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Fake Freak's Kiss

von

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Ein eigenartiges Doppeldate

Viel Spaß beim Lesen. ^^
 

"Wir könnten ja zu viert schwimmen gehen", schlug Ben vor. Schon seit der ersten Stunde wirkte er total ausgelaugt. Er und Tobias saßen im schattigen Innenhof der Schule und Tobias hatte ihm soeben erzählt, dass er mit Monami wieder schwimmen gehen wollte.

"Wieso zu viert?", fragte Tobias verwirrt. Ben lächelte leicht. "Ich bin seit gestern nicht mehr single, mein Lieber", erklärte er. "Machen wir doch 'n Doppeldate draus." Tobias stockte, dann hob er die Brauen. "Du bist jetzt echt mit Kai zusammen?", hakte er nach. Ben nickte leicht. Er wirkte irgendwie nicht sonderlich begeistert, aber das kommentierte Tobias nicht.

"Yo, dann gehen wir doch zu viert", nickte er unbekümmert. Ben lachte leise. "Aber ich muss dich warnen, Kai nimmt auf die Öffentlichkeit nicht viel Rücksicht", sagte er amüsiert. "Ich hab andauernd seine Zunge im Hals." "Okay, zu viele Informationen", stellte Tobias resigniert fest. "Themawechsel: Warum siehst du aus wie aus der Mülltonne gefischt?" Ben hob die Augenbrauen. "Geiles Kompliment, das muss ich mir merken", bemerkte er trocken. "Kai und ich haben gestern Abend noch ziemlich lange unsere Beziehung eingeweiht", erklärte er sich dann und gähnte. "Ich würd dir ja noch mehr erzählen, aber das ist ja nicht so ganz dein Thema."

"Danke, ich kann's mir ganz gut vorstellen", hüstelte Tobias. Ben schmunzelte, lehnte sich in seinem Plastikstuhl zurück und spielte mit seiner Colaflasche, die er sich in der ersten Pause im Einkaufszentrum gekauft hatte. Hätte er die Cola nicht längst ausgetrunken gehabt, wäre sie wohl bereits pisswarm gewesen. "Ich hoffe, dass das mal 'ne längere Beziehung wird", seufzte er. "Ich hatte seit zwei Jahren keine richtige Beziehung mehr." Tobias horchte auf. Seit er wusste, dass Ben schwul war, stellte er sich immer wieder Fragen nach dessen Liebesleben.

"Du hattest schon mal 'nen festen Freund?", fragte er neugierig nach. "Yup", nickte Ben und klang überrascht. Offenbar hatte er nicht mit Tobias' Interesse gerechnet. "Hat 'n halbes Jahr gehalten, dann ging ich ihm damit auf die Nerven, dass ich unsere Beziehung nicht mehr verstecken wollte. Himmel, ich hab mir damals seinetwegen die Augen aus dem Kopf geheult." Ben schüttelte lächelnd den Kopf

"Oh, Mann", murmelte Tobias. Ben lachte. "Hey, auch Männer dürfen weinen, Koala", sagte er amüsiert. Tobias lächelte ironisch. "Eigentlich schäme ich mich grad dafür, dass ich damals nix gemerkt hab." Er zuckte zurück, als Ben ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Wenn man jahrelang etwas versteckt, wird man erfinderisch, Koala", sagte Ben nachsichtig. "Ich wollte nicht, dass du es merkst."

Plötzlich schien ihm etwas einzufallen. Er biss sich auf die Lippe, dann fragte er: "Stört sich Monami eigentlich an Schwulen?" Tobias guckte Ben überrascht an, dann schnaubte er belustigt. Er hatte Ben überhaupt nichts von Monamis Schwulenspleen erzählt. "Oh, sie wird euch auffressen vor Glück", erwiderte er grinsend. "Sie steht auf Yaoi." "Auf was?" Ben sah Tobias an wie das leibhaftige Fragezeichen. Tobias schmunzelte. "Schwulenmanga", erklärte er. "Ich hab genau so geguckt wie du grade, als sie's mir erklärt hat."

Ben ließ sich schwer in seinen Stuhl sinken und glotzte Tobias blöd an. "Frauen sind komische Wesen", stellte er fest. Tobias lachte. "Hey, es gibt Männer, die Lesben heiß finden, wo ist das Problem?", fragte er. Das Argument hatte er von Monami. "Das ist trotzdem eigenartig", beharrte Ben. "Toleranz ist ja 'ne tolle Sache, aber man kann's auch übertreiben." Tobias konnte nichts anderes tun als lächeln. "Ja, ich bin auch froh, dass sie nicht pausenlos davon redet", gab er zu. "Aber in der Buchhandlung geht’s los, das ist unheimlich."

Ben lächelte sarkastisch, dann stopfte er seine Colaflasche in seine Tasche und stand auf. "Wie wär's mit Samstag?", schlug er vor und nickte zur Schultür hinüber, um Tobias zu bedeuten, ihm zu folgen. Tobias folgte dem Wink. "Samstag klingt gut, aber ich muss das noch mit Monami abklären." "Ich mit Kai auch noch, Koala. Was denkst du denn?", lachte Ben und zog an der Tür. Sie rührte sich nicht. Ben sah die Tür verwirrt an.

"Äh, Ben? Du musst drücken", bemerkte Tobias. Ben grummelte leise und drückte die Tür auf. "Fuck off, warum haben die hier keine Schwingtüren?", beschwerte er sich. "Vielleicht wollten die, dass ich was zu lachen hab?", vermutete Tobias ohne jeglichen Ernst und lachte, als Ben ihm gegen die Schulter boxte.
 

Das Doppeldate fand statt. Und Monami war, wie Tobias es bereits erwartet hatte, hin und weg von Kai und Ben. Ben war entsprechend zurückhaltend, wenn es darum ging, mit Monami zu sprechen. Das begeisterte Funkeln in ihren Augen schien ihn ziemlich zu beunruhigen. Schon auf dem Weg zum Schwimmbad hatte er sich wie ein schüchternes Kleinkind hinter Kai versteckt.

"Mann, Koala, sag deiner Freundin mal, dass ich mich wie'n Tier im Zoo fühle, wenn sie mich so anglotzt!", machte Ben seinem Ärger Luft, als sie in der Umkleide standen. Es war eine Umkleide ohne Einzelkabinen, weshalb sie problemlos miteinander reden konnten.

"Ich werd mit ihr reden", versprach Tobias und schlüpfte in seine Schwimmshorts. "Danke, Koala." Ben richtete seine Kette mit einem Seufzen. Tobias hob die Augenbrauen. "Du trägst die Kette immer noch?", fragte er erstaunt. Ben sah ihn verwundert an. "Selbstverständlich", nickte er. "Warum auch nicht?" "Naja, wo du doch jetzt...", setzte Tobias an, doch Ben lachte. "Hast du's nicht gehört? Ich hab den Koala nicht deinetwegen gekauft. Ich mag den Anhänger, weil ich Koalabären so oder so mag, also muck nicht."

"Ay, was turtelt ihr hier herum, häh?", lachte Kai plötzlich und umarmte Ben von hinten. Tobias kam es für einen Moment so vor, als sähe Ben plötzlich angewidert aus, doch er tat es als Einbildung ab, als Ben lächelte und sich von Kai küssen ließ. "Ich dachte, ich darf mal 'nen Hetero anschmachten", grinste er. Kai verzog das Gesicht, lachte dann aber. "Ay, Tobias, das ist mein Benny. Schon klar, nicht?", grinste er Tobias an. "Ay, Kai, schon klar", äffte Tobias Kai ein wenig nach, aber Kai merkte es offensichtlich nicht. Kais seltsames "Ay" klang fast wie das "Aye" von Seemännern, das A hatte nur etwas mehr von einem E.

"Lasst uns raus gehen, eure Eifersüchteleien sind ja so armselig", lachte Ben, schnappte sich seine Sachen und ging vor. Als Tobias ihm nachlaufen wollte, packte Kai ihn grob am Arm. Sie waren allein in der Umkleide. "Was willst du, hm?", wollte Tobias verstört wissen. Kai sah ihn verärgert an. "Ay, ich meinte das ernst, Benny gehört mir. Wenn du auch nur einen Finger an ihn legst, bist du dran, klar?" "Mach mal halblang!", schnaubte Tobias und riss sich los. "Erstens will ich überhaupt nichts anderes als Freundschaft von Ben und zweitens ist er keine Sache, die jemandem gehört. Ben ist ein Mensch wie du und ich auch, alles klar?" Kai knurrte unwillig. "Wie dem auch sei, Benny ist mein Freund, dass das klar ist." "Du wiederholst dich", brummte Tobias unbeeindruckt und folgte Ben nach draußen.
 

Kai musste sich wirklich keine Sorgen machen. Tobias fielen eher beim Anblick von Monami fast die Augen aus dem Kopf, als dass er Ben hinterher geguckt hätte. Monamis Bikini war zwar ein völlig normaler schwarzer Bikini mit Rosendruck auf der rechten Brust, aber der darin steckende Körper war verdammt scharf in der Verpackung.

"Himmel, Monami, willst du mich umbringen?", lachte Tobias und zog sie spontan in seine Arme. "Was geht?", fragte Monami verwirrt. Tobias sog den frischen Duft ihrer warmen Haare ein. Sie benutzte irgendein fruchtiges Shampoo, so viel stand fest. "Du siehst ein bisschen arg gut aus", murmelte Tobias. Monami kicherte leise. "Tut mir fast leid." Tobias schmunzelte.

"Ben fühlt sich unwohl, wenn du ihn so anstarrst", sagte er dann und sah sich nebenher schon einmal nach einem Liegeplatz um. "Kein Wort gegen deine Vorlieben, aber es wäre nett, wenn du Ben nicht wie ein Schauobjekt behandeln könntest, okay?" "Sorry, Tobias", murmelte Monami schuldbewusst gegen seine Schulter. "Ich war nur so begeistert, ein echter Schwuler, verstehst? Für jemanden wie mich grenzt das an 'ne Unmöglichkeit. Aber ich werd mich jetzt zurücknehmen, fest versprochen." Tobias küsste sie sanft. "Danke, Monami", lächelte er.

Es war Kai, der schließlich einen halbwegs schattigen Liegeplatz fand. Sie legten ihre Sachen ab und wollten sofort ins Wasser. Kai meldete sich freiwillig, erst einmal auf die Sachen aufzupassen, da er sich ohnehin erst einmal ein wenig sonnen wollte. Ben küsste ihn sanft, wobei Monami ihn verstohlen beobachtete, dann liefen sie zu dritt zum Schwimmbecken.

Tobias wurde erst einmal von Monami und Ben von Beckenrand geschubst, als kein Bademeister hinsah. Voller Rachsucht zog Tobias Ben mit sich, Monami konnte seinem raschen Griff ausweichen. Lachend und Wasser spuckend tauchten er und Ben wieder auf. Ben bespritzte Tobias ausgiebig mit Wasser, bevor er Monami ins Becken winkte. Sie sprang per Arschbombe ins Wasser und ließ einen erneuten Schwall Wasser über die Jungen niedergehen. Es war erstaunlich, wie viel Wasser ein schmales Mädchen wie Monami in Bewegung setzte.

"Habt ihr's bald?!", rief Tobias aus und wollte eigentlich wütend klingen, konnte aber nicht aufhören zu lachen. "Ertrink mir nicht!", rief Monami lachend aus. "Geb mir Mühe!", erwiderte Tobias, ging allerdings fast unter vor Lachen.

Sie sammelten sich am Beckenrand und planschten herum, bespritzten einander mit Wasser, gluckerten sich gegenseitig unter und Ben entwickelte das seltsame Hobby, unter Tobias durchzutauchen und ihn an den Füßen auf den Grund zu ziehen.

Kai gesellte sich später zu ihnen, indem er Ben an den Füßen unter Wasser zog. Tobias war einerseits froh, dass auch Ben dieses zweifelhafte Vergnügen mal zuteil kam, andererseits fühlte er sich unwohl in Kais Gegenwart. Sein seltsamer Unterton in der Umkleide hatte Tobias tief beunruhigt, auch wenn er es sich nicht hatte anmerken lassen. "Ich geh zum Platz und pass auf die Sachen auf", verabschiedete er sich also. Er langweilte sich lieber als beunruhigt zu sein. Ben sah ein wenig enttäuscht aus, hielt Tobias aber nicht zurück, als der zur nächsten Leiter schwamm.

Tobias kehrte zu ihrem Liegeplatz zurück, breitete sein Handtuch aus und legte sich auf den Rücken. Die Sonne wärmte ihn sanfter als in den vergangenen Tagen auf, so dass er in einen angenehmen, warmen Dämmerschlaf glitt, ohne sich über Sonnenbrand und ähnliches Gedanken zu machen.

Was ihn aufweckte, war sein blöd vor sich hin dudelndes Handy. Tobias grummelte verschlafen, nahm sich zum bestimmt tausendsten Mal vor, den Klingelton endlich zu ändern, grabschte zielsicher in seine Tasche und zog nach einer Weile des Kramens sein Handy heraus.

"Wer stört?", meldete er sich und gähnte. "Äh, Tobias? Alles Flocke?", fragte Dannys Stimme verwirrt vom anderen Ende. "Du klingst, als hätte ich dich geweckt." "Ach, drauf gepfiffen, ich bin im Schwimmbad weggepennt", erklärte Tobias locker. "Was gibt’s? Party?" Ein wenig entrückt rieb Tobias sich mit der freien Hand die Augen und setzte sich auf.

"Yap", bestätigte Danny. "Also, hast du Lust? Heute Abend um 9:00? Ich hab auch wieder 'n Zimmer für dich." Tobias zuckte zusammen. Dass Danny ihm immer das Gästezimmer reservierte, hatte er schon fast vergessen. Und Danny wusste noch gar nicht, dass Tobias seit einer Woche vergeben war. "Äh...", machte er erst einmal. "Also, auf Party hätte ich schon Lust, aber das Zimmer kannste ungemacht lassen, ich bin inzwischen glücklich vergeben." "WAS?!"

Tobias hielt das Telefon von seinem Ohr weg und stöhnte leise. Dass Dannys Stimme so schrill werden konnte, hatte er nicht gewusst. "Was "Was"?", murrte er, nachdem er das Telefon wieder näher am Ohr hatte. Danny fing an zu lachen, was durch das Telefon ziemlich seltsam klang. "Echt, Tobias Schenker, Frauenheld und überzeugter One-Night-Standler, ist glücklich vergeben! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen, das klingt so... irreal." "Fick dich", schnaubte Tobias, grinste dabei allerdings und klang auch nicht wirklich verärgert.

"Also kommst du nachher?", ging Danny von Tobias' Zustimmung aus. "Bring deine Flamme mal mit. Die Frau, die ausgerechnet dich monogam gemacht hat, will ich sehen!" "Ey! Fick dich!", wiederholte Tobias, bekam das fette Grinsen aber nicht mehr aus seinem Gesicht. Ein Mädchen im knallbunten Bikini kam an ihm vorbei und starrte ihn ungläubig an. "Bitte was?", fragte sie verärgert. Offenbar hatte sie Tobias' Ausruf auf sich bezogen. Tobias sah sie verwirrt an. "Häh?", machte er. "Warte mal, Danny, ich werd grad angemacht." "Geht klar", lachte Danny und Tobias ließ das Handy sinken.

"Darf ich fragen, was dich jetzt angefasst hat?", fragte er, irgendwo zwischen Neugierde und Verwirrung. "Jetzt spiel nicht den Unwissenden", fuhr das Mädchen ihn an. Ihr Oberteil war ihr viel zu klein, ihre üppigen Brüste quollen fröhlich daraus hervor. Außerdem waren ihre Nippel hart. Tobias grinste in sich hinein. Mädchen bezeichneten sich selbst immer als dick und kauften sich nebenbei zu kleine Klamotten, das hatte schon etwas paradoxes an sich. "Du hast doch grad gesagt "Ich fick dich", oder nicht?", fragte sie gereizt.

Tobias hob die Augenbrauen, dann lachte er laut auf. "Hey, nix gegen dich, du bist alles andere als hässlich, aber das war jetzt echt nicht auf dich bezogen", klärte er das Missverständnis auf. "Ich hab meinem Kumpel am Telefon nur gesagt, er solle sich ficken, weil er mal wieder Scheiße gelabert hat." "Ach so." Die Gesichtszüge des Mädchens entspannten sich und sie strich sich eine rabenschwarze Haarsträhne hinters Ohr.

"Sorry, ich krieg nur ständig stumpfe Anmachen zu hören", erklärte sie sich verlegen lächelnd. Wäre Tobias nicht voll und ganz in Monami verliebt gewesen, wäre dieses Mädchen glatt eine Kandidatin für ihn gewesen. "Das wäre jetzt echt die stumpfeste gewesen, die ich je gehört hab", fügte sie hinzu. "Keine Sorge, ich pflege Mädchen etwas stilvoller rumzukriegen", beruhigte Tobias sie zwinkernd, als sich plötzlich jemand neben ihn warf. "Ey, yo, machst du meinen Freund an?!"

Tobias seufzte leise. Monami wurde ja schnell eifersüchtig. "Bleib cool, Monami. Sie hat nur was falsch verstanden, das ich am Telefon zu 'nem Kumpel gesagt hab." Beschwichtigend küsste er Monami, dann sah er das schwarzhaarige Mädchen an. "Sorry", sagte sie lächelnd. "Ich werd nicht weiter stören." Tobias winkte schmunzelnd ab. "Schon okay, kann ja mal vorkommen." Sie lächelte ihn noch einmal zaghaft an, dann ging sie davon.

Tobias fiel sein Handy wieder ein und er hielt es sich rasch ans Ohr. "Ey, Danny, bist du noch dran?" "Claro que sí", erwiderte Danny locker. "Das verschwiegene Geld zahlst du mir zurück." "Ich trink 'n Bier weniger, versprochen", schnaubte Tobias grinsend. "Und ich werd allein kommen. Bis nachher." "Schaaade", maulte Danny. "Na gut, see ya." Und schon hatte er aufgelegt.

"Gehst du nachher noch weg?", fragte Monami neugierig. "Hm?", machte Tobias und schob sein Handy zurück in seine Tasche. "Ja. Danny, 'n Kumpel von mir, veranstaltet mal wieder 'ne Party", nickte er dann und lehnte sich zurück. "Und du ziehst nicht mal in Erwägung, mich mitzunehmen?", schmunzelte Monami. "Hättest du gewollt?", entgegnete Tobias. "Nicht wirklich. Hab heute Abend eh schon was vor." "Was denn?"

Monami schwieg sekundenlang, dann zog sie leicht am Träger ihres Bikini-Oberteils. "Natalie hat mich zu sich eingeladen. Wir wollen mal wieder 'nen Mädchenabend machen, so mit Titanic, Schminktipps, Klatsch und Tratsch, Stargeschwärme und all dem Blödsinn, wie Mädchen halt so sind", sagte sie und lachte. Von Natalie hatte sie Tobias bereits erzählt. Sie war Monamis beste Freundin und völlig anders als diese, aber das machte angeblich ihre Freundschaft aus.

"Wenn ich das nächste Mal total wellige Haare habe, ist Jenny dran Schuld, sie flechtet mir bei so was immer die Haare", fuhr Monami leise fort, drückte Tobias auf den Boden und legte ihren Kopf auf seinen Bauch. Nun lagen sie wie ein T auf ihren Handtüchern und ließen sich von der Sonne wärmen.

"Warum wolltest du mich denn nicht mitnehmen?", fragte Monami nach einer Weile. Ihr nasses Haar kitzelte Tobias an der Seite, als sie sich auf die Seite drehte. "Weil ich auf Dannys Partys als Mädchenaufreißer bekannt bin", antwortete Tobias. "Ich dachte, das könnte dich vielleicht verärgern." "Du? Ein Mädchenaufreißer?", hakte Monami ungläubig grinsend nach. "Hätte ich dir jetzt nicht zugertraut." "Tja, auch Freaks können normalen Mädchen gefallen, meine liebe, kleine Monami", schmunzelte Tobias, hob die Hand und streichelte Monami zärtlich am Hals. Sie seufzte wohlig auf und zog die Beine an den Körper. Dabei erinnerte sie Tobias ein bisschen an eine zusammengerollte Katze, die sich Streicheleinheiten gefallen ließ, was an der Realität ja nur knapp vorbei schrammte.

"Du bist gar kein Freak", murmelte Monami. "Jedenfalls kein richtiger." "Was denn dann? Ein falscher Freak vielleicht?", witzelte Tobias. "Muss wohl so sein", grinste Monami und piekste ihm frech in die Seite, so dass er zusammenzuckte, weil seine Seiten empfindlich waren. "Du bist mein großer falscher Freak." "Damit kann ich leben", schmunzelte Tobias und setzte sich auf. Monamis Kopf fiel in seinen Schoß und sie sah ihn schmollend an.

"Das war jetzt nicht sehr nett", stellte sie fest. "Soll ich netter werden?", erwiderte Tobias mit einem frechen Lächeln auf den Lippen und beugte sich zu ihr hinunter. Er hätte sie auch mit Freuden geküsst, wenn nicht plötzlich ein ihm nur zu bekanntes Lachen erklungen wäre.

Schon ein bisschen verärgert richtete Tobias sich auf und erblickte Ben und Kai, die händchenhaltend zum Platz kamen. "Ay, nicht aufhören, ihr seht so süß aus", scherzte Kai. Ben lachte, setzte sich und zog Kai dabei mit sich. "Ay, nicht loslassen, ihr seid so ein süßen Paar!", keifte Tobias Kai an, als der Bens Hand losließ. Ben sah Tobias verständnislos an. Tobias schob Monami von sich herunter, stand auf und lief zum Schwimmbecken, als könne er Ben so entkommen, was natürlich völliger Blödsinn war.

Ben holte Tobias bei den Duschen ein, die rund um die beiden Becken verteilt waren. Grob packte er Tobias am Handgelenk und zog ihn zurück. "Was ist los, Koala?", wollte er wissen. "Gar nichts ist los", murrte Tobias. "Dein Bruder ist 'n Kotzbrocken." "Nur, weil du sein "Ay" nicht abkannst?", brummte Ben mit einem überlegenen Lächeln. "Komm, Koala, das ist echt schwach." "Daran liegt's nicht", behauptete Tobias.

In Wahrheit hatte er keine Ahnung, was ihn an Kai so aufregte. Als er ihn kennen gelernt hatte, hatte er in ihm nur ein Mittel gesehen, um Bens Gefühle für ihn zu löschen wie eine Datei von einer Festplatte. Jetzt, wo Tobias dieses Mittel erfolgreich eingesetzt sah, fand er Kai abstoßend, aber der Grund dafür ging ihm einfach nicht auf.

Tobias quiekte auf wie ein kleines Mädchen, als Ben plötzlich die Arme um seinen Hals legte und seine Finger hinter seinem Nacken verflocht. "Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?", säuselte Ben, sah Tobias dabei aus halb geschlossenen Augenlidern an und zitterte aus irgendeinem Grund. Er machte Witze. Er musste Witze machen! Tobias hätte ihn am liebsten ausgelacht, doch er bekam keinen Laut heraus. War ihm die kleine Narbe direkt neben Bens Unterlippenpiercing schon einmal aufgefallen? Er war sich gerade nicht sicher...

"Alter, Koala!", rief Ben prustend aus und schubste ihn von sich. "Du hast das grad nicht ernst genommen, oder?" Deswegen hatte er also gezittert. Er hatte einen Lachanfall unterdrückt. Also hatte er doch nur gescherzt. Tobias spürte verwirrenderweise Enttäuschung in sich aufkommen, anstatt dass er erleichtert gewesen wäre.

Ben hörte auf zu lachen und sah Tobias forschend an. "Alles in Ordnung, Koala?, fragte er fast besorgt. "Du guckst so komisch. Das eben war doch nur ein Witz." "Sorry, ich bin grad nicht in Witzstimmung", murmelte Tobias kopfschüttelnd. "Ich geh noch mal ins Wasser , kommst du mit?" Während er noch sprach, drehte er sich bereits um, ohne darauf zu achten, ob Ben ihm jetzt folgte oder nicht.

Ben folgte ihm tatsächlich. Tobias warf sich vom Startblock ins Wasser, nur um kurz darauf von Ben angesprungen zu werden. "Mann, du Idiot!", rief Tobias aus, musste aber wieder einmal lachen. "Ich steh dazu", grinste Ben. "Hey, wie wär's? Wettschwimmen, zehn Bahnen, der Sieger darf den Verlierer vom Dreier schubsen!" Tobias lachte laut auf, schlug aber ein. Er wusste schon jetzt, dass seine Chancen auf den Sieg in etwa so hoch waren wie ein eingestürztes Hochhaus, doch so lange er etwas allein mit Ben machen konnte, war ihm das völlig recht. Und vom Dreier geschubst zu werden war auch kein Drama.

"Zehn Mal hin und her oder gilt jeder Anschlag als Bahn?", fragte Tobias sicherheitshalber nach. Ben grinste diabolisch. "Na, hin und her, Koala, was denkst du denn?", erwiderte er. Tobias hatte es befürchtet. Dazu war seine Kondition nicht stark genug ausgeprägt, er konnte sich also eigentlich schon auf dem Drei-Meter-Brett postieren und da auf Ben warten, allerdings hätte das keinen Spaß gemacht.

Tobias brachte sich also wie Ben in Startposition. Sie zählten gemeinsam von drei bis null, dann zischten sie los. Ben schwamm um einiges schneller als Tobias, aber das war nichts neues. Auch Bens Sieg war abzusehen gewesen. Und als Ben Tobias vom Sprungbrett schubste, packte Tobias ihn am Handgelenk und zog ihn einfach mit sich. Mit einem Aufschrei landete Ben direkt auf Tobias im Wasser und versenkte ihn damit. Hustend und spuckend kamen beide wieder hoch und schwammen so schnell wie möglich wieder in den Schwimmbereich.

"Bist du noch ganz klar?", rief Ben aus, lachte aber dabei. "Sorry, Spontanverbrechen", grinste Tobias verlegen. "Verzeihst du mir?" "Natürlich, du Nuss", schnaubte Ben lächelnd und bespritzte Tobias mit Wasser. Tobias wehrte sich lachend, begrub Ben unter Wasserladungen und verlor ihn dabei völlig aus den Augen. Und als er aufhörte zu spritzen, war Ben weg. Tobias glotzte blöd auf die Wasseroberfläche und beging den Fehler, nicht nach unten zu gucken. Folglich bekam er auch nicht mit, wie Ben unter ihm durchtauchte. Und schon war er von Ben wieder unter Wasser gezogen worden.
 

Als Tobias und Ben später zum Platz zurück kamen, saßen Monami und Kai mit jeweils einer Portion Pommes auf ihren Handtüchern. Sie waren offenbar beim Kiosk gewesen.

"Ich dachte, ihr braucht mal eben 'n bisschen Zeit zum reden", erklärte Monami. "Da hab ich Kai angeboten, uns was zu spachteln zu holen." Tobias küsste sie zärtlich und klaute ihr währenddessen eine Fritte von ihrem Pappteller. "Dieb", schmunzelte sie und lehnte sich an ihn, nachdem er sich gesetzt hatte. Ihre warme, trockene Haut fühlte sich angenehm auf seiner nasskalten Schulter an.

Ben ließ sich neben Kai aufs Handtuch fallen und schnappte sich ein paar Fritten von seinem Teller. "Will noch jemand ins Wasser?", fragte er kauend und griff schon wieder nach Kais Teller. Kai sah ihn grummelig an. "Sonst würd ich nämlich gern wieder nach Hause." "Schon?", grinste Monami. "Wirst du wasserscheu?" Ben lächelte sie sarkastisch an. "Nein, eigentlich werd ich monamischeu", behauptete er ironisch. "Aber eigentlich wird mir lediglich der Wasserspiegel in meinen Ohren zu hoch."

Nachdem die Pommes Frites vernichtet waren, packten sie also ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zu den Umkleiden. Kai war als Erster mit dem Umziehen fertig. "Ay, Benny, kommste zu Hause mit in mein Zimmer?", fragte er mit einem Blick, der seine nicht jugendfreien Absichten deutlicher verriet als ein Neonschild es vermocht hätte. Ben sah ihn an, zog sich sein T-Shirt über den Kopf und schüttelte dann den Kopf. "Ich bin müde, Kai. Hetz mich nicht." Kai verzog mürrisch die Lippen. Sie waren erstaunlicherweise schon wieder allein in der Umkleide, obwohl das Schwimmbad wirklich gut besucht war.

Tobias konzentrierte sich auf seine Klamotten, während Kai und Ben weiter diskutierten. "Wieso hetze ich dich?", wollte Kai verärgert wissen. "Weil Sex nach nicht einmal einer Woche keine Pflicht ist", erwiderte Ben und klang nicht besser gelaunt. Tobias hielt kurz inne und warf einen verstohlenen Blick auf die beiden. Als Ben am Montag von "Beziehungseinweihung" gesprochen hatte, war Tobias davon ausgegangen, dass die beiden die ganze Nacht durch gevögelt hatten. Offenbar hatte er da falsch gelegen.

"Du willst doch nur nicht, weil du unten liegen müsstest", brummte Kai. "Das hat doch damit nichts zu tun!", fauchte Ben und Tobias spürte, wie er scharlachrot anlief. Das war nun wirklich kein Thema, das man mit Zuhörern besprechen sollte. "Klar bin ich nicht dran gewöhnt, unten zu liegen, ich hatte bisher immer das Sagen beim Sex", fuhr Ben allerdings unbeirrt fort. "Aber ich finde einfach nicht, dass Liebe schnellen Sex braucht, also lass mir einfach noch Zeit!"

Kai verschränkte die Arme vor der Brust. "Fein", murrte er. "Ich finde schon, dass Sex zur Beziehung gehört, aber offenbar sind wir da unterschiedlicher Ansicht. Wir reden da später drüber." Und schon hatte er die Umkleide verlassen. Ben sah ihm sekundenlang hinterher, dass ließ er sich mit einem abgrundtiefen Seufzen auf eine der Sitzbänke fallen. "Und ich dachte, das wäre endlich mal wieder was ernstes", murmelte er mehr zu sich selbst als zu Tobias.

Tobias setzte sich neben ihn und Ben zuckte heftig zusammen. "Ah, Koala, du bist ja auch noch da", murmelte er und lief dunkelrot an. Tobias musste lächeln. "Tja, so schnell kann man mich vergessen. Aber ist es für Beziehungsprobleme nicht ein bisschen früh?"

Ben lächelte ihn traurig an. "Ist wohl so", gestand er sich ein. "Aber Kai versucht schon seit drei Tagen, mich ins Bett zu kriegen. Und ich hab da halt noch keine Lust drauf." "Wieso denn? Ich dachte, du hättest Gefühle für ihn?", wunderte sich Tobias. Ben zuckte die Achseln. "Gefühle sind nun definitiv nicht alles, was man beim Sex braucht, das weißt du", brummte er. "Aber denkst du nicht auch, dass man in 'ner festen Beziehung durchaus mal langsam machen kann?"

Tobias zuckte leicht zusammen, als Ben ihn direkt ansah. Für einen Moment hatte er ein komisches Gefühl im Bauch, dann war es wieder weg. Tobias blinzelte verwirrt. "Doch, da hast du Recht", nickte er rasch, um seine Unsicherheit zu überspielen. Ben lächelte schwach. "Danke, Koala", sagte er. "Wofür denn?", lachte Tobias und stand auf. "Lass uns raus gehen, Monami und Kai warten bestimmt auf uns Lahmärsche." Ben ließ sich schmunzelnd von Tobias mitziehen und entzog ihm seine Hand erst, als sie die schattige Umkleide verlassen hatten und in den warmen Sonnenschein getreten waren.
 

Monami fuhr vom Schwimmbad aus mit dem nächsten Bus zu Natalie. Kai war schon längst abgedampft, als Ben und Tobias die Umkleide verlassen hatten. Tobias hatte Ben also auf dem Heimweg für sich, was Ben erst einmal ausnutzte, um pausenlos vor sich hin zu seufzen.

"Mann, Ben, jetzt mal hoch mit dem Kopf und lass das Kleinmädchengetue", wollte Tobias ihn auf halber Strecke aufheitern und packte ihn bei der Schulter. Ben sah ihn mürrisch an. "Ich bin schwul, ich darf das", brummte er. "Die Entschuldigung zieht nicht!", erwiderte Tobias beharrlich. "Du ziehst jetzt auf der Stelle 'n netteres Gesicht oder ich schlepp dich mit zu Danny. Und zwar ungestylt!"

Ben glotzte Tobias an, als wäre er in diesem Moment davon überzeugt worden, dass dieser in Wirklichkeit eine Frau war. "Du willst mich ungestylt auf 'ne Party schleppen?", wiederholte er entsetzt. "Willst du mich umbringen?!" Tobias lachte laut auf. "Ich hatte mich schon gefragt, was dich mehr entsetzt", gab er zu. "Du kommst jetzt erst mal mit zu mir und gönnst dir 'ne Dusche und dann sehen wir weiter, du Jammerlappen, okay?" Ben lächelte schwach. "Na gut", murmelte er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
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Von:  Jujika_Sensei
2009-04-30T17:14:53+00:00 30.04.2009 19:14
Erst ein Kommentar von mir?!
Ich sollte mich schämen! x°D
Also mir persönlich gefällt das Kapi sehr gut. ^^
Aber auf einmal hab ich Appetit auf Pommes! X___x
Vielleicht nimmst du im nächsten Kapitel ein anderes Nahrungsmittel..
Irgendeins, dass mir nicht so gut schmeckt. x°D

Na dann, bis dann! ^_^

Deine Vernichtungskollegin Jujika!! xD
Von:  Shady
2009-04-19T11:41:43+00:00 19.04.2009 13:41
Ich mag deine Geschichte <3 ..Und Monami ist mir syphatisch mit ihrem Schwulenfaible. XD *grinst*
Nur irgendwie.. Bist du von der Sache mit dem Schwulenblender wieder abgekommen. Oder ist das Absicht?
Jedenfalls find ich es so irgendwie besser. xD da muss man nicht dauernd Angst haben, dass irgendwer von ihnen umgebracht werden könnte XP
Schön wär's halt, wenn Tobias und Ben doch noch zusammenkommen würden >//<
Aber da lass ich mich halt mal überraschen ;]
Freu mich schon aufs nächste Kapii <3

Shady. ♥


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