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Verworrene Pfade: Schatten

Die dritte Staffel
von

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Das Schloss der Geisterkönigin

Nur weil ein Kappastamm glaubt, dass es sich um Geister handelt, muss das ja nicht unbedingt stimmen...
 

7. Das Schloss der Geisterkönigin
 

Als Togarashi spürte, dass sie mit dem Rücken auf hartem Boden aufkam, wusste sie, dass sie in den Alptraum ihres Volkes geraten war: das Schloss der Geisterkönigin Urodela. Niemand war je hier gewesen oder besser, von hier wieder zurückgekehrt. Sie öffnete die Augen, nur, um zu sehen, dass ihre beiden Begleiter bereits standen. Sie waren wohl gar nicht gestürzt, sondern gleich gelandet. Beide hatten die Hände an den Schwertgriffen, zogen jedoch nicht.

„Was…“ brachte die Kappa hervor.

„Bist du verletzt?“ fragte Inuyasha hilfsbereit, ohne die Augen von den Wänden zu nehmen. Hatte er sich gerade getäuscht, oder war das Youki seines Halbbruders jäh aufgeflammt – um dessen Garderobe und Haar zu trocknen und ihn gleich dazu? Nun ja, wie buchstäblich nasse Hunde auch nur vor Geistern zu erscheinen wäre wohl schlicht peinlich.

„Nein, edler Herr.“ Sie erhob sich. Dass sie Angst hatte, brauchte sie nicht zu sagen. Es war sowieso verwunderlich, wie sehr sich dieser Junge oder junge Mann um ihr Wohlbefinden kümmerte. Kein männlicher Kappa tat das. „Wir...das hier muss das Schloss der Geisterkönigin sein, Urodela.“

„Geister? Na, das glaub ich weniger. Die Mauern sehen ziemlich massiv aus. Außerdem riecht es hier nach irgendwelchem Viehzeug mit Schleim oder so.“ Und auch, wenn seine Nase in dem dauernden Moorgestank gelitten hatte – das bekam er doch noch mit: „Na bitte.“ Das bezog sich auf eine Tür, die plötzlich in einer Wand erschienen war, sich öffnete. Ein weißes Wesen kam herein gekrochen – gegangen…wie immer man es nennen sollte. Ein menschlicher, männlicher Oberkörper, aber ein insektenhafter Hinterleib, der von den sechs Händen vorwärts gezogen wurde, die sich auf dem Boden abstützten.

Togarashi keuchte erschreckt ein wenig auf, ehe sie begriff, dass sich die Fremden zwischen sie und den Neuankömmling bewegt hatten.

„Was willst du?“ erkundigte sich der Halbdämon: „Und es wäre besser, wenn du uns hier wieder herauslassen würdest.“

„Ich will die Kappa.“

„Keine Chance. Dazu müsstest du an mir…uns vorbei.“ Die Korrektur war wohl angebracht. Immerhin stand sein Halbbruder mehr oder weniger ebenfalls vor Togarashi. Erinnerte die ihn an Jaken?

„Du willst sie beschützen? Eine weibliche Kappa?“

„Ja. Wieso so erstaunt?“

Ein weibliches Lachen schien aus allen Wänden um sie zu dringen: „Oh, da hat aber jemand so gar keine Ahnung! Wie amüsant. – Ihr wollt sie beschützen? Wisst ihr nicht, dass niemand eine weibliche Kappa schützt? Nun, meine jungen Freunde, willkommen in meinem Schloss. Mein Name ist Urodela. Folgt ihm in meinen Saal. Und seid nicht um die Kappa besorgt - sondern um euch.“

„Wir haben eigentlich keine Zeit für Spielchen.“

„Gut. Dann kommt. Und wir werden es kurz machen.“ Die unsichtbare Stimme klang noch immer erheitert.

„Na schön…“ knurrte der Halbdämon, warf aber einen Blick seitwärts.

Sesshoumaru schwieg. Seiner Meinung nach war jeder Aufenthalt Zeitverschwendung auf der Suche nach Vater und dem Tod dieses unsäglichen Schattendrachens, aber es war besser, der so genannten Geisterkönigin gleich gegenüber zu stehen. Ließ sie sie gehen – gut. Wenn nicht, war sie eben tot.
 

So folgten die Prinzen dem Halbmenschen. Die Kappafrau bemerkte mit gewisser Freude, dass sie sie zwischen sich behielten. Der Ältere ging zuerst, der jüngere blieb hinter ihr. Auch, wenn das gegen Urodela sicher nichts nützen würde, war sie gerührt. Nie zuvor hatte jemand sie beschützen wollen. Sie war nur ein weiblicher Kappa, für niedrige und gefährliche Arbeiten geboren.

Inuyasha blickte sich ein wenig neugierig um. Die Wände waren aus Lehmziegeln gemauert. Das sollte ein Schloss sein? Er konnte sich an so manches erinnern, in dem er gewesen war, aber das hier wirkte mehr wie ein Kerker, zumal nirgendwo auch nur der Hauch frischer Luft hereinkam. Alles roch dumpf, abgestanden. Und immer deutlicher wurde die Witterung nach Feuer, Kappa und etwas Großem, Schleimigen.

Sie erreichten einen Vorraum, in dem sich gewiss zwanzig Bewaffnete aufhielten, alle weiblich – und, zur großen Überraschung der Besucher alle Kappa. Sie warfen den Halbbrüdern scharfe Blicke zu, nickten Togarashi jedoch zu, durchaus freundlich. Große Türen öffneten sich und gaben den Blick auf einen Saal frei, der von gewaltigen Feuerschalen erhellt wurde. Rechts und links befanden sich Wesen, wiederum alle weiblich, Kappa und andere kleine Dämonen. Am Ende des Raumes lehnte eine riesige Gestalt auf einem Podest, sicher Urodela.

Ohne Zögern ging Sesshoumaru in den Saal. Nur seine Blicke glitten rasch umher, auf der Suche nach Wegen, Möglichkeiten. Inuyasha sah sich ebenfalls um, allerdings mehr neugierig. Was auch immer diese Urodela von ihnen wollte, damit würden sie fertig werden. Er wollte nur nicht, dass der Kappa was zustieß – aber das sah nicht so aus. Alle Anwesenden waren weiblich.

Urodela war eindeutig ein Molch, wenn auch der größte, den die Halbbrüder je gesehen hatten. Von Kopf bis Schwanzspitze maß sie gewiss an die fünf Meter. So, wie sie seitwärts lehnte, zeigte sie offen ihren bunten Bauch, die Kehle – eindeutig ihre schönste Seite, denn am Rücken und Kopf befanden sich riesige Warzen. Sesshoumaru hielt direkt vor ihr und betrachtete sie schweigend. Inuyasha schloss auf, dabei jedoch darauf achtend, dass Togarashi nach wie vor zwischen ihnen blieb.

„Hundedämonen, also!“ Urodela richtete sich etwas auf: „Das erklärt euren Beschützerdrang. Aber, wie ich schon sagte, wird eurer Begleiterin nichts geschehen. Jede weibliche Kappa, die meinem Portal zu nahe kommt, wird von diesem eingezogen und bleibt hier.“

„Und wenn sie nicht will?“ erkundigte sich Inuyasha prompt.

„Das Leben in meinem Schloss ist angenehmer als das, was die Kappafrauen sonst führen, junger …ah, du scheinst ein Halbdämon zu sein. – Aber auch, wenn sie wollten, wenn ich wollte, könnten sie hier nicht mehr weg. Ich bin Gefangene in meinem eigenen Schloss. Und damit kommt ihr ins Spiel.“

„Wenn du Wert drauf legst, bringen wir dich um und zerstören dein Schloss“, bot Inuyasha prompt an: „Wie schon gesagt, wir haben es eilig.“

„Ich will nicht einmal ausschließen, dass ihr das Schloss zerstören könntet.“ Die Königin blickte zu Sesshoumaru: „Schließlich erkenne ich den Sohn des Herrschers, wenn ich ihn treffe. Und du wirst kaum viel schwächer als dein Bruder sein. Allerdings wäre die Zerstörung eine recht…unschöne Selbstmordvariante, junger Freund. Dieses Schloss liegt unter dem Sumpf von Aran. Zerstört ihr die Mauern, die Bannkreise, wird der Morast hier alles unter sich begraben und uns alle umbringen. – Du hast nicht gefragt, was mit männlichen Kappa geschieht, wenn sie hier herkommen. Und anderen männlichen Dämonen. Ich schicke sie zu dem anderen Ausgang, den dieses Schloss einst hatte. Es ist eine Chance, wenn auch eine kleine, stets, dass sie dort hinausgelangen. Ihr habt sicher die beste, die je ein Besucher hatte.“ Sie seufzte ein wenig, ließ aber Sesshoumaru nicht aus den Augen. „Einst war der Ausgang frei und man konnte ungehindert von meinem Schloss in die Berge gelangen. Vor vielen Jahren jedoch erschien dort ein Wesen, das…..das diesen Ausgang seither blockiert. Weder mir noch sonst jemandem ist es möglich gewesen, Sola zu besiegen oder auch nur zu vertreiben. Gelingt es euch, könnt ihr euren Weg ungestört fortsetzen, denn sie bewacht auch den Ausgang zum Pass. Und wir alle können dieses Schloss auch wieder verlassen.“

„Und was ist mit Togarashi?“

„Sie ist eine weibliche Kappa. Sie kann bei mir bleiben oder, wenn der Weg frei ist, zurück zu ihrem Volk, wie alle anderen.“ Sie schien zu lächeln, als ihr Blick in die Runde glitt. Nun, soweit sie wusste, wollte keine der Frauen zurück.

„Das Portal, durch das wir herkamen, geht wohl nur in eine Richtung?“

„Ja, man kommt nur her, aber nicht wieder heraus.“

„Sola.“ Der Kronprinz fand, man habe wirklich genug diskutiert.

Urodela nickte. Spitze Zähne glitzerten in ihrem Maul, als sie lächelte: „Natürlich. Soweit ich es sagen kann. – Sie lebt in der Höhle, die aus meinem Schloss zum Pass führt, besser, in den Höhlen. Ihr Aussehen ist Schrecken erregend. Sie hat große Scheren am Kopf, mit denen sie ihre Beute festhält und zerreißt. Sie hat bis jetzt alle gefressen, die versuchen wollten, an ihr vorbei zu kommen, auch Wesen meiner Art und Größe. Von Kappa fand man nur einen formlosen Klumpen, so sehr hatte sie sie zermalmt, größere Wesen werden zerfetzt und in ….nun ja….mundgerechte Stücke zerlegt. Mehr fand man nie wieder von ihnen. Ich…ich weiß, dass sie extrem schnell und lautlos ist. Und sie jagt nur in der völligen Dunkelheit. Anscheinend kann sie auch so noch etwas sehen oder anderweitig erkennen. Ich habe sie oder besser ihren Schatten nur selten gesehen, denn niemand außer mir selbst wagt sich noch freiwillig in diese Höhlen. Aber ich muss eben ab und an überprüfen, ob sie noch immer dort lebt.“

„Na, hört sich ja verheißungsvoll an.“ Inuyasha zuckte die Schultern: „Und da müssen wir durch oder hier bleiben?“ Letzteres stand natürlich überhaupt nicht zur Diskussion.

Tatsächlich war sein Halbbruder der gleichen Meinung. So sah er nur zur Königin: „Zeig uns den Weg.“

Urodela nickte ein wenig. „Chela, führe sie zum Ausgang. – Und denke daran, den Bannkreis wieder gut zu schließen.“

Eine kleine, blauhäutige Dämonin mit schillernden Schuppen verneigte sich ein wenig. „Natürlich.“ Sie warf den Besuchern einen raschen Blick zu, aber da sich die Halbbrüder bereits umdrehten, machte sie sich auf den Weg.
 

Sie gelangten durch scheinbar endlose Gänge zu der hinteren Außenwand des Schlosses. Hier endete jeder Weg. Chela wandte sich um, die Hand an dem großen Anhänger, der auf ihrer Brust lag.

„Ich werde nun den Bannkreis öffnen. Dahinter liegt das Höhlenlabyrinth, in dem Sola haust und jagt. Der Hauptweg zum Pass führt von hier eigentlich geradeaus. Irgendwann allerdings werdet ihr eine Abzweigung erreichen…“ Natürlich nur, falls Sola sie bis dahin nicht gefunden hatte: „An der sich der Weg teilt. Der rechte führt zu dem Pass in das Gebirge, der linke zu einem weiten Tal zwischen dem Sumpf von Aran und dem Gebirge. – Eines solltet ihr noch wissen. Wie Urodela schon sagte, kann Sola in vollkommener Dunkelheit jagen. Ich persönlich vermute, dass sie sehr gut hört. Entweder es gelingt euch vollkommen lautlos zu gehen oder ihr müsst fliegen.“ Sie drehte sich seitlich, um den Zauber der Schlosswand zu lösen.

„Keh“, machte Inuyasha leise. Fliegen war nichts, was er konnte und der Herr Halbbruder würde gewiss den Teufel tun, ihn mit sich zu tragen. Also würde er wohl lautlos gehen müssen – zum Glück eine Übung, die er durchaus beherrschte.

Als sich die bislang unsichtbare Tür öffnete, stieg ein widerlicher Geruch in die Nasen der Halbbrüder. Hatten sie angenommen, der Morast von Aran würde die Nase beleidigen, die Luft im Schloss abgestanden sein, so war das das Übelste, was sie je wahrgenommen hatten. Der Gestank von Nahrungsresten, faulendem Fleisch und Verwesung erregte fast Übelkeit. Aber das half jetzt wohl nichts, da mussten sie durch, wollten sie Vater retten – und vor allem diesem Schattendrachen zeigen, dass er sie besser nicht auf sich aufmerksam gemacht hätte. So betraten sie den dunklen Gang, beide bemüht, möglichst flach zu atmen, um den Würgereiz nicht zu verschlimmern. Chela schloss hinter ihnen unverzüglich wieder das Portal, um es erneut magisch zu versiegeln. Die Prinzen befanden sich nun in vollkommener Dunkelheit.
 

Atreus betrat die Felsenkammer mit einem seltsam freudigen Lächeln. Der Inu no Taishou konnte nicht verhindern, dass sich sein Magen in unwillkürlicher Furcht zusammenzog. Was plante dieser Mistkerl denn schon wieder? Es hatte noch nie etwas Gutes bedeutet, wenn der Kagejin zu ihm gekommen war. Und wer war dieser Schatten, der ihm folgte? Ein anderer, als sein gewöhnlicher Folterknecht, da war er sicher. Nie zuvor hatte dieser einen Spiegel getragen.

„Kagami, zeige unserem lieben Gast doch einmal den Sumpf von Aran.“

Der Spiegelschatten gehorchte unverzüglich und trat zu dem Gefangenen, ließ ihn in den Spiegel blicken. Ein wenig irritiert betrachtete der Inu no Taishou den Morast. Was sollte das? Wollte Atreus ihn etwa dort versenken? Das war nicht unbedingt eine angenehme Todesart, aber er vermutete, dass der Schattendrache darauf keine Rücksicht nehmen würde.

„Du siehst so überrascht aus. Ich dachte mir, es wäre nur nett, wenn ich dir das Grab deiner mittlerweile einträchtigen Söhne zeige.“ Sie waren bestimmt Rivalen um die Macht, das Erbe ihres Vaters gewesen, wie er und sein eigener Bruder. Anders war es fast undenkbar, zumal sie auch noch verschiedene Mütter hatten.

Seine Jungs? Er nahm sich zusammen: „Du redest Unsinn. Was sollten sie in einem solchen Sumpf?“

„Hast du dir denn nicht denken können, dass sie ihren lieben Papi suchen? Immerhin waren sie schlau genug, einen Umweg zu nehmen. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich mit der Hilfe des Spiegelschattens auch diesen Weg überwache. Und jetzt hat Kagami sie verloren. Gestern Abend noch liefen sie mit einer angeblich ortskundigen Führerin durch den Sumpf von Aran – und heute…“ Atreus hob dramatisch die Hände: „Sind sie weg.“

„Du lügst.“ Oder hatte eine neue Methode gefunden, ihn zu quälen. Wäre es möglich…? Nun gut, er hatte selbst ja gehofft, ja, erwartet, dass die beiden ihn nicht im Stich lassen würden. Aber in einem Sumpf zu ertrinken...nein. Sesshoumaru konnte schließlich fliegen und trotz allem würde der niemals seinen Halbbruder eines so schmählichen Todes sterben lassen, zumal, wenn sie ein gemeinsames Ziel hatten.

„Oh, du glaubst mir nicht? Schade. – Komm, Kagami.“ Draußen vor der Tür fuhr der Schattendrache fort: „Kehre zum Sumpf von Aran zurück und beobachte deinen Spiegel. Er scheint sicher zu sein, dass sie noch leben. Ich will keine Überraschungen.“
 

Akago dachte nach. Etwas stimmte nicht, da war er sicher. Myouga war jeden Tag zu der Gefährtin des Herrschers gegangen – und heute hatte er sich entschuldigt. Nun gut, es klang sehr glaubhaft, dass er alle Kräfte in die Suche nach seinem Herrn steckte und keine Zeit fand. Diese Menschenfrau hatte das auch abgenommen, ja ihn noch gelobt. Aber dennoch war es eine Änderung im Verhalten. Wenn er selbst etwas aus Narakus Niederlagen gelernt hatte, so dass weder der Inu no Taishou noch seine Söhne noch seine Mitarbeiter Idioten waren. Es war wohl besser, ein wenig zu vorsichtig zu sein. Und wenn die Situation ein Opfer, nein, man sollte es einen Helden nennen, erfordern würde, so wusste er schon, wer das sein würde. Sein Blick glitt zu seinem Partner.

Leider war er in seiner Form als Kleinkind relativ unbeweglich, aber er würde sicher einen Menschen finden, der eine so dunkle Seele besaß, dass er ihn übernehmen konnte. Dämonen waren da schwieriger. Nicht, dass sie keine negativen Eigenschaften besessen hätten, aber die Ehrfurcht, ja, Liebe zum Inu no Taishou war leider immer ein heller Fleck, der die Übernahme erschwerte. Menschen, zumal der dritten Rangstufe, waren da eher verbittert oder konnten zumindest dazu gemacht werden.

Vorsicht war gewiss besser. Und darum würde er zusehen, dass er in den Palast gelangte. Ein Kind war unauffällig – und eine Fliege, die nicht gefangen werden wollte, sollte sich auf die Klappe selbst setzen.
 

Der Falke, der durch die Lüfte strich, landete vor Sarpedon und Betei, bereits die menschliche Form des stellvertretenden Heerführers annehmend. Patroklos war nur wenig überrascht, auch die Dämonenjäger des Prinzen dabei stehend vorzufinden, hatte doch der Mönch aus der Hauptstadt die Informationen des Nachrichtendienstes über Schattendrachen mitgebracht. So begann er seinen Bericht:

„Das Tal der Stufen ist frei. Ich konnte auch keinerlei magischen Hindernisse entdecken. Allerdings ist der Engpass dahinter mit Steinen und Baumstämmen blockiert. Und dort konnte ich auch Bannkreise spüren. Dahinter verbergen sich Krieger, wohl alles Schattendrachen. Ich blieb sehr hoch, um ihnen als Vogel zu erscheinen, konnte aber um die zwanzig zählen.“

„Diese Zahl Krieger wäre an sich kein Problem“, murmelte Betei nachdenklich. Sie hatte gut achtzig Amazonen noch hier, das Heer des Inu no Taishou bestand noch aus hundertfünfzig Kriegern, da die anderen in die Hauptstadt geschickt worden waren. Natürlich war eine solche Blockade ein Hindernis, das Opfer kosten würde.

„An sich nicht“, erwiderte Sarpedon. „Aber wir hörten ja, dass sie magische Fähigkeiten besitzen – und Diener aus dem Jenseits schaffen können. Hast du welche entdecken könne, Patroklos?“

„Nein. Aber das besagt natürlich nicht, dass keine dort sind.“

Kagome machte einen Schritt vor: „Verzeiht, Exzellenz…“

Dieser wurde sofort aufmerksam. Die Dämonenjäger des Prinzen hatten ihre Fähigkeiten bereits demonstriert. „Ja, Priesterin?“

„Es ist sicher möglich, dass Schattendrachen sich Wesen aus dem Jenseits rufen können. Aber womöglich können es nur die mächtigsten, da es sie zu sehr anstrengt, die Verbindung zu halten. Auch bei menschlicher Magie gibt es Grenzen des Einsatzes. Und ich bin mir eigentlich sicher, dass ich diese Art Zauber spüren könnte, wenn dort oben tatsächlich so viel Magie im Einsatz wäre. Einfache Bannkreise dagegen kann ich über eine solche Distanz nicht wahrnehmen.“

„Du müsstest näher heran?“

„Ja.“

„Und du kannst Bannkreise lösen?“

„Die meisten“, schränkte sie ehrlich ein: „Ich hatte es nie zuvor mit Schattenmagie zu tun.“

„Wenn ich Exzellenz einen Vorschlag machen dürfte“, meinte Sango: „Dann fliegen wir beide auf Kirara das Tal empor. Nicht zu nahe, aber doch näher heran. Ich vermute mal, dass die Schattendrachenkrieger nicht die Anweisung haben, auf zwei Menschenfrauen Pfeile zu verschwenden, da sie ja mit dem Heer und den Amazonen rechnen müssen.“

„Bleibt einfach außer Schussweite“, empfahl Betei, die keine Lust verspürte, dem Prinzen erklären zu müssen, dass seiner Priesterin etwas zugestoßen war. Sie hatte den Blickwechsel der beiden gesehen: „Sonst wäre ich mit dem Vorschlag einverstanden.“

Sarpedon nickte.
 

Inuyasha und Sesshoumaru wanderten in vollkommener Lautlosigkeit durch die Schwärze des Höhlenganges. Der Halbdämon hatte seine Hand an das Schulterfell gelegt, um unter Umständen zu erfahren, was der Kronprinz entdeckte, eine Geste, die der Ältere stillschweigend geduldet hatte. Es mochte wichtig sein, Sola schnell zu aufspüren und er nahm doch an, dass seine Nase besser als die Inuyashas war – wenn auch abgestumpft, durch die überwältigenden Gerüche der letzten Tage und Stunden. Auch die Luft hier in der Höhle war nicht gerade nasenschonend. Der Gestank nach verwesendem Fleisch war fast unerträglich. Diese Sola schien keine feinen Tischmanieren zu besitzen.

Er konnte nichts von Dämonenenergie spüren. War Sola ein Tier, kein Dämon? Aber das war gleich. Entweder, sie kamen hier unbemerkt durch – und konnten umso schneller weiter gehen oder Sola würde sich ihnen in den Weg stellen – der letzte Fehler ihres Lebens.
 

Je länger die geräuschlose Wanderung dauerte, umso mehr war Inuyasha sicher, dass sie beobachtet wurden. Es war das gleiche Gefühl, das ihm verraten hatte, dass die Spinnenschwestern hinter ihnen waren, die Gewissheit zur Beute geworden zu sein. Er zögerte kurz. Schließlich wollte er sich nicht lächerlich machen, aber dann zog er doch am Schulterfell seines Halbbruders, um den aufmerksam zu machen.

Sesshoumaru blieb prompt stehen. Auch er dachte an die Situation mit Kusa und Dasi. Dort hatte der Jüngere bewiesen, dass er in der Tat über gewisse Fähigkeiten verfügte. War das nun auch hier der Fall? Er hob die Hand, um sie in der Dunkelheit auf die Schulter seines Halbbruders zu legen. Er selbst konnte immer noch etwas um sich wahrnehmen, aber er war sicher, dass Inuyasha nichts mehr sehen konnte.

„Sie ist da“, murmelte Inuyasha leise, während er versuchte, in der Schwärze um sich etwas zu erkennen. Zu riechen war nur dieser Verwesungsgestank, zu hören nichts.

Sesshoumaru sah sich gezwungen, zuzugeben, dass auch er nichts um sie bemerken konnte. Allerdings hatte ihn die Sache mit den Spinnenschwestern durchaus gelehrt, dass es auch andere Sinne als die seinen gab. So drehte er sich erneut um. Seine Hand leuchtete in grünlichem Licht auf, als er die ätzende Säure austreten ließ.

Praktisch, so eine Laterne, wollte Inuyasha schon spöttisch sagen, als es ihm buchstäblich die Sprache verschlug. Sie befanden sich in einer Ausweitung des bisherigen Höhlenganges, der sich am anderen Ende dieses Raumes teilte. Davor allerdings hockte eine der schauerlichsten Kreaturen, die er je gesehen hatte – und er hatte eine Menge gesehen, vor allem unter diesen Primitivdämonen.

Irgendwie sah sie spinnenähnlich aus, immerhin hatte sie acht Beine. Sie stand aber nur auf sechs davon. Ihr gepanzerter Oberkörper war aufgerichtet und mit dem letzten Beinpaar wedelte sie in der Luft herum. Ihre Mundwerkzeuge waren so groß, wie ihr gesamter Oberkörper – sicher zwei oder gar drei Meter, genau war das bei dem matten, grünlichen Licht der Giftklaue schlecht zu schätzen. Jede Menge Haare standen wie Stacheln von ihrem Körper weg…
 

************************
 

Während Akago sich in den Palast einschleusen will, wartet im nächsten Kapitel auf die Hundebrüder ein "Kampf im Dunkeln".
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-07T09:14:09+00:00 07.03.2012 10:14
Togarashi kam also nicht mit. Vielleicht hättest du kurz erwähnen sollen, dass die Brüder sie absichtlich dort gelassen haben.
"und eine Fliege, die nicht gefangen werden wollte, sollte sich auf die Klappe selbst setzen."
Dieser Vergleich ist göttlich! Ich bin begeistert^^!
Nett, wie sich die Brüder auf die Pelle rücken. Das wäre vor Naraku wohl ebenso undenkbar gewesen.

Bye

Minerva
Von:  Schalmali
2010-07-07T07:42:18+00:00 07.07.2010 09:42
Ein Kappa-Frauen-Stämmchen mit ner Molchi als Anführerin, lustig hihi. Aber die armen Nasen der Hundebrüder. Von Sumpf, zu Abgestanden zu vergammelt, bäh. Eigentlich müsste man sich wirklich fast wundern wieso sie nicht wenigstens würgen, solch verwestes Fleisch reicht ja schon für Menschen grauenhaft. Und jetzt kommt Inuyashas Instinkt wieder zur Geltung, Zielgenau, könnte man geradezu sagen. Dafür ist er wirklich lobenswert.

*weiterles*
Von:  -Kirei-
2010-01-03T15:17:35+00:00 03.01.2010 16:17
Erinnert mich irgendwie an die Amazonen. Aber auch kein Wunder, so wie die Kappafrauen behandelt werden u.u

hmmm anscheinend ist der Feind dochvorsichtiger geworden..
Mal sehen wie das weitergeht..zumal Inu Yashas Freunde und die Amazonen schon näher gekommen sind..
Es bleibt spannend ^^

Ki
Von: -Suhani-
2009-12-24T13:37:09+00:00 24.12.2009 14:37
Hi. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich mal wieder Kommis schreibe. Erst Stress, dann kein Internet und dann beides. >.< Na ja. Jenny liest gerade das dritt Twilight-Buch zum hundertsten Mal, daher habe ich beschlossen, endlich mal den verpassten Lesestoff nachzuholen und Kommis zu hinterlassen. Genug gelabert, kommen wir zum Kappi. ^^
Diese Urodela finde ich nett. Hat in ihrem Schloss ein Flüchtlingslager für weibliche Kappa eingerichtet. Oder so was Ähnliches.
In vollkommener Dunkelheit kämpfen? Könnte ich nicht, ich lauf schon im Halbdunkeln immer gegen Schränke und Türen. ^^°°°

Schön zu sehen, wie sehr der HErr Papa auf die Stärke seiner Söhne vertraut. Wollen wir hoffen, dass dieses Vertrauen nicht enttäuscht wird.
Das Spinnenvieh ist widerlicht. Ich mag keine Spinnen. -.-
Bin schon gespannt, wie die Brüder Sola fertig machen. Hab ja noch ein paar Kappis vor mir...
Bis denne
Hani
Von:  Teilchenzoo
2009-11-14T21:08:58+00:00 14.11.2009 22:08
*hehe* Was für ne lustige Idee, Sesshoumaru als Youki-Trockner ... und wie freundlich, Inuyasha gleich mitzutrocknen.

Sola ist baaah ...wobei ich andere Wesen als schauerlichste einstufen würde. Mir machen Spinnen rein äußerlich nicht so viel aus wie Glibberviecher. Oder Zahn-Klauen-und-Glotzeaugen-Biester. Jedenfalls gut, dass Inuyasha zur Hälfte aus „Beutetier“ besteht, sonst wären sie ja prompt in diese Riesenspinne reingelaufen. Beängstigend, wie gut die sich verbergen, ihrerseits aber Beute wahrnehmen kann.

Urodela hat mich überrascht. Die Geisterkönigin ist nicht nur harmlos, sondern freundlich. Vor allem gegenüber weiblichen Kappas. Nun gut, wir wissen ja, wie solche Spukmärchen entstehen: oft genug aus Unwissenheit und Angst.
Aber sag mal, wenn in ihrem Schloss nur weibliche Wesen leben, wer ist dann dieser seltsame Bote, der sie aus dem Eingangsraum abgeholt hat? Und wieso hat Sola die Geisterkönigin bei ihren Erkundigungen nicht auch zerfetzt?

Lg neko
Von:  Tigerin
2009-10-01T04:03:59+00:00 01.10.2009 06:03
Sess ist doch regelrecht mal nett, dass er Inu gleich mit trocknet..^^ Es ist gut zu wissen, dass es der kleinen Kappa gut gehen wird. Jetzt haben es die Beiden nur noch mit Sola zu tun, bis sie aus der Höhle kommen. Ich bin froh, dass ich den Gestank nicht erriechen muss.. ich kann es nur wieder sagen, es ist immer wieder erstaunlich, was du dir für Wesen einfallen lässt..
Die strategischen Gespräche interessieren mich auch immer wieder..^^ Und mal schauen, was sich Akago einfallen lässt..

LG,
Tigerin

Von: abgemeldet
2009-09-16T17:48:54+00:00 16.09.2009 19:48
Hi erstmal danke für deine Ens...^^^Das war echt sehr spannend, bei dir wirds aber auch gar nicht langweilig....finde ich übrigens sehr gut. gg*

Ich finds süß das die Inu-Büder ihren Beschützerinstinkt aktiviert haben. ^^^Fand ich voll toll und sweety.....na dann bis zum nächsten Mal freu mich schon.

24
Von: abgemeldet
2009-09-16T17:36:44+00:00 16.09.2009 19:36
Wow deine Überraschungen sind immer wieder gut, die Herrscherin ist in ihrem eigenen Schloss gefangen...der Architekt war sehr clever.^^

lini
Von:  Sasuke_Uchiha
2009-09-15T13:31:44+00:00 15.09.2009 15:31
Da werden die Beiden ja ihren Spaß haben. Und auf Atreus wartet eine private Hölle, die ich mir nich mal vorstellen mag, wenn der Inu no Taishou wieder frei ist.
Von:  Ayako_san
2009-09-15T08:34:43+00:00 15.09.2009 10:34
klasse kapitel
das war so sessy :Ließ sie sie gehen – gut. Wenn nicht, war sie eben tot.
du bringst die cahras so genial rüber
ich bin begeistert das sessy inu schon so sehr vertraut ^^
die werden sicher dieses widerliche ding umnieten ^^
ich freu mich auf das nächste kapi
mfg
aya


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