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Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms

Tatsu-Yukke
von

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Out of control

Noch einmal atmete Yukke tief durch, als der kleine Bus der ihn abholen würde, um die Ecke bog.

Nur noch wenige Sekunden trennten ihn von einer erneuten Konfrontation mit Tatsuro, der ihm wohl auch heute wieder mit prägnanten Andeutungen darauf verweisen würde, dass ihm seine Gegenwart ein Dorn im Auge war.

Hatte er vor einigen Tagen noch angenommen es könnte nicht schlimmer um sie stehen, so wurde er nun, aus heiterem Himmel, eines Besseren belehrt. Es fehlte somit nicht mehr viel, bis es auch mit seiner Beherrschung aus und vorbei wäre.

Wenn Tatsuro nicht mehr mit ihm reden wollte, gut! Das konnte er irgendwie noch mit Gleichgültigkeit überspielen. Doch das dieser nun dazu übergegangen war, ihn offensichtlich seine Abneigung vorzuführen, war einfach zu viel.

Auch wenn sich dies ausschließlich in Kleinigkeiten äußerte, war die Nachricht die damit vermittelt werden sollte recht deutlich.

Also hatte er beschlossen; würde sich dessen Gebaren auch heute wiederholen, dann würde er Tatsuro zur Rede stellen und nicht eher aufhören nachzubohren, bis er eine für sich befriedigende Antworten bekommen hatte.

Romo grinste ihn mit einem „Guten Morgen“ auf den Lippen an und nachdem sich Yukke neben Miya gesellt hatte, setzte er den Wagen wieder in Bewegung, um sie zu einer ihrer heutigen Missionen zu bringen.

Miya warf einen kurzen Blick auf seinen rotblonden Freund und es war kaum zu übersehen, dass dieser sich weit entfernt von dem Begriff -Topform- befand. Und er kam nicht umher festzustellen, dass er sich genau das gleiche schon gedacht hatte, als er Tatsuro heute Morgen in dieses Gefährt hatte steigen sehen.

"Wie geht es dir Yukke?" Zuerst schien jener keine Antwort auf diese Frage geben zu wollen, da er wohl selbst der Meinung war, dass man ihm das sehr gut ansehen konnte.

"Mir geht es ganz großartig!", ließ er dann doch noch verlauten, auch wenn er wusste, dass er sich diesen Sarkasmus hätte sparen können. Miya konnte ja schließlich nichts für seine Verfassung. Und je mehr er sich das auch deutlich machte, umso mehr tat ihm seine Antwort leid.

"Gomen ne Miya-kun!", wisperte er schließlich reumütig. Denn wenn er etwas gar nicht gebrauchen konnte, dann noch eine dunkle Aura heraufbeschwört zu haben.

Miya schüttelte aber nur verständnisvoll mit dem Kopf wusste er doch, dass einfach nur der Stress aus Yukke gesprochen hatte.

Wenn er ehrlich war, bewunderte er die Ruhe mit der sich dieser der ganzen Situation stellte sogar.

Er wäre schön längst die Wände hochgegangen.

Aber Yukke war halt ein ganz anderer Charakter und versucht immer auf pazifistische Weise die Dinge zu klären. Oder in diesem Fall, zu akzeptieren.

Und Tatsuro?

Dieser kannte anscheinend kein Mitleid mit Yusuke. Legte seit einiger Zeit sogar noch etwas nach und schien sich auch nicht daran zu stören, dass seine kleinen Anfeindungen auch bei ihnen nicht unbemerkt blieben.

Er hätte sonst etwas dafür gegeben um zu erfahren, was der Ursprung dieses ganzen Durcheinanders gewesen war. Und noch mehr hätte er eingetauscht, wenn er es irgendwie wieder hätte richten können.

Wenn vier Personen ein und dasselbe Ziel verfolgten, dann war es auch am logischsten, wenn sie dies als eine Einheit taten. Doch das was die Beiden zurzeit darstellten erinnerte eher an einen Kampf ums Überleben und er und Satochi waren zu unfreiwilligen Protagonisten degradiert worden.

Lange würde das Alles sicherlich nicht mehr gut gehen.
 

Ungestüm drängelte sich Tatsuro an Yukke vorbei, als sie die Location für die heute angesetzten Fotoaufnahmen erreicht hatten und sich gerade auf dem Weg zum Aufzug des Gebäudes befanden.

Yukke hielt daraufhin kurz inne.

Miya tat es ihm nur wenige Schritte weiter gleich und blickte sich zu ihm um. Für einem Augenblick war er der Meinung, dass dieser nun dazu ansetzten würde seinem Frust laut und deutlich Luft machen zu wollen, doch starrte dieser Tatsuro einfach nur hinter her und sagte nichts.

"Hey ihr zwei, wenn ihr euch nicht gleich in Bewegung setzt, hauen wir ohne euch ab!" Miya schaute zu Satochi der sich mit den anderen beiden Männern schon in der Kabine des Fahrstuhls befand und nur noch darauf wartete, dass auch sie sich zu ihnen bequemen würden. Ein weiterer Blick auf Yusuke veranlasste ihn aber mitzuteilen, dass sie ruhig schon fahren konnten und sie gleich folgen würden.

Satochi verstand den Hinweis und betätigte den Knopf für die Etage, wo sie zu erscheinen hatten.

Miya indes ging zurück zu seinem Freund, welcher noch immer völlig regungslos an Ort und Stelle stand. Erst als er ihm eine Hand auf seine Schulter legte ließ er seinen Kopf sinken.

"Ich halt das nicht mehr aus...", murmelte er, doch verstand ihn Miya noch gut genug. Dieser legte nun seine andere Hand auf die noch freie Schulter seines geknickten Freundes, während dieser sein Gesicht weiter nach unten gerichtet hielt.

Aber Miya konnte sich auch so vorstellen, was sich gerade darauf abzeichnete.

"Wenn du willst rede ich einmal mit ihm.", meinte er schließlich, auch wenn er sich selbst gut genug kannte, um zu wissen, dass ihm ein Gespräch mit Tatsuro mehr Beherrschung abverlangen würde, als er möglich war aufzubringen.

Und auch Yukke schien das zu wissen, da ihm dieser ein leicht belustigtes Zischen zwischen seinem dankbaren Kopfschütteln zukommen ließ und nun sogar dazu überging seine Haltung wieder etwas zu straffen.

"Ist schon OK. Ich bin eben nur etwas zu anfällig." Der traurige Blick, der Miya unweigerlich an einen ausgesetzten Hund erinnerte, sagte ihm aber, dass gar nichts in Ordnung war. Das sich Yukke am liebsten in eine dunkle Ecke verkriechen wollte, um dieser Sache entgehen zu können. Wenn er etwas von seinem langjährigen, bassspielenden Freund hier wusste, dann das dieser viel zu emotional war, als das er alles so einfach wegstecken konnte. Und auch wenn er nicht der Typ Mensch war dem das Trostspenden im Blut lag, so war ihm das ein oder andere Ritual doch geläufig, worauf er Yukke in eine etwas steife aber gut gemeinte Umarmung zog.

"Du hast wohl Nachhilfestunden bei Sato genommen?", nuschelte Yukke über dessen Schulter hinweg und spürte wie Miya kurz lachen musste.

"Wenn das so weiter geht, dann muss ich das wohl wirklich noch."

"Arigato Miya-kun...."
 

Nachdem sich Yukke sicher sein konnte, dass er nicht zu mitgenommen aussah, verließ er den Sanitärbereich wieder und fand sich nun ebenfalls bei seinen Kollegen ein. Tatsuro und Satochi waren bereits beim Styling und Miya gerade dabei sich das gewünschte Outfit anzulegen.

Über die Distanz begrüßte er die junge Stylistin mit einem herzlichen Lächeln, welche gerade die Frisur ihres Sängers in Bearbeitung hatte, es sich aber nicht nehmen ließ zurück zu strahlen.

Hoffentlich würde er mit seiner kleinen Danksagung, die er für sie ausgesucht hatte, auch nicht falsch gelegen haben. Aber das würde er ja mitbekommen, wenn er es ihr zukommen ließ.

Ohne sie würde er wohl heute noch umherirren, auf der Suche nach diesem viel zu teuren Staubfänger.

"Na, wenigstens schafft es überhaupt noch jemand dich wieder etwas munterer aussehen zu lassen.", vernahm er die Stimme Miyas neben sich, der ein angedeutetes Schmunzeln auf den Lippen trug.

"Sie ist eben eine sympathische Person.", erwiderte Yusuke daraufhin und ging nun ebenfalls dazu über sich mit seiner Montur zu bekleiden.

Ein paar Stunden später, hatte dann auch jeder seinen Part erfüllt und Yukke war sichtlich erleichtert, dass Tatsuro so viel Professionalität besaß ihn während der Gruppenfotos einfach nur zu ignorieren, auch wenn sie sich einige Male recht nahe beieinander befanden. Dieses merkwürdige, beklemmende Gefühl das sich nicht beruhigen wollte, sobald er Tatsuro in seinem Nacken wähnte, hatte ihn einfach nur nervös gemacht.

Doch nun konnte er sich wieder etwas entspannen.
 

Bis auf Yusuke, saßen die Musiker auf dem dafür ausgelegten Mobiliar in einer etwas ruhigeren Ecke des Raumes und schwiegen. Bis Satochi mit einem herzhaften Gähnen die Stimmung passend zu verdeutlichen wusste und sich schließlich darin versuchte etwas zur Unterhaltung beizutragen, indem er irgendeine Melodie vor sich her pfiff.

Und während er das tat, suchte er die Umgebung nach Yusuke ab, konnte ihn aber aus seiner Position nicht ausfindig machen. Um sein Unwissen über den Verbleib ihres Kollegen vorzubringen, erkundigte er sich einfach in die Runde, ob einer der anderen wisse, wo er denn abgeblieben sei.

"Ich habe ihn vorhin bei Hanasawa-san gesehen." Satochi nickte kurz über die Information die ihn Miya hatte zukommen lassen und lehnte sich wieder zurück.

"Er versteht sich ganz gut mit ihr.", stellte Satochi beiläufig fest und bekam dies von Seiten Miyas in Form eines "Sieht so aus." auch bestätigt.

"Glaubst du die haben was miteinander?" Satochi hatte seinen Oberkörper nun wieder nach vorne verlagert, als wolle er dieses Thema nun ernsthaft diskutieren wollen.

"Wenn du ..." Miya hielt inne, als Tatsuro sich erhob, um sich entfernen zu wollen.

Es dauerte auch nicht lange, bis sie beobachten konnte, wie dieser den Raum letztendlich auch verließ, um somit der Ausführung Miyas, zu dieser Mutmaßung, nicht beiwohnen zu müssen.

Tatsuro steuerte im Wunsch seine Ruhe haben zu wollen die kleine Sitzecke an, welche er vorhin beim Betreten der Etage wahrgenommen hatte. Nur war diese zu seinem Leidwesen schon besetzt.

Er hatte wohl einen ausgeprägten Sinn dafür entwickelt, sich neuerdings immer in Situation zu bringen, die ihn in helle Aufruhr brachten. Denn als er registrierte wer sich erlaubt hatte seine Idee von einem etwas ungestörten Platz vorwegzunehmen, war er sich fast sicher, dass irgendeine Macht im Universum etwas ganz persönliches gegen ihn hatte.

Yusuke saß neben der jungen Stylistin, die sich gerade an dem Inhalt einer dieser kleine und in dezenten Farbton gehaltenen Geschenktüten erfreute, welche sie garantiert nicht einfach so gefunden hatte. Der leicht schüchterne und unsichere Blick den Yukke nun zur Schau trug, schürte ein Unwohlsein in Tatsuro, das er kaum zu bändigen wusste.

Dieses Getue ging ihm so unendlich gegen den Strich!

"Das wäre aber nicht nötig gewesen!", hörte er die Stimme dieser verhassten Frau sagen und stimmte dieser gedanklich vehement zu.

Er wendete seinen Blick wieder ab, verharrte aber weiterhin hinter der Ecke die seine Anwesenheit verbarg. Auch wenn jedes Wort was er einfangen konnte sein Unbehagen noch zu steigern vermochte, war er einfach nicht in der Lage zu gehen.

Die plötzliche Präsenz von Yukke und dieser Frau in seinem Blickfeld, ließ ihn allerdings überrascht die Augen weiten. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie sich wieder von gewähnter Stelle entfernt hatten.

Doch fand er schnell wieder zu seinem kühlen Auftreten zurück. Es konnte ihm schließlich egal sein, was die beiden nun von ihm denken mochten. Und wenn er Yukke nur abweisend genug anschauen würde, würde dieser ihn auch wieder in Ruhe lassen.

Doch zu seiner Verwunderung hielt dieser seinem Blick diesmal stand. Schien diese Art des Kontakts geradezu gesucht zu haben und erwiderte ihn mit der gleichen eisigen Beherrschtheit, die so unnatürlich auf diesen sonst so warmen Zügen wirkte, dass es Tatsuro sogar ein klein wenig imponierte.

"Ist das jetzt eine deiner neusten Idiotien, einem hinterher zu spionieren?"

Wirklich, so hatte er Yukke noch nie erlebt. Doch nichtsdestotrotz, würde er sich von diesem nicht einschüchtern lassen.

"Deine Arroganz ist wirklich das Einzige, was dich noch funktionieren lässt, nicht wahr?" Yukke war es nun wirklich leid sich alles von Tatsuro bieten zu lassen, der mit einer Selbstsicherheit vor ihm stand und sich auch noch über ihn zu amüsieren schien.

"Du bist so ein erbärmlicher Feigling Iwagami!"

Eigentlich brannten ihm noch so viele Dinge auf der Seele, doch letztendlich war ihm klar das er, egal wie lange er seinem Frust hier vorbringen würde, eh nicht darauf zu hoffen hatte, dass sich Tatsuro ihm gegenüber wieder wohl gesonnener zeigen würde.

Er sollte ihn einfach stehen lassen.

Doch kaum hatte er Tatsuro den Rücken zugedreht, spürte er den festen Griff einer Hand an seinem Oberarm die ihn wieder herumzerrte. Mit einen gequälten Stöhnen schlug sein Hinterkopf hart gegen die Wand, gegen welche man ihn nun presste und ließ seine Sicht für einen Moment verschwimmen.

"Du hast doch überhaupt keine Ahnung!", zischte ihm Tatsuro entgegen und verstärkte den Druck auf dessen Arme noch ein wenig mehr.

Die Übelkeit, die sich nun wie ein Lauffeuer in Yukke ausbreitete, ließ ihn ein wenig in sich zusammen sinken. Noch nie hatte er Tatsuro so erlebt und er wusste nicht, ob es der Schreck über diese Aggressionen war, oder die Traurigkeit, dass es soweit hatte kommen müssen.

"Tatsuro..." Seine Stimme klang ungewohnt brüchig und sein Kopf schmerzte ungemein, als er versuchte zu dem anderen durchzudringen, der ihn noch immer aus diesen erschreckend dunklen Augen anschaute.

Gleich einem wilden Tier im Blutrausch.

"TATSURO! Verdammt!"

Miya kam auf die beiden Männer zugerannt und trennte Tatsuro mit einiger Mühe von Yusuke, der nun um diesen Halt gebracht, gänzlich in sich zusammen sank.

Sofort widmete sich Hanasawa-san besorgt dem geschundenen Musiker, welche bei den ersten Anzeichen einer größeren Auseinandersetzung Miya und Satochi verständigt hatte, da sie im Falle eines Falles selbst sicherlich nichts hätte ausrichten können.

Noch immer hielt Miya Tatsuro an dessen Schulter fest, während Satochi und Hanasawa-san Yukke wieder auf die Beine halfen.

Wie hypnotisiert starrte Tatsuro auf das leidgeprüfte Gesicht Yusukes, als dieser nun wieder halbwegs aufrecht stand und zurück zu ihrer Location geführt wurde.

Hatte er ihn gerade wirklich verletzt?

Dumpf drangen die Worte Miyas zu ihm durch, doch wurde deren Bedeutung von dem Chaos in seinem Kopf völlig überrollt. Noch immer blickte er starr an die Wand ihm gegenüber. Rief sich die Fassungslosigkeit auf dem Gesicht Yukkes zurück, die ihn darauf verwies, dass er diese Tat nicht einfach so vergessen machen konnte. Sollte es einen noch so dünnen Faden gegeben haben, der sie trotz allem verbunden hatte, so war diese Unüberlegtheit die Klinge gewesen, die ihn zum Zerreißen gebracht hatte.

Die Hoffnung, irgendwann doch noch einmal wieder zurück zu finden, stob gleich einem erschreckten Schwarm von Schmetterlingen auf und zerteilte sich in unzählige kleine Fragmente, die es schier unmöglich schien sie wieder zusammenzufügen.

Nun war es an Tatsuro den Halt zu verlieren und gen Boden zu streben, was unerwartet sanft geschah. Zwei Arme bemühten sich ihn zu stützen und Tatsuro wusste, dass es Miya war der sich hier seiner annahm.

Der innere Drang alles zu erklären, sich zu entschuldigen, hing wie Kaugummi auf seinen Stimmbändern und so sehr er diese Last auch von seiner Seele haben wollte, wusste er die Worte dafür einfach nicht wiederzugeben.

"Tatsuro lass uns zu den anderen gehen." Entsetzt blickte er Miya an. Er wollte nicht zurück. Wollte nicht mit der nun wohl endlosen Abneigung Yukkes konfrontiert werden. Das Einzige was er wollte, war die Zeit zurück drehen zu können. Bis zu dem Tag, als ihm deutlich geworden war, was für einen Wert Yukke im Laufe ihrer Freundschaft in seinem Herzen erreicht hatte.

Und dann hätte er sich um diesen bemüht. Vielleicht wäre ihm das Glück sogar gewogen gewesen und es hätte niemals im hier und heute enden müssen.

"Es ist passiert und du wirst nichts daran ändern können, wenn du dich dieser Sache nicht stellst."

Natürlich, Miya hatte leicht reden, hatte er doch keine Ahnung, wie tief dieser Abgrund doch eigentlich ging. Doch auf Ewig davonlaufen konnte er wirklich nicht. Wenn noch etwas zu ändern möglich sein sollte, dann nur wenn er sich vorwärts bewegte.

Auch wenn sich seine Entschlossenheit auf der Oberfläche eines Blutkörperchens noch verloren hätte, richtete er sich wieder auf und nachdem er ein gewissen Maß an Gefasstheit aufbringen konnte, trat er dazu an dieser Sache wenigstens ein Stück ihres Schattens wieder nehmen zu wollen.

Jedoch sah er seinen gerade eben aufgeflackerten Mut wieder in der Asche seiner Unsicherheit erlöschen, als er den Raum betrat und seine Aufmerksamkeit ohne Umschweife auf Yukke gezogen wurde, der sich in der Nische befand, wo auch er kurz zuvor noch gesessen hatte und wo er, nach neusten Ereignissen, auch hätte sitzen bleiben sollen.

Noch immer war die junge Stylistin an Yukkes Seite und reichte diesem gerade ein Glas Wasser, was er ihr auch dankend abnahm.

Tatsuro merkte nicht wie seine Schritte beständig langsamer wurden und er auf der Hälfte seines Vorhabens zum Stehen gekommen waren. Erst als ihm Miya auf die Schulter klopfte und an ihm vorbei ging, wurde er sich seiner selbst wieder bewusst und das er nun da durch musste.

Ob er wollte oder nicht.

Schließlich überwand er die letzten Meter und die Blicke der anderen Anwesenden brannten äußert unangenehm auf seiner Haut, als sie seine Person registrierten.

Nur Yusuke hielt sich davon fern.

Diese Mission würde sich auch um einiges leichter für ihn gestalten, würde er nicht auch noch vor Publikum sprechen müssen, doch es zu wagen Yukke zu bitten mit ihm unter vier Augen reden zu können, wäre nach dieser Aktion doch mehr als dreist und aussichtslos gewesen.

Noch einmal atmete Tatsuro tief durch.

Auch wenn er nicht so genau wusste, wie er das alles erklären sollte, so wollte er es wenigstens versuchen.

"Yukke es tut..." Dieser hob abrupt eine Hand und bedeutete Tatsuro damit in seinen Worten inne zu halten. Noch immer schaute er diesen nicht an und auch wenn Tatsuro es nur zu gut verstand, tat es ihm mehr als weh. Doch er war nicht hier um über sein Leid zu klagen. Er wollte sich ehrlich entschuldigen und schwören, dass er sich wieder bessern würde.

"Spar dir deinen Monolog!", kam es nun emotionslos von Yukke. "Ich will davon nichts hören. Lass..., lass mich einfach in Ruhe, ...einfach nur in Ruhe..."

Auch wenn er sich zuvor schon einmal dem Gefühl zu stellen hatte etwas davon driften zu sehen, was nicht mehr wieder kommen sollte, so lag in dieser einfachen Äußerung Yusukes etwas das ihm etwas endgültiges vermittelte.

So endgültig, als hätte sie sich nie gekannt.

Wären nie Freunde gewesen und hätten nie etwas miteinander geteilt.

Und dies war auch das erste Mal, dass es ihm so nahe ging, dass er meinte sich aufzulösen.

Nichts war mehr relevant.

Nichts schien mehr wirklich.

Genau jetzt, war wirklich alles verloren.
 

***
 

Geschäftiges Treiben zog an Yukke vorüber, das er aus seinem Wagen heraus beobachten konnte und stellte das Radio bei Ankündigung des folgenden Songs noch etwas lauter, während er darauf wartete, dass sich die Ampel auf Grün umstellte und er seinen Weg nach Kyoto weiter fortsetzten konnte. Er war der Bitte seiner Mutter gefolgt doch schon etwas eher anzureisen. Damit die Familie vor der Hochzeit seines Bruders noch etwas Zeit zusammen verbringen konnte, bevor dann alles in Hektik versank und nach der Feier wieder ein jeder seines Weges gehen würde.

Es waren noch vier Tage bis zur Trauung und noch zwei bis Weihnachten. Aber in diesem Jahr war ihm wahrlich nicht danach, sich an konsumlastigen, ausländischen Feierlichkeiten zu erfreuen. So war er auch ganz dankbar, dass sich niemand in seiner Familie ernsthaft um dieses Datum kümmerte, sondern ihre Energien nur in das Ereignis investierten, für das er diese Fahrt hier auf sich nahm.

Yusuke war Miya ehrlich verbunden, dass er ihm diesen Gefallen gewährt hatte, war in der letzten Zeit doch alles ziemlich anstrengend gewesen. Das was noch an Terminen zu erledigen galt, war nicht an seine Anwesenheit gebunden und auch zu bewältigen, wenn sich nur drei von ihnen darum kümmerten.

Und außerdem war er für den Abstand zu Tatsuro dankbar, der ihn seit diesem Vorfall mit nichts mehr belangt hatte. Trotzdem hielt sich dieses seltsam unwohle Gefühl, wenn er in dessen Nähe war und er konnte es einfach nicht abschütteln.

Die Auszeit würde ihm gut tun und vielleicht auch dazu beitragen seine Gedanken über die weitere Zusammenarbeit mit Tatsuro, ordnen zu können.

Momentan jedenfalls konnte er sich nicht vorstellen, dass es auf die Dauer von Vorteil wäre, wenn etwas derartigen zwischen ihnen stand.

Empörtes Hupen ließ ihn jedoch seine Gedanken wieder beiseitelegen und seinen Wagen in Gang bringen, während eine markante Männerstimme aus dem Radio schalte und meinte, dass es ja nicht immer regnen könne.
 

***
 

Stillschweigend saß Tatsuro auf einem Stuhl in seiner Küche und sah seinem Kater dabei zu, wie dieser in aller Zufriedenheit seinen Wassernapf leerte.

Seit er nur noch mit Sato und Miya vorlieb nehmen musste, fühlte er sich nicht mehr ganz so verkrampft, wenn er sich früh auf seinen Arbeitsweg machte, da ihm der Grund sich immer wieder aufs Neue elend zu fühlen, nicht mehr persönlich gegenüberstand. Sondern von Miya höchst selbst die Erlaubnis bekommen hatte, sich für ein paar Tage absetzten zu dürfen.

Und auch wenn es irgendwo in ihm drin einen forschen Teil gab, der nur zu gerne wissen wollte, wo Yusuke abgeblieben war, ließ er seine Neugier nicht die Oberhand gewinnen und nahm es als gegeben hin. Das einzige was er sich nur zu gut denken konnte war das -Warum- an dieser plötzlichen Abstinenz, und das es sicherlich nichts mit spontanem Fernweh in tropische Gefilde zu tun haben würde.

Wirsch fuhr sich Tatsuro mit seinen Händen über sein blasses Gesicht, als im abermals das ganze Ausmaß seines rabiaten Handeln gegenüber Yukke deutlich wurde.

Warum kam er einfach nicht mit der Tatsache klar, dass er einen unsagbaren Fehler gemacht hatte?

>ganz einfach<, mahnte ihn eine Stimme in seinen Kopf.

>der Kleine ist dir einfach viel zu wichtig, als das du dein schlechtes Gewissen einfach so besänftigen könntest<

Und bei Gott, da war wirklich etwas dran!

Es wäre schon ziemlich irreal gewesen, hätte er sich nun einfach damit abfinden können, dass er die Beziehung zwischen ihnen erst bis in die Grundfesten erschüttert und sie letztendlich sogar zum Zusammenbruch gebracht hatte.

Es hieß zwar, dass die Zeit alle Wunden einmal heilen würde, doch in ihrem Fall konnte das Pflaster nicht groß genug sein.

Es war eine Sache sich nicht mehr zu verstehen, aber den Vorteil zu haben sich nicht ständig begegnen zu müssen. So war es um vieles leichter abzuschließen und etwas Neues zu beginnen.

Nur bei ihrem Leben war es fast unmöglich solch einen Abstand gewinnen zu können, ohne etwas sehr wichtiges dafür zu opfern.

Tatsuro rutschte ein Stück auf seinem Stuhl nach unten, sodass er seinen Kopf auf die Lehne legen konnte und seufze ergeben in das weiß-gelbe Licht seiner Küche.

Er fragte sich erneut -Warum-?

Warum war er in so vielen Fällen seines Lebens immer so verquer?

Hätte er sich nicht von vornherein denken können, dass seine Zuneigung zu Yukke irgendwann einmal alles ruinieren konnte?

Er hatte sich in letzter Zeit auch schon öfter mit der Frage auseinander gesetzt, wie lange er damit hätte leben können Yukke nur auf freundschaftliche Art und Weise mögen zu dürfen, ohne das je mehr zu erhoffen sei.

Wäre er früher oder später auch zu solch drastischen Maßnahmen übergegangen, selbst wenn diese Frau nicht urplötzlich wieder in Erscheinung getreten wäre?

Er hatte viel Zeit damit zugebracht alles irgendwie zu ordnen und festzustellen, dass es an manchen Punkten doch noch eine Chance zu einer besseren Wendung gegeben hätte.

Und doch hatte er sich da in etwas verrannt. Und je länger er umhergeirrt war, umso blinder wurde der Nerv um abschätzen zu können, was daraus resultieren konnte.

Yusuke hatte ihn bei ihrer letzten Auseinandersetzung als einen Feigling betitelt. Er hatte ihm verdeutlichen wollen, wie sehr er sich durch ihn physisch verletzt fühlte und das er es einfach nur noch leid war, dass er mir nichts, dir nichts in dieses Spiel mit hineingezogen wurde. Und noch nicht einmal wusste, was seine Rolle überhaupt zu bedeuten hatte.

Und er wusste es auch jetzt noch nicht.

Yusuke hatte ihn in all seiner Verzweiflung als Feigling bezeichnet und es war ihm egal gewesen dies zu hören. Es gab so viele Menschen die durch Feigheit versuchten irgendetwas, irgendjemanden zu entgegen.

Doch als er dies in Verbindung mit seinem Zunamen hervorgebracht hatte, war ihm für einen winzigen Augenblick all die Abneigung des Anderen zu seinem Tun so unmissverständlich geworden, dass er erst da realisiert hatte, dass er schon viel zu weit gegangen war.

Und genau da war dieses Gefühl in ihm hochgekocht. Ein Gefühl als hätte etwas Fremdes die Kontrolle über ihn übernommen.

Das nächste was ihm in Erinnerung geblieben war, war die grollende Stimme Miyas, der ihn gepackte und zurück gedrängt hatte, um Schlimmeres zu verhindern.

Bitter lachte Tatsuro in die Stille des Raumes.

Er war unberechenbar und zu wer weiß was fähig, wenn er den Boden unter seinen Füßen verschwinden sah.

Er liebte Yusuke und genau deshalb war er nicht gut für ihn.

Dieser hatte so etwas wie ihn nicht nötig und noch weniger verdient.

Und obwohl er dies mit einer solchen Bestimmtheit wusste, war er nicht in der Lage einfach loszulassen.

Nicht so...

Er musste wenigstens versuchen eine neutrale Ebene zu schaffen, auf der es möglich war weiter zusammen der Musik zu folgen, ohne diesen derzeit unübersehbaren Riss in ihrer Bandharmonie ständig spüren zu müssen.

Sollte Yukke auch nie wieder Vertrauen zu ihm aufbauen können oder wollen, so war das nur verständlich. Aber wenn es möglich sein sollte, dass dieser ihn wenigstens wieder akzeptieren würde, wenn auch nur als ein Mitglied der Band, dann wäre nicht alles vorbei und weiteren Karriereplänen stände nichts im Weg.

Es wäre seine Schuld würde sich erneut ein Schatten über sie legen der am Ende alles so verdunkelte, das jeder nur noch für sich alleine stand. Er hätte die Träume seiner Freunde auf dem Gewissen. Hätte all ihre harte Arbeit zu Staub zerfallen lassen und sich selbst um noch weitere wichtige Menschen gebracht.

Damit würde er nicht leben können!

Er musste das verhindern. Für sich und in erster Linie für die anderen.

Ruckartig sprang er von seiner Sitzgelegenheit auf und stürmte auf der Suche nach seinem Handy davon.

Zurück blieb ein völlig verschreckter Vierbeiner, der sich wohl nie mit der Aufregung, die sein Herr gelegentlich verbreiten musste, würde anfreunden können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  natsu-niji
2010-12-13T14:59:27+00:00 13.12.2010 15:59
hi liebes,
oh man bei dem kapiel weiß ich nicht wer mir mehr leid tut yukke oder tatsu?
ist wieder richtig gut man kann richtig nachfühlen wie verzweifelt die beiden sind der eine weil er nicht weiß warum tatsuro aufeinmal so anders ist und der andere weil er nicht weiß wie er mit den neuen gefühlen zu yukke zurecht kommen soll.
fand es niedlich und schön wie miya yukkke tröstend umarmt und für beide da sein will und ist.
tatsu ist ja auch eifersüchtig und geht yukke nach um zu sehen was passiert worauf yukke ja auch nicht ganz zu unrecht so sauer wird so das sich die situation zu spitzt und zwar so sehr das dieser yukke an die wand drückt und bedrohlich auf ihn wirkt und ihm vorwirft nicht zu wissen was los ist was dieser ja auch nicht wissen kann, bis zum glück miya dazwischen geht.
die fronten verhärten sich so noch mehr zwischen ihnen und ich kann tatsus verzweiflung, reue und furcht verstehen die er danach fühlt als er sich nach miyas aufforderung yukke stellt und dieser meint er soll ihn in ruhe lassen als dieser sich erklären will.
das bandklima leidet da ja auch mit und die freundschaft zwischen den jungs muss einiges abkönnen um damit klar zu kommen aber es freut mich das miya und satochi versuchen den beiden zu helfen auch wenn jetzt bisher erfolglos und ich denke der abstand yukke erstmal gut tut da diser erstmal zu seinem bruder fährt.
bin schon ganz neugierig wie es weiter geht.
*knuddel* deine natsu^-^
Von:  FLAU
2010-11-28T17:00:50+00:00 28.11.2010 18:00
woah guuut (* o *)
aber warum spannst du mich jedes mal aufs neue auf die folter??
argh! neues kapitel bitte, bitte, bitte ♥
Von:  -aftermath-
2010-11-27T19:25:01+00:00 27.11.2010 20:25
Boah!
Das war eben mal so richtig spannend! >-<
Yukke und Tatsu tun mir beide so leid... ;__;
Ich bin echt gespannt, was bei dem Telefonat jetzt passiert~
Schreib shcnell weiter! >-<
(Asonsten platze ich vor Neugierde. XD)


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