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Kein Lügner

... und kein ehrlicher Mensch. (TR/HP)
von

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Die letzte magere Mahlzeit

Vorsichtig schloss Harry die Eingangstür eines kleinen Zeitschriftenladens, die gerne mit einem lauten Knallen zu klappte. Jetzt, da er dem größten Teil der Außenwelt entkommen war, entspannte er sich wieder. Es war traurig, dass es einem nicht mehr möglich war sorglos durch die Gegend zu spazieren, um belanglose Dinge zu unternehmen- die Sonne genießen, Leute beobachten oder sich von den bunten Werbeplakaten (auf denen beispielsweise Kleidungsstücke zu sehen waren und darüber die Worte ‚20 % Reduziert! Jetzt kaufen!‘ standen) beirren lassen.

Zielstrebig steuerte er die hinterste Ecke an und fischte die neueste Ausgabe der Zeitschrift Klitterer heraus. Hermine hatte ihm von irgendeiner neuen, wirklich seltsamen Tierspezies erzählt, die sie unbedingt retten wollte, da diese wegen ihrer Intelligenz und Anhänglichkeit dazu benutzt wurde alltägliche Hausarbeiten zu verrichten.
 

Diese Tiere wurden Hauselfen genannt.
 

Harry wusste nicht warum sie als Elfen angesehen wurden. Wenn er an Elfen dachte, dann kamen ihm hübsche, feingliedrige Wesen mit hauchdünnen Flügeln in den Sinn. Diese Hauselfen jedoch sahen aus wie eine Mischung aus Mensch und verschiedenen anderen Tieren. Mit dem kahlen Kopf, den übergroßen Augen und den Fledermaus ähnlichen Ohren lag diese Spezies weit davon entfernt eine Bilderbuch-Elfe zu sein. Hermine hatte ihn darum gebeten (angefleht, wenn nicht sogar dazu gezwungen) den Klitterer zu kaufen, sobald ein Artikel über ‚B.Elfe.R‘ auftauchte. Sie hatte viele Artikel über den ‚Bund für Elfenrechte‘ geschrieben und an Mr. Lovegood, dem Chefredakteur und Herausgeber des Klitterers und Besitzer des Ladens, in dem Harry sich aufhielt, geschickt.

Als guter Freund, hatte er natürlich eingewilligt, um ihr eine Freude zu machen. Auf dem Weg zur Kasse entschied er sich noch ein Sudoku-Heft zu kaufen. Wer wusste schon, wann die Langweile sich wieder bei ihm blicken lassen würde.
 

„Sie gibt nicht auf, die junge Dame, hm?“ Mr. Lovegood nahm die Zeitschriften entgegen und begutachtete den Klitterer mit einem Lächeln.
 

„Nein, sie ist manchmal sehr hartnäckig“, antwortete Harry grinsend. Ein Piepsen ertönte als Mr. Lovegood das Code-Lesegerät über die Hefte strich.
 

„Aber es ist für eine gute Sache! Ich habe ihr angeboten ein Interview mit ihr zu führen. Hat sie sich schon entschieden?“
 

„Oh, ähm, ich weiß es nicht. Soll ich sie fragen, wenn ich sie wieder sehe?“
 

„Das wäre nett von dir, Harry.“ Mr. Lovegood übergab ihm wieder die Hefte. „Vier Pfund und fünfundsiebzig Pence.“
 

Harry bezahlte und verabschiedete sich.
 

◊◊◊◊◊◊◊
 

Nachdem er den Zeitschriftenladen verlassen hatte schaute sich orientierungslos um. Er hatte seine Wohnung aufgeräumt- auch wenn es nicht viel zum Aufräumen gab-, seine Pflanzen gegossen, den Müll rausgetragen und er hatte den Klitterer gekauft. Was konnte er noch erledigen.

Harry überlegte. Er wusste, dass er noch irgendetwas wichtiges erledigen musste. Nach seinem Frühstück hatte er sich doch irgendetwas vorgenommen- aber was? Nachdem der Obdachlose- Ach ja! Er wollte sein Kühlschrank wieder auffüllen! Gut gelaunt, da er endlich wusste, wie er ein Stück seiner Zeit nutzen konnte, lief er zur Winkelgasse. In seiner gedanklichen, schnell angefertigten Einkaufsliste stand an erster Stelle ‚Joghurt‘.
 

◊◊◊◊◊◊◊
 

Er steckte die Hefte in eine der beiden vollen Einkaufstüten. Sie waren schwer, aber solange er nicht verhungerte, war das in Ordnung. Sein Magen knurrte und Harry setzte sich auf eine leere Bank unter einem Baum, der mitten in der Einkaufsstraße wuchs. Entkräftet griff er in eine der Tüten und holte ein Plastikbehälter heraus, den er öffnete. Begierig nahm er sich das erste Sandwich heraus. Nach wenigen Minuten fing er an, das zweite zu verputzen. Das letzte hob er sich auf. Der Tag war noch lang und er wollte noch Ron und Hermine besuchen, um ihnen von dem letzten Vorfall mit Dvill zu berichten. Eine harte und anstrengende Aufgabe bei der er seine letzte Mahlzeit bestimmt gebrauchen konnte.

Mit vollem Bauch lehnte er sich zufrieden zurück, schloss die Augen und genoss den Tag, der mit dem Besuch bei seinen Freunden ein unangenehmes Ende finden würde. Er ignorierte die unheimliche Stille, die seit dem Auftreten der Serienmorde sich in jede Ecke der Stadt eingenistet hatte. Es war ein schöner Tag, den er ein wenig genießen wollte.
 

Plötzlich schlossen sich Hände über seinen Augen. Harry erstarrte.

„Ich sehe was, was du nicht siehst“, flüsterte jemand nah an seinem Ohr. Die Worte waren leise gehaucht und er hatte erst Schwierigkeiten die Stimme zu identifizieren. „Es ist eine Person mit einem Vogelnest als Frisur.“ Ein leises Lachen. Harry wusste, wer hinter der Bank stand.
 

„Dvill?“, fragte er vorsichtig.
 

„Falsche Antwort! Ich sehe dich, Harry.“
 

Die Hände verschwanden und Harry drehte sich um und sah, wie der Obdachlose sich an den Baum anlehnte. Für einige Augenblicke sagte niemand etwas. Dvill rollte die Augen und lächelte ihn charmant an.
 

„Du hast ein Sandwich für mich?“, fragte er.
 

Harry zog die Augenbrauen zusammen. Schon wieder dieser befehlerische Tonfall! Er half diesem Kerl und wurde mit unhöflichen Extrawünschen belohnt? ‚Es ist eigentlich deine Schuld‘, würde Hermine sagen und er würde ihr zustimmen. Er hatte einen unbekannten Mann in seine Wohnung eingelassen und das hatte er nun davon.
 

„Der ist nicht für dich“, sagte Harry mutig. Er wusste zwar, dass dieser Mann nicht der Serienmörder war- so meinte jedenfalls sein Instinkt-, aber dieser Dvill konnte dennoch gefährlich werden- so sagte ihm sein Hirn, der sich mit seinem Instinkt nicht wirklich einigen konnte.
 

„Ich bin am Verhungern“, sagte Dvill monoton und ohne einen falschen leidenden Blick.
 

„Ich habe vielleicht auch Hunger...“ Harry war leicht verärgert. Jedoch war er viel zu misstrauisch, um unüberlegt zu handeln. („Gut so, Harry“, hatte ihn einmal Hermine gelobt. „Du verhältst dich immer rationaler und nicht mehr so wie ein halber Ron-“ - „Hey!“ Harry hatte nur gelächelt, als seine besten Freunde sich ohne Ernst stritten. Das waren noch schöne Zeiten gewesen...).
 

„Ich habe gesehen, wie du die zwei anderen verschlungen hast-“ Wie lange hatte er ihn schon beobachtet? „- Du bist längst satt. Sei ein guter, braver Bürger und hilf den Armen!“ Dvill streckte seine Hand aus und wartete.
 

Dieser Mann war eine Klasse für sich, dachte Harry irritiert. Ohne jegliche Kontrolle zuckten seine Mundwinkel für einen Sekundenbruchteil in die Höhe. Ja, er war ein wenig amüsiert. Geschlagen wandte er sich um und holte den Plastikbehälter raus und legte ihn auf die wartende, ausgestreckte Hand.
 

„Vielen Dank“, sagte Dvill. Er lief um die Bank und setzte sich neben den Einkaufstüten hin, die nun zwischen ihnen lagen. Es herrschte wieder Stille. Dvill aß und Harry versuchte sich zu entspannen. Es gelang nicht, da er immer noch misstrauisch war. Er musste aufpassen, dass Dvill nicht schon wieder auf die Idee kam, seine Joghurt zu klauen. Vielleicht sollte er einfach aufstehen und gehen- und er tat es.
 

„Einen schönen Tag noch“, wünschte Harry dem Obdachlosen. Nur weil dieser so unhöflich zu ihm war, hieß das noch lange nicht, dass er sich auf demselben Niveau befand.
 

◊◊◊◊◊◊◊
 

Harry presste die Lippen zusammen, sein Blick ging starr geradeaus ohne wirklich zu sehen, seine Haltung war steif, aber er lief weiter und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Nur noch wenige Meter bis zur Bibliothek. Er wollte rennen, aber es waren nur noch wenige Meter. Ein paar unbedeutende Schritte. Er wollte rennen, aber dann wiederum fürchtete er sich vor Hermines Reaktion, sobald er ihr die Geschichte erzählte. Und dennoch hatte er das Bedürfnis so schnell wie möglich zu rennen und sich in der Bibliothek zu verbarrikadieren- nicht das Hermine das je erlauben würde... Er atmete einmal tief ein und aus und drehte sich um.
 

„Warum folgst du mir?“ Seine Muskeln waren so versteift, dass er diese Frage schon fast herauspressen musste, da seine Lippen sich nicht so einfach öffnen ließen.
 

„Keine Sorge, ich bin kein Perverser, der dir auf Schritt und Tritt folgt“, kam es von Dvill in einem beruhigenden Tonfall. Harry war nicht beruhigt. „Du gehst nur in dieselbe Richtung, das ist alles!“
 

„Ach ja?“, fragte Harry nach.
 

„Ich Lüge nicht“, sagte Dvill nur und lächelte.
 

„Natürlich...“ Harry hielt seine Einkaufstüten in einem eisernen Griff fest. Er hatte vor, sobald dieser Mann auch nur eine falsche Bewegung machte, seine Nachbarin Mrs. Figg nachzuahmen und die Tüten als Waffen zu benutzen. Einkaufstüten waren gefährliche Waffen. „Wo willst du denn hin?“
 

„Nur zur Bibliothek“, sagte Dvill.
 

„...Ah...“ Nur zur Bibliothek? Harry wusste nicht, was er davon halten sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Saint
2010-03-02T06:22:33+00:00 02.03.2010 07:22
Hi

das neue Kapi ist wirklich super bin gespannt wie es weitergehen wird.


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