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Schrei deiner Seele

(Kaka/Saku)
von

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Verlorene Leben

Die Nacht war kalt und klar, kaum rührte sich der Wind. Nichts war zu hören, kein Wind, keine Vögel, keine Menschen auf den Straßen.

Nur ein Schatten huschte über die Dächer Konohas, leise, unbemerkt...

Noch...

Es war alles nur eine Frage der Zeit und davon hatte er wenig.

Zu wenig.

Er wusste, wenn ihm nur ein Fehler unterlaufen würde, hatte er verloren. Mehr, als er sich erlauben konnte.

Das durfte nicht passieren.

Auf seinem Weg passierte er den großen Platz, auf dem sich sämtliche Einwohner Konoha´s trafen, wenn irgendetwas aufregendes passierte, wie zum Beispiel die „Krönung“ des neuen Hokage, oder einer Hinrichtung...

...wie sie morgen zur Mittagsstunde geplant war.

Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er die Tribüne sah, die errichtet worden war, damit auch niemand das grausige Schauspiel verpassen konnte.

Wut stieg in ihm auf, murrend wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort, schneller und aufmerksamer als vorher. Wie konnten sie das nur tun? Wie konnten sie einem Menschen so etwas nur antun?
 

Endlich hatte er sein Ziel erreicht, blieb für einen Moment im Schatten eines Schornsteins hocken, überprüfte noch einmal seine Tarnung. Nichts durfte ihn Verraten, gar nichts.

Mit prüfenden Blick, durchsuchte er seine Umgebung, hielt Ausschau, nach diesen reglosen Gestalten, die sie im Dorf aufgestellt hatten, zum Schutz...

Doch heute Nacht standen sie hier, wegen ihm.

Aber dennoch.

Der erste Teil seiner Flucht war ihm gelungen, dass wirklich schwierige lag noch vor ihm.

Er sah die Fassade des Hauses empor, fand nur wenige Möglichkeiten um an ihm Hoch zu klettern.

Irgendwie hatte er es ihm Gefühl, das sein Ziel im obersten Stockwerk zu finden war.

Leise stöhnte er in sich hinein, zog die Kapuze seines schwarzen Mantels weiter ins Gesicht und überlegte.

Da er sein Chakra nicht verwenden konnte, konnte er unmöglich einfach an der Hauswand empor laufen, also blieb ihm nur der klassische Weg.

//Ab durch´s Fenster// dachte er, als er in seiner unmittelbaren Nähe ein solches offen stand.

Einladend und völlig merkwürdig.

Warum um alles in der Welt stand hier mitten in der Nacht ein Fenster offen, noch dazu in einer solch kalten Nacht? Er machte sich darüber Gedanken während er hindurch krabbelte.

Lautlos lies er sich auf den kalten Boden sinken, wartete bis seine Augen sich an die fast völlige Dunkelheit gewöhnt hatten...

... und wieder wurde er stutzig.

Fast völlige Dunkelheit?

Die Antwort, lag einige Meter von ihm entfernt.

Genauer gesagt, war es die Tür. Die einen Spalt breit offen stand. Breit genug um unbemerkt einen Blick in den dahinter liegenden Flur werfen zu können, der ebenfalls nur schwach beleuchtet wurde, von der matten Beleuchtung der Eingangshalle.

Fragend hob er eine Augenbraue und warf noch einmal einen Blick hinter sich. Der Raum war leer.

Nun ja, es gab ein Bett, einen Schrank und einen Nachtschrank, in der nähe ein Stuhl, der die Besucher zum sitzen einlud, um ihren kranken Mitmenschen, das Krank sein, für wenige Stunden zu erleichtern.

Unmerklich schüttelte er den Kopf, warf noch einmal einen Blick hinaus in den Flur, der ebenfalls menschenleer war. Nur in der Eingangshalle, am Empfangspult, konnte er eine Schwester ausmachen, die mit dem Rücken zu ihm stand.

Sie würde ihn nicht bemerken, wenn er Glück hatte, schaffte er es tatsächlich bis in die oberen Etagen und dann?

Er beschloss die Frage auf den Zeitpunkt zu verschieben, wenn er vor eben jenem Problem stand, die Nacht war noch jung und solange kein Alarm ausgelöst wurde, hatte er Zeit.

Noch einmal atmete er tief durch, vergewisserte sich, das sein Chakra noch immer gut verborgen war und öffnete die Tür, langsam und nur soweit, dass er ohne Probleme hindurch schlüpfen konnte.

Er schaffte es tatsächlich durch den Flur ins Treppenhaus. Schlüpfte auch hier, durch die, bereits geöffnete Tür und schlich, so schnell er konnte eine Treppe höher.

Hier war er vor den neugierigen Augen geschützt, hier konnte er sich einen Moment nehmen, um darüber nach zu grübeln, warum er bis jetzt, ohne weitere Probleme, durch ein gut bewachtes Konoha schleichen, in das Krankenhaus eindringen konnte, ohne bisher bemerkt zu werden.

War seine Flucht nun doch schon bemerkt worden?

Zweifelsohne.

Aber von wem? Freund oder Feind?

Allein die letzte Frage war albern. Freunde hatte er keine mehr und das nur weil er sich ein einziges mal erlaubt hatte, seinem Herzen zu folgen...

...und dabei gegen bestehende Regeln verstieß...

//Also ein Feind// entschloss er sich. Er hastete die Treppen hinauf, war sich sicher, dass sie ihn nicht im Treppenhaus aufgreifen würde, wahrscheinlich nicht einmal bei seinem Ziel.

Es war zu gefährlich einen Kampf im Krankenhaus heraus zu fordern. Und den würde es geben, das stand fest...

Die letzten Stufen nahm er immer doppelt, wunderte sich nicht über die leicht geöffnete Tür, schlüpfte in den dunklen Flur und sah sich um. Wo sollte er nun hin, wo hatten sie sie unter gebracht?

Und wieso in aller Welt waren hier nirgendwo Wachen?

Keine Menschenseele, schien hier auf ihn zu lauern. Vorsichtig löste er ein wenig Chakra, tastete sich Millimeter um Millimeter voran und spürte nichts.

Er hatte es mit Shinobis zu tun, wie konnte er auch erwarten, das sie sich zu erkennen geben, immerhin hatte sie ihn ja weg gesperrt, damit er sie nicht an der bevorstehenden Hinrichtung hindern konnte.

Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang, immer darauf bedacht, schnell reagieren zu können, wenn er es denn musste.

Er achtete auf jeden kleinen Laut, auf jede noch so kleine Bewegung, die verborgen im Schatten lagen, aber nichts ungewöhnliches ereignete sich, was an sich schon merkwürdig war.

//Wieso?// fragte er sich noch, als er schlagartig stehen blieb. Gerade war er um eine Ecke geschlichen, als ein matter Lichtschein, aus einer nur angelehnten Tür in sein Gesicht schien.

Vorsichtig wagte er einen Blick dahinter zu werfen und stutzte wieder einmal.

//O.k. Jetzt wird es unheimlich.// dachte er und schüttelte das ungute Gefühl von seinen Schultern.

Wiederrum schlüpfte er leise durch die geöffnete Tür, schloss sie lautlos hinter sich und sah sich um.

Eine Person, lag im Bett ihm direkt gegenüber. Ihr Atem war flach und stockend, Schweiß hatte sich auf ihrer Stirn gebildet.

Ihr nervöser Blick ruhte für einen Moment auf ihm, dann verwandelte er sich. In Angst.

Er hob beide Hände beruhigend, löschte das Licht in dem Zimmer und streifte seine Kapuze ab. Er trat in den Flecken hellen Mondscheins, den der Vollmond in das dunkle Zimmer schickte, spürte ihren Prüfenden Blick, der über seinen Körper glitt, sein silbernes Haar musterte und dann auf seine stahlgrauen Augen liegen blieb, als er näher gekommen war.

Sie wollte etwas sagen, aber sein Finger auf ihren Lippen hinderte sie am sprechen. Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte sie an.

Seine Hand fuhr durch ihr nasses Haar, die andere umklammerte ihre versuchte sie am Zittern zu hindern.

Resigniert stellte er fest dass sie im Sterben lag, dass er noch rechtzeitig gekommen war um sich von ihr zu verabschieden...

Doch er konnte es nicht. „Wo?“ fragte er stattdessen leise, so sanft wie er nur konnte. Sie wies mit einem schwachen Lächeln in eine Ecke des Raumes, in der ein weiteres, sehr viel kleineres, Bettchen stand. Kurz schloss er die Augen bemerkte ihren zitternden Atem und sah sie wieder an.

Er wollte ihr so vieles sagen, die Angst von ihr nehmen und sie trösten, aber er konnte es nicht. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Jeden Moment konnte der Alarm losgehen, oder die nicht vorhandenen Bewacher in das Zimmer stürzen, oder die ihm gestellte Falle, in der er zweifellos getappt war, zuschnappen.
 

Noch einmal sah er ihr in die grünen Augen, wollte sich verabschieden und konnte es dennoch nicht. Er brachte keinen Ton heraus, ohne in Tränen auszubrechen. Er musste stark sein. So legte er seine Lippen auf die ihren, zeigte ihr auf die Art und Weise, dass er sie liebte, dass er sie vermissen würde und das er nichts bereute.

Als er sich von ihr löste, hatte sie ihren letzten Atemzug bereits getan. Er sah in ihr Gesicht, die Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet und zu einem Lächeln verzogen. Sie sah so friedlich aus, gerade so als würde sie schlafen.

Bevor ihn der Schmerz zu übermannen drohte vernahm er aus der einen Ecke des Raumes eine leichte Bewegung.

Nun entsann er sich an die pikäre Lage, in die er sich selbst gebracht hatte, lief zu dem kleinen Bettchen und nahm das Bündel vorsichtig in seine Arme.

Er öffnete die Tür und stockte plötzlich. Er spürte mehrere Chakra in ihre Richtung kommen. Chakra, die er sehr gut kannte... Stimmen die er einem Gesicht zuordnen konnte. Stimmen von Menschen, die einmal seine Freunde waren und die ihm, im Morgengrauen, alles nehmen wollten, ihn verachteten, für das was er getan hatte...
 

Kopfschüttelnd und innerlich fluchend schloss er die Tür wieder und trat auf das Fenster zu.

Erst jetzt bemerkte er dass auch dieses leicht geöffnet war. Merkwürdigerweise befand sich unter dem Zimmer ein kleines Dach, welches einen Teil, des Innenhoffes überdachte.

Er runzelte die Stirn. Das waren wirklich viele Zufälle auf einmal, und mit einer Falle, hatte das ganz sicher nichts zu tun. Wollte ihm da vielleicht wirklich jemand zur Flucht verhelfen? Hatte er vielleicht doch noch Freunde, unter den Shinobi Konoha´s?
 

„Warum sollte er hierher kommen?“ hörte er eine Stimme, übertrieben laut, den Flur hinauf schallen.

//Verdammt, wach auf!// meckerte er sich selber in Gedanken zu. Schnell band er das kleine Bündel an sich fest, sodass er beide Hände benutzen konnte. Noch einmal fiel sein Blick auf die frisch verstorbene Frau in dem Bett und wieder keimte der Schmerz und die Wut über ihren Verlust, in ihm auf.

„Aber Meister Hokage,“ ertönte eine andere Stimme, direkt vor der Tür. „Ich bin mir sicher, das er direkt hierher kommen würde, schließlich...“

„Das ist mehr als unwahrscheinlich. Er wird sicher Abstand halten und erst morgen früh eingreiffen wollen. Wir sollten am Ort der Hinrichtung auf ihn warten, ich denke dass er sich dort verstecken wird.“ die Stimme des dritten Hokage, klang nicht danach als würde sie eine Anweisung geben. Vielmehr klang sie nervös. Konnte es sein, dass...?

Er schüttelte den Kopf, stieg endlich durch das Fenster. Vorsichtig schloss er es wieder, hoffte dass es zubleiben würde und tauchte unter den Sims entlang davon. Keine Sekunde zu früh, wie er im nächsten Augenblick feststellte, als es hinter ihm hell wurde. Irgendjemand hatte das Licht im Zimmer angeknipst und irgendjemand würde im nächsten Augenblick feststellen, das sie tot war, genauso würde das Fehlen des kleinen Lebens im kleinen Bettchen auffallen und in spätestens fünf Minuten würde Konoha hell wach sein um nach ihm und ihrem Hinrichtungsobjekt suchen...
 

Er schaffte es tatsächlich über die Stadtmauer des Dorfes, erst hier hielt er kurz an um zu verschnaufen und um sein silbernes Haar wieder unter der Kapuze zu verbergen. Er hatte es bis hierher geschafft, es wäre total lachhaft, wen sie ihn doch noch erwischen würden.

Dann brach der Alarm aus. Hinter ihm konnte er deutlich Stimmengewirr ausmachen und oft genug hörte er die Wörter „Flucht“ und „Mitgenommen“ heraus.

Er drückte das Bündel näher an seine Brust, stellte überrascht fest das es sich ein bisschen Bewegte.

Schlagartig wurde ihm schlecht. Was würde wohl passieren, wenn es plötzlich los krähen würde?

Zeit zum überlegen hatte er nicht, schon hörte er eine Stimme, die ihm mehr als vertraut war.

Sie sprach mit den Torwachen in unmittelbarer Nähe. „Nein, hier nicht!“ antwortete einer der Wachen, auf eine Frage die er nicht verstanden hatte.

„Das habe ich auch nicht angenommen!“ sagte der Ninja nachdenklich und gab seinen nächsten Befehl. „Schickt mir eine Anbu Einheit und zieht die Leute im Dorf ab. Sie sollen nur die Stadtmauern Bewachen. Wenn er das Dorf noch nicht verlassen hat, wird er es auf diese Weise, sicherlich versuchen!“

„Ja, Jiraiya- sama!“

//Jiraiya? Das wird amüsant.// dachte er spitz und versuchte sich so leise wie möglich von der Mauer zu entfernen.
 

//Warum Anbu´s, wenn sie Jiraiya haben?// fragte er sich in Gedanken, als er den Trainigsplatz erreichte. Er versuchte eine unmögliche Fährte zu legen, zudem brauchte er einen kleinen Vorsprung. Er hatte die Hoffnung das sie an nahmen, er würde direkt in den Wald fliehen und die Straße verfolgen die vom Dorf weg führte.

Anfangs hatte er das tatsächlich vorgehabt, doch seit er Jiraiya´s Stimme gehört hatte, wußte er das er auf den üblichen Weg nicht weit kommen würde...

Er wühlte in einer seiner Taschen nach einer kleinen Schriftrolle, ritzte sich den Daumen an einem Kunai auf, murmelte ein paar Worte, während er Fingerzeichen formte.

Im nächsten Augenblick saßen acht Hunde vor ihm, die ihn abwartend ansahen.

Er nahm das Bündel von seiner Brust, schnürte es am größten Hund fest und sah den kleinen Mops eindringlich an. „Pukkun!“ murmelte er leise. „ich möchte das ihr es,“ er nickte auf das Bündel „in Sicherheit bringt! Vertraut niemanden, egal wer es sein mag! Bringt es irgendwo hin, wo kein Mensch auf die Idee käme es dort zu suchen, verstanden?“

Der Hund schien zu verstehen. Bellte einmal kurz was ihn zusammenfahren lies und verschwand dann, ohne einen weiteren Laut im nahe gelegenen Wald.

Einen kleinen Moment sah er noch in die Richtung in der seine Hunde verschwunden waren und dann machte er sich selber in eine andere Richtung auf den Weg.
 

Nun lief er schon seit Stunden ziellos in der Gegend umher, immer darauf achtend im nächsten Moment angegriffen zu werden. Die Müdigkeit breitete sich in seinen Muskeln aus, machten seine Beine schwer und ihn langsamer. Er wusste er brauchte eine Pause, aber er konnte sich keine leisten.

Er hatte seine falsche Fährte ausgelegt und hoffte das Jiraiya darauf hinein fallen würde...

Früh in der Dämmerung hatte er ein kleines Dorf erreicht, seine Tarnung fallen gelassen und war durch das Dorf geschlendert immer darauf achtend das er auch gut zu erkennen war.

Geistesgegenwärtig hatte er sich ein kleines Bündel aus Moos und Laub vor die Brust geschnallt, in der Hoffnung es würde seine Tarnung perfekt machen.

Nachdem er das Dorf verlassen hatte, folgte er dem Weg im Eiltempo in die nächste Stadt, achtete wieder darauf gut erkannt zu werden, fragte nach den Weg ins nächste Dorf.

Mietete ein Zimmer für die Nacht, das er nicht benutzen würde, nur um irgendwo seinen Namen zu hinterlassen.

Gut, Jiraiya würde DARAUF nicht rein fallen, aber selbst der Große Sannin hatte eine Schwäche, die er gut ausnutzen konnte und die Befand sich direkt neben dem Hotel.

Eine heiße Quelle, mit drei Bädern, eines für Männer eines für Frauen und, was selten war, ein gemischtes Bad...

Er grinste bei der Vorstellung, Jiraiya, gab seinen mit suchenden Anbu´s den Befehl, die Stadt auf den Kopf zu stellen, nur um ungestört recherchieren zu können...

Das würde seinen Verfolgern sicherlich einige Zeit rauben, Zeit die er nutzen konnte, um so gut wie möglich auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

Um sicher zu gehen, das er tatsächlich genügend Zeit hatte, die er brauchte, war er dem Weg aus der Stadt tatsächlich einige Meilen weit gefolgt, bis er eine Spur gefunden hatte. Die der seinen glich. Noch ein paar Meter war er dieser gefolgt, vermischte sie mit seiner eigenen und hoffte das es ausreichen würde.
 

Dann hatte er sich auf den Weg gemacht, das kleine Bündel zu suchen, das sicherlich schon darauf wartete von ihm gefüttert zu werden.

Vorsichtig war er den Weg zurück gefolgt, den er gekommen war, umrundete die Stadt und das Dorf, achtete darauf nicht zu nah an Konoha vorbei zu kommen und ging jedes mal in Deckung, wenn er etwas spürte, das er nicht einordnen konnte.

Bei Einbruch der Dunkelheit, fand er endlich die kleine, kaum sichtbare Spur, die Pukkun, umsichtiger Weise, für ihn hinterlassen hatte. In Gedanken notierte er sich, für seine Hunde eine außergewöhnlich gute Belohnung zu besorgen.
 

Als die Sterne bereits hoch am Himmel standen und der Vollmond ihm abermals den Weg erhellte, erreichte er einen kleinen Acker. Hier endete die Spur, die seine Hunde hinterlassen hatten. Und selbst er musste sich erst einmal umsehen.

Panik stieg in ihm auf, als er erkannte das es hier absolut nichts gab, wo man ein kleines Kind hätte verstecken können.

Außer einer Vogelscheuche, stand hier nichts...

Er hörte ein paar Grillen zirpen, viele Mücken summen und hin und wieder auch mal eine Eule rufen, ansonsten war es ruhig, vielleicht ein wenig zu ruhig.

„Das habt ihr nicht getan..“ murmelte er seinen nicht vorhandenen Hunden zu und lief auf das Gebilde zu.

Er atmete erleichtert aus, als er das Bündel erkannte. Nahm es vorsichtig vom Boden auf und stellte fest das es ganz kalt war.

Langsam regte sich das Kind in seiner sanften Umarmung, sah ihn mit großen dunklen Augen an und wollte schon, seinen Unmut und seinen Hunger, lauthals beklagen.

„Schsch, mein Sohn,“ flüsterte er leise, lies sich zu Boden sinken und kramte in seiner Tasche, nach einer Flasche Milch, die er in der Stadt gekauft hatte und begann den Kleinen zu füttern.

Nebenbei warf er immer wieder einen Blick über die Schultern und suchte die Umgebung ab.

Doch außer der Strohpuppe, die ihre Arme schützende über sie ausgebreitet hatte, waren sie völlig allein. Seufzend lehnte er sich an den hölzernen Stamm, schloss für einen Moment seine Augen und dachte über den Tag nach.

Er erinnerte sich an seine verstorbene Liebe, an das was er ihr sagen wollte. An die Flucht aus dem Gefängnis, in dem er für ganze zwei Wochen eingesperrt worden war und rätselte darüber nach, wer ihm bei der Flucht geholfen hatte...
 

Eine Bewegung in seinen Armen, sagte ihm dass der Kleine offenbar satt genug war.

Stöhnend erhob er sich und sah sich um. Die Vogelscheuche grinste ihm zu und schien in eine Richtung zu weisen, seine unausgesprochene Frage „Wohin jetzt?“ beantwortend.

In nicht allzu weiter Ferne sah er einen kleine Gebirgskette, und wo ein Gebirge war, waren auch Höhlen, die einen Unterschlupf für die Nacht bieten konnten.

Innerlich wusste er dass sich sein Leben in den nächsten Jahren kaum ändern würde. Jeden Tag würden sie auf der Flucht sein. Jeden Tag würde er Spuren legen müssen, um sie dann wieder zu verwischen und in eine andere Richtung zu gehen.

Noch einmal warf er einen Blick auf die Strohpuppe, die ihm noch immer stumm an zu grinsen schien und irgendwie hatte er das Gefühl sich bei ihr Bedanken zu müssen.

Er wickelte seinen Sohn wieder fest an seine Brust, strich ein wenig Stroh aus dem silbergrauen Flaum auf dem Kopf und grinste. Leise sprach er das Bündel an.

„Na dann, auf in unser neues Leben... Kakashi.“

Monster!

ACT 1
 

MONSTER!
 

Acht Jahre später...
 

„Lauf, Kakashi!“ hatte er gesagt, „Lauf egal wohin, ich finde dich schon.“

Dann war er verschwunden.

Einfach so...

Er hatte ihn allein gelassen.

Allein in diesem fremden Wald.

Er zitterte am ganzen Körper, nicht vor Kälte.

Er hatte Angst.

Entsetzliche Angst.

Angst um seinen Vater.

Was würden sie wohl mit ihm tun, wenn sie ihn erst einmal gefangen hätten?

Kakashi schüttelte den Kopf. Daran durfte er gar nicht denken. Er musste sich bewegen, aber es ging nicht.

Seine Beine, fühlten sich so schwer und taub an.

Sie gehorchten ihm einfach nicht.

„Papa...“ flüsterte er und starrte auf die Stelle an der sein Vater noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte.

„Papa, mir ist kalt!“

Sein Blick huschte suchend über die Lichtung. Noch immer hatte er die Hoffnung das alles wäre nur ein böses Spiel. Jeden Moment würde sein Vater breit grinsend über die Lichtung stoltzieren und ihn auslachen. Das alles wäre nur ein Spiel, würde er sagen und ihn dann in die Arme nehmen.

Die Kälte vertreiben...

Aber sein Vater kam nicht.

Er war ganz allein.

Kakashi wusste, er musste etwas tun. Er konnte schließlich nicht ewig hier rum stehen und warten. Was wäre wenn sie bemerkt hatten das er noch immer hier war?

Würden sie zurückkommen?

Genauso schnell wie sie aufgetaucht waren?

Als wären sie direkt vom Himmel gefallen...

Einfach so...

Mit einem Schauder erinnerte er sich an die letzten fünf Minuten. Als sein Vater ihm noch einen tadelnden Vortrag über körperliche Hygiene gehalten hatte, weil er sich wieder einmal vor dem Baden drücken wollte.

Ganz plötzlich waren sie da.

Kakashi hatte beide Männer noch nie gesehen, aber er wusste genau wer sie waren.

Oder besser was.

Ninja´s...

Er erkannte es an dem Stirnband welches einer von ihnen um den Kopf trug.

Ein junger Mann mit blonden Haaren und den blausten Augen, die Kakashi jemals gesehen hatte.

Eigentlich wirkte er sehr freundlich, aber der warnende Ruf seines Vaters und das Zeichen auf dem Stirnband, sagten etwas ganz anderes.

Und dann...

War sein Vater verschwunden und mit ihm die beiden Fremden.

Als hätten sie sich in Luft aufgelöst.

Einfach so...

Der Junge schüttelte mit dem Kopf, ganz so, als wolle er die unguten Gefühle aus seinem Kopf verbannen.

Hatte sein Vater ihm nicht immer gesagt, das er in gefährlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahren musste?

War dies hier eine solche Situation?

Er wusste es nicht.

Alles was er wusste, war das er allein war und das er so schnell wie möglich von dieser Lichtung verschwinden musste.

„Aber wohin? Wohin soll ich rennen, Papa?“

„Du gehst nirgendwo hin.“ erklang da eine Stimme direkt hinter ihm.

Kakashi wirbelte herum.

Einer der Fremden war auf die Lichtung zurückgekehrt.

Es war der Ältere der beiden. Während Kakashi einige Schritte vor ihm zurückwich, konnte er sich den Mann näher ansehen.

Er hatte extrem langes, weißes Haar, zwei farbige Streifen unter seinen Augen, die aussahen, als wären sie die Spuren seiner Tränen.

Der Mann trug ein merkwürdiges rotes Gewand und eine weite grüne Hose.

Seine Sockenlosen Füße, steckten in offenen Sandalen. An der linken Hüfte trug er einen Beutel und auf dem Rücken, eine riesige Schriftrolle.

„Du möchtest zu deinem Vater, nicht wahr?“ fragte er nun mit freundlicher ruhiger Stimme. Kakashi war sofort alarmiert. „Traue niemals einem Fremden!“ war eine weitere Regel, seines Vaters und er würde sich daran halten, egal wie breit und freundlich der Kerl vor ihm auch grinste.

„Ich bring dich zu ihm, komm nur mit.“ er hatte sich vor ihm auf den Boden gekniet und streckte nun eine Hand nach ihm aus.

Kakashi wich automatisch zwei weitere Schritte von ihm zurück.

„Du brauchst doch keine Angst haben, ich tu dir schon nicht´s“

Irrte er sich oder kam der Kerl tatsächlich immer näher?

„Du tust mir vielleicht nicht´s...“ seine Stimme klang nicht besonders fest, dafür aber ängstlich.

Es war egal.

Allein die Tatsache das er etwas gesagt hatte, schien ihn wieder neu zu beleben. Seine Angst etwas von ihm zu spülen. Der Mann sah ihn erstaunt an und Kakashi konnte sich tatsächlich zu einem Grinsen durchringen.

„...aber niemand hat gesagt, das ich dir nichts tue!“

Wahrscheinlich wollte der Mann etwas darauf erwidern, vielleicht sogar Lachen, aber er kam nicht dazu.

Noch während er sprach hatte Kakashi sein Bein hoch gerissen und den Mann direkt zwischen die Beine getreten.

Mit einem Protestlaut, krümmte sich der Fremde zusammen und Kakashi türmte.

„Haltet ihn auf!“ forderte der Alte mit erstickter Stimme.

Waren da noch mehr Ninja´s?

Was soll´s?

Er musste hier weg. Weit weg, irgendwohin.

Sein Vater würde ihn schon finden.

Das hatte er sooft getan...

Einfach so...
 

Er stolperte mehr als das er rannte. Spürte seinen Verfolger immer näher kommen.

Aus einem Instinkt heraus warf er sich auf den Boden, spürte die Gestalt über sich hinweg fegen und rappelte sich wieder auf. Ohne sich näher umzusehen, machte er auf den Absatz kehrt und lief in eine andere Richtung.

//Warum fangen sie mich nicht?// fragte er sich zum wiederholten male, es war als würden ihn die beiden in eine bestimmte Richtung locken wollen.

Er hatte die Verfolger gesehen die der weißhaarige Fremde ihm hinterher geschickt hatte.

Es waren in schwarzen Mänteln, vermummte Gestalten, die ihre Gesichter mit gruseligen Tiermasken verdeckt hatten.

Die beiden waren unglaublich schnell und beinahe nicht auseinander zu halten.

Jedes mal wenn Kakashi dachte, er wäre den einen los, stand der andere plötzlich vor ihm und scheuchte ihn in eine andere Richtung.

Sie spielten mit ihm, das war ihm klar.

Nur wie lange noch?

Keuchend hielt er inne, versuchte das Brennen in seinen Lungen zu ignorieren. Er wusste lange würde er das Spiel nicht mehr durchhalten

Fest presste seinen Rücken, Schutz suchend an einen Baum und warf einen Blick zurück.

Wo waren die nun schon wieder?

Er hätte schwören können, das beide noch vor fünf Sekunden direkt hinter ihm waren.

Schnaufend wischte er sich, mit einer Hand den Schweiß von der Stirn.

Er hatte Seitenstiche, die ihm das Atmen erschwerten und seine Beine fühlten sich an wie Pudding, sein Herz schlug irgendwo zwischen Knien und Hals.

Obwohl die ganze Jagd, noch keine Stunde dauerte, fühlte er sich so ausgelaugt und müde, wie nach einem ausgiebigen Training mit seinem Vater...

„Papa!“ flüsterte er leise. „Wo bist du?“

Eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen rutschte plötzliche eine der schwarzen Gestalten direkt vor seine Augen.

War sie vom Baum gesprungen?

Er sah die ebenfalls schwarz verhüllte Hand, auf sich zukommen, konnte sich gerade noch unter dem zupackenden Griff weg ducken und rappelte sich schon wieder auf die Füße, wenn das so weiterging, würde er nicht mehr lange durchhalten.

Keuchend verschwand er hinter dem nächsten Baum.

//Wieso sind die so lästig? Was wollen die überhaupt?// fragte sich der Junge, nicht zum ersten mal. Noch einmal holte er tief Luft und sah sich um.

Seine Augen strahlten und er seufzte erleichtert auf.

Nicht weit von ihm entfernt, lag wieder eine Lichtung, hier konnten sich die beiden nicht verstecken und ... ihn jagen.

Vielleicht konnte er auch seinen Vater finden, der bereits nach ihm suchte?

//Hoffentlich//

Kakashi sprintete los. Er hörte seine Verfolger nicht aber er wusste das sie da waren, ganz dicht hinter ihm.

Er drehte sich nicht um, hatte sein Ziel immer vor Augen und lief wie noch nie in seinem Leben.

Seine Beine sprangen beinahe automatisch über die niedrigen Wurzeln und Äste, die auf dem Boden verteilt lagen. Aus Erfahrung wusste er das diese, die gefährlichsten Stolperstellen in einem Wald waren.

Das man sich an ihnen am leichtesten verletzten konnte.

Aber Kakashi war in den Wäldern, des Feuerreiches aufgewachsen. Kannte man die Tücken eines Waldes, kannte man alle, den auch wenn es nicht danach aussah, so war doch jeder Wald gleich...

Oft war er mit seinem Vater tagelang durch einen gestreift, ohne auf nur einen Menschen zu treffen. Sie hatten die Wege oft gemieden und umrundeten sogar ein paar kleinere Dörfer. Kakashi hatte nie verstanden warum, aber es war egal. Solange nur sein Vater bei ihm war, war alles egal...
 

Jetzt brauchte er nur noch ein kleines Stückchen.

Dort, nur wenige Meter vor ihm, lichtete sich der Wald. Er konnte es genau erkennen. Die steilen Klippen dahinter, er hörte einen Fluss rauschen, und wahrscheinlich war auch ein Wasserfall in der Nähe.

Vor drei Tagen hatten die beiden diese Stelle entdeckt, auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz.

Warum nur waren sie in diesen Wald gekommen?

Nach wenigen Schritten hatte er den Schatten des Waldes hinter sich gelassen. Einen Augenblick wurde er von den letzten warmen Strahlen der Sonne geblendet.

Er musste stehen bleiben, hob reflexartig eine Hand vor die Augen...

„Kakashi, verschwinde hier!“ es war die Stimme seines Vaters. Panik schwang in ihr mit, das hörte er sofort heraus.

Der Junge lies die Hand sinken und sah sich um.

Entsetzt weiteten sich seine Augen, als er seinen Vater sah.

Dieser hatte sein Schwert irgendwo verloren und war im Moment damit beschäftigt, das kleine Messer, welches der blondhaarige Ninja, vor seine linke Brust hielt, abzuwehren. Auf einem Blick konnte Kakashi erkennen, dass es für seinen Vater keinen Ausweg mehr gab. Hinter Sakumo klaffte die Klippe, zu deutlich konnte man den reißenden Fluß hören. Nur noch einen Schritt und Sakumo würde...

„Papa!“ rief er noch warnend aus, setzte sich in Bewegung, kam jedoch nicht weit.

Wieder stand der alte Ninja vor ihm. Mit grimmigen Blick sah er auf den Jungen hinab.

„Jetzt hat deine Reise ein Ende, Sakumo!“
 

Der alte Ninja, zog ein kleines Messer aus seiner Tasche und schleuderte es, noch immer in der Hand haltend, in Kakashi´s Richtung.

Der Junge war erstarrt, die Augen noch immer auf den Ninja gerichtet, sah er nicht wie das Messer des Blonden sich in das Herz seines Vaters bohrte.

Sakumo hatte noch versucht, den Angriff abzublocken, seine Hand war noch immer um den Arm des blonden Ninja´s gekrallt.

Entsetzten stand in seinen Augen, als er einen Schritt zurück taumelte, gleichzeitig den Arm seines Angreifers los lies und in die Tiefe stürzte.

Alles um Kakashi herum verstummte.

Er fühlte wie sich seine Beine in Bewegung setzten, seine Arme sich in Richtung seines Vaters streckten, aber ihn nicht erreichten.

Nur langsam realisierte er den Arm, der klammerartig um seine Taille gelegt wurde und ihn vom Boden hob. Wie aus weiter Ferne hörte er die hilflosen, entsetzten Schreie, bemerkte jedoch nicht das es seine eignen waren.

Auch die Tränen die ihm über die Wangen flossen interessierten ihn nicht weiter. Stattdessen strampelte er wild mit den Beinen aus, schlug mit den Armen um sich und versuchte sich windend und drehend aus diesem Griff zu befreien.

Die ganze Zeit über schrie er „PAPA! PAPA KOMM ZURÜCK!“

Aber sein Vater war weg.

Und mit ihm, alles was Kakashi je etwas bedeutet hatte...

Einfach so...
 

~zwei Tage später~
 

Seine eigenen Schreie hatte ihn aus diesem erbarmungslosen Albtraum geweckt.

Immer wenn er die Augen schloss, sah er seinen Vater vor sich. Das erkennen in den stahlgrauen Augen, die den seinen so unheimlich ähnlich waren.

Sakumo hatte in diesem Moment gewusst das er sterben würde und er hatte auch gewusst, das er nicht´s dagegen tun konnte.

//Warum?// fragte sich der Junge. Legte die Arme um seinen Körper und zog die Beine noch näher an sich heran. //Warum haben die uns verfolgt? Warum musste Papa sterben?//

Antworten auf diese Fragen, hatte er bisher nicht erhalten.

Stattdessen hatte der weißhaarige Ninja, den beiden Maskenträgen befohlen, nach seinem Vater zu suchen. Dann hatte er ihn einfach so über die Schulter geworfen und war mit ihm durch die Bäume gesprungen.

Der Blonde war ihnen wortlos gefolgt und Kakashi hatte versucht sich zu befreien.

„Ich will zu meinen Papa! Lass mich doch los!“ hatte er immer und immer wieder gebrüllt, aber genutzt hatte es nicht´s.

Unbeirrt hatten sie ihren Weg fortgesetzt, schweigend.

Irgendwann hatte Kakashi keine Kraft mehr um noch weiter zu brüllen, sein Hals tat weh und seine Stimme wurde rau. So ergab er sich seinem Schicksal und schlief auf der Schulter des älteren Ninja ein.

Als er wieder aufwachte, umhüllte ihn erst einmal völlige Dunkelheit. Verwirrt hatte er sich aufgesetzt und umgesehen.

Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er erkennen wo er sich befand.

Er hatte zwar noch nie in einem Gefängnis gesessen, aber die nicht vorhandene Einrichtung, das schmale hohe Fenster und die verriegelte Tür, ließen auf nicht´s anderes schließen.

//Warum sperren die mich ein?//
 

Bis jetzt hatte er noch keine Antwort auf diese Frage erhalten.

Stattdessen fragten sie ihn.

Kurz nachdem er aufgewacht war, kamen sie das erste mal, zerrten ihn einen langen dunklen Flur entlang und setzten ihn in einen ebenso dunklen Raum.

Dann stellten sie ihm Fragen.

Irgendjemand lief um ihn herum, scharrte mit den Füßen am Boden und blieben doch in der Dunkelheit verborgen.

„Was hat dein Vater dir alles über Konoha erzählt?“

„Welche Orte habt ihr Besucht?“

„An wen hat er das Dorf verraten?“

„Was hat er dir alles beigebracht?“

Dies alles waren Fragen die Kakashi nicht beantworten konnte. Er war zu verwirrt und hatte Angst.

Große Angst und während der ganzen Zeit war er bemüht diese Angst nicht zu zeigen.

So saß er schweigend auf seinem Stuhl, den Blick immer auf den Boden gerichtet, wartete er auf das Ende der Verhöre.

Er würde ihnen nicht´s sagen.

Nicht´s über seinen Vater.

Nicht´s über ihr Leben.

Denn es tat weh daran zu denken.

Als sie offenbar genug hatten, brachten sie ihn zurück in diese Zelle. Ließen ihn allein in der Dunkelheit zurück.

Und dafür war er dankbar. So konnten sie seine Tränen nicht sehen, die aus ihm unerwartet heraus brachen, obwohl er so verbissen dagegen ankämpfte und sich nicht´s sehnlicher Wünschte, als wieder im Wald zu sein. Bei seinem Vater. Er hoffte das dies alles nur ein schlimmer Traum war aus dem er jeden Moment aufwachen würde. Sein Vater würde bei ihm sein und ihn tröstend in die Arme ziehen, ihm sagen „Alles wird gut! Es war nur ein Traum!“

Aber das geschah nicht. Stattdessen kamen sie wieder. Immer und immer wieder.

Sie holten ihn aus seiner Zelle und setzten ihn auf diesen Stuhl, um ihn Fragen zu stellen die er nicht beantworten würde.
 

Jetzt saß er in dem dunklen kalten Raum, die Beine ganz nahe an seinen Körper gezogen, wartete er darauf das sie wieder kommen würden.

Ihn wieder aus der Zelle ziehen würden um ihn wieder an diesen Stuhl zu binden um ihn dann mit Fragen zu löchern.

//Wie lange sie das wohl noch machen?// fragte er sich, bemerkte nicht einmal die Tränen die ihm über die Wangen flossen. Tränen die er versuch hatte zu unterdrücken, aber irgendwann waren sie dann wohl doch raus gekommen.

//Wie lange bin ich wohl schon hier?// versuchte er sich abzulenken.

//Ein paar Tage bestimmt!// antwortete er sich selber //Oder nur ein paar Stunden?// er wusste es nicht.

Das kleine Fenster war zu hoch angebracht um überhaupt ein wenig Licht in seine Zelle zu lassen.

Tag oder Nacht, es war ihm gleich.

Er wollte nur eines...

„Papa,“ flüsterte er leise „Papa, komm zurück!“

„Das kann er nicht, Kakashi!“

Die Stimme klang sanft und leise, trotz allem zuckte er erschrocken zusammen und sah sich hastig um.

Plötzlich wurde an der gegenüberliegenden Wand eine Fackel angezündet. Der matte Lichtschein blendete seine Augen, eine ganze Weile musste er blinzeln um sich an das plötzliche Licht zu gewöhnen.

Ein alter Mann, mit merkwürdigem Hut und weißer Kutte, saß auf dem Boden und lächelte ihm freundlich zu.

„Habe ich dich erschreckt?“ fragte der alte Mann, immer noch ruhig und sanft „Das war nicht meine Absicht!“

Was bitte, war den jetzt los?

Träumte er immer noch? Oder versuchten sie eine andere Taktik?

„Du bist sicherlich verwirrt, nicht wahr?“ der Alte lächelte noch immer, kramte in seiner Kutte und zog eine Pfeife hervor. „Hast du was dagegen, wenn ich rauche?“

„Deine Gesundheit!“ Kakashi zuckte mit den Schultern und beäugte den Alten Mann noch immer misstrauisch. Dieser begann plötzlich laut und frei zu lachen.

„Genau dasselbe hat Sakumo auch immer gesagt!“

„Du kennst meinen Papa?“ Kakashi war erstaunt, im nächsten Moment wollte er sich lieber auf die Zunge beißen. Beschämt über seinen plötzlichen Ausruf senkte er den Kopf und lief rot an, was in der Dunkelheit natürlich nicht zu sehen war.

„Ich kenne sogar dich.“ gab der Alte zu und zündete seine Pfeife an. „Wir sind eigentlich ganz alte Freunde, Kakashi. Erinnerst du dich nicht mehr?“

Der Junge weigerte sich den Mann anzusehen und schüttelte nur mit dem Kopf. Wann bitte hatte er ihn denn schon einmal getroffen? Er konnte sich nicht erinnern.

„Damals warst du gerade ein paar Minuten alt. Nach deiner Geburt nahm ich dich auf meine Arme und du hast mich voll gespuckt und nass gemacht. Das hat allgemeine Heiterkeit hervorgerufen und daran erinnerst du dich nicht?“

Kakashi war sich nicht sicher, ob der Alte ihn auf den Arm nehmen wollte, oder ob er das Ganze Ernst meinte. Er schüttelte nur den Kopf und vermied es weiterhin ihn anzusehen.

„Was willst du von mir?“ fragte er stattdessen ganz leise, zog unbemerkt seine Beine noch fester an seinen Körper.

„Nun, zwei Tage in dieser Zelle, sind lange genug, findest du nicht auch?“

„Das waren nur zwei Tage?“ Kakashi kam das ganze irgendwie länger vor.

„Kennst du das Gefühl, wenn eine winzige Minute zur Ewigkeit wird?“ er wartete nicht auf eine Antwort, stöhnte lieber und rappelte sich auf die Füße. „Ich habe zu lange gesessen. Meine Beine kribbeln, als wären sie voller Ameisen.“ er kam auf den Jungen zu und sah ihn fragend an. „Wie wäre es wenn wir uns ein wenig die Beine vertreten, Kakashi?“

Entsetzt wich der Junge noch ein Stück an die Wand und schüttelte energisch mit dem Kopf.

Der Mann sah ihn einen Moment verwirrt an, dann schien er zu verstehen.

„Oh natürlich wie dumm von mir!“ er schlug eine Hand vor seine Stirn, bevor er sie auf sein Herz legte und sich leicht verbeugte. „Hiruzen Sarutobi, meines Zeichens Trainer der drei legendären Sannin, zu Lebzeiten selbst eine Legende und Hokage der dritten Generation.“ stellte er sich vor.

Jetzt war Kakashi sich sicher der Kerl nahm ihn eindeutig auf den Arm.

Laut den Geschichten, die sein Vater ihm erzählt hatte, war der Hokage immer der stärkste Ninja eines Dorfes gewesen.

Kakashi hatte sich immer einen Bär von einem Mann vorgestellt, der Muskel bepackt und mit grimmigen Gesicht durch die Welt lief und jeden Feind mit einem finsteren Blick zur Strecke bringen konnte.

Der Kerl vor ihm sah aus, als könne er jeden Moment zusammenbrechen, oder ins Gras beißen...

Aber die Hand die er ihm entgegenstreckte wirkte ruhig und sicher.

Nach kurzem Zögern ergriff er die Hand und sah dem Mann fest in die Augen. „Kakashi Hatake, Söldner!“ stellte er sich unsinniger Weise vor und wurde von dem Mann auf die Füße gezogen.

Während sie endlich die Zelle verließen pfiff der Alte durch die Zähne „Söldner?“ es sollte wohl beeindruckt klingen.

„In Ausbildung...“ verbesserte Kakashi sich schnell und folgte dem Mann durch den langen dunklen Flur, noch immer hielt der seine Hand. Sie war warm und fest, schenkte ihm ein wenig Vertrauen und Sicherheit.

„Na immerhin und das mit acht Jahren...“ die Stimme des Mannes klang noch immer beeindruckt „Und du kannst dich wirklich nicht an mich erinnern?“

„Nein.“

„Hm... merkwürdig...“
 

~ein paar Stunden später~
 

Nachdem der Hokage ihn aus dem Gefängnis geholt hatte, hatten sie eine kleine Runde durch das Dorf gedreht. Der Hokage hatte ihm die Plätze gezeigt die vor Menschen nur so wimmelten. Sie waren an der Schule vorbei gekommen und auch einem ziemlich großen Marktplatz. Hier herrschte reges Treiben. Jeder rief durcheinander, lachte und plauderte. Irgendjemand pries seine Waren lautstark an und wieder andere feilschten mit ihren Kunden um die Preise.

Kinder liefen ausgelassen lachend durch die Reihen der Erwachsenen und hin und wieder konnte man sogar ein paar Hunde bellen hören.

Der alte Man kaufe zwei Äpfel, und führte den verängstigten, aber beeindruckten Jungen weiter.

„Das ist unser Trainingsplatz!“ erklärte der Hokage, die Anlage, auf der sie sich niedergelassen hatte und ihre Äpfel verspeisten. „Hier bilden wir unsere jungen Ninja aus, wenn sie mal gerade nicht auf einer Mission sind.“

Kakashi lies seinen Blick über die gewaltige Anlage schweifen. Im Hintergrund, sah er den Rand eines Waldes und seine Augen begannen zu leuchten.

Wie gerne würde er jetzt durch die Schatten der Bäume laufen und durch das Unterholz schleichen, um die Tier zu beobachten oder sie ganz einfach jagen...

Nicht weit von der Stelle entfernt, wo sie saßen, war ein kleiner See, in deren Oberfläche sich die Sonne spiegelte. Hier nahm er seinen Blick ganz schnell wieder weg. Kakashi hasste Wasser. Dieses war bestimmt eiskalt. Schließlich war der Herbst bald zu Ende und der Winter stand vor der Tür.

Was Kakashi dann machen sollte wusste er nicht. Erst einmal musste er aus diesem Dorf entkommen, nur...

Seinen Gedanken nachhängend sah er sich weiter auf diesem Trainingsplatz um. Eine weite Rasenfläche rundete die leise Idylle ab. Gab dem Ganzen ein friedliches Bild.

//Und hier werden also junge Menschen zu kaltblütigen Killern ausgebildet//

„Du magst es ein Söldner zu sein, nicht wahr, Kakashi?“

Der Junge nickte, schien seinen Gedanken immer noch hinterher zu hängen.

„Was macht den ein Söldner in Ausbildung so?“

„Das weißt du nicht?“ Kakashi war erstaunt.

Hiruzen schüttelte ernsthaft nachdenklich den Kopf. „Mein Leben lang habe ich noch keinen Söldner kennen gelernt. Nun ich weiß natürlich, das sie, ähnlich wie wir Ninja´s, Aufträge von Dörfern entgegen nehmen und sich dafür bezahlen lassen. Nur weiß ich nicht was genau das für Aufträge sind...“

„Du willst mich aushorchen,“ er sah zu dem alten Mann auf „Ist doch so?“

„Dir kann man nichts vormachen, was?“

Kakashi schüttelte ernsthaft mit dem Kopf. „Das Erste was mein Papa mein beigebracht hatte,war zu erkennen was mein Gegner vorhat. Er sagte immer, du musst jede noch so kleine Geste oder Mimik hinterfragen, denn es könnte sein, das der Mensch mit dem du redest dir nicht wohlgesinnt ist.“

„Und damit hatte er vollkommen Recht. Aber nicht jeder Mensch, der sich mit dir unterhält will dir etwas böses.“

Kakashi nickte. „Das weiß ich. Die meisten Menschen denen wir begegnet sind, waren freundlich und überhaupt nicht böse. Sie waren auch immer erleichtert wenn wir ihnen unsere Hilfe angeboten hatten...“ er lies seinen Apfel sinken und kämpfte gegen das Brennen in seinen Augen an. Wie sehr ihn diese Erinnerungen auch schmerzten, egal wie nett der Mann neben ihm auch war, er würde jetzt keine Schwäche zeigen, denn er war sein Feind!

„Papa hat immer gesagt, wenn jemand dir ein Geheimnis anvertraut, dann darfst du es niemals verraten. Denn Verrat ist das größte Verbrechen, das es gibt.“

„Und auch damit hatte Sakumo Recht! Weißt du dieser Grundsatz gilt nicht nur bei euch Söldnern. Auch wir Ninja leben danach! Ich denke dass es keinen so großen Unterschied zwischen diesen zwei... Berufen gibt.“

„Doch es gibt einen.“ Kakashi sah dem Mann jetzt in die Augen. All seine Trauer, seine Wut und seinen Hass, legt er in diesen einen kurzen Satz. „Ihr Ninja tötet ohne zu fragen. Ihr nehmt eure Aufträge an, obwohl ihr nicht einmal die Hintergründe kennt. Ein Söldner kann sich das immer noch aussuchen.“

„Du hast eine ziemlich schlechte Meinung von uns, nicht wahr?“

„Nein, ich rede aus Erfahrung! Ihr habt uns schließlich gejagt, dabei ist mein Papa gestorben, dann habt ihr mich hierher gebracht, ohne zu fragen ob ich das überhaupt will. Und du als Hokage, hast den Auftrag dazu gegeben!“ Kakashi sah ihn noch immer finster an, konnte die Tränen nicht mehr zurück halten die jetzt mit aller Macht hervor brachen. Beschämt wandte er den Kopf ab und wischte sich mit einer Hand über die Augen. Er stellte fest das er den Apfel noch immer in der Hand hielt und biss hinein. „Der ist süß!“ stellte er fest und kaute lustlos auf dem Stück Obst herum.

Sarutobi war einen Moment sprachlos. Er hatte den Jungen aus seiner Zelle geholt, weil all die Verhöre nicht´s gebracht hatten. Nicht ein Wort war dem Kleinen während dieser schrecklichen Tortur über die Lippen gekommen. Er hatte lediglich feststellen wollen, was Sakumo ihm alles erzählt hatte, wie groß sein Hass auf das Dorf gewesen sein musste.

Scheinbar gewaltig, wenn er den Jungen jetzt reden hörte. //Was habe ich nur getan?//

„Für das was euch beiden angetan wurde, gibt es keine Entschuldigung, Kakashi, aber ich möchte dir sagen, das es nie meine Absicht war deinen Vater zu töten...“

Kakashi schien nicht zu reagieren, noch immer hatte er sein Gesicht von ihm abgewandt und sah auf den Apfel in seiner Hand.

„Sicherlich kommt es dir jetzt wie ein großer Verrat an deinem Vater vor, wenn du hier unter seinen Feinden leben musst, nicht wahr?“

„Wer sagt denn das ich hier bleibe?“ zwei große stahlgraue Kinderaugen musterten ihn überrascht.

Sarutobi lächelte leicht. „Das war es was ich den Ninja´s aufgegeben hatte, die euch so rücksichtslos überfallen hatten. Sie hatten einfach nur den Auftrag Sakumo nach Hause zurück zu holen.“

Der Apfel rollte aus der keinen Kinderhand, schnell war der Junge auf seinen Füßen, sah den Mann noch entsetzter an, als er es schon vorher getan hatte. „Ich muss hier bleiben?“ fragte er leise und ungläubig „Hier in diesem Dorf?“

„Es ist immerhin die Heimat deines Vater´s.“ wandte der Alte ein, doch Kakashi wollte das nicht hören. Er schüttelte den Kopf und ging zwei Schritte rückwärts. „Das... kann ich nicht!“

„Das wirst du müssen, Kakashi. Sobald du einen Fuß vor die Tore Konoha´s setzt werden wir dich verfolgen. Du hast das Dorf gesehen, kennst seine Lage und könntest uns verraten. Konoha hat viele Feinde, an denen du deine Informationen verkaufen könntest und darum ist es gefährlich dich gehen zu lassen. Du bist zu wertvoll für uns...

Zudem war dein Vater einer der größten Ninja den wir je hatten. Seine Fähigkeiten wurden bestimmt auf dich übertragen und solange du uns nicht erzählst, oder zeigst, was du gelernt hast, bist du auch für uns ein großes Risiko. Das heißt das ich dich eigentlich in die Zelle zurück bringen müsste...“

Kakashi´s Gedanken rasten. Plötzlich war alles so verworren. Er hatte gedacht das sie ihn schnell wieder loswerden wollten, das er bald wieder durch die Wälder streifen konnte und weiterhin so Leben konnte, wie er es bisher getan hatte... nur halt ohne Vater.

Das sein Vater in diesem Dorf aufgewachsen war wollte er nicht glauben. Er war doch ein Söldner gewesen, kein Ninja.

Er hatte nach Hause gebracht werden sollen und wollte es offenbar nicht, sonst hätte er ja nicht gekämpft.

Aber wieso?

Wieso hatte er ihm nie etwas über seine Heimat erzählt?

Wieso waren diese Ninja so interessiert an seinem Vater?

Wieso durfte er nicht weg?

Fragen über Fragen die ihn schwindlig werden ließen. Die Welt um ihn herum wurde dunkler, fing an sich zu drehen.

„Ich...“

//Ich bin ein Gefangener.//

Ob mit oder ohne Zelle, das war gleich. Er würde nie wieder durch die Wälder streifen. Er würde nie wieder unter den Sternen oder in Höhlen schlafen, so wie er es bisher gewohnt war.

Er würde nie wieder jagen können und am Feuer sitzen und Geschichten lauschen. Er würde sich auch nie wieder an seinen Vater kuscheln können und seinem Herzen beim schlagen zuhören.

Er würde nie wieder frei sein...

Das war ihm jetzt klar.

Und diese Erkenntnis war zu viel. Noch einmal versuchte er alles von sich zu schütteln, noch einen Schritt zwischen sich und dem alten Mann zu bringen der mit erschrockenem Gesicht aufgesprungen war und zu ihm kam.

Er schaffte es nicht. Schon hatte die Dunkelheit nach ihm gegriffen und zog ihn einfach mit sich.

Noch bevor er auf den Boden aufschlagen konnte, fingen ihn zwei Arme auf...
 

„Was habt ihr euch nur dabei gedacht!“ donnerte die Stimme des Hokagen durch sein Büro. „Wie konntet ihr diese Mission nur so unüberlegt angehen? Das ist doch nicht zu fassen!“

Er sah die beiden Ninja´s vor sich finster an. „Erklärt es mir!“

Die beiden sahen betreten zu Boden, wussten nicht wo sie anfangen sollten. Schon als sie die Mission, diesmal als endgültig gescheitert, beendet hatten, wussten sie das es ein Nachspiel haben würde, das sie sich erklären mussten. Aber sie wussten nicht wie.

Sie hatten nicht anders reagiert wie sonst auch.

„Was hätten wir denn sonst tun sollen? Er hat seinen Sohn zur Flucht geraten und ist dann selber verschwunden.“ begann der Blonde betrübt. Seit er von der Mission wieder gekommen war hatte niemand ihn mehr lachen sehen, obwohl er das sehr gerne tat. Scheinbar nahm ihn die ganze Sache mehr mit, als er gedacht hätte.

„Natürlich hat er das! Er dachte schließlich, das ihr das Urteil vollstrecken solltet, immerhin glaubte er ein Nukenin zu sein.“

„Eben!“ fiel der weißhaarige ein, kam mutig einen Schritt vor und stockte augenblicklich, als er der Blick des Hokagen ihn durchbohrte.

„Nur weiter, Jiraiya, ich höre!“

„Wir haben reagiert, wie wir es gelernt hatten. Sakumo wusste wer wir waren und was wir scheinbar wollten. Wie hätten wir ihm denn anders nahe kommen können?

Wir wollten ihn von seinem Sohn abschneiden, was uns auch gelungen war, aber er war uneinsichtig und versuchte zu entkommen, statt sich zu ergeben...“

„Weil Kakashi irgendwo allein im Wald um herlief und du die beiden ANBU`s auf ihn gehetzt hast. Natürlich hatte er Angst um seinen Sohn...Was ist dann passiert? Erklärt es mir noch einmal!“

Jiraiya erklärte in kurzen Sätzen was sich auf der Lichtung zugetragen hatte. Verschönerte dabei nicht´s. Es hatte ja keinen Sinn. Sie hatten einen Fehler gemacht. Einen großen. Und jetzt mussten sie ihn ausbaden.

„Und ihr seid in keiner Sekunde auf die Idee gekommen Sakumo zu erklären, das ihnen nichts passieren würde? Das sie ohne Gefahr nach Hause zurückkommen durften, das er niemals ein Nukenin war und das ich es geschafft habe das Urteil aufzuheben?“

Die beiden schüttelten den Kopf. Daran hatten sie in der Tat nicht gedacht. Obwohl der Hokage es ihnen vor Beginn der Mission ausdrücklich gesagt hatte, auch so das die beiden ANBU´s es verstehen konnten.

Sakumo und seinem Sohn sollte nicht´s passieren.

Aber...

„Hätte er uns denn geglaubt?“ fragte der Blonde leise und unsicher.

„Natürlich hätte er das, Minato, warum wohl glaubst du habe ich euch auf die Mission geschickt?“

seufzend lies er sich auf seinen Stuhl sinken und rieb sich die Augen. Er war müde und auch ein wenig genervt.

Wie sollte es jetzt weitergehen?

Dieselbe Frage stellte auch Minato.

„Das Dorf wird ihn hassen, für das was geschehen ist. Sie werden ihm die Schuld an den Ereignissen vor acht Jahren geben und auch die Schuld am Tod seines Vater´s. Auch wenn es niemand laut ausspricht, so ist Sakumo doch ein Held für das Dorf.“ wandte nun Jiraiya ein.

„Ich weiß,“ gab der Hokage leise von sich und sah sich vor einem neuen Problem gestellt. „Wir können ihn vor dem Hass des Dorfes nicht schützen. Jedenfalls nicht ganz.“

„Was schlagen Sie also vor?“

„Nun solange ich Hokage bin,“ er warf Jiraiya einen bitterbösen Blick zu „Wird ihm nicht´s geschehen, soviel ist sicher. Aber ich weiß nicht was in der Zukunft auf ihn warten wird. Sicher der Junge ist stark und sicherlich wird er sein ganzes Bestreben, danach ausrichten das Dorf zu verlassen und das darf unter keinen Umständen passieren. Wir sind für ihn verantwortlich, solange bis er selber entscheiden kann, was gut für ihn ist...“

„Aber wie wollen Sie erreichen das er hier bleibt? Sie können ihn unmöglich festbinden.“ warf Jiraiya noch einmal ein.

„Wir bräuchten einen Grund, um ihn hier zu halten.“ überlegte Minato.

Der Hokage grinste über beide Ohren. „Wir haben einen Grund!“

Die beiden Ninja sahen sich irritiert an.

„Ich denke solange Kakashi schläft, sollten wir seinen Vater für ihn beerdigen. In Würde und mit dem ihm zustehenden Respekt, verstanden?“

„Aber...“ wollte Minato einwenden, doch der Hokage schnitt ihm mit einer Hand das Wort ab.

„Tut es einfach, am besten sofort!“

Dem folgte das übliche „Zu Befehl, Hokage-sama!“ samt der üblichen Verbeugung.

Beide Ninja wandten sich zum gehen, als der Hokage sie noch einmal zurück rief.

„Jiraiya, würdest du nicht auch sagen, das du mir für diesen Fehler etwas schuldig bist?“

„Na... Natürlich Hokage-sama.“ der Sannin, ahnte nichts gutes.

„Na fein!“ freute sich der Ältere, bemühte sich nicht einmal seine Freude zu verbergen. „Dann werde ich dich als meinen Nachfolger vorschlagen!“

Erleichtert atmete Jiraiya aus und schüttelte dann ablehnend mit dem Kopf. „Nein danke!“ sagte er nur. „Ich habe keine Lust darauf, für den Rest meines Lebens in diesem Büro zu versauern.“ er lachte laut und schallend „Für einen Moment dachte ich schon, sie wollen mir den Bengel auf´s Auge drücken...“

„Mach dich nicht lächerlich. Einem Grobian wie dir? Ich bin kein Unmensch.“ der Hokage hob gelangweilt eine Augenbraue und bedachte seinen ehemaligen Schüler mit einem missfälligen Kopfschütteln. „Auch dir kann ich ihn nicht anvertrauen, Minato.“ kam er gleich darauf, den Vorschlag seines Schüler zuvor. Sicher Minato wäre die Ideale Lösung, für dieses Problem, nur...

„Warum denn nicht?“ fragte der Blonde Ninja, tatsächlich nach.

„Kakashi gibt dir die Schuld am Tod seines Vater´s. Glaubst du wirklich er würde freiwillig bei dir wohnen wollen? Noch dazu hast du einen Sohn in seinem Alter. Es wäre sicherlich schmerzhaft für ihn zu sehen, wie glücklich ihr zusammen seid...“

Minato lies die Schultern hängen. Die Tatsache das er Schuld war lastete schwer auf ihm. Auch wenn er es besser wusste. Sakumo´s Tod war ein Unglück...

Aber dennoch, seine Schuld...

„Was soll denn dann mit ihm geschehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Dorf ihn...“

„Über dieses Problem habe ich bereits nachgedacht und stellt euch vor ich habe eine Lösung gefunden! Und jetzt raus mir euch!“ er entließ die beiden mit einem resoluten Wink und zündete sich seine Pfeife wieder an. Nach einem kräftigen Zug aus dieser wandte er sich dem Fenster zu und sah zufrieden auf sein Dorf.

„Ich bin sicher, diese Lösung wird für alle Beteiligten das beste sein. Vertrau mir, Sakumo. Ich werde mich um deinen Sohn kümmern...“
 

~einen Tag später~
 

Er lief über eine Frühlingswiese. Sprang über einen kleinen Bach, breitet die Arme aus und spürte den Wind in seinen Haaren. Ausgelassen fing er an zu lachen.

„Papa, Papa sieh nur, was ich kann!“ rief er in die unheimliche Stille um ihn herum.

Sein Vater antwortete ihm nicht.

Verwirrt drehte er sich um, sah nur noch die Silhouette des großen Mannes, der sich immer weiter von ihm weg bewegte.

„Papa? Papa wo gehst du hin?“ er begann zu laufen, streckte seine Hände nach ihm aus und erreichte ihn doch nicht:

Obwohl er lief, entfernte sich sein Vater immer mehr von ihm.

„Papa!“ reif er verzweifelt aus „PAPA! WARTE AUF MICH!“
 

„PAPA!“ mit diesem panischen Schrei auf den Lippen schreckte Kakashi aus seinem Alptraum auf.

Keuchend sah er sich um, brauchte einen Moment um sich zu orientieren.

Die Wände waren kalt und leer. Nur das Bett in dem er saß, ein Stuhl an der Seite und ein Nachtschrank, waren alles was sich in dem Zimmer befand.

„Ein Krankenhaus?“ stellte er kopfschüttelnd fest und schlug die Bettdecke zurück.

Er war schließlich nicht krank, wieso also sollte er weiter im Krankenhaus bleiben.

Seine nackten Füße berührten den Boden und stellten ihn vor ein neues Problem.

Sie hatten ihn Anscheint aus seinen alten Sachen heraus geholt und ihn in ein hässliches weißes etwas gesteckt.

„Na toll und jetzt? So kann ich doch nicht auf die Straße gehen!“

Im selben Moment flog die Tür auf und etwas, das ihn stark an eine Mischung aus Bettwäsche und Mensch erinnerte stolperte ins Innere.

Zu Tode erschrocken wirbelte Kakashi herum und starrte auf das Knäuel, welches sich stöhnend am Boden regte.

Zaghaft ging er darauf zu, warf einen prüfenden Blick auf die Tür, welche wieder ins Schloss gefallen war und kniete sich dann vorsichtig hinunter.

„Hallo?“ fragte er vorsichtig nach, streckte einen Finger aus und berührte die Figur vorsichtig.

„Oh, du bist wach?“ kam es erstickt unter den Laken hervor.

„Ähm... ja!“

„Das ist schön, warte einen Moment, dann kann ich.... Verdammt!!! Könntest du mir vielleicht hier raus helfen, ja?“

Kakashi hob beide Augenbrauen und nickte gleichzeitig, bevor er den Stoff packte und so kräftig zog wie er konnte.

Ganz plötzlich löste sich die Gestalt aus den Laken und Kakashi plumste nach hinten.

„Mein Gott, bist du süß!“ als nächstes fand sich der völlig überrumpelte Junge in einer Herzhaften Umarmung wieder, aus der er sich mit Mühe heraus kämpfte.

„Wer bist du überhaupt?“ fragte er sobald er wieder Luft hatte und sich den Hals reiben konnte.

Vor ihm stand eine Frau, mit langen braunen Haaren und ebenso braunen Augen, die ihn entzückt anlächelte.

//Die kann einem wirklich Angst machen!// dachte er und sah sie abwartend an.

„Weißt du überhaupt, das du aussiehst wie dein Vater?“ fragte sie plötzlich und packte ihn unter den Achseln um ihn wieder ins Bett zu stecken. „Wer hat dir erlaubt auf zu stehen?“

Sie drückte die Decke wieder fest an seine Schultern und Kakashi sah sich außerstande sich zu wehren. Er war einfach noch zu sehr geschockt, von ihr...

„Ich bin Kushina Namikaze, ich arbeite hier als Krankenschwester.“ klärte sie ihn auf, während sie die verstreuten Laken vom Boden aufsammelte und begann sie ordentlich zusammen zu legen. „Ich habe einen Sohn in deinem Alter... Ich weiß gar nicht wo der jetzt ist... bestimmt macht er wieder irgendeinen Unsinn...“

//Das ist schön für dich, aber mich interessiert das nicht die Bohne!// Kakashi setzte sich in seinem Bett auf und betrachtete die Dame mit zunehmender Skepsis.

„...er ist schon seit zwei Jahren auf der Ninja Akademie und lernt einfach nicht´s, der Bengel. Nur Flausen hat er im Kopf...“ sie atmete tief durch und schenkte ihm dann ein Lächeln.

„Oh, da fällt mir ein, sobald du wach bist, sollte ich dich zum Hokage schicken.“ sie deutete auf das Fenster „Sein Büro ist dort drüben, wo die Gesichter in den Felsen sind. Deine alten Sachen haben wir verbrannt, da war nicht´s mehr zu retten, aber wir haben dir neue bereitgelegt.“ sie deutete auf den Stuhl neben seinem Bett. Tatsächlich lagen dort Sachen für ihn bereit, die ihm vorher gar nicht aufgefallen sind. Die Frau kam näher an sein Bett heran, beugte sich ganz tief zu ihm hinunter und funkelte ihn böse an. Kakashi wich entsetzt zurück. Die Frau konnte einem wirklich Angst machen. „Du bleibst allerdings im Bett, bis du was gegessen hast, verstanden?“

Kakashi schluckte schwer und nickte gleichzeitig. Noch einen Moment sah ihm die Frau prüfend in die Augen, dann lächelte sie wieder und wuschelte ihm das Haar.

Oh, wie er das hasste!

„Du bist wirklich süß!“ trällerte sie im hinausgehen.

Kakashi starrte die Tür noch einen Moment an dann schüttelte er sich. „Alles Verrückte, diese Ninja!“

Sein Blick glitt zu dem Stuhl neben seinem Bett, einen Moment überlegte er was richtig wäre und was nicht.

Laut den Erzählungen seines Vater´s war es besser zu gehorchen, wenn der Hokage nach einem rief... andererseits, hatte er nicht die geringste Lust, dieser Frau noch einmal über den Weg zu laufen.

„Was überlegst du noch solange, Kakashi?“ er hatte sich entschieden. „Du hast verstanden das du im Bett bleiben sollst bist du etwas gegessen hast, aber versprochen hast du nicht´s!“

Er würde den Teufel tun und hier auf diese Verrückte warten und auch zum Hokagen würde er nicht gehen.

Er würde gehen wohin er wollte! Das konnte ihm keiner verbieten. Schließlich war er kein Ninja, sondern ein Söldner und als solcher frei... bis ihm das Gegenteil bewiesen wurde.

Er würde auf der Stelle das Dorf verlassen.

Naja, er würde es zumindest versuchen!

„Haben die nie was von anständigen Schuhen gehört? In den Dingern hole ich mir ja den Tod!“

Die Sachen, die sie ihm raus gelegt hatten, war warm und passten ausgezeichnet, aber diese Schuhe...

„Sandalen... und das im Spätherbst... werden die nie Krank?“ schimpfte er leise vor sich hin und sah sich dann um. Nicht´s von seinen alten Sachen war geblieben, nicht einmal sein Holzschwert konnte er entdecken.

Das war wirklich die Höhe. Einem Söldner seine Waffe zu rauben, die konnten was erleben... wenn er größer war...

Wütend stapfte er aus dem Zimmer, folgte vorsichtig dem Flur, wobei er sich jedes mal nach der Frau umsah, erreichte erleichtert das Treppenhaus und stürmte zwei Etagen tiefer.

In der Lobby herrschte Hochbetrieb und niemand achtete auf ihn. Das war gut, so konnte er ohne Probleme die Straße erreichen.

Dort angekommen atmete er erst einmal tief durch. Dann sah er sich um. Irritiert über die vielen Menschen auf der Straße, die ihn finster ansahen, schlug er irgendeine Richtung ein und hielt den Blick verkrampft auf den Boden.

Irgendwann, jedoch musste er nach dem Weg fragen, da er das Gefühl hatte im Kreis zu laufen.

Er sah sich um und entdeckte eine alte Frau, die gerade dabei war eine kleine Katze zu füttern.

Mit einem freundlichen lächeln sprach er sie an.

„Entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, wie ich aus dieser Stadt komme? Ich glaube ich habe mich verlaufen.“ er versuchte so auszusehen, als wäre er hilflos und den Tränen nahe. Normalerweise funktionierte dies ganz gut, bei alten Frauen, jedoch...

„Verschwinde, du Monster!“sagte es, packte die Katze und verschwand.

Kakashi starrte ihr mit offenem Mund nach. Dann schüttelte er den Kopf und ging weiter.

Nach einigen Schritten, sah er einen Mann, der gemütlich vor einem der Lokale saß und in seiner Zeitung blätterte.

„Entschuldigung?“ fragte er vorsichtig an, er wusste von seinem Vater das man Erwachsene nicht beim Zeitung lesen stören sollte, aber das hier war schließlich ein Notfall.

Der Mann, warf ihm einen abwertenden Blick zu, rollte die Zeitung zusammen und verschwand in dem Lokal.

„Wie unhöflich.“ murrte Kakashi vor sich hin, gleichzeitig entdeckte er eine junge Mutter, die gerade ihre weinende Tochter zu beruhigen versuchte.

Eine Mutter konnte er sicher fragen, sie waren schließlich verrückt nach Kindern.

... dachte er.

Doch schon beim näher kommen, entdeckte ihn die Frau, hob ihre Tochter auf die Arme und verschwand mit „Komm mir bloß nicht zu nahe, du Monster!“

„Ich bin kein Monster!“ grollte der Junge ihr ärgerlich nach. Wirklich was zu viel war, war zu viel.

„Natürlich bist du das!“ ertönte eine Stimme hinter ihm: Kakashi sah sich um. Ein paar der Dorfbewohner hatten sich zusammengeschlossen und sahen wütend auf ihn herab. Kakashi war sich keiner Schuld bewusst und streckte ihnen die Zunge heraus. „Bin ich nicht!“

Noch ehe er sich versehen konnte hatte irgendjemand ihm eine Ohrfeige verpasst. Er taumelte zurück und fiel in den Straßenstaub.

„Da gehörst du hin, du Monster!“

Kakashi hielt sich die gemaßregelte Wange und sah vorwurfsvoll zu dem Mann auf.

„Verschwinde aus unserem Dorf!“ grollte der Mann noch einmal und packte ihm am Kragen, hob ihn auf die Füße und stieß ihn wieder von sich.

Abermals fiel der Junge in den Staub und sah sich Hilfe suchend um.

//Was hab ich denn getan?// fragte er sich verzweifelt, als er in den grimmigen Gesichtern um ihn herum, sehen konnte das er von denen keine Hilfe erwarten konnte.

„Na, wird’ s bald?“

So schnell er konnte rappelte Kakashi sich auf, warf noch einmal einen Blick auf die Bewohner und dann lief er so schnell er konnte.

Hinter sich hörte er immer wieder diese Rufe, die ihn verjagten, ihn als Monster bezeichneten und er verstand einfach nicht warum...
 

Wie lange er gelaufen war wusste er nicht, aber die Sonne färbte den Himmel bereits rot. Er saß auf einer Wiese weit weg, von den Leuten die ihn hassten, ohne einen Grund dafür zu haben.

Er versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen, nicht daran zu denken, was passieren würde, wen er das Tor nicht finden würde und unweigerlich dachte er an seinen Vater.

Um diese Tageszeit hatte Sakumo bereits einen Rastplatz für die Nacht gefunden und angelte an einem Fluss oder See, oder er ging jagen, während Kakashi ausreichend Holz für die Nacht sammeln musste. Früher hatte er diese Arbeit immer gehasst, wollte lieber selber jagen oder angeln, jetzt sehnte er sich danach zurück...

//Ich bin ein Monster// dachte er und lachte auf, obwohl ihm danach gar nicht zumute war //In einer Welt voller Ninja, bin ich nicht´s weiter als ein Monster//

Er legte den Kopf in den Nacken und lies sich zurück fallen. Vielleicht war es besser zu warten bis die Nacht hereingebrochen war, dann konnte er immer noch nach dem Tor suchen und aus diesem Dorf verschwinden, denn offensichtlich wollte man ihn hier nicht haben.

„Aber warum zeigen sie mir dann nicht wo sich das Tor befindet?“ fragte er leise und sah in den Himmel. Schwach konnte er die ersten Sterne sehen und auch der Mond war bereits vor vielen Stunden am Firmament erschienen. „Es wird entsetzlich kalt, diese Nacht.“ stellte er beunruhigt fest. Er hatte nichts weiter als die Sachen die er am Leib trug, konnte er eine solche Nacht gefahrlos überstehen?

Sicher wenn er die ganze Zeit in Bewegung war, konnte er nicht frieren und wenn er dann noch eine Höhle finden konnte war er gerettet, aber...

Zuerst musste dieses verdammte Tor her!

„Wer bist du?“ holte ihn abermals eine Stimme aus seinen Gedanken. Erschrocken richtete sich Kakashi ein wenig auf und sah sich um.

Ein kleines Mädchen hockte mitten in der Wiese, in ihrer Hand hielt sie einen unfertigen Blumenstrauß. Die rosanen Haare waren vom Wind leicht zerzaust und ihre großen grünen Augen funkelten wie die Sterne.

„Hast du dich verlaufen?“ fragte sie mit einem freundlichen Lächeln und kam tatsächlich auf ihn zu.

Sofort war Kakashi alarmiert, sprang auf die Füße und wich ein paar Schritte von ihr zurück. Er stellte sich vor was ihre Eltern wohl machen würden, wenn sie, sie bei ihm sahen.

Bestimmt wären sie alles andere als begeistert und würden ihn sofort zum Teufel jagen. Das war sicher.

„Mein Name ist Sakura Haruno und wie heißt du?“

//Ich bin ein Monster! Monster haben keine Namen//

„Du siehst so schrecklich einsam aus. Hast du gar keine Freunde?“

Was wollte das Mädchen überhaupt von ihm? Konnte es vielleicht sein, das sie ihn nicht kannte? Oder war es ihr einfach egal?

Wann war sie ihm überhaupt so nahe gekommen?

Er spürte die Wärme die von ihr ausging. Seit wann fror er eigentlich?

„Bist du traurig?“ sie strecke eine ihrer Hände nach ihm aus, wollte ihn scheinbar an der Wange berühren. Plötzlich verkrampfte sich alles in Kakashi, er wollte sich nicht berühren lassen schon gar nicht von einem Mädchen. Er schlug ihre Hand beiseite und taumelte noch einmal einen Schritt zurück. „Lass mich in Ruhe du hässliche Kuh!“

Kakashi war selbst überrascht. Er hatte nicht schreien wollen und sie auch nicht beleidigen wollen. Aber es war ihm einfach so raus gerutscht. Er schämte sich dafür. Sie war schließlich so nett zu ihm... Er wollte sich entschuldigen, ihr ein Lächeln schenken, aber als er sie ansah, stellte er fest, das er ihr sehr weh getan haben musste.

In diesen unglaublich großen Augen hatten sich Tränen gesammelt, sie sah ihn verletzt an, die Hand noch immer in seine Richtung erhoben.

Er konnte einfach nicht´s dagegen tun. Seine eigene Hand erhob sich, wollte ihre Wange streicheln und die Tränen wegwischen. „Ich...“ begann er zaghaft.

„Hey du Monster, lass gefälligst Sakura in Ruhe. Wehe du fässt sie an!“

Beide wirbelten in die Richtung aus der die Stimmen gekommen waren.

Eine kleine Schar von Kindern stand am Rande der Wiese und sahen böse zu ihm herüber. An ihrer Spitze stand ein Junge mit rabenschwarzen Haaren. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schien der Anführer zu sein.

Schon setzten sie sich in Bewegung und kamen zu ihnen herüber. Kakashi ließ die Hand sinken und ahnte was kommen würde. Er befahl seinen Beinen zu laufen, aber sie gehorchten nicht.

„Sasuke-kun!“ flüsterte Sakura neben ihm leise, als die Kinder bei ihnen zu stehen kamen.

Sofort war ein Mädchen mit langen blonden Haaren bei ihr, legte schützend einen Arm um ihre Schultern, während die anderen Kakashi böse ansahen.

„Er hat sie zum weinen gebracht!“ hörte er das blonde Mädchen und sah den Finger der anklagend in seine Richtung zeigte.

Die Kinder hielten den Atem an und abermals befahl Kakashi seinen Beinen sich zu bewegen.

Abermals versagten sie ihm den Dienst.

Das konnte nur an diesen lächerlichen Sandalen liegen.

Sasuke sah prüfend in Sakura´s Gesicht, legte eine Hand an ihre Wange und wischte mit dem Daumen die Tränen weg. Dann funkelte er Kakashi an.

Wieder wurde er am Kragen gepackt und ordentlich durchgeschüttelt.

„Was hast du mit ihr gemacht?“ fragte Sasuke sauer nach.

„Ich...“ konnte Kakashi nur sagen und fragte sich wieder, was er verbrochen hatte. Er hatte doch nicht´s schlimmes getan. Oder?

Sein Blick rutschte von den dunklen schwarzen Augen zu Sakura, die sich an die Schulter ihrer Freundin lehnte und jetzt richtig weinte.

Niemand von ihnen konnte ahnen, das Sakura um diesen fremden Jungen weinte. Sie hatte Angst um ihn, wusste sie doch genau wie Sasuke sein konnte...

„Ich frage nicht noch einmal, verstanden?“

Kakashi versuchte sich zu befreien, aber es gelang ihm nicht, die anderen waren einfach zu stark. Also hörte er auf, gegen den klammernden Griff zu kämpfen, ergab sich einfach kampflos seinem Schiksal.

„Was ist denn hier los?“ mischte sich plötzlich eine andere Stimme ein.

„Itachi!“ Sasuke brauchte nicht einmal nachsehen, er schien die Stimme zu kennen.

„Oh, ihr habt das Monster gefangen...“

Kakashi ließ den Kopf hängen, erkannte aus den Augenwinkeln einen Jungen der sehr viel älter war als sie alle. Scheinbar war er Sasukes älterer Bruder, denn sie sahen sich sehr ähnlich.

„Er hat Sakura zum weinen gebracht!“ erklärte des blonde Mädchen und warf Kakashi einen abfälligen Blick zu, dieser fühlte sich immer unwohler, zuckte sogar zusammen als Itachi nach ihm griff.

„Tatsächlich?“ fragte der ältere gelangweilt, warf Sakura einen abschätzenden Blick zu und achtete gar nicht auf das opfer in seiner Hand.

//Ich will hier weg!// dachte Kakashi verzweifelt. Mit jeder Minute wurde seine Angst größer, Warum war er nicht weg gelaufen, als er es noch konnte? Warum hatten ihm seine Beine den Dienst versagt? Wieso konnte er sich nicht mehr bewegen und warum zitterte er so sehr?

Aus Furcht, oder Kälte? Vielleicht sogar wegen beidem?

Itachi wandte sich jetzt wieder ihm zu. Zog ihn auf Augenhöhe und zwang den Jungen ihn anzusehen. „Ist das wahr? Hast du sie zum weinen gebracht?“

„Er wird dir nicht antworten.“ meinte ein Junge mit braunen Haaren und gelangweilter Stimme. „Ich glaube er ist zu dumm zum reden.“

„Tja, was soll man von einem Monster auch anderes erwarten?“ der ältere grinste über beide Ohren, als er Kakashi wieder ansah.

„Wollen wir mal sehen ob Monster schwimmen können?“ fragte er in die Runde und ging los, ohne eine Antwort ab zu warten.

Die Kinderschar folgte ihm begeistert, scheinbar war Itachi ihr Held...

Nur Sakura blieb zurück und sank in die Knie. Sie weinte jetzt noch mehr als vorher. Das hatte sie doch nicht gewollt. Warum musste sie auch immer so empfindlich reagieren, wenn ihr jemand sagte das sie hässlich war?

Sie wusste es doch auch so. Und dieser fremde Junge hatte ihr doch nun wirklich nicht´s getan.

Sie wollte doch nur mit ihm reden, weil er so alleine war...

Was hatte sie da bloß angestellt.

Sie schlug ihre Hände vor die Augen, als die anderen am Fluss ankamen. Sie hörte den Jungen verzweifelt schreien.
 

„Nein, ich habe doch nicht´s getan!“ versuchte Kakashi sich noch zu retten.

„Erzähl das den Fischen!“ war Itachis kalte Antwort. Dann ließ er ihn los und Kakashi fiel in den entsetzlich kalten Fluss. Er hörte die Kinder lachen, spürte das kalte Wasser in seine Kleider eindringen und seine Haar durchströmen.

Er ruderte wild mit armen und Beinen und versuchte verzweifelt Luft zu holen, dabei schluckte er jede Menge Wasser und begann zu Husten.

//Papa, hilf mir!//

Aber sein Vater kam nicht. Wie sollte er auch? Kakashi wusste er musste sich fortan alleine beschützen.

Mit Mühe und Not hatte er sich wieder an die Oberfläche gekämpft, hustete was das Zeug hielt und versuchte gleichzeitig wieder zu Atem zu kommen.

Unter dem allgemeinen Gelächter der Kinder stolperte er am Ufer des Flusses entlang und hoffte inständig sie würden ihn jetzt in Ruhe lassen.

„Und wehe du kommst uns noch einmal zu nahe!“ hörte er Itachis warnenden Ruf hinter sich.

Kakashi nahm sich in diesem Augenblick vor, keinem der Anwesenden jemals wieder unter die Augen zu treten. Das war also der Nachwuchs, die Ninja von Morgen...
 

Jeder Atemzug brannte in seinen Lungen. Die nassen Sachen klebten an ihm und wurden schwer. Die Kälte spürte er schon gar nicht mehr.

Auch nicht das summen in seinem Kopf oder das knurren seines Magens. Verloren strich er den Weg entlang, achtete nicht auf seine Schritte und bemerkte schließlich auch nicht, wie er an dem Tor vorbei lief, das er schon den ganzen Tag gesucht hatte,

Es war ihm gleich.

//Papa, wo bist du nur?// fragte er sich stattdessen immer wieder //Warum hast du mich allein gelassen? Hättest du mich nicht mitnehmen können?//

Sein Blick lag auf den Schuhen, seine Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem war in kleinen Dampfwölkchen bestens zu erkennen.

Die Nacht war schon lange herein gebrochen und noch immer irrte er ziellos durch die Gegend.

//Ich wäre jetzt so gerne bei dir, Papa. Ich möchte in deinen Armen sitzen, von mir aus könnten wir auch Kuscheln. Ich möchte deinen Herzschlag hören und eine von deinen blöden Ninja Geschichten hören. Kannst du nicht zurück kommen?// Jeder seiner Schritte gab ein platschendes Geräusch von sich, noch immer quoll das Wasser aus seinen Schuhen, es interessierte ihn nicht.

„Hey, Kleiner?“ hörte er eine Stimme in seinem Rücken.

//Da sind sie wieder. Sie kommen um mich an zu schreien und mich ins Wasser zu werfen. Sie nennen mich Monster... Ich bin nichts weiter als ein Monster//

„Warte doch mal,“ rief die Stimme wieder nach ihm.

Kakashi´s Schritte wurden schneller. Konnte man ihn denn nicht in Ruhe lassen? Er hatte keine Lust sich wieder grundlos beschimpfen zu lassen, das könnten sie auch noch Morgen tun, wenn er trocken war.

Falls er jemals wieder trocken werden würde.

// Du würdest mich jetzt in eine Decke wickeln und mich auslachen, weil ich so nass bin. Aber deine Arme würden mich wärmen, nicht wahr Papa? Glaubst du das ich bald bei dir sein könnte? Ich wünsche es mir so sehr//

Kakashi achtete nicht auf seine Schritte, hörte den Mann hinter sich. Jetzt begann er zu laufen. Kakashi lief jetzt auch. Er hatte zwar keine Ahnung wohin er laufen sollte, aber die Hauptsache war weit weg, von hier, weit weg von allem.

„Du sollst warten, verdammt!“ rief der Mann beinahe verzweifelt.

//Wartest du auf mich, Papa? Wo immer du auch bist? Warum hohlst du mich nicht? Ich vermisse dich doch so sehr.//

Ohne sich umzusehen, ohne auf die Rufe zu achten, lief er die immer dunkler werdende Straße entlang. Zwischen zwei Laternen entdeckte er einen Busch und sah die Gelegenheit zu entkommen. Ohne weiter nachzudenken sprang er hinter den Busch, verlor den Halt und rutschte in die Tiefe.

In der Dunkelheit hatte er den Abhang nicht gesehen, der sich hinter dem Busch verbarg.

Mühevoll unterdrückte er einen Schrei, er wollte nicht das der Mann ihn fand. Wollte nicht noch einmal diesen Menschen ausgesetzt sein, die ihn Grundlos anschrien, ohne ihm zu sagen, warum...
 

Er pruzelte noch ein paar Meter tiefer und bleib dann auf weicher, nasser Erde liegen. Er roch das Laub und Moos, welches um ihn herum wachsen musste.

Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief ein. Noch immer taten seine Lungen weh, wen er das machte, es war ihm egal.

Schrecken konnte ihn nicht´s mehr.

Auch nicht die Tatsache, das er scheinbar auf einem Friedhof gelandet war.

... mitten auf einem frischen Grab...

Mühsam rappelte er sich auf, warf einen entschuldigenden Blick auf den Grabstein.

Dann weiteten sich seine Augen.

Erkennend bleiben sie auf dem Grabstein hängen. Und langsam nur wurde ihm bewusst, wessen Name darauf gemeißelt war.

„Sakumo Hatake“ las er leise und ungläubig. Seine Knie gaben nach und noch einmal sank er in die weiche Erde.

Also war es wahr. Er hatte es so gehofft. Sich sosehr gewünscht.

Aber hier war der Beweis. Sein Vater war Tod. Er würde nicht kommen um ihn zu hohlen. Er würde ihn nicht mehr in den Arm nehmen, nie mehr lachen oder mit ihm schimpfen, wenn er wieder einmal nicht baden wollte...

Langsam legte er sich auf den Boden, einen Arm auf die Erde, neben ihm.

„Papa, mir ist kalt!“ flüsterte Kakashi dem Boden neben ihm zu. Er zog die Beine an und legte seinen Kopf auf das Grab. Er wollte seinem Vater nahe sein.

Nichts anderes...

„Dein Herz... schlägt nicht mehr“ Er wollte so gerne weinen, seinen Schmerz in diese ungerechte Welt hinaus schreien.

Aber er hatte keine Tränen mehr.

Nur das Brennen in seinen Augen war ihm geblieben zusammen mit dieser unerträglichen Leere.

Kakashi schloss die Augen, sein Körper zitterte. Er rollte sich zusammen, spürte wie die Welt anfing sich zu drehen und wünschte sich meilenweit fort.

„Papa,“ flüsterte er leise, in die entsetzlich einsame Nacht „mir ist so schrecklich kalt!“
 

~Fortsetzung folgt~



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: abgemeldet
2009-10-26T20:29:44+00:00 26.10.2009 21:29
wirklich sehr gutes kapitel
und traurig *flenn* >__<"
endlich erfährt man mehr von kakashi
bin gespannt wie es weiter geht
freu mich ebenfalls schnell weiterschreiben ^^
lg :3

ya na
Von:  Vas
2009-10-26T19:06:07+00:00 26.10.2009 20:06
Mein armer Kakashi
*ihn knuddelt*
Wie kannst du nur so gemein zu ihm sein? Kannst ihm
doch nicht seinen Papa nehmen und ihn dann in das
bitterböse Konoha schicken
Toooooooooooolles Kapitel^^
schreib weiter, los!!!!!
lg Hachi
Von:  Tonja
2009-10-26T16:42:52+00:00 26.10.2009 17:42
Hi,
schön, dass es weiter geht.
Mir gefällt das Kapitel sehr gut.
Tauchen die Hunde von Sakumo eigentlich irgentwann noch mal auf?
Oder kennt Kakashi sie gar nicht?
Ich freu mich drauf.
Tonja
Von:  HaiFraeulein
2009-09-09T12:33:38+00:00 09.09.2009 14:33
Ohhh <3 Toller Prolog!
Wann schreibst du denn weiter??
Bin echt gespannt wies weitergeht :3
Du hast einen sehr angenehmen Schreibstil!
Von:  grafdrac
2009-07-21T09:02:53+00:00 21.07.2009 11:02
jetzt muss ich auch mal kommi geben!
Nur hoffen das es diesmal klappt!
Also ich find die story sehr gut und hoff es geht bald weiter!
mann findet ja nicht immer geschichten von Sakumo!^^


Lg danii
Von:  Vas
2009-06-28T15:47:40+00:00 28.06.2009 17:47
Also wenn sowas bei rauskommt wenn du zwangsweise irgendwo hingeschickt wirst dann sag deinem Chef das er das öfters machen soll xD
Das ist hammer
lg Hachi
Von: abgemeldet
2009-06-28T12:32:12+00:00 28.06.2009 14:32
keine ahnung wieso du nn schon wieder was neues anfängst aber ich werd die frage garnich erst stellen xD
joar weiß nich was es groß zu sagen gibt außer das es eine gute einleitung is ^^
alles gut umschrieben so das mans sich vorm auge abspielen kann
werden sich sicher wieder einige leser für finden


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