Zum Inhalt der Seite

Halt mich!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich könnte weinen...

Ich bemerkte den auffälligen Lidstrich, den farbigen perfekt sitzenden Lippenstift, die langen künstlichen Wimpern und die leicht roten Wangen, die künstlich hervorgerufen wurden.

Ich kannte dieses Mädchen, wusste aber gleich, dass sie eine völlig Fremde für mich war. All die Jahre hatten wir uns nicht gesehen, da ich im Ausland unterwegs war.

Nun war ich zurück und es hatte sich scheinbar alles geändert…
 

Hinata war nie ein Mädchen, das viel wert auf ihr Äußeres legte. Sie war gepflegt, keine Frage, aber sie verzichtete auf jegliche Schminke, da sie dies einfach nicht nötig hatte.

Sie trug all die Unschuld, all die Nettigkeit in sich, die der großen weiten Welt fehlten.

Das Mädchen kam aus einer reichen Familie und manchmal wurde ihr dies zu viel, da sie eher zurückhaltend war und nicht mit dem Druck leben konnte die ihre Familie ausübte.
 

Ich beobachte Hinata, als sie die Treppe hinunter ging und mir war ihre Selbstsicherheit nicht entgangen. Doch etwas war anders als sonst. Eigentlich kannte ich Hinata als zurückhaltendes, freundliches Mädchen, das kein Wässerchen trügen konnte, dieses Verhalten passte einfach nicht zu ihr.

Hinata sah sich im Wirtshaus um, scheinbar suchte sie jemanden, auch wenn ich nicht wusste wer diese Person war. Mich suchte sie sicherlich nicht, denn sie wusste gar nicht, dass

ich zurück war.

Hinata wollte gerade wieder die Treppe hochgehen, als sich ihr und mein Blick trafen. Plötzlich bröckelte ihre Fassade einen Moment, doch sie schaffte es schnell sich wieder zu fangen, und ohne mir eine Chance zu einer Geste zu geben, eilte sie wieder die Treppe nach oben.
 

Ich hatte sie früher bewundert, weil sie das Leben führen durfte, dass ich mir immer gewünscht hatte. Vielleicht hasse ich sie nun, da sie dies einfach weggeworfen hatte. Doch durfte ich überhaupt so über sie urteilen? Vielleicht war etwas Schreckliches vorgefallen, von dem ich noch nichts wusste.

Vielleicht hatte mein Onkel wieder einmal den falschen Ton getroffen und seine Tochter war deswegen aus dem Anwesen verschwunden. Ich durfte keine falsche Schlüsse ziehen, wusste aber auch nicht, ob es sinnvoll war überhaupt mit Hinata zu reden, immerhin geriet sie bereits in Panik, als sich unsere Blicke trafen.

Zwei Jahre hatten wir uns nicht gesehen. Nach meinem achtzehnten Geburtstag war ich ohne große Umschweife ins Ausland geflohen. Peking. Wieso ich gerade diese Stadt wählte wusste ich nicht. Ich wollte einfach raus, weg von meiner Familie, weg von Tokyo.

Und nun war ich hier. Wie ein Vogel, der frei sein durfte und doch Sehnsucht nach seinem Käfig verspürt. Ich war noch nie wirklich frei gewesen.
 

Ich rührte lustlos meinen Kaffee um und dachte über das nach was gerade vorgefallen war. Eigentlich hasste ich Kaffee, doch es war zu früh für etwas Alkoholisches und für einen Kakao war ich bereits zu alt. Kaffee war das perfekte Getränk wenn man achtzehn war und nicht bereits am späten Nachtmittag betrunken sein wollte.

Mich ließen die ungeklärten Fragen nicht los. Was machte Hinata hier und wieso hielt sie sich in den oberen Teilen des Lokals auf? Meines Wissens waren dort oben nur Hotelzimmer. War sie etwa zuhause rausgeflogen?

Es gab eine Grauzone in diesem Lokal. Man sagte sich, dass die oberen Zimmer auch für verzweifelte Ehemänner und deren Spielgefährtinnen freigehalten wurden. Doch zählte Hinata zu diesen Prostituierten? Zumindest würde das ihr auffälliges Makeup erklären.
 

Ich blieb in der Bar sitzen, mich zog nichts in meine jetzige Bleibe und auch sonst war ich lein Freund des Lebens.

Wieso ich überhaupt zurück nach Tokyo gekommen bin wusste ich nicht, aber hier waren immerhin meine Wurzeln. Ob ich nun in Peking war oder hier machte im Groben gesehen keinen Unterschied.

Ich wusste nicht, ob Hinata überhaupt noch einmal die Treppe runterkommen würde. Ich beobachte Männer, die rauf und runter gingen. Es waren hauptsächlich Männer. Die meisten blieben nur eine halbe Stunde, wenn überhaupt und ich wusste genau was sie dort oben getan hatten.

Doch ich konnte nicht glaube das Hinata zu dieser Sorte gehörte, ich musste mit ihr reden. Endlich hatte mein tristes Leben wieder einen Sinn, auch wenn es nicht gerade eine Lebensaufgabe sein würde rauszubekommen was Hinata in dieser Kneipe tat.
 

Nach gefühlten Stunden kam sie endlich die Treppe runter, steuerte direkt auf mich zu und setzte sich gegenüber von mir. Allerdings nicht direkt an den Tisch, sondern seitlich, als ob sie jeden Moment vorhatte zu fliehen.

„Du bist ja immer noch hier“, sagte sie zur Begrüßung und ich bemerkte den rauen Ton den sie nach all den Jahren bekommen hatte.

„Ja, ich wollte nur einen Kaffee trinken.“ Ich deutete auf meine Tasse, in der sich zwar Kaffee befand, dieser aber bereits kalt war. „Was machst du hier? Solltest du nicht zuhause sein?“

„Ich wohne nicht mehr dort“, sagte sie knapp. „Ich wohne nun hier.“ Es klang wie eine Lüge.

„Wieso ausrechnet hier? Es gibt bestimmt schönere Hotels.“

„Wieso trinkst du deinen Kaffee hier?“, stellte sie eine Gegenfrage.

Ich wusste selbst nicht genau, wieso ich selbst überhaupt hier war, deswegen konnte ich es Hinata auch nicht verübeln das sie dieses Hotel gewählt hatte.

„Wieso wohnst du nicht mehr im Anwesen?“

Hinata sah mich nicht an, starrte nur die ganze Zeit auf ihre Schuhe, scheinbar damit ich den Ausdruck in ihren Augen nicht sah, doch ich spürte wie sie sich fühlte.

„Weil man mir mein ganzes Leben lang eingeredet hat, dass ich nichts wert bin“, sagte sie leise und ich hörte das Zittern in ihrer Stimme.

Dachte sie wirklich so? War es doch eine Bürde für sie, dass ihr Vater ein Mann mit Macht war? Setzte man zu hohe Anforderungen?

„Das stimmt doch nicht“, sagte ich leise und versuche ihr etwas die Last zu nehmen.

Hinata sah zu mir auf und zum ersten Mal sah ich das Feuer in ihren Augen, dass ich so lange vermisst hatte.

„Du hast doch nicht die geringste Ahnung was stimmt und was nicht“, zischte sie, stand auf und ging wieder die Treppe rauf.

Ich sah ihr nach, unfähig mich zu rühren, viel zu sehr erschrocken vor dem was sich vor mir auftat. Hinata hatte recht. Ich hatte wirklich keine Ahnung…
 

Ich ging nach einer Weile die Treppe ebenfalls hinauf. Es war spät geworden, doch das war mir egal. In meiner kleinen Wohnung würde eh niemand auf mich warten.

Ich sah mich kurz im Erdgeschoss um und entdeckte eine kleine Rezeption.

Hier war ich wirklich noch nie, auch noch nie in einem der Hotelzimmer.

Die Frau an der Empfangsstelle hatte blondes Haar, war extrem geschminkt und ihre langen, buntlackierten Fingernägel glichen eher Krallen eines wilden Tieres.

„Arbeitet eine Hinata hier?“, fragte ich ohne eine höfliche Begrüßung.

Die Dame an der Rezeption nahm erst jetzt meine Anwesenheit war. „Hinata Hyuuga, richtig.“

Wäre ich ein Krimineller hätte ich spätestens jetzt ihren Nachnamen erfahren. Datensicherheit war hier offensichtlich ein Fremdwort.

„Ich würde sie gerne sprechen“, sagte ich, wusste allerdings nicht genau was ich als Begründung für meinen Besuch nennen sollte.

Doch die Frau grinste nur breit. „Ich verstehe. Kein Grund nervös zu sein. Sie hat in zehn Minuten Zeit für dich.“

Ich verstand ihr Lächeln nicht auf Anhieb, doch scheinbar dachte sie, dass ich einer dieser Männer war, die die Dienste von solchen Frauen nahmen.

„Geh‘ doch schon mal in das dritte Zimmer von rechts. Sie kommt sofort zu dir“, sagte die Frau und deutete den Flur entlang.
 

Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach werden würde zu Hinata zu gelangen. Ich hatte das Geld für den Besuch der Frau an der Theke gegeben. Es war viel, aber es war verdaulich.

Ich setzte mich auf das Hotelbett, dass bestimmt auch bessere Zeiten gesehen hatte. Das Zimmer war zwar nicht runtergekommen oder schmutzig, aber man spürte die Verdorbenheit in jedem Quadratmeter des Raumes.

Was ich genau hier wolle oder tat wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich unbedingt mit ihr sprechen musste, vielleicht sogar nur, um mein eigenes Gewissen zu beruhigen.

Die Tür ging auf und meine Cousine trat ein, scheu, aber dennoch zielstrebig. Es überraschte mich immer wieder, wie Widersprüchlich sie war.

Als sie mich erkannte ging sie einen Schritt zurück und zog den Bademantel enger, den sie eigentlich anfangs locker trug.

Ich wunderte mich etwas über ihr Outfit, immerhin waren ihre Haare nicht nass.

„Neji“, sagte sie und trat trotz allem in das Zimmer. „Was willst du? Ich habe keine Zeit, ich habe einen Termin.“

„Ich habe dich gebucht“, sagte ich knapp. Ich wusste nicht, ob ihr überhaupt klar war, dass ich über ihre Tätigkeiten bescheid wusste.

Aber augenblicklich sah ich, dass Hinata das vermutete was am naheliegenden war.

„Ich kann das nicht. Nicht mit dir, nicht jetzt“, murmelte sie verlegen und leicht überfordert.

„Ich möchte nicht mit dir schlafen“, sagte ich schnell um das Gespräch nicht n die falsche Richtung zu lenken. „Ich wollte nur mit dir reden.“

„Dafür musst du nicht extra bezahlen.“ Sie lächelte schwach.

Die Frage war allerdings, ob sie sonst überhaupt noch mit mir gesprochen hätte, wenn ich an diesen Abend nicht zu ihr gekommen wäre, als Kunde, nicht als ihr Cousin.

„Vielleicht wollte ich dir auch nur einen Moment Ruhe verschaffen“, log ich, um meine Tat heldenhafter wirken zu lassen und um zu verschleiern wie egoistisch ich doch im Grunde war.

„Ruhe?“, fragte sie irritiert und lachte kurz, aber spöttisch. „Du hast dich einfach ins Ausland verabschiedet, kommst nach Jahren wieder und machst einen auf heile Welt. Denkst du es würde etwas ändern?“

„Ich sehe die Welt gar nicht so“, verteidigte ich mich. „Ich dachte nur, dass es gut für dich wäre.“

„Woher willst du wissen was gut für mich wäre? Du warst Jahre weg, Neji. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von damals.“

„Dann sag‘ mir doch einfach was ich tun soll.“

Sie seufzte und setzte sich neben mir auf das Hotelbett. „Manchmal denke ich, dass es besser wäre, wenn es mich nicht geben würde“, sagte sie leise und sah zu ihren nackten Zehen.

„Sag‘ so etwas nicht. So etwas darfst du noch nicht einmal denken.“

Sie hörte mir anscheinend nicht zu, denn sie ging nicht auf mein Gesagtes ein. „Manchmal liege ich nachts wach und möchte weinen, aber es geht nicht. Ich bin oft viel zu erschöpft um zu weinen.“

„Reiß dich zusammen. Weinen bringt doch nichts.“ Ich wusste, dass es einfach gesagt als getan war. Wie konnte ich von ihr erwarten, dass sie sich zusammenries, wenn ich es selbst nicht schaffte. Nur das ich meine Trauer oder Verzweiflung nicht mit Tränen ausdrückte.

„Und was ist in deinen Augen das Richtige?“, fragte sie kühl.

„Ich weiß es nicht.“ Ich kam mir ziemlich blöd vor. Erst versuchte ich ihr den rechten Weg zu weisen und dann hatte ich keinen Lösungsweg parat.

Sie sah zu mir und in ihren Augen sammelten sich Tränen. „Dann tu‘ einmal das Richtige, Neji.“

„Was soll ich denn tun?“, fragte ich hilflos wie ein kleines Kind das nicht wusste was richtig und falsch war.

„Halt mich. Halt mich fest und beschütz‘ mich für einen Moment vor dieser grausamen Welt.“

Ihr Wunsch war simpel, doch ich sah einen Sinn der dahinter steckte.

Ich legte ihr sachte einen Arm um die Schultern, wusste das es bestimmt gröber war als ich wollt, drückte sie an mich und versuchte, wenn auch nur für einen Moment, ihr den Schutz zu geben, den sie so dringend benötigte.

„Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann“, hauchte ich leise.
 

Doch ich wusste, dass die kurze Zärtlichkeit mehr wert war als alles Geld auf dieser Welt, alle Worte die ich hätte sagen können.

Ich konnte nicht mehr tun, wusste auch, dass Hinata nicht mehr von mir wollte. Diese Berührung half ihr mehr als alles andere und für den Rest war nur sie verantwortlich.

Ich konnte ihr nicht helfen aus diesem Geschäft zu kommen, immerhin war sie aus eigenem Willen diesen Schritt gegangen. Auch hatte sie sich nicht beschwert. Vielleicht gab ihr die Arbeit die Anerkennung die sie so dringend brauchte. Ich war machtlos, auch wenn ich es nicht guthieß was sie tat.

Doch ich würde da sein, wenn sie mich irgendwann wieder brauchen würde, auch wenn es bloß wegen einer Umarmung sein würde…
 

-Ende-



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-10-25T14:02:16+00:00 25.10.2009 15:02
huhu^^

Ich hab es gelesen *hah*
also in dem Zirkel da...xD Und du wolltest doch Kritik, oder?
Okay, kann ich dir geben (oder auch nicht)

Ich persönlich finde leider NIE viel, was ich kritisieren kann (gomen) Ich find es einfach super mega hamma geschrieben xD
Du hast einen schönen, flüssigen Schreibstil!

Gefällt mir!


Liebe Grüße ♥
Von: abgemeldet
2009-05-28T20:52:15+00:00 28.05.2009 22:52
Öhm...ö.ö...

es ist ...anders...
aba toll ^-^...

Ich find Nejis gedanken sehr süß.... sie wäre ihm hilflos ausgeliefert aber er denkt nicht mal dran irgendwas ..."unschickliches" zu machen...
er ist einfach nur für sie da...sehr süß...
und wer weiß? vllt kann er ihr ja helfen dem millieu zu entkommen?...

Ich finds klasse wie du es schaffst so viel gefühl in die Story zu bekommen ohne dass es kitschig oder romantisch wird *das nie hinbekommen würde*....

Bin mal wieder völlig begeistert^^

lg Yaki-Chan
Von:  YukisBubble
2009-05-28T20:29:53+00:00 28.05.2009 22:29
wow find cih echt super TenTenhime
*strahl*
fidn es tolld as du aus der ich-perspektive egschrieben hast
Von: abgemeldet
2009-05-28T17:35:50+00:00 28.05.2009 19:35
Hey TenTenHime!

Ich fand die OS wieder einmal klasse.
Es hat mir total gut gefallen.
Einfach total gneial.

Neji und Hina sind wirklich wie Geschwister.
Wobei ich es von Neji nicht okay finde, dass er einfach damals abgehauen ist, ohne Hina ein Wort vorher zu sagen.
Sie muss sich von ihm verraten gefühlt haben.

Das du das ganze aus der Ich-Perspektive geschrieben hast fand ich klasse.
Ich finde es immer sehr schön so zu schreiben, weil man das besonders auf die Gefühle einer Person eingehen kann.
(klar für längere FFs ist das nicht umbedingt etwas. ^^)

Mach bitte auf jeden Fall weiter so. ^^
*dich knuff*
*dir nen Kuchen dalass*

glg Xen
Von:  Buchruecken
2009-05-28T15:29:48+00:00 28.05.2009 17:29
Huhu :)
Ich bin mal wieder xD
und ich bin zum Kommentar schreiben bereit!
*finger auf tasten ablegen*
*reusper*
Achtung :D

Din Schreibstil ist wie immer sauber und sehr flüssig zu lesen. Ich glaube, ich habe mich son bisschen in die Art deiner Formulierungen verliebt <3
Wie in diesem Text drückst du deine Worte immer sehr sanft aus und das bewundere ich wiriklich sehr <3
Auch das Thema und den Aufbau fand ich wieder sehr gut. Besonders den Ablauf :)

lG Mimi
Von:  Hyuuga_Neji
2009-05-28T08:12:02+00:00 28.05.2009 10:12
voll gut geschrieben hast du das > <
du bist ... ich weiß nicht was ich sagen soll ...
Du schreibst wundervoll >x<

Kriegst nen fetten 1 xD

*keks*
^^
Von:  fahnm
2009-05-28T01:55:37+00:00 28.05.2009 03:55
Super geschrieben.
Die beiden hatten es echt nicht leicht gehabt.

mfg
fahnm


Zurück