.“
 

Das vorerst letzte mal dass ich meine Freunde Yojiro Kobayashi und Danny Verone sehen würde.. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was sogleich passieren würde.. Ja.. Was hätte ich dann eigentlich getan?

Veränderung

Lächelnd und zufrieden über mein Leben und meine Freunde räumte ich weiter meine Waren ein. Es wäre schließlich alles normal weiter gegangen. Morgen wäre Yo wieder gekommen, wir hätten gemeinsam Kaffee getrunken und gelacht. Genau wie Kashya und Grace mit ihren Kindern und ihren genervten Gesichtern gekommen wären... Celia hätte wie jeden Tag für uns gekocht und wir hätten eine menge Spaß.. Doch das Leben ist tückisch und gönnt einem nichts..
 

Endlich war die Arbeit fertig und ich konnte durch schnaufen. Im passenden Moment kam auch schon Celia mit Rick auf dem Arm durch die Tür und kündigte an, dass das Essen fertig sei, worüber ich mich total freute – ich hatte einen mords Hunger.

„Ich mach nun dicht für die Mittagspause. Endlich mal zwei Stunden Zeit zum Entspannen.“ „Ja mach das. Ich freu mich auch schon dich endlich mal komplett für mich zu haben, hihi.“

Ich wollte grade zur Tür gehen um sie abzuschließen, als die letzten Kunden des Vormittags rein kamen. Gut, die paar Minuten würden noch Umsatz bringen. Diese Kunden sahen jedoch sehr merkwürdig aus. Sieben Leute auf einmal und alle haargenau gleich gekleidet. Schwarze Anzüge und Sonnenbrillen. Sie verloren kein Wort – verzogen keine Mine. Ich machte ein paar Schritte rückwärts und gab Celia zu verstehen dass sie sich mit Rick zurückziehen sollte.

In meinem Unterbewusstsein läuteten alle Alarmglocken. Dennoch tat ich erstmal so, als wären sie ganz normale Kunden.

„Hallo, die Herrschaften. Wie kann ich ihnen helfen?“ Darauf hin grinsten sie allesamt. Oh Gott... Ob das ein Überfall ist? Aber was kann man hier schon groß holen? Der Gewinn würde zum reich sein nicht reichen. Und dann stockte mir der Atem! Sie zogen wie auf Kommando gleichzeitig eine Knarre! Scheiße!! Instinktiv stellte ich mich schützend vor meine Frau und mein Kind. Celia wimmerte leise vor sich hin. Mir wurde schlecht bei dem Anblick.

„Was.. Was wollt ihr!?!“ „Hände hoch und nicht bewegen! Vielleicht verschonen wir dann die Frau und das Balg.“ Mit rasendem Herzen tat ich wie befohlen und hob die Hände in die Luft. Celia jedoch konnte nicht, da sie Rick auf dem Arm hatte. Einer der sieben Männer packte sie grob am Arm, was mich tierisch aufregte. Es war mir egal, ob ich sogleich erschossen werden würde ~ Ich trat ihm in den Magen, sodass er zusammen brach. Wahrscheinlich würden sie im nächsten Moment auf mich schießen..

Rick schrie inzwischen und Celia war starr vor Angst. Ich würde jeden zusammenschlagen der sich den beiden nähern würde. So sehr ich auch dachte gleich erschossen zu werden – es passierte nichts.

Sie schossen nicht auf mich sondern gingen zu viert auf mich los. Einen davon packte ich noch, doch den Anderen war ich einfach unterlegen. Sie hielten mich fest und schlugen mir die Nase blutig, weshalb Celia aufschrie und die gesamte Aufmerksamkeit von den Kerlen bekam. Einer von ihnen zerrte sie von mir weg und hob ihr ein Messer an die Kehle. Ein Anderer nahm meinen schreienden Sohn.

„So! Familie Coldfire nehme ich an. Freut mich die Bekanntschaft zu machen.“ „LASST MEINE FRAU UND MEIN KIND LOS!! BRINGT MICH UM WENN IHR WOLLT ABER LASST DIE BEIDEN VERDAMMT NOCH MAL IN RUHE!!“ „Na, wir wollen sie doch lebendig, warum sollten wir sie also für zwei nutzlose Viecher erschießen?“ „Was wollt ihr!?“ „Nun.. Wir kommen von einer Untergrund-Organisation und werden sie nun mitnehmen.“ „WER SAGT DAS!?“ „Unser Chef. Ein Racheauftrag – nichts weiter.“ „RACHE!? Für was? Ich hab doch nichts getan!“ „Wir wissen nicht mehr als uns aufgetragen wurde. Sie werden nun ihren Arsch bewegen Herr Coldfire oder sie hatten mal eine Schlampe und ein Balg.“

Ein Moment der Stille trat ein und ich guckte rüber zu Celia, der schon Blut über den Hals floss, so fest drückte der Typ zu. Ich fragte mich was ich getan habe, dass sich jemand auf die Art und Weise an mir rächen will. Das ist doch grausam!

„Also?“ „LASST ES!!! Ich.. Ich komme mit euch.“ „So ist brav. Ich wusste wir würden ins Geschäft kommen und können uns einigen.“ „EINIGEN!?IHR HABT MICH ERPRESST!“ „Denkst du wir kennen so etwas wie Fairness? Lasst das Balg und die Schlampe los, ihr Deppen.“ „Jawohl, Sir.“

Ich rannte sofort zu den beiden und nahm sie in den Arm. Muss ich meine Familie nun verlassen!? Würde ich nun wieder alles verlieren was ich habe? Meine Familie – die wichtigsten Menschen für mich.

„Darf ich wenigstens noch Abschied von meiner Familie nehmen?“ „Hmm.. Fünf Minuten. Und wehe ihr haut ab, dann seid ihr alle dran.“

Sie gingen raus und ließen uns drei alleine. Mir ging es schlecht bei dem Gedanken hier weg zu müssen und keine Ahnung zu haben warum überhaupt. Ich hatte nichts und niemandem etwas getan.. Keinen Grund geliefert Rache ausüben zu müssen..

Und dann diese komischen Typen... Warum gleich eine seltsame Organisation? Warum wollen sie mich mitnehmen und nicht einfach umbringen? Wieso ich!? Ich wusste gar nicht was ich Celia nun sagen sollte.. Sie war immer noch starr. Chaos und Totenstille durchdrangen den Raum bis meine Frau auf einmal anfing laut los zu heulen. Sie fiel mir in den Arm.

„Sean!!! Sean, ich will nicht, dass du weg gehen musst!! Was ist hier los!? Was sind das für Kerle! Hast du was angestellt??“ „Schatz.. Ich weiß genauso wenig wie du was hier vor sich geht! Ich will auch nicht gehen! Ich will glücklich mit dir sein, will unseren Sohn aufwachsen sehen. Mit Yo und Danny noch viel Zeit verbringen... Aber ich werde mit gehen. Euch beiden darf keineswegs etwas passieren. Ich liebe euch doch so sehr..“

Uns kamen beiden die Tränen als ich das sagte. Selbst der Kleine merkte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er schaute mich besorgt an und streckte seine kleine Hand nach mir aus: „Papa?“

Der Alptraum von früher schien wieder zurück zu kehren. Wieder drohte ich alles zu verlieren und alleine zu sein. Aber nun musste ich keinen kühlen Kopf bewahren. Ich wurde schon einmal aus meinem Alptraum gerettet. Ich würde sicher wieder gerettet werden. Tief atmete ich ein und legte meine Hände auf Celias Schultern.

„Ich werde euch beide vermissen und immer lieben – egal was passiert. Du darfst nicht traurig sein und immer wenn du Rick anguckst, dann denk bitte an mich, ja?“ „Okay.. Ich werde gut.. Auf Rick aufpassen.“ „Hey, du hast ihn ja mal nicht Cedric genannt!“ „Ich weiß doch.. Wie gerne du den Namen Rick magst.. Also werde ich ihn von nun an so nennen, für dich.“

Wieder fing sie an zu schniefen und heulte krampfhaft. Es ging alles so schnell. Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Ich muss gleich raus.. Hör zu, ich versuch mich so schnell es geht zu melden.“ „Was!? Aber das darfst du doch nicht!!“ „Ich werd es schon irgendwie schaffen! Vertrau mir. Und noch etwas.. Sag Rick auf keinen Fall.. Wer und wo sein Vater ist.. Zu seinem eigenen Schutz. Und vielleicht wäre es besser du gehst mit Rick wieder nach Amerika. Da findet euch niemand..“ „Aber Sean... Was ist mit unseren Freunden? Ich kann doch hier nicht alles aufgeben.“ „Es ist wichtig! Denk an unser Kind! Ihm darf auf keinen Fall etwas passieren! Schatz, bitte!“ Es fiel mir schwer das zu sagen. So verdammt schwer... Aber es war besser so! Ich nahm die beiden noch einmal in den Arm als die letzte Minute verstrich. Schade, dass ich sie mit weinenden Gesichtern in Erinnerung halten musste.. Aber sollten wir lachen? Celia bekam von mir noch einen innigen Kuss – unser vorerst letzter wahrscheinlich. Dann verließ ich das Kiosk in dem ich das laute Schluchzen meiner Frau hören konnte. Vor mir stand eine riesige lange Limousine, auf deren Hintersitz man mich drängte. Der alte Mann, der neben mir saß und mich musterte interessierte mich erst gar nicht.

Als die super deluxe Karre los fuhr schaute ich traurig meinem alten geliebten Leben hinterher. Bis das Kiosk und unsere Wohnung hinter der Ecke verschwanden. Ich hatte so eine Wut in mir.. Wären die hier nicht alle bewaffnet wäre ich Amok gelaufen.

Erst jetzt drehte ich mich zu dem Alten, der mich immernoch interessiert musterte: „Fertig geguckt, junger Mann?“ „Tzz.“ „Nun, ich kann mir vorstellen dass du nicht mit mir reden möchtest.“ „...“ „Das kann ich verstehen.“ „WIE BITTE!?! VERSTEHEN!? GAR NICHTS VERSTEHST DU, ALTER SACK!!! MEIN SOHN IST GRADE MAL EIN JAHR ALT! ER WIRD SEINEN VATER NIEMALS KENNEN LERNEN!! MEINE FAMILIE WURDE SO EBEN ZERSTÖRT!!! ELENDER DRECKSACK!!“ „Jetzt beruhige dich du törichtes Balg. Wenn ich bitte erklären darf: Unsere Organisation wurde auf dich aufmerksam gemacht. Ja, da steckt jemand mit großem Hass dahinter. Wir haben viel Geld bekommen für unsere Dienste und einem guten Mitglied helfen wir natürlich. Tot wärst du zu schade.. Du hast gutes körperliches Potenzial ausgebildet zu werden. Falls du die Ausbildung jedoch ablehnst, töten wir dich.“

Wer zur Hölle steckt hinter der ganzen Sache? Wer hasst mich so sehr, dass er mit einem Schlag mein gesamtes Leben zerstören will? Ausbildung.. Sterben wollte ich noch nicht. Vielleicht würde ich es irgendwie schaffen mich loszureißen..

„SCHEIß ORGANISATION!!! ICH WILL KEINE KRUMMEN DINGE TUN UND IRGENDWANN SOGAR IM KNAST LANDEN! ICH WILL ZURÜCK ZU MEINER FAMILIE!! DIE BRAUCHEN MICH!!“ „Du verstehst nicht.. Deine Familie wird dich im Handumdrehen vergessen haben. Menschen können sehr unabhängig sein. Deine Frau wird wohl bald einen neuen Mann finden – du bist ersetzlich. Und dein Sohn.. Wird sich nicht einmal an dich erinnern – also erzähl mich nichts von wegen „brauchen.““

In mir stieg die blanke Wut hoch.. Celia würde mich niemals durch irgendeinen Typen ersetzen! Niemals!! Ich fing an zu überlegen.. Wer würde mich loshaben wollen? Von meinen Freunden würde das niemand machen auch wenn Danny in letzter Zeit eifersüchtig war. Dann wäre wohl Yo das Opfer.. Ich muss herausfinden wer diese Leute beauftragt hat mich zu entführen. Unauffällig guckte ich mich in der Karre um und sah aus der Tasche des alten eine Knarre gucken.

In meiner Verwirrung und Verzweiflung war ich zu allem bereit und nichts und niemand würde uns gerade stören. Die mysteriösen Männer die mich geholt haben, stiegen alle in eigene Autos ein.

So nutze ich die Gelegenheit und krallte mir die Waffe schneller als der Greis reagieren konnte. Mit ordentlich Druck hielt ich sie ihm gegen die Schläfe: „SAG!!! WER WAR ES!?! WER HAT EUCH BEAUFTRAGT!! ICH WILL DEN NAMEN SOFORT ODER ICH KNALL DICH AB ALTER SACK!!“ „Oh Junge, sei doch vernünftig.“

Er zeigte keinen Anschein von Angst.. Er wusste, ich würde nicht schießen können, mist! „ICH MACH ERNST!!“ „Du bist verzweifelt.. Okay ich sag es dir.. Ist ja eigentlich egal. Der Kerl, der dich als Störfaktor empfindet heißt Yamon.“ „Yamon... Wer war das nochmal...“ „Denk mal nach.. Wir haben ja Zeit, nicht? Ein bisschen Sekt oder so?“

Scheinheiliges Pack! Yamon.. Irgendwie kommt der Name mir bekannt vor.. Wann hatte ich mal Kontakt mit einem Yamon? Plötzlich schlug es ein wie ein Blitz!! Yamon von der Schule damals!! Wir standen immer gemeinsam auf dem Pausenhof mit Danny und Patrick!! Ein eher unwichtiger Typ der mir immer suspekt vorkam. Er war still und hatte immer einen seltsamen Blick drauf.. Doch.. Er fuhr auf Celia ab! Von Anfang an. DAS IST ES! Er war eifersüchtig! Weil ich Celia bekam und er nie... Und dann hat er sich wohl nach der Schule dieser Organisation angeschlossen.. Ihnen Geld gegen und mich weg schaffen lassen.. Das ist die Lösung!

In diesem Moment stand für mich fest.. Ich würde dort bleiben.. Diese Ausbildung machen – und Yamon auslöschen bevor er sich meine Frau schnappen würde. Ich war mir sicher, er würde sich an sie ran machen sobald sie ihren ersten Schmerz überwunden hätte. Vielleicht in einem halben Jahr oder so..

Die einzige Möglichkeit aus der Sache raus zu kommen wäre wohl, gehorsam sein, zu lernen und mich hochzuarbeiten. Wenn ich erstmal eine höhere Position hätte, würde mich keiner mehr aufhalten zurück zu den Anderen zu gehen. Nur.. Wie lange würde ich dazu brauchen? Vielleicht haben mich bis dahin alle schon vergessen.. Ich hasse mein Leben...

Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht. Das Hauptgebäude war getarnt als Japanischer Tempel. Das Haus war riesig. Die Fassade rot - weiß gestrichen, umgeben von Pflanzen und einem Gartengelände. Um das Gelände führte eine Mauer bis zum Haupteingang den wir mit der Limousine passierten. Ich war mir jedoch gleich sicher, es würde noch einen unterirdischen Ausgang geben. Man würde nur an einem völlig anderen Ort raus kommen. Falls das Gebäude doch entlarvt werden sollte. Wer würde in so einem Haus schon eine Kriminelle Organisation vermuten?

Wir fuhren ein ganzes Stück bis zum Haupthaus. Ein kleiner Bach führte durch den ganzen Garten. Es gab unzählige kleine Brücken, über die man laufen konnte. Weiter hinten gab es dann noch eine Trainingshalle. Die Türen standen gerade offen. Einige Leute waren am tranieren mit Samurai-Schwertern.

Der Gang zum Chefbüro war größer als das größte Zimmer in meinen bisherigen Wohnungen. Und die Zimmer... Riesig! Es waren richtige Wohnungen... Allesamt mit Küche und Balkon. Richtig luxuriös hier...

„Ähm... Ich dachte immer ein Versteck für so eine Organisation sei kleiner und nicht so protzig.“ sagte ich verwundert während ich dem Greis folgte und mich umsah.

„Nun.. Wer würde schon hiervon denken was sich hier wirklich verbirgt? Das gesamte Umfeld denkt dies sei ein Hotel zum Entspannen. Die Gartenanlage wirkt hierbei Wunder. Unsere Mitglieder sind gut ausgebildet und auch noch rund um entspannt bei dem Umfeld. Du wirst Strategie und Kämpfen lernen und ich hoffe du wirst deine Arbeit gut machen, ansonsten bist du unbrauchbar und wirst wohl doch der Kugel zum Opfer fallen.“

Ich muss mich auf jeden Fall anstrengen damit ich hier schnell wieder weg kann. Den nächst besten Moment werde ich nutzen um zu fliehen. Er zeigte mir das Büro wo er die Chefarbeit übernahm. Allerdings war er nicht mal der richtige Chef sondern auch nur ein Untergeordneter für den Hauptsitz in Amerika.

„Setz dich, junger Mann.“ „Wie lange wird denn die Grundausbildung dauern?“ „Drei Monate.“ „WAS NUR DREI!? SO SCHNELL SOLL DAS GEHEN???“ „Aber ja. Ich gebe dir noch einen Rat bevor du dein neues Zimmer beziehen darfst.. Ein paar der Agenten des Hauptsitzes sind hier eingeschleust. Halte dich von ihnen fern. Mit ihnen ist nicht zu spaßen.“ „Ähm.. Okay..“ „Nun werde ich dir noch die Trainingshalle vorstellen. Folge mir bitte nocheinmal.“

Ich fühlte mich inzwischen gar nicht mehr wie ein Entführter. Der Schmerz über das was soeben noch passiert war, verfolgte mich zwar tief, aber die äußeren Eindrücke überrannten mich einfach so. Endlich sah ich den Garten von innen. Ich folgte dem Alten über einen Weg aus Kieselsteinen, über viele Brücke. Um uns wuchsen die schönsten Pflanzen und wenn man genau ins Wasser sah, konnte man die Koi-Karpfen beobachten... Hammer.. In der Halle waren immernoch alle am Trainieren. Und beim genaueren Anblick erkannte ich sogar Yamon.. Dieses Arschloch. Sein selbstgefälliger Blick verriet mir, dass es wirklich stimmte. Ich hätte ihn erschlagen können.. Wieder ballte sich die Wut in meinem Bauch.

Schlimmer wurde es noch, als er scheinheilig auf mich zukam und mir die Hand schüttelte: „Sean mein alter Kumpel! Bist du das wirklich? Wow!! Du siehst so gut aus. Hast dich wohl gemacht. Wie geht’s Celia? Seid ihr noch zusammen? Solltest du Anschlussprobleme haben, kannst du immer zu mir kommen, ich bin doch dein Freund.“ „Natürlich.. Ich weiß zwar nicht warum ich hier bin, aber ist ja auch egal.. Irgendjemand muss mich verpfiffen haben, hehe.“ „Vielleicht. Man redet hier nicht viel. Aber falls ich höre wer dafür verantwortlich ist, sage ich dir sofort bescheid.“ „Nett von dir.“

Diese scheinheilige Sau... Ich sah förmlich die Freude aus seinen Augen springen.. Ich sah ihn wie er in ein paar Monaten auf einmal bei Celia vorbei schaut... Und wie sie auf ihn herein fällt.. Nein! Das würde sie nicht tun!!! Er lügt mir einfach so dreist ins Gesicht.. Etwas das ich wohl auch wieder lernen sollte..

Ich werde ihm zeigen dass man sich nicht mit Sean Coldfire anlegen sollte.. Ich habe bisher niemandem etwas schlimmes angetan.. Nicht einmal wirklich daran gedacht – doch er hat meine Familie zerstört.. Allein dafür wird er bezahlen.

Nachdem der Rundgang beendet war durfte ich mein Zimmer beziehen. Es war hell.. Aber sehr still. Ich fühlte mich einsam und ließ mich auf Bett fallen. 16 Uhr... Ich würde wohl gerade gemütlich mein Kiosk weiter führend und mich auf den Abend mit Celia und Rick freuen.. Statt dessen liege ich nun hier. Meine beiden Lieben unerreichbar.. Morgen würde ich nicht Yo und die Anderen sehen. Wir würden nicht miteinander Kaffee trinken und lachen.. Niemals mehr...

Das erste mal seit Langem fing ich an richtig lautstark aus Einsamkeit und Trauer zu weinen. Ich vermisste sie alle so sehr..

Drei Monate dachte ich Tag für Tag – Stunde für Stunde nur an Celia und Rick.. Sie gaben mir die Kraft das Ganze durchzustehen. Ich war am Ende – konnte kaum schlafen und wenn dann nur, weil meine Augen nicht mehr wollten und ich mich müde heulte.

Für Yamon war ich der gute Freund.. Und meine Ausbildung hatte ich beendet. Ich konnte nun gezielt schießen und Kampfsport hatte ich auch gelernt. Zudem sämtliche Tricks einen Gegner zu Boden zu bringen. Aber auch wie ich strategisch beeinflussen kann.

Es war der Abend der Prüfung, die in der Halle stattfand. Ich habe hart gearbeitet um es zu hundert Prozent zu schaffen! Wir standen alle versammelt unten, der Chef auf dem Podium. Ich war grade durch allen zu zeigen dass ich die letzten drei Monate gut aufgepasst hatte. Ich wurde nach Oben zum Chef gerufen um mein Zeichen der Mitgliedschaft zu erhalten. Er legte seine Hand auf meine Schulter.

„Coldfire, ich hätte nicht gedacht, dass du dem standhalten wirst. Ich bin stolz. Du hast die Prüfung bestanden. Nun, nimm dies und halte es in Ehren.“ Er überreichte mir eine Knarre.. Meine eigene.. Ich hasste sie jetzt schon. Zu ehren... So ein Beschiss.. „Wähle nun einen Partner. Ihr werdet gemeinsam Aufträge erhalten wie beispielsweise Schutzgeld einholen oder Erpressungen.. Später noch andere Dinge. Wen wählst du?“ „Oh.. Da fällt mir doch direkt nur einer ein. Mein bester Freund Yamon.“

Er strahlte über beide Ohren.. Ja.. Freu dich so lange du noch kannst du kleiner Sack!

Einige Minuten später waren wir bereits wieder uninteressant und so konnte ich geschmeidig mit Yamon abhauen unter dem Vorwand mit ihm reden zu wollen. Wir standen alleine auf dem halb beleuchteten Korridor der zweiten Etage.

„So, also was gibt’s? Kann ich irgendwas für dich tun, Sean?“ „Ach.. Ich wollte mich nur mal bei dir bedanken.“ „Oh! Wofür denn?“ „Dafür dass du... MEIN LEBEN ZERSTÖRT HAST!!“

Dabei drückte ich ihn an seiner Kehle mit meinem Unterarm an die Wand.

„Wo.. Wovon redest du!? Lass mich los!“ „Wovon ich rede? Hör doch auf mit dem Theater. Du weißt ganz genau was ich meine.. Und? Willst du dich demnächst dann an meine Frau ran machen? Du warst doch schon immer eifersüchtig auf mich.. Weil Celia mich wollte.. Von Anfang an! Sie steht nicht auf Feigline und Lügner!“

Er sah sehr verängstigt aus und wusste wirklich genau was ich meinte. Das sah ich ihm an seinen Augen an. Jedoch wollte ich ein Geständnis! Ich wollte es aus seinem Mund hören.

„SAG ES!! ARSCHLOCH!!! Abstreiten bringt nichts! Sterben wirst du so oder so.“ Ich holte meine frisch geschenkte Knarre aus und hielt sie ihm an den Kopf. „Hehe.. Ich weiß du wirst es nicht tun. Du kannst niemanden töten.“ „Warum sollte ich nicht? Du hast mir alles genommen.. Tja..“ „Ja... Ich habe es getan.. Ich hab ihnen Geld gegeben um dich hierher zu bringen.. Du kommst hier nie wieder raus. Wenn du mich jetzt umbringst eh nicht. Du landest im Knast, das schwöre ich dir.. Und deine Celia.. Liegt bald stöhnend unter mir. Haha.“

Als ich mit ihm fertig war, waren meine Klamotten voller Blut.. Der Teppich auch.. Der laute Knall war natürlich nicht zu überhören und so dauerte es nicht lange bis der Chef und die Anderen auch zur Stelle waren. Sie schauten mich schockiert an.

„COLDFIRE!! WAS SOLL DAS!!!“ „Verpisst euch..“ „Junge!! Warum hast du ihn umgebracht!?“ „VERPISST EUCH ALLE!! ICH KNALL JEDEN VON EUCH AB!!“ „Tu es nicht!“ „Ihr.. Glaubt ja gar nicht wie egal ihr mir alle seid.. wie egal mir mein Leben ist... Ist doch egal wenn ich euch abschieß, nicht wahr?“

Um zu zeigen wie ernst ich es meine schoss ich auf noch zwei von ihnen.. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle! Mein ganzes Leiden der letzten Monate brach auf einmal aus. Mein Herz schlug wie wild und ich sah nur eine Möglichkeit: Weglaufen! Die Situation war mir komplett über den Kopf gewachsen. Ich rannte am Chef und allen anderen vorbei in meine Unterkunft, wo ich mich mit dem Rücken an die Tür lehnte und zu Boden sinken ließ. Meine Knarre warf ich aus Zorn über mich selbst durch das Zimmer.

Ich habe es getan.. Ich habe drei Menschen erschossen... Ich bin ein Mörder und nicht besser als meine Alten. Ally wäre entsetzt wenn sie das nun sehen könnte.. Sie würde mich hassen. Wie auch alle Anderen.. Celia. Meine Freunde.. Rick hat einen Mörder als Vater..

Ich spielte mit dem Gedanken mich selbst auszuschalten damit ich anderen Leuten schlimmeres ersparen könnte. Ich war einsam ohne Hoffnung jemals wieder bei meiner geliebten Familie zu sein. Was hatte es noch für einen Sinn. Mein Blackout führte mich zu meiner Waffe, die am anderen Ende des Zimmers lag..

Ich hielt sie mir an den Kopf, dachte an nichts und hörte nur – klick... Sie war.. leer.. Nichteinmal das konnte ich.. Klasse.. Und dann sah ich nach unten.. Zum Schreibtisch – wo ein Telefon stand.. Celia... Langsam fasste ich mich wieder, warf die Waffe aufs Bett und überlegte ob die Leitungen wohl abgehört werden würden.. Sicher.. Aber die Versuchung war zu groß.

„Celia?!?“ „SEAN!! Wo bist du!?!! ICH HAB DICH SO VERMISST!!“ „... Ich habe etwas schreckliches getan.. Du wirst mich hassen..“ „Wieso? Schatz!! Wie geht es dir? Du hörst dich beschissen an!“ „Wir treffen uns morgen in New York.“ „WIE BITTE!?! Wie soll ich das schaffen?“ „Flughafen 14 Uhr..“ „Aber..“

Dann hatte ich schon wieder aufgelegt.. Ich muss es schaffen sie zu sehen.. Alles oder nichts..

Kampf

Wenn du Tag für Tag nur Hass, Zorn und Trauer verspürst, denkst du irgendwann, dass eh alles sinnlos ist. Die drei Monate in der Organisation haben mich depressiv und kalt werden lassen. So sehr, dass ich mir sogar das Leben nehmen wollte. Der einzige Gedanke der mich noch davon abhielt war meine Familie..

Ich hatte es geschafft Celia zu sagen, sie solle nach New York kommen. Und so musste ich es natürlich auch tun.. Aber wie kommt man ins Ausland wenn man in einem getarnten Tempel gefangen ist? Das restliche Personal und auch der Chef machten sich nichts weiter aus meinem Ausbruch. Für ihn war es nur ein weiteres Zeichen meiner Skrupellosigkeit und Brauchbarkeit. Yamon wurde ersetzt – ganz einfach. Die folgende Nacht war grauenhaft. Die Gedanken an meine Tat verfolgten mich. Dazu wusste ich nicht wie ich nach New York kommen sollte.

Vielleicht gibt es ja hier wirklich einen unterirdischen Ausgang so wie ich es Anfangs vermutet hatte? Mitten in der Nacht um drei packte ich die paar Sachen die ich hier bekommen hatte und schlich mich durch die dunklen Korridore. Das Wachpersonal war nicht wirklich aufmerksam und so schaffte ich es immer tiefer in das Gebäude zu kommen. Ich nahm Wege, die ich bisher nie gesehen hatte. Meine Vermutung lang weit unten im Gebäude. Jede Möglichkeit in die Unteren Geschosse zu kommen nahm ich wahr. Irgendwann stieß ich dann auf einen Fahrstuhl, neben dem ein Verzeichnis war. Und ich hatte recht.. Er führte zu einer Garage die nach Draußen verlief.

Ich nahm das Risiko erwischt zu werden auf mich, stieg ein und fuhr bis ganz unten. Die Luft dort war stickig, jedoch war alles leer und verlassen. Ich vermutete auch Überwachungskameras, daher war ich ganz besonders vorsichtig. Mein Herz schlug wie wild.. Würde ich es schaffen hier raus zu kommen, dann wäre ich wieder frei.. Ich wusste nicht wie lange ich in der Tiefgarage unterwegs war... Aber irgendwann wurde die Luft wieder klarer und die Ausfahrt führte nach Oben. Der Weg stimmte!! Ich war draußen!! Juhuuu!! Frische Luft in Freiheit! Die Ausfahrt endete einige Kilometer abseits des Tempels. Ich konnte ihn von Weitem sehen. Umso schneller rannte ich davon um nicht mehr gefunden zu werden. Mein Weg führte mich auf die Bank. Zum Fliegen bräuchte ich Geld – viel Geld.. Und ich hoffte ich würde mein Sparkonto vorfinden wie ich es in Erinnerung hatte. Glück gehabt! Es war noch genug Geld übrig..

Mit dem nächsten Taxi wurde ich zum Flughafen gefahren.. Dort war ich schon ewig nicht mehr. Das letzte mal mit meinen Alten.. Hier hatte alles begonnen..

„Guten Abend, der Herr. Sie sind aber spät noch unterwegs.“ „Ja.. Es ist wichtig! Gibt es noch einen Flug nach New York für die nächsten Stunden!?“ „Oh.. Da muss ich schauen. Einen Moment bitte.“

Die Frau tippte auf ihrer Tastatur herum und war eine Weile beschäftigt. Ich guckte mich um.. Hoffentlich ist hier niemand aus der Organisation! Mann, war ich nervös. Nachdem sie einen Platz für mich in zwei Stunden ausfindig machen konnte und ich bezahlt hatte, setzte ich mich in den Warteraum und schaute mich pausenlos um. Ich hatte solche Zweifel dass dieser Flug klappen würde. Ich würde meine Frau bestimmt wieder nicht sehen..

Ich hatte Glück.. Endlich mal.. Mein Flug ging reibungslos. Niemand kam mir dazwischen. So nutzte ich die Zeit im Flugzeug um mich endlich mal seit Langem zu entspannen. Fast den gesamten Flug über schlief ich herzhaft. Immerhin ging es ziemlich lange.

Pünktlich um 14 Uhr stand ich da und suchte nach Celia. Blieb nur zu hoffen, dass sie es auch schaffte auf die kurze Zeit einen Flug zu bekommen. Ich guckte mich so verzweifelt um, dass ich eigentlich niemanden mehr sonst wahrnahm.. Daher war ich erschrocken als ich mit einer Frau zusammen stieß. Sie kam mir bekannt vor... Aber woher? Celia war es nicht.. Auch sie musterte mich skeptisch.

„...Sean?“ „Ehm...“ „Bist du das?“ „Ja, ich bin Sean... Und..?“ „SEAN!! WIE SCHÖÖÖN!!“ Freudestrahlend sprang sie mir in die Arme und drückte mich fest. Okay.. Celia sollte sich noch ein paar Minuten Zeit lassen. Die würde das nur wieder falsch verstehen. „Erkennst du mich nicht? Ich bin es!! Terry!“ „TERRY!?! Ich hab dich gar nicht erkannt!! Gut siehst du aus!“

Da stand sie nun auf einmal vor mir.. Einfach so! Wie aus dem nichts. Dabei dachte ich, wir würden uns niemals wieder sehen..

„Danke.. Aber dir scheint es nicht so gut zu gehen.. Du siehst schrecklich aus. Was ist passiert!?! Und vor allem.. Wo warst du damals auf einmal!? Du bist nie wieder in die Schule gekommen...“ sagte sie traurig und guckte zu Boden. „Meine... Eltern haben den Mörder von Ally.. Naja.. Sie haben Selbstjustiz begangen.“ „Oh Gott!!“ „Und dann sind sie mit mir nach Japan geflohen wo ich heute noch lebe..“

„Jetzt verstehe ich... Deine Eltern sind Idioten...“ „Oh ja.. Dafür sitzen sie nun im Knast und warten auf ihre Strafe.“ „Das was die dir Angetan haben.. Dafür haben sie es ja irgendwo verdient.“ „Was soll ich dazu sagen.. Hör mal, wohnst du noch in Chicago?“ „Klar. Bin grade auf dem Rückflug. Meine vier Kinder warten schon auf mich.“ „VIER!?“ „Ja.. Von vier Männern.. Ich weiß auch nicht.. Ich hab nie mein Glück gefunden. Schade, aber was soll's.. Ich komm auch ohne Mann zurecht. Und du? Hast du ne tolle Familie inzwischen?“ „Ach.. Es gab Anfangs Schwierigkeiten, aber ja, ich habe eine Frau und einen kleinen Sohn.“ „Das freut mich.“ antwortete sie lächelnd. Von meinen derzeitigen Problemen und der Organisation erzählte ich ihr nichts.. Sie muss sich nicht unnötig Sorgen machen.

„Kannst du... Kannst du für mich eventuell Ally's Grab besuchen gehen wenn du wieder zu Hause bist??“ „Gerne. Ich geh jede Woche hin.. Erzähle ihr alles. Ich kümmere mich um das Grab, auch für dich.“ „Da bin ich erleichtert.“

Jahrelange plagende Gedanken verschwanden hiermit.. Ich fragte mich oft ob ihr Grab verwahrlosen würde ohne Pflege. Besucht sie jemand? Denkt sonst noch jemand an sie? Wäre sie mir böse, weil ich noch nie an ihr Grab kommen konnte? Aber nun.. Terry kümmert sich darum. Ich war wirklich erleichtert dass es jemanden gab, der Ally auch nicht vergessen hatte. Noch einmal nahm ich sie in den Arm, weshalb sie anfing zu weinen: „Sean.. Ich hab dich so vermisst damals.. Ich glaube ich wäre ewig mit dir zusammen geblieben wärt ihr nicht gegangen. Ich bin froh dass ich dich nochmal treffen durfte.“

Wenn ich Celia und mein aufgebautes scheußliches Leben nicht hätte, wäre ich ihr wohl sofort gefolgt. Aber nun war es viel zu spät für Terry und mich. Sie musste dann auch schon zu ihrem Flugzeug. Mit Tränen in den Augen winkte sie mir noch einmal zu und ich dankte Gott dafür, mir einmal eine Freude bereitet zu haben.

„SEAN!!!“ rief es auf einmal hinter mir, wovon ich zusammen zuckte. Es war Celia die mir in die Arme fiel und einen Tränenausbruch bekam. Ich freute mich sie zu sehen, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Ich konnte nicht heulen oder lachen vor Freude.. Alles war so kalt in mir... Nichteinmal meine Arme konnte ich um sie legen, weshalb sie von mir ab ließ und mich fragend musterte: „Schatz.. Was.. Was ist denn los? Freust du dich nicht, dass wir uns endlich wieder sehen können? Du.. Bist so anders irgendwie..“ Natürlich war ich anders.. Die letzten Monate prägten mich mit Hass, Wut und Angst.. Panische Angst. Wie sollte ich jetzt so wie immer sein? Dennoch spielte ich ein Lächeln auf: „Natürlich freue ich mich! Komm her.“

Nach einer Umarmung setzten wir uns ins Flughafen-Café. Meine Augen suchten wieder die komplette Umgebung nach Leuten aus der Organisation ab.

„Wie geht’s Rick?“ „Ihm geht’s gut. Ich hab ihn bei einem Kindermädchen gelassen. Vielleicht wäre es zu gefährlich ihn mitzubringen.“ „Ja, da hast du richtig gedacht.“ „Was hast du nun vor? Ich denke mal nicht dass du einfach so mitkommen kannst oder?“ „Ehrlich? Ich hab keine Ahnung was ich nun tun soll. Ich bin abgehauen.. Wenn ich nicht wieder komme, finden sie mich.. Und dann wird alles noch schlimmer..“ „Kann sein..“ antwortete sie traurig und leise.

„Ich wollte mich gestern umbringen..“ „WAS!?!!! Sag das das nicht wahr ist!! DAS WOLLTEST DU NICHT!! DAS... Das darfst du nicht tun! Du kannst uns doch nicht alleine lassen.. Warum!?“ „Ich hab was getan, das ich bereue...“ „Das wäre?“ „Ich hab.. Drei Menschen erschossen...“ „Aber.. Das könntest du doch gar... Nicht..?“

Mit einem Schlag merkte sie, dass ich meine Aussage verdammt ernst meinte und keinen Spaß mit ihr trieb. Ihr Gesicht wurde Kreidebleich und sie legte ihre Hand auf ihren Mund vor Entsetzen. Gerade als ich mich weiter dazu äußern wollte, stand sie auf und klatschte mir eine. So richtig schmerzhaft mit der Rückhand. Mit offenem Mund starrte ich sie an.

„Warum tust du so was!?! Was bist du nur geworden!! Das ist nicht mehr mein rücksichtsvoller und warmherziger Mann! Versprich mir dass du nie wieder irgendwas gegen dich richten wirst um dich umzubringen!! NIE WIEDER!!“ „Ich... Versprochen..“

Sie setzte sich wieder hin und schwieg.. Wir redeten allgemein nicht viel miteinander. Alles war so ungewohnt, dabei war unsre Nähe sonst immer so selbstverständlich.

„Was hast du die letzten drei Monate überhaupt gemacht, Schatz?“ fragte sie mich um die Stille zu brechen. „Ich war viel allein.. Hab trainiert und gelernt wie man schießt.. Ich hab auch herausgefunden wem wir diese Scheiße hier zu verdanken haben.“ „Wem!?“ „Kennst du noch Yamon? Aus der Schule damals?“ „Oh mein.. Gott! Der Yamon!? Der immer auf mich abgefahren ist und ein Korb nach dem anderen von mir bekam?“ „Ja.. Genau der.“ „BOAH!! WENN ICH DEN IN DIE FINGER BEKOMM!! ICH MACH IHN FERTIG!!!!“ „Das brauchst du nicht.. Hab ich schon getan. Gestern.. Ich war so sauer auf ihn. Lügt mir scheinheilig ins Gesicht und tut auf besten Freund.“ „Trotz allem hast du kein Recht ein Menschenleben auszulöschen!“

Ich frag mich wohl was sie gemacht hätte in der Situation.. Ich fühlte mich unverstanden von ihr, als wäre sie meine Mutter die mir eine Standpauke zum Thema Schusswaffen und deren Zweck geben..

„Wie soll es nun weiter gehen?“ „Ich werd wohl oder übel zurück müssen. Sie killen jeden, der zu viel weiß und dazu gehöre ich auch..“ „Und.. Wann können wir uns dann mal wieder sehen?“ „Keine Ahnung.. Wenn es gut läuft vielleicht zwei oder drei mal im Jahr..“ „Na klasse!!“ antwortete sie beleidigt und schwieg wieder. Was erwartet sie? Es ist nicht einfach etwas vor denen geheim zu halten..

Selbst mit unserem Treffen hatte ich bereits einen großen Fehler begangen. Unter den vielen Leuten hatte ich nämlich nicht bemerkt, dass ich längst unter Beobachtung stand und sogleich mitgeschleppt werden sollte.. Sie standen wieder zu viert hinter mir..

„Coldfire.. Nochmal so eine Aktion und du bist dran!“ sagte einer von ihnen und hob mir unauffällig seine Knarre gegen den Rücken. Celia weinte schon wieder, doch ich sah es locker.

„Ja, Jungs.. Ich wollte mich eh grade wieder auf den Rückweg machen. Ich musste nur ein paar geschäftliche Dinge regeln.“ „Ist klar.. Mit ner Brünette.. Wolltest dich mal austoben, ne? Wenn du deine Frau schon nicht siehst.. Naja ist normal mit der Zeit.“ „WAS!?“ schrie sie auf und drohte uns zu verraten. „Ja schon.. Ich konnte nicht widerstehen“ „Musst du dir dafür gleich ne Schlampe in Amerika suchen? Mann, Mann.. Bei den Japanischen Mädels gibt’s auch viel zu gucken.“

Er packte mich am Genick und schob mich vor sich hin Richtung Flur wo es scheinbar zum Flugzeug ging. Ich konnte mich nicht von Celia verabschieden.. Sie blieb unter Tränen zurück..

„Ich bin enttäuscht von dir, mein Junge.“ sagte der Chef zu mir als ich im Versteck ankam und zur Rede gestellt wurde. Er lief vor mir hin und her – die Hände hinter dem Rücken.

„Es tut mir leid.. Ich konnte nicht mehr anders!“ „Keiner darf von uns erfahren! Deine Familie könnte irgendwann daran schuld sein dass wir auffliegen, das können wir uns nicht leisten. Und wenn wir dich als Gefahr für unser Unternehmen ansehen müssen, dann müssen wir dich leider aus dem Weg schaffen, verstehst du? Entweder weiter für uns arbeiten oder sterben! Ich setze auf die Treue meiner Mitglieder! Das geht so nicht! Und glaube mir, hättest du nicht so ein Potenzial, wäre dein Licht längst ausgeknipst!.“

Er drohte mir noch viel mehr an sofern ich mich noch einmal mit Celia treffen sollte.. Sie hatten die Leitung abgehört und wussten so dass ich am Flughafen sein würde.. Ein großer Fehler.. Der mir nicht noch einmal passieren sollte..

So ging es weiter.. Und weiter.. Sechs lange Jahre saß ich nun in diesem Loch und nahm einen Auftrag nach dem anderen an um mich nach Oben zu arbeiten. Ich hatte schlimme Dinge getan von denen Celia niemals erfahren dürfte. Und selbst jetzt, ich ich direkt unter dem Chef stehe und auch etwas zu sagen habe, würde es mir nichts bringen abzuhauen. Ich hatte zu viele grausame Sachen erledigt um in Ruhe leben zu können. Weder mein Gewissen, noch das Gesetz würden da mitmachen. Durch meine höhere Position konnte ich nun doch ab und zu meine Frau sehen, ohne das jemand etwas merken würde. Ich behauptete einfach geschäftlich ins Ausland zu müssen..

Sie hatten Recht.. Ich würde nie wieder aus der Sache raus kommen.. Also fand ich mich halbwegs damit ab. In den letzten Jahren hatte ich oft mit dem Gedanken gespielt dem ganzen ein Ende zu setzen. Aber ich hatte es Celia versprochen nichts dergleichen zu tun..

Sie wohnte schon lange mit Rick in Chicago und ich konnte nur durch Fotos sehen wie groß er inzwischen geworden ist. Mit Grace und den Anderen hatte sie sich zerstritten, warum auch immer.. Ich hatte keine Ahnung.

Vor einer Weile hatte Celia den Boden aus dem Fass gehauen... Sie stiefelte eiskalt hier rein bis zu meinem Büro und trat mir die Tür ein. Es war ihr egal ob jemand was dagegen hat.. Sie sagte es sei sechs Jahre nichts passiert trotz Drohungen und nun war es ihr auch egal. Gut, es war wirklich nichts passiert. Unsere Ehe jedoch war ein einziger Trümmerhaufen. Ich wusste nicht was ich eigentlich noch für sie empfand und ob ich mir noch Hoffnungen machen konnte, alles würde wieder wie früher werden.

An diesem Sommertag war ich gerade in der Trainingshalle um dem Chef unter die Arme zu greifen. Ich sollte überwachen ob die Ausbildung der Neuen gut liefe. Was ein Schwachsinn.. Alles Idioten hier.. Keiner von ihnen hätte auch nur im Geringsten die Chance hier weiter zu kommen. Dennoch tat ich meine Arbeit. Am Ende würde eh der Chef entscheiden wer geeignet wäre. Viel Potenzial hatten ein junges Mädchen namens Jeanelle und ihr Bruder Dallan. Sie war blond und hatte hellblaue Augen, ihr Bruder hatte grauschwarze Haare und die selben Augen. Beide waren 18 Jahre alt. So jung und sich schon das Leben kaputt machen. Ich konnte nicht verstehen warum sie freiwillig hierher kamen..

„LEUTE!! EVELYNN IST ZURÜCK!!!“ rief auf einmal einer der älteren Mitarbeiter. Manche von den Ausbildern finden sofort an zu strahlen. Evelynn.. Noch nie gehört.

Der Chef empfing diese Evelynn, die, so wie ich hörte, über ein Jahr auf Auslandsmission tätig war. Ich hatte sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich weil ich mit so vielen anderen Dingen beschäftigt war. Zum Beispiel Celia treffen. Evelynn war damals angeblich nur einen Tag hier um ihren Auftrag zum empfangen, denn eigentlich arbeitete sie in Amerika, für die oberen Chefs. Von denen sollte ich mich eigentlich fern halten – nach wie vor.

„Sean! Kommst du bitte auch mit nach oben? Wir haben einiges zu besprechen, jetzt wo miss Burton wieder zurück gekehrt ist.“ „Ehm.. Klar, Chef.“

Ich folgte ihnen mit nach oben ins Chefbüro. Die Blondine schenkte mir keinen Blick und wirkte von Anfang an kühl. Sie verlor kein Wort. Ich denke sie ist äußerst professionell und könnte noch gefährlich werden was meine Überwachung betraf. Wie alt sie wohl ist? Sie sah sehr erwachsen aus aber irgendwas wirkte kindlich an ihr.

„So setzt euch doch bitte ihr beiden. Endlich habe ich meine beiden besten Mitarbeiter wieder im Hause. Ich bin froh dass es noch so gute Leute hier gibt in dem Laden.“ „Chef, ist der Kerl hier dein Handlanger?“ „WIE BITTE!?!“ „Haha, der war gut Evelynn. Nein, er darf hier und da etwas von meiner Arbeit erledigen.“ „Also doch Handlanger..“

Wie unsympathisch sie mir war.. Ich hasste sie jetzt schon, eingebildetes Miststück! Der Chef lächelte zufrieden.

„Nun.. Evelynn, es wäre mir lieb, wenn du die Rolle der Assistentin für Sean übernehmen würdest. Er hat eh damals seinen Partner umgebracht und bräuchte einen neuen.“ „Chef.. Ich kam bisher prima ohne Last klar.“ wendete ich ein. „Im Team war man schon immer stärker Junge.“ „Ich denke nicht dass diese... Frau... Zur Zusammenarbeit geeignet ist.“ „Warum bekomme ich so einen geringen Posten, bei dem was ich das letzte Jahr für die Firma geleistet habe?“ „Versteh das bitte nicht falsch, meine Liebe.. Du bist Fabelhaft! Jedoch mit deinen Siebzehn Jahren viel zu Jung.“ „SIEBZEHN!!!“ schoss es aus mir heraus..

Ich dachte sie sei vielleicht 25... Aber so jung! Ich wirkte sichtlich schockiert.

„Keine Wiederworte! Ich erwarte gute Arbeit von euch beiden! Enttäuscht mich nicht! Ihr benehmt euch ja wie zwei Kleinkinder.“

Wenn meine Frau erfährt dass ich in nächster Zeit mit einer hübschen Blondine arbeiten werde, dann bin ich geliefert. Celias Eifersucht ist ins unermessliche gestiegen. Jede Frau die mich umgab sah sie im Bett mit mir.. Dabei hab ich ihr die letzten sechs Jahre wirklich keinen Grund geliefert mir nicht zu vertrauen.

„Na gut.. Meinetwegen, Hauptsache ich hab wieder meine Ruhe. Ich geh jetzt erstmal in meine Bude und schlaf mich ne Runde aus.“ „Wie läuft das Training der Neuen?“ „Beschissen sind die.. Nacht.“

Ich ließ Blondchen und den Chef stehen und verzog mich in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett legte und das Fenster raus schaute. Ich hatte mein Ziel fast erreicht.. Wenn nun der Chef noch sterben würde, hätte ich den Posten hier. Dann kann mich so gut wie niemand mehr hier daran hindern was ich tue. Schön, diese Stille.. Und das Wetter – Prima. Was ich wohl jetzt tun würde, wenn ich frei wäre? Vielleicht mit meinen Freunden und den Kindern am See rum liegen und faulenzen?

Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken und ich schreckte erstmal auf... Celia... Das gibt’s nicht. Ich hatte ihr verboten mich einfach so anzurufen. Ne viertel Stunde früher und ich hätte echt Probleme bekommen. Genervt ging ich dran.

„Was?“ „Na das fängt ja schonmal klasse an.. Wieder genervt?“ „Du sollst mich nicht hier anrufen einfach so.“ „Ach? Hab ich dich etwa grad gestört? Ich kann auch auflegen.. Hast bestimmt eh irgend ne Tussi aufgerissen.“ „Danke für das Vertrauen.. Warum rufst du an?“ „Es geht um Rick.“

„Was ist mit ihm?“ „Er wird seit zwei Wochen auf dem Heimweg immer von zwei Männern in schwarz verfolgt. Ich hab Angst, Sean! Wenn er entführt wird?!“ „Der wird schon nicht entführt.“ „SEAN!! WIE KANNST DU DAS SO LEICHT HINNEHMEN!!“ „JA WAS SOLL ICH MACHEN!?!“ „Ich weiß doch auch nicht.“ „Haha.. Du bist so lustig Celia! Bring ihn doch am besten gleich vorbei, dann kann er hier lernen sich selbst zu verteidigen und sicher ist er auch, hahaahaa... Mann ey! Du regst mich auf!“ „Weißt du was?... Das wär vielleicht gar nicht so schlecht... Schau mal ob du das einfädeln kannst. Ich bring ihn dir dann morgen vorbei.“ „WAS!?!“

Und da hatte sie aufgelegt.. Sie hat.. Mich ernst genommen.. Na toll. Die würde Rick nie hierher bringen! Niemals! Als ob sie ihr geliebtes Herzstück mir überlassen würde. Ich bin doch eh der Versager in ihren Augen. Mann! Was wohl der Chef davon halten wird? Sicher nicht viel. Wir sind hier in einer geheimen Organisation und nicht im Kindergarten für sieben Jahre alte Kinder..

In meiner Wut auf meine Frau und ihrer Art alles noch schlimmer zu machen und die Situation nicht ernst zu nehmen verließ ich das Zimmer und warf mein Handy durch den Korridor. Leider hatte ich nicht beachtet dass Evelynn in der Nähe stand und es direkt an den Hinterkopf bekam.

Ihre Blicke waren tödlich als sie auf mich zu lief mit meinem Handy in der Hand.

„Du spinnst doch! Das hätte auch ins Auge gehen können.“ „Ach halts Maul dummes Gör. Von ner kleinen Blondine lass ich mir nichts sagen.“ „Huch, so mies drauf? Was ist passiert?“ „Dir kann ich sicher nicht vertrauen.“ „Wieso nicht? Wir sind doch Partner.“ „Wenn du meinst mir helfen zu wollen, dann versuch den Boss zu überreden einen sieben Jahre alten Jungen hier aufzunehmen.“ „Was zur.. Sieben!?! Hahaaha! Jetzt machst du aber Witze.“ „Nein.. Ich hatte erst Witze gemacht im Streit mit meiner Frau.. Aber die will, dass ich wirklich dem Kleinen hier beibringen lasse wie man sich selbst verteidigt.“ „Äh.. Okay.. Deine Frau ist.. Seltsam.“ „Mein Sohn wird derzeit von irgendwelchen Kerlen verfolgt die zum Amerikanischen Teil der Organisation gehören...“ „Uh.. Das ist übel. Naja.. Ich werd mal schauen ob ich auf den Alten einreden kann.“

Es wunderte mich dass sie darauf so einfach einging. Ich hatte wohl ein völlig falsches Bild von ihr. Dennoch sollte ich vorsichtig sein bei ihr. Ich kann sie überhaupt nicht einschätzen.

Ein paar Stunden später wurde ich erneut zum Chef gerufen. Er schien nicht besonders gut drauf zu sein. Evelynn stand auch mit im Raum. Eventuell hatte es etwas mit unserem Gespräch zu tun das wir geführt hatten.

„Sean.. Evenlynn erzählte mir gerade dass du mit deiner Frau telefoniert hast und dein Sohn hierher kommen sollte?“ „Ja ich bin auch dagegen. Aber er wird nunmal verfolgt von Agenten der Amerikanischen Organisation. Können sie sich erklären warum?“ „Nun.. Könnte daran liegen, dass du schon ziemlich weit gekommen bist hier. Sie überwachen mich komplett, denn auch ich bin nur ein untergebener. Und da sie nun auch auf dich aufmerksam wurden, werden sie alles um dich und deine Familie herum überwachen – auch deinen kleinen Sohn.“ „Na klasse.. Kann ich nicht einfach wieder ein kleines Licht hier sein?“ „Also verzichten möchte ich nicht.. Wer soll auf ihn aufpassen? Wir sind alle ständig am arbeiten.“ „Evelynn kann das doch machen.“ schlug ich genüsslich vor. „WAS!?!“ „Aber sicher! Du bist intelligent und ein Mädchen! Mädchen sind gute Babysitter. Wenn der Junge die guten Gene geerbt hat, wäre es doch perfekt!“

Der Chef bekam strahlende Augen bei dem Gedanken in zehn Jahren noch einen so einen guten Mitarbeiter zu haben wie Evelynn und mich. Ich ahnte Übles...

In Wahrheit wollte ich nicht dass Rick hierher kommt. Es ist eine scheiß Umgebung, er war noch viel zu klein. Hier würde man nicht zimperlich mit ihm umgehen – ich wusste genau, dass Celia ihn mit Samthandschuhen anfasste. Und dazu kam, dass ich keinerlei Bindung zu ihm aufgebaut hatte über die Jahre. Er würde mich nicht als sein Vater kennen und sollte dies auch nie... Der Gedanke machte mich nervös. Andererseits wollte ich aber auch nicht, dass ihm was passieren würde. Da wäre er hier sicherer.

Am nächsten Tag war es so weit. Celia zog ihr Ding durch und hatte keine Skrupel den Kleinen abzugeben. Ich wusste nicht was sie fühlte und warum sie selbst so kaltherzig war. Sie vergoss keine Träne beim Abschied. Rick jedoch auch nicht. Es kam mir vor als wäre er froh sie endlich los zu sein. Und ihn endlich mal wieder richtig zu sehen und nicht nur auf einem Foto war für mich ein hammer Gefühl. Ich musste aufpassen mich nicht zu verplappern. Evelynn stand hinter mir und war widerwillig bereit vorerst Babysitterin zu spielen. Auf Anordnung des Chefs.

„Geh schonmal mit der Tante rein, Kleiner.“ sagte ich zu ihm. Als Antwort bekam ich eine herausgestreckte Zunge. Nett... Celia musterte mich mit skeptischen und lieblosen Blicken: „Da hast du ihn. Ich wünsche euch viel Spaß und eine schöne Zeit.“ „Ey! Jetzt warte erst mal. Was geht mit dir ab!? Bist du froh ihn los zu sein!?!“ „Ganz ehrlich? Ja! Ich hab kein Bock mehr! Kein Bock auf dich und kein Bock mir jeden Tag wieder Sorgen machen zu müssen. Kommt doch alle alleine klar!“ „Celia!!“ „Was? Ist die Blonde eigentlich deine neue Freundin?“ „DU BLÖDE KUH! ICH HAB KEINE FREUNDIN!! FALLS DU ES VERGESSEN HAST: ICH BIN VERHEIRATET! UND ZWAR MIT DIR!“ „Oh stimmt.. Wie konnte mir das nur entfallen. Ach ja: vielleicht weil mein Mann nie bei mir ist. Da kann man so was schnell mal vergessen.“

„Als ob ich etwas dazu könnte.“ „Du könntest hier locker weg! Sofort wenn du wollen würdest.“ „Was willst du mir hier unterstellen? Ich kann hier nicht weg! Denkst du ich kann jemals wieder ein normales Leben führen wenn ich in der Öffentlichkeit verhaftet werden würde, sobald mich irgendjemand erkennt!? Wie Naiv bist du?“ „Ich versuche mir nur etwas schön zu reden, das wahrscheinlich schon lange nicht mehr existiert.“ „Das wäre?“ „Unsere Liebe..“

Damit ging sie und ließ mich hier zurück. Es hatte sich alles derartig mies entwickelt. Irgendwie machte es mich traurig. Damals dachte ich unsere Liebe wäre stark genug um dem allem hier stand zu halten. Anscheinend hatte ich mich geirrt..

Hassliebe

Nachdem Celia sich verzogen hatte, kehrte ich aufs Gelände zurück und suchte nach meinem Anhang in Form von Blondine und Kleinkind.. Die Beiden fand ich an der Trainingshalle bei Dallan und Jeanelle. Da die drei Größeren im selben Alter waren verstanden sie sich prima.

„Und auf den süßen Fratz darfst du nun aufpassen, Eve? Oh der ist ja so süß.“ „Ich hasse Kinder, Jeanelle..“ „Nachvollziehbar.“ fügte Dallan hinzu. Er sah abgeneigt aus beim Anblick des kleinen Rick. Anders dagegen bei Evelynns Ausschnitt, dem er seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte.. Teenies..

„Hey Leute.. Findet hier eine Orgie statt?“ Diese Frage kam von einer weiteren Anwärterin namens Ariana. Ariana gab sich ziemlich freizügig und offen. Sie wusste die Waffen einer Frau perfekt zu nutzen, was ihre Stärke war.

Sowohl Jeanelle als auch ihr Bruder guckten sofort zu ihr. Und auch wieder auf die Oberweite die fast entblößt war. Ariana streifte ihre Hand durch ihre Lila Haare und dackelte mit einem übertriebenen Hüftschwung zu mir: „Oh, der Chef.. Kann ich.. Etwas für sie tun?“ fragte sie mit erotischer Stimme weshalb ich sofort wusste was sie meinte. Und das wäre sicherlich nicht das letzte mal, dass sie etwas in der Art bei mir versuchen würde. Allerdings waren die drei Neuen fest eingestellt worden, da der Chef begeistert war.

„Evelynn? Zeigst du Rick bitte euer Zimmer und das Gelände? Danach geht’s auf zum Training. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Und ihr drei macht das besser auch.“ „Jawohl!“ Für die nächste Stunde hatte ich endlich meine Ruhe – die brauchte ich auch. Ich musste mir überlegen wie ich es schaffte mich in Rick's Gegenwart nicht komisch zu benehmen. Er war sehr still mit den ganzen fremden Leuten um sich. Wahrscheinlich eingeschüchtert. Aber daran würde er sich noch gewöhnen. Wenn ich an das Gemecker von Celia denke, wird mir schlecht. Aber wenn Rick hier ausgebildet wird, brauchen wir uns keine Sorgen mehr um ihn zu machen.

„Da sind wir wieder.“ „Was ein scheiß Laden...“ fluchte Rick und trat einen Stein weg in den kleinen Bach. Das erste mal dass ich ein Satz von ihm hörte. Und dann gleich so begeistert.

„Rick, du lässt dir jetzt von Dallan und Jeanelle ein paar Kampfübungen zeigen. Das macht dir sicher Spaß.“ „Lass mich in Ruhe Alter... Du hast mir gar nichts zu sagen.“ „Los jetzt!“ Die Geschwister schafften es eher ihn zu überzeugen. Mit mir konnte er überhaupt nichts anfangen und vor allem schien er gerne zu provozieren. Das war also Rick's erster Tag hier. Er ging schnell vorüber und Evelynn nahm ihn mit zu sich ins Zimmer. Alleine könnte er noch nicht hier bleiben. Einmal am Tag brauchte der Kleine einen Löffel voll Tropfen wegen seinem Magen. Ich erinnerte mich an den Tag seiner Geburt.. An die OP und die vier Wochen die wir ohne ihn verbringen mussten.. In dieser Nacht kamen einige alte Erinnerungen zum Vorschein.

Der nächste Morgen begrüßte mich mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Und nicht nur der Morgen begrüßte mich – auch Evelynn mit dicken Augenringen und einer mords Wut im Bauch. Wieder diese tödlichen Blicke.

„Na Evelynn? Gut geschlafen?“ „Seh ich so aus!?! Ich hasse dieses Kind!“ „Wieso? War eure erste Nacht so schlimm?“ „Ja!!! Er nennt mich.. OMA! Dann will er dieses Essen und Jenes.. Danach kotzt er wieder alles aus und will wieder essen.. Frech ist er auch.. Seine Mutter hat gut scheiße gebaut muss ich sagen. Wusstest du eigentlich wie viele Schimpfwörter das Kind kennt? Mit sieben Jahren nicht schlecht..“ „Wow.. Nein, ich kenne ihn ja eigentlich gar nicht.“ „Wie soll das nun weiter gehen? Ich bin nicht hier um Babysitterin zu spielen!! Ich bin eine ausgebildete Auftragskillerin. Ich brauch zudem Geld auf meinem Konto.“ „Ist ja gut, ich bezahle dich fürs Babysitten!! Und Aufträge.. Du bist meine Partnerin. Meinetwegen kannst du nächstes mal mitkommen wenn ich unterwegs bin.“ „Na wenigstens etwas. Ist langweilig hier.“

Frustriert verließ sie mein Büro und ließ mich wieder in Ruhe. Ich hatte ein Haufen Schriftkram zu erledigen. Auf mich wartete ein ganzer Ordner Papiere, die ausgefüllt werden mussten. Den ganzen Morgen und Mittag saß ich dran, bis Evelynn mal wieder rein geplatzt kam.

„Sean!“ „Was denn nun schon wieder?“ „Kannst du mir nen Gefallen tun?“ „Welchen?“ „Du hast doch ein Motorrad.. Kannst du mich schnell zu mir nach Hause fahren? Ich brauch noch einige Klamotten, die ich dort gelassen habe. Wärst du so nett?“ „Und da fällt dir sonst niemand ein?“ „Hey! Ich hüte den ganzen Tag dein Balg! Da wäre es angebracht wenn du mir auch mal einen Gefallen tun würdest.“ „Naaa gut. Oh Mann! Dass ihr Weiber aber auch nur nerven könnt.“ „Maul, alter Mann.“ „ICH BIN NICHT ALT!“

Ich drückte ihr einen Helm in die Hand und ging mit ihr in die Tiefgarage wo mein Motorrad stand. Sie setzte sich hinter mich und umklammerte meinen Bauch. Die Sonne war schon langsam wieder dabei unter zu gehen, als wir über den Highway fuhren. Evelynn gab mir eine genaue Wegbeschreibung ab. Fast am Ende des Highways kreuzte sich unser Weg mit ein paar anderen Motorradfahrern. Das Motorrad des Anführers kam mir sehr bekannt vor. Ich kannte es noch von früher.. Ich saß da auch mal mit drauf.. Es war.. Grace!!! Und sie guckte die ganze Zeit zu uns rüber. Wir beide fuhren langsamer und zogen die Schutzscheibe unserer Helme hoch.

„DU!!! ICH WUSSTE ES!!! FAHR RAN SEAN DU SACK!!!“ schrie sie mir zu, was ich durch den Lärm kaum hören konnte. Sollte ich einfach davon fahren? Das würde sie mir nicht verzeihen und ein Feigling wäre ich dazu. Also haute ich nicht ab. Ich fuhr auf den Standstreifen, genau wie sie auch und kam zum stehen. Evelynn und ich zogen unsere Helme ab. Sie sah blass aus. „Du.. Ich.. Ich geh grade ne Runde.. Kotzen.“ Und schon war sie weg, dabei dachte ich sie sei so hart. Im nächsten Moment kam mir auch schon Grace in die Arme gerannt.

„Wer hätte gedacht dass ich dich hier sehe!! WARUM MELDEST DU DICH NICHT!!! Und wer ist die? Poppst du kleine Mädchen!?!!!“ „Nein du Idiotin!! Und selbst wenn dann wäre es MEIN geiler Fick der dich nichts angeht.“ „Oh und wie mich das was angeht! Celia und ich haben zwar Streit, trotzdem kann ich nicht dulden dass du so eine Scheiße baust! UND JETZT SAG MIR WARUM DU DICH NICHT GEMELDET HAST!!! Ich weiß zwar was passiert ist, aber ich dachte du darfst nur mit Celia kein Kontakt haben! Yojiro war voll traurig und Danny auch! WAS SOLL DAS!?“ „Grace.. Du laberst mir zu viel.. Ich hab bestimmt andere Probleme als Yo und Danny! Ich komm hier eh nicht mehr raus. ALSO SEID IHR MIR SCHEIß EGAL! EVE! AUFSTEIGEN! SOFORT!“

Plötzlich hörte sie aufs Wort ohne zu meckern. Sie setzte sich schweigend hinter mich und zog wieder ihren Helm auf, wie ich auch. Grace war fassungslos. Mutig stellte sie sich vor mein Motorrad.

„WARUM BIST DU SO KALT!!?! SO KENN ICH DICH NICHT! FAHR JETZT BLOß NICHT WEG ALTER! EHER MUSST DU MICH ÜBERFAHREN!“ „Grace.. Und wenn schon. Meinst du ernsthaft dass ich nach all der Zeit noch Probleme damit habe jemanden zu überfahren? Menschen ändern sich! ALSO VERPISS DICH ODER ICH FAHR DICH ÜBERN HAUFEN!“

So grausam war ich dann allerdings doch nicht. Ich gab zwar Gas, fuhr aber direkt an ihr vorbei. Evelynn erdrückte mich halber. Ich hatte tierisch schiss dass sie mir den Rücken voll kotzen würde. Endlich kamen wir bei ihr zu Hause an, wo sie mich bat mit rein zu kommen um ihr beim packen zu helfen. Zudem bat sie mich schnell zu sein. Die Warnung vor ihrer Mutter war eindeutig. „Je nach dem was kommt – spiel einfach mit.“ „Ähm.. Okay.“ Drinnen wurde sie mit einer hektischen Umarmung ihrer Mutter empfangen.

Man sah ihr die Sorgen um ihre Tochter deutlich an und die Tränen standen ihr in den Augen – bis sie mich sah. „EVE SCHATZ!!! Wo warst du !! Wer ist er?!?! WER IST DER DA?!!“ „Das ist mein Verlobter Ma. Ich werde ihn heiraten – wir lieben uns.“ „WIE BITTE!?!! JUNGE DAME! DU BIST VIEL ZU JUNG! VERSCHWINDEST ERST IMMER WIEDER EINFACH UND KOMMST KAUM NACH HAUSE UND DANN HAST DU NEN VIERZIG JÄHRIGEN DABEI!!?“ „Vierzig? Ich bin 27...“ „EGAL! PERVERSER!!“ „Mutter, lass gut sein. Komm Schatz, wir gehen schnell ins Zimmer.“

Ich folgte ihr Stumm, geprägt von den soeben erlebten Eindrücken. Krass.. Was eine Mutter.. Die Blondine drückte mir einen fetten Rucksack in die Hand: „Pack alles an Klamotten ein was du findest hier. Wir müssen schnell weg, bevor sie noch schlimmer wird.“ „Eve! Was soll das? Verlobter??!“ „Irgendwas muss ich doch sagen, Mann!“ „Ja aber doch nicht sowas! Ich bin verheiratet Mädchen!“ „Davon merkt man eh nichts. Nichtmal ein Ehering trägst du.“

Im nächsten Moment kam auch schon wieder die Mutter rein geplatzt. „WIE HABT IHR BEIDE EUCH DAS ÜBERHAUPT VORGESTELLT!!? Wo werdet ihr wohnen!? Wie verdient ihr Geld!? Bist doch bestimmt Arbeitslos oder Kerl?“ „Och.. Eigentlich hab ich viel Geld. Meine Süße bleibt dann zu Hause und darf dann auf unser Kind aufpassen.“ „KIND!?!! WELCHES KIND!?!“ „Aber Mutter, das wollte ich dir noch sagen. Ich bin seit drei Wochen schwanger. Und jetzt bin ich weg.. Leb wohl Ma. Komm Schatz.“

Wieder folgte ich ihr. Blitzschnell saßen wir auf meinem Motorrad und fuhren davon. Ihre Mutter rannte uns noch bis zur nächsten Ecke hinterher. Ist die hartnäckig. Eigentlich eine miese Aktion von ihr aber ich wusste ja nicht was für ein Verhältnis Evelynn zu ihrer Mutter hatte. Wohl kein gutes. In der Tiefgarage stiegen wir ab und die Blonde kotzte sich nochmal aus.

„Mein Gott.. Man könnte grad meinen du wärst wirklich schwanger. Alte! Deine Mutter denkt jetzt echt wir beide bekommen ein Kind miteinander! Schöne Scheiße!“ „Sorry.. Ich wollte sie schocken.“ „Warum? Wieso seid ihr so zueinander?“ „Sie ist... Überfürsorglich.. Sie macht mich krank nur um sich dann wieder liebevoll um mich kümmern zu können. Ich bin kaum noch dort.. Ich kann es einfach nicht.“ „Ach so ist das..“ „Lustig war es trotzdem irgendwie. Danke, dass du mitgespielt und mir geholfen hast, Sean.“ „Kein Problem. War mal Abwechslung.“

Lächelnd fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach oben. Langsam wurde sie mir doch etwas sympathisch. Unser Teamwork hatte heute seine erste Probe und sie perfekt bestanden. Abends wälzte ich noch ein paar Akten durch, hatte aber überhaupt keine Lust mehr auf Arbeit, da ich inzwischen hundemüde war. Eigentlich wollte ich mich in mein Zimmer zurückziehen, doch plötzlich waren von draußen Schreie zu hören.

Etwa wieder einer Amok gelaufen? Der Chef war heute Abend auswärts also musste ich mich darum kümmern als sein Stellvertreter hier. Neben der Schreie hörte ich etwas Anderes auf mich zukommen.. Das Geräusch von Stiefeln.. Wütendes Klackern.. Einer meiner Mitarbeiter kam in mein Büro gestürmt und drückte sich mit aller Kraft gegen die Tür: „BOSS!!! ES IST SCHRECKLICH!! DA KOMMT....“

Zum letzten Wort kam er nicht mehr, denn die Tür wurde mit aller Kraft auf getreten und der arme Kerl darunter vergraben. Ich musste kurz die Augen zusammen kneifen bei dem Rums. Der Ammokläufer war niemand anderes als meine Frau Celia. Oh Gott..

„SEAN!!“ „Was gibt’s jetzt schon wieder dass du hier so einläufst?“ „ICH HABS VON GRACE ERFAHREN!!! DU WARST UNTERWEGS MIT EINER BLONDINE!! ICH WUSSTE DU GEHST FREMD! BESTIMMT WIEDER DIE VON LETZT!! SAGS MIR DOCH ENDLICH DU ARSCHLOCH!! ICH HASSE DICH SO SEHR! AM BESTEN LASSEN WIR UNS SCHNELL SCHEIDEN!!“ „WIE FREMD GEHEN!!? BIST DU EIGENTLICH VÖLLIG BESCHEUERT!?“

Sie holte aus und klatschte mir eine. Dass da eigentlich gar nichts lief glaubte sie mir nicht. Mit ihrem Scheiß Getue machte sie mich so aggressiv, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und ebenfalls ausholte. Allerdings war mein Schlag so fest, dass sie zu Boden fiel und mich entsetzt anguckte.

„Treib es nicht zu weit Frau! Du unterstellst mir hier Dinge ohne drüber nachzudenken was hier eigentlich läuft! Seit sechs Jahren bin ich hier gefangen und ständig alleine.. Da hab ich einmal ein dummes Weib um mich herum – schon stehst du auf der Matte! Um mich fertig zu machen!“ „Du Arschloch... Ich glaub dir kein Wort mehr! Und jetzt schlägst du mich auch noch! Prima, dass du wirklich schon so wie dein Vater geworden bist!“ „CELIA!“ „Gib mir Rick zurück.. Wir gehen! Du wirst uns nie wieder sehen.“ „Vergiss es!“ „WAS!?! DU WILLST DEINEM SOHN SEINE MUTTER VORENTHALTEN!?!“ „Tja.. Es war abgemacht dass er hier bleibt damit er in Zukunft sicher ist.“ „WO IST ER JETZT!?!“ „Bei meiner Blondine mit der ichs immer treibe, weißt du!?“ „KEIN WUNDER DASS DICH NIEMAND MEHR LEIDEN KANN UND DU EINSAM BIST!! WARUM GIBST DU DIR NICHT GLEICH DIE KUGEL, DANN HABEN WIR EIN PROBLEM WENIGER!!!“ „DANKE AUCH!! SCHEIß SCHLAMPE! EIN WORT NOCH AUS DEINER VERLOGENEN FRESSE UND ICH WERF DICH EIGENHÄNDIG AUS DEM FENSTER!!!“

Wir waren beide außer Puste vom vielen Schreien. Ihre Wange war knallrot und tat wahrscheinlich tierisch weh. Was war eigentlich mit uns los!? Haben wir uns nicht mal abgöttisch geliebt?! Ich bin so dumm.. Ich hab meine Frau geschlagen.. Und nun auch noch zum weinen gebracht. Ich streckte meinen Arm nach ihr: „Schatz.. Komm her.. Lass und nicht so miteinander reden. Es tut mir so leid..“

Sie guckte zwar skeptisch, kam dann aber doch zu mir in die Arme. Wieder einmal mussten wir beide heulen. Wie so oft in den letzten Jahren. Wir hielten uns ganz fest.

„Ich will doch auch nicht dass wir uns immer so anschreien. Aber es passiert einfach.. immer und immer wieder! Du bist nur so anders. Ich erkenne dich nicht mehr wieder. Du bist aggressiv und Gewalttätig. Einmal hast du mir erzählt dass dein Vater auch so war.. und dass du niemals so werden möchtest. Was steht denn nun vor mir.. Sean! Bitte! Du musst dich ändern! Oder ich kann so nicht länger weiter machen.“

Sie hatte Recht.. Ich hatte mich zu dem entwickelt was ich niemals sein wollte. Und Yo sagte mir noch ich solle mir keine Sorgen machen, das würde nie passieren..

„Ich versuch es, Schatz. Aber ich bin immer so gereizt und genervt. Ständig will jemand was von mir. Dann kommst du und wirfst mir vor, ich würde dich betrügen.. Ich bekomme von keiner Seite mehr Liebe und Vertrauen..“ „Tut mir leid.. Sag mir bitte eins: Wer ist die Blondine?“ „Sie ist nur eine Kollegin! Sie ist 17! Ich treib's doch nicht mit kleinen Mädchen! Zudem hab ich dich. Ich hab dich noch nie betrogen und hab es auch nicht vor, egal wie die Situation ist. Zur Not hab ich meine Hand! Du brauchst keine Angst zu haben. Ich will dass wir zusammen bleiben. Ich werde dich doch immer lieben.. Du.. Du liebst mich doch auch noch, oder?“ „Ja! Sonst wäre ich kaum so eifersüchtig. Du musst verstehen.. Ich bin auch immer alleine. Und wenn mir dann langweilig ist denke ich an dich und was du wohl grade so tust.. Und dann kommen diese widerlichen Gedanken.. Ich hab Angst dich zu verlieren... Und ich muss dir noch was sagen..“

Sie erzählte mir noch einmal von unserem letzten Treffen das noch gar nicht so lange her war. Da hatten wir unseren Streit einmal beigelegt um uns aneinander auszulassen. Das war in einem Luxus Hotel, das ich heimlich gebucht hatte.

„Schatz... Es.. Es war nicht mit Absicht.. Aber in der Euphorie.. Und da wir uns ja eh selten sehen.. Naja.. Ich hab.. Die Pille vergessen in der Zeit..“ „Du wolltest mir nicht zufällig sagen dass.. Dass du schwanger bist!!?“ Verschämt guckte sie zu Boden und nickte leicht. Mir fehlten die Worte. Das darf nicht wahr sein! Ich kenne schon meinen Sohn nicht.. Da kann ich nicht noch mal Vater von einem Kind werden, mit dem ich nie Kontakt haben würde!!! NEIN! Die lieben Worte von eben waren schon wieder vergessen und ich packte meine Frau an den Schultern und schüttelte sie leicht.

„Sicher dass das Kind nicht von Danny oder Yo ist!?!“ „WAS!?!! JETZT FÄNGST DU SCHON SO AN! MACHST MIR VORWÜRFE WEIL ICH DIR NICHT VERTRAUE UND EIFERSÜCHTIG BIN!! UND DANN SAGST DU SO WAS!!!“ „Ja sorry.. Ich komm grade nicht mit der Situation klar..“ Schweigend lief ich zum Fenster und schaute hinaus auf die Lichter der Stadt. Es zerriss mir fast das Herz.. Diese Nachricht hatte mir grade noch gefehlt. Irgendwas musste passieren. Hauptsache Celia würde es gut gehen. Ich werde eh nicht alt..

„Celia.. Vielleicht wäre es besser wenn.. Wenn du Rick doch mitnimmst und dir nen tollen Mann suchst.. Wenn du mich einfach vergisst. Dann könnt ihr glücklich leben und habt das was du immer wolltest.“ „NEIN! WAS LABERST DU FÜR EIN SCHEIß! Ich will dieses Leben nur mit dir! Und du wirst jetzt zum Teufel nochmal nicht aufgeben! Du kümmerst dich um Rick und ich werde unser kleines Baby aufziehen. Uns wird schon was einfallen.“ sagte sie zuversichtlich während sie sich an meinen Rücken lehnte und ihre Arme um mich legte.

Sie wollte gerade gehen, als die blonde Nervensäge wieder rein gestürmt kam. Langsam ging es mir auf den Keks!

„SEAN!! KOMM BITTE SCHNELL! ES IST FURCHTBAR!!!“ „Verdammt Evelynn!!! Siehst du nicht dass ich grade keine Zeit hab!!? KOMM MORGEN WIEDER! WENN DU EIN PROBLEM HAST DANN KOTZ DICH BEI DALLAN AUS ABER NICHT IMMER BEI MIR!“ „O-Okay.. Verdammt!“ „Hey! Du kümmerst dich doch auch um Rick, oder?“ fragte Celia neugierig und drehte mir den Rücken zu. Ich versuchte Evelynn per Gesichtsausdruck klar zu machen dass sie nun nichts falsches sagen sollte.

„Ja.“ „Wie geht’s meinem kleinen Jungen denn?“ „Oh! Blendend! Er fühlt sich pudelwohl und hat schon ein paar Freunde gefunden. Er schläft bereits und hat sein Essen sogar drin behalten. Hehe.“ „Das ist gut. Schatz, ich gehe nun. Ich verlass mich auf dich und liebe dich.“ „Ich dich auch.“

Wir küssten uns noch einmal, doch ich konnte kaum erwarten dass sie das Weite sucht weil ich unbedingt wissen musste was nun schon wieder passiert war, dass Eve so aufgebracht war. Celia war grade mal eine Minute weg da klatschte Eve die Tür zu und guckte mich ernst an. „Also was ist passiert?“ „Sean! Die haben den kleinen Rick zusammengeschlagen beim Training! Die haben es übertrieben mit seiner Ausbildung!!! Er liegt im Krankenbereich!! Komm mit!“ Wir rannten zusammen Richtung Krankenbereich, wo ich sofort durch die Tür stürmte. Rick lag da bewusstlos im Bett an einer Atemmaschine angeschlossen.

„WAS IST HIER LOS!?“ brüllte ich den Arzt an.

„Oh Chef.. Nun ja .. Dem Jungen wurde wohl zu übel zugesetzt. Er hatte innere Blutungen und Hämatome am kompletten Körper.“ „SCHEIßE! Ich hatte denen gesagt, die sollen ihn trainieren, nicht umbringen!! Ich bin gleich wieder da!“

Ich informierte mich wer ihn da heute Mittag über trainieren sollte und machte mich auf zu der Unterkunft des Typen. „Abend Chef. So spät noch Besuch von ihnen.“ „ICH HATTE GESAGT DU SOLLST MEINEN SOHN TRAINIEREN!! ABER VON UMBRINGEN WAR NICHT DIE REDE BASTARD!!!!“ „Tut mir ja leid.. Ich sollte doch nicht mit Wattebällchen nach ihm werfen.“ „MANN ER IST EIN KIND!! ER SOLL NUR DIE GRUNDREGELN KENNEN LERNEN!! SELBSTVERTEIDIGUNG!!! AAAALTER!“

Ich hatte das Bild von Rick vor meinen Augen und wie er grade um sein Leben kämpft.. Genauso wie ich das Bild von meinem ungeborenen Kind vor Augen hatte. Dass er meinen Sohn derartig angefasst hatte, büßte er. Dies war sein letzter Tag im Dienst. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich überwunden und selbst auf Rick aufgepasst. Ich setzte mich zu ihm ins Krankenzimmer. Der Arzt und Eve waren längst weg. Alles war dunkel und die Geräte piepten vor sich hin.

Das erste mal dass ich mit ihm mal alleine war. Nachdem ich mich versichert hatte, dass er auch wirklich schläft nahm ich seine kleine Hand, die beim letzten mal nur halb so groß war.

Es tat mir so weh.. Ich konnte mich daran erinnern wie ich selbst immer geweint hatte weil meine Eltern nie da war als ich sie brauchte. Genau das Alter war es. Und nun hatte ich ihn alleine gelassen. Als er mich am meisten brauchte. Ich bin.. So ein Versager! Mir war die Arbeit wichtiger als die Konfrontation mit meinem eigenen Kind.

So schnell würde das nicht mehr passieren! Von nun an wollte ich mich selbst um seine Ausbildung in Selbstverteidigung kümmern. Damit so was nicht wieder vorkommt!

Er zuckte kurz auf und atmete tief durch, weshalb ich schon Angst hatte er würde gleich aufwachen. Ich hatte immer noch keine Ahnung wie ich mich benehmen sollte bei ihm. Meine Müdigkeit hielt mich dann aber auch von weiteren Gedanken ab und so schlief ich an seinem Bett ein und wachte erst wieder auf als er schon längst fit war.

„Ey!! Perverser! Ich nenne das Belästigung! Ich will sofort nen Anwalt!“ „Ich hab dich auch lieb, Mami.. Will noch nicht zur Schule.“ seufzte ich im Halbschlaf und kuschelte mich an den Haufen Babyspeck. Er schrie entsetzt auf und piekste an meiner Wange rum.

„Jetzt steh halt auf du alter Sack! Das ist ekelhaft!! Bäääh!! Was fällt dir Lesbe eigentlich ein meinen Schlaf zu stören!?! Der ist heilig!“ „Halt die Klappe kleine Schwuchtel..“ murmelte ich weiterhin im Halbschlaf. Ich spürte einen Ruck und sah in diese lila Augen die vor Begeisterung leuchteten.

„Schwuchtel!? Cool! Was ist das?“ Ich rieb mir erstmal die Augen um zu checken wo ich war. Ich erinnerte mich.. Rick hatte sich auf meinen Schoß gesetzt um zu erfahren was ich da gemeint hatte. Warum ist er fit!? Wie hat er sich so schnell erholt? Und dann war da noch dieser blaue Stein der an einem Lederband um seinen Hals befestigt war. Gestern hatte ich den noch nicht gesehen. Komisch.. Es war in dem Moment so wie es zwischen Vater uns Sohn sein sollte. Er saß auf meinem Schoß und ich sollte ihm etwas beibringen..

„Eine Schwuchtel ist.. Naja ein Kerl, der auf andere Kerle steht und die machen Dinge die Aua machen, weißt du?“ „Wow! Will ich auch mal machen.“ „WAS!?!“ Er ist pervers!! Mir wurde gerade klar, nach wem er wirklich gekommen war..

„Kleiner, du solltest dich eher auf Frauen konzentrieren und so was mit ihnen machen.“ „Hmm.. Nee! Frauen sind doof! Ich versteh sie nicht.“ „Ach.. Niemand versteht die.“ „Wer bist'n du eigentlich Alter?“ „Nenn mich einfach.. Sean..“ „Sean.. Klingt auch doof.. Wie eine Frau, haahahaha!!“ „Hehe.. Ab jetzt trainierst du mit mir.“ „Nein! Training hier ist doof! Das hat ganz doll weh getan.“ „Keine Angst, ich bin nicht so wie der Kerl gestern. Ich pass auf dich auf.“ „Ja? Cool!“ „Um den Typen von gestern hab ich mich bereits gekümmert.“ „Oh... Hast du ihn umgebracht?“ „Ehm.. Ja.“ „Super!! Du bist echt toll!“ Nein.. Ich war nicht toll.. Aber unser erster Kontakt war dagegen umso besser.

Ich nahm ihn mit nach draußen.. Eine Frage brannte mir aber noch auf der Zunge: „Rick? Hast du vielleicht eine Freundin mit blauen Haaren?“ „Was? Nöö.“ „Gut.. Denk dran! Blondinen sind viel hübscher.“

… Puh..

Annäherung

Rick und ich liefen über den Flur und ich fragte mich, was ich wohl mit ihm reden sollte. Es war eine peinliche Stille. Zudem kam ich irgendwie drauf mich zu fragen, was wohl aus den Kindern meiner Freunde wurde. Marisha war wohl immernoch wohlbehütet. Von Celia wusste ich, dass Kashya zwei ihrer Kinder zu ihrem Vater gegeben hat, weil sie nicht mehr damit klar kam. Rick guckte immer öfter zu mir hoch.

„Was ist denn?“ „Deine Augen.. Die sehen scheiße aus.“ „WIE!? Die sind doch genauso Lila wie deine, Bengel!“ „Nein, meine sind schöner. Aber deine Haare gefallen mir. Sehen genauso aus wie meine. Ob mein Papa auch diese Haarfarbe hat?“ „Ähm.. Ich weiß nicht. Vielleicht.“ „Mhh. Mama hat mir nie von meinem Papa erzählt. Immer wenn ich frage, wird sie wütend und schreit mich an. Naja.. Ist ja auch egal.“

Ich fühlte mich leicht betrübt bei diesem Thema. Rick fragte mich nach mir selbst ohne es zu wissen.. Traurig. Und das Celia ihn anschrie fand ich auch auch mies. Irgendwann wird er älter sein uns unsere Ähnlichkeit merken... Vor diesem Tag hatte ich echt Angst.

„Sag mal, Kleiner. Hast du Hunger?“ „Nee.. Ich hab nie Hunger. Die Oma hat mir auch schon versucht was anzudrehen.“ „Oma? Evelynn?“ „Ja die mein ich.“ „Die meinte doch du wärst ein Vielfraß, würdest danach aber gleich wieder kotzen?“ „Na ist doch klar wenn sie mir nur Süßigkeiten gibt. Irgendwann wird dir eben schlecht davon..“ „Süßkram!?! Nichts gescheites!?!“ „Alter, die kann nicht kochen.. Und außerdem esse ich nichts außer Süßkram und Pizza.“

Oh Mann, da hatte Celia echt beste Arbeit geliefert. Verzogen und verwöhnt bis zum Letzten. Und das würde ich so schnell nicht aus ihm heraus bekommen.. Mit Evelynn würde ich auch noch ein Machtwort reden müssen. Ich nahm ihn mit in meine Unterkunft, wo er sich aufs Sofa setzte.

„Sag mal, magst du Evelynn, die Oma, eigentlich?“ fragte ich neugierig, während ich etwas richtiges kochte.
 

„Naja, etwas.. Sie ist eben ne Oma.. Und sie hat mich angemotzt.“ „Angemotzt? Warum? Du warst doch bestimmt auch nicht ganz nett zu ihr, oder?“ „Hmmmm.. Vielleicht war ich etwas gemein zu ihr.“ „Dann darf sie sich auch wehren. Wenn du nett zu ihr bist, dann wird sie auch netter zu dir sein, klar?“ „Vielleicht..“

Er benahm sich so teilnahmslos. Ich versuchte hier ihm etwas beizubringen und er hörte mir wahrscheinlich nichtmal zu. Kinder.. Ich hatte mir meine Familie damals echt anders vorgestellt. Hoffentlich würde das Kind, das Celia bekommen sollte nicht auch so werden. Liebevoll und hoch motiviert richtete ich alles auf den Tisch was man so fürs Frühstück braucht, doch Rick kaute nur lustlos auf einem trockenem Brötchen rum.

„Was ist los? Immernoch kein Hunger?“ „Ich will zu Mum.. Wo ist sie? Wann holt sie mich wieder?“ „Naja, sie ist zu Hause.“ „Warum bin ich hier?“ „Sie wollte, dass du ne Zeit lang hier bleibst um zu lernen. Das ist so was wie ne Schule, verstehst du?“ „Schule? Verarschen kann ich mich selbst Opa! Ich weiß genau dass das hier sowas wie ne Mafia ist und ihr alle Gangster seid!“

Er hatte es also längst herausgefunden und erfasst. Ihm kann man auch echt nichts vormachen. Ich gab ihm noch ein Jahr, ehe er checken würde, dass wir uns zu ähnlich sehen.. Bis er versehentlich mitbekommen würde, dass wir den selben Nachnamen haben..

„Meine Mum würde nie wollen dass ich in so einer Bude sitze mit unbekannten Leuten die Menschen töten!“ „Frag mich nicht weiter.. Du bist nunmal hier! Wie.. Wie ist deine Mum denn so?“ „Mum!? Oh.. Die ist immer schlecht gelaunt und weint oft. Vor allem wenn sie mich anguckt. Ich verstehe das nicht, kann ihr aber auch nicht helfen.“ „Hm.. Verstehe.“

Dieses Bild wollte ich mir gar nicht vorstellen – tat es aber doch. Celia, wie sie Abends alleine in ihrem Bett liegt und weint. Vor allem jetzt wo sie auch noch schwanger ist. Ob Rick es überhaupt weiß?

„Was willst du eigentlich machen, wenn du mal groß bist?“ „Arbeiten? Ich will Koch werden!!“ „KOCH!? Aber du hasst doch Essen aller Art!“ „Ja, aber ich mag es kochen.. Das ist toll! Zu Hause durfte ich auch immer helfen. Und wenn ich dann noch größer bin suche ich meinen Dad und werd ihn kaputt schlagen.“

Da hatte er sich was vorgenommen.. Wahrscheinlich hatte er einen großen Hass auf mich. Er sah so entschlossen aus und ballte die Fäuste. Wieder wurde meine Hoffnung zerstört. Es würde nie was werden mit uns...

„Vielleicht ist deinem Dad ja auch einfach etwas passiert, was ihn daran hinderte bei dir und deiner Mutter zu sein?“ „Achso? Ne.. Ich mach ihn kaputt!“ „Aber..“ „Probleme!? Man könnte meinen dein Leben würde davon abhängen. Halt bloß nicht zu dem Idioten der sich mein Erzeuger schimpft! Sonst hasse ich dich noch mehr als jetzt schon.“ Damit nahm er einen genüsslichen Schluck seines Kakaos und lächelte zufrieden.

Wenn er nur wüsste... Aus Verzweiflung und Kopfschmerzen massierte ich erstmal kurz meine Schläfen und überlegte was ich tun könnte.. Kaffee! Das war die Lösung! Ich bräuchte nun einen guten und starken Kaffee der mein Leben wieder sinnvoll gestalten würde.

Kaum hatte Rick sein trockenes Brötchen unten, rannte er mit der Hand auf den Mund gepresst zur Toilette. Kotzen!?! Schon von einem Brötchen? Ich lief ihm hinterher um ihm Wasser und ein Tuch zu geben. Er übergab sich recht oft und so lange bis er völlig fertig war und getragen werden musste.

Warum war Celia nun nicht da wo ich sie mal bräuchte? Ich hatte doch überhaupt keine Ahnung wie man sich um ein krankes Kind kümmert. Ins Krankenhaus konnte ich ihn auch nicht bringen, denn dort müsste man die Daten aufnehmen und ich würde auffliegen. Danach direkt in den Knast wandern.. Ich vermisste die Zeiten in denen Celia sich um Rick gekümmert hat und ich gemütlich mit Yojiro und Danny rumhängen konnte. Danny mit seiner grenzenlosen Dummheit und Yo.. Mein Lieblingszuhälter mit der Kaffeesucht.. Hach ja.. Nachdem ich Rick aufs Sofa gelegt hatte und ihm Tropfen und Tee gab, ging es ihm besser. Mehr oder weniger glücklich guckte er TV.

„Brauchst du noch irgendwas, Kleiner? Geht es dir wieder etwas besser?“ „Danke... Du bist irgendwie.. Nett! Warum kannst du nicht mein Vater sein, das wäre klasse. Du meckerst mich nicht an und kümmerst dich um mich.. Dabei kann ich dich nichmal leiden.“

Wie ich hätte los heulen können.. Es tat mir mit der Zeit furchtbar Weh in Rick's Gegenwart zu sein daher beschloss ich ihn bald wieder zu Evelynn zu bringen.

„Du bist auch ein eigentlich netter Junge, hehe. Könntest glatt mein Sohn sein.“ „Hast du einen?“ „Ja.. Äh.. Aber der wohnt weit weg.“ Ich ließ ihn nichts weiter fragen, da es mir zu unangenehm wurde. Nach einer guten Stunde brachte ich ihn wieder zu Evelynn, die staunte, als sie ihn lebendig auf den Beinen sah. Er freute sich hingegen überhaupt nicht bei ihrem Anblick.

„Moin Oma! Alles klar?“ „Äh.. Ja du Winz.“ „Alte Schachtel!“ „Charmant wie immer. Dir scheint es ja wieder richtig gut zu gehen.“ „Ehm, Eve? Kommst du bitte mal kurz?“ fragte ich sie und zog sie am Ärmel mit raus.

„Ich hab ihm ein paar Magentropfen gegeben, aber es kann sein dass er heute öfter mal aufs Klo rennen muss. Kommst du damit klar?“ „Sean? Wieso kümmerst du dich nicht einfach selbst um ihn sondern lässt mich die Drecksarbeit machen?“ „Weil.. Ich hab's ja versucht!! Aber ich kann es noch nicht. Bitte Eve!! Hilf mir! Ich brauch dich – du bist perfekt dafür geeignet!“ „Oh Mann...“ „Bitte! Er hat mich vorhin gefragt warum ich nicht sein Dad sein kann! Weißt du wie schrecklich das für mich war? Sei bitte so nett.. Dieses eine mal noch.“ „Pff! Ich hasse dich Sean, ich hoffe du weißt das. Aber gut, ich kümmere mich um ihn. Dafür will ich allerdings mehr Lohn.“ „Meinetwegen.. Ich werd dir mehr überweisen.“ Endlich war sie auch wieder zufrieden gestellt und kümmerte sich um meinen kleinen Jungen. Eine Woche brauchte er um sich zu erholen. Der Arzt konnte wegen seinem Magen einfach nichts machen also mussten wir es hinnehmen. Am ersten Trainingstag mit mir war Rick recht skeptisch und auch mir fiel es wieder einmal sehr schwer.

Vorerst arbeiteten wir daran, dass er sportlicher werden würde. Das hieß – viel Laufen und Krafttraining. Er rannte eine bestimmte Strecke täglich und ich stoppte die Zeit. Ich war stolz auf Rick's Fortschritte die er die folgenden Wochen machen würde. Evelynn hingegen war immer mehr damit beschäftigt Dallan hinterher zu schwärmen und hatte nur noch ihn im Kopf. Abends saß ich mit ihr in meinem Büro und checkte die Mails. Sie übernahm den anderen Posteingang.

„Sean. Hier schreibt einer unserer Außenposten dass eine andere Kriminelle Organisation Ärger machen würde. Die Bullen sind verstärkt aktiv und wenn das so weiter geht, werden wir auch irgendwann alle in den Knast wandern.. Und nun?“ „Zeig mal.. Nun... Unser Boss überlässt mir in letzter Zeit immer mehr Entscheidungen. Ich würde sagen – lasst und einen Angriff aufs Versteck der Gegner starten. Machen wir sie platt, dann machen sie keinen Ärger mehr.“ „Okay.. Mal sehen.. Giovanni Lombardini heißt der Kerl. Hier konnte unser Agent sogar ein Bild machen. Mann ist der hässlich.“ „Kann eben nicht jeder Mann so hübsch aussehen wie Dallan, was?“ „Wie meinst du das?“ „Ach schon gut.“

Seufzend unterrichtete sie den Chef von unserem Vorhaben. Er war einverstanden und so wurden noch am selben Abend einige unserer besten Mitarbeiter zusammengerufen und vorbereitet auf die Mission am nächsten Tag.

Jeder Auftrag könnte der letzte sein. Ehrlich gesagt hasste ich es, wenn so etwas auf dem Plan stand. Am liebten blieb ich im Tempel und erledigte den Papierkram, denn eigentlich hatte ich nicht vor erschossen zu werden irgendwo unterwegs.

Abends machten wir uns auf den Weg. Viele per Motorrad, andere mit Sportwagen damit man schnell unterwegs war. Evelynn saß wieder bei mir hinten drauf. Ihr wurde nun aber nicht mehr übel beim Fahren. Wir hatten das etwas geübt. Mit einem Funksignal hielten wir stets alle Kontakt und fuhren über den Highway in die Nacht.

Wie erwartet – der Ort war eine verlassene Fabrik mit mehreren Etagen. Dort versteckten sich die Gegner. Die unteren Mitarbeiter von uns erledigten schon mal die Grobarbeit und stürmten unerwartet das Gebäude.

Wir beide hielten uns eher zurück um am Ende alles abzusuchen und zu schauen ob auch wirklich jeder erledigt sei. Hinter ein paar Kisten hatten wir uns außerhalb der Fabrik versteckt. In der Dunkelheit sah uns hier niemand.

„Es wird ruhiger... Ich hör fast nichts mehr.“ „Ich auch nicht. Die sind auch schon fast alle wieder abgehauen und haben ihre Arbeit erledigt. Lass uns nun unsren Part übernehmen, Evelynn. Komm.“

Mit erhobenen Waffen schlichen wir uns an der Wand entlang nach Drinnen. Überall hätte noch ein Feind lauern können. Leider sahen wir auch kaum etwas. Ich musste meinen Ohren voll und ganz vertrauen. Eve und ich gaben uns gegenseitig Rückendeckung und wichen einander nicht von der Seite.

Durch eines der großen Fenster beleuchtete der Mondschein leicht den riesigen Raum, wo ich eine Waffe funkeln sehen konnte. Da war tatsächlich noch jemand. Dieser Jemand hatte uns allerdings schon vorher entdeckt und zielte direkt auf Evelynn. Scheiße! Reflexartig stieß ich sie zur Seite, da sie es nicht bemerkt hatte und spürte auch schon den Schmerz in meinem Arm. Eve drehte sich blitzartig um und schoss zurück. Sie als Auftragskillerin traf natürlich sofort. Doch mir war schwindelig und vom Schock fiel ich zu Boden.

„Sean!! Warum hast du das für mich gemacht!? Geht’s?“ „Ja.. Nur mein Arm.. Will irgendwie nicht so wie ich gerne mag.. Keine Ahnung warum ich das gemacht hab.“

Sie kniete neben mir und nahm mich in den Arm. „Danke.. Du hast mir das Leben gerettet. Obwohl ich immer so fies zu dir war und ich immer sage, dass ich dich hasse.“ „Was soll's.. Hehe... Wir sind.. Doch Partner.. aaah..“ „Ich muss das irgendwie Abbinden. Du verlierst zu viel Blut. Aber womit.“ Verzweifelt guckte sie sich um und fand nichts. Meine Augen hatten sich nun auch schon an die Dunkelheit und die wage Beleuchtung gewöhnt. Wir guckten uns einen Moment lang an. Ein seltsamer Moment in dem unser Verstand irgendwie auszusetzen drohte. Unsere Gesichter kamen sich immer näher, jedoch schoss mir Celia kurz vorher in den Kopf. Dazu noch die Sirenen, die von Weiten zu Hören waren.

„SCHEIßE! Sean, wir müssen hier raus!! Ich helf dir auf!“ „Uah.. Mein.. Kopf.“

Beim Aufstehen taumelte ich leicht hinter Evelynn hinterher, doch sie hielt mich an meinem Gesunden Arm fest und gab mir etwas halt. Obwohl sie nicht fahren konnte, stieg sie mutig auf mein Motorrad und drängte mich dazu hinten aufzusteigen. Diesmal musste ich ihr vertrauen.. Aber wer so professionell war, der würde das sicher schaffen.

Die Bullen bemerkten unsere Flucht nicht. Wir fuhren einfach an ihnen vorbei wie normale Zivilisten. Die Fahrt an sich dauerte aber nicht lange. Evelynn schaffte es auf Dauer einfach nicht das Gleichgewicht auf dem Motorrad zu halten. Der Adrenalin-kick war auch wieder vorrüber. Wir hielten irgendwo in der Umgebung an. Mein Kreislauf machte vom Blutverlust schon total schlapp – ich ließ mich an einer Mauer herab sinken. Mir war schwindelig und der kalte Schweiß tropfte mir von der Stirn.

„Verdammt! Dein ganzes Oberteil ist ja schon vollgeblutet! Krankenwagen geht auch nicht! Fuck!!!“ „Mach dir.. Keine Sorgen.. Das geht schon.“ „Depp!“

Die Not macht erfinderisch, sagte man so gerne. Und auch die Blondine kam endlich auf den Gedanken wie man mir helfen konnte. Verzweifelt zerriss sie mein Hemd und band es mir fest um den Arm, was furchtbar schmerzhaft war. Ich biss die Zähne zusammen.

„So! Für's erste muss es reichen! Ich versuch uns heil zurück zu bringen mit dem Teil..“ „Danke..“ „Schon okay.“ „Evelynn.. Wegen eben..“ „Ja, ich weiß. Du warst neben der Kappe und ich war auch etwas verwirrt. Belassen wir es einfach dabei, dass es keine Bedeutung hatte.“ „Genau.. Das wollte.. Ich auch sagen.“

Erschöpft raffte ich mich auf und schaffte es grade so mich hinter sie aufs Motorrad zu setzen. Ich war so müde, dass ich meinen Kopf hängen ließ und mich an sie lehnte. Von der restlichen Fahrt bekam ich nichts mehr mit und war in der Tiefgarage des Tempels fast komplett weggetreten.

Mit aller Mühe konnte Eve mich wecken und zum Krankenbereich bringen. Unser Arzt war zum Glück speziell auf so etwas geschult und gab mir schnell Hilfe. Endlich Ruhe und schlafen.. Kurz vorm Einschlafen und alleine im Zimmer hörte ich Stimmen von Draußen. Es waren Evelynn und Dallan.

„Eve!! Ich hab gehört du wärst um ein Haar getroffen worden!! Wie geht es dir?!!“ „Es geht.. Sean hat mich gerettet. Ich frag mich warum.“ „Ach.. Das hätte er für mich auch gemacht. Er ist eben ein guter Kerl. Ich mag ihn mehr als den alten Chef. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.“ „Wirklich..?“ „Ja!... Evelynn.. Hör mal.. Ich habe deine Blicke gesehen. Die ganze Zeit schon.. Und, ich find dich echt attraktiv und so. Wollen wir es nicht mal probieren?“ „Ähm.“ „Wenn du nicht willst, auch okay.. Ich hab auch.. Die Blicke gesehen, die du dem Boss zugeworfen hast. Willst du lieber ihm hinterher rennen? Einer hoffnungslosen und unglücklichen Liebe?“ „Wie kommst du auf den Gedanken? Von Sean will ich ganz bestimmt nichts. Ich stehe keiner Ehe im Wege. Das musst du dir eingebildet haben... Ich liebe dich, Dallan und will mit dir zusammen sein.“

Dann wurde es still.. Evelynn soll mir irgendwelche Blicke zugeworfen haben? Kann nicht sein.. Der fast Kuss vorhin hatte keinerlei Bedeutung – für keinen von uns Beiden. Ich freute mich für sie. Sollen die Beiden es genießen, so lange es geht. Ich hatte meine Zeit mit Celia und ich vermisste sie in dem Moment.

Am nächsten Morgen kam mir ein ziemlich mies gelaunter Rick entgegen. Er sah gestresst aus und verdammt wütend dazu.

„Rick? Ist was passiert?“ „Tz!! Diese dumme Oma!!! Die hat gesagt sie kocht mir etwas schönes und dann..!?! SPAGETTI!! WER WILL SCHON SPAGETTI!! DAS IST DOCH EKELHAFT!! Und dann war sie die ganze Zeit neben der Kappe.. Hat nicht zugehört und immer wenn ich sie was fragen wollte hat sie angefangen fröhlich zu summen und so.. Voll mies die Alte!“ „Ach.. Lass sie einfach. Die kommt schon wieder runter von ihrer rosa Wolke.“ „Versteh ich nicht..“ „Lass dir Zeit mit den Frauen, das musst du nicht verstehen. Legen wir los mit dem Training? Heute kann ich dir aber nicht so gut helfen.“ „Wie..? Oh! Was hast'n du mit deinem Arm gemacht, Opa?“ „Mach dir keine Gedanken.. Können wir loslegen?“ „Ja.. Aber vorher muss ich noch....“

Er rannte auf direktem Wege zum Klo, wo er sich mal wieder übergeben musste. Meine Güte, das konnte so nicht weiter gehen. Ich fragte mich, ob Evelynn in ihrem Liebesrausch an die Tropfen gedacht hatte. Mit leicht rötlichen Augen kam Rick zurück und hielt sich den Bauch.

„Kleiner, hat die blöde Oma dir heute eigentlich schon deine Tropfen gegeben?“ „Äh... Nein. Die stand nebenbei nur vorm Spiegel und so.“ „Wie BITTE!!?“

So schön es auch ist verliebt zu sein.. Aber ihre Pflichten darf sie nicht vergessen! Sofort stürmte ich zu ihr rüber, wo sie mit Dallan am rumknutschen war. Die beiden guckten blöd, bei meinem Anblick.

„EVELYNN BURTON!! IHR KÖNNT JA FICKEN SO VIEL IHR WOLLT! ABER ES GIBT AUCH NOCH GEWISSE ANDERE DINGE!!!“ „Sean.. Wir haben doch gar nicht.. Gefickt.. Wieso bist du so sauer?“ „Weil du ganz genau weißt dass der Kleine morgens seine Tropfen braucht! Ich bin grade eben aus der Krankenstation entlassen worden und muss gleich sowas erfahren!“ „Oh Scheiße!!! Die Tropfen!! Tut mir leid, Sean!!“

Sie rannte sofort davon und kümmerte sich um Rick. Ich hingegen bevorzugte wieder meine ruhige Arbeit in meinem Büro. Mit einer Hand tippste ich einige Formulare und Briefe ab. Ich war gerade richtig vertieft in meine Arbeit, als die Tür auf donnerte und ich erstmal ordentlich erschrak. Schon wieder war es Celia.. Ich hätte kotzen können bei dem Auftritt..

„UND!?!!! WAR SIE TOLL!?!“ „Wer oder was? Hallo erstmal.. Du bist unhöflich geworden. Vielleicht die Hormone schuld.“ „DU SACK!! ICH HATTE VON ANFANG AN RECHT DASS DU MICH BETRÜGST!! UND DAN AUCH NOCH MIT DER BLONDINE WO DU MIR DOCH HOCH UND HEILIG GESCHWOREN HAST DASS DA NICHTS LÄUFT!! WAR JA ABER KLAR!! ALS OB DIR EIN EINZIGER GUTER FICK IM JAHR REICHEN WÜRDE!“ „Natürlich reicht mir das nicht. Was glaubst du warum ich so scharf auf meine Hand bin? Oh Mann..“ „ICH HAB EUCH DOCH GESEHEN GESTERN ABEND!! ALS IHR GEMEINSAM AUFS MOTORRAD GESTIEGEN SEID UND DU DICH AN SIE GEKUSCHELT HAST!!“ „Du siehst auch echt alles oder? Wär es dir lieber gewesen, wenn ich verblutet wäre? VERDAMMT ICH BIN ANGESCHOSSEN WORDEN!! ICH WÄR GESTERN ABEND BEINAHE ABGEKRATZT!! UND DU HAST NUR WIEDER MEINE UNTREUE IM GEDANKEN!! Das hier ist doch alles so sinnlos!“ „Verblutet? Angeschossen?... Dein Arm... Was.. Was ist passiert!?!!“ „Es interessiert dich doch eh nicht, es sei denn ich hatte dabei Sex mit der Blonden! Ja, ich saß mit ihr gestern auf dem Motorrad! Und ich hatte mich an sie gelehnt, weil mir schwarz vor Augen wurde und ich meinen Kopf nicht mehr heben konnte!!! Und ich bin es leid dir jedes mal Rechenschaft abzugeben über alles was ich hier tue und lasse. Du dürftest eigentlich gar nicht hier sein!“

Auf einmal fing sie ohne Wiederworte an zu weinen und legte die Hände aufs Gesicht. Ich war so sauer auf sie, dass ich diesmal nicht weich wurde um sie zu trösten.

„Was gibt’s jetzt schon wieder zu heulen?“ „Ich wusste nicht.. Dass du hier einfach so sterben könntest.. Vielleicht bist du nächstes mal nicht mehr hier.. Und dann? Ich hab Angst..“ „Sorry Celia.. Aber ich kann dich diesmal nicht in den Arm nehmen.. Ich kann es einfach nicht. Du bist einmal zu weit gegangen...“ „Ich versteh schon.. Ich werd dich in Ruhe lassen bis du mir mein dummes Verhalten verzeihen kannst. Es tut mir leid..“

Traurig verließ sie mein Büro, was mir dann doch schon wieder weh tat, aber es kann nicht sein dass sie jedes mal hier her kommt, wir uns streiten und dann haben wir uns wieder im Arm. Jedes Gott verdammte mal das Selbe. Und es würde nie enden.. Wir liebten uns und hassten und inzwischen auch irgendwo. Wir konnten nicht mehr miteinander, aber auch nicht ohne den jeweils Anderen..

Dies war nun ein halbes Jahr her. Celia und ich sahen uns seit dem nicht mehr, obwohl sie in wenigen Wochen schon unser zweites Kind bekommen würde. Die Pille zu vergessen war der schlimmste Fehler den sie machte.. Allerdings hatte ich da einen seltsamen Gedankengang.. Was, wenn sie die Pille extra nicht genommen hatte? Ein zweites Kind wäre der perfekte Weg nicht mehr allein zu sein und mich noch mehr an sie zu binden. Sie hatte Angst ich würde sie betrügen, jedoch setzte sie alles darauf dass ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte die Mutter meiner beiden Kinder zu betrügen..

Ich tat dies auch nicht.. Obwohl ich mehrmals die Gelegenheit gehabt hätte. Ariana warf sich mir mehr als einmal an den Hals.. Bot sich mir komplett an diese Verrückte. Aber ich lehnte sie immer wieder ab obwohl ich mich immer mehr nach körperlicher Nähe sehnte.

Evelynn hing immernoch mit ihrem Dallan zusammen, dennoch verbrachten wir oft Zeit miteinander. Das Training mit Rick lief auch gut. Er war inzwischen dabei an einem Boxsack seine Kondition aufzubauen. Den letzten Sack hatte er kaputt gemacht. So gut es auch mit dem Training lief, er wirkte an sich sehr aggressiv derzeit. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, doch erstmal.. Wartete wieder mal ein ganzer Stapel Papier auf mich und Evelynn, die momentan bei mir im Büro saß.

Ich mochte ihre Anwesenheit. Sie gab mir viel Kraft und endlich konnte ich mal wieder lachen. Ja, ich hatte es geschafft.. Nach so langer Zeit hatte ich mich eingelebt und mochte meine Umgebung wieder. Vielleicht weil die Leute um mich herum zu meiner neuen Familie wurden. Jeder von ihnen hatte einen neuen einzigartigen Charakter. Dennoch behandelten wir uns auch wie Kollegen. Da jeder von uns einfach so sterben konnte, mussten wir uns immernoch in gewissem Maße voneinander distanzieren.

Evelynn gähnte...

„Du Sean, ist es okay, wenn ich nun Feierabend mache? Es ist spät und ich bin total müde.“ „Geh ruhig. Das bisschen schaff ich noch alleine. Aber Eve.. Ist irgendwas?“ „Wieso fragst du?“ „Ach.. Du kommst mir heute so nachdenklich und still rüber. Irgendetwas, über das du mit mir reden möchtest?“ „... Nein.. Es ist alles okay. Ich wünsch dir nen schönen Abend noch.“ „Danke.. Ich dir auch.“

Gerade als ich zum weiter schreiben ansetzen wollte und Evelynn fast die Tür raus war blieb sie stehen. Vielleicht hatte sie ja was vergessen? Meine Theorie wurde sogleich widerrufen, denn ich hörte plötzlich ein Schluchzen.. Besorgt stand ich auf um zu ihr zu gehen und zu fragen was los sei, doch sie kam mir zuvor und rannte mir in die Arme. Oookay.. Erstmal ließ ich sie in Ruhe heulen, doch als sie sich beruhigt hatte, legte ich meine Hände auf ihre knallroten Wangen und guckte in ihre grünen verheulten Augen.

„Hey.. Was ist denn los? Hatte ich also Recht das was nicht stimmt!“ „Ja.. Eigentlich wollte ich nicht darüber reden. Du hast schon genug um die Ohren..“ „Egal. Wir sind doch Freunde. Also kannst du es mir erzählen.“ „Okay.. Es.. Es ist einfach nur scheiße! Ariana macht sich ununterbrochen an Dallan ran! Das Schlimme dabei ist, dass er total darauf eingeht! Die letzte Zeit guckt er ihr nur noch hinterher und macht ihr schöne Augen!!“ Dabei bekam sie wieder einen Heulanfall und drückte sich fest an mich. Irgendwie tat sie mir ja leid. Aber andererseits gefiel es mir sogar. Ich wusste nicht warum.. Ich freute mich dass Dallan vielleicht bald Geschichte sein sollte.

Irgendwie hatte ich so ein scheiß Gefühl in der Magengegend. Das hatte ich schon lange nicht mehr, daher kam es mir seltsam vor. Ich versuchte mich an dieses Gefühl zu erinnern und kam darauf dass es vor knapp acht Jahren gewesen sein muss.

Ich hatte diesen furchtbaren Drang sie zu trösten und bei ihr zu sein. Wahrscheinlich musste ich mir eingestehen mehr für sie zu empfinden.. Ich wollte sie küssen und berühren. Das hatte ich schon so lange nicht mehr.. Aber ich musste mich zusammenreißen!! Ich hatte eine Frau und bald würde mein zweites Kind von ihr das Licht der Welt erblicken. Zudem war sie nun grade mal 18 Jahre alt. Viel zu Jung für einen alten Sack wie mich! Sofort redete ich mir sämtliche Gefühle raus.. Ich musste sie dringend los werden, bevor ich einen Fehler mache.

„Ach Evelynn! Sieh das nicht so eng! Das.. Das kann schon mal vorkommen. Du solltest halt mal ein Auge darauf werfen und ihm sagen dass es dich total ankotzt! So sind wir Männer eben. Wir gucken gerne mal anderen Mädchen hinterher ohne böse Gedanken zu haben. Also weine nicht mehr, okay? Ich kann dich nicht heulen sehen.“ „Okay.. Ich werd es noch einmal versuchen.“

Sie umarmte mich dankbar, wirkte aber enttäuscht. Hatte ich die falsche Antwort gegeben? Ich dürfte Celia auf keinen Fall betrügen. Das würde ihren Vermutungen nur Recht geben. Dann wäre alles umsonst gewesen. Die ganzen Streitereien und die Tränen.. Mit einem traurigen und enttäuschten Gesicht guckte sie mich noch einmal an, ehe sie zurück zu ihm ging..

Neue Hoffnung

Am nächsten Morgen wachte ich genauso einsam auf wie immer die letzten Jahre. Keiner, der mich begrüßte mit netten Worten oder einem Kuss. Niemand, der sich dafür interessierte wie es mir heute nur gehen würde...

Seit diesem Abend, an dem wir uns beinahe geküsst hätten, dachte ich eigentlich nur noch an sie – an Evelynn. Allein der Gedanke Celia Treue geschworen zu haben und der Gedanke sie niemals enttäuschen zu wollen hielt mich davon ab einen Fehler zu begehen.

Als ich so an meinem Esstisch saß und aus dem großen Fenster runter auf die Gartenlandschaft der Anlage guckte, kam mir blitzartig eine Feststellung: Ich brauche einen Kaffee!! Aber ganz schnell! Allerdings ergab sich meine Suche nach Kaffee als erfolglos. Ich wurde fast wahnsinnig! Langsam wurde ich hektisch und fing an meine Mitarbeiter wegen Kaffee zu belästigen. Eine Stunde später stellte ich mich leichtem Frust fest, dass in diesem gesamten scheiß Haus keine einzige Kaffeebohne mehr war. Zum Glück kam gerade Jeanelle auf mich zu gelaufen.

„JEANELLE!! GUT DASS DU DA BIST!!“ Sie erschrak erstmal zu Tode und stand stocksteif vor mir als ich sie an den Schultern packte: „Du musst!!! DU MUSST KAFFEE EINKAUFEN GEHEN!! SOFORT!! SONST!! SONST VERRECKE ICH!!!“ „Ähm... JAWOHL CHEF!! BIN GLEICH WIEDER DA! HALTEN SIE DURCH!“

Sie rannte so schnell sie konnte davon und ich fing an mich umzuschauen. Meine Blicke landeten in Jeanelles Zimmer, das ich mir einfach mal aus Neugier anschaute. Überall hingen Poster von nackten Frauen was mich etwas verwirrte.. Anderes Ufer? Auch gut.. Auf ihrem Tisch lag dann sogar meine Rettung! Eine Tafel Schokolade mit Kaffeegeschmack!!!! YEAH!! Voll Deluxe!!! Ich genoss diesen geilen Geschmack und schmolz fast dahin als auch schon wieder Jeanelle vor mir stand. Wow! Die war aber wirklich schnell.. Sie musterte mich leicht geschockt.
 

„Chef? Haben sie tatsächlich meine Schokolade geklaut und mein Zimmer einfach so belagert...? Ehem..“ Mit blassem Gesicht guckte sie auf all ihre Poster, weshalb ich schon merkte, warum sie blass wurde.

„Was denn? Ich fand Frauen auch schon immer hübscher.“ kommentierte ich dumm. Es brachte nicht viel – sie zog lediglich eine Augenbraue hoch. Um diese Situation zu beenden drückte sie mir das Päckchen Kaffeepulver in die Hände und schickte mich in meine eigene Unterkunft. Wie unhöflich!

Wenigstens konnte ich mir nun ne ganze Kanne Kaffee rein ziehen. Mein Entzug war wieder gestillt – mein Coffein-Haushalt auf dem Standard. So wollte ich dann gemütlich in den neuen Tag starten – hätte es nicht auf einmal an der Tür geklopft. Ich fragte mich welcher Assi das nun schon wieder sei. Rick? Oder Evelynn? Celia weniger, die klopft nicht, sondern schlägt die Tür gleich ein. Als ich die Tür dann völlig entnervt auf machte konnte ich nicht glauben WAS ich da sah..

Ariana nur mit Reizwäsche bekleidet und ne Make-Up Betonschicht aufm Gesicht. Sie guckte mich sexy an und schob mich in meiner Sprachlosigkeit nach drinnen bevor sie die Tür hinter sich schloss.

„Guten Morgen, Chef... Ich dachte.. Sie könnten vielleicht etwas Aufmunterung und Gesellschaft gebrauchen.“ „Ähm... Ich..“ Sie war die Letzte die ich gerade gebrauchen könnte! Ihr Anblick war der Ehekiller schlecht hin. Natürlich fiel es mir schwer diesen Reizen zu widerstehen, allerdings konnte ich mich beherrschen.

„Ariana, was soll das denn schon wieder? Findest du keinen Kerl in deinem Alter, den du verführen kannst? Such dir doch einfach nen festen Freund, dann brauchst du nicht mehr halb nackt durch den Flur zu laufen.“ „Sowas ist doch langweilig. Ungebunden zu sein ist schön. Man hat alle Freiheiten.“ antwortete sie grinsend und strich mir über die Brust. Wie Recht sie doch irgendwie hatte. Beides hat Vorteile, sowohl allein zu sein als auch eine feste Partnerschaft.

„Also Chef? Was sagen sie? Sie sind doch auch ein Mann.. Mit Bedürfnissen. Sie sehen sehr gut aus und haben eine große erotische Ausstrahlung.“ „Hehe, der war gut... Gehst du nun bitte? Ich hab weder heute noch sonst irgendwann Lust auf dich.“ „Komm schon, mach's mir du geile Sau!“ „NEIN!“

Ich stieß sie von mir weg und im selben Moment kam Evelynn die Tür rein. Sie merkte sofort was hier vor sich ging. Es war ja nicht der erste Versuch von Ariana sich an mich ran zu werfen. Die Blondine packte sie am BH Träger und zog sie Richtung Tür.

„Haste nicht gehört, Schlampe!? Wenn Sean sagt, dass er kein Bock auf dich hat, dann ist das eben so! Verzieh, dich und lass ihn endlich in Ruhe!“ „Aha!? Man sieht die Eifersucht ja schon von Weitem! Aber stimmt ja.. Du bist ja der Liebling vom Chef. Wahrscheinlich treibt ihr es auch noch heimlich miteinander. Warum würde er sonst kein Sex haben wollen mit so einer gut aussehenden Frau wie mir! ABER DAS MACH ICH NICHT LÄNGER MIT!! DAS SAGE ICH DALLAN!!“ „EY! WENN DU DAS MACHST!“ „Dann?“

Sie lief laut lachend davon und ich war erstmal erleichtert. Vielleicht bring ich sie demnächst einfach heimlich um. Würde eh keiner merken. Besser als wenn ich irgendwann doch noch so notgeil bin, dass ich mich auf sie einlasse. Evelynn guckte ihr wütend hinterher und schnaufte genervt.

„Danke für deine Hilfe.“ „Schon gut... Ich hab dir doch nicht letztendlich die Tour versaut oder?“ „Nein.. Ich wollte sie wirklich nicht.“ „Du bist echt die Treue in Person, was? Dabei redest du nie von deiner Frau. Hast nirgendwo Bilder von ihr.. Denkst du überhaupt noch ab und zu an sie?“ „.... Und hast du mit Dallan geredet wegen dem was du mir sagtest?“ „Du bist'n Arsch!“

Evelynn verdrehte leicht die Augen und setzte sich bei mir aufs Sofa. Ich setzte mich daneben.

„Nun... Wir sind jetzt schon länger zusammen. Einige Monate. Dallan will ständig Sex, aber ich fühl mich nicht bereit dazu.. Nicht mit ihm. Ich hab mir über Nacht viele Gedanken gemacht über die Beziehung. Aber ich komm nur auf den Schluss, dass ich ihn nicht genug liebe.“ „Okay.. Wieso bist du dann überhaupt mit ihm zusammen gekommen?“ „Weil... Weil ich nen Anderen mag.. An den werde ich aber niemals ran kommen.“ „Oh. Warum? Du siehst gut aus... Hast nen guten Charakter... Welcher Idiot würde dich nicht wollen?“

Sie lief rot an und guckte mich an mit ihren funkelnden grünen Augen: „Ein verheirateter Idiot, der zudem noch mein Chef ist!“ Ihr Kopf wurde noch roter als das raus war und es war ihr mehr als unangenehm. Ich merkte gleich wer damit eigentlich gemeint war und ich geriet in einen kleinen inneren Konflikt...

Ich wollte sie.. Sie wollte mich.. Ich bin aber verheiratet.. Mit einer Frau, die ich kaum sehe, die mich hasst und nur noch Schlechtes an mir sieht. Allerdings bekommt diese Frau ein Kind von mir, das ich niemals kennen lernen würde... Da ergab sich die Frage: Solle ich an dem Alten Leben fest halten? Dem Leben das mir inzwischen so fremd schien? Oder solle ich mich auf mein neues Leben einlassen und das Beste daraus machen? Ich wollte wirklich gerne los lassen...

Und so überwand ich mein scheiß Gewissen, legte meine Hand auf die Wange von Evelynn und küsste sie innig worauf sie gleich einging. Wir küssten uns weiter bis ich fast schon auf ihr lag und mit meinen Lippen ihrem Hals entlang wanderte. Wir lächelten uns an, als wir uns in die Augen guckten... Doch durch ihre grünen Augen wurde ich wieder an Celia erinnert und wieder kam diese Blockade. Auch Evelynn hörte schlagartig auf.

„Scheiße! Glaubst du das? Ich hab dich total gern.. Ich wäre gern mit dir zusammen. Du bist so toll! Aber.. Ich kann's einfach nicht!“

„Ich weiß... Sean.. Das funktioniert so einfach nicht. Wir stecken beide in Beziehungen. Wenn wir das machen, sind wir furchtbare Menschen.“ „Wir sind Auftragskiller einer Organisation.. Sind wir nicht schon furchtbar genug?“ „Ja.. Aber hiermit betrügen wir Menschen die uns nahe stehen. Lassen wir es besser sein. So schade es auch ist..“ „Ja..“

Sie küsste mich noch einmal, bevor sie mit traurigem Blick den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Ich blieb alleine hier in meinen Gedanken versunken.. Es war so toll. Als hätte mein Leben endlich wieder einen richtigen Sinn. Als könnte ich endlich wieder Glücklich sein. Ich hätte jemanden an meiner Seite – wäre nicht mehr alleine.. Und doch.. Geht es nicht.. Bald lass ich mich einweisen...

Es passierte gar nichts an dem Tag.. Wir sahen uns nicht mehr, ich blieb einfach in meinem Büro und verschanzte mich in meiner Arbeit. So konnte ich mich wenigstens ablenken von dem Schmerz und der Sehnsucht sie wieder in meinen Armen zu halten.

Den Morgen drauf startete ich wie immer eigentlich.. Mit 20 Tassen Kaffee, vorausgesetzt es war überhaupt welcher da. Durch meinen Kopf strömten tausende von Gedanken. Ich war ein scheiß Ehemann. Zu Hause saß meine schwangere Frau während ich hier einem jungen Mädchen hinterher sabber..

Dieser ganze Gedankenkram brachte grade nichts.. Und so suchte ich wieder eine Ablenkung. Unten in der Trainingshalle wollte ich nach den Fortschritten der Neuen und Rick schauen. Dallan saß mit Jeanelle auf den Stufen die zur Halle führten. Er grüße respektvoll während Jeanelle wieder blass wurde. Doch das Beste sollte im nächsten Moment kommen in Form von Ariana, die aufgebracht zu uns rannte.

„DALLAN!! DALLAN STELL DIR VOR! WEIßT DU EIGENTLICH WAS DEINE FREUNDIN SO MIT DEM CHEF MACHT!?? JA!! DAMIT IHR ES ALLE WISST!!! EVELYNN FICKT MIT DEM CHEF!!!“ rief sie in die ganze Halle, was mich sehr wütend machte. Evelynn war wohl auch grade in der Halle und hatte alles gehört. Dallan – saß da mit offenem Mund. Sofort drehte ich mich zu Ariana, die mich hämisch angrinste. Und gleich sollte sie lernen dass ich hier das Sagen hatte und dass sie mich in Zukunft mit Respekt zu behandeln hätte.

Ohne auf meine gute Manieren zu achten schlug ich ihr mit der Faust ins Gesicht, dass sie aus Mund und Nase anfing zu bluten. Sie fiel entsetzt zu Boden und starrte mich ungläubig an. Doch es war mir nicht genug. An den billigen Trägern ihres Oberteils zog ich sie nach oben und hielt sie vor mich: „Wag es ja nicht dich weiterhin so aufzuführen! Hier bin immernoch ICH der Chef. Und wenn so eine kleine billige Schlampe wie du sich nicht an die Regeln halten kann, dann werde ich dich wohl umbringen müssen! VERSTANDEN!?!!“ „J-ja... Chef...“ „UND IHR ANDEREN KÖNNT EUCH GLEICH WIEDER UMDREHEN UND WEITER MACHEN WENN IHR NICHT AUCH ABGEKNALLT WERDEN WOLLT!!! ICH HAB HIER WEDER MIT EVELYNN NOCH MIT SONST IRGENDWEM WAS AM LAUFEN!!“

Sie guckten alle sehr verängstigt und taten so als sei nie etwas passiert. Evelynn verhielt sich professionell und sagte nichts dazu. Auch Dallan nicht. Er würde es wohl mit ihr später klären. Nun kam auch Rick gelaufen.

„Alter! Hab ich was verpasst? Hier gucken ja alle so als hättest du dich wieder an Männer ran gemacht, Schwuli!“ „Halt dich da raus du kleine Pest!“ antwortete ich dem frechen Bengel. Mir war grade nicht zu Scherzen. Rick schien es allerdings nicht zu verstehen: „Mami! Wieso bist du so gemein zu mir? Hab ich dir etwas getan?“ „Nein.. Wenn du mir nen Gefallen tun willst, dann lauf ne Runde an der Mauer entlang ums Gelände.“ „Au ja!“

Mein Sohn verzog sich sofort und ging seiner Aufgabe nach. Besser so, denn ich war kurz davor zu explodieren bei diesen Idioten hier. Ich warf einen Blick auf Dallan, der sich abseits von Allem liebevoll um Ariana's Verletzung kümmerte... Ja , er kümmerte sich wirklich seeeehr gut um ihre Verletzung.. Zu gut. Er merkte nicht dass ich der Einzige war, der ihn beobachtete und fing an ihre Brüste zu streicheln...

Na klasse.. Evelynn hatte also Recht. Er betrügt sie wirklich. Zum Glück liebt sie ihn nicht.. Sonst hätte ich ihn nun abgeknallt.

Rick kam inzwischen wieder zurück. Schneller als gedacht. Zu meiner Überraschung war er nicht alleine. Er hatte ein kleines blondes Mädchen bei sich.

„SEAN!! Das kleine Mädchen hab ich auf dem Gelände gefunden!“ „Huch! Wie kommst du denn hier rein, Kleine?“ Da haben meine Leute wohl bei der Bewachung des Eingangs geschlampt. Sie wirkte ziemlich eingeschüchtert und antwortete nicht. Schon wieder würde ich Evelynn brauchen. Sie war so gut im Umgang mit kleinen Kindern. Ich schnappte die beiden Kinder und ging mit ihnen zur Blondine, die mich geschockt musterte.

„Sean!? Was wird das? Noch ein Balg!? Bitte!! Rick reicht mir schon..“ „Eve du sollst nicht Babysitten. Kannst du vielleicht einfach versuchen sie gesprächig zu machen? Ich will nur wissen was sie hier macht und wer sie ist. Und wer ihre Eltern sind, damit wir wie schnell wieder nach Hause bringen können.“ „WAS!?!! ICH WILL NICHT WIEDER DA HIN!!!“ schrie das kleine Mädchen auf einmal aufgebracht und riss sich von Rick los.

Evelynn konnte sie gerade so einfangen. Doch nun hatte sie kein Vertrauen mehr zu uns und schrie nur noch.

„Kleine! Wir bringen dich erstmal nicht nach Hause, wenn du mir sagst was los ist!“ „Ihr bringt mich ja dann doch nur wieder dort hin!! Ich will nicht!“ „Wenn du uns sagst wer du bist und wieso du hier bist, dann musst du auch nicht weg! Erzähl halt!“ „Rick, du gehst besser spielen.“ „Oooh Mann!!! Nie darf ich dabei sein..“

Trotzig kickte er einen Stein weg, steckte die Hände in die Hosentasche und ging. Nun saßen Evelynn und ich allein bei der Kleinen und waren gespannt ob sie nun den Mund auf machen würde.

„Also gut! Ich heiße Vanessa White... Ich bin sieben Jahre alt und von zu Hause abgehauen.“ „Warum?“ „Weil... Weil meine Mama einen neuen Mann geheiratet hat, der mich immer schlägt!! ICH HALT DAS DA NICHT MEHR AUS!!!“ „Und deine Mama macht da nichts gegen?“ fragte Evelynn erstaunt. „Nein! Sie hört mir ja nichteinmal zu... Wenn ich mich beschwere schlägt sie mich auch.. Also bin ich weg gelaufen. So schnell und weit weg wie möglich!! Und weil der Mann mir gefolgt ist, bin ich hier rein gerannt und hab mich zwischen den Pflanzen versteckt...“ „Hmm.. Okay.. Sean, was machen wir nun?“ „IHR BRINGT MICH NACH HAUSE!! BESTIMMT!!!“

Evelynn und ich zogen uns zurück um kurz alleine zu sprechen. Einer meiner Männer passte derweil auf die Kleine auf, damit sie nicht wieder abhaut in ihrem Misstrauen.

„Sean! Ich weiß ja, dass es ihr dort schlecht geht. Aber können wir sie nicht zurück bringen und es melden? Wir können uns doch nicht um noch ein Kind hier kümmern. Der Chef hat da bestimmt auch was gegen.“ „Ich weiß nicht.. Gegen Rick hat er auch nichts..“ „Rick ist dein Sohn.. Der Chef mag dich. Klar, dass er nichts gegen ihn hat. Aber das Mädchen ist ne Fremde.“

Ich wusste, dass es nun meine Entscheidung war, was mit ihr passieren würde. Aber ich wusste auch, wie es war sein eigenes zu Hause und seine Familie zu hassen. Wie es war, wenn man Tag für Tag Schläge kassieren muss. Ich wäre auch am liebsten weg gelaufen damals.. Ich könnte sie unmöglich zurück schicken.

„Eve, ich rede mal mit dem Chef.. Ich kann sie nicht wieder zurück bringen. Das ist ein Kind das zu Hause geschlagen wird. Ich weiß wie das ist. Das will ich ihr nicht antun.“ „Oh Mann... Du hast einfach ein zu gutes Herz, du Depp.“ „Ich lieb dich auch...“ „...“ Sie starrte mich mit großen Augen an.. Es war ein belangloser dummer Satz, der wohl falsch gewählt war. Ob ich ihr sagen sollte dass Dallan wirklich was mit Ariana hat? Ich konnte es irgendwie nicht.. Schweigend lief ich zu Vanessa zurück die mich gespannt ansah.

„Also Kleine, wenn du magst, kannst du hier bleiben. Du musst nicht mehr zu deiner Familie zurück.“ „Wirklich!?! Wow!! Aber.. Gibt es da keinen Ärger?“ „Nun... Ich denke nicht dass sich deine Eltern mit uns anlegen werden..“

Irgendwann würde sie noch lernen wo sie sich hier befindet. Der Chef fragte mich zwar ob ich hier einen Kindergarten auf machen wollte, aber akzeptierte es im Nachhinein weil Evelynn und ich gute Mitarbeiter sind und Rick nie Schwierigkeiten machte. Er wurde langsam alt und es war nur noch eine Frage der Zeit bis er mir seinen Posten geben würde.

Vanessa und Rick bekamen endlich ihre eigenen Kindermädchen damit Evelynn wieder ihren Aufgaben nachgehen konnte. Sie war wirklich dankbar darüber. Und die Beiden schienen sich sehr gut zu verstehen. Man sah sie nur noch miteinander. Ich freute mich ja irgendwie für Rick. Endlich hatte er jemanden im selben Alter und war nicht mehr so alleine. Zwei Wochen vergingen so..

Es war mal wieder ein warmer Abend mit klarem Himmel, als ich beschloss noch einmal eine Runde durchs Gebäude zu drehen um nach dem Rechten zu schauen. Eine gute Idee, denn als ich vor Dallan's Zimmer ankam traf ich auf das Chaos. Die Tür stand weit offen und drinnen konnte ich ein Wimmern hören. Evelynn stand vor Dallan und Ariana, die halb nackt auf seinem Bett lagen. Um genauer zu sein – sie saß auf ihm.. Evelynn hatte sie wohl erwischt und hielt nun die Knarre auf die Beiden.

„Du Arschloch..“ „Evelynn!!! Mach kein Scheiß!! Bitte! Es ist nicht so wie du denkst!!“ „Ach so? Wie soll es sonst sein? Denkst du ich bin dumm? Ich weiß schon lange was ihr da treibt hinter meinem Rücken.“ „Ich weiß, ich hab dir das Herz gebrochen Evelynn, es tut mir ja leid!“ „Nein...“ „Nein?“ „Nein, nichts tut dir leid... Aber weißt du was? Ich hab kein gebrochenes Herz wegen einem Versager wie dir. Ich liebe schon lange einen Anderen.. Also ist es mir egal..“

Ich lehnte mich mit verschränkten Armen an den Türrahmen und schaute wortlos zu. Die Anderen hatten mich längst bemerkt. Evelynn hielt den Blick entschlossen auf Dallan und egal was sie tun würde, ich würde hinter ihr stehen. Die Hilfeflehenden Blicke der Beiden interessierten mich auch nicht wirklich. Dallan checkte endlich dass Evelynn mich meinte mit der Person, die sie liebte.. Doch bevor er noch etwas sagen konnte hatte sie auch schon zwei Schüsse abgefeuert. Dallan und Ariana büßten für ihr hinterlistiges Spiel.

Langsam begriff Evelynn was sie getan hatte und fing an zu Zittern mit Tränen in den Augen. Ich nahm ihr die Waffe weg und brachte sie aus dem Zimmer.

„Komm, Kleine.. Ich bring dich hoch in dein Zimmer.. Mach dich nicht verrückt, es wird alles gut werden. Der Chef wird auch nicht wütend sein.“ hoffte ich zumindest... Sie folgte mir nur starr und sprachlos.. Am liebsten hätte ich sie jetzt gedrückt und getröstet, jedoch würde das nur wieder im Gefühlschaos enden – das wollte ich nicht. So lieferte ich sie einfach in ihrem Zimmer ab und ließ sie alleine im Dunklen sitzen. Evelynn sah sehr traurig aus als ich mich umdrehte und einfach ging. Draußen musste ich mich erstmal gegen die Tür lehnen. Was machte ich hier eigentlich..

Ich sehnte mich so nach ihr... Sie war die letzte Zeit immer bei mir. Wenn es mir schlecht ging sorgte sie sich um mich, wenn ich traurig war tröstete sie mich und wenn ich in der Scheiße saß rettete sie mich sogar.. Sie war immer da... Eigentlich war sie schon längst zu meiner neuen Partnerin geworden. Ich wollte Celia und unsere ganzen Streitereien hinter mir lassen. Mit ihr hätte ich niemals mehr eine Zukunft. Mit dem Kind wird sie schon zurecht kommen. Und vorerst würde sie nicht einmal was davon erfahren...

Spontan drehte ich mich um und machte die Tür zu Evelynn's Zimmer wieder auf. Dort stand sie schon ganz Hoffnungsvoll mit großen traurigen Augen vor mir. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich lief ihr in die Arme: „Sean.. Was machst du nur.. Ich liebe dich aber du bist unerreichbar für mich.. Deine Frau..“ „Vergiss sie! Du gehst mir doch eh nicht mehr aus dem Kopf du kleine Klette!“

Wieder fielen wir uns um den Hals und küssten uns – verbrachten die Nacht miteinander... Ich fühlte mich unheimlich erleichtert und befreit. Und endlich – seit langer langer Zeit – wachte ich nicht einsam und alleine auf sondern hatte eine tolle Frau im Arm. Die neue Frau an meiner Seite... Wie Glücklich ich doch in dem Moment war..

Getrennte Wege

Evelynn und ich hatten eine glückliche Zeit zusammen. Wieder vergingen ein paar Wochen. Keiner war ihr Böse wegen ihrem Blutbad. Ich war im Geheimen sogar dankbar weil Ariana nun nicht mehr da war um mich zu verführen.

Diesen Abend wurden wir zum Chef gerufen. Er hatte einen neuen Auftrag für uns. Eigentlich nichts Schlimmes und nicht gerade schwierig. Wir sollten lediglich in der Dunkelheit einen Laden aufsuchen der noch Schulden bei unserem Chef hatte. Schon seit Monaten rennt er seinem Geld hinterher und wird nur mit dämlichen Ausreden abgespeist. Nun möchte der Chef ernst machen und uns zum Geld eintreiben hin schicken. Evelynn und ich stiegen zusammen in der Tiefgarage auf mein Motorrad und fuhren in die Innenstadt von Tokyo.

Die Fahrt dauerte nicht lange bis wir bei dem italienischen Restaurant ankamen. Unauffällig steckten wir unsere Waffen ein und betraten das Lokal.

Die Bedienungen starrten uns schon seltsam an. Sie wussten, dass wohl was im Gange war. Zudem war unsere schwarze Kleidung nicht wirklich angebracht um chic essen zu gehen. Etwas abgelegen stellte ich mich vor eine Kellnerin. Sie konnte mir nicht in die Augen gucken, da ich eine schwarze Sonnenbrille trug.

„Wo ist euer Chef?“ Sie zitterte überall: „Er.. Er ist hinten drin. Aber bitte, mein Herr.. Was wollen sie?“ „Nichts von dir. Danke.“ Ohne weitere Worte lief ich in den Personalraum des Lokals, gefolgt von Evelynn. Der Restaurant-Leiter saß an einem größeren Tisch und schien uns bereits zu erwarten.

„Haben sie das Geld, das wir abholen kommen?“ fragte ich ernst und selbstbewusst. Er drehte sich nicht zu uns, sondern fing an zu lachen, was ich nicht ganz verstand. Auch Evelynn schien überrascht. „Ja, ihr wollt euer Geld.. Langsam geht mir das alles auf den Sack! Wenn ihr euer Geld wollt, dann holt es euch doch.“

In dem Moment kamen zwei Typen mit Knarren in den kleinen Raum gestürmt und fingen an auf uns zu schießen. Eve und ich konnten uns gerade so zur Seite werfen und abrollen. Blitzschnell schossen wir zurück und rannten aus dem Raum raus ins Freie. Die Kerle folgten uns natürlich. Gerade noch so davon gekommen. Ich glaub der Chef wusste warum er Eve und mich schickt und nicht einen der unteren Angestellten. Wir liefen um die nächste Ecke und verschnauften kurz.

Durch die Leute in der Umgebung und ihre Aufgebrachten Blicke wusste ich, dass unsere Verfolger nun auch Draußen waren. Sind die dumm!? Ne Schießerei in ner belebten Hauptstraße anfangen zu wollen?

Ich sah sie mit ihren Knarren als ich kurz um die Ecke guckte. Zwei gezielte schnelle Schüsse und dann nichts wie weg...

Ich schoss in einem guten Moment auf den Einen, wodurch viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen wurde. Den hätte ich schon mal weg. Der Andere wollte gerade in Deckung gehen weil er wusste woher mein Schuss kam.

Ich zielte, und drückte ab.... Womit ich nicht gerechnet hatte war jedoch, dass in diesem Moment ein besorgter Vater in meine Schusslinie laufen und direkt getroffen werden würde. Ich hörte ihn noch schreien: „MARISHA WIR MÜSSEN HIER WEG!!!“ Mir zog es in den Magen. Marisha... War doch die Tochter von Yojiro, meinem alten Freund. Ich sah, wie er zu Boden ging und als Eve meinen Arm packte um mich weg zu ziehen sah ich noch jemanden... Grace.. Sie stand etwa 10 Meter vor mir, war kreidebleich und guckte mich völlig entsetzt an.

„SEAN!! Komm jetzt!!! Los weg hier oder willst du dass wir im Knast landen!!!?“

Ich konnte kaum klar denken. Eher war ich besorgt dass mir Yo in die Kugel gerannt ist als er seine Tochter zurück rufen wollte wegen meinem ersten Schuss.. Bitte lass es nicht Yo gewesen sein!!

Eve schaffte es mich loszureißen und zum Motorrad zu zerren. Trotz meiner Sorgen schaffte ich es gescheit zu fahren. Nur Grace sah mich.. Die Bullen waren schon in der Nähe, beim Wegfahren hörte ich überall Sirenen von Krankenwagen und Polizei.

Wieder in der Tiefgarage angekommen musste ich erstmal verschnaufen und mich gegen die Wand lehnen. Meine Beine fühlten sich wackelig an und meine Hände zitterten.

„Sean, kannst du mir bitte mal sagen was das eben war?!! Du hast erst auf nen Typen geschossen.. Einen von denen. Und dann?“ „Ich hab auf den zweiten Typen geschossen.. Aber dann ist mir einer direkt in den Schuss gerannt..“ „Scheiße!! Ne oder!?“ „Doch.. Und das ist nicht alles. Ich hab gehört wie er den Namen Marisha rief.. Der hat nach seiner Tochter gesucht...“ „Und?“ „Die Tochter von meinem früheren besten Freund heißt so.“ „Sean, das hat doch noch nichts zu bedeuten..“ „Ach nein? Sag mir wie viele Japanerinnen Marisha heißen! Zudem sah ich einige Meter weiter eine Freundin von mir.. Seine Frau..“ „Uff.. Das klingt dann doch eher danach. Sean! Mach dir kein Kopf erstmal, ja? Wir müssen dem Chef sagen dass der Auftrag gescheitert ist.“

Sie ging vor mir in die Hocke und guckte mir in die Augen. Was, wenn ich nun Yo erschossen hab? Und Grace es gesehen hat? Die denkt doch bestimmt ich hätte ihn absichtlich umgebracht warum auch immer ich das tun sollte.. Erstmal fasste ich mich wieder und folgte meiner Freundin nach oben in die Chefetage, wo wir Bericht erstatteten. Der Chef war sehr enttäuscht von unserer Arbeit und verpasste uns einen Anschiss weil wir nicht direkt geflohen sind sondern geschossen haben. Oder eher weil ich geschossen hatte..

Diese Nacht konnte ich nicht einschlafen und lag hellwach im Bett. Zu sehr hatte ich Angst morgen in der Zeitung könnte stehen dass Yojiro erschossen wurde. Auch Evelynn's Gesellschaft brachte da nicht viel. Irgendwann schaffte ich es dann doch die Augen zu zu machen. Der nächste Morgen startete nicht wie immer mit Kaffee.. Ich rannte hin und her. Besessen vom Boten der die Morgenzeitung bringen sollte. Sonst interessierte mich die Zeitung eigentlich nie.

Hektisch riss ich ihm die Zeitung aus der Hand als er endlich an kam. Evelynn machte richtig große Augen bei meinem aufgebrachten Verhalten.

Ich redete nicht viel und setzte mich sofort an den Tisch. Lange suchen misste ich nicht nach dem Bericht. Er war groß auf die Titelseite gedruckt.

„Schießerei in der Hauptstraße“ … Gestern verstarb der 32 Jahre alte Yojiro Kobayashi an einem Schuss in die Brust.. Er hinterlässt eine Frau und ein 7 Jähriges Kind. Wer den Schuss ausgelöst hat ist derzeit noch unklar...

Meine Ängste sind wahr geworden.. Ich hatte Yojiro erwischt. Warum nur?! Warum ist er grade an dem Abend genau in der Straße mit seiner Familie!?! Und warum stellt er sich genau an die Stelle? Mir wurde kotz schlecht bei den Worten die da standen. Dass es wirklich ihn erwischt hatte war für mich so unreal. Ich legte Hände auf meine Stirn und atmete tief durch. Ob ich nun heulen sollte wusste ich nicht.

Eve schien bemerkt zu haben dass es mir nicht gut ging und setzte sich sofort zu mir.

„Sean? Schatz? Was ist los?“ Wortlos schob ich den Artikel zu ihr rüber. Aufmerksam las sie ihn sich durch und wirkte dann genauso geschockt wie ich: „Oh nein.. Ist Yojiro dieser Freund von dir?“ Ich nickte nur. Natürlich versuchte sie mich zu trösten.. Funktioniert hatte es aber nicht. Dann kamen mir auch schon die nächsten Gedanken über die Folgen dieses Schusses. Grace hat mich gesehen.. Sie wusste dass er von mir kam. Und ich konnte davon ausgehen dass sie mich anzeigt bei der Polizei. Sie kennt meinen richtigen Namen und weiß dass ich in Tokyo bin. Bisher hatte mich die Polizei nicht erwischt, aber auch nur, weil ich keine Aufmerksamkeit erregte. Jetzt, wo das passierte, werden die Bullen auf mich aufmerksam und werden sehen was ich für ein kleines Kriminelles Arschloch bin... Ich würde nicht mehr auf die Straße können ohne Angst haben zu müssen, dass es mein letzter Tritt in der Freiheit war.

Heute war nicht viel mit mir anzufangen.

Rick und Vanessa kamen zum Frühstück vorbei. Evelynn hatte sie eingeladen. Da wusste sie aber auch noch nicht, dass mir absolut nicht nach Gesellschaft sein würde. So gut es ging versuchte ich mich fröhlich zu verhalten, doch Rick konnte man nichts vormachen.

„Alter?! Wasn heut los mit dir? Du benimmst dich ja wie ein Weichei. Net gut drauf?“ „Lass ihn Rick...“ „Jaja, Oma... Sag mal, fickt ihr eigentlich nun miteinander? Man sieht euch ja nur noch zusammen.“

Ich spuckte meinen Kaffee aus weshalb ich dumm angeguckt wurde. „IIIH!“ schrie Vanessa und Rick sagte einen Satz der mir noch gut in Erinnerung war: „IH! SEAN DU SPRÜHST!!! Das ist ja ekelhaft! Ich geh kotzen!“

Rick machte es wahr und rannte erstmal aufs Klo. Vanessa lachte ihn aus. Sie hatte sich gut eingelebt in der kurzen Zeit. Was wir hier eigentlich sind wusste sie aber immernoch nicht wirklich. Dafür hatte sie auch noch Zeit. Als sie das Training von Rick sah, wollte sie ebenfalls hart trainieren. Der Chef sah natürlich sofort potenziellen weiteren Nachwuchs in der Kleinen. Er hatte noch viel vor mit der Firma trotz seines Alters. Und obwohl er wusste, dass er die Zeit von Rick und Vanessa nicht mehr mitbekommen würde, plante er schon die Zukunft.

Es dauerte nicht lange, da war das Frühstück schon beendet. Ich war nicht gut drauf, Rick kotzte nur noch und Vanessa wollte in den Garten um Blumen für Rick zu sammeln. Süß..

Als wir wieder alleine waren legte Eve sich neben mich aufs Bett. Ich war immer noch platt und kurz davor zu heulen.

„Du hattest doch bestimmt schon lang keinen Kontakt mehr mit diesem Yojiro. Und trotzdem macht dich das jetzt so traurig?“ „Du verstehst nicht, Schatz. Der Kerl war mein bester Kumpel eine lange Zeit lang. Wir machten alles miteinander. Wir teilten unsere Kaffeesucht. Wir sahen uns jeden Tag.. Und ich kann mich noch gut daran erinnern wie wir uns das letzte mal sahen kurz bevor ich hier her kam... Ja.. Wir hätten wirklich ein tolles Leben haben können und eine Prima Freundschaft. Ich hab ihn sehr vermisst die ganze Zeit lang.. Und nun passiert das.. Dass es für mich keine Gelegenheit mehr geben wird ihn jemals wieder zu sehen – jemals wieder mit ihm einen Kaffee zu trinken.. Weißt du.. Das kann ich nicht glauben..“ „Du konntest doch vorher auch nichts mehr mit ihm unternehmen.“ „Ja.. Aber der Unterschied ist, dass er vorher noch da war! Allein der Gedanke dass er zumindest in der Nähe war und ich hätte zu ihm gehen können.. Noch schlimmer ist die Tatsache dass ICH ihn umgebracht hab.. Wenn auch nicht absichtlich. Aber Grace und meine alten Freunde werden mir ewig Vorwürfe machen!!“ „Das ist nicht wahr! Wenn sie wissen was wirklich vorgefallen ist...“ „Süße.. .Woher sollen sie das wissen!?! Ich kann nicht raus... Die sind doch hinter mir her sobald Grace eine Aussage macht!“

Eve verstummte im Gedanken und mir kamen wirklich die Tränen. Mein Leben verlief ja wirklich scheiße. Aber ich wusste dass dies einer der Tiefpunkte überhaupt war. Ich sollte für heute aber noch nicht erlöst sein. Gegen Mittag nahm ich meine Arbeit wieder auf. Ich wühlte mich durch den Papierkram, bekam Stress mit dem Chef und trank einen Kaffee nach dem Anderen zu meiner Beruhigung.

„Sean! Wie konntest du nur so dumm sein und auf eine Schießerei eingehen!?! Ihr hättet flüchten sollen.“ „Ich weiß, Chef... Aber so weit hatte ich in dem Moment nicht gedacht. Das erste mal dass ich derartig bei einem Auftrag versagt habe. Tut mir wirklich leid.“ „Ach.. Das muss dir nicht leid tun. Ich denke du hast die größe Strafe für deine Dummheit bereits bekommen. Und wenn du raus gehst und geschnappt wirst, musst du sehen was du daraus machst. Merk dir nur eins, du darfst nichts über uns sagen, kein Wort! Über keinen Kollegen, keinen Anhaltspunkt über unser Versteck äußern.“ „Ich weiß. Ich werde schweigen wie ein Grab. Hab ich doch schon immer.“

Der Chef war wieder einiger maßen zu Frieden mit mir. Jedoch war ich für die nächsten Monate für den Außeneinsatz nicht mehr zu Gebrauchen, da man davon ausgehen musste dass ich verstärkt gesucht werden würde nach Graces Aussage. Ob sie überhaupt aussagen würde, wusste ich nicht. Aber ich musste drauf gefasst sein.

Richtig unangenehm wurde es erst nachmittags. Kurz nachdem Eve mein Büro verließ, knallte die Tür auch schon wieder auf. Und wenn die Tür derartig knallt, dann kann das nur eine Person sein. Ich wollte Celia eigentlich meiden. Grace hatte es ihr sicher erzählt. Ihr Gesichtsausdruck verriet bereits alles.

„SEAN!!“ „Oh Gott.. Was willst du schon wieder hier? Du wirst es doch bestimmt nie lassen können dich hier rein zu schleichen.“ „Schleichen? Ich hab die Torwache bedroht.. Mehr nicht.“ „Oh.. Typisch für dich. Hehe. Warum bist du hier? Keine Babykugel mehr? Toll, Glückwunsch.“ „Du tust so als würde dich die Geburt unseres Mädchens gar nichts angehen. Dreist. Bezahlen wirst du aber dafür! Wenn du dich schon nicht darum kümmern willst.“ „Wer sagt dass ich mich nicht darum kümmern will? Ich hab keine Zeit.. Ich bin hier in der Arbeit versunken und Rick ist nun in einem Alter wo er ziemlich beansprucht.“ „Tzz.. Ich wollte dir eh bekannt geben, dass ich ihn wieder mit mir nehmen werde. Die Rede war von einem Selbstverteidigungskurs. Nicht von ner Ausbildung zu einem Killer.“ „Killer.. Dankeschön.“ „Das ist eine Tatsache. Willst du nichts über unser Baby fragen? Der Name, Größe, Gewicht.. Wie die Geburt verlief und ob es ihr gut geht?“

„Öh.. Nein.. Ehrlich gesagt, dieses unbekannte Kind interessiert mich nicht weiter. Würde mir nur Kummer bereiten, da ich sie ja eh nie kennen lernen könnte. Ich wünsche dir aber viel Spaß damit. Immerhin weiß ich dass du die Pille extra vergessen hast.“ „Ach hab ich?“ „Celia.. Ich kenne dich. Dir würde ich so was eiskalt zutrauen.“ „Na dann..“

Sie wirkte sehr betrübt und beleidigt weil ich mich nicht nach unserem Kind erkundigte. Wirklich grausam von mir, wenn ich so drüber nachdachte. Aber wie ich schon sagte, eigentlich auch sinnlos mich damit näher zu befassen. Nun holte Celia aber zum eigentlichen Thema aus nachdem sie sich vor mich auf den Schreibtisch setzte.

„Naja.. Du wirst dir denken können warum ich noch gekommen bin.“ „Nein.. Warum?“ „Ich habe.. Gestern einen Anruf von Grace bekommen.“ „Oh.. Von Grace. Und? Gibt es was Neues zu berichten?“ Ich tat auf unschuldig und unwissend, denn eigentlich wollte ich meinen Kopf noch behalten.

„Sean.. Grace meinte sie habe dich gestern gesehen.. In der Innenstadt.. Genauer gesagt – in der Hauptstraße. Wenn du die Zeitung gelesen hast, wirst du vielleicht auch wissen, dass Yojiro erschossen wurde. Sie hat dich gesehen... In unmittelbarer Nähe.. Und auch, dass du geschossen hast.“ „...“ „SEAN!! WAS HAST DU DAMIT ZU TUN!?! HAST DU YOJIRO UMGEBRACHT!!?! WARUM NUR!?!?!“ „ICH HAB IHN NICHT UMGEBRACHT!!! ER IST MIR DIREKT IN DIE SCHUSSLINIE GELAUFEN VERDAMMT!“ „ALSO DOCH!! Ich bin so enttäuscht von dir, du Scheißkerl! Hast nicht einmal mehr Skrupel deinen früheren besten Freund abzuknallen. Für diesen Laden hier würdest du wohl echt alles machen inzwischen. Würdest du mich auch umbringen!? Oder Rick?“ „NEIN!“

Wobei es mir grade danach war sie kopfüber aus dem Fenster zu werfen. Wir wollten uns weiter anschreien, doch im selben Moment kam Rick ins Zimmer gerannt..

„Alterchen!! Guck mal was ich eben neues ge.... MUM!?!?!!!!? Ach.. Du.. Scheiße..“ Mist! Warum musste er gerade jetzt kommen um mir etwas zu zeigen!? Sonst haut er doch auch immer vor mir ab.. Sie würde ihn direkt mitnehmen. Ich würde schätzen, das war nun auch das letzte mal dass ich Rick hier um mich haben würde. Celias Gesicht wandelte sich in wahnsinnige Freude. Sie breitete ihre Arme nach unserem Sohn aus, doch er musterte sie nur Skeptisch.

„Cedric!! Schatz! Komm zu deiner Mama! Ich hab dich ja so vermisst!! Na komm!“ „Ehm...“ Er musterte sie immernoch skeptisch, ehe er mich verzweifelt anguckte. Ich wusste nicht wie ich gerade reagieren sollte. Doch die Reaktion brachte er selbst in dem er sich hinter mich stellte und sich dort versteckte.

„DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!! HAST DU DEN JUNGEN GEGEN MICH AUFGEHETZT DU ARSCH!?!“ „Nein! Ist seine eigene Entscheidung wenn er nicht zu dir will.“ „Der hat zu wollen! Ich nehm ihn mit, ist mir egal was du denkst! Oder war er denkt!“

Sie kam ein paar Schritte auf uns zu, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Statt Dessen gab ich Rick zu verstehen dass er bei mir sicher war und dass ich seine Entscheidung respektierte, egal welche es war.

„Cedric! Was ist nur los mit dir, du Bengel!?“ „Ich komm net mehr mit zu dir nach Hause!!“ „Warum nicht? Zu Hause wartet ein süßes kleines Baby, das ihren großen Bruder kennen lernen mag.“ „WAS!?!?! DU HAST NOCH EIN KIND BEKOMMEN!?! WAR JA KLAR! KAUM BIN ICH WEG HAST DU MICH VERGESSEN UND ERSETZT MICH!! ICH KOMM NICHT MIT!! MIR GEHT S HIER GUT! ICH MAG BEI SEAN BLEIBEN! ER IST WIE EIN PAPA FÜR MICH UND VIEL BESSER ALS DU!!“

Uh.. Diese Worte trafen sie knallhart. Sie wurde schnell extrem blass und musste aufpassen nicht die Fassung zu verlieren oder gar umzukippen.

Auf einmal grinste sie fies: „Ja, ist klar dass Sean für dich wie ein Vater ist, Kleiner... Hast du dich schonmal gefragt warum ihr euch so ähnlich seht? Warum ihr den selben...“ „SCHLUSS DAMIT!!!“ schrie Evelynn, die auf einmal auch zu uns gekommen war, in den Raum. Sie hatte den Streit wohl mitbekommen. Und nun würde das Schlammcatchen beginnen. Wer von den Beiden wohl die größere Zicke ist?

„Ach, die kleine Blondine mal wieder. Was gibt’s? Das hier ist eine Familienangelegenheit.. Nichts wo SIE sich einmischen müssten, junge Frau.“ sagte Celia von oben herab. Oh je... Evelynn könnte übel kontern.. „Familienangelegenheit, sagen sie? Wie viel Familie existiert denn hier eigentlich noch? Gehör ich nicht eigentlich inzwischen mehr zu Sean's Angelegenheiten als sie? Immerhin bin ich fast rund um die Uhr bei ihm. Ich erleben seinen Alltag.. Seine Gefühle..“ „Die beiden Ficken sogar miteinander!“ platze es aus Rick raus, weswegen ich mir die Hand auf die Stirn Schlug. Celia's Mund stand weit offen.

„Genau, Ricky Mäuschen.. Geschweige denn vom guten Sex, den wir haben.“ „WAS!?! SEAN SAG MIR BITTE NICHT DASS DU DOCH MIT DER ALTEN SCHLÄFST!!“ „Rick.. Warum gehst du nicht zu Vanessa und spielst irgendwas mit ihr?“ „Waaaar ja klaaar dass ich wieder raus geworfen werde.. Pff!! Immer wenn's um Sex geht! Unfair! Echt unfair!!! Tschüss Ma.“

Wieder mal verließ er beleidigt die Runde. Es waren wirklich keine Themen für einen Jungen in dem Alter. Zudem war mit Celia die Gefahr zu groß, dass er herausfinden würde, wer ich wirklich bin. Eve hatte mir eben ja schon die Haut gerettet. Wenn ich sie nicht hätte.. Nun musste ich aber meinen Mann stehen..

„ALSO!!!? WAS LÄUFT DA WIRKLICH ZWISCHEN EUCH!?!!“ „Celia.. Ehm... Hattest du die ganzen Jahre über nie Kontakt zu anderen Männern? Hast du dich nie mit irgendjemandem getroffen? Das kann doch nicht dein Ernst sein dass man so lange Zeit alleine aushalten soll.“

„Kerl! Wir haben uns Treue geschworen!!“ „Ja! Treue! Was bringt mir das bei einer Frau, die am anderen Ende des Ozeans lebt und mich nur einmal im Jahr sieht? Und wenn, werde ich nur mit Vorwürfen oder Beleidigungen beworfen! Für mich hat das ganze keinen Sinn mehr... Ich hab's versucht, es geht nicht länger hier allein.“ „Klasse... Wirklich Super! Ich wusste damals schon dass du mich irgendwann verletzen würdest. Du kannst einfach nicht die Finger von anderen Frauen lassen!“ „DAS IST DOCH SO GAR NICHT WAHR!! WEIßT DU WIE VIELE GELEGENHEITEN ICH DIE LETZTEN JAHRE HATTE IRGEND EINE TUSSI HIER FLACH ZU LEGEN!?! MEHR ALS GENUG! ABER ICH HAB IMMER NUR AN DICH GEDACHT UND DASS WIR VIELLEICHT IRGENDWANN NOCH EINE CHANCE HÄTTEN! DIE GIBT ES ABER NICHT!“

Sie winkte nur ab und richtete sich an Eve, die sie skeptisch ansah: „Und du? Macht es Spaß sich an einen verheirateten Mann ran zu machen? Eine Ehe zu zerstören? Hättest du dir keinen Anderen suchen können, Flittchen!?“ „Celia, es reicht! Eve kann nichts für den Untergang unserer Ehe! Sie war nur immer für mich da wenn ich jemanden brauchte! Ich lass nicht zu dass du sie jetzt fertig machst!“

„So ist das also... Erst mir ewige Liebe schwören und dann die nächst beste Blondine aufreißen... Ich lass mich scheiden, du bekommst Post vom Anwalt.“ „Geh jetzt einfach..“

Sie drehte sich schweigend Richtung Ausgang blieb dann aber nochmal kurz stehen. Ich dachte nun würden wieder irgendwelche Vorwürfe kommen, doch es kam nur eine Blumenvase geflogen die mich direkt über meinem Auge mit voller Wucht traf. Das war sozusagen ein Abschiedsgeschenk nach Celia's Art. Eve kam natürlich gleich gerannt um sich das anzuschauen. Es war eine ordentliche Platzwunde.

„Die Frau spinnt doch! Sei froh dass es nun vorbei ist..“ „...“ Es hingen viele Jahre der Verzweiflung aber auch Hoffnungen an dieser Ehe.. Obwohl ich Evelynn hatte und liebte, machte mich die endgültige Trennung von Celia traurig.

Erst stirbt Yo.. Dann endet meine Ehe auf diese Art und Weise... Ich würde meine kleine Tochter niemals kennen lernen... Es war einfach alles zu viel für mich in diesem Moment. Ich spürte wie mir schwarz vor Augen wurde und meine Beine nachgaben...

„Also Coldfire Cheffe.. Du solltest dich ehrlich gesagt mehr schonen.“ sagte der Stationsarzt belustigt zu mir als ich gerade meine Augen öffnete. „Tag auch.. Bin ich schon wieder...?“ „Oh ja.. Das passiert meines Erachtens zu oft in letzter Zeit, Chef. Wenn sie nichts dagegen haben, werde ich einen EKG durchführen und mal den Blutdruck checken. Ich will wissen woher diese ständige Bewusstlosigkeit kommt.“ „Stress..?“ „Durchaus möglich. Aber dabei kann es so nicht bleiben. Lust auf nen Herzinfarkt? Schlaganfall?“ „Nein.. Nicht wirklich.“ „Na also. Ich empfehle dringend Urlaub.“ Er blätterte in meiner Krankenakte und fing an mich mit Kabeln zu versehen. Eine ganze Weile wurde mein Herzschlag überwacht. Auch mein Blutdruck wurde gemessen.

„So, hier habe ich nun die Ergebnisse der Untersuchung. Der Blutdruck ist leicht erhöht. Die Blutwerte waren auch schon mal besser. Herzrhythmus-Störungen konnte ich derzeit keine feststellen, jedoch sollten sie sich dringend schonen Chef. Ihr Herz wirkt leicht geschwächt.“

„Na klasse.. Ich muss doch körperlich fit sein.“ „Erst ein bisschen Pause, dann geht’s bestimmt wieder. Ich verordne die nächsten zwei Monate absolute Ruhe.“

In dem Moment kam Evelynn zu uns um sich nach mir zu erkundigen. Der Arzt trug ihr auf mich gut zu bewachen, damit ich nicht zu viel tun würde. Eines musste ich aber auf jeden Fall noch tun! Ich müsste zu Grace gehen! Ihr die Wahrheit sagen... Sie darf nicht ihr Leben lang glauben ich hätte absichtlich ihren Mann getötet!

Wiedersehen

Ein paar Tage verstrichen bis ich wieder von der Krankenstation gehen gelassen wurde. Niemandem erzählte ich von meinem Plan Grace zu suchen, nichteinmal Eve, denn sie würde mich niemals gehen lassen. Es war gefährlich für mich auf die offene Straße zu gehen. Im Internet recherchierte ich wo Grace derzeit wohnhaft war. Es dauerte nicht lange bis ich fündig wurde.

Mitten in der Nacht als schon alle schliefen, schlich ich mich in die Tiefgarage zu meinem Motorrad. Zum Glück war ich ziemlich gut im Schleichen. Eve merkte nicht, dass ich nicht mehr neben ihr lag. Der Weg zu Grace war relativ lange. Ich fuhr über eine Stunde bis ich endlich da war. Sie wohnte in einem hübschen Haus vor dem eine Menge Blumen standen. Alles Trauergeschenke für Yojiro. Da es dunkel war konnte man mich nur schlecht hier rumlaufen sehen. Ich nutzte den Moment um mir die ganzen Gestecke anzusehen.

Trauerkarten verschiedenster Leute, Beistand und die Hoffnung den Mörder bald zu finden.. Ja... Diese Hoffnung konnte ich leider nicht teilen. Es tat mir nur so schrecklich leid..

Ich hätte nicht lange Zeit hier zu bleiben. Bald würde es hell werden, da müsste ich wieder zurück sein. So nahm ich ausnahmsweise keine Rücksicht und klingelte mitten in der Nacht ein paar mal bis eine verschlafene Blondine mit verheulten Augen vor mir stand. Die Müdigkeit wandelte sich bei meinem Anblick schnell in Zorn und Abneigung.

„Grace! Mach bitte nicht gleich wieder zu! Ich muss mit dir reden!!“ „Ach komm... Dass du so dreist bist und dich gerade jetzt hier blicken lässt hätte ich nicht mal dir zugetraut. Jahrelang lässt du dich nie blicken.. Dann bringst du meinen Mann um und nutzt genau diesen Grund für ein Wiedersehen!?! SPINNST DU!?!!“ „GRACE! Lass es mich erklären!! Warum sollte ich Yo umbringen!!?!“ „Du hast auf ihn geschossen!“ „Lass uns das nicht hier besprechen! Die Nachbarn dürfen nichts hören!“ „Dann hast du ja wohl was zu verbergen!“ „Klar hab ich Mann! Ich bin ein gesuchter Schwerverbrecher. Also können wir bitte rein?“ „Keine gute Idee denke ich. Am Ende killst du auch mich oder sogar Marisha!“ „GRACE! Verdammt! Ich dachte wir waren mal Freunde! Du kennst mich doch!“ „Sean.. Für mich bist du inzwischen nur noch ein Kumpel meiner Vergangenheit. So wie du jetzt bist, kenne ich dich nicht – tut mir leid.“ „Oh Mann.. Gut, dann reden wir eben nicht miteinander. Ich will nur nicht, dass du von mir denkst ich hätte Yo absichtlich erschossen... Er ist mir ins Visier gelaufen!“ „Verschwinde einfach.. Dass du Celia betrogen hast ist übrigens auch sehr dreckig von dir.. Aber ich hatte sie ja damals schon gewarnt.“ „Leck mich..“

Leicht wütend über dieses Gespräch drehte ich mich um, um wieder zu meinem Motorrad zu laufen. Durch meinen Zorn über das was sie mir an den Kopf warf, verspürte ich nichtmal mehr Reue. Aber auch nur weil meine Wut überhand nahm. Ich wollte Grace an dieser Stelle nie mehr wieder sehen. Gerade wollte ich aufsteigen als hinter mir jemand nach mir rief.

„STEHEN BLEIBEN!!! HÄNDE HOCH!!!“ Es war nicht Grace... Ich vermutete das Schlimmste. Ein Bulle! Ich konnte mir gut vorstellen dass der gerade eine Waffe auf mich hielt hinter meinem Rücken. So tat ich wie befohlen. Ich hielt die Hände hoch und bewegte mich nicht. Einige Sekunden später packte er mich fest an und schlug mich gegen die Backsteinmauer neben meinem Motorrad.

„Aha... Wie vermutet.. Sean Coldfire. Nach dir haben wir schon gesucht.“ „Ehrlich?“ „Fresse! Wir bewachen das Haus rund um die Uhr, weil wir schon vermutet hatten, dass der Täter sich auch an der restlichen Familie vergreifen will.“ „Ich hab ihn nicht erschossen!!! Ich wollte ihn nicht umbringen! Er ist mir in die Kugel gelaufen!!“ „Das ändert nichts daran, dass du geschossen hast, Alter! Du bist festgenommen!“

Er verdrehte mir schmerzhaft den Arm hinter meinem Rücken und legte Handschellen an. Als ich ins Polizeiauto geschleppt wurde, sah ich nur Grace die sich unsicher alles mit anschaute. Mit traurigem Blick wandte sie sich von uns ab und ging wieder in ihr Haus.

„GRACE!!! ES TUT MIR LEID!! ICH WOLLTE DAS NICHT!! GRAAACE!“

Sie schloss die Tür und ignorierte meine Rufe.

Auf dem Polizeirevier wurde ich erstmal vorgeführt wie ein Stück Fleisch von seiner Beute. Der Beamte war sehr stolz auf seinen Fang in Form von mir... Seine Kollegen, die an ihren Schreibtischen saßen bekamen erstmal große Augen.

„Tja Jungs! Da staunt ihr! Jahrelang suchen wir nach dem Scheißkerl und ich nehm ihn fest! HA!! Da ruft eine dicke Beförderung!!“ „Arschloch!“ „Mann bist du ein Lucker!“

Er warf mich in eine Zelle die sich mit im Raum befand um Förmlichkeiten zu erledigen. Seine Kollegen guckten mich an als wäre ich ein Tier im Käfig das man begaffen müsste.

Der Rummel löste sich nach ein paar Minuten zum Glück wieder. Sie ließen mich alleine weil die Pause scheinbar zu Ende war. Nur einer von ihnen kam nochmal zu mir.

„Boah Coldfire!! Ich bin voll ein Fan von ihnen!! Man hat hier auf der Wache vieles gehört! Sie sind der Wahnsinn! Schade dass mein Job auf dem Spiel steht sonst würde ich sie sofort befreien. Naja.. Viel Erfolg noch.“

Ich fasste es nicht.. Ich hatte Fans unter den Bullen.. Deluxe Alter.. Deluxe war es nicht mehr als ich in den örtlichen Knast abgeführt wurde. Sie untersuchten mich auf Waffen und Drogen. Natürlich fanden sie meine Mobile Waffenkammer in allen möglichen Taschen versteckt. Die Handschellen und die ganzen Leute machten mich aggressiv.

„Hmm.. Coldfire... Interessant! Oh.. Hey Jungs, wollen wir ein lustiges Experiment starten mit ihm?“ „WAS!?“ Wollen die sich nun an mir vergehen!?!? Die Anderen guckten so als wüssten sie was er meinte. Sie guckten allesamt auf den Monitor und grinsten sich einen ab.

„Was habt ihr mit mir vor? Bin für alles offen außer für Schwänze.“ „Was du wieder denkst Perverser! Typisch Mafiosi! Nein.. Du kommst nur in eine ganz spezielle Zelle. Wird sicher lustig.“ „Lustig...“

Ich ahnte schreckliches. Allerdings kam ich da auch nicht drum herum. Wieder wurde ich hart angepackt und in eine größere Zelle geworfen. Wie die letzten paar mal schlug ich mit dem Kopf gegen die Wand auf. Langsam reicht es aber!

Als ich mich umdrehte und den ersten Blick in mein neues zu Hause warf wurde mir klar um welche Art von Experiment es sich hier handelte. Scheinbar ein.. Familientreffen.. Zur Belustigung gelangweilter Wärter. Der alte Mann und die Frau musterten mich interessiert während ich schon merkte mit wem ich es da zu tun hatte. Man hatte mich gemeinsam mit meinen Eltern in eine Zelle gesteckt.. Dabei dachte ich, ich müsste diese beiden Vollidioten niemals mehr ertragen! Was sollte das eigentlich? Ich dachte so etwas gibt es gar nicht. So weit ich aufgeklärt war wurden in Japan Männer von Frauen im Gefängnis strickt getrennt gehalten. Und dann die Familie in einer Zelle?! Diese Sadisten..

Angst hatte ich keine.. Ich war auch nicht nervös bei dem Anblick meines Vaters, der inzwischen mit grauen Haaren rumlief. Ich war erwachsen... Wahrscheinlich wäre ich heute derjenige der ihn halb tot prügeln könnte.

Ich setzte mich einfach nur ganz Ruhig auf das was man hier Bett nennen würde und atmete tief durch.

Die Wärter hatten Recht. Es war schon lustig ihre Reaktion zu beobachteten. Sie flüsterten unsicher miteinander bevor meine Mutter aufstand und ein paar Schritte zu mir lief.

„Sean!?! Sean, bist du das etwa!?!“ „Ne weißt du.. Ich bin die heilige Jungfrau Maria und hab zwei Kinder ohne jemals Geschlechtsverkehr vollzogen zu haben.“

„DAS GIBT'S DOCH NICHT!! DA SIEHT MAN SICH SO LANGE NICHT UND DU BIST IMMERNOCH SO FRECH WIE FRÜHER!“ schrie mein Alter auf meine Antwort hin.

Ich lächelte ihn nur belustigt an, was ihn rasend machte. Selbst wenn er auf mich losgehen würde.. Lebend würde ich hier – auf normalem Wege – nie wieder raus kommen. Damit hätte ich also keine Probleme ihn zu erschlagen. In dem kleinen TV der bei uns im Zimmer stand fingen gerade die Nachrichten an zu laufen. Luxus.. Ein TV im Knast..

»Heute wurde ein lang gesuchter Mafiosi endlich von der Polizei festgenommen. Er war ein höherer Mann seiner Organisation. Zu welcher Organisation er aber gehört kann man derzeit noch nicht sagen. Er sitzt nun in der Haftanstalt in Tokyo und wartet auf sein Urteil. Anklagepunkte sind unter Anderem: Totschlag, Körperverletzung, Erpressung.. etc. Ein Glück dass nun einer mehr von diesen Leuten aus dem Verkehr gezogen wurde.«

Es wurde noch kurz ein Bild von mir eingeblendet.. Geil.. Jetzt wissen es alle. Celia wird sich nun weglachen. Hoffentlich hat Eve es gesehen!! Vielleicht kann sie es irgendwie schaffen mich da raus zu holen. Meine Alten waren bei dem Bericht blass geworden. Sie trauten sich den restlichen Abend nicht mehr mit mir zu reden. Es war sehr langweilig eingesperrt zu sein. Da war selbst das Leben in der Organisation besser. Ich machte mir so meine Gedanken über alles. Wie es nun mit mir weiter gehen würde. Wahrscheinlich würde demnächst eine Verhandlung auf mich zukommen. Bei allem was ich bereits getan hatte, tippte ich auf Lebenslänglich. Die Todesstrafe wurde ja abgeschafft... Alle die jedoch vor dem Beschluss des neuen Gesetzes verurteilt wurden, mussten dennoch daran glauben. Also auch die Alten.

Mein Erzeuger schnarchte die ganze Nacht so laut, dass ich kein Auge zu bekam. Meine Ma aber auch nicht. Dabei müsste sie doch schon längst daran gewöhnt sein.

Der nächste Morgen fing so an, wie der letzte Tag endete. Wir redeten nichts miteinander. Es gab um 8 Uhr Frühstück in Form einer Scheibe Brot und einem Becher Milch. Ich hatte tierisch Hunger! Mein Brot war mit einem Bissen schon weg. Dass mein Alter sich beim Essen Zeit lies kam mir dabei gelegen.. Eine Idee für einen kleinen Racheakt kam mir in diesem Moment.

Dreist wie ich war, stand ich wortlos auf, lief zu ihm hin, nahm ihm das Brot aus der Hand, setzte mich wieder auf meinen Platz und verschlang es.

Erst starrte er mich fassungslos an wegen meinem unverschämten Verhalten, doch dann wurde er richtig wütend. Er fing an zu schreien, kam zu mir gelaufen und packte mich am Kragen.

„DU SCHEIß BENGEL!! DAS WAR MEIN ESSEN!!!“ „Aber ein Vater muss doch dafür sorgen, dass sein Kind nicht hungern muss.. Ach stimmt – hatte ich völlig vergessen. Dein einziges Kind ist ja schon lange tot.. Wie tragisch auch..“ „Cale! Reiß dich zusammen!!“ versuchte Ma sich einzumischen. „HALT DU DICH DA RAUS, FLITTCHEN!!“

In seiner Wut drehte er sich um und schlug meiner Ma mit voller Wucht eine rein, dass sie zu Boden fiel. Immernoch so aggressiv wie früher.. Und ich dachte man könnte sich im Alter vielleicht noch ändern. Bei ihm ohne Hoffnung wie es aussah.

Dass er so mit meiner Ma umging konnte ich mir noch nie mit ansehen. Damals hatte ich jedoch keine Möglichkeit ihr zu helfen. Ich war klein und hatte Angst. War wesentlich schwächer als mein Alter... Heute aber nicht mehr. Er wollte gerade nochmal auf meine Ma einschlagen als ich dazwischen ging und den Schlag einfach abfing. Es tat nicht mal weh. Er hatte schon stärker zugeschlagen..

„Oh Mann.. Alter.. Selbst mein kleiner Sohn von sieben Jahren schlägt fester zu als du. Große Fresse – nichts dahinter wie ich sehe. Gegen nen kleinen Jungen und eine wehrlose Frau kannst du gehen!! Kannst du es denn auch mit jemandem aufnehmen der stärker ist als du!?“ „Stärker!? Redest du Würstchen von dir? Ich bin immernoch dein Vater und hier der Chef!“ „Sehen wir mal..“

Ich packte ihn so schnell dass er es erst merkte als es zu spät war. Nun hatte ich ihn in der Mangel und schlug ihn leicht gegen die Wand, weswegen er schon anfing zu wimmern. „Lass.. Los!!“ „Nöö.. Ich hab doch gerade erst angefangen.. Zeit für einen kleinen Rückblick in meine Kindheit....“ Wieder schlug ich ihn gegen die Wand. „Das war für die unzähligen Male in denen du Mum geschlagen hast!!“ Und noch einmal... „DAS ist für die Narben auf meinem Rücken!“ „SEAN!!! Bitte lass das jetzt! Du bringst ihn ja noch um!“ In der Tat brachte er keinen Ton mehr raus und blutete stark am Kopf.

Eigentlich hatte ich nicht vor auf meine Ma zu hören und wollte weiter machen... Doch mir zog es plötzlich schmerzhaft durch die linke Brust, weshalb ich von ihm ab ließ und mir die Hände auf die Brust drückte. Scheiße!! Der Arzt sagte ich solle mich schonen. Statt dessen lande ich im Knast und setze mich dem Stress meiner Vergangenheit aus. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.

„Sean!?!! Junge, was hast du?! WÄRTER!! HILFEEE!“ schrie meine Ma zwischen den Gittern durch. Es tat so weh, dass ich kaum Luft bekam. Würde ich nun sterben?

….

Ich öffnete meine Augen und sah alle möglichen Geräte um mich herum. Doch nicht tot? Wieder mal hatte ich überlebt.. Vor mir stand ein Arzt.

„Seit sie hier sind gibt es echt nur Stress, Herr Coldfire. Naja..“ „Hatte... Hatte ich einen Herzinfarkt?“ „Äh.. Nein!.. Herzrhythmusstörungen waren das. Wurde so etwas in der Art schon einmal bei ihnen festgestellt?“ „Nein.. Aber mir ist bekannt, dass ich in letzter Zeit nicht viel Stress ertrage. Mein Arzt hatte mir zu Ruhe geraten sonst würde genau so etwas passieren.“ „Ja.. Da hätten sie mal auf ihren Doc hören sollen. Die hier nehmen sie vorerst drei mal am Tag.“

Er drückte mir eine Schachtel mit Tabletten in die Hand. Ich fühlte mich wie ein Pflegefall. Warum lande ich auch gleich bei den Idioten in der Zelle? War ja klar, dass da was passieren musste. Ich vermisste Evelynn so sehr. Hoffentlich kümmert sie sich darum dass ich bald wieder frei sein kann.

Ein Tag später musste ich wieder in die Zelle. Die Medikamente verhinderten Schlimmeres, trotzdem sollte ich vorsichtig sein. Kaum war ich wieder unter meinen Eltern durfte ich auch gleich erfahren, dass Mum mal wieder gelogen hatte um den Alten zu schützen. Er hatte sie angeblich nie geschlagen und ich sei grundlos auf ihn losgegangen. Der Alte war gerade seine Haftarbeit verrichten, so konnte ich mal in Ruhe mit Ma reden.

Sie sah richtig erstaunt aus, als ich von mir aus zu ihr kam und mich neben sie setzte.

„Ma... Warum hast du gelogen?“ „Es tut mir so leid.. Aber.. Aber wenn ich Cale verrate, wird er mich irgendwann noch umbringen!! Ich bin hier schon so lange mit ihm eingesperrt. Das ist wohl die größte Strafe...“ „Du brauchst doch jetzt keine Angst mehr vor ihm zu haben.. Ich bin doch nun auch da. Ich kann dich inzwischen vor ihm beschützen...“ „Weiß ich doch.. Aber du wirst vielleicht auch nicht immer da sein können um ihn von mir fern zu halten.. Ach Sean.. Wie oft wollte ich mich von ihm scheiden lassen.. Doch da warst du.. Und Ally.. Ich wollte euch beiden das nicht antun. Ich hatte Angst vor ihm...“ „Es wäre uns ohne ihn besser gegangen..“

Sie guckte traurig zu Boden und seufzte weil sie wusste dass es wahr war.

„Sean, du hattest von deinem Sohn gesprochen.. Heißt das..?“ „Ja, du bist Oma.. Sogar von zwei Kinderchen.“ „Oh dass ich das noch erfahren darf! Der Herr sei Dank!! Wie schön!“ Ihr kamen fast die Tränen vor Freude. „Es ist jedoch unwahrscheinlich dass ihr sie jemals kennen lernen werdet. Immerhin kenne ich meine Tochter nicht mal selbst und meinen Sohn nur weil ich ihm was vormache..“ „Wie darf ich das verstehen?“

Ich erzählte ihr alles was damals passierte.. Von Anfang bis Ende. Bei den vielen dramatischen Dingen die sich in meinem Leben ereigneten kamen ihr die Tränen. Sie hätte mir niemals so ein Leben gewünscht. Sie hätte am liebsten alles besser gemacht...

„Weißt du... Es ist alles scheiße gelaufen. Aber ich werde trotzdem meinen Weg gehen. Ich werde nicht lange hier bleiben.“ „Wie meinst du das?“ „Ich bin stellvertretender Chef von ner Kriminellen Organisation. Meinst du ernsthaft die hätten keine Möglichkeit mich hier raus zu schaffen? Irgendwann demnächst wird sich hier was tun.“ „Ich hoffe.. Dass zumindest du noch einmal die Freiheit erleben kannst.. Ich persönlich habe damit schon abgeschlossen.“ Bei ihren traurigen Worten tat sie mir sehr leid. Dass sie hier saß war allein die Schuld von meinem Alten. Es war seine Idee Ally's Mörder zu suchen.. Er hat sie überall mit rein gezogen...

Inzwischen kam er auch wieder zurück und unterbrach das Gespräch von Mum und mir. Er hatte jedoch Angst vor mir und mied meine Nähe so gut es ging auf dem engen Raum. Ich erwartete an diesem Tag Langeweile wie immer.. Doch auf einmal kam einer der Wärter.

„Sean Coldfire? Folgen sie mir bitte.“ „Wieso?“ „Klappe halten – mitkommen!“ Ich fragte mich was die nun schon wieder von mir wollten. Vielleicht zusammen schlagen? Gerichtsverhandlung? Arbeiten?..

Der Raum in den ich geführt wurde war klein und leer. Nur ein Tisch und zwei Stühle standen darin. Ein mir unbekannter Mann saß bereits an dem Tisch. Ich sollte mich gegenüber setzen.

„Herr Coldfire.. Ich bin der Leiter dieser Haftanstalt.“ „Ach du Scheiße.. Was hab ich angestellt dass jemand wie sie mit mir spricht?“ „Nichts.. Es geht um ihre Freilassung.“ „Wie!?!“ „Uns wurden 10 Millonen Yen geboten dafür dass wir sie frei lassen.“ „VON WEM!?“ „Unbekannt...“ „Unglaublich.. Sie meinen.. Ich.. Darf nun einfach so gehen?“ „Ja.. Sie sind ein freier Mann.“ „Was man mit Geld so erreichen kann... Hören sie.. Ich zahle noch mal eine Millionen drauf, wenn ich eine Person mitnehmen darf.“ „Oh... Hmm.. Um wen handelt es sich?“ „Mia Coldfire..“ „Nur ihre Mutter? Was ist mit dem Kerl?“ „Kann versauern.. Für den zahle ich keinen Yen.“ „Okay...“ antwortete er leicht verblüfft, ließ meine Ma dann aber auch gleich holen.

„Darf ich fragen was hier los ist?“ „Nein! So und nun nehmt euren Kram und verschwindet alle Beide! Ich will nie wieder was von euch hören!“ sagte der Chef dieser Anstalt ernst und ließ uns raus werfen. Ich verstand die Welt nicht mehr... Nur eins wusste ich: Bestechung ist was Feines. Wenn ich wieder in der Organisation bin, muss ich unbedingt herausfinden, wer so viel Geld für mich ausgegeben hat.

Meiner Ma standen die Tränen in den Augen.

„Sean? Träume ich?“ „Nein...“ „Aber wie kommt es dass ich jetzt hier draußen stehe und frei bin?? Einfach so..?“ „Ma.. Geld bestimmt die Welt.. Irgendwer hat 10 Millionen für mich gezahlt..“ „Und.. Und ich? Wahnsinn..“ „Für dich hab ich noch eine Millionen drauf gelegt.“ „WAS!?“ „Ma... Genieße den Rest deines Lebens in Freiheit. Am besten gehst du nach Texas da lassen dich eh alle in Ruhe.“ „Ja aber.. Du kannst doch nicht so viel Geld... Wieso und woher hast du so viel Geld!?!“ „Ach... Ersparnisse, hehe.. Nimm die Karte hier, damit kannst du deine Reise und dein neues Leben finanzieren.“

Ich gab ihr eine meiner Kreditkarten. Ich hatte eh genug Geld das ich nicht brauchte. Eigentlich war ich ein freier Mensch.. Ich müsste nicht mal in die Organisation zurück kehren. Aber Eve und Rick warteten auf mich.. Ma guckte in den Himmel und fing laut an zu weinen vor Freude über ihre Freiheit. Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen. Mit zitternden Händen fiel sie mir in die Arme.

„Danke Sean! Danke für alles.. Dass du mich befreit hast.. Sowohl von Cale als auch von dem Gebäude hier. Dir verdanke ich meine Freiheit und mein restliches Leben. Wie soll ich das nur jemals wieder gut machen?“ „Sei einfach Glücklich und vergiss mich nicht.“

Wir nahmen uns noch ein letztes mal mit Tränen in die Arme und verabschiedeten uns endgültig voneinander. Sie trat ihre Reise an und ich machte mich auf den Weg zurück in die Organisation. Ein kleines Happy End.. Zumindest was meine Mutter und mich betraf. Mir fiel eine große Last weg. Ich konnte durch meinen kurzen Aufenthalt hier mit meinem Alten abschließen und meine Ma befreien...

Wieder in der Organisation wurde ich sofort zum Chef gerufen der mich sofort zur Sau machte, was ich mir einfallen lassen würde mich festnehmen zu lassen...

„Ist dir klar dass ich nun 10 Millionen Yen weniger auf meinem Konto hab!?! Und das zum Ende meiner Karriere hier?“ „Wie?! Sie haben das viele Geld für meine Befreiung bezahlt?! Wieso? Und.. Ende der Karriere!?“ „Sean.. Ich werde in den Ruhestand gehen. Mich absetzen. Dort wo mich niemand finden wird. Ich werde alt und sollte mein restliches Leben noch in Ruhe genießen. Warum ich so viel bezahlt habe um dich da raus zu schaffen? Nun... Ich brauche doch einen Nachfolger.“ „ICH!?“

Es war mir ja irgendwie klar, dass er mich dafür nehmen würde. Allerdings hätte ich nicht gedacht dass ich ihm sogar 10 Millionen Yen wert sein würde. Aber ob ich dem Posten als richtiger Chef hier gewachsen bin? Sobald ich aufhören würde meine Tabletten zu nehmen oder mich noch mehr strapazieren würde, wäre es denkbar dass mein Herz das nicht mehr mitmacht..

„Sean? Du willst mich doch nicht enttäuschen oder? Nimmst du mein Angebot und meine Nachfolge an?“ „... Ja, Chef!“ „Nicht mehr Chef.. Du bist nun der Chef. Ich bin sehr stolz auf dich.“

Ja.. Und ich hatte das Gefühl einen Fehler begangen zu haben und mir mehr zuzumuten als ich verkraften könnte.

Sechs Jahre war das nun her. Ich war inzwischen 34 Jahre alt und weiterhin glücklich mit Evelynn zusammen. Rick und Vanessa waren nun beide 14... Meine Gesundheit wurde etwas schlechter. Doch ich nahm immer meine Medikamente und hatte keine größeren Probleme. Zumindest noch nicht..

Mit der Organisation lief alles gut, ich hatte sie im Griff. Das Einzige was mir Sorgen bereitete war mein Sohn Rick.. Seit Vanessa ihre Ausbildung beendet hatte und mit dicken Augenringen von einem kleineren Auftrag zurück kam fing er an sich komisch zu benehmen. Das war vor ca. einem viertel Jahr. Er ist sehr verschlossen, inzwischen komme ich überhaupt nicht mehr an ihn ran. Wenn man ihn anspricht wird er nur aggressiv, beschimpft uns und stellt sich stur. Meine Unsicherheiten schob ich seit dieser Zeit komplett auf die Pubertät.

Von dem Balkon aus schaute ich runter auf das Gartengelände wo ich Vanessa und Rick zusammen rum stehen sah. Sie redeten beide sehr aufgebracht miteinander. Rick wirkte richtig hysterisch und ging plötzlich Richtung Eingang.

Ich fragte mich natürlich was wieder zwischen den Beiden vorgefallen war und ob sie nun was miteinander hatten oder nicht. Sie sind zusammen aufgewachsen und gute Freunde.. Aber ob nun mehr daraus geworden war? Ratlosigkeit... Vanessa hatte sich ebenso stark verändert. Sie sah schrecklich aus. Ich wollte endlich wissen was hier vor sich geht. Also lief ich durch den Korridor um Rick zu suchen. Es war mir egal ob er wieder aggressiv werden würde. Für ihn war ich immer noch der Chef hier.

Unten im Erdgeschoss fand ich ihn schließlich.. Aber nicht so wie ich es mir erhofft hatte...

Er lag auf dem Boden in einer großen Blutlache, weshalb ich sofort zu ihm rannte um zu schauen was da passiert ist... Erst vermutete ich irgend einen Mordversuch auf ihn, doch dann sah ich die klaffende Wunde an seinem linken Handgelenk und ein Taschenmesser neben der rechten Hand liegen...

Die Wahrheit

Als ich Rick mit seinem aufgeschlitzten Handgelenk fand, hatte ich schon die Befürchtung zu Spät gekommen zu sein. Lange konnte seine Tat nicht her sein. Ich war sehr aufgeregt als ich den Arzt dieser Organisation per Handy rief. Die Blutung versuchte ich per Druckverband zu stillen. Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Wieso hat er versucht sich selbst umzubringen? Mit 14 Jahren schon so weit gehen zu wollen... Bisher schien er zwar immer etwas stur, aber dass er scheinbar solche Probleme hatte war mir gar nicht klar.

Sobald er wieder fit ist, werde ich mit ihm reden und versuchen aus ihm herauszubekommen was da los ist. Aber vorher wollte ich mir noch Vanessa vorknöpfen. Da er kurz zuvor noch mit ihr Streit hatte, nahm ich an, dass es was mit ihr zu tun hatte.

Rick wurde abtransportiert und versorgt von unserem Arzt. Er war recht schockiert bei dem Anblick, versicherte mir aber, Rick sei bei ihm in besten Händen.

Draußen ging ich zu erst zu der Stelle an der ich Vanessa zuletzt gesehen hatte, doch sie war nirgends zu finden. Auch in der Trainingshalle nicht. „Sagt mal, Jungs, habt ihr die kleine Blonde irgendwo gesehen?“ fragte ich dort nach. „Ja.. Die ist Richtung Toilette gegangen.“

Dankbar für den Tipp folgte ich ihr und wartete davor... Und wartete.. Und wartete... Als ich genauer darauf achtete, konnte ich auf einmal ein lautes Schniefen hören und kurz danach einen Rums. Als wäre jemand hingefallen.

Das alles kam mir sehr seltsam vor. Erst haben die Beiden Streit, dann will Rick sich umbringen.. Sie sitzt aufm Klo und heult... Dann auf einmal kippt sie auch um!? Es war mir egal ob es ihr gleich peinlich sein würde, sicherheitshalber ging ich einfach rein und suchte die Kabinen ab. Als ich jedoch zu Boden sah, sah ich nur eine Hand. Scheiße! Diese aufgeklebten Fingernägel konnten nur zu Vanessa gehören. Ein paar Schritte weiter erlebte ich den Anblick des Grauens.

Im Laufe meines beschissenen Lebens hatte ich ja schon einiges gesehen.. Viele Tote.. Zu viel Blut.. Meinen Alten.. Aber DAS übertraf überhaupt so ziemlich alles... Vanessa war in der Kabine umgekippt – auf dem Klodeckel lagen Spritzen und so alles was ein Drogensüchtiger Mensch so braucht. Ich war entsetzt...

Doch nun musste auch sie erstmal untersucht werden. Hoffentlich keine tödliche Überdosis. Nachdem ich kurz mich dem Arzt gesprochen hatte – mal wieder per Handy – schickte er einen Helfer los, denn Rick beanspruchte ihn immer noch. Keine zwei Minuten vergingen bis schon jemand da war. Der Arzthelfer nahm sie sofort mit. Auch er wurde bleich bei ihrem Anblick. Die Spritzen und das Zeug wickelte ich mit Toilettenpapier ein. Ekelhaft...

Von dem ganzen Schock musste ich mich erstmal erholen. So setzte ich mich in mein Büro und ließ mein Gesicht in die Hände sinken. Das war doch nicht mehr normal. Wieso tun diese jungen Leute das? Ihnen ging es hier doch wirklich nicht schlecht. In dem Moment erinnerte ich mich an meinen damaligen Selbstmordversuch. Ich hatte etwas schreckliches getan und zu der Zeit grade meine Familie und Freunde verloren. Also nicht wirklich vergleichbar. Nun kam mir noch eine schlimme Vermutung.. Wenn Vanessa wirklich Drogenabhängig war – würde sie Rick in dieses Milieu mit hinein ziehen?!

Zum Glück kam Eve gerade auch ins Büro. Endlich mal andere Gedanken.. Und ich könnte mir gleich Rat von ihr holen. Vielleicht sollte ich nicht gleich ganz so schwarz sehen.

„Schatz! Wie geht’s dir? Hab dich schon überall gesucht. Wo warst du denn?“ fragte sie als sie sich zu mir auf den Schreibtisch setzte. „Ich hab die beiden Kids gefunden...“ „Na so wie du das schon sagst.. Haste sie endlich mal dabei erwischt wie sie es miteinander treiben?“ Dabei lachte sie belustigt. Sie konnte ja gar nicht wissen was hier gerade passierte.. „Ne... Rick wollte sich umbringen und Vanessa nimmt Heroin..“ „... WAS!?“

Ich erzählte ihr alles, was sie ziemlich erschütterte. Ja, nun war das alles gar nicht mehr so lustig. Sie nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen: „Kinder in dem Alter sind nun mal sehr schwierig. Haben wir nicht alle ziemlich viel Mist angestellt? Gut.. Das ist schon ziemlich hart. Vielleicht war das ein Hilferuf von Rick.. Und wegen Vanessa müssen wir mal schauen. Sie sollte in eine Klinik.“ „Du sagst das alles so einfach. Ich glaub eher dass Rick das verdammt ernst gemeint hat. Ein Selbstmordversuch endet meist ungefährlich wenn er nur als Hilferuf gedacht ist. Hauptsache Aufmerksamkeit... Er konnte gar nicht wissen, dass ich ihn so schnell finden würde.. Ach Mann.. Ich fühl mich wie der letzte Versager. Ich hab absolut keine Ahnung von Rick und was überhaupt in seinem dummen Kopf vorgeht. Und Vanessa ist der falsche Umgang. Hätte ich gewusst dass sie irgendwann so wird dann...“

„Das hättest du gar nicht wissen können. Wovor willst du Rick noch schützen? Mach dir keine Vorwürfe.“ „Okay.. Ich guck nachher nach ihm und versuch ihn mal zum Reden zu bringen.“

Wir lehnten uns aneinander und schwiegen einige Minuten lang. Evelynn war schon sehr verständnisvoll. Die letzten Jahre hatten wir so gut wie keinen Streit. Wir verstehen uns einfach prima und auch ohne viele Worte. Sie machte mir keine Vorwürfe und vertraute mir voll und ganz. Dass das mit Celia endete bereute ich derweil nicht mehr. Eve guckte mich auf einmal erwartungsvoll an und wie immer wenn sie das tat hatte ich irgendwie Angst..

„Sean... Ich weiß.. Vielleicht ein schlechter Augenblick aber.. Ich wollte dich mal was fragen.“ Genau deswegen.. Ich wusste dass der Moment irgendwann kommen würde.. „Was denn, Schatz?“ „Naja.. Ich bin jetzt 24 und du 10 Jahre älter.. Wir werden nicht jünger und.. Ich weiß ich hab mich jung dieser Organisation verschrieben.. Irgendwie aber... Versteh das nicht falsch, ich bin schon glücklich mit dir – will auch weiter immer mit dir zusammen sein... Aber....“ „Komm bitte auf den Punkt..“ „Gut – ich hätte gern auch irgendwann mal eigene Kinder und wie steht's mit heiraten?“

Ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich nun antworten sollte. Mir war klar dass eine so junge Frau auch mal Kinder und eine Familie haben will. Nur überforderte sie mich damit gerade. Verletzen wollte ich sie aber auch nicht...

„Eve.. Ich lieb dich ja wirklich.. Ehm.. Aber meinst du wirklich dass das das richtige Umfeld für ein Baby sei!? Wir alle hier haben schon mindestens einmal einen Mord begangen. Jeder von uns könnte im Knast landen. Guck dir Rick und Vanessa an.. So scheiße wie es klingt: Was du aus deinem Leben machst und was du willst hättest du wissen müssen bevor du dich der Mafia verschreibst.. Entweder Familie und normales Leben oder eben das hier.“ „... Ja klasse.. Hauptsache du hast deinen kleinen Bengel hier um dich und ich funktioniere als deine Freundin so wie ich soll.. Du hast ja was du willst.. Danke Arschloch!“

Wütend stampfte sie nach Draußen und ließ mich hier hocken. Das war mal wieder ein Tag den ich einfach nur als Scheiße bezeichnen konnte. Erst die dummen Kiddis und nun zickt Eve auch noch rum.

Der Tag besserte sich leider Gottes auch nicht mehr.. Zwei Stunden nach der Meinungsverschiedenheit mit Eve beschloss ich endlich auf die Krankenstation zu gehen und Rick zu besuchen.

Er lag im Bett und guckte leer an die Wand. Selbst als ich rein kam, beachtete er mich nicht. Gut... Trotzdem setzte ich mich auf den Stuhl neben ihn. Lange Minuten vergingen..

„Rick...? Hast du versucht dich umzubringen?“ „...“ „Sag!“ „Nach was sieht's!? Und ich dachte net mal du wärst so dumm. Warum hast du mich net verrecken lassen!?!“

Weil du mein Sohn bist verdammt noch mal! Und ich das niemals zulassen würde... „Weil es nicht sein kann dass ein 14 Jähriger sich auf die Art und Weise aus dem Leben verpisst.“ „Tzz... Du hast doch keine Ahnung von meinem Leben.. Du hättest es wahrscheinlich net anders gemacht.“ „Ja, ich hab keine Ahnung was eigentlich los ist, du kommst ja aber auch nicht um dir helfen zu lassen.“ „Ich brauch keine Hilfe.. Von niemandem.“ „Gut.. Wenn du meinst.. Ich hab vorhin übrigens Vanessa gefunden.. Mit ner Spritze Heroin.. Kannst du das erklären?“

Er guckte mich zwar erst kurz entsetzt an, zuckte dann aber mit den Schultern. Eine Antwort bekam ich darauf nicht. Es war zwecklos und so beschloss ich wieder zu gehen, ehe ich aggressiv würde. Heute redete ich mit niemandem mehr. Evelynn war auch verschwunden...

Die folgenden Tage waren auch nicht viel besser. Meine Freundin war beleidigt und Rick wurde wieder aus der Station entlassen. Er mied meine Gegenwart und ich hatte Angst er würde sich bei der nächsten Gelegenheit wirklich umbringen. Ich nahm ihm seine Knarre ab und sämtliche Mitarbeiter mussten auf ihre eigene unbedingt aufpassen. Alle Ersatzwaffen wurden unzugänglich gemacht.

Ob das wirklich helfen würde, wusste ich auch nicht. Evelynn, die sich erst nach ein paar Tagen wieder halbwegs eingekriegt hat, riet mir nicht aufzugeben und Rick weiter zu belästigen.

Hätte ich es doch nicht getan... Ich blieb vor seinem Zimmer stehen, dessen Türe einen Spalt offen stand. So konnte ich gut hören was da drinnen vor sich ging. Ich hörte die Stimmen von ihm und Vanessa. Es interessierte mich brennend was die sich so zu sagen hatten.

„Vanny... Gib mir was!“ „Och Schatzi... Wenn du was willst, musst du es dir schon verdienen..“ „Scheiße, nein!! Ich brauch den Scheiß jetzt!“ „Und wenn net? Willste dich sonst wieder umbringen?“ „Boah Tussi du regst mich auf!“ „Ricky Schatzi ich sag es dir nur noch einmal... Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

Dies sagte sie in einem belustigten Unterton.. Dann hörte ich kurze Zeit nichts mehr bis sie anfing zu stöhnen.. Wieso sind diese Kinder so dumm und machen dabei nicht mal die Tür zu?! Was will Rick von Vanessa haben? Für mich hatte es den Anschein als würde sie sich mit seiner Aufmerksamkeit bezahlen lassen... Hmm...

Lange dachte ich noch über das nach was ich gehört hatte. Auf einen genauen Schluss kam ich nicht. Alles nur Vermutungen die mich fast wahnsinnig machten..

Wie immer wenn so etwas vor kam verkroch ich mich in meine Arbeit. Ein neuer Auftrag kam rein. Der Auftraggeber war ein reicher Mann der im Syndikat sehr bekannt war. Er bat eine hohe Geldsumme und gute Kontakte gegen einen kleinen Gefallen. Wir sollten das Haus eines bekannten Schauspielers in die Luft jagen. Unauffällig... Damit wolle der Schauspieler deinen Tod vortäuschen und untertauchen.

Warum so eine abstrakte Art zu sterben? Vielleicht damit man keine Einzelteile mehr von ihm finden kann? Eigentlich nicht schlecht.. Ich kontaktierte den Kerl und stimmte zu den Auftrag gleich morgen zu verrichten.

Für Aufträge mit Sprengstoffen hatte ich hier in der Organisation einen Spezialisten. Ein Pyrotechniker – Meister seines Fachs. Er konnte mir alles zusammen mischen. Er bekam von mir gleich mitgeteilt was zu tun war und so konnte ich spät Abends endlich Feierabend machen. Zumindest offiziell. Die Sache mit Rick ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Wenn Celia das wüsste... Oh Gott, die würde mich tausend mal köpfen!

Die Korridore zu meinem Büro waren spät Abends nur noch schlecht beleuchtet. Ich wollte den Rechner schnell herunterfahren und abschließen bevor ich ins Bett gehen würde. Doch zu meinem Büro kam ich gar nicht. Rick saß gegen die Wand gelehnt herum und starrte wieder nur die Wand an. Wenn ich zugab, war mir die erneute Konfrontation mit ihm nicht gerade geheuer. Ich wollte heute eigentlich nichts mehr davon hören...

„Kleiner, was machst du um 23 Uhr Abends noch hier? Solltest du nicht in deinem Zimmer sein?“ „... Hay..“

Was ne Reaktionszeit.. 5 Sekunden brauchte er um mich zu bemerken. Und dann dieser Blick.. Seine Pupillen total verengt und riesige Augenringe hatte er. Besorgt ging ich vor ihm in die Hocke und guckte ihn mir genauer an.

„Scheiße, Rick! Nimmst du auch Drogen!?!“ fragte ich entsetzt bei dem Anblick seines Gesichtes. Das war ja zu vermuten bei dem was da Letzt mit Vanessa war. Er wirkte auf einmal aggressiv und abweisend. Richtete sich so schnell auf wie er eben unter seinem Drogeneinfluss konnte. „NEIN MANN! HAU AB! LASS MICH ALLEIN!“ schrie er mich an und schubste mich von sich. „RICK! JETZT BERUHIG DICH!“ „GEH WEG!! DU BIST NET MEIN VATER!!“

Als er mir das ins Gesicht schrie fuhr es mir übelst durch den Magen... Ich wurde die ganzen sechs Jahre immer mehr wie ein Dad für ihn.. Ich war glücklich damit... Er war zumindest da und mochte mich. Aber nun das.. Es tat weh.. Da trat bei mir diese typische Coldfire Reaktion ein – Unsicherheit wurde zu Aggression.. Reflexartig holte ich aus und schlug ihm eine rein, was ich sogleich wieder bereute. Nun hatte ich das getan was ich niemals machen wollte.. Ich hatte meinem eigenen Sohn den Zahn ausgeschlagen.. Ich hatte ihn geschlagen, so wie ich immer geschlagen wurde.. „Rick!! Es tut mir leid.. Das wollte ich nicht!“ „FASS MICH NET AN DU WICHSER!! ICH HASSE DICH!!“

Damit rannte er leicht torkelnd davon.. Zeit, sich endlich wie der Chef zu benehmen und nicht wie sein Weichei Daddy... Diese Nacht schlief Evelynn endlich mal wieder bei mir...

„Eve tut mir leid was ich zu dir sagte.“ „Lass gut sein... Du hast ja Recht. Ich hab wohl die falsche Wahl getroffen. Damals dachte ich ja nicht im Geringsten an Kinder oder Ähnliches. Was ich heute denken würde, war mir da auch noch egal.. Und dann hab ich auch noch diesen scheiß Moment erwischt.“ „Ja.. Die letzten Tage waren hart.. Rick nimmt Drogen und Vanessa auch.. Die beiden schlafen miteinander. Und ich hab absolut keine Ahnung ob die überhaupt so weit denken und zumindest verhüten.“ „Oh Mann.. Ich knöpf mir Vanessa morgen mal vor. So von Frau zu... Kleinem dummen Mädchen..“

Wir lachten einen Augenblick lang, doch das Alles war ziemlich ernst. So konnte es nicht bleiben. Die Beiden machen sich ihr ganzes Leben kaputt. Und was Rick so wirklich stört müsste ich auch noch herausfinden. Vielleicht würde ich eher an ihn ran kommen, wenn ich ihn mal auf ne Mission mitnehme.. Er kommt ja so gut wie nie hier raus. Das könnte es natürlich auch sein.

Am nächsten Abend traf ich ihn mit ner Kippe im Mund draußen auf den Stufen zur Trainingshalle. Ich war auf dem Weg zu meinem Motorrad mit nem Packen Sprengstoff auf meinem Rücken. Auch ein tolles Gefühl... Bevor ich ihm befahl mitzukommen wollte ich mir erst sein Gesicht angucken um zu sehen ob er überhaupt in der Verfassung war das durchzustehen. Als er mich sah, verdrehte er gleich die Augen.

„Was willst du schon wieder, Alter?“ „Bist du einiger Maßen klar im Kopf?“ „Glasklar.. Warum?“ „Komm mit. Wir haben nen Auftrag.“ „..Haha.. Lustig.. Wir? Ich bin hier doch eingesperrt wie ein Köter. Warum solltest du mich mit nach Draußen in die offene Welt nehmen?“ „Weil ich dein Chef bin und es befehle. Auf jetzt.“

Mit großen Augen schnippte er seine Zigarette weg und folgte mir ohne Wiederworte. Geht doch! In dem Augenblick war ich echt mal richtig stolz auf mich.

Zwar konnte Rick in seinem Alter schon selbst Motorrad fahren, allerdings wollte ich vermeiden dass er ohne Führerschein erwischt wird oder gar abhaut. Derzeit würde ich ihm alles zutrauen.

„Wo geht’s hin?“ „Ein kleines Häuschen in die Luft jagen. Wir müssen unbemerkt den Sprengstoff befestigen. Toshi, unser Techniker hat auch schon den Gebäudeplan durch gerechnet und mir gesagt, wo der Sprengstoff hin muss damit das Haus richtig fällt. Du musst vorsichtig sein.. Ich will noch ein bissel Leben und du gefälligst auch!“ „Jaja..“

Er guckte sich den Plan auch an, damit er wusste was er zu tun hatte. Er sollte mir helfen die Sprengladung rund ums Haus zu verteilen. Dann stiegen wir auf und fuhren ins Reichenviertel..

Dort stießen wir allerdings auf ein riesen Problem... Damit hatte ich nicht gerechnet!!! Alle Häuser standen in einer Reihe.. Und sie sahen Identisch aus. Ich dachte ich muss kotzen! Mit geöffnetem Bauplan stand ich vor den Häusern und verglich welches die meiste Ähnlichkeit hatte.

„Und nun? Was machen wir?“ „Ich bin mir sicher.. Das Haus da ist es!“ „Gut.. Dann pack mal den blöden Rucksack aus.. Ich will pennen gehen.“ „Rick.. Das hier ist ernst. Du bekommst nen Teil der Belohnung dafür.“ „Oh Geil.. Was kauf ich mir nur davon? Ach stimmt ja.. Ich kann ja gar nicht einkaufen gehen weil ich nicht raus komm!“ entgegnete er mit giftigem Unterton.

Da ich darauf keine Antwort hatte, drückte ich ihm seinen Teil der Sprengladung in die Hände und schickte ihn los. Ich ging in die andere Richtung wo ich genau nach Plan vorging. Zwanzig Minuten liefen wir in der Dunkelheit um das Haus. Es war einfach riesig..

Nachdem alles richtig gelegt war versteckten wir uns weit weg unter einer Brücke. Die Zündung funktionierte mit Fernsteuerung. Rick war richtig hibbelig.

„Uah!! Gleich knallt's! Geil!“ „Willst du zünden?“ „Jaa! Geil, gib her das Teil!“ Fasziniert wie ein kleines Kind nahm er sich die Fernbedienung und wartete auf mein Kommando. Der Minutenzeiger wanderte in diesem Moment auf halb 12 und so gab ich – wie ausgemacht – den Startschuss. Es gab einen lauten Knall und der schwarze Nachthimmel flackerte in einem grellen Orange auf. Alles stand in Trümmern und Flammen. Rick jubelte neben mir. Doch ich wollte schnell weg hier, bevor die Bullen hier ankommen würden.

Ich packte meinen Sohn am Ärmel und zog ihn mit mir auf die Straße, wo das Motorrad geparkt war. Auf der anderen Straßenseite standen Leute die das Spektakel entsetzt beobachteten und jedoch nicht sahen.

„Oh Gott!!! Das Haus der Takayashi's ist in die Luft geflogen!!!“ Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, machte ich mich erstmal mit dem Kleinen aus dem Staub.

„Whoaaa!!! Das war der Wahnsinn! So viel Spaß hatte ich ja schon ewig net mehr!!“ jubelte Rick im Glücksrausch.. Ich jedoch hatte andere Sorgen.. Takayashi.. So hieß der Eigentümer des Hauses das wir sprengen sollten aber nicht.. Dann klingelte auch schon mein Handy.

„Ja?“ „Coldfire, sie Spacken!!! Sie sollten das Haus von meinem Klienten sprengen, nicht das seines Nachbarn!! Herr Gott! Bei welchen Amateuren bin ich hier eigentlich gelandet!? Das hat ein Nachspiel, verlassen sie sich darauf!“ Und aufgelegt.. Wusste ich es doch!!! „Alter? Was'n los?“ „Ehehee... Wir haben.. Das falsche Haus gesprengt...“ „WAS!?! Hahahahaaa!! DU bist so dumm!! HAHAAAHHA!“ „Fresse..“ „Naja.. Lustig war es trotzdem. Glaub aber jetzt bloß net, dass ich dich jetzt mag. Ich hasse dich immer noch.“ „Wie oft soll ich noch sagen dass es mir leid tut?“ „Bis mir ein neuer Zahn wächst... Ach das war ja ein richtiger Zahn... Hm.. Könnte eine Weile dauern. Ich glaube die wachsen net nach.“

Kleines sarkastisches Schwein... Er verzog sich wieder nachtragend wie er war und ich setzte mich ins Büro um auszutüfteln wie ich meinen gescheiterten Auftrag wieder gut machen könnte..

Für diesen Abend blieb ich ohne Lösung des Problems und stellte mich auf den Balkon um nochmal frische Luft zu schnappen. Eve gesellte sich zu mir: „Ich hab gehört, ihr habt es vermasselt? Du bist aber auch ein Schussel.“ „Ach.. Steh du doch mal vor 10 Häusern die identisch aussehen und finde das Richtige!“ „Namensschild? Klingel!?“

AAAAAHHHHHRRRRR!!!!! Wiiiieesoooo bin ich nur so verdammt dämlich und bin nicht selbst drauf gekommen!?!!! Eve konnte sich schon denken, dass ich mir grade in den Arsch beißen konnte und lachte herzhaft.

„Mach dir nichts draus.. Wird schon nichts passieren außer dass die Prämie weg fällt. Wenn der Typ Stress macht erschieße ich ihn für dich, haha.“

Sie schmiegte sich an mich und ich legte meinen Arm um sie. Wie lange das mit uns noch halten würde bei ihrem Kinderwunsch? Für mich war klar – ich wollte weder Kinder noch ein zweites mal heiraten. Das mit Evelynn sollte locker bleiben und ungebunden..

„Sean, ich liebe dich so. Bitte lass es uns doch versuchen mit einem Baby! Das wär deine zweite Chance ein besserer Vater zu sein!“ „Wieso? Du sagtest vor Kurzem doch noch, dass ich Recht hätte und es nicht gut wäre!“ „Ja aber ich bin unschlüssig! Komm schon.. Ich nehm die Verantwortung auch auf mich! Ich werd das Kind mit meinem Leben beschützen und aufpassen dass es nicht zu viel von hier mitbekommt.“ „Oh Mann... Eve... Verstehst du es nicht!? Ich will keine Chance.. Ich hab schon zwei Kinder, die nicht mal wissen wer ihr Vater ist. Ich hab echt kein Nerv für noch eins.“ „DAS FIND ICH SCHEIßE VON DIR! DAS IST DOCH NICHT MEINE SCHULD DASS DU KEIN GUTER VATER FÜR DEINE KINDER SEIN KONNTEST! WARUM SOLL ICH DARUNTER JETZT LEIDEN!?!“ „ACH WEIßT DU WAS!? WENN DU UNBEDINGT BÄLGER WILLST, SUCH DIR DOCH NEN ANDEREN KERL DER AUCH WELCHE WILL!“

Damit hatte ich sie ganz schön verletzt. Mit Tränen in den Augen verließ sie mal wieder den Balkon und auch das Zimmer. Einige Minuten konnte ich von Oben beobachten wie sie sich in der Trainingshalle an Sandsäcken austobte. Und ich – verzog mich mich einem lauten Seufzen in mein Bett und machte mich darauf gefasst was mich morgen wieder für ne Scheiße erwarten würde.

Ich wollte Eve am nächsten Morgen nicht über den Weg laufen, so ging ich einen Umweg um nach Draußen zu kommen. Doch als ich gerade um die Ecke laufen wollte sah ich wieder Vanessa, die eine kleine Tüte in der Hand hatte. Bei ihr stand auch Rick. Sie küsste ihn leidenschaftlich. Er hingegen wirkte nicht begeistert bei ihrer aufdringlichen Art.

„Ach Rick.. Du bist so heiß.. Meinetwegen könnte das immer so weiter gehen, hihi!“ „Gib mir halt einfach das Zeug und geh irgend nen Typen aufreißen!“

Grinsend übergab sie ihn die kleine Tüte und lief fröhlich davon durch die Tür. Rick guckte ihr seufzend hinterher und ging in die andere Richtung. Direkt auf mich zu! Scheiße!!!

So schnell ich konnte ergriff ich die Flucht, den Gang entlang hinter die nächste Ecke. Von dort guckte ich ob er weiter lief oder einen anderen Weg einschlagen würde. Er folgte der Treppe nach oben. Wahrscheinlich in sein Zimmer. Ich war ja ein neugieriger Mensch – schon immer. Also konnte ich nicht widerstehen ihm zu folgen. Ich wollte unbedingt wissen was das für ein kleines Päckchen war das Vanessa ihm da gab.

Nachdem er rein ging, wartete ich ein paar Minuten um dann voll rein zu platzen. Bewusst, dass uns gleich eine schwierige Konfrontation bevor stünde.

Meine Vermutung stimmte.. Er saß auf seinem Bett mit ner Spritze in der Hand. Vanessa hatte ihn mit Drogen beliefert... Wenn ich die in die Finger krieg!

„EY! LASS DEN SCHEIß!“ „BOAH DU NERVST!! ICH MACH HIER WAS ICH WILL!“ „DU MACHST HIER GAR NIX! GIB MIR DEN KRAM!“ „NEIN ICH BRAUCH DAS!!“ „NIX DA!“

Ich ging auf ihn zu um ihm das ganze Zeug zu entreißen. Dabei war ich allerdings auch extrem vorsichtig weil ich mich nicht mit der Spritze stechen wollte. Bei dem ganzen Gefuchtel nicht grade einfach. Und Rick hatte ne ordentliche Kraft in den Armen entwickelt... Da konnte ich kaum gegen anhalten. Zu meinem Glück schaffte ich es die Drogen ein zu kassieren und zu vernichten, weswegen er ausflippte...

„MANN ICH BRING DICH UM!! ICH MUSSTE HART FÜR DEN SCHEIß BEZAHLEN!!“ „ACH SO!?! WAS HAT ES DENN GEKOSTET!?!“ „ZU VIEL WENN MAN BEDENKT WAS FÜR NE ZUMUTUNG SEX MIT VANESSA IST! VERPISS DICH ODER ICH MACH DICH KALT!!“ „RICK DU BIST DUMM! WERD MAL WIEDER KLAR IM KOPF UND MELD DICH DANN WIEDER! VORHER BRAUCHSTE NICHT MEHR ZU KOMMEN. UND VANESSA WIRD JETZT AUCH NOCH WAS ZU HÖREN KRIEGEN!!“ „LECK MICH!“

Als ich aus dem Zimmer stürmte, hörte ich dass mir irgendetwas hinterher geworfen wurde. Es prallte mit einem lauten Scheppern an der Tür ab. Hatte ich nun ne Laune.. Vanessa's Pech, denn die traf ich gleich noch vor bevor ich in mein Büro kam wo mein heiß geliebter Anti-Aggressions-Kaffee wartete. Sie merkte gleich bei meinem Anblick dass Ärger auf sie zu käme und wollte sich grade verziehen, doch ich war schneller und packte sie an der Schulter.

„So junge Dame... WAS SOLL DIESE SCHEIßE HIER EIGENTLICH!? VERSORGST RICK MIT DROGEN UND IM GEGENZUG SCHLÄFT ER MIT DIR ODER WAS!?“ „Ey.. Mach mich net so dumm von der Seite an, Alter. Na und!? Das is'n fairer Deal! Ich bekomm was ich will: Rick.. Und er bekommt die Drogen. Ende.“

„Und woher hast du die!?“ „Geht dich nix an! Rick is selbst Schuld, wenn er sich von dem Kram abhängig macht. Er hätte ja auch nein sagen können, als ich ihm was anbot.“ „DU HAST WAS!?!“ Ich wollte sie in meiner Wut grade grün und blau schlagen als sie einen Schritt zurück ging und mich selbstbewusst angrinste: „Fass mich ja net an! Ich bin schwanger!“ „Och nee.. Von Rick!?!“ „Klar von dem.. Denkst du ich vögel hier mit den alten Säcken!? Das Balg wird mein Freifahrtschein weg von hier sein! Guckt doch alle wie ihr klar kommt, ey.“ „Weiß er es zumindest?!“ „Haha, klar! Was glaubst du warum er sich umbringen wollte!? Is ja nicht mein Problem.. Ciao.“

Mit erhobenem Haupt dackelte sie davon und schwang ihren Hintern übertrieben dabei. Das glaubte ich nun nicht.. Mein Sohn hatte ne Drogensüchtige Tussi geschwängert.. Zu.. Viel.. Dummheit... In meiner Fassungslosigkeit brauchte ich erstmal um so mehr nen Kaffee und floh in mein Büro. Aber nicht mal da hatte ich meine Ruhe, denn Evelynn stand einige Minuten später in der Tür.

„Sean! Ich will jetzt endlich wissen woran ich bin! Muss ich davon ausgehen nur deine kleine Freundin zu bleiben , die du jeder Zeit einfach ersetzen kannst oder liebst du mich genug um eine Bindung mit mir einzugehn!?!“ „Oh Eve.. Bitte nicht jetzt..“ „SEAN!! DAS IST MIR VERDAMMT ERNST!! ES GEHT HIER UM UNSERE BEZIEHUNG!!! ALSO!! GIB MIR ENDLICH NE ANTWORT!!“ „NEIN! ICH WILL KEIN KIND MEHR! DA KANNST DU DICH NOCH SO AUF DEN KOPF STELLEN!! MEIN GANZES LEBEN HAT SICH BISHER UM MEINE KINDER UND VOR ALLEM UM MEINEN SOHN RICK GEDREHT! ICH WILL EINFACH NICHT NOCH MEHR KUMMER DESWEGEN! GUCK DIR AN WAS AUS RICK GEWORDEN IST! SOWAS KANN JA NUR IN EINER UMGEBUNG WIE DIESER PASSIEREN!! NE MAFIA IST EINFACH KEIN GUTER PLATZ ZUM AUFWACHSEN FÜR KINDER!“ „RICK HIER, RICK DA!! STÄNDIG GEHT ES NUR UM DEN BENGEL!“ „ER IST JA AUCH MEIN SOHN UND HAT PROBLEME!“

Nach meinem Satz hörte ich auf einmal ein Geräusch... Eve und ich guckten beide atemlos zur Tür, wo Rick stand. Unten auf dem Boden lag eine Waffe, die er wohl grade fallen gelassen hatte... Er hat wahrscheinlich alles gehört..

„Rick...“ „... Ich wusste es.. All die Zeit.. Du siehst aus wie ich.. Wir haben die selben Augen.. Warum solltest du dich als Mafiachef sonst so aufmerksam um nen unwichtigen dummen Jungen wie mich kümmern? Sicher nicht aus Sympathie..“ „Lass es mich erklären..“ „Nein.. Nein, ich will's net hören! Die ganze Zeit hatte ich mich gefragt was Ma damals meinte mit dem Satz: „Hast du dich schon mal gefragt warum ihr euch so ähnlich seht?“ Sie sagte noch einen Satz, wo sie unterbrochen wurde.. Warum ihr den selben Nachnamen habt, wollte sie sagen.. Du hieltest deinen Nachnamen schon von Anfang an vor mir geheim.. Du heißt Colfire nicht wahr?“ „Ja.. Aber Rick, du musst wissen warum es so gelaufen ist.“ „Es interessiert mich nicht.. DIE GANZE ZEIT WÜNSCH ICH MIR NEN DAD WIE DICH!! DABEI STANDEST DU IMMER VOR MIR!! DAS EINZIGE WAS ICH MIR JEMALS GEWÜNSCHT HATTE! NEN PLATZ WO ICH HIN GEHÖRE! WIE LANG WOLLTEST DU MIR NOCH WAS VOR MACHEN!? DENKST DU ICH BIN DUMM!?!! WISST IHR WAS!? LECKT MICH DOCH ALLE AM ARSCH! IHR HABT MICH HEUT DAS LETZTE MAL HIER GESEHEN!!“ „Rick, mach nichts Falsches!“

Er hatte die Waffe vom Boden aufgehoben und hielt sie mit zitternden Händen auf mich gerichtet. Er konnte die Arme kaum gerade halten, dennoch machte ich mir Sorgen. Vor allem als er dann abdrückte und hinter mir die Kugel einschlug. Eve und ich gingen Reflexartig in Deckung und als ich wieder zur Tür guckte war er weg. Wahrscheinlich nach Draußen gerannt..

Ich folgte ihm bis am Ende des Flurs.. Einer meiner Männer wollte mir sogar helfen ihn wieder einzufangen.. Doch dann blieb ich stehen und winkte ab. In dem Moment sah ich ein, dass es ihm ohne mich besser gehen würde.. Er würde es sicher auch so schaffen... Mit schwerem Herzen ließ ich Rick davon laufen. Hoffentlich würde er es doch schaffen was Gutes aus sich zu machen...

Insgeheim war grade die Tatsache ihn bei mir zu haben die letzten Jahre mein größtes Glück, denn er war mein erstes Kind und gab mir immer die Hoffnung etwas von meiner geliebten Vergangenheit nicht verloren zu haben. Ich hoffte immer es so gut zu machen wie es nur ging. Wollte ihn vor allem Üblen beschützen, wobei das gerade hier ja gar nicht funktionieren konnte. Er lebte unter Kriminellen und wusste schon früh was man hier überhaupt macht.

Es war die Angst vor dem Ungewissen die mich in dem Moment packte. Was wird aus einem 14 Jährigen Drogensüchtigen, der auf der Straße lebt?! Ob es doch falsch war ihn gehen zu lassen? In meinem Inneren Auge sah ich Rick schon auf dem Kinderstrich und beschloss doch noch mal nach ihm zu suchen. Doch nachdem ich ihn 8 Stunden vergeblich in der ganzen Stadt gesucht hatte, gab ich es auf und kehrte zurück...

Nun war ich es wieder der versagt hat... Als Vater und auch als Chef.

Wie sollte ich das nur Celia sagen? Sie würde mich umbringen wenn ihrem kleinen Jungen was passiert sein sollte...

Seufzend setzte ich mich auf das Sofa zu Evelynn die mich mitleidig in ihre Arme nahm: „Warum hast du ihn gehen lassen?“ „Ich dachte es sei das beste für ihn hier weg zu kommen... Er geht hier ein. Aber ich befürchte dass er jetzt auf der Straße lebt und gar nicht klar kommt..“ „Rick ist ziemlich gerissen.. Glaub mir, der macht schon was Gutes aus seinem Leben. Ich denke nicht, dass er irgendwo verendet.“ „Ja aber er ist immerhin Drogensüchtig.. Vielleicht sieht er ja kein Ausweg mehr und..“ „Grade dass er nun weg von hier durfte war schon ein Ausweg. Ich kann mir gut vorstellen dass er jetzt motiviert ist gescheit weiter zu machen. Es steht ihm immerhin nun alles offen.“ „Vielleicht hast du recht... Es kann jedenfalls auch mit uns hier so nicht weiter gehen. Ich leg mich schlafen. Gute Nacht, ich liebe dich.“

Verwundert guckte sie mir hinterher. Ich legte mich in mein Bett – aber nicht zum Schlafen. Ich überlegte – Ließ mein Leben Revue Passieren ~ Die Bullen ließen mich damals aus dem Knast entkommen, seit dem war ich nicht sonderlich gesucht, jedoch auch nicht wirklich aktiv. Was wäre, wenn wir den Chefs aus Amerika vorspielen umgekommen zu sein? Ich wollte unbedingt eine Möglichkeit finden von hier auch weg zu kommen. Evelynn hatte es immerhin auch drauf Ausweise und solche Dinge zu fälschen... Er gab mir neue Hoffnung und Motivation:

Der Gedanke hier alles stehen und liegen zu lassen. Es wäre so einfach. Nur dachte ich nie wirklich darüber nach, weil mein Leben hier so festgefahren war.

Wenn es so weiter gehen würde, würde Eve irgendwann demnächst Schluss machen weil sie es nicht ertragen könnte „nur“ meine kleine Freundin zu sein und nichts Festes. Das wollte ich nicht und so ging ich gleich am nächsten Morgen zu ihr. Sie saß am Esstisch und las die Morgenzeitung.

„Eve?“ „Was denn?“ „Kannst du uns zwei neue Personalausweise beschaffen?“ „Kann ich... Wieso?“ „Wir sterben heute..“ „WAS!?“ „Lass abhauen!“ „Du willst hier einfach alles stehen und liegen lassen?“ fragte sie mit hoffnungsvollen Blick und musterte mich mit strahlenden Augen. Ich nickte nur, weshalb sie sich in meine Arme warf bevor sie sich um die Papiere kümmern ging. Ich hingegen regelte letzte Schriftstücke und gab an, Eve und ich hätten einen Schwierigen Auftrag bekommen.

Gruselig einfach so zu „sterben“... Aber das Beste für uns. Es dauerte keine zwei Stunden, da war das nötigste gepackt und wir setzten uns auf mein Motorrad...
 

Am nächsten Tag wurde ein gefälschtes Fax losgeschickt an die Amerikanischen Chefs... Von einem unserer höheren Mitarbeiter. Es hieß, Evelynn Burton und Sean Coldfire seien in eine schwere Schießerei geraten und ums Leben gekommen...

Ja, in diesem Milieu war so ziemlich alles machbar... Nun war ich allerdings nicht länger der Sklave dieses Syndikats. Mir blieb mein Neuanfang mit meiner hübschen Freundin und die Hoffnung Rick irgendwann gesund und munter wieder zu sehen...
 

~ Syndicate's Slave ~ Ende ~
 

___________________
 

So liebe Leute, das war es also nun erstmal mit Sean und seiner Geschichte ^^ Ja, offene Enden sind böse, aber da müsst ihr durch :P Wie wird es wohl weiter gehen? Wenn ihr wollt könnt ihr das in der Elementary Trilogie, die schon bald veröffentlicht wird, erfahren. :)



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rakushina
2010-03-09T22:02:28+00:00 09.03.2010 23:02
Hach, ich mag den Mini-Rick lD Der is so knuffig, ich möchte ihm ein rosa Kleidchen anziehen. Und Schleifen will ich ihm ins Haar machen °3°

"Denk dran, Blondinen sind viel hübscher."

Ach Sean, du weißt, wie man kleine Jungs zu Arschlöchern macht. So ein Musterdad hät ich auch gern...
Von:  -DesertRose-
2010-02-27T00:34:33+00:00 27.02.2010 01:34
OMG Oo mit so einer Wendung hätt ich nun gar nicht gerechnet o__o
Aber ich frag mich schon ne ganze Weile warum die FF so heisst wie sie heisst. xD
Du schreibst das so schön, diese ganzen Gespräche, die Alltagssituationen. Selbst den Mord. '__' Weiter so ^_^ *flausch*
Von:  Rakushina
2010-01-24T02:21:01+00:00 24.01.2010 03:21
Der Lehrer erinnert mich an Fanz X_X Scheiß auf die Schülerschaft, hab eh Recht, oder etwas in der Richtung. Aber ich hab mich schon damals darüber amüsiert xD

Bei Grace/Nittys Story zog es mir ziemlich durch den Magen. Büüüääääh ;__; Aber hat sie Sean in der alten Version auch geliebt? Ich weiß es nicht mehr xD
Das mit dem Feuer war auch anders. Hatte was von Harry Potter und der Feuerkelch... Oder hast du BILD gelesen? °_°

Oh Gott, und im nächsten Kapitel müsste dann... Oh... Gott xD
Von:  Rakushina
2010-01-19T11:51:01+00:00 19.01.2010 12:51
Manchmal glaub ich Sean ist doch eine Frau xD Sein Wunsch nach Kindern, das können nur zu viele Östrogene sein.

Aber Celias Sprüche sind auch lustig und irgendwie widerspricht sie sich selbst (jemanden denn man liebt beileidigt doch man nicht D: Obwohl... Ist Sean Maso?). Ich glaub aber, sie nutzt ihn nur aus ;_; Sie wollte nur mal ficken und da Sean eh auf sie steht - Perfekt!
Sean ist schon ein armer Teufel.
Wenigstens werden seine Östrogene mit den Kindern befriedigt =D
Von:  Rakushina
2009-12-17T13:54:28+00:00 17.12.2009 14:54
Ich hab die ganze Zeit überlegt, warum ich Sean eingelich mochte, da eh mir in den späteren Staffeln abrupt nicht einfiel.

Doch ja, nun wusste ich es wieder. Seine dämlichen Tagträume und wie er anfangs Celia hinterher hechelte wie ein... Hund <3 (btw. war Celia nicht Deutsche?)

Und ich war von mir selbst überrascht, wie gut ich die Sachen noch im Kopf hatte x3
Doch die wenigen Kommentare wundern mich weil lustig ist es alle male (Dannys und Seans Streiterein hätte ich immer wieder lesen können <333)aber wahrscheinlich ist es eher der Stil. >_>


Von:  -DesertRose-
2009-11-08T01:14:33+00:00 08.11.2009 02:14
Da du ja gerade nicht in MSN bist, schreib ich meinen Kommi dazu hier rein :3

Hab mich teilweise echt schlappgelacht. Er erinnerte mich irgendwie an den Typen mit dem ich gestern geschrieben habe (you know? xD). *löl*
Immer nur den Schwanz denken lassen und irgendwie nicht damit aufhören können, du hast das 'starke' Geschlecht sehr gut getroffen. xD
"Ich bekomme Hundertlinge von dir!" - mein Lieblingssatz.

Das mit den Eltern hat mich geschockt, kam so unerwartet. Beim Vater hab ich seine Reaktion auch verstanden, bei der Mutter war ich aber etwas entsetzt, ich dachte er mochte sie wenigstens n bissl und da sollte es ihm eig net so egal sein, dass seine Mutter verhaftet wird. XD

Gibt es die Todesstrafe in Japan überhaupt noch? Ich dachte das gibts nur noch in Amerika. Irgendwie tut mir die Mutter Leid ._.


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