Zum Inhalt der Seite

Sasoris Kunst

Leben eines Nuke-nin
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlechter Lügner

„Ihr habt ihn besiegt“, sagte Deidara leise. Sasori sah ihn nicht an.

„Natürlich.“

Sein Partner stand auf und kam zu ihm herüber. Der Rothaarige zeigte keine Reaktion, als die Blonde sich neben ihm niederließ. Einen Augenblick lang beobachteten sie beide schweigend den Regen.
 

„Was ist danach passiert?“, fragte Deidara.

Sasori schloss die Augen. Danach? Danach hatte er eine ganze Weile lang auf seine blutverschmierten Hände gestarrt. Es war der Moment, in dem er sich selbst wirklich zum Verräter erklärte. Von seinem Dorf hatte er ab da nichts als Hass mehr zu erwarten. Verdienten Hass. Und es hatte ihm leid getan. Er hatte nie vorgehabt, ein Staatsfeind zu sein.
 

Es war eine Sache, Leute zu erschaffen, die einen liebten. Wenn man das konnte, war es einem egal, ob es auch Personen gab, die dies ohne Zwang taten. Doch es war irgendwie eine ganz andere Sache, zu wissen, dass so viele Leute einen hassten. Oder hassen würden, wenn sie herausfanden, wer den Kazekage getötet hatte.

Er hatte begriffen, dass nicht vorhandene Liebe genauso weh tun konnte, wie real existierender Hass von Personen, die man eigentlich gar nicht als Feinde haben wollte.
 

Das Einzige, was er tun konnte, war, mehr Puppen zu schaffen, die ihm Zuneigung und Treue vorheuchelten, als es Menschen gab, die ihn hassten. Dank der Tatsache, dass kaum einer wusste, dass er noch lebte und ihn ohnehin nur wenige kannten, war das nicht sehr schwer gewesen. Und der Bau vieler neuer Puppen hatte ihn auch in Zukunft gut abgelenkt. Er hatte diese Geschehnisse schlicht und einfach verdrängt.
 

„Danach begann ich, den dritten Kazekagen zum besten Stück meiner Sammlung zu machen und nach ihm kamen noch viele andere hinzu... Sobald er fertig war, gelang es mir wie geplant, sämtliche Bindungen zu meinem Dorf zu lösen und ich schloss mich Akatsuki an, um meinen Einfluss zu vergrößern. Heute fühle ich nichts mehr beim Gedanken daran“, sagte der Suna-nin. Doch selbst für seine Ohren klang diese Aussage wie auswendig gelernt. Auch seinem Partner fiel das auf. Deidara legte ihm leicht die Hand auf die Schulter und sah ihn aus seinen unwahrscheinlich blauen Augen an.
 

„Glaubt ihr das wirklich? Ich hörte an Eurer Stimme, dass Ihr noch immer Gefühle habt, wenn ihr daran denkt“, sagte der Blonde und Sasori fragte Sich völlig zusammenhangslos, wo sein 'un' blieb, das er ans Ende jedes zweiten Satzes zu hängen pflegte.

„Es sind nur Erinnerungen!“, meinte er unwirsch und schüttelte seine Hand ab. „Das heutige Suna ist ohnehin ein anderes. Ich habe nichts mehr damit zu tun.“
 

Deidara machte eine Pause und starrte zu Boden. Dann sah er ihn wieder an.

„Aber Ihr wart erleichtert, das alles mal jemandem zu sagen, nicht wahr, un?“ Da war es wieder, sein Satzanhängsel.

„Wie kommst du darauf?“, wollte der Marionettenspieler wissen und konzentrierte sich auf den Regen.

„Die Art, wie Ihr darüber geredet habt... Ihr tragt das schon viel zu lange mit Euch herum, un. Es hat Euch sehr gequält und Ihr musstet Euch jemandem anvertrauen.“ Dann fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu: „Ich bin froh, dass ich dieser jemand sein durfte.“
 

Sasori sah ihn einen Augenblick lang an. Das eine, strahlend blaue Auge, das nicht von seinem langen Haar verborgen wurde, sah ihn voller Vertrauen und Mitgefühl an. Der Rothaarige wusste nicht, ob er ihn ins Gesicht schlagen oder sich in seine Arme werfen sollte. Beides hatte seinen Reiz.

Auf der Suche nach der richtigen Entscheidung jedoch drohte er in seinen Augen zu versinken und das Gefühl der Geborgenheit wollte ihn übermannen.
 

Ich brauche dringend eine Puppe von Deidara, beschloss Sasori. Doch da fiel ihm ein, dass er ja eine hatte: Sie funktionierte nur nicht. Sie schaffte es nicht einmal annähernd, an dieses Lächeln heranzureichen...
 

„Du irrst dich“, sagte der Suna-nin irgendwann, weil ihm das Schweigen zu lange dauerte und er sich immer noch nicht entschieden hatte, wie er sich verhalten sollte.

„So schwach und sensibel bin ich nicht. Meine Vergangenheit ist abgeschlossen. Überhaupt, woher nimmst du das Recht, solche Vermutungen über mich anzustellen?“

Deidara sah ihn an, als wäre das eine rhetorische Frage gewesen. „Weil es mir genau so geht, un. Mir jedenfalls hat es sehr gut getan, das alles mal loszuwerden.“
 

„Ach, und du willst mich mit dir vergleichen?“, fragte Sasori und stand auf, froh einen Grund gefunden zu haben, von ihm weg zu kommen.

„Ich glaube, dass wir gar nicht so verschieden sind, no Danna, un.“ Deidara war ebenfalls aufgestanden.

Sasori wandte ihm den Rücken zu. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht hatte ich heute die ein oder andere überflüssige Empfindung.“ Leiser, und eigentlich mehr an sich selbst gewandt, fügte er hinzu: „Aber das lag nicht an den Erinnerungen.“
 

Es stimmte, die bloße Erinnerungen an diese Zeit machten ihm nichts mehr aus. Sie waren heute Nacht lediglich ein verstärkender Faktor gewesen. Aber diese Gefühle waren nicht neu, sie verfolgten ihn schon seit einigen Tagen. Deidara selbst war es, der die Schuld daran trug. Er hatte auf merkwürdige Weise angefangen, ihn zu beeinflussen. Doch es war die Tatsache, dass sich die Gefühle für ihn nicht auch bei einer Puppe von ihm zu Wort meldeten, die den Marionettenspieler so verstörte.
 

Die Lösung für sein Problem lag natürlich auf der Hand: Er brauchte Deidara nur zu töten. Eine Menschenpuppe bildete einen weitaus besseren Ersatz und das Fehlen des Originals verschärfte den Effekt ebenfalls zusätzlich.

Doch erstens bekäme er Probleme mit der Organisation, wenn er den Explosionsfanatiker tötete und zweitens... Was war noch mal der zweite Grund?
 

Deidara trat von hinten an ihn heran. „Was ist es dann, un?“, flüsterte er und sein Atem streifte Sasori im Nacken.

Das macht er mit Absicht!, durchzuckte es ihn, obwohl ihm klar war, dass das Unsinn war. Dann kam ihm der nächste Gedanke: Vielleicht machte er das tatsächlich mit Absicht? Aber wenn dem so war, was wollte er dann damit err-
 

Sasori erstarrte.

Deidara hatte ihn dazu gebracht, ohne Hiroku zu reisen. Er hatte während des Volleyballspiels die Mädchen um sich herum mit seinen Blicken aufgespießt. Er hatte wissen wollen, ob er körperliche Berührungen spürte. Und er hatte jedes Mal einen außergewöhnlich schnellen Herzschlag, wenn sie sich nahe kamen. Zugegeben, letzteres konnte auch an den Morddrohungen liegen, die mit dieser Nähe immer einher gegangen waren.
 

Aber schließlich war Deidara ja auch schwul. Oder bisexuell, wie er gesagt hatte. Dass er ihn um ein vertrauliches Gespräch bat, mehr über seine Vergangenheit wissen wollte, sich auf einmal für ihn interessierte... Das hätte ihm doch gleich verdächtig vorkommen müssen.
 

Und er war auch noch darauf eingegangen! Was hatte er sich dabei gedacht? Und was dachte er sich jetzt überhaupt?! Ja, Deidara war bi, aber er war doch ganz sicher nicht in ihn, Sasori, verliebt! Das konnte nicht sein. Wenn überhaupt, dann war es eines seiner schamlosen Spielchen, ein Versuch, in ihrer Teamarbeit die Führung zu übernehmen. Denn dass irgendein Mensch, selbst ein so verrückter wie Deidara, ihn wahrhaftig lieben könnte, war vollkommen unmöglich. Erst recht nicht, nachdem er wusste, wie unliebsam sein Wesen tatsächlich war und wie es dazu gekommen war. Es musste eine Falle sein.

Bei Kami, und beinahe hätte er ja auch Erfolg gehabt! Sasori war ja tatsächlich dabei, Gefühle für diesen kleinen Mistkerl zu entwickeln. Wenn er sich auch weigerte, zuzugeben, dass sie dieser Natur waren.
 

All diese Gedanken durchspielten sein Hirn innerhalb weniger Sekundenbruchteile und als er damit fertig war, wusste er überhaupt nicht mehr, wie er zu handeln hatte.
 

„Deidara“, sagte Sasori leise, ohne auf dessen Frage einzugehen, „warum wolltest du das alles über mich erfahren?“

Er drehte sich wieder um. Der Angesprochene hinter ihm wirkte überrascht und schien zu überlegen, was er sagen sollte.
 

Der Rothaarige besah sich seinen Partner nun mit anderen Augen. Deidara war... Er war schön. Das war ihm zuvor nie aufgefallen. Er hatte einen gut gebauten Körper, war kräftig und von der Statur her keinesfalls feminin... Und doch war etwas Sanftes in seinem Gesicht, das von blonden Haaren umrahmt wurde. Der Suna-nin stellte auch fest, dass er seine Augen mochte. Ihre klare, blaue Farbe hatte etwas Anziehendes. Seine Haut wirkte weich und war gebräunt von der Sonne.

Doch natürlich erinnerte er sich auch an den boshaften Wahnsinn und die grausame Vorfreude, die manchmal in seinem Blick lag, wenn sie eine Mission angingen. Und er stellte fest, dass er auch das an ihm mochte.
 

Fest stand jedenfalls, dass Deidara durchaus gut aussehend war. Er hätte wohl tatsächlich gute Chancen, auf beiden Seiten der Geschlechter. Warum sollte er sich mit jemandem abgeben, der doch zur Hälfte nicht einmal ein Mensch war? Nein, es war ganz ausgeschlossen, dass Deidara ernsthaft etwas von ihm wollte. Und da das so war, brauchte sich Sasori auch gar keine Gedanken darüber machen, ob er selbst etwas von ihm wollte – was ganz sicher nicht der Fall war. Doch es war beruhigend, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen, über die Wahrscheinlichkeit des Bestehens einer Möglichkeit.
 

Deidara schien sich jetzt endlich dazu entschlossen zu haben, ihm doch noch zu antworten: „Diese... Mission hat mir klar gemacht, dass ich eigentlich gar nichts richtig über Euch wusste, un. Mich hat es früher nie interessiert, aber jetzt irgendwie... schon, halt.“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht, weil es das erste Mal war, dass Ihr nicht dauernd in Hiroku gesteckt habt. Ich habe Euch anders wahrgenommen, un. Und es tut mir Leid, wenn ich deswegen manchmal etwas unhöflich war und über die Stränge geschlagen habe, un. Aber ich bin froh, dass ich nun mehr weiß und auch, dass ich Euch etwas über mich anvertrauen konnte. Un.“
 

Sasori antwortete nicht sofort. Sein Blick war starr. Er versuchte, den Worten des Iwa-nin Glauben zu schenken, doch es wollte nicht recht gelingen. Konnte es so einfach sein? Würde Deidara in sein altes Verhalten und er in sein normales Leben zurückfinden, wenn erst diese Mission und damit sein Aufenthalt außerhalb von Hiroku zu Ende war? Nein. Da steckte mehr dahinter.
 

„Ich hätte deine Hand abfaulen lassen sollen. Vielleicht hätte dich das an deine Manieren erinnert“, meinte der Suna-nin fast bedauernd.

„Ach, kommt schon, no Danna, un! Seid doch nicht immer so steif! Gebt es zu, Ihr habt doch auch gespürt, dass sich heute etwas zwischen uns verändert hat. Wollen wir nicht... naja, ein bisschen lockerer miteinander umgehen, un?“, fragte Deidara hoffnungsvoll.

Sasori legte den Kopf schief. „Bietest du mir deine Freundschaft an?“

„Ähm...ja? Ja, wenn Ihr so wollt, das tue ich, un.“

„Nein.“

„Nein?“

„Nein.“
 

„...warum nicht?“

Diese Frage hätte er sich sparen können. „Ich will nicht dein Freund sein. Ich bin niemandes Freund. Selbst eine geringfügige Zuneigung dir gegenüber“ - von der er befürchtete, dass sie bereits vorhanden war - „kann ich nicht zulassen. Freunde sind nichts wert. Außerdem bin ich dein Meister.“
 

Deidara wirkte enttäuscht. „Aber es ist doch eigentlich egal, ob Ihr mich mögt oder nicht, un. Für Euch jedenfalls. Ich hätte nichts dagegen, un“, meinte er. „Ich mag Euch.“

„Mit einem Schwachkopf wie dir herumlaufen zu müssen, ist schon schlimm genug. Ich will nicht auch noch an dir hängen müssen“, erwiderte der Suna-nin.
 

Nun wirkte der Iwa-nin verletzt. Er senkte den Blick und trat einen Schritt zurück. „Also... Habt Ihr gar nichts gespürt, un? Im Museum... am Strand... hier. Ich bedeute Euch wirklich überhaupt nichts?“

„Nein. Das tust du nicht“, hätte er am liebsten geantwortet. Dann wäre er vermutlich dieses Problem losgeworden. Aber irgendwie bekam er die Worte nicht über die Lippen. Er wusste, damit hätte er seinen Partner sehr verletzt, ob er nun tatsächlich sein Freund sein wollte oder nur so tat.

Er brachte es einfach nicht über sich, diesen Teil seiner selbst zu verleumden. Denn aus irgendeinem Grund schien es ihm ein wichtiger Teil zu sein. Der Wichtigste?
 

„Ich habe etwas gefühlt, ja. Und ich habe es gehasst, es zu fühlen. Alles Mögliche habe ich ausprobiert, um es zu verdrängen.“

„Was habt Ihr ausprobiert, no Danna, un?“

Der Rothaarige überlegte, ob er es ihm verschweigen sollte – entschied sich dann aber dagegen. Sollte Deidara es ruhig wissen. Vielleicht wurde ihm dann klar, wie ernst er es meinte.
 

Sasori fuhr mit seiner Hand unter den Stoff seines Shirts.

„Ich war bewusst unhöflich und gemein zu dir, damit auch du mich schlechter behandelst und ich dich nicht leiden kann.“

Aus einer kleinen Innentasche seines Oberteils zog er eine schmale Schriftrolle hervor. „Ich habe dir mehrmals mit dem Tode gedroht, aber du wurdest dennoch immer vertraulicher.“
 

Deidara starrte auf die kleine Rolle, die der Puppenspieler öffnete. Ein kleiner Knall ertönte und als sich die weiße Rauchwolke verzogen hatte, stand vor ihm eine von Sasoris Marionetten.
 

Selbst der Iwa-nin, der von der Kunst des Rothaarigen nicht die geringste Ahnung hatte, erkannte sich selbst in der leblosen Gestalt wieder. Unsichtbare Fäden führten zu den Fingern des Puppenspielers, der seinen Arm erhoben hatte, und die Gelenke der Marionette knackten. Der Hals der hölzernen Person jedoch wies einige Risse auf, als hätte ihn jemand notdürftig angefügt, da er kaputt gegangen war.
 

„Und schließlich“, sagte Sasori leise, „habe ich auch versucht, dich zu ersetzen.“

Der Explosionsfanatiker konnte den Blick kaum von der Puppe lösen.

„Sie funktioniert nicht“, sagte der Marionettenspieler leise. „Es ist das erste Mal, dass meine Kunst versagt. Warum tut sie das, Deidara? Warum?“

Deidara schluckte sichtbar. „Ich... habe keine Ahnung, un.“

„Das dachte ich mir. Du glaubst mich jetzt besser zu kennen, aber du verstehst meine Denkweise noch immer nicht. Du wirst es nie tun. Wir können keine Freunde sein.“

„Deswegen, un? Weil Ihr mich nicht ersetzen könnt? Glaubt Ihr nicht, dass das ein Anzeichen ist, dass ich für Euch vielleicht bereits-“

„Nein, Deidara. Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass ich dich nur zu töten brauche, um eine bessere Puppe zu erschaffen, die mich dich vergessen lässt. Sei froh, dass ich davon überzeugt bin. Sonst würde ich es nachprüfen.“
 

„So... ernst ist es Euch also, un?“, fragte er mit zittriger Stimme. „So sehr stößt Euch die Vorstellung ab, mich einen Freund zu nennen?“

„Ja“, lautete die harte Antwort. Der Rothaarige versiegelte die Puppe wieder.
 

Der Iwa-nin senkte den Kopf, sodass seine langen blonden Haare ihm ins Gesicht fielen. Seine Hände zitterten.

„Warum?“, fragte er leise. „Was ist so falsch an mir, un, dass mich nie jemand haben will?“

„Es liegt nicht an dir“, sagte Sasori wahrheitsgemäß. „Es geht mir darum, zu niemandem eine Bindung einzugehen, und sei es auch nur eine flüchtige.“ Und wie er seinen Partner kannte, wäre das eine sehr flüchtige Bindung.
 

„Ach kommt“, sagte Deidara unvermittelt und sah ihn nun wieder direkt an. In seinen Augen glitzerte lang angestaute Wut hinter einem hauchdünnen Tränenschleier.

„Sagt es doch einfach offen, un! Ich bin ein verrückter Freak, der alle um sich herum in die Luft jagt! Dumm, aber gefährlich, un. Bin nur aus Zufall in der Organisation und hätte schon längst den Löffel abgeben sollen, un! Das ist es doch, was Ihr über mich denkt, Sasori no Danna!“
 

Sasori starrte ihn an, von diesem erneuten Gefühlsausbruch überrascht. Aber damit hätte er rechnen müssen. „Nein, Deidara, so ist das nicht...“, versuchte er zu erklären, denn er wollte nicht, dass dieser ein falsches Bild von ihm bekam.
 

Deidara lachte hohl. Er streckte ihm die Arme überkreuzt entgegen, sodass die Handflächen nach vorn zeigten. Seine Handmünder streckten ihm die Zungen heraus.

Das ist es, was Euch stört, nicht wahr, un?“, unterbrach er die halbherzigen Widersprüche seines Meisters, „Das ist es, was mich anders macht. Was mich besonders macht. Unnatürlich. Widerwärtig. Was mich zum Freak macht.“
 

„Deidara...“
 

„Ihr habt meine Kunst immer verachtet, Danna, das könnt Ihr nicht leugnen, un. Ich hatte immer eine völlig andere Lebensphilosophie als Ihr und habe daran festgehalten, un. Ihr haltet mich für einen Fanatiker, nicht wahr? Deshalb schämt Ihr Euch, mit mir zusammen sein zu müssen, un.“
 

„Deidara! Hör mir zu!“
 

Sasori trat an ihn heran und griff nach seinen Armen, die ihn auf Abstand halten sollten, doch der Angesprochene, dessen verzweifelte Miene keinen Zweifel an seinem Gemütszustand zuließ, drängte ihn zurück und hielt ihm eiskalt den Mund zu.

„Nein, jetzt hört Ihr zu, Danna, un!“

Nun war es der Puppenspieler, der mit dem Rücken zur Wand stand und das gefiel ihm überhaupt nicht. Deidara schien völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Noch immer leuchteten seine Augen feucht. Er war tatsächlich gefährlich...
 

„Ich hab mir das mein Leben lang anhören müssen, un! Von meinen sogenannten Freunden, von den Ninja im Dorf, un, und auch von den Akatsuki. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben, also hab ich gar nicht erst versucht, mich jemandem anzunähern, un. Auch Ihr habt immer über meine Kunst gelästert, un. Bisher dachte ich aber, Ihr tätet das aus Überzeugung, weil Ihr Eure Kunst für was Besseres haltet. Nicht, weil Ihr euch selbst für einen besseren Ninja haltet, un. Ich dachte, wenn ich nur genug trainiere, werde ich irgendwann genauso gut wie Ihr, auch wenn ich es auf eine andere Weise bin. Das Ziel ist dasselbe, dachte ich, das Ziel, das Ihr schon erreicht habt und zu dem ich unterwegs bin, un.“ Deidaras Hand zitterte. „Aber ich hab mich getäuscht, nicht wahr? Ihr verabscheut meinen Weg, genau wie alle anderen, un. Ich bin auch nicht jedermanns Freund, Danna. Aber Eurer wollte ich sein. Das war mir wichtig, un. Aber Ihr stoßt mich mal wieder zurück. Wie alle anderen. Ich dachte, ich könnte Euch vertrauen, un. Ich dachte, Ihr würdet mich verstehen.“
 

Deidaras Handmund, der Sasori noch immer vom Sprechen abhielt, öffnete sich und der Rothaarige spürte eine raue Zunge über seine Lippen gleiten. Er riss die Augen auf.

„Das stößt euch ab, nicht wahr, un?“, flüsterte Deidara und presste seinerseits die Lippen zusammen. Er wirkte verbissen, als wäre die Gewissheit um die Antwort eine Qual für ihn. „Ihr findet das widerwärtig, un. Ihr seid angeekelt.“
 

Sasori konnte nichts weiter tun, als ihn anzustarren. Er war wie gelähmt und fühlte sich absolut nicht in der Lage, seine Arme auch nur einen Zentimeter zu bewegen, um den Anderen von sich zu stoßen. Selbst als Deidaras zweite Hand begann, über seinen Brustkorb zu streichen, rührte er sich nicht. Wie konnte sein Partner ein solches Verhalten an den Tag legen? Das war selbstmörderisch, das musste er wissen! Andererseits... Er lebte ja noch, oder? Warum tat er das eigentlich? Warum hatte der Marionettenspieler ihn noch nicht umgebracht?
 

Aus Deidara hatte eine solche Menge an Emotionen gesprochen, dass Sasori auf einmal feststellte, dass er ihm glaubte. Er hatte den Anderen tief verletzt, auch wenn er das gar nicht vorgehabt hatte...

Aber ist ging nicht um seine Kunst. Es ging nicht um die Schraube, die der Iwa-nin locker hatte – mit der kam er ganz gut klar.
 

Und es ging auch nicht um seine Handmünder. Die fand er nämlich gar nicht so widerlich. Es war ein höchst seltsames Gefühl für ihn, den fremden Mund auf seinem zu spüren und zu wissen, dass er zu einer Hand gehörte. Aber wenn man das erst einmal geschluckt hatte, war eigentlich nichts Ekliges daran.

Und das störte ihn. Ekel wäre ihm hilfreich gewesen, hätte ihm vielleicht zu dem Schritt verholfen, den sein Wille noch brauchte, um Deidara endlich zurückzustoßen und sich aus seiner demütigenden Lage zu befreien.
 

„Ich hab immer gedacht, mit Euch werd ich schon klar kommen. Und irgendwann akzeptiert Ihr mich, un.“ Deidara sah ihn nun fast flehentlich an. „Aber das wird nicht passieren, nicht wahr?“

Sasori antwortete nicht. Wie auch, wenn er noch immer am Sprechen gehindert wurde? Dann aber kam ihm plötzlich ein Gedanken, wie er seinen Partner endlich aus seinem Selbstmitleid herausziehen konnte, und sich seine Aufmerksamkeit sichern konnte.
 

Deidaras Zunge aus seiner Hand hatte nicht aufgehört, über die Lippen des Kleineren zu streichen. Bisher hatte dieser sich nicht gewehrt. Nun aber hob er langsam den Arm und packte das Handgelenk des Blonden.

Der Iwa-nin zuckte zusammen, in Erwartung einer Art Angriff oder Zurückweisung, doch Sasori schloss die Augen... und öffnete leicht seine Lippen.

Deidaras Zunge fuhr in seinen Mund, wo sie der Puppenspieler umgehend mit der seinen empfing. Sofort zuckte sie zurück und der Iwa-nin wollte seine Hand wegziehen, doch der Marionettenspieler hielt sie fest. Seine Zunge umschlang die des Anderen und liebkoste sie, er biss leicht in die schmale Lippe des Mundes und hauchte dabei seinen warmen Atem auf die Handfläche. Er spürte, wie Deidara ihm entgegen kam, wie er den makaberen Kuss erwiderte und sich auf ihn einließ.
 

Sasori tastete nach Deidaras anderer Hand, die noch immer auf seinem Brustkorb lag. Als er den Explosionsfanatiker fest im Griff hatte, beendete er den Kuss.

Erst jetzt hob er wieder die Lider und stellte fest, dass der Blonde ihn mit leicht geöffnetem Mund und erröteten Gesicht anstarrte.

Sasoris Bein fuhr zwischen die des Iwa-nin und brachte ihn mit Leichtigkeit zum Stolpern. Deidara stieß einen erstickten Schrei aus, als die beiden Nuke-nin zu Boden stürzten. Sasori kniete nun über dem Jüngeren und heftete seine Arme mit eisernen Griff auf den Höhlenboden.

Die Brust des Blonden hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen.
 

Der Suna-nin beugte sich zu dem Unterlegenden hinunter.

„Ich finde es nicht widerlich“, flüsterte er und sah auf Deidara herab.

Es war ihm wichtig, dass der Jüngere das begriff. Dass er begriff, dass seine Ablehnung wirklich nichts mit ihm zu tun hatte. Dass es diesmal keinen Sinn hatte, zu kämpfen.
 

Deidaras Haare lagen ausgebreitet wie ein Fächer um ihn herum und legten ausnahmsweise sogar beide Augen frei. Sie strahlen in einem durchdringenden Blau.

Die Lippen des Iwa-nin bebten, ohne dass er in der Lage schien, etwas zu erwidern. Sasori hatte sogar den Verdacht, dass ihm entfallen war, von was genau er denn jetzt redete.

„Nicht?“, hauchte der Blonde leise und Sasori schüttele leicht den Kopf, ohne jedoch die Augen von ihm zu lassen.
 

Dann aber tat Deidara etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sein Kopf fuhr auf einmal nach oben und ehe er es sich versah, spürte Sasori erneut seine Lippen auf seinem Mund. Diesmal aber waren es nicht die seiner Hände.
 

Deidara küsste ihn, wie ihn noch nie zuvor jemand geküsst hatte. Entschlossen und verlangend presste sich seine warme Zunge gegen Sasoris geschlossene Lippen, drückte sie schließlich auseinander und brach in seine Mundhöhle ein. Er durchforschte sie, raubte sie aus und machte jeden Gedanken an Gegenwehr in ihm zunichte.

Der Explosionsfanatiker schaffte es durch Sasoris mangelnde Konzentration, einen seiner Arme zu befreien. Er packte seinen Meister an dessen Shirt und zog ihn zu sich herab. Seine Augen waren geschlossen und er hörte nicht auf ihn zu küssen, immer wieder und mit immer mehr Verlangen. Ein leises, wohliges Stöhnen entkam der Kehle des Jüngeren und er wurde noch leidenschaftlicher.
 

Sasori wollte ihn abwehren, doch Deidara griff seine zum Schlag erhobene Hand. Sein Griff war erstaunlich fest und der Puppenspieler vermochte sich nicht davon loszumachen, während ihn gleichzeitig die Furcht beschlich, dass er das gar nicht wollte.

Der Kuss wurde immer intensiver. Der Blonde schien ihn geradezu verschlingen zu wollen. Doch erst, als Deidara ihn so nah zu sich heran zog, dass der Rothaarige etwas hartes, pulsierendes zwischen dessen Beinen spüren konnte, kam er wieder zur Besinnung.
 

Sasori ließ Deidara los, befreite sich aus seinem Griff und richtete sich fast im selben Moment wieder auf.

Der Blonde war am Boden liegen geblieben und keuchte noch. Er hatte nicht besonders oft Luft geholt.

Dann aber schien auch er zu begreifen, was er gerade getan hatte.

„Sasori no Danna, ich-“

„Sei still!“, fuhr ihn der Suna-nin an. Er schüttelte leicht den Kopf um seine verwirrten Gedanken zu ordnen. Was zum Teufel war das gerade gewesen?!
 

Der Iwa-nin setzte sich mit einem Ruck auf, die Beine im Schneidersitz. Seine Haare fielen wie ein Vorhang über sein Gesicht und verdeckten es halb. Wortlos sah er zu Boden, als schämte er sich für das, was gerade passiert war.

„Es tut mir Leid, un“, flüsterte er dann auch.
 

Sasori schloss die Augen, atmete tief ein und zähle langsam bis fünf. Eine alte, aber wirkungsvolle Methode um sich zu beruhigen.

Als er die Lider wieder hob, war die gewohnte Kälte in seinen Blick zurückgekehrt.

Auf einmal war er wieder in der Lage, logisch zu denken und zu analysieren. Deidara hatte ihn überrascht und auf dem falschen Fuß erwischt. Er hatte sich keinen Reim auf sein Verhalten machen können. Und irgendwie hatte der Blonde ihn in gewisser Weise sogar dazu gebracht, darauf anzuspringen.
 

Verdammt, er hatte gerade einen Kerl geküsst, beziehungsweise sich von einem küssen lassen. Nein, er hatte mitgemacht, und wie schon bei dem 'Handkuss', der von ihm ausgegangen war, hatte er es nicht besonders widerlich gefunden. Es war nur so ungewohnt.
 

Doch es war auch mehr die symbolische Wirkung, die Sasori so sehr zu schaffen machten und die nun über ihn hereinbrach.

Hatte er sich nicht gerade eben noch klar gemacht, dass Deidara, was auch immer er tat, keinerlei... sexuelles Interesse an ihm hegen konnte? Jedenfalls nicht ernsthaft. Das wäre ja auch verrückt. Schließlich war er eine Puppe.

Also hatte er als einzig mögliche Variante geglaubt, Deidaras Absichten wären bösartiger Natur und er wolle ihm in irgendeiner Weise damit schaden, oder aber Vorteile für sich selbst herausholen.
 

Nun, wo er sich wieder unter Kontrolle hatte, konnte er ungetrübten Auges auf Deidara hinunter sehen und sah... einen Unschuldigen.

Und das war das Schlimmste von Allem.
 

Deidara trieb kein Spiel. Er hatte nie vorgehabt ihn umzubringen oder seine Macht zu untergraben. Er war ehrlich zu ihm gewesen, so ehrlich wie noch nie. Hatte sich ihm vollkommen anvertraut. Alles, was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit und was er ihm verschwiegen hatte, hatte er aus natürlicher Verlegenheit gemacht.
 

Der Iwa-nin war nicht Schuld an dem, was mit Sasori passiert war. Er hatte sich eigentlich nicht anders als sonst auch verhalten. Naja, zumindest fast. Aber dass er vertraulicher, ungezwungener mit ihm umgehen würde, wenn er nicht in Hirkou steckte, hätte er sich denken können. Da der Rothaarige nun wusste, dass Deidara dem männlichen genau wie dem weiblichen Geschlecht zugetan war, war es nun, im Nachhinein, nicht einmal verwunderlich, wie er sich gestern Abend am Strand oder auch jetzt, hier, ihm gegenüber verhalten hatte. Für ihn, der er noch so furchtbar menschlich war, war dies ein natürliches Verhalten. Wenn auch keines, das er gutheißen konnte.
 

Dennoch war es geradezu schockierend, wie weit der Explosionsfanatiker sich vor gewagt hatte. Auch wenn er im Moment nicht so aussah, wusste doch Deidara sehr genau, wie sehr sein Danna sich seiner Marionettenkunst verschrieben hatte und wie weit er dafür gegangen war. Und das dort kein Platz für ihn war.
 

Bei Sasori selbst aber sah das schon anders aus. Warum hatte er sich darauf eingelassen? Seines Erachtens hatte er zwar nie irgendwelche Ermutigungen gemacht, aber er hatte sich auch nicht so strikt dagegen gewehrt, wie es angemessen gewesen wäre. Er begriff es nichts. Er begriff es wirklich nicht, was ihn so handeln ließ. Es entzog sich jeglicher Logik.
 

Deidara rührte sich. Er machte Anstalten aufzustehen.

Mit einem Sirren zischte das Stahlseil aus Sasoris Körper und zerriss den Stoff seines roten Shirts. Bedrohlich schwebte es vor dem erstarrten Iwa-nin in der Luft.

„Bleib wo du bist!“, befahl der Marionettenspieler dem Jüngeren.

Der Blonde fixierte die drohende Klinge direkt vor seinem Gesicht. Dann wanderte er seinen Blick hoch zu ihm und erhob sich langsam.

Sasori stieß ein warnendes Zischen aus, aber Deidara kam näher, streckte einen Arm nach ihm aus, als wolle er ihn erneut berühren...
 

Das Seil zischte nach vorn. Der Iwa-nin stöhnte auf, als es ihn zurückstieß, sich um ihn herum schlang und seine Arme an den Körper fesselte.

Noch immer war sein Gesicht gerötet und seine Lippen bebten.

„Was nun, no Danna, un? Wollt Ihr mich töten?“, fragte Deidara leicht lächelnd. Doch es war ein verzweifeltes Lächeln, das die Trauer verbergen sollte, die aus seinen Augen sprach.
 

Genauso schnell, wie er es hatte angreifen lassen, ließ der Marionettenspieler das Stahlseil wieder zurückweichen.

Der Blonde sackte an der Höhlenwand nach unten, doch er wirkte nicht elend. In einem Anflug von trotz warf er stolz den Kopf zurück und sah ihn herausfordernd an.

Doch Sasoris Blick war noch immer kalt.
 

„Hol deinen Mantel“, sagte der Suna-nin leise, „und einen deiner Vögel. Es hat aufgehört zu regnen.“

Das hatte es tatsächlich, der Himmel war wieder klar. Zudem schimmerte es rot am Horizont. Sie hatten die ganze Nacht lang geredet.
 

Deidara stand langsam auf und ging an ihm vorbei zu dem Gepäck. Dabei beobachtete er ihn vorsichtig. Sasori konnte es ihm nicht verdenken – schließlich hatte er eben noch Anstalten gemacht, die Sache mit der verbesserten Deidara-Menschenpuppe doch noch nachprüfen zu wollen.

Aber er wusste – hatte es die ganze Zeit über gewusst – dass es dafür schon zu spät war. Er konnte ihn nicht töten.
 

Deidara wandte sich noch einmal zu ihm um.

„Was habt Ihr eigentlich für ein Problem, un?“, fragte er und es war, als bemühe er sich, es beiläufig klingen zu lassen, während er sein Shirt gegen das für Ninja typische Netzhemd austauschte.

„Ihr wart nicht abgeneigt, das hab ich gemerkt, un. Erzählt mir nichts von wegen 'Gefühle sind scheiße' und so. Bei mir geht Ihr kein Risiko ein, un. Ich bin ja ersetzbar.“ Die letzten Worte betonte er, als wären es Schimpfwörter.
 

„Soll das ein Angebot sein?“, fragte Sasori bemüht gelangweilt. „Sei nicht albern. Du bist doch keine Hure. Und selbst wenn, dann solltest du dich nicht so dermaßen unter Wert verkaufen.“

Deidara, der gerade den Rest seiner Ninja-Kleidung aufgespürt hatte, wandte ihm wütend den Kopf zu. „Wollt Ihr mich jetzt auch noch beleidigen, un!? Das wär' doch ganz was andres und - ach, vergesst es!“ Und er warf sich zornig den Mantel über.
 

Sasori kam zu ihm herüber, um ebenfalls seinen Akatsukimantel hervor zu holen. Dabei hörte er, wie sein Partner leise murmelte: „Als wenn ich's mit jedem treiben würde! Un!“

„Ach komm schon“, erwiderte er. „Als wen ich deine erste Wahl gewesen wäre.“

Der Suna-nin zog sich sein rotes Shirt über den Kopf, um ebenfalls in die praktischere Kleidung zu schlüpfen. Da er das Jutsu aufgelöst hatte, das ihn wie ein Mensch aussehen ließ, war nun wieder deutlich zu erkennen, dass sein Körper der einer Marionette war.
 

Deidara, der gerade wieder seine Taschen mit Kunai, Shuriken und natürlich Lehm vollstopfte, fuhr zornig herum: „Jetzt reicht's aber, ich-“

Doch dann fiel sein Blick auf den entblößten Oberkörper des Suna-nins, der direkt neben ihm stand und er verstummte mitten im Wort, starrte ihn an.

Sasori wandte sich ihm zu und sein Blick war kühl abweisend, vielleicht sogar verachtend, als er leise sagte: „Du kannst kein körperliches Interesse an mir haben, Deidara. Das würdest du nicht wagen.“ Plötzlich lächelte er wieder, lächelte ein Lächeln, das Deidara kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Und er fügte hinzu: „Ich würde dich glatt aus Versehen töten. Das wäre doch ein recht stilloser Abgang, findest du nicht?“
 

Deidara öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn aber schnell wieder, als ihm nichts einfallen wollte.

Der Rothaarige wandte sich ab und zog sich fertig um. Er ging zum Rand der Höhle hinüber und wartete, bis sein Partner mit dem Gepäck bei ihm war.

So standen sie nebeneinander, blickten hinaus, während der Explosionsfanatiker einen Klumpen Lehm mit seiner linken Hand bearbeitete.
 

„Und ich bleib doch dabei, un.“

Sasori sah ihn von der Seite her an. „Du bist so kindisch. Ich bin nicht das, was du willst. Vermutlich nicht einmal das, was du glaubst, das ich wäre.“

Nun sah auch Deidara ihn an. „Doch, genau das seid Ihr, un“, sagte er dann, ganz leise. „Ihr mögt das vielleicht nicht glauben... aber es ist so. Es wird Zeit, das Ihr Euch damit abfindet, dass Euch nicht jeder für grausam und unmenschlich hält.“
 

„Aber ich bin grausam und unmenschlich. Jeder, der das anzweifelt, ist ein Narr“, entgegnete er, nun fast ein wenig amüsiert.

Deidara schüttelte den Kopf. „Ihr habt noch immer Gefühle. Ihr braucht andere Menschen. Und Ihr wollt gebraucht werden.“

„Lass mich raten: Du meinst, mich zu brauchen und willst, dass ich dich ebenfalls brauche?“ Der Angesprochene senkte den Kopf.
 

Sasori schüttelte den Kopf. „Aber ich brauche dich nicht, Deidara. Ich brauche niemanden.“ Er sagte das nicht nur, um den Blonden zu verschrecken, damit er sich von ihm lossagen und jemand anderen finden konnte, oder auch nur irgendetwas um sich abzulenken, damit er sich wieder auf seine Arbeit und seine Kunst konzentrieren konnte. Sondern auch, weil er daran glaubte. Er brauchte niemanden. Das gerade war ein Ausrutscher gewesen, aber es ließ sich vermeiden.

Er war nicht gut genug für Deidara. Nicht auf diese Art und Weise.
 

„Ich brauche weder Liebe noch Hass. Weder Zorn noch Rache. Weder Glück noch Freude. Manchmal empfinde ich diese Dinge... Doch im Grunde sind sie unwichtig, auch wenn mir das in diesem Moment nicht klar sein mag. Denn Gefühle kann man einfrieren, indem man Menschen, für die man sie empfindet, in Puppen verwandelt. Will man etwas Positives fühlen, kann man jederzeit diese Kunst hervorholen und sich daran erfreuen“, erklärte er dem Jüngeren, nicht ohne eine gewisse Traurigkeit in der Stimme.

„Aber wenn es so einfach ist, Freude, Glück und Liebe zu spüren, wenn man es ständig kann, un, dann verlieren diese Gefühle doch an Bedeutung und damit an Wert, un. Gerade weil sie vergänglich sind, sind sie so kostbar und deswegen sollte man sie genießen, un“, hielt Deidara dagegen.
 

Sasori sah ihn leicht überrascht an. Das war fast genau das Gleiche, was er damals gedacht hatte, als seine ersten beiden Puppen zu Boden gegangen waren.

Aber er hatte andere Schlüsse daraus gezogen. Er hatte alle Gefühle gleichermaßen für wertlos erklärt, genau wie die Menschen selbst. Weil sie so leicht zu ersetzen waren, weil sie unbedeutend waren...

Sollte all dies am Ende doch einen Sinn haben? Gab es diese Hoffnung tatsächlich? In Deidaras Gegenwart schien es möglich zu sein.
 

Das Lächeln, das sich jetzt auf Sasoris Lippen stahl, war echt. „War ja klar, dass deine Ansicht mal wieder der meinen widerspricht.“

Auch Deidara lächelte jetzt und seine Hand spukte einen kleinen Vogel aus.

„Schließen wir einen Waffenstillstand, okay, un?“, sagte er und vergrößerte ihr Transportmittel.

„Sicher. Wenn du die Güte hättest, diese Nacht aus deinem Gedächtnis zu streichen...“

Doch Deidara schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht, un. Aber macht Euch keine Sorgen. Wem sollte ich davon schon erzählen? Mir würde nie jemand glauben.“

Angesichts der Tatsache, dass ihn alle anderen nur hinter Hiroku Schutz verborgen kannten, entsprach das wohl der Wahrheit.
 

Gerade, als der Iwa-nin auf den großen Vogel hinaufklettern wollte, hielt ihn Sasori noch einmal am Arm zurück.

Prüfend sah er dem Ninja in die Augen und fragte dann: „Deidara, liebst du mich?“

Der Angesprochene erstarrte und ein Schatten huschte über seine Augen.

„Natürlich nicht, no Danna, un. Ich kenne Euch schließlich erst seit vier Tagen.“

Der Suna-nin nickte leicht. Es war für beide klar, dass sie sich wohl kaum jemals noch einmal so nah sein würden wie in dieser Nacht. Doch sie hatten so viel übereinander erfahren, dass es fast nichts mehr ausmachte. Der Schaden war bereits angerichtet.
 

Deidara sprang auf den Lehmvogel hinauf. Sasori folgte ihm und ließ sich hinter ihm nieder. Der Iwa-nin stand aufrecht direkt hinter dem Kopf, formte sein Fingerzeichen und sah geradeaus, während der Marionettenspieler ihm den Rücken zugekehrt hatte, um den hinteren Bereich im Auge zu behalten.
 

Der Vogel schlug einmal kräftig mit den Flügeln und ließ sich dann von der Höhle weg den Abhang hinunter gleiten. Kurz rauschte den beiden Ninja der Wind in den Ohren, doch dann gewonnen sie an Höhe und es wurde ruhiger.

Der Fels mit der kleinen Höhle darin verschwand unter ihnen.
 

„Du bist ein schlechter Lügner, Deidara“, sagte Sasori leise.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-07-20T22:00:40+00:00 21.07.2014 00:00
super cooles kapi^^ das war auch wieder super spannend und unterhaltsam xDD richtig super
Von:  LittleLuzifer
2010-08-14T23:36:51+00:00 15.08.2010 01:36
Wow *.*
Deine FF war so toll. Ich hab sie heute erst entdeckt und am Stück gelesen X3
Ohje Q.Q Und ich hab fast geheult QoQ
Der Arme Dei der so zurückgewiesen wird Q.Q
Ich werd auf jeden Fall auch noch "Deidaras Kunst" lesen X3
Und weitere deiner FFs durchstöbern :D
Von:  shyla-sasori
2010-02-04T00:07:39+00:00 04.02.2010 01:07
das kappi ist einfach genial

aber als sasori selbst sich zur marionette gemacht hat unter diesen schmertzen *zitter*
Von:  diamondgirl
2009-09-21T16:40:35+00:00 21.09.2009 18:40
Genial...einfach nur genial ♥.♥
die beiden waren so süß und ich finds so traurig, dass Saso gegen seine Gefühle ankämpft und er der festen Überzeugung ist dass er nichts wert wär..
Dass er nicht gut genug für dei-chan ist, nur weil er sich zu einer Puppe gemacht hat. Er hatte doch keine andere Wahl..ich hab voll das mitleid mit ihm und nja...sowas is bei mir nich oft..ich bin eher der Sadist...so was Mangas betrifft..Nja bei ihm jetzt sowieso nich und bei deidara genau so wenig, weil die beiden meine Lieblingscharas sind (weißt du ja schon XD)

Ich fands voll schade, dass er wieder diesen kalten Blick am ende aufgesetzt hat, aber wenn er Dei jetzt in die Arme gesprungen wäre, nje das wäre zu einfach gewesen..
Und den letzten Satz fand ich einfach nur toll...Saso hat scheinbar begriffen, dass er doch nicht so abstoßend ist...
Ich freu mich auf epi...
Ne fortsetzung wäre wirklich voll megagenial..ich mag Kishis Geschichte nich..das kann doch nich die letzte mission vor der nach Suna sein T_T das hieße ja dann dass er bald tot wäre..nein das geht nicht, er hat doch endlich sein herz geöffnet...*heul*
*verzweifelt*
Lg..


Von: abgemeldet
2009-09-20T21:00:18+00:00 20.09.2009 23:00
So, jetzt hast dus geschafft. Gratuliere, jetzt hast du es definitiv geschafft. Ich hab mich in eine Fanfiction verliebt. ^^ Mooo~ ich werd jetzt bestimmt die ganze Nacht über dieses Kapitel grübeln.

Allerdings hab ich eine itzi-bitzi-winzige Krittelei: Bei der Stelle, wo das mit dem "Handkuss" losgeht, steht mal "Deidaras Mund öffnete sich" oder so, ist gleich am Anfang eines Absatzes, wenn ich mich recht erinnere. Ich hab mich da ziemlich schwer getan zu verstehen, dass das wohl der "Handmund" sein soll. Aber ansonsten bin ich total zufrieden.
*schnurr*
Ich gehs jetzt nochmal lesen und genieße es. Hehe... wenn Sasori was über Gefühle lernen will, soll er mal deine fanfiction lesen. Dann geht ihm zumindest auf, was es heißt, von etwas "gefesselt" zu sein. ^^
Von: abgemeldet
2009-09-20T14:21:50+00:00 20.09.2009 16:21
Das war ohne Abstand :P das beste Kapitel bisher! Aber du spannst uns wirklich schön auf die Folter. Ich glaube, das werde ich noch ein paar hundert Mal lesen :D
Von: abgemeldet
2009-09-20T11:50:22+00:00 20.09.2009 13:50
oh mein gott!
in dem kapitel ist so viel passiert und es wurden so viele emotionen aufgewirbelt, dass ich gar nicht alles in worte fassen kann.
Also eigentlich fühle ich mich gerade sogar sprachlos, aber in meinem Inneren haben sich glaub ich alle Gefühle auf einmal aktiviert xD
Wirklich einfach unglaublich! Das ganze Kapitel war so schön, so emotionsvoll, teilweise sogar irgendwie romantisch und trotzdem sind die Characktere nicht total aus dem Rahmen gefallen!
Und ich finde ihre beiden Sichtweisen, ihre Standpunkte und Sprüche immer so unglaublich..obwohl ich am Ende irgendwie immer auf Deidaras Seite bin
>„Aber wenn es so einfach ist, Freude, Glück und Liebe zu spüren, wenn man es ständig kann, un, dann verlieren diese Gefühle doch an Bedeutung und damit an Wert, un. Gerade weil sie vergänglich sind, sind sie so kostbar und deswegen sollte man sie genießen, un.“, hielt Deidara dagegen.<

also da muss ich echt sagen, ich bin absolut der gleichen Meinung!!

Irgendwie hat mir Sasori in diesem Kapitel aber auch leid getan, es ist wirklich schade, dass er denkt, dass sich nie jemand für ihn interessieren könnte..klar ist er eine puppe und von da her ist ein körperliches Interesse eher ungewöhnlich aber trotzdem, normalerweise würde man wohl sagen, dass Sasori Minderwertigkeitskomplexe hat und null Selbstbewusstsein, aber das sag ich ihm lieber nicht xD

Und dieser letzte Satz, der war wirklich..so passend, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber das war wirklich irgendwie der perfekte abschluss, für das kapitel aber auch für dieses 'Erlebnis' in der Höhle..allerdings krieg ich dadurch auch das dumme Gefühl, dass nur noch ein letztes kapitel folgt..
Ich freu mich zwar darauf will aber auch nicht, dass es zu Ende geht!

Von:  moebeli94
2009-09-20T10:13:51+00:00 20.09.2009 12:13
Ich lieeeeebeee deine
FF!
Der letzte Satz war irgendwie
so rührend.*tränen wegwisch*
Als Sasori Deidaras Zunge von
der Hand in den Mund nahm ,musste
ich richtig den Atem anhalten.


Zurück