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The Best Thing (LILEY)

You and Me
von

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It's Been A Year

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 01
 

Ich starre sie an.
 

Sie liegt da und ich starre. Ich weiß nicht einmal genau, wieso ich so starre, aber ich tue es. Ihr Mund ist leicht geöffnet und ihre Augen sind geschlossen, ihre Brust hebt und senkt sich in regelmäßigen Abständen und ihre Nase kräuselt sich bei jedem Atemzug. Ihre Haare liegen durcheinander, ihre Finger auf dem Kopfkissen neben ihr.

Ich will meine Hand ausstrecken und über ihre Wange fahren lassen, aber ich tue nichts. Ich bin schon wach und sie schlummert einen ahnungslosen Schlaf. Ich frage mich, ob sie weiß, was in mir vorgeht. Ob sie weiß, was sie mit mir tut. Ich weiß es ja selbst nicht. Aber sie...?

Ich seufze und rolle mich zurück auf den Rücken, starre an die Decke, verschränke meine Arme hinter dem Kopf. Ich bin dumm. Natürlich weiß ich, wieso ich sie anstarre und wieso sie das einzige ist, was mich in letzter Zeit glücklich macht. Immerhin ist sie meine beste Freundin und sie ist dafür da um mir dieses Gefühl zu geben.

Aber das ist ja nur ein Ausschnitt von dem, was ich wirklich empfinde. Und das macht mir Angst.
 

Miley seufzt in ihrem Schlaf und streckt ihren schlanken Arm aus. Sie schlingt ihn um meinen Bauch und presst ihren Körper sanft gegen mich, ihren Kopf gegen meine Brust. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Miles und ich waren immer schon ziemlich kuschelig veranlagt und wir haben kein Problem damit uns zu berühren und uns zu halten.

Seit etwa einem Jahr ist das aber ein ziemliches Problem für mich, was mich auf Trab hält. Und ich könnte nur allzu gut darauf verzichten. Ich meine wirklich, soll ich mich so fühlen? Jedes Mal wenn sie mich anfasst, dass meine Haut anfängt zu kribbeln und dass sich meine Nackenhaare aufstellen, jedes Mal wenn sie lacht? Ist das normal, wenn man über eine beste Freundin spricht?

Sie ist das einzige Mädchen, was mir je mehr als ein Problem gebracht hat und auf das ich nicht sauer sein kann deswegen. Denn Miley hat keine Ahnung von dem, was in mir vorgeht. Wie sollte sie auch, sie ist so süß und unschuldig und macht sich keine Gedanken darüber, dass ihre gute Freundin vielleicht Neigungen haben könnte. Das gibt es in ihrem Blickwinkel doch gar nicht. In ihrer perfekten Welt.
 

Ja, ihr habt richtig gehört. Ich habe... Neigungen. Und ich kann auch wirklich nichts dafür. Ich würde es ändern, wenn ich es könnte. Dann wäre mein Leben so viel einfacher... Dann müsste ich mich nicht ständig mit den Sachen herum schlagen, die Miles in mir auslöst.

Sie ist alles, was im Moment gut und schlecht ist. Alles andere fällt einfach weg, wenn ich mit ihr zusammen bin. Dann geht es nur um sie und um sie allein. Aber trotzdem... Sie wird sich nie in mich verlieben. Miley ist so gerade wie eine Linie, falls ich das mal so nennen darf. Sie ist mit dem Schauspieler Jake Ryan zusammen und sieht mich nie auch zweimal an. Ich bin die beste Freundin, aber ich werde nie mehr für sie sein.

Miley murmelt in ihrem Schlaf und ein Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht. Von wem sie wohl träumt? Sicher nicht von mir. Wer würde schon von Lilly Truscott träumen...? Das ist mein Name. Ich bin Lilly Truscott und ich habe ein Problem. Ich bin jetzt seit einem Jahr in meine wunderschöne, beste Freundin Miley Stewart verknallt und habe keine Ahnung, was ich deswegen tun soll.

Ich bin zu feige um es ihr zu sagen. Ich will unsere Freundschaft nicht zerstören. Immerhin weiß ich nicht, wie sie darauf reagieren würde. Ihr Vater ist streng gläubig und obwohl ich weiß, dass Miles nichts von der Kirche hält... komme ich nicht umhin mir vorzustellen, dass, wenn ich es ihr sage, sie mich auf ewig hassen wird.
 

Vielleicht bin ich auch einfach nur wahnsinnig... wer weiß das schon so genau.
 

Miley drückt auf meinem Bauch herum und das reißt mich aus meiner Trance. Sie guckt zu mir auf und lächelt mich an und meine Knie werden weich. Wie gut, dass ich in ihrem Bett liege. Oder weniger gut, kann man sehen, wie man will.

„Was denkst du gerade?“, ich könnte mir vorstellen, dass mein Blick ziemlich glasig geworden ist. Ich zucke mit den Schultern und bringe meinerseits ein schiefes, für mich untypisches Lächeln zustande, das im Spiegel gegenüber mehr aussieht wie eine schmerzliche Grimasse. „Ist alles okay bei dir? Du siehst so...“ Sie lehnt sich noch weiter zu mir, sodass sich unsere Nasen fast berühren und starrt mir in die Augen. „traurig aus.“

Ich lache etwas wackelig.

„Ich sehe überhaupt nicht traurig aus! Mir geht’s prima... Wirklich!“, ich sammle mich endlich und grinse ihr breit entgegen und sie gluckst. Ich werde mir bewusst, dass sie beide Arme auf meinem Bauch abgelegt hat und sich über mich lehnt. Meine Arme liegen schlaff an meiner Seite, aber ich würde sie am liebsten packen und küssen.

Ich unterdrücke den Impuls. Mein Bauch zittert.
 

Sie küsst meine Nase und steht dann auf. Gott sei Dank, sie hat mir den Rücken zugedreht... Ich bin rot geworden und drehe mich auf den Bauch, um mein Gesicht im Kissen zu verstecken. Ganz schlechte Idee... Das ist das Kissen, auf dem sie gerade noch gelegen hat. Es riecht nach ihrem Shampoo. Kokosnuss... Ich fühle, wie mir jemand auf den Rücken tippt und ich sehe auf.

„Du benimmst dich komisch, Lil. Ist wirklich alles in Ordnung? Du erzählst mir doch, wenn dich etwas bedrückt, oder? Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“, sie lässt sich auf ihr Bett sinken und ich setze mich in den Schneidersitz. Sie nimmt meine Hand und schaut mir besorgt ins Gesicht. Ich bereite ihr Unbehagen... Das sollte ich nicht tun.

Wir haben keine Geheimnisse voreinander.

„Miles, es ist alles okay, wirklich. Mach dir keine Sorgen, ich hab nur schlecht geträumt. Glaub mir.“, ich klinge so überzeugend, wie nur irgend möglich und ich sehe sie aufatmen. Sie macht sich wohl wirklich Gedanken um mich Kindskopf. Ich lächele ihr zu, dann stehe ich auf und mache mich auf den Weg zuerst ins Bad. Ich drehe meinen Kopf ein letztes Mal.

Sie sieht mich noch an, aber ihr Blick liegt nicht mehr auf meinem Gesicht.
 

-
 

Dreißig Minuten später sitzen wir zwei unten am Küchentisch und essen unsere Cornflakes. Mr. Stewart – Mileys Vater – ist nicht da. Er hat einen Zettel auf dem Küchentisch zurück gelassen. Es ist Samstag und er hat ein Hannah-Meeting. Ja, richtig. Miley ist Teen-Sensation Hannah Montana. Ich bin eine der wenigen Personen, die davon wissen und entgegen besseren Wissens fühle ich mich deswegen unglaublich stolz. Immerhin weiß ich etwas von Miley, was Mr. Schauspieler nicht weiß. Schade ist eigentlich nur, dass ich ihm das nicht unter die Nase reiben kann.

Miley sitzt neben mir und seufzt leise vor sich hin. Das macht sie immer, wenn sie jemanden dazu kriegen will, dass sie fragen, was denn los ist. Ich ignoriere es absichtlich, nur um sie ein wenig zu ärgern. Meistens klappt es, wenn sie schon zu sauer ist, um zu merken, dass ich sie nur aufziehe.

Jackson schaut im Wohnzimmer fern. Er sitzt auf der riesigen grünen Couch, die ich so sehr liebe. Fast sogar so sehr wie Miley. Aber eben nur fast. Jetzt starrt sie mich bedeutungsvoll an, aber ich sage immer noch nichts. Ich tue so, als würde ich meine Fingernägel begutachten. Ich bin zwar alles andere, als ein typisches Mädchen-Mädchen, aber um meine Nägel mache ich mir schon Sorgen.
 

„Lilly?“, erst jetzt sehe ich sie an und bin sofort besorgt. Sie starrt ihr Frühstück an, stochert darin herum und ihr Mund ist nach unten gezogen. Sie sieht todtraurig aus. Ich habe das Bedürfnis meine Hand auszustrecken, ihre zu nehmen und ihr den Schmerz weg zu küssen.

„Was gibt’s, Miles? Alles in Ordnung?“, jetzt nehme ich wirklich ihre Hand, aber ich küsse sie nicht. Ich sehe sie nur eindringlich an. Ich fange langsam wirklich an, mir Sorgen zu machen. „Komm schon, erzähl's deiner alten Lilly.“ Das bringt tatsächlich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und sie drückt leicht meine Hand. Eine weiche, perfekte Handfläche an meiner eigenen.

„Hattest du jemals das Gefühl... dass du etwas falsch gemacht hast? Etwas, was dein ganzes Leben beeinflusst?“, sie sieht mir nicht in die Augen, aber ich kann ihren verkrampften Körper sehen. Sie macht sich Sorgen wegen etwas, was ihr Leben beeinflusst? Etwas, was falsch ist. Glaub mir, Miles, ich kenne mich mit Sünden aus. „Etwas, von dem du weißt, dass das so nicht laufen sollte?“

„Dieses Gefühl habe ich jeden Tag, Miles. Aber... worauf willst du hinaus? Was hast du falsch gemacht? Worum geht es?“, meiner Miley geht es so selten schlecht. Sie ist immer so fröhlich und quirlig. Und ich liebe sie deswegen. Die traurige Miley macht mich auch traurig.

„Ich...“, unsere Blicke treffen sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann unterbricht sie den Kontakt. Es jagt mir einen Schauer über den Rücken. „Schon okay, ist nicht so wichtig. Was willst du heute machen?“ Ich will sie eigentlich noch genauer darauf ansprechen, wieso sie sich so komisch benimmt... aber ich besinne mich eines Besseren. Irgendetwas sagt mir, dass ich nicht weiter darauf herum reiten sollte.

Wenn Miley es mir wirklich erzählen wollte, dann würde sie es sicher tun. Immerhin sind wir beste Freundinnen. Miley hat keine Geheimnisse vor mir, richtig? Nicht so wie ich vor ihr? Sie wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum und jetzt sieht sie wieder wie die Miley aus, die ich kenne. Mit einem Lächeln im Gesicht.
 

„Tut mir Leid. Uhm... wir können machen, was du willst. Ich bin flexibel, kennst mich doch.“, ich kratze mich am Nasenrücken und kann kaum vermeiden, dass meine Wangen sich leicht röten. Ich habe sie angestarrt. Ich sollte mich mehr zusammen reißen.

„Wie wär's mit Strand? Wir waren ewig nicht mehr da...“, 'ewig nicht mehr da' bedeutet so viel, wie gestern Nachmittag. Aber mir ist egal, was wir machen. Ich muss sowieso zuerst nach Hause. Meine Mutter hat mich zum Garten umgraben verurteilt. Weil ich aus Versehen ihre teure Lieblingsvase herunter gestoßen habe.

Miley in einem Bikini... Gott, wieso hasst du mich so sehr?

„Vielleicht später. Ich muss jetzt erst nach Hause. Mom hat mir eine Strafarbeit aufgebrummt.“, ich seufze theatralisch und stürze den Rest meiner Cornflakes herunter, bevor ich aufstehe und zur Tür gehe. Miles folgt mir bis zur Tür und dann stehen wir dort in ihrer Einfahrt und warten beide darauf, dass sich der jeweils andere verabschiedet. „Also dann.. bis nachher, ja?“

Ich versuche mich an einem kleinen, völlig unschuldigen Lächeln und sie zieht mich in eine feste Umarmung, bevor sie eine warme Hand über meine Wange laufen lässt und mir anschließend einen kleinen Kuss auf dieselbe Stelle gibt. Ich werde wieder rot, schenke ihr einen flüchtigen Blick und drehe mich um. Schnell nach Hause.

Ich hasse und liebe diesen Zug an ihr. Es schickt mich gleichzeitig in den Himmel und in die Hölle. Ich werfe einen Blick zurück und da steht sie, hebt ihre Hand und winkt übertrieben großspurig. Die Zunge in ihre Richtung ausstreckend hebe ich meine eigene Hand und winke.
 

Ich bin sowas von verloren.
 

-
 

„Lilly, du bist zu Hause. Zur Abwechslung mal.“, meine Mom steht in der Küche und kocht ihr Mittagessen. Dad ist wahrscheinlich immer noch auf der Arbeit und Matt ist mit seinen Kumpeln auf dem Basketballplatz. Wie auch immer. Das bedeutet, dass ich mit meiner Mutter allein bin und das endet nie gut.

In einem Anflug von wachsender Verzweiflung habe ich ihr vor einem halben Jahr von meinem Problem mit Miles erzählt. Sie hat auf jeden Fall nicht reagiert, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte zumindest auf Schreie gehofft. Schreie kann man immer gut einordnen, finde ich. Besser jedenfalls, als so eine undefinierbare, ruhige Stimme, die einen irgendwann in den Wahnsinn treibt.

Nein, sie hat mich umarmt. Meine Ma und ich waren nie besonders auf Berührungen aus... Ich habe mich gut erschrocken, das kann ich euch sagen. Eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal machen will. Ich war immer schon mehr ein Papa-Kind. Daran mag es liegen, dass ich mich nicht wie ein typisches Mädchen kleide und gebe. Geschadet hat es mir aber auf keinen Fall.

„Wie läuft es mit Miley? Ist sie immer noch mit Jake zusammen?“, allein bei seinem Namen zieht sich mein ganzer Bauch zusammen. Gott, ich hasse diesen eingebildeten, egoistischen Mistsack. Er hat Miley doch gar nicht verdient. Er weiß sie doch gar nicht zu schätzen.
 

„Ja, Mom, sie ist immer noch mit ihm zusammen. Mr. Zombie Slayer hat immer noch seinen Bann auf sie gelegt.“, ich seufze und lasse mich resigniert auf einen Küchenstuhl fallen. Mom schlägt etwas in ihrem Kochbuch nach, dann nickt sie anerkennend.

„Ich kann diesen Jungen nicht leiden, Lilly. Er ist nicht gut für Miley. Ich habe ihn in einem Interview bei Wake Up, Wendy gesehen.“, sie rümpft ungehalten ihre Nase und schmeckt ihre Soße ab, dann lächelt sie. Ich habe gerade erst gefrühstückt... aber etwas geht immer noch rein! Vor allem, wenn meine Mom diejenige ist, die kocht. Sie hat sich wirklich gebessert.

Früher hätte ich ihr Essen nicht einmal mit der Kneifzange angefasst.

Meine Mutter ist eine große, blonde Frau mit langem, glänzenden Haar. Es hat dieselbe Farbe wie meine, auch wenn ich ihr sonst nicht sonderlich ähnlich sehe. Ich sehe ja nicht einmal meinem Vater ähnlich. Manchmal frage ich mich, wie ich überhaupt in diese Familie hinein passe. Irgendwie sind alle perfekter als ich. Ich bin alles andere als perfekt.

„Zu Schade, dass Miley nicht einsieht, was für eine Zeitverschwendung dieser Kerl ist.“, ich schließe meine Augen, lehne mich im Stuhl zurück und stöhne ungehalten. Ich bin jetzt 16 Jahre alt, seit genau zwei Monaten und habe immer noch kein eigenes Auto. Meine Ma hat gesagt, ich muss mir erst eines verdienen. Ich frage mich immer noch, wie ich das machen soll.
 

„Vielleicht fehlt nur die richtige Person, die sie darauf bringt.“, ich kann das Zwinkern fast aus ihrer Stimme heraus kommen sehen... Ich lache bitter. „Lilly, wenn du ihr einfach sagen würdest, wie du empfindest, dann würde sie sicher-.“

„Absolut angewidert von mir sein, mich fallen lassen und nie wieder ein Wort mit mir wechseln. Danke, Mom, ich kenne meine Optionen. Es ihr gegenüber auch nur anzudeuten, wäre sozialer Selbstmord. Ich bin nicht bescheuert.“, Miley ist blind für gewisse Dinge, zum Beispiel, wie widerlich ihr fester Freund ist. Ich kann es nicht beweisen, aber ich wette, er betrügt sie!

Solche Typen wie er sind doch alle gleich.

„Das kannst du nicht wissen, Schatz. Miley liebt dich. Vielleicht nicht auf dieselbe Weise, wie du sie liebst, aber du bist ihr sehr wichtig. Sie wird dich nicht für eine Sache verurteilen, die du nicht ändern kannst. Mach dir keine Sorgen, Sweety.“, ich rolle mit den Augen. Meine Mutter hat absolut keine Ahnung von gar nichts, ich sehe schon.

„Wenn das Leben doch so einfach wäre, wie du denkst, Ma. Du könntest hin und wieder auch mal aus deiner Blasenwelt herauskommen. Oder mich mitnehmen...“, aus der Realität entschwinden konnte ich noch nie besonders gut. Wenn ich mir Dinge vorstelle, dann dreht es sich dabei meistens um Miley und das hilft mir dann auch nicht wirklich, irgendetwas davon zu vergessen.

„Dein Leben ist kompliziert, weil du es kompliziert machst.“, sie schüttelt mit ihrem Kopf und scheucht mich dann aus der Küche. Meine Mutter regt sich gerne mal darüber auf, wenn ich Miley nichts sage. Sie sitzt mir mindestens seit drei Monaten damit im Nacken, was für ein feiges Ding ich doch bin, und dass alles so einfach sein könnte.
 

Aber das stimmt nicht. Nichts ist jemals einfach.

Filled With Problems

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 02
 

Also sind wir zum Strand runter und meine Vorahnung bestätigte sich. Ich wusste, dass es eine dumme Idee sein würde, sie wieder einmal zu begleiten. Aber ich höre ja bekanntlich nicht auf die Vernunft in mir. Immerhin heißt es doch: Pure Vernunft darf niemals siegen. Fragt mich nicht, woher ich das weiß, ich weiß es eben.

Miley in ihrem perfekten, makellosen, weißen Bikini. Mit ihrem festen, vom Tanzen flach gehaltenen Bauch, den langen, schlanken Beinen und anderen Körperteilen, die ich lieber nicht erwähne. Ich phantasiere nicht oft über Miley (Vorsicht! Lüge...), aber wenn ich es tue, dann gerät das manchmal etwas aus den Fugen. Ich kann es nicht leiden, wenn ich gerade mitten in einem Tagtraum bin und dann andere Leute meinen, sie müssten mir etwas für sie Wichtiges mitteilen.

Miley bietet Stoff für wundervolle Tagträume. Ich könnte mein ganzes Leben in einem verbringen, solange sie nur bei mir wäre. Ich träume auch nachts von ihr. Eigentlich immer, besonders, wenn sie mir so nah ist. Wenn ich zum Beispiel bei ihr übernachte. Ich weiß bereits am Abend zuvor, dass ich diese Nacht garantiert nicht ohne sie verbringen werde.
 

„Lil, kannst du mir mal den Ketchup geben?“, Olivers Stimme dringt an mein Ohr und ich wende meine Aufmerksamkeit seiner Stimme zu. Ketchup. Ihn herüber schiebend, sehe ich dabei zu, wie er Unmengen auf seine Pommes kippt. Ich würde es ihm gegenüber nie zugeben, aber ein kleines Gefühl von Übelkeit drängt sich in mein System.

Oliver Oken ist mein bester Freund. Er hat braune Haare, die sein Gesicht wie einen Helm umrahmen und treue, große, braune Rehaugen. Er ist wie der Bruder, den ich nie hatte – mal abgesehen davon, dass ich wirklich einen habe. Matt ist eben einfach nicht Ollie. Da kann er noch so brüderlich sein, wie er will.

„Meinst du, ich sollte es ihr sagen?“, ich spiele mit meinen Fingern im Schoß und starre in den Himmel. Es ist jetzt eine Woche her, seit ich dieses komische Gespräch mit Miles hatte und ich werde langsam unsicher. Sie benimmt sich zunehmend komisch in meiner Gegenwart und das macht mich noch ganz verrückt. Ich habe wirklich das Gefühl, sie verheimlicht etwas vor mir.

Oliver war der erste, dem ich von meinem Problem erzählt habe. Wir sind seitdem noch enger miteinander verbunden, als zuvor. Wir sitzen an einem der Picknick-Tische vor Rico's Surf Shop und ich muss meine Stimme klein halten, weil Mileys Bruder Jackson hinter der Theke steht und arbeitet. Er arbeitet hier eigentlich jeden Tag... wenn ich mal so darüber nachdenke. Er ist irgendwie immer da.
 

„Wieso auf einmal? Willst du endlich auf mich hören?“, er greift nach einer Pommes, die jetzt vollkommen rot von Ketchup ist. Ich verziehe mein Gesicht. Ollie liegt mir von Anfang an damit in den Ohren, dass ich es ihr sagen muss, weil ich es ihr schulde, weil wir beste Freundinnen sind.

„Ich weiß nicht. Sie benimmt sich so komisch. Vielleicht merkt sie was. Ich will es ihr erst sagen, bevor sie irgendwelche Theorien anstellt.“, ich begegne seinem Blick. Besorgt und verständnisvoll. „Ich hab Angst, Ollie. Was, wenn das Ganze unsere Freundschaft zerstört. Ich kann damit leben, dass sie mich nicht liebt... aber nicht, sie als meine Freundin zu verlieren.“

Es würde mich umbringen. Aber das sage ich ihm nicht.

„Ich glaube nicht, dass sie jetzt langsam auf den Trichter kommt. Immerhin hat sie es ein ganzes Jahr lang ignoriert. Und Miley ist nicht so unaufgeschlossen. Sie wird dich nicht verlassen, Lil. Das traue ich ihr nicht zu.“, ich tue es. Nein, eigentlich nicht. Ich weiß bloß nicht, wie ich mit der ganzen Sache fertig werden soll. Es reißt mich langsam aber sicher in Stücke.

Ich seufze und schiebe meine verbleibenden Pommes mit der Plastikgabel hin und her. Oliver lächelt mir aufmunternd zu. Wieso brauche ich eigentlich so lange, um es ihr zu sagen? Mit Oliver ging doch auch alles viel schneller. Ich musste es jemandem sagen und er bat sich am besten an.

Meine Eltern kamen direkt nach Ollie.

Aber sie waren genauso wie Oliver der Meinung, dass ich es tun muss. Und zwar bald. „Wieso sollte sie sich denn sonst so komisch benehmen?“, Oliver leert seine letzten Pommes in seinen Mund und nimmt einen großen Schluck von seinem Smoothy.
 

„Vielleicht Stress mit Jake und sie will dich nicht damit nerven? Du reagierst doch so mies darauf, wann auch immer sie das Thema Jake auch nur im Entferntesten anspricht.“, er zuckt mit den Schultern und meine Miene verfinstert sich.

„Wie soll ich denn sonst auf ihn reagieren? Ich wette mit dir, er betrügt sie doch!“, meine rechte Faust kollidiert mit dem Tisch und ich koche vor Wut. Er hat sie weniger als nicht verdient. Er und seine große Klappe. Er gehört verprügelt. Dieser miese Playboy. „Diese Typen sind doch eh alle gleich.“

„Hey, hey. Du musst ja nicht gleich so wütend werden.“, er hebt seine Hände und ich schließe meine Augen, knalle meinen Kopf auf den Tisch und seufze leise in mich hinein. Er hat Recht, ich sollte mich nicht so leicht aufkratzen lassen.

Ich könnte schwören, das ist genau das, was er will. Auch wenn er natürlich keine Ahnung hat, dass ich sie über alles liebe und ihm am liebsten in die Eier treten würde. Verdammter Zombie Slayer. Er gehört geslayed.

„Tut mir Leid... er macht mich bloß so... ugh!“, ich vergrabe mein Gesicht in den Händen und atme durch die Nase ein und aus. Ganz ruhig, Lilly. Keine Panik, irgendwann sieht Miley schon ein, was für ein mieser Mistkerl er in Wahrheit ist. Und dann zeigst du ihr, dass du die Richtige für sie bist. Da habe ich gar keine Zweifel.

„Ich versteh dich. Wirklich, aber du solltest dein Temperament etwas im Zaum halten, wenn du mit den beiden zusammen bist. Sogar Jake ist das letzte Mal aufgefallen, dass etwas mit dir nicht stimmt. Wenn du so weitermachst, dann kommt er noch darauf, dass du was von seiner Freundin willst.“, das hätte mir gerade noch gefehlt.
 

„Schon gut, ich versuchs ja...“, ich lege meinen Kopf auf den Tisch.

„Na komm. Ich geb' dir was aus. Vielleicht fühlst du dich dann besser.“, Oliver klopft mir väterlich auf die Schulter und erhebt sich, um mir Essen zu holen. Nicht, dass ich wirklich Hunger hätte. Ganz im Gegenteil, mir wird gerade schlecht.

Ich setze mich wieder auf und mein Blick fällt auf einen blonden Hinterkopf. Er steht da vorne. Steht da, als wäre er der König dieses Strandes und flirtet mit irgendeiner Rothaarigen. Mein Mund klappt auf, als Jake sich zu ihr herunter beugt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Sie kichert.

Das Mädchen zieht einen Stift aus ihrem Rucksack und kritzelt etwas auf seinen Arm. Ich könnte schwören, dass es sich dabei um eine Telefonnummer handelt. Ich presse meine Zähne aufeinander und balle meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Zwinkernd und winkend verschwindet sie wieder den Strand entlang und Jake kommt auf mich zu.

Ich glaube nicht, dass er mich schon gesehen hat. Seine Augen treffen meine und er grinst gehässig. Ich will ihn erwürgen, ihm seinen großen, überdimensionalen, aufgeblasenen Kopf abreißen. Er geht mit Miley, wieso flirtet er dann mit so einer unwichtigen Schlampe?!

Er hat sie. Nicht. Verdient.
 

„Hey, Lilly.“, er klopft mir auf die Schulter, lässt sich neben mich sinken und nimmt meinen Bananen-Smoothie in die Hand. Er nippt daran, dann grinst er mir wieder zu. „Na, alles fit?“ Sein Grinsen wird mit jeder Sekunde breiter.

„Klar, alles bestens. Was sollte schon sein.“, ich presse es zwischen meinen Zähnen hervor und Jake klopft mir erneut auf die Schulter. Ich bete inständig dafür, dass Oliver gleich wiederkommt, sonst wird das hier nämlich ziemlich hässlich. „Und bei dir so?“

„Oh, bei mir? Geht nicht viel im Moment. Ich schmeiß heute Abend 'ne Party bei mir Zuhause. Du solltest kommen, Miley würde sich bestimmt auch freuen. Du kannst ein wenig auf sie aufpassen, während ich nicht da bin und so weiter.“, er nimmt einen weiteren, großen Schluck meines Getränks. Als würde es uns zu Freunden machen, dass er mit Miley geht.

„Ich überlegs mir. Hab noch ziemlich viel zu tun. Meine Mom... hat mir ziemlich viel Hausarbeit aufgebrummt, weil ich nur ein C in diesem Englischtest letztens hatte.“, aus einer glaubwürdigen, vertrauensvollen Quelle weiß ich, dass Jake in diesem Test ein F hatte.

„Oh, uncool. Na deine Mom möcht ich nicht haben.“, er lacht ausgelassen und ich zwinge mich zu einem Lächeln. Es ist so was von falsch, aber natürlich bemerkt er davon nichts. Er ist zu sehr darauf fixiert, wie ihn alle Mädchen anstarren. Na ja, alle außer mir. „Also dann, vielleicht bis heute Abend.“

Er erhebt sich, trinkt den letzten Schluck aus meinem Becher und zwinkert mir zu, bevor er sich aus dem Staub macht. Ich erwidere nichts, ich sehe ihm nur nach. Meine Zähne sind so hart aufeinander gepresst, dass Atmen zu einer echten Herausforderung wird.
 

„Wow, ich hab deine Augen echt noch nie so rote Funken sprühen sehen. Verdammt, dass der Junge nicht sofort tot umgefallen ist.“, besser wäre es gewesen. Für alle Beteiligten. Elender Dreckskerl. „Hier, den hab ich dir auch noch mitgebracht.“

Er stellt mir einen neuen Bananen-Smoothie vor die Nase.

„Danke.“, aber mein Appetit ist mir restlos vergangen. Ich sollte heute Abend auf diese Party gehen. Alleine schon deshalb, weil ich nicht will, dass Jake irgendetwas unmoralisches bei Miley versucht und sie rauf nimmt in eines der leeren Schlafzimmer in seinem großen Haus. Allein sich vorzustellen, dass er Miley so berührt... es jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken.

„Du solltest nicht hingehen. Tu dir das bitte nicht an.“, er beißt in seinen Hotdog und ich zucke mit den Schultern. „Ich mein es ernst, Lil. Du kannst dir nicht den ganzen Abend ansehen, wie sie aneinander herum fummeln. Das ist nicht gut für dich.“ Natürlich ist es das nicht. Aber etwas anderes kann ich kaum tun. Ich kann ja schlecht absagen. Vor allem, weil Miley weiß, dass ich ein A in diesem Test bekommen habe.

Ich liebe Englische Literatur.

„Ich weiß schon, was ich tue. Mach dir keine Sorgen. Ich will nur sichergehen... dass er nichts bei ihr versucht. Ich meine im... sexuellen Bereich.“, ich verziehe mein Gesicht, aber Ollie nickt nur nachdenklich. „Ich will mir nicht vorstellen, dass sie mit ihm vielleicht ihr... ihr erstes...“

„Ich glaube nicht, dass Miley mit ihm schlafen will. Das kann ich mir bei ihr einfach nicht vorstellen. Ich meine, sie sind zusammen und alles... aber ich denke nicht, dass sie ihn wirklich liebt. Und Miley ist niemand, der einfach so vor sich hin vögelt.“, ich hoffe so sehr, dass er Recht hat. Auch, wenn der Alkohol dort Mileys Zurückhaltung sicher lockern könnte.

„Du hast Recht, ich sollte nicht hingehen. Ich sage einfach, ich fühle mich nicht besonders wohl.“, und in der Tat tue ich das nicht. Ich fühle mich furchtbar. Ich hasse es, darüber nachzudenken, was Miley vielleicht alles mit ihm treibt. Ich könnte mich übergeben.
 

„Genau. Wir machen uns heute einfach einen netten Abend. Hauen uns ein paar DVDs in den Player und essen Eiscreme bis zum Abwinken.“, Oliver hat schon wieder dieses bescheuerte Grinsen aufgesetzt und ich kann nicht anders, als mich besser zu fühlen. Er hat Recht. Er hat immer mit allem Recht.

„Ich hasse dich. Du weißt immer, was du sagen musst, damit ich mich besser fühle.“, ich leere meinen Drink und er schiebt sich das Ende seines Hotdogs hinein. Wir erheben uns beide. Wenn ich die Nacht schon damit verbringen muss, mir schlechte Filme an zu gucken, während Oliver mein praktisch nicht existentes Selbstwertgefühl wieder herstellt, dann kann ich auch gleich damit anfangen.

„Du bist wie ein offenes Buch, Baby. Lilly Truscott's Life. Du bist so was wie meine Tochter... oder Schwester. Irgendwie so etwas in der Art.“, er legt seinen Arm um meine Schultern und drängt mich in Richtung Zuhause. „Ich geh nachher noch ein paar Filme ausleihen. Du sorgst dafür, dass deine Mom nicht Zuhause ist, klar?“

„Schon gut, schon gut. Sie ist ohnehin weg. Auf irgendeinem Meeting, frag mich nicht.“, ich zucke mit den Achseln und wir trennen unsere Wege an einer Gabelung. Er geht zum Videoladen und ich nach Hause, um das Sofa vorzubereiten. Miley wer? Ich brauche sie nicht, um ein wenig Spaß zu haben. Oliver war sowieso vor ihr hier.

„Alles klar. Dann bis nachher, LT.“, er schlägt mir gegen die Schulter und ich winke ihm, bevor ich die Straße hinunter gehe. Miley wird nicht mit Jake schlafen. Dafür sind sie noch nicht lange genug zusammen... Und Miley ist keine voreilige Person... Zumindest, was das angeht.

Hoffe ich.
 

-
 

Als ich Zuhause ankomme, stelle ich fest, dass dort bereits jemand auf mich wartet. Und dieser jemand ist natürlich niemand geringerer als die Ursache meiner ganzen Probleme selbst. Miley Stewart lehnt an meiner Vordertür und lächelt mir spielerisch zu, als ich auf sie zugehe.

Das Bild der Rothaarigen, mit der Jake geflirtet hat, schwimmt in mein Gedächtnis. Ich vergleiche ihre Gesichter in Gedanken. Was findet er bitte an so einer Schlampe, wo er doch Miley haben kann? Miley ist viel... viel, viel schöner als sie.

Ich bleibe vor Miley stehen und sie sieht mich herausfordernd an.

„Hey, Lilly.“, sie grinst und legt ihre Hände auf meine Schultern. Mein Gesicht wird heiß und ich schlucke und nicke nur. „Wo warst du denn so lange? Ich habe auf dich gewartet...“ Ihr ländlicher Akzent umschmeichelt meine Ohren und ich fühle, wie meine Augen allmählich schwerer werden.

Ich räuspere mich.

„Ich, uhh... Ich war mit Oliver... am Strand.“, ich deute in die Richtung und Miley kichert.

„Du bist süß, wenn du so schüchtern bist.“, sie zieht an meinen Schultern und presst meinen Körper gegen ihren. Die Luft bleibt mir im Hals stecken. Sie ist mir so nah. Ihre Brüste pressen gegen meine und ihre Lippen schweben unmittelbar vor meinen eigenen. „Aber wieso bist du denn so nervös, Lilly? Bin ich es, huh? Mach ich dich nervös?“

Sie kommt mir näher und ich schließe aus Affekt die Augen und warte auf ihren Kuss, aber ihre Lippen streifen nur mein Ohr und ich stütze meine Hände neben ihr an der Tür ab, um nicht den Halt zu verlieren. Sie schlingt ihre Arme um meinen Nacken.

„W-Was ist los m-mit dir, Miley?“, Mileys rechte Hand gleitet über meine Seite, meine Hüfte entlang und kommt auf meinem Hintern zum Stillstand. Ich schnappe nach Luft, als sie eines ihrer Beine zwischen meine rutschen lässt und mit ihrer Hand in meine linke Pobacke kneift.

Ich zucke zusammen. Ihre linke Hand folgt der rechten und sie legt beide auf meinen Hintern, bevor sie mich noch näher zieht, sodass ihr Bein in meine intimste Stelle drückt und ich ein Stöhnen nicht unterdrücken kann. Sie kichert wieder.
 

„Also wirklich, Lilly... Wenn du so weitermachst, denke ich noch, das macht dich irgendwie an.“, ich lege meine Stirn auf ihre Schulter. Ich sollte das nicht tun, aber ich kann nicht anders. Ich rutsche auf ihrem Oberschenkel auf und ab.

Miley lässt meinen Hintern los und nimmt mein Gesicht in ihre Hände.

„Ich weiß, was du für mich empfindest, Lilly. Ich weiß, dass du mich willst. Dass du dich nach mir verzehrst und dass du es nicht ausstehen kannst, dass ich mit Jake zusammen bin.“, sie presst einen harten Kuss auf den Rand meines Mundes und ich schließe wieder die Augen und wimmere leise. „Ich will ihn nicht, Lilly. Ich will nur dich.“

Und damit prescht ihr Gesicht nach vorne und ihre Lippen sind auf meinen für einen einzigen, überwältigenden, fast schmerzhaften Kuss. Ihre Zunge verschafft sich gewaltsam Einlass in meinen Mund und mein Reiben gegen ihren Oberschenkel wird immer schneller und härter.

„Komm schon, Lilly. Worauf wartest du noch.“, sie löst sich von mir und ihre Hand gleitet unter meinen Gürtel und in meine Schwimmshorts. Ich schreie stumm in ihre Schulter, während sie mich reibt und ich dem Ende so schnell näher komme.

„Mmh, Miley. Miley, Miley, Miley.“, es ist mir egal, dass wir vor meinem Haus stehen und uns jeder sehen kann. Miley Stewart hat mir gerade praktisch ihre Liebe gestanden. Ich kann damit leben, dass ein paar Nachbarn vielleicht mitbekommen, wie sehr sie mich wirklich liebt.

Ich will nur sie. Für den Rest meines Lebens, nur sie allein.
 

Nur sie...
 

„Lilly? Lilly, wach auf. Lilly!“, ich setze mich blitzschnell auf. Ich bin durch geschwitzt und Oliver schaut besorgt auf mich herab. Er steht im Blickfeld. Transformers läuft im Hintergrund und Megan Fox rennt durch das Bild. Es war... nur ein Traum?

„Was ist denn?“, wieso musste er unbedingt gerade diesen Traum unterbrechen?!

„Ich will dir wirklich nicht auf die Nerven gehen, aber es hat gerade geklingelt und ich will nicht an die Tür gehen. Immerhin ist das hier ja nicht mein Haus. Und außerdem konnte ich dein Gestöhne nicht mehr ertragen. Miley muss ja eine ziemlich gute Liebhaberin sein.“, mein Gesicht läuft knallrot an. Oliver kichert. „Schon okay. Ist ja nicht so, als hätte ich noch nie einen Sex-Traum gehabt.“

Ich verziehe mein Gesicht. „Oliver! Ew, das will ich gar nicht so genau wissen!“, ich erhebe mich, wische mir Schweiß von der Stirn und streiche meine Klamotten glatt, bevor ich zur Tür marschiere. Wer klingelt denn bitte um zwei Uhr nachts an meiner Tür?

Ich sollte gar nicht hingehen. Erst einmal durch den Türspion... was zum? Ich reiße die Tür auf.
 

„Miley?“, ich werde noch röter bei dem Gedanken, dass ich gerade noch gedacht habe, sie hätte ihre Hand in meiner Hose. „Hey, was machst du so spät noch hier?“ Es ist dunkel und das Licht auf unserer Terrasse ist schon seit Wochen kaputt. Ich kann sie nicht ganz klar erkennen.

Ich vernehme ein Schniefen.

„Kann ich... vielleicht rein kommen?“, ihre Stimme klingt belegt und jetzt mache ich mir wirklich Sorgen. Ich gehe schnell zur Seite und sie tritt in den hellen Schein, der vom Wohnzimmer in den Flur fällt. Mileys Gesicht ist tränennass, ihr Maskara verschmiert.

„Oh Gott, Miley... ist alles okay bei d-.“, sie wirft sich in meine Arme und schluchzt haltlos in meine Schulter. Was zum Teufel ist auf Jakes Party passiert? Ich lasse die Tür ins Schloss fallen. Ich werde diesem miesen Mistkerl den Hals brechen. „Shh, ist doch alles gut. Hey, hör auf zu weinen.“

Ich lehne mich gegen die Wand und fahre mit den Händen durch ihr Haar.

„Kannst du vielleicht... nach oben in mein Zimmer gehen? Ich lass Ollie einfach auf der Couch schlafen und dann bin ich gleich bei dir, okay?“, ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und werde zum zweiten Mal an meinen Traum erinnert. Aber anstatt sie auf den Mund zu küssen, streife ich meine Lippen nur über ihre Stirn und sie nickt langsam und verschwindet in Richtung Treppe.

Ich gehe zu Oliver ins Wohnzimmer.

„Irgendetwas ist bei Jake passiert... Miley ist völlig aufgelöst. Kannst du hier vielleicht ein bisschen aufräumen und dann auf dem Sofa schlafen? Ich muss...“, er nickt und legt eine Hand auf meine Schulter und schickt mich mit einer kleinen Geste in Richtung Treppe. „Danke, Ollie.“
 

Ich sprinte die Treppe hoch.

But Now You're Here

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 03
 

Miley sitzt auf meinem Bett und weint in das Schlafshirt, was ich die letzten Nächte getragen habe. Ich lehne in meinem Türrahmen und frage mich, was ich zu ihr sagen soll. Wenn Jake sie angefasst hat, dann weiß ich nicht, ob ich ruhig bleiben kann.

Allein der Gedanke daran lässt mich an die Schrotflinte denken, die meine Mom unten im Arbeitszimmer versteckt hat, falls bei uns eingebrochen wird. Aber ich will nichts Dummes machen und ich will für sie da sein. Und gleichzeitig will ich einfach nur zu Jake nach Hause fahren und ihm das Genick brechen.
 

Miley sieht auf und unsere Blicke treffen sich. Ihre Augen schwimmen in Tränen und ich kann im Licht meiner Nachttischlampe erkennen, dass das T-Shirt schon jetzt vollkommen durchweicht ist. Sie drückt es fest an sich und schnieft, bevor sie spricht. Und ihre Stimme klingt so traurig, dass es sich anfühlt, als würde eine eiskalte Flüssigkeit in meinen Magen laufen.

„T-Tut mir Leid, dass ich d-dein T-Shirt vollgeheult hab... Ich- Ich brauchte nur...“, ich lächele traurig und mache schnelle Schritte zu ihr, schließe die Tür hinter mir und setze mich neben ihr auf das Bett. „Ich b-brauchte nur etwas Vertrautes.“

Ich lege meinen Arm um sie, küsse umsichtig ihre Schläfe und sie vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter. Das T-Shirt lässt sie immer noch nicht los. „Hey, ist schon okay. Mach dir deswegen keine Sorgen.“, meine Finger gleiten vorsichtig durch ihr Haar. „Was ist passiert, Miles? Was hat der Mistkerl dir angetan?“ Ihre Tränen laufen meinen Hals entlang.

Ich will nichts weiter tun, als sie für immer im Arm zu halten.

„K-Können wir... vielleicht m-morgen darüber reden?“, sie hebt ihren Kopf wieder und sieht auf in meine Augen und ich nicke nur stumm. „Kannst du mir was... zum Anziehen leihen?“ Das Shirt in ihrer Hand zittert, weil sie es so fest umklammert.

„Klar, ich leih dir gern was.“, ich will gerade aufstehen, als sie ihre Hand auf meinen Unterarm legt und an dem T-Shirt zieht, was ich gerade an habe. Ich sehe sie etwas perplex an. Was will sie von mir? „Was ist los, Miles?“

„Gibst du mir... vielleicht deins? Dein Geruch- Dein Geruch beruhigt mich. Irgendwie. Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich-.“, ich lege meinen Finger auf ihren Mund und ziehe das T-Shirt über meinen Kopf. Und ich könnte schwören, dass sie rot wird. Aber darum geht es jetzt nicht.
 

Erst jetzt stehe ich auf und gehe zu meinem Schrank, ziehe zwei Boxershorts und ein T-Shirt heraus und werfe ihr die Shorts zu. Wir ziehen uns in völliger Stille um. „Ist es wirklich okay, dass ich heute Nacht hier bleibe? Ich will dich nicht... nerven.“, sie schlüpft vor mir ins Bett und ich hebe die Bettdecke.

„Miley, du kannst immer zu mir kommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Du bist meine beste Freundin. Ich liebe dich.“, du weißt ja gar nicht, wie sehr ich dich liebe, Miles. Sie lächelt durch ihre Tränen und schmiegt sich gegen mich.

„Danke, Lil.“, ich drehe mich auf die Seite und lege meinen Arm um ihre Taille. Ihr Haar duftet und ich atme tief ein, bevor ich meine Augen schließe. „Ich liebe dich auch, Lilly. So sehr.“ ihr Kopf schmiegt sich unter mein Kinn und ich erstarre. Ich weiß, dass sie das nicht so meint, wie ich es meine, aber...

„Schlaf gut, Miles. Du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“, ihre Hand schiebt sich sanft unter mein T-Shirt und bleibt auf meiner Seite liegen. Ihre weiche Haut auf meiner eigenen zu spüren raubt mir den letzten Nerv und ich werde wahrscheinlich die ganze Nacht kein Auge zumachen. Aber solange Miley glücklich ist... Wer wäre da ich, ihr diesen einfachen Kontakt zu verwehren?

Miley braucht jetzt ihre beste Freundin. Und ich werde für sie da sein.
 

Koste es, was es wolle.
 

-
 

Ich werde von einem beruhigenden Gefühl geweckt. Etwas zieht Kreise auf meinem nackten Bauch. Wärme breitet sich in meinem ganzen Körper aus, lässt meine Zehenspitzen kribbeln. Das Licht strahlt in mein Zimmer und erhellt mein Gesicht und ich rolle mich resigniert auf die Seite. Die Person neben mir kichert sanft.

„Mmh, Miley?“, ich kuschele mich gegen einen weichen Körper und seufze erleichtert. Nur noch ein bisschen mehr Schlaf, mehr will ich doch gar nicht...

„Steh auf, Lilly. Oliver wird unten bestimmt schon ganz ungeduldig.“, ich spüre ihre Lippen an meinem Ohr und erzittere unwillkürlich. Miley kichert erneut und rollt mich auf den Rücken. Mehr widerwillig öffnen sich meine verschlafenen Augen. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Miley ihr Bein über meine Hüfte schwingt und sich auf meinen Bauch setzt.

„Was hast du jetzt schon wieder vor?“, Miley grinst schelmisch. Ihre Finger ziehen jetzt Linien auf meinen Schultern. Sie verschränkt unsere Finger ineinander und lächelt sanft auf mich herab. Was hat sie bitte vor? Ich meine das ganz ernst.

„Ich will mich nur bei dir bedanken...“, ihre Augen werden schwer, meine Hände fallen zurück auf mein Bett und ich sehe, wie neue Tränen in Mileys traurige, himmelblaue Augen schießen. Sie schnieft. „Tut mir Leid, ich wollte eigentlich nicht... schon wieder-.“
 

Ich unterbreche ihre Worte.
 

Miley vergräbt ihren Kopf in meiner Schulter und ich schlinge meine Arme um ihren Rücken. Schluchzer schütteln ihre kleine Form. Meine Zähne zusammen beißend, tausche ich unsere Positionen. Ich rolle sie vorsichtig auf den Rücken und beuge mich über sie.

„Miles... Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was passiert ist. Hey, komm schon Miley. Du kannst mir vertrauen.“, zitternde Finger streichen über meine Wange. „Du kannst mir alles sagen. Ich mach ihn fertig, wenn er dir weh getan hast. Ich und Oliver, wir suchen uns ein paar Leute zusammen und dann verprügeln wir ihn. Ich versprech es dir.“

Miley lächelt sanft.

„Ich hab dich gar nicht verdient, Lilly.“, ich beuge mich herunter zu ihr und presse meine Lippen auf ihre Stirn. Länger, als es eigentlich notwendig wäre, aber sie scheint sich daran nicht zu stören. Sie seufzt nur leise. „Vielleicht hattest du doch Recht, was Jake angeht.“

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und löse mich von ihr, sehe traurig auf sie herab. „Ich hasse es, wenn ich Recht habe.“, meine Stimme ist zu einem Flüstern gesenkt, weil wir uns so nah sind, meine Lippen unmittelbar über ihren. Aber ich versuche nichts Unüberlegtes.

Ich muss ihr jetzt ganz einfach zuhören.

„Ich war gestern auf Jakes Party... die, zu der du nicht kommen wolltest. Und ich war für einen Moment weg, um mich etwas im Bad frisch zu machen...“, ihre Stimme zittert und ich küsse ihre Wangen und ihr Kinn, um sie zu beruhigen, als neue Tränen aus ihren Augen laufen.

„Shh... ist schon okay. Lass dir Zeit. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, Miles.“, ich presse meine Wange gegen ihre, meine linke Hand verharrt in ihrem Haar. Sie kuschelt sich gegen mich und schlingt ihre Arme um mich.
 

„Ich war wirklich maximal fünf Minuten nicht bei ihm und als ich wieder da war... war er einfach verschwunden. Ich wusste nicht, wo er hin ist. Ich hab überall nach ihm gesucht und dann hab ich diesen Kerl gefragt, ob er ihn gesehen hat und der hat nach oben gedeutet zu den Schlafzimmern...“, oh nein. Ich kann mir denken, wo das endet.

Dieses Schwein, ich werde ihm eigenhändig die Eier abreißen.

„Dieser elende Mistkerl.“, mein Körper zittert, als ich mich wieder aufsetze und meine Hände im Kissen unter ihr zu Fäusten balle. „Ich schwöre dir, ich bringe ihn eigenhändig um.“ Mileys Lächeln ist zwar traurig, aber unheimlich dankbar. „Er hatte dich nie verdient, Miles. Du verdienst jemand so viel besseres.“

„Tja, offenbar dachte er, dass ich nicht gut genug für ihn bin. Ich glaube, er war drauf und dran mit diesem Mädchen zu schlafen. Gott, sie waren dabei sich auszuziehen.“, sie schließt ihre Augen. Wahrscheinlich, um die Bilder loszuwerden, die dieser Abend in ihr Gedächtnis gebrannt hat.

„Oliver und ich trommeln die Jungs zusammen und dann machen wir ihn fertig. Ist doch klar. Wir sind deine Freunde. Wofür sind wir denn sonst da, wenn nicht, um deine Ex-Freunde zu verprügeln, weil sie Arschlöcher sind? Ich könnte dir das nie antun.“, die Worte sind aus meinem Mund, bevor ich sie stoppen kann und Miley hebt ihren Kopf. Ihre Augen bohren sich in meine.

„Du wirst jemanden mal sehr glücklich machen. Ich hoffe, dieser jemand wird das zu schätzen wissen. So wie ich es zu schätzen weiß. Ich weiß, du redest nicht gerne über Jake... Und ich will dich nicht ständig mit meinen Problemen belästigen.“, sie öffnet ihren Mund wieder, um weiter zu sprechen, aber ich lege meinen Finger auf ihre Lippen.

„Hör auf. Ich bin immer für dich da, ist das klar? Ich werde dich nie im Stich lassen. Niemals. Ich liebe dich doch. Du bist immerhin meine beste Freundin.“, den letzten Teil schiebe ich schnell hinterher. Es sind nur so und so viele Patzer an einem Tag erlaubt und ich bin jetzt schon über dem Limit.

Miley lächelt warm.

Ich liebe es, dass ich sie zum Lächeln bringen kann.
 

„Wenn du ein Junge wärst, dann würde ich dich sofort heiraten. Ehrlich, ich würde dich bei mir Zuhause einschließen und dich mit niemandem teilen.“, sie kuschelt sich gegen mich, aber mein Blick wird schwer. Natürlich würde sie mich heiraten. Wenn ich ein Junge wäre. „Obwohl ich dich auch so schon am liebsten einschließen würde.“ Sie kichert sanft.

„Du musst mich nicht einschließen... Keine Sorge, ich werde immer nur für dich da sein.“, ich rolle mich von ihr runter und setze mich auf. Das hat doch alles keinen Sinn. Wieso muss ich mich weiter quälen, indem ich ihr so nah bin? „Vielleicht hast du Recht wegen Ollie. Er will bestimmt nicht die ganze Zeit unten allein hocken.“

Ich stehe auf und trotte betreten zu meinem Kleiderschrank. Miley scheint nichts zu bemerken. Ich reiße ihn auf und werfe ihr ein paar Sachen zu. Ich gehe einfach mal davon aus, dass sie noch etwas hier bleibt und mit mir Zeit verbringt.

„Könnte ich vielleicht noch etwas hier bleiben? Ich will noch nicht nach Hause. Daddy weiß sonst sofort, dass etwas nicht stimmt.“, ich nicke knapp und reiche ihr eine Jogginghose. Ich ziehe mir das T-Shirt über den Kopf und lasse es auf den Boden fallen. Miley gluckst. „Mir ist nie aufgefallen, was für Bauchmuskeln du hast.“

Ehe ich mich versehe, steht Miley mir gegenüber. Ihre Hände wandern über meinen Bauch und meine Muskeln zittern unter ihren weichen Berührungen. „Tja, wenn man Sport macht, dann kriegt man eben einen so heißen Körper. Das solltest du auch mal versuchen.“, auch wenn ihr Körper auch ganz ohne Sport schon anziehend genug ist.

Ihre Blicke verbrennen meine Haut.

Sie seufzt erleichtert und schlingt ihre Arme wieder um meinen Bauch, schmiegt ihren Kopf gegen meinen Hals und atmet auf meine rechte Schulter. Ich erzittere sanft. „Vielleicht sollte ich dich einfach trotzdem heiraten. Alle werden furchtbar neidisch auf mich sein.“
 

„Vielleicht sollten wir damit erst noch etwas warten, Miles. Findest du nicht, wir sind noch ein wenig zu jung, um zu heiraten?“, ich tätschele etwas unbehaglich ihr Haar und ihren Rücken. Ihre Brüste pressen gegen meine. Ich explodiere gleich.

„Ich würde Jake am liebsten eins rein würgen. Er wird schon sehen, was er verpasst, wenn er uns erst einmal zusammen sieht. Glücklich verheiratet. Wir zwei zusammen bringen die ganze Schule zum sabbern.“, sie hebt ihren Kopf und küsst meine Wange und ich kann nicht anders. Ich werde rot und scharre verlegen mit den Füßen.

„Wie ich sehe, hast du ja schon alles genau geplant.“, Mileys Finger ziehen Linien auf meinem nackten Rücken und spielen nachdenklich mit dem Verschluss meines BHs. „Miles, ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist.“

Obwohl ich sie nicht gehen lassen will, nehme ich ihre Unterarme in die Hände und entferne sie von mir. Miley lächelt nur leicht und zuckt mit den Schultern. „Wir sind beste Freunde, wir wissen alles voneinander. Außerdem sind wir beide Mädchen. Nichts, was ich nicht ohnehin schon gesehen hätte.“, sie hat doch tatsächlich den Nerv, mir die Zunge entgegen zu strecken.

Ich rolle mit den Augen.

„Tut mir ja Leid, dass ich nicht halbnackt vor dir herum rennen will. Vielleicht später, wenn ich älter und betrunken bin. Dann kannst du meinetwegen mit mir machen, was du willst. Geez.“, nach einem kleinen Zwinkern, ziehe ich ich von ihr zurück und gehe zu meinem Schrank.

„Aber das ist bestimmt noch total lange hin!“, ich kann nicht glauben, dass meine beste Freundin mich nackt sehen will. Ich schüttele ungläubig den Kopf.

„Behalt deine Hormone bitte unter Kontrolle, Miles.“, wir sind schon immer so bescheuert miteinander umgegangen, aber das geht doch schon etwas weit. Das bin ich von ihr gar nicht gewohnt. Wahrscheinlich liegt es an dem Schock, den Jake ihr verpasst hat.
 

Ich schnappe mir ein graues, weites T-Shirt und ziehe es mir über den Kopf. Ich bin nicht in der Stimmung, jetzt irgendetwas stylisches anzuziehen und ziehe einfach eine Schwimmshorts über meine Boxer. Ich höre, wie Miley sich hinter mir umzieht.

„Hast du wieder Klamotten an?“, ich traue mir einen kleinen Blick zu und Gott sei Dank... sie trägt ein Top und die Jogginghose. Noch mehr Aufregung könnte mein Körper wahrscheinlich nicht verkraften. Und ich will es lieber nicht austesten.
 

-
 

Ollie liegt immer noch schlafend auf dem Sofa. Eines der Kissen ist fest in seinem Griff und ich kann sehen, dass er darauf gesabbert hat. Na toll, jetzt muss ich es desinfizieren und in die Waschmaschine stecken. Danke, Oliver! Als hätte ich nicht so schon genug Probleme.

„Wach auf, Olliekins. Du bist schließlich nicht der einzige in diesem Haus.“, ich rüttele seine Schulter. Nicht sonderlich hart, ich will ihm nicht weh tun. Er hat mir gestern Abend wirklich versucht zu helfen. Ich schulde ihm was. Aber nur, bis ich mich revanchiert habe.

„Mmh... Nein, Mom... Noch fünf Minuten.“, er dreht sich auf die andere Seite und döst einfach weiter. Miley rollt mit den Augen. Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust und sieht mich vorwurfsvoll an. Warte... Mich? Was hab ich denn damit zu tun?

„Was denn?“, ich mache einen halben Schritt von ihr weg.

„Jetzt weck ihn schon auf.“, sie gestikuliert zu Olivers Rücken und ich knirsche leise mit den Zähnen. Wenn es denn unbedingt sein muss, dann denke ich, muss ich zu härteren Maßnahmen greifen. Ich ziehe Oliver die Decke weg.

„Oliver Oscar Oken, wenn du nicht jetzt sofort aufstehst, dann erzähle ich allen in der Schule, dass du, bis du neun warst, nur an der Hand deiner Mutter über die Straße gehen wolltest.“, okay, das wird schon helfen. Oliver setzt sich blitzschnell auf.

„Oh, du würdest nicht...“, er funkelt mich an.

„Oh, aber sowas von.“, Miley kichert hinter mir und Olivers Blick wird noch kälter. Er murmelt so leise, dass wir es nicht verstehen können. Meine Ohren schnappen nur die Worte Lilly, Miley und endlich flachlegen auf. Ich laufe rot an. Ich weiß, worauf er hinaus will.
 

„Also, wofür habt ihr mich geweckt? Hättet ihr euch nicht auch alleine beschäftigen können. Es gibt eine Menge Sachen, die zu zweit viel mehr Spaß machen.“, seine Augen fixieren sich auf mir und ich sehe ihn nur unschuldig an.

„Lilly meinte, du würdest dich vielleicht langweilen.“, Miley zuckt mit den Schultern und lässt sich neben Ollie auf die Couch fallen. Jetzt schiebt sie auch noch alles auf mich... War nicht sie diejenige, die das von Anfang an meinte?

„Jetzt wo du schon mal wach bist...“, ich nehme zu Mileys linken Platz und lehne mich gegen die Rückenlehne, lege meine Arme darauf. Miley lächelt sanft und lehnt sich ebenfalls zurück, kuschelt sich in meine Seite. Ich laufe rot an.

Mein bester Freund beäugt uns misstrauisch.

„Also schön...“, er seufzt, dann massiert er sich die Schläfen. Er soll sich bloß nicht so anstellen. Was für eine Memme er is-... Wow! Ich zucke unwillkürlich zusammen, als Mileys Hand unter mein T-Shirt gleitet und sie sanft mit ihrem Zeigefinger über den Zwischenraum zwischen meinen Brüsten fährt. Oliver öffnet seinen Mund, schließt ihn dann aber wieder.

„Uhm... wie w-wär's, wenn wir Transformers noch mal einwerfen? Die Hälfte h-haben wir gestern Abend doch sowieso verschlafen.“, was macht sie da?! Und wieso ausgerechnet jetzt?! Ich meine, sie begrabbelt mich grundsätzlich, aber nie so offensichtlich und anzüglich!

„Klar... Obwohl du doch sowieso nur Megan Fox anstarren willst.“, er flüstert es nur, aber Miley hebt ihre Augenbrauen.

„Wieso sollte Lilly Megan Fox anstarren?“, ihr Zeigefinger schiebt sich unter den Bund meines BHs, hebt ihn leicht und lässt ihn dann wieder zurück schnappen. Ich zucke wieder zusammen. „Was ist überhaupt so toll an ihr? Sie ist doch sowieso total künstlich.“
 

„Uhh... Lilly bewundert ihren...“, das erste Wort, was mir und sicher auch ihm in den Sinn kommt, ist Körper, oder vielleicht Busen. Aber das kann er Miley schlecht unter die Nase reiben. „Sie mag ihre...“ Wehe er sagt Brüste, oh wehe er sagt Brüste. „Ihre Schauspielerei!“

Miley starrt erst ihn an, dann mich.

„J-Ja, sie ist wirklich eine tolle... Schauspielerin.“, ich nicke schnell. Bitte, lass sie nichts merken. Komm schon Gott, tu doch ein einziges Mal etwas für mich! Das kann doch nicht so schwer sein! „Lasst uns einfach den Film gucken! Du wirst schon sehen, was ich meine, Miles.“

Oh Gott... Endlich, Mileys Hand entfernt sich von meinen Brüsten und schiebt sich zu meinem Bauch. Und endlich, endlich bleibt sie liegen und starrt nur noch den Fernseher an. Wenn sie so weitergemacht hätte, hätte ich noch angefangen zu stöhnen. Und wie hätte ich das bitte erklären sollen?
 

-
 

Die Hälfte des Films ist rum und Miley liegt immer noch in mir vergraben. Sie hat ihren Kopf unter mein Kinn geschmiegt und seufzt leise und resigniert. „Ich weiß wirklich nicht, was du an ihr toll findest, Lil. Ich wette, die ist dumm wie Stroh. Und ihre Art ist mindestens genauso falsch wie ihre Lippen und ihre Brüste.“, wow. Slow down there, tiger.

Sie klingt wie eine eifersüchtige Freundin.

„Keine Sorge, Miles. Du wirst für immer mein liebster Superstar bleiben. Ich werde Hannah doch nicht fallen lassen, nur weil Megan Fox wirklich absolut heiß ist.“, der Film hat mich schläfrig gemacht. Ich meine, versteht mich nicht falsch, ich finde ihn wirklich gut... aber Miley so nah bei mir zu haben und ihren Atem auf meiner Haut zu fühlen, ist einfach wie ein Wiegenlied.

So vertraut und wunderbar. „Das will ich auch für dich hoffen. Vor allem, weil Hannah ohne Zweifel viel heißer ist als diese Megan. Findest du nicht auch?“, sie hebt ihren Kopf und fixiert mich mit ihrem Blick auf dem Sofa. Sie starrt in meine türkisen Augen und ich bin wirklich etwas besorgt. Ich will nicht, dass sie irgendetwas sieht, was sie nicht sehen soll.

„Uh, klar sehe ich das genauso, Miles.“, ich kichere nervös und sie lächelt breit. Trotzdem ist es irgendwie gruselig, sie so zu sehen. Was soll ich sagen... Wenn es mir einen Kuss auf die Wange von ihr einbringt, dann werde ich alles für sie tun. „Man kann Hannahs... Schönheit doch gar nicht mit Megans vergleichen... richtig, Ollie?“

Hallo? Ich brauch hier mal ein bisschen Hilfe. Ich komme nicht alleine mit Miley klar, wenn sie sich so seltsam benimmt. Sie macht mir Angst. „Klar, was auch immer du sagst, Lil. Megan Fox ist heiß, schon klar.“, ich rolle mit den Augen. Seine Augen kleben auf dem Bildschirm.
 

Ich will ihm gerade antworten, da klingelt Mileys Handy. Uh-oh... Ich kenne diesen Klingelton. Er hat schon so viele schöne Momente zwischen mir und Miley ruiniert. Ich hasse ihn. Hannahs He Could Be The One erklingt im Raum.

Ich balle meine Hände zu Fäusten.

„Geh schon ran, Miles. Ich kann mir vorstellen, was er will.“, ich beiße meine Zähne aufeinander. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich jetzt so sauer bin. Nein, es ist zu hundert Prozent sein Fehler. Gott, wie ich diesen eingebildeten Mistkerl dafür hasse, was er mit Miley gemacht hat...

„Ich bin gleich wieder da...“, sie entschuldigt sich, steht auf, küsst noch einmal meine Wange und verschwindet dann aus dem Raum. Wahrscheinlich in mein Zimmer. Ich seufze und sacke in mich zusammen.
 

„Also, was hab ich verpasst? Sie kann ja kaum die Finger von dir lassen.“, er nimmt seine Augen nicht vom Fernseher und ich sehe ihn nicht an. Nichts ist passiert. Außer vielleicht, dass Jake bewiesen hat, was er für ein Schwein ist.

„Das musst du schon sie fragen. Ich kann es dir leider nicht erzählen, tut mir Leid. Ich bin nicht in der Position.“, Gott, wie ich diesen kleinen Verräter hasse. Er hat Miley betrogen. Wie konnte er das wunderschönste Mädchen der ganzen Welt betrügen? Ist er denn vollkommen bescheuert?

„Ist schon okay. Solange zwischen euch alles gut ist. Ich hab mir gestern Abend echt Sorgen gemacht. Normalerweise ist Miles nicht so aufgelöst. Wenn etwas passiert, dann setzt sie normalerweise ihre Hannah-Maske auf und versucht, perfekt zu sein, damit niemand sieht, wie es ihr wirklich geht. Gut, dass du für sie da bist.“, Megan Fox rennt über den Bildschirm.

Sie ist wirklich sehr schön, aber sie kann mit Miley nicht mithalten. Miley ist alles, was ich jemals wollte. Sie ist meine große Liebe. Und ich habe keinen Zweifel, dass ich irgendwann den Mut haben werde, es ihr zu sagen. Nur noch nicht jetzt.

„Ist sie nicht schon etwas lange da oben? Fast schon fünfzehn Minuten.“, ich nicke ihm zu. „Du solltest vielleicht nach ihr sehen. Megan Fox läuft dir ja nicht weg. Geh schon. Sieh nach, ob alles okay ist.“ Und ich nicke erneut. Er hat Recht. Miley braucht mich jetzt.

Ich steige die Treppe nach oben hoch.
 

Als ich den ersten Schluchzer aus meinem Zimmer höre, umschließt eine kalte Hand mein Herz. Er hat es schon wieder getan. Er hat sie zum Weinen gebracht. Es steht fest, ich werde ihn eigenhändig fertig machen. Niemand geht so mit meiner Miley Stewart um.

Das wird er noch bereuen.

Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer. Mileys Handy liegt auf dem Boden und sie umklammert das T-Shirt, in dem ich heute Nacht geschlafen habe... Ich seufze leise und schließe die Tür wieder hinter mir. Sie sieht mich nicht an.

Sie liegt mit dem Rücken zu mir.

Langsam aber sicher mache ich Schritte auf sie zu und setze mich neben ihr auf das Bett. Meine Hand streicht langsam über ihren Arm, aber sie schluchzt weiter und nimmt offenbar keine Notiz von mir. Ich lege mich neben sie und schließe meine Arme um ihre kleine, schlotternde Form.

„Shh, ist schon okay, Miles. Ist doch alles gut.“, ich küsse ihre Wange und verstärke meinen Griff. Ich kann es nicht ertragen, sie so zu sehen. „Ich werde nicht zulassen, dass er dir jemals wieder so weh tut. Mach dir keine Sorgen, ich werde dich beschützen.“

Miley schnieft noch einmal, dann dreht sie sich in meinen Armen um und schmiegt sich gegen meine Brust. Sie greift mein neues T-Shirt und weint und ich kann nichts für sie tun, als süße Nichtigkeiten in ihr Ohr zu flüstern. Er wird ihr nie wieder weh tun.

Dafür werde ich schon sorgen. Mein Entschluss steht fest. Er hat sich das falsche Mädchen ausgesucht, um mit ihr zu spielen. Ich werde diesem Scheißkerl schon zeigen, dass er das nicht mit Miley machen kann. Er hat es nicht verdient, auch nur auf demselben Boden wie sie zu gehen.

„Ich liebe dich, Lilly.“, sie flüstert es gegen meinen Nacken und ich nicke wissend.
 

„Ich weiß, Miles. Ich weiß.“, er hat doch keine Ahnung, wie er sie richtig zu lieben hat.

All My Life

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 04
 

Mmh... Gemütlich...

„Lilly? Lilly, wach auf. Komm schon, Sweety.“, jemand rüttelt an meiner Schulter, aber ich will mich nicht bewegen. Nicht, wenn es gerade so verdammt bequem ist, dass ich einen friedlichen Tod sterben könnte. „Lillyyy.“

„Hm, was denn? Ich bin müde...“, ich schließe meine Arme noch etwas fester um den Körper neben mir und vergrabe mein Gesicht in dem weichen Material eines T-Shirts. „Such dir jemand anderen zum Spielen, Ollie...“ Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er es ist.

Aber wer ist denn sonst Zuhause?

Ich höre den jemand über mir seufzen und ehe ich mich versehe, liege ich mit dem Gesicht zuerst auf dem harten, kalten Boden. Womit habe ich das verdient? Alles was ich wollte, war Schlaf. Was ist daran denn bitte verbrecherisch?

„Du wolltest ja nicht hören, Lils.“, erst jetzt stelle ich fest, dass die Stimme, die mit mir spricht, weiblich ist. „Glaub mir, ich wollte nicht zu so drastischen Mitteln greifen, aber du hast mir ja keine Wahl gelassen.“ Ich vernehme ihr Kichern.

„Wirklich witzig, Miley...“, ich stemme mich auf die Unterarme und sehe zu ihr auf. Ihre Augen sind immer noch ein wenig rot und ihr Haar ist durcheinander, aber ihr Lächeln ist echt. Sie streckt eine Hand nach mir aus und ich nehme sie sofort.

„Komm schon, ein bisschen witzig war es wirklich.“, wir stehen uns jetzt gegenüber. Ich kann den Blick nicht einordnen, mit dem sie mich ansieht. Dann seufzt sie, nimmt die Kordeln an meiner Schwimmshorts in ihre kleinen Hände und sieht mich daran zu sich. Ich spüre ihre Stirn auf meiner Schulter, rühre mich aber nicht. „Ich hab mit ihm Schluss gemacht...“

„Mit J-.“, sie unterbricht mich vehement.

„Sag jetzt gefälligst nicht seinen Namen!“, ihre Augen brennen vor Feuer, als unsere Blicke sich wieder treffen und ich bin tatsächlich etwas eingeschüchtert von ihr. Ich schlucke. Wow, da ist schon etwas verdammt Heißes an wütender Miley.
 

„T-Tut mir Leid, Miles.“, eine Sekunde später schmilzt ihr böser Blick und sie lächelt wieder breit.
 

„Ach, ist schon okay, Lil.“, mit einem letzten, jetzt zufriedenen Seufzer lehnt sie sich wieder gegen mich und verschränkt unsere Hände ineinander. Wenn sie diese Nähe jetzt braucht, dann werde ich sie ihr geben. Egal, wie sehr ich sie auch schuldig genieße. Ich werde Miley nicht ausnutzen, wenn sie so instabile Gefühle in sich trägt.

Sie weiß im Moment wahrscheinlich gar nicht, was sie will.

„Ich glaube, ich sollte mal wieder nach Hause. Dad macht sich bestimmt schon Sorgen und ich will ihn ja nicht zu lange warten lassen. Danke, Lil. Dafür, dass du immer für mich da bist und eine so tolle beste Freundin bist.“, sie zieht mich an der Hand hinter sich her nach unten.

„Du kannst deine Klamotten dann irgendwann abholen, wenn Mom sie gewaschen hat, okay?“, sie nickt nur und zieht mich zur Tür. Oliver ist wieder auf der Couch eingeschlafen. Na ja, vielleicht ist das besser so. Ich muss nachher nämlich noch mit ihm über eine gewisse Sache reden, die einen gewissen Fremdgeher betrifft.

Miley muss da nicht dabei sein.
 

„Also dann, wir sehen uns... morgen dann. Ich ruf dich nachher vielleicht nochmal an.“, sie steht da vor mir in der Tür, die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt und lächelt mich schüchtern an. Ich nicke nur und grinse. Mehr aus Reflex als irgendetwas sonst.

„Klar, wir sehen uns dann. Komm gut nach Hause.“, sie kichert.

„Ich wohne drei Häuser neben dir, Lil. Ich glaube ich kann das schon verkraften, ohne dass mich jemand kidnappt.“, ich zucke nur mit den Schultern. Alles kann passieren, wenn man nicht genug aufpasst. Miley rollt mit den Augen. „Ja, ich passe auf, dass nichts mit mir passiert, Mom.“

„Hey, tut mir ja Leid, wenn ich nicht will, dass dich irgendein Perverser mit nimmt und ich dich nie wiedersehe. Kannst mich ja verklagen, wenn es dir nicht passt.“, ihr Grinsen ist mehr, als ich ertragen kann, aber als sie dann auch noch eine Hand auf meine Schulter legt und sich nach vorne lehnt, kann ich nicht anders, als meine Augen zu schließen.

Ihre warmen, weichen Lippen pressen einen kleinen Kuss auf meine linke Wange und ich kann fühlen, wie mein Gesicht heiß wird. Aber als ich meine Augen wieder öffne, ist Miley schon losgegangen und fast Zuhause. Meine Knie zittern.

„Du Weichei, du hättest sie küssen sollen.“, Olivers Stimme trifft meine Ohren und ich drehe mich zu ihm. Seine Haare sind ganz durcheinander vom Schlafen und er hat seine Arme vor der Brust verschränkt, beobachtet mich. „Sie wollte ganz offensichtlich, dass du sie küsst.“

„Und du hast ganz offensichtlich einen Schaden. Miley will nicht, dass ich sie küsse. Sie ist einfach ein bisschen durcheinander, wegen gestern Nacht.“, ich werde es Ollie wohl oder übel erzählen müssen, wenn ich mit ihm Jake fertig machen will.

„Ja, was ist gestern Nacht jetzt eigentlich vorgefallen? Ist alles okay bei ihr? Es hat sie doch wohl keiner angefasst, oder?“, Oliver knackt mit seinen Fingern. „Denn den würde ich auseinander nehmen.“ Ich lächele leicht in mich hinein.

Oliver tut immer alles für uns.
 

„Jake-Probleme. Aber wahrscheinlich die letzten, sie hat sich nämlich vorhin von ihm getrennt. Deswegen war sie auch so fertig.“, das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass er ihr wirklich etwas bedeutet haben muss, sonst wäre sie nicht so zusammen gebrochen.

„Wow, das ist heftig. Aber wohl das Beste. Dieser Scheißkerl hatte sie sowieso nicht verdient. Und wir wissen doch alle, zu wem sie wirklich gehört, nicht war, Lil?“, er zwinkert mir zu und meine Schultern fallen in sich zusammen.

„Miley wird nie was anderes in mir sehen, als ihre beste Freundin. Und... ich komm damit klar. Und ich will unsere Beziehung nicht komisch machen, indem ich ihr von meinen bescheuerten Gefühlen erzähle...“, sie würde mich nie wieder anfassen.

„Erstens: Deine Gefühle sind nicht bescheuert. Zweitens: Miley hat garantiert nichts gegen Gays und drittens: Wenn du es ihr einfach sagen würdest, würdest du dich nicht mehr so schlecht fühlen! Du musst auch mal an dich denken.“, wir fallen nebeneinander auf die Couch.

Meine Mom kommt bestimmt bald wieder nach Hause.

„Er hat sie betrogen, Ollie. Kannst du dir das vorstellen? Der Mistkerl hat auf seiner Party mit einer anderen rum gemacht, obwohl Miley unten auf ihn gewartet hat.“, ich balle meine Hände zu Fäusten und versuche ruhig zu bleiben. Gott, er macht mich so wütend!

„Wow, die Nerven von diesem Kerl.“, Ollie schüttelt den Kopf. „Und, was machen wir deswegen? Dieses kleine Aas hat Mileys Ehre sozusagen in den Dreck gezogen. Wollen wir das einfach auf uns sitzen lassen?“ Er sieht mich an und wir denken dasselbe.

„Weißt du, Ollie, wenn ich nicht auf Mädchen stehen würde und alles, dann hätte ich dich sofort geheiratet.“, er rollt mit den Augen und schlägt mir gegen die Schulter.

„Hör auf mit dem Mädchen-Gelaber! Wir haben einen Mistkerl zu maßregeln.“, ich nicke spielerisch und werfe Ollie mein Handy zu. „Ich rufe die Jungs an und du meldest dich bei klein Jakey. Aber sei gefälligst überzeugend, sonst kommt er nicht.“

Ich nicke nur knapp. Du wirst schon sehen, was du davon hast, Jakey.
 

Übermorgen bist du fällig.
 

-
 

Jake liegt am Boden. Er wimmert und Blut sickert aus seiner Nase auf sein neues, glitzerndes T-Shirt. Ich knacke meine Fingerknöchel und beuge mich über ihn. Ich bin nicht allein. Ollie und fünf unserer Skater-Kumpel stehen hinter mir und unterstützen mich.

Wir alle sind Mileys Freunde. Und wir alle sind verdammt angepisst, weil er das mit ihr gemacht hat. Und das hat er jetzt davon. „Also, ist die Message bei dir angekommen, Jakey-Boy? Ich will mich nicht wiederholen müssen.“, meine Stimme ist eiskalt. Ich genieße es wirklich, ihn so zu sehen.

Er nickt vehement und rutscht auf dem Boden von mir weg. Er hat unglaubliche Angst. Und ich kann es ihm nicht verdenken. Aber ich habe kein Mitleid mit ihm. Das hätte er sich eben früher überlegen sollen. Ich spucke neben ihm auf den Boden.

„Fass sie nie wieder an, hast du mich verstanden? Wenn ich dich auch nur dabei sehe, wie du sie wieder anbaggerst, dann kriegst du es mit mir zu tun, klar?“, und ich operiere nicht alleine. Ich wäre ja schön bescheuert. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich Jake auch alleine hätte hoch nehmen können. Er ist ein Weichei.
 

Was hat Miley je in ihm gesehen?
 

Er nickt wieder schnell. „I-Ich versprechs dir. Ich lass Miley ab jetzt in Ruhe. Keine große Sache. Ich halt mich von ihr fern!“, er rutscht noch weiter und knallt mit seinem Hinterkopf etwas unsanft gegen die Stange, an der die Schaukel befestigt ist. Tränen sammeln sich in seinen Augen.

„Guter Mann. Kommt Jungs, Jake hat genug für einen Tag. Tut mir ja echt Leid, Jakey. Aber du hättest Miley einfach nicht betrügen sollen.“, ich stecke meine Hände in die Hosentaschen und drehe mich den anderen zu. Und wir gehen.

Gott sei Dank hat Miley ihm nie erzählt, dass sie Hannah Montana ist. Das könnte sonst hässliche Probleme bringen. Na ja, ich hoffe er hat seine Lektion gelernt. Ich kann sein Gesicht nicht mehr sehen. Verdammter Möchtegern Pseudo-Schauspieler.

„Das war gut, Leute. Danke für eure Hilfe.“, ich klatsche bei ihnen ab und beim Skatepark trennen sich unsere Wege. Ich muss nach Miley sehen, aber Ollie und die anderen widmen sich jetzt ganz ihrem Skaten. Dem, weswegen sie heute Morgen überhaupt aufgestanden sind.

Er wird meiner Miley nie auch nur wieder ein Haar krümmen.
 


 

„Lilly! Wie schön dich hier zu sehen.“, Mr. Stewart lächelt mir freundlich zu, als ich die Auffahrt der Stewarts hinauf gehe. Er gießt seine Blumen und ich winke ihm. „Bleibst du zum Essen? Dann muss ich drei Extraportionen einplanen.“ Ich kichere.

„Klar, wieso nicht. Gern.“, ich lasse ihn pfeifend hinter mir und betrete das große, weiße Haus, welches direkt am Strand liegt. Ich kann weder Jackson, noch Miley sehen. Miles ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer. Ich hoffe nur, sie weint nicht schon wieder.

Es ist trotzdem etwas bizarr, Mr. S jetzt zu sehen. Er hat ja keine Ahnung, was ich vor nicht allzu langer Zeit dem Ex-Freund meiner besten Freundin angetan habe und er würde es mit Sicherheit nicht gutheißen. Ich grinse leicht in mich hinein, als ich mich an sein Gesicht erinnere, als er uns sah.

Was geht hier vor sich?

Er hatte keine Ahnung, was mit ihm passierte, als ich ihm den ersten Faustschlag direkt in sein hässliches Gesicht verpasst habe. Purer Schock. Er hat nicht verstanden, wieso ich das getan habe. Obwohl er damit hätte rechnen können.

Es ist jetzt genau drei Tage her, seit Miley mit Jake Schluss gemacht hat und sie ist seitdem in einer mehr als gedrückten Stimmung. Hat sich die meiste Zeit über nur an mir fest geklammert und wollte mich nicht wieder loslassen. Nicht, dass ich mich beschwert habe. Aber ich kann es nicht leiden, sie so verletzlich zu sehen.

„Miles, bist du da irgendwo drin?“, ich klopfe mit meinem Handrücken gegen die Tür und höre ein kleines, zustimmendes Hm. Ich öffne dir Tür und trete ein. „Ich wollte nur mal schauen, wie es dir so geht- Oh mein Gott! Es tut mir ja so Leid!“

Ich schlage mir die Hände vor die Augen und drehe mich weg von ihr. Sie steht in BH und Unterhose vor ihrem Kleiderschrank. Wieso bittet sie mich herein, wenn sie halbnackt herum rennt?! Könnte sie mich denn nicht wenigstens vorwarnen?!

Ich höre Gekicher hinter mir.
 

„Lilly, ist schon in Ordnung. Du benimmst dich ja wie ein Junge. Komm schon.“, ich kann fast hören, wie sie mit ihren wunderschönen Augen rollt, aber ich drehe mich nicht zu ihr. Ich will wirklich nicht riskieren, sie gleich anzufallen.

„Bist du jetzt wenigstens annähernd bekleidet?“, ich wage einen kleinen Blick über meine Schulter und bin erleichtert zu sehen, dass sie sich wieder angezogen hat. Sie trägt eine kurze Shorts und ein gelbes Tank-Top. Ich seufze leise in mich hinein, als ich auf sie zu komme und mich auf ihr Bett fallen lasse. Ich passe nur eine Minute nicht auf, aber das war wohl schon zu viel.

Miley sitzt schneller auf meinem Bauch, als ich denken kann und sieht fröhlich auf mich hinab. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Irgendetwas bestimmtes, was du von mir willst, Miles? Oder macht es dir einfach Spaß, so zu tun, als wärst du stärker als ich?“, sie streckt mir ihre Zunge entgegen und ich bin verleitet, mich aufzusetzen und sie zu küssen.

„Ich könnte dich sehr wohl fertig machen, wenn ich das unbedingt wollte. Aber da dein Macho-Verhalten so ziemlich das einzige ist, was dich wirklich glücklich macht, kann ich dir das ja schlecht wegnehmen. Ich bin ja nicht unmenschlich oder so.“, ich bin also ein Macho? Wow, wer hätte das gedacht.

„Na ja, die Mädchen stehen doch auf Machos, Miles. Was soll ich sagen.“, die Worte sind aus meinem Mund, bevor ich sie stoppen kann. Wie kann ich so bescheuert sein?! Miley beäugt mich misstrauisch, dann breitet sich ein Grinsen über ihren Mund aus. Ob das etwas Gutes bedeutet? Ich bin mir nicht sicher.
 

„Ist da vielleicht etwas, was du mir sagen willst, Lil?“, sicher hat sie längst eins und eins zusammen gezählt und macht sich innerlich darauf bereit, mir einen Korb zu geben. Sie steht auf bescheuerte, dumme, eingebildete Jungs. Jungs wie Jake oder Trey.

„Uhm...“, nicht gerade die schlauste Antwort, Lilly! Los, du musst dich da irgendwie raus reden. „Uhm, ich meinte nur...“ Ja, was meintest du, Lillian?! Mein Gehirn und mein Herz schreien mich an und ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, also rolle ich Miley in einer schnellen Bewegung von mir herunter und stehe auf, gehe im Zimmer auf und ab. Thema wechseln, Thema wechseln.

„Uhh, Jake wird dich auf jeden Fall nicht mehr belästigen.“, ich schenke ihr ein breites, falsches Grinsen und huste schnell in meine Hand. „Wir haben ihm gezeigt, wo sein Platz ist, also...“ Miley zieht ihre Augenbrauen zusammen.

„Okay, ich übergehe einfach mal die Tatsache, dass du nicht über das Thema deiner Sexualität reden willst und sage stattdessen... Verrückte, blonde beste Freundin say what?! Ihr habt Jake gezeigt, wo sein Platz ist?! Was soll das denn heißen?!“, sie steht auf und stemmt ihre Hände in die Hüften und wenn ich jetzt nicht so nervös wäre, dann würde ich es unglaublich sexy finden, wie sie mich ansieht.

Feuer in ihren Augen. Lilly likey.

Ich kratze mich verlegen am Nacken. Ich hatte ihr eigentlich nur sagen wollen, dass er sie nicht mehr belästigen wird. „Uhh, versteh das jetzt nicht falsch, Miles. Es ist nicht so, dass wir irgendetwas komplett Dummes getan hätten oder so. Psh, psst, psh. Nein?!“, selbst für meine eigenen Ohren hört es sich an, als redete ich mich hier gerade um Kopf und Kragen.

Sie verschränkt ihre Arme vor dem Körper. Nie ein gutes Zeichen.

„Lilly, was habt ihr angestellt?“, sie kommt langsam auf mich zu, ihre Augen sprühen Funken und bohren sich in meine eigenen. Ihr Blau ist eiskalt und hart. Sie wird nicht aufhören, bis ich ihr alles gesagt habe. Wenn nicht sogar unter Tränen.
 

„Äh, versprich mir, dass du nicht ausflippst, okay?“, ich hebe meine Arme. Ich weiß, wann ich verloren habe. Ich will Miley nicht noch mehr anlügen, als ich ohnehin schon muss. Sie ändert ihre Miene kein bisschen, ihr Fuß beginnt auf dem Boden zu tippen und Schweiß bricht auf meinem Rücken aus.

„Das werden wir sehen. Warten wir erst einmal ab, was du zu sagen hast.“, das war nicht ganz die Antwort, auf die ich gehofft hatte... Aber Miley wird ihre Meinung bestimmt nicht ändern. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann man sie nicht davon abhalten.

„Ich will nur vorweg sagen, Miles, dass wir das alles nur für dich getan haben, okay? Wir wollten dir nur helfen und diesem Mistkerl zeigen, dass er nicht so mit dir umspringen kann. Immerhin lieben wir dich und wenn dieser Kerl auch nur einen Funken Anstand gehabt hätte, dann hätten wir das nicht tun müssen.“, mein Mund bewegt sich von ganz allein und die Wörter fallen aus ihm heraus.

Ich muss mich ja irgendwie rechtfertigen. „Also bevor du dich künstlich darüber aufregst, dass wir Jake verprügelt haben, will ich, dass du weißt, dass er dich von nun an nicht mehr belästigen wird. Und das hat doch auch was Gutes, meinst du nicht auch? Na?“

Mileys Mund klappt auf.

„Ihr habt was?! Seid ihr vollkommen durchgedreht?!“, sie packt meine Schultern und schüttelt mich. „Sag mir, dass du Witze machst, Lilly! Ihr habt ihn nicht wirklich verprügelt!“ Meine schuldige Miene gibt ihrem Temperament anscheinend den Rest, denn sie bricht aus. „Habt ihr auch nur einen einzigen Moment daran gedacht, wer er überhaupt ist?!“

„Er ist der Mistkerl, der dir das Herz gebrochen hat und er hatte eine kleine Abreibung verdient!“, ich balle meine Hände zu Fäusten und beiße meine Zähne aufeinander. „Es ist mir egal, wer er ist und wenn er Brad Pitt persönlich wäre! Ich hätte ihm immer noch das Gesicht für das eingedrückt, was er getan hat!“, ich sehe, wie ihre Miene etwas sanfter wird.

Mileys Hand streicht über meine Wange und sie seufzt leise. Ich atme schwer, meine Schultern und mein Rücken sind angespannt und eine einzige, harte Masse. Ich nehme ihre Hand in meine und lehne meine Stirn gegen ihre.
 

„Lilly, das kann euch in große Schwierigkeiten bringen. Jake könnte euch wegen Körperverletzung anzeigen oder sonst etwas Schlimmeres. Wie konntet ihr nur vergessen, wer er ist.“, ich öffne meinen Mund, aber Miley legt ihren freien Zeigefinger darauf. „Ich weiß, ihr wolltet nur meine Ehre beschützen. Ugh, was soll ich mit euch Idioten nur machen?“

„Wir würden alles für dich tun, Miles. Das muss dir klar sein. Ich würde alles für dich tun.“, meine Stimme ist tief und leise, aber sie kann mich hören. Wir sind uns so nah, dass ich ihre Atemzüge spüren kann. Jedes Mal wenn sie ausatmet, schickt es mir einen Schauer über den Rücken. „Wenn ich nicht deine Ehre beschütze, was soll ich denn sonst machen? Ich kann doch kaum etwas anderes.“

Ich schicke ihr ein schiefes Grinsen und sie kichert, bevor sie sich von mir entfernt und sanft mit dem Kopf schüttelt. „Du hast wenigstens das geschafft, was du wolltest. Du hast erfolgreich das Thema gewechselt, Lil. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das mit Jake wissen wollte.“

„Wenn wir dafür vors Gericht gehen, dann darfst du ihnen nicht sagen, dass du es wusstest. Sonst bist du beteiligt an der Strafe, weil du es nicht gemeldet hast.“, ich gehe zu ihrer Stereoanlage und suche durch die Sender. Hannah Montana spielt.

„Mmh, ich hoffe, Jake meldet es nicht. Ich will dich nicht im Gefängnis besuchen müssen.“, ich höre sie hinter mir gähnen und lächele leicht in mich hinein, bevor ich mich wieder umdrehe.

„Das war es dann aber auf jeden Fall wert. Er darf sich eben nicht mit dir anlegen. Vielleicht merkt er sich das ja sogar für seine zukünftigen Freundinnen, auch wenn ich das stark bezweifle.“, ich setze mich neben sie. „Wieso betrügen Kerle eigentlich immer die heißesten Mädchen, wenn sie mit ihnen zusammen sind? Ich wette, die, mit der er etwas hatte, war nicht einmal halb so schön wie du.“

Mein Murmeln erreicht die Decke, als ich mich auf den Rücken fallen lasse. Aber dieses Mal setzt sich Miley nicht auf mich drauf. Nein, sie bleibt da liegen und starrt an die Decke, genauso wie ich. Woran sie wohl denkt? Wahrscheinlich an das, was mir vorhin heraus gerutscht ist.
 

„Du liebst mich, richtig?“, Mileys sanfte Stimme klingt an meine Ohren.
 

„Natürlich liebe ich dich, du bist meine beste Freundin.“, die Antwort kommt automatisch. Ich habe sie schon so oft gegeben. Dass ich sie liebe, aber nicht mehr, als ich sollte. Ich lüge sie jedes Mal an, aber bis jetzt hat es sie noch nie gestört. Ich blicke zu ihr.

Sie scheint mit meiner Antwort nicht zufrieden. Ihre Nase ist nachdenklich gekräuselt und ihre Augen wandern über ihre weiße Decke mit den im Dunkeln leuchtenden Sternen, die ich ihr als eine Art Spaß zum Geburtstag geschenkt habe. Sie hat sie trotzdem an die Decke geklebt.

In Tennessee hat sie die Sterne so gern angesehen.

Sie rollt sich auf ihre Seite und lehnt sich auf ihren Ellbogen, beugt sich sanft über mich. Meine Atmung bleibt stehen, als ich den bestimmten Ausdruck in ihrem Gesicht sehe. Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum. Sie ist nervös.

„Ich weiß zu schätzen, was du für mich getan hast, Lil. Und ich weiß, dass du mich nie im Stich lassen würdest. Du bist immer für mich da, wenn es mir schlecht geht und du sagst nie auch nur ein Wort der Klage. Ich schulde dir eine Menge.“, ihre Stimme ist gefährlich gesenkt und ich schlucke.

„Uhm, k-keine Ursache?“, oh Gott, hör auf zu stottern, du Idiot!

Miley lächelt sanft und küsst umsichtig meine Wange. „Ich habe nie das Gefühl, dass ich dir genug dafür danken kann. Ich weiß, dass es dir nichts ausmacht und dass du mit einem einfachen Dankeschön zufrieden bist, aber...“, ihr Zeigefinger fährt über meinen Hals und oh mein Gott, was tut sie hier eigentlich?! Ist sie gerade dabei, mich zu verführen?

„Du musst mir nicht danken, Miles.“, wieso sage ich das? Was, wenn sie mir etwas geben will? Aber ich kann doch keine Geschenke von ihr annehmen, nur weil ich mich wie eine normale beste Freundin benehme. „Ich bin gern für dich da.“

„Ja und das ist der Punkt, den ich nicht ganz verstehe. Wieso stehst du immer zu mir? Wieso beschwerst du dich nie, wenn ich mal wieder auf deiner Türschwelle zusammen breche? Und du kriegst nie etwas zurück. Ich sehe dich nie weinen. Ich muss dich nie trösten. Du bist so... stark. Und ich fühle mich ohne dich so schwach.“, was machst du mit mir?

„Du bist nicht schwach, Miles. Du zeigst deine Gefühle. Daran ist nichts auszusetzen.“, Miley beißt sich wieder auf die Unterlippe und legt ihre rechte Hand neben meinen Kopf, beugt sich noch weiter über mich. Meine Hände liegen zuckend und zitternd an meinen Seiten.
 

„Was willst du, das ich tue, Lilly? Wie willst du, dass ich mich bei dir bedanke?“, ihre Lippen sind so nah und ich kann nicht anders, als sie anzustarren. Ich öffne meinen Mund, aber nichts kommt aus mir heraus. Nicht einmal ein Geräusch. Ich bin sprachlos. „Hm, wow. Das ist das erste Mal, dass ich Lilly Truscott sprachlos erlebe. Ich muss irgendetwas richtig gemacht haben.“

Sie legt ihre Hand auf meine Wange und der Kontakt brennt wie ein Schürhaken. Ihr Daumen fährt über meine Unterlippe und meine Atmung nimmt leicht zu. Wieso benimmt sie sich auf einmal so? Wenn sie so weitermacht, dann bin ich garantiert nicht für das verantwortlich, was ich gleich...

„Komm schon, Lillian. Was soll ich tun?“, ihre Stimme senkt sich zu einem verführerischen Schnurren und ich spüre, wie die Stelle zwischen meinen Beinen unangenehm anfängt zu pochen. Meine Handflächen schwitzen. Oh Gott, Miley...

Sie ist mir so nah.

„Mmh, hast du wirklich gar keine Idee?“, sie kommt mir noch näher und ich hebe meinen Kopf instinktiv, aber dann ist sie nicht mehr da. Sie entfernt sich wieder von mir und zuckt seufzend und übertrieben resigniert mit den Schultern. „Tja, ich denke, wenn du wirklich kein Dankeschön willst, dann kann ich auch nichts daran-.“ Aber sie kommt nicht dazu, ihren Satz zu beenden.

Vergiss alles, was ich je gesagt oder gedacht habe. Ich will Miley, und zwar jetzt.

Ich packe die Träger ihres Top und ziehe sie wieder zu mir, lasse unsere Münder gegeneinander prallen und schlinge meine Arme um ihren Nacken, werfe sie neben mir auf das weiche Bett und verschlinge ihren Mund mit Küssen.

Und ich kann nicht fassen, dass ich das gerade wirklich tue. Ich küsse Miley Stewart. Meine Lippen bewegen sich hart und bestimmt gegen ihre und ich achte nicht darauf, ob sie mich anstarrt oder was sie denkt, als meine Hände über ihre Seiten gleiten, unter ihr Top.

Ihre heiße Haut macht mich wahnsinnig.

Oh Gott, ich küsse Miley Stewart! Und Miley?
 

Miley küsst... mich.

I've Been Searching For You

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 05
 

Mileys warme, weiche Hände greifen handvoll von meinen Haaren und sie zieht mich nur noch näher, als zuvor. Der Drang nach Sauerstoff ist beinahe unerträglich, aber ich lasse sie nicht wieder los. Ich küsse stattdessen ihren Hals entlang und nippe an ihrem Puls.

Ich spüre Mileys perfekt manikürten Finger an meiner Kopfhaut und es macht mich vollkommen verrückt, ihre Fingernägel darüber gleiten zu spüren. Ich gebe ein kleines, animalisches Knurren von mir und hebe wieder meinen Kopf, um sie erneut zu küssen, aber...

Sie hält mich fest.

Mileys Lippen sind gerötet und geschwollen von unseren Küssen und ihre Augen bohren sich in meine, ihre Lider immer noch halb geschlossen. Ich war gerade im Inbegriff, ihr Top hoch zu schieben und meine Hände liegen immer noch auf ihrer nackten Haut.

„M-Miley, es tut mir wirklich Leid. Oh Gott, es tut mir so Leid.“, ich ziehe schnell meine Hände aus ihrem Top und will mich von ihr entfernen, aber sie hält mich nur weiterhin fest und sieht mich an. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht einordnen.

Mein Mund öffnet sich wieder, um etwas zu sagen, aber ich komme nicht dazu. Miley schließt ihre Augen und hebt sanft ihren Kopf und eine Sekunde später küssen wir uns wieder. Aber ganz anders. Wir küssen uns so, wie wir uns küssen sollten. Sanft und zärtlich und überhaupt nicht hastig.

Mein ganzer Körper zittert, als wir uns endlich wieder voneinander lösen, aber ich öffne meine Augen noch nicht. Meine Lippen kribbeln. Ich will ihr nicht in die Augen sehen. Ich will nicht sehen müssen, dass das alles ein Fehler war, den sie gemacht hat. Ich könnte damit nicht leben.

„Lilly... sieh mich an.“, sie streicht über meine Wange, aber ich schüttele nur leicht den Kopf und lehne mich nach vorne, lege meinen Kopf auf ihre weiche Schulter. „Wieso willst du mich nicht ansehen?“ Ich könnte es nicht ertragen.

„Ich will nicht meine Augen öffnen und feststellen, dass das nur eine grausame Halluzination war.“, Mileys Herz schlägt schnell, ich kann es an ihrem Hals schlagen hören und presse mein Ohr sanft dagegen. „Bist du nervös, Miles?“
 

„Ich bin immer nervös, wenn ich in deiner Nähe bin, Lil.“, sie hebt meinen Kopf von ihrer Schulter und küsst meine Augenlider. Und ich kann nicht glauben, was sie da sagt. Ich kann nicht glauben, dass sie das wirklich sagt. „Sieh mich an, Lilly.“

Und ich öffne endlich meine Augen. Aber ich sehe nicht den Hauch einer Spur, dass sie das bereut, was wir eben getan haben. Wir haben uns geküsst... und Miley empfindet keine Reue. Mein Mund ist mehr als trocken, als ich ihn öffne und das sage, was ich schon vor Monaten hätte sagen sollen. „Miley, ich liebe dich.“

Es ist die Tatsache, dass sie lächelt und mich wieder küsst, die mich vollkommen aus der Bahn wirft. Wenn man seiner weiblichen besten Freundin seine unendliche Liebe gesteht und man selbst weiblich ist, dann rechnet man ja eigentlich mit einer Ohrfeige... oder sonst etwas. Aber nicht mit einem Kuss.

„Was bedeutet das... für uns?“, ich flüstere es gegen ihre Lippen. Ich knie immer noch halb über ihr. Ich kann nicht glauben, dass ich so außer Kontrolle geraten bin. Miley räkelt sich unter mir. Dieses Mädchen wird mich eines Tages töten.

„Was soll es denn bedeuten?“, ich rolle mich von ihr herunter, sodass wir beide jetzt an die Decke über uns starren können. Miley kuschelt sich unverhohlen in meine Seite und nimmt meine Hand in ihre. „Ich weiß nur, dass ich nie gedacht hätte, dass du so leidenschaftlich sein kannst.“

Meine Wangen laufen rot an.

„Glaub es ruhig. Wenn es mit uns so weitergeht, dann wirst du nämlich noch ganz andere leidenschaftliche Dinge mit mir erleben.“, Miley kichert sanft und schüttelt ungläubig den Kopf. Ich finde es schön, dass wir immer noch herum albern können, obwohl ich gerade fast unsere Freundschaft zerstört hätte.

„Bei dir endet natürlich gleich alles wieder mit Sex, Lilly. Pass auf, sonst denke ich noch, dass du mich nur meines Körpers wegen willst.“, sie schließt sanft ihre Augen und ich lehne meinen Kopf gegen ihren. Ich kann nicht fassen, dass ich gerade dieses Gespräch mit ihr führe. „Du liebst mich also.. huh?“

Ich schlucke.

„Ich könnte verstehen, wenn du nicht mehr mit mir befreundet sein willst. Oder wenn ich dich... anwidere oder so... Ich will dich nicht verlieren, Miles und ich wollte es eigentlich für mich behalten. Ich komm bestimmt drüber hinweg.“, ich öffne meinen Mund wieder, um noch mehr zu sagen, aber Miley funkt mir dazwischen.

„Stopp. Schließ deinen kleinen, süßen Mund und halt die Klappe, okay?“, ich nicke nur stumm. „Glaubst du denn, ich hätte dich geküsst, wenn ich es nicht auch gewollt hätte? Oder, dass ich dich so provoziert habe für nichts?“, sie setzt sich auf, sodass sie jetzt auf mich hinab sehen muss. „Ich mag dich wirklich sehr, Lilly. Ich hab dich immer irgendwie... gemocht.“
 

„Na ja, wenn du mich nicht mögen würdest, dann wärst du ja wohl auch nicht mit mir befreundet, was?“, ich setze mich in den Schneidersitz und spiele nervös mit den Fingern im Schoß. Immerhin scheint sie nicht vollkommen angewidert zu sein. Das ist doch schon mal etwas.

„Könntest du vielleicht mal aufhören, mir die Worte im Mund um zu drehen?“, sie nimmt meine Hände und sieht mir tief in die Augen. „Ich. Mag. Dich. Ich mag dich. Und ich mag dich mehr, als ich sollte. Ich mag dich mehr als nur eine beste Freundin. Ich hab mich... in dich verknallt.“ Meine Wangen werden heiß unter ihrem Blick.

„Ich mag alles an dir. Deine dumme, naive Art, deinen Gang, dein ganzes Auftreten. Ich mag es, wie du dich für mich einsetzt, wie du mich beschützt und immer für mich da bist. Und Gott weiß, ich finde es unglaublich sexy, wenn du in deinem Wetsuit den Strand entlang rennst.“, ich schlucke stark, als sie das sagt. „Sag was. Na los.“

Ich umarme sie stattdessen. Ich schlinge meine Arme um ihren Hals und ziehe sie in eine feste, Knochen brechende Umarmung. „Und ich hab gedacht, du würdest mich hassen. Ich bin eine ziemliche Idiotin, was?“, Miley kichert.

„Natürlich bist du eine Idiotin, Lil. Aber du bist meine Idiotin. Danke, dass du Jake für mich verprügelt hast. Auch, wenn ich es natürlich immer noch für absolut bescheuert halte... Trotzdem danke.“, wir lösen uns voneinander und ich lächele leicht.

„Wow. Ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde, dir endlich die Wahrheit zu sagen.“, ich wische mir imaginären Schweiß von der Stirn. „Also... bedeutet das jetzt, dass du... meine feste Freundin sein willst?“ Ich bin unglaublich nervös. Miley gluckst.

„Natürlich will ich das, Dummerchen.“, meine beste (feste) Freundin lehnt sich nach vorne und drückt ihre Lippen auf meine. Oh Gott, ich kann immer noch nicht fassen, wie gut sich das alles anfühlt. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages Miley Stewart küssen würde. „Lassen wir es aber erst ein bisschen langsamer angehen, okay?“ Sie flüstert es gegen meine Lippen.

„Klar, kein Problem.“, ich ziehe meine Hände zu mir zurück, mit denen ich über ihre Seiten gestrichen habe und lächele leicht verlegen. Meine Wangen sind so unglaublich heiß. Ich wette, man könnte Spiegeleier darauf braten.
 

„Das hab ich nicht gemeint, Lil.“, sie packt meine Hände und legt sie zurück auf ihren Körper.

„Was denn sonst?“, sie will es langsam angehen lassen und ich werde sie zu nichts zwingen, was sie nicht will. Ich habe ja schon ein Riesenglück, dass sie mich überhaupt will. Da werde ich es mir nicht mit meinem röhrenden Sex-Trieb versauen.

„Wir sollten erst einmal warten, bevor wir es den anderen erzählen, meine ich. Ich glaube, ich bin noch nicht bereit dafür, mich zu outen.“, ihre Zeigefinger streichen über meine Arme, während sie mich nicht mehr ansieht. Vielleicht denkt sie ja, ich werde sauer, weil sie mich nicht herum zeigen will.

„Hey, ist schon okay. Wenn du damit warten willst, dann ist das vollkommen in Ordnung. Wir müssen nicht sofort jedem unter die Nase reiben, dass wir uns mögen, okay?“, na ja, ich liebe sie. Aber Miley sagt, sie mag mich. Und damit bin ich mehr als zufrieden.

„Okay... Ich dachte schon, du wirst sauer oder so. Du bist in diesem Punkt wahrscheinlich schon viel weiter als ich, entschuldige.“, wir kichern zusammen und ich schüttele sanft den Kopf. Was für ein Unsinn. Ich hab mich immerhin auch noch nicht geoutet. Auch wenn Amber und Ashley schon seit Jahren so etwas andeuten.

Sie sagen das ja nur, um mich aufzuziehen und glauben höchstwahrscheinlich selbst nicht daran.

„Ich bin einfach nur froh, dass du überhaupt mit mir zusammen sein willst.“, das hätte ich mir nicht einmal in meinen wildesten Träumen ausgemalt. Das ich jetzt hier sitzen würde mit Miley Stewart. „Du bist jetzt also meine feste Freundin... wow.“ Ich schenke ihr ein breites Grinsen und sie kichert hinter vorgehaltener Hand. „Was denn?“

„Ach nichts. Das ist nur auch einer der Gründe, weswegen ich mich in dich verknallt hab. Du bist so unheimlich süß, wenn du dich über etwas freust.“, sie kichert wieder und ich laufe leicht rot an und räuspere mich. „Oh, Lil. Das ist doch kein Grund, rot zu werden. Irgendetwas musste ich doch an dir attraktiv finden, was nichts mit deinem Körper zu tun hat.“

Sie lehnt sich nach vorne und küsst meinen Nacken entlang, drückt mich sanft auf das Bett unter mir und küsst mein Kinn hinauf zu meinem Mund. „Mmh, und ich dachte, du magst mich... weil ich so unglaublich aufgeweckt bin.“, Mileys Lippen sind so unglaublich weich...

„Du bist ja eine Menge, Lil, aber bestimmt nicht aufgeweckt. Sonst wäre dir doch schon vor Wochen aufgefallen, dass ich dich für mich ganz allein will.“, ihre Hände gleiten über meinen Bauch und unter mein blaues Hemd mit den weißen Blumen. Gestohlen aus Olivers Schrank.
 

Ihre Fingernägel kratzen sanft über meine Bauchmuskeln, die sich unter ihr zusammen ziehen. „Mmh, Miley... ich dachte, du willst es etwas langsamer angehen lassen.“, ich will nichts überstürzen und sie vielleicht verlieren.

Sie lächelt mich nur an und es fühlt sich an, als würde mein Gehirn zusammen mit meinem Gewissen aus meinen Ohren laufen und verschwinden. Die Hitze in ihren Augen verbrennt beinahe meine Haut und als ihre Hände sich an den Knöpfen meines Hemdes zu schaffen machen, halte ich sie nicht auf.

Sie schiebt sie fast schmerzhaft langsam aus den Löchern.

Reiß dich zusammen, Lilly. Das ist das, was du seit Monaten, seit Jahren willst. Also hör gefälligst auf, so nervös zu sein. Miley streift das Hemd von meinen Schultern und lehnt sich über mich wie ein Jäger über seine Beute. Ihre Blicke verschlingen meinen Körper.

Ihre Lippen streifen über meinen Hals, meine Schlüsselbeine. Sie knabbert an ihnen und oh mein Gott, ihr Oberschenkel drückt gegen mich. Genau da, wo ich sie am liebsten hätte. Ich spüre, wie ihre Zunge über die unbedeckte Haut meiner Brüste fährt und schließe meine Augen in Genuss. So etwas habe ich noch nie gefühlt.

Natürlich habe ich schon mit diversen Personen herum gemacht, aber ich bin noch nie so weit gegangen, wie Miley gerade geht. Die Art und Weise, wie ihre weichen Handflächen über meine zitternde Haut gleiten, macht mich vollkommen verrückt.

Ich kann nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert.
 

Flinke Finger öffnen meinen BH und werfen das Stück Kleidung hinter das Bett. Meine Brustwarzen sind unglaublich hart, und dabei hat sie sie noch nicht einmal berührt. Meine Atmung geht flach, aber eine kleine Stimme hinten in meinem Kopf sagt mir, dass das alles viel zu schnell geht.

Wir können doch jetzt nicht miteinander... schlafen. Sie hat sich gerade von Jake getrennt und ich will sie nicht ausnutz-. Mein Gott! Ich stöhne hinten in meinem Hals und greife Mileys Haare, halte ihren Körper näher an meine Brust.

Mileys Zunge schlänzt schamlos um meine Brustwarze. Ihre raue, feuchte Zunge. Sie saugt und spielt mit meiner Brustwarze und jedwede Gedanken verschwinden aus meinem Kopf. Ich schließe meine Augen noch etwas fester in Wonne und grinse glückselig. Ich bin im Himmel.

Aber ich kann sie nicht so weit gehen lassen. Ich kann nicht zulassen, dass unser erstes Mal passiert, obwohl wir noch gar nicht wirklich gesprochen haben. Wir sind zusammen. Ich mag sie, sie mag mich. Das hätten wir. Aber ich will nichts überstürzen. Ich will mir Zeit für sie nehmen.

„Ah, Miley...“, sie beißt mich sanft und ich ziehe die Luft scharf ein. Ihre Hand wandert zu meinem Gürtel. „M-Miley, stopp.“ Sie hebt ihren Kopf, lässt meine Brust aber keineswegs in Ruhe. Sie legt eine Hand darauf und kneift und rollt meine Brustwarze. Ich schwitze.

„Wieso, Lilly? Ich kann doch sehen, dass du das auch willst.“, sie presst ihre Lippen auf meine und für einen Moment vergesse ich, was ich sagen wollte. Ich will sie einfach nur küssen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal in dieser Position befinden würde. Ich weise Miley zurück. Also in meinen Träumen war ich gewiss nie so zimperlich.

„Mmh, du weißt gar nicht, wie sehr ich das will. Aber ich will nichts überstürzen. Ich will einfach mit dir zusammen sein und ich glaube nicht... ich glaube nicht, dass wir schon bereit für diesen Schritt sind.“, ich habe ehrlich gesagt Angst, dass sie mich jetzt abweist. Dass sie sagt, sie braucht jemanden, der sie so lieben kann, wie sie es will. Aber ich bin nicht auf das Lächeln vorbereitet, was sie mir zeigt.

„Wir müssen noch nicht, wenn du nicht willst. Vielleicht hast du Recht, wir sollten auf den richtigen Moment warten.“, sie küsst mich noch einmal, dann rollt sie sich neben mich auf den Rücken und wieder starren wir zusammen an die Decke.
 

Ich schwinge ein Bein über ihren Bauch und setze mich auf sie. Ich muss jetzt wissen, was sie bewegt. Ob sie es wirklich ernst meinen kann. Miley schaut mich herausfordernd an, aber ich registriere es kaum. Ich registriere auch nicht, dass ich oben herum immer noch nackt bin und dass meine Brustwarzen noch ganz steif von Mileys Attacke sind.

Ich fokussiere mich ganz auf Mileys Gesicht.

„Miley... bist du dir sicher, dass ich diejenige bin, die du willst? Ich meine, ich weiß, was du alles gesagt hast... und ich... mag dich wirklich mehr, als ich sagen kann und ich würde mir so sehr wünschen, dass du das gleiche empfindest... Aber ich will nicht, dass du dich in irgendetwas verrennst. Ich meine, die ganze Angelegenheit mit Jake und... du warst so traurig.“, und ich könnte es nicht ertragen, dich ebenfalls so unglücklich zu machen, nur weil du denkst, du müsstest mit mir zusammen sein.

„Versteh mich nicht falsch, ich will mit dir zusammen sein und das will ich mehr als alles andere. Gott weiß, ich denke seit Monaten an nichts anderes mehr, aber...“, ich lasse meinen Blick sinken. Ich kann sie nicht ansehen. Nicht, wenn sie mir vielleicht gleich sagt, dass das alles ein riesiger Fehler war.

Mileys Finger ziehen kleine Kreise auf meinem Bauch.

„Ich hätte mir nie ausgemalt, dass du dasselbe empfinden würdest, Lil. Ich habe immer darüber nachgedacht und hab gleichzeitig versucht, nicht darüber nachzudenken. Ich habe versucht, es zu ändern und... deswegen wollte ich unbedingt mit Jake gehen. Ich dachte, wenn ich mit dem Jungen gehe, den alle Mädchen wollen, dann würde ich dich vielleicht nicht mehr so ansehen.“, meine Muskeln zittern wieder unter ihren Berührungen. Ich atme zittrig aus.

„Glaub mir, ich habe für Jake nie das empfunden, was ich für dich empfinde, Lilly. Ich war bloß so geschockt, dass er mir so etwas antun würde, und dass ich schon wieder vor deiner Haustür stehen bleiben musste.“, Miley setzt sich langsam auf und ich rutschte auf ihre Oberschenkel. Sie schlingt ihre dünnen Arme um meinen Rücken.

„Du kannst immer zu mir kommen, Miley. Das weißt du doch. Du musst dich deswegen nicht fertig machen.“, ihre Hände gleiten über meine Schulterblätter, meine Schultern und enden schließlich wieder bei meinen Brüsten. Ich kichere. „Irgendwie hast du es auch mit den zwei, oder?“

Ihre Wangen laufen rot an.
 

„Tut mir Leid. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass ich dich jetzt anfassen kann, wo auch immer ich will. Das kommt mir immer noch alles so irreal vor.“, Miley kann es also noch genauso wenig fassen wie ich. Was für eine Erleichterung.

Sie legt vorsichtig ihre Stirn auf meine nackte Schulter und kuschelt sich gegen meinen nackten Oberkörper. Ich will gerade meine Arme um ihren Rücken schlingen, als die Tür geöffnet wird und ich fast mit Lichtgeschwindigkeit hinter dem Bett auf dem Boden lande. Miley hat mich aus ihrem Bett geworfen... Au, Mileys Boden ist echt hart.

„Hey, Mädels. Das Essen ist fertig. Ihr habt nicht auf mein Rufen reagiert, da dachte ich mir, ich seh mal nach. Ist alles in Ordnung bei euch? Bud, dein Gesicht ist ja ganz rot.“, ich sehe mit Panik, wie sich Mr. S dem Bett nähert. Ach, verdammt nochmal.

Ich rutsche schnell unter Mileys Bett. Er hat mich noch nicht gesehen.
 

„Wo ist denn Lilly?“, ich sehe seine Füße.
 

„Oh, sie ist schnell ins Bad. Sie musste dringend auf die Toilette. Seit wann stürmst du eigentlich einfach so in mein Zimmer?“, ich höre Mileys Stimme über mir. Wow, Gott sei Dank hat Miles kein Problem damit, ihren Dad ein wenig an zu lügen. Vor allem, weil es wohl nicht so gut gewesen wäre, wenn er uns so zusammen gesehen hätte.

Kein Vater sieht sein kleines Mädchen gerne mitten in einer sexuellen Handlung. Auch, wenn wir die ja schon hinter uns gelassen hatten zu dem Zeitpunkt. Mr. S scheint es jedenfalls zu schlucken. „Tut mir Leid, Miles. Aber es ist ja nicht so, als würde ich irgendetwas unterbrechen, nicht wahr? Oder verheimlichst du mir etwas?“

Er klingt eher scherzend und dafür bin ich mehr als dankbar. Miley und er kichern zusammen. „Nein, nein. Ich will nur nicht, dass du alles mitbekommst, worüber wir reden. Wir sind beste Freundinnen, wir erzählen uns immerhin alle Geheimnisse. Auch die, die ich dir lieber nicht verraten würde.“

„Ist schon okay, Bud. Das nächste Mal klopfe ich zuerst an. Also, ihr beiden kommt dann gleich runter, ja? Ich will nicht, dass das Essen kalt wird und Jackson soll auch nicht alles allein in sich rein fressen.“ Ich sehe, wie seine Füße durch die Tür verschwinden und er sie hinter sich schließt. Ich atme erleichtert aus. Miley gluckst über mir.

„Na, wie fandest du das? Ich kann doch schauspielern, wenn ich will.“, Mileys Füße berühren den Boden, dann ihre Knie und als nächstes sehe ich ihr Gesicht. Sie streckt mir eine Hand entgegen, aber ich ergreife sie nicht. Ich will mit meinen nackten Brüsten nicht über den rauen Teppich schleifen, der unter Mileys Bett liegt.

„Ja, ganz klasse. Das nächste mal schließen wir dein Zimmer einfach ab, dann passiert das gar nicht erst. Ich hab mir weh getan.“, ich krieche unter dem Bett hervor und Miley kichert noch ein bisschen mehr. „Also ganz so witzig fand ich es nun auch wieder nicht.“

„Nein, nein, das ist es nicht. Du bist nur überall so staubig...“, ihre Finger ziehen kleine Staubfetzen aus meinen Haaren und reiben etwas von meiner Wange. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, was im Dreck gespielt hat und jetzt von seiner Mutter sauber gemacht werden muss.

„Ich bin nur für dich so staubig geworden, ja. Also sei gefälligst etwas netter zu mir. Der verdammte Teppich ist echt rau.“, ich reibe meine leicht schmerzenden Brüste und erkenne erst im zweiten Moment, wie sexuell diese Geste ist.

Mileys Augen kleben an meinem Oberkörper.
 

„Jake hätte mich schon vor Monaten betrügen sollen...“, sie nimmt meine Hände in ihre und lehnt sich vor. Wir teilen einen kleinen, zärtlichen Kuss, aber mein grummelnder Magen unterbricht ihn. Miley grinst. „Na, da hat wohl jemand Hunger...“

Anstatt etwas zu erwidern, strecke ich ihr meine Zunge entgegen und greife meinen BH vom Boden, streife ihn mir über. Miley reicht mir mein blaues Hemd und mit ihrer Hilfe kriege ich sogar alle Knöpfe wieder zu. Ihr Starren macht mich unglaublich nervös.

„Könntest du mich beim Essen vielleicht... nicht so anstarren? Ich will nichts anfangen, während dein Bruder und dein Vater am Tisch sitzen. Und ich habe so das Gefühl, wenn du mich weiterhin so ansiehst, dann vernasche ich dich nachher auf der Couch.“, Miley beäugt mich lustvoll, dann lässt sie ihre Hände in die hinteren Taschen meiner Hose gleiten und drückt zu.

Ihre Fingernägel bohren sich in meinen Hintern und ich stöhne vor Genuss.

„Mmh, das wird zwar schwierig, aber ich glaube, das kriege ich gerade noch hin, dich mal für zwanzig Minuten nicht in Gedanken auszuziehen.“, wie habe ich Gott nur je so glücklich gemacht, dass er mir Miley Stewart geschenkt hat? Vielleicht lag es daran, dass ich es Jake endlich gezeigt hab. Ja, daran wird es liegen.

Aber ich denke nicht weiter darüber nach, als Miley ihre Lippen gegen meine presst und wir uns endlich wieder küssen. Alles andere ist egal.
 

Denn sie gehört endlich mir ganz allein. Nur mir. Und das ist alles, was am Ende wirklich zählt.

How Did I Survive

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 06
 

Ich seufze erleichtert und kuschele mich in ihre Seite. Ich kann ihr jetzt so nah sein, wie ich will. Und ich kann alles tun, was ich will. Mein Grinsen ist breit und erstreckt sich über mein ganzes Gesicht, als ich mich auf die Seite rolle und meinen Arm um ihre Taille schlinge. Sie hat mir den Rücken zugedreht und ich vergrabe meine Nase in ihren Haaren.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie absolut unglaublich sie riecht. Ich lasse meine Nase über ihre Haut streifen und schließe meine Augen in Genuss. Miley. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag einmal kommen würde. Ich küsse ihren Nacken.

Sie kichert.

„Was hast du nun wieder vor, Lilly?“, es ist jetzt zwei ganze Wochen her, seit wir uns eingestanden haben, was wir füreinander empfinden und es waren die mit Abstand besten Tage meines Lebens. Ich liebe es, ihr so nah zu sein, sie zu küssen, sie zu berühren. Wir haben allerdings noch nicht mehr getan, als uns zu küssen und uns gelegentlich von unseren Oberteilen zu trennen.

Ich muss mir Zeit für sie nehmen. Sie ist immerhin Miley Stewart. Sie ist praktisch eine Göttin.

„Ich? Ich habe gar nichts vor, Miles. Kennst mich doch.“, mit meinen Zähnen nehme ich ihr Ohrläppchen in meinen Mund und sauge spielerisch daran. „Ich habe keine Ahnung, wovon zu redest.“ Mein ganzer Körper zittert. Er spürt ihre Nähe und reagiert instinktiv.

Miley erstmals in meinem Leben auf diese Weise nah sein zu können, hat mein Verlangen nach ihr keinesfalls gestillt. Im Gegenteil, ich will sie mehr als je zuvor. Sie kichert leise und dreht sich in meinen Armen, küsst mich.

„Natürlich hast du nichts vor, dass sehe ich dir doch an. Du kannst doch kein Wässerchen trüben, hm?“, sie beißt spielerisch in meine Unterlippe und ich zwinkere ihr zu, bevor ich sie noch etwas näher ziehe und wieder ihren Nacken entlang küsse.

„Ganz genau. Ich bin viel zu unschuldig, als dass ich irgendetwas bei dir versuchen würde. Du kannst mir da voll und ganz vertrauen, Babe.“, sie kichert wieder und streicht mit ihren Händen durch meine Haare und ich seufze erleichtert.

Ich will ihr noch einmal sagen, dass ich sie liebe, aber ich tue es nicht. Ich habe es vor zwei Wochen gesagt, aber sie hat es nicht erwidert. Am besten warte ich erst einmal noch etwas, bevor ich es ihr wieder sage. Das hindert mich aber nicht daran, an ihrem Hals zu knabbern und sie zum Lachen zu bringen.
 

Ich küsse ihren Puls, bevor ich wieder in ihr Gesicht sehe. Sie lächelt mich an und mein Herz schmilzt zu einem Haufen am Boden meines Brustkorbes. Ich liebe sie wirklich. „Was guckst du mich denn so an?“, ihr Zeigefinger stupst sanft gegen meine Nase, aber ich sage nichts. Ich sehe sie nur weiter an, wird sie jetzt nervös? „Lilly?“

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und drückte sie sanft auf den Rücken und sie wehrt sich nicht. Und ich bin ihr dankbar dafür. Ich bin wie in Trance. Ihre vollen, roten Lippen sind leicht in Erwartung geöffnet. Sie fragt sich, was mit mir los ist.

Es ist dunkel im Raum, es ist Nacht. Ein Uhr nachts, um genau zu sein. Wir haben ganz die Zeit vergessen, haben geredet, uns geküsst, uns berührt. Ich lächele leicht auf sie herab, aber sie sieht mich nur weiterhin an, als ich unter der Decke ein Bein über ihre Hüfte schwinge und meine Arme zu beiden Seiten ihres Gesichtes ablege.

Meine Ellbogen bohren sich in die Matratze. Wir sind bei mir Zuhause. Meine Mom weiß, dass wir miteinander gehen, aber sie vertraut uns, dass wir nichts versuchen. Sie war so glücklich, als ich es ihr erzählt habe. Natürlich weiß sonst nur Oliver davon. Wir halten unseren Kreis sehr klein. Aber ich konnte es ihr einfach nicht nicht erzählen. Sie ist immerhin immer für mich da.

Das mit Mileys Dad ist so eine Sache. Er ist ziemlich religiös. Aber wir werden dieses Problem schon aus der Welt schaffen, wenn es auftritt. Miley blinzelt, dann beißt sie sich auf die Unterlippe und ich streiche mit der rechten Hand über ihre Wange.
 

„Hey...“, meine Stimme ist kaum mehr ein Flüstern.
 

„Hey, du selbst.“, ihre Arme wickeln sich um meinen Nacken, machen ein Entkommen beinahe unmöglich, aber es kümmert mich nicht. Ich will nicht entkommen. Nie wieder. „Was ist los, Lilly? Wieso bist du auf einmal so ernst?“

Wir sprechen beide sehr leise, als fürchteten wir, die Lautstärke könnte die Atmosphäre zerstören, die wir uns aufgebaut haben. Ich lehne mich leicht nach unten und streife ihre Lippen gerade eben mit meinen. Und sie hebt ihren Kopf, aber dann bin ich auch schon wieder verschwunden.

„Bist du glücklich, Miley?“, mein Körper erzittert unwillkürlich, als ihre zarten Hände unter mein T-Shirt gleiten und es sanft hoch schieben. Ich schließe meine Augen.

„Ich bin so glücklich, wie ich nur sein kann, Baby. Bist du denn glücklich?“, Miley drückt sanft gegen meine Brust, sodass ich mich aufsetzen muss und zieht mir mein T-Shirt über den Kopf. Die kalte Luft in meinem Zimmer lässt eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbrechen und Miley kichert sanft, aber ich halte meine Augen geschlossen. „Komm schon, Lil. Bist du glücklich?“

Sie zieht mich zurück zu sich und zur Matratze und küsst mein linkes Augenlid. Ich starre in ihre blauen Augen, die in der fast erdrückenden Dunkelheit nur noch matt zu erkennen sind. Ihre Hände gleiten über meine nackte Haut.

„Ich bin glücklicher, als du es dir je vorstellen könntest.“, Miley selbst trägt kein T-Shirt. Sie hatte heute Nacht einfach keine Lust, eines anzuziehen und ich habe sie selbstverständlich nicht davon abgehalten, beinahe halbnackt zu schlafen. Unsere nackte Haut reibt sich gegeneinander. „Ich weiß nicht, wie es noch besser werden könnte.“

Ihr Lächeln ist so wunderschön. Ich glaube nicht, dass ich je einen schöneren Menschen in meinem ganzen Leben gesehen habe. Sie muss natürlich schön sein, sie ist schließlich Hannah Montana. Aber Miley Stewart. Miley Stewart ist noch viel schöner.
 

„Woran denkst du gerade?“, ich rolle mich sanft von ihr runter, sodass wir wieder nebeneinander auf dem Rücken liegen, bevor ich sie wieder ansehe. Ihre Augen laufen über mein Gesicht, so als könnte sie meine Gedanken allein dadurch lesen, dass sie mich ansieht.

„Ich denke darüber nach, wie viel schöner als Hannah du bist.“, Miley dreht sich auf ihre Seite und schaut auf mich hinunter. In ihren Augen liegt etwas, was ich nicht einordnen kann.

„Bist du dir da auch absolut sicher? Ich schätze, da sind aber eine ganze Menge Leute, die das anders sehen würden, Lil.“, ihr rechter Zeigefinger zieht kleine Kreise auf meinem Schlüsselbein, aber ich ignoriere die angenehme Berührung.

„Ich bin mir sehr sicher, Miles. Klar, als ich noch nicht wusste, dass du Hannah bist, da hab ich ihr natürlich hinterher gesabbert, so wie jeder andere normale Mensch auch.“, Miley gluckst leise bei meinem Eingeständnis, sagt aber nichts dazu, also fahre ich fort. „Aber ich habe immer dich gesehen, nur dich allein. Ich war vielleicht ein bisschen in Hannah verschossen, aber dich hab ich immer...“ Ich breche ab. Soll ich ihr etwa schon wieder sagen, dass ich sie liebe, nur damit sie mir wieder nicht darauf antworten kann?

Miley sieht mich eindringlich an.

„Beende deinen Satz, Lilly.“, ihre Hand bleibt still über meinem Herzen liegen, was jetzt schnell und unaufhörlich gegen seine Wand hämmert und ich bin mir sicher, dass sie fühlen kann, wie unglaublich hastig es sich bewegt. Ich schlucke.

„Weil ich dich immer... schon geliebt habe.“, Mileys Augen werden bei diesem Geständnis schwer. Und ich weiß, dass sie mich nicht liebt. Dass sie vielleicht für mich schwärmt, aber dass sie auf keinen Fall so viel empfindet, wie ich es tue. Aber es schmerzt trotzdem. Ich seufze leise und sie sieht wieder auf. „Miles, du weißt, dass ich dich liebe. Ich hab es dir vor zwei Wochen gesagt. Du musst nicht darauf antworten. Ich weiß, dass du mich nicht so liebst, wie ich dich liebe und das ist in Ordnung.“

Und ich werde sie gewiss nicht dazu zwingen. Jetzt seufzt sie. Ich rolle mich ebenfalls auf die Seite und sehe ihr tief in die Augen. Ich sehe Schuld in ihnen und schüttele sanft den Kopf. „Miley Ray Stewart, du fühlst dich jetzt gefälligst nicht schuldig, nur weil du dich nicht sofort in mich verliebt hast.“ Sie ist mit mir zusammen, das ist alles, was zählt.

Miley lächelt zaghaft. „Ich mag dich wirklich sehr, Lilly. Aber ich will dich auch nicht anlügen. Und wenn ich es jetzt sagen würde, dann wäre es eine Lüge. Ich habe dich als meine beste Freundin geliebt und natürlich bist du neben meiner Familie die wichtigste Person in meinem Leben. Aber ich will dir diese Worte erst dann sagen, wenn sie auch für mich wahr sind.“, ihre Hand schlittert über meine Seite und schiebt sich in meine Schlafhose.

Ihre Hand kneift in meinen Hintern und ich zucke zusammen. Sie kichert. „Aber das heißt nicht, dass ich auf meine heiße, feste Freundin verzichten will. Ich mag sie nämlich zufällig sehr und will weiterhin mit ihr zusammen sein.“, sie zwinkert mir zu, als sie beruhigend über die Stelle streicht, in die sie eben gekniffen hat.
 

Miley ist schon etwas Besonderes.
 

-
 

Wieder eine Woche später und Miley und ich sind immer noch zusammen. Sie wird mich auch so bald nicht wieder los. Ich finde es seltsam, dass Jake noch nichts unternommen hat wegen unserer kleinen 'Unterredung', aber ich bin ihm ehrlich gesagt ein kleines bisschen dankbar dafür. Es wäre nämlich nicht gerade einfach, an meiner Beziehung mit Miley zu arbeiten, während ich im Jugendgefängnis sitze, weil ich ihn verhauen habe.

Und den anderen will ich das auch nicht antun. Das blaue Auge, dass er von uns hatte, ist schon vor zwei Wochen abgeklungen, aber immerhin hat er sich von Miley und mir fern gehalten. Er kriegt immer diesen ängstlichen Gesichtsausdruck, wenn er mich sieht. Ich genieße diese Aufmerksamkeit, auch wenn ich es Miley gegenüber nicht zugebe.
 

Wir sitzen im Moment in der Schule. Zweite Stunde, Mathematik bei Ms. Kunkle. Ich hasse sie, sie hasst mich. Und Miley hasst sie auch. Und Oliver. Sagen wir einfach, sie hasst alle ihre Schüler. Und wir hassen sie. Das ist nun einmal so und wir alle kommen damit klar.

Na ja, zumindest versuchen wir es. Immerhin müssen wir bei ihr ja auch irgendwie versuchen, gute Noten zu bekommen. Ich hatte mit Mathe noch nie ein sonderlich großes Problem. Es ist logisch und ich verstehe es. Zumindest verstehe ich es besser als Mileys Gehirn. Sie ist in der Schule immer so paranoid, seit wir miteinander gehen.

Sie zuckt immer bei der kleinsten Berührung zusammen, wenn ich sie anfasse. Vor allem, wenn ich ihre Hand nehme oder wenn ich mich bei ihr einhake. Obwohl wir das vorher die ganze Zeit gemacht haben. Sie hat furchtbare Angst, dass jemand von unserer Beziehung erfahren könnte.

Versteht mich nicht falsch, es ist ja in Ordnung, dass sie erst einmal ein wenig langsamer machen will. Ich verstehe das sogar. Ich bin ja selbst noch nicht einmal geoutet. Aber ich kann es einfach nicht ertragen, wie sie mir aus dem Weg geht und mir keinen Blick würdigt. Sie schaut mich nicht einmal mehr an.

Alles ist in Ordnung, solange wir bei mir Zuhause sind oder bei ihr im Zimmer, aber sobald wir uns irgendwo anders aufhalten, meidet sie mich wie die Pest. Das tut manchmal echt weh. Aber spreche ich sie darauf an? Nein, natürlich nicht, denn ich bin zu feige und ich will nicht, dass ich es mir mit ihr irgendwie verderbe und sie danach nicht mehr mit mir zusammen sein will.

Oliver ist natürlich mal wieder der erste, dem etwas auffällt.
 


 

„Hey, wie geht’s denn so, Lilster? Am Wochenende schon was vor?“, er knallt sein Lunch gegenüber von mir auf den Tisch und ich hebe meine Faust, um sie gegen seine zu schlagen. „Ich hab gehört, bei David steigt 'ne mega Party und er hat uns eingeladen!“ David ist der Kapitän unseres Fußball-Clubs. Ich würde wirklich gern hingehen.

„Nein, tut mir Leid, Ollie. Ich schieb anscheinend 'ne ruhige Kugel mit Miles. Sie hat uns extra DVDs besorgt. Wir werden uns also die Filme ansehen und... na ja, du weißt schon.“, ich zucke mit den Schultern und beiße in meinen Hamburger. Es tut wirklich gut, dass ich mal mit jemandem darüber reden kann.

Olivers Grinsen ist mir etwas zu breit. „Nein, ich weiß es leider nicht. Wieso erklärst du mir nicht schön langsam und mit allen Details, was du und Miley so macht, wenn ihr alleine seit.“, er wackelt andeutend mit seinen Augenbrauen und ich rolle mit den Augen.

„Das geht dich absolut nichts an.“, ich nehme einen Schluck Wasser.

„Ach komm schon, Lil! Was lohnt es sich denn, zwei heiße, beste Freundinnen zu haben, die rein zufällig total aufeinander abfahren, wenn du mir, deinem besten, männlichen Freund, nicht einmal erzählen willst, was ihr so miteinander treibt! Und ob ihr es überhaupt schon miteinander treibt.“, ich verschlucke mich an meinem Getränk.

„Oliver!“, ich fahre ihn flüsternd an. „Wir sind erst drei Wochen zusammen, Miley ist nicht so eine... Und ich zufällig auch nicht.“ Ich wische mir übers Kinn und stelle die Flasche zur Sicherheit etwas von mir weg, damit ich nicht noch einmal in seiner Gegenwart dazu verleitet bin, etwas zu trinken.

„Oh, komm schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass du dich nicht gerne mal an ihr versuchen würdest. Du würdest doch dafür sterben, sie endlich anfassen zu dürfen.“, mein Gesicht nimmt eine dunkelrote Farbe an, als mein bester Freund anfängt zu lachen. „Na da hab ich ja wohl voll ins Schwarze getroffen. Ein Punkt für Smokin' Oken, Null Punkte für Lilster Truscott.“

„Du bist so ein Schwein. Männer sind doch alle gleich. Für manche Dinge muss man sich eben Zeit nehmen. Miley ist mir sehr wichtig und wenn sie noch warten will, dann warte ich eben. Keine große Sache.“, ich bin ja schließlich nicht in dieser Beziehung, nur weil ich sie flachlegen will. Auch wenn ich eigentlich nichts dagegen hätte.

„Ja, ich weiß, was du meinst. Sie will es langsam angehen lassen. Ist das auch der Grund, weswegen sie sich immer fast in die Hosen macht, wenn du auch nur deine Hand auf ihre Schulter legst?“, er hat ein wissendes Grinsen aufgesetzt.

„Sie macht sich nur Sorgen, dass es jemand rausbekommt.“, ich zucke wieder mit den Schultern.
 

„Lilly, jetzt mal allen Spaß beiseite, okay? Ich kenne dich und ich bin mir ziemlich sicher, dass du zu ehrenhaft bist, um sie darauf anzusprechen, aber... Du solltest in eurer Beziehung nicht nur auf das achten, was sie will, sondern auch auf das, was du willst.“, er starrt mich mit seinen braunen Augen eindringlich an und ich schlucke.

„Ich kann doch schon froh sein, dass sie mich überhaupt mag, Ollie. Ich will, dass sie sich wohl bei mir fühlt und ich will sie glücklich machen und ihr den Komfort geben, den sie braucht.“, ich will ihr Zuhause sein, ihre Zukunft. „Sie ist noch nicht bereit dafür, den anderen von uns zu erzählen und ich respektiere das.“ Oliver rollt mit den Augen.

„Du bist wirklich die perfekteste und bescheuertste feste Freundin, die es auf der ganzen Welt gibt. Du wirst nachher mit Miley reden und du wirst ihr sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Und dann wirst du ihr sagen, dass es dir weh tut, wie sie dich in der Schule behandelt und diesen ganzen Quatsch übers Verstehen, über den du gerade gelabert hast. Und dann wirst du sie küssen und alles wird gut sein. Und dann kommt ihr beide am Wochenende zu Davids Party.“, er scheint das ja schon alles genau geplant zu haben.

Alle haben immer einen besseren Durchblick als ich. Ich lege meine Hände in den Schoß und sehe ihn mit fragenden Augen an. „Bist du dir wirklich sicher, dass das eine so gute Idee ist? Ich nämlich nicht. Ich will sie zu nichts zwingen, was sie nicht will.“

Er rauft sich die Haare. „Du zwingst sie zu nichts, du sagst ihr nur deine Meinung und deine Gefühle. In den Magazinen meiner Mutter steht, dass man in einer Beziehung immer ehrlich sein sollte. Also sei gefälligst ehrlich zu ihr und klär das.“, sein Zeigefinger wedelt bedrohlich vor meinem Gesicht herum und ich nicke nur stumm.

„Okay, okay, wenn du meinst. Das mit der Party muss ich aber erst noch sehen. Vielleicht will Miles ja wirklich nicht hingehen. Und dazu werde ich sie mit Sicherheit nicht zwingen, das kannst du vergessen.“, obwohl ich Lust hätte, hinzugehen. Vielleicht tut Miles mir ja den Gefallen.

Oliver nickt anerkennend. „Gut, gut. Schön. Gut, dass wir das geklärt hätten.“, er lächelt fröhlich und beißt in sein Mittagessen. „Also, um zurück zu der Sache mit dem Sex zu kommen.“ Er schluckt und ich blinzele sehr schnell. „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde, klar? Und ich würde dir ja raten zu verhüten, aber ich glaube, da kann nichts passieren bei euch.“
 

„Du bist so unmöglich, Oliver.“, und ich werfe eine halbe Gurke von meinem Hamburger auf ihn.
 

-
 

Die Unterhaltung, die Oliver mir so brutal angedroht hat, erfolgt allerdings nicht am selben Tag. Ich konnte es einfach nicht über mich bringen Miley zurecht zu weisen, wenn sie sich so sexy vor mir auf dem Bett räkelt, sobald wir ihr Zimmer betreten hatten und ich ihre Tür abgeschlossen hatte.

Und auch am nächsten Tag wurde nichts daraus. Miley wollte unbedingt mit mir ins Kino gehen, weil der neue Kinofilm heraus kam, in dem sie als Hannah mitgespielt hatte. Also sind wir hingegangen und hinterher waren wir beide so müde, dass ich sie vor ihrer Haustür kaum gute Nacht küssen konnte.

Und heute ist Freitag und wir sind auf dem Weg nach Hause und ich habe immer noch nicht mit Miley über ihre Paranoia gesprochen. Oliver läuft vor uns, während wir die Schule hinter uns lassen und als wir endlich außer Sichtweite sind, gleiten Mileys Finger plötzlich wie von selbst durch meine und sie hält meine Hand ganz fest in ihrer.

Sie lächelt mich an, aber Schweiß bricht auf meiner Stirn aus. Dass ich sie nicht auch anlächele, scheint ihr aber so gar nicht zu gefallen, denn plötzlich runzelt sie ihre Stirn und hält mich sanft zurück, damit sich ein Abstand zwischen uns und Ollie bildet.
 

„Alles okay, Lil? Du bist schon den ganzen Tag so angespannt.“, natürlich bin ich angespannt. Heute ist Davids Party und ich habe immer noch nicht die Eier gefunden, die ich dazu brauche, um Miley zu fragen, ob wir unseren gemütlichen Abend für eine laute, wilde Party ausfallen lassen können.

„Uhh, können wir vielleicht darüber reden, wenn wir bei dir Zuhause sind? Ich will das nur ungern auf der Straße besprechen.“, Mileys ganzer Rücken verkrampft sich und auf einmal steht ihr eine Angst ins Gesicht geschrieben, die ich noch nie bei ihr gesehen habe. Sie räuspert sich. Und dann gleitet etwas über ihr Gesicht, was Oliver und ich so liebevoll die 'Hannah-Maske' nennen. Kühl und vollkommen kontrolliert schreitet sie dahin.

Und sie lässt meine Hand fallen. Oh oh, Lilly. Böses Zeichen. Meine Warnglocken läuten, aber bevor ich ihre Hand erneut ergreifen kann, um dieses offensichtliche Missverständnis zu beheben, erreichen wir auch schon ihr Haus. Oliver verabschiedet sich von uns. Miley sendet mir einen kalten Blick.

„Na komm, Lilly. Reden wir.“, ihre Stimme klingt so, als versuchte sie einen Eisblock meine Kehle herunter zu würgen und ich mag dieses Gefühl, was mein Herz packt und es beinahe zerdrückt überhaupt nicht. Ich schlucke. Das wird lustig.
 

Wir betreten das Haus und sehen als erstes, dass Robbie Ray nicht Zuhause ist. Er hat einen Zettel auf dem Tisch hinterlassen. Ein weiteres Hannah-Meeting. Na toll, dann muss sich Miley nicht einmal zurückhalten, wenn sie anfängt, mich an zu schreien. Klasse.

So wie ich Jackson kenne, ist er wahrscheinlich schon bei Rico. Gerade jetzt, wo ich einen von ihnen so dringend gebrauchen könnte. Eine wütende Miley ist nichts, mit dem man gerne alleine ist. Ich schließe die Tür leise hinter mir, aber Miley stapft schon wütend die Treppe hoch. Ich folge ihr leise.

„Uhm... Miley?“, meine Stimme ist zaghaft und fragend, aber sie sieht mich nicht an. Sie betritt ihr Zimmer und bleibt mitten drin stehen, die Arme vor dem Körper verschränkt. Mit dem Rücken zu mir. Und ich schließe die zweite Tür. „Wollen wir jetzt... reden?“

„Was gibt es da groß zu reden? Du willst Schluss mit mir machen. Okay, los. Keiner hält dich davon ab.“, ihre Stimme klingt kalt und teilnahmslos und es trifft mich wie ein eiserner Handschuh direkt in die Magengegend. Wie kommt sie darauf, dass ich Schluss machen will?

„Schluss mit dir machen?“, ich finde kaum die richtigen Worte. Miley dreht sich jetzt zu mir um. Zu meiner Erleichterung sehe ich keine Tränen in ihren Augen. Nur blanke Wut.

„Jetzt komm endlich zum Punkt, damit ich dich raus werfen kann!“, ihre Fäuste beben und ich mache unwillkürlich einen Schritt zurück. Ich knalle leicht gegen die Tür. Ich sitze in der Falle. Aber ich will doch gar nicht mit ihr Schluss machen.

„Miley, ich will nicht mit dir Schluss machen.“, sie beäugt mich für einige Sekunden, dann setzt sie sich auf ihr Bett und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Und ich atme zum ersten Mal, seit ich ihr Zimmer betreten habe, wirklich ein. „M-Miley?“

Sie atmet leise in ihre Hände und ich mache langsam Schritte auf sie zu, bis ich vor ihr stehe und in die Knie gehen kann. Ich nehme ihre Hände von ihrem Gesicht. Kleine, unschuldige Tränen, die sie offenbar die ganze Zeit zurück gehalten hat, weil sie sie mir nicht zeigen wollte.
 

„Miley, ich werde dich nie verlassen. Ich liebe dich. Wieso kommst du nur auf die dumme Idee, ich würde dich hergeben?“, meine Daumen streichen über ihre Handknöchel und sie seufzt leise und traurig, bevor sie eine Hand aus meinem Griff zieht und sich übers Gesicht wischt.

„Ich mach mir einfach nur Sorgen, dass du mich vielleicht nicht mehr willst, weil ich so lange brauche und weil wir es noch fast niemandem gesagt haben. Weil ich noch warten will.“, sie schnieft und ich kichere leise, verstumme aber bei ihrem vorwurfsvollen Blick.

„Entschuldige, aber das ist einfach so absurd. Miley, ich respektiere deine Wünsche. Ich weiß, dass du noch nicht bereit dafür bist, eine offene Beziehung mit mir zu haben. Und ich schätze das, ich verstehe das. Ich bin zufrieden mit dem, was wir im Moment haben.“, auch wenn sich ein klein wenig Schuld in mir aufstaut. Denn immerhin bin ich ja hierher gekommen, um ihr zu sagen, dass es so mit uns nicht weitergehen kann. Aber Miley zu sehen, wie sie jetzt vor mir auf die Knie fällt und ihre Arme um mich schlingt, ist das denn nicht viel wichtiger?

Sie ist glücklich. Und ich bin glücklich, weil sie glücklich ist.

„Oh, womit hab ich dich nur verdient, Lil.“, sie drückt mich fest und vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter. Alles, was ich tun kann, ist ihr etwas unbeholfen den Rücken zu tätscheln und ihr durch das sanfte Haar zu fahren. Ich liebe sie so sehr. Ich will sie glücklich machen.

„Ich bin diejenige, die dich nicht verdient hat, aber lassen wir dieses ganze, romantische Gerede, okay? Wir sind Teenager. Verhalten wir uns auch wie welche.“, jetzt ist sie daran zu glucksen, aber ich bin nicht vorbereitet auf das, was sie als nächstes tut. Ihre Finger machen sich an meinem Gürtel zu schaffen und ich zucke zusammen, als eine Hand in meine Hose gleitet. „M-Miley... was machst du da?“

Sie kichert, dann beißt sie sanft in meinen Nacken.

„Wir sind doch Teenager, oder? Und Teenager haben Hormone. Ich lasse meine nur raus.“, und plötzlich liege ich mit dem Rücken auf ihrem Zimmerboden und meine Hose liegt am anderen Ende des Raumes und Miley küsst mich und ihr ganzer Körper presst gegen meinen und... sie berührt mich. Da unten.

Ich stöhne in ihren Mund. Stimmungsschwankungen, Miley?
 

„Wirklich, Miley, wirklich? Auf deinem Zimmerboden?“, ich bäume meinen Rücken auf, stöhne wieder und sie lächelt gegen meine Lippen, als sich ihre Finger gegen einen besonders empfindlichen Punkt meiner Mitte bewegen. Aber dann fällt ihr auf einmal offenbar wieder ein, dass ich mich mit ihr unterhalten wollte, denn sie lässt mich sofort los und setzt sich hin und ich atme schwer und sehe zu ihr auf. „W-Was ist?“ Ich lege meinen Kopf wieder auf den Boden und schließe meine Augen.

Ich bin feucht. Unangenehmes Gefühl.

Vor allem, wenn Miley mich mit so wachsamen Augen anstarrt.

„Also... wenn du nicht mit mir Schluss machen wolltest... worüber wolltest du dann mit mir reden?“, jetzt sind ihre Arme wieder verschränkt und ihr Blick ist kritisch. Aber wie soll ich ihr bitte beibringen, dass ich den nächsten Schritt in Richtung Öffentlichkeit gehen will, wo ich ihr doch gerade zugesagt habe, dass ich alles verstehe. Ich schwitze im Nacken.

„Ich... uhh...“, ich setze mich jetzt selbst auf und sehe mich nach meiner Hose um, aber sie ist hinter Mileys Bett geflogen und nicht mehr zu sehen. Die Boxershorts, die ich trage, sind hellblau und eng anliegend und Miley sieht mir dabei zu, wie ich mich in den Schneidersitz setze. „Ich wollte...“ Ihre Augen sprühen Funken. Aber dann kommt mir der rettende Gedanke. „Heute Abend ist... ich weiß, wir wollten ihn eigentlich zusammen verbringen.“ Mileys Augen verengen sich zu Schlitzen.

„Und wohin würdest du lieber gehen?“, okay, wütende, feste Freundin. Nie ein gutes Zeichen.

„Uhh... heute schmeißt David Johnson eine Party in seinem Haus und Ollie hat gesagt, er hat uns eingeladen und ich wollte... Ich hab Ollie gesagt, dass ich den Abend mit dir verbringen will, aber du weißt doch, wie er ist.“, ich kratze mich am Nacken. Es scheint undenkbar, dass Mileys Hand gerade noch in meiner Hose steckte.

„Also willst du zu dieser Party gehen? Du würdest lieber dahin gehen, als einen Abend mit mir zu verbringen, ja?“, und wieder ballen sich ihre Hände zu Fäusten und ich rutsche ein Stück von ihr weg.

„Miles, komm schon. Davids Partys sind die besten und er schmeißt nicht gerade oft welche. Wir können doch morgen Abend zusammen verbringen. Ich wollte sowieso, dass du mitkommst.“, ich versuche, ihre Hände zu nehmen und sie aus dem festen Griff zu befreien, den sie hat, aber sie lässt mich nicht. Sie rührt sich kein bisschen.

„Du weißt, dass ich Partys hasse, Lilly.“, oh ja, das hatte ich vergessen. Ich schlucke hart, als Miley sich erhebt und an mir vorbei zur Tür geht und sie öffnet. Ich sehe sie verdutzt an. „Du darfst jetzt gehen.“ Und dann geht sie wieder einmal an mir vorbei und setzt sich an ihren Schreibtischstuhl.

Ich starre ihren Rücken an.
 

„Du wirfst mich also raus, weil ich mal einen Abend nicht mit dir verbringen will?“, ich bin doch nicht ihr Eigentum. Ich stehe auf, sehe meine Hose tatsächlich hinter dem Bett liegen und gehe darauf zu. Während ich sie mir über den Hintern ziehe, sehe ich Miley noch einmal an. Aber sie ignoriert mich.

„Schön, wenn du es unbedingt so willst. Dann gehe ich jetzt eben. Und glaub ja nicht, dass ich zurück komme, um mich zu entschuldigen. Das ist doch absolut kindisch...“, und ich stürme aus ihrer Tür und die Treppe hinunter. Ja ich grüße nicht einmal Mr. Stewart, als ich an ihm vorbei durch die Haustür verschwinde. Gott, wie kann sie sich denn nur über so etwas aufregen?!

Wir sind vielleicht zusammen, aber wir sind doch nicht verheiratet! Und ich habe auch nicht die Verpflichtung, alles sausen zu lassen, nur weil wir jetzt eine Beziehung haben! Oder hatten... Ich weiß, dass ich das schon morgen bereuen werde. Aber im Moment fühlt es sich richtig gut an, nach Hause zu stürmen und die Tür hinter mir zu zu knallen.

Mom sitzt in der Küche und sieht auf, als ich an ihr vorbei in Richtung Treppe stürme und nach oben verschwinde. Ich werfe mich auf mein Bett und vergrabe mein Gesicht in den Kissen. Blöde Miley. Sie kann doch nicht über mein Leben bestimmen, wie es ihr gerade passt...
 

„Schatz, ist alles in Ordnung?“, die Stimme meiner Mutter schwebt wenig später an mein Ohr und ich hebe meinen Kopf, um sie anzusehen. Sie sitzt auf meiner Bettkante und fährt vorsichtig mit ihrer Hand durch meine Haare. Ich liebe meine Mom.

„Miley und ich haben uns gestritten.“, das war es wohl. Unser erster großer Streit. Mom seufzt leise und nickt verständnisvoll.

„Und das wird bestimmt nicht euer letzter Streit sein, Lilly-Bärchen. Aber das wird schon wieder.“, sie lächelt mich an und ich versuche, ihr Lächeln zu erwidern, aber es kommt etwas schief rüber. Sie wuschelt durch meine Haare. „Worüber habt ihr euch denn gestritten? Wenn du darüber reden willst.“

„Miley und ich wollten eigentlich heute Abend DVDs bei ihr Zuhause gucken, aber David Johnson schmeißt eine Party bei sich. Ach ja, darf ich da eigentlich hingehen?“, wenn sie jetzt nämlich Nein sagt, dann war das alles gerade völlig umsonst. Dann habe ich meine Hosen in der Beziehung völlig grundlos angezogen. Mom überlegt für einige Sekunden.

„Du darfst meinetwegen bis eins bleiben, aber trink gefälligst nicht so viel. Ich weiß, du bist ein Teenager und alles und ihr findet es aus einem mit unerfindlichen Grund lustig, euch besinnungslos zu trinken. Aber bitte, Lilly. Übertreib es nicht, okay? Wir müssen deinem Vater ja nicht unbedingt etwas davon sagen, nicht wahr?“, sie zwinkert mir zu. Ich grinse.

„Danke, Mom. Du bist die Beste.“, ich lehne mich vor um meine Mutter in die Arme zu schließen. „Aber Miley wollte nicht, dass ich hingehe. Und dann hat sie mich raus geschmissen, weil ich den Abend nicht bei ihr verbringen wollte.“ Meine Mom lächelt wieder verständnisvoll. Sie ist allwissend. Zumindest habe ich manchmal das Gefühl.

„Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen. Sie wird sich schon wieder beruhigen. Solange du nichts Dummes auf dieser Party machst, sehe ich keinen Grund, weshalb ihr zwei euch nicht wieder vertragen solltet.“, meine Arme wieder von ihr zurück ziehend, lege ich mich auf den Rücken und starre an die weiße Decke. Mom streichelt wieder meine Haare.

„Ich hab dich lieb, Mom.“, und sie lächelt.
 

„Ich dich auch, mein Schatz. Ich dich auch.“

In This World Before You

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 07
 

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich das Richtige tue. Ich hätte den Abend vielleicht doch mit Miley verbringen sollen, dann hätten wir uns nicht so in die Haare gekriegt. Aber wieso kann sie denn nicht verstehen, dass wir so einen DVD-Abend immer machen können, aber Davids Partys nur ganz selten sind? Sie könnte ja auch mal ein wenig Rücksicht auf meine Bedürfnisse nehmen. In dem Punkt hat Oliver ja schon irgendwie Recht.

Aber ich will mich nicht beschweren. Ich bin hier und es ist laut und es gibt überall kostenlosen Alkohol und die Musik ist beinahe so laut, dass ich meine eigenen Gedanken kaum hören kann. Perfekt. Ich will mich heute Abend einfach verlieren.

Und vor allem nicht über eine gewisse Brünette nachdenken, die jetzt wahrscheinlich gerade in ihr Kissen schmollt. Zumindest hoffe ich, dass sie das tut. Es wäre schrecklich, wenn sie das völlig kalt lassen würde. Aber so, wie sie sich heute Nachmittag aufgeregt hat, glaube ich das kaum.

Wahrscheinlich ist Robbie Ray jetzt gerade in ihrem Zimmer und versucht heraus zu finden, was mit ihr nicht stimmt und sie wird ihm natürlich nichts erzählen, weil er ja nicht weiß, was für unanständige Sachen seine Tochter so mit ihrer besten Freundin treibt.

Ich will sie ja wirklich zu nichts zwingen und Gott bewahre mich, ich will sie ja auch nicht drängen, es ihrem Vater zu sagen. Aber wir machen so überhaupt keine Fortschritte in unserer Beziehung. Ich weiß ja, ich weiß. Ein Monat ist nicht gerade sehr lang, aber ich hab auch Gefühle. Ich kann nicht einfach so tun, als würde mich das alles vollkommen kalt lassen.

Das wäre nicht richtig.
 

Ich greife mir eine Dose Bier von einem der Tische und öffne den Verschluss. Mal sehen, was heute Abend alles so abgeht und wer alles da ist. Bestimmt fast die ganze Schule. David feiert gerne groß. Frei nach dem Motto: Wenn, dann aber richtig.

So viele bekannte Gesichter. Und so viele bekannte Pärchen, die sich in Ecken oder auf Sofas drängen und miteinander herum machen. Ob Miley das wohl je mit mir tun würde? So offen sein, was unsere Beziehung anbelangt? Ich bezweifle es. Obwohl, wenn wir erst einmal ein paar Monate zusammen sind. Vielleicht ein Jahr... aber vielleicht übersteht unsere Beziehung ja nicht einmal diesen ersten, lausigen Streit.

Ich lasse mich seufzend auf eines der Sofas fallen und bemerke, dass der Junge, der da neben mir mit einem Mädchen knutscht, niemand anderer als Oliver ist. Na wenigstens hat er heute Nacht Spaß. Dafür ist er ja auch hierher gekommen. Ein bisschen Spaß. Leider habe ich überhaupt keinen. Verdammte Miley. Wieso kann ich nicht vergessen und genießen?

„Lilly Truscott! Hey, wir haben uns ja wirklich ewig nicht mehr gesehen!“, ich sehe auf und da steht er. Jack Patrick lacht auf mich herab. Oliver, Jack und ich. Das ehemalige Traum-Trio. Er hat die Schule gewechselt und ist weg gezogen, weil seine Mom ein tolles Angebot irgendwo in New York bekommen hat. Er ist ans andere Ende des Landes gezogen und hat sich nie wieder gemeldet.

„Jack!“, ich springe auf und werfe mich in seine Arme. Gott, er war immer mein bester Freund und wird es immer bleiben. Ich grinse in seinen Nacken und lache, als er mich hoch hebt und durch die Luft wirbelt. Er war schon immer ein Idiot. „Okay, okay! Lass mich runter!“

Er grinst mich an, dann lehnt er sich nach vorne und... ich schlage meine Hand vor seinen Mund und halte ihn zurück. Es war auch nie ein sonderlich großes Geheimnis, dass er immer etwas von mir wollte. Ich habe ihn allerdings nie ran gelassen und das wird sich jetzt garantiert nicht ändern. Versteht mich nicht falsch, er ist ein netter Kerl und alles... aber ich hasse Männer. Ich meine, sie sind okay und so weiter. Als Freunde. Aber nicht als... nein, ich will definitiv keinen Freund.

Außerdem hab ich Miley. Auch wenn er das noch nicht weiß.
 

„Manche Dinge ändern sich nie, was Jack?“, ich strecke ihm meine Zunge entgegen, aber er zuckt nur mit den Schultern und lächelt.

„Man kanns ja mal versuchen, nicht wahr? Also, was ist in der letzten Zeit so abgelaufen? Alles cool? Oder muss ich mich jetzt vor einem hünenhaften Freund in Acht nehmen, der mich verprügeln will, weil ich seine Freundin angebaggert hab?“, er sieht sich schnell um, während ich nur mit den Augen rolle.

„Nein, zufällig gibt es keinen Hünen, der mein Freund geworden ist. Eigentlich... Eigentlich wirst du mich nie mit einem Freund antreffen. Ich bin jetzt mit Miley zusammen, meiner besten Freundin.“, er ist der Erste, dem ich es seit Ollie und meiner Mom erzählt habe. Und Gott, es fühlt sich so verdammt gut an!

Jacks Augenbrauen verschwinden fast in seinem Haaransatz, aber dann grinst er und hebt seine rechte Schulter. „Hey, das ist cool. Kein Wunder, dass du dich nie für mich erwärmen konntest! Puh, und ich dachte schon, es stimmt etwas nicht mit mir. Noch mal Schwein gehabt.“, er wischt sich den unsichtbaren Schweiß von der Stirn und ich lache. Sein braunes Haar ist immer noch so durcheinander und verwuschelt, wie ich es in Erinnerung hatte und es tut gut, ihn mal wieder zu sehen.

„Keine Sorge, Jacky. Wenn ich nicht schon Hals über Kopf in Miles und Mädchen im Allgemeinen verknallt wäre, dann hätte ich mich bestimmt sofort an dich gewendet.“, mitfühlend meine Hand auf seine Schulter legend, leere ich meine Bierdose und schlucke. Es ist wirklich schön, dass ich ihn getroffen habe, aber ich denke immer noch an Miley. Und das kann ich nicht verantworten. „Ich will mir heute Nacht einfach nur die Birne weg saufen. Das ist alles. Miles und ich hatten einen Streit und ich... ich will einfach nur betrunken sein.“

Ich bin 16 und rein rechtlich noch weit vom Alkohol entfernt. Aber ich bin keinesfalls weit weg von dieser Flasche Jack Daniel's. Whiskey. Oh yeah, Baby. Heute Nacht wird ein Knüller. Ich will saufen und ich will kotzen. Und keine Miley Stewart wird mir dabei in die Quere kommen.

Ich setze die Flasche an den Mund und nehme einen Schluck. Es brennt in meiner Kehle, aber ich genieße das Gefühl. „Wow, du hast es ja echt eilig. Na ja, ich denke wir können ja auch noch ein richtiges Gespräch führen, wenn wir nicht auf einer Party sind. Aber da du ja nicht auf der Suche nach einem Date bist. Komm mit, diese Paare machen mich verrückt.“, und damit nimmt er mein Handgelenk und zieht mich hinter sich her zur Vordertür, wo wir uns auf die Stufen setzen.

Ich nehme noch einen großen Schluck. Meine Haut fühlt sich warm an. Trunkenheit, ich komme!
 

„Ich meine, ich hab echt keine Ahnung, was ihr Problem ist. Du weißt, dass David total selten eine seiner Partys schmeißt und sie will einfach nicht verstehen, dass ich gern hier hin gehen und mich voll laufen lassen will. Nein, in dieser Beziehung muss ja alles nach ihrer Nase gehen.“, ein dritter Schluck und Jack kichert verhalten.

„Sie hat also bei euch die Hosen an, was? Dabei hätte ich gedacht, dass du der Typ in der Beziehung bist. Na ja, aber das muss ja nichts heißen.“, er selbst hat sich eine Bierdose mitgenommen und nimmt einen kräftigen Schluck. „Du solltest dich einfach mal mit ihr aussprechen! Ihr zeigen, wer von euch beiden der Boss ist!“

Wer von uns beiden der Boss ist, huh? Ich trinke noch mehr und jetzt ist die Flasche halb leer. Alles um uns herum schaukelt leicht und ich nehme noch einen Schluck. Aber ich sollte nicht zu viel trinken. Ich will ja keine Vergiftung.

„Ich werd ihr zeigen, wer der Boss ist!“, ich schlage auf den Boden neben uns und beiße meine Zähne aufeinander. „Sie kann so nicht mit mir umgehen! Es gehören doch immer zwei zu einer Beziehung!“ Und ich schlage noch einmal auf den Boden.

„Genau! Du bist Lilly Truscott! Niemand kann dir schaden!“, er packt meine Schulter und drückt zu und ich nicke vehement. Der Alkohol fließt durch mein System, ich kann es fühlen. Ich nehme noch einen letzten Schluck, aber etwas geht daneben und läuft meinen Hals entlang in den Kragen meines schwarzen Hemdes. Ich halte Jack die Flasche Jack hin. Ha, die Flasche Jack. Das passt. Ich kichere.

„Hier, der R-Rest is für dich. Ich kann nicht mehr.“, und ich versuche ihm die Flasche in die Hand zu drücken, aber er winkt ab und hält einen Finger nach oben. Oder sind es zwei? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Ich bin müde.

„Ich hab noch was viel besseres als das, Lil. Ich wollts ja eigentlich mit niemandem teilen, aber weil du es bist.“, er zwinkert und zieht etwas aus seiner Tasche. Es ist... eine Zigarette? Man kennt diese Art von Zigaretten aus dem Fernsehen. „Feinstes Marihuana. Verdammt teuer. Na los, probier. Ich schwör dir, danach gelingt dir einfach alles!“

Ich nehme das gerollte Papier mit zitternden Fingern und stecke das eine Ende in den Mund und Jack holt sein Feuerzeug heraus. Ich habe als 12-Jährige mal normale Zigaretten geraucht. Es war ganz okay, aber nicht so wirklich mein Ding. Aber als ich diesen Zauberrauch in die Lungen ziehe... Wow.
 

Ich schließe meine Augen in Genuss und lehne mich zurück gegen das Treppengeländer. Ich ziehe noch einmal und blase aus. Und dann öffne ich meine Augenlider und die Welt... sieht auf einmal anders aus. Ich nehme einen Atemzug. Ich grinse breit.

„Und jetzt gehst du zu deiner Freundin und sagst ihr, was Sache ist, klar?“, er zieht mich am Oberarm auf die Beine und drückt mir sein Handy in die Hand. „Ruf sie an, warn sie vor. Damit sie schon mal weiß, was da gleich auf sie zukommt!“

Er freut sich wie ein kleines Kind und ich kann nicht anders, als zu lachen, als ich die Auffahrt entlang wanke und die Nummer wähle. Ich gebe drei Mal die falschen Zahlen ein, dann kriege ich es endlich hin und klicke auf den grünen Hörer. Das Piepen am anderen Ende der Leitung... schmeckt nach Pfefferminz und ich nehme noch einen tiefen Zug.

Oh ja, das ist genau das Richtige.

Hallo? Wer ist da?“, Mileys verschlafene Stimme erklingt vom anderen Ende der Leitung und für einen Moment überlege ich mir, ob ich einfach auflegen soll. Gott, sie hat meine Aufmerksamkeit doch gar nicht verdient! Ich könnte ein so viel besseres Mädchen finden. Aber Jack zieht seine Augenbrauen in Erwartung nach oben. Und ich werde ihn nicht enttäuschen.

„Miley! Miley! Miley, wir müssen... wir m-müssen miteinander reden!“, ich rede sehr laut und meine Worte sind leicht ineinander gezogen, aber es interessiert mich nicht. „Wir müssen reden! Und zwar j-jetzt! Jetzt gleich!“

Lilly, bist du betrunken? Ist alles okay?“, ihre Verwirrung sendet genüssliche Schauer durch meinen Körper, als ich anfange los zu gehen in Richtung Stewart-Haus und das Handy fest in meine Hand nehme. „Lilly?“ Ich nehme noch einen Zug.

„Ja, Ma'am. Ich bin betrunken! Aber lenk j-jetzt gefäll.. gefälligst nich vom Thema ab!“, ich lasse Jack einen Zug nehmen und er fängt an haltlos zu kichern. Ich stimme ein. Kichern ist so verdammt ansteckend. Ich stauchele den Bürgersteig hoch. „Wir reden!“

Okay, okay. Reden wir. Worüber willst du denn reden?“, ich schnappe mir den Joint aus Jacks Fingern und klemme ihn zwischen die Zähne. Ich fühle mich so großartig, wie noch nie zuvor. Jack macht Anstalten, mir das Telefon aus der Hand zu nehmen, aber ich stoße ihn lachend weg von mir und strecke ihm die Zunge raus.

„Ich bin gleich bei dir, Baby! Und dann reden wir!“, und damit klappe ich das Telefon zu und werfe es ihm in die Arme und ich lache und er schubst mich und ich lande in einem nahen Busch, immer noch lachend. „Ich muss los. Ich muss jetzt reden!“
 

Und er salutiert und nickt und ich halte ihm meine Hand entgegen, den Joint immer noch zwischen den Lippen. Er ergreift meine Hand. „Zeig ihr, wo der Hammer hängt, Lilster! Schnapp sie dir!“, er schreit mich an und jetzt salutiere ich und werfe mich ein letztes Mal in seine Arme, bevor ich mich endgültig von ihm los mache und die Straße hinunter taumele.

Jetzt komme ich, Miley. Und wehe, du bist nicht da oder du lässt mich nicht rein. Dann setzt es was! Ich bin absolut entschlossen, alles zu tun! Ich nehme einen neuerlichen Zug Marihuana. Der Stängel ist schon fast aufgebraucht. Aber das macht nichts. Gleich bin ich bei meiner anderen Droge. Gleich bin ich bei Miley. Und dann zeig ich ihr, wer der Boss ist. Jack hat Recht. So Recht.

Ich bin der Henker vom Schlosshotel und köpfe alle Menschlein schnell. Ich bin der Henker vom Schlosshotel...“, meine Stimme ist laut und klar vernehmlich, als ich die Straßen entlang gehe und alte Bibi Blocksberg Lieder singe, während ich meine Arme weit herum kreisen lasse und lache. Bis alles nicht mehr ganz so lustig ist.

„Wir werden ja noch sehen, wer hier wen köpft!“, mein Hinterkopf wird von etwas Hartem getroffen und ich lande mit dem Gesicht voran auf dem Asphalt. Blut spritzt auf den Boden und ich kann mich nicht rühren. Der Joint liegt zerdrückt vor mir, aber ich höre nicht auf zu singen.

Ich bin der Henker vom Schlosshotel...“, jemand tritt gegen meinen Bauch und ich rolle auf den Rücken und ächze. Ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee war, die Party allein zu verlassen. Aber alles ist so wunderschön und ich bin so glücklich und gleich werde ich mit Miley reden und ihr zeigen, wer hier die Hosen an hat.

„Du und deine kleinen Freunde! Ihr habt mich gedemütigt, ihr habt mich bloßgestellt! Aber das werd ich nicht auf mir sitzen lassen!“, und Jake Ryan geht in die Knie, packt den Kragen meines Hemdes und fängt an, auf mich ein zu schlagen. Blut spritzt auf sein Gesicht, als meine Lippe aufplatzt, aber ich grinse nur matt und kichere leise. Ich habe keine Schmerzen.

„Ich bin der Henker vom Schlosshotel, Jake. Ich würde mich nicht mit mir anlegen.“, ich habe nicht das Bedürfnis, mich gegen ihn zu wehren. Wir sind nicht zusammen, ich muss ihm nichts beweisen. Jake lacht fies, als er sein Knie in meinen Bauch rammt.

„Ich will nur, dass du genauso leidest, wie ich! Du miese Schlampe!“, er schüttelt mich und rüttelt mich.

„Schlosshotel, Jake. Schlosshotel. Nicht Schlampe. Schlosshotel. Und würdest du mich jetzt bitte los lassen? Ich muss zu Miley und ihr zeigen, wer von uns beiden der Boss ist.“, ich spucke neben mir auf die Straße. Blut in Massen. Blut ist schön. Es funkelt so rot.
 

„Du hast Glück, dass du diesen Scheiß geraucht hast! Aber sehen wir doch erstmal, wie es dir morgen geht, nachdem die Wirkung nachgelassen hat!“, und damit schlägt er meinen Hinterkopf auf den Asphalt, erhebt sich und nimmt den Baseballschläger, an dem immer noch das Blut meines Kopfes klebt. Er schlägt damit einmal auf meinen Bauch, dann spuckt er mir ins Gesicht. Und geht.

„Das war aber nicht sehr nett von dir.“, ich stemme mich auf die Unterarme und sehe ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwindet. Ich zucke mit den Schultern. „Aggressionen. Aggressionen.“ Ich schüttele den Kopf und taumele auf die Beine, bevor ich mir übers Gesicht wische und wieder anfange zu gehen. Ich hinterlasse eine Blutspur hinter mir. Aber ich muss mit Miley reden.

Ich bin der Henker vom Schlosshotel und köpfe alle Menschlein schnell...“, und ich lächele sanft, als Mileys Haus in Sicht kommt und es klar wird, dass jemand davor wartet. Ich sehe Mileys besorgtes Gesicht und als ich nah genug bin, dass sie mich hören kann, sieht sie auf. Ihre Augen geweitet in Schock.

„Lilly!“, und sie rennt auf mich zu in ihrem weißen Morgenmantel und den brünetten Haaren in einem unordentlichen Zopf und mit diesem verängstigten Gesichtausdruck, den ich nicht verstehen kann. „Oh Gott, was ist mit dir passiert?! Alles in Ordnung?!“ Sie wirft ihre Arme um meinen Nacken und hält mich ganz fest.

„Dein Morgenmantel wird blutig, Babe. Wir müssen reden. Geh ins Haus. Jetzt.“, sie sieht mich an und dann riecht sie an mir und verzieht das Gesicht. Aber offenbar weiß sie nicht genau, was sie denken soll, also nimmt sie meine Hand und zieht mich in Richtung Haus.

„Daddy schläft schon, du musst leise sein, Lil. Es ist beinahe ein Uhr. Shh.“, wir stolpern in ihr Haus und sie schaltet das Licht auf der Veranda aus und zieht mich die Stufen nach oben hoch. Alles hier duftet so herrlich, so intensiv und Mileys Shampoo vernebelt mir alle Sinne. Ich vergrabe meine Nase in ihren Haaren und grinse.

Aber sie bleibt nicht stehen, um mir Fragen zu stellen, sondern schickt mich in ihr Badezimmer, bevor sie ihre Zimmertür abschließt und mir folgt. Sie schiebt mich auf die Toilette und sieht mich an. Im vollen Licht. Und ich sehe, wie Tränen in ihre Augen schießen.

„Wir haben noch nicht geredet. Ich hab dir noch nicht gezeigt, wer hier der Boss ist. Du darfst noch nicht weinen.“, ich runzele meine Stirn und lege meinen Kopf schief. Das ganze Zimmer dreht sich vor meinen Augen.

„Was ist mit dir passiert, Lilly? Wer hat dich so zugerichtet?“, sie knöpft meine Bluse auf und ich lasse sie. Ihre Haut auf meiner ist unmöglich heiß und ich stöhne, als ihre Finger über meinen Bauch fahren und lehne mich zurück.
 

„Jake hat Hallo gesagt.“, Miley keucht und noch mehr Tränen fallen aus ihren Augen, als sie meinen Gürtel öffnet und meine Hose herunter zieht. Meine Knie sind blutig. „Miley, s-so kann es nicht weitergehen mit uns.“ Ich nicke, um meinen Standpunkt noch zu verdeutlichen und will aufstehen, um sie in den Boden zu starren, aber sie legt eine Hand auf meine Schulter und drückt mich zurück auf die Toilette.

„Wir reden über was auch immer du reden willst, wenn du wieder nüchtern bist und... vor allem, wenn du nicht mehr high bist.“, sie wirft meine blutigen Klamotten in ihre Wäschetonne und zögert einen Moment, bevor sie den Verschluss meines BHs öffnet und ihn mir auszieht. Ihre Wangen röten sich, aber sie sieht nicht weg, als sie mir auch meine Unterhose herunter zieht.

„Ich bin nackt.“, ich lehne meinen Kopf zur anderen Seite. „Warum bin ich nackt?“

„Weil ich deine Wunden reinigen muss und jetzt halt still, du riesige Idiotin.“, sie packt den Erste-Hilfe-Kasten mit dem riesigen immer größer werdenden roten Kreuz und ich grinse, bevor ich meinen Mund öffne und kichere. Oh, Miley.

„Ich bin keine Idiotin. Ich bin der Henker vom Schlosshotel. Ich bin der Henker vom Schlosshotel und köpfe alle Menschlein schnell. Ich bin der Henker vom- mhh.“, Mileys Lippen pressen gegen meine und ich verstumme sofort. Meine Nerven schreien, weil ihre Berührung ein Feuer in mir entfacht. Es fühlt sich an, als würden Ameisen unter meiner Haut krabbeln und ich packe meine feste Freundin und ziehe sie auf meinen Schoß. „Mhh, Miley. Miley. Miley. Schlaf mit mir. Jetzt. Ich will dich, Miley.“

Und meine Hände sind schon im Inbegriff den Gürtel ihres Bademantels zu öffnen, aber sie hält mich fest und löst sich von meinen Lippen. Ich sehe, wie sie den Kopf schüttelt. „Du bist nicht bei klarem Verstand und ich werde garantiert nicht riskieren, dass unser erstes Mal passiert, obwohl die Möglichkeit besteht, dass du dich später nicht mehr daran erinnern kannst.“

„Aber, Miles. Ich bin doch ohnehin schon nackt. Und ich will dich. Gott, du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich gerade will. Ich liebe dich, es tut mir Leid, dass ich weg gegangen bin. Nur bitte. Bitte, mach Liebe mit mir.“, ich befreie meine Hände aus ihrem Griff und schlinge sie um ihre Taille.

Miley schüttelt immer noch mit dem Kopf.

„Nein, Lilly. Nein. Und jetzt halt still, damit ich deine Wunden reinigen kann, okay?“, sie steht auf und öffnet den Kasten und ich lehne mich zurück und starre an die Decke. Ich fühle mich furchtbar. Tränen schießen gegen meinen Willen in meine Augen und ich kann sie nicht zurück halten.

„Du liebst mich nicht.“, ich stelle meine Ellbogen auf meinen Knien ab und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Die Dunkelheit macht alles nur noch schlimmer. Alles um mich herum dreht sich und ich habe das Gefühl, als müsste ich mich übergeben. Tränen laufen meine Arme herunter. „Du liebst mich nicht, du bist nur aus Mitleid mit mir zusammen. Ich weiß es, ich wusste es schon immer.“
 

„Oh, Lilly. Nein, nein, das ist nicht wahr.“, ich spüre Mileys Hände auf meinen Schultern und an meinen Händen und reibe getrocknetes Blut von meinem Gesicht, als ich sie ansehe und schniefe. „Lilly, du bist mir sehr wichtig.“

„Ich liebe dich, Miley. Gott, ich liebe dich so sehr. Ich hab dich immer geliebt. Wieso liebst du mich nicht? Hab ich irgendwas falsch gemacht? Ich weiß, dass ich nicht zu Davids Party hätte gehen sollen. Ich hätte hier bleiben sollen.“, mein ganzer Körper zittert und ich wische mir fieberhaft mit den Armen über das Gesicht und ziehe meine Nase hoch.

Miley sieht hilflos aus. „Shh, das ist doch nicht wahr. Ist okay, Lil. Ist okay. Ich hätte nicht so über reagieren sollen. Ich weiß, dass dir diese Party sehr wichtig war. Es tut mir Leid. Shh, ist doch alles gut. Hör auf zu weinen.“, sie nimmt sich etwas Klopapier von der Rolle und wischt über mein Gesicht und ich putze mir laut die Nase und werfe das benutzte Tuch in den Mülleimer. Na ja, ich treffe nicht, aber Miley tut es.

„Du liebst mich also wirklich?“, ich fühle mich auf einmal ganz klein, sie das zu fragen. Miley wischt die letzten Tränen von meinem Gesicht, zögert aber. Ich sehe, wie sie schluckt, dann nimmt sie mein Gesicht in beide Hände und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Lippen.

„Ja, Lilly. Ich liebe dich. Sehr sogar.“, und sie lächelt und es ist das Wunderschönste, was ich je in meinem Leben gesehen habe und ich lächele auch und dann kichern wir und sie schüttelt sanft den Kopf. „Wenn du jetzt still halten könntest. Ich muss deine Wunden desinfizieren. Das sieht echt übel aus. Und wenn mir das nächste mal jemand das Herz bricht, dann lässt du die gefälligst in Ruhe, klar?“, sie lacht, aber ich runzele die Stirn.

„Ich muss doch jetzt niemanden mehr verprügeln. Du hast doch jetzt mich und ich werde nie dein Herz brechen. Ich liebe dich.“, Miley taucht einen kleinen Tupfer in Alkohol und tupft damit an meiner Wange herum und ich zucke zusammen.

„Manchmal tun wir Dinge, die wir gar nicht so meinen, Lil.“, und dann sagt sie nichts mehr, sondern widmet sich ganz meinem Gesicht und macht es sauber und dann klebt sie Pflaster darauf und als sie meinen Hinterkopf sieht, keucht sie noch einmal und ein Schwall von Beschimpfungen strömt aus ihrem Mund.
 

„Ich mag es, wenn du fluchst. Das ist echt sexy.“, sie wird rot und besieht sich die Wunde genauer. Miley ist auf einer Farm aufgewachsen und als Kind musste sie sich oft um Jacksons Verletzungen kümmern. Sie kennt sich damit gut aus. Ich lächele sie an.

„Die Wunde scheint nicht zu tief. Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, es wäre etwas Ernstes. Trotzdem fahren wir nachher ins Krankenhaus. Na ja, sobald du nicht mehr... betrunken bist. Und high. Was hast du überhaupt genommen?“, sie holt ihr Verbandszeug raus und reinigt die Wunde. Ich spüre es kaum. Mileys Brüste sind auf Augenhöhe. Sie lenken mich ab.

„Jack hat mir seinen Joint gegeben. Feinstes Marihuana, hat er gesagt.“, ich höre ganz deutlich, wie Miley mit den Zähnen knirscht und runzele meine Stirn. „Und Alkohol zu trinken hatte ich Jack Daniel's. Was witzig ist, weil es eine Flasche ist. Und Jack ist auch eine Flasche. Jack.“ Aber Miley lacht nicht und ich lasse die Ohren hängen.

„Jack wie Jack Patrick? Dein ex bester Freund? Der, der nach New York gezogen ist?“, ich nicke eifrig, aber davon schwankt der Raum nur noch mehr. Miley wickelt den Verband um meinen Kopf und geht vor mir in die Knie. Allein die Vorstellung davon, was sie da zwischen meinen Beinen anstellen könnte, lässt mich feucht werden.

„Sicher, dass du noch keine Liebe machen willst, Babe?“, meine Hände auf Mileys Kopf legend, sehe ich ihr tief in die Augen. Ihr Blau scheint zu tanzen und zu strahlen und ich grinse dümmlich. Miley rollt mit den Augen.

„Wir machen Liebe, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und das ist sie bestimmt noch nicht. Und jetzt mach mal ein bisschen Platz. Ich muss an deinen Bauch, das sieht echt übel aus. Könnte gut sein, dass du dir was gebrochen hast.“, ich spreize also meine Beine auseinander und Miley nimmt eine tiefe, rote Farbe an. Sie lehnt sich nach vorn und der Stoff ihres Mantels streift mich. Dieses Mal bin ich es, die auf keucht.

„Mhh, wir machen Liebe, wenn dir danach ist. Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht auch ein Wort darin zu sagen habe.“, meine Hand gleitet über meine Seite und landet zwischen meinen Beinen und meine feste Freundin zuckt zusammen, als ich ein lautes Stöhnen von mir gebe, als ich mich selbst berühre.

„Lilly!“, sie schließt ihre Augen so fest, dass es weh tun muss.

„Was denn? Ugh, du willst das ja nicht für mich erledigen.“, ich schließe meine Augen und stöhne noch ein wenig lauter. „Mhh, Miley. Du kannst mir aber nicht verbieten, mir vorzustellen, dass du das da unten bist und nicht ich. Du hast ja keine Ahnung, was ich am liebsten alles mit dir tun würde. Was ich dir nie gesagt habe, weil ich so eine gute, feste Freundin bin und weil ich dir kein Unbehagen bereiten wollte.“

„Okay, schön. Tu, was du nicht lassen kannst.“, ich sehe auf sie herab und ihr Gesicht ist immer noch Feuerwehrrot, aber sie sagt nichts mehr und das einzige, was jetzt noch den Raum erfüllt ist mein Stöhnen und schweres Atmen.
 

Als Miley mit meinem Bauch fertig ist, wendet sie sich meinen Knien zu und streicht dabei mit ihren Händen über die Innenseiten meiner Oberschenkel. Ich kann ihre Augen auf mir spüren und Erregung durch jede Pore meines Körpers zucken fühlen.

Miley desinfiziert und dann klebt sie Pflaster auf meine Knie.

„Ugh, M-Miley.“, aber Miley lässt mich nicht los. Im Gegenteil, sie spreizt meine Beine noch etwas weiter auseinander und lehnt sich wieder nach vorne, küsst meinen Bauch entlang und streichelt meine Beine. Meine freie, linke Hand fliegt zu Mileys Kopf und streicht durch ihr volles, brünettes Haar.

„Du musst ins Bett, Lilly. Also los. Ich will, dass du jetzt für mich kommst, sonst müssen wir noch die ganze Nacht hier in diesem kalten Badezimmer verbringen.“, Mileys Stimme ist gesenkt zu einem verführerischen Flüstern und ich zucke, als sie ihre Hand über meine Rechte legt und meine Finger koordiniert, mich aber selbst nicht berührt.

Ich nicke wackelig und sie erhöht ihr Tempo und damit das Tempo meiner Finger.

„Verdammt, Miley!“, ich presse meinen Hinterkopf gegen die Wand, aber ein kleiner Schlag auf mein Bein lässt mich damit aufhören. „T-Tut mir Leid.“ Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich da hinten verletzt bin. Miley grinst zu mir auf.

„Ich denke, ich sollte das Ganze vielleicht etwas beschleunigen, denkst du nicht auch?“, und als ich wieder nicke, reißt sie meine Hand von mir weg und vergräbt ihre Zunge in mir. Und ich schreie. Es ist kurz und es ist laut und ich denke nicht an Mr. Stewart oder Jackson, die am anderen Ende des Flurs schlafen, denn Miley Stewart ist da unten. Sie ist da unten und sie leckt an mir.

Und allein dieser Gedanke ist es, der mich über die Kante schickt und ich komme stöhnend in Mileys gierigen Mund. Sie leckt mich sauber und wischt sich anschließend über den Mund und die Wange, bevor sie aufsteht und meine Hände in ihre nimmt. Ich folge ihr aus dem Bad, meine Klamotten immer noch in ihrem Wäschekorb und meine Atmung immer noch flach.
 

Sie setzt mich aufs Bett und bedeutet mir, mich hin zu legen und ich schlüpfe unter die weiche Decke. Miley schaltet ihre Nachttischlampe an, geht zum Lichtschalter für ihr Zimmer und schaltet es aus. Den Rücken immer noch zu mir, fällt ihr Morgenmantel und ich sehe, dass sie selbst nichts darunter trägt.

„Ich wusste gar nicht, dass du n-nackt schläfst.“, ich rutsche rüber, als Miley langsam aber sicher auf mich zu kommt. Sie ist perfekt. Ihre runden, bei jedem Schritt sanft hüpfenden Brüste, ihre schönen Hüften und ihre langen, schlanken Beine. Sie schlüpft neben mir ins Bett und schaltet das letzte Licht aus. Und wir liegen nebeneinander, aber wir berühren uns nicht.

Bis wir plötzlich aufeinander liegen. Brust auf Brust, Bauch auf Bauch, Bein auf Bein. Hand in Hand. Komplett nackt und vollkommen ruhig. Und ich starre in ihre Augen und sie schlingt ihre Arme um meinen Nacken und küsst mich.

„Ich liebe dich, Lilly.“, und mit diesen Worten schlafe ich ein.
 

Und bin so glücklich wie noch nie.

This Is The Best Thing

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 08
 

Als ich mein Bewusstsein das nächste Mal wiedererlange, hänge ich schon mit dem Kopf über der Kloschüssel und kotze mir, so wie es sich anfühlt, meine ganze Seele aus dem Leib. Ein dumpfer, harter Schmerz pocht an meinem Hinterkopf und mein Bauch zieht sich qualvoll zusammen, als ich mich noch einmal übergebe.

Und außerdem bin ich nackt. Und ich habe keine Ahnung, wo ich bin, weil sich immer noch alles um mich herum dreht. Wieso bin ich nackt und wieso bin ich nicht Zuhause? Ich packe den Toilettensitz hart und huste. Aber ich glaube nicht, dass das schon alles war.

„Oh, Baby. Du hättest wirklich nicht so viel trinken sollen.“, schlanke Hände wischen mir das Haar aus dem Gesicht und nehmen es zu einem Zopf zusammen, aber ich habe nicht die Kraft, mich um zu drehen und festzustellen, wer diese wunderbare Frau ist, die mich nicht alleine meinen Tod erleben lässt. „Wenn du das nächste Mal auf eine Party gehst, komm ich mit, um auf dich auf zu passen.“

Eine neuerliche Welle Erbrochenes bahnt seinen Weg durch meine Speiseröhre, bevor ich antworten kann und der unbekannte Jemand rubbelt mit einer Hand über meinen steifen, schmerzenden Rücken. Wieso tut mir nur alles so weh?

Es fühlt sich an, als wäre ein Lastwagen mehrmals über einzelne Teile meines Körpers gefahren. Oder als hätte man sie abgenommen, durch einen Fleischwolf geschickt und wieder angenäht. Ich habe Kopfschmerzen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich den Whisky zusammen mit Jack getrunken habe. Und dann... nichts.

Ich wische mir über den Mund und lehne mich nach hinten in die wartenden Arme der Frau, die mir das verschwitzte Haar aus dem Gesicht gewischt hat und jetzt mit weichen, zärtlichen Fingern über meine Stirn und meine Schulter streicht.

„Oh, Lilly. Wann wirst du endlich lernen, dass es so nicht weitergehen kann. Deine Mutter sagt dir jedes Mal, dass du nicht so viel trinken sollst.“, ich kenne diese Stimme. Sie gehört zu dem wunderschönen Mädchen, in das ich mich verliebt habe.

„Miley...?“, ich drehe meinen Kopf etwas schwerfällig zur Seite und sehe auf in das Gesicht meiner festen Freundin, die mich besorgt und traurig anlächelt. „Sind wir denn... sind wir nicht mehr sauer aufeinander?“ Und in diesem Moment wird mir bewusst, dass nicht nur ich allein nackt bin. Meine Wangen werden mit einem Mal unerträglich heiß.

„Erinnerst du denn nicht mehr an letzte Nacht?“, Mileys Hände gleiten umsichtig über meinen nackten Bauch und massieren so sanft, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob das wirklich als Berührung gelten kann. Sie ist so unglaublich... ich kann nicht einmal Worte für das finden, was ich für sie fühle.

„Ich habe keine Ahnung, was letzte Nacht war, tut mir Leid.“, ich schließe meine Augen in Genuss und lasse mich komplett in das Gefühl fallen, was sie mir gerade gibt. „Ich hab doch nichts... Wichtiges vergessen, oder?“ Oh Gott, ich hoffe das hat nichts damit zu tun, dass wir beide unbekleidet sind.
 

Miley seufzt leise. Kein besonders gutes Zeichen. Nicht sonderlich beruhigend.
 

„Vielleicht sollten wir erst duschen und uns wieder anziehen, bevor wir reden und ich dir alles erkläre, okay? Oh, aber dafür nehmen wir wohl besser deine Verbände ab. Gott sei Dank hat er ja eigentlich nur deinen Kopf wirklich... schlimm zugerichtet.“, meinen Kopf? Wer hat meinen Kopf übel zugerichtet?

Aber ich nicke nur ohne zu fragen und Miley hilft mir auf meine wankenden Füße, bevor sie anfängt, den Verband von meinem Bauch zu wickeln und die Pflaster von meinen Knien zieht. Ich bin immer noch nackt. Und sie ebenso.

Ich kann meine Augen nicht von ihr nehmen.

„Siehst du vielleicht etwas, was dir gefällt?“, es ist Mileys Stimme, die mich aus meinem Tagtraum heraus holt, in dem wir uns jetzt in die Dusche werfen und gegenseitig vernaschen und anstelle den Traum Wirklichkeit werden zu lassen, räuspere ich mich leicht und werde wieder rot.

„Ich versteh einfach nicht, weswegen wir beide nackt sind...“, Miley kichert leise und jetzt bin ich nur noch verwirrter. Offenbar war das, was ich gerade gesagt habe, entweder ungeahnt komisch oder ziemlich dumm. Ich setze einen Schmollmund auf. „Tut mir ja Leid, dass ich mich nicht mehr daran erinnere.“

„Ist schon okay, Lil. Ich erklär dir alles später. Du hast doch nichts dagegen, wenn wir uns die Dusche teilen, oder? Ich meine, wir sind schließlich eh schon nackt und noch mehr anstarren kannst du mich wirklich nicht.“, ich strecke ihr meine Zunge entgegen.

„Das hier ist zufällig das erste Mal, dass ich meine Freundin komplett nackt sehe und entgegen allem, was ich je gesagt habe, bin ich immer noch ein Teenager mit Hormonen. Ich bin mit dem heißesten Mädchen der Welt zusammen, ein bisschen Sabbern wird ja wohl erlaubt sein.“, das Wasser rauscht in der Dusche und Miley rollt mit den Augen.

„Ich mach dir ja auch gar keinen Vorwurf. Wenn ich mit mir selbst duschen gehen müsste, dann würde ich mich wahrscheinlich auch anstarren.“, selbstgefällige Tussi. Ich schüttele leicht mit dem Kopf und schlinge meine Arme von hinten um Mileys Bauch. Meine nackten Brüste pressen gegen ihren Rücken.

„Also hast du nicht vor zu starren, solange ich mit dir dusche? Wie unhöflich, so etwas zu deiner festen Freundin zu sagen, Miles. Das ist nicht gut für mein Selbstwertgefühl.“, ich lege mein Kinn auf ihre Schulter und schließe meine Augen. Mein Magen ist sich immer noch nicht sicher, ob er es überstehen wird, aber ich kann mich jetzt nicht so anstellen. Hier geht es schließlich um eine Dusche mit einer sehr nackten Miley. Allein die Vorstellung ist ja schon... rawr.
 

Trotzdem pocht mein Kopf und mein Bauch tötet mich praktisch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in so einem Zustand wirklich eine Dusche nehmen sollte. „Miley? Was genau ist mit mir passiert? Wieso tut mir alles so weh? Ich meine, bin ich die Treppe herunter gefallen oder so?“, aber Miley antwortet mir nicht. Sie steckt nur ihre Hand in die Dusche und prüft das Wasser.

Sie lächelt mir sanft zu, dann tritt sie unter das Wasser und bedeutet mir ihr zu folgen. Ich bin etwas zögerlich, aber das hier ist Miley und sie weiß, was am besten für mich ist. Das war schon immer so. Also trete ich unter den Wasserstrahl. Aber ich bleibe nicht direkt darunter stehen. Im Gegenteil, ich lehne mich gegen die kalte Duschwand dahinter und schließe meine Augen.

Gehen ist anstrengender, als ich gedacht hatte.

„Lilly, wir sollten das besser schnell hinter uns bringen und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir dein Haar waschen sollten. Ich will nicht, dass Shampoo in deine Wunde kommt, okay?“, ich nicke nur dumpf, zucke aber zusammen, als ich plötzlich Hände an meinen Brüsten spüre.

„Miley?“, ich öffne meine Augen.

Da steht Miley, Duschgel in der einen und meine linke Brust in der anderen Hand und sie massiert sanft und schäumt meinen Körper ein. Ich erzittere unwillkürlich und meine Brustwarzen werden hart. „Mhh, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich kann mich allein waschen.“

„Unsinn, Lil. Du musst dich ausruhen. Ich mach das doch gerne für dich, keine Sorge.“, und das verschmitzte Grinsen auf ihren Lippen ist schon mehr als genug, um mich aus der Fassung zu bringen und ich nicke und ergebe mich.

„O-Okay, mach was du willst.“, und das tut sie. Sie seift meinen kompletten Körper ein, lässt ihre weichen Hände über meine Haut gleiten und küsst sanft meinen Hals, nippt an meinem Ohr.
 

„Siehst du? Komplett sauber.“, sie nimmt den Duschkopf aus seiner Halterung und beginnt meinen Körper von dem vielen Schaum zu befreien. Ich muss zugeben, es ist eigentlich ziemlich angenehmen, Mileys heiße Hände auf meinem fast ganzen Körper zu fühlen. Daran könnte ich mich gewöhnen.

„Mhh, du machst das wirklich ganz toll, Miles. Daumen hoch für deine Künst- Ah, shit!“, ich greife mit meiner linken Hand nach der Halterung, denn meine Knie wären gerade beinahe weg gerutscht, als Miley den Duschkopf wieder weg gehängt hat und stattdessen anscheinend beschlossen hat, dass es mehr Spaß machen würde, mit ihrem Bein fortzufahren.

Ihr Oberschenkel presst sich fest gegen meine Mitte und ich kralle meine freie, rechte Hand in Mileys Schulter. Ich höre, wie sie kichert. „Also Lilly, so ein dreckiges, kleines Mundwerk. Und dabei hab ich dich doch gerade erst sauber gemacht.“, sie bewegt sich gegen mich, ihr Bein kreist leicht hin und her. Ich kann kaum atmen.

„S-Sorry, du hast mich bloß... überrascht. Das ist alles.“, meine Lippen zittern und mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, als die Erregung durch sämtliche Zellen zuckt. „Miles, ich glaub nicht, dass wir das jetzt tun sollten.“ Mein Magen dreht sich um.

„Wieso denn nicht? Ich bin nackt, du bist nackt und wir sind beide eindeutig nass. Das ist eine Chance, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen sollten, Lilly-Bärchen.“, aber Miley versteht nicht, was ich meine. Ich glaube, ich muss noch einmal...

Ich stürze mich an Miley vorbei und aus der Dusche, werfe schnell die Toilette auf und übergebe mich ein weiteres Mal. Miley ist sofort hinter mir und hält mir das inzwischen nasse Haar aus dem Gesicht, während ich den letzten Rest aus meinem Körper breche.

Die Magensäure hat mir die Kehle verbrannt.
 

„Tut mir Leid... dass ich dein eindeutig verführerisches Angebot... nicht annehmen konnte.“, ich nehme große Atemzüge und lehne mich wieder zurück gegen Mileys Brust. Ich fühle mich schrecklich. So fühle ich mich sonst nie, wenn ich zu viel getrunken habe. Zumindest fühle ich mich dann nicht ganz so schlecht.

„Ach, das geht schon in Ordnung. Ich sollte dich vielleicht erst dann verführen, wenn du nicht Gefahr läufst, dich alle drei Sekunden zu übergeben.“, sie küsst meine nackte Schulter, bevor sie lächelt und mich gegen die Wand lehnt, die Dusche ausschaltet, die Toilette spült und nach zwei Handtüchern greift.

„Falls es dich tröstet, ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, mit dir zusammen zu duschen und mich von dir waschen zu lassen. Es ist angenehm, einfach mal zu genießen und nicht selbst etwas tun zu müssen.“, Miley wirft mir eines der Handtücher zu und rubbelt sich damit selbst über den Kopf.

„Da muss ich dir Recht geben, zusammen duschen hat was. Aber das nächste Mal musst du dich selbst waschen. Ich wollte nur nicht, dass du dich zu überanstrengst. Und nachher fahren wir dich ins Krankenhaus und sehen nach, ob du dir nicht vielleicht wirklich etwas getan hast. Es könnte schließlich sein, dass du eine Gehirnerschütterung hast.“, Miley trocknet sich ab, aber ich sitze nur da und schaue ihr dabei zu, ohne auf das Handtuch zu achten, was in meiner eigenen Hand liegt. „Willst du dich nicht abtrocknen?“

Ich antworte ihr nicht sofort.

„Du bist nackt und außerdem meine Freundin. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, dich an zu starren.“, Miley grinst leicht, schüttelt aber nur sanft den Kopf und schlüpft in ihren Morgenmantel. Mit einem Schrecken stelle ich fest, dass er blutig ist. „Was ist passiert, Miles?“

In Sekundenschnelle stehe ich auf den Füßen und wanke zu ihr, pinne sie mit meinem Gewicht gegen die Wand und begutachte das getrocknete Blut im Stoff. „Du hast ein bisschen geblutet, als du ankamst, Lil. Trockne dich ab, dann geb ihr dir was zum Anziehen und ich erklär's dir.“, ein kleiner Kuss auf die Stirn und schon lehnt Miley nicht mehr unter mir.

Sie legt das Handtuch, was ich fallen gelassen habe über meine Schultern und verschwindet in ihrem Zimmer. Was hab ich letzte Nacht nur angestellt, dass ich so zugerichtet bin? Gott, so etwas passiert mir doch sonst nicht.
 

-
 

Zehn Minuten später sitze ich mit Shorts und T-Shirt bekleidet auf Mileys Bett und sehe sie an. Sie hat sich ebenfalls angezogen, geht vor mir hin und her und hat ihre Arme vor dem Körper verschränkt. Sie weiß offenbar nicht, wo sie anfangen soll.

„Miles? Es ist okay, du kannst es mir erzählen. Ich hab dir doch nicht weh getan, oder?“, das ist meine größte Sorge. Dass ich vielleicht etwas gesagt oder getan haben könnte, was sie verletzt hat. Miley schüttelt sanft den Kopf.

„Nein, du hast mir nicht weh getan. Du könntest mir doch gar nicht weh tun.“, sie bleibt jetzt vor mir stehen und geht vor mir in die Knie, nimmt meine Hände. Ich habe keine Ahnung, was ich ihr sagen soll. Sie seufzt leise. „Du hast heute Nacht angerufen und wolltest mit mir reden. Und als du hier ankamst... warst du blutig und verletzt und ich hab dich mit nach oben genommen und dich verarztet.“

„Wieso war ich blutig? Und wieso bin ich so... kaputt?“, ich bin mir nicht sicher, wie ich es beschreiben soll, aber meine beste Freundin kriegt auf einmal einen schmerzhaften Gesichtsausdruck. Ich drücke ihre Hände, um sie zu bestärken. Ich bin mir nicht einmal sicher, worin ich sie bestärken muss.

„Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau passiert ist, ich war ja nicht dabei. Du hast gesagt, dass Jake das war. Dass er dich verprügelt hat.“, oh. Jake hat mich also... was? Zusammen geschlagen? War er allein? Vielleicht ist es besser, dass ich mich nicht erinnern kann.

„Dieser elende Mistkerl. Er hat wahrscheinlich nur darauf gewartet, dass ich allein war und sobald Jack nicht mehr bei mir war, hat er mich wahrscheinlich angefallen. Kleiner Feigling. Das hätte er mal bei helllichtem Tag versuchen sollen, mich so dran zu kriegen.“, ich lasse Mileys Hände los und balle meine eigenen zu Fäusten. „Aber er war nicht mehr da, als ich bei dir ankam, oder? Er hat dir nicht weh getan.“

Ich lasse meine Augen über Mileys Körper gleiten, obwohl sie jetzt bekleidet ist und ich schon gerade nichts bei ihr sehen konnte, als sie noch nackt war. „Nein, er war nicht mehr bei dir, als du ankamst. Du warst ganz allein...“, Miley küsst eines meiner angeschlagenen Knie. Wahrscheinlich bin ich darauf gefallen, als er mich niedergeschlagen hat.

„Dann ist ja gut. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du für etwas verletzt worden wärst, was mein Fehler war. Aber eigentlich ist es gut, dass er mich verprügelt hat.“, Miley zieht ihre Augenbrauen zusammen und sendet mir einen Blick der ganz eindeutig sagt: Wie kann es gut sein, dass er dir praktisch den Schädel zerschmettert hat? Ich grinse. „Na ja, wenn er jetzt gegen mich und die anderen klagt, kann ich vorbringen, dass er mich ebenfalls körperlich verletzt hat. Er hat sich damit praktisch selbst die Tour vermasselt. Was für ein Idiot. Das hat er wohl nicht sonderlich gut durchdacht.“

Miley steht auf und setzt sich neben mich.
 

„Das alles wäre gar nicht erst passiert, wenn du und Ollie ihn in Ruhe gelassen hättet und wenn du nicht dieses Zeug geraucht hättest. Du standest so komplett neben dir, dass es dir sogar egal war, dass ich mit im Raum war, als du...“, Miley wird auf einmal puterrot im Gesicht.

„Als ich was?“, meine Augen verengen sich zu Schlitzen.

„N-Na ja... du wolltest unbedingt mit mir schlafen, aber ich wollte nicht, weil ich wusste, dass du dich sowieso an nichts erinnert hättest...“, sie sieht weg und meine Wangen fangen an zu brennen. Ich wollte unbedingt mit ihr schlafen? „Und als ich deine Verletzungen versorgt habe, da hast du... dich... Uhm.“

„Jetzt spuck es schon aus. Was hab ich?“, es kann kaum noch peinlicher für mich werden.

„Du hast... dich irgendwie... duhastdichselbstbefriedigt.“, ohne ein weiteres Wort zu sagen, schließt Miley ihre Augen und wartet auf den großen Knall. Ich blinzele ein paar Mal sehr schnell. Und dann... dann wird mein Gesicht noch heißer und mein Mund ist auf einmal sehr trocken.

„Ich hab mich... selbst befriedigt.“, ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Ich schlucke. „Uhm, na ja... immerhin hab ich nicht versucht, dich zu zwingen mit mir zu schlafen, oder? Das, ich meine, das hat doch auch was.“ Das letzte, was ich gebrauchen kann, ist dass ich meine Freundin vergewaltige. Ein bisschen Selbstbefriedigung... Nein, ich könnte wirklich vor Scham sterben.

„Oh, Lilly, so schlimm ist es wirklich nicht.“, Mileys Augen sind wieder auf und sie lächelt, ihre Wangen immer noch etwas rot angehaucht und jetzt kichert sie sogar. „Es war irgendwie... sexy, dir dabei zuzusehen.“ Ich verschlucke mich. Miley fängt an zu lachen. Sie hält die Hand vor den Mund. „Mach dir keine Sorgen, ich erzähl es schon keinem. Außerdem...“ Sie lehnt sich nach vorne und flüstert den Rest ihres Satzes in mein zuckendes Ohr. „Außerdem, wer hat denn behauptet, dass du auch diejenige warst, die... wie soll ich das sagen. Deinem kleinen Leiden ein Ende bereitet hat.“

Ihre Hand streicht über meinen Oberschenkel und die Luft bleibt in meiner Kehle stecken. „Und was meinst du jetzt wieder damit?“, sie kichert direkt in mein Ohr und bläst ihren heißen Atem darauf. Ich erzittere unwillkürlich.
 

„Lass es mich so ausdrücken. Ich hätte nie gedacht, dass du so gut schmeckst, Lil.“, und das gibt mir endgültig den Rest. Ich packe Miley bei den Schultern und drücke sie auf den Rücken, reiße ihr das gelbe Top vom Körper und presse unsere Münder aufeinander. Wir haben noch nie einen so festen Kuss miteinander geteilt und es raubt mir den letzten Nerv.

Keine Gedanken mehr, keine Sorgen. Ich lasse meine Instinkte meinen Körper übernehmen und öffne Mileys BH mit einer flüssigen Bewegung, bevor ich ihn auf den Boden werfe und mir selbst mein T-Shirt über den Kopf reiße und wieder abtauche um Miley hart zu küssen.

Ihre Fingernägel kratzen über meinen Rücken und ich stöhne in ihren Mund, beiße in ihre Unterlippe und lasse unsere Mitten gegeneinander reiben. Miley bäumt ihren Rücken auf und ihre nackten Brüste pressen gegen meine eigenen.

Mileys Finger vergraben sich in meinem Haar, berühren aber nicht die Stelle, die verletzt ist und meine eigenen Hände wandern zu ihrem Gürtel, öffnen den Verschluss. Ich lasse eine Hand unter ihre Hose und Unterhose gleiten und spüre, wie feucht sie schon ist. Ich stöhne wieder gegen ihre Lippen.

„Oh Gott, mhh, Miley.“, ich küsse sie noch einmal hart, bevor ich ihre Wange entlang zu ihrem Nacken küsse und ihre Hose von ihren Beinen streiche, sodass sie jetzt komplett nackt unter mir liegt. Und ich sie zum zweiten Mal heute Morgen ohne Barrieren zwischen uns sehen kann.

Miley öffnet meinen eigenen BH und wirft ihn zur Seite und unsere nackten Brüste reiben gegeneinander und das ist definitiv ein Gefühl, was ich niemals in meinem Leben vergessen werde. Wir sind beinahe ohne etwas, was uns noch voneinander trennt.

„Miley...“, ich atme schwer in ihr Ohr, als ich mich dazu bereit mache, einen Finger in sie gleiten zu lassen. Wenn mir gestern Abend nach unserem Streit jemand gesagt hätte, dass ich heute mit Miley schlafen würde, dann hätte ich ihm ins Gesicht gelacht. „Ich liebe dich.“

Miley wirft ihren Kopf nach hinten, als ich endlich in sie eindringe und mich in ihr bewege und das Gefühl ist wie kein zweites. Sie ist so warm und so weich und ich komme fast durch diese einfache Berührung. Aber dann wird alles ganz still. Und ich kann mich nicht mehr bewegen. Denn Miley beugt sich zu meinem Ohr, packt meine Schultern mit ihren Händen und flüstert mit ihrer sanftesten Stimme, sodass ich mir kaum sicher bin, dass ich es wirklich gehört habe...

„Ich liebe dich auch, Lilly Truscott.“, alles in mir hört auf, sich zu bewegen. Ich kann nicht blinzeln und meine Hand ist immer noch in ihr vergraben, aber ich rühre mich nicht mehr. Ich hebe meinen Kopf. Ganz langsam, ganz vorsichtig. Und sehe ihr in die Augen.

„Du liebst mich?“, ich kann es kaum fassen. Ihre Worte wollen nicht in meinen Kopf. „Du liebst mich wirklich?“ Das ist das erste Mal, dass ich es sie sagen höre. Ich kann kaum atmen. Miley lächelt sanft, dann küsst sie mich auf den Mund.

„Ja, Lilly, ich liebe dich.“, ihre rechte Hand fährt über meine Wange und das Lächeln, was sich über meine Wangen zieht ist breit und so ehrlich, dass Miley wieder anfängt zu kichern. Aber es stört mich nicht. Sie kann gerne kichern. So viel, wie sie will. Sie liebt mich.
 

Ich seufze ausgelassen, ziehe meine Hand zu mir zurück und beginne wieder sachte ihren Nacken zu küssen. Mileys Kichern stirbt ab und anstelle davon stöhnt sie wieder sanft, als ich in ihre Haut beiße und sanft daran ziehe. Sie zieht mir die Shorts und Unterhose vom Körper und jetzt gibt es wirklich nichts mehr zwischen uns.

Ich schwebe einen Moment über ihr, stupse leicht ihre Beine an und sie spreizt sie auseinander, damit ich dazwischen Platz habe. Ich starre auf sie herab, als ich beginne, mich gegen sie zu bewegen. Mein Bauch und mein Hinterkopf pochen, aber ich ignoriere es, als wir uns beide in der Mitte treffen und wir das erste Mal Liebe miteinander machen.

Mich interessiert im Moment nicht, was ich sonst noch alles von letzter Nacht vergessen habe, was ich geraucht oder wen ich alles getroffen habe. Es interessiert mich nichts von all diesen Dingen. Nicht, wenn wir beide im intimsten Weg miteinander verbunden sind und sie so wunderbare Geräusche unter mir macht, dass ich am liebsten für den Rest meines Lebens nichts anderes tun würde, als ihr diese Freude zu bereiten.
 

-
 

Mileys Kopf liegt auf meiner nackten Schulter und ich habe meinen Arm um sie gelegt. Die Decke haben wir bis zu unseren Bäuchen hoch gezogen und meine Freundin hat sich in meine Seite gerollt und döst leise vor sich hin. Aber ich kann nicht schlafen.

Nicht nachdem wir gerade das erste Mal Sex hatten.

Es ist jetzt zwölf Uhr und Mr. Stewart ist immer noch nicht gekommen, um mit uns zu sprechen. Ich weiß nicht, ob das ein besonders gutes Zeichen ist oder nicht. Ich hoffe nur, er war nicht da, als wir es getan haben. Ich hab zwar versucht, das Ganze ein bisschen ruhig zu halten, aber wir konnten schlecht keine Geräusche machen. Vor allem nicht... beim Höhepunkt.

„Mhh, Lilly. Ich liebe dich.“, Mileys gegen meinen Nacken gemurmelten Worte lassen mich grinsen und meinen Griff um sie nur noch verstärken. Sie zieht mit ihrer Hand kleine Kreise auf meinem Bauch und auf der verletzten, blau-lilanen Stelle, aber es tut nicht einmal weh. Es ist angenehm.

„Und ich liebe dich, Miley Stewart.“, ich glaube nicht, dass Mr. Stewart Zuhause ist, sonst hätte er uns schon lange zum Frühstück und Mittagessen gerufen. Er würde uns nicht die ganze Zeit schlafen lassen. „Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich bin so froh, dass ihr hierher gezogen seid.“

„Mhmm, schön, Schatz.“, ich gluckse angesichts von Mileys Widerwillen, sich an meinem Gespräch zu beteiligen. Sie ist müde. Sie musste heute Nacht immerhin aufstehen und mich zusammen flicken und gerade eben haben wir uns auch ziemlich verausgabt.

„Weißt du, was ich mich die ganze Zeit frage?“, meine Hand streicht abwesend durch ihr volles Haar und sie schüttelt sanft den Kopf. „Was meintest du vorhin damit, dass ich was geraucht hätte? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.“

„Müssen wir jetzt darüber reden? Ich bin müde.“, Miley dreht sich weg von mir, rollt sich auf ihre andere Seite und vergräbt ihr Gesicht in den Kissen. Ich lächele sanft, bevor ich mich ebenfalls etwas schwerfällig auf die Seite lege und meine meinen Arm um ihren Bauch schlinge. Löffelchenstellung. Schon wieder.

„Ich will bloß wissen, was ich genommen habe, damit ich es nicht nochmal mache. Das Zeug hat mir echt den Rest gegeben.“, ich küsse ihren nackten Rücken und streiche über ihren Bauch und Miley seufzt, bevor sie sich wieder auf den Rücken dreht. Aber ich bleibe auf meiner Seite liegen, den Kopf auf meiner Hand abgestützt und auf sie herab sehend.

„Du hast gesagt, dass Jack dir Marihuana zu rauchen gegeben hat. Du hast dich für den Henker vom Schlosshotel gehalten, war wirklich bizarr.“, die Finger ihrer rechten Hand laufen wie kleine Beine von meinem Bauch über die Haut zwischen meinen Brüsten und zu meinem Hals, wo sie über meinen Puls streichen.

„Der Henker vom Schlosshotel, hm? Oh ja, das Lied hab ich als Kind wirklich geliebt.“, und wir lächeln beide. Ich nehme ihre Hand in meine und küsse ihren Handrücken. „Hab ich sonst noch irgendetwas Peinliches gemacht? Außer, mich selbst an zu fassen, während du im Raum warst, bescheuert zu singen und dich unbedingt dazu kriegen zu wollen, dass du mit mir schläfst?“ Was für eine Nacht.
 

„Nein, nein ich glaube, das war alles. Na ja, du bist auch noch in Tränen ausgebrochen, weil du dachtest, ich würde dich nicht lieben, aber ansonsten... Nein, alles vollkommen normal.“, ich seufze leise und lächele wieder. Man kann wirklich nicht viel mehr machen, wenn man sich so blamiert hat.

„Tja, das kommt davon. Ich sollte aufhören, Zigaretten von alten Freunden anzunehmen. Ich frag mich, wieso er wieder hier ist. Ob seine Mom wohl wieder ein besseres Angebot bekommen hat? Trotzdem, was für ein Zufall, dass ich ihn ausgerechnet da wieder getroffen habe.“, mein Blick und meine Gedanken schweifen ab. Ich sehe Miley nicht mehr an. Jack hat viel jünger ausgesehen, als ich ihn je in Erinnerung hatte. Er hatte immer diese Bürde auf den Schultern, weil sein Vater so jung gestorben ist.

„Du kannst später über deinen alten Schulfreund nachdenken. Im Moment gehört deine Aufmerksamkeit mir allein, Truscott.“, sie schmiegt ihren Kopf unter mein Kinn und ich nicke abwesend. Richtig, ich sollte meine Gedanken auf Miley fixieren.

„Ich hätte wirklich auf dich hören sollen, Miles. Ich hätte nicht zur Party gehen sollen. Dann wäre das wohl alles nicht passiert. Und dann wäre ich jetzt auch nicht so zerschlagen. Du hattest Recht, du hast immer Recht, Baby.“, meine Lippen gegen Mileys Schläfe pressend, denke ich an unseren Streit. Eigentlich ist er nur entstanden, weil ich ein Feigling war und ihr nicht sagen wollte, was mich wirklich bedrückt hat.

„Worüber wolltest du gestern eigentlich mit mir reden? Du hast angerufen und gesagt, wir müssten uns unterhalten. Was glaubst du, was du gemeint hast?“, sie setzt sich auf und zieht die Knie zum Körper, legt ihren Kopf darauf und sieht zu mir zurück. Ich zucke mit den Schultern, setze mich dann aber ebenfalls hin. Soll ich es ihr sagen?

„Keine Ahnung. Vielleicht wollte ich mich ja für unseren Streit entschuldigen, keine Ahnung.“, wenn mein betrunkenes Selbst es geschafft hätte, Miley zu sagen, was ich nüchtern nicht sagen kann, dann wäre die Welt jetzt vielleicht einfacher.

„Nein... so hat es sich nicht angehört. Du meintest, als wir schon hier oben waren, dass ich... Ich hatte Tränen in den Augen, weil du so übel zugerichtet aussahst und dann hast du gesagt, dass ich nicht weinen soll, weil du mir... noch gar nicht gezeigt hast, wer der Boss ist. Oder so.“, sie verzieht ihr Gesicht, versucht sich zu erinnern.

„Ich wollte dir zeigen, wer der Boss ist?“, oh Lilly, was hast du da nur wieder angezettelt.
 

Miley nickt stumm.
 

„Gibt es vielleicht etwas, was du mir sagen willst, Lil?“, sie sieht mich nicht mehr an. Aber ich bin unentschlossen. Ich sollte es ihr sagen, ich kann nicht einfach so tun, als hätte ich das alles nicht so gemeint, denn mein highes Ich hatte da einen ziemlich guten Punkt. Ich wollte ihr die Wahrheit sagen. Sagen, dass ich es nicht ertrage, sie jeden Tag zu sehen, sie aber nicht anfassen kann.

Also atme ich tief ein und überlege, was ich sagen will. Aber ich habe keine Ahnung. Ach verdammt, ist doch egal, wie ich es sage, ich kann schließlich auch nicht so tun, als wäre das alles harmlos und als würde es mir nichts bedeuten.

„Ich... Es tut mir weh, wenn du in der Schule manchmal so tust, als würden wir uns nicht kennen.“, meine Stimme ist kaum mehr ein Flüstern. Ich ziehe jetzt selbst meine Knie an den Körper und schlinge meine Arme darum. Miley schaut mich an. „Ich weiß, dass du noch nicht allen von uns erzählen willst. Ich verstehe das ja auch, ich respektiere das. Und es ist ja nicht so, als würde ich es plötzlich allen erzählen wollen... Aber ich will auch nicht so tun müssen, als würdest du mir nichts bedeuten. Das kann ich nicht.“ Es fällt mir schwer, das zu sagen, was ich sagen muss.

Miley sagt kein Wort. Meine Unterlippe zittert. „Ich wollte es dir eigentlich gestern schon sagen und vorgestern. Oliver sitzt mir schon seit Tagen damit im Nacken, dass ich es dir endlich sagen soll. Er meint, ich soll nicht immer nur an dich denken, sondern auch mal an mich.“, ich ziehe an einem losen Faden in der Decke, ohne auf zu sehen.

„Ich wollte dich damit eigentlich nicht belasten, ich will auf deine Wünsche eingehen, ich will eine gute Freundin sein. Ich will dich nicht verletzen oder vielleicht verlieren. Du bist die einzige, die ich jemals wirklich wollte. Ich will es mir mit dir nicht verderben, nur weil ich so selbstsüchtig bin.“, ich kaue jetzt auf meiner zitternden Unterlippe herum.

Ich hebe meinen Blick von meinen Händen, aber Mileys Augen starren mich nur leer an. Kalt, undefinierbar, abgeschnitten und es jagt mir unwillkürlich einen unwohligen Schauer über den Rücken. „Sag was, Miley. Mach Schluss mit mir, mach was du willst. Nur sag was. Schrei mich an, sag mir, dass du noch nicht soweit bist, nur rede.“, meine Kehle schnürt sich zu.
 

„Du bist die größte Idiotin, die ich in meinem Leben je kennen gelernt habe.“, die Enden von Mileys Mund zucken leicht nach oben, aber ich kann mich nicht schon hoffen lassen. Miley schüttelt sanft mit dem Kopf und öffnet ihre Arme, lässt ihre Beine zurück aufs Bett sinken und zieht mich in eine lange, warme, feste, liebevolle Umarmung.

„Heißt das, du machst doch nicht mit mir Schluss?“, sie übersät mein Gesicht mit Küssen.

„Ich werde mich doch nicht gleich von dir trennen, nur weil du mir sagst, dass du unglücklich in unserer Beziehung bist. Ich bin froh, dass du mir das gesagt hast, Baby. Ich liebe dich.“, und damit presst sie einen festen, kleinen Kuss auf meinen Mund und streicht das Haar aus meinem Gesicht. „Trotzdem bist du eine Idiotin.“

„Aber ich bin deine Idiotin.“, das bescheuert breite Grinsen auf meinem Gesicht lässt sie kichern und nicken und ich atme auf. Ich hab es ihr gesagt und sie hat es mit Fassung getragen. „Also... was machen wir jetzt wegen der ganzen Sache.“

„Na ja, ich finde immer noch, dass wir es nicht gleich der ganzen Schule sagen sollten. Aber wir können... Hinweise streuen. Du weißt schon, Händchen halten und so weiter. Ich spreche hier allerdings nicht von Küssen, Fräulein. Damit sollten wir vielleicht noch etwas warten, okay?“, und wir kuscheln uns wieder zusammen unter ihre Bettdecke und ich ziehe sie über unsere Schultern.

Wir liegen uns jetzt wieder gegenüber und ich nehme ihre Hand.

„Okay, wann auch immer du bereit dafür bist.“, ich presse meine Lippen auf ihre Stirn, lege meinen Arm um ihren Körper und sie kuschelt sich glücklich lächelnd unter mein Kinn und gegen meine Brust. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt, dass wir darüber geredet haben. Es hat mich praktisch von innen heraus aufgefressen, je länger ich gewartet habe.“

„Das nächste Mal kommst du einfach direkt zu mir, du Dummerchen. Wir hätten diesen Streit gar nicht haben müssen.“, ihr Haar duftet nach Vanille, als ich meine Nase darin vergrabe und meine Augen schließe. Auf einmal bin auch ich müde.

„Oh doch, wir brauchten diesen Streit. Ohne ihn würden wir jetzt nicht hier liegen und ich hätte vielleicht nicht die Gelegenheit gehabt, Liebe mit dir zu machen. Ich würde nichts an dem ändern, was passiert ist.“, sie summt nur in Zustimmung.

Dieser Streit hat unserer Beziehung einen neuen Weg gezeigt.
 

Und dafür bin ich ihm mehr als dankbar.

Happening To You And Me

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 09
 

„Keine Küsse, Lilly. Hast du mich verstanden? Keine Küsse.“, ich rolle mit den Augen und nicke etwas halbherzig. Ja, Miley, ich hab dich verstanden. Ich weiß, dass ich dich nicht küssen darf, obwohl ich es will. „Okay, bist du bereit?“ Miley sieht entschlossen aus, aber ich ziehe nur meine Augenbrauen zusammen. Was hat sie bloß?

„Miley, wir werden uns genauso wie sonst auch benehmen. Wir haben auch schon bevor wir zusammen waren Händchen gehalten und uns umarmt. Es wird niemandem auch nur auffallen. Also hör auf, dich so verrückt zu machen, klar?“, es ist wieder Montag und Miley und ich haben den ganzen Samstag und Sonntag miteinander verbracht. Na ja und teilweise mit Ollie. Er hat natürlich sofort heraus gefunden, dass mit uns etwas anders ist.

Und entgegen all seiner Bitten, haben wir ihm natürlich nicht jedes kleinste Details unseres Sex-Lebens erzählt. Er wurde zum Ende hin wirklich unverschämt. Jack habe ich seit der Party noch nicht gesehen und auch Jake nicht. Miles und ich haben das Haus praktisch nicht verlassen.

Wie sich herausstellte, war Mr. S zusammen mit Jackson früh losgefahren um einen Tag lang fischen mit ihm zu gehen. Miley hatte bloß vergessen, das mir gegenüber zu erwähnen. Also Schwein gehabt, würde ich sagen. Ich meine, wie hätten wir sonst all das Gestöhne und Geschrei erklären sollen?
 

Miley trommelt mit ihren Fingern auf dem Lenkrad herum. Wir sitzen auf dem Parkplatz vor der Schule und sie ist sich noch vollkommen unentschlossen, ob wir das wirklich tun sollten. Das, was niemandem auffallen wird. Aber sie will das natürlich einfach nicht einsehen.

„Es wird uns auch nichts nützen, wenn wir Nachsitzen aufgebrummt kriegen, nur weil du nicht aussteigen willst. Also los jetzt, da musst du jetzt durch. Keine Sorge, wir gehen ja nicht in die Schule, um Sex im Flur zu haben.“, das entlockt ihr tatsächlich ein kleines Lächeln. „Darüber können wir dann sprechen, wenn du ein bisschen besser damit umgehen kannst, okay?“

Ich zwinkere ihr zu, lehne mich zwischen unseren Sitzen zu ihr und gebe ihr einen kleinen, flüchtigen Kuss auf den Mund, bevor ich mich abschnalle und aus dem Auto steige. Miley tut es mit gleich, wenn auch nur widerwillig. „Okay, wir schaffen das schon.“, sie atmet schnell ein und aus. „Kein Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen.“ Jetzt spricht sie mit sich selbst.

„Hör auf, Selbstgespräche zu führen und komm mit in die Schule, du verrücktes Huhn.“, ich umrunde ihren Wagen und strecke ihr meine Hand entgegen, die sie einige Sekunden lang anstarrt. Dann legt sie ihre eigene hinein und ich ziehe sie hinter mir her zum Gebäude. „Siehst du? Das war doch gar nicht so schlimm, oder?“

„Klar, behandle mich nur wie ein kleines Kind. Ich weiß schon, was ich tue, Lilly.“, sie schenkt mir einen vorwurfsvollen Blick, den ich mit einem Schulterzucken erwidere. Wir gehen den überfüllten Gang entlang, aber irgendwie scheint sich eine Gasse für uns zu bilden.

Und um uns herum tuscheln Leute. Ich sehe mich um, aber immer, wenn ich ihnen ein Blick zuwerfe, sehen sie weg oder verstummen. Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Übrigens waren wir am Samstag noch schnell beim Arzt. Ich bin nochmal glimpflich davon gekommen. Mit meinem Kopf ist alles in Ordnung.
 

„Bilde ich mir das nur ein oder starren uns wirklich alle an?“, meine feste Freundin flüstert in mein Ohr, aber ich bin mir nicht sicher. Es scheint so. Wir sollten vielleicht erst einmal Oliver fragen, wenn wir ihn sehen. Sein Spinnt steht leider nicht bei unseren.

„Ich glaube nicht. Ich meine, wieso sollten sie?“, ja, wieso sollten sie. Aber ich irre mich. Denn ich sehe etwas auf meinem und ihrem Spinnt kleben, was sie noch nicht gesehen hat. Und ich wünschte mir, sie würde es nicht. Wut steigt in mir auf. Schäumender, hasserfüllter Zorn.

Ich reiße das Stück Papier von meiner Lockertür und knirsche mit den Zähnen. Miley hat meine Hand losgelassen und starrt den Zettel an, der an ihrer eigenen Tür klebt. Lesbe. Ich packe ihn und reiße auch ihren Zettel herunter.

„Leute!“, Oliver stößt sich durch die Schar und bleibt völlig außer Atem vor uns stehen. Er stützt sich auf seinen Knien ab. „Oh Gott, das müsst ihr sehen. Kommt mit in die Cafeteria. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, am Wochenende in die Schule zu kommen, aber ich schätze es hat einige Vorteile, einen reichen Daddy zu haben.“

Oliver packt unsere Arme und zieht uns mit sich an den gaffenden Schülern vorbei. Miley sieht aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen und ich kann es ihr kaum verdenken. Trotzdem hoffe ich, dass sie sich zusammen reißt. Das ist doch gerade das, was sie wollen. Ich habe eine ziemlich gute Vorstellung, wer so etwas tun würde.

Wir bleiben in der Tür stehen und ich starre die Wand gegenüber an. Mein Mund klappt auf und ich spüre Miley neben mir erzittern. Dieses Mal sind sie wirklich zu weit gegangen. Auf der ursprünglich weißen Wand am Ende der Cafeteria sind die Worte Lilly + Miley in dicken, schwarzen Lettern angesprayed worden. Ein riesiges Graffiti.

Meine Hände ballen sich unwillkürlich zu Fäusten und ich mache einen Schritt nach vorne. An Oliver vorbei und zu den Menschen, die das alles verursacht haben, obwohl sie das natürlich nie zugeben würde, wenn ein Lehrer in der Nähe wäre. Nein, sie können natürlich kein Wässerchen trüben.
 

„Truscott, wie schön dich zu sehen!“, Jakes laute Stimme hallt durch den Raum auf mich zu und ich beiße meine Zähne aufeinander und komme drohend auf ihn zu, aber er rührt sich nicht und sein Lächeln bleibt fest auf seinem Gesicht kleben.

Amber und Ashley sitzen bei ihm, flankieren ihn wie zwei Wachhunde. Amber grinst mich an. „Lilly! Wow, das du dich hier noch hin traust, obwohl du alle doch so offensichtlich anwiderst. Das erfordert Mut, aber ich wette, die Eier dafür hast du ja schon.“, Ashley kichert hinter vorgehaltener Hand.

„Was soll dieser ganze Scheiß?!“, ich bleibe vor Amber stehen, meine Fäuste zittern. „Habt ihr jetzt völlig den Verstand verloren?!“ Meine Stimme bebt vor unterdrückter Wut. Die schwarzen Buchstaben bohren sich in meine Augen und alle Blicke liegen auf uns.

„Wieso denn? Magst du denn unser kleines Schild nicht? Wir haben es doch extra für euch aufgestellt. Jetzt sei gefälligst nicht so undankbar!“, Jake erhebt sich von seinem Stuhl und kommt auf mich zu, bohrt seinen Zeigefinger in mein Schlüsselbein und fletscht seine Zähne. „Du hast vielleicht gedacht, mit Freitag Nacht wäre alles wieder okay gewesen. Na ja, falsch gedacht. Ich werde dafür sorgen, dass ihr beide untergeht. Du und Miley. Ich werd euch fertig machen.“

Amber und Ashley lachen laut. „Zeig ihr, was Sache ist, Jakey! Mach sie fertig!“, Amber legt eine Hand auf Jakes Schulter, aber ich packe nur seine Hand und drücke fest zu. Sein Gesicht zuckt leise, aber ansonsten lässt er kein bisschen von dem Schmerz zu, den ich ihm gerade zufüge.

„Lass gefälligst Miley aus dem Spiel, klar? Sie hat damit nichts zu tun.“, ich drücke noch etwas fester und er atmet scharf aus. Ich schubse ihn weg von mir und er landet wieder in seinem Stuhl. „Halt dich ja von ihr fern, hast du mich verstanden?!“

„Keiner spricht so mit Jake Ryan, hast du das kapiert, Truscott?! Schon gar nicht so eine dreckige Lesbe wie du!“, Amber schiebt sich vor ihn. „Geh zu deiner kleinen Schlampe von Freundin und vergnüg dich doch mit ihr!“ Etwas zerspringt in mir und ich schreie, packe Ambers Kragen und werfe sie auf den Boden und prügle auf sie ein.

„Du kleines Miststück, niemand spricht so über meine beste Freundin!“, ich ziehe sie weg vom Boden und schlage sie dann wieder zurück darauf. Amber wimmert und Jake starrt und Ashley ist unsicher, ob sie etwas tun soll oder nicht. „Entschuldige dich bei Miley!“

Jemand packt mich von hinten unter den Armen und versucht mich von ihr weg zu ziehen, aber ich will nicht, ich wehre mich. „Lilly, es ist genug! Lilly!“, ich erkenne seine Stimme. Jack versucht mich weg zu ziehen. „Sie ist es doch gar nicht wert, Lilly! Lass es!“

Ich lasse mich endlich von ihm weg ziehen, schwer atmend. Ich sehe immer noch rot. „Ich schwöre dir Jake, ich schwöre dir. Wenn ihr noch einmal so etwas versucht, dann bring ich dich um. Niemand. Niemand spricht so von Miley. Das werde ich nicht erlauben.“, Jake starrt mich an.
 

„Ist es nicht immer wieder interessant? Du setzt dich so für sie ein und was macht sie? Wo ist deine Miley denn jetzt, Truscott?“, sein Lächeln ist kalt und gehässig und ich sehe blitzschnell zu der Stelle, an der Miley eben noch stand. Aber jetzt ist sie nicht mehr da.

Ich sehe nur noch Oliver, wie er mich mitleidig ansieht und ich reiße mich von Jack los und fange an zu rennen, stoße durch die Menge von Schülern am Eingang der Cafeteria und renne durch die leeren Gänge. Niemand ist in den Klassen, die Lehrer starren aus den Klassenzimmern.

„Truscott, hör gefälligst auf zu rennen!“, Kunkle, aber ich ignoriere sie. Ich renne nur an ihr vorbei und stoße die große Tür auf. Miley, wo ist Miley? Meine Hände sind jetzt geschwollen von den vielen Schlägen in Ambers Gesicht und sie sind blutig, weil ich ihr ihre Nase gebrochen habe. Ihre gemachte, falsche Nase. Aber sie hat es verdient.

Ich sehe mich blitzschnell um, aber Mileys Auto steht immer noch auf seinem Platz und ich renne wieder. Ich renne in Richtung Strand. Ich werde nicht eher aufhören zu rennen, bis ich sie gefunden habe. Mein Kopf, mein Bauch, meine Knie und meine Hände brennen, aber ich gebe nicht auf.

Ich bleibe bei Ricos Laden stehen und atme schwer, stütze meine Hände auf den Knien ab und wische mir über die verschwitzte Stirn. „Miley?! Miley, bist du hier irgendwo?!“, ich bleibe nur einen Moment stehen, bevor ich zum Strand herunter renne und nach links und recht schaue. Aber sie ist nicht hier. Ich renne den Strand auf und ab. Und ich finde sie nicht. Sie ist nicht hier.
 

-
 

Zwei Stunden später komme ich bei mir Zuhause an. Ich werde nicht zurück in diese Hölle von Schule gehen. Nicht wenn ich doch weiß, was dort auf mich wartet. Strafen und Amber und Ashley und Jake und ich habe keine Ahnung, wo Miley ist.

Ich schließe die Tür auf und lasse mich selbst hinein. Ich hoffe nur, meine Mom hat etwas Besseres zu tun gehabt, als an ihrem freien Tag Zuhause zu bleiben und etwas zu machen. Ich werfe meine mit Blutspritzern übersäte Jacke in den Wäschekorb unten im Badezimmer und wasche mir dir Hände. Auch in meinem Gesicht sind Spritzer von Ambers Blut.

Aber sie wird es überleben.

Der Zorn schlummert immer noch in meinen Adern, während ich mir das verschwitzte T-Shirt über den Kopf ziehe und es ebenfalls in die Tonne werfe und meine Schuhe ausziehe. Es fühlt sich an, als hätte ich den ganzen Strand mit nach Hause genommen.

Ich hoffe, Miley hat nichts Dummes gemacht. Wir werden das schon irgendwie schaffen. Das mit der Coming-Out-Party kam zwar etwas eher als erwartet, aber wir kriegen das schon hin. Wir lieben uns und das ist nichts, für das wir uns schämen müssten.
 

Ich trotte die Treppe nach oben hoch. Meine Knie bringen mich um, der Schweiß brennt auf den wunden Stellen. Ich will mich nur noch hinlegen und an nichts denken. Am besten schmeiße ich eine alte Hannah-CD in den Player und vergesse alles andere außer Mileys Stimme.

Das hat mich noch jedes Mal...

„Hey, Schatz. Ich hab mich schon gefragt, wann du nach Hause kommst.“, meine Mom sitzt auf meinem Bett, Mileys Kopf auf ihrem Schoß und sie scheint... zu schlafen. Meine Mom fährt mit ihren Fingern immer wieder durch ihre Haare.

„Oh Gott, geht es ihr gut?“, ich schließe die Tür hinter mir und falle vor Miley auf die Knie, streiche mit meiner Hand über ihre Wange. Meine Mom lächelt sanft.

„Sie kam hier völlig aufgelöst an und hat sich in den Schlaf geweint. Armes Ding, was ist denn passiert? Sie konnte mir nichts erzählen, sie hat nur geweint.“, meine Mom legt Miley mit meiner Hilfe auf die Kissen und ich decke sie vorsichtig zu und sehe für einen Moment dabei zu, wie sie schläft. „Na komm, Lil. Du solltest dir erst einmal etwas frisches anziehen und dann kommst du nach unten, okay?“ Meine Mom küsst meine Stirn und ich nicke sanft.

Sie verlässt meinen Raum.

„Gott, Miles. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Und dann kommst du ausgerechnet zu mir nach Hause.“, ich lege meine Arme auf das Bett und stütze mein Kinn darauf ab. „Ich werde nicht zulassen, dass sie dir noch einmal so weh tun.“

Ob sie wohl gesehen hat, wie ich Amber zusammen geschlagen habe? Ich sollte sie wirklich erst schlafen lassen. Vielleicht kann ich mich ja nach dem Gespräch mit Mom zu ihr legen. Aber würde sie das wollen? Wieso ist sie wohl sonst hierher gekommen, wenn nicht um etwas Schutz zu suchen.

Ich erhebe mich langsam und ziehe mir die schwitzige Shorts von den Beinen und schlüpfe in eine Jogginghose und ein weißes, sauberes Top. Ich wasche mir schnell in meinem Bad das Gesicht, küsse schnell Mileys Stirn und gehe dann die Treppe wieder nach unten.

Meine Mom steht vor dem Herd. „Hier, ich hab dir eine heiße Schokolade gemacht. Du siehst auch nicht gerade gut aus.“, sie stellt mir die Tasse auf den Tisch und ich schenke ihr ein dankbares Lächeln, bevor ich mich setze. Sie tut es mir mit ihrer eigenen Tasse in der Hand gleich. Wir sitzen uns gegenüber. „Also, was ist in der Schule heute morgen passiert? Ich meine, ihr wart ja anscheinend nicht besonders lange da.“
 

Ich erzähle Mom also von dem Graffiti und den Zetteln auf unseren Schränken. Ihr Gesicht wird finster. „Und dann... dann hat Amber Miley eine Schlampe genannt und bei mir ist irgendwie eine Sicherung durch geknallt und ich hab sie zu Boden gestoßen und ihr mit einem Schlag die Nase gebrochen.“, ich nehme einen Schluck heiße Schokolade.

„Na dann ist es ja kein Wunder, dass Miley so fertig war.“, meine Mom seufzt leise und nimmt meine Hand, die ich auf den Tisch gelegt habe. „Lilly, ich will nicht rechtfertigen, was du getan hast und ich heiße auch nicht gut, dass du dieses Mädchen verprügelt hast. Aber unter diesen Umständen... bin ich stolz auf dich, dass du so für deine Überzeugungen eintrittst.“

Ich schließe meine Augen und schniefe leise. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht, dass Miley irgendetwas Dummes macht, als ich sie nicht finden konnte. Ich bin zwei Stunden den Strand auf und ab gelaufen und hab nach ihr gerufen. Ich meine, sonst geht sie schließlich auch immer da hin, wenn es ihr schlecht geht.“, ich wische mir schnell über die Augen und meine Mutter lächelt.

„Aber jetzt hat sie dich, Lilly-Bärchen. Worum du dir mehr Sorgen machen solltest ist, wie die Schule darauf reagieren wird, dass du Amber so zugerichtet hast. Die wollen dich bestimmt in eine Aggressionstherapie stecken. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde ihnen alles erklären. Ich hoffe nur dein Vater trägt das alles mit Fassung. Du weißt, wie sehr er körperliche Gewalt verabscheut.“, Ich nicke stumm.

„Matt wird sich wahrscheinlich darüber freuen, dass ich es ihr gezeigt hab und er wird denen bestimmt am liebsten selbst eine verpassen.“, meine Mom rutscht mit ihrem Stuhl um den Tisch und legt ihre Arme um mich und ich vergrabe mein Gesicht in ihrer Schulter.

„Ich regele das mit deinem Vater und der Schule. Du hast nur eure Beziehung verteidigt und nach dem, was du mir erzählt hast, sind diese Kinder in noch viel größeren Schwierigkeiten. Immerhin haben sie Schuleigentum beschädigt mit ihrem Graffiti.“, sie streicht mit ihren Händen über meinen Kopf und ich seufze erleichtert.

„Ich weiß bloß nicht, wie sie das mit uns beiden herausgefunden haben. Wir haben es ja schließlich nicht heraus posaunt oder so. Wahrscheinlich haben sie sich das nur ausgedacht und wollten uns damit dran kriegen. Und ich bin voll drauf reingefallen.“, ich hätte wirklich nicht so ausrasten sollen. Auch wenn es gut getan hat, Ambers verängstigtes Gesicht zu sehen.

Ihr das Gesicht einzudrücken hat mich befriedigt, es hat sich gut angefühlt. Trotzdem, um was für einen Preis.
 

„Jeder macht mal einen kleinen Fehler, Schatz. Das ist das Schöne und Schreckliche am Leben. Man macht Fehler und lernt aus ihnen. Aber niemand kann diese Fehler für dich machen. Du musst deine eigenen Erfahrungen sammeln. Du bist noch jung, Lil. Die Highschool mag dir im Moment wie etwas Riesiges, Unendliches vorkommen, aber dein Leben fängt gerade erst an. Du siehst wahrscheinlich keinen von ihnen je wieder.“, ich nicke in ihren Nacken.

Kennt ihr das? Ihr umarmt eure Mom und dann atmet ihr ein und eure Mom durftet nach Zuhause und nach Geborgenheit? Ich hab mich immer bei meiner Mutter am sichersten gefühlt. Das war schon mein ganzes Leben so und das wird auch immer so bleiben.

„Jack ist wieder da, Mom.“, wir lösen uns voneinander und ich stürze den Rest meiner Schokolade herunter. „Ich hab vergessen, es dir gestern und vorgestern zu sagen, weil mein Wochenende mit Miley so toll war...“ Ja, ich habe meiner Mutter gesagt, dass Miley und ich es getan haben. Ich erzähle ihr alles. Na ja, ich habe vielleicht das Detail weg gelassen, dass ich Marihuana geraucht habe.

„Oh, wirklich? Dann ist May ja auch wieder da.“, May Patrick, Jacks Mutter, war die beste Freundin meiner Mutter, bis sie weg gezogen ist. Sie haben am Anfang immer noch telefoniert, aber ihr wisst ja, wie das ist. Irgendwann verliert man sich, wenn man so weit entfernt lebt.

„Ich hab ihn auf Davids Party wieder getroffen. Er sieht gut aus, glücklicher. Er hat mich vorhin von Amber weg gezogen. Ich hatte allerdings noch nicht die Gelegenheit zu fragen, wieso sie wieder hier sind.“, meine Mom steht von ihrem Stuhl auf und bereitet noch zwei neue Schokoladen vor. „Hoffentlich bringt keiner Miley mit diesem Vorfall in Verbindung. Ich will nicht, dass ihr Vater etwas davon mitbekommt.“

„Ich bin immer noch der Meinung, ihr solltet es ihm sagen. Er ist immerhin Mileys Vater und hat ein Recht darauf zu erfahren, was im Leben seiner Tochter alles so vorgeht, meinst du nicht auch? Ich kenne deine Argumente, Schatz. Aber Robbie Ray ist ein vernünftiger Mann. Er wird sich nicht zwischen euch stellen, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“, ich nehme die zweite Schokolade dankend an. Ich brauche das jetzt. Meine Mom zieht eine Schachtel aus dem Schrank und stellt sie dazu.

Selbst gebackene Kekse. Ich greife sofort zu.

„Du weißt selbst, wie religiös Mileys Dad ist und ich will nicht, dass sie ihre Beziehung zu ihm aufs Spiel setzt nur wegen mir.“, Mom setzt sich nicht wieder zu mir. Sie geht durch die Küche und beginnt ab zu waschen. Offenbar hat sie diese Kekse erst vor ein paar Stunden gebacken, bevor Miley bei uns ankam.
 

„Trotzdem ist es nicht sonderlich nett, das hinter seinem Rücken zu machen. Wer weiß, was ihr da in Mileys Zimmer alles treibt, was er vielleicht in seinem Haus nicht gestatten würde, wenn er es wüsste. Was vollkommen normales Verhalten ist. Immerhin ist Miley seine Tochter.“, ich stecke mir einen Keks in den Mund.

„Genau, Miley ist seine Tochter. Deswegen ist sie auch diejenige, die zu entscheiden hat, wann wir es ihm sagen. Sie kann es ihm sagen, wenn sie bereit dafür ist. Ende der Diskussion.“, Mom schickt mir einen undefinierbaren Blick, dann zuckt sie mit den Schultern und deutet auf die zweite heiße Schokolade.

„Bring ihr die und die Kekse. Sie braucht jeden Trost, den sie kriegen kann.“, und damit schickt sie mich aus dem Zimmer. Ich packe alles auf ein Tablett und gehe die Treppe nach oben. Miley schläft immer noch ruhig in meinem Bett, als ich ankomme.

Ich stelle das Tablett auf meinen Schreibtisch und setze mich neben sie auf das Bett.

„Miley...? Miley, wach auf. Babe, wach auf.“, ich lehne mich zu ihrem Gesicht und drücke einen kleinen Kuss auf ihre Lippen. Aber sie wacht nicht auf. Ich rüttele an ihrer Schulter und klopfe sanft mit meiner Hand auf ihre Wange, um sie wach zu schütteln. „Wach auf, Baby. Mom hat dir heiße Schokolade gemacht und wenn du dich nicht gleich aufrappelst, dann wird sie kalt und schmeckt nicht mehr.“

Mileys Augenbrauen zucken und dann treffen meine türkisen Augen ihre blauen und sie sieht mich an. „Wo bin ich? Bin ich im Himmel?“, Mileys linke Hand fliegt durch die Luft und landet vorsichtig auf meiner Wange. „Bist du ein Engel?“ Ich lächele sanft.

„Nein, Miles, ich bin kein Engel. Ich bin's, Lilly.“, sie ist noch nicht ganz wach, aber das macht nichts. Sie lächelt ebenfalls, dann schließt sie wieder ihre Augen, zieht ihre Hand zu sich zurück und murmelt so leise, dass ich sie fast nicht verstehen kann.

„Ich liebe Lilly.“, und damit kuschelt sie sich zurück in die Kissen und schläft wieder fest ein. Vielleicht sollte ich sie erst einmal schlafen lassen. Ich kann mich auch noch nachher um sie kümmern. Es hat sowieso gerade unten an der Tür geklingelt.

„Schlaf gut, Miles. Ich liebe dich auch.“, ich presse meine Lippen für einige Sekunden auf Mileys Stirn, stehe auf und stelle das Tablett neben ihr auf den Boden, bevor ich meine Zimmertür hinter mir schließe und die Treppe nach unten gehe.
 

Oliver steht im Flur und unterhält sich mit meiner Mutter. Sein Blick fällt auf mich. „Lilly! Oh Gott, es geht dir gut!“, er rennt auf mich zu und wirft mich fast von den Füßen, als er mich in seine Arme schließt und mich ganz fest an sich drückt. „Als du und Miley einer nach dem anderen abgehauen seid, hab ich mir Sorgen gemacht! Ich konnte einfach nicht länger in der Schule bleiben.“

Ich tätschele etwas unbeholfen seinen Rücken, während ich ihn langsam in Richtung Couch bugsiere und darauf absetze. „Mir und Miley geht es gut. Na ja, den Umständen entsprechend. Mom hat sich um sie gekümmert, während ich nach ihr gesucht habe.“

„Die Lehrer sind vielleicht sauer! Ihr habt da eine ganz schöne Szene abgegeben. Du, Amber und Jake. Die erste Stunde war schon beinahe um, als der Krankenwagen endlich weg und die Schüler alle in ihren Klassen waren. Weißt du, was komisch war? Obwohl alle gesehen haben, wie du Amber zusammen geschlagen hast, hat niemand zugegeben, es gesehen zu haben.“, meine Mom bringt noch ein paar mehr Kekse zu uns. „Vielen Dank, Mrs. T.“ Er lächelt sie an und sie grinst.

Oliver ist wie ein Sohn für meine Mom.

„Wie meinst du das, keiner will zugegeben haben, es gesehen zu haben?“, ich fixiere ihn mit meinem Blick.

„Na ja, du kennst das ja. Wenn eine Schlägerei an der Schule passiert, die kein Lehrer mitbekommt, dann befragen sie anschließend alle Schüler in den Klassen. Und meistens gibt es immer irgendeinen, der anfängt zu petzen. Aber dieses Mal.“, er fährt mit seiner Hand durch die Luft. „Nicht einer. Keiner hat anscheinend gesehen, was passiert ist.“

„Jake und Ashley? Die müssen doch geredet haben. Und Amber.“, ich kralle meine Hände in den Stoff meiner Hose. Ist das alles etwa zu schön, um wahr zu sein? „Und die Lehrer glauben ihnen, weil sie sie lieben.“

„Na ja, Jake und Ashley wollten schon etwas sagen, aber die Lehrer haben Spitz gekriegt, dass sie es wohl waren, die die Wand beschmiert haben, also haben die erst einmal nichts zu sagen.“, Olivers Grinsen ist so breit wie sein Gesicht.

„Wie, die Lehrer haben das herausgefunden? Jemand hat sich tatsächlich gegen Amber und Ashley und Jake aufgelehnt? Was hab ich denn sonst noch alles verpasst?“, mein bester Freund klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.

„Alle stehen voll hinter euch, Lil. Diese Idioten waren echt davon beeindruckt, dass du dich so für Miley eingesetzt hast. Die Footballidioten haben mir sogar gesagt, ich soll dir von ihnen auf die Schulter klopfen. Kannst du das glauben?“, wow.

Keiner hat mich auffliegen lassen? Und Amber, Ashley und Jake kriegen das, was sie verdienen? „Ich komm mir vor, wie in einem schlechten Film, wo alles genau nach Plan verläuft. Komisch.“, Oliver lacht. „Dabei hätte ich schwören können, dass Ms. Kunkle mich vorhin mit blutigen Händen aus der Schule hat rennen sehen. Und selbst sie hat nichts gesagt?“

Ollie, Miles und ich hätten eigentlich Unterricht bei ihr gehabt.

„Nein, sie hat nichts erwähnt. Sie hat sogar jeden Schüler einzeln gefragt, um ganz sicher zu sein. Wow, vielleicht war sie ja zum ersten Mal in ihrem Leben nett zu einem ihrer Schüler. Das muss ein Rekord sein.“, er steckt sich eine Hand voll Kekse in den Mund und kaut. Ms. Kunkle ist nett zu mir. Sie hat mich nicht auffliegen lassen.
 

Ist etwa die Hölle zugefroren?

Everything I Have In Me

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 10
 

„Danke, dass du vorbei gekommen bist, Ollie. Miley hätte sich sonst wahrscheinlich unnützen Stress gemacht. Du kennst sie ja.“, ich lächele meinen besten Freund an und er grinst, bevor er mir auf die Schulter klopft und sich langsam vom Sofa erhebt.

„Hab ich doch gern gemacht. Ich muss jetzt aber auch wirklich wieder verschwinden, bevor mich noch irgendjemand sucht und ich nicht Zuhause bin.“, meine Hand auf seiner Schulter bugsiert ihn in Richtung Tür und er verabschiedet sich schnell von meiner Mutter, bevor er davon geht.

„Wir sehen uns dann morgen in der Schule, Ollie-pop!“, er streckt mir die Zunge heraus und verschwindet um die Ecke. Sie stehen alle hinter uns, keiner hat sich gegen uns gewandt. Wow, seit wann ist die Welt nur so tolerant? Ich schätze Mal, sie alle waren nur so hilfsbereit, weil Amber und Ashley endlich mal ihr Fett weg gekriegt haben.

„Hat Oliver ein paar gute Neuigkeiten gebracht, Sweetie?“, Mom sitzt wieder am Küchentisch und knabbert an ihren eigenen Keksen und ich seufze und nicke erleichtert. Ich schätze, jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Ich stütze mich mit den Händen auf dem Tisch ab.

„Die Schule scheint ziemlich froh darüber zu sein, dass Amber, Ashley und Jake endlich eins auf ihre Fresse gekriegt haben.“, beim tadelnden Blick meiner Mutter rolle ich die Augen. „Okay, okay. Keine Schimpfwörter. Aber ist doch wahr oder nicht? Sie haben endlich bekommen, was sie verdienen und die anderen Schüler sind einfach froh darüber, dass sich endlich mal jemand gegen sie aufgelehnt hat.“

„Also akzeptieren sie dich und Miley? Das wäre ja wunderbar, Honey.“, meine Mutter legt eine Hand auf meine, die am nächsten bei ihr liegt und ich grinse sie breit an.

„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass jetzt alles besser werden wird, denkst du nicht auch? Ich muss es Miley nur noch sagen. Sie wird völlig aus dem Häuschen sein und dann müssen wir uns endlich nicht mehr verstecken. Das ist alles noch wie ein Traum für mich, ich kann es echt nicht fassen.“, ich habe ja so ein verdammtes Glück, sie zu haben.

„Ich bin froh, dass bei dir alles so glatt läuft in letzter Zeit. Wenn du jetzt auch noch deine Biologie-Noten in den Griff bekommst, ist es ja gar nicht mehr aus zu halten, was?“, sie kichert, aber ich strecke ihr nur meine Zunge raus. „Lillian Ann Truscott! Deine Manieren. Das hast du eindeutig von deinem Vater.“ Schwer vorzustellen, bei diesem strikten Buchhalter von einem Vater.

„Ich glaube ja eher, dass du einfach ein schlechter Einfluss auf mich bist, Mutter. Du bist nur zu arrogant, um es einzusehen. Die Arroganz habe ich übrigens auch von dir geerbt.“, meine Mutter lächelt sanft, dann steht sie auf und zieht mich in einem weiche Umarmung.

„Ich bin stolz auf dich, Lilly-Bärchen. Jetzt solltest du aber zu deiner Miley gehen, bevor sie noch ohne dich aufwacht, mein Schatz. Das wollen wir doch nicht.“, meine Mom küsst mich auf den Kopf dann scheucht sie mich mit einer Handbewegung davon.

„Okay, ich geh nach mal oben zu Miley. Wenn du was brauchst kannst du ja klopfen.“, meine Mutter nickt mir zu und ich springe leichtfüßig die Treppe hoch. Ich schätze, jetzt wird wirklich alles gut. Nur Miley und ich und die Schule akzeptiert das. Es kann eigentlich nur noch besser werden.
 


 

Als ich mein Zimmer betrete, fällt mir als erstes auf, dass Miley nicht mehr im Bett liegt. Sie lehnt mit dem Rücken gegen meinem Bett und knabbert an den Keksen, die ich ihr vorhin hingestellt habe. Die heiße Schokolade ist schon leer.

„Du bist ja wach.“, ich lächele sanft, schließe die Tür hinter mir und lasse mich neben sie sinken, bevor ich ihre Hand ergreife und sanft und lang anhaltend ihre weiche Wange küsse. Aber Miley sieht mich nicht einmal an. „Hey, alles okay? Ich weiß, dass das heute wahrscheinlich ein ziemlicher Schock war, aber jetzt ist doch alles wieder okay.“

Ihr Kopf schlägt so schnell in meine Richtung, dass ich eigentlich denke, sie müsste sich die Wirbelsäule gebrochen haben. „Jetzt ist wieder alles okay?! Es ist überhaupt nicht alles okay!“, sie wirft den halb angekauten Keks zurück auf das Tablett, springt auf und verschränkt ihre Arme fest vor der wütend bebenden Brust. Habe ich etwas Falsches gesagt?

„Miley, die anderen verurteilen uns nicht, nur weil wir uns lieben.“, ich selbst erhebe mich jetzt kurz, aber nur, um mich auf mein Bett zu setzen und die Hände auf den Knien zu Fäusten zu ballen. Ich muss es ihr nur erklären. Bleib ganz ruhig, werd jetzt bloß nicht wütend.

„Sie verurteilen uns nicht?! Lilly, hast du nicht diese Zettel und dieses Graffiti gesehen?! Wir sind doch nur eine kleine Attraktion für die! Die machen sich doch alle lustig über uns!“, ihre Schultern zittern und ich knirsche bedrohlich mit den Zähnen.

„Niemand macht sich über uns lustig. Jake, Amber und Ashley werden für das zahlen, was sie getan haben. Die Schule wird das regeln, glaub mir.“, ich habe Angst. Ich weiß nicht, was eine emotional so instabile Miley aus Affekt tun würde. Und ich will sie nicht noch wütender machen, als sie ohnehin schon ist. Das wäre nicht klug.

„Ich wusste, dass so etwas passieren würde. Ich wusste, dass es ein Fehler war, mich in dich zu verlieben... Wir hätten einfach beste Freundinnen bleiben sollen.“, ihre Worte bohren sich in mein Herz wie ein eisiger Dolch, sodass ich für einen Moment nach Luft schnappe.

„Miley... wie kannst du so was sagen?“, meine Stimme ist mit einem Mal ganz klein.

„Ach komm schon, Lilly! Hast du wirklich gedacht, unsere Beziehung würde die ganze Welt überleben?! Menschen ändern sich nicht, Menschen tolerieren nicht die, die anders sind als sie!“, und jetzt dreht sie sich zu mir um und Zornestränen stehen in ihren wütenden Augen. Aber ich kann mich davon in diesem Moment nicht erweichen lassen. Nicht nach dem, was sie eben gerade gesagt hat.

Und ich stehe auf und sehe sie kalt an.

„Ja, Miley, ich habe gedacht, dass diese Beziehung alles aushalten kann. Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein und es ist mir egal, was ein paar hirnlose Neandertaler dagegen zu sagen haben!“, ich beiße meine Zähne aufeinander, unsere Augen funkeln sich an.

„Hast du denn nichts gelernt? Lilly, Jake und die anderen werden nicht die einzigen sein, die so etwas veranstalten! Unser Leben wird auf eine unnütze Weise so viel härter sein, als das der-.“, aber bei diesem einen kleinen Wort, platzt mir der Kragen. Unnütz.

„Unnütz?! Unsere Beziehung ist nicht unnütz, aber wenn du lieber wieder so einen Mistkerl wie Jake daten willst, der dir doch nie geben kann, was du wirklich brauchst und dich ständig hinter deinem Rücken betrügt, dann tut es mir Leid für dich!“, ich schnaube jetzt, mein Rücken steht unter Hochspannung und meine Beine zittern wie wild. „Ich werde jedenfalls nicht damit aufhören, mich abzusetzen! Für dich mag das ja anders sein, aber ich wollte nie eine Beziehung mit einem Jungen! Aber wie auch immer du dich entscheidest, fein. Aber ich werde mich ganz sicher nicht ändern.“
 

Ihre Lippen zittern, als ich an ihr vorbei zum Fenster gehe, es aufreiße und mir die kalte Luft ins Gesicht blasen lasse, die herein weht. Aber ich höre nicht, wie Miley verschwindet. Sie steht ganz einfach nur da und starrt mich an.

„Lilly...“, sie seufzt. „Siehst du denn nicht, was diese Beziehung aus uns gemacht hat? Wir streiten uns beinahe pausenlos und verletzen den anderen mit Dingen, die uns früher kalt gelassen haben. Ich will dich als beste Freundin nicht verlieren, aber ich kann auch nicht mehr mit dir zusammen sein.“

Ich lache verächtlich.

„Diese Beziehung... war das beste, was mir je passiert ist. Aber ich wusste, auf was ich mich einlasse, als ich ja zu dir gesagt habe. Ich wusste, dass du wahrscheinlich nicht so empfindest, wie ich es tue und dass du dich wahrscheinlich von mir trennen würdest, wenn du die Gelegenheit dazu hättest.“, meine rechte Hand ballt sich auf der Fensterbank immer wieder zur Faust, um dann wieder locker zu lassen. Jedes Wort schmerzt, während ich mein eigenes Herz in kleine Teile zerschneide.

„Komm schon, Lilly. Du hattest früher auch schon Beziehungen mit Jungs, du magst sie doch. Wenn du es nur nochmal versuchen würdest, dann würdest du bestimmt den einen Richtigen für dich finden. Ich bin mir sicher, dass er irgendwo da draußen ist.“, Elektrizität schießt wie ein zorniger Kurschluss in meine Fingerspitzen und ich schlage mit meinen Fäusten auf die Fensterbank. Und als ich mich zu ihr umdrehe, sehe ich mit Genugtuung, wie sie mich ängstlich anschaut.

„Du kannst ja vielleicht in einer Lüge leben, aber ich werde das nicht tun! Und allein die bloße Tatsache, dass du mir vorschlägst, mich in eine Gesellschaft zu fügen, die Traurigkeit und Selbsthass über ein Leben mit Glück und Zufriedenheit und Liebe stellt, widert mich an! Weißt du was, diese Einstellung ist tausend Mal schlimmer, als diese engstirnigen Mistkerle! Ich wünsche dir noch viel Spaß bei deinem restlichen, traurigen Leben! Gott, ich muss hier raus...“, ich packe eine Jacke vom Boden und schiebe mich an Miley vorbei zur Tür, bevor ich mich noch einmal zu ihr umdrehe. „Ach ja, falls das nicht deutlich genug wurde, ich trenne mich von dir! Es ist aus! Aber so wie ich dich kenne, war das sowieso deine Absicht.“
 

Und damit knalle ich meine Zimmertür hinter mir zu, werfe mir die Jacke über, achte nicht auf meine mich fragend ansehende Mutter, packe die Autoschlüssel und schlage auch die Haustür hinter mir zu. Ich sitze für einige Sekunden ruhig vor dem Steuer, bevor meine Wut sich zurück meldet und ich großspurig aus der Ausfahrt aussetze und mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die Nachbarschaft brettere.

Ich sehe Robbie Ray wieder einmal seine Blumen wässern, aber ich halte nicht an, um ihm hallo zu sagen. Er ist wahrscheinlich einer der Menschen, die mich verurteilen würden. Es ist erstaunlich, wie groß der Hass auf etwas sein kann, wenn man es nicht kennt. Selbst wenn die Person, die davon befallen ist, einem so sehr am Herzen liegt.

Meine Hände zittern unaufhörlich, als ich durch die Straßen schieße und nicht darauf achte, wohin ich fahre. Ich fahre und fahre und langsam aber sicher lasse ich Malibu hinter mir, meine Zähne immer noch verbissen und Mileys geschocktes Gesicht in meinem Kopf eingebrannt.
 

-
 

Ich sitze vollkommen allein an einem mir unbekannten Strand und es ist tiefste Nacht. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Ich bin mir nicht einmal sicher, wo genau ich mich befinde. Aber hier ist es immer noch besser, als irgendwo in der Nähe meiner Ex-Freundin. Ex-Freundin. Ich beiße meine Zähne schmerzhaft aufeinander.

Meine Mutter hat mich vor gut einer Stunde wütend angerufen und gefragt, wo ich mich herum treibe und weshalb Miley so niedergeschlagen war, als sie unser Haus verließ, aber ich habe ihr nicht geantwortet. Ich habe ihr gesagt, dass ich noch nicht weiß, ob ich heute Nacht zurück nach Hause komme. Ich bin mir nicht sicher, ob ich je wieder zurück kommen will.

Nicht mit den Erinnerungen, die ich jetzt mit meinem Zimmer verbinde.

Man sollte meinen, ich hätte mehr Angst an einem dunklen Strand und dazu noch gänzlich allein, aber das habe ich nicht. Ich fühle mich besser hier, als sonst irgendwo. Der Strand ist mein Zuhause, ich bin hier aufgewachsen. Ein Kind des Meeres. Miley hat das nie verstanden.

„Du musst einfach aufhören, über sie nachzudenken, Lilly. Du musst sie jetzt ganz einfach vergessen.“, aber wie soll ich das tun, wo ich doch alles für sie getan hätte und tun würde? Gott, wir haben sogar miteinander geschlafen und das erst vorgestern zum ersten Mal. Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen und warme Luft dringt aus meinen Lungen in einem verzweifelten Seufzen.

Ich will sie zurück, keine Frage. Ich will, dass sie zur Vernunft kommt und wir wieder miteinander gehen können. Verdammt, wir haben einander unsere Liebe gestanden. Wie kann ihr die Meinung von anderen nur so viel wichtiger sein als unsere Liebe?

Ich verstehe sie einfach nicht. Ich kann meinen Kopf nicht dazu kriegen, es zu begreifen. Es will nicht in meinen Schädel. Ich kann ganz einfach nicht mehr. Ich habe immer alles für sie getan. Ich war für sie da, ich hab Amber und Jake für sie zu Brei geschlagen. Ich habe ihre Ehre verteidigt und ich habe sie mit allem in mir geliebt.

Der einzige Fehler in meinem Plan? Ich bin ein Mädchen. Ich bin ein Mädchen und sie ist ein Mädchen und Miley Stewart ist einfach nicht so veranlagt. Sie ist das Mädchen, was für den Quarterback der Schule alles tun würde und ihn auch bekommt und dann heiraten sie nach der Highschool und sind glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende mit 2.5 Kindern und einem Einfamilienhaus und einem Hund.

„Das alles gibt es mit mir nicht.“, es würde allein schon daran scheitern, dass ich keine Hunde leiden kann. Ich war schon immer ein Katzenmensch, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Und außerdem kann ich ihr keine Kinder geben, vielleicht nicht einmal ein Haus. Ich habe keine Perspektive für meine Zukunft. „Verdammt, Miley.“ meine Hände ballen sich zur wütenden Fäusten.

Ich bin vollkommen verkorkst und das nur wegen ihr.
 

Wie kann sie mir das nur antun?
 

Ich erhebe mich langsam und klopfe den Sand von meiner Hose und meinen Händen, bevor ich mich zurück zu meinem Auto aufmache und hinein steige. Ich verriegle alle Türen und ruhe meinen Kopf auf dem Lenkrad aus, schließe meine Augen und seufze erneut.

Wie soll ich denn morgen in die Schule gehen, wo doch jeder denkt, wir gehen noch miteinander? Sie stehen alle hinter uns. Alle, fast alle. Das ist alles Jakes Schuld. Meine Finger zittern am Lenkrad und meine Knöchel werden weiß, als ich einen tiefen, zornigen Wutschrei ausstoße. Wie konnte er es überhaupt wagen, meine Beziehung mit ihr kaputt zu machen?!

Ich schlage auf das Lenkrad und trommele mit meinen Fäusten darauf ein, während dicke Tränen aus meinen Augen fallen und ich anfange, haltlos zu schluchzen. Ich breche in meinem Auto zusammen. Ich breche zusammen, zum ersten Mal seit Jahren.

Ich bin nicht der weinerliche Typ. Es ist okay, wenn andere weinen, aber das ist nicht mein Ding. Ich habe schon als Kind nicht geweint, wenn ich mir weh getan habe. Ich habe nie geweint. Ich bin stärker als das. Und Miley hat mich zerbrochen. Sie hat mein Herz in zwei gerissen.

Und ich weine.

Ich schlage noch ein letztes Mal auf das Rad, wische mir dann fahrig mit dem Ärmel meiner Jacke über die Augen und setze aus meinem Parkplatz aus, bevor ich wieder über die Straßen fahre. Ich die Richtung, aus der ich kam. Ich bin immer geradeaus am Strand entlang gefahren. Egal wie weit.

Ich würde mich am liebsten irgendwo einrollen und verenden. Ich weiß, dass ich melodramatisch klinge, aber ohne Miley hat mein Leben wenig Sinn. Und ich weiß nicht, ob wir einfach wieder Freunde sein können, nach dem, was wir hatten. Wir haben miteinander geschlafen, verdammt nochmal! Ich habe mein komplettes Leben nach ihr ausgerichtet. Schon, als wir noch beste Freunde waren. Sie weiß alles von mir und ich weiß alles von ihr. Wir waren uns näher als sonst irgendjemand.

Ich dachte, unsere Seelen wären für immer miteinander verbunden.

Ich hab ihr alles gegeben. Sie hat alles von mir bekommen. Ich habe ihr das einzige gegeben, was ich nicht ersetzen kann. Ich trete mit dem Fuß auf das Gaspedal und breche jede Geschwindigkeitsgrenze, die mir in die Quere kommt. Es ist mir egal, mir ist alles egal. Es schert mich nicht. Was soll's, wenn ich jetzt sterbe, weil ich mit jemandem zusammen pralle. Es ist mir völlig und komplett egal.

Aber anscheinend bin ich die einzige, der das egal ist. Denn plötzlich sehe ich Blaulicht und ich seufze, bevor ich rechts ran fahre. Das Polizeiauto hält hinter mir und der Polizist steigt aus und sieht durch mein Fenster. Es ist nach Mitternacht. Er bedeutet mir, die Scheibe herunter zu fahren und ich gehorche.
 

„Ist Ihnen bewusst, dass sie mindestens 90 in einer 30 Zone gefahren sind?“, er hat einen schwarzen Schnurrbart und eine Uniform. Ich sehe seine Waffe an seinem Gürtel und überlege für einen Moment, sie mir zu schnappen und dem ganzen Elend einfach ein schwungvolles Ende zu setzen. Und Miley würde mich betrauern und sie würde es bis an ihr Lebensende bereuen. Aber dieser Gedanke schießt nur für eine Sekunde vor meinem geistigen Auge vorbei..

„Es tut mir Leid, Officer. Ich habe nur eine Menge, mit dem ich im Moment zu kämpfen habe. Es kommt nicht wieder vor.“, die Finger seiner linken Hand klopfen in einem leisen Rhythmus auf meinem Fenster herum und er besieht mich für einige Sekunden. Ob er meine roten Augen und die Tränenspuren auf meinem Gesicht wohl sieht?

„Na schön, für dieses eine Mal will ich Sie davon kommen lassen. Aber lassen Sie das wirklich nicht noch einmal vorkommen, haben Sie mich verstanden?“, ich bin ihm so unendlich dankbar, dass er mir nicht meinen Führerschein weg nimmt oder Ähnliches.

„Natürlich, Officer, Sir.“, ich lächele dankbar und er lächelt ebenfalls, tippt kurz seine Mütze und geht zurück zu seinem Fahrzeug. Ich lasse die Scheibe wieder hochfahren und starte den Motor. Vielleicht hätte er mich doch einbuchten sollen. Eine Nacht in einer kalten Zelle hätte mir bestimmt ganz gut getan, bei meinem momentanen Gemüt.

Ich fahre wieder los, aber dieses Mal halte ich mich an die gesetzte Geschwindigkeit und zwei Stunden später bin ich wieder Zuhause, aber ich steige nicht sofort aus. Ich schließe meine Augen und lehne meinen Kopf zurück gegen die Lehne meines Sitzes.

Zurück in mein leeres, kaltes Zimmer, in dem Miley mich praktisch abserviert hat. Sie hat mir doch tatsächlich vorgeschlagen, mir einen netten Jungen zu suchen. Was ist denn bloß in sie gefahren? Wir waren doch glücklich... Zumindest dachte ich das.

„Ich bin so glücklich, wie ich nur sein kann, Baby.“

Ihre Worte fliegen durch meinen Kopf, als ich endlich aussteige und das Auto abschließe, bevor ich zu unserem Haus trotte und mich hinein lasse. Das Haus ist komplett dunkel und ich gehe tatsächlich nicht die Treppe hoch. Ich werfe meine Jacke auf den Sessel und setze mich auf die von der Dunkelheit schwarz gefärbte Couch.

Das Licht der Straßenlaterne erhellt das Zimmer etwas und ich starre an die dunkle Decke. Mein Kopf ist vollkommen leer gefegt, mein Herz schlägt ruhig in meiner Brust und mein ganzer Körper liegt stumm und starr da. Bis plötzlich wieder Tränen in meine Augen schießen und ich mich zur Seite kippen lasse, die Decke auf dem Sofa um mich schlinge und mich leise in den Schlaf weine.

Das einzige in meinem Kopf ist Mileys Gesicht.

„Ich bin so glücklich, wie ich nur sein kann, Baby.“ Und ich Idiotin habe ihr auch noch jedes Wort geglaubt. Ich habe ihr aus der Hand gefressen. Ich war ihr kleines Spielzeug, ihre Marionette. Sie hat mit mir gespielt und mich benutzt und mir das Herz gebrochen.
 

Aber damit ist jetzt endgültig Schluss.

Nothing Ever Felt As Right

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 11
 

Meine Hände sind zu Fäusten geballt, meine Zähne aufeinander gepresst und mein ganzer Körper kocht vor unterdrückter Wut, als ich sie sehe. Sie steht an ihrem Spinnt, der genau neben meinem liegt und hat ihren Kopf in ihrem kleinen Schrank versteckt.

Ich öffne meine eigene Tür, werfe Skateboard und Bücher hinein und nehme mir das, was ich für den Tag brauche. Ich würdige sie keines Blickes. Ich bin immer noch viel zu wütend. Oliver kommt neben uns zum Stehen und grinst uns breit an.

„Na? Wie geht es unserem Lieblingspärchen denn heute?“, mein Auge zuckt und ich schlage die Tür meines Spinnts mit einer solchen Wucht zu, dass der komplette Korridor zusammen zuckt, aber ich schere mich nicht darum. Ich werfe den Arm ab, denn Ollie um mich gelegt hat und gehe in Richtung Klasse davon. Alle starren mir nach, aber sie wenden sich ab, als ich ihnen einen bösen Blick zuwerfe.

Sie haben gesehen, was ich mit Amber angestellt habe. Sie werden es sicher nicht drauf ankommen lassen. Oliver rennt mir hinterher. „Lilly, was ist denn in dich gefahren? Miley sah total fertig aus. Habt ihr euch wieder gestritten?“, er packt meinen Unterarm.

„Wenn du unbedingt wissen willst, was los ist, dann musst du schon sie fragen. Und jetzt lass mich los oder ich nehme deine Hand als Souvenir mit.“, er lässt mich abrupt los, wie von der Tarantel gestochen und sieht mich an.

Er schluckt, dann fasst er sich wieder.

„Okay, okay. Aber wenn du darüber reden willst, ich bin für dich da, klar? Wir kriegen das schon hin, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist. Ich bin sicher, eure Beziehung wird das überstehen!“, ich knirsche mit den Zähnen.

„Red nicht von Dingen, die du nicht verstehst, Oliver.“, meine Stimme ist ganz ruhig, als ich ihm den Rücken zukehre und davon gehe. Und wieder starren mich alle an, aber dieses Mal schere ich mich nicht darum. Sollen sie doch glotzen.

Miley sah total fertig aus. Vielleicht tut ihr Leid, was sie gesagt hat... Nein, Lilly! Du bist nicht mehr für sie verantwortlich, sie hat sich das selbst zuzuschreiben. Lass dich nicht wieder auf dieses Niveau runter. Du hast etwas Besseres verdient als sie. Sie ist es nicht wert, dass du ihr hinterher weinst.
 

„Lass mich raten, diese ganze Sache in der Schule hat sie total aufgewühlt und sie hat eure Beziehung einfach beendet.“, ein neuerlicher Arm schlingt sich um meine Schulter und ich sehe Jack auf mich herunter grinsen, aber ich seufze nur.

„Eine kleine Korrektur. Ich hab mich von ihr getrennt. Aber sie hatte es sowieso vor, also was macht das noch für einen Unterschied.“, mein alter bester Freund schüttelt betrübt den Kopf und drückt meine Schulter. Dann grinst er wieder.

„Du siehst jedenfalls aus wie einer, aus dessen Familie gerade jemand gestorben ist. So wie du dich angezogen hast. Leicht aggressiv? Wenn du so auftrittst, wirst du erst einmal keine neue Freundin finden.“, in der Tat bin ich ziemlich unfreundlich angezogen. Schwarzes Hemd, dunkelblaue Jeans und schwarze Boots. Meine Haare liegen mir offen im Gesicht und jeder der mir in die Augen sieht, wird von meinem wütenden Blick verbrannt.

Ich rolle mit den Augen.

„Ich will erst einmal auch gar keine neue Freundin, ich will im Moment nichts, außer mich in eine Ecke zu rollen und zu schlafen.“, ohne zu Träumen. Träume sind das Schlimmste. Ich könnte in diesen Tagen wirklich ohne auskommen.

„Trotzdem solltest du unter Leute. Vor allem, wenn du dich so fühlst. Glaubst du vielleicht, ich bin über den Tod meines Vaters gekommen, nur weil ich mich in eine Ecke gerollt habe? Nein, ich hab das ganz anders geschafft und ich denke, ich weiß genau, wie wir anfangen sollten. Am Freitag nehme ich dich mit nach Los Angeles und dann lassen wir richtig die Sau raus.“, er schlägt mir freundschaftlich gegen die Schulter, aber ich beäuge ihn nur misstrauisch.

„Jack, ich bin 16. Ich komme wohl kaum in einen von diesen Clubs rein.“, er wedelt mir mit seinem Zeigefinger vor dem Gesicht rum und schüttelt wieder den Kopf. Dieses mal selbstgefällig.

„Oh, Lilly. Lilly, Lilly, Lilly. Man muss nur die richtigen Leute kennen, Baby. Ich habe jemanden in New York kennen gelernt, der eine Bar in LA hat und ich würde sagen, da geht es nächsten Freitag hin.“, seine Augen funkeln und es ringt mir ein kleines Lächeln ab, was mich selbst erschreckt. „Ah, na da ist ja das nervige Grinsen, was ich so vermisst hab.“
 

Ich schlage ihm gegen den Bauch.
 

-
 

Mein Lunch steht unberührt vor mir, aber ich habe nicht versucht, einen Bissen zu nehmen. Mein Appetit ist mir seit Montag gehörig vergangen. Es ist jetzt Donnerstag und Miley hat immer noch nicht mit mir gesprochen. Ich sehe sie natürlich jeden Morgen und manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie mich ansprechen will, aber ich ignoriere es.

Ich liege mit dem Rücken auf der Bank gegenüber von Jack. Wir sind unzertrennlich seit dieser Sache. Oliver ist immer mit Miley zusammen, aber ich kann es ihm nicht verdenken. Ich bin nicht sonderlich gut auf alle zu sprechen und bluffe alle blöd von der Seite an, die mich ansprechen. Langsam aber sicher ist durchgesickert, dass wir uns getrennt haben.

Sie alle scheinen darüber mehr geschockt zu sein, als ich. Ich habe immer geahnt, dass das passieren würde. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber es war logisch. Ich will jetzt aber nicht wieder in Selbstmitleid abfallen, das ist einfach nicht gut für mich.

Mein Blick ist auf der Decke der Cafeteria fixiert und ich sehe nicht einmal auf, als jemand neben mir zum Stehen kommt und auf mich herab blickt. „Uhm, Lilly?“, es ist ein Mädchen, aber ich kann ihre Stimme nicht einordnen. Ich setze mich auf und sehe sie an.

Sie hat langes, blondes Haar und ein freundliches Gesicht. Scheinend braune Augen und volle Lippen. Sie hat ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und lächelt mich zaghaft an. Ich höre, wie Jack auf der anderen Bank anfängt zu kichern.

„Was gibt’s?“, ich bin nicht einmal sofort besonders angreifend. Ich bin neugierig, was sie von mir will. Sie schaut schnell zu ihrem Tisch zurück, wo ein anderes Mädchen ihren Daumen hebt und die Blondine holt leicht und wackelig Luft.

„Also, ich... ich wollte fragen, ob du vielleicht mal... ob du mal mit mir ausgehen willst.“, ihre Wangen röten sich sofort und sie scharrt mit den Füßen auf dem Boden. Ich besehe sie mir einen Moment, dann grinse ich und sie wird nur noch röter.

„Und welcher Tag schwebte dir da so vor? Morgen habe ich leider schon etwas vor.“, ich kann nicht glauben, dass dieses Mädchen mich wirklich gerade gefragt hat, ob ich mit ihr ausgehen will. So etwas passiert wohl, wenn man sich geoutet hat. Und natürlich weiß sie, dass ich mich von Miley getrennt habe.
 

„N-Na ja, wann passt es dir denn?“, sie spielt mit ihren Fingern und sieht mich nicht mehr an. Ich lehne mich jetzt lässig gegen den Tisch und sehe sie einen Moment abschätzend an. Sie ist wirklich süß, das muss ich zugeben. Und ein bisschen Abwechslung kann ja nicht schaden.

„Wie wärs mit Samstag? Ich hol dich um Sieben ab und wir unternehmen was?“, dass sie mich bei meinem neuerlichen Auftreten überhaupt gefragt hat. Trotzdem kommt sie mir irgendwie bekannt vor. „Kenn ich dich eigentlich irgendwo her?“ Sie lächelt noch einmal verlegen.

„Wir haben zusammen Biologie. Ich bin Jay Huntington.“, ich nehme ihre Hand und lächele sie sanft an. Etwas, was ich seit Tagen nicht mehr gemacht habe. Jay... Ein wirklich schöner Name.

„Du könntest mir ja ein bisschen mit Bio helfen, ich will nämlich wirklich nicht durchfallen.“, jetzt bricht ein breites, glückliches Lächeln über ihr Gesicht und sie nickt fröhlich mit dem Kopf. Ich lächele noch einmal, dann lasse ich ihre Hand los und lege mich wieder auf die Bank. „Also dann, ich würde sagen bis Samstag. Wir sehen uns, Jay Huntington.“

Sie schwebt beinahe zu ihrem Tisch zurück und ich sehe es mit Genugtuung. Jack hat ja so Recht, ich muss wieder ein bisschen unter die Leute kommen. Wenn ich allein bin, dann fange ich an, nachzudenken und das ist schmerzhafter als alles andere. Alleinsein ist das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn einem das Herz heraus geschnitten wurde.

„Na, wer hat sich da denn gerade bitte ein heißes Date geangelt, hm? Ich bin echt stolz auf dich, Lilly-Bärchen.“, Jack wischt sich eine unsichtbare Träne vom Gesicht und ich rolle nur mit den Augen und strecke ihm die Zunge heraus.

„Du kennst doch meinen unwiderstehlichen Charme.“, ich setze mich richtig hin und grinse ihn an. Bis mein Lächeln verblasst, als ich das Gesicht einer Brünetten sehe, die an einem anderen nahen Tisch sitzt und mich mit den traurigsten Augen anstarrt, die ich je gesehen habe.

Miley sieht mich an, ihre Gabel auf dem Teller und ihre Unterlippe zittert. Oliver spricht ganz offensichtlich mit ihr. Er will wahrscheinlich auch wissen, was mit ihr los ist. Dann sieht sie weg, springt auf und rennt aus der Cafeteria. Oliver stürzt ihr hinterher und es drückt mein Herz mit eiserner Gewalt. Jack seufzt leise in sich hinein.

„Lilly, du musst sie vergessen, um in deinem Leben weiter zu gehen. Ich weiß, dass deine Wunden noch frisch sind, aber ehrlich. Sie hat sich das selbst zugefügt, du trägst keine Schuld.“, ich beiße meine Zähne aufeinander und vergrabe mein Gesicht in den Händen.

„Ich weiß doch, ich weiß. Aber das ist nicht so einfach.“, ich liebe Miley. Wie soll ich denn so plötzlich einfach damit aufhören? Er hat gut reden, er muss diesen Schmerz ja nicht fühlen. Ich sehe ihn durch die Schlitze zwischen meinen Finger an.
 

„Vielleicht funktioniert es ja mit Jay, Lil. Sie sah doch ganz nett aus. Mach dir keine Sorgen. Es wird eine Zeit in deinem Leben kommen, in der es nicht mehr so weh tut. Das verspreche ich dir. Wir sind noch so jung, du hast dein ganzes Leben noch vor dir.“, seine Stimme ist ganz sanft und väterlich und er lächelt mich freundlich an.

„Du bist ein blöder Idiot, Patrick. Du legst es wirklich verdammt darauf an, irgendwann in der nahen Zukunft verprügelt zu werden.“, ich lege meinen Kopf auf den Tisch und atme durch meine Nase. Mileys zitternde Unterlippe, ihre glasigen Augen. Ich presse meine Augen zu, als würde das die frische Erinnerung aus meinem Kopf verbannen. Oh, Miley. Miley. Verdammt, Miley.

Ich erhebe mich von der Bank, stecke die Hände in die Taschen meiner Hose und gehe von unserem Tisch weg. Jack springt auf und folgt mir. „Wo geht’s denn hin, wenn man fragen darf?“, er sieht mich eindringlich an, als wüsste er schon, was ich antworten werde.

„Ich werde Miley trösten. Sie ist meine beste Freundin.“, ein versteckter sechster Sinn ist bei mir losgegangen. So als hätte sich ein Schalter in mir umgelegt. Miley und ich waren beste Freunde und ich werde das nicht wegwerfen. Ich habe mein Leben um sie aufgebaut. Sie ist der Mittelpunkt meines ganzen jämmerlichen Daseins. Ob wir nun zusammen sind oder nicht.

„Findest du wirklich, dass das so eine gute Idee ist? Ich meine, willst du nicht erst einmal ein bisschen Abstand von ihr gewinnen, bis du dich wieder in irgendeiner Weise auf sie einlassen willst?“, ich sehe Oliver vor dem Mädchenklo stehen, unentschlossen, ob er es betreten soll.

„Miley und ich haben uns geschworen, immer beste Freundinnen zu bleiben und ich werde dieses Versprechen halten.“, ich schiebe Oliver zur Seite und betrete den Raum, aber bevor ich ganz drin bin, hält Jack mein Handgelenk fest.

„Tu nichts Dummes, was du später bereuen könntest, Lil. Ich mein es ernst, ich will dich nicht noch einmal zusammen setzen müssen.“, Oliver starrt uns beide an, offenbar vollkommen verblüfft, mich überhaupt hier zu sehen.

„Du wirst mich nicht zusammen setzen müssen, weil ich immer noch kaputt bin.“, damit ziehe ich mich aus seinem Griff und schlage die Tür vor seinem Gesicht zu. Ich höre sanftes Schluchzen aus einer der Kabinen und es schneidet mir ins Fleisch wie ein Skalpell.
 

Ich betrete sie allerdings nicht sofort, zuerst lehne ich meine Stirn dagegen und schließe meine Augen. Ich höre ihrem Weinen zu und lege meine Hand gegen das Plastik, als könnte ich sie dadurch irgendwie fühlen. Ich will ihr wieder nah sein, das Gefühl schon seit Tagen in mir brodelnd.

Die Tür schwingt mit einem kleinen Rauschen auf und vor mir sitzt ein in sich zusammen gesackter Körper, der Kopf in den Händen und der Rücken unaufhörlich am Zittern. Und ich schließe die Tür wieder hinter mir und bleibe für einen Moment stehen, bevor ich vor Miley in die Hocke gehe und sie in eine feste, warme Umarmung ziehe.

Ich kann nicht leugnen, dass ich mich danach gesehnt habe, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Miley schnieft, dann sieht sie auf und unsere Blicke treffen sich. Noch mehr Tränen schießen in ihre Augen und sie krallt ihre Finger in meinen Rücken, vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter und weint. Und sie weint so laut, dass es meine Ohren und meinen Körper füllt und mich von innen heraus auf zu fressen droht.

Ihre Stimme zittert, als sie mich anspricht, gedämpft durch den Stoff unter ihrem Mund. „W-Wieso bist du hier? D-Du s-solltest gar nicht hier sein.“, ihre Finger halten mich nur noch fester, als fürchtete sie, ich würde sie wieder verlassen. Ich schließe meine Augen.

„Miley... Du bist meine beste Freundin und ich werde immer für dich da sein, egal was zwischen uns vorgefallen ist.“, die Worte strömen in mein Herz, zerfleischen es wie bissige Raubtiere und nehmen mir den letzten Rest. Der einzige Teil, der noch nicht verschwunden war. Und ich fühle mich kalt, beinahe klamm. Meine rechte Hand streicht wie von selbst durch Mileys Haar. So weich, wie ich es in Erinnerung hatte, so schön. Und es duftet. Ach so herrlich.

Meine Worte scheinen sie nur noch fertiger zu machen, denn ihr Schluchzen wird lauter. „Ich v-vermisse dich, Lil. Ich vermisse dich so sehr.“, sie nimmt ihr Gesicht von meiner Schulter, legt ihre Hände auf meine Wangen und will sich nach vorne lehnen, ohne Zweifel mit der Intention, mich zu küssen. Aber ich lasse ihre Lippen nur meine Wange treffen und stehe auf.

„Ich bin deine beste Freundin, Miley. Wir sind nicht mehr. Und vielleicht werden wir nie wieder mehr sein.“, du hast mich zu sehr verletzt. Und ich bin noch zu wütend, um dir zu verzeihen. „Im Moment kann ich dir nur meine Freundschaft anbieten. Das ist alles, was ich dir geben kann.“

Mileys Unterlippe zittert erneut und dann nickt sie sanft, als neue Tränen über ihre Wangen schlittern. Dieses Mal leise und still und mein Blick wird schwer. Ich seufze leise und gehe wieder vor ihr in die Knie, nehme ihre Hände und küsse ihre Knöchel.

„Es macht mich traurig, dich so zu sehen, Miley. Du musst für dich entscheiden, ob du das wirklich willst. Ich kann nicht riskieren, dass du das nächste Mal wieder davon rennst, wenn jemand nicht mit uns zufrieden ist. Aber das bedeutet nicht, dass ich dich im Stich lassen werde. Lilly Truscott hält ihre Versprechen.“, Miley lächelt sanft und wischt sich über das Gesicht.

„Ich schätze, ich kann froh sein, dass du überhaupt noch mit mir sprichst, was?“, sie schnieft und ich schüttele sanft den Kopf, bevor ich ein Taschentuch aus meiner Tasche ziehe und damit vorsichtig die Tränen und den verschmierten Maskara von ihrem Gesicht wische.
 

„Ich würde auch sagen, dass du ziemlich froh sein kannst. Aber eigentlich solltest du mich besser kennen.“, meine Hand streichelt ihre Wange und nur für den Bruchteil einer Sekunde bin ich dazu verleitet, sie zu küssen. Aber nur, bis wieder Verstand in meinen Kopf sickert. Ich ziehe meine Ex-Freundin auf die Füße und ziehe sie aus der Kabine.

Ich streiche mir den Pony aus der Stirn und besehe mein Spiegelbild, während Miley mich beobachtet, bevor sie ihre Arme um mich schlingt und ihren Kopf wieder in meiner Schulter vergräbt und mich ganz nah an sich presst. Ich stehe nur da, meine Arme schlaff an meiner Seite und starre mich selbst im Spiegel an. Sehe dabei zu, wie sie mich hält.

Ich hole langsam und wackelig Luft.

„Ich habe Samstag ein Date mit Jay Huntington.“, Mileys Rücken verkrampft sich und ich spüre ihre angespannte Aura. „Ich dachte nur, du solltest das wissen. Ich will nicht, dass sie wegen uns auf falsche Gedanken kommt und denkt, wir wären wieder zusammen.“

Miley lässt mich zaghaft los und sieht in mein Gesicht, bevor sie traurig nickt und sich zum Gehen wendet. Aber ich nehme ihr Handgelenk und halte sie fest. Sie dreht sich nicht noch einmal zu mir um und ich lege mein Kinn auf ihre Schulter und lege meinen Arm um sie.

„Wie wär's, wenn wir heute was zusammen unternehmen? Nur wir zwei, wie in alten Zeiten.“, als alles noch normal war. „Vielleicht sollten wir diese neuen Gewässer erst einmal austesten. Irgendwie ist es immer noch ein bisschen... seltsam, denkst du nicht?“ Ich weiß nicht genau, wieso ich das vorschlage, aber ich will wieder Zeit mit ihr verbringen. Ich muss mich meinen Ängsten stellen. Und Miley ist eine davon.

„Klingt... Klingt gut.“, ich sehe, wie sie sich zu einem Lächeln zwingt, bevor sie sich blitzschnell zu mir umdreht und mir einen kleinen, sinnlichen Kuss auf den Mund drückt. Meine Augen schließen sich instinktiv und mein Griff um ihre Hüfte verstärkt sich. Sie flüstert gegen meine Lippen. „Ich hatte nie die Gelegenheit, dir einen letzten Kuss zu geben.“

Und sie küsst mich noch einmal, dieses Mal leidenschaftlicher und länger, bevor sie sich endlich von mir weg dreht und aus dem Bad verschwindet und mich verwirrt und für meinen Geschmack etwas zu erregt zurück lässt.

Meine Lippen kribbeln und zittern und ich lehne mich schwer atmend gegen die Waschbecken. Oh Gott, nein. Lilly, nein. Ihr seid nur Freunde, das darf nicht noch einmal passieren. Lass sie nicht wieder so nah kommen. Sie hat nicht die Kontrolle, du hast sie.
 

Ich schließe meine Augen noch fester und atme langsam und stetig immer wieder ein und aus, bis die Tür geöffnet wird und eine Blondine das Zimmer betritt und mich zwar überrascht, wenngleich aber freundlich anlächelt. Ich blinzele ein paar mal schnell. Jay Huntington.

„Hallo, Lilly.“, sie wird rot und bewegt sich zu den Spiegeln und stellt sich neben mich. „Nur hier, um mich vor den letzten Stunden ein bisschen frisch zu machen.“ Sie lächelt mich warm an und ich kann einfach nicht widerstehen. Ich packe ihren linken Oberarm mit meiner Hand, drehe sie um, setze sie auf die Waschbecken und küsse sie hart und fest. Sie scheint jetzt noch überraschter, aber auf keinen Fall abgeneigt.

Ihre schlanken Finger gleiten durch meine Haare, als ich meine Arme um sie schlinge und unsere Körper gegeneinander schlagen lasse. Sie ist seit Miley das erste Mädchen, was ich geküsst habe und ich muss zugeben, Mädchen zu küssen macht mehr Spaß als Jungs.

Jays Lippen sind weich und sie küsst mich sinnlich und mit Präzision, so als würde sie jede Sekunde in sich aufnehmen und genießen. Ich schätze sie hat sich in mich verknallt, sonst hätte sie mich wohl kaum um ein Date gebeten.

Es macht mir Spaß, sie zu küssen, aber ich fühle nichts für sie. Ich fühle rein gar nichts außer der körperlichen Freude. Ich küsse ihren Nacken entlang und lasse meine Hände unter ihr Shirt und über ihren nackten Rücken gleiten. Sie trägt einen Rock und ich überlege mir, ob sie mich so weit gehen lassen würde. Und ob ich überhaupt so weit gehen will.

„Ugh, Lilly. Ich wusste gar nicht, dass du so ran gehst und das auch noch vor dem ersten Date.“, aber sie scheint nicht abgeneigt, ich nehme sie unter den Oberschenkeln und trage sie in eine der Kabinen. Ich achte darauf, dass ich nicht die nehme, in der Miley gerade geweint hat.

Ich brauche jetzt etwas Liebe, etwas Ablenkung. Und ich will Miley nicht wieder die Macht in unserer Beziehung geben. In welcher Beziehung auch immer. Ich kicke die Tür zu und verriegele sie mit einer Hand und presse meine... neue Freundin? Ist sie das? Ich presse sie mit dem Rücken gegen die Kabinenwand und küsse sie noch fester als zuvor.

„Es gibt eine Menge, was du noch nicht von mir weißt, Babe.“, sie grinst gegen meine Lippen, auch wenn es eher etwas schüchtern ist und streicht mit ihren Händen über mein Gesicht und küsst mich erneut. Dieses Mal ganz anders als zuvor. Liebevoll, zärtlich. Sie muss mich wirklich mögen.

Meine Hand streicht über die Innenseite ihres Oberschenkels und ich sehe ihr tief in die Augen. Ich will nichts tun, was sie vielleicht nicht will, aber ihre Wangen röten sich nur noch mehr und sie nickt zaghaft. Ich presse unsere Wangen gegeneinander und flüstere in ihr Ohr.

„Mach dir keine Sorgen, ich bin zahm wie ein Stubentiger, ich werde dir nicht weh tun.“, ihre Unterhose ist feucht unter meinen Fingern und ich spüre es mit Genugtuung. „Unser Date am Samstag bleibt doch trotzdem bestehen, oder? Ich würde dich nämlich sehr gern kennen lernen.“ Ich reibe sie sanft und sie wimmert leise und nickt.
 

-
 

„Ich weiß echt nicht, was da in mich gefahren ist. Ich meine, ich hab vor einer Woche meine erstes Mal gehabt und jetzt vögel ich so gut wie wildfremde Mädchen in einem Klo? Das ist doch nicht normal, sag ich dir.“, ich habe ein Bier in der Hand und sitze in einer Ecke in dem Laden, den Jack mir vorgeschlagen hat. Tatsächlich sind wir ohne Probleme rein gekommen.

Es ist eigentlich ganz nett hier.

„Oh, Lilly. Hör auf, dir darüber Sorgen zu machen. Du hast genau das richtige in so einer Situation getan. Du hast Miley mitHilfe eines anderen Mädchens aus deinem Bewusstsein befördert und sie hat dich sogar noch gelassen und will dich wiedersehen. Ihr habt jetzt sowas wie eine feste Beziehung, man.“, eine feste Beziehung mit Jay Huntington. Tatsächlich war sie heute in der Schule etwas anhänglich. Und geküsst hat sie mich auch bei jeder Gelegenheit.

Vor allem dann, wenn Miley in der Gegend war. Wahrscheinlich will sie ihr zeigen, dass sie ihre Chance mit mir hatte. Eigentlich ist das aber gar nicht so schlecht, immerhin hält sie mich auf Abstand von Miles. Das ist ein sehr positiver Nebeneffekt.

„Trotzdem, seltsam ist es schon.“, der Laden ist nicht gerade leer aber er ist auch nicht so brechend voll, dass man sich nicht mehr bewegen kann. Das Licht ist gedämpft und dunkelrot und ich sitze auf einer roten Lederbank. Das Bier in meiner Hand ist mein drittes und es ist halb leer.

Ich habe Jack noch nicht gesagt, dass ich gestern Nachmittag mit Miley verbracht habe, er ist nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen, was ich ihm aber kaum verdenken kann. Die Menschen auf der Tanzfläche bewegen sich zu dem schnellen Lied und reiben sich gegeneinander und ich frage mich, ob Miley wohl je mit mir in so einen Laden gegangen wäre. Ob sie sich getraut hätte, so mit mir zu tanzen und das auch noch unter aller Augen.

„Hör auf, dich zu beschweren, du hast ein wirklich heißes Mädchen flachgelegt. Du bist deiner Ex nichts mehr schuldig und kannst dich jetzt vergnügen mit deinem neuen Fang. Da ist doch nichts dabei.“, den heutigen Nachmittag habe ich mit Jay in meinem Bett verbracht. Und morgen gehen wir das erste Mal aus. Es ist alles vertauscht.

Und obwohl ich weiß, dass Miley und ich nicht mehr miteinander gehen, fühle ich mich trotzdem jedes Mal irgendwie schuldig, wenn ich Jay auch nur mit Lust ansehe. Sie ist eine sehr begehrenswerte Frau und ich genieße unseren Sex, aber es kommt einfach nicht an Miley heran. Mit Jay ist eben nur das, Sex. Mit Miley habe ich... zum ersten mal Liebe gemacht.

Ich weiß nicht, ich glaube ich will das zurück. Aber das mit Miley ist vorbei. Sie will mich nicht mit anderen teilen, sie will uns geheim halten und ich traue ihr zu, dass sie mich wieder verlässt, sobald etwas anderes Schlimmes passiert. Und das will ich nicht noch einmal ertragen.
 

„Wie lange hast du vor, heute hier zu bleiben?“, Jacks Mom hat hier ein Apartment, in dem wir übernachten können. Sie lebt dort manchmal, wenn ihr Job es von ihr verlangt. Aber heute Nacht ist sie in Malibu und wir sind hier und sie kann nicht überprüfen, was wir tun und wie lange wir weg bleiben. Sie vertraut Jack, einer der größten Fehler ihres Lebens.

„Weiß noch nicht, vielleicht bis drei oder vier. Dann kommen erst die richtig coolen Leute, die schon ein bisschen um die Häuser gezogen sind und nur noch Spaß haben wollen.“, er zwinkert mir zu und ich gluckse. Das sieht ihm ähnlich, er will nur Spaß.

„Na dann wird das ja noch eine lange Nacht. Ich sollte mich schon mal dafür bereit machen.“, und ich stürze den Rest meines Biers die Kehle hinunter und schiebe es von mir weg. Jack grinst und hält mir seine Faust hin und ich lasse meine dagegen prallen.

„Und, willst du mir jetzt endlich erzählen, was in diesem Badezimmer mit Miley Stewart passiert ist?“, ich habe es ihm nicht erzählt. Ich kann ihm schlecht sagen, dass ich und Miley uns geküsst haben, wo er sich doch so dafür einsetzt, dass ich sie vergesse.

„Nein, eigentlich nicht. Das geht nur mich und Miley etwas an. Du kannst noch so oft fragen, wie du willst. Ich werd es dir nicht sagen.“, er wird mich nur wieder fertig machen, weil ich schon wieder schwach geworden bin und mich auf sie eingelassen habe, wenn auch nur für einen kurzen Moment.

„Du bist unfair, LT. Ich werde dich dafür bestrafen müssen. Aber jetzt habe ich dazu keine Lust.“, sein Lächeln ist schief und überhaupt nicht bedrohlich und ich weiß, in einer Minute hat er seine eigene Drohung wieder vergessen.
 


 

Es ist jetzt ein Uhr und wir sind immer noch in der Bar, wenn auch etwas betrunkener als zuvor. Wir haben uns eine Flasche Whisky geteilt und kichern und hicksen und haben Spaß und ich kann mir kaum vorstellen, wie ein besserer Abend aussehen sollte.

Der Laden hat sich nur minimal geleert. Jack zieht mich auf die Füße und hinter sich her. Wir verschwinden in einen kleinen, dunklen Nebenraum und er kichert, bevor er das dumpfe Licht anstellt und etwas aus seiner Tasche zieht, was mir seltsam bekannt vorkommt, auch wenn es mir nicht direkt wieder einfällt.

„Jetzt, meine Freundin, fängt der Abend erst richtig an.“, es ist ein Joint und er steckt ihn sich zwischen die Zähne und zündet ihn an, bevor er einen Zug nimmt und kichert. Er zieht einen zweiten hervor und reicht ihn mir, aber ich beäuge ihn nur misstrauisch.

„Weißt du, was das letzte Mal passiert ist, als ich dieses Zeug geraucht habe? Jake hat mich zu Brei geschlagen. Nein Danke, dieses Mal nicht.“, ich will es ihm zurück geben, aber er winkt ab und nimmt einen neuerlichen Zug.

„Lilster, du sieht alles immer gleich so schwarz. Hier kann dir doch absolut nichts passieren.“, er zieht noch einmal. „Wir sind hier mehr als sicher und bis zu Moms Apartment ist es auch nur ein paar Blocks. Also krieg dich wieder ein und zieh einfach dran.“

„Nein, Danke.“, ich werf ihn ihm vor die Füße und lehne mich gegen die Tür, die Arme vor dem Körper verschränkt und mit einem beinahe wütenden Blick auf dem Gesicht. Jack sieht mich unmissverständlich perplex an und schnaubt dann vor Lachen.

„Du machst dir immer noch Sorgen, was diese Schlampe von Miley von dir denken könnte!“, er lacht lauthals und brüllend auf und verschluckt beinahe seine Zigarette. Etwas in mir zerplatzt und ich fühle mich wieder so wie an dem Tag, als ich Amber die Nase gebrochen habe.

Ich packe Jack am Kragen seines Shirts und hebe ihn hoch, sodass seine Füße den Boden verlassen. Er lacht nur noch lauter. „Haha! Lilly, Lilly du müsstest dich jetzt sehen! Du bist immer noch ihr kleiner Diener, der ihr überall hin folgt, wie ein dummer Hund!“
 

Meine Fingerknöchel werden weiß.
 

„Nimm das gefälligst zurück!“, blinde, alkoholisierte Wut schießt heiß durch meine Adern und Zellen und ich schlage ihn gegen die Wand und den Joint aus der Hand. „Miley ist keine Schlampe!“ Mein Kopf registriert kaum etwas anderes, aber Jack wird wütend.

„Und ob sie das ist! Sie ist ein mieses kleines Dreckstück, was dich nicht verdient hat!“, er packt meine Handgelenke und versucht sie weg zu ziehen, aber ich bin stärker als er und ich bin zorniger denn je. Ich werde ihn nie wieder gehen lassen. „Bei dem winzigsten Problem lässt sie dich sitzen!“

Meine Finger zittern, als ich ihn zu Boden sinken lasse und schwer atme. Ich stoße die Tür auf und bahne meinen Weg gewaltsam durch den Club. Jack ist mir dicht auf den Fersen. Ich trete auf die offene, leere Straße, immer noch bebend vor Zorn.

Ich hole mein Handy hervor.

„Na, willst du sie anrufen? Glaubst du denn wirklich, sie kommt nach LA, nur um dich abzuholen?! Glaubst du denn wirklich, das bist du ihr wert?!“, ich bin mir nicht sicher, ob das der Joint ist, der aus ihm spricht oder sonst etwas, aber ich achte nicht auf ihn, sondern gehe die Straße herunter und wähle ihre Nummer. Wähle Mileys Nummer, die in meinem Kopf eingebrannt ist.

„Sie wird nicht wieder zu dir zurück kommen, Lilly! Ich wusste, dass sie es nicht ertragen könnte, wenn Jake und die anderen von ihr Wind bekommen würden! Ich wusste, dass du jemand besseren verdienst als sie! Sie hatte diese Sticheleien von ihm verdient!“, ich bleibe abrupt stehen. Mileys Stimme klingt fragend am anderen Ende der Leitung und sie weiß, dass ich es bin.

Aber ich antworte ihr nicht. Stattdessen drehe ich mich zu Jack und starre ihn an. „Was soll das denn bitte heißen, du wusstest es?“, meine Lippen beben und das Handy droht aus meiner Hand zu rutschen, aber ich halte es fest. Miley ist ganz still. Er grinst mich hämisch an.

„Na ich kann doch nicht zulassen, dass meine Lilly, meine Lilly mit irgendeinem daher gelaufenen Mädchen zusammen ist, das ich nicht einmal kenne! Und als ich dann Jake auf der Party getroffen habe, nachdem er von seinem Feldzug auf dich wieder da war, da hat es zwischen uns geklickt und wir wussten, dass wir beide es Miley heimzahlen wollten.“, sein Grinsen erstreckt sich von einem Ohr zum anderen.

„Du kanntest sie nicht einmal!“, ich blinzele auf einmal sehr schnell, denn eine Faust fliegt auf mich zu und trifft mich in die Wange, sodass ich auf den Boden stürze und mein Handy etwas zur Seite rutscht. Blut sickert aus meiner Lippe. „Hast du sie noch alle?!“

„Du bist meine Lilly, wir sind wie für einander geschaffen. Die besten Freunde, die sich ineinander verlieben. So endet es doch immer. Und die beste Freundin verliebt sich nicht in irgendeine kleine Schlampe von der Straße. Ich habe schon sehr früh gelernt, dass man das festhalten muss, was man hat.“, er redet über seinen Vater.
 

Ich stemme mich auf die Füße und mache einen Sicherheitsschritt von ihm weg. „Also hast du dir gedacht, du ruiniert mal eben mein Leben, damit du den besten Freund spielen kannst, der mich tröstet? Was ist nur los mit dir?!“, den nächsten Faustschlag fange ich mit der Hand ab und ich versetze ihm einen Kinnhaken. Er hat Gras geraucht und ist so gut wie betrunken. Er hat gegen mich keine Chance.

Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

„Na ich musste doch irgendetwas unternehmen. Du hättest nur noch Zeit mit Miley verbracht und mich nicht einmal beachtet. Das konnte ich nicht zulassen.“, er liegt vor mir im Staub und ich sehe mit hasserfüllten Augen auf ihn herab und stelle meinen Fuß auf seine Brust.

„Nur damit eins klar ist, Jacky. Wir. Werden nie wieder Freunde sein.“, und damit versetze ich seinem Kopf einen Tritt, packe mein Handy und renne davon. Miley ist immer noch in der Leitung, sie atmet sanft und ich presse es gegen mein Ohr. „Miley, kannst du mich abholen?“

Ich renne immer schneller und schneller, ich will nur noch von ihm weg. „Wohin soll ich fahren?“, ohne auch nur eine weitere Frage zu stellen, tut sie alles für mich. Ich sage ihr den Namen der Straße, auf der ich mich befinde und lehne mich gegen die Straßenlaterne. Es kann einige Zeit dauern, bis sie mich gefunden hat. Die Kälte schneidet in meinen Körper, obwohl ich eine Jacke trage.

Miley kommt, um mich zu holen. Miley kommt. Sie kommt zurück zu mir.
 

Und kein anderer Gedanke hat sich je so richtig angefühlt.

Try And Erase The Past

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 12
 

Mileys Auto schaukelt und ruckelt sanft, als wir durch die Dunkelheit fahren. Ihre Augen sind auf die Straße fixiert und wir haben noch kein Wort gesprochen, seit sie mich aufgegabelt hat. Ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Dann schnaubt Miley leise in sich hinein.

„Er ist ein Schwein.“, ihre Finger schließen sich fest um das Lenkrad.

„Er ist ein verwirrter, kleiner Junge. Nichts weiter.“, ich schließe meine Augen und lehne meine verschwitzte Stirn gegen das eiskalte Glas. Die Wange, die er geschlagen hat, pocht immer noch, aber die Kälte beruhigt mich auf eine Weise, die ich nicht erklären kann. Miley schnaubt erneut, dieses mal lauter.

„Nichts weiter, hm? Er hat dafür gesorgt, dass wir-.“, aber ich unterbreche sie sanft und müde.

„Nein, Miley. Nein, er hat nicht dazu beigetragen, dass wir uns voneinander getrennt haben. Du hättest auch bei mir bleiben können, obwohl jeder davon wusste. Aber du hast gesagt, ich soll mir einen netten Jungen suchen. Er hat das alles nur ins Rollen gebracht.“, ich spüre Mileys angespannten Körper neben mir und dann plötzlich bleiben wir stehen.

Das Auto bewegt sich nicht und ich höre ein leises Klicken. Alle Türen sind verriegelt. Ich öffne meine Augen und sehe mich um. Wo genau wir hier sind, kann ich nicht einordnen, aber es ist eine dunkle, verlassene Straße und ich kann nichts erkennen, außer leisen, Licht spendenden Laternen.

Endlich wende ich mich Miley zu und sie sitzt da, die Arme vor dem Körper verschränkt und die Unterlippe nach vorne geschoben in einen Schmollmund. Und ich verziehe mein Gesicht in Konfusion, während Miley nur geradeaus starrt.

„Hat es einen Sinn, dass wir hier mitten im Nirgendwo stehen? Oder willst du mich einfach ärgern, weil du weißt, dass ich zu viel getrunken habe und sowieso kaum etwas unternehmen kann?“, sie seufzt nur leise, dann sieht sie mich an.

„Ich liebe dich, Lilly.“, ihre Worte tauchen meinen Körper in Eiswasser. Was soll das denn jetzt heißen? Wieso fängt sie ausgerechnet jetzt damit an?! „Du kannst nicht so tun, als würdest du mich nicht mehr lieben, ich sehe es doch in deinen Augen.“

Und dann geht alles ganz schnell. Miley schwingt ein Bein über meine und setzt sich breitbeinig auf meinen Schoß. Ihr Gesicht schwebt unmittelbar über meinem und sie will sich gerade herunter lehnen, um mich zu küssen, da flüstere ich es.

„Ich habe jetzt eine Freundin, Miley. Ich kann dich nicht küssen, wenn ich eine Freundin habe. Ich werde sie ganz sicher nicht betrügen.“, sie kommt langsam zum Stehen, unsere Lippen nur noch um Haaresbreite entfernt und sie lächelt traurig.

„Was willst du überhaupt mit ihr, huh? Sie kann dir doch gar nicht das geben, was ich dir geben kann. Sie ist nicht die Richtige für dich, Lilly. Eine kleine Affäre, aber aus euch wird nichts werden.“, ihre Finger streicheln meine verletzte Wange. „Ich verspreche es dir, wir erzählen es meinem Vater. Ich werde dich nicht länger verstecken.“ Ich schließe meine Augen bei ihren Worten.

Nein, Lilly, du darfst nicht auf sie hören, du darfst ihr nicht wieder verfallen. Sie ist eine Verführerin, so hat sie dich überhaupt erst rum gekriegt, sie hat dich verführt. Du darfst ihr nicht vertrauen, sie hält ihre Versprechen nicht.

Ich lege meine Hände auf Mileys Schultern und drücke sie weg von mir. Nicht fest, aber bestimmt. Ich werde Jay Huntington nicht betrügen. Da kann sie lange warten.
 

„Nein, Miley. Wir sind Geschichte und vielleicht werden wir nie wieder zusammen sein.“, auch wenn der Gedanke furchtbar erscheint, dass ich sie vielleicht eines Tages an eine andere Frau oder einen anderen Mann abgeben muss. Mein Herz hält sie fest.

„Aber Lilly...“, sie ächzt und rauft sich die Haare. „Sag mir doch, was ich tun kann, um es dir zu beweisen, um dir zu beweisen, dass ich es dieses Mal wirklich ernst meine!“ Sie sieht jetzt verzweifelt aus und sackt in sich zusammen. Immer noch auf meinem Schoß. Sie schnieft, dann packt sie meinen Gürtel und beginnt geistesabwesend damit zu spielen.

„Miley... erst einmal kannst du gar nichts tun. Ich muss erst einige Dinge für mich selbst ausmachen und bis dahin kannst du allerhöchstens auf mich warten... wenn du das tun willst.“, sie hebt ihren Kopf und schaut mich an, aber nur für eine Sekunde. In der nächsten liegt sie mir um den Hals und weint sich die Augen aus dem Kopf. Und ich schlinge meine Arme um ihren Rücken und halte sie ganz fest.

Weswegen sie jetzt weint, weiß ich nicht. Vielleicht beklagt sie unseren Verlust, vielleicht hasst sie sich selbst, weil sie im ersten Moment so reagiert hat und vielleicht, aber nur vielleicht, hasst sie mich ein kleines bisschen, weil ich sie einfach nicht zurück nehmen will.

Aber wahrscheinlich... ist sie einfach nur traurig, weil sie mich so sehr liebt.
 

-
 

Ich sitze mit Jay an meinem Lunch-Tisch, aber wir sind nicht allein. Oliver und Miley sitzen uns gegenüber und genießen ihr Essen. Na ja, soweit man es genießen kann zumindest. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie Jay Miley immer wieder böse Blicke zu wirft. Wahrscheinlich ist sie sauer, weil Miles und ich uns nicht hassen, obwohl wir uns getrennt haben.

Sie hat wohl Angst, dass ich sie für Miley sitzen lassen.

Ihre Hand liegt besitzergreifend auf meinem Knie und sie streicht hin und wieder beruhigend und fröhlich an meinem inneren Oberschenkel auf und ab. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass unser Date am Samstag ein Reinfall war, denn ich verbringe gerne Zeit mit ihr. Sie ist nett – zumindest zu allen außer Miley, aber wer kann ihr das verdenken, richtig?

Natürlich lasse ich es nie besonders weit gehen, wenn sie anfangen, sich zu streiten. Jay und ich sind jetzt seit gut einer Woche zusammen und ich habe eigentlich mehr Zeit mit ihr verbracht, als mir lieb ist. Ich will wieder eine freundschaftliche Beziehung zu Miley aufbauen, aber wie kann ich das tun, wenn mir Jay die ganze Zeit im Nacken hängt?

Sie ist tatsächlich eine kleine Klette, doch im Moment schert mich das nicht.
 

Miley beißt missmutig in ihre pappigen Pommes und wirft mir einen flehentlichen Blick zu, aber ich sehe nur runter auf mein eigenes Essen. Bis Jay ihre Fingernägel in meinen Oberschenkel bohrt, was mich aufblicken lässt. Gerade noch rechtzeitig.

Denn im nächsten Moment presst sie ihre Lippen auf meine und küsst mich so fest, dass es für die Cafeteria fast schon etwas anstößig ist. Mileys Gabel klirrt auf ihrem Teller, als sie sie fallen lässt, aber Jay ignoriert sie und schlingt nur ihre Arme um meinen Nacken, während sie ein Bein über meinen Schoß schwingt und es sich bequem macht.

Ihre Lippen sind weich und schmecken nach Apfel und ich versuche wirklich, sie von mir los zu kriegen, aber meine Gegenwehr schmilzt immer mehr dahin, je öfter sie ihre Lippen so rhythmisch gegen meine bewegt. Ihre Zunge dringt in meinen Mund und ihre Hände greifen Hände voll meines Haares.

Meine Hände sind da etwas unmotivierter, sie liegen nur auf ihrer Hüfte, um sie gerade zu halten. Ich höre Etwas auf dem Boden herum kratzen und dann einige Schritte, die jedoch in den Rufen und dem Gebrüll meiner Mitschüler untergehen.

Erst jetzt löst sich Jay endlich wieder von mir, schwer atmend, wenn auch grinsend und zufrieden mit sich selbst. Ich schnappe nach Luft, meine Augen noch halb geschlossen, aber als mein Blick zu dem Platz gleitet, an dem Miley gerade noch saß, sinkt mir das Herz in die Hose.

Oliver starrt mich missbilligend an, dann erhebt auch er sich, sein Essen noch nicht einmal wirklich angerührt und verschwindet, ohne Zweifel dorthin, wo auch meine Ex-Freundin sich jetzt aufhält und sich mit größter Wahrscheinlichkeit die Augen aus dem Kopf heult.

„Mhh, ich glaube, das hat den anderen gefallen, was?“, Jay streicht mit ihrer Nase über meine Wange, aber ich achte nicht mehr auf sie. Meine Hände rutschen von ihrer Taille, um wenige Sekunden später die Tischplatte zu packen. Meine Hände zittern. „Was ist los, Baby?“

Meine Wut schäumt in dem Moment über, als sie kichert.

„Was ist eigentlich los mit dir?!“, ich packe sie jetzt wieder bei der Taille und halte sie ganz fest, für ihren Geschmack vielleicht etwas zu fest.

„Au, Lilly, du tust mir weh.“, sie versucht verzweifelt mit ihren Händen meine los zu werden, aber ich achte nicht darauf, dass sie leise wimmert, als sich meine Fingernägel in ihr grünes Top bohren. Ich knirsche mit den Zähnen und starre sie finster an.

„Du weißt, dass Miley sich immer noch Hoffnungen macht und trotzdem musst du ihr jedes Mal, wenn ihr zusammen seid unter die Nase reiben, dass du jetzt mit mir zusammen bist?!“, meine Zähne zittern, weil ich sie so fest aufeinander presse. Sie hat vielleicht Nerven.

„Lilly, lass mich los.“, ihre Stimme ist jetzt klein und flehentlich und ihre Wangen sind gerötet von unterdrückter Scham, dass ich so etwas mit ihr machen kann. Meine Finger lockern sich sanft als ich seufze und mir mit einer Hand über das Gesicht wische.

„Ich will nur, dass du aufhörst, ihr weh zu tun. Miley ist meine beste Freundin und sie ist mir sehr wichtig, ob wir zusammen sind oder nicht.“, ich lehne meinen Kopf gegen ihre Schulter und schließe meine Augen gegen das Starren all der anderen.
 

Aber Jay stößt mich nicht weg. Ganz im Gegenteil, sie schlingt ihre Arme um meinen Rücken und streicht beruhigend mit ihrer Hand durch durch mein Haar. Ich rubbele sanft über die Stellen, die ich gerade noch so gewaltsam festgehalten habe.

„Es tut mir Leid, ich bin in letzter Zeit nur etwas aufgewühlt.“, ich lasse sie los, aber sie bewegt sich nicht von mir herunter. Im Gegenteil, sie legt ihre Hände auf meine Wangen und lächelt mich glücklich an. Dann drückt sie mir einen kleinen, süßen Kuss auf die Lippen.

„Ist schon okay, Baby. Du hast dich erst vor zwei Wochen von ihr getrennt, ist doch klar, dass es immer noch etwas komisch ist zwischen euch und wenn sie sich wirklich immer noch Hoffnungen macht, dann ist das ja ihr Problem und nicht unseres, richtig?“, sie sieht jetzt tatsächlich glücklich aus und ein kleines bisschen Schuld schleicht sich in mich hinein, als ich daran denke, dass ich mir vielleicht auch immer noch Hoffnungen mache. Und das ist dann wirklich ein Problem für uns.

Aber ich sage nichts.
 


 

„Jetzt mal im ernst, Lilly, hast du sie noch alle?!“, mein Rücken schlägt gegen einen Spinnt und ich knurre den Jungen an, der mich mit den Armen gegen sie drückt. Oliver sieht mich böse an und er fletscht seine Zähne. „Was ist dein Problem?!“

„Was ist mein Problem? Was ist deins?!“, ich packe seine Handgelenke, aber er lässt mich nicht los. Er funkelt mich noch einmal an. „Oliver, lass mich los. Wenn es hierbei um Miley geht, dann hast du sowieso keine Ahnung, wovon du redest!“

„Ach nein? Ich hab also keine Ahnung davon, dass Miley vollkommen am Boden zerstört ist, weil du nicht mehr mit ihr zusammen sein willst, obwohl du keinen vernünftigen Grund dafür hast?! Und obwohl sie sich bei dir dafür entschuldigt hat, was sie getan und gesagt hat! Und obwohl du sie immer noch liebst, willst du ihr nicht einmal eine zweite Chance geben?!“, hervorragend, Miley hat sich meinen besten Freund geangelt. Wunderbar.

„Ist ja wirklich toll, wie gut du anscheinend Bescheid zu wissen glaubst, aber ich will mir das nicht noch einmal antun müssen!“, auch auf diesen Satz hin lässt er mich immer noch nicht los und langsam aber sicher werde ich wirklich wütend. „Wieso mischt du dich überhaupt ein?! Das geht dich sowieso nichts an!“ Ich schaffe es endlich, seine Hände von mir weg zu reißen und schubse ihn weg von mir.

„Das geht mich nichts an? Einen Scheißdreck tut es, ihr zwei seid meine besten Freunde und ihr macht euch gegenseitig kaputt!“, er reibt sich die Handgelenke, sieht aber genauso aus, als würde er mir gleich an die Kehle springen und mich zerfleischen, wenn ich nicht genau aufpasse.

„Sie ist es doch, die alles kaputt gemacht hat, ich hab mir das nicht für uns ausgesucht! Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wären wir immer noch zusammen und glücklich!“, inzwischen hat sich eine kleine Menschentraube um uns gebildet. Sie halten Abstand, aber sie starren uns an.

„Ihr könntet jetzt zusammen sein, du bist bloß zu stur, um sie wieder zurück zu nehmen!“, zwei Tage, seitdem Miley weinend aus der Cafeteria geflohen ist. Schon wieder, und dieses Mal bin ich ihr nicht nachgelaufen, obwohl es mich jeden Muskel meines Körpers kostete, um sitzen zu bleiben.

„Halt doch die Klappe, vielleicht will ich ja gar nicht mehr mit ihr zusammen sein!“, ich balle meine Hände an den Seiten zu Fäusten, während wir umeinander hergehen wie Wölfe, die sich zum Kampf bereit machen. Und ich habe mich noch nie so mit meinem besten Freund gestritten. Es artete nie in Gewalt aus, so viel steht fest.

„Wieso musst du dich eigentlich immer nur selbst belügen? Als ich dir gesagt habe, du sollst sie ansprechen, als du sie nur aus der Ferne vergöttert hast, da hast du es nicht getan, weil du sie nicht verletzen wolltest. Und als ihr zusammen wart, da hast du immer dafür gesorgt, dass es Miley besser geht als dir, du hast dafür gesorgt, dass sie nicht von dir selbst verletzt wird. Und jetzt?“, ich knirsche mit den Zähnen. „Jetzt gehst du nur noch auf Nummer sicher, dass dir nichts passiert! Deswegen bist du doch mit dieser kleinen Schlampe zusammen, die dich nie verlassen würde!“
 

Der Faden, der sich vorsichtig zwischen uns aufgespannt hat, um uns voneinander zu trennen, zerreißt, als ich mich auf ihn stürze und einen harten Schwinger gegen seine Wange treffe. Er stolpert einige Schritte zurück, dann stürzt er sich auf mich.

„Du hast keine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe, als sie mir gesagt hat, ich soll mir jemand anderen suchen! Du weißt nicht, wie es war und trotzdem redest du so einen Müll!“, er reißt mich zu Boden und wir rollen uns darauf herum, die Menge, die uns umrandet johlt und kreischt, aber sie könnten in diesem Moment nicht weiter von uns entfernt sein.

„Miley hat einen Fehler gemacht, du Idiot, aber jeder macht mal Fehler! Hör endlich auf, so ein feiges Arschloch zu sein und versöhn dich mit ihr!“, ich rolle ihn auf den Rücken und lande ein paar Treffer, aber dann rollt er uns herum und jetzt muss ich etwas einstecken.

Wir waren uns an Kraft und Willen schon immer sehr ähnlich. Ich verpasse ihm einen Kinnhaken.

„Und ich hab dir gesagt, du sollst dich daraus halten, weil du keine Ahnung hast!“, ich rolle ihn auf den Rücken und will ihm den finalen Schlag versetzen, aber ich komme nicht dazu, denn jemand packt meine gehobene Hand.

Ich sehe nicht hin, als ich dem jemand meinen Ellbogen in den Magen schlage, sodass er mit einem lauten Schlag zu Boden fällt. Erst jetzt sehe ich hin und... alles in mir gefriert zu Eis. Mein Magen fühlt sich schwer an. Da liegt sie auf dem Boden, wimmernd und sich den Bauch haltend.

„Miley...“, ich rutsche von Oliver herunter und falle neben ihr auf die Knie. Sie hält sich den Bauch und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Blut tropft von meinem Gesicht auf ihr Shirt und meine Lippen zittern. „Es tut mir Leid, es tut mir Leid.“

Ich lege meine eigene Hand auf ihren Bauch und streiche sanft auf und ab und sie sieht mir mit einer Mischung aus Entsetzen und Dankbarkeit ins Gesicht. Sie legt ihre Hand auf meine und drückt vorsichtig zu und ich lächele erleichtert. „Gott, ich dachte schon, ich hätte dir wirklich weh getan.“, ich seufze leise und fahre mir über das Gesicht. Aber Oliver hat sich jetzt erhoben und kommt auf mich zu. Er packt mich von hinten um den Hals und drückt. Und ich röchele. „Oliver...“

Aber er lässt mich nicht los. Er würgt mich. „Was ist nur aus dir geworden, Lilly?“, Miley starrt mich verängstigt an, dann kniet sie sich hin und fängt an, an Olivers Armen zu ziehen, die mich immer noch umschließen. Ich kann kaum atmen. „Du hast Glück, dass wir beste Freunde sind. Sonst würde ich dir noch ganz anders-.“
 

„Was zum Teufel geht hier vor sich?!“, Oliver lässt mich abrupt los und ich rutsche auf den Boden und huste. Miley nimmt mein Gesicht in die Hände und streichelt geistesabwesend darüber, während sie meinen Hals mustert.

„Alles okay mit dir, Lilly? Kannst du atmen? Alles okay?“, ihre rechte Hand rubbelt sanft über meinen verletzten Hals und sie schluckt, während sie mir in eine sitzende Position verhilft, sodass ich in das Gesicht der Lehrerin gucken kann, die mir vor nicht allzu langer Zeit den Hintern gerettet hat.

„Erklären Sie das! Was für ein empörendes Verhalten!“, Ms. Kunkle packt Oliver am Arm und sieht auf mich herab, wie ich auf dem Boden sitze und huste. Sie schüttelt missbilligend den Kopf. „Truscott, können Sie gehen? Ihre Beine sehen vollkommen in Ordnung aus. Ins Büro des Schulleiters. Jetzt sofort!“ Und damit zieht sie Oliver mit sich.

Ich versuche aufzustehen, schwanke aber sanft. Gott sei Dank habe ich Miley, die mir etwas unter die Arme greift und mich mehr schlecht als Recht auf die Beine zieht. Ich lächele ihr leicht verlegen zu und sie grinst, bevor sie mich in Richtung Büro schleift.

„Was macht ihr Idioten auch immer... Was sollte das eigentlich?“, wir müssen erst einmal ein Stockwerk tiefer und dafür auch noch die Treppen herunter. Na das kann ja heiter werden.

„Oliver hat mich gefragt, weshalb ich dich nicht zurücknehmen will. Na ja, es war nicht direkt ein Fragen als viel mehr ein gewaltsames Eindringen in meine Privatsphäre. Du hast ihn doch nicht darauf angesetzt, mich fertig zu machen, oder?“, ich sehe sie jetzt an und sie rollt mit den Augen.

„Es ist immer wieder schön zu hören, was du über mich denkst, Lil. Wenn ich gewusst hätte, dass er dich dafür so zurichtet, dann hätte ich es ihm nie erzählt.“, wir haben uns gegenseitig wohl grün und blau geschlagen, dabei waren wir doch gerade wieder verheilt.

„Das ist schon okay, du musstest es ja irgendjemandem erzählen. Ich war ja nicht unbedingt der beste Gesprächspartner dafür. Es tut mir übrigens Leid, dass Jay immer so ein großes Theater macht, wenn wir drei zusammen sind. Ich hab versucht, es ihr auszureden, aber sie hört nicht auf mich. Wenn es nach mir ginge, dann würde sie es, was diese Küsse angeht, etwas unter Verschluss halten.“, meine Wangen werden rot, aber meine beste Freundin lächelt nur traurig. Wir gehen die erste Treppe hinunter.

„Das hab ich mir selbst zuzuschreiben. Jay will nur ihr Revier verteidigen. Vielleicht sollte ich erst einmal für ein paar Wochen auf Abstand gehen, bis sie sicher genug ist, um mich nicht die ganze Zeit zu provo-.“, ich unterbreche sie, indem ich sie gegen die Wand drücke.

„Nein, Miley, du wirst nicht auf Abstand gehen. Unsere Freundschaft übersteht alles, auch eine kurzfristige Beziehung und sie wird jetzt nicht aufgrund eines anderen Mädchens in die Brüche gehen. Das werde ich nicht zulassen, klar? Freunde gehen vor festen Freundinnen. Das ist doch wohl klar.“, meine Hände auf ihren Schultern zittern. Dann verzieht sich ihr Mund zu einem kleinen, verführerischen Lächeln.

„Irgendwie erinnert mich diese Position an etwas.“, ihre dünnen Arme schließen sich um meinen Nacken und sie zieht mich nah an sich, sodass wir uns unmittelbar in die Augen starren. Ich verliere mich in dem wabernden Blau vor mir. Gott... Miley. Meine Augenlider werden schwerer, als ihr Mund mir immer näher kommt.

Nur noch ein bisschen weiter...
 

„Hey, Stewart! Finger weg von meiner Freundin!“, ich ziehe meinen Kopf sofort zu mir zurück und sehe die Treppe hoch. Auf der obersten Stufe steht ein Mädchen, was mir nur allzu bekannt ist. Jay starrt uns wütend an. „Ich wusste, dass ich dir nicht trauen kann, Lilly in Ruhe zu lassen! Ich wusste es!“

Sie kommt die Stufen herunter geschritten, stößt mich sanft von Miley weg und baut sich jetzt vor ihr auf, bohrt ihren Zeigefinger in Mileys Schlüsselbein und knirscht mit den Zähnen. „Du wirst schön deine Finger von meiner Lilly lassen, ist das klar?!“, ich habe Jay noch nie so wütend erlebt.

Miley, die einige Zentimeter größer ist als sie, schaut hochnäsig auf sie herab und auch sie erhebt sich jetzt zu voller Größe. Uh-oh, das endet nicht gut, ich kann es schon vor mir sehen. Ausgekratzte Augen, ausgerissene Haare und was weiß ich noch alles.

Miley glättet den weißen Rock, den sie trägt, dann sieht sie schnell zu mir, bevor sie wieder Jay ansieht. „Lilly und ich haben keine Zeit für dich, Huntington.“, und damit nimmt sie meine Hand und zieht mich hinter sich her. Ich sehe meine jetzt kochende feste Freundin über die Schulter hin weg mitleidig an und zucke schuldbewusst mit den Schultern.

„Stewart, bleib sofort stehen!“, und tatsächlich, Miley kommt zu einem Stillstand. Wir stehen jetzt am Fuß der zweiten Treppe und meine beste Freundin sieht Jay hasserfüllt an. Sie lässt meine Hand los und dreht mir den Rücken zu.

„Kannst du nicht sehen, dass wir beschäftigt sind? Lilly hat jetzt gerade keine Zeit für dich!“, sie ballt ihre Hände zu Fäusten und schiebt sich vor mich. Mileys ganzer Körper steht in Flammen und ich weiß, ich sollte das nicht, aber ihre heiße, abweisende Art macht mich mehr als an und als dann auch noch ihre Hand wieder zurück in meine rutscht...

Ich bin wirklich verleitet, sie zurück zu nehmen.

„Lilly hat immer Zeit für mich, ich bin ihre feste Freundin! Du kannst es nur nicht einsehen, dass Lilly jetzt jemand Besseres gefunden hat als dich, du kleines Miststück!“, ich beiße meine Zähne aufeinander und schiebe Miley jetzt hinter mich. Jetzt geht sie zu weit.

„Nenn sie nicht so, Jay!“, aber Miley legt ihre Hand auf meine Schulter und schiebt mich wieder zurück. Meine feste Freundin sieht mich jetzt nur noch mit einem 'What the fuck'-Blick an, aber es schert mich nicht. Niemand nennt meine Miley ein Miststück. Auch wenn sie technisch betrachtet gar nicht mehr meine Miley ist. Aber wen kümmert das schon.

„Du bist meine feste Freundin, du hast hinter mir zu stehen! Nicht hinter deiner Ex-Freundin!“, ihr Gesicht läuft jetzt rot an und ihre Lippen sind eine einzige, gerade Linie. Miley lächelt sanft in sich hinein, dann drückt sie liebevoll meine Hand und macht einen Schritt auf mich zu.

Was aber irgendwie auch nicht richtig ist, immerhin will ich ihr nicht auch noch Hoffnungen machen. Ugh, Lilly, halt das nächste Mal halt einfach die Klappe. Aber ich muss sie doch beschützen, ich hab ihr versprochen, dass ich sie immer beschützen werde. Das ist alles so verwirrend.
 

„Lilly kann stehen, hinter wem sie will, sie ist nicht dein Eigentum!“, ich bin gegen meinen Willen erleichtert, dass Miley nicht versucht, auf Jay zuzugehen. Ich will nicht, dass sie sich gegenseitig töten. Obwohl ich ohne Miley mehr Probleme kriegen würde als ohne Jay... Nein, Lilly, so darfst zu gar nicht erst denken! Es stirbt niemand und Miley und du bleiben beste Freunde.

„Sie ist auch nicht dein Eigentum, Stewart! Nur weil ihr zwei euch länger kennt, hast du die Vorstellung, du hast ein Vorrecht bei ihr! Tja, falsch gedacht! Lilly hat sich von dir getrennt also komm jetzt gefälligst klar mit den Konsequenzen! Lilly will nichts mehr von dir! Sie ist doch nur noch mit dir zusammen, weil sie sich schuldig fühlt! Weil du ohne sie doch nichts auf die Reihe bekommst!“, Miley zuckt neben mir zusammen, als diese Worte sie treffen.

„Du weißt nicht, wovon du redest...“, aber ihre Stimme ist jetzt ganz leise. Und bevor ich sie zurückhalten kann, hat sie meine Hand losgelassen und geht den Korridor entlang davon. Schnell. Nein... Sie bewegt sich weg von mir und ich kann es nicht ertragen. Ich will nicht, dass sie weg geht. Sie soll hier bei mir bleiben. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich ihr nachlaufen?

Lilly, komm schon. Entscheide dich. Was gibt es da eigentlich zu entscheiden?

Ich werfe Jay einen vorwurfsvollen Blick zu. „Darüber reden wir später noch!“, und damit renne ich Miley hinterher. Allein Jays Gesicht zu sehen, wie ihr die Züge entglitten, füllen mein Herz mit Genugtuung, nach dem, was sie eben gesagt hat. „Miley, warte!“
 

Aber Miley bleibt nicht stehen. Sie verschwindet um die Ecke und ich renne ihr noch schneller hinterher. Meine Kräfte kommen langsam zu mir zurück und ich schaffe es tatsächlich, sie einzuholen. Ich packe ihren Arm, wirbele sie herum und presse sie erneut gegen die Wand.

Ihre Augen schwimmen in Tränen und es bricht mir das Herz. Ich sollte sie beschützen, sie vor jedwedem Schmerz bewahren, aber ich habe es nicht geschafft. Damit ist jetzt Schluss.

„Du darfst ihr nicht glauben, Miles. Du kannst nicht glauben, dass ich nur aus Mitleid Zeit mit dir verbringe.“, ich atme schwer. „Jay ist bloß eifersüchtig, sie hat nur nach etwas gesucht, was dich verletzen würde. Sie weiß nicht, wovon sie redet.“ Aber Miley versucht Augenkontakt mit mir zu verhindern und ich weiß, dass sie mir keinen Glauben schenkt. Wahrscheinlich denkt sie, dass ich schon wieder Mitleid mit ihr habe, weil sie diese Worte so sehr getroffen haben.

Verdammt, Miley.

Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und sehe ihr tief in die Augen. „Du darfst ihr nicht glauben, Miles. Sie hat Unrecht.“, wie kann ich ihr denn nur zeigen, dass sie mir glauben kann? Was kann ich ihr... aber die Worte sind aus meinem Mund, bevor ich sie davon abhalten kann. „Ich liebe dich.“

Mileys Augen weiten sich sanft, sodass die erste Träne ihre Wange hinab rollen kann. Aber bevor sie hinab tropft auf meine Hände, lehne ich mich vor und presse einen kleinen, sanften Kuss auf den nassen, salzigen Tropfen. Ich liebe dich.
 

Ich muss verrückt sein.

When I Looked Into Your Eyes

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 13
 

Miley vergräbt ihr Gesicht in meinem Nacken und ich lehne meine Stirn gegen die Wand und wiege sie sanft hin und her. Leise schniefend kuschelt sie sich gegen mich und streicht mit einer freien Hand durch meine vom Streit noch ganz verschwitzten Haare.

„Du solltest zum Rektor gehen, bevor Kunkle die Hunde auf dich loslässt. Wir können später darüber reden, okay?“, ich seufze leise, als sie das sagt und will mich von ihr trennen, aber sie schlingt ihre Arme nur noch fester um mich. „Ich will dich nur noch nicht gehen lassen.“

„Miley...“, ich lege meine Hände gegen die Wand und drücke mich sanft von ihr weg, damit ich ihr in die roten Augen sehen kann. Sie so aufgelöst zu sehen, macht mich fertig, aber sie hat Recht. Ich muss gehen. „Ich bin sofort nach der Schule bei dir, dann finden wir heraus, was das alles bedeutet, okay?“ Ich bin mir nicht sicher, wieso ich ihr das sage. Ich weiß nicht, ob ich ihr schon verzeihen sollte. Aber Oliver hat Recht, oder? Ich bin bequem geworden.

„Versprich es mir. Und keine Ausflüchte. Dieses Mal reden wir wirklich.“, wir sind in letzter Zeit nur um das Thema herum geschlittert, weil sie nicht richtig wusste, wo sie anfangen sollte und ich nicht darüber sprechen wollte.

„Ich versprech es dir. Und wenn du wieder Jay begegnest, bitte. Raste nicht aus. Es reicht schon, dass eine von uns den Direktor besuchen muss.“, an der Stelle, wo ich meine Stirn abgelegt hatte, ist jetzt ein kleiner, roter Fleck und ich verziehe das Gesicht. „Außerdem will ich nicht, dass mit deinem Gesicht irgendwas passiert.“ Dafür ist es viel zu perfekt.

„Also Ms. Truscott, wenn Sie so reden, könnte man glatt denken, Sie machen sich Sorgen um mich.“, ein kleines Lächeln zieht sich über ihr Gesicht und ich schüttele sanft mit dem Kopf, bevor ich mich nach vorn lehne und ihr einen kleinen Kuss auf die Wange gebe.

„Immer.“, und damit drehe ich mich von ihr weg und verschwinde in Richtung Rektor. Meine Handflächen schwitzen. Aber ich komme nicht besonders weit, denn Mileys leise Stimme lässt mich abrupt anhalten. Ich knirsche mit den Zähnen.

„Ich liebe dich auch, Lilly...“, ich drehe meinen Kopf zu ihr, aber sie hat mir schon den Rücken gekehrt und geht jetzt leise summend den Korridor entlang. Ich starre ihr nach, dann seufze ich und begebe mich zu meiner Todesstrafe. Wenn es doch nur wirklich eine wäre. Dann müsste ich mich nicht mit diesem Gefühlschaos auseinander setzen.
 


 

„Ms. Truscott. Wie schön, dass Sie Zeit gefunden haben, vorbei zu sehen. Bitte, setzen Sie sich.“, der Direktor, Mr. Dunham, lächelt mich freundlich an und weißt auf den noch leeren Stuhl vor seinem Pult. Oliver sitzt schon in dem anderen. „Also, wollen Sie mir erzählen, was vorhin zwischen Ihnen vorgefallen ist?“ Sie haben anscheinend darauf gewartet, bis ich da war.

Wahrscheinlich, um auch meine Seite der Geschichte zu hören, bevor Ollie ihnen seine verkaufen konnte. Eigentlich ziemlich nett. Oliver rutscht etwas unsicher auf seinem Stuhl herum. Er mag es nicht, Ärger von der Schule zu bekommen. Dann ruft die Schule seine Mom an und ich will ja wirklich nichts gegen Nancy Oken sagen. Sie ist eine wundervolle Frau. Aber wenn sie ihre Mann-Stimme auspackt und dich zusammen staucht, dann wünschst du dir nur, im Boden zu versinken.

Glaubt mir, ich kenne das. Als Ollie und ich noch kleiner waren, haben wir zusammen viel Unsinn angestellt und immer wenn Ollies Mom was davon mitbekam, hat sie uns hinterher gemaßregelt. Sie hat uns nicht geschlagen oder so, aber ich hatte echt Angst, dass sie uns etwas noch viel Schlimmeres antut, als ich noch klein und naiv war.

Ich werfe einen Seitenblick auf meinen besten Freund. Wenn er das noch ist.

„Es war nicht seine Schuld, Mr. Dunham, Sir. Ich war schon den ganzen Tag etwas schlecht drauf und als Ollie dann anfing, ein paar kleine Witze zu reißen, die ich in dem Moment wirklich nicht witzig fand, ist bei mir irgendwie... der Kragen geplatzt.“, ich bin mir nicht sicher, weswegen ich ihn in Schutz nehme. Ich war noch nie in dieser Position. Ich will nicht, dass er Ärger bekommt.

Bei jedem anderen wäre mir das egal gewesen.

Mr. Dunham blickt mich abschätzig an. Er hat kurzes, weißes Haar und einen Bart, der sein Gesicht irgendwie umrahmt und seine Augenbrauen sind ebenfalls weiß und sehr buschig. Er sieht netter aus, als ich ihn beschreibe, wirklich. Und ich hab gehört, er vergibt faire Strafen.

Amber, Ashley und Jake wurden suspendiert, weil sie Schuleigentum beschädigt haben und weil ein paar andere Schüler der Leitung gesteckt haben sollen, was sie sonst noch so alles in der Schule angerichtet haben, wovon die Lehrer nie etwas mitbekommen haben.

Dunham wendet sich an Oliver.

„Ist das wahr, Mr. Oken?“, kann er sehen, dass ich ihn anlüge, um meinen Freund zu beschützen? Zuzutrauen ist es, mit seinen klaren, blauen Augen und dem abschätzigen Blick, den er noch einmal in meine Richtung sendet. Ollie wirft mir einen winzigen Blick zu, dann seufzt er.

„Nein, Sir, so war es nicht.“, er spielt mit seinen Fingern im Schoß, bevor er sich etwas aufrichtet. „Ich war wütend auf Lilly und habe sie gegen einen Spinnt geworfen. Wir haben uns zwar gestritten, aber ich war derjenige, der sie angegriffen hat.“ Er kaut auf seiner Unterlippe herum. „Es tut mir Leid, Lil.“

Ich seufze in Erleichterung und grinse ihm zu.

„Schon okay, Olliekins.“, ich versetze ihm einen kleinen Schlag gegen die Schulter und Mr. Dunham sieht für den Bruchteil einer Sekunde so aus, als wollte er lächeln. Aber dann wird er sofort wieder ernst und ich weiß, dass noch nicht wieder alles okay ist. Auch wenn Ollie und ich uns vertragen haben.
 

„Ich freue mich, dass Sie zwei sich einigen konnten, aber ich kann es nicht dulden, dass offene Gewalt in meiner Schule dargestellt wird. Ich weiß, dass es in einem Streit oft sehr hitzig zugehen kann, aber das ist keine Entschuldigung.“, er verschränkt seine Finger vor dem Körper und legt seine Ellbogen auf den Tisch. Ich fixiere meinen Blick auf Ms. Kunkle, die neben seinem Pult steht und noch kein Wort gesagt hat. Sie lächelt nicht.

„Würde es irgendwie helfen, wenn wir Ihnen sagen würden, dass wir uns nie wieder prügeln werden? Zumindest nicht hier?“, der Rest meines Satzes war mehr als eine Art Scherz gemeint, aber Mr. Dunham runzelt die Stirn. Ich schrumpfe in meinem Stuhl.

„Ich denke, eine kleine Auszeit würde ihnen beiden ganz gut tun. Mr. Oken, ich respektiere und nehme zur Kenntnis, dass Sie die Wahrheit gesagt haben, obwohl Ms. Truscott Ihnen eine glaubhafte Lüge vorbereitet hatte. Trotzdem, Sie beide müssen bestraft werden. Ich kann Sie nicht aus diesem Raum lassen, ohne dass Sie etwas gelernt haben. Immerhin sind wir hier in einer Schule, nicht wahr?“, jetzt lächelt er wieder und meine Schultern entspannen sich wieder.

Ollie und ich nicken beide.

„Nun denn. Ich denke zwei Tage Suspendierung für Sie Ms. Truscott und eine Woche für Sie Mr. Oken, weil Sie die Prügelei angefangen haben. Ich denke allerdings, dass Sie den Schulstoff schnell wieder aufholen werden.“, er schreibt etwas auf einen Zettel. „Ihre Eltern werden sofort benachrichtigt, Sie können im Sekretariat auf sie warten. Ich hoffe, dass wird Ihnen eine Lehre sein.“

Er grinst jetzt und streckt uns beiden die Hand entgegen. Wir schütteln sie nacheinander. Zwei Tage nicht zur Schule gegen müssen, ist wirklich nicht schlecht, auch wenn Dad wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch haben wird, weil seine kleine, süße Tochter sich geprügelt hat. Er war schon immer irgendwie komisch, was das anging.

Mom ist bestimmt sauer. Oliver folgt mir aus dem Zimmer und wir setzen uns auf zwei der drei Plätze, die in dem Zimmer vor Mr. Dunhams Büro stehen. Er sieht unglaublich ängstlich aus und ich will beinahe lachen, aber als ich mein Gesicht auf meiner Handfläche abstützen will, zucke ich zusammen.
 

„Man, Ollie. Du hast ja echt einen verdammt miesen rechten Haken.“, ich reibe mir meine schmerzende Wange. „Morgen sieht mein Gesicht bestimmt grün und blau aus. Deine Nase ist auch schon ganz angeschwollen.“ Ich pieke sie mit meinem Finger und er zuckt zusammen.

„Wenn du schon sehen kannst, dass mit ihr etwas nicht stimmt, wieso musst du dann auch noch an ihr herum fummeln?“, er zuckt außer meiner Reichweite und schickt mir einen vorwurfsvollen Blick. Ich seufze leise und sehe ihn traurig an.

„Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich meine, so richtig. Ich hatte mir immer geschworen, dass egal was passiert, ich mich nie mit dir schlagen würde. Dieser Vorsatz ging wohl ganz schön nach hinten los, was?“, ich kichere leise und sehe dabei zu, wie die Sekretärin eine Namensliste an ihrem Computer aufruft und den ersten Anruf tätigt. An meine Mutter in ihrem Büro.

Meine Mom ist Anwältin und ziemlich gut in ihrem Job ist sie auch.

„Hey, kein Problem. Ich hab dich ja auch als erstes angefahren. Ich war bloß so sauer, weil ihr zwei es nicht auf die Reihe kriegt. Lil, du hast so lange auf deine Chance gewartet und du warst immer so niedergeschlagen. Ich kann nicht dabei zusehen, wie du dich unglücklich machs-.“

„Ich habe Miley gesagt, dass ich sie liebe. Bevor ich hierher kam.“, ich unterbreche ihn etwas rüge und sehe ihn nicht an. Er schweigt für einige Minuten und nur das leise Telefonieren der Sekretärin ist zu hören. Ich schlucke. „Ich weiß nicht, wieso ich es gesagt habe. Ich wollte es gar nicht sagen...“ Ich konnte nur einfach nicht anders.

„Du liebst sie, Lilly. Da gibt es gar keinen Zweifel. Und es ist in Ordnung, dass du sie liebst, auch nachdem, was zwischen euch passiert ist. Du hast ein bisschen Abstand zu ihr gewonnen und du hattest Zeit, um über alles nachzudenken. Du kannst deine Gefühle nicht von jetzt auf gleich ändern, nur weil du es vielleicht so willst.“, Ollie legt seine Hand auf meinen Unterarm und drückt sanft zu. Ich seufze erneut. Ich scheine heute nichts anderes zu tun.

„Ich hab ihr versprochen, dass ich sie besuchen komme, wenn die Schule aus ist. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hab Angst, dass wenn ich mich wieder auf sie einlasse, dass sie mich wieder... fallen lässt, sobald das nächste Problem auftritt.“, ich balle meine Hände auf den Knien zu Fäusten. „Ich bin feige, weil ich mit Jay zusammen bin. Du hast Recht, Ollie... Du hast immer Recht.“

„Ich hatte kein Recht, dir das an den Kopf zu werfen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sehr sie dich verletzt haben muss, aber ich weiß auch, dass es so nicht weitergehen kann. Lil, du musst dich von Jay trennen. Sie macht dich nicht glücklich.“, ich nehme seine Hand und verschränke unsere Finger ineinander. Mein bester Freund.

„Kannst du meiner Mom sagen, dass sie auf mich warten soll, wenn sie hier ist? Ich kann nicht zu Miley gehen, ohne vorher mit Jay zu sprechen.“, wer weiß schon, was für dumme und absolut grandios bescheuerte Dinge ich tun werde, wenn ich endlich wieder bei ihr bin.

„Klar, geh nur. Meine Mom wird mich vielleicht verschonen, wenn ich ihr erzähle, dass du angefangen hast und du nicht da bist, um ihr die Wahrheit zu sagen.“, ich rolle mit den Augen und strecke ihm die Zunge heraus.

„Doughnut.“, ich lehne mich nach vorne und gebe ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Etwas so Mädchenhaftes, dass Ollie sofort aufhört zu lachen und mich anstarrt. „Mein Baby-Doughnut.“ Und bevor er noch irgendetwas sagen kann, stehe ich auf, kneife ihm sanft in die geschwollene Wange und gehe davon. „Bis später, Olliekins!“
 

Er ruft mir etwas hinterher, aber ich ignoriere ihn.
 

Jay hat jetzt Biologie. Ich werde einfach vor der Klasse auf sie warten, die siebte Stunde ist ohnehin gleich vorbei. Und sobald ich mich von ihr getrennt habe, kann ich zu Miley gehen. Natürlich, wenn meine Mom mich lässt. Aber wenn ich ihr alles erkläre, wird sie bestimmt verstehen, dass ich gehen muss. Meine Zukunft hängt praktisch davon ab.

Ich gehe durch die leeren Korridore und bleibe schließlich neben der Tür zu Biologie stehen und lehne mich lässig gegen die Wand. Die Arme vor dem Körper verschränkt starre ich an die Decke und denke darüber nach, was ich ihr sagen will.

'Jay, du bist ein tolles Mädchen, aber ich glaube einfach nicht, dass wir zusammen passen. Außerdem liebe ich Miley immer noch.' Und, BAM, Ohrfeige. Oh ja, wenn ich Mileys Namen auch nur in den Mund nehme, wird sie mich wahrscheinlich töten.

Sie ist ja ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen.

'Jay, ich weiß, wir hatten viel Spaß miteinander, aber ich will jetzt etwas haben, was tiefer geht. Und was komplexer ist. Also, sind wir noch Freunde?' Wie wärs mit dem John Tucker-Move? Wahrscheinlich würde sie so reagieren wie Carrie, Heather und Beth und mich auch in diesem Fall ohrfeigen.

'Jay, ich habe deine ewigen Schereien satt! Ich verlasse dich! Es ist aus!' Eine Ohrfeige und einen Tritt in den Bauch, würde ich sagen. Und einen Kick mit dem Knie gegen mein Gesicht. Besser nicht. Ich knirsche mit den Zähnen und zucke zusammen, als die Schulglocke ertönt.

Verdammtes Karma! Ich bin noch nicht soweit!

Die Tür neben mir fliegt auf und ein paar Schüler strömen hinaus und grinsen mir zu oder lächeln mich freundlich an. Alle in der Schule sind seltsam nett zu mir. Wahrscheinlich, weil ich es den Schlampen und Jakey gezeigt habe.

Jay ist eine der letzten und sie unterhält sich hektisch mit einer gelockten Freundin, bevor sie mich sieht. Sie lächelt nicht, bleibt aber vor mir stehen und sieht mich herausfordernd an. Ihre Freundin bleibt ebenfalls stehen, aber Jay sieht sie nur schnell an.

„Ist okay, Theresa. Geh ruhig schon mal vor.“, und damit schaut sie wieder zu mir und Theresa verschwindet wie die anderen Schüler um uns herum in eine andere Richtung. „Wie war es beim Direktor? Ich hab gehört, du hast dich mit Oken geschlagen. Alles okay? Du siehst ziemlich übel aus.“ Sie streichelt meine Wange, aber ich ziehe mich aus ihrer Reichweite.

„Es geht mir gut. Hör mal, wir müssen reden.“, oh Gott, Klischee, ich komme.

„Okay... Worüber willst du denn reden?“, ich schätze, sie ahnt etwas, denn sie presst ihre Tasche nur noch etwas fester gegen ihre Brust, so als würde sie sich wappnen. Ich sehe sie für einige Sekunden lang an, dann stelle ich mich gerader hin.
 

„Ich glaube, wir sollten uns voneinander trennen. Es tut mir Leid.“, ich hebe meinen Kopf und sehe sie kalt an. „Ich hätte nie ja zu dir sagen sollen. Ich bin zu früh in diese Beziehung gerutscht, obwohl ich eigentlich noch gar keine wollte.“

Jay starrt mich nur an. Ihre Lippen zittern und ich sehe, wie Tränen in ihre Augen schießen. „Oh nein, bitte, nicht weinen. Ich wollte dir nie weh tun. Du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“, ich lege meine Hände auf ihre Schultern, aber sie schüttelt mich ab.

„Zur falschen Zeit am falschen Ort?! Was genau meinst du denn?! Vielleicht den Moment, als du mich im Badezimmer gefickt hast?! Hat dir das denn gar nichts bedeutet?!“, einige Leute bleiben jetzt stehen und sehen uns an und das ist genau das, was ich vermeiden wollte.

Ich hebe meine Hände. „Ich weiß nicht, wieso ich das gemacht habe und es tut mir Leid, dass ich dir solche Hoffnungen gemacht habe. Ich weiß, wir hatten viel Spaß miteinander, aber...“, aber...? „Aber ich liebe... ich liebe Miley. Und ich kann nicht länger so tun, als würde ich etwas für dich empfinden, was ich nicht fühle, wenn ich dich ansehe.“

Die ersten Tränen laufen jetzt über ihre Wangen und es schmerzt mich, sie so zu sehen, weil ich genau weiß, dass ich ihr das angetan habe, weil ich zu selbstsüchtig war, um sie an diesem Tag weg zu schicken. Sie schnaubt, dann ballt sie ihre Hände zu Fäusten und schnaubt erneut.

„Du liebst also Miley, huh?! Tust du das, ja?!“, ihre Fingerknöchel werden weiß und ich mache unwillkürlich einen Schritt zurück und knalle sanft gegen die Wand. „Du hast alles von mir gekriegt, Lilly Truscott, alles! Meine Zeit, meine Liebe, meine Unschuld! Was willst du denn noch, bist du mich endlich liebst?!“ Unschuld wie in... „Du warst die Erste, Lilly! Die Erste!“

Ihre Augen schwimmen nun in Tränen und sie versucht, sie wie wild mit den Ärmeln ihrer Jacke weg zu wischen, aber ich bin in momentanes, geschocktes Schweigen gezwungen. Ich war ihre erste? In unserem Schul-Badezimmer...

„Du hättest nicht ja zu mir sagen müssen, Jay. Wir hätten warten können, ich- ich wusste nicht, dass du noch nie... Es tut mir Leid.“, ich fühle mich beschämt. Ich weiß, wenn sie wirklich nicht gewollt hätte, dann hätte sie mich stoppen können. Aber sie hat es nicht getan. Trotzdem fühle ich mich mies.

„Spar dir das.“, ich strecke meine Hand aus und lege sie auf ihre Schulter, aber sie zuckt zusammen, sieht mich mit hasserfüllten Augen an und versetzt mir eine Ohrfeige. Ich wusste, dass das noch kommen würde. Das hat noch gefehlt. „Fass mich nicht an, du Miststück!“ Sie dreht sich weg von mir und rennt den Korridor entlang. Die Leute, die uns bis eben noch angestarrt haben sehen nun mich an. Ein paar schütteln die Köpfe, aber ich ignoriere sie.

Sie haben doch sowieso keine Ahnung.
 

Ich erreiche die Schultüren einige Minuten später, an denen meine Mutter schon mit verschränkten Armen steht und mich missbilligend ansieht. Ollie und Nancy sind nicht mehr da und ich scharre etwas mit den Füßen, als ich ihrem starren Blick begegne.

„Lillian Ann Truscott.“, ihre Stimme ist ganz leise und bedrohlich und mein Körper scheint in sich zusammen zu schrumpfen. Meine Mutter kann ziemlich gruselig sein, wenn sie will. Ich schlucke. „Ins Auto. Sofort. Du hast Hausarrest, junge Dame.“ Mein Mund klappt auf.

„Mom!“, ich mache einen Schritt vorwärts, aber ihr Blick lässt mich wieder stehen bleiben.

„Keine Widerrede, Fräulein! Du hast in den nächsten Tagen erst einmal gar nichts zu sagen! Sich am hellichten Tag mit Oliver zu prügeln und dann auch noch in der Schule. Mir ist egal, ob ihr euch nachmittags am Strand die Köpfe einschlagt, aber zwei Tage Suspendierung ist zu viel!“, sie nimmt meinen Oberarm und zieht mich unter den Augen aller aus der Schule.

„Es war nicht meine Schuld, Ma. Ollie hat sich nur darüber aufgeregt, dass Miley und ich noch nicht wieder zusammen sind und die Dinge sind etwas eskaliert. Keine große Sache.“, sie schiebt mich zum Beifahrersitz und wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Keine große Sache? Keine große Sache? Ein Eintrag in deine Schulakte, Lillian! Das ist eine große Sache! Ich kann einfach nicht glauben, dass du so etwas Dummes getan hast. Ich dachte, wir hätten dich besser erzogen.“, meine Mom parkt aus und dann fahren wir in Richtung Zuhause. Ich runzele die Stirn.

„Wie lange habe ich Hausarrest?“, sie, anders als Mr. Dunham, wird mir wahrscheinlich eine unnötig schwere Bestrafung auferlegen. Eltern müssen Verantwortung zeigen. Bla Bla Bla.

„Zwei Wochen. Und keine Ausflüge. Keine Besuche, kein Computer, kein Fernsehen. Du wirst in deinem Zimmer sitzen und dich dafür schämen, was du getan hast. Ich habe mir für die nächsten zwei Wochen frei genommen, um persönlich darauf zu achten, dass du deine Strafe auch erträgst.“, mein Mund klappt auf. Was zur Hölle?!

„Zwei Wochen? Das ist nicht fair! Ich hab den Streit nicht angefangen!“, ich balle meine Hände auf den Knien zu Fäusten. Zwei Wochen lang gelangweilt und frustriert ohne Miley in meinem Zimmer liegen und nichts tun können? Ohne Miley...

„Das Leben ist nicht fair, Lillian. Sei froh, dass ich dir bereits eine Strafe auferlegt habe und nicht dein Vater. Er hätte dir wahrscheinlich einen Monat gegeben.“, sie fährt unsere Einfahrt hoch und sieht mich an, bevor sie aussteigt und ich dasselbe tue. „Und jetzt geh ins Haus und fang an, darüber nachzudenken, was du getan hast. Du kannst zum Essen wieder nach unten kommen. Ich werde nachher deinen Computer konfiszieren.“

„Ich kann noch nicht nach oben gehen, Mom. Ich hab Miley versprochen, dass ich zu ihr komme, damit wir reden können.“, ich hoffe, meine Mom versteht das. Ihre Miene bleibt eisern.

„Ich denke nicht, dass du das kannst. Bitte, geh ins Haus, Lillian.“, ich kralle meine Hände in die Tür des Autos und sehe meine Mom mit durchdringenden Augen an. Ich will zu Miley gehen. Ich muss zu ihr. Muss alles richtig stellen.
 

„Bitte, Mom. Das ist sehr wichtig für mich.“, ich spreche leise und flehentlich und ich meine, das Gesicht meiner Mutter etwas aufweichen zu sehen. „Ich will sie bitten, mich zurück zu nehmen. Ich will wieder mit ihr zusammen sein. Ich liebe sie, Mom. Ich weiß, ich hab einen Fehler gemacht und für die nächsten zwei Wochen kannst du mich in meinem Zimmer einschließen und den Schlüssel wegwerfen. Aber ich muss zuerst zu Miley.“

Meine Mutter seufzt leise, dann dreht sie sich weg von mir und schickt mir eine Geste mit der Hand und ich schlage die Autotür zu, renne um den Wagen und werfe mich von hinten um den Hals meiner Mutter. „Danke, danke, danke, Mom! Ich liebe dich.“

Ich könnte schwören, sie kichern zu hören, als ich die Straße hoch zu Mileys Haus renne. Ich war lange genug ängstlich und habe mich vor meinen Gefühlen versteckt. Ich komme vor der Haustür zum Stehen und klopfe an. Ich hoffe, es läuft alles glatt. Es muss ganz einfach funktionieren.

Bitte, bitte, bitte, lass es wieder funktionieren.

Die Tür wird geöffnet und meine Ex-Freundin steht mir gegenüber. Sie streicht nervös eine Haarsträhne hinter ihre Ohren und bittet mich mit einem kleinen Blick herein. Das Haus ist leer. Weder Jackson noch Mr. Stewart sind hier.

Leise und vorsichtig nimmt Miley meine Hand und ich folge ihr die Treppe zu ihrem Zimmer nach oben, wo wir uns auf ihr Bett setzen. Einander gegenüber. Miley lässt meine Hand los und sie fühlt sich sofort kalt und klamm an. Ich mag das Gefühl nicht.

Ich starre auf den Boden und denke für einen Moment über das nach, was ich sagen will, aber ich habe keine Ahnung. Ich sehe sie wieder an, wie sie da sitzt und mit ihrem Armband spielt. Das Armband, was ich ihr damals geschenkt habe. Kurz, bevor sie mir ihr Hannah-Geheimnis anvertraut hat. Mein Glücksarmband. Sie hat es getragen, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Sie nimmt es nie ab. Lilly. Sie trägt es immer bei sich.

Sogar als Hannah persönlich.

Ich nehme wieder ihre Hand und und sehe sie eindringlich an und sie hebt endlich ihren Kopf und unsere Augen treffen sich. Ich kann kaum sprechen. „Ich habe mich von ihr getrennt, ich liebe sie nicht. Ich habe sie nie geliebt und ich will sie nicht wiedersehen.“, ich habe Jahre auf Miley gewartet. Monate, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden.

Und nur weil sie einen Fehler gemacht hat, höre ich nicht auf, sie zu lieben mit allem, was in mir ist. Ich könnte sie nie wirklich verlassen, selbst wenn ich es wollte. Miley schnieft leise, dann lächelt sie sanft und lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter.

„Es tut mir Leid, Lilly.“, ihre freie, linke Hand gleitet sanft über meinen Oberarm und über meine Schulter, meinen Hals und meine Wange. Die Wange, die Jay geohrfeigt hat, aber ich zucke nicht zusammen. Mileys Berührungen sind federleicht.
 

„Du hast dich genug entschuldigt. Es ist okay, alles ist okay.“, ich lege meine rechte Hand über ihre, die immer noch auf meiner Wange liegt und drehe mein Gesicht, presse einen kleinen Kuss gegen ihre Handfläche. Sie seufzt erleichtert.

„Also... Heißt das, du willst wieder... meine Freundin sein?“, sie spricht ganz leise und wagt es nicht, auch nur noch einen Muskel zu regen. Ich stupse ihr Gesicht sanft mit der Schulter, auf der sie lag und sie richtet sich auf und sieht mich an. So viel Unsicherheit.

Ich nehme ihr Gesicht in die Hände, fast so wie vorhin und sehe ihr tief in die Augen.

„Ich liebe dich, Miley Ray Stewart. Und ich werde niemals damit aufhören. Hast du mich verstanden? Niemals. Du bist meine beste Freundin und die Liebe meines Lebens.“, Tränen steigen in ihre blauen Augen während ich mich sanft nach vorn lehne und meine Lippen liebevoll auf ihre presse. Sie lässt sich nach hinten fallen, sodass ich über ihr knie und zusammen teilen wir einen der besten Küsse meines ganzen Lebens.

„Für immer, Lilly. Für immer.“, ich weiß nicht, ob wir einander gerade so eine Art Heiratsantrag gemacht haben, aber es schert mich nicht. Immerhin habe ich alles gesehen, was ich für meine Zukunft brauche, als ich in ihre Augen gesehen habe.

In Mileys Stewarts wunderschöne Augen.
 

Und ich weiß, dass es dieses Mal anders sein wird.

You Should've Said

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 14
 

„Für immer, Miley.“, ich habe es so sehr vermisst, sie zu küssen. Versteht mich nicht falsch, Jay kann auch küssen, aber es war natürlich nicht dasselbe. Wie könnte es das auch sein?

Sie zieht mir das Shirt über den Kopf und ich mache mich an ihrer Bluse zu schaffen. Ob sie weiß, dass ich während unserer Trennung auch mit Jay geschlafen habe? Jay selbst hat glaube ich mal Andeutungen dazu gemacht, aber nie etwas Eindeutiges gesagt. Hoffe ich zumindest.

„Wie viel Ärger hast du gekriegt, weil du dich geprügelt hast?“, sie küsst meinen Nacken entlang und leckt an meinem Schlüsselbein und ich erzittere unwillkürlich, als sie in die Haut gleich oberhalb meiner Pulsader beißt und dann sanft und beruhigend daran saugt.

„Zwei Tage Suspendierung von der Schule.“, ihre Fingernägel kratzen über meinen Rücken und einige Sekunden später liegt mein BH neben meinem Shirt auf dem Boden und ich erzittere, als ihre Hände sich um meine Brüste schließen.

„Das ist alles?“, heißer Dampf bläst gegen mein Ohr und ich beiße auf meine Unterlippe. Meine Brustwarzen sind unvergleichlich hart in Mileys Handflächen. Ein kleiner Biss in mein Ohrläppchen, der mich zusammen zucken lässt. Meine Arme, mit denen ich mich immer noch mehr schlecht als recht aufrecht halte, wackeln und zittern.

„M-Meine Mom hat mir zwei Wochen Hausarrest gegeben.“, aber bevor meine Arme unter mir weg brechen können, weil Miley ihre linke Hand in meine Shorts hat gleiten lassen, packt sie mit der rechten meine Schulter und dreht mich auf meinen Rücken.

Heute ziemlich dominant, die Gute. Lilly likey.

„Zwei Wochen? Zwei ganze Wochen ohne dich? Wo ich dich doch gerade erst wiederbekommen habe? Das ist nicht fair.“, und fast, wie um dieses Verbrechen zu verdeutlichen, reiben ihre Finger hart meine Mitte und ein Finger gleitet in mich hinein. Ich schlinge meine Arme um Mileys Nacken und werfe den Kopf in den Nacken. Ein lautes Stöhnen entweicht meinem Mund.

„Gott, M-Miley. Was ist denn h-heute in dich gefahren?“, nicht, dass ich mich beschweren würde. Mein Mund steht offen und dicke, schwere Luftstöße treten aus und ein. Ich presse meine Augen fest zu. Jedes mal wenn ich mit Jay geschlafen habe, habe ich mir vorgestellt, dass sie Miley ist. Und jetzt habe ich Miley endlich wieder.

„Immerhin sehe ich dich doch erst in zwei Wochen wieder. Zumindest... was diesen Teil unserer Beziehung angeht. Ich weiß doch, wie Hausarrest bei deiner Mutter abläuft.“, Miley rutscht an meinem Körper herunter, zieht ihre Hand aus meiner Hose, bevor sie sie mit beiden Händen herunter zieht. Jetzt sitze ich nur noch in Unterhose vor ihr.

Miley grinst mich schelmisch an. Ihr Mund läuft über die Innenseite meines Oberschenkels, während ihre Hände mich unter den Kniekehlen packen und nach vorn auf die Mitte des Bettes schieben. Miley kniet über mir wie ein Jäger. Wie eine hungrige Löwin.
 

„Außerdem hab ich dich vermisst, Lilly-Bärchen. Ich musste so lange ohne dich auskommen, ich bin sexuell richtig frustriert.“, sie grinst auf mich herab, küsst schnell meinen Mund und macht sich dann an meinen Brüsten zu schaffen. Aber das Lächeln auf meinem Gesicht gefriert. „Aber ich mir sicher, dass ich nicht die einzige bin, die in diesem Raum frustriert ist.“

Ich schlucke.

Miley will ihre Hand gerade wieder in mir verschwinden lassen, da packe ich ihr Handgelenk und werfe sie auf den Rücken, sodass ich auf sie herab sehen kann. Miley sieht mich verständnislos an. „Alles okay, Baby?“, mein Gesicht ist zerknirscht.

„Bevor wir das hier vertiefen...“, ich muss es ihr sagen. „Solltest du wissen, dass...“ Ich beuge mich vor und presse meine Lippen gegen ihr Ohr. Ich beiße meine Zähne aufeinander. „Sie war auf mir und sie war in mir. Sie war in meinem Haus und in meinem Bett und sie hat geschrien und gestöhnt, wann auch immer ich sie berührt habe.“

Meine feste Freundin wird ganz still unter mir. Ihre Hände, eben noch ganz ruhig auf dem Bett neben uns, packen jetzt meine Schultern und versuchen, mich weg zu stoßen, aber ich bleibe standhaft. „Ich habe sie nie geliebt, Miley. Und ich werde sie nie lieben.“, Mileys Finger verkrampfen an meinen Schultern, dann fallen sie zur Seite und endlich hebe ich meinen Kopf.

Mileys Augen sind mit Tränen gefüllt. Aber ich wusste, dass das passieren würde. „Ich musste es dir sagen, Miles. Ich kann nicht so tun, als wäre das nicht passiert und als hätte es mir nicht gefallen. Aber es war nur Sex, nichts weiter. Rein körperlich. Wir haben nichts weiter getan, als zu ficken. Wir zwei, Miley. Wir machen Liebe.“

Sich heftig über die Augen wischend, schiebt sie mich endlich von sich runter und setzt sich auf. Ein Seufzen, dann sieht sie mich an.

„Wir waren nicht zusammen, du konntest tun und lassen, was du wolltest.“, ich rühre mich von meinem Platz auf dem Rücken nicht, sondern sehe sie nur an. „Ich hoffe nur, dass du dich nie nach ihr sehnst... wenn wir mal miteinander schlafen.“ Das ist wirklich das Letzte, was ich von ihr erwartet hätte.

„Miley, immer wenn ich mit ihr geschlafen habe, habe ich dabei an dich gedacht. Es fühlte sich immer irgendwie so an, als würde ich dich betrügen. Es tut mir Leid. Ich hätte das nie tun sollen.“, ich stütze mich in eine sitzende Position und küsse Mileys nackte Schulter. „Ich war emotional nur... total am Ende und es war schön, sich einer Sache hinzugeben, bei der man nicht denken muss.“

„Versprich mir, dass du dich nie wieder mit anderen Frauen triffst, um mit ihnen zu schlafen.“, ihr Blick durchbohrt meinen Kopf, aber ich bleibe standhaft.

„Ich verspreche dir, dass solange wir zusammen sind, ich nie auch nur eine andere Frau ansehen werde.“, eine lange, stille Sekunde und ich finde mich auf dem Rücken wieder, Miley in meinen Armen, ihre Nase in meinem Nacken.
 

„Hat es dir mit ihr gut gefallen?“, sie zieht sanfte Kreise auf meinem nackten Bauch.
 

„Es war ganz okay... Kein Vergleich zu dir natürlich. Ich habe aber auf jeden Fall lieber Sex mit dir, als mit ihr.“, und das sage ich nicht einfach nur so. Jay mag zwar ganz okay im Bett gewesen sein, aber ich wollte mich nie wirklich vor ihr ausziehen. Bei Miley habe ich dieses Problem nicht.

„Das wollte ich von dir hören, Baby.“, Miley küsst sanft meinen Nacken und die Hand, die eben noch Kreise gezogen hat, gleitet meinen Bauch hinunter und wieder in meine Unterhose. „Du willst es dir mit mir schließlich nicht verscherzen, richtig?“ Ich ziehe die Luft scharf ein, als sie zwei Finger in mich gleiten lässt und das ohne Vorwarnung.

Mein Gott, heute ist auch echt eine Achterbahnfahrt.

„Lil... Es tut mir wirklich Leid, was ich zu dir gesagt habe. Du weißt schon. Ich bin einfach in Panik geraten und... ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Du warst gerade erst zur Tür raus, da wollte ich dir schon nachlaufen. Aber du warst schon weg, als ich nach dir sehen wollte.“, Mileys Finger nehmen jetzt ein etwas beruhigenderes Tempo an.

„Ist schon okay, Miles. Du hast dich genug entschuldigt. Ich war wirklich dickköpfig genug. Was hab ich mir nur dabei gedacht, mir gleich die nächste an zu lachen? Das war falsch von mir, ich wollte dich nur eifersüchtig machen.“, ich rolle mich sanft über sie, sodass sie unter mir liegt.

„Und es hat auch geklappt. Ich wollte ihr wirklich jedes Haar einzeln ausreißen, nur um sie anschließend mit ihrem kahlen Kopf in die Toilette zu stecken.“, meine Hüften bewegen sich gleichzeitig mit Mileys Fingern und ich stoße mich sanft auf und ab. Mir entfährt ein lautes Stöhnen.

„Weißt du, wann Jackson und dein Vater zurück kommen? Ich will nicht, dass sie uns so vorfinden.“, ich bewege mich noch schneller auf und ab und werfe den Kopf in den Nacken, als Miley ihre Finger etwas krümmt.

„Sie haben beide zu tun. Mach dir keine Sorgen. Ich habe nicht vor, mein Sex-Leben vor meinem Vater oder meinem Bruder auszubreiten. Reicht ja schon, dass deine Mutter alles weiß.“, ich lehne meinen Kopf gegen ihren Nacken und bewege meine Hüfte immer schneller. Heißer Atem schlägt in kleinen Wolken gegen ihren Hals. Ich schwitze.

„Ich m-musste es ihr erzählen...“, ich fletsche meine Zähne und beiße leicht in Mileys Haut. Sie kichert und küsst die Seite meines Kopfes. „Gott, Miles... Ich hab dich so vermisst. So sehr.“ Sie kichert erneut, dieses Mal etwas lauter.

„Ich bin eben die einzige, die weiß, wie man dich richtig berühren sollte.“, ihre Zähne ziehen sanft an meinem Ohrläppchen und ich hebe meinen Kopf ihr und starre sie durch verschwommene Augen an. Ihre freie Hand gleitet über meine Brust und wirbelt eine Haarsträhne durch ihre Finger. Ihre Lippen bilden Worte. Ich liebe dich.
 

Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihre Tür beinahe aus den Angeln geworfen wird.
 

Wie aus Reflex schiebt Miley mich von ihr runter und ich lande etwas unsanft mit dem Hintern auf dem Boden. „Miley!“, meine Stimme klingt mehr als vorwurfsvoll. Wieso bin ich immer diejenige, die auf den Arsch fällt? Das ist doch nicht fair!

Erst im zweiten Moment wird mir klar, dass ich so gut wie nackt bin und mich immer noch nicht zu der zweifelsohne geschockten Person zugewandt habe, die jetzt im Türrahmen steht. Ich packe das Kleidungsstück, was mir am nächsten liegt, Mileys Bluse, und streife sie mir über die Schultern. Ich schlucke, dann drehe ich mich um.

Miley hat sich die Decke über geworfen und starrt mit weit auf gerissenen Augen auf einen erstarrten Jackson, der jetzt mich anstarrt. Ich knöpfe immer noch an der Bluse und mache einige Schritte von ihm weg in Richtung Bett.

„Jackson... was machst du denn schon Zuhause?“, Miley zieht die Decke noch etwas fester um ihren Körper, während ich meine Hose auf ihrem Schreibtischstuhl entdecke und langsam darauf zu gehe. Ich will keine hastigen Bewegungen machen. Er kommt mir vor wie ein Tier, was in die Enge getrieben wurde.

„Ich uhh... ich bin gekommen, um... um mit dir zu reden, Mile...“, seine Wangen sind ein wenig rot geworden, aber er scheint nicht sonderlich wütend. Das ist ein gutes Zeichen. Ich werfe mein Shirt auf Mileys Bett und sie zieht es sich wie in Lichtgeschwindigkeit über den Kopf.

Es sieht gut an ihr aus. Aber das steht jetzt nicht zur Debatte.

„Über was... wolltest du denn reden?“, ich schließe den Knopf meiner Shorts und ziehe den Reißverschluss hoch. Die Bluse ist etwas knapp und man kann sehen, dass meine Brustwarzen immer noch hart sind. Ich werde etwas rot, dann verschränke ich meine Arme vor der Brust.

Jackson scharrt jetzt mit den Füßen, dann schluckt er und sein Blick fällt wieder auf mich, so als ob er sich nicht sicher wäre, ob er vor mir sprechen kann. Vielleicht sollte ich gehen. Ich werde dann zwar erst wieder in zwei Wochen die Gelegenheit haben, mit Miley das zu tun, was wir gerade tun wollten, aber was solls. Jackson ist erst einmal wichtiger schätze ich.
 

„Wenn ihr reden wollt, dann sollte ich jetzt vielleicht gehen. Miley... uh, wir sehen uns dann ja... morgen, schätze ich.“, ich bin unsicher, ob ich sie zur Verabschiedung auf den Mund küssen soll oder nicht. Ich meine, Jackson hat wahrscheinlich schon mehr gesehen, als er sehen wollte, aber trotzdem. Jetzt bin ich diejenige, die mit den Füßen auf dem Boden scharrt.

Aber Miley ist die erste, die sich bewegt, noch bevor ich einen Muskel rühren kann. Sie erhebt sich vom Bett und kommt auf mich zu, legt ihre Hände auf meine rechte Schulter und lehnt sich nach vorn. Ihre Lippen berühren meine in einem kleinen, unschuldigen Kuss.

„Wir sehen uns dann morgen, Baby.“, sie lächelt und zwinkert mir zu und ein breites Grinsen bricht auf meinem Gesicht aus. Sie steht zu mir. Vor ihrem Bruder. Ich beuge mich wieder vor und gebe ihr einen neuerlichen, längeren Kuss.

„Ich liebe dich.“, ich flüstere es gegen ihre Lippen, lehne mich dann von ihr weg und mache mich zum Gehen auf. Aber ich komme nicht durch die Tür, denn Jackson hebt einen zaghaften Arm und hält mich zurück. Er sieht mich nicht an, sein Blick fixiert auf den Boden.

„Du kannst auch bleiben, Lilly.“, er deutet mit seinem Arm auf das Bett und ich sehe ihn etwas verdattert an, setze mich aber nichtsdestotrotz auf Mileys Bett. Meine feste Freundin lässt sich neben mich sinken und nimmt meine Hand in ihre. Wir sehen ihn an.

„Was ist los, Jackson? Ist alles in Ordnung? Hast du Probleme?“, so fürsorglich ihrem Bruder gegenüber habe ich Miley kaum erlebt. Aber Jackson sieht wirklich todunglücklich aus.

Er schließt die Tür hinter sich und lehnt sich sanft dagegen, während er nur nach unten auf den Boden starrt und sanft ein und aus atmet. Ich runzele meine Stirn. „Jackson? Komm schon, du kannst uns alles sagen.“, meine Stimme hält einen warmen Unterton. Es ist derselbe, den meine Mutter oft bei mir benutzt. Sie wird sich fragen, wo ich bleibe. Aber das hier ist wichtiger.

Endlich sieht er auf und sein Blick ist zerknirscht.

„Also... gehe ich recht in der Annahme, dass ihr zwei... ein Paar seid?“, Miley und ich nicken gleichzeitig und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht, bevor es wieder erlöscht. „Ich wusste in der Schule nicht recht, ob ich den Gerüchten trauen kann. Aber das freut mich für euch. Wirklich.“

Miley lächelt ihn sanft an. „Vielen Dank, Jackson. Das bedeutet mir viel.“, sie schickt mir einen kleinen Blick. „Es bedeutet uns viel. Ich hatte Angst, du würdest es vielleicht nicht akzeptieren...“ Ich sehe, wie er schluckt und drücke sanft Mileys Hand in meiner.

„Wo du das mit dem Akzeptieren gerade ansprichst... Das ist eigentlich, was ich mit dir... mit euch besprechen wollte.“, er rutscht an der Tür auf den Boden und zieht seine Knie an, spielt mit den Fingern im Schoß. „Hast du es Dad schon erzählt?“
 

Seine Stimme klingt jetzt hoffnungsvoll, ja beinahe flehentlich. Die Antwort auf die Frage, was genau er von uns will, ist beinahe banal, fast zum Greifen nah. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt schon Vermutungen anstellen sollte.

„Dad hat noch keine Ahnung. Ich bin mir nicht sicher, wie er reagieren wird. Du weißt doch, wie er manchmal ist.“, Miley zuckt sanft mit den Schultern, bevor sie ihren Kopf auf meine Schulter legt und leise seufzt. „Ich hab ehrlich gesagt ein bisschen Angst davor, es ihm zu sagen. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn er ausrastet und mir verbietet, Lilly zu sehen.“

Jackson und Miley halten Augenkontakt und plötzlich komme ich mir vor, als würde ich einen intimen Moment unter Geschwistern verletzen. Ich will nicht hier sein. Ich will ihnen Zeit geben, um sich zu unterhalten. Immerhin gehöre ich nicht zur Familie.

„Denkst du wirklich, er würde das tun? Meinst du nicht, er würde das verstehen?“, Jacksons Stimme lässt darauf schließen, dass er mindestens so verzweifelt ist, wie ich es war, bevor ich es Miley endlich gesagt habe. Ich beiße auf meine Unterlippe. Soll ich fragen?

„Jackson...?“, er richtet seinen Blick auf mich und nickt. Er hat dieselben Augen wie Miley. „Bist du... Bist du schwul?“ Miley nimmt sofort ihren Kopf von meiner Schulter und starrt mich entgeistert an. Jacksons Augen weiten sich und er kichert peinlich berührt.

„Wieso denkst du das?“, alle Augen im Raum sind auf mich gerichtet.

„N-Na ja... Du kommst hier rein und du siehst mich und Miley beim Sex und du regst dich nicht einmal auf. Du freust dich für uns, willst aber gleichzeitig wissen, ob wir es Mr. S schon gesagt haben. Du bist furchtbar nervös und... keine Ahnung. Es scheint irgendwie zu passen.“, jetzt bin ich daran, mit den Schultern zu zucken. Miley starrt mich immer noch an, dann wandert ihr Blick zurück zu ihrem Bruder.

„Hat Lilly recht, Jackson? Bist du... schwul?“, also wenn das wirklich stimmt, dann ist das der Oberhammer. Wie groß ist denn schon die Chance, dass nur ein Kind so ist. Aber gleich beide? Wow.

Miley hält meine Hand nur noch fester, ihre Augen auf Jackson gerichtet. Er sieht unglaublich nervös aus. Ich seufze leise und presse einen kleinen Kuss auf Mileys Nacken, bevor ich ihr ins Ohr flüstere. „Starr ihn doch nicht so an, Miles.“, sie zuckt zusammen, als ich ihr ins Ohrläppchen beiße. Jackson lächelt mir sanft zu und ich zwinkere.
 

„Es wäre okay, wenn du schwul wärst, Jackson. Ich schätze, wir könnten schon irgendwie damit leben.“, ich grinse ihn breit an und seine Schultern entspannen sich etwas. „Na komm, steh schon auf. Das ist doch nichts, wofür man sich klein zu machen braucht.“

Ich erhebe mich und strecke ihm meine Hand entgegen. Nachdem er sie einige Sekunden lang angestarrt hat, packt er sie endlich und ich ziehe ihn auf die Füße. Wir stehen uns jetzt gegenüber und bevor ich richtig registriere was passiert, hat Jackson mich schon gepackt und drückt mich fest gegen sich.

Er umarmt mich. Jackson Stewart. Umarmt mich.

Ich werfe einen Blick über die Schulter zu Miley, aber sie zuckt nur mit den Achseln. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Etwas peinlich berührt tätschele ich seinen Rücken und versuche zu atmen. Ich höre ihn seufzen.

„Miles... Ich wollt es dir schon eine Weile sagen, aber ich wusste nicht, wie du es aufnehmen würdest. Und als ich dann gehört habe, dass du mit Lilly zusammen bist, da dachte ich... du wüsstest vielleicht, was ich tun soll.“, er lässt mich endlich los, lächelt mich noch einmal an, dann setzt er sich neben Miley aufs Bett. Vielleicht ist es jetzt tatsächlich an der Zeit für mich zu gehen.

Ich packe meine Schultasche vom Boden und schlinge sie mir über die Schulter. Miley sieht mich etwas verständnislos an. „Wo willst du denn hin, Lil? Jackson hat bestimmt nichts dagegen, wenn du bleibst. Oder Jackson?“, er schüttelt seinen Kopf in Verneinung, aber ich lächele nur etwas traurig.

„Ich denke, dass ist eine Geschwistersache. Ihr habt euch bestimmt eine Menge zu erzählen und ich will wirklich nicht stören. Außerdem beschwert sich meine Mutter sonst nur wieder, dass ich Hausarrest habe und trotzdem nicht Zuhause bin.“, ich gehe vor Miley in die Knie und küsse ihre Handknöchel. „Wir sehen uns dann morgen.“ Und mit einem letzten Kuss auf ihren Mund verschwinde ich durch die Tür.
 

Ich will gerade durchs Wohnzimmer verschwinden, als Miley die Treppe hinunter geflogen kommt und sich mir um den Hals wirft. Ich gluckse nur. „Da bin ich gerade mal zwei Minuten aus deinem Zimmer und du kommst mir schon hinterher gelaufen? Du hältst es wohl einfach nicht ohne mich aus.“, meine Hände gleiten über ihre Hüfte, während sie ihre Lippen auf meine presst und mich ganz fest hält.

„Mhh, bist du etwa schon wieder heiß auf mich?“, ihre linke Hand findet ihren Weg zu meiner Brust und ich stöhne gegen ihre Lippen, als sie an meiner Brustwarze zieht. „Wie soll das nur mit uns weitergehen, Lil.“ Wir kichern gemeinsam und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Jackson uns mit wohlwollenden Augen zusieht.

Ich lehne mich zu Mileys Ohr. „Wir haben ein Publikum.“, und sie dreht ihren Kopf in Jacksons Richtung. Unsere Blicke treffen sich und eine Sekunde später lachen wir miteinander. Es tut gut zu wissen, dass Jackson uns akzeptiert. Aber gut, er wäre ja auch ein ziemlich komischer Kauz, wenn er uns nicht mehr mögen würde, obwohl er selbst so ist wie wir.
 

„Ich sollte jetzt wirklich gehen.“, Miley zieht ihre Arme etwas widerwillig von meinem Nacken zurück und ich zwinkere, nehme ihre rechte Hand in meine linke und küsse ihren Handrücken. „Wir sehen uns dann, Smiley. Und mach keine Dummheiten, während ich weg bin.“

Miley rollt nur mit den Augen und schubst mich zur Tür, durch die ich endlich verschwinde. Der Tag kann kaum noch besser werden. Die Sonne scheint, ich muss zwei Tage lang nicht zur Schule und Miley und ich sind wieder ein Paar. Alles ist wieder so, wie es sein sollte. Na ja, bis auf die Sache mit dem Hausarrest. Vielleicht kann ich meine Mutter ja noch etwas bequatschen.

Das Auto meiner Mutter steht so in der Einfahrt, wie ich es zurück gelassen habe. Wenn ich jetzt meinen Fuß in dieses Haus setze, komme ich erst zwei Tage später wieder heraus. Da fällt mir ein... Ich ächze ungehalten, als mir klar wird, dass Miley davon ausgeht, dass ich morgen in der Schule bin. Ich habe ihr zwar gesagt, dass ich zwei Tage lang suspendiert bin, aber zu dem Zeitpunkt hatte sie ihre Hand in meiner Hose. Ich glaube nicht, dass sie auch nur irgendetwas davon behalten hat.

Ich ziehe mein Telefon aus meiner Tasche. Ihre Handynummer ist die erste in meiner Liste und ich klicke auf ihren Namen. Ich sehe meine Mom am Fenster. Sie starrt mich an und ich zucke zusammen, weil ich sie eben erst bemerkt habe.

Sie deutet mit ihrem Finger zu sich und es bedeutet unmissverständlich, dass sie will, dass ich ins Haus komme. Natürlich will sie das, aber dafür habe ich keine Zeit. Mit einer flehentlichen Miene auf dem Gesicht hebe ich meinen Zeigefinger und bedeute ihr, nur eine Sekunde auf mich zu warten. Aber meine Mutter rollt nur mit den Augen. Ich sehe, wie sie am Fenster vorbei geht. Zweifelsohne, um mich an meinem Ohr ins Haus zu ziehen.

Aber das genügt mir. Ich will Miley nur sagen, dass ich sie morgen nicht sehen kann. Vielleicht kann sie mir ja die Hausaufgaben bringen? Das wäre wenigstens eine gute Ausrede und ich kann sie zumindest an den zwei Tagen ohne Schule sehen und vielleicht springt ja ein Kuss für mich dabei heraus.
 

Hallo? Lilly, ganz schlecht gerade.“, ich zucke wieder zusammen, als ich Mileys Stimme an meinem Ohr höre. Ich bin so meinen Gedanken nach gehangen, dass ich sie schon wieder ganz vergessen hatte. Ich lege eine Hand über mein Herz, erstarre aber, als ich ein rumpelndes Geräusch aus dem Telefon höre. Es klang so, als würde das Telefon zu Boden geschlagen werden.

Mein Herz bleibt stehen, als ich seine Stimme höre. „Ich habe dir verboten, dich mit dieser kleinen Schlampe zu treffen und dazu zählen auch Telefonate!“, meine Mom, die jetzt hinter mir steht erstarrt ebenfalls, als sie Robbie Ray Stewarts Stimme aus dem Telefon kommen hört.

„Miley? Miley? Miley!“, aber ich hatte wohl Recht. Das Telefon ist auf den Boden gefallen.

Wenn er ihr weh getan hat, dann... „Halt dich gefälligst fern von meiner Tochter!“, und damit wird die Leitung still. Das Handy fällt aus meiner Hand, als ich mein Gesicht an meine Mutter wende, die mich mit nicht minder geschocktem Gesicht ansieht. Ich lasse mich in ihre Arme fallen und vergrabe mein Gesicht in ihrer Schulter.

„Das ist doch nicht fair, Mom. Das ist nicht fair.“, Tränen steigen in meine Augen, während meine Mutter mit ihren Händen durch meine Haare fährt.
 

„Ist schon okay, Baby. Schon okay.“
 

-
 

Ich sitze ganz ruhig da, das Gesicht in den Händen vergraben, während stumme Tränen meine Wangen hinab kullern. Wie zum Donnerwetter konnte das passieren? Warum musste er so reagieren? Wieso kann er sich nicht einfach damit abfinden, so wie meine Mutter es getan hat?

Miley hat es geschafft, sich ein Telefon unter den Nagel zu reißen und sie hat mich eine Stunde nach unserem unterbrochenen Gespräch angerufen, um mir zu sagen, dass ich nicht zu ihrem Haus kommen darf. Ich weiß, sie macht sich nur Sorgen, dass ihr Dad mir vielleicht etwas antut, aber ich kann doch nicht einfach gar nichts tun!

Mom hat den Hausarrest aufgehoben. Alles scheint verdreht. Wir haben uns doch gerade erst wiedergefunden. Miley hat außerdem gesagt, dass ihr Vater mit dem Gedanken spielt, sie von der Schule zu nehmen, damit wir uns nicht mehr sehen können. Wie krank muss jemand sein?

Ich schätze, wenn er es wirklich will, dann kann er sie morgen schon an einer anderen Schule antreten lassen.

Ich atme schwer durch meine Hände. Sie hätten es Mr. Stewart niemals sagen sollen. Sie hätten warten sollen. Vielleicht bis zum College, dann wären wir jetzt immer noch zusammen. Sicher, wir wollten uns nicht länger verstecken. Aber verstecken wäre besser als das, was wir im Moment tun müssen.

Es ist inzwischen drei Stunden her, seit ich Miley gesehen habe. Zwei Stunden davon habe ich in meinem Zimmer verbracht, das Gesicht in den Händen. Ich sitze am Rande meines Bettes und starre in die Dunkelheit meiner Augenlider.

Vor rund einer Stunde ist meine Mutter gekommen, um mit mir zu sprechen. Sie, Dad und Matt sind weg in ein Restaurant, um Matts gelungenes Zeugnis zu feiern. Ich bin stolz auf ihn, trotzdem kann ich mich jetzt nicht darüber freuen. Im Moment kann ich mich über nichts freuen.

Wie sollen wir Mr. Stewart davon überzeugen, dass er Unrecht hat? Menschen, die im Unrecht sind, lassen sich für gewöhnlich nicht ändern. Ich hoffe nur, er hat Miley nichts getan. Sie hat auf die Frage nicht geantwortet, ob er sie verletzt hat. Der Gedanke lässt neue Tränen in meine Augen schießen, die ich aber sofort energisch weg wische.

Ich muss jetzt stark für Miley sein. Ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen oder in Selbstmitleid zerfließen. Ihr geht es jetzt wahrscheinlich viel schlimmer als mir. Meine arme Miley.
 

Endlich, nach drei Stunden ununterbrochenem Weinen und Selbstmitleid, erhebe ich mich von meinem Bett, knöpfe vorsichtig Mileys Bluse auf, ziehe sie aus und halte sie an mein Gesicht. Der Duft von Mileys Parfum liegt in der Luft und ich schließe meine Augen in Genuss.

Ich sollte mit Oliver reden, er wird wissen, was zu tun ist. Hoffentlich kann ich seine Mutter davon überzeugen, dass sie mich mit ihm reden lässt. Ich brauche jetzt Beistand. Ich muss Miley helfen. Wahrscheinlich weiß er jetzt auch schon von Jackson. Die beiden bei so einem Vater. Natürlich ist er kein schlechter Vater, er ist nur durch seine Religion geblendet.

Ich lege vorsichtig Mileys Bluse auf mein Bett und nehme stattdessen eine Jogginghose, ein neues Shirt und neue Unterwäsche, bevor ich ins Bad verschwinde. Ich muss den Tag von mir waschen. Bestimmt tut das heiße Wasser mir gut.
 


 

Zwanzig Minuten später sitze ich unten auf der Couch und lasse mich vom Fernseher berieseln. Ich muss irgendwie einen Plan ausarbeiten. Oliver und ich haben morgen keine Schule. Ich werde ihn morgen besuchen gehen, seine Eltern arbeiten tagsüber und mein Hausarrest wurde aufgehoben. Morgen überlegen wir uns einen Plan.

Wahrscheinlich wird Mr. S seine Kinder morgen auch nicht in die Schule lassen. Denk nach, Lilly, irgendwie musst du Miley und Jackson da raus kriegen. Immerhin macht Jackson jetzt seinen Abschluss. Er ist 18, er ist volljährig, er kann in seine eigene Wohnung ziehen. Und Miley kann bei uns wohnen...

Was für eine herrliche Vorstell- Es klingelt an der Tür.

Unsere Couch ächzt, als ich mich von ihr erhebe und zur Tür marschiere. Ich achte nicht auf den Türspion. Leider war genau das mein Fehler. Denn als ich die Tür endlich offen habe, ist das erste, was mir entgegen kommt, eine harte, geballte Faust. Ich lande auf dem Rücken.

„Was zum-.“, aber ich kann nichts sagen, dann jemand legt seine Hand auf meinen Mund und drückt zu und im nächsten Moment wird mir bewusst, dass ich in der Unterzahl bin. Ich bin allein und sie sind zu fünft. Ich sträube und winde mich, aber ich komme nicht frei.

„Schön brav, kleine Lilly. Wir wollen doch nicht, dass einer deiner Nachbarn etwas mitbekommt, oder?“, Jakes schneidende Stimme lässt mich still liegen, aber nur für einen Moment. Denn im nächsten sträube ich mich gegen denjenigen, der mich festhält und mit Entsetzen wird mir klar, dass es sich dabei um niemand anderen als meinen Ex-besten Freund handelt. Jack.

Unsere Blicke kreuzen sich.

„Du hättest wirklich netter zu mir sein sollen, Lil.“, er grinst mich an, dann gefriert seine Miene. „Du elendes Miststück hast mich geschlagen und auf dem Bürgersteig alleine gelassen. Was, wenn etwas mit mir passiert wäre? Bin ich dir so scheißegal?“ Ein Fuß trifft mich in den Magen und ich ächze in meinen geschlossenen Mund.

Der Fuß gehört zu dem Mädchen, was mich heute Morgen noch geohrfeigt hat. Jay steht über mir und sieht mit hasserfüllten Augen auf mich herab. „Jetzt kriegst du kleine Schlampe, was du verdient hast. Und wenn wir mit dir fertig sind, dann machen wir mit deiner kleinen Miley weiter. Nur dass die Jungs in ihrem Fall nicht ganz so zimperlich sein werden.“

Ihre Hände gleiten über Jakes massige Schultern. Er kniet neben mir wie ein Jäger, der auf seine Beute hinab blickt. „Oh ja, kleine Lilly. Ich werde deine kleine Freundin durchvögeln, bis ihr Hören und Sehen vergeht. Wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht.“

Meine Augen weiten sich leicht und ich winde und sträube mich nur noch mehr. Aber Jake hat anderes im Sinn, er drückt sein Knie hart gegen die Beuge zwischen meinem Unter- und Oberarm und ich presse meine Augen fest vor Schmerz zusammen. Er lacht.
 

„Ich hatte ja vorgeschlagen, dass wir es unseren Schwänzen erlauben, auch dich richtig ran zu nehmen, aber unser kleiner Jack ist leider strikt dagegen. Sei froh, dass er dabei ist.“, ich würde alles in Kauf nehmen, wenn das nur bedeuten würde, dass diese Mistkerle Miley in Ruhe lassen.

Amber und Ashley lächeln mich an. Ein spöttisches, kaltes Lächeln. Sie können es gar nicht erwarten, bis die anderen mir endlich weh tun. Jack spuckt mir ins Gesicht. „Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand meine Lilly entweiht.“, seine Hand entfernt sich von meinem Mund, aber bevor ich etwas sagen kann, stopft er mir einen alten Lappen in den Mund und Amber klebt mir ein großes Stück Klebeband über das Gesicht. Jetzt halten beide Jungen nur noch meine Arme und Beine fest.

Der Schmerz in meinem linken Arm ist jetzt nur noch ein dumpfes Pochen, aber ich habe so das Gefühl, dass das noch nicht alles ist. Jake grinst immer noch so dämlich. Aber nach dem zu schließen, was sie eben gesagt haben, haben sie nicht vor, mich zu vergewaltigen. Nein, das sparen sie sich für Miley auf.

Ich balle meine Händen an den Seiten zu Fäusten.

„Na na, Lilly... Fäuste, also so geht das doch nicht.“, Jake grinst, dann winkt er Jay zu sich heran. „Hol einen Stuhl aus der Küche, Jay Schatz. Wir wollen Lillian doch nicht in einer so unterlegenen Position zurück lassen. Und schließ die Tür ab. Amber, Ashley. Ihr schiebt gleich die Kommode vor die Tür. Ich will nicht, dass wir unterbrochen werden.“

Jay verschwindet aus meinem Sichtfeld, aber ich kann sehen, wie Amber und Ashley sich an der Tür zu schaffen machen und anschließend unter größter Anstrengung die Kommode davor ziehen. Einige Momente später packen Jake und Jack mich unsanft an den Schultern und reißen mich hoch und ich lande mit einem dumpfen Schlag auf einem unserer Küchenstühle.

Ich wehre mich jetzt mit aller Kraft, aber ich komme nicht dagegen an, als Jay sich das Klebeband nimmt und meine Beine und Arme an den Stuhl klebt. Ich kann mich kaum mehr rühren. Meine Augen huschen immer wieder zwischen den fünf Personen hin und her.

„Es tut uns sehr Leid, dass es so enden musste, Lilly. Wirklich. Wenn du Miley einfach in Ruhe gelassen hättest, dann wäre das alles nicht passiert.“, Jake streichelt mit seiner dicken, fleischigen Hand über meinen Kopf und als ich versuche, mich außer Reichweite zu ziehen, pfeffert er eine Ohrfeige direkt in mein Gesicht. Es pfeift.
 

„Amber, das Messer. Bitte.“, Amber bewegt sich sofort. Sie hat eine Tasche bei sich, aus der sie jetzt ein kleines Tranchiermesser hervor zieht. Er lächelt sie an, aber zum ersten Mal sehe ich in Ambers Gesicht ein Zeichen von Unsicherheit, ja von Furcht.

Jack hat seinen Arm auf meine Schulter gelegt und lächelt mich an, als wäre das alles gar nicht so schlimm, wie es aussieht. Ja, er tätschelt mir sogar den Kopf und kichert, als Jake mein Shirt der Länge nach mit dem Messer aufschlitzt. Er führt die Klinge des Messers über die Haut zwischen meinen Brüsten, durchstößt sie jedoch nicht damit.

Ich habe Angst, mich zu bewegen. Keine hastigen Bewegungen, Lilly. Bleib ganz ruhig.

„Mal sehen, ob Miley dich noch will, nachdem wir mit dir fertig sind, Lilly-Bärchen.“, er packt das Messer etwas fester in seiner Hand, als müsste er sich zwingen, es nicht einfach in mein Herz zu bohren. „Natürlich setzt das voraus, dass du noch nicht verblutet bist, wenn deine Eltern wieder nach Hause kommen.“

Ich kann es nicht mit ansehen, aber ich fühle den unsäglichen Schmerz, der durch jede Zelle meines Körpers zuckt. Das Messer schneidet in meine Haut wie in ein Stück Butter und ich fühle, wie warmes, heißes Blut über meinen Bauch in meine Hose läuft. Der Schmerz ist beinahe unerträglich.

Mein Körper steht in Flammen. Das einzige Bild in meinem Kopf ist Jakes freudiges Lächeln, als er sich an die Arbeit macht. Und seine Stimme ist das letzte, was ich höre, bevor der Schmerz mir alle Sinne raubt.
 


 

Adieu, Lilly Truscott.“

"Nice to meet you, I'm your other half."

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 15
 

„Lilly? Lilly, bist du da?“, dumpfes, leises Klopfen dringt an meine Ohren, kaum vernehmbar, durch den ewig präsenten, summenden Schmerz. Gibt es eine Stelle meines Körpers, die mir nicht weh tut? Ich kann mich nicht rühren, ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Vollkommen desorientiert.

„Lilly? Bitte, mach auf!“, die Stimme wird lauter, aber ich kann sie nicht einordnen. Ich kann nichts mehr einordnen. Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. „Lilly!“ Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Ich fühle mich schummrig, mein Kopf pocht unliebsam. Was zum Teufel ist hier eigentlich los?

Mein Kopf rollt nach hinten, aber ich öffne meine Augen nicht. Kein Laut entfährt mir, ich kann meinen Mund nicht einmal öffnen. Lautes Klopfen vor mir, aber ich reagiere nicht darauf. Kann dieser Mensch nicht bitte wieder gehen? Gehen und mich mit meinem Schmerz allein lassen?

„Lilly?“, mein Hals brennt, mein Mund ist trocken. Meine Haut schweißnass und verklebt. „Lilly!“ Die Hintertür, du Neandertaler. Geh gefälligst durch die Hintertür, die ist doch immer unverschlossen. Außer nachts. Aber ist es nachts? Ich habe kein Zeitgefühl mehr.

Mein Kopf rollt nach vorn auf meine Brust und ich glaube, ich müsste ächzen, wenn ich denn etwas sagen könnte. Etwas nasses und klumpiges liegt in meinem Mund. Ich kann nicht schlucken. Wo bin ich nur und wieso tut es nur so schrecklich weh?

Noch mehr Schläge gegen Holz. „Lil- Oh, Mrs. Truscott.“, die Stimme wird leise und wendet sich offenbar etwas anderem zu und ich bin ihr dafür dankbar. Dieses ewige Trommeln hat mich ganz verrückt gemacht. Eine zweite Stimme gesellt sich dazu.

„Miley. Oh Gott sei Dank, geht es dir gut. Was ist denn mit deinem Gesicht passiert? Komm erst einmal mit rein, Lilly wird sich so freuen, dich zu sehen.“, Lilly. Das ist mein Name. Und das war die Stimme meiner Mutter. Miley? Was macht sie hier?

Ich hebe meinen Kopf leicht, als ich den Schlüssel im Schloss höre und versuche, meine Augen zu öffnen, aber ich bin schwach und mir ist übel. Was soll ich denn tun? Ich kann doch keinen Muskel rühren.

Ein Rütteln an der Tür und ein leises Fluchen. Also Mutter, man flucht doch nicht in aller Öffentlichkeit. Ich hätte gelächelt, könnte ich meine Lippen bewegen. Ein weiteres Fluchen und ein ungläubiges Geräusch. Die Hintertür, geht durch die Hintertür.

Aber offenbar denkt selbst meine Mutter nicht daran, also ist es wohl wirklich mitten in der Nacht. Ich kann meine Augen immer noch nicht öffnen. Ich höre, wie etwas Schweres krachend über den Boden geschoben wird und ein entsetztes Aufkeuchen.
 

„Lilly?! Lilly!“, warme Hände, die meine Wangen umschließen und meinen Kopf heben und meine Augen öffnen sich einen Spalt, aber das Licht ist zu hell und ich schließe sie sofort wieder. „Mrs. Truscott!“ Mileys gehetzte Stimme dreht sich von mir weg, aber sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und hält mich ganz fest.

„Mein Baby... Mein armes Baby...“, warme Tropfen landen auf meinem Gesicht und ein sengender Schmerz durchzuckt meinen ganzen Körper, als eine der beiden das Klebeband von meinem Mund reißt. Neues, heißes Blut fließt von meiner aufgerissenen Lippe mein Kind entlang und wird verschmiert, als dieser jemand mir den Lappen aus dem Mund nimmt und ich trocken huste.

Rauere Hände nehmen jetzt mein Gesicht und endlich schaffe ich es, die schweren Lider zu heben. Das Erste was ich sehe, sind blaue Augen, so wie meine. Verstörte, verängstigte blaue Augen, die mich anstarren.

Meine Mutter lässt vorsichtig mein Gesicht los und ich wende meinen Kopf in Mileys Richtung. Sie weint, dicke Tränen rollen ihre Wangen hinab und sie beißt sich auf eine geschwollene Unterlippe. Was hat Jake nochmal gesagt? Ich werde deine kleine Freundin durchvögeln, bis ihr Hören und Sehen vergeht. Bilder schwimmen chaotisch in meinen Kopf.

„Mi...ley.“, meine Stimme ist schwach und ich kann mich immer noch nicht bewegen. Sie haben mich an den Stuhl geklebt. Miley nimmt meine Wangen wieder in ihre zittrigen Hände und streicht vorsichtig mit ihrem rechten Zeigefinger über mein Gesicht. Sie schnieft.

„Wer hat dir das angetan? Gott, Lil, wer hat dir das nur angetan.“, ihr Schluchzen schüttelt ihren ganzen Körper, während meine Mutter das Klebeband um meine Handgelenke und Knöchel entfernt. Ein kalter Wind, der durch die Haustür herein weht, trifft meine nackte Brust und ich erzittere unwillkürlich.

„Miley, ruf einen Krankenwagen.“, meine Mutter klingt ruhig, beinahe berechnend. „Beeil dich.“ Und sofort greift sich Miley das Haustelefon aus seiner Halterung und wählt die Nummer. Mein Körper ist taub und ich kann mich kaum bewegen. Mein Kopf rollt in die Richtung meiner Mutter.

„Mom...“, ich versuche, einen tiefen Atemzug zu nehmen, aber es klappt nicht so richtig. Tränen steigen jetzt in Moms Augen und sie presst ihre Wange gegen meine und schluchzt sanft an meinem Gesicht. Die salzigen Tränen brennen auf der Haut.

„Der Krankenwagen kommt sofort. Du musst jetzt nur wach bleiben, Baby. Nur wach bleiben, okay?“, Miley geht vor mir in die Knie, ihre Augen huschen über meinen Körper und ein trauriger Gesichtsausdruck zuckt über ihre schönen Züge. „Keine Sorge, wir kriegen dich schon wieder hin.“

Sie schnieft noch einmal, dann packt sie die aufgerissenen Enden meines zerschnittenen Shirts und wickelt sie fest um meinen Oberkörper und ich zische vor Schmerz, als der raue Stoff meine wunde Haut berührt.

Mein Kopf rollt wieder auf meine Brust und mein Blick fällt auf meine Hose. Sie ist aufgeschlitzt und dickes, kupferrotes Blut hat sich in den Stoff gezogen, ist meine Beine hinab getropft.
 

Meine Arme hängen schlaff an meinen Seiten.
 

In meinem Kopf vergeht keine Minute, bis der Krankenwagen endlich eintrifft. Es ist immer noch hell draußen, wo Dad und Matt wohl sind? Und warum ist Miley hier? Was ist mit ihrem Vater? Aber meine Mutter und Miley reden nicht mehr. Sie schweigen und schluchzen still an meiner Seite.

Ich schlucke, bereue es aber sofort. Es fühlt sich an, als würde mein Kopf kaum noch auf meinem Körper sitzen. Das einzige, was mich noch mit ihm verbindet, sind die unsäglichen Schmerzen, die durch jeden Nerv meines Körpers in mein Gehirn zucken.

Meine Mutter rennt aus dem Haus auf die Sanitäter zu und einige Sekunden später fühle ich, wie ich von zwei Paar starken Armen auf die Trage gehoben werde, die sie mitgebracht haben. Miley rennt hinter uns her, als sie mir eine Sauerstoffmaske über das Gesicht legen und mich in ihren Wagen schieben.

Ich kann atmen. Ich kann atmen, ich liege doch nicht im Sterben.

Miley und Mom nehmen neben mir auf der Bank Platz und Mileys Hand findet sofort ihren Weg zu meiner eigenen. Ich rolle meinen Kopf zu ihr und versuche mich an einem kleinen Lächeln, aber alles, was ich kann, ist mit den Mundwinkeln zu zucken.

Anscheinend haben die anderen sie noch nicht gekriegt. Miley ist sicher. Sie darf sich jetzt nur nicht alleine herumtreiben. Das muss ich ihr sagen. Der Sanitäter holt eine kleine Spritze heraus und wendet sich an meine Mutter.

„Wir geben ihr erst einmal etwas, um die Schmerzen zu betäuben. Ein Wunder, dass sie bei dem Verletzungen nicht schon längst wieder in Ohnmacht gefallen ist. Ihre Tochter muss einen starken Willen haben.“, er steckt die Spritze in meine Armbeuge, aber ich spüre es kaum.

Meine Mutter schnieft leise und nickt, aber Miley ist ganz still. Sie starrt mein Gesicht an, so als hätte sie mich noch nie klar gesehen. Frische Tränen steigen in ihre Augen, bevor sie den Blick abwendet. Fast so, als könnte sie es nicht ertragen, mich weiter anzusehen.

Mal sehen, ob Miley dich noch will, nachdem wir mit dir fertig sind, Lilly-Bärchen.

Ich schließe meine Augen und beiße meine Zähne aufeinander. „Am besten sollten wir sie jetzt narkotisieren. Einige dieser Schnitte müssen sicher genäht werden, sie sind ziemlich tief.“, eine zweite Spritze kommt zum Vorschein und er setzt sie an denselben Arm.

Meine Augen treffen Mileys und das ist Letzte was ich sehe, bevor ich in einen langen, traumlosen Schlaf versinke.
 

-
 

„Ms., Sie dürfen diesen Raum nicht betreten! Ms.!“, eine laute Stimme dringt an meine Ohren und ich zucke leicht zusammen, als eine Tür aufgeworfen wird und laut gegen eine Wand schlägt. Was ist denn jetzt wieder los?

„Lassen Sie mich los! Ich muss zu Lilly!“, diese Stimme... Miley. Ich versuche, meine Augen zu öffnen, aber es geht nicht. Ich bin zu kraftlos, um mich auch nur zu rühren. Meine Hände liegen auf der weichen Decke, unter der ich ansonsten begraben bin. Jemand hält meine Hand.

„Ist schon in Ordnung, Schwester. Lassen Sie Miley herein.“, eine tiefere Stimme, die Stimme meines Vaters. Und die warme, große Hand in meiner ist auch seine. Meine Augenbrauen zittern. „Ich glaube, sie wacht gleich auf, Miley. Komm, setz dich zu ihr. Sicher freut sie sich eher, dich hier zu sehen als mich.“ Ich bin wach, Dad. Ich kann mich nur nicht rühren.

„Vielen Dank, Mr. Truscott.“, die große Hand lässt meine vollkommen schlaffe los und eine kleinere, viel weiche Hand ergreift sie nur Sekunden später und ein Duft steigt mir in die Nase, wie nur eine Person ihn an sich hat. Die Tür wird geschlossen und Stille kehrt in dem Zimmer ein, in dem ich liege. „Meine Lilly... Ich liebe dich.“

Meine feste Freundin hebt meine Hand vom Bett und presst meine Handfläche gegen ihre Wange. Ich spüre die Tränenspuren auf ihrer warmen Haut und höre, wie sie schnieft. Ihre zweite Hand gesellt sich zu ihrer ersten und die beiden krallen sich fast Halt suchend an mir fest, während immer wieder neue Tropfen auf meine Haut fallen.

„Mach dir keine Sorgen, Lil. Der Arzt hat gesagt, die Wunden werden wieder heilen und vielleicht bleiben auch nur ganz feine Narben zurück. Man wird sie kaum-... kaum mehr sehen können.“, neue Tränen fallen auf meine Hand und ich kann es kaum ertragen, ihr zuzuhören. Ich will mit ihr sprechen, sie sehen. Ich kann hier doch nicht einfach so herum liegen und gar nichts tun, wenn meine Freundin gerade in sich zusammen fällt!

Die Hand an ihrer Wange zuckt, aber mehr schaffe ich einfach nicht. Ich kann sie nicht bewegen. Dumme Ärzte, wahrscheinlich bin ich immer noch sediert. Verdammt nochmal. Meine Hand zuckt noch einmal, dieses Mal etwas heftiger und ich fühle, wie Miley zusammen zuckt.

„Lilly?! Bist du wach? Baby, komm schon, öffne deine Augen.“, ich höre, wie sie sich erhebt und einige Sekunden später sitzt sie neben mir auf meinem Bett und ihre Hand fährt fahrig über meine Wange und meinen Mund. Immerhin muss ich keine Sauerstoffmaske mehr tragen. „Na los, Baby. Wach auf.“ Meine Augenbrauen zittern, während sich meine Augen um einen Spalt öffnen, sich aber fast sofort wieder schließen.

Es ist so verdammt hell hier. Meine Lippen zittern.
 

Aber nur für einen Moment, denn im nächsten pressen sich zwei sehr weiche, volle Lippen gegen sie und ich kann nichts tun, als nur beinahe leblos da zu liegen und zu genießen, wie meine Freundin Küsse über mein ganzes Gesicht laufen lässt.

Meinem Mund entfährt ein gurgelndes Geräusch und Miley zuckt zusammen. Ich versuche es noch einmal, aber wieder kommt nur ein undefinierbarer Laut hervor. Ich versuche es zum dritten Mal, aber Miley legt einen Finger auf meine Lippen.

„Du sollst nicht sprechen, Lil... Oder es versuchen. Du sollst erst einmal nur aufwachen und gesund werden, okay? Reden ist nur... erst einmal nicht drin, okay?“, ich kann mir vorstellen, wie sie jetzt versucht, durch ihre Tränen zu lächeln, aber die Vorstellung allein genügt mir nicht.

Ich zwinge meine Augenlider einen Spalt weit offen und halte sie, damit ich sie wenigstens für eine Sekunde lang sehen kann. Ihr Gesicht ist mir so nah, dass sie das Licht von der Lampe über uns fast vollkommen von meinem Gesicht hält, sodass ich meine Augen noch etwas weiter öffnen kann.

Meine Sicht ist verschwommen, aber ich kann ihre schemenhafte Gestalt erkennen. Ihre Finger streichen wieder über meine Wange. „Überanstreng dich nicht, Baby. Die Ärzte haben gesagt, du musst dich jetzt schonen.“, sie schnieft wieder. „Sie haben dir wirklich... du bist wirklich schwer verletzt. Oh Gott, da war so viel Blut. Ich habe noch nie so viel Blut auf einmal gesehen.“

Mileys Gesicht wird schärfer, bis ich direkt in ihre strahlenden Augen starre. Ich blinzele. Mileys Gesicht sieht... anders aus als sonst. Das ist mir gar nicht aufgefallen, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Ihre Lippe ist aufgeplatzt und ihre rechte Wange ist angeschwollen und blau.

Mein Blut fängt an zu kochen und ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, nur um erneut festzustellen, dass ich nicht sprechen kann. Ich will endlich mit ihr reden! Gott, das ist alles so frustrierend! Ich öffne meinen Mund noch etwas weiter und sehe Mileys trauriges Lächeln.

„Du stehst noch unter Betäubung, es ist ganz normal, dass du im Moment so sprachlos bist. Am besten legst du dich erst einmal wieder hin und versuchst, noch ein bisschen zu schlafen. Wenn du irgendetwas brauchst, dann... Dann ruf ich die Schwester.“, Miley will gerade aufstehen, da packe ich ihre Hand mit meiner und halte sie mehr schlecht als recht fest. Wenn man bedenkt, dass ich meine Finger nicht richtig krümmen kann und dass das Licht wieder voll in meine Augen scheint, also dafür mache ich mich doch ganz gut.

„Du musst dich ausruhen, Lil. Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe und deinen Vater wieder rein hole.“, ich versuche, den Kopf zu schütteln und verziehe mein Gesicht. Ich will nicht, dass sie geht. Ich will, dass sie hier bleibt und mich in den Arm nimmt. Ich will sie endlich wieder nah bei mir spüren.

Ich ziehe schwerfällig an ihrer Hand und lasse meine dann schwach auf das Bett fallen, bevor ich als nächstes an der Bettdecke ziehe. Ich will, dass sie erkennt, was ich von ihr will. Ich will sie umarmen. Und wenn ich das nicht kann, dann will ich, dass sie mich umarmt.
 

Ich will doch nur endlich meine Miley wieder haben!
 

Aber Verständnis scheint in meine Freundin zu sickern, denn sie streift ihre Schuhe von den Füßen, schiebt mich sanft auf dem Bett etwas weiter zur Seite, damit sie Platz hat und schlüpft neben mir unter die Bettdecke.

„Wir sollten das wirklich nicht tun. Was, wenn ich auch einschlafe und dann aus Versehen die Blutkonserve aus deinem Arm ziehe?“, auf ihre Worte hin wandert mein Blick zu einer rot im Licht schimmernden Konserve, die an einem Haken hängt und zu einem Schlauch, der in meinem Arm endet. AB, meine Blutgruppe.

Ich sehe zurück zu Miley und bedeute ihr mit Blicken, was ich von ihr will. Ich will ihre Arme an meinem Körper spüren. Nur auf der Bettdecke zu liegen gefällt meiner Hand ganz und gar nicht, also versuche ich sie unter größter Anstrengung zu Miley zu schieben.

„Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht so überanstrengen.“, mit einem vorwurfsvollen Blick legt Miley ihr Kinn auf meine Schulter und legt ihren rechten Arm vorsichtig über meine Brust. Meine Hand landet an ihrem Bauch und verfängt sich dort in ihrem Shirt, während meine Augen über den Stoff huschen.

Es ist mein T-Shirt. Dasselbe, was ich ihr zugeworfen habe, nachdem Jackson uns unterbrochen hat. Sie hat es an behalten. Der Duft ihrer Haare steigt in meine Nase und mit einem zufriedenen Gefühl schließe ich meine Augen und versinke wieder in Schlaf.

Nur dieses Mal leider nicht so traumlos, wie ich es mir vielleicht erhofft hätte.
 

-
 

„Wissen Sie vielleicht, wer es sonst getan haben könnte?“, eine schneidende, unfreundliche Stimme reißt mich abermals aus meinem tiefen Schlaf. Dieses Mal ist sie männlich und ich weiß nicht, mit wem sie sich unterhält. Ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass es dieses Mal nicht ganz so schwierig ist, meine Augen zu öffnen. Anscheinend ist es jetzt Abend, denn es fällt kein Licht mehr durch die Fenster in meinem Zimmer.

„Ich weiß nicht, wer das getan haben könnte. Ich habe nur eine Vermutung, aber ich weiß nicht, ob es stimmt und ich will niemanden zu Unrecht beschuldigen.“, Miley spricht mit einer zaghaften, leisen Stimme direkt neben mir und wieder stelle ich fest, dass sie meine Hand in ihrer hält und sie sanft streichelt. Ich drücke ihre Hand, um ihr zu signalisieren, dass ich wach bin. Sie geht nicht darauf ein.

„Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, wer diese Tat verübt haben könnte und Sie waren als erste am Tatort. Es ist nahe liegend, dass wir vermuten, dass Sie etwas mit der Verstümmelung dieses Mädchens zu tun haben.“, Verstümmelung? Hab ich mich da gerade verhört?

„Ich habe Lilly nicht angerührt! Fragen Sie doch meinen Vater! Der wird Ihnen bestätigen, dass ich bis kurz vor sechs noch Zuhause war, weil er seine Zeit damit verbracht hat, mein Gesicht neu zu gestalten!“, es liegt Bitterkeit in der Art und Weise wie sie spricht.

Der Mann mit der tiefen Stimme räuspert sich leise. „Sie wollen also niemanden zu Unrecht beschuldigen, ja? Und wie kommen Sie darauf, dass dieser mysteriöse jemand das getan hat? Was für ein Motiv sollte er oder sie gehabt haben?“, ich öffne meine Augen etwas weiter und sehe den Mann an, der Miley all diese Fragen stellt.

Unter Verblüffung stelle ich fest, dass es der Polizist war, der mich in der Nacht angehalten hat, als Miley sich von mir getrennt hat. Wie klein die Welt doch ist. Ich runzele die Stirn und versuche, mich aufzusetzen, aber auch nur meine Arme zu bewegen tut weh.

„Er hat Lilly schon einmal angegriffen. Er hat sie nachts zusammen geschlagen, als sie von einer Party nach Hause kam. Fragen Sie Lillys Arzt, der wird Ihnen das bestätigen können. Er hasst sie.“, den Rücken angespannt und kerzengerade sitzt sie da neben meinem Bett und funkelt den Polizisten mit offensichtlicher Feindseligkeit an.

„Na, das kannst du... laut sagen, Miles.“, es ist das erste Mal, seit ich hier bin, dass ich ein Wort gesprochen habe. Angebrochene und raue Worte aus einem zu lange ungebrauchten Mund. Mein Hals schmerzt bei jeder Bewegung.

„Lilly! Der Arzt hat gesagt, du sollst noch nicht sprechen! Dein Hals... muss erst wieder verheilen.“, mein Blick wandert von Mileys Händen, die um meine geschlossen sind über meinen bandagierten, rechten Arm auf die andere Seite, zu meinem anderen bandagierten Arm und ich schlucke.

„Wie schlimm... ist es?“, wie sehr hat er mich entstellt, was hat er mit mir gemacht? Man kann sich kaum vorstellen, wie schmerzhaft es ist, aufgeschlitzt zu werden, dabei aber nicht gleich zu sterben. Wenn sich die Klinge des Messers in deine Haut schneidet und dich langsam aber sicher immer mehr zerstört.

Ich habe nicht lange durchgehalten. Zu viel Schmerz hält niemand sehr lange aus. Ich bin nach dem fünften Schnitt in meine Brust ohnmächtig geworden. Danach ist alles nur noch ein Wirrwarr aus fernen Schmerzen, die ich nicht mehr richtig wahrgenommen habe.
 

„Es ist... es ist wirklich nicht... Die Ärzte haben getan, was sie konnten und sie meinen, es wird wirklich nicht so schlimm aussehen, wenn du erst einmal wieder verheilt bist. Mach dir keine Sogen. Du musst dich erst einmal darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden.“, ihre Augen sind glasig, so als hätte sie eben noch geweint. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so war.

Der Polizist tritt vor, einen Block und einen Stift in den Händen. Er räuspert sich. „Gut, Ms. Truscott. Wo Sie jetzt wach sind, kann ich die Befragung ja an Ihnen vornehmen. Ihre Freundin ist ja nicht sonderlich auskunftsbereit.“, er schürzt die Lippen und wirft einen vernichtenden Blick in Richtung Miley. Ich lächele matt.

„Nehmen Sie es... ihr nicht übel... Sir.“, meine feste Freundin schnaubt leise neben mir, während ihre Finger geistesabwesend mit den meinen spielen. „Schießen Sie los.“ Schlucken funktioniert nur etwas schwerfällig und ich spüre keinen Teil meines Körpers wirklich. Wahrscheinlich liegt das an den Schmerzmitteln, mit denen mein Körper wohl bis an den Rand voll gepumpt ist.

„Erst einmal, um mich vorzustellen. Ich bin Officer Brad Charlie und ich werde alles tun, um diejenigen zu kriegen, die Ihnen das angetan haben.“, Officer Charlie trägt immer noch seinen schwarzen Oberlippenbart und auch sonst sieht er genau so aus, wie das letzte mal, als wir uns trafen. Ob er sich wohl daran erinnert? Er streckt mir seine Hand entgegen.

Ich versuche gerade, meine eigene auszustrecken, da legt Miley ihre Finger darauf und hält mich zurück. „Du sollst dich nicht überanstrengen, Lilly. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“, der Polizist hat sie offenbar völlig auf die Palme gebracht.

Ich schenke ihr ein entschuldigendes Lächeln, während Charlie seine Hand zurück zieht und leicht nickt. „Also, um zur Sache zu kommen. Wissen Sie, wer die Täter sind? Kennen Sie ihre Namen? Vielleicht ihre Adressen?“, er zückt wieder seinen Stift.

„Es waren fünf. Sie haben mich überwältigt. Jake Ryan und Jack Patrick haben mich festgehalten, während Jay Huntington einen Stuhl aus unserer Küche holte...“, ich versuche tief Luft zu holen und wieder spannt sich mein Hals unliebsam gegen den Verband. Officer Charlie kritzelt auf seinen Zettel, während Miley mich mit gespannten Augen anstarrt.

„Fahren Sie fort, Ms. Truscott.“, er zieht sich den einzigen noch freien Stuhl im Zimmer heran und setzt sich, seine Augen auf mich fixiert.

„Amber Addison und Ashley Dewitt haben die Tür... mit dem Hausschlüssel abgeschlossen. Sie haben die K-Kommode davor gezogen, damit niemand auf Anhieb... das Haus betreten konnte, sollten sie unerwartet gestört werden.“, ich sehe alles wie vor meinem geistigen Auge. Jacks wahnsinniges Grinsen, Jakes beinahe perverse Freude bei diesem Schauspiel, Jays Genugtuung.

Ich bin mir sicher, dass Amber und Ashley nur mitgekommen sind, weil sie alles tun, was Jake ihnen sagt. Vielleicht hat er ihnen versprochen, dass ich sterbe, also haben sie sich keine Sorgen gemacht. Charlies Blick bohrt sich in meinen Kopf.

„Sie haben meinen Mund mit Klebeband zu geklebt und mich anschließend... wieder mit Klebeband an den Stuhl aus der Küche gefesselt. An den Handgelenken... und den Fußknöcheln. Ich konnte mich nicht rühren. Und dann... dann hat Amber das Messer heraus geholt, weil Jake es von ihr verlangte.“, Amber hat einen Moment gezögert. Vielleicht dämmerte es in diesem Moment selbst ihr, dass sie etwas Falsches tat. Aber sie hat ihn nicht gestoppt. Vielleicht hätte er sie gleich neben mich gesetzt.
 

„Er hat Sie also gefesselt und geknebelt. Und dann? Können Sie sich erinnern? Sie müssen es mir nicht sagen, wenn Sie dafür nicht bereit sind. Ich habe bereits mehr als genug. Wir werden sie finden.“, Charlies Blick ist auf einmal gar nicht mehr so durchbohrend. Vielleicht will er nicht hören, was als nächstes passiert ist. Vielleicht aber... will er auch nur nicht, dass Miley noch mehr mit anhören muss.

Sie weint leise in ihre Hände.

„Er hat mein T-Shirt aufgeschlitzt. Und dann hat er mich geschnitten. Nach dem fünften Schnitt bin ich ohnmächtig geworden. Ab dann... weiß ich gar nichts mehr. Ich kann mich erst wieder daran erinnern, dass Miley an meine Tür klopfte und nach mir rief. Das konnte ich erst gar nicht einordnen. Ich war... verwirrt.“, wahrscheinlich, weil ich so viel Blut verloren hatte.

„Das lag wahrscheinlich daran, dass Sie so viel Blut verloren hatten.“, der Polizist nickt anerkennend und besieht den Block in seinen Fingern. „Sonst noch etwas, was vielleicht nützlich für unsere Suche sein könnte?“ Ich denke keine Sekunde nach.

„Sie dürfen Miley nicht aus den Augen lassen...“, Mileys Kopf schnellt sofort hoch. „Sie wollen Miley als nächstes kriegen... Sie wollen ihr weh tun. Sie dürfen nicht zulassen, dass Miley etwas passiert.“ Ich kann sie im Moment nicht beschützen.

„Wie meinen Sie das? Was wollen Sie Ihrer Freundin antun?“, er erhebt sich, zieht den Stuhl näher an mein Bett und streicht durch seinen Schnurrbart. Er sieht tatsächlich besorgt aus.

„Sie wollen...“, ich werfe einen Blick auf Miley, die mich immer noch mit großen Augen anstarrt. „Sie wollen...“ Aber ich kann es nicht vor ihr sagen. Ich kann es nicht. „Sie wollen sie verletzen, wahrscheinlich so, wie sie es auch... mit mir gemacht haben.“

Der Polizist nickt wieder und macht eine weitere Notiz.

„Ich denke, hier im Krankenhaus werden Sie beide erst einmal sicher sein. Ich werde nach den Verdächtigen fahnden lassen und wenn sie so töricht sind und hier auftauchen, dann werden wir sie im Handumdrehen gefasst haben. Ich stelle Ihnen trotzdem zur Sicherheit einen Mann zur Verfügung. Ich denke, das wäre das Beste.“, er tippt mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn, so als würde er nachdenken. „Ich denke, das wär's fürs erste. Sollten sich noch weitere Fragen stellen, werde ich Sie noch einmal befragen.“

Mit einem entschuldigenden Blick wendet er sich jetzt an Miley. „Es tut mir Leid, dass ich Sie fälschlicher Weise verdächtigt habe. Es ist nun aber leider oft so, dass Täter es so inszenieren, als wären sie unschuldige Zeugen und meistens liegen die Schuldigen im engeren Freundeskreis.“, er streckt ihr seine Hand entgegen und meine beste Freundin nimmt sie etwas widerwillig.

„Ist schon in Ordnung. Sie sind ja noch zur Vernunft gekommen.“, Charlie nickt noch einmal, dann wendet er sich zur Tür und hebt seinen Hut etwas zur Verabschiedung.

„Erholen Sie sich gut, Ms. Truscott. Ms. Stewart.“, und damit verschwindet er durch die Tür. Ich denke, er wird seine Sache gut machen. Jake und die anderen haben wohl nicht damit gerechnet, dass mich jemand so schnell finden würde...
 

„Ich mag ihn nicht.“, meine Freundin verzieht das Gesicht und ich würde am liebsten lachen, aber ich denke, dass wäre Raubbau an meinem Hals und ich will mich nicht noch kaputter machen, als ich ohnehin schon bin.

„Wieso nicht? Er scheint doch... nett zu sein.“, ich drücke bestärkend Mileys Hand. „Könntest du vielleicht... das Kissen etwas weiter nach oben machen, damit ich nicht so zu dir auf starren muss? Und ich kann... ich kann mich nicht richtig bewegen.“, es ist mir nicht peinlich, dass ich nichts alleine kann. Mein ganzer Körper scheint ja nur noch ein einziges Wrack zu sein.

„Einen Moment...“, sie erhebt sich auf wackeligen Knien und zieht mein Kissen etwas weiter nach hinten, bauscht es auf, bevor sie die hintere Seite meines Bettes mit dem Knopf auf der Fernbedienung etwas nach oben verstellt. „So besser?“

Ich nicke etwas unbeholfen und nehme wieder Mileys Hand. „Sag mir, was sie mit mir gemacht haben. Sag mir... wie schlimm es ist. Jetzt, wo Charlie weg ist...“, was haben diese Bastarde alles mit mir gemacht? Ich bin nur froh, dass sie mich nicht... vergewaltigt haben. Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand meine Lilly entweiht. Es jagt mir einen Schauer über den Rücken.

Mileys Miene verfinstert sich. „Die Ärzte haben mir nicht viel gesagt, immerhin gehöre ich nicht zur Familie... und deine Eltern meinten, sie wollen nicht, dass ich zu viel darüber weiß, weil sie denken, es würde mich... ich könnte das nicht verkraften.“, ihrem Blick nach zu urteilen, könnte sie alles verkraften, wenn es mich anbelangt und es fuchst sie anscheinend mehr, dass niemand ihr sagen will, was mit mir passiert ist. Ich lächele sanft in mich hinein.

„Ich liebe dich, Miley. Das weißt du, richtig?“, ihre Augen heben sich zu meinen und sie hält meinen Blick, bevor auch sie sanft lächelt.

„Natürlich weiß ich das, Lilly-Bärchen. Ich liebe dich auch.“, und mit einem kleinen Vorbeugen presst sie ihre Lippen gegen meine und dieses Mal kann ich den Kuss erwidern und nichts fühlte sich je besser an, als dieser Moment.
 

Ich. Lebe.

I Never Dreamt It'd Be Like This

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 16
 

„Was wollen Sie jetzt wieder hier? Lilly hat Ihnen alles gesagt, was sie weiß und bis jetzt hat sich noch niemand hier blicken lassen, oder? Dafür haben Sie doch ihren Mann überhaupt vor unsere Tür gesetzt.“, Miley verschränkt ihre wütenden Arme vor dem Körper und sieht Officer Charlie mit einer Mischung aus Missbilligung und Abscheu an. Sie hat ihm wohl immer noch nicht ganz verziehen, dass er sie zuerst für das beschuldigt hat, was mit mir passiert ist.

Er ist ziemlich nervös in ihrer Gegenwart, was wahrscheinlich daran liegt, dass er denkt, sie könnte ihm jede Sekunde an die Kehle springen und ihn zerfleischen. Ich nehme es ihm nicht übel, eine wütende Miley kann schon sehr verängstigend sein.

Ich bin einfach nur froh, dass sie hier bei mir ist.

Und Gott sei Dank schicken die Schwestern sie jedes Mal raus, wenn meine Verbände gewechselt werden. Es ist wahrscheinlich schwachsinnig, dass ich nicht will, dass sie mich so sieht. Immerhin hat sie mich gefunden und gesehen, als meine Wunden noch frisch waren. Trotzdem könnte ich es nicht ertragen, zu wissen, dass sie mich ansehen muss, während ich so verletzt bin.

Es ist jetzt fünf Tage her, dass ich ins Krankenhaus gekommen bin. Ich war lange bewusstlos. Na ja, betäubt. Mein Arzt sagt, dass die Schmerzen zu groß waren, als dass ich bei Bewusstsein hätte bleiben können. Trotz starker Schmerzmittel.

Ich kam abends in die Klinik und bin erst einen Morgen nach dem folgenden Tag wieder aufgewacht. Mein Dad hat gesagt, dass Miley die ganze Zeit bei mir war, obwohl sie es eigentlich nicht durfte. Die Schwester, die sie an dem Morgen fort schicken wollte, als ich aufgewacht bin, war mir neu zugeteilt worden. Sie wusste es nicht besser.

Trotzdem musste sie Mileys Zorn erleiden. Sie wird sich hüten, Miley noch einmal verbieten zu wollen, mich zu sehen, obwohl sie theoretisch nicht zur Familie gehört. Ich will nur sie bei mir haben und meine Eltern verstehen das, trotzdem tue ich ihnen damit vielleicht weh.

Ich kann ihnen nicht ins Gesicht sehen.

Ich will das Entsetzen in ihren Augen nicht sehen, wenn sie mich anstarren und sich fragen, weshalb das gerade ihrem Kind hatte passieren müssen. Sie sagen es nicht offen, aber ich weiß, dass sie so denken. Und ich kann es ihnen nicht verdenken.

Immerhin muss es schwer sein, das eigene Kind im Krankenhaus zu sehen und dann auch noch wegen so einer schrecklichen Geschichte. Ich komme mir seltsam losgelöst von allem vor. Vielleicht ist das normal, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich fühle, als wäre es nie passiert.

So als wäre es alles ein böser Traum gewesen. Vielleicht trifft mich die Wucht dieser Sache erst später, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass alles in Ordnung ist, solange ich die Augen schließe und mir vorstelle, alles wäre in Ordnung.
 

Ich will das alles nicht sehen.
 

Ich habe keine Ahnung, was Jake und die anderen mir angetan haben, ich schließe meine Augen, wenn die Schwestern den Verband wechseln. Ich will mich so nicht sehen. Ich bin wahrscheinlich feige, weil ich es nicht einfach hinter mich bringe, aber ich kann mich nicht ansehen.

Ich kann einfach nicht.

Charlie streitet wieder mit Miley, während sie meine Hand fest in ihrer hält, die Brust mir zu gewandt und in einer beschützerischen Haltung. Sie wird mich nicht mehr aus den Augen lassen, sie hat sich in den Kopf gesetzt, mich ab jetzt vor allem Schlechten, was mir schaden will, zu beschützen.

Ich mache mir mehr Sorgen um sie, als um mich. Denn was könnte mir passieren, was meine Situation noch verschlimmern könnte? Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt etwas meine Situation verändern könnte. Immerhin sitze ich jetzt aufrecht und musst nicht mehr zu allen hoch starren.

„Verzeihen Sie bitte, aber wir sind hier einem schweren Verbrechen auf der Spur und wenn Sie Lilly wirklich lieben, dann lassen Sie Ihr kindisches Verhalten jetzt sein und sind etwas kooperativer! Ich habe mich bei Ihnen entschuldigt, mehr kann ich nicht tun.“, er schnaubt leise und schüttelt missbilligend den Kopf, bevor er sich an mich wendet.

Ich erwidere seinen Blick für eine Sekunde, dann sehe ich weg. Mitleid flammte für eine Sekunde in seinen Augen bei meinem Anblick. Wahrscheinlich kann man seinen Beruf ohne Mitleid nicht ausführen, aber es verbrennt meinen ganzen Körper und schmerzt schlimmer als jeder Messerstich.

Miley knirscht mit ihren Zähnen. „In Ordnung, meinetwegen. Ich komme mit. Aber wir bleiben nicht lange weg, verstehen Sie mich! Ich will Lilly nicht so lang allein lassen.“, Mileys verschränkte Arme lockern sich sanft, als sie sich zu mir lehnt und mir einen kleinen Kuss auf den Mund gibt. „Ich bin gleich wieder da, Lil.“ Sie lächelt sanft, bevor sie sich erhebt und Officer Charlie nach draußen folgt.

Ich starre ihr nach, während ich mit der Bedienung meines Bettes den hochgefahrenen Teil, gegen den ich lehne, wieder nach unten fahre. Wieso soll ich gegen die weiße Wand gegenüber starren, wenn ich auch bequem auf dem Rücken an die weiße Decke starren kann?

Ein bisschen Farbe würde dem ganzen auch nicht schaden. Vielleicht ein freundliches Gelb oder ein warmes Orange? Etwas, was die Patienten nicht so monoton werden lässt. Ich werde noch ganz bescheuert, wenn ich die ganze Zeit nur auf eine weiße Wand starre. Ich komme mir jetzt ja schon vor wie in der Psychiatrie. Vielleicht wollen sie mich ja darauf vorbereiten.

Ich meine, wer würde denn aus so einem Erlebnis... nicht irgendwie verkorkst heraus kommen?

Ich fühle nichts, wenn ich auf den Vorfall zurück denke. Ich weiß nicht einmal, was genau ich tun würde, wenn einer der Fünf jetzt durch meine Tür ins Zimmer kommen würde. Würde ich versuchen, ihnen das zu zu fügen, was sie mir angetan haben?

Könnte ich je einem Menschen so weh tun? Dieser Zwischenfall rückt alles in eine vollkommen andere Perspektive. Jake hätte das nicht getan, wenn ich ihn nicht mit den Jungs verprügelt hätte. Jack hätte das nicht getan, wenn ich ihm schon vor Jahren einen endgültigen Laufpass gegeben hätte und Jay... mit ihr hätte ich nie etwas anfangen sollen. Liebeskummer kann einen Menschen so verderben.

Und Amber und Ashley? Willenlose Sklaven.
 

Mein Blick ist an die weiße Decke geheftet, während ich meine Arme betaste, die dick bandagiert sind. In meinem Gesicht sind keine Verbände, aber auf meiner Brust. Auf meinen Beinen, meinem Bauch. Ich spüre alles, bei jedem Atemzug. Weil sich die Verbände um mich schnüren wie Fesseln.

Ich setze mich in meinem Bett auf und starre in den großen Spiegel, der in meinem Zimmer steht. Es ist eine Ironie. Ein so großer Spiegel in einem Zimmer mit jemandem zu lassen, der so entstellt ist, wie ich es bin. Ich sehe die Schnitte in meiner Stirn und auf meinen Wangen. Wahllos in verschiedene Ecken und Winkel gesetzt. Sie bilden Kreuze, Parallelen.

Und sind doch so willkürlich wie alles andere.

Ich erhebe mich auf wackeligen Knien und stapfte zu dem Spiegel, bevor ich mein weites Shirt über den Kopf ziehe, was Mom mir vor ein paar Tagen mitgebracht hat. Weiß, so wie alles in diesem Raum und in diesem Haus. Alles, bis auf das Essen.

Ich starre die Verbände auf meinem Körper an, bevor ich meine Schlafhose von meinem Beinen streife. Ich stehe nur noch in meiner Unterhose da, aber ich bin nicht nackt. Die Verbände bedecken meinen gesamten Körper und hüllen ihn in eine Art Schleier. Ein Geheimnis wartet hinter ihnen, eine Sünde.

Ich finde den Verschluss meiner Bandagen und beginne meinen linken Arm ab zu rollen. Nach fünf Tagen muss ich mir keine Sorgen machen, dass die Wunden wieder auf gehen, wenn ich keine abrupten Bewegungen mache und mich hinterher sofort wieder einwickele. Ich komme mir vor wie eine Mumie, als lange, spitze Schnitte auf meinem Oberarm ans Tageslicht kommen, die sich über meinen Bizeps spannen und meinen Ellbogen hinab laufen.

Meine Handgelenke waren festgeklebt, also haben sie immerhin keine Pulsadern aufschneiden können ohne zu riskieren, dass ich frei komme. Ich mache an meinem rechten Arm weiter. Dieselben Schnitte, vier über meinen Oberarm und ein paar willkürliche an meinem Unterarm. Alle tief genug, um ohne Zweifel klaffende Narben zu hinterlassen.

Meine Lippen zittern, als ich mich an meine Beine mache. Ich schließe meine Augen, als seine Stimme wieder durch meinen Körper sickert. Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand meine Lilly entweiht. Mein ganzer Körper erzittert und meine Arbeit an meinen Beinen versagt für einige Sekunden.

Die Bandagen fallen von meinen Beinen und enthüllen noch mehr Schnitte. Lange und kurze, tiefe und noch tiefere. Kreuze und Parallelen, wie auf meinen Armen und meine zitternden Finger streifen über die zwei längsten. Zwei platziert direkt auf meinen Oberschenkeln, die zu meiner Mitte hin führen. Fast so, als wollten sie meine Oberschenkel der Länge nach auf brechen.

Meine Knie zittern, als ich mich selbst im Spiegel anstarre. Ich zucke zusammen. Meine Arme und Beine sehen aus, als hätte ein Blinder versucht, die richtige Stelle zu finden, den Braten auf zu schneiden und so als hätte er immer und immer wieder ansetzen müssen.
 

Ein paar der Schnitte sind genäht und die Fäden stechen gegen die Luft wie Signalfeuer. Meine Hände zittern noch heftiger, als ich mich an der letzten Bandage zu schaffen mache. Meine Brust und mein Bauch. Meine Lippen zittern.

Mal sehen, ob Miley dich noch will, nachdem wir mit dir fertig sind, Lilly-Bärchen.

Immer mehr von meinem Rumpf wird sichtbar, je mehr Verbände ich abrolle. Meine Eingeweide ziehen sich zusammen und heiße, scharfe Tränen schießen in meine Augen, als ich auf meine Knie sinke und die Stelle anstarre, die einmal die Mitte meiner Brust bildete.

Von meinen Schlüsselbeinen bis zu meinem Bauchnabel. Ein einziges, fleischig rotes Wort, was mich mit seiner Klarheit und seiner tiefen Bedeutung verhöhnt und mich mit eben dem erfüllt, was es heißt. Tränen tropfen auf meine nackte Brust.
 


 

Schande.
 


 

Schande. Scham durchfließt meinen Körper, während meine Hände zum Boden sinken und verzweifelt nach Halt suchen. Schande. Dicke, rote Lettern, alle mit dünnen, dezenten Fäden genäht. Zwischen meinen Brüsten entlang verlaufend. Sieben dicke Buchstaben.

Schande.

Und es gibt keinen Zweifel. Die Narben dieses Wortes werden die Schlimmsten sein. Das war es, was Jake als erstes auf mich geschrieben hat. Deshalb hat er mein Shirt zerschnitten. Ich bin eine Schande. Ich bin also eine Schande.

Ich schließe meine Augen gegen den Schmerz und balle meine Hände auf dem Boden zu Fäusten, bevor ich anfange, haltlos zu schluchzen. Ich habe keine Träne vergossen, als er mir das angetan hat und ich hatte mir geschworen, nicht zu weinen. Und jetzt strömen sie wie Wasserfälle meine klammen Wangen hinab auf den Boden.

Mein Spiegelbild ist erbärmlich, wie es mich aus roten Augen anstarrt, so vollkommen hilflos. Völlig nackt und gänzlich entblößt. Eine Schande. Ich beiße meine Zähne aufeinander, bevor ich einen wütenden Schrei ausstoße und den Spiegel zur Seite werfe, damit er zerspringt und ich mich nicht mehr ansehen muss.

Tausend Teile fliegen über den Boden, als der Spiegel zu Boden kracht und bevor ich richtig registriere, was ich hier eigentlich tue, schnappe ich mir mein Shirt vom Bett und streife es mir über den Kopf, bevor ich aus der Türe renne, den Gang entlang.

Menschen starren mich an, als ich an ihnen vorbei renne, aber ich schere mich nicht darum. Meine Arme und Beine schreien und meine Brust fühlt sich an, als würde sie jeden Moment wieder zerreißen, aber ich kann nicht länger hier bleiben. Ich kann mich nicht ansehen.

Mal sehen, ob Miley dich noch will, nachdem wir mit dir fertig sind, Lilly-Bärchen. Wie kann sie mich denn jetzt noch lieben? Jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen, wird sie mich so sehen. Sie wird sehen, was unsere Liebe uns antut, sie wird sehen, was wegen mir geschehen ist und sie wird mich bemitleiden. Es wird nie mehr so sein, wie es einmal war.

Ich spüre jeden Messerstich, so als wäre das Wort gerade eben erst in mich hinein geritzt worden, doch dieses Mal in mein schnell pochendes Herz. Der Polizist vor meinem Zimmer rennt mir hinterher, aber er ist nicht schneller als ich.

Ich schlängele mich durch die Massen von Patienten und Angehörigen. „Ms. Truscott! Ms. Truscott, bleiben Sie stehen!“, Tränen laufen immer noch meine Wangen hinab, aber ich bleibe nicht stehen. Ich renne immer weiter und weiter.

Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand meine Lilly entweiht. Ich hasse sie. Ich hasse sie, wie konnten sie mir so etwas antun? Wieso haben sie das getan? Wieso konnten sie nicht wie alle anderen verdammten Teenager auch sein und ihren Kummer im Alkohol oder sonst in was ertränken? Warum ich?!
 

Ich pralle gegen jemanden, aber ich falle nicht. Schlanke Arme schlingen sich um meinen Körper und halten mich ganz fest und ich schluchze und weine und vergrabe mein Gesicht im Nacken dieser Person, die sanft mit ihren Fingern durch mein Haar fährt.

„Shh, ist doch okay. Alles ist okay, Lil. Wir schaffen das schon irgendwie. Mach dir keine Sorgen, alles wird wieder gut werden. Du wirst schon sehen. Shh, hör auf zu weinen. Ich liebe dich.“, Mileys sanfte Stimme umspielt meine Ohren und ich wickele meine Arme nur noch etwas fester um ihren Körper und schmiege mich noch näher an sie.

„M-Miley.“, meine Lippen beben, als ich ihren Namen sage. Ich brauche sie, ich kann das nicht alleine. Ich kann es ohne sie nicht schaffen, was soll ich ohne sie denn machen? Ich will nicht, dass sie mich verlässt. Ich will, dass sie für immer bei mir bleibt.

„Shh, ist okay. Ist okay.“, eine Schwester fährt eine Liege zu uns und mit Mileys Hilfe lege ich mich darauf. Sie lässt mich nicht los, ihre Hand liegt fest in meiner, während die Schwester mich zurück zu meinem Zimmer fährt. Ich kann mich kaum daran erinnern, die Treppen hinunter gerannt zu sein. Ich wollte nur raus.

Mileys Augen sind auf mich fixiert.

Und ich sehe kein Mitleid, kein Abscheu, kein Entsetzen. Miley liebt mich und Miley würde mich nie verlassen. Miley ist immer für mich da, immerhin ist sie meine beste Freundin. Sie ist für mich da und ohne sie könnte ich mir ein Leben nicht vorstellen.
 

-
 

„Sie müssen wirklich vorsichtiger sein, Ms. Truscott. Wenn Sie nicht aufpassen, könnten sich Ihre Wunden leicht entzünden und wir sollten Ihre Heilung auf keinen Fall beeinträchtigen. Bitte, verlassen Sie Ihr Bett erst einmal nicht mehr. Ich weiß, es muss sicher sehr frustrierend sein, die ganze Zeit an ein Bett-.“, die Stimme meines Arztes rutscht in den Hintergrund, als ich zu Miley herüber sehe, die neben meinem Bett sitzt und meine Hand hält.

Sie starrt mich intensiv an. Wieso sie mich überhaupt noch ansehen kann, jetzt, wo ich so aussehe, ist mir immer noch schleierhaft. Ich hoffe wirklich, sie ist nicht nur aus Mitleid noch mit mir zusammen. Andererseits... so etwas kann Paare zusammen schweißen.

Ich hoffe nur, dass das für uns auch gilt.

Mein Arzt verlässt das Zimmer und lässt uns beide in stillem Schweigen zurück. Ich starre sie jetzt ebenfalls an und unsere Augen bohren sich in die des jeweils anderen. Ich drücke ihre Hand. „Es tut mir Leid, Miles. Ich wollte nicht... einfach so weg rennen. Aber... als ich gesehen habe, was... ich musste einfach... raus.“, wenn auch nur für eine Sekunde.

Miley seufzt leise, bevor sie mich in meinem Bett leicht zur Seite schiebt und sich neben mir ins Bett legt. Mom und Dad haben ihr Klamotten von mir gebracht. Sie verlässt meine Seite nur zum Essen und das auch nur, wenn Mom oder Dad sie dazu zwingen. Oliver war hier. Er hat nicht viel gesagt. Ich glaube, er hat versucht, Tränen zu verstecken, als er mich gesehen hat.

Er kam nicht noch einmal wieder, aber wir haben telefoniert. Er kann mich nicht so sehen. Ich nehme es ihm nicht übel. Ich habe keine Ahnung, was mit Jackson ist oder mit Robbie Ray. Ich weiß nur, dass Mileys Verletzungen besser sind, seit sie hier ist.

Ihre einst geschwollene Lippe ist jetzt wieder völlig normal, aber die Blessur an ihrer Wange ist immer noch zu sehen. Wenn ich nicht an dieses Bett gekettet wäre, dann wäre ich schon längst zu Robbie Ray und hätte ihm einen kleinen Teil dessen gesagt, was ich im Moment von ihm halte.

Er war nicht hier. Und er hat auch nicht nach Miley verlangt. Ich weiß nicht, ob sie ihm inzwischen egal ist und jedes Mal, wenn ich auch nur darüber nachdenke, kocht mein Blut und ich will ihn sofort dafür erledigen, dass er sich so benimmt.

Miley hat keine Schuld. Schuld... Schande. Bin ich wirklich eine Schande?
 

Miley lächelt jetzt.
 

„Ist schon in Ordnung, es ist ja nochmal alles gut gegangen. Du darfst jetzt nur keine Dummheiten machen.“, sie presst ihre schönen Lippen auf meine, während ihre weiche Hand über meine Wange fährt, über ein paar genähte Wunden und kalte Haut. „Ich liebe dich, Lilly, egal wie du aussieht.“

Neue Tränen schießen in meine Augen, bevor ich wieder mein Gesicht in Mileys Nacken presse und haltlos anfange, an ihr zu schluchzen. Ich habe solche Angst. Solche Angst. Mileys Hand schließt sich um meinen Kopf und hält mich ganz nah an sich.

Ihre Wärme sickert in meinen Körper und ihr ruhiges Atmen fließt über mein Ohr, was ihrem Mund am nächsten ist. Ich schließe meine Augen in Entspannung, als ich immer ruhiger werde und darauf warte, dass sie noch etwas sagt.

„Ich liebe dich, Miley. So sehr.“, ich spüre, wie sie lächelt, bevor ich ein letztes Seufzen von mir gebe und in einen unruhigen Schlaf versinke, in dem Mileys Präsenz das einzige ist, was mich nicht verrückt werden lässt.
 

-
 

Sanftes Atmen bläst in mein Ohr, während ich mit offenen Augen an die schwarze Decke starre. Kein Licht, die Jalousien sind zu gezogen, tiefste Nacht. Wieso ich nicht schlafen kann? Ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht rechne ich jede Sekunde damit, dass jemand kommt, um Miley mit sich zu nehmen. Um sie zu verletzen, ihr weh zu tun.

Ich bin ans Bett gefesselt. Zumindest fühlt es sich so an. Ich kann immer noch das Klebeband an meinen Handgelenken und Knöcheln fühlen. Wie es sich nicht bewegte, egal wie sehr ich mich wand. Den nassen Lappen fest und kaltblütig in meinen Mund gestopft.

Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Messer mit sich zu nehmen. Natürlich ohne Fingerabdrücke. Denn selbst wenn ich gestorben wäre und sie nicht hätte entlarven können... mit diesem Messer hätte die Polizei sie gefunden.

Mein Fuß juckt, aber ich bewege mich nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Alles ist still in diesem von der Dunkelheit gänzlich in Besitz genommenen Zimmer. Ich möchte nicht hier sein, ich will raus, ich will an einen Ort gehen, an dem sie mich und Miley niemals finden können.

Schritte hallen durch den Gang vor meine Tür. Dumpfe, schwere Schritte, die durch die Stille schreien. Ganz so wie meine Gedanken, die aus meinem Kopf zu verschwinden suchen. Ewig suchend und doch für immer an mich gefesselt.

Miley liegt ganz ruhig neben mir, ihre Arme um meinen Körper geschlungen, in einer beschützenden Haltung, so als wolle sie alles Schlimme von mir fort weisen. Und vielleicht will sie das. Ich frage mich nur, wie sie mich wollen kann, jetzt da sie... jeden Tag durch mich daran erinnert wird, was unsere Liebe uns an tut.

Ich fürchte mich davor, dass sie mich verlässt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das tun würde. Aber vielleicht würde sie es, wenn sie kein Mitleid mit mir hätte, schließlich brauche ich sie gerade jetzt am meisten. Ohne sie wäre ich wahrlich verloren und das muss sie wissen.
 

Die Schritte in der Halle werden lauter, werden klarer zu vernehmen, aber ich weiß, dass uns nichts passieren kann. Ein Polizist steht vor der Tür, er wird uns beschützen, er hat doch sicher eine Waffe. Meine Hand schließt sich um etwas festes und kaltes, was neben mir in meinem Bett liegt und gerade ganz sicher noch nicht da war. Ich hebe meine Hand.

Jakes Messer. Blutig. Es tropft auf mein Bettzeug. Die Dunkelheit ist plötzlich gar nicht mehr so undurchdringlich und ich sehe einen Schatten von zwei Füßen, der durch den Spalt zwischen Tür und Boden aus dem Gang vor meinem Zimmer hinein fällt.

Jakes Messer in meiner eigenen Hand. Ich drehe es zwischen den Fingern, während meine Augen zwischen ihm und der Tür immer wieder hin und her zucken. Die Türklinke wird herunter gedrückt, während ich mich langsam aus dem Bett erhebe, das Messer fest in der linken Hand.

Ich schmiege mich an die Wand mit den Fenstern hinter mir, das Messer mit meinem eigenen, frischen Blut auf die Tür gerichtet. Ich spüre den Schmerz, wie er durch jede Pore meines Körpers zuckt. Spüre, wie heißes Blut über mein Gesicht läuft und auf meine, wie ich jetzt bemerke, vollkommen nackte Brust tropft. Die Tür öffnet sich einen Spalt.

Ein schwarzer Schuh und eine weiße Hand schlingen sich durch die beinahe geschlossene Tür und Augen, wie ich sie erst ein einziges Mal gesehen habe, starren mich aus irren Höhlen an. Das Messer in meiner Hand zittert. Gegen ihn scheint es ein lachhafter Scherz zu sein.

Jacks ganzer Körper zieht sich wie eine Schlange durch den Spalt in der Tür, bevor sie hinter ihm ins Schloss fällt und den Raum abermals ins Dunkle zurück drückt. Ich kann ihn hören, wie er sich bewegt. Wie er sich an der Wand entlang drückt, so als wäre er eine Schlange.

Ein Licht flammt auf, ganz nah bei mir. Eine Taschenlampe und das Licht verbrennt meine Haut, lässt mich für eine Sekunde lang blind erstehen. Ich versuche, meine Augen zu öffnen, aber es klappt nicht. Immer wenn ich sie öffne, schneidet das helle Licht wie ein Dolch in meine Augäpfel. Blut läuft aus meinem Hals, als ich versuche, zu rufen.

Jack wirft die Taschenlampe zur Seite und mit einem Schritt steht er vor mir, seine irren Augen auf mich fixiert, mit dem starren Blick und den gefletschten Zähnen und mit seiner Zunge, die über seine Lippen fährt. Er sagt nichts. Er kann nichts sagen.

An seinem Hals befindet sich ein langer, blutender Schnitt.

Wie aus Reflex packe ich ihn bei den Schultern und werfe ihn auf den Boden, das Messer fest in meiner kalten, klammen Hand und Blut tropft auf sein Gesicht. Ich werde zu stechen, ich werde ihn umbringen, ich werde... ich lasse das Messer hinab fahren.
 

Seine Klinge bohrt sich unbarmherzig in meine Brust und ich reiße meine Augen auf und starre... in mein eigenes Gesicht. Mein zerschlissenes, blutendes Gesicht mit den irren Augen, die ich eben hatte töten wollen. Ich starre auf das Wort, was in meine Brust geritzt ist. Blutend und rot und mich anstarrend und ich versuche, mich selbst von mir herunter zu werfen, aber ich schaffe es nicht.

Lilly Truscott, ich, sticht immer weiter auf mich ein. Mit einer Entschlossenheit, die ich noch nie bei mir gesehen habe. Blut spritzt aus meinen Wunden, aus seinen, aus Jacks, ich bin Jack. Blut spritzt auf Lillys Gesicht und ihre Lippen verziehen sich zu einem grausamen Grinsen. Im flackernden Schein des Lichtes, dessen Ursprung ich nicht erkennen kann, zieht sie die Klinge aus meiner Brust.

Ihre rote Zunge fährt beinahe genüsslich über das Blut, was auf mein Gesicht tropft und ich nutze den Moment, um Lilly von mir zu werfen und zur Tür zu rennen, durch die Jack, ich, eben gekommen bin. Ich reiße sie auf und stürze in das Zimmer dahinter.

Helles Licht umgibt mich fast sofort und ich finde mich in einer Küche wieder, die mir nur allzu bekannt vorkommt. Ich sehe hinunter auf meine blutige Brust, bevor ich durch die Tür in den Flur trete.

„Wo bist du so lange gewesen?“, erst jetzt bemerke ich den Stuhl in meinen Händen und ich lasse ihn fast fallen, bevor ich ihn neben Jake auf den Boden stelle und mich gegen die Wand lehne, während ich dabei zusehe, wie Jack und Jake Lilly, mich, an den Stuhl fesseln. Lillys Augen starren leer nach vorne, als Jake ihr Shirt mit dem Messer zerreißt.

Sie hebt ihren Kopf, als er anfängt, das Wort in ihre Brust zu ritzen und ihre leeren, milchigen , weißen Augen, Augen, wie ich sie noch nie gesehen habe, starren mich an. Und rote Tränen laufen ihre Wangen hinab und ich will ihr helfen, aber ich kann nicht. Meine Hände und Füße sind wie gelähmt, als ich dabei zusehen muss, wie Jake und die anderen lachen und Lilly... mich zerfleischen, wie Raubtiere bei ihrer ersten Mahlzeit seit Tagen. Ich schlucke.

„Macht's Spaß?“, eine Stimme flüstert es, ganz nah bei meinem rechten Ohr und ich zucke zusammen und stürze, denn meine Beine fühlen sich wie Gummi an, als mir plötzlich zwei Lillys gegenüber stehen. Weiße Augen und das verrückte, blutige Grinsen.

Aber sie sind nicht allein. Jack, Jake, Jay, Amber, Ashley und Miley. Sie stehen alle hinter ihnen, Miley in ihrer Mitte. Lilly mit dem verrückten Grinsen schlingt ihren rechten Arm um Mileys Taille und zieht sie näher an sich, während die Lilly mit den weißen Augen nur starr starrend daneben steht und mich ansieht. Sabber sickert aus ihrem Mund.

Ich rutsche auf dem Boden von ihnen weg, bis mein Kopf gegen die Kommode vor der Tür schlägt. Ich will raus, ich will weg von ihnen. Ich kann nicht dabei zusehen, wie sie meiner Miley weh tun. Ich schüttele den Kopf.
 

Mit der kalten, flachen Seite des Messers über Mileys Wange streichend, lehnt sich die blutige Lilly nach vorn und presst ihre Lippen auf die meiner festen Freundin, bevor sie sich von ihr löst und sie von sich stößt, damit die weißäugige sie auffangen kann.

„Wovor fürchtest du dich? Davor, dass wir dich töten? Willst du, dass wir dich töten?“, Blut tropft ihr Kinn hinunter, während sie auf mich zu geht und mich mit ihren irren Augen mustert. Mein Blick fliegt zurück zu Miley, die jetzt wie ein Kind im Arm der weißen Lilly liegt, die Stirn in ihren kalten Nacken gepresst und die Arme um sie geschlungen.

„Wieso hast du Angst vor dir selbst?“, ihre blutigen Knie treffen den Boden, als sie sich vor mir nieder lässt, den Kopf schief legt und mich ansieht. Jack, Jake, Amber, Ashley, Jay. Sie alle stehen nur da und starren mich an. Sie bewegen sich nicht. „Wieso hast du Angst vor dir selbst?“

Ihre Zunge leckt über ihre Lippen und sie legt ihre Hände auf den Boden und kommt auf mich zu, wie ein Tier auf allen Vieren und mit diesem wilden, undurchdringlichen Blick, der ganz auf mich gerichtet ist. Sie fletscht ihre Zähne. „Wieso hast du Angst vor dir selbst?“

Aber ich weiß keine Antwort auf diese Frage.

Sie kommt vor mir zu einem plötzlichen Halt und bäumt sich auf, ihre Unterschenkel auf dem Boden und ihre Brust weit erhoben, das grässliche Wort zur Schau gestellt, spannt sie ihre Muskeln und schaut auf mich herab. Nur auf mich. Ich starre mich an.

Wieso hast du Angst vor dir selbst, Lilly?!“, ihre Stimme ist so laut, dass es mich fest an das Holz hinter mir zurück drückt und bevor ich richtig registrieren kann, was gerade passiert, packt sie mein Shirt und reißt es entzwei.

Mein Kinn fällt auf meine Brust, während ich auf das glühende Wort starre, was mir entgegen strahlt, wie eine makabere Weihnachtsdekoration. Lillys Augen bohren sich in meine und ihr blutiger Speichel tropft auf mein Gesicht. Sie ist mir so nah, dass sich unsere Nasen fast berühren.

Sie atmet schwer.

„Fürchte dich nicht vor dir selbst, Lilly. Fürchte dich nicht vor denen, die dir das angetan haben. Fürchte dich nicht davor, dass sie dich verlassen könnte. Fürchte dich nicht. Fürchte dich nicht.“, und mit diesem letzten Flüstern presst Lilly ihre Lippen auf meine und legt ihre warmen, weichen Hände auf meine Wangen.
 

„Fürchte dich nicht vor dir selbst, Lilly.“

I'm Trying So Hard

THE BEST THING

YOU AND ME
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 17
 

„Sie haben ihn, huh? Und, was sagt er? Hat er alles gestanden?“, Mileys Finger geistern über mein Gesicht mit beinahe federleichten Berührungen. Sie fährt über meine Nase, meine Augenbrauen, meine Lippen. Und mein Blick ist nur mäßig auf den Polizisten geheftet, der neben meinem Bett auf dem freien Stuhl sitzt, auf dem Miley manchmal hausiert, wenn die Ärzte das Zimmer betreten.

Ich bin froh, dass sie hier bei mir ist. Ich meine, meine Eltern sind hier natürlich auch willkommen, aber manchmal ist es etwas anderes den Menschen an seiner Seite zu haben, von dem man weiß, dass er einen nie im Stich lassen würde.

Nicht nach dem, was wir zusammen durchgemacht haben.

„Bis jetzt hat er uns noch gar nichts gesagt. Wir wissen noch nicht, was genau er damit bezwecken will. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Lilly überleben würde.“, Charlie verschränkt seine Arme vor dem Körper und starrt aus dem Fenster.

Es ist jetzt eine Woche her, seit ich diesen komischen Traum hatte. Wenn ich nur daran denke, wird mir ganz anders. Diese starrenden Augen, aber gleichzeitig diese Verbundenheit und diese... Wärme. Ich glaube nicht, dass Lilly mir weh getan hätte.

Ich soll keine Angst vor mir selbst haben und ich werde auf sie hören. Es wird Zeit, dass ich wieder auf die Beine komme, wenn nicht für mich, dann für die Menschen, denen ich etwas bedeute. Ich rolle mich auf die Seite und vergrabe mein Gesicht in Mileys Nacken, bevor ich zufrieden seufze und genieße, wie Mileys Finger jetzt anstatt über mein Gesicht durch meine Haare fahren.

Sie schlingt ihre Arme noch etwas fester um mich.

„Die Nerven von diesem Kerl.“, in einer Woche bin ich draußen, aber das bedeutet nicht, dass ich dann wieder auf den Beinen bin. Ich kann dann immer noch nicht herum rennen. „Ich würde gerne mal einige Minuten mit dem Mistkerl verbringen. Ich würde ihn schon zum Reden bringen.“

Meine feste Freundin schwingt die Faust und knirscht ungehalten mit den Zähnen. Sie ist in den letzten Tagen und Wochen ungewöhnlich rachsüchtig gewesen und ich mache mir Sorgen, dass sie vielleicht etwas Dummes anstellt. Vielleicht liegt es daran, dass sich Mr. Stewart einen Dreck darum schert, wo sie hin verschwunden ist.

Und vielleicht liegt es auch daran, dass Jackson sich noch immer nicht gemeldet hat und das ist etwas, was nicht nur ihr Sorgen bereitet. Ihre Verletzungen sind wieder verschwunden, zumindest was die auf ihrem Körper angehen. Ich glaube nicht, dass sie Mr. S je wieder verzeihen wird. Und wer kann es ihr verübeln? Ich jedenfalls nicht.

Ich kann immer noch nicht fassen, wie das passieren konnte. Wie kann ein sanftmütiger Mann wie Robbie Ray Stewart nur so ausrasten, nur weil seine Tochter eine andere Frau liebt? Und wie so oft stellt sich mir die Frage, ob wir nicht vielleicht noch hätten warten sollen.

Wenn Miley bereits auf dem College gewesen wäre, dann hätte er ihr nicht so zusetzen können. Ich sehe dabei zu, wie Miley und Officer Charlie sich neben mir unterhalten, aber ich höre nicht mehr hin. Inzwischen hat die Polizei schon zwei von den Mistkerlen festgenommen, die mir das angetan haben.

Sie haben Jay irgendwann letzte Woche gefangen, als sie wieder nach Hause kam. Sie und Jack haben sich offensichtlich... lieben gelernt. Sie sind sich sympathisch. Zwei Psychopathen unter der Sonne, wenn ich es mir recht überlege. Sie zumindest hat alles gestanden, was mich angeht.

Offenbar hat sie auch eine Menge von dem wiedergegeben, was zwischen uns beiden vorgefallen ist, als wir noch miteinander gingen. In den Polizeiakten steht jetzt wahrscheinlich eine ganze Menge über unser Verhältnis und sicher mehr, als die Herren in ihren Uniformen wissen wollten. Natürlich wollte sie sich nur irgendwie rechtfertigen. Sie musste ja irgendeinen Grund angeben, weshalb sie eine solche Tat unterstützt hat.

Als ich sie kennen lernte hätte ich mir nie träumen lassen, dass sie zu so etwas fähig ist. Sie wirkte immer so schüchtern und nett. Eine perfekte Maske die ihre hässliche Wirklichkeit verbarg. Und ich war zu dumm und zu verletzt um hinter die Fassade zu blicken.
 

Der Prozess wird ihr und Jack und den anderen gemacht werden und dann kommen sie alle ins Gefängnis für das, was sie mir und Miley angetan haben. Jake, Amber und Ashley sind immer noch unauffindbar. Ich frage mich, wo sie sich versteckt haben und ob Jack vielleicht etwas darüber weiß. Jay hat dazu jedenfalls nichts gesagt, aber vielleicht will sie sie auch nur schützen.

Wie kann Hass jemanden dazu treiben, so etwas zu tun?

„Danke, dass sie uns das gesagt haben, Officer.“, das ist das erste mal, seit einigen Minuten, dass ich mich zu Wort melde, während ich mich etwas schwerfällig aufsetze und Miley mich etwas unsicher ansieht, so als wäre sie sich nicht sicher, ob ich mich bereits bewegen sollte. Aber ich schaffe das schon. „Wir wären jetzt gerne wieder allein, bitte.“

Charlie lächelt leicht, dann nickt er und erhebt sich von seinem Stuhl. „Es war mir wie immer eine Freude. Ms. Truscott, Ms. Stewart. Wir kriegen die anderen auch, verlassen Sie sich darauf.“, er nickt uns zu, dann verschwindet er zur Tür und mit einem letzten Blick ist er nicht mehr zu sehen.

Miley sieht mich einige Sekunden lang durchdringend an, bevor sie ihre Lippen bestimmt auf meine presst und mich sanft zurück auf den Rücken drückt. Manchmal passieren Ereignisse Schlag auf Schlag. Wie an diesem verhängnisvollen Tag vor zwei Wochen.

Oliver verprügelt mich, Miley und ich kommen wieder zusammen, Jackson ist schwul, Mr. Stewart verprügelt seine Kinder, weil sie es ihm gesagt haben, ich werde von Jake und den anderen vollkommen entstellt, ich komme ins Krankenhaus.

Und das alles an einem Tag, innerhalb weniger Stunden. Und das, wo wir doch zuvor, als wir beide zusammen in ihrem Bett lagen, noch so glücklich und unbeschwert gewesen waren. Und die größte Sorge, die wir hatten war, ob Jackson oder Mr. Stewart vielleicht eher zurück kommen würden und uns beim Liebe machen stören könnten.

Nun, die zwei Wochen Hausarrest habe ich immerhin schon mehr als voll.

„Was ist los, Baby? Alles okay? Soll ich eine Schwester rufen?“, sie flüstert es gegen meine Lippen und starrt mich aus wunderschönen blauen Augen eindringlich ein. Ich schlucke, dann schüttele ich nur den Kopf und küsse ihre Stirn.

„Es ist nichts. Ich habe nur darüber nachgedacht, wie sich unser Leben verändert hat. Als wir zusammen gekommen sind hast du bestimmt nicht erwartet mit mir zusammen in einem Krankenhausbett zu enden.“, ich weiß, dass sie besorgt ist. Ich kann es in ihrem Blick lesen.

„Lilly, ich hatte so gut wie gar keine Erwartungen, als wir zusammen gekommen sind. Ich wollte nur mit dir zusammen sein. Ich hab es dir schon mal gesagt, es ist mir egal, dass wir jetzt hier liegen. Ich will nur wegen dir mit dir zusammen sein.“, ihre Worte zaubern ein Lächeln auf meine Lippen.

„Ich weiß, Miles und ich hätte nie an dir zweifeln sollen. Ich hatte Angst, du würdest wieder davon laufen. Aber das ist vorbei. Jetzt müssen wir beide nur noch abheilen und dann können wir wieder zusammen durch den Sand am Strand laufen.“, auch wenn es wohl einige Zeit dauern wird, bis ich wieder einen Bikini anziehen werde.

Ich werde garantiert nicht halbnackt durch das Wasser rennen mit den Narben, die über meinen ganzen Körper laufen. Gott sei Dank muss ich beim Surfen einen Wetsuit tragen und keiner von meinen Freunden wird etwas bemerken. Ich glaube nicht, dass ich damit leben könnte, wenn mich alle anstarren mit ihren mitleidvollen Augen, den stummen und doch so bedeutenden Blicken, dass sie mich und meine Zurschaustellung des Leids gar nicht bei ihnen haben wollen, auch wenn sie es nie so sagen würden.

Ich brauche mir gar nichts vorzumachen, mein Leben wird nie wieder so sein, wie es einmal war.
 

„Du bist schon wieder in deinem kleinen, hübschen Kopf verschwunden, Lils. Komm schon, was geht in dir vor? Sag es mir.“, Mileys Zunge fährt provokant über meine Ohrmuschel und sie saugt spielerisch an meinem Ohrläppchen. Ich erzittere.

„Du bist ein böses, böses Mädchen, Miles. Solche Mittel setzt man einfach nicht an, wenn die verwundete Freundin unter einem liegt und sich nicht wehren kann.“, Miley rollt mit den Augen und ich kichere hohl in meiner Kehle. Zumindest können wir wieder miteinander lachen, auch wenn es sich noch in Grenzen hält. In einem Krankenhaus hat man eben nicht so viel zu lachen.

Und die Umstände, unter denen wir uns hier befinden, sind alles andere als komisch.

„Okay, wenn du nicht darüber reden willst, dann ist das deine Sache. Schließ dich nur in deinem Kopf ein und lass mich nicht rein, kein Problem. Wir werden ja sehen, vielleicht hat Dr. Evans ja mehr Glück als ich.“, Miley rollt sich auf den Rücken und starrt an die Decke, während ich sie weiterhin ansehe.

Dr. Evans, meine neue Psychiaterin. Eine junge, blonde Ärztin mit einem der wärmsten Lächeln, die ich je gesehen habe. Sie scheint immer von innen heraus zu strahlen, auch in unseren Sitzungen. Ich habe sie erst zwei Mal gesehen, aber ich denke, ich mag sie. Ich habe ihr allerdings noch nichts von dem Traum erzählt. Ich habe niemandem davon erzählt.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es sollte. Dieser Traum war allein für mich bestimmt.

„Dr. Evans hat ja auch im Gegensatz zu dir eine Urkunde, auf der steht, dass sie dafür ausgebildet ist, um sich mein Quengeln anzuhören. Du musst dich damit wirklich nicht rumschlagen, Babe.“, ich rolle mich zurück auf meine rechte Seite und fahre mit meiner linken Hand über Mileys Arm, bis meine Finger über ihren liegen und ich meine zwischen ihre schieben kann.

Ich drücke einen liebevollen Kuss auf ihre nackte Schulter. Es ist heiß hier und sie hat sich für eines meiner Tops entschieden, die Mom uns mitgebracht hat. Da Mr. Stewart sich immer noch nicht bei uns gemeldet hat, muss sie immer noch meine Klamotten tragen, die ihr mindestens eine Nummer zu groß sind.

„Und was, wenn ich mich trotzdem damit rumschlagen will?“, ihre Unterlippe schiebt sich nach vorn und bildet einen Schmollmund, doch ich grinse nur nachsichtig.

„Du weißt schon mehr als genug. Ich kann nicht von dir erwarten, dass du jetzt auch noch Dr. Evans' Position einnimmst. Das wäre dir gegenüber nicht fair. Ich liebe dich, Miles, aber manche Dinge... kann ich dir einfach nicht zumuten. Ich wollte nie, dass du mich so siehst und wenn ich es mir aussuchen könnte, dann hättest du mich nie so vorgefunden.“, die Medikamente in meinem System machen es mir möglich, dass ich mich bewege, ohne jedes Mal vor Schmerzen in Ohnmacht zu fallen.

Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht trotzdem vorsichtig sein muss. Ich darf es nicht riskieren, dass eine meiner Wunden wieder aufplatzt. Sie müssen alle erst einmal verheilen, damit so wenig Narben wie möglich entstehen.

Natürlich mache ich mir nichts vor. Man wird sie sehen können, wenn ich erst einmal wieder draußen bin. Sie werden für immer eine Erinnerung daran sein, dass Jake und die anderen mich hassen. Eine ständige Erinnerung an den Schmerz. Nicht nur für mich, auch für Miley und meine Eltern.
 

„Ich kann das verkraften. Du traust mir viel zu wenig zu. Ich bin doch hier, oder? Ich bin hier, obwohl ich es nicht sein müsste. Und außerdem ist die Vorstellung immer viel schlimmer als die Wirklichkeit. Ich hätte mir noch schrecklichere Dinge ausgemalt, wenn ich dich nicht gesehen hätte, als du auf diesen Stuhl gekettet warst.“, ein kleiner Kuss auf meinen Mund und schon liege ich wieder auf dem Rücken, Mileys Kopf auf meiner Schulter und ihr Arm um meine Taille geschlungen.

„Deine Mutter... hat es viel schwerer genommen als ich. Ich kann mir nicht vorstellen wie es ist, sein eigenes Kind so zu finden...“, die Decke ist so weiß und undurchdringlich wie immer und meine Augen werden schwer, als ich mir meine Mutter vorstelle, wie sie vor mir auf die Knie fällt.

Dad, Matt und Mom waren bei dem Restaurant angekommen, aber halb ins Essen hat Mom sich Sorgen um mich gemacht, weil ich mich wegen Miles so schlecht fühlte. Wäre sie nicht nach Hause gefahren, um nach mir zu sehen, dann wäre ich jetzt tot.

Dann wäre ich wirklich verblutet, so wie Jake es vorgesehen hatte. Er hatte diesen einen Fehler im Plan nicht einkalkuliert, dass meine Mutter so früh nach Hause kommen würde. Oder, dass Miley nicht mehr von meiner Seite weichen würde.

Ich presse meine Lippen gegen ihren Kopf und schließe meine Augen gegen die weiße Farbe über mir, die mich mit ihrer Reinheit beinahe erdrückt. „Wenn ich dich so gefunden hätte, wäre ich wahrscheinlich durchgedreht. Ich hätte mir die erstbeste Waffe geschnappt und wäre diesen Mistkerlen hinterher gejagt.“, Mileys Finger schieben sich zwischen die meiner linken Hand.

„Ich weiß, Lil, ich weiß.“, ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Alles ist fast wieder so, wie es sein sollte.
 

-
 

Das erste, was ich höre, als ich aus einem sehr jähen Schlaf erwache, ist ein entsetztes Keuchen und dann ein kleiner, leiser Freudenschrei. Das Bett ist außer mir leer, aber als ich meine Hand über die Stelle gleiten lasse, an der ich eigentlich Miley vermutet hatte, wird mir klar, dass sie gerade erst aufgestanden sein kann. Die Stelle ist noch warm.

„Oh Gott, ist alles okay mit dir? Du siehst so... übel aus.“, ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, bevor ich mich im dunklen Zimmer aufsetze und auf die zwei Personen starre, die eng ineinander verschlungen dastehen, die Arme umeinander gelegt. Eine dieser Personen ist Miley und die andere... „Oh Jackson, was hat Dad mit dir gemacht?“

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als ich seinen Namen höre und ein breites Lächeln schießt über meine Lippen, erstirbt aber fast sofort wieder. Jackson sieht übel aus? Ich kann es im schwachen Licht kaum erkennen während meine Finger geistesabwesend und fast wie von selbst zu meiner Nachttischlampe gleiten.

„Miley?“, ich flüstere es in den dunklen Raum und meine Freundin macht sich von Jackson los und sieht mich an. Tränen sind über ihre Wangen gelaufen und sie schnieft leise, als sie wieder zu meinem Bett kommt und ihre Arme jetzt um mich legt.

Ich drücke den Schalter und das Zimmer wird in einen hellen Schein getaucht. Jackson lächelt mir zu, aber er sieht wirklich übel aus. Er hat zwei Veilchen und seine Lippen und seine linke Wange sind angeschwollen. Und soweit ich das erkennen kann, sind das nicht die einzigen Körperteile, die nicht mehr so aussehen, wie sie es sollten.

„Hey, Lilly. Lange nicht gesehen. Ich hab gehört, was passiert ist und bin so schnell gekommen wie ich konnte. Leider fanden die es im Camp gar nicht lustig, dass ich immer ausbrechen wollte, um euch zwei zu sehen.“, Mileys Gesicht ist immer noch fest in meinen Nacken gepresst und während ich mit meinen Händen durch ihre Haare fahre, bedeute ich Jackson, sich auf den Stuhl neben meinem Bett zu setzen.

„Was für ein Camp?“, verdammt, er sieht wirklich übel aus.

„Dad fand es, wie du vielleicht schon weißt, nicht so witzig, dass wir beide... du weißt schon. Miley hat er nur in ihrem Zimmer eingeschlossen, nachdem er ihr ein paar verpasst hatte. Dummerweise hatte er nicht an die Strickleiter in ihrem Schrank gedacht.“, Jackson grinst jetzt, auch wenn ich sehen kann, dass er leicht zusammen zuckt, als er sich auf den Stuhl nieder lässt.

Miley klettert zurück ins Bett neben mich und kuschelt sich in meine Seite, bevor sie sich wieder ihrem Bruder zuwendet und ihn mit roten Augen ansieht. Seine Haare sind kürzer, als ich sie je gesehen habe. Viel kürzer als sonst, in einem dieser Militärhaarschnitte. Er sieht mehr als seltsam damit aus.

„Und als Dad gemerkt hat, dass Miles abhauen konnte, wurde er sauer. Er meinte, dass ihm das mit mir garantiert nicht passieren wird, also hat er mich erst in den Keller eingeschlossen, bevor er einen seiner Freunde angerufen hat, der eins dieser Camps betreibt.“, Mileys Bruder zuckt mit den Schultern.
 

Miley und ich sind ganz still, völlig paralysiert.
 

„Ihr kennt doch diese religiösen Camps. Die, in die man kommt, wenn man auf das gleiche Geschlecht steht. Die denken ja, dass ist eine Art Krankheit oder eine Verirrung des Geistes oder so. Na ja und in so eins... hat er mich geschickt, um mich bekehren zu lassen.“, meine Hände ballen sich zu Fäusten als ich daran denke, wie Teenager dorthin geschickt werden, um wieder normal zu werden, obwohl ihnen nichts fehlt. Ich knirsche mit den Zähnen.

„Immerhin hab ich da diesen echt süßen Jungen kennen gelernt. Dave.“, ein verträumter Ausdruck übermannt seine Züge und für einige Sekunden sehen Miley und ich dabei zu, wie er in Erinnerungen schwelgt. „Er wurde ein paar Tage später entlassen, nachdem ich herkam. Wenn du mitspielst und immer wieder beteuerst, dass du dich geändert hast, dann können sie nicht viel machen, als dich nach Hause zu schicken.“ Er schüttelt sanft den Kopf.

Die Hand nach Jackson ausstreckend, dreht sich Miley auf ihre andere Seite, sodass sie mir mit dem Rücken zugedreht daliegt und ohne groß darüber nachzudenken, schlinge ich meinen Arm um ihre Taille und vergrabe meine Nase in ihrem Nacken.

„Das Wichtigste ist, dass du endlich wieder frei bist.“, ihre Hand schließt sich um Jacksons und hält sie ganz fest und Jackson lächelt sie dankbar an. „Du kannst dich gerne in das unbenutzte Bett legen. Oder, Lil? Meinst du, die Ärzte haben etwas dagegen?“

Jetzt dreht sie mir wieder ihren Kopf zu, sodass ich ihre Wange küssen und den Kopf schütteln kann. „Sie gewähren dir ja immerhin auch schon seit zwei Wochen Asyl, oder?“, ich verschwinde schon wieder in Mileys Nacken, als sie einen ungehaltenen Laut von sich gibt.

„Hey, ich kann auch jederzeit wieder gehen, Ms. Lillian Ann Truscott. Ich muss hier nicht liegen.“, ich weiß, dass sie einen Schmollmund aufgesetzt hat und mich nur auf den Arm nehmen will, aber die Vorstellung, dass Miley vielleicht nicht mehr bei mir sein könnte, ist immer noch so unheimlich erschreckend. Ich beiße meine Zähne fest aufeinander. „Vielleicht gehe ich ja jetzt mit Jackson in ein Hotel. Wer weiß. Alles ist mögl- Lilly? Baby, ist alles okay?!“

Mein ganzer Körper zittert wie Espenlaub, meine Finger beben und ich kneife meine Augen fest zu, um dieses Bild aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Ich spüre, wie Miley sich aus meinem Griff windet und sich auf dem Bett bewegt und einige Sekunden später liege ich in ihren Armen, mein Gesicht an ihr schnell schlagendes Herz gepresst und ihre Hände fest um meinen Körper geschlungen.

Ich presse meine Zähne aufeinander und vergrabe meine Finger in Mileys Top. Ein markerschütterndes Schluchzen entfährt meinem Mund und für den Bruchteil einer Sekunde habe ich das Gefühl, dass die ganze Welt sich rückwärts dreht.

„Lass mich nicht allein.“, ich flüstere es gegen ihre Haut, damit Jackson mich nicht hören kann. Ich hasse es, wenn andere mich in so schwachen Momenten ertappen, in denen ich mich fühle, als würde die ganze Welt um mich herum zusammen stürzen. Mileys Finger streicheln mein Haar und ihre Lippen pressen sich gegen meinen Kopf.

„Ich werd dich nie alleine lassen. Hab keine Angst.“, ich schäme mich nicht dafür, dass ich sie brauche. Jeder Mensch braucht irgendwo in seinem Leben Halt. Ich brauche Miley und ich hoffe, dass sich das nie ändern wird.
 

Ich höre wie Jackson sich von seinem Stuhl erhebt und einige Sekunden später wird es dunkel in meinem Zimmer und Jacksons Schritte bewegen sich in die Richtung des unbenutzten Bettes. Er ist ein guter Junge und er hat es nicht verdient, was sein Vater mit ihm gemacht hat. Niemand verdient eine solche Behandlung. Miley und Jackson haben Mr. Stewart vertraut und er tut ihnen so etwas an.

Wenn ich einmal Kinder habe, dann werde ich ihnen alles geben, was sie brauchen.

„Ich liebe dich, Miley.“, ich drehe ihr den Rücken zu und kuschele mich in die Kissen, bevor Miley ihren Arm um meine Taille legt und mich fest an ihre Brust drückt. Ich habe Miley so oft im Arm gehalten, aber jetzt ist sie für mich da.
 

-
 

„Hast du vielleicht eine... Sieben?“, ich starre über den Rand meiner Karten zu Miley hinüber, die mir gegenüber auf dem Bett sitzt und dann zu Oliver, dessen Gesicht in Anstrengung verzogen ist, während er über einer Mathematikaufgabe aus der Schule brütet.

Miley grinst schelmisch. „Geh fischen.“, ich habe irgendwie das Gefühl, sie nimmt mich hier auf den Arm, aber was soll ich machen? Ich kann ihr ja schlecht die Karten aus der Hand schlagen. Dad ist in seinem Büro, Matt arbeitet und Mom sitzt zusammen mit Jackson an dem kleinen runden Tisch in meinem Zimmer. Sie unterhalten sich leise, während ich gegen Miley Karten spiele.

Nur noch ein paar Tage, dann kann ich wieder nach Hause gehen. Die Ärzte sagen, es hat sich keiner meiner Schnitte entzündet und sie verheilen wirklich gut. Sie sind immer noch rot und sie sind immer noch unheimlich hässlich, aber sie sind jetzt ein Teil von mir. Und ich versuche wirklich mit Leibeskräften mich nicht davon beeinflussen zu lassen.

Ich muss lernen damit zu leben, auch wenn Dr. Evans gesagt hat, dass so etwas Zeit braucht und dass meine seelischen Wunden sicher eine Menge mehr Zeit brauchen um zu heilen als meine körperlichen. Sie schweift wirklich gerne ab.

Jackson ist vorübergehend bei Ollie eingezogen, weil wir es alle für ein wenig zu gewagt hielten, dass er bei uns einzieht, wo Robbie Ray doch nur ein paar Häuser weiter wohnt. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein und ich weiß wirklich nicht, wie er darauf reagieren wird, dass Jackson aus dem Camp ausgerissen ist, um Miles und mich zu sehen.

Ich könnte mir neuerdings gut vorstellen, dass er einen Tobsuchtsanfall bekommen hat, als sein Freund ihn angerufen hat.

„Hast du irgendwelche Dreien?“, ich knirsche ungehalten mit den Zähnen, als ich Miley zwei Dreien zuschiebe und sie mir die Zunge rausstreckt. Ich habe schon hundert Mal gegen sie gespielt und ich habe bestimmt hundert mal verloren.

Ollie lässt ein frustriertes Stöhnen entfahren und wirft sein Matheheft neben meinem Bett auf den Boden, bevor er seine Hände auf die Augen presst und langsam ausatmet. „Ich werde durchfallen, ich werde ganz sicher durchfallen.“, die Prüfungen stehen bald an. Ich weiß noch nicht, ob ich dann schon wieder in die Schule gehen kann und Miley hat auch die ganze Zeit gefehlt. Man sollte nicht meinen, wie störrisch sie sein kann.

Die Idee meines Vaters sie wieder in die Schule zu fahren hat sie mit einem ungläubigen Schnauben und einem vernichtenden Blick abgetan und seitdem hat keiner von uns wieder davon geredet. Ich würde ohnehin nicht wollen, dass sie dorthin zurück geht.

Sie wissen immer noch nicht, wohin Jake verschwunden ist.
 

Amber und Ashley haben sie vor zwei Tagen zusammen mit ihrem Auto in Las Vegas fest genommen, wohin sie sich anscheinend mit dem Geld ihrer Eltern verzogen hatten, um sich ein neues Leben aufzubauen. Für den Fall, dass ich mich irgendwie aus der Attacke heraus gewieselt habe.

Sie sind wirklich nicht so dumm, wie sie aussehen.

„Vielleicht kann ich dir helfen.“, ich strecke meine Hand nach seinem Heft aus, woraufhin er es vom Boden aufnimmt und es mir mitsamt seinem Buch auf den Schoß wirft. Ich habe seit fast drei Wochen keine Schulsachen mehr gesehen. Die Prügelei mit ihm scheint Welten entfernt.

Einen Moment war alles glücklich und dann... Dann war alles dahin wie eine Metapher, die mir jetzt gerade nicht einfällt. Ich starre die Zahlen in seinem Buch an. Ich weiß wirklich nicht, wieso er sich so anstellt. So wie ich das sehe, machen sie immer noch dasselbe. Haben die denn gar nichts Neues gelernt?

„Ollie, wir machen dasselbe Thema jetzt seit über einem halben Jahr und du hast es immer noch nicht verstanden?“, ich runzele die Stirn, während Miley mir dabei zusieht, wie ich Olivers Aufgaben mithilfe seines Taschenrechners löse.

Er schmollt auf seinem Stuhl. „Mathe war eben nie mein Ding.“

„Na und? Meins doch auch nicht. Die letzte Arbeit hab ich nur bestanden, weil ich bei Miley abgeschrieben habe. Uh, nichts für ungut, Miles. Aber du warst ja immer schon schlauer als wir und ich dachte mir eben, dass beste Freunde alles teilen.“, ich schenke ihr ein nicht sehr überzeugendes Grinsen, aber sie rollt nur mit den Augen, küsst meine Wange und gesellt sich anschließend zu Jackson und meiner Mom.

Weiß der Geier worüber die zwei sich schon wieder unterhalten.

Ich reiche Oliver sein Heft zurück. „Du bist ein Idiot, Oliver. Lass dir von niemandem etwas anderes erzählen.“, mein Lächeln ist zuckersüß, aber er springt nicht darauf an. Stattdessen lächelt er nur, legt seine Sachen beiseite und setzt sich auf die Stelle, auf der Miley eben noch saß.

„Sie haben die Fäden endlich aus deinem Gesicht genommen, huh?“, sein Zeigefinger streicht über meine Stirn und meine Nase und über die diversen anderen Schnitte auf meinem Gesicht. „Ich glaube nicht, dass man die noch besonders stark sehen wird, wenn sie abgeheilt sind. Die Jungs vom Skaten werden sie wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Die denken vielleicht, dass du schon wieder hingefallen bist, das wäre ja echt nichts Neues.“ Er lacht.

„Mein Arzt hat gesagt, dass sie besser verheilen, als er erwartet hat, was wohl daran liegt, dass ich noch so jung bin.“, auch ich lächele jetzt wieder und dieses Mal ist ein echtes, fröhliches Lächeln. „Und was heißt hier schon wieder hingefallen? Ich falle nicht, Oliver, ich fliege. Dennoch elegant..“

„Nein, natürlich fällst nicht, wie dumm von mir. Und was ist mit dem einen Mal, als du dir fast den Arm gebrochen hast? Deine Mom hätte fast einen Anfall bekommen, als du blutig und dreckig und humpelnd und alles nach Hause kamst. Humpelnd und dabei hattest du nicht einmal etwas mit deinem Bein.“, er klopft leicht gegen meinen Ellbogen und sieht zu meiner Mutter herüber, die jetzt Jacksons Hand hält.
 

„Worüber reden die wohl, was meinst du?“, ich versuche die Lippenbewegungen meiner Mutter zu entziffern, aber ich kriege es nicht so recht hin. Oliver zuckt nur mit den Schultern.

„Sie sieht ziemlich besorgt aus, also schätze ich mal über das Camp, wo er hingehen musste. Er hat mir ein bisschen davon erzählt. Du glaubst wirklich nicht, was diese kranken Religionstypen alles versuchen, um sie zu ändern. Körperliche Züchtigung und alles. Vollkommen krank.“, ein Kopfschütteln und ein Seufzen und ich weiß, dass er recht hat.

Das ist wirklich krank. Gott sagt, er liebt alle Menschen gleich und er unterscheidet nicht unter ihnen. Er hat jeden Menschen so gemacht, wie er ist und jeder Mensch hat ein Schicksal zu erfüllen und hat irgendeinen Sinn auf der Erde. Vielleicht einen, den er selbst nicht erkennt, aber er hat einen.

Wie kann da die Kirche sagen, jemand wäre weniger wert als die anderen? Alles Menschengemachter Unsinn, wenn ihr mich fragt. Eine Reihe von machthungrigen Alten, die ihr Monopol in der Welt nicht aufgeben wollen und sich als die einzig wahren sehen. Selbstgerechte Spinner ohne irgendeinen Sinn für die Realität. Obgleich mir so etwas angetan wurde, die würden das wahrscheinlich als gerechte Strafe Gottes sehen, weil ich mit Miles zusammen bin.

Ich habe die Religion nie verstanden und vielleicht bin ich einfach nicht dafür gemacht. Wer weiß das schon so genau, richtig? Die Gabe des Glaubens, wie schon Robert Langdon in Illuminati sagte, ist ein Geschenk, was auch ich noch nicht erhalten habe.

„Menschen sind böse.“, resigniert meiner Augen schließend lehne ich mich zurück gegen mein Bett und starre zum tausendsten Mal an die weiße Decke, so als würden dort oben die Antworten stehen. „Ich habe Dr. Evans gefragt, warum Jake und die anderen das getan haben und sie konnte mir keine Antwort geben. Ich kann es einfach nicht verstehen.“ Ich rede jetzt mehr zu mir selbst als zu Oliver und meine Augen gleiten über die glatte Oberfläche der makellosen Decke.

„Wer weiß schon, was in den Köpfen der Menschen vorgeht.“, er tätschelt mitfühlend mein Bein und erhebt sich dann, um seine Tasche aufzuheben. „Ich hab da noch was für dich, was mein kleiner Bruder für dich gebastelt hat.“

Aus den Untiefen seiner Tasche heraus kramt er eine kleine, selbst gebastelte Genesungskarte. Sie ist blau, so wie meine Lieblingsfarbe und hat rote und grüne Kreise auf dem Deckblatt. „Mitch wollte mich nicht gehen lassen, ehe er sie nicht fertig hatte. Er vermisst dich, Lil. Wir alle vermissen dich.“, und mit einem letzten Blick auf mein Bett verschwindet mein bester Freund aus der Tür.

Ich klappe die Karte auf und starre auf die Buchstaben, die mit silbernem Lackstift auf die Innenseite geschrieben wurden. Die Worte Gute Besserung und hab dich lieb stechen mir ins Auge und ich bringe ein kleines Lächeln heraus, bevor ich die Karte liebevoll auf meinen Nachttisch stelle, meine Knie an den Körper ziehe, das Kinn darauf lege und sie aus schweren Augen ansehe.
 

Mitchel wird mich gewiss noch lieb haben, auch wenn ich so aussehe, wie ich aussehe. Vielleicht sollte ich mir irgendeine haarsträubende Geschichte einfallen lassen, das würde ihn sicher freuen. Ich weiß jetzt, dass ich keine Schande bin. Und selbst wenn Jake mir so etwas einreden will, er hat Unrecht. Denn er ist nur neidisch auf das, was ich habe, das ist er immer gewesen.

Er hat Miles verloren und er wollte sie zurück, aber sie wollte ihn nicht. Ich habe ihn verprügelt, also hat er mich verprügelt, aber es hat mir nicht so zugesetzt wie ihm. Und schlussendlich hat er wie ein Feigling gehandelt. Fünf gegen eine auf eine Art und Weise, die ich nie gewählt hätte.

Er ist ein armseliger, kleiner Wicht und ich denke, dass er das weiß. Er fühlt sich durch mich eingeschüchtert, weil ich von allen gemocht werde, weil ich ich bin und nicht weil ich eine Menge Geld habe oder einen tollen Job.

Ich sehe stumm dabei zu, wie Miley wieder vom Tisch aufsteht und auf mich zukommt. Ihre Augen strahlen mich an und ihre Hände sind weich wie Seide, als sie mein Gesicht in ihre Hände nimmt und meine Stirn küsst. Miley liebt mich und nicht ihn. Sie hat ihn nie geliebt. Es war immer ich, sie gehörte immer mir ganz allein.

„Es wird Zeit nach vorn zu sehen, oder?“, meine Lippen bewegen sich kaum, als ich die Worte flüstere. Sie ihr zu flüstere und in gespannter Erwartung ihre Antwort abwarte, obwohl ich sie eigentlich schon kenne. Wieso hast du Angst vor dir selbst, Lilly?

Ich habe keine Angst vor mir selbst. Ich habe Angst vor der Zukunft und was sie bringen wird. Ich habe Angst, dass noch einmal so etwas passiert, nur dieses Mal nicht mir sondern vielleicht Miley oder einem anderen Menschen, den ich liebe.

Meine feste Freundin lächelt sanft und dann nickt sie, während sie sich langsam zu mir herunter beugt und mir einen kleinen, liebevollen Kuss auf die Lippen drückt. Ich bin 16 Jahre alt. Ich bin praktisch noch ganz am Anfang meines Lebens.

Und ich werde mir nicht meine Zukunft von einem Ereignis nehmen lassen, was ich nicht verhindern konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte. Die Narben werden mich vielleicht für immer verfolgen, aber sie müssen mein Leben nicht beherrschen, wenn ich sie nicht lasse.

Ich versuche nach vorne zu sehen, etwas Neues zu entdecken. Mit Miley und mit Jackson und mit meinen Eltern, mit Oliver. Und mit all den anderen Menschen in meinem Leben und ich muss auch mit denen auskommen, die ich nicht leiden kann.

Und genau in diesem Moment öffnet sich meine Zimmertür. Und ein Mann betritt das Zimmer, mit dem ich nie gerechnet hätte ihn hier zu sehen. Sein Gesicht ausgemergelter, als ich es je gesehen habe, seine Lippen gesprungen und trocken und seine Haare wild und nicht wie üblich gebändigt.

Ich spüre, wie Miley ihre Arme um meinen Hals legt und mich fest an sich presst und ich kann auch die unheimliche Spannung in diesem Raum fühlen, die sich von der Tür her ausbreitet und alles in ihren Weiten verschlingt.

„Miley, Jackson, ihr kommt jetzt mit nach Hause und zwar sofort.“, Robbie Ray Stewart, die Hände zu Fäusten geballt steht in der Tür, Zähne gefletscht und bereit zum Kampf. Ich habe keine Angst vor mir selbst. Aber vielleicht fürchte ich mich vor dem, was er jetzt tun wird. „Jetzt sofort!“
 

Er wird mir Miley nicht weg nehmen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (134)
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Von: abgemeldet
2010-11-06T18:35:30+00:00 06.11.2010 19:35
ich hatte gerade einen 'hach jetzt wird alles gut' anfall und dann taucht ER auf -.- ich hasse ihn (nur in dieser geschichte ;))
Von:  sanxbrit
2010-10-15T19:30:43+00:00 15.10.2010 21:30
oh man, miley und lilly bekommen ja kaum ne verschnaufspause. ein problem nach dem anderen... ich bekomm ja schon total mitleid^^
Von:  sanxbrit
2010-10-15T16:16:35+00:00 15.10.2010 18:16
meine fresse, mir wurde echt schlecht xD ich würde am liebsten alle 5 umbringen xDD
Von: abgemeldet
2010-04-22T17:39:47+00:00 22.04.2010 19:39
there we go. Sorry I'm so slow. First off my internet doesn't work properly and 2nd I'M TIRED AS FUCK xD effing jetlag <.<'

anyways.
„Du bist ein Idiot, Oliver. Lass dir von niemandem etwas anderes erzählen.“
PERFECT :D
Von:  Dark777
2010-04-18T20:11:59+00:00 18.04.2010 22:11
Ein äußerst ruhiges Kapi und sehr tiefgründig. Es ist schön zu lesen, dass Lilly anfängt sich zu akzeptieren. Zum Glück hast du das mit den Narben etwas versöhnlicher ausgebaut. Klar wird man sie später sehen, aber jetzt hat es den Anschein, dass sie nicht allzu stark ausgeprägt sein werden. Zumindest wird man sie nicht von weitem sehen können........denke ich mal. Dass Robbie zum Schluss auftaucht, konnte ich mir schon fast denken. Okay, vielleicht nicht unbedingt in diessem Chapter, aber irgendwann musste er ja wieder in Erscheinung treten. Ich bezweifle stark, dass er sich aufeinmal eines besseren besonnen hat......das wird sicher übel ausgehen -_-. Also schnell weiter schreiben, damit wir nicht so auf die Folter gespannt werden!
Von:  0391marrylu
2010-04-18T18:34:26+00:00 18.04.2010 20:34
robbie macht es einem auch nicht leicht^^
was wohl jetzt passieren wird mit denn beiden
freue mich auf das nächste kapi^^
Von: abgemeldet
2010-04-18T17:50:31+00:00 18.04.2010 19:50
Alsoooo...
Irgendwie fand ich das Kapitel nicht so toll. Es gefiel mir erst als Robbie Ray kam, da es endlich wieder Handlung gab. Na ja, und das mit Jackson auch. Aber den Zwischenteil fand ich ein wenig überzogen. Sagen wir, ich habe vor Langeweile aufgehört zu lesen und erst weitergelesen, als ich hörte, dass Robbie Ray wiederkommt.

Hoffentlich wird er nicht wieder der Oberarsch. *auf das Wort steh*
Ich meine, wir reden hier von Robbie Ray! Er LIEBT seine Kinder. Er würde für sie in die Hölle fahren.
Von:  sandpix
2010-04-15T13:30:19+00:00 15.04.2010 15:30
omg ;__;
da wird man richtig nachdenklich gestimmt, wenn man die gedankengänge von Lilly verfolgt..
und O.M.G! RR ist wieder da T__T ich hab angst ;o; immerhin ist ja Lillys Mum da und die Ärzte werden sicher auch iwas unternehmen können (geh ich jetz einfach mal von aus xD)
Von:  -Fuu-
2010-04-13T18:48:39+00:00 13.04.2010 20:48
Ein sehr nachdenklich stimmendes und liebevoll ausgearbeitetes Kapi in dem Du viel Arbeit gesteckt hast. Lillys Gedanken, Emotionen bringst Du prima zu Papier und am Ende lässt Du mal wieder eine für Dich typische Bombe platzen. RR is back *schauder* Ich hoffe doch Lils Mum spricht ein Machtwort und Charlie stößt ggf. auch noch dazu.

Bei dem Abschnitt über Kirche und Homosexualität musste ich an einen Artikel denken, den ich Heute Morgen inner Bahn gelesen habe.
http://www.derwesten.de/nachrichten/panorama/Schwule-und-Kirche-Kann-denn-Liebe-Suende-sein-id284701​1.html
Da bekomm ich echt nen Brechreizt...wie kann man nur so kleinkariert und intolerant sein!!!
Der Typ ist auch noch unser Ruhrbischof (NRW/Essen).
Wer bitte schläft denn nur dann mit einem Mensch wenn er Kinder zeugen will ô.O Neeee neee sowas von verstaubt und von vorgestern...
Arghhh sorry ich reg mich gerade wieder auf. :)

Schreib schnell weiter ja? Ich hoffe sie schnappen noch Jakie Boy, die linke Natter und Rob Ray kommt endlich zur Vernunft.
byye

Von:  Nadya-Chan
2010-04-13T17:14:03+00:00 13.04.2010 19:14
Boah RR soll mal die Klappe halten und sich verziehn ey >.<
Ich wette Lilly wird ihn richtig verhaun wenn er ihre Miley nicht in Ruhe lässt, ich freu mich :D
Wie immer super geschrieben ;)

Mach schnell weiter!

lg
Nadya


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