Schlechte Neuigkeiten
Nach dem Sieg über Naraku und das Mottenheer sollte es eigentlich niemanden mehr geben, der den Inu no Taishou und seine beiden Söhne angreifen will.
Sollte.
1. Schlechte Neuigkeiten
Als der Flugdrache über dem Schloss des Herrschers erschien, war sein Tempo noch derart hoch, dass die Dämonen und Menschen in den Höfen hastig diese räumten. Auch die beiden Prinzen, die soeben einen Übungskampf austrugen, unterbrachen den.
„He“, machte Inuyasha: „Welcher Idiot…..“ Da erkannte er alarmiert die Reiterin: „Das ist doch Betei!“
Sesshoumaru schob bereits sein Schwert weg. Das war in der Tat beunruhigend. Betei war die Anführerin des Rates der Amazonen – und Vater war bei diesen Frauen, um sich für ihren Anteil bei seinem Sieg gegen Hyouga zu bedanken. Wenn diese nun herkam – und noch dazu mit einer derartigen Geschwindigkeit, war etwas geschehen.
Die Amazonenführerin sprang aus dem Sattel, noch ehe der Drache gelandet war, und eilte zu den Prinzen, zum einen froh, die beiden sofort zu entdecken, zum anderen ängstlich, wie ihre Nachricht aufgenommen würde. Sie warf sich flach zu Boden: „Euer Gnaden...Euer Durchlaucht…“ brachte sie hervor.
„Nachricht vom Herrscher?“ erkundigte sich der Kronprinz kühl.
Inuyasha trat neben ihn, sein Schwert ebenfalls wieder an der Hüfte. Da war der Herr Halbbruder zum ersten Mal im Leben bereit, mit ihm zu üben, und dann so eine Unterbrechung: „Was ist geschehen, Betei?“
„Der Herrscher…Er ist spurlos verschwunden!“ Sie konnte es kaum aussprechen: „Ich…ich übernehme selbstverständlich die Verantwortung….“
„Soll das ein schlechter Scherz sein?“ erkundigte sich der jüngere Prinz prompt: „Wieso sollte Vater, ich meine, der Herrscher…?“
Sesshoumaru war sachlicher: „Ihr konntet ihn nicht mehr finden und habt auch keine Nachricht erhalten.“ Undenkbar, dass sich Vater einer derartigen Unhöflichkeit schuldig machte – aber ebenso unglaublich, dass es jemandem gelingen sollte, den mächtigen Inu no Taishou mal eben zu entführen.
„Ja, Euer Gnaden. Ich...ich eilte unverzüglich her.“ Betei wagte es, sich etwas aufzurichten. Immerhin lebte sie noch. Noch, denn eine Entführung des Herrschers oder gar dessen Tod während er wo zu Gast weilte, war nur zu leicht als Hochverrat auszulegen: „Es geschah während des Festes, gestern Abend. Ab Mitternacht verlor sich jede Spur. Wir suchten, dann flog ich her.“
Also waren acht Stunden vergangen.
„Keh!“ machte der jüngere Halbbruder leise: „Dann müssen wir ihn eben selbst suchen, wenn ihr zu unfähig dazu wart!“
„Inuyasha.“ In dem Namen lag Tadel, ehe der Kronprinz nachdachte: „Es ist auszuschließen, dass der Herrscher freiwillig das Fest verließ.“ Er sah seitwärts zu seinem Halbbruder: „Geh zu Sarpedon. Er soll unverzüglich das Heer zusammenrufen und in den 3. Bezirk zur Ortschaft Hok abmarschieren. Und bringe deine Dämonenjäger her.“
„Euer Gnaden!“ appellierte Betei: „Bitte, tut mit mir, was immer Ihr wollt, aber verschont meine Amazonen!“ Sie wagte es, sich etwas aufzurichten. Sollte sie seine Knie umfassen, in der uralten Geste der Flehenden?
Sesshoumaru senkte den Blick zu ihr: „Sei keine Närrin. Wer auch immer den mächtigen Inu no Taishou entführte, hat einen Plan. Und ist mit Sicherheit irgendwo im Norden.“
Sie atmete auf.
Inuyasha nickte etwas: „Du willst vorsichtig sein, oder?“ Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass es jemand geschafft haben sollte, Vater zu entführen, aber solange der nicht wieder auftauchte, war es besser, das Heer in Reichweite zu haben. Und da er die auffordernde Handbewegung bemerkte: „Bin ja schon weg.“ Er machte sich auf die Suche nach dem Heerführer.
„Jaken!“
„Euer Gnaden?“ Der kleine Hofrat, der sich wie immer in der Nähe seines Gebieters aufgehalten hatte, hetzte heran.
„Sage Rin, sie soll unverzüglich einen Drachen für Seine Durchlaucht fertig machen und dessen Dämonenjäger, und einen weiteren für Betei.“
„Ja, Euer Gnaden.“ Der Krötendämon eilte davon.
So fand Inuyasha, als er mit Kagome, Sango und Miroku in den Hof zurückkehrte, zwei Drachen vor, die das kleine Menschenmädchen am Zügel hielt. Ein wenig irritiert sah er zu seinem Halbbruder:
„Was ist jetzt?“
„Du gehst mit deinen Jägern und Betei in das Lager der Amazonen und untersuchst, was dort vorgefallen ist.“
„Oh…“ Das hätte Sesshoumaru ihm früher nie zugetraut. Etwas geschmeichelt sagte Inuyasha: „Mach ich. Bleibst du hier? Ich meine, wenn ich Nachrichten für dich habe...“
„Ja.“ Und er würde Myouga fragen, was eigentlich der Nachrichtendienst trieb. Schliefen die? Er drehte sich um und ging ohne weiteres Wort.
Inuyasha nickte: „Na, dann komm, Kagome. Rin, du fliegst uns.“
„Ja, Euer Durchlaucht.“ Die Kleine übergab der aufstehenden Betei die Zügel des anderen Drachen. Sie wusste nur zu gut, dass der Prinz nicht ohne Reiter einen Drachen fliegen konnte. Der Kronprinz könnte, wenn er wollte, davon war sie überzeugt, aber sie war froh, dass er offenbar lieber sie an die Zügel ließ.
Betei war ein wenig überrascht, warum der Prinz nur mit der Priesterin fliegen wollte, schwieg jedoch, zumal sie verwundert erkannte, dass sich der kleine Katzendämon, der bei den Dämonenjägern gestanden hatte, sich plötzlich vergrößerte, und das andere Menschenpaar aufstieg. So schwang sie sich auf den Reitdrachen, nicht ohne einen zweiten Blick auf die Dämonenjägerin zu werden, die anscheinend ohne jedes Problem mit dem geradezu gigantischen Bumerang hantierte. Das musste der neue Harmost sein, der Anführer aller Dämonenjäger. Natürlich hatte es den Amazonen zugesagt, dass es sich dabei um eine Frau handelte.
„Wie lange hast du hergebraucht, Betei?“ erkundigte sich Inuyasha.
„Sechs Stunden, Euer Durchlaucht. – Ich weiß nicht…benötigen Eure Menschen Pause?“
„Wir haben keine Zeit dazu. Los, Rin.“ Er machte sich erhebliche Sorgen um seinen Vater.
Hofrat Myouga fiel zu Boden, als ihm der Kronprinz höchstpersönlich die Neuigkeit brachte – weniger aus höfischem Zeremoniell, als vielmehr, weil die Knie unter ihm brachen. „Euer Gnaden…..“
„Spar dein Gerede. Ich gehe davon aus, dass Vater entführt wurde, wenn nicht Ärgeres. Wer kommt in Betracht?“ Sesshoumaru blieb stehen.
Der Flohgeist schüttelte etwas den Kopf: „Mein armer Herr! Ich…ich kann mir einfach nicht vorstellen, wem es gelingen könnte….Also, ganz sicher niemandem allein.“
„Sag mir etwas, das ich nicht weiß.“
„Ja, Euer Gnaden….Ich...ich lasse rasch eine Landkarte des Gebietes holen.“
„Der 3. Bezirk. Die Amazonen leben dort in den nördlichen Steppen.“ Das wusste er auch selbst.
„Ja, Euer Gnaden.“ Myouga gab die Anweisung an sein Vorzimmer, ehe er sich wieder umdrehte: „Das ist mir ebenfalls bewusst. Und ich bin sicher, dass die Amazonen nichts mit dem Verschwinden zu tun haben. Das würde nicht nur gegen ihren Treueschwur verstoßen, sondern auch gegen ihre Ehre. Gäste sind unantastbar. Ich gehe allerdings auch nicht davon aus, dass Provinzfürst Suez der Urheber ist. Erstens darf er nach dem Vertrag das Gebiet der Amazonen nicht betreten und zweitens wäre er selbst mit seiner gesamten Schlosswache nicht in der Lage, gegen den Herrn vorzugehen.“
„Weiter.“ Das klang vernünftig – aber auch so, als ob der Leiter des Nachrichtendienstes eine Idee hätte.
„Ich…wenn ich richtig informiert bin, hat der Herr Tenseiga hier gelassen.“
„Ja.“ Es wäre unhöflich gewesen, bewaffnet und in einer Rüstung zu einem Fest zu erscheinen. Aber das bedeutete auch, dass Vater den Pfad der Dunkelheit nicht hatte einsetzen können. Natürlich waren seine sonstigen körperlichen und dämonischen Fähigkeiten beachtlich….
Myouga nickte: „Dennoch wäre kein anderer Dämon, nun, äußerst wenige, in der Lage, den Herrn erfolgreich anzugreifen. Es muss sich also um einen Hinterhalt gehandelt haben. Und es muss Magie im Einsatz gewesen sein.“
„Ich habe Inuyasha mit seinen Dämonenjägern zu den Amazonen geschickt.“
„Oh, Euer Gnaden kam auf den gleichen Gedanken.“ Der Flohgeist eilte zur Tür: „Danke.“ Er nahm seinem Mitarbeiter die Karte ab und rollte sie auf. Nachdem er sie mit zwei Steinen beschwert hatte, sprang er selbst darauf: „Auf dieser Karte ist das Gebiet der Amazonen eingezeichnet. Hier ist Hok, der letzte Ort, den Männer noch betreten dürfen. – Was ist eigentlich mit Inu…Seiner Durchlaucht oder Miroku?“
„Betei und die Amazonen werden es nicht wagen.“
Nein, das würden sie wohl nicht, entschied Myouga. Sie waren sowieso schon nahe an einer Anklage wegen Hochverrates. „Hier, im Nordosten endet das Amazonengebiet und das Reich des Herrn an den Schattenbergen.“
„Dahinter ist nichts.“
„Nichts würde ich nicht sagen. Ein Steppenland namens Doria. Aber die dortigen Bewohner kümmern sich nicht um uns. Man nennt sie Schattendrachen. Vor langer Zeit, bevor Ihr auf der Welt wart, traf der Herr einmal mit ihrem König zusammen. Nun gut, sie kämpften, dort in den Bergen. Der älteste Sohn wurde dann der König und seither haben wir nie mehr etwas von ihnen gehört.“
Sesshoumaru dachte nach. Rache nach so langer Zeit wäre unsinnig. Dennoch…. „Was weißt du noch über diese Schattendrachen?“
„Sie selbst nennen sich Kagejin, das Volk der Schatten. Aber sie leben mehr für sich. Nur der damalige König wollte unbedingt in dieses Reich einfallen. Sein Sohn meinte zu jener Zeit schon, dass das sehr ungewöhnlich bei ihnen sei. Sie sind sich wohl selbst genug. Aber der König befiehlt.“
„Natürlich.“
„Ich werde alles über sie heraussuchen, Euer Gnaden.“
„Was ist sonst noch in den Bergen dort?“
„Ich weiß nichts. Aber die Amazonen könnten Euer Gnaden sicher mehr berichten.“
Sesshoumaru musterte die Landkarte. Natürlich kannte er die Bezirke, aber so weit im Nordosten war er nie gewesen. Selbst, als es um die Naraku-Affäre gegangen war, hatte Vater Inuyasha in den 3. Bezirk gesandt. „Was ist dies? Ein See?“
„Nein, ein Sumpfgebiet. Aber genaueres …“ Er zuckte ein wenig die Schultern.
„Erstatte Bericht, sobald du mehr über die Schattendrachen weißt.“
„Ja, Euer Gnaden. Denkt Ihr….“
„Immer.“
Myouga nahm diesen eisigen Kommentar als Anlass, eilig sein Arbeitszimmer zu verlassen.
„Sag mal, Inuyasha“, meinte Kagome: „Ich dachte, Männer dürfen nicht zu den Amazonen? Aber dein Vater war da, du und Miroku sollt jetzt dahin…?“
„Stimmt.“ Er sah seitwärts: „Betei?“
Die Amazonenführerin ließ ihren Drachen näher heranfliegen: „Euer Durchlaucht?“ Er gab die Frage weiter und sie nickte: „Es ist unüblich, in der Tat. Aber natürlich haben wir Seiner Hoheit Treue geschworen – und dem Kronprinzen. Und ich…wir alle, möchten zu gern wissen, wer die Gastfreundschaft unserer Gemeinschaft brach. Ich gab Anweisung, dass niemand unser Dorf verlassen darf.“
„Also sollten deine...deine Kriegerinnen inzwischen wissen, ob Fremde da waren oder eher sind?“
„Ja. Aber ich denke, dass das unmöglich ist. Wir kennen uns alle. Leider.“ Denn das bedeutete, dass eine oder mehrere Amazonen nicht nur gegen das Gastrecht verstoßen hatten, den Vertrag mit dem Inu no Taishou gebrochen, sondern auch noch Hochverrat begangen hatten. Und eigentlich hätte sie das keiner ihrer Kriegerinnen zugetraut. „Darf ich Euer Durchlaucht eine Frage stellen?“
„Ja.“
„Der…der Kronprinz als…als derzeitiger Regent sandte Euer Durchlaucht zu uns. Wie weit gehen Eure Vollmachten?“ Sie wollte nicht direkt fragen, ob er über Leben und Tod entscheiden dürfe.
Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Ich mache, was ich will.“
Er ahnte nicht, dass dieser Satz die Amazone noch mehr beunruhigte. Sie konnte nur hoffen, dass sich die Prinzen zügeln würden, nichts tun würden, was sie gegenüber ihrem Vater nicht rechtfertigen könnten – aber auch sie kannte das geflügelte Wort im Reich: du siehst ja aus, als ob du von beiden Prinzen gejagt wirst. Und den Kämpfen der beiden nach zu urteilen, die sie mitangesehen hatte, sollte man das wirklich vermeiden.
Sango wandte ein wenig den Kopf zu ihrem Ehemann: „Ich habe ein ganz ungutes Gefühl…“
„Nicht nur du. Sesshoumaru ist noch eisiger als sonst und Inuyasha sauer. Sie wollen ihren Vater zurück. Und dazu sind sie bereit, über Leichen zu gehen.“
„Das meinte ich nicht. – Wer ist es, und wie, der den mächtigen Inu no Taishou bezwingen kann? Und was können wir als Menschen gegen solch einen mächtigen Mann…oder Frau ausrichten? - Oh, und du meinst, es könnte Probleme geben, weil die Prinzen wütend sind? Sie werden sicher nichts tun, das sie ihrem Vater nicht erklären können. Aber warte mal ab, was passiert, wenn dieser….sagen wir, nicht mehr in der Lage dazu ist Erklärungen anzuhören…“
„Gütiger Himmel.“ Miroku seufzte. Das gäbe ein Massaker, da war er sicher.
„Du sagst es. Wir werden zusehen müssen, dass wir Inuyasha so gut unterstützen, wie es nur geht. – Und halte dich bei den Amazonen zurück.“
„Ich habe meine Lektion gelernt! Keine Sorge.“ Noch einmal sollte sie nicht um sein Leben kämpfen müssen. Und die Bezeichnung als „Zuchtmann“ hatte ihm auch nicht sonderlich gefallen.
„Das will ich hoffen.“
„Sango, auch, wenn du es nicht glaubst: ich bin Profi.“
Genau so lange, bis er eine hübsche Frau sah, dachte seine geplagte Angetraute, aber sie hoffte mal, dass er sich wirklich zusammenreißen würde.
Der Inu no Taishou verlagerte ein wenig sein Gewicht. Seine Hände waren mit Bannketten an die Decke dieser Felsenkammer gefesselt, so dass er ausgestreckt stehen musste. Um die Fußknöchel lagen ebensolche magischen Bande, die ihn am Boden hielten. Zusammen waren sie stark genug, selbst ihn so zu schwächen, zu halten. Er betrachtete den kleinen Teich aus glühender Lava direkt vor sich. Die Hitze reizte die Haut seines unbekleideten Oberkörpers ebenso wie die Schwefeldämpfe seine Hundenase, seine Augen. Aber er wusste, es würde noch schlimmer werden.
So überlegte er lieber zum hundertsten Mal, wie er aus dieser Lage wieder herauskommen würde. Wie er hier hineingeraten war, war ihm nur zu bewusst.
Er und sein Hang zur Romantik.
Als ihn diese Amazone heimlich angesprochen hatte, war er neugierig gewesen – und hatte ihr zugehört. Sie hatte erklärt, dass sie eine Freundin Thaleias sei, der Kriegerin, die gemeinsam mit Sesshoumaru in der Schlacht gegen die Motten gekämpft hatte. Und dass ihre Freundin ein kleines Präsent für den Kronprinzen habe. Mit gewissem Amüsement, eine Liebelei seines Ältesten unterstützen zu können, war er der Unbekannten aus dem Lager in die Nacht gefolgt – der letzte Fehler in einer ganzen Reihe davon, den er begangen hatte.
Nur Sekundenbruchteile später war etwas aus der Dunkelheit über ihn geflogen – ein Netz, aus ebensolchem magischen Material, wie es die Bande hier waren. Er hatte versucht, sich zu befreien, aber die Amazone hatte etwas aufgenommen, ein kleines Töpfchen, das sie direkt vor ihm zerschlug. Dann eilte sie davon. Er war unter dem entsetzlichen Gestank, der aus dem Gefäß in seine Nase stieg, zusammengebrochen, hatte nur noch zusehen können, wie Männer auf ihn zugekommen waren, und hatte schlussendlich das Bewusstsein verloren. Das war keine normale Amazone gewesen, war ihm nun klar, sondern sicher eine schwarze Priesterin.
Tja. Jetzt stand er hier und konnte nur abwarten, wer so viel Mühe und sicher Geld in seine Verschleppung investiert hatte. Eines war jedenfalls nur zu klar: der Entführer wollte ihn lebendig haben. Und es konnte wenig Gründe geben, warum. Leider fiel ihm keiner ein, der positiv für ihn gewesen wäre.
Er hatte gar nicht versucht, die Ketten zu zerreißen, da er sicher war, dass sie halten würden, ja, auf ihn ausgelegt worden waren. Er sah keine Chance, sich selbst zu befreien. Allerdings hatte er die Hoffnung, dass die Amazonen bald merken würden, dass er fehlte, und Betei ehrbar genug wäre, sofort seine Söhne zu verständigen. Auf die unbedingte Loyalität seiner Jungs konnte er bauen. Sie würden sicher nicht die Hände in den Schoss legen.
Ein Geräusch ließ ihn zu der schweren Holztür sehen. Der Riegel wurde anscheinend beiseite geschoben. Ein dunkles Wesen kam herein, gehüllt in einen schwarzen Umhang, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Wortlos näherte es sich ihm.
Der Inu no Taishou entdeckte in sich ein ungewohntes Gefühl, das er rasch als Angst erkannte. Aber wohl interessanter war im Moment der junge Mann, der nun herein trat. Er hatte einmal gegen solche Wesen gekämpft.
„Ein Schattendrache!“ Diese waren doch sich selbst genug, zumindest hatte das nach seinem Sieg der Sohn des alten Königs zu ihm gesagt. Seither war auch Ruhe an dieser Grenze gewesen.
„Oh, welche Ehre, von einem so mächtigen Herrscher erkannt zu werden, “ spottete der Fremde: „In der Tat. Ich bin ein Schattendrache. Nicht irgendeiner, sondern der wahre König.“
„Es mag eine Zeit her sein, aber ich kann mich nicht entsinnen, dich schon einmal gesehen zu haben.“
„Stimmt auffallend. Nachdem du meinen Vater getötet hattest, hat sich mein…lieber, kleiner Bruder Tysestes zum König gemacht. Und die meisten Dummköpfe des Volkes folgten ihm in eine ach so friedliche Zeit. Mein Name ist Atreus. Ich bin der wahre Erbe meines Vaters. Ruhm und Macht dem Volk der Kagejin!“
Ach du liebe Güte, dachte der Inu no Taishou. Ein Fanatiker. Und zwar einer, dessen Vater ich getötet habe.
„Nur wenige Schattendrachen sind mir in diese Festung gefolgt. Aber ich verfüge über unglaubliche Macht. Sieh dir das Wesen neben dir gut an. Er ist ein Schatten aus dem Jenseits, den ich rief, wie auch andere. Er dient nur mir, mit ganzer Seele. Und ich schuf ihn nur zu einem Zweck: dich leiden zu lassen. Andere sind mir auf andere Weise zu Diensten, aber du wirst sicher viel Genuss an seiner Gesellschaft haben.“
Das klang nicht gut, entschied der Inu no Taishou, meinte jedoch: „Du willst also den Tod deines Vaters rächen?“
„Auch“, gab Atreus zu: „Aber mehr geht es um den Ruhm meines Volkes.“
„Du willst folglich König werden?“
„Ich BIN der wahre König! – Entzünde die Fackel, Schatten des Schmerzes. Und zeige ihm, wie qualvoll ein harmloser Beginn sein kann.“
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Da hat sich der Inu no Taishou durch seinen Hang zur Romantik ja in etwas geritten.
Im nächsten Kapitel ermitteln Inuyahsa und seine Dämonenjäger bei den Amazonen, während Seine Gnaden ein wenig den Nachrichtendienst auf Trab bringt.
bye
hotep