Immer der Feder nach
Hier ist das neue Kapitel.
Kapitel 1: Immer der Feder nach
Die Dunkelheit sank wie eine Decke über das Land, während die große runde Sonnenscheibe hinter dem Horizont verschwand. Erst färbte sich der Himmel blutrot, bevor die Farbe immer dunkler wurde. Das letzte Licht verschwand und die Finsternis siegte. Vereinzelt leuchteten Sterne, welche so strahlen wirkten, als würden sie niemals verlöschen. Aber nichts wirkte ewig, so dass irgendwann selbst ihr Licht verschwinden würde. Alles war in wandeln, was oftmals ein Positiven Effekt mit sich brachte. Doch nicht jeder Entschluss wurde von anderen bewilligt, sei es aus Sorge, oder aber auch weil derjenige nicht glaubte, dass das Ziel erreichbar sei.
Für Yuriy, den rothaarigen Lycaner traf ersteres zu. Er sorgte sich um seinen Gefährten, welcher auf einmal aufbrechen wollte mit einem verrückten Ziel. Kai hatte sich vorgenommen ein Versteck vom Vampir Clan seines Großvaters zu finden um dort eine Kreatur zu befreien. Manchmal kam es vor, dass mächtige heilige Geister sich mit anderen vereinten. Kai hatte einst so etwas erlebt, noch bevor sie sich kannten. Er hatte Freundschaft mit einem Phönix geschlossen, doch dieser wurde ihm von seinem eigenen Großvater entrissen und seitdem eingesperrt. Yuriy wusste nicht, wie der Rotäugige auf einmal auf dem Gedanken kam, seine alte Freundin zu befreien, aber war er nicht gerade begeistert. Sicherlich wäre das Versteckt bestens gesichert und das Risiko war hoch, dass ihnen etwas geschah. Er liebte Kai zu sehr, als dass er ihn verlieren wollte. Schwer seufzte er auf. „Kai, ich finde es wirklich rührend, dass du ihr helfen willst und du sie am Ende doch nicht vergessen hast. Aber würde sie sicherlich nicht wollen, dass dir etwas geschieht, selbst wenn sie dafür immer eingesperrt bleiben muss. Ich will dich nicht bei dieser Aktion verlieren. Ich hätte dich bereits einmal fast an Yalen verloren, ein weiteres mal überstehe ich das nicht.“
Schnaubend wand Kai sich vom Fenster ab, aus welchem er in die Nacht gesehen hatte und drehte sich dem Lycaner zu. Seine Augen glühten wie Feuer. „Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich bitte nicht um deinen Segen, sondern wollte nur fragen ob du mich begleiten willst. So oder so werde ich gehen um Dranzer zu befreien, sie würde das selbe auch für mich tun. Entscheide dich, ob du mit willst. Oder bist du etwa so feige, dass du deinen Schwanz einziehen willst?“, provozierte Kai.
Fahrig strich Yuriy sich mit den Fingern durch das rote Haar. Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten. Natürlich war mal wieder etwas Action durchaus reizvoll für ihn. Sein Lycanerblut sehnte sich nach einem richtigen Kampf, aber andererseits wollte er nicht, dass Kai etwas geschah. Seufzend versuchte er sich zu erklären: „Du weißt genauso gut wie ich, dass es hier nicht um Feigheit geht. Es stimmt, ich habe Angst, aber nicht vor dem Kampf. Ich will dich einfach nicht verlieren Schatz. Du bist mir zu wichtig, als dass ich dich in die Gefahr rennen lassen will. Versteh mich doch, bitte...“
Fauchend bleckte der Graublauhaarige die Fänge. „Ich verstehe, dass dir meine Wünsche egal sind. Wäre es einer deiner Freunde, würden wir nicht mehr diskutieren, sondern schon längst unterwegs sein. Du verstehst nicht wie tief Dranzers und meine Bindung ist. Entweder du hilfst mir, oder wir sehen uns erst weder, wenn ich sie gerettet habe, alleine!“ Kai dachte nicht daran von seinem Standpunkt abzuweichen. Außerdem hatte er alle Trümpfe auf der Hand. Yuriy würde mit ihm gehen, auch wenn er Angst um sein Leben hatte, war der Tod doch viel greifbarer, sollte er alleine losziehen. Der Lycaner würde ihn beschützen wollen um den Sensenmann zu vertreiben und dazu müsste er ihm folgen.
„Warum musst du nur so stur sein Kai? Ich liebe dich und will einfach nicht, dass uns die Ewigkeit genommen wird. Aber bitte, dann gehen wir halt um diese Pute zu retten“, knurrte er aufgebracht.
„Dranzer! Ihr Name ist Dranzer und wage es nie wieder sie derart zu bezeichnen!“
„Jajaja“, murmelte Yuriy nur. Ihm war es egal, wie das Federvieh hieß, sein Ziel war es einfach nur Kai zu schützen. Warum musste sein Geliebter eigentlich immer Unsinn anstellen und dem Tod Freudespringend entgegen rennen? Irgendwann würde er dabei noch zu Grunde kommen.
Strahlend umwand Kai die Distanz. Seine Füße flogen förmlich über den Boden, während nicht einmal ein Geräusch erklang. Dann schlang er die Arme um Yuriys Nacken und küsste ihn gierig. Mehrer Küsste platzierte er auf den Lippen seines Geliebten. „Danke, danke, danke. Ich liebe dich über alles Yuriy. Ich kann gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du mit mir kommen willst“, meinte Kai voller Freude. Nun wo Yuriy ihn begleiten würde konnte es nur noch gut gehen, zusammen würden sie es schaffen.
Laut Lachte der Rothaarige auf, als er so förmlich besprungen wurde. Fest schlang er die Arme um den zierlichen Körper. „Wenn du immer so bist, werde ich öfters nachgeben. Aber ich komme nur mit, wenn du versprichst vorsichtig zu sein Süßer.“
„Okay“, gab der Rotäugige nach.
Ein Knurren entwich Yuriys Kehle, als er etwas witterte. Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an. „Wir kriegen Gesellschaft. Ich wittere einen anderen Lycaner, der dichter kommt. Sicherlich hat er uns ebenfalls schon bemerkt. Am Besten wartest du hier und ich sehe nach, was er hier will“, erklärte Yuriy, während er den Vampir los ließ. Sofort verließ er das Zimmer um den Lycaner entgegen zu gehen.
Bei den Worten erschien Trotz in Kais Augen. Sofort folgte er seinen Geliebten hinaus aus dem Zimmer. Nun witterte er ebenfalls den Geruch des fremden Werwolfes. Vor einiger Zeit hätte ihn der Geruch von Werwolf noch Ekel entfinden lassen, doch seitdem er Yuriy Näher gekommen war störte es ihn nicht einmal mehr. Wahrscheinlich hatten die Vampire sich immer hineingesteigert und das alles war eine Frage des Kopfes.
Kalte Nachtluft brachte ihr Haar zum wehen, als sie das Haus verließen. Über ihnen leuchteten die Sterne, fast wie Wächter über sie. Doch hatten sie keine Augen für die Schönheit der Nacht. All ihre Sinne waren auf ein Wesen gerichtet, dass ihnen entgegen kam. Der Wind brachte die Witterung zu ihnen.
Kurz wanderten die blauen Augen zu dem Vampir neben sich, während er schnaubte. Kai schien Todessehnsucht zu haben. Auch wenn sie beide die Grenze des Hasses zwischen ihres gleichen überwunden hatten, hieß das nicht, dass alle so empfanden. Fast alle anderen Lycaner hassten Vampire, wie auch umgekehrt. Yuriy schwor sich einen Gefährten zu beschützen, sollte es zu einem Kampf kommen. Er stand zu dem, was Kai war, auch wenn das wohl kaum einer verstehen würde. Ihm war es egal...
Leichter Nebel lag über dem Boden, als eine Gestalt, ganz in schwarz Gekleidet, aus dem dichten Wald hervor trat und sich dem Haus näherte. Das graue Haar wirkte düster in er Nacht, während die silbernen Augen sich dem ungewöhnlichen Paar zu wanden.
Erschrocken keuchte Yuriy auf, als er den Lycaner erkannte. Sein alter Freund Bryan, denn er und Kai einst getroffen hatten, bevor Yalen über das Lager herfiel. Was machte er hier? Sollte er Kai angreifen wollte, würde er es bereuen. Der Rothaarige trat einen Schritt vor um den Vampir mit seinem Körper abzuschirmen. Als Bryan diese Gestik gewahr wurde lächelte er nur. Einige Schritte vor seinem alten Freund blieb er stehen und hob beschwichtigend die Hände. Seine Stimme erklang in der Stille: „Keine Sorge Yuriy, ich bin nicht hier, um deinem Vampir etwas anzutun, im Gegenteil. Die ältesten Lycaner schicken mich mit einer Nachricht für euch beide. Zum einen Entsenden sie euch ihren dank, dafür dass ihr Yalen gestoppt habt. Er hat viel Unheil verbreitet und es war gut, dass er getötet wurde, auch wenn uns der Verlust eines unseres gleichen schmerzt. Doch war dies eher nebensächlich. Ich bin hier, um euch zu sagen, dass wir eure Beziehung akzeptieren. Die Lycaner sprechen schon von euch beiden mit Wohlwollen. Ihr seid das Zeichen, dass es Hoffnung auf Frieden gibt. Egal wie verschieden Vampir und Lycaner sind, scheint doch ein friedliches Beisammen sein möglich. Der ältesten Rat hat daher beschlossen Kai zu schützen, solange er nichts gegen uns unternimmt. Sie können nicht versprechen, von nun an keine Vampire zu töten, doch werden wir uns nun noch mehr um Frieden bemühen. Voltaire, euer Großvater Kai, wird nicht ruhen, daher werden wir ihn vernichten müssen, bevor endlich Frieden ist, doch werden wir versuchen Verträge mit anderen Vampiren abzuschließen um Verbündete zusammeln. Der Frieden ist dichter denn je", erklärte er. Hoffnung keimte im Rothaarigen auf, als er das vernahm. Frieden war das, was er sich schon seit Ewigkeiten wünschte. Wenn Vampire und Lycaner das Kriegsbeil begraben würde, dann würde nichts mehr was gegen die Beziehung haben, die er mit Kai führte. sie könnten glücklich werden.
Derweil wanden sich die grauen Augen Kai zu: "Also Kai, es freut mich, dich als Freund der Lycaner zu sehen. Wir werden dir nichts antun wollen und wünschen euch beiden alles gute. Solltet ihr irgend wobei Hilfe brauchen richtet eure Wünsche an den ältesten rat der Lycaner, Yuriy weiß wie..."
Lächelnd nickte Kai. Er fühlte sich geehrt, dass die Lycaner ihn akzeptierten. Er neigte den Kopf. "Danke. Es ist mir eine Ehre nun teils eures Rudels zu sein", erklärte er, während er seine Finger mit Yuriys verschränkte. Es schien, als würde die Ewigkeit ihnen sicher sein, wenn sogar die Lycaner anfingen zu ihnen zu stehen.
"Danke Bryan. Das alles beudetet uns sehr viel. Richte dem Rat meinem Gruß aus, und solltet ihr irgendwo bei meine Hilfe brauchen, lasstest es mich wissen", bat Yuriy, während seine blauen Augen strahlten.
"Natürlich. Ich werde dem Rat der Lycaner dies sagen. Aber nun lebt wohl und ich hoffe wir sehen uns bald wieder”. Nach dieser Rede ließ Bryan die beiden gar nicht erst zu Wort kommen. Er wand sich ab und verschwand wie ein Schatten in der Dunkelheit.
Erstarrt standen Yuriy und Kai da, während sie kurz davor war sich zu Fragen, ob sie sich das alles nur eingebildet hatten. Das Geständnis, dass zumindest die Lycaner zu ihrer Beziehung standen stärkte das Band zwischen ihnen nur.
Leicht lächelte Kai und lehnte sich an seinen Geliebten. „Es freut mich für dich, dass deines gleichen dich nicht verstößt. Nicht viele wären so tolerant. Außerdem löst es viele Probleme für uns, ebenso müssen wir uns nicht sorgen, dass Lycaner uns angreifen. So können wir in aller Ruhe Dranzer suchen“, bemerkte Kai strahlend.
Yuriy spürte ebenfalls Freude in sich, dass seine Freunde zu ihm standen. Am Anfang fürchtet er, dass er außer Kai nichts mehr hatte. Es hätte ihn nicht gestört, aber so war es viel besser. Für Lycaner war das Rudel, die anderen ihresgleichen, sehr wichtig. Nun hatte er Kai und die anderen Lycaner hinter sich stehen. Alles war Perfekt. „Ja, es ist wirklich toll. Auch wenn ich noch immer nicht in Jubelschreie ausbreche, wegen der Reise nach deinem Phönix. Aber wie willst du sie finden?“, erkundigte er sich nachdenklich und sah in die rote Augen. Es war seltsam, wie oft er in ihnen versank.
„Hier mit“, mit diesen Worten zog Kai die Kette hervor, die er trug. Ein Anhänger, eine rote Feder, baumelte hinab. „Dies ist eine von Dranzers Federn. Sie kann uns den Weg zeigen, warte. Ich zeigs dir...“ Kurz schloss Kai seine Augen und konzentrierte sich. Die Feder glühte auf, bevor sie anfing zu schweben. Gebannt sah Yuriy dem zu. Scheinbar wirkte noch immer die Magie des Vogels auf die Feder. Diese schien bestimmend in eine Richtung zu schweben, nach Norden.
Langsam öffnete Kai die Augen, während das glühen der Feder erlosch und sie zurück sackte. Man ahnte nicht, welche Kraft in ihr steckte, als sie an der Kette baumelte. „Nun wissen wir wo lang. Sie hat Kontakt zu Dranzer und wird uns führen. Die Feder sagt Richtung Norden, also folgen wir der Beschreibung.“
Ergebens nickte Yuriy, auch wenn es ihm ausgesprochen Dumm vorkam, Anweisung einer Feder zu folgen, fast nach dem Motto: Immer der Feder nach, selbst wenn man nicht weiß wo lang. Doch würde er ihr folgen, alleine weil Kai fest daran glaubte. Hoffentlich würde alles gut verlaufen. Er fragte sich bereits welche Abenteuer auf sie noch warten würden, aber bald würde sich seine Frage wohl klären...
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