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The Heat of Summer and Love

AaMl made by SummerShona :D
von

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06. Tears I cried

„Wie siehts aus, Mädels? Noch einen Drink?“ fragte Zac, als wir alle – bis auf Ash der davon gestürmt war – aufgegessen hatten. Lucia schien ganz begeistert von der Idee, doch ich hüllte mich in Schweigen. Eigentlich wollte ich nur wissen, was mit Ash los war – auch wenn er sich mir gegenüber nicht gerade freundlich verhalten hatte! Aber was hatte ihn nur so auf die Palme gebracht? Ich musste grinsen bei dem Gedanken, dass er sich vielleicht nur geärgert hatte das das Essen nicht geschmeckt hat, mein kleiner Vielfraß. Doch nein, so wie er mich angepampt hat! Man könnte meinen ich hätte ihn auf schlimmste Weise betrogen – oder zumindest seinen Teller leer gefuttert.

Aber na ja, ich musste schon einsehen, das ich mich nicht besonders auf Ash konzentriert hatte – aber wer konnte es mir verübeln? Ich meine, ein süßer blonder Surfer saß neben mir! Lucia hat ihn schließlich genug angehimmelt. Und tut mir Leid, dass sich für mich endlich auch mal wer intressiert! Ash hatte schließlich genug Fangirls – und wie viele er davon schon im Bett hatte, wollte ich gar nicht wissen! Ich war geschockt über meine eigenen Gedanken. Der kleine Ashy-boy als Frauenheld? Nein, das konnte nicht sein. Aber als ich das letzte Mal darauf geachtet hatte, war er noch gut gelaunt! Und dann war ich selbst gut beschäftigt – eher schon überfordert. Gary, wie er mich anflirtete und dann fing er an zu füßeln! Aber eines musste man auch Gary lassen – er wusste was er tat. Und dann Zac. Ich meine, okay, er ist ziemlich süß… aber als er so unverblümt meine Hand ergriff – da war ich schon etwas überfordert, dass musste ich zugeben. Ich war ganz in meine Gedanken vertieft, hab überlegt, was ich machen kann… einfach meine Hand wegziehen, war ziemlich unverschämt. Und… bei dem Gedanken wurde ich doch glatt rot. Es tat gut. Eine Hand, die deine hielt, sie halten wollte. Es fühlte sich schon gut an… es hatte noch nicht oft ein Junge meine Hand gehalten. Okay, Ash hatte es ein paar Mal getan. Aber meistens nur, weil er als kleiner Junge ein „unglaublich tolles“ Pokemon sah, und es nicht verpassen wollte. Nur ein Mal… dieses eine Mal. Als wir durch den dunklen Wald gingen. Er hat nach meiner Hand gegriffen, damit wir uns nicht verloren, damit mir nichts passiert. Ich muss sagen, dass ich erst gedacht hab… okay es ist peinlich, das ich an so was denke. Er ist mein längster und bester Freund, ich kannte ihn schon damals, als er klein war, kleiner als ich und doch… wie er mich angesehen hatte, als ich in meinem Kleid aus dem Zimmer trat. Es war… es hat ein unglaubliches Kribbeln in mir ausgelöst, es war einfach dieser Blick. Und eine winzigkleine Sekunde lang, hab ich mir vorgestellt wie er nach meiner Hand greift, nur ein Mal. Bis mir schlagartig klar wurde, dass er immer der kleine Junge bleiben wird, der meine Hand nur nimmt, um mich zu einem verrückten Abenteuer mitzureißen, wie früher.
 

Doch wie Zac meine Hand hielt, war anders. Mit verschränkten Fingern und zärtlich. Und doch konnte ich diese Geste einfach nicht so erwidern, nicht ehrlich. Denn in diesem Moment sprang der Junge auf, von dem ich dachte, es konnte sich bei ihm eventuell richtig anfühlen. Und genau dieser Gedanke erfüllte mich gerade, als Ash aufsprang. Ich hatte überhaupt nichts mehr mitbekommen. Nichts um mich herum. Das letzte war irgendwas mit Salatsoße gewesen. Hatte ihn dass so sehr aufgeregt?
 

„Misty, ..uhm kommst du?“ Verwirrt blickte ich auf. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie der Drink bejaht und alle aufgestanden waren. Ich blinzelte ein paar Mal. Zac stand vor mir, auch er blickte etwas verwirrt, lächelte aber sein charmantes Lächeln. Ich schaute an ihm vorbei und sah Lucia die lachend an Gary hing, der sie untergehakt hatte. Ich stand auf und ließ mich von Zac durch den Raum führen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf Gary und Lucia, die lachten und redeten. Okay, was war hier los? Kaum war Ash weg, schon verlegte sich Garys Aufmerksamkeit, plötzlich bin ich uninteressant… Gary gab schließlich sonst nicht so leicht auf! Gerade wenn er Konkurrenz hatte, vor allem so eine! Nein, irgendetwas stimmte hier wirklich nicht…
 

Wir begaben uns in die Bar, die zu unserem Hotel gehörte, um noch einen Drink oder zwei zu uns zu nehmen. Wir setzen und diesmal an einen Tisch und nicht direkt an die Bar. Was Ash wohl gerade tat…?
 

„Misty, was ist denn los? Du bist die ganze Zeit so abwesend.“ sagte Zac.
 

Er hatte ja Recht. Jetzt die ganze Zeit darüber nachzudenken, warum Ash mich bereits das zweite Mal in diesem Urlaub sitzen ließ, brachte mich auch nicht weiter. Ich lächelte Zac mit einem Augenaufschlag an. „Sorry, Zac, ich war in Gedanken.“ Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und drückte ihn sanft. Er war so ein lieber, cooler, süßer Kerl. Und er mochte mich, er mochte mich sehr. Wenigstens einer tat es…
 

Eine Stunde später hatten wir Lucia und Gary ihren Drinks überlassen und uns einen Tisch in einer Ecke gesucht, da wir keine Lust mehr auf Garys Trinkspiel hatten. Jetzt nippten wir nur an einem alkoholfreien Cocktail und unterhielten uns wirklich ziemlich gut und lachten viel. Gerade hielt Zac sein Glas hoch um mit mir anzustoßen. Lächelnd erhob ich auch meins. „Darauf, dass wir uns kennen gelernt haben.“ Ich stieß an und trank einen Schluck. „Auch wenn mir andere Umstände lieber gewesen wäre.“ Lachte ich und dachte über den Kofferunfall nach. Okay, vielleicht war es wie in einem schlechten Liebesfilm – doch hier würde die Liebesgeschichte leider ausbleiben. Auch wenn er toll war, er gab mir nicht dieses Kribbeln, er hatte nicht dieses gewisse Etwas. Er war der Kumpel, den alle mochten und den man vorzeugen konnte, der dich auf einen Ball begleiten könnte, ohne sich zu blamieren. Und das flirten mit ihm machte auch Spaß. Aber mehr als flirten würde es auch nicht geben. Denn mein Herz sehnte sich nach etwas anderem, jemand anderem.
 

„Misty, Lucia ist total weg!“ Wie aus dem nichts stand Gary vor ihrem Tisch und lachte. Auch er schien einiges getrunken zu haben. „Man, die ist heiß.“ Säuselte er, als ein brünettes Mädchen vorbeiging. Ich schaute ihn ungläubig an und schüttelte den Kopf. „Zac, passt du auf, dass er ins Zimmer kommt, ohne ein Mädchen abzuschleppen? Und ich kümmere mich um Lucia.“ Zac nickte sofort, doch ich stürmte schon los. Lucia lag halb auf dem Tisch, an dem ich vor ein paar Stunden noch gesessen hatte. Sie hatte ein seliges Grinsen im Gesicht, einen Kurzen in der Hand und sang „Oops, i did it again.“ Einige Sekunde sah ich sie mir nur halb fasziniert, halb geschockt an. Lucia und betrunken? Ich schüttelte den Kopf und blinzelte. Ja, es war eindeutig Lucia. Ich lief zu ihr, hievte sie hoch und legte ihren Arm um meinen Schultern, während sie mir einen vermutlich falschen Text ins Ohr brüllte. Hoffentlich schmissen die uns nicht raus!
 

Eine Stunde nachdem wir im Hotelzimmer angekommen waren war Lucia immer noch am singen – lag jedoch alle Viere von sich gestreckt auf dem Bett. Ich hatte versucht, sie zu beruhigen, doch sie behauptete felsenfest, sie müsse an ihrer Gesangskarriere arbeiten. Na, meinetwegen. Aber na ja, ich konnte sie soweit überzeugen, leise zu singen. Nur weil ich mir das die ganze Nacht anhören musste, wollten die anderen Gäste das nicht auch.
 

Da ich davon ausging, eine schlaflose Nacht vor mir zu haben, habe ich kurzerhand einige Tops aus dem Schrank gerissen und überlegt, was ich am nächsten Tag wohl anziehen könne.

Während Lucia irgendwelche Balladen vor sich hinflüsterte waren meine Gedanken wieder zu den Jungs abgeschweift, die mit mir den Urlaub verbrachten, als mein Handy piepste. Ich ging zu meinem Nachttisch und schob mein Handy auf. Verwundert blickte ich auf den Namen, der mir entgegenstrahlte. Zac. Ich setzte mich auf mein Bett, als es mir wieder einfiel. Zac hatte vorhin in der Bar nach meiner Nummer gefragt. Wow, er schrieb mir wenigstens. Von Ash bekam ich kaum sms. Ich zuckte die Schultern, klickte eine Taste und öffnete somit die sms. „Hey Misty, es war ein wunderschöner Abend. Ich hoffe wir wiederholen das irgendwann, nur wir zwei. Sehen wir uns morgen? Lg, dein Zac.“
 

Ich las die Zeilen durch, und ein zweites und drittes Mal und musste schlucken. Das war ja unglaublich süß von ihm… aber er wollte etwas mit mir alleine machen. Meinte er ein… Date? Dein Zac klang jedenfalls danach! Aber ich hatte doch noch nie so etwas wie ein Date, wo man sich so richtig zu zweit traf. Ich hatte ja nichts dagegen, wenn er den Urlaub mit mir und meinen Freunden verbrachte, aber sich direkt alleine zu treffen? Ich schob das Handy erstmal zu und legte es wieder auf den Nachttisch und nahm stattdessen das Kettchen mit dem Orden in die Hand und betrachtete ihn. So rein. So schön. Er war Ash so wichtig, und trotzdem hatte er mir diesen anvertraut. Und eigentlich hatte ich erwartet, dass Ash ihn zurückhaben wollte, sobald er mich sah, aber nein. Bisher hatte er ihn nicht zurückverlangt, bisher… Misty lächelte den blauen Tropfen ein letztes Mal an und legte sich das Kettchen wieder um, als Lucia plötzlich aufsprang. „Missy isch will jetzt nachtwadern.“ Verlangte sie, stampfte mit dem Fuß auf, drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. „Ich – Nein – WAS?“ Ich sprang auch auf und sah an mir herunter. Ich hatte eine knappe, hellblaue Schlafanzughose an und – Oh man! Das glitzernde Silbertop, eines der Favoriten für morgen. Aber es war zu spät. Ich schlüpfte schnell in meine Flip-Flops und stürmte der betrunkenen Lucia hinterher.

Im Flur bremste ich mit einem erstickten Schrei ab, denn Lucia stand bereits vor der Tür 203 – Garys und Ashs Zimmer! Vermutlich wollte sie sie auf die nächtliche Wanderung mitnehmen. Lucia schwankte gegen die Tür und schwang sie auf. In der nächsten Sekunde stand ich neben ihr und wollte grade etwas sagen, als mein Atem stockte. Mein Blick fiel in das Zimmer und da waren sie – Gary und Ash in einer unverkennbaren Pose. Durch meinen Körper zog sich ein Schock, mein Herz blieb stehen. Nein, die ganze Welt schien still zustehen, als Ashs Augen meine trafen. Wie konnte er es wagen, mich überhaupt noch anzuschauen? Ich war geschockt, wie festgefroren, Lucias lallen hörte ich kaum. Doch als Ash anfing zu reden, löste sich meine Erstarrung. Er bestätigte alles. Er fühlte sich erwischt. Er wurde rot und stammelte vor sich hin, doch ich konnte nicht hören, was er sagte. In diesem Moment stahl sich eine Träne in mein Auge. Er sollte sie nicht sehen, keiner sollte sie sehen. Ich wollte weg. Einfach nur weg…
 

Ich rannte. Durch die Gänge, blind vor Tränen und durch diese getrieben. Ich wusste nicht, wo ich hinrannte. Hinter mir hörte ich Stimmen. Doch ich verstand sie nicht, ich konnte sie nicht zuordnen, ich rannte nur schneller. Mein Körper fühlte sich wie gelähmt an und doch konnte ich nicht stehen bleiben. Die Bilder zuckten immer wieder durch meinen Kopf und versetzte meinem Herzen Millionen von kleinen Stichen. Ich schluchzte als ich in die kühle Nachtluft heraustrat. Meine Schritte wurden langsamer, als die Stille mich umhüllte und die Kälte um meinen Körper strich. Doch ich spürte sie kaum, die heißen Tränen auf meinen Wangen waren stärker. Ich war so wütend, verzweifelt und verletzt.

Ich ging weiter, vorbei an den weißen Liegenstühlen und Tischchen, die friedlich dastanden zu dieser Uhrzeit. Ich trat einen Mülleimer um, um meine Wut loszuwerden. Sofort zerriss das Scheppern die Stille der Nacht, gefolgt von heftig werdenden Schluchzern. Ich konnte nicht mehr. Ich stellte mich vor den Pool und überlegte einen Moment, einfach herein zu springen. Mich von der Schmach rein zu waschen, und einfach alles zu vergessen. Aber, so sehr ich auch mit dem Element Wasser verbunden war, jetzt würde es mir nicht helfen können, nichts könnte das.

Ich schluckte, zog mir eine Liege quer vor den Pool und setzte mich. Obwohl ich nicht ins Wasser gesprungen war, schwappte sie Erkenntnis in Wellen über mich. Die Erkenntnis, wie ich immer versucht hatte, meinen wahren Gefühlen für Ash Ketchum zu strotzen. Ich hatte nie in meinem Leben etwas Schlimmeres gesehen, als in diesem Zimmer. Und das lag sicher nicht an Gary. Es hätte genauso gut Lucia, Tracey, Maike oder irgendjemand Fremdes sein können. Es hatte sich angefühlt, als würde mein Herz langsam und qualvoll in zwei Stücke gerissen worden, einfach so. Und ich wusste auch, was den meisten Schmerz bereitete. Dieser Anblick hatte mir eine unverkennbare Wahrheit einfach ins Gesicht geschleudert: Ich hatte Ash für immer verloren. Wäre es ein Mädchen gewesen, hätte es genauso wehgetan, aber… es hätte noch den kleinen Hoffnungsschimmer geben können, dass ich irgendwann die Richtige für ihn sein könnte. Aber jetzt, wurde mir alles klar. Ash war kein kleiner Junge, oder etwa unreif. Er hatte nur nie mit anderen Mädchen in meiner Gegenwart geflirtet, weil er sich nicht für sie interessiert. Ich legte meine Hände auf meinen Schoß und strich meine Haare zurück. Mein Schluchzen wurde heftiger, Tränen tropften in rascher Reihenfolge auf meine nackten Beine. Jetzt war sowieso alles egal. Dieser Urlaub, Zac, und das ich ein Glitzertop trug. Es war plötzlich alles klar, und trotzdem auch egal. Ash war immer so ausgetickt, weil Gary mit mir geflirtet hatte; vermutlich tat er das nur um Ash eifersüchtig zu machen. Gary hatte mich nur benutzt und Ash somit auf mich sauer gemacht, deshalb hatte er mich immer so angeschrieen. Aber, er hatte mir immer verziehen, weil er wusste, dass ich nichts dafür konnte, das ich nichts tun konnte, das ich es nicht wusste. Doch – jetzt weiß ich es.
 

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, erst rasche, dann wurden sie langsamer. Aber es war mir egal. Alles war egal. Vielleicht wurde ich jetzt ins Zimmer geschickt, und rausgeschmissen, weil ich mich weigern würde. Aber das war auch egal. Ich würde mir morgen einen Flug buchen. Selbst, wenn ich Ash sein Glück gönnen sollte, sehen könnte ich es nicht.

Ich legte die Hand an den Orden und riss ihn ab. Gerade überlegte ich, ihn einfach in den Pool zu schmeißen, als…
 

„Ähm, Misty?“ sagte eine unsichere Stimme und ich blickte auf, direkt in sein Gesicht. Wieder zuckte etwas durch meinen Körper, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Aber Ash zuckte etwas zurück, als er mein tränennasses Gesicht sah.
 

„Es war wirklich nicht so wie du denkst!“ schoss es aus Ash heraus, während er rot wurde. „Es war ganz anders, es…“
 

„Nein, Ash.“ Unterbrach ich ihn und versuchte nicht mehr zu schluchzen. Ich klopfte neben mir auf den Liegestuhl und Ash ließ sich unsicher neben mir nieder. Für ihn war das sicherlich auch schwer und ich hatte kein Recht, ihn anzuschreien, obwohl ich es wollte. Jede Pore meines Körpers wollte auf ihn losgehen, ihn schlagen, ihn verurteilen. Jede Zelle meines Herzens wollte diesen Worten glauben, auch wenn mein Kopf längst wusste, dass sie nicht stimmten.
 

Ich starrte auf meine Knie, ballte die Hände zu Fäusten, in der einen den Orden und atmete tief durch. „Ash. Ich möchte dass du ehrlich bist. Du sollst mich nicht anlügen. Oh Gott, wie konnte ich nur so blöd sein.“ Sagte ich und lachte knapp und unehrlich. „Ich meine, es gab so viele Hinweise, es hätte mir klar sein müssen – nein unterbrich mich jetzt nicht!“ warf ich schnell ein, als Ash Anstalten machte, etwas zu sagen. Jetzt sah er mich nur an, und ich blickte zurück.
 

„Du… warst heute beim Essen unterm Tisch, oder?“ fragte ich und sah ihn an. Ash wirkte verwundert, nickte aber. Ich presste die Lippen zusammen und starrte in eine Ferne, die nicht da war. „Klar. Natürlich. Da hätte ich schon von selber drauf kommen müssen! Ich meine, ich dachte mir heute Nacht irgendwann, dass du bestimmt gesehen hast, was Gary gemacht hat, aber ich dachte…“ Ich verstummte kurz. „Tja, Einbildung war schon immer meine Stärke… als ob du wegen mir sauer gewesen wärst.“ Als ich merkte was ich gesagt hatte, wurde ich etwas rot, und trotzdem… war es jetzt ja auch egal.
 

„Jetzt lass mich doch auch mal was sagen!“ warf Ash ein, doch ich hörte ihm gar nicht zu.
 

„Wie konnte ich nur so dumm sein.“ Aufgebracht schlug ich mir die Hände gegen den Kopf. „Jemals zu denken das du dich… aber das ist ja jetzt auch egal!“
 

„Mensch Misty!“ schrie Ash plötzlich und ich sah ihn etwas erschrocken an. „Hör mir doch mal zu!! Ja ich habe gesehen was Gary unterm Tisch gemacht hat und…“ Plötzlich schien ihm etwas einzufallen, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Und ich hab auch gesehen, was du mit Zac gemacht hast!“ fauchte er
 

Ich kniff die Augen zusammen. „Erstens hat Zac was mit mir gemacht und nicht andersrum! Und zweitens kann es dir doch egal sein, was ich mit Zac mache, das geht dich doch überhaupt nichts an!“ keifte ich zurück.
 

„Denkst du, ja? Vielleicht passe ich auf dich auf! Und du machst mit zwei Jungs gleichzeitig rum, du bist doch nur eine…“ Doch bevor er weiterreden konnte, hatte er meine Hand im Gesicht. „Wag es dich nicht!“ knurrte ich bedrohlich. „Wag es nicht, das auszusprechen!!“ schrie ich. Ash blickte mich mit großen Augen an und hielt sich seine Wange. „Hier, der sollte wohl eher Gary gehören!“ Ich schleuderte ihm den Orden in den Schoß. „Und ich brauche keinen Schutz von einem Schwulen!!“ rief ich, klatschte mir jedoch im nächsten Moment meine Hand auf den Mund. Hatte ich das wirklich gesagt?
 

Ich sah nervös zu Ash, mir fiel nichts ein, was ich sagen könnte. Ash hatte den Orden in der Hand, und starrte darauf. Seine Augen konnte ich nicht sehen.
 

„Ash…“ ganz langsam blickte er auf, Enttäuschung lag in seinen Augen, ich konnte es ihm nicht verübeln. „Warum?“ hauchte er, seine Stimme klang ganz dünn.
 

„Ash, ich… normalerweise sag ich das nicht, das weißt du…“
 

„Nicht der Ausdruck! Und selbst wenn ich es wäre, warum gibst du mir den Orden zurück?“
 

„Ich…ich dachte, du willst ihn vielleicht Gary…“ Plötzlich fiel mir etwas an seiner Aussage auf. „Aber Ash, ich… verurteile so was nicht und… Moment! Was meinst du mit wenn du es wärst?“
 

In sekundenschnelle stahl sich wieder ein Lächeln auf Ashs Gesicht. „Wenn… ich schwul wäre.“ Er legte den Kopf schief und sah mich an, während sich die Anspannung aus meinem Körper löste, mein Blick etwas schwammig wurde, mein Kopf raste. Ich versuchte alles was passiert war, unter einen Hut zu bringen, und… alles macht Sinn, alles passte zusammen – nur dieser Satz nicht. Ich zog die Augenbrauen zusammen und überlegte, was ich sagen könnte. „Ähm… du meinst also, du bist nicht..??“ fragte ich verwirrt und Ash nickte langsam. „Ich wusste auch bisher nicht, dass ich so wirke. Kindisch vielleicht, aber schwul?“
 

Ich schluckte und blinzelte ein paar Mal. Mein Herz witterte neue Hoffnung, und wollte es doch nicht so Recht glauben. Doch ich lächelte ihn an und fiel in seinen Arm, drückte Ash fest an mich, während er erleichtert lachte. Doch im nächsten Moment riss ich die Augen auf und drückte ihn wieder von mir weg. „Ich glaube dir erst, wenn du mir das von vorhin erklärst!“ verlangte ich und sah ihn halb gespannt, halb ängstlich an.
 

„Oh…“ Ash wurde rot und wirkte irgendwie nervös und peinlich berührt. „Ich hatte gehofft, ich komme um die Erklärung herum, wie bei Lucia.“
 

„Na ja, ich war nicht so voll.“ Meinte ich mit einem schiefen Grinsen. Anscheinend war es etwas peinliches, oder zumindest lustiges.
 

„Okay, aber zuerst.“ Ash hielt den Orden hoch, um ihn wieder an die Kette zu klicken. Als seine Hände meinen Körper berührten, aurchfuhr mich wieder eine Schock, doch diesmal war es anders. Ich hörte das klicken an der Kette; Ash zog seine Hände zurück.
 

„Also… du weißt ja, das Gary etwas betrunken war und…“ Ich sah ihn mit einem Blick an, der Aussagte „Ich durchschaue dich.“
 

„Was denn?!? Jetzt warte erstmal ab.“ Ash sammelte sich erneut. „Also, Gary hatte dann die Idee… also weil er so ein süßes Mädchen kennen gelernt hatte… zu üben wie er sie anflirten könnte.“
 

„Ash.“ Er konnte sofort an meiner Stimme hören, dass ich ihm das nicht abkaufte. „Das ist gelogen. Gary kann flirten, glaub mir, ich weiß es.“
 

Ash sah eine Sekunde aus, als wolle er dazu etwas sagen, besann sich aber dann anders. „Okay, es sollte eine Flirtübung werden, aber… nicht für ihn.“ Ash wurde knallrot und sah mich mit erklärenden Augen an.
 

Einen Moment musste ich überlegen, doch dann fiel der Groschen. „Für dich?!?“ Doch bevor Ash etwas erwidern konnte, brach ich in schallendes Gelächter aus. „Ich hab also…“ Mein Satz wurde von Lachern unterbrochen. „Geheult, weil… du nicht flirten kannst.“ Ich hielt mir den Bauch vor Lachen, Tränen traten mir in die Augen. Doch diese Tränen waren mir viel lieber. Das konnte doch nicht wahr sein! Auf einmal löste sich alles in mir, die Wut, die Trauer, die Enttäuschung. Alles löste sich in einen großen, erleichterten Lachanfall.
 

Langsam schaute Ash etwas mürrisch. Es war auch nicht sehr nett, jemanden so aus zu lachen und er konnte ja nicht wissen, wie viel Enttäuschung grade aus meinem Körper schwemmte. „Schon okay! Und… sag mal Misty, warum hast du geheult?“ Ein überhebliches Grinsen lag auf seinem Gesicht, als mein Lachen schlagartig stoppte. Ich wurde etwas rot, sah ihn aber frech an. „Warum schließt du die Tür nicht ab, wenn du mit Gary flirtest?“
 

Ash sah mich lächelnd an. „Touché.“

Ich lächelte ihn an. „Tut mir Leid, das ich dich für schwul gehalten habe.“

Ash zuckte die Schultern. „War ja meine Schuld.“

„Mh.. Okay, Ashy, dann zeig mir mal, was du gelernt hast.“

„WAS?“ fragte Ash geschockt und ich lachte. „Du sollst mir zeigen, wie Gary dir das erklärt hat.“
 

„Okay.“ Sagte Ash, drehte sich zu mir und legte ein charmantes Lächeln auf seine Lippen. „Hey, Süße.“ Hauchte er und legte sanft eine Hand auf meine Wange. Ich schluckte, als sich ein Kribbeln durch meinen Körper zog. Er kam mir langsam näher. „Du hast wirklich ein wunderschönes Top an.“ Flüsterte er und kam mir näher, ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren, roch seinen Duft, der mich immer wieder verrückt werden ließ. „Und deine Augen. Sie strahlen wie der Orden um deinen Hals, nur noch schöner.“ Er war nur noch einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, ich wusste nicht, was als nächstes passieren würde, ob er die Worte ernst meinte. Doch es war nicht einfach, denn es war ja nur eine Übung, ich musste irgendetwas machen… also tat ich das erste was mir einfiel. Mit einem raschen Rucken meines Kopfes überbrückte ich den Abstand und presste meine Lippen auf seine, nicht mal eine Sekunde lang, lehnte mich dann zurück und meinte keck „War das so richtig?“ Es war ja schließlich eine Übung, ein Spiel, oder?
 

Ash saß immer noch stocksteif da. „Perfekt.“ Kam es aus seinem Mund und ich lachte. „Dann wissen wir ja jetzt beide wie es geht, dann muss ich nicht mehr bei Gary lernen.“ Kicherte ich.

Ash hatte sich wohl wieder gefangen, berührte kurz seine Lippen mit seinen Fingern, dann grinste er wieder. „Da hast du noch mal Glück gehabt, glaub mir.“

Ich grinste noch einmal, stand dann auf. „Ich glaub ich geh ins Bett. Kommst du?“

Ash sah mich einen Moment an, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich bleib noch etwas.“
 

Ich nickte und machte mich auf den Weg, an den Liegestühlen vorbei, durch die Eingangshalle, die Treppe hoch. Vor der Tür 202 lehnte ich mich an die Wand, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Meine Lippen kribbelten noch so, als könnte ich seine immer noch auf meinen spüren. Vielleicht eine etwas ungewöhnliche, unromantische Art, seinen ersten Kuss zu kriegen. Aber für Ash war es sicher nicht der erste, und ich hatte meinen ersten Kuss immer von Ash bekommen wollen. Vielleicht war dies der einzige Weg gewesen. Und selbst wenn Ash sauer geworden wäre, bereuen würde ich es nicht. Auch wenn es noch so unromantisch war, auch wenn es kein „richtiger“ Kuss war, wusste ich, schöner hätte er nicht sein können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-09-30T16:04:22+00:00 30.09.2009 18:04
OMG Sooo toll wieder geschrieben! Die vor sich her lallende Lucia ist mal wieder richtig gelungen. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sie auf den Bett liegt und rumbrüllt xD Der Misty-Ash Part: Richtig schön dramatisch und kawaii! Das Ende... fand ich auch einfach nur schön!
Von: MiyaToriaka
2009-09-30T05:37:16+00:00 30.09.2009 07:37
Richtig schön geschrieben :3 aber so sehr ich DRamatik auhc lieb - HUI XD Da musste man echt schlucken.
Und hab sogar ma konstruktive Kritik :3 Wer das von euch geschrieben hat, ist 2 mal von der Ich- in die Er-Perspektive gerutscht ("... ihrem Zimmer..."; "Misty..." statt "Ich...") Wolltsch nur ma sagen :3 und im Streit bei Ash schreit Misty einmal "Wag es DICH nicht" - klingt ein wenig komisch XD°

Vom Inhalt her is das absolut ned mein Lieblingskap - aber es is toll geschrieben.


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