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Zimmermädchen? Zimmermann?

von

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Belohnung?

Kapitel 1 – Belohnung?
 

Meine Eltern und ich waren über die Ferien in ein Onsen gefahren. Ich hasste solche Familienausflüge wie die Pest. Warum musste immer ich bei so was mitgeschleift werden? Ich hatte echt keinen Bock auf Berge, Einsamkeit und Langeweile.

Als wir ankamen, bewahrheiteten sich meine schlimmsten Alpträume. Ich war mitten in der Pampa gelandet! Freude…

Und hier sollte ich geschlagene zwei Wochen verbringen. Resignierend ließ ich meine Schultern hängen. Das Haus, hinter dem sich die heißen Quellen befanden, sah sehr anheimelnd aus. Vielleicht hätte es mir ja gefallen…wenn ich 60 und/oder weiblich gewesen wäre. Aber für einen 17-jährigen Oberschüler war dieser Anblick einfach nur die Hölle! Was hatte ich getan, um diese Strafe zu verdienen? Achja…ich hatte einen sehr guten Zeugnisabschluss gemacht und das war meine „Belohnung“. Da wurde man bestraft, wenn man in fast jedem Fach eine eins hatte. Die Welt war wirklich ungerecht.

Ich weiß, dass meine Eltern es eigentlich gut gemeint hatten und dachten sie würden mir eine Freude machen, aber weit gefehlt. Hätten wir nicht in ein anderes Land fliegen können? Vorzugsweise ein warmes? Ein Land, wo es viele Mädchen in knappen Bikinis gab? Aber das hätte ich in Gegenwart meiner Eltern natürlich nie laut geäußert, geschweige denn zugegeben. Meine Familie war eine typische Vorzeigefamilie. Beide Elternteile hatten einen guten Job, in dem sie viel Geld verdienten. Meine Ma war Rechtsanwältin und mein Vater Arzt. Eine völlig langweilige Kleinstadtfamilie. Mein großer Bruder ging auf eine Eliteuniversität und studierte Jura und nun erwarteten natürlich alle auch dasselbe von mir. Und wenn schon nicht Rechtswissenschaften, dann wenigstens Medizin. Als ob ich nicht selbst am besten wüsste, was ich wollte! Und was war das? Ich wollte Design studieren. Ja, ich weiß, dass sich das danach anhört, aber ich bin nicht schwul! Ganz im Gegenteil, ich konnte mit diesen weibischen Typen nicht viel anfangen und fand sie eher unangenehm und aufdringlich. Ganz besonders einer aus der Schule ließ einfach nicht locker. Egal wie oft ich ihm auch sagte, dass er bei mir keine Chance hätte, er kam immer wieder an. Und ständig ging er dabei „rein zufällig“ physischen Kontakt ein. Als ob ich das nicht mitbekommen würde! Ein sanftes Streichen mit der Hand, zufälliges Zusammenstoßen auf dem Schulflur, fallen gelassene Stifte, er beherrschte die ganze Palette. Nur, dass er dabei eher bemitleidenswert, als cool wirkte. Das Schlimmste daran war eigentlich, dass er jede hätte haben können. Aus Mädchensicht war er sicherlich einer der hübschesten Jungs an der Schule. Stattdessen vergeudete er meine und seine Zeit damit, mir nachzulaufen. Dabei wusste ich nicht einmal, was er an mir fand. Ich sah total durchschnittlich aus. Ich hatte kurzes schwarzes Haar und grün-graue Augen. Besonders groß war ich auch nicht, ganz normale 1.78 m und hatte eine normalschlanke Figur. So sah jeder Zweite aus. Ok, ich war intelligent, das gab ich gerne zu. Das lag aber auch am Druck meiner Eltern und an meinem Perfektionismus. Jetzt dachte ich schon in den Ferien über diesen Typen nach… mir musste wirklich langweilig sein.

In Gedanken versunken, hörte ich das Türklopfen erst nach dem dritten Mal.

„Herein.“

„Willkommen Suzuki San. Mein Name ist Keiji Tachikawa. Möchten Sie zuerst zu Abend essen oder wollen Sie zuvor ein Bad genießen? Das Dinner wird um 18.00 Uhr serviert und die heißen Quellen finden Sie den Gang hinunter rechts.“ Ein männliches Zimmermädchen! Ich musste mir fest auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Das war einfach zu komisch. Ich hatte mit einem süßen niedlichen Zimmermädchen gerechnet und was kam stattdessen? Ein Zweimeterhüne, der Mühe hatte, seinen Kopf durch die niedrige Tür zu bekommen.

„Kann man hier noch was anderes machen, außer baden und essen?“

„Ein Angebot an Freizeitmöglichkeiten finden Sie im Gemeinschaftsraum. Dort besteht die Möglichkeit Poolbilliard oder Darts zu spielen. Möglicherweise finden Sie auch einen Partner zum Kartenspielen. Der Eintritt in das Spielcasino wird leider erst ab einem Alter von 18 Jahren gewährt.“ Hatte der einen Stock verschluckt? Noch steifer ging es gar nicht mehr. Ich meine, wir waren hier erstens nicht in einem Nobelhotel und zweitens war ich nicht 80! Billiard, Darts und Karten. Oh Gott! Ich wollte nur noch sterben.

„Disco?“

„Tanzveranstaltungen finden immer am Sonnabend um 20.00 Uhr statt. Da heute Freitag ist…“

„Ja ja, schon gut! Ich hab es verstanden. Hier ist also nichts los, was auch nur annähernd Spaß machen wurde“, unterbrach ich ihn unhöflich. Er runzelte leicht die Stirn. Er hatte bei meinem unschuldigen Aussehen bestimmt nicht damit gerechnet, dass ich ihm so rüde das Wort abschneiden würde.

„Dem muss ich widersprechen. Das Baden in der Quelle ist sehr entspannend nach einem langen Tag. Ich wette, Sie mussten heute schon sehr früh aufstehen. Ihre Eltern haben erzählt, dass Sie einen weiten Weg hier her hatten. Zusätzlich bieten wir auch Massagen an.“ Na, das war doch ein Angebot! Eine niedliche Masseuse, die mich richtig durchkneten konnte. Vielleicht handelte es sich ja um die Kleine, auf die ich vorhin nur einen kurzen Blick erhascht hatte. Ich hatte mich entschieden.

„Dann werde ich jetzt in die heiße Quelle gehen, ein Entspannungsbad nehmen und mich danach massieren lassen.“

„Ihr Wunsch wird Ihnen sofort erfüllt werden. Wenn Sie mir dann bitte folgen würden. Gewiss möchten Sie dann das Abendessen auf das Zimmer geliefert bekommen, Suzuki San?“

„Äh, ja und bitte duzen Sie mich! Bei mir brauchen Sie auch nicht so geschwollen reden. Das finde ich nervig.“ Mit dieser Aussage versuchte ich ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.

„Das Duzen der Gäste ist mir nicht gestattet. Außerdem nenne ich meine Ausdrucksweise höflich und nicht geschwollen.“ Das hatte ja wunderbar geklappt. Ich hatte genauso viel erreicht wie vorher, nämlich gar nichts.

„Ach so. Sie können natürlich reden, wie Sie wollen.“ Das hatte mir jetzt einen Dämpfer verpasst. Warum hatte ich das Gefühl, als ob er mich ausgeschimpft hätte? Aber meine gute Laune war unverwüstlich und kehrte fast gleich wieder zurück. Einen Moment später ließ er mich allein, um sich um die anderen Gäste zu kümmern.
 

Als ich allein in der Quelle saß, schloss ich endlich die Augen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie anstrengend der Tag gewesen war. Das „Zimmermädchen“ - wie hieß er gleich noch mal? - hatte Recht gehabt. Ich war wirklich erschöpfter, als ich angenommen hatte. Außerdem war ich echt froh, dass ich ein Einzelzimmer bekommen hatte. Mein Bruder konnte richtig anstrengend werden, wenn er sich mal wieder in einem seiner juristischen Monologe verlor. Meine Eltern dagegen… da konnte einem nur schlecht werden. Die waren immer noch so verliebt wie am ersten Tag *Würg*. Ich freute mich schon auf meine Massage. Das war jetzt genau das Richtige.
 

Ich machte es mir gerade auf der Massagebank auf dem Bauch bequem, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde.

„Fühlen Sie sich wohl oder brauchen Sie noch einen Moment?“ Häh!? Was machte der denn hier?

„Sie machen hier anscheinend nicht nur den Zimmerservice?“, fragte ich ihn.

„Nein, ich bin vor allem für das Wohl der Gäste zuständig. Das beinhaltet den Zimmerservice, das Servieren im Restaurant, das Fitnesstraining und die Massage.“ Ich war anscheinend an ein Allroundtalent geraten. Na toll! Das hieß, dass die Kleine von vorhin wahrscheinlich zu den Gästen gehörte. Dafür hatte ich jetzt ihn an der Backe…

„Haben Sie ein Problem damit, von mir massiert zu werden?“, fragte er mich höflich. So ganz wohl war mir bei der Sache zwar nicht, aber er schien ganz nett zu sein.

„Nein, ist schon ok.“, seufzte ich und stellte mich darauf ein fest durchgeknetet zu werden. Aber die Berührung seiner Hände war sanft. Hatte er nicht gesagt, er wolle mich massieren? Das kam ja schon fast einem Liebkosen gleich. Das passte mir jedoch überhaupt nicht.

„Geht es bitte ein wenig fester?“

„Natürlich, ganz wie Sie wünschen.“

Kurz darauf wurden die Bewegungen kräftiger und er knetete meine Schulterblätter durch.

„Sie sind wirklich sehr verspannt.“

„Das kommt vom ständigen Sitzen über dem Schreibtisch.“, antwortete ich. Ich war erstaunt, dass er mich von sich aus ansprach. Ich hatte ihn nicht für einen gesprächigen Charakter gehalten.

„Besonders muskulös sind Sie auch nicht. Treiben Sie denn keinen Sport?“ Man hörte ihm seine Überraschung über soviel Bewegungsmangel deutlich an.

„Sport ist das einzige Schulfach, das ich nicht leiden kann. Entweder wir rennen oder wir machen Krafttraining. Mal ganz abgesehen von den elenden Ballspielen. Fußball, Basketball, Handball, Volleyball, Federball, Baseball, Lacrosse. Jede Menge Foltermethoden, die nur erfunden wurden, um mich zu quälen.“ Ich hasste Sport. Das einzige Fach, wo ich meine schlechten Leistungen nicht durch lernen ausgleichen konnte, war für mich zum Horrorfach geworden. Da Yuichi ein Auge auf mich geworfen hatte, konnte ich mich nicht mehr in Ruhe umziehen oder duschen. Seitdem er mich einmal nackt gesehen hatte, zog er mich jedes Mal mit Blicken aus. Das war einfach nur erniedrigend. Bei einem Mädchen wäre es ja noch schmeichelhaft gewesen, aber doch nicht bei ihm!

„…Yoga?“, schreckte mich eine Stimme aus meinen Überlegungen. Ich war schon wieder abgedriftet.

„Wie bitte? Sorry, ich war kurz abgelenkt.“

„Ich habe Sie gefragt, ob Sie es schon einmal mit Yoga probiert haben? Das ist eine entspannende Sportart für Seele und Körper.“

„Nein, kein Interesse.“ Der wollte mich doch nicht wirklich für Yoga begeistern, oder?

„Wenn Sie nicht wollen, dann kann ich Ihnen nur dringend empfehlen, dass Sie sich eine andere Sportart suchen. Sie haben kaum Muskulatur und scheinen insgesamt eine etwas schwächliche Konstitution zu besitzen.“ Moment mal! Durfte der so mit mir reden? Wo war denn bitte seine Höflichkeit geblieben?

„Ich mag Sport einfach nicht!“

Daraufhin traktierte er mein Fleisch mit festen Griffen, ohne dass es wirklich schmerzhaft gewesen wäre, aber sanft war er auch nicht. Was hatte ich ihm denn getan? Ich hatte das Gefühl, dass er sauer wäre. Nur warum? Doch nicht, weil ich keinen Sport mochte? Das war eine persönliche Abneigung und ich hatte ja wohl ein Recht darauf, meine eigene Meinung zu vertreten. Durch diese kleine Auseinandersetzung war ich natürlich wieder völlig verkrampft. Das war für ihn jedoch nur ein Anlass mich weiter zu quälen. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen, als er einen Knoten löste. Warum nur hatte ich das Gefühl, es würde ihm Spaß machen, mich leiden zu sehen? Langsam arbeitete er sich an meiner Wirbelsäule entlang und minderte den Druck, um mich nicht ernsthaft zu verletzen. Er hatte wirklich Ahnung von dem, was er da tat. Als er wieder eine Stelle fand, stöhnte ich noch einmal. Mittlerweile hatte er sich nach unten vorgearbeitet und massierte meine Waden und Füße. Dabei fuhr er auch über meine Fußsohlen und ich zuckte zusammen vor unterdrücktem Lachen.

„Kitzlig?“

„Kein Stück“, log ich dreist.

Aber er hatte schnell rausgefunden, dass ich ihm nur etwas vorgemacht hatte. Gnadenlos wurde ich gekitzelt und wand mich auf der Bank.

„Hör auf! Bitte. Ich kann nicht mehr!“

Seine Hände strichen jetzt wieder über meinen Rücken. Überall wo er mich berührte, fing meine Haut an zu kribbeln. Meine ganze Rückseite fühlte sich an, als ob eine Horde Ameisen darüber gezogen wäre. Ich kann nicht sagen, dass das Gefühl nicht angenehm gewesen wäre, aber mich schockierte ein wenig meine Reaktion.

„So, genug jetzt! Ich glaube, ich werde noch mein Abendbrot vertilgen und dann werde ich mich auf’s Ohr legen.“

„Wie Sie wünschen, Suzuki San.“
 

Als ich allein in meinem Bett lag, ließ ich den Abend Revue passieren. Mir war endlich wieder eingefallen, wie der Kerl hieß. Keiji Tachikawa. Der hatte vielleicht Nerven. Seine Stimmungsschwankungen waren mir auf jeden Fall nicht geheuer. Im einen Moment war er die Höflichkeit in Person und im nächsten beleidigte er meinen Körperbau. Was interessierte es ihn überhaupt, wie ich aussah? Das ging ihn gar nichts an, aber als Fitnesstrainer nagte es bestimmt an seinem Stolz, wenn er so etwas Unsportliches wie mich sah. Das musste es sein. Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief ich ein und verbrachte eine traumlose Nacht.

Privat - Unbefugten ist der Zutritt verboten!

Kapitel 2 – Privat - Unbefugten ist der Zutritt verboten!
 

Ich hasste ihn. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn! Warum nur? Was hatte ich denn gemacht, um DAS zu verdienen? Keiji Tachikawa. In meinen Gedanken spie ich diesen Namen förmlich aus. Dieser elende, idiotische, betrügerische, unerträgliche Typ! Ich hasste ihn! Heute Morgen hatten mir meine Eltern eröffnet, dass er sie auf meine Unsportlichkeit angesprochen hätte. Als ich gerade die Flucht antreten wollte, hielten sie mich zurück. Nein, nein und nochmals nein! Wenn es um ihn ging hatte ich kein gutes Gefühl.

„Wenn du einen guten Studienplatz bekommen willst, müssen alle Noten außerordentlich sein und dazu zählt auch Sport.“ Ich schüttelte nur den Kopf. Meine eigene Familie hatte sich gegen mich verschworen! Sie bearbeiteten mich noch so lange, bis ich mich seufzend geschlagen gab und zustimmte am morgendlichen Training teilzunehmen.

Und nun hatte ich den Salat…

„Jetzt berühren Sie ihre Fußspitzen mit den Händen und halten diese Position für zehn Sekunden.“ Der hatte leicht reden, ich kam nicht mal an meine Zehenspitzen!

„Suzuki San Sie müssen sich weiter nach unten beugen.“

„Das-weiß-ich.“, presste ich zwischen den Zähnen hervor. Wenn er heute Abend baden geht, dann werde ich ihn ertränken! Das werde ich…vielleicht ermorde ich ihn aber auch einfach im Schlaf. Ich wusste, wo sein Zimmer war. Die einzige Schwierigkeit war zu vertuschen, dass ich ihn umgebracht hatte. Meine Gedanken wurden immer blutrünstiger. Dabei war ich sonst ein sehr friedliebender Mensch. Aber jeder hatte seine Grenzen und meine waren nach einer halben Stunde Frühsport ohne Frühstück erreicht. Wo nahm der die Energie her? Während ich meine Ermordungsversuche plante, hatte ich gar nicht mitbekommen, dass er sich hinter mich gestellt hatte.

„Sie müssen ihren Rücken noch weiter krümmen, etwa hier.“ Mit dieser Aussage berührte er mich an der Taille und mich durchfuhr ein Stromschlag.

„Können Sie nicht jemand anderen quälen?“, knurrte ich.

„Sie sind der einzige Teilnehmer.“

„Leider.“

„Jetzt hinunterbeugen, aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht verrenken.“

„Um das zu vermeiden könnte ich doch auch gleich aufhören.“, meinte ich hoffnungsvoll.

„Nichts da. Ein bisschen Sport hat noch niemanden geschadet.“

„Habe ich schon erwähnt, dass ich Sport hasse?“

„In der letzten halben Stunde ungefähr 100 Mal. Wenn Sie genauso viel Energie darauf verwenden würden Sport zu treiben, wie rumzumeckern, dann könnten wir uns das hier sparen.“

„Heben Sie sich diese Kommentare eigentlich extra für mich auf? Zu allen anderen sind Sie immer so nett, nur mich traktieren Sie.“

„Nein, das sind spontane Reaktionen auf ihre Nörgelei.“

„Pah!“, machte ich nur und streckte meine Fingerspitzen. DA! Ich berührte meinen Zeh. Geschafft!

„Nun halten. 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10. Loslassen. Sehen Sie! Es geht doch, wenn Sie nur wollen. Damit wären wir für heute fertig. Was möchten sie zum Frühstück?“

Sie! In kleinen Portionen. Blutig. Das dachte ich zumindest.

„Kaffee und Toast.“

„In Kaffee ist zuviel Koffein. Das schadet ihrer Gesundheit. Möchten Sie nicht lieber Orangensaft?“

„Nein“, sagte ich gedehnt. Mein Geduldsfaden war kurz vorm reißen.

„Ich möchte Kaffee.“ Wenn er den Unterton mit der eindeutigen Drohung nicht vernommen hatte, dann würde er es bereuen.

„Wie Sie wünschen. Sie sollten mal ein wenig Aggression abbauen. Sie sind viel zu unausgeglichen.“

„Ich geh duschen.“ Damit war ich verschwunden. Der konnte mich mal kreuzweise.
 

Ich sterbe vor Langeweile. Alte Menschen, wohin das Auge blickt. Ich war in meiner persönlichen Hölle gelandet. Und Tachikawa war Satan! Ich hatte mich in den Gemeinschaftraum gesetzt und zappte mich durch das Nachmittagsprogramm. Es kam nur Müll. Warum gab es hier keine Bücher? Ich hatte Tachikawa gefragt, aber er meinte, dass sie keine hätten. Ich solle mir eine andere Beschäftigung suchen. Mit diesem Spruch wandte er sich an ein älteres Pärchen und beriet sie bei der Auswahl ihrer Freizeitgestaltung. Mich ließ er links liegen. Alle anderen Gäste überschüttete er mit Aufmerksamkeit, nur mich beachtete er gar nicht mehr. Vielleicht hatte ich mich schon ein bisschen zu sehr an die Sonderbehandlung der letzten zwei Tage gewöhnt und war nun eifersüchtig. Eifersüchtig? Nein, bestimmt nicht.

Deprimiert schlich ich nach oben, um mich ein wenig hinzulegen. Dabei kam ich natürlich auch an seinem Zimmer vorbei. Die Tür stand offen und ich registrierte im Vorbeigehen nur die vielen Bücherregale. Moment! Bücher?! Unmengen an Büchern standen in dem Zimmer. Das war ja schon fast eine Bibliothek. War das wirklich sein Raum? Ja, ohne Zweifel. Draußen stand sein Name dran. Aber das sollte das Zimmer eines Angestellten sein? Es war riesig, hell und sah sehr, sehr gemütlich aus. Sollte ich es wagen? Ja. Bevor ich wirklich an Langeweile starb, würde ich es riskieren.

Somit betrat ich das Reich Tachikawas. Er hatte wirklich viele Bücher. Der hatte mich doch vorhin eiskalt angelogen, als er sagte, es gäbe hier keine. Hinten rechts in der Ecke stand ein großes Bett mit vielen Flauschkissen darauf. Er mochte es wohl weich. Denn auch vor dem Bett lag ein dicker Teppich, der wohl jeden Flokati neidisch gemacht hätte. Das Bett war dunkelblau bezogen und die Bettwäsche schien aus Seide oder Satin zu bestehen. Woher hatte der denn das Geld, um sich so etwas zu leisten? Aber der Blickfang waren die Regale. Bis hoch zur Decke, dunkelbraun und vollgestopft, teilweise zweireihig. Die Wand dahinter war in einem tiefen rubinrot gestrichen. Das hatte etwas Verruchtes und gleichzeitig wunderbar Romantisches. In der linken Ecke befand sich eine Leselampe mit einem Lesesessel. Das lud geradezu ein. Da wurde nicht lange gefackelt. In kürzester Zeit hatte ich etwas Gutes gefunden und ließ mich in dem Sessel nieder. Ich bekam gar nicht mit, wie spät es schon geworden war und hörte auch nicht, wie sich die Tür öffnete. Ich war völlig gefangen in der Geschichte, die ich gerade las, sodass ich mehr als erschrocken war, als ein Schatten meine Sicht verdeckte.

„Raus.“

„Mh? Oh, Verzeihung. Bitte entschuldigen Sie, dass ich einfach hier ohne Erlaubnis eingedrungen bin.“

„Bitte geh!“

Was schaute der mich denn so komisch an?

„Ach, jetzt duzen Sie mich doch? Sie kennen meinen Vornamen doch noch gar nicht. Ich bin Tatsuro.“

„Keiji.“

„Ja, ich weiß.“, grinste ich. Endlich hatte ich ihn dazu gebracht mich mit Vornamen anzureden.

„Geh bitte, Tatsuro.“

„Warum? Du hast mich angelogen, als du sagtest hier gäbe es keine Bücher! Dabei hast du Tausende.“

„Das sind meine privaten Bücher, die sind nicht für die Gäste bestimmt.“ Ich zog einen Flunsch. Ich war also nur ein Gast. Warum traf mich dieser Gedanke? Er hatte mich doch nicht anders behandelt, außer dass er gemeiner zu mir war. Er näherte sich mir und nahm mir das Buch einfach aus der Hand.

„Hey! Ich war noch nicht fertig! Jetzt weiß ich nicht mehr auf welcher Seite ich war…“

Er zog mich an den Händen aufwärts und an seine Brust. Was sollte das denn werden? Ich wurde so fest umarmt, dass ich fast keine Luft mehr bekam.

„Ähm…wa…wa….was soll das?“, fing ich an zu stottern.

„Ich hab dir gesagt, du sollst gehen. Es fiel mir schon bei der Massage schwer genug, die Finger von dir zu lassen. Aber hier in meinem Zimmer, in meinem Sessel…das ist zuviel für jede Selbstbeherrschung.“ Oh Gott. Er gehörte zu denen! Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war zu stark. Im gleichen Augenblick umfasste er mein Kinn und hob meinen Kopf an. Tief sah er mir in die Augen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er grüne Augen hatte. Irgendwie hatte ich angenommen, dass sie braun wären. Es war ein sehr dunkles grün, fast schon smaragdfarben. Während ich ihn eingehend musterte, hob sich eine blonde Augenbraue und sein Mundwinkel zuckte.

„Na, gefällt dir was du siehst? Finde ich deine Zustimmung?“

„Ganz bestimmt nicht. Ich bin nicht schwul!“

„Ach, nein? Warum bekommst du dann immer, wenn ich dich anfasse Gänsehaut?“

„Ich bekomme nicht wegen dir Gänsehaut, sondern weil es hier in den Bergen saukalt ist!“, stellte ich seinen Irrtum klar. Ich würde nie zugeben, dass mir im Moment mehr als heiß war und meine Härchen trotzdem von der Haut abstanden.

„Das glaube ich dir nicht. Wollen wir doch mal testen, ob dir danach immer noch kalt ist.“ Die Art wie er danach betonte, gefiel mir überhaupt nicht. Sein Kopf beugte sich zu mir herunter und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Nein, nein, nein! Ich versuchte den Kopf zu schütteln, doch sein eiserner Griff hielt mich fest. Seine weichen Lippen trafen auf meine und hielten mich gefangen. Das fühlte sich überraschend gut an. Ich hatte immer gedacht, dass andere Männerlippen total hart und fest wären, aber seine waren so weich wie Samt. Ich erwiderte den Kuss zwar nicht, aber ich wehrte mich auch nicht wirklich. Ich wollte sehen, was er als nächstes tun würde. Als er merkte, dass ich es mir gefallen ließ von ihm geküsst zu werden, wurde sein Umarmung lockerer. Seine Hände rutschen an meine Hüfte und glitten über meinen Rücken. Ein Schauer nach dem anderen lief über meinen Körper. Der zeigte ganz eindeutig, was er von dieser Berührung hielt.

Mein Verstand schrie mich förmlich an, mich zu wehren, doch ich wollte einmal nicht auf ihn hören. Keiji reizte mich. Er war ein geheimnisvoller Typ, an den man nicht so leicht rankam. Noch dazu hatte ich in seiner Nähe nicht das Gefühl den starken, intelligenten, immer selbstbewussten Tatsuro spielen zu müssen. In dem Moment, als mir klar wurde, dass ich mir die ganze Zeit selbst etwas vorgemacht hatte, fasste ich einen Entschluss. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss und drückte meine Lippen auf seine. Mit einem unterdrückten Stöhnen zog er mich noch dichter an sich heran. Ich erschrak, als seine Zungenspitze über meine Oberlippe strich und wich leicht zurück. Doch kurz darauf entspannte ich mich wieder. Seine Finger hatten sich mittlerweile unter den Stoff meines Shirts gemogelt und fuhren sanft über mein Rückgrat. Sein Mund wurde immer fordernder und er wollte, dass ich meine Lippen für ihn öffnete. Als ich das tat, erfuhr ich zum ersten Mal in meinem 17-jährigen Leben, was es wirklich hieß geküsst zu werden. Mir war vorher schon heiß gewesen, aber nun fing ich an zu brennen! Es war wie Himmel und Hölle gleichzeitig. Himmel, weil es so gut war und Hölle, weil ich einfach nicht genug bekommen konnte. Seine Zunge spielte mit meiner und wir fochten eine Weile um die Vorherrschaft. Allerdings spielte er mit unfairen Mitteln! Er nagte an meiner Unterlippe und das machte mich fast wahnsinnig. Zärtlich biss er hinein und leckte kurz darüber, um den Schmerz zu lindern. Dann wiederum saugte er an meiner Zunge und ich war nicht einmal mehr in der Lage zu sagen, welchen Namen ich hatte.

„Tatsuro…“

„Ja?“ Er hatte meinen Namen anscheinend nur vor sich hingemurmelt. Jedoch so zärtlich, dass ich unter Strom stand. Während er mich weiter küsste, setzten seine Hände die Wanderung langsam fort. Nun waren sie an meinem flachen Bauch angelangt. Federleicht fuhren sie darüber und ich merkte, wie meine Muskeln anfingen zu zittern. Kleine Kreise wurden um meinen Bauchnabel gezogen und ich hatte Mühe nicht mit den Beinen einzuknicken.

„Mh.“

„Das gefällt dir anscheinend doch, du Schmusekätzchen.“

„Ich-bin-doch-keine-Katze.“, brachte ich zwischen mehreren Küssen hervor.

„Willst du lieber ein Wölfchen sein?“

„Hör auf mich mit kleinen Tieren zu vergleichen! Ich bin immerhin 1.78 m!“

„Von hier oben wirkst du eher wie 1.60 m…“

„Frechheit! Ich bin normalgroß!“

„Ja, ja, schon gut. Du brauchst wirklich ein Antiaggressionstraining.“

„Dessen Trainer natürlich du wärst…“

„Natürlich. Ich bin schließlich der Einzige, der dich im Griff hat.“

„Du hast sie ja nicht mehr alle!“

„Wolfszähmung. Gut, dass ich Tiere mag.“

„Aaargh. Ich bin kein Wolf!“

„Also doch eine Katze? Tiger? Nein, das passt nicht. Eher ein Luchs.“

„Wirst du wohl aufhören!“

„Nein, dafür macht es zuviel Spaß dich zu ärgern.“ Mit diesen Worten berührte er meine Brustwarzen und ich biss mir vor Schreck prompt auf die Lippe. Das Blut, das heraustropfte wurde jedoch sofort von einer kecken Zunge weggeleckt.

„Lecker.“

„Das ist widerlich. Du bist doch kein Vampir.“

„Wer weiß…“, sagte er mit tiefer Stimme, die gruselig wirken sollte. Allerdings jagte sie mir eine ganz andere Art von Schauer über den Rücken.

„Haha.“ Als er begann meine Brustwarzen zu zwirbeln, krallte ich mich an sein Hemd.

„Nicht zerknittern.“ Wenn ich es nicht zerknittern sollte, dann durfte er mich nicht so reizen! Entschlossen begann ich sein Hemd aufzuknöpfen.

„Dann zieh ich dich eben aus.“

„Ich hindere dich bestimmt nicht daran. Aber ein wenig erstaunt bin ich schon. Hast du nicht vorhin noch behauptet, du wärst nicht schwul?“

Darauf erwiderte ich nichts. Ich wusste grad selbst nicht so recht, was ich war. Ich wusste nur, dass ich jetzt nackte Haut sehen wollte. Knopf für Knopf öffnete ich das schwarze Hemd und zum Vorschein kam gebräunte Haut unter der sich unzählige Muskeln und Sehnen verbargen. Scheu streckte ich die Finger aus und legte sie fächerförmig an sein Herz. Stark klopfte es darunter und ein wenig zu schnell. Gut, wenigstens war er genauso nervös wie ich. Unterdessen glitten seine Hände meinen Rücken hinunter auf meinen Hintern. Er knetete ihn sanft durch und presste sich an mich. Das war ziemlich erregend und auch ihn schien das nicht kalt zu lassen. Die ganze Zeit hatten wir nicht damit aufgehört uns mit weiteren Küssen gegenseitig anzustacheln. Ich war schon völlig außer Atem, als er damit begann auf meinem Hals Tupfer aus Küssen zu verteilen. Vorsichtig saugte er an der Stelle, wo mein Puls viel zu schnell und heftig pochte. Hoffentlich blieb da kein Fleck zurück. Seine Zunge schnellte hervor und berührte nur einen Bruchteil von Sekunden meine Haut. Doch das reichte aus, damit sich meine Fingernägel in seinen Brustkorb gruben.

„Zieh deine Krallen ein, Wölfchen.“ Ich entkrampfte meine Finger und besah mir den angerichteten Schaden. Tiefe Kuhlen ließen erahnen, wo sich die Nägel ins Fleisch gebohrt hatten. Sofort tat es mir leid, dass ich ihn unabsichtlich verletzt hatte.

„Tut mir leid.“, sagte ich und hauchte auf jede Vertiefung einen Kuss. Auch seine Haut war viel weicher, als gedacht und ich war fasziniert davon, wie sie unter meiner Berührung zuckte. Diese Entdeckung musste ich gleich weiter erforschen und setzte nun meine Zunge ein. Das hatte zur Folge, dass an genau dieser Stelle Gänsehaut entstand. Faszinierend.

„Wölfchen. Wenn du so weitermachst kann ich für nichts mehr garantieren.“

„Macht nichts.“

„Du weißt, dass du mir gerade einen Freibrief gegeben hast? Und dass du es morgen sicherlich bereuen wirst? Obwohl ich, als der Ältere, sollte es eigentlich besser wissen, aber du bist sehr schlecht für meine Selbstbeherrschung.“

„Wie alt bist du denn? Soviel älter siehst du gar nicht aus.“

„Ich bin schon ehrwürdige 23.“, sagte er mit so einem überheblichen Gesichtsausdruck, dass ich ihn einfach aufziehen musste!

„Uah! Ein Greis. Ich werde von einem Opa verführt!“

„Hey! Werd du erstmal 18.“ Autsch, der hatte gesessen. Ich sollte mich vielleicht in der Beziehung nicht unbedingt mit ihm anlegen. Stattdessen probierte ich eine neue Taktik aus. Ablenkung durch offensiven Körperkontakt. Ich pustete auf seine Brustwarzen, welche sich sofort aufrichteten. Jetzt konnte ich an ihnen knabbern und zwickte mit den Zähnen hinein.

„Au.“ Sogleich leckte ich darüber, um dem Biss den Schmerz zu nehmen. Ich beschäftigte mich noch eine Weile mit ihnen, bis es mir zu langweilig wurde. Ich schaute Keiji ins Gesicht. Dieser hatte die Augen genießerisch geschlossen. Während ich mich an seinem Körper zu schaffen gemacht hatte, hatte er fast völlig aufgehört sich zu bewegen. So ging das aber nicht!

„Keiji?“

„Mh?“

„Küss mich!“

„Ach, jetzt fordern wir schon?“, wurde ich mit emporgehobener Augenbraue gefragt.

„Ja. Ich will geküsst werden. Jetzt. Sofort. Von dir.“

„Sag bitte.“ Ich verdrehte meine Augen.

„Bitte.“

„Wunsch gewährt.“ Mit diesen Worten senkten sich seine Lippen auf meine und das Spiel ging von vorne los. Nur dass er mich immer härter küsste und mir schwindlig wurde. Dabei dirigierte er mich in Richtung Bett und meine Beine berührten die Bettkante. Ich fiel hintenüber und versank in der weichen Bettwäsche. Moment! Das ging mir zu schnell.

„Keiji! Keiji! Wir sollten aufhören!“

„Aufhören? Tatsuro jetzt brauchen wir auch nicht mehr aufhören.“

„Ich will aber nicht!“

„Das machst du jetzt nur um mich zu quälen, oder? Rache für das Fitnesstraining?“

„Nein, das hat gar nichts damit zu tun. Nur, ich kenne dich doch kaum und eigentlich bin ich nicht so…“ Er rollte sich auf die Seite und schaute mich ernst an.

„Doch du bist so. Sonst hättest du dich gar nicht erst darauf eingelassen. Ich hab bei der Massage schon gemerkt, dass du nur so cool und unnahbar tust. Aber innerlich bist du ganz weich.“

„Das klingt, als wäre ich ein Mädchen.“, grummelte ich.

„Du bist nur ein wenig feminin, ohne dass du dir dessen bewusst wärst.“

„Also bin ich unbeabsichtigt daran schuld, dass Yuichi auf mich steht?“, murmelte ich vor mich hin.

„Wer ist Yuichi?“, knurrte es neben mir.

„Hab ich das laut gesagt? Yuichi ist ein Klassenkamerad. E denkt, er wäre verliebt in mich, aber ich hab ihm gesagt, dass ich nicht schwul bin. Zumindest hab ich bei ihm nicht die geringste Lust dazu ihn nackt zu sehen.“

„Aber bei mir hast du Lust?“

„Die Aussage wird verweigert.“

„Was nun?“, fragte er mich und ich war erleichtert, dass er nicht weiter versuchte mich zu verführen. Denn ich wusste nicht, ob ich ihm standgehalten hätte.

„Kuscheln? Geht das in Ordnung?“

„Dann kuscheln wir. Wollen wir noch einen Film schauen?“

„Wie denn? Hier ist doch kein Fernseher. Unten geht ja wohl schlecht.“

„Schau mal da rüber.“, sagte er und nahm eine kleine Fernbedienung vom Nachttisch. Als er auf einen der unzähligen Knöpfe drückte, drehte sich eines der Bücherregale um 180 Grad.

„Wie cool ist das denn?“ Ich war total aus dem Häuschen. Dahinter kam ein Plasmafernseher zum Vorschein.

„Wie kannst du dir das leisten?“

„Ich hab eine Menge Geld von meinen Großeltern geerbt und noch dazu bin ich hier Geschäftsführer.“

„WAS?!? So jung?“

„Ich hab die Pension gleich nach dem Tod meiner Großeltern übernommen. Wie du sicherlich mitbekommen hast läuft sie ganz gut. Was möchtest du schauen?“

„Mir egal. Irgendwas.“, sagte ich nur und kuschelte mich an ihn. Ich fühlte mich richtig geborgen und erst nach einer Weile fiel mir ein, dass ich vielleicht lieber in mein Zimmer gehen sollte.

„Ich glaub ich werde dann mal langsam rüber gehen. Duschen muss ich auch noch und Zähneputzen.“

„Wenn du möchtest kannst du auch hier schlafen. Duschen kannst du auch hier. Du müsstest nur dein Zahnputzzeug holen.“ Der Gedanke an dieses große, weiche, bequeme Bett war sehr verlockend.

„Musst du heute nicht mehr arbeiten?“

„Nein. Heute hab ich meinen freien Abend und ich würde ihn gern mit dir verbringen. Natürlich nur wenn du nichts dagegen hast.“

Eigentlich nicht, aber ich war trotzdem hin und her gerissen. Immerhin widersprach das so ziemlich allem, was ich je von mir gedacht hatte. Na, eine Nacht würde es wohl gehen. Testphase sozusagen. Dann würden vielleicht meine Gefühle auch nicht mehr Achterbahn fahren.

„Ok. Ich schlaf hier. Bis gleich.“ Somit holte ich meine Sachen und zog in sein Zimmer um.
 

Die Nacht verbrachte ich an Keijis warmen Körper gekuschelt. Ich konnte ziemlich lange nicht einschlafen, weil ich so nervös war. Ich, ein bis dahin völlig normaler 17-jährige Junge lag angekuschelt an einen anderen Mann. Da musste einem doch das Herz klopfen. Er legte den Arm noch ein wenig fester um mich und ich beruhigte mich. Irgendwann war jedoch auch ich eingeschlafen und träumte.
 

Es war kurz nach zwölf, als ich verwirrt aufwachte. Wo war ich? Ach ja, ich war in Keijis Zimmer. Aber warum war ich wach geworden? Ich hatte doch sonst auch nicht einen solch leichten Schlaf. Ich merkte plötzlich, dass ich fror. Das war ja auch kein Wunder, immerhin fehlte der warme Körper neben mir. Keiji war bestimmt nur auf der Toilette. Kurz nach diesem Gedanken kam er auch schon wieder in den Raum. Erleichtert seufzte ich auf. Warum war ich jetzt so froh, dass er wieder da war?

„Hab ich dich geweckt?“, fragte er mich leise, als er sich wieder zu mir legte.

„Ne…nei…nein. Mir…wa…war…nur…ka…ka…kalt.“ Meine Zähne klapperten nun wirklich. Hier in den Bergen konnte es echt verdammt kalt werden.

„Komm her. Ich wärm dich.“, sagte er und breitete seine Arme aus. Zufrieden mit meinem Wärmekissen, schlief ich schnell wieder ein. Ich hatte das Gefühl, dass Keiji vor sich hingrinste, aber ich war schon fast im Land der Träume.

„Schlaf gut. Ich hab dich lieb.“

„Mh. Dich auch…glaub ich….“

Träume, Wünsche, Erinnerungen

So richtig zufrieden bin ich mit dem Kapi immer noch nicht -.-

aber es ist besser, als die vorherige Variante...es ergibt mehr Sinn hoffe ich.

Ich bin mal sehr gespannt auf eure Kommentare.
 

Dann will ich euch mal nicht weiter aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
 

eure laniechan
 

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Kapitel 3 – Träume, Wünsche, Erinnerungen
 

Am nächsten Morgen wachte ich allein in dem großen Bett auf, aber das hatte ich ja erwartet. Immerhin konnte Keiji nicht damit aufhören zu arbeiten, nur weil ich mich ohne ihn einsam fühlte. Langsam tapste ich in mein Zimmer und zog mir nach dem Duschen etwas Bequemes für den Tag an. Ich war anscheinend nicht eine Sekunde zu früh in mein Zimmer zurückgekehrt, denn schon hörte ich meine Eltern.

„Tatsuro, aufstehen!“

„Bin schon wach.“, kam es gedämpft von mir durch die geschlossene Tür. Als wir unten beim Frühstück saßen, strahlten mich meine Eltern an.

„Du siehst wirklich erholt aus. Ich hätte nicht gedacht, dass das Fitnesstraining solche Auswirkungen auf dich haben könnte.“ Wenn die wüssten. Das ich so ausgeruht aussah, lag wohl eher an dem riesigen, kuscheligen Bett, in dem ich die Nacht verbracht hatte. Und natürlich auch an der menschlichen Heizung, die ich als Kopfkissen hatte benutzen dürfen. Wir saßen gerade über Kaffee und Brötchen, als sich mein nächtlicher Bettnachbar zu uns gesellte. Wie immer war er sehr adrett gekleidet und selbst ich musste zugeben, dass er in seinem schwarzen Anzug einfach umwerfend aussah. Meine Mutter war natürlich sofort Feuer und Flamme für ihn und ich musste einen kleinen Stich der Eifersucht unterdrücken.

Was war das denn? Ich hatte doch kein Anrecht auf ihn und vor allem stand ich auf Mädchen! Mädchen! So wie die kleine Süße, die mich die ganze Zeit schon vom Nachbartisch immer wieder beobachtete. Sie war vielleicht so um die 16, also genau das Richtige Alter. Aber ihre kleine Schwester, ein freches Ding von 5 Jahren, war fast noch niedlicher. Der Zwerg starrte mich nun schon seit geschlagenen 10 Minuten an und ich dachte schon, ich hätte Schokolade am Mundwinkel oder so was.

„Mizu, stehst du auf den?“, wandte sich der kleine Teufel plötzlich an seine große Schwester. Ich lief an, wie eine rote Tomate und drehte schnell meinen Kopf in die andere Richtung.

„Nee, nicht mein Typ.“ Was? Wieso nicht? Und warum starrte sie mich dann die ganze Zeit an?

„Der Kellner dahinter schon eher.“ Na toll, jetzt schnappte mir Keiji schon die süßen Mädchen hier weg, obwohl er von denen gar nichts wollte. Dabei wusste ich noch nicht mal, ob er bi oder schwul war. Das wurmte mich. Im Prinzip wusste ich überhaupt nichts von ihm, außer dass ihm der Laden hier gehörte und er stinkreich war.

„Suzuki San? Es ist Zeit für ihren Frühsport.“ Das war doch jetzt nicht sein Ernst? Aber Hauptsache ich kam weg von dieser Blamage auf der ganzen Linie.

„Was machen wir jetzt? Nicht wirklich Sport oder?“, fragte ich ihn, als wir auf dem Weg zum Trainingsraum waren.

„Wir gehen schwimmen.“

„Juchu, endlich mal ein sinnvoller Zeitvertreib!“ Ich mochte schwimmen, da konnte man sich richtig austoben und es machte trotzdem Spaß.

„Habe ich also endlich etwas gefunden, was dir gefällt?“, grinste er mich an. Voller Vorfreude nickte ich mit dem Kopf und flitzte in mein Zimmer, um mir Badesachen zu holen.

Keiji schwamm schon seine Bahnen, als ich endlich den Pool gefunden hatte. Das Anwesen war so riesig, dass man sich leicht hier verlaufen konnte. Ich beobachtete eine ganze Weile, wie er mit kräftigen Zügen das Wasser teilte. Er sah aus, als ob er dafür geboren wäre. Die Muskeln die bei jedem Zug hervortraten, machten mich nun doch ein wenig neidisch. Da konnte ich so viel trainieren, wie ich wollte, ich würde auf ewig meinen etwas schmächtigen Körper behalten. Als ich das dachte, drehte sich Keiji auf den Rücken und verharrte in dieser Position. Wie machte er das bloß? Ich wäre schon untergegangen, wie ein Stein.

„Komm rein, Wölfchen. Das Wasser ist angenehm.“ Angenehm? Das war weit entfernt von warm! Vorsichtig hielt ich eine Zehenspitze in das Wasser. Meine Skepsis war berechtigt gewesen! Das Wasser war arschkalt! Da bekamen mich keine zehn Pferde rein!

„Vergiss es! Ich geh doch nicht in diesen Eistümpel!“

„Das werden wir ja sehen.“ Der ruhige Ton in seiner Stimme hätte mich eigentlich warnen sollen. Doch blauäugig, wie ich war, dachte ich nicht daran, dass er stärker und vor allem schneller als ich sein könnte.

Platsch!

Da war ich auch schon in dem eiskalten Nass gelandet. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er sich an mich rangeschlichen hatte. Hinterhältig hatte er mich einfach an meinem Arm ins Wasser gezogen und ich hatte das Gleichgewicht verloren.

„Spinnst du?! Wenn ich wegen dir erfriere, kannst du wegen Mordes angeklagt werden!“

„Nun mal nicht so theatralisch. Die Temperatur ist genau richtig, um deinen Kreislauf ein bisschen in Schwung zu bringen. Und jetzt schwimmen wir ein paar Bahnen, damit dir wieder wärmer wird.“ Fluchend ergab ich mich in mein Schicksal. Es hatte ja doch keinen Sinn, sich ihm zu widersetzen. Schweigend glitten wir nebeneinander her, wobei mir der Verdacht kam, dass er sein Tempo extra wegen mir drosselte. Langsam merkte ich, wie die Wärme in meine Glieder zurückkehrte und entspannte mich. Immer gleichmäßiger wurden meine Atemzüge und ich konnte jetzt schon vorhersagen, dass ich morgen Muskelkater haben würde.

„Keiji? Wie lange noch? Meine Arme werden langsam taub.“

„Du hast echt gar keine Kondition. Aber gut. Was hältst du von einer kleinen Privatmassage?“

„Au ja! Hast du denn dafür überhaupt Zeit?“

„Klar. Ich hab dir doch gesagt, dass ich der Geschäftsführer bin, also kann ich meine Zeit nach meinen Wünschen frei einteilen. Ich helfe meist da mit, wo ich gerade gebraucht werde oder wenn nicht genug Personal vorhanden ist.“ Im Klartext: Er kann machen, was er will, dachte ich bei mir. Was für ein Leben!

„Aber zieh ja keine krummen Dinger ab während der Massage!“, warnte ich ihn vor.

„Ich doch nicht.“ Na klar und ich war Gott höchstpersönlich.

Als wir, nachdem wir uns wieder umgezogen hatten, in dem Massageraum ankamen, legte sich Keiji einfach ganz frech auf meine Massagebank.

„Was soll das denn werden?“

„Wer hat denn gesagt, dass ich dich massiere? Wärst du so nett anzufangen?“

Der hatte wohl ein Rad ab! Wenn der glaubte mich auf diese Weise weich zu kochen, hatte er sich geschnitten! Der konnte was erleben! Ich nahm mir vor, ihn so zu quälen, dass er sich nie wieder freiwillig von mir massieren ließe. Meine Hände kneteten seine Schulterblätter und fanden ein paar Knoten, die sie sanft lösten. Seine braune Haut zuckte unter jeder meiner Berührungen und ich war ungewollt fasziniert davon. Leicht zwickte ich mit meinen Nägeln in seine Muskeln.

„Ein bisschen fester geht noch. Das tut gut, nach der langen Nacht…“ Wieso lange Nacht? Ich hatte geschlafen, wie ein Baby. Da musste ich jetzt genauer nachhaken.

„Wieso? Hast du nicht gut geschlafen?“

„Wie soll ich denn schlafen, wenn dein verführerischer kleiner Körper halb auf mir liegt, aber ich dich nicht anfassen darf?“, murrte er leise.

„Oh.“ Hätt’ ich mal lieber nicht nachgefragt. Jetzt hatte ich Gewissensbisse. Immerhin wusste ich nicht, wie er sich fühlte und hatte es als Selbstverständlichkeit genommen, mich an ihn zu kuscheln.

„Tut mir Leid.“ Aber das hieß nicht, dass ich plötzlich in sein Bett gekrochen kam…

„Schon gut. Das ist mein Problem. Ich muss eben lernen meine Begierde in den Griff zu bekommen. Immerhin will ich dich nicht dadurch verlieren, nur weil ich meine Finger nicht bei mir behalten kann.“ Wieder fühlte ich mich schlecht. Er brachte mehr Verständnis für mich auf, als ich ihm je entgegengebracht hatte. Schnell vom Thema ablenken, bevor er mich doch noch weichklopfen konnte.

„Sag mal, seit wann weißt du denn, dass du…dass du nur auf Jungs stehst?“ Ich ging einfach mal davon aus, dass er ganz schwul war und nicht bi. Immerhin hatten ihn die hübschen Mädchen der Pension, ein paar gab es ja, anscheinend völlig kalt gelassen.

„Lass mich mal überlegen. Ungefähr seitdem ich 16 war.“

„Grad mal ein Jahr jünger als ich…“ Schockierend.

„Ich hab halt im Sportunterricht gemerkt, dass mich die Körper der Jungs mehr interessiert haben, als die der Mädchen. Da wurde mir langsam klar, dass ich anders ticke als sie.“ Also doch durch und durch schwul. Hab ich’s doch gewusst.

„Wie ist das so? Ich meine mit einem Jungen oder Mann?“ Ich konnte mir das irgendwie nicht so richtig vorstellen. Wie sollte das funktionieren, also nicht nur im Bett, sondern auch im normalen Alltag?

„Auch nicht so viel anders, als mit einem Mädchen denke ich. Meine Beziehungen mit Mädchen waren immer zu oberflächlich, als dass ich dazu etwas sagen könnte. Aber ich finde es sehr schön mit einem anderen Mann.“ Mh, das hörte sich vielversprechend an. Wo kamen bloß diese positiven Gedanken her? Egal, weiter im Text.

„Du hast gesagt du hast mich lieb, aber was genau magst du denn an mir?“ Ich war ernsthaft interessiert an einer Antwort. Denn immer wenn ich mit einem Mädchen zusammengewesen war, hatte ich das Gefühl gehabt, eher wegen meines Aussehens gemocht zu werden. Oder weil ich ihnen in der Schule helfen konnte.

Ich seufzte leise auf. Mir kam die Erkenntnis, dass ich anscheinend schon öfter ausgenutzt worden war, ohne es mitzubekommen.

„Ich mag deine Kratzbürstigkeit.“ Das war doch kein Kompliment. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse.

„Dein Aussehen mag ich natürlich auch, aber wirklich auf dich aufmerksam, hast du mich gemacht, als du mir ständig widersprochen hast. Ich mag dein Temperament. Ein Wolfswelpe, der die Zähne fletscht.“

„Ich bin kein Wolf!“, knurrte ich ihn regelrecht an. Das Thema hatten wir doch schon zur Genüge ausdiskutiert. Warum konnte er es nicht akzeptieren, dass ich nicht mit Tieren oder Ähnlichem verglichen werden wollte?

Während unserer Unterhaltung hatte ich nicht damit aufgehört ihn zu massieren und er hatte sich in der Zwischenzeit völlig entspannt.

„Darf ich aufhören? Mir tun langsam die Hände weh.“, maulte ich, denn ich merkte, wie meine Finger sich immer mehr verkrampften.

„Klar. Sorry, ich hab nicht daran gedacht, dass du das nicht gewöhnt bist. Aber dafür hast du deine Sache sehr gut gemacht. Kann ich dich vielleicht anwerben?“ Das kleine Lob schmeichelte meinem Ego und ich lächelte über das ganze Gesicht.

„Das musst du mit meiner Schule und meinen Eltern ausmachen.“, erwiderte ich und wusste genau, wie entsetzt sie reagieren würden. Ihr hochbegabter Sohn ein einfacher Masseur? Niemals. Es ging ihnen ja sowieso am Arsch vorbei, was ich wollte. Ihnen war nur ihr guter Ruf wichtig. Meine Lehrer bildeten da keine Ausnahme. Die hielten natürlich große Stücke auf ihren Musterschüler und würden wahrscheinlich einen Aufstand anzetteln, wenn ich die Schule vorzeitig abbrechen würde. Nicht, dass ich das wirklich in Betracht zog, schließlich wollte ich ja Design studieren und dafür brauchte ich nun mal einen guten Abschluss.

„Na los. Wir tauschen. Jetzt wirst du massiert.“ Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass er ein Massagegott war. Konnte er eigentlich irgendetwas nicht? Ich war drauf und dran, mich in seinem Netz zu verheddern. Und auch meine Eltern hatte er schon völlig um den kleinen Finger gewickelt.

„Was hältst du von einer Runde joggen durch den Wald?“

„Nada! Hab ich für heute nicht schon genug Sport getrieben?“ Ich lief doch nicht durch das Gestrüpp!

„Eigentlich bin ich ja hier, um mich in den heißen Quellen vom Stress der Schule zu entspannen.“, grinste ich.

„Wie langweilig.“ Diesen trockenen Kommentar hätte er sich auch klemmen können.

„Also ich geh jetzt in wärmere Gefilde und wenn du nicht willst, hast du eben Pech gehabt!“, sprach ich und zog mit meinem Handtuch von dannen.

Leider kam ich erst eine ganze Weile später dazu mich wirklich zu entspannen, da meine Eltern auf die glorreiche Idee gekommen waren, mich auf einem ihrer Ausflüge mitzuschleppen. Wie ich es hasste, das dritte Rad am Wagen zu sein. Turtel hier und turtel da. *kotz* *würg* Wenn die so weitermachten übergab ich mich wirklich irgendwann!

Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, zwangen sie mich doch tatsächlich mit ihnen Backgammon zu spielen. Dabei hatte ich die Regeln nie verstanden und konnte auch nicht nachvollziehen, was Erwachsenen an diesem Spiel so toll finden. Das war fast genauso langweilig, wie Bridge. Das hatte mir meine Oma beigebracht und so wusste ich auch, warum nur ältere Damen es spielten. Es endete einfach nicht! Naja Karten- und Gesellschaftsspiele mochte ich sowieso nicht besonders, da half auch alles gut zureden nichts.

Finster vor mich hingrübelnd, saß ich also am Abend in einer der Außengrotten. Wie sollte ich meine Eltern bloß davon überzeugen, mich das studieren zu lassen, was ich wollte? Immerhin war ich ein selbstständig denkender Mensch, der für sich selbst entscheiden konnte! Ach, es war doch zum Verrückt werden! Ich wusste schon ganz genau, wie meine Eltern auf meine Entscheidung reagieren würden. Mit Vorwürfen und Sprüchen, wie: So wird aus dir nie etwas Vernünftiges! Aber man sah doch an Keiji, dass man auch mit 23 schon Geschäftsführer sein konnte. Da musste es doch möglich sein, mit einem angemessenen Studium einen Platz im Designbereich zu bekommen.

Die Sonne war schon seit geraumer Zeit untergegangen und ich war froh, mich im warmen Becken zu befinden. Denn der Wind, der mir um die Nase wehte, war ein wenig kühl. Fröstelnd ließ ich mich tiefer sinken und lehnte mich an die Felsen. Die Grotte war wirklich herrlich. Mutter Natur hatte sie in eine kleine Anhöhe gegraben und nun funkelten die Steine glitzernd im Mondlicht. Das war fast schon romantisch. In der Höhle waren die Felsformationen so bearbeitet, dass sie eine lange Sitzfläche bildeten, auf der ich mich nun räkelte. Jetzt fehlt mir nur noch der Meerjungfrauenschwanz, dachte ich feixend. Langsam döste ich, wegen der wohligen Wärme, ein und träumte.

Wolfszähmung in der Praxis

Kapitel 4 – Wolfszähmung in der Praxis
 

Dunkelheit umgab mich und ich bekam schlecht Luft. Wo war ich? Wie spät war es überhaupt? Anscheinend war ich in der Grotte eingeschlafen und die Quelldämpfe bekamen mir nicht. Langsam glitt ich durch das Becken und stieg ins Freie. Schwindel erfasste mich und ich musste hart darum kämpfen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vorsichtig tapste ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Das hatte ich nun vom zu langen Baden. Das war ja schlimmer, als jeder Alkoholabsturz. Nur mit weniger Übelkeit. Ich verzog meine Mundwinkel zu einer Andeutung eines Grinsens. Was war bloß in dem Wasser gewesen? Anscheinend etwas, das meinem Gehirn eindeutig nicht bekam.

Nach einer ganzen Weile Dumm-rum-liegens rappelte ich mich endlich dazu auf, etwas zu essen. Allerdings hatte ich so gar keine Lust in die dauergrinsenden Gesichter meiner Eltern zu schauen. Also bestellte ich Abendessen bei meinem Lieblingsprivatkellner.

Als Keiji eintrat, war er die Höflichkeit in Person.

„Guten Abend Suzuki San.“

„Was ist denn mit dir los? Seit wann siezt du mich wieder?“

Er überging meine Frage und redete einfach weiter.

„Hier ist ihr bestelltes Essen. Geht es ihnen nicht gut? Sie sind so blass.“

„Mit mir ist nichts.“, antwortete ich tonlos. Anscheinend waren wir jetzt am gleichen Punkt, wie am Anfang angelangt. Trostlos ließ ich meinen Kopf sinken. Dabei hatte ich gedacht, wenigstens einen Freund in ihm gefunden zu haben.

„Wenn sie mich nicht mehr benötigen, dann werde ich mich nun um die anderen Gäste kümmern.“

„Schon gut. Ich brauch sie nicht mehr.“ Nun war auch ich zu der förmlichen Anrede gewechselt und fühlte Trauer in mir aufsteigen.

Warum tat es nur so weh? Ich kannte ihn doch gerade mal ein paar Tage. Noch dazu war er für mich mehr ein Freund, als alles andere, mit dem man wunderbar lachen konnte.

Ich seufzte. Mein Leben verlief definitiv nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dem musste ich langsam einen Riegel vorschieben. Ich war Feuer und Flamme für mein neues Vorhaben und beschloss dieses sogleich in die Tat umzusetzen.

Ich stand vor der Tür meiner Eltern. Sie war nicht besonders schalldicht und ich hörte sie reden.

„Wir könnten in nach Tokyo schicken und in einem Internat unterbringen. Seine Zensuren sind ja gut genug dafür, dort an einer Eliteuniversität angenommen zu werden, wenn er die Prüfung nicht vermasselt.“, sagte mein Vater gerade.

„Aber doch nicht unser Tatsuro! Er lernt doch immer so fleißig und möchte bestimmt den gleichen Weg wie wir gehen. Schließlich weiß er, dass man in dieser Welt einen guten Job braucht.“ Typisch Mama, weiß alles besser. Und was war mit dem, was ich mir wünschte? Ich zog meine Augenbrauen zusammen und lauschte weiter, das konnte noch interessant werden. Mal schauen, wie weit sie mein Leben noch verplant hatten.

„Er könnte doch auch bei Toshirou einziehen, dann hätten wir wenigstens eine Geldsorge weniger.“ Nur über meine Leiche! Ich und mein Bruder waren wie Kaninchen und Schlange. Er fand immer einen Grund mich zu piesacken und das nicht auf „nette“ brüderliche Art. Ich hatte jedes Mal, wenn ich bei ihm gewesen war, das Gefühl gehabt unerwünscht zu sein. Dabei hatte ich ihm überhaupt nichts getan.

„Du weißt, dass das nicht gut gehen würde. Die beiden mögen sich nicht besonders und Toshirou ist es sicher unangenehm ständig mit ihm konfrontiert zu werden.“ Mama? Papa? Die redeten über mich, als wäre ich gar nicht ihr Kind!

„So kann aber auch nur ein Mann denken. Der Kleine kann doch nicht dafür bestraft werden, dass ich einen Fehler begangen habe.“ Was war denn nun kaputt? Meine Ma hatte einen Fehler gemacht, der mit mir zusammenhing? Das hörte sich an, als ob…Ich musste schlucken…ganz ruhig ein und ausatmen…mein Blickfeld fing an zu flimmern, als mir klar wurde, was das bedeutete.

Meine Hoffnungen zerbrachen, wie ein Spiegel der auf den Boden fällt, in tausend Scherben. Hatten mich meine Eltern überhaupt jemals geliebt? Wie konnte man seinem Kind so etwas Wichtiges verschweigen? Alter hin oder her. Wahrscheinlich dachten sie auch noch, das sei das Beste für mich! Mein Schock verwandelte sich nach und nach immer mehr in Wut. Diese…diese…ich fand keine Worte, um es richtig zu beschreiben. Durfte man Mordgedanken gegen seine Eltern hegen? Wahrscheinlich nicht, aber in dem Moment war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich es mir ernsthaft überlegt hätte.

Das Gespräch, das ich mit ihnen hatte führen wollen, musste also warten. Ich war so wütend, dass ich mir selbst nicht mehr traute. Die geringste Provokation konnte jetzt dazu führen, dass ich mich vergaß.

Genau in dem Augenblick hatte Keiji das Pech, mir über den Weg zu laufen.

„Was ist mit dir? Du bist ja kreidebleich? Bist du krank, Wölfchen?“ Das Fass lief über.

„Ach jetzt sind wir uns nicht mehr zu fein mich zu duzen? Was geht es dich denn an, wenn ich verrecke?! Es würde doch eh niemandem etwas ausmachen, wenn ich hier und jetzt den Löffel abgebe!“ Ich steigerte mich immer weiter in meine Wut und ließ all die angestaute Frustration an ihm aus. Seine Miene wurde nachdenklich.

„Was ist passiert? Hattest du Streit mit deinen Eltern?“ Alle Wut verpuffte schlagartig. Gegen Keijis ruhige Art kam ich einfach nicht an. Widerstrebend erzählte ich ihm, was ich gehört hatte und wartete auf eine Antwort.

„Das hört sich wirklich nicht gut an. Ich hab in einer halben Stunde Feierabend, wenn du willst, können wir drüber reden. Wir finden schon eine Lösung. Komm einfach nachher zu mir.“

Ein wenig beruhigt machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Doch womit sollte ich mich ablenken? Ständig musste ich über das Gehörte nachdenken und kam nur zu einem Schluss:
 

Mein Papa war nicht mein leiblicher Vater.
 

Das erklärte so vieles.

Warum ich immer strenger behandelt worden war.

Warum mein Bruder mich nicht leiden konnte.

Halbbruder. Ich musste noch mal schlucken.

Seit wann wusste er es schon?

Kannte mich mein Erzeuger überhaupt?

War ich vielleicht nur ein „Ausrutscher“? Dieser Gedanke tat am meisten weh. Das Gefühl ungewollt zu sein, zwang sich mir auf und legte sich wie ein bleiernes Gewicht auf meine Brust.

Als es langsam Zeit wurde rüber zu gehen, schlurfte ich schweren Schrittes in Keijis Raum. Duselig im Kopf, blickte ich mich um. Er war ja noch gar nicht da. Aber seine Tür hatte offen gestanden, also war es wohl ok, wenn ich mich schon hinsetzte. Irgendwie spielte mein Körper verrückt, seitdem ich aus der heißen Quelle gekommen war. Zudem kam sicherlich noch die seelische Belastung. Vielleicht war es doch besser sich hinzulegen, als zu sitzen, dachte ich bei mir. Keiji würde schon nichts dagegen haben. Nachdem ich es mir auf der Tagesdecke bequem gemacht hatte, dachte ich darüber nach, warum er sich mir gegenüber so komisch verhalten hatte. Zuerst spielte er die Eisprinzessin und im nächsten Moment war er der beste Freund, den man sich wünschen konnte.

Wenn man vom Teufel sprach…nur mit einem Handtuch bekleidet, trat er dampfend aus dem Bad. Das Tuch bedeckte mit Müh und Not die wichtigsten Stellen und ich konnte seinen durchtrainierten Körper bewundern.

„Na geht’s dir besser? So richtig gut siehst du immer noch nicht aus. Hast du Fieber?“

Er kam näher und berührte mit seiner kühlen Hand meine Stirn.

„Hm. Du hast leicht erhöhte Temperatur. Hier.“, sagte er und warf mir ein T-Shirt zu. Fragend blickte ich ihn an.

„Du willst doch wohl nicht in deinen Sachen schlafen? Aus dem Bett lasse ich dich so nicht raus. Am Ende kippst du noch in deinem Zimmer um und keiner bekommt was mit.“

Schweigend zog ich mir meine Klamotten bis auf die Unterwäsche aus und streifte das Shirt über. Dieses war natürlich drei Meilen zu groß und ich kam mir vor, wie ein Kleinkind, das die Sachen von Mama und Papa anprobiert. Seine Augen klebten derweil bei jeder meiner Bewegungen an meinem Körper und ich kam mir schon wie ein Callboy vor.

Es war schon ein komisches Gefühl die ganze Zeit beobachtet zu werden. Vor allem, wenn er einen dabei ansah, als sei man eine besonders leckere Süßigkeit.

„Wenn du nicht krank wärst, wär’ ich schon längst über dich hergefallen.“, murmelte er vor sich hin. Dachte er, ich hätte das nicht verstanden?

„Vergiss es! Das würde auch nicht passieren, wenn ich gesund wäre. Sag mir mal lieber, was vorhin los war, dass du mich plötzlich gesiezt hast.“ Das hatte ich ihm noch nicht verziehen. Entweder man wollte mit jemandem befreundet sein oder man ließ es bleiben!

„Deine Eltern standen auf dem Flur und konnten jedes Wort hören, was ich sagte. Da kann ich doch schlecht mit Wölfchen ansprechen. Das wäre unprofessionell.“

„Was? Deswegen hab ich mir jetzt so einen Kopf gemacht? Und ich hab gedacht…“, schnell verstummte ich. Bloß nicht zuviel verraten, sonst stieg ihm das zu Kopf.

„Was dachtest du?“ Ich schwieg hartnäckig. Keine Chance, aus mir würde er kein Sterbenswörtchen mehr zu diesem Thema herausbekommen.

Stattdessen lenkte ich das Gespräch auf mein momentanes Hauptproblem, meine Eltern.

Während wir über verschiedene Vorgehensweisen sprachen, saßen wir uns gegenüber und ich hatte mich in seine Decke eingemummelt.
 

Ich gähnte. Endlich hatten wir eine Lösung gefunden, die sowohl meine Eltern als auch mich zufrieden stellen würde. Wenn sie mich ließen. Aber sie mussten! Schließlich hatten sie so Einiges gutzumachen.

„Na, müde? Dann komm mal her. Es sei denn, du möchtest nicht kuscheln.“ Klar wollte ich! Solange er sonst nichts machte, war kuscheln ok.

Eng an ihn geschmiegt, plagten mich plötzlich Gewissensbisse.

„Macht es dir wirklich nichts aus? Ich meine, wenn ich mich so an dich kuschle, wirst du dann nicht…erregt?“ Der Rest des Satzes blieb mir im Hals stecken und kam fast flüsternd.

„Du kannst gerne etwas daran ändern.“ Sofort rückte ich ein Stück ab. So hatten wir nicht gewettet, Freundchen!

„Nein, ich mach nur Spaß. Komm wieder her. Ich hab es im Griff. Außerdem bist du krank und brauchst Ruhe.“ Das war ja ne tolle Begründung.

„Wenn du willst, bekommst du einen klitzekleinen Gutenachtkuss. Als Entschädigung sozusagen. Aber wirklich nur einen ganz kleinen. Auf die Wange.“ Zu mehr war ich nicht bereit.

„Du musst das nicht tun…“

„Ja oder nein?“

„Dann nehm’ ich ja.“ Klare Worte.

Schon beugte ich mich über ihn und musste ein ganzes Stück hochkrabbeln. Er war hochgewachsen und ich reichte ihm gerade mal bis zur Schulter. Vorher ruhte mein Kopf auf seiner Brust und ich rutschte hoch, um ihm den versprochenen Kuss auf die Wange zu hauchen. Wie sollte es auch anders sein, drehte er just in dem Moment seinen Kopf zu mir und meine Lippen landeten direkt auf seinen.

Natürlich war das alles voll beabsichtigt, denn sein fieses Grinsen sprach Bände.

„Dir tu ich noch mal einen Gefallen.“, grummelte ich vor mich hin.

„Ach, nun hab dich nicht so, du kleine Diva. Du benimmst dich ja geradeso, als ob es das erste Mal wäre, dass wir uns geküsst hätten.“ Ich lief rot an – mal wieder – denn daran wollte ich ungern erinnert werden. Das weckte nur eine Seite in mir, die ich nicht bereit war zu akzeptieren. Die Seite, der es gefallen hatte, von einem Mann geküsst zu werden. Keijis Lippen auf meinen zu spüren. Ein wohliger Schauer fuhr mir den Rücken hinunter.

„Wer von uns beiden ist denn nun erregt?“ Ein schmieriges Lächeln zierte sein Gesicht.

„Soll ich dir vielleicht behilflich sein? Ich weiß da eine gute Methode, das Problem wieder loszuwerden.“ Bildete ich es mir ein oder wurde das Lächeln immer diabolischer? Nein keine Einbildung…eindeutig Realität.

Noch bevor ich antworten konnte, fanden seine Finger den Rand meiner Shorts und strichen darüber. Ich konnte ein Zittern nicht unterdrücken.

„Pfoten weg!“ Ich versuchte von ihm wegzurutschen, doch ein Berg von Kissen in meinem Rücken hielt mich auf.

„Du entkommst mir nicht. Jetzt sitzt du in der Falle und bist mir hilflos ausgeliefert.“ Schon wieder bekam ich Gänsehaut. Spielten wir jetzt „Räuber und Gendarm“? Rollenspiele? Beinahe hätte ich bei der Vorstellung von Keiji in einem Kostüm lauthals aufgelacht. Aber im Moment hatte ich ein größeres Problem.

Keijis Blick war verschleiert, so dass ich bezweifelte, dass er noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Das ganze Blut, das sein Hirn normalerweise mit Intelligenz versorgte, war anscheinend schon in tiefere Gefilde getrieben worden.

„Spinnst du? Ich hab NEIN gesagt!“ Langsam wurde mir wirklich mulmig zumute. Ich hatte keine Angst vor ihm, sondern vor mir. Wenn ich da an meine letzte Reaktion auf einen Verführungsversuch von ihm dachte…

„Nun sei doch nicht so, Wölfchen. Gönn dir und deinem kleinen Freund auch mal ein bisschen Spaß. Sonst vergisst er noch vor vielem Lernen, wie das ist.“ Frechheit! Ich trat mit dem Fuß auf seinen Oberarm und versuchte ihn wegzudrücken, doch seine Muskeln waren aus Beton.

„Au! Verdammt! Das ist unfair, du nutzt deine körperliche Überlegenheit aus!“, maulte ich ihn an. In dem Moment bekam er meine Füße zu fassen und klemmte sie ein. Auf diese Weise zu Bewegungsunfähigkeit verdammt, konnte ich ihn nur noch böse anstarren.

„Was denn? Das Training beginnt. Wolfszähmung Kapitel 1.“

Irgendwann würde ich ihn umbringen! Am besten mit einem dieser netten mittelalterlichen Folterinstrumente. In die Eiserne Jungfrau oder Daumenschrauben oder vielleicht doch lieber vierteilen lassen? Nein, das war nicht grausam genug!

„Wie bringe ich meinen Wolfswelpen dazu, sich von mir anfassen zu lassen? Na, hast du eine Antwort?“

„Gar nicht.“, knurrte ich in bester Wolfsmanier.

„Falsch. Die richtige Antwort lautet: Indem man sie überrumpelt.“ Schon war eine seiner Hände in meiner Hose verschwunden, während er seine Lippen über meine gleiten ließ. Er spielte eindeutig mit unfairen Mitteln. Denn kaum berührte sein weicher Mund meinen, vergaß ich die Hand in meiner Shorts und gab mich dem Kuss hin.

Währenddessen fanden seine Finger ihr Ziel und ich begann unruhig hin und her zu rutschen, um dem viel zu angenehmen Gefühl zu entkommen. Schluss jetzt! So durfte ich nicht denken. Ich war nicht schwul! Mir gefiel nicht, was er da gerade mit mir tat. Ok, meinem Verstand passte es nicht. Aber positive Gedanken über so ein Verhalten durften nicht geduldet werden!

„Wolfszähmung Kapitel 2. Was tun, wenn sich das Tier gegen sein Herrchen wehrt?“

„Ich geb’ dir gleich Herrchen! Du hast sie ja nicht mehr alle!“

„Widerworte. Schlechtes Zeichen. Das zeugt von mangelnder Erziehung. Der Welpe hat, seiner Meinung nach, viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und versucht das nun durch Aufmüpfigkeit zu erreichen.“

„Wo hast du denn den Quatsch her?“ Der hielt doch tatsächlich an seiner Trainerrolle fest. Nur, dass ich kein Tier war und er bestimmt nicht mein Herrchen.

„Kommen noch mehr Weisheiten oder lässt du mich wieder frei?“, fragte ich, als er kurz innehielt.

„Das muss bestraft werden.“ Er hörte auf mich zu küssen und pickte nur hier und da an meinem Hals entlang. Immer zu kurz, um mich zu befriedigen. Als er meine Brustwarzen erreichte, spannte sich mein Körper vor Vorfreude an. Vorfreude? Na toll, mein verräterischer Körper war schon kurz vorm Kapitulieren. Ich wusste, dass das schief gehen würde, wenn er mich anfasste. Doch anstatt sie in den Mund zu nehmen, was ich mir erhofft…ähem befürchtet hatte, glitt er mit seinen Lippen weiter über meinen Körper. Ich wollte gar nicht daran denken, was seine andere Hand gerade in meiner Hose tat. Die eindeutigen Bewegungen sagten mir mehr als genug. Gerade streichelte er besonders sanft darüber und ich konnte ein Aufkeuchen nicht unterdrücken.

Ein triumphierender Ausdruck trat in seine Augen.

„Mal sehen, ob du genauso gut schmeckst, wie du aussiehst!“ Das meinte er jetzt nicht so, wie er es sagte, oder?

Im Nu flog meine Unterwäsche in den hintersten Winkel seines Zimmers und blieb halb über der Sessellehne liegen.

„Ah…oh. Hör auf…“, mein Gewimmer wurde immer heiserer.

„Aber warum denn? Deinem Kleinen scheint es zu gefallen.“

Seine Lippen umschlossen mich warm und ich musste hart an mich halten, nicht das Bewusstsein zu verlieren. So schnell es angefangen hatte, so schnell war es auch wieder vorbei. Peinlich, aber im Grunde genommen, war das mein erstes Mal gewesen. Meine Exfreundinnen waren nie zu mehr bereit gewesen und daher war ich mit meinen siebzehn Lenzen noch quasi Jungfrau.

„So, nun zufrieden?“, fragte ich ihn ironisch.

„Klar. Lecker. Das müssen wir wiederholen.“

„Kommt gar nicht in Frage. Das war das einzige und letzte Mal.“ So leicht würde ich nicht noch mal auf einen seiner Tricks reinfallen.

Ich wollte gerade aufstehen, da hielt mich eine Hand fest.

„Du brauchst nicht zu gehen. Ich verspreche dir auch, dir heute nichts mehr zu tun.“ Und das sollte ich glauben? Arrogant hob ich eine Augenbraue.

„Ich meine es ernst. Ich werde ganz friedlich neben dir liegen und dich nicht anrühren, wenn du das nicht willst.“ Das hatte er vorher auch schon gesagt. Zweifelnd überlegte ich.

„Noch eine solche Aktion und ich bin sofort weg. Verstanden?“

„Yes, Sir! Wie sie es befehlen!“

„Idiot.“ Ein leichtes Lächeln glitt über meine Lippen und ich krabbelte schnell wieder unter die Decke.

Schnell hatte die Müdigkeit mich übermannt und ich schlief zusammengerollt in Keijis Bett ein.

Neue Wege

Kapitel 5 - Neue Wege
 

„Mom? Dad? Wir möchten euch einen Vorschlag machen.“ Ich blickte in zwei fragende Gesichter und war heilfroh, dass Keiji neben mir stand. Ohne ihn an meiner Seite wäre ich wahrscheinlich schon vor Nervosität gestorben.

„Was denn für einen?“, meldete sich meine Mutter zu Wort.

„Keiji und ich möchten zusammen in eine WG in Tokyo ziehen. Er besitzt dort bereits ein Apartment und ich könnte eines der Zimmer haben. Er möchte auch dort studieren und es wäre sehr praktisch für uns beide.“ Ich ratterte meinen Text innerhalb von ein paar Sekunden runter. So jetzt war es raus.

„Nein.“

„Einverstanden.“ Ach, ich liebte diese Einigkeit!

„Nun lass ihn doch.“, verteidigte meine Mutter mein Vorhaben.

„Schließlich ist das doch die beste Möglichkeit für ihn selbstständig zu werden.“

„Und wer soll die Wohnung finanzieren? Du weißt doch, dass unsere Ersparnisse dafür nicht ausreichen. Diese Diskussion hatten wir doch erst.“

„Das soll nicht das Problem sein“, mischte ich mich ein. „Keiji hat angeboten, dass ich bei ihm jobben könnte. Das Gehalt würde ausreichen, um Wohnung und Studiengebühren zu bezahlen. Wir haben das alles schon durchgerechnet.“ Wenn sie dieses Argument nicht überzeugte, musste ich härtere Geschütze auffahren. Dabei wollte ich das eigentlich vermeiden. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass meine Eltern, meine Eltern blieben. Egal, ob ich nun ihr leibliches Kind war oder nicht. Zumindest des einen Elternteils.

Ich wollte nicht in alten Wunden herumstochern und sie wieder aufreißen. Deshalb hoffte ich, dass unsere Argumente überzeugend genug wären.

„Was willst du denn eigentlich studieren?“ Diese Frage hatte ich befürchtet. Jetzt würde ich erfahren, ob sie mich wirklich liebten oder ob ihnen egal wäre, was ich mir wünschte.

„Ich möchte Design studieren. Und Keiji Gastronomie.“

„Oh. Wir dachten du wolltest Medizin studieren.“, meinte meine Mutter betreten.

„Oder Jura.“, kam der erwartete Einwurf meines Vaters.

„Aber ich möchte in den Designbereich! Da gibt es auch gute Berufsmöglichkeiten. Ich hab das gut durchdacht.“ Sie musste meine Entscheidung akzeptieren!

„Und warum willst du nicht bei Toshirou wohnen? Das wäre doch für alle die beste Lösung.“

„Das bezweifele ich. Außerdem verstehe ich mich prima mit Keiji.“

„Das haben wir schon gemerkt. Und sie haben wirklich nichts dagegen, Tachikawa San?“ Meine Mutter war kurz davor nachzugeben. Ich hatte mein Ziel also fast schon erreicht. Jetzt mussten wir nur noch meinen Vater überzeugen.

„Nein. Ich habe nichts dagegen. Eigentlich begrüße ich es sogar, Gesellschaft in der leeren Wohnung zu haben. Mein Angebot mit dem Jobben habe ich auch ernst gemeint. Ich habe in der Nähe des Apartments ein Café eröffnet und dort könnte er kellnern. Zudem darf er es neu dekorieren. Somit können sie sich überzeugen, dass sein Studium gut investiertes Geld und die Mühe wert ist.“ Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Wenn sie jetzt noch Einwände hatten, dann waren sie sturer als Maulesel!

„In Ordnung. Du darfst unter der Bedingung einziehen, dass alles glatt läuft. Du musst dich um alle Formalitäten alleine kümmern und uns deine Selbstständigkeit beweisen.“, gab mein Vater schließlich doch noch nach.

Geschafft!
 

Die restliche Woche verlief dann ganz entspannt und wir gewöhnten uns immer mehr aneinander. Keiji beschränkte sich auf harmlose Körperkontakte und wir wurden gute Freunde.
 

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„Tatsuro kannst du mir mal bitte helfen?“ Keiji mühte sich gerade mit einer der schweren Umzugskisten von mir ab.

„Was hast du denn da drin? Steine?“

„Nein. Klamotten.“

„WAS? Bist du ein Mädchen? Wozu brauchst du denn soviel?“, fragte er entsetzt.

„Du bist doch selber nicht besser! Mister >Ich hab einen dreitürigen Spiegelschrank UND ein Ankleidezimmer<! Wer von uns beiden kann denn an keinem Modegeschäft vorbeigehen, ohne es gleich leer zu kaufen?“ Mir warf er Klamottensucht vor! Dabei war er shoppingsüchtig!

„Das ist was ganz Anderes. Ich bin schließlich Geschäftsführer und muss demnach angemessen gekleidet sein.“

„Ja ja, wer’s glaubt…“ Ich hatte da meine eigene Meinung. Schwul durch und durch. Es war mir schleierhaft, warum meine Umgebung das nicht bemerkte. Die waren wahrscheinlich alle so geblendet von seinem guten Aussehen, dass ihnen das gar nicht mehr auffiel.

„Hilf mir lieber.“ Zu zweit schleppten wir meinen Karton in sein Apartment. Dieses lag natürlich in einem etwas vornehmeren Bezirk von Tokyo und Keiji hatte mir einen Teil der Miete erlassen. Die Wohnung war ziemlich groß und man sah, dass Keiji mehr Geld besaß, als er zugeben wollte.

Allein mein Zimmer war schon riesig und dann gab es ja noch seins, eine Bibliothek, ein Wohnzimmer, das Bad und die Küche. Zudem hatte jedes Schlafzimmer einen extra Raum zum Umkleiden. Die Bibliothek war bei einer Leseratte wie Keiji unerlässlich. So konnte ich auch hier nach Herzenslust in seinen Büchern schmökern.

Alles war im traditionellen japanischen Stil eingerichtet und ich wollte mich bei meinem Raum auch daran halten. Die Küche war sehr modern, doch weder er, noch ich, konnten kochen und wir hatten uns darauf geeinigt, entweder eine Köchin zu engagieren oder auswärts zu essen.

„Hast du alle Papiere, die du morgen für die Einführungsveranstaltung brauchst?“, fragte er mich, während wir meinen Kleiderschrank einräumten. Alle anderen Sachen hatten wir schon aufgebaut.

„Ja, hab ich. Du auch?“ Ich hatte in Rekordzeit meinen Abschluss gemacht, um zeitgleich mit Keiji studieren zu können. Endlich hatte sich mein Perfektionismus mal ausgezahlt und somit konnte ich eine Klasse überspringen. So kam es, dass ich als fast 18-jähriger den Schulabschluss in der Tasche hatte. Auch die Uni-Aufnahmeprüfung war ein Kinderspiel gewesen und ich fragte mich ernsthaft, warum andere damit solche Probleme hatten. Kam vielleicht auf die Studienrichtung an.

„Jup. Hab alles. Hast du noch was von Yuichi gehört?“ Leider. Dieser Idiot hatte es doch tatsächlich geschafft, ebenfalls eine Klasse zu überspringen und mir sozusagen nachzueifern. Zu allem Überfluss hatte er auch noch meinen Studiengang gewählt und ging mir seit den Prüfungen auf den Geist.

„Selbes Spiel, wie immer. Er macht sich an mich ran und ich lasse ihn abblitzen. Er gibt einfach nicht auf.“

„Dabei bist du eine Festung. Ich weiß wovon ich spreche.“ Keiji hatte zwar immer noch nicht aufgehört mich anzuflirten, aber er akzeptierte es, dass er nicht mehr bekommen würde. Das glaubte ich zumindest.

„Ich bin eben durch und durch hetero, auch wenn du etwas anderes behauptest.“, meinte ich und fing an, meine Unterwäsche einzusortieren.

„Die ist ja schick. Ziehst du die mal für mich an?“, rief er begeistert, als ich eine Shorts hineinpacken wollte, die wie eine Hotpants geschnitten war.

„Kommt gar nicht in Frage! Du geilst dich bloß daran auf und ich darf es dann ausbaden!“

Keiji zog eine Schnute und gab nach. Das war auch besser für ihn.

„Schade.“
 

Am nächsten Tag wartete ich entspannt auf das Ausklingen der ersten Vorlesung. Wir hatten erst eine im Fachbereich Gestaltung gehört und heute waren auch keine weiteren Seminare oder Übungen angesetzt. Das hieß ich konnte mich sogleich für meinen ersten Arbeitstag im ‚Kava’ fertig machen. Doch vorher musste ich jemanden loswerden.

„Und wie fandest du den ersten Tag? Ist auszuhalten, oder?“

„Das wird nicht so einfach bleiben. Immerhin haben wir jetzt noch vier Jahre vor uns.“ Wenn er wirklich so naiv war zu glauben, dass dieses Studium mit links zu schaffen wäre, würde er bald eine Bruchlandung machen.

Ich jedenfalls hatte für seine geistreichen Vorträge keine Zeit, denn meine Schicht fing in zwei Stunden an und Keiji wollte mich vorher noch einweisen.

„Du, ich hab keine Zeit. Ich muss mich beeilen, sonst komm ich noch zu spät. Ciao!“, sagte ich zu ihm und war im nächsten Moment abgebogen und zum Bahnhof geeilt.

„Nun warte doch…“ Enttäuscht blickte Yuichi mir hinterher, doch das war mir egal.
 

„Na, wie war dein Tag, Wölfchen?“, wurde ich begrüßt, als ich im Kava ankam.

„Pst. Nenn mich nicht in der Öffentlichkeit so! Das ist peinlich.“, entgegnete ich entrüstet.

„Schon gut, schon gut. Nicht aufregen. Das schadet deinem Teint.“

„Grrrr!“ Mein Knurren machte mal wieder jedem Wolf die Ehre.

Dann fing er an, mir alles zu erklären und ich musste mich konzentrieren, um mir alle Einzelheiten einzuprägen.
 

„So, dann können wir ja loslegen. Denk dran: Immer schön höflich bleiben und lass dich nicht provozieren.“ Er grinste mich an und verschwand in seinem Büro. Ich nahm die ersten Bestellungen entgegen und hatte keine Mühe, alles zur Zufriedenheit der Gäste zu erledigen. So schwer war das gar nicht. Die Türklingel läutete und ich blickte auf das wahrscheinlich hübscheste Wesen, das ich je gesehen hatte.

„Was darf ich ihnen bringen, Miss?“

„Ist Keiji da?“ Was wollte die Kleine denn von ihm?

„Wen darf ich melden?“

„Shunsuke. Er weiß Bescheid. Ach und ich bin übrigens ein Junge, kein Mädchen.“ Freundlich lächelte er mich an und ich ging schockiert nach hinten. Dieser Engel sollte ein Kerl sein? Das war so ungerecht!

Als ich Keiji geholt hatte, fiel Shunsuke ihm um den Hals. Mir fielen wahrscheinlich gerade die Augen aus dem Kopf, denn er küsste ihn ganz ungeniert auf den Mund. Die beiden ließen sich nicht davon stören, dass das ganze Café ihnen dabei zusehen konnte. Ein Stich der Eifersucht durchfuhr mich. Wer war das? Shunsuke, das wusste ich immerhin schon. Aber was hatte er mit Keiji zu tun? Aber die wichtigste Frage von allen war: Warum kümmerte es mich?

Ich wollte doch nichts von ihm! Er konnte knutschen, mit wem er wollte!

Was versuchte ich mich eigentlich vor mir selbst zu rechtfertigen? Ich…war eifersüchtig. Punkt. Aus. Ende.

Der klebte ja wie eine Klette an ihm! Hey! Der sollte seine Finger mal schön da lassen, wo ich sie sehen konnte!

Ich wurde immer wütender. Genau in dem Augenblick betrat Yuichi das Café und setzte sich neben den Tisch von Shunsuke und Keiji. Na toll, der hatte mir gerade noch gefehlt! Frustriert ging ich an den Tisch, um ihn zu bedienen. Dabei lauschte ich unauffällig dem Tischgespräch nebenan.

„Gehen wir Freitag aus? Ins ‚Nirvana’? Da kann man ganz tolle Cocktails trinken.“, fragte die kleine Nervensäge ihn.

„Hört sich gut an und wenn du das gerne möchtest.“ Strahlend lächelte Keiji den Zwerg an. Wenn Blicke töten könnten…

„Du arbeitest hier?“, wurden meine rachelustigen Gedanken von Yuichi unterbrochen.

„Ja, seit heute.“ Ich antwortete relativ einsilbig und hoffte er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Was nicht der Fall war. Munter quatschte er weiter.

„Das ist dein Mitbewohner, richtig? Und er ist gleichzeitig der Chef dieses Cafés? Ist er schwul? Sieht mir ganz danach aus, so wie die beiden flirten.“ Immer gieß Öl ins Feuer! Das sah ich schließlich selbst! Anscheinend legte Keiji hier nicht, wie gewohnt, das Augenmerk darauf, seine Umgebung zu täuschen, sondern benahm sich so, wie es ihm gefiel.

„Warum schaust du mich denn so böse an? Jetzt sag nicht, du willst was von ihm. Meine Annäherungsversuche ignorierst du völlig, aber ihn würdest du ranlassen? Welcher von den beiden hat es dir denn angetan? Der Kleine ist ja echt süß, aber der Chef ist die Wucht. Ich wette du stehst auf den Großen.“

„Halt endlich die Klappe! Und wenn es so wäre, dann ginge es dich nichts an! Überleg doch mal warum ich deine Flirt-‚Versuche’ ignoriere! Vielleicht, weil es viel zu offensichtlich ist, dass du bloß mit mir ins Bett willst!“ Meine Stimme war ein lautes wütendes Flüstern.

„Das stimmt doch gar nicht! Ich liebe dich!“

„Du kannst mich doch gar nicht lieben, wenn du mich überhaupt nicht kennst!“

Nun mischte sich Keiji ungefragt in unser Gespräch ein.

„Könntet ihr euren Streit in der Uni austragen? Tatsuro? Wir haben noch andere Gäste. Es wäre nett, wenn du dich auch um diese kümmern würdest.“

„Lass ihn doch.“, meldete sich der Grund meiner Wut zu Wort.

„Du siehst doch, dass die sich nur ein bisschen zanken. Vielleicht ist er ja sein baldiger Lover? Du weißt doch, was sich neckt, das liebt sich…“ Ich würde ihn erwürgen. Ich werde ihn ganz langsam sterben lassen. Auch wenn es schade, um eine solche Schönheit war. Aber er war eh ein Kerl, da hatte ich nicht ganz so große Gewissensbisse. Seit wann war ich denn eigentlich so blutrünstig? Ach ja, seitdem ich Keiji kannte!

Den Rest der Schicht redete ich nur noch das Nötigste mit den Dreien und ließ meinen Frust am Abwasch ab.

„Au! Verdammte Sch***!“ Ein Glas war zu Bruch gegangen und ich hatte mir tief in den Finger geschnitten. Im nächsten Moment war mein Zeigefinger in einem fremden Mund verschwunden und jemand saugte daran, um die Blutung zu stoppen. Augenblicklich überzog meinen Körper eine Gänsehaut und ich blickte in vertraute grüne Augen.

„Wah! Was soll das?“, giftete ich ihn an.

„Geh rüber zu deinem Kleinen und belästige den!“

„Hey. Wölfchen, du brauchst nicht eifersüchtig zu sein! Das ist mein kleiner Bruder.“

„Oh.“ Gott, war das peinlich….

„Dann…muss ich wohl bei euch entschuldigen. Aber er hat dich doch geküsst! Mal ganz davon abgesehen, dass ich NICHT eifersüchtig bin. Du kannst rumknutschen, mit wem du willst!“, entgegnete ich dann doch noch trotzig. Daraufhin wandte ich mich an seinen Bruder.

„Shunsuke es tut mir leid, dass ich euch belauscht habe. Ich hoffe ihr habt Spaß am Freitag.“

„Wenn du willst kannst du mitkommen! Nicht wahr Keiji? Schließlich wohnt ihr zusammen und seid, soweit ich weiß, gute Freunde.“ Der Kleine war echt süß. Wirklich zu schade, dass er kein Mädchen war.

„Die Frage ist nur, warum ich, als angeblich guter Freund, noch kein Wort über deinen kleinen Bruder gehört habe…“, wandte ich mich an den blonden Riesen.

„Weil ich genau wusste, dass du denken würdest, er wäre ein Mädchen! Ich werf’ den Kleinen doch nicht dem Wolf zum Fraß vor. Wer weiß, vielleicht hättest du dir dann ganz schnell überlegt doch bi oder schwul zu werden!“ Das war ja eine Erklärung. Wie konnte man nur so verkorkst denken?

„Was? Er ist gar nicht schwul? Schade, dabei dachte ich, ich hätte eine Chance bei ihm. Er gefällt mir nämlich.“ WTF?!?! War ich denn nur von Feinden umgeben?

„Keine Chance! Der gehört mir!“, erklang es gleichzeitig von Yuichi und Keiji. Hatten die alle ein totales Ding an der Waffel?

„ICH BIN NIEMANDES EIGENTUM! IST DAS KLAR?!“, keifte ich die beiden an.

„Sorry, Kleiner, aber ich bin durch und durch hetero. Als Mädchen hätte ich dich sofort angebaggert.“

„Schade.“, sagte Shunsuke und zog eine süße Schnute. Ach, der war echt zum Auffressen!

„Ach und ich bin auch nicht mit ihm zusammen.“, sagte ich und deutete auf Yuichi.

„Noch nicht.“

„Vergiss es!“, knurrte ich und machte mich wieder an die Arbeit.
 

Ich kam völlig erschöpft aus dem Bad ins Wohnzimmer. Das war ein langer Tag. Wir hatten es jetzt kurz vor 11 Uhr und ich musste morgen um sechs wieder raus.

Keiji saß noch in der Wohnstube und las in einem Buch. Ich brauchte nicht zu versuchen ihn anzusprechen, da er so vertieft darin war, dass er gar nichts mehr mitbekam. Ob ich ihn mal ärgern sollte? Ich flitzte schnell noch mal ins Bad und holte mir meine Körperlotion. Lecker, nach Orangenblüten duftend. Ich stand total auf den Geruch!

Dann ging ich wieder zu Keiji und setzte mich auf die Couch ihm gegenüber. Langsam begann ich damit, mich einzucremen. Erst waren die Arme dran, dann die Beine. Danach schmierte ich mein Gesicht ein. Als ich dabei war, mir den Oberkörper einzureiben, merkte ich, dass ich beobachtet wurde. Man, war der berechenbar!

„Brauchst du Hilfe? Dann übernehm’ ich den Rücken.“ Wer hätte das erwartet?

„Wenn du möchtest.“ Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie das Buch zugeklappt wurde und er hinter mir war. Er nahm einen ordentlichen Klecks Lotion und massierte sie ein.

„Shunsuke ist also dein kleiner Bruder. Und am Freitag gehen wir zu dritt ins Nirvana?“

„Genau. Wenn ich gewusst hätte, dass du so eifersüchtig darauf reagierst, mich mit einem anderen Typen zu sehen, hätte ich das schon längst mal getan. Das war echt süß, wie du versucht hast, dich zu beherrschen.“

„Ich war aber nicht eifersüchtig! Es geht mir nur auf die Nerven, dass hier anscheinend jeder denkt, ich würde ihm gehören. Bin ich ein Schwulenmagnet?“

„Nur unwiderstehlich süß, wenn sogar Shun auf dich steht. Aber der soll sich ein anderes Opfer suchen. Vielleicht können wir ihn mit diesem Yuichi verkuppeln. Was meinst du?“ Das ‚süß’ überging ich jetzt einfach mal.

„Das ist gar keine so schlechte Idee. Dann frag ich ihn, ob er am Freitag auch mitkommen will. Das wären dann zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Mittlerweile hatte sich Keiji so hinter mir positioniert, dass er seine elend langen Beine um mich schlingen konnte und immer dichter heranrückte.

„Was soll das werden?“

„Gar nichts.“ Seine Arme schlang er um meinen Oberkörper und fing damit an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern.

Das kitzelte! Schon fuhr er meinen Hals weiter hinab und seine Hände gingen ebenfalls auf Wanderschaft.

„Aufhören! Schluss! Das reicht!“ Doch er dachte überhaupt nicht daran aufzuhören.

„Erde an Keiji Tachikawa! Du sollst aufhören, mich zu begrapschen!“ Wieder verhallten meine Einwürfe im Nichts. War der taub? Ich drehte mich in seinen Armen um und hielt seine Hände fest.

„Ich hab gesagt, du sollst aufhören.“ Er schaute mich so traurig an, dass ich fast Mitleid mit ihm bekam. Doch ich musste standhaft bleiben.

„Das ist echt gemein. Erst turnst du so aufreizend vor mir rum und dann willst du mich nicht ranlassen! Das war doch Absicht…“

Ertappt.

Er schmollte und sah mich so verletzt an, dass ich nun wirklich Gewissensbisse hatte. Ich war doch sonst nicht so skrupellos. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Das war echt ein blöder Scherz gewesen, das sah ich jetzt auch ein.

„Tut mir Leid.“ Warum musste ich mich in seiner Gegenwart immerzu entschuldigen? Wahrscheinlich litt meine Intelligenz, wenn er anwesend war. Dann konnte ich meist nicht klar denken und machte einen blöden Fehler nach dem anderen.

„Schon gut.“, sagte er und wir machten uns auf den Weg in unsere Betten.
 

Die Uhr tickte. Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack. Das war ja nicht zum Aushalten! Als ob es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dass ich in der neuen Wohnung nicht einschlafen konnte, nervte mich nun auch noch mein Wecker.

Ich gab es auf, einschlafen zu wollen und schlich mich in Keijis Zimmer. Leise kroch ich unter seine Decke.

„Kannst du ohne mich nicht schlafen, Wölfchen?“

„Ach, halt doch die Klappe.“, sagte ich nur und war innerhalb von ein paar Minuten weggeratzt.

Keiji hingegen grinste in der Dunkelheit vor sich hin und nahm den Kleinen in die Arme. Zufrieden kuschelte er sich an ihn und schlief ebenfalls bald darauf ein.
 

Die restliche Woche verlief dann ziemlich harmonisch und ich freute mich schon auf Freitagabend. Yuichi hatte zugestimmt, mitzukommen. Besser gesagt, er war hellauf begeistert gewesen, als ich ihn gefragt hatte. Der bildete sich wahrscheinlich sonst was darauf ein.

Shun war die ganze Woche bei uns ein und aus gegangen und ich hatte mich schnell mit dem kleinen Energiebündel angefreundet. Man konnte auch gar nicht anders. Er sprühte derart vor Lebenslust, dass man davon angesteckt wurde, ohne es zu wollen.

Am Donnerstagabend saßen wir dann zu viert im Wohnzimmer. Wir hatten Yuichi, wohl oder übel, auch eingeladen, denn das war eine gute Gelegenheit, ihn mit Shun besser bekannt zu machen. Keiji und ich hatten da so unsere Pläne geschmiedet.

Doch die beiden dachten gar nicht daran, auf unsere Verkupplungsversuche einzugehen.

Stattdessen hingen alle drei wie Kletten an mir und ich konnte mich vor Aufmerksamkeit kaum retten.

„Was haltet ihr davon Flaschen drehen zu spielen?“

„Gar nichts, das ist ein Spiel für kleine Kinder“, erwiderte ich auf die Frage des Kleinen.

„Biiiittttttteeeeeeee!“ Wer sollte diesen Hundeaugen widerstehen?

„Na gut. Aber ihr denkt euch die Fragen und Tätigkeiten aus, ich bin bei so was immer einfallslos.“

Und so kam es, dass ich jetzt auf Keijis Schoß saß und im Nacken gekrault wurde. Diese miesen Verräter hatten den Vorteil der Entscheidungswahl eiskalt für sich ausgenutzt und ständig war ich derjenige, der hin und her gereicht wurde.

„Wollt ihr euch nicht mal was anderes ausdenken?“ Ich sollte mir den Mud mit Seife auswaschen, als die Flasche schon wieder auf mich zeigte.

„Ich möchte einen Kuss von dir!“ Das hatte ich nun von meiner glorreichen Idee. Ich rappelte mich auf und zockelte über den Boden zu Yuichi.

Zögerlich näherte ich meine Lippen den seinen und mich durchfuhr ein Schauer des Widerwillens.

„Kann ich einen Pfand abgeben?“

„Du hast doch nichts mehr zum verpfänden. Schon vergessen?“, wurde ich gnadenlos hintergangen. Ich dachte, er stünde auf meiner Seite!

„Hör auf so zu gucken, als würdest du dich gerade köstlich amüsieren!“, fauchte ich Yuichi an.

„Das ist nur die Vorfreude.“, erwiderte dieser jedoch nur frech und ich musste mich in mein Schicksal fügen.

Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine, immer bereit bei der kleinsten Bewegung von ihm sofort davon zu sprinten. Aber er hielt ganz still.

Kein Kribbeln. Nichts. Nichts eines der Gefühle durchströmte mich, die ich bei Keiji kaum unter Kontrolle halten konnte.

Aber auch sein Gesichtsausdruck war alles andere als zufrieden. Hatte er endlich eingesehen, dass aus uns beiden nichts werden konnte?

„Ich will auch! Siehst du die Flasche zeigt auf dich! Also musst du jetzt mich küssen!“, triumphierte der kleinste von uns dreien.

Schnell hatte ich mich von Yuichi abgewandt und robbte zu Shun. Das waren doch schon bessere Aussichten. Ich packte das Energiebündel bei den Schultern und gab ihm einen Kuss, dass ihm wahrscheinlich hören und sehen verging. Er hatte ganz weiche Lippen und ich war stark versucht noch ein wenig daran zu knabbern, wenn mich eine tiefe Stimme nicht aufgehalten hätte.

„Das reicht.“ Ganz ruhig aus einer Ecke beim Sofa kam diese Anweisung und in mir sträubte sich alles diese zu befolgen. Ich war doch kein dressierter Hund, der auf Kommandos hörte!

Deshalb krallte ich mir den kleinen Bruder und fing an, an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Dem 16-jährigen Jungen schien das zu gefallen und ich arbeitete mich an seinem Hals weiter hinunter. Er schmeckte gut, nach Melone oder so etwas Ähnlichem. Meine Hand fuhr unter das T-Shirt und strich immer wieder über seinen Oberkörper. Der Kleine atmete schon ganz stockend und hatte eine ziemlich rötliche Gesichtsfarbe angenommen. In dem Moment wurde ich weggerissen und ein erbarmungsloser Kuss wurde mir aufgezwungen. Jedoch keineswegs zärtlich. Keiji war so wütend, dass er mir fast wehtat. Allerdings hatte ich das verdient. Ich hatte mich dermaßen gehen lassen, dass eine Strafe angebracht war. Seine Bewegungen wurden langsam zärtlicher und ich spürte das altbekannte Kribbeln in mir aufsteigen. Ich wurde kurzerhand auf seinen Schoß gezogen und klammerte mich an ihn. Meine Hände vergrub ich in seinen Haaren und bewunderte wieder mal deren seidige Struktur.
 

„Die haben uns vergessen, hm?“, sagte Yuichi zu Shun.

„Sieht ganz so aus. Na toll. Erst macht er mich geil und dann lässt er mich eiskalt stehen.“, jammerte der Jüngere.

„Du bist mir ja ein Früchtchen. Wie alt bist du überhaupt? 14? Da wirst du es wohl verkraften, einmal nicht befriedigt worden zu sein.“

„Ich bin bereits 16, was du bereits weißt, da mein Bruder es vorhin erwähnt hat. Außerdem wenn du alles besser weißt, warum hast du dann einen Steifen? Mir willst du Selbstbeherrschung predigen! Krieg dich erstmal selbst in den Griff!“, giftete Shun ihn an. Das würde er sich nicht von so einem Idioten sagen lassen, der tatenlos dabei zusah, wie seine angeblich Liebe gerade von seinem großen Bruder vernascht wurde!

„Du hast ein ganz schon freches Mundwerk, du Zwerg! Hat man die keinen Respekt vor dem Alter beigebracht?“

„Doch, aber du zählst nicht!“

Das Gezanke ging noch hin und her und die beiden waren mittlerweile aufgesprungen. Da fing Yuichi an, Shun auf die Couch zu schubsen. Eigentlich hatte er ihm nur einen Stups geben wollen, aber nun lag Shunsuke, wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Er versuchte strampelnd mit den Beinen nach oben zu gelangen, doch zwei starke Arme hielten plötzlich seine fest.

„Wenn ich es mir recht überlege bist du ja auch ganz niedlich.“ Panisch blickten ihn zwei moosgrüne Augen an.

„Wage es ja nicht!“ Doch im gleichen Moment wurden seine Worte erstickt, denn ihm wurde der Mund verschlossen.

KLATSCH!

„Wenn du mich noch einmal anfasst, du Perverser, dann bleibt es nicht bei einer Ohrfeige!“, fauchte Shun ihn an. Der hatte gesessen! Eine roter Handabdruck bildete sich auf Yuichis Wange und sein Blick wollte ihn erdolchen.

Doch Shun war davon unbeeindruckt. Er ließ nun mal nicht jeden x-beliebigen Typen an sich ran.
 

Ich und Keiji verfolgten mittlerweile gespannt den Streit, der während unseres Kusses ausgebrochen war. Ich war zusammengezuckt, als Shun Yuichi eine geknallt hatte, aber ich fand, dass er sie verdient hatte.

Ich hatte mich in die Arme von Keiji gekuschelt, damit keiner der beiden mehr auf blöde Gedanken kam, aber die gute Stimmung war sowieso dahin.

Deshalb beschlossen wir dann auch bald unsere Betten aufzusuchen. Yuichi musste auf der Couch schlafen, während Shun es sich in meinem Zimmer bequem machen durfte. Ich war in Keijis Zimmer gut aufgehoben und wir schliefen friedlich ein. Bis ein lauter Knall uns weckte.

Wolfsgeheule

Kapitel 6 - Wolfsgeheule
 

„Spinnst du? Was hab ich dir denn getan?“, schrie Yuichi Shun an.

„Das war dafür, dass du mich begrapscht hast.“, fauchte der Kleine zurück und ich seufzte. Hatte man denn hier nie seine Ruhe?

„Lass die beiden doch, die kriegen sich schon wieder ein.“, sagte Keiji, als ich gerade dabei war mich aufzurappeln.

„Wenn du meinst.“, murrte ich und legte mich wieder hin. Kurz darauf war Ruhe, doch ich hatte das ungute Gefühl, das diese trügerisch war.
 

Der nächste Morgen brach an und ich begab mich mit Yuichi und Keiji zur Uni. Shun musste in die entgegengesetzte Richtung, was mir ganz recht war. Die eisige Stimmung heute Morgen kam schon den Temperaturen am Nordpol gleich. Ich trottete zwischen den beiden, als ich Yuichi auf den nächtlichen Lärm ansprach.

„Was ist denn heute Nacht passiert?“

„Dieser kleine Giftzwerg hat mir einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt! Vor Schreck bin ich natürlich von der Couch gefallen.“

„WAS? Warum denn? Du musst ja irgendwas gemacht haben.“

„Genau, sonst würde Shun so etwas nie tun.“, meldete sich nun auch Keiji zu Wort.

„Er kann mich einfach nur nicht leiden. Schließlich hab ich gar nichts gemacht, obwohl er behauptet, ich hätte ihn angefasst. Dabei ist meine Hand anscheinend versehentlich, während ich geschlafen habe, auf seinem Hintern gelandet, als er vorbeiging, um sich Wasser zu holen. Was kann ich denn dafür?“

„Stimmt, da hat er überreagiert.“, meinte ich und hatte ein bisschen Mitleid mit ihm.

„Aber sein kleiner Hintern ist echt knackig.“

„Du hättest mehr als einen Eimer Wasser verdient, du Perversling!“ So schnell konnte mein Mitleid verschwinden.
 

Der Freitagabend versprach nicht ganz so rosig zu werden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Stimmung glich immer noch einem Eiskeller und ich war froh, dass Keiji mitgekommen war.

„Na los, kommt wir gehen jetzt Cocktails trinken und danach sieht die Welt ganz anders aus.“

„Das glaubst aber auch nur du!“ Shun hatte die Krallen ausgefahren und zickte alles und jeden an. Selbst mich hatte er vorhin angefahren, dabei war er sonst immer die Liebenswürdigkeit in Person.

Im „Nirvana“ bestellten wir uns erstmal jeder einen Drink. Das musste ganz schön witzig aussehen. Vier Kerle, die zusammen trinken gehen, wäre ja noch normal gewesen. Aber wir sahen sehr verdächtig nach Pärchen aus und ich konnte den Leuten das Getuschel nicht mal übel nehmen. Schließlich war ich bis vor kurzem selbst nicht besser gewesen. Doch nun hatte sich meine Toleranzgrenze ziemlich erweitert und ich würde nicht mal mehr im Traum daran denken, mich über Schwule lustig zu machen.

„Ist euer Cocktail auch so lecker, wie meiner?“, fragte ich, um das immer noch eisige Schweigen zu brechen.

„Ja, meiner schmeckt nach Erdbeeren.“, meinte Keiji und die Augen von Shun leuchteten auf.

„Echt? Darf ich mal kosten? Nur einen ganz kleinen Schluck? Biiiiitte?“, bettelte er und ich hatte das Gefühl, dass Keiji sich den Cocktail mit Absicht bestellt hatte. Normalerweise stand er nicht auf Cocktails, sondern eher auf Weine.

„Koste doch bei Yuichi, der hat das Gleiche.“, sagte er und ich erkannte, was er vorhatte.

Dieser hielt Shun unaufgefordert den Strohhalm an die Lippen und der Kleine seufzte. Trotzdem saugte er an dem Strohhalm.

„Hmmmm, wirklich lecker. Meiner schmeckt ja auch ganz gut, aber eurer ist der Wahnsinn.“

„Wenn du willst tauschen wir.“ Shun nickte nur und nahm dankbar lächelnd das Angebot an. Anscheinend war das Kriegsbeil zwischen den beiden vorübergehend begraben. Fragte sich nur, für wie lange…
 

„Lalalalalalalalalala….“

„Shun und Tatsuro, ihr singt schief! Bitte, bitte hört auf mit dem Katzengejammer“, beschwerte sich Yuichi gerade und hielt sich die Ohren zu.

„Sing doch mit!“, forderte ich ihn auf und fing ein neues Lied an oder besser gesagt, ich versuchte es, denn ich wusste den Text nicht mehr.

„Ladadidadadalaladidadadadadaladadi! Dubidala!“

„Wölfchen, hör auf den Mond anzuheulen, du triffst nicht einen Ton! Shun du bist auch nicht besser, also: Klappe!“ Schmollend sahen wir Keiji an. So ein blöder Spielverderber! Nur, weil er nach seinem Erdbeercocktail zu seinem heiß geliebten Wein übergegangen war und zwar zusammen mit Yuichi, waren Shun und ich, die einzigen Betrunkenen. Na ja, ich glaube Shun war noch betrunkener als ich…der Zwerg hatte einen Cocktail nach dem anderen gebechert und war absolut nicht mehr zurechnungsfähig.

„Ta…? Daf..i…heu…t…bei…dir….slafen?“, wurde ich mit großen Hundeaugen angebettelt.

„Äh…ja…..klar…warum nicht? Aber mein Bett ist nicht besonders groß, da müssen wir zusammenrücken.“ Ein Grinsen ging über Shuns Gesicht.

„Ke…in…Probl…em.“ Der Kleine kicherte vor sich hin und ich hoffte, dass wir bald zu Hause wären.

Keiji und Yuichi waren auffallend still neben uns und ich fragte mich, ob sie im Gehen schliefen. Lauthals fing ich wieder an, zu singen.

„Dubidadadadubidadamm!“ Die beiden zuckten bei den schiefen Tönen, die meinen Mund verließen, sichtbar zusammen.

„Aufhören! Bitte, sonst platzt mir noch das Trommelfell!“ Das war jetzt aber echt gemein. So schlecht sang ich doch gar nicht…fand ich zumindest.

Wankend kamen wir bei unserem Apartment an und ich versuchte den Schlüssel ins Schlüsselloch zu befördern, was mir natürlich kläglich misslang.

„Komm her, ich helf dir.“ Lachend umfing Keiji meine Hand und mich durchfuhr ein Kribbeln.

„Du kannst ja kaum noch gerade stehen. Das passiert, wenn man Kindern Alkohol gibt. Eigentlich hättet ihr ja noch gar nichts trinken dürfen, oder? Mist, da hab ich auch nicht aufgepasst. Eh zu spät.“ Mit diesen Worten wurden wir nach oben bugsiert und ich fand mich kurz darauf in einem wunderbar weichen Bett wieder.

„Willst du die Sachen nicht ausziehen? Und ins Bad willst du sicherlich auch noch.“ Bad? Das war wenigstens angekommen. Im Halbschlaf ging ich dorthin und erledigte noch das Wichtigste. Dann schlurfte ich in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Dabei bekam ich auch nur Rande mit, dass ich auf Keijis Zimmer zusteuerte, obwohl ich Shun ja versprochen hatte, zusammen mit ihm, in meinem Bett zu schlafen. Doch der kleine Blondschopf war sowieso nicht mehr ansprechbar. Denn der hatte sich in meinem Bett zusammengerollt und Yuichi war gerade dabei, ihm die Schuhe auszuziehen. Da war er wenigstens gut aufgehoben.

Erleichtert ließ ich mich aufs Bett plumpsen und war dabei einzuschlafen, als ich schon wieder von Keijis Stimme geweckt wurde.

„Du kannst doch nicht in deinen Klamotten schlafen. Komm schon, zieh sie aus.“ Sanft wurde ich an der Schulter gerüttelt, doch ich hatte keine Lust mich zu bewegen.

„Zu müde…“

„Dann muss ich dich eben ausziehen.“ Der drohende Unterton war mir gänzlich entgangen.

„Mach doch…“, murmelte ich und driftete immer mehr ins Land der Träume.

„Kalt…“, im Halbschlaf sprach ich diese Worte, als ich immer weiter entkleidet wurde.

„So weiche Haut…“, schnurrte Keiji und strich darüber. Über die Hüfte, auf den Rippen entlang und wieder hinab. Die Gänsehaut, die meinen Körper überzog, kam nicht nur von

der kühlen Nachtluft.

„Kuscheln…“, wenn ich gewusst hätte, was ich im Schlaf so von mir gab, dann wäre ich wahrscheinlich vor Scham im Erdboden versunken.

Doch so, kam Keiji nur meiner Aufforderung nach und kuschelte sich dicht an mich. Dabei fuhr er immer wieder über meinen Rücken und ich merkte, wie sein warmer Atem über meine Lippen strich.

Zögerlich erwiderte ich den Kuss, ohne so recht zu wissen, was ich tat. Im Unterbewusstsein empfand ich jedoch nur Wohlbefinden, also konnte das nicht falsch sein.

„Tatsuro, öffne deinen Mund.“ Ich tat, was er sagte und kurz darauf war er mit seiner Zunge eingedrungen und spielte mit meiner. Sacht streichelte er über meine Oberlippe und ich hätte ewig so weitermachen können.

„Deine Hose müssten wir dir vielleicht auch noch ausziehen, das ist sonst ziemlich unbequem.“ Gesagt, getan. Schnell knöpfte er sie auf und zog sie über meine Beine. Noch immer lagen wir auf der Bettdecke und ich fror.

„Ist dir kalt? Dann ab unter die Decke.“ Konnte er Gedanken lesen?

„Mein Wölfchen, seit wann bist du denn so zahm? Der Alkohol hat dich anscheinend so müde gemacht, dass ich fast alles machen kann, was ich will. Da fällt es schwer, das nicht auszunutzen.“

„Perverser…“ Zu so viel war ich dann doch noch in der Lage. Leise lachend machte er trotzdem weiter. Nun begann Keiji an meinem Hals zu knabbern und arbeitete sich immer weiter nach unten. Dabei kamen seine Lippen auch in Berührung mit meinen Brustwarzen, die sich steif aufrichteten. Zärtlich leckte er darüber und ich zuckte zusammen. Schlagartig war ich bei vollem Bewusstsein und schaute ihn aus großen Augen an. Doch er nahm das schon gar nicht mehr wahr. Stattdessen ließ er seine Zunge weiter über meinen Körper gleiten. Er umspielte meinen Bauchnabel und zog an meiner Shorts.

Die ganze Zeit hatte ich mich keinen Millimeter bewegt und erstaunlicherweise hatte ich auch keine Lust, daran etwas zu ändern. Ich genoss das Zittern, das permanent durch meinen Körper ging. Keiji machte sich nun an meinem besten Stück zu schaffen und einen kurzen Moment lang durchfuhr mich eine Panikattacke. Ich zappelte und wurde deswegen von ihm festgehalten.

„Gefällt es dir nicht?“, hauchte er mit seiner samtweichen Rauchstimme.

„Muss ich darauf antworten?“, fragte ich zurück. Lieber mit einer Gegenfrage antworten, denn ich war mir nicht so sicher, ob es richtig war, dass ich das, was er mit mir machte, mehr als gut fand.

Ich war dabei zu protestieren, als er aufhörte und sah ihn vorwurfsvoll an, als er sich neben mich legte und an sich drückte. Dabei konnte ich ganz deutlich fühlen, dass ihn das auch nicht kalt gelassen hatte und fragte mich, warum er aufhörte.

„Wa…warum…* hust* machst du nicht weiter?“

„Wenn ich das mache, dann redest du wochenlang nicht mit mir und das will ich vermeiden. Schließlich will ich dich nicht verlieren.“

Darauf hätte ich auch selber kommen können…Immerhin hatte ich diese Regel aufgestellt und war nun der erste, der sie brach.

„Mal davon abgesehen, dass ich es bestimmt nicht ausnutzen werde, dass du angetrunken bist. Dann lieber bei vollem Bewusstsein.“

„Wer sagt denn, dass du jemals diese Chance bekommen wirst?“, fragte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen.

„Ich lasse es drauf ankommen. Irgendwann wirst du dazu bereit sein.“ Diese Worte hatte er so liebevoll gesagt, dass mir warm ums Herz wurde. Ein Glücksgefühl machte sich in mir breit und ich war recht zufrieden mit der Welt. Über das komplette Gesicht strahlend kuschelte ich mich in seine Armbeuge und schlief fast umgehend ein.
 

„Wollen wir diese neue Ausstellung im Museum besuchen?“, fragte ich in die Runde. Keiner antwortete. Banausen!

„Kommt schon!“, bettelte ich. „Ich muss auch immer herhalten, wenn ihr etwas machen wollt…“, schmollend verzog ich meinen Mund zu einem Flunsch.

„Bitte?“ So, nun hatten sie mich bis zum Äußersten getrieben. Ich war eigentlich nicht der Typ, der anfing zu betteln, wenn er das nicht bekam, was er wollte. Aber ich wollte unbedingt zu dieser Ausstellung. Diesen einen kleinen Gefallen waren die drei mir schuldig.

„Na gut.“, lenkte Keiji als Erster ein. Flehend blickte ich Shun an. Dieser hatte jedoch eine verschlossene Miene aufgesetzt. Seitdem er neben Yuichi in meinem Bett aufgewacht war, stand ich auf der Reservierungsliste für Mordblicke.

Ich ging zu ihm rüber und nahm seine Hand in meine und hielt sie an meine Wange.

„Bitte? Du darfst auch heute wirklich neben mir schlafen. Ich hab wirklich keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat, sich neben dich zu legen. Dafür bin ich nicht verantwortlich.“

„Du hättest ja auch neben mir schlafen können…“ Mit diesem Worten brach er sein Schweigen und blickte mich traurig an.

„Es tut mir leid. Wirklich. Außerdem hat Yuichi seine gerecht Strafe schon bekommen.“ Ich grinste ihn verschwörerisch an. Der Handabdruck war immer noch deutlich auf der Wange von Yuichi zu sehen und Shun grinste leicht zurück.

„Überredet. Aber nur unter einer Bedingung. Der da kommt nicht mit!“, sagte er und deutete mit dem Kinn unbestimmt in die Richtung, in der der Übeltäter saß.

„Hast du gehört? Du musst dir heute mal eine andere Beschäftigung suchen.“ Einen Tag sollte Shunsuke ruhig mal Ruhe vor ihm haben, danach konnten wir unsere Verkupplungsversuche immer noch fortführen. In meinem Kopf reifte ein

Plan heran.

Bilder einer Ausstellung

Kapitel 7 – Bilder einer Ausstellung
 

Langsam trottete ich zwischen den Ausstellungsstücken hin und her und sah sie mir in Ruhe an. Das war echt der Wahnsinn, was Leute mit Farbe, Papier, Ton oder anderen Materialien zaubern konnten. Meine kreativen Gedanken überfluteten mich und ich hatte schon zigtausend Entwürfe im Kopf, die ich gern als Design verwenden würde. Ich war fasziniert von der Ausdrucksstärke der Skulpturen und Gemälde. Aber auch unkonventionelle Kunst wurde dort gezeigt. Deshalb sahen wir ebenso mit Bodypaint bemalte Models. Das war natürlich das Erste, was unserem kleinen Shun auffiel und sogleich fragte er mit einem verschmitzten Lächeln:

„Warum machst du das nicht auch mal Tatsuro? Bei deiner tollen Figur könntest du doch glatt dafür herhalten.“

„Vergiss es, du kleiner perverser Zwerg. Das hättest du wohl gerne.“

Bei diesen Worten blies er die Wangen auf und sah mich gespielt verletzt an.

„Du sollst dich doch nicht ganz ausziehen. Oberkörper reicht ja. Das sähe bestimmt toll aus.“

„Ich hab nein gesagt. Wenn es dir so gut gefällt, dann kannst du es ja auch machen. Den Körper dafür hast du schließlich.“

„Mal schauen. Vielleicht mach ich es wirklich.“, erwiderte er frech und streckte mir die Zunge raus.

Ich lief einfach weiter und genoss die Ausstellung. Während wir durch die Gänge liefen, sah ich Keiji immer wieder verstohlen von der Seite an. Wieso musste dieser auch in legeren Klamotten so unverschämt gut aussehen? Das meine ich natürlich ganz objektiv. Es war nun mal nicht zu leugnen, dass er einer der attraktivsten Männer war, die ich je gesehen hatte. Sein umwerfendes Aussehen zog natürlich auch die Blicke der weiblichen Besucher auf sich. Völlig ungeniert starrten diese ihm hinterher und tuschelten hinter vorgehaltener Hand über ihn. Wenn die wüssten. Eine besaß sogar die Frechheit sich lasziv über die Lippen zu lecken. Flittchen! Hatte die denn gar kein Benehmen? Aber solche Tussen beachtete er eh nicht. Viel schlimmer fand ich dieses freundliche Lächeln, das er jedesmal aufsetzte, wenn ihm eine reifere Frau begegnete oder auch ganz junges Gemüse. Wahrscheinlich dachte er schon daran, wie er sie am besten für sein Onsen und Café begeistern könne und zog sie deshalb mal kurz mit seinem Lächeln in den Bann. Nur, dass mich bei jedem Zucken seiner Mundwinkel ein scharfer Stich der Eifersucht durchfuhr, war ganz gewiss nicht geplant gewesen war. Mit mir war es echt schon soweit gekommen, dass ich so etwas wie Eigentumsverteidigung betrieb. Als wieder so eine besagte Dame an uns vorbeikam und er sie herzlich anlächelte, konnte ich mich nicht mehr beherrschen und warf ihr einen Blick zu, der töten sollte. Dabei ließ ich noch ein Knurren hören, das aber so leise war, dass nur Keiji und Shun es hören konnten. Nachdem die Frau weg war und mich nur kurz irritiert angeschaut hatte, konnte ich ein leises Kichern hören. Shun lachte sich grad voll den Ast ab.

„Tatsuro, das war zu köstlich. Jetzt weiß ich, warum Onii-chan dich immer Wölfchen nennt. Du hast ja wirklich geknurrt. Ich könnt mich totlachen. Die Frau hatte dir doch gar nichts getan. Ich hatte echt Angst, dass du ihr jeden Moment die Kehle durchbeißt.“ Mit blitzenden Augen sah mich dieser freche Zwerg von unten an.

„Pass mal lieber auf, dass ich nicht gleich dich beiße…“, drohte ich ihm spielerisch und zog ihn an mich, um ihm ein bisschen Angst zu machen.

„Jetzt ist aber genug mit dem Gekabbel. Wir sind hier schließlich in der Öffentlichkeit.“

„Na und?“, ertönte es gleichzeitig von uns beiden und wir brachen in schallendes Gelächter aus.

„Ich schau mir mal da drüben noch was anderes an. Ihr könnt ja ruhig schon vorgehen, ich find euch bestimmt wieder.“ Zack, da war ich verschwunden. Dumm, wie ich war hatte ich ganz vergessen, wie groß das Gebäude war und vor allem weitläufig. In Nullkommanichts hatte ich es mal wieder geschafft, mich zu verlaufen und seufzend machte ich mich auf die Suche nach den anderen beiden. Hier links und dort rechts, dann noch ein paar Meter geradeaus. Geschafft. Doch nicht. Frustriert fragte ich mich, wo ich denn nun schon wieder falsch abgebogen war. Das war doch zum Verzweifeln. Mein Orientierungssinn war der eines Kühlschranks, obwohl wahrscheinlich hatte selbst dieser noch mehr Ahnung, als ich. In diesem Moment entdeckte ich eine offen stehende Tür. Sofort meldete sich meine wohlbekannte Neugier zu Wort und ich musste natürlich nachschauen, ob es dort nicht noch was zu sehen gab. Möglicherweise hatten sich dort ja ein paar Exponate versteckt, die zu wertvoll waren, um sie einfach so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Durch diesen Gedanken angespornt, schlüpfte ich auch sogleich durch die Tür, nur um festzustellen, dass es in dem Raum stockfinster war. Na toll, wo war hier bloß der Lichtschalter? Ich ging immer weiter in den Raum hinein und hörte nur noch gedämpft, dass eine Tür ins Schloss fiel. Vielleicht hatte einer der Mitarbeiter mitbekommen, dass der Raum offen gestanden hatte und hat ihn vorsorglich abgeschlossen. Aber Moment mal! Dann war ich ja eingeschlossen! So eine Scheiße aber auch. Ich rannte in der Dunkelheit in die Richtung, in der ich die Tür vermutete und rüttelte an der Klinke. Tatsache. Abgeschlossen. Verdammter Mist. Vor mich hin fluchend, machte ich mich weiter auf die Suche nach einem Lichtschalter oder einer kleinen Lampe. Natürlich ohne Erfolg. Dann hörte ich es Rascheln. Na hoffentlich gab es hier keine Mäuse oder Ratten.
 

Währenddessen in einem anderen Teil der Ausstellung.
 

‚Wo bleibt Onii-chan nur?‘, fragte sich der Kleinste von den drei Besuchern. Sein großer Bruder hatte sich vorhin mit den Worten verabschiedet, dass er Tatsuro suchen wollte und seitdem war schon eine halbe Stunde vergangen.

Zu ihm hatte er nur gesagt, dass er sich weiter auf der Ausstellung umsehen und zur Sicherheit das Handy auf laut stellen sollte. Prima, dann konnte Shun nun endlich zu den Bodypaintern gehen und sich verschönern lassen. Die würden Augen machen. Schnell hatte der Kleine die gesuchten Aussteller gefunden. War ja auch nicht schwer, schließlich hingen überall Hinweisschilder mit Wegweisern. Man konnte es also gar nicht verfehlen, wenn man des Lesens mächtig war.

Schüchtern fragte er, ob er auch bemalt werden dürfte und wurde sofort freudig aufgenommen. Nun musste er sich nur noch für ein Motiv entscheiden. Sollte es der Leopard werden oder doch eher etwas futuristisches? Da fiel die Auswahl natürlich schwer. Alles sah total interessant aus und er biss sich auf die Unterlippe. Wofür sollte er sich bloß entscheiden. Es sollte ja sowohl Onii-chan, als auch Tatsuro gefallen und da kam nur etwas absolut Phänomenales in Betracht. Lächelnd zeigte er auf eine Vorlage, die den Beiden bestimmt die Augen aus dem Kopf fallen lassen würde.
 

Ich drückte mich weiter an die Wand und hoffte, dass es keine Ratten waren. In diesem Moment ging ein Licht an und ich seufzte erleichtert auf. Auf Keiji war doch immer Verlass.

„Wusste ich es doch, dass ich dich hier finden würde. Du scheinst Schwierigkeiten magisch anzuziehen.“ Die kleine Stichelei nicht beachtend, lief ich in seine Arme. Kuschelnd drückte ich mich an ihn. Mir war grad völlig egal, ob er sich dabei etwas dachte oder nicht. Niemals würde ich zugeben, dass ich panische Angst hatte, allein in dunklen Räumen zu sein. Ich wusste selbst nicht, warum das so war, aber ich konnte es nicht ändern.

„Wie kommen wir jetzt hier wieder raus? Ich vermute mal, dass du keinen Schlüssel hast, oder?“, fragte ich ihn hoffnungsvoll.

„Nein, leider nicht. Ich bin dir nur gefolgt, als ich gesehen habe, dass du in der Tür verschwindest und kurz danach hörte ich das Schloss klicken. Wie du siehst, sind wir beide hier drinnen eingeschlossen.“

Hauptsache Keiji war auch da. Immer noch besser, als in der Finsternis allein hier umherzuirren. Wir suchten uns eine Ecke und ich kuschelte mich in seine Arme.

„Was machen wir nun?“

„Warten. Irgendwann wird Shun uns schon vermissen. Mein Handy funktioniert hier drinnen nicht. Das hab ich schon ausprobiert. Wahrscheinlich sind wir hier in einem Funkloch oder so.“ Mich in mein Schicksal ergebend ließ ich mich an die breite Brust hinter mir sinken. Wenn ich schon ein Gefangener war, dann konnte ich es mir auch ruhig bequem machen. Soweit man steinharte Muskeln als bequem bezeichnen konnte.

„Na Wölfchen, willst du schmusen?“ Er zog mich weiter auf seinen Schoß und ich legte meinen Kopf in seine Schulterbeuge. Er roch nach Rasierwasser und ich schnupperte genießerisch daran. Irgendeine teure Marke. Auf jeden Fall gefiel sie mir und ich hing an seinem Hals wie eine Klette.

„Was machst du denn da?“

„Riechen.“

„Aha.“ Ich war immer weiter auf seinem Schoß rumgeklettert, um besser an seiner Haut schnuppern zu können.

„Wölfchen.“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Du turnst da grad auf einer ganz bestimmten Stelle rum.“

„Oh. Ist mir gar nicht aufgefallen. Sieht schmerzhaft aus.“

„Und wer trägt Schuld daran? Das du mich in so einer peinlichen Situation sehen musst.“, grummelte er.

Ich setzte mich plötzlich rittlings auf ihn und er schaute mich überrascht an.

„Dann müssen wie eben für Abhilfe sorgen.“ Sein verdutzter Blick wurde sogleich weich, als ich meine Lippen auf seine presste. Verlangend küsste ich ihn und war mir der komischen Situation durchaus bewusst. Immerhin hatte ich gesagt, dass jeglicher intimer Körperkontakt vermieden werden sollte. Das hatte ich natürlich nur zum Selbstschutz getan, denn meine ungewollten, eindeutig erregten Reaktionen auf Keiji, waren mir nicht sonderlich hilfreich dabei, hetero zu bleiben.

Doch nun hatte mich das Verlangen vollends im Griff, ob das am Rasierwasser lag oder an der eindeutig verführerischen Situation, vermochte ich nicht zu sagen.

Immer weiter stachelten wir uns durch Küsse an und ich musste mich beherrschen, ihm nicht das Hemd vom Leib zu reißen. Hatten wir das nicht schon mal? Ach ja, im Onsen, da hatte ich auch schon so einen Mangel an Selbstbeherrschung gezeigt. Wie im Fieber knöpfte ich sein Hemd auf und legte seine Muskeln frei. Ein Schauer durchfuhr mich und ich resignierte. Ich gab dem Drängen meines Körpers und Herzens nach und lauschte einmal nicht auf meinen Verstand.

„Wölfchen, was treibst du da? Bist du dir sicher, dass du weiter machen willst?“

Ich antwortete einfach nicht und arbeitete mich an seinem Hals hinab. Er legte seinen Kopf weiter in den Nacken, damit ich besser an seine Pulsschlagader kam. Dort pochte es und ich leckte mit der Zunge darüber. Sein Adamsapfel hüpfte unter meiner Berührung, als er hart schluckte. Ich saugte an der zarten Haut und sah fasziniert, wie sich dort ein roter Fleck bildete. Dieser würde natürlich nicht ewig bleiben, doch ich hatte das Gefühl, als hätte ich Keiji als mein Eigentum gekennzeichnet. Leichter Besitzerstolz erfüllte mich und ich fragte mich ernsthaft, ob ich als Baby vielleicht einmal zu oft auf den Kopf gefallen war.

Grinsend fuhr ich die Linie seines Schlüsselbeins entlang und entlockte ihm so ein leises Stöhnen. Das klang doch schon viel versprechend. Ich knabberte an seinen Brustwarzen, die sich fast sofort aufrichteten. Abwechselnd lutschte, saugte oder kniff ich mit den Zähnen hinein und merkte, dass ihm das gut gefiel. Er rutschte ein Stück weiter an der Wand herunter und ich lag nun mehr oder weniger auf ihm. Anscheinend hatte er gemerkt, dass ich wirklich weitermachen wollte, oder er hoffte es zumindest. Frei nach dem Motto: Nimm, was du kriegen kannst!

Ich widmete mich inzwischen seinem Bauchnabel und fuhr mit der Zunge hinein und drum herum. Seine Bauchmuskeln zogen sich dabei jedes Mal zusammen und ich beobachtete fasziniert die Bewegungen. Ich kniete mittlerweile zwischen seinen Beinen und hatte seine Hüftknochen erreicht, als er mit einem Stöhnen meinen Kopf wegriss.

„Ich glaub wir sollten aufhören.“, keuchte er und sah mich mit verschleierten Augen an. Doch ich dachte gar nicht daran es zu beenden. Jetzt erst recht.

Schlängelnd bewegte ich meine Finger an seine Hosenknöpfe und öffnete diese. Seine Boxershorts darunter, war schon mächtig ausgebeult und ich musste schlucken. Dieses Ding wollte ich….? Augen zu und durch! Jetzt brauchte ich auch keinen Rückzieher mehr machen.

Langsam zog ich die Shorts nach unten und bekam große Augen. Man, war das ein Prachtexemplar, wie ich nicht ganz unneidisch im Vergleich, feststellen musste.

Langsam küsste ich mich erstmal an den Innenseiten seiner Oberschenkel entlang, immer darauf bedacht, DIE Stelle auszulassen.

„Wölfchen? Tatsuro?! Ah…!“, stöhnte er. Nun bewegte ich meine Lippen langsam in die Richtung, die ich von Anfang an angesteuert hatte. Meine Zunge schnellte vorwitzig hervor und berührte für nicht einmal eine Sekunde sein bestes Stück. Die Spitze war schon ganz feucht und ich leckte über meine volle Oberlippe. Das war ja höchst interessant, sobald ich auch nur in die Nähe dieser Stelle kam, zuckte sie vor Vorfreude.

Langsam nahm ich ihn komplett in meinen Mund auf und ließ mich an dem steinharten Ding hinab gleiten. Natürlich hatte ich so etwas noch nie getan, denn ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich mich mal in so einer Situation befinden und es auch genießen würde. Mein ganzes inneres Selbst schien sich mit einmal um 180 Grad gedreht zu haben. Meine heterosexuelle Hälfte war in den am weitesten entfernt liegenden Winkel meines Bewusstseins gerutscht und ich vermisste sie nicht mal. Doch trotz dessen war ich mir der Situation, in der ich mich befand, durchaus voll bewusst. Allerdings quälten mich weder Gewissensbisse, noch machte ich mir unnötig Gedanken darüber, wie es danach mit uns weitergehen würde.

Stattdessen widmete ich mich weiter meiner begonnenen Beschäftigung und brachte Keiji zum Keuchen. Dieser hatte genießerisch die Augen geschlossen und sein Mundwinkel zuckte rhythmisch mit jeder meiner Bewegungen. Wenn er den Mund nicht geschlossen hatte, war er leicht geöffnet und die Geräusche, die ihm entwichen, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Der sonst immer so coole Keiji konnte ja richtig niedlich sein. Ach, was rede ich da? Das war höchst sexy. Immer wenn er sich auf die Lippen biss, um nicht laut aufzustöhnen, ging ein Kribbeln durch meinen Körper, das mich erzittern ließ.

Als er fertig war, setzte ich mich auf und sah mich in der Dunkelheit um. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich nicht besonders viel sah. Ich erkannte die Umrisse von einem Tisch und einem Schrank. Viel war ja nicht in dieser Abstellkammer. Mein Rücken tat mir mittlerweile von der unbequemen Stellung weh, in der ich mich die ganze Zeit befunden hatte. Keiji hatte bisher noch nicht ein Wort gesagt und ich fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht hatte. War das nicht das gewesen, was er gewollte hatte? Unsicher kroch ich zu ihm rüber.

„Keiji? Alles ok?“

Keine Antwort.

„Kei…ji?“

„Ja. Mit mir ist alles in Ordnung. Aber warum hast du das getan?“, fragte er tonlos.

„Hat…es…dir…denn….nicht…gefallen? Hab ich mich ungeschickt angestellt?“ Von Zweifeln geplagt, dachte ich, dass das der einzige Grund dafür sein könnte, dass er so schweigsam war.

„Nein. Durchaus nicht. Für einen Anfänger warst du sogar überaus gut. Aber, wie soll ich denn jetzt noch mit dir zusammenleben?“ Ich konnte mir den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen bildlich vorstellen und war im ersten Moment entsetzt.

„Das ist doch kein Problem. Zumindest sollte es keins sein…“, antwortete ich vorsichtig. Ich hatte so ein ungutes Gefühl, dass der große Hammer noch kommen würde.

„Aber ich kann die Finger ab jetzt bestimmt nicht mehr von dir lassen. Nicht nachdem du DAS gemacht hast. So viel Selbstbeherrschung besitze ich nicht. Wenn ich dann weitergehen würde, dann würdest du mich hassen, weil ich dich ja doch irgendwie zwingen würde. Auch, wenn du etwas anderes behauptest. Du sagst mir doch immer wieder, dass du 100 % hetero bist und ich keine komischen Sachen machen soll. Auch, wenn ich der Meinung bin, dass du zumindest bi bist.“ Er zog ich mich an sich und kuschelte mit mir. Vertrauensvoll lehnte ich mich an ihn und antwortete ganz ernsthaft.

„Ich könnte dich niemals hassen, egal was du machen würdest. Dafür…mag ich dich viel zu sehr. Ich spreche jetzt nicht von der großen Liebe, aber dieses Gefühl in meiner Brust lässt sich auch nicht auslöschen. Jedes mal, wenn dich ein Mädchen begehrend anschaut, spüre ich, wie sich mein Körper vor Eifersucht versteift. Auch, wenn ich es mir nicht gewünscht habe, lässt sich nicht leugnen, dass ich mehr als nur Freundschaft für dich empfinde.“

Das war eine sehr lange Rede für mich und kam einer Liebeserklärung so nahe, wie ich im Stande war, sie zu geben. Ich war noch nie der Typ für große Worte gewesen und hatte nur versucht so ehrlich wie möglich, meine Gefühle darzulegen. Eine Beziehung musste sich auf drei Dinge aufbauen: Ehrlichkeit, Treue und Vertrauen.

„Wenn ich also mehr von dir verlangen würde, würdest du es dir gefallen lassen?“, fragte er skeptisch.

„Wahrscheinlich.“

„Das reicht mir.“ Er drückte mich an sich und mich überkam ein Gefühl der Wärme, das es mich von innen heraus aufheizte.

„Also…hm…sind…wir…jetzt…zusammen?“ Meine Stimme war immer leiser geworden.

„Sieht so aus.“

„Meine Eltern werden ausrasten, aber ich muss es ihnen ja nicht gleich stecken, dass ihr bisher absolut normaler Sohn, ein Homo ist. Ich glaube, die würde glatt der Schlag treffen. Geschähe ihnen recht…“

Keiji antwortete zunächst nicht, aber ich spürte, dass er sich ernsthafte Gedanken über etwas machte. Womöglich dachte er, ich würde die Beziehung geheim halten wollen und überlegte nun, ob ich wirklich zu ihm stand oder ob das vorhin nur leere Worte gewesen waren.

„Weißt du, wer es als erster erfahren muss? Shun!“, zerstreute ich die negative Stimmung.
 

Wenn man vom Teufel spricht…
 

Mit einem Knarren öffnete sich die abgeschlossene Tür und ein Blondschopf schaute durch den Türspalt.

„Tatsuro? Keiji? Seid ihr hier drinnen? Wo sind die denn bloß?“, rief er in den Raum und schimpfte gleichzeitig, wie ein Rohrspatz.

„Mit den beiden hat man aber auch nur Ärger. Erst lassen sie mich allein und sind dann auch noch spurlos verschwunden.“ Das war ja interessant, was der Zwerg so dachte.

„Shun, wir können dich hören.“, meldete sich dann Keiji zu Wort.

„Kommt ihr dann mal endlich hier raus? Mit euch beiden mach ich was mit, das ist nichts für meine zarten Nerven. Macht das ja nicht noch mal! Ich suche euch seit einer Stunde! Los ab jetzt!“ Der Kleine hatte einen Kommandoton angeschlagen, der mich so sehr an seinen Bruder erinnerte, dass ich lauthals loslachen musste.

Auf dem Weg nach draußen bekam ich mich kaum noch ein und mir liefen schon die Tränen über die Wangen.

„Was ist denn bitteschön so komisch?“, wurde ich entnervt gefragt und bekam bei dem strengen Blick gleich wieder einen Lachkrampf.

„Was…hah…hahh….hahh…hast du eigentlich mit deinem Oberkörper gemacht?“, konnte ich ihn endlich fragen, als ich mich ein bisschen beruhigt hatte.

„Chic, ne? Ich konnte mich nicht entscheiden und deshalb durften die Jungs aussuchen. Jetzt bin ich ein lebendes Kunstwerk. Nur schade, dass es heute Abend, nach dem Duschen futsch ist.“

Mir gefiel es auch richtig gut und ich hatte die Gelegenheit seinen sehnigen Körper eingehender zu betrachten. Anscheinend war ich schon wirklich auf dem anderen Ufer angekommen, wenn mir ein sechzehnjähriger Junge gefiel, dessen Oberkörper bemalt war.

„Na, na Wölfchen. Wir wollen mal nicht fremd wildern. Auch, wenn er mein kleiner Bruder ist.“

Rot werdend wendete ich meinen Blick ab und sagte nur, dass es super aussah.

Verständnislos schaute Shun von mir zu seinem Bruder und wieder zurück. Ganz langsam trat ein wissender Ausdruck in seine Augen.

„Da hab ich nun wohl wirklich keine Chance mehr, was?“ Ich wurde feuerrot und nickte nur einmal kurz zur Bestätigung.
 

*ich hoff es wird net adult ^^' hab es so wenig beschrieben, wie möglich...*

Nachtgeflüster

Achtung: Hier gibt es drei verschiedene Erzählperspektiven. Einmal spricht Tatsuro, dann noch Shun und als drittes ein auktorialer Erzähler, alos mehr oder weniger ich ^^

Meist spricht eine andere Person, wenn ein neuer Absatz beginnt. Ich hoffe ihr findet euch zurecht. Viel Spaß beim Lesen!
 

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Kapitel 8 - Nachtgeflüster
 

Yuichi
 

‚Warum geht mir dieser blonde Zwerg nicht mehr aus dem Kopf?‘, fragte sich zu Hause ein völlig verwirrter Yuichi. Seine Gefühle gegenüber Tatsuro waren mittlerweile so abgeflaut, dass er tatsächlich nur noch Freundschaft für ihn empfand. Dafür hatte er nun ein anderes Problem und dieses hieß: Shunsuke Tachikawa.

Er stand eben auf solch kratzbürstige Typen, die sich nicht gleich von jedem rumkriegen ließen. Das hatte er nun davon. Seit der Sache mit dem Flaschendrehen dachte er immer wieder nach, wie weich sich der Kleine anfühlte und hatte Kopfkino vom Feinsten.

Doch dieser war überaus standhaft. Egal, wie aggressiv oder offensiv er mit ihm flirtete, Shun zeigte ihm immer nur die kalte Schulter.

Er hatte Tatsuro sogar soweit gebracht, ihn auszuladen, als er grad einwenden wollte, dass er auch gern zu dieser Ausstellung gehen würde. Doch das ‚Wölfchen‘ hatte ihn dermaßen angeblitzt, dass er sich jeglichen Kommentar verkniffen hatte. Tatsuro hatte sich sowieso mächtig geändert. Von dem verschüchterten Etwas, dass immer nur rot bei seinen Annäherungsversuchen geworden war, war so gut wie nichts mehr übrig. Stattdessen war dieser noch kratzbürstiger als Shun und außerdem diesem Keiji völlig verfallen. Da konnte er jegliche Hoffnungen begraben. Aber wie schon gesagt, der Blondschopf reizte ihn dermaßen, dass ihm gar keine Zeit blieb, Tatsuro hinterher zu trauern. Mal schauen, was sich heute Abend ergab. Die vier wollten DVD schauen und Yuichi hatte sich fest vorgenommen, von Shun einen Kuss zu ergattern. Auch auf die Gefahr hin, eine Ohrfeige zu kassieren. Diese weichen Lippen waren das allemal wert. Ein verruchtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er konnte es gar nicht erwarten, dass der Abend kam.
 

Tatsuro
 

„Heute darf ich aber wirklich zusammen mit dir in einem Zimmer schlafen oder? Immerhin sind wir jetzt fast so was wie Brüder.“ Hoffnungsvoll wurde ich aus moosgrünen Augen angeschaut und musste unwillkürlich lächeln, weil er so niedlich dreinblickte. Mit dieser Waffe konnte er jeden um den kleinen Finger wickeln.

„Na klar. Und ich pass auch auf, dass dir der böse Yuichi nicht wieder zu nahe tritt.“ Der hatte nach der Aktion mit Shun, eine große Menge meiner Sympathie verloren und musste nun erst wieder Boden gut machen. Stürmisch wurde ich umarmt und ich musste ihn darauf hinweisen, dass er auf diese Art sein tolles Bild zerstören wurde. Eilig ließ er mich los und besah sich den Schaden. Glücklicherweise war die Farbe von hoher Qualität und es war nichts abgegangen.

Dieses Meisterwerk wollte ich auf keinen Fall zerstören. Es würde schon früh genug abgewaschen werden, wenn er duschen ging und ich trauerte dem Kunstwerk jetzt schon hinterher. Vorher sollten wir auf jeden Fall noch Fotos machen.

„Was wollen wir denn eigentlich gucken, heute Abend?“, wurden wir von Keiji gefragt.

„Horror!“

„Bloß nicht! Spinnst du? Dann kannst du es gleich vergessen, dass ich mit dir in einem Zimmer schlafe, dann zieh ich nämlich augenblicklich in Keijis um!“, fauchte ich ihn an.

Schmollend wurde ich angesehen.

„Einen Thriller? Bitte? Das ist mehr die Psychoschiene. Mit nicht ganz soviel Blut.“ Eigentlich wollte ich auch so etwas nicht sehen, doch er schaute mich schon wieder so an, dass ich einfach nicht nein sagen konnte. Das musste wirklich aufhören. Sonst sagte ich bald zu allem ja und amen.

In der Videothek suchten wir uns dann einen Film ab 16 aus, denn Shun durfte ja noch nichts für Ältere schauen. Ich glaube, das war auch ganz gut so, denn so wie seine Augen bei diversen Horrorfilmen geglänzt hatten, hätte er mich sicherlich auch noch dazu überredet. Ein Glück war Keiji mit dabei und befahl ihm in autoritärem Ton, ja nichts ab 18 auszusuchen, da er das eh nicht ausleihen würde. Dankbar strahlte ich ihn an und wurde damit belohnt, dass er mich kurz an sich zog. Obwohl mir dieses Gefühl gefiel, war ich doch noch sehr unsicher, ob wir in der Öffentlichkeit unser Zusammensein so zur Schau stellen sollten. Immerhin hatte er als Geschäftsführer einen Ruf zu verlieren.

Trotzdem kuschelte ich mich an ihn und er flüsterte leise in mein Ohr: „Wollen wir noch in die andere Ecke verschwinden und schauen, ob wir was Schönes finden?“

Aus großen Augen schaute ich ihn an und schüttelte vehement den Kopf.

„Da darf ich doch nicht rein. Ich werde doch erst in zwei Wochen 18.“

„Das fällt denen doch eh nicht auf, wenn du mit mir da rein gehst.“

Neugierig war ich ja schon…

Ich wurde einfach an meiner Hand in die besagte abgetrennte Ecke gezerrt und war gelinde gesagt enttäuscht. Ich stand einfach nicht auf blutigen Horror oder blöde Pornos. Das war nichts für mich. Schnell wollte ich mich umdrehen und wieder hinausgehen, als ich von hinten gepackt wurde. Sogleich verschlossen warme Lippen meinen Mund. Ach so, deshalb wollte er hier rein. Weil man hier so schön ungestört war. Gierig erwiderte ich den Kuss und klammerte mich an ihm fest. Mein Körper war ohne großes Zutun schon so erregt, dass ich Keiji am liebsten sofort ausgezogen hätte. Wer brauchte schon Pornos, wenn er seinen lebend gewordenen Traum immerzu anfassen konnte. Seine Hände wanderten in der Zwischenzeit immer weiter in Richtung meines Hinterteils und zogen mich fest an ihn. Hm, das hatte etwas leicht Erotisches, dass jederzeit jemand reinkommen könnte. Meine Finger spielten mit seinen Haaren und unser Kuss wurde immer intensiver. Keuchend drängte ich mich an ihn, als wir eine Stimme hörten.

„Ach hier seid ihr. Ich glaube, das solltet ihr euch für zu Hause aufheben.“ Shun blickte uns amüsiert an und ich wurde feuerrot.

„Wie bist du denn hier reingekommen?“

„Hab der Tante dahinten erzählt, dass du mein großer Bruder bist und das das schon klargeht. Immerhin wollten wir ja nach Hause. Außerdem gibt es hier nichts, was ich noch nicht gesehen hätte, außer vielleicht Tatsuro in Ekstase.“ Frech wurden wir angegrinst und überlegten ernsthaft, ob wir ihm nicht den Hals umdrehen sollten.

„Kommt lasst uns gehen, bevor wir hier noch Hausverbot bekommen.“, brummte Keiji und wir machten uns auf den Weg.
 

Als es klingelte, sah ich, dass Shun schon ganz kribbelig hin und her zuckte. Anscheinend ließ ihn Yuichis Anwesenheit doch nicht so kalt, wie er uns immer Glauben machen wollte. So nervös hatte ich ihn noch nie erlebt. Lag das vielleicht daran, dass er ihm jetzt gleich mit nacktem Oberkörper entgegentreten musste? Auch wenn dieser von Farbe nur unzureichend verdeckt war?

„Hi. Was hast du denn gemacht Kleiner? Das sieht geil aus.“ Wenigstens konnte man erwarten, dass er mit Komplimenten nicht sparsam war. Das war doch schon mal ein Anfang.

„Gefällt es dir also auch? Schade, dass es nicht länger drauf bleibt. Die Jungs meinten, die Farbe wäre nicht wasserfest.“

„Ein echtes Verbrechen.“ Yuichi grinste ihn an und ließ bewundernd seinen Blick über den schmächtigen Körper gleiten.

Das stand ihm echt ausgezeichnet. Er war als kleiner Teufel rot und kupferfarben bepinselt. Die Flügel auf seinem Rücken sahen aus, als ob sie dort hingehören würden, aber der Clou war der Brustkorb. Denn dort war anstelle des Herzens, eine riesige alte Uhr aufgezeichnet, mit Uhrwerk und Zahnrädern. Das sollte wohl die Vergänglichkeit darstellen und der kleine Teufel sah einfach nur bezaubernd aus.

„Wie bist du auf dieses Motiv gekommen?“, fragte er ihn und auch ich war gespannt auf die Antwort.

„Keine Ahnung, ich hab nur überlegt, wie ich mich selbst am besten darstellen könnte und das ist dabei rausgekommen. Dabei hab ich ja nichts weiter getan, als den beiden zu beschreiben, wie ich mir das vorstelle. Den Rest haben die ganz alleine gemacht. Aber das es so toll werden würde, hätte auch ich nicht gedacht. Ich hab mir auch deren Nummer geben lassen. Die meinten, sie könnten immer ein Model gebrauchen.“

Yuichi schaute ihn nur an und nickte.

„Das ist eine sehr gute Idee. Immerhin hast du einen sehr schönen Körper, den solltest du auch nicht verstecken.“ Oh oh, das war Glatteis, auf dem er sich da bewegte. Doch Shun schien das Kompliment diesmal so zu nehmen, wie es gemeint war.

„Danke.“

Zufrieden gingen wir vier in das gemütliche Wohnzimmer. Die Couch hatte genau die richtige Größe, so dass wir alle genügend Platz hatten. Ich saß angelehnt an Keiji, Shun hatte es sich im Schneidersitz bequem gemacht. Yuichi hingegen lümmelte sich in die Ecke und beobachtete immer wieder ‚heimlich‘ Shunsuke. Voll unauffällig…

Der Film fiel genauso aus, wie ich es erwartet hatte. Voll die Psychotour und ohne Logik. Ich kuschelte mich näher an Keiji und versuchte diesen abzulenken, in dem ich unter sein Shirt fuhr und ihn kraulte. Das war doch eine viel bessere Beschäftigung, als sich diesen blöden Film reinzuziehen.

Shun hatte sich inzwischen an Yuichi angelehnt und dieser hatte locker einen Arm um ihn gelegt. Hatte ich was verpasst?
 

Shunsuke
 

Als der Film anfing, hatte ich es mir grad bequem gemacht. Doch immer wieder merkte ich, wie der Blick Yuichis mich musterte. Dabei ging es mir heiß und kalt den Rücken runter. Ich zog meine Beine weiter zusammen und versuchte der DVD zu folgen. Doch dieser Yuichi zog mich ja fast schon mit seinen Blicken aus.

„Hör auf damit, mich anzustarren!“, zischte ich ihn an.

„Das tu ich doch gar nicht.“, flüsterte er zurück.

Ich rutschte näher zu ihm ran, da ich ihn kaum verstand.

„Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Ich merke doch, wenn mich einer anstarrt. Bist schließlich nicht der Erste.“

„Ok, ich geb‘s ja zu. Aber du siehst einfach zu niedlich aus.“

„Du fängst dir gleich eine, wenn du mich noch einmal niedlich nennst.“, knurrte ich ihn an. Ich konnte das fast schon so gut wie Tatsuro. Der hatte sich mal wieder in die Arme meines Bruders verkrochen und rieb uns sein neues Glück unter die Nase. Bei so einem zufriedenen Gesichtsausdruck überkam mich hin und wieder der Wunsch, reinzuschlagen. Stattdessen ließ ich meinen Frust an meinem Lieblingsfeind Nummer 1 aus.

„Du bist doch bloß neidisch, weil du nicht so ein geiles Bodypainting hast. Besonders, weil es dir nie im Leben so gut stehen würde wie mir.“

„Ach ja und woher willst du das wissen, Zwerg? Hast mich doch noch nie mit freiem Oberkörper gesehen, aber das können wir gerne ändern.“

„Ich verzichte.“

„Du weißt gar nicht, was du verpasst.“

„Bestimmt nichts weltbewegendes. Was sollst du schon haben, was andere nicht haben?“, grummelte ich. Ich würde nur unter Androhung von Folter zugeben, dass ich schon neugierig war.

„Ist ja gut, du kleine Kratzbürste. Was hab ich dir eigentlich getan? Seit wir uns kennen, zickst du mich permanent an.“

„Na dann überleg mal scharf, woran das liegen könnte.“, zischte ich.

„Möglicherweise bist du ja in mich verschossen und das ist deine Art mir das zu zeigen.“

Jetzt sah ich aber wirklich rot. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Das alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war, ihm zu Füßen liegen musste?

„Du hast ja nicht mehr alle!“ Dabei stieß ich ihm meinen Finger in die Brust, so fest ich konnte und natürlich tat ich mir damit mehr weh, als ihm.

„Au! Verdammt! Nur wegen dir blödem Idioten! Das ist alles deine Schuld!“, keifte ich ihn an, so gut es im Flüsterton ging.

„Bist doch selber Schuld.“ Mitgefühl konnte ich von dem echt nicht erwarten.

„Zeig mal her. So schlimm kann es nicht sein.“ Zögernd streckte ich ihm meinem Finger hin und er nahm ihn sacht in seine Hand. Ein paar Mal drückte er drauf rum und drehte ihn hin und her. Man, das tat weh! Böse blickte ich ihn an.

„Scheint nichts gebrochen zu sein. Bestimmt nur ein bisschen geprellt.“

„Bist du Arzt oder was?“

„Na, wenn du schon wieder so zicken kannst, kann es ja nicht wirklich schlimm sein.“

„Und du bist ein Arschloch…“, sagte ich und meinte es auch so.

„Na, mal nicht so frech. Wolltest du nicht eigentlich den Film gucken?“

„Ja, eigentlich schon, aber meine Beine schlafen langsam ein und du besetzt meinen Stammplatz.“

„Du darfst dich gern bei mir anlehnen.“, bot er an.

„Nur über meine Leiche.“, flüsterte ich und bereute es schon im nächsten Moment, da mein linkes Bein nun wirklich eingeschlafen war.

„Ich seh doch genau, dass du nicht mehr lange so sitzen kannst, also stell dich nicht so an, ich tu dir schon nichts.“

„Das will ich dir auch geraten haben.“, meinte ich widerstrebend und krabbelte zu ihm rüber. Er war weicher, als ich gedacht hätte und auch wesentlich wärmer. Doch im Moment empfand ich diese Wärme als sehr angenehm, da es in dem Zimmer ganz schön kühl war. Mein Bruder war wahrscheinlich mal wieder auf dem Spartripp, den er gar nicht nötig hatte. Der konnte nämlich echt geizig werden, auch wenn er Tatsuro jeden Wunsch von den Augen ablas.

Yuichi hatte seinen Arm um mich gelegt, doch das machte mir nichts aus. Was mir schon eher zu schaffen machte, war die Zärtlichkeit, mit der er dies tat. Fast als ob ich ein kostbarer Schatz wäre. Ein trauriges Lächeln glitt über mein Gesicht. Wahrscheinlich hatte er nur Angst mein Bild zu zerstören. Das war bestimmt schon das ganze Geheimnis für sein Verhalten. Seufzend versuchte ich ein Stück abzurücken, doch ich wurde einfach wieder an diese warme Brust gezogen und ergab mich in mein Schicksal. Immer noch besser, als zu frieren.
 

Tasuro
 

Belustigt beobachtete ich Shun und Yuichi dabei, wie sie versuchten sich näherzukommen und doch wieder nicht. Ein Glück hatte sich diese Phase bei Keiji und mir erledigt. Dieser streichelte schon seit einiger Zeit über meinen Kopf, als ob ich sein hochgeschätztes Haustier wäre. Wenn er so weitermachte, fing ich noch irgendwann an zu schnurren. Der Film war mir mittlerweile völlig egal und ich bemerkte, dass ich nicht der Einzige war, der sich hier mit anderen Sachen beschäftigte.

Shun war schon kurz vorm Einschlafen und bemerkte anscheinend nicht mal mehr, dass Yuichi seine Gesichtszüge mit den Fingerspitzen nachfuhr. Doch so langsam sollten wir uns dann doch mal bettfertig machen. Ich robbte zu Shun rüber und rüttelte ihn sacht an der Schulter. Hm, keine Reaktion. Aber da fiel mir ein, dass das ja die perfekte Gelegenheit war, Fotos zu machen und sofort war ich aufgesprungen, um meine Digitalkamera zu holen. Das würden tolle Bilder werden. Mindestens eins davon würde ich mir rahmen und in der Wohnung aufstellen. Die zwei sahen einfach zu süß aus. Fast wie ein richtiges Pärchen. Knips. Knips. Knips. Vom Blitzlicht aufgeweckt, blinzelte Shun mich an.

„Was machst‚n da?“ Er rieb sich die Augen und zuckte zurück, als ich noch mal auf den Auslöser drückte und ihn damit blendete.

„Man ey, lass das!“, maulte er mich an und ich senkte die Kamera.

„Dann geh jetzt aber ins Bad. Ich wollte nicht bis zum Morgengrauen aufbleiben. Du wolltest doch mit mir in einem Bett schlafen.“

„Hm, mach ich. Bin gleich wieder da.“ Mit diesen Worten stand er schwankend auf und wankte mit wackligen Beinen ins Bad.

Frisch geduscht trat er, nur mit einer Unterhose bekleidet, aus dem Bad. Natürlich folgten Yuichis Blicke seiner wohlgeformten Gestalt und ich musste den Kopf schütteln, bei diesem eindeutig begehrenden Blick.

„Das Bad ist frei. Schläfst du eigentlich auch hier? Deine letzte Bahn ist doch bestimmt schon weg.“, fragte er an Yuichi gewandt. Ich musste wirklich im falschen Film sein. Seit wann akzeptierte er, dass Yuichi bei uns schlief? Sonst hatte er immer einen Riesenaufstand gemacht. Das ging anscheinend schneller voran, als ich geglaubt hatte.

„Wenn ich hier übernachten könnte, wär das echt toll.“, antwortete er auf die Frage.

„Ich geh jetzt pennen. Gute Nacht allerseits.“, warf uns Shun noch entgegen und machte sich auf in mein Zimmer.

Nachdem ich auch kurz im Bad gewesen war, folgte ich ihm und musste feststellen, dass er schon schlief. Zufrieden kuschelte ich mich an ihn und verbrachte eine der erholsamsten Nächte seit langem.
 

„Pfoten weg, das ist meins!“ Hm, wer machte denn da so einen Krach?

„Das ist mein Rührei, mach dir selber Frühstück, wenn du solchen Hunger hast.“, wurde jemand angekeift. Ich hatte da so einen Verdacht.

„Aber dann ist es ja nicht von dir zubereitet.“, erwiderte eine tiefe Stimme, die meine Befürchtungen bestätigte.

„Hab ich ein S für ‚Sam‘ auf dem Rücken? Ich werde dich garantiert nicht bekochen. Iss doch Müsli, das soll ja sehr gesund sein.“ Mensch, Kleiner. Kannst es nicht sein lassen, zu sticheln, was?, dachte ich bei mir.

Zickenkrieg am frühen Morgen. Was gibt es Schöneres?

„Morgen, Wölfchen. Was hältst du von Frühstück im Bett?“ Die Antwort auf meine gedachte Frage kam geradewegs zur Tür herein.

„Gern. Soll ich dir helfen?“

„Welchen Teil von ‚im Bett‘ hast du nicht verstanden? Ich geh in die Küche, zaubere uns ein paar Toasts mit Rührei oder willst du Spiegelei? Mit Speck. Dazu einen Kaffee für dich und ein Glas Saft für mich. Noch weitere Wünsche? Ach, ja und nebenbei werde ich die beiden da drüben mal auseinanderhalten. Sonst schlagen die sich noch oder Schlimmeres…“ Das hörte sich prima an. Der Mann war zu gut, um wahr zu sein. So viel Glück hatte eine einzelne Person doch gar nicht verdient. Mit mir und der Welt im Reinen kuschelte ich mich zurück in die warme Bettdecke und wartete auf Keiji.
 

Shunsuke
 

„Ich hab dir gesagt, dass du dir selbst was machen sollst! Hör auf von meinem Ei zu mopsen!!! Darauf steht hier nämlich die Todesstrafe.“

„Ich ‚mopse‘ nicht, ich ‚lagere um‘.“, kam die freche Antwort. Noch dazu mit vollem Mund. Der Mund, der gerade genüsslich mein Ei in sich reinschaufelte! Da verstand ich keinen Spaß. Wenn es um Essen ging, herrschte Krieg. Doch Yuichi interessierte mal wieder nicht die Bohne, was ich von seinen Manieren hielt und mampfte fröhlich weiter. Ich sah mich in der Zwischenzeit verstohlen nach einem spitzen, scharfen Gegenstand um, mit dem ich ihn ermorden konnte.

„Das ist voll lecker. Ich wär nie darauf gekommen, da noch Tomaten rein zu tun.“ Bei dem Lob huschte mir fast ein Anflug eines Lächelns über die Mundwinkel, aber ich konnte mich gerade noch so zusammenreißen. Sonst kam der noch auf die Idee, dass ich für seine Komplimente empfänglich wäre. Pah!

Jetzt musste ich mir noch mal welches machen… Ach Scheiß drauf, nun konnte ich auch Müsli essen. Resignierend holte ich mir ein Schälchen aus dem Schrank und füllte es mit Schokohaferflocken. Als ich die Milch aus dem Kühlschrank nahm, musste ich feststellen, dass diese schlecht geworden war und knirschte mit den Zähnen. Ganz langsam ein- und ausatmen. Beruhig dich Shunsuke, sonst bekommst du gleich einen Schreikrampf.

„Ich glaub, ich verzichte heute aufs Frühstück. Nicht, dass das Toast noch vor mir davonläuft. Irgendjemand scheint verhindern zu wollen, dass ich heute was in den Magen bekomme…“, grummelte ich vor mich hin und schnappte mir den Wasserkocher, um heißes Wasser aufzusetzen.

„Wollen wir uns heute Abend das Feuerwerk ansehen?“, fragte mich Yuichi.

„…“ Glaubte der ernsthaft, er würde eine Antwort erhalten, nachdem er für meinen leeren Magen verantwortlich war?

„Tatsuro und Keiji wollen jedenfalls hin. Die beiden wollen sogar ganz traditionell im Yukata dort hingehen. Ich weiß noch nicht, ob ich meinen auch anziehe. Aber ich wette, du siehst bestimmt total süß im Kimono aus.“ Der legte es echt drauf an, mich zur Weißglut zu bringen. Süß! Grrrrrrrrrr…………

„….“

„Was hältst du davon?“, hakte er nach.

„Ich geh hin, aber nicht mit euch. Hab schon eine anderweitige Verabredung.“ Kyou wusste zwar noch nichts von seinem Glück, aber das ließ sich leicht ändern.

„Aha und mit wem?“ Das ging ihn gar nichts an und das sagte ich ihm auch. Beleidigt schaute er mich an und aß weiter.

„Ist…“ Ja? Schweigen. Schnell senkte er den Blick.

„Ist das…“ Aufmunternd nickte ich mit dem Kopf, um ihm zu signalisieren, dass ich zuhörte.

„Ist das ein Exfreund von dir, mit dem du da ausgehst?“ Sollte ich jetzt einfach mal ja sagen, um ihn zu ärgern?

„Nein. Noch bin ich mit ihm einfach nur befreundet, aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ So, das sollte er erstmal verdauen.

Daraufhin sagte er eine ganze Weile gar nichts und ignorierte mich weitestgehend. Endlich, dann konnte ich mich mal an meine Hausaufgaben setzen, die wir morgen abgeben mussten. Das schob ich jetzt schon eine Woche vor mir her und hatte nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung, was zum Teufel die Lehrer da von mir wollten. Nicht grad praktisch, wenn man die guten Zensuren brauchte, um das Schuljahr zu überstehen. Mit diesen ganzen Streberleichen hier konnte man mich keineswegs vergleichen. Tatsuro war immerhin so was wie ein Genie und mein Bruder stand ihm in nichts nach. Sogar dieser unerträgliche Yuichi hatte ein wenig auf dem Kasten.

Ich dagegen musste mich arg anstrengen, um nicht durchzufallen. Tja, die Gene fürs Lernen wurden sehr ungerecht verteilt.

Seufzend setzte ich mich an meine Geschichtsaufgaben und wälzte die Lehrbücher und Lexika, nach einer vernünftigen Antwort. Was interessierte mich die französische Revolution?

Danach noch Biologie, das sah schon etwas besser aus, aber auch nicht besonders. Was gäbe ich für einen Nachhilfelehrer. Aber diese Blöße wollte ich mir nicht geben.
 

Tatsuro
 

„Was wünscht du dir eigentlich zum Geburtstag?“, fragte mich Keiji. Der fragte mich Sachen, woher sollte ich das denn wissen?

„Keine Ahnung. Lass dir was einfallen. Bist doch sonst auch so kreativ.“, erwiderte ich daraufhin.

„Ich glaub, ich hab da schon eine Idee.“ Da war ich ja mal gespannt.

Als es Abend wurde, machten wir uns fertig und ich konnte Keiji in seinem Yukata bewundern. Wie konnte man in einem Kimono so männlich aussehen? Selbst Yuichi musste neidlos anerkennen, dass er uns alle in den Schatten stellte.

Shunsuke hatte seine langen Haare geflochten und sah nun mehr denn je wie ein Mädchen aus. Dieser hatte uns eröffnet, dass er sich das Feuerwerk mit seinem besten Freund Kyou anschauen wollte und wir wünschten ihm viel Spaß.

Yuichi hingegen sah aus, als ob er ein Glas Essig getrunken hätte und sein Abschiedslächeln wirkte sehr aufgesetzt. Tja, das haste nun davon, wenn du den Kleinen ärgerst.

Als wir bei dem Platz ankamen, wo das alljährliche Feuerwerk stattfinden sollte, war es maßlos überfüllt. Anscheinend hatte sich mindestens die halbe Stadt entschlossen, sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Immerhin konnte man ein Feuerwerk hier nicht mit einem einfachen auf dem Land vergleichen. Die Veranstalter bastelten nahezu das ganze Jahr daran, eine perfekte Choreographie und Synchronisation hinzubekommen. Alles war zu 100 % aufeinander abgestimmt und erforderte viel Vorbereitung und Können.

Da dies mein erstes Feuerwerk hier war, war ich natürlich überwältigt. Diese Harmonie der Farben, der ganze Ablauf, die Hintergrundmusik. Einfach phänomenal. Ich staunte Bauklötzer und musste aufpassen, dass ich meinen Kiefer wieder zubekam.

„Wollen wir noch eine Runde spazieren gehen und uns die Stände ansehen?“, fragte mich Keiji, als die letzten Raketen gen Himmel flogen.

„Klar, ich will auf jeden Fall Zuckerwatte und kandierte Nüsse!“ Mit Begeisterung zog ich ihn weg von der glotzenden Meute, hinein in das Getümmel des Jahrmarkts. Yuichi hatten wir unterwegs verloren, aber den konnte man mit seiner miesen Laune eh vergessen. Seitdem er gesehen hatte, wie Shun sich bei Kyou untergehängt hatte, war ihm jegliche Lust auf Vergnügen vergangen.

„Mmh. Lecker. Willst du auch?“ Ich hielt Keiji meine Zuckerwatte hin und er biss ein Stück ab. Dabei blieb ihm das widerspenstige Zeug am Mundwinkel kleben und ich musste mir ein Lachen verbeißen.

„Ähm, warte mal. Du hast da was.“ Wir standen gerade in einer abgelegenen Ecke und ich traute mich etwas, das ich sonst nie in der Öffentlichkeit getan hätte: Ich leckte die süße Watte von seinen Mundwinkeln, was in einer wilden Zungenschlacht enden sollte. Wenn wir so weiter machten, waren wir bald beide hochgradig erregt. Ein Glück verdeckte der Yukata so einiges.
 

Shunsuke
 

Lachend wankte ich mit Kyou in Richtung Riesenrad. Auch auf die Gefahr hin, dass uns hochgradig schlecht werden würde, wollten wir unbedingt mindestens eine Runde damit fahren. Das wurde natürlich hilfreich von dem genossenem Alkohol unterstützt, den wir uns gegönnt hatten. Als wir oben ankamen, hielt das Rad für einen Moment und wir hatten einen tollen Überblick über die Hälfte der Stadt. Was für ein Lichtermeer. Ich wohnte ja noch nicht so lange hier und jedes Mal haute mich die Größe Tôkyôs erneut vom Hocker.

„Wer war denn der Typ, der dich vorhin so böse angestarrt hat?“, wurde ich von Kyou gefragt.

„Ach der. Das war Yuichi. Ein Kommilitone von Tatsuro und ein Nervobjekt hoch drei. Der hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, mich flachzulegen. Aber so leicht bin ich nicht zu haben.“ Wenn ich an den Typen dachte, brannten bei mir die Sicherungen durch.

„Oha. Da ist er bei dir aber wirklich an der falschen Adresse.“

„Sag mal, würdest du bei einer kleinen Racheaktion mitmachen?“ Dieser Yuichi sollte endlich kapieren, dass er keine Chance hatte.

„Klar. Immer doch. Lass mich raten…“
 

Yuichi
 

Gelangweilt schlich Yuichi in der Zwischenzeit, auf der Suche nach Zerstreuung, zwischen den Ständen entlang. Dieser Zwerg hatte ihm den ganzen Abend versaut. Insgeheim hatte er sich schon darauf gefreut, den Kleinen im Yukata an seiner Seite, den Jahrmarkt zu erforschen. Doch dann hatte dieser ihm gesagt, er hätte schon eine Verabredung. Den Typen dazu hatte er dann vorhin gesehen. Yuichi konnte sich nicht vorstellen, was Shun an diesem fand. Er sah durchschnittlich gut aus und war auch nicht besonders groß. Er war eingebildet genug, um zu konstatieren, dass er definitiv die bessere Wahl gewesen wäre. Als er am Ende des Marktes ankam, zog es ihn in das kleine Waldstück. Vielleicht konnte er da mal in Ruhe nachdenken.

Dabei bemerkte er nicht, dass er beobachtet wurde. Shun und Kyou hatten ihn schon eine ganze Weile verfolgt und planten ihren Racheakt.

Wer stöhnte denn da so? Neugierig ging er weiter in den Wald und blieb geschockt stehen. Waren das Shun und Kyou, die da gerade so in einen Kuss vertieft waren, dass sie ihre Umwelt gar nicht mehr bemerkten? Ja, kein Zweifel. Ein Stich durchfuhr ihn und er drehte sich auf dem Absatz um, damit er das nicht weiter mit ansehen musste. Anscheinend konnte er sich wirklich jegliche Hoffnungen abschminken, dass der Kleine ihn irgendwann mögen würde. Darauf brauchte er jetzt erstmal was zu trinken.
 

Shunsuke
 

Der geschockte Blick Yuichis wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Aber war das nicht das gewesen, was er gewollt hatte? Endlich Ruhe? Doch dieser Ausdruck in seinen Augen hatte ihn eher an ein verwundetes Tier denken lassen und nun plagten ihn die heftigsten Gewissensbisse.

„Bist du nun zufrieden?“, fragte mich Kyou leise. Anscheinend hatte er mitbekommen, dass ich mit der Reaktion von Yuichi nicht so klarkam, wie ich gedacht hatte.

„War das nicht genau das, was du gewollt hattest?“

„Ach. Ich weiß es doch auch nicht. In einem Moment nervt er mich tierisch und im nächsten ist er so rücksichtsvoll, dass es mir fast Tränen in die Augen treibt.“

Ich war hin und her gerissen.

„Das klingt mir ganz danach, dass du in ihn verliebt bist.“, sagte Kyou mit sanfter Stimme.

„Red keinen Quatsch! Ich mag ihn ja nicht einmal.“

„Du musst aber schon zugeben, dass du dich da sehr widersprüchlich verhältst und äußerst. Ich meine einerseits sagst du, du magst ihn nicht. Auf der anderen Seite hast du gerade das Bestmögliche getan, um ihn eifersüchtig zu machen. Ich befürchte, dass du die Retourkutsche dafür noch bekommen wirst. Und das dir die bestimmt nicht gefallen wird.“ Ich ließ den Kopf hängen und seufzte. Irgendwie hatte er schon Recht.

Was sollte ich denn nun machen?
 

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Das wollt ihr gerne wissen was? Kapitel 9 ist fleißig in Arbeit und die Autorin hat noch so einige Überrschungen vorbereitet. ^^

Happy Birthday!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Happy Birthday! - zensiert

An die werten Freischalter: Ich offe, das geht jetzt so in Ordnung. Es soll auf keinen Fall adult werden, deshaln hab ich es ja nochmal korrigiert. Also, falls doch noch etwas nicht der Norm entsprechen sollte, wäre es nett, wenn sie mir sagen, was ich noch ändern muss. Danke.
 

Für alle Nicht-Volljährigen. Viel Spaß mit dem 9. Kapi ^^
 

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Kapitel 9 – Happy Birthday!
 

Shunsuke
 

Seit einer Woche hatte ich schon nichts von Yuichi gehört. Nicht, dass ich ihn nicht sehen würde, das schon. Aber sobald ich den Raum betrat, tat er so, als ob ich nicht existierte. So langsam ging mir das an die Nieren. Immerhin wusste ich ja warum. Allerdings hätte ich ihm nicht zugetraut, dass er das Schweigen so lange aushalten würde.

Blöderweise vermisste ich unsere Streitgespräche und ließ keine Gelegenheit aus, eine Reaktion von ihm zu provozieren. Irgendwie musste ich es doch schaffen, dass er wieder mit mir sprach.

Heute Abend wollten wir wieder mal DVD bei uns schauen und ich zerbrach mir schon die ganze Zeit den Kopf, wie ich ihn aus der Reserve locken könnte. Ich musste mir etwas einfallen lassen, das konnte so nicht weitergehen.

Wenn man vom Teufel sprach….

In diesem Moment klingelte es und ich flitzte, um die Wohnungstür zu öffnen. Vor mir stand natürlich Yuichi in voller Lebensgröße und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht schauen zu können.

„Hi. Komm doch rein.“

„…“ Die einzige Antwort, die ich erhielt, war eine hochgezogene Augenbraue und ich musste meine aufkeimende Wut bezähmen. Der Typ sollte aufhören, mich wie Luft zu behandeln. Ich hatte mich schließlich schon tausendmal entschuldigt und eingesehen, dass meine Aktion einfach nur unmöglich gewesen war. Doch dieser Sturkopf hatte nur kalt gelächelt und mich weiter mit Nichtachtung gestraft.

Er drängelte sich an mir vorbei, nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte und sah sich suchend um. ‚Tja, Pech gehabt, mein Lieber, du bist meiner Anwesenheit gnadenlos ausgesetzt‘, dachte ich schadenfroh.

„Keiner da, außer mir.“, sagte ich dann noch laut.

„Willst du was trinken?“ Schulterzucken. Das war die erste Reaktion, die ich innerhalb einer Woche bekam, wenn auch gezwungenermaßen.

Also machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich goss uns beiden ein Glas Eistee ein und gesellte mich zu ihm auf die Couch im Wohnzimmer.

„Willst du mich jetzt für immer anschweigen?“, fragte ich ihn im Flüsterton.

„…“

„Weißt du, dass das echt eine kindische Trotzreaktion ist? So bockig bin noch nicht mal ich an meinen schlechtesten Tagen.“

Wieder keine Reaktion. Seine Augen blickten einfach stur geradeaus und sperrten mich aus seinen Gedanken. Es war zum Verrücktwerden.

„Komm schon, ich hab doch schon gesagt, dass es mir leid tut. Soll ich vor dir auf die Knie fallen und dich anflehen, mir zu verzeihen?“

„…“ Ich dachte schon, er würde wieder nicht antworten, als er es doch tat. Auch wenn mir nicht unbedingt gefiel, was er sagte.

„Das wäre ein Anfang.“ Schauer rieselten über meinen Rücken, als ich mir bewusst wurde, wie sehr ich seine Baritonstimme vermisst hatte.

„Du redest wieder mit mir.“ Das war das Einzige, das mir gerade einfiel und ich hätte mich selbst ohrfeigen können für so eine blöde Aussage.

„Sieht so aus. Du schuldest mir noch eine Erklärung. Deine Entschuldigung nehme ich hiermit unter Vorbehalt an, aber was mich wirklich interessieren würde, ist warum du das überhaupt gemacht hast. Immerhin ist das doch völlig unter deinem Niveau.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein lautes Flüstern und ich fand das beängstigender, als wenn er mich lauthals angeschrien hätte. Was ich auch verdient gehabt hätte. Doch diese leise Stimme sagte mir mehr als tausend Worte, dass ich ihn stärker verletzt haben musste, als ich mir bewusst gewesen war. Ich könnte mich immer noch für meine Blödheit schlagen, doch im Endeffekt änderte das nichts daran, dass ich Mist gebaut hatte.

„Vorübergehende geistige Umnachtung?“, versuchte ich es mit einem Scherz, der mir bei seinem strafenden Blick jedoch sofort im Hals stecken blieb.

„Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht so recht.“, antwortete ich kleinlaut.

„War dir meine Aufmerksamkeit wirklich so zuwider?“ ‚Nein, im Gegenteil.‘, war der erste Gedanke, der mich durchzuckte und gänzlich unvorbereitet traf. Stattdessen schüttelte ich wortlos den Kopf.

„Hm…es hat mich verwirrt und wütend gemacht, dass du auf Knopfdruck plötzlich von Tatsuro auf mich übergesprungen bist. Schließlich hast du behauptet, du liebst ihn. Dann machst du dich so mir nichts, dir nichts an mich ran und bringst meine ganze Gefühlswelt durcheinander.“ Erschrocken blickte ich ihn an. Den letzten Teil hatte ich gar nicht sagen wollen, das war mir einfach so herausgerutscht.

Draußen hatten sich dicke Gewitterwolken zusammengebraut und ich zuckte zusammen, sobald ich den Donnerschlag hörte. Wieso musste es jetzt auch noch anfangen zu gewittern? Ich konnte Blitz und Donner nicht ausstehen, um nicht zu sagen, ich fürchtete mich zu Tode.

Zitternd drängte ich mich in meine Seite der Couch und war still. Wenn ich ganz ruhig sitzen blieb, ging es vielleicht schneller vorbei. Ich war vollkommen in meiner Panik gefangen, dass ich nicht mitbekam, dass Yuichi neben mich gerutscht war und einen Arm um mich gelegt hatte.

„Scht. Ich bin ja da. Dir passiert schon nichts. Es ist nur ein harmloses Gewitter. Das ist gleich wieder vorbei.“ Er zog mich auf seinen Schoß und ich beruhigte mich langsam in seinen Armen. Er war meine rettende Insel.

„Bist…bist du wirklich nicht mehr böse auf mich?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein lautloses Flüstern.

„Wie könnte ich dir jetzt noch widerstehen, wo du in meinen Armen zitterst. Aber mach so etwas nie wieder. Du musst mich ja nicht mögen, aber das hat wirklich wehgetan. Ich mag dich nämlich wirklich. Ich weiß selbst noch nicht wie sehr, doch noch so eine Aktion, würde dein ‚Partner‘ nicht ungeschoren überstehen.“ Zärtlich strich er über meine Wange und ich kuschelte mich noch tiefer in seine schützenden Arme.

Bei jedem neuen Blitz fuhr ich zusammen und hatte Mühe nicht sofort nach einem Schlupfloch zu suchen. Stattdessen drängte ich mich noch näher an den warmen Körper hinter mir. So zusammengekauert fanden uns dann auch Keiji und Tatsuro.

„Habt ihr das Kriegsbeil endlich begraben?“, wurden wir von dem Kleineren der beiden begrüßt.

„Ich würde sagen, wir haben vorübergehend Waffenstillstand geschlossen.“, antwortete Yuichi sanft.

„Gut. Dann können wir endlich mal in Ruhe DVD schauen, ohne dass es Verletzte gibt.“, brummte Keiji zufrieden und wir verbrachten noch einen schönen gemeinsamen Abend.
 

Tatsuro
 

Hibbelig wachte ich auf und flitzte in das Wohnzimmer. Dort standen schon auf einem Tisch meine Geschenke. In der Mitte thronte ein Kuchen, der mit 19 Kerzen geschmückt war. Wieso denn 19? Jetzt war ich verwirrt. Immerhin war heute mein 18. Geburtstag. Zögerlich nahm ich mir eine der Karten, die daneben lagen.
 

Lieber Tatsuro,
 

Herzlichen Glückwünsch zu deinem 18. Geburtstag. Den Kuchen habe ich selbst gebacken und ich hoffe er schmeckt dir. Dein Geschenk findest du in einem Karton in deinem Zimmer. Sei vorsichtig, wenn du ihn aufmachst. Es könnte etwas Zerbrechliches darin sein. 
 

In Liebe dein Keiji
 

Nun war ich wirklich neugierig. Vor allem, weil sich weder Keiji, noch Shunsuke in der Wohnung befanden. Doch trotzdem wollte ich vorher wissen, was der Blondschopf mir geschenkt hatte. Immerhin war er ja immer für Überraschungen gut. Neben dem Brief von Keiji lag noch ein weißes Kuvert, auf dem mein Name stand. Schnell öffnete ich es, da es nicht zugeklebt war und nahm eine zusammengefaltete Karte heraus. Ich hatte da so eine Vorahnung, was das sein könnte.
 

Bodypaintgutschein
 

Viel Spaß damit. Shun.
 

Warum nur, hatte ich es gewusst? In stiller Verzweiflung schüttelte ich den Kopf. Der Kleine gab aber auch nie auf. Seitdem er als fest angestelltes Model für die Bodypainter arbeitete, lag er mir schon in den Ohren, dass ich es auch versuchen sollte. Zu jeder sich bietender Gelegenheit, kamen Kommentare, wie: „Das würde dir auch stehen“ oder „Das würde auf deinem Körper viel besser aussehen, als auf meinem. Ich bin viel zu schmächtig dafür.“ etc.

Grinsend packte ich den Gutschein wieder in den Umschlag. Vielleicht probierte ich es doch einmal. Immerhin war es umsonst.

Jetzt konnte ich es aber wirklich nicht mehr abwarten und wollte wissen, was mir Keiji geschenkt hatte. Ich ging in mein Zimmer und bekam erstmal einen tierischen Schreck, weil die Kiste zappelte. Schnell zog ich die Schleife auseinander, die die Pappschachtel mehr schlecht als recht zusammenhielt. Die wohl größten blauen Kulleraugen, die ich je gesehen hatte, blickten mich an und ich war auf der Stelle hin und weg. War das wirklich ein Wolf? Es sah immerhin so aus. Ich wurde herzzerreißend angewimmert und nahm ihn erstmal auf die Arme, um ihn zu streicheln.

„Na, Kleiner, wurdest du einfach von Keiji in einen Karton gesperrt? Aber jetzt bist du ja wieder draußen. Hast du Hunger?“ Mit dem Welpen auf dem Arm machte ich mich auf den Weg in die Küche, um ihm was zu fressen zu besorgen. Anscheinend hatte Keiji schon für alles gesorgt, denn ich fand Welpenfutter und einen Fressnapf bereitstehen und tat ihm ein Portion hinein. Genüsslich futterte der Zwerg seine Ration und schmatzte vernehmlich dabei. Da schien es jemandem zu schmecken. Während ich noch überlegte, wie ich ihn nennen sollte, öffnete sich die Haustür und ein aufgekratzter Shun sprang mir entgegen.

„Happy Birthday!“ Zack, da landeten seine Lippen auch schon auf meinen, ohne dass ich wirklich die Chance gehabt hätte, mich zu wehren. Er hatte bloß nicht daran gedacht, dass zu meinen Füßen immer noch der Möchtegernwolf saß und dass dieser etwas dagegen haben könnte, dass jemand sein neues Herrchen so plötzlich erschreckte. Knurrend zog er an Shuns Hosenbein und ich bekam mich vor Lachen kaum noch ein. Da hatte wohl jemand schon einen Beschützerinstinkt entwickelt.

„Aus.“ Der tiefen Stimme gehorchte nicht nur der Welpe aufs Wort. Glücklich lächelnd drehte ich mich um.

„Danke. Woher wusstest du, dass ich mir schon immer ein Haustier gewünscht habe?“

„Ich hab da so meine Quellen. Das ist übrigens ein Tschechischer Wolfhund. Du musst ihn streng erziehen, sonst tritt sein wölfisches Erbe zu Tage und er gewöhnt sich nicht an Menschen.“, erklärte mir Keiji.

„Weißt du schon, wie du ihn nennen willst?“, fragte mich Shun aufgeregt. Ich schüttelte den Kopf und blickte fragend zu Keiji.

„Was hältst du von Lobo?“

„Was heißt das?“, misstrauisch beäugte ich ihn. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er sich über mich lustig machte.

„Sag ich dir nicht. Schlags nach.“, grinste er mich an und ich knurrte. Blöder Idiot.

„Mir gefällt’s. So Lobo, dann tu deinem Herrchen mal einen Gefallen und beiß den Idioten.“, flüsterte ich dem Hündchen zu und lachte.

„Was hältst du eigentlich von meinem Geschenk?“, fragte mich Shun.

„Machst du es? Biiiiitte?“ Wer sollte bei diesem Dackelblick noch nein sagen? Wenn meine Entscheidung nicht schon festgestanden hätte, dann wäre sie jetzt gefallen.

„Ja, ich mach es du kleine Nervensäge. Du gibst doch sonst nie auf, bevor du deinen Willen nicht bekommen hast.“ Ich bückte mich um Lobo hinterm Ohr zu streicheln, was er mit einem freudigen Schnurren zur Kenntnis nahm. Seit wann schnurrten Hunde eigentlich?

„Juchu! Dann kann ich die Jungs ja beruhigen. Die liegen mir ja schon seit Wochen in den Ohren, dass ich dich mitbringen soll. Du darfst dein Motiv auch selbst zeichnen, wenn du magst.“

„Aber keine Fotos.“ Das war die Bedingung.

„Ich will aber eins.“, meldete sich da Keiji zu Wort.

„Ich will aber nicht fotografiert werden!“, entgegnete ich heftig. Das war mein letztes Wort zu der Angelegenheit und störrisch funkelte ich ihn an.

„Das werden wir ja sehen.“ Wenn einer einen Preis für das arroganteste Arschloch verdient hatte, dann er. Immer musste es nach seinem Willen gehen. Aber wenn er sich mit mir anlegen wollte, bitteschön, wir würden ja sehen, wer die Oberhand behalten würde.

Der Tag ging natürlich viel zu schnell vorbei, so wie es eigentlich immer an Geburtstagen war. Meine Eltern hatten angerufen, mir gratuliert und sich erkundigt, wie es mir ging. Ich hielt das Telefongespräch so kurz wie möglich, da ständig neue Leute in der Leitung waren und anklopften. Ich wusste gar nicht, dass ich bei so vielen Freunden so hoch im Kurs stand. Aber anscheinend schien mir fast absolut jeder, den ich kannte, gratulieren zu wollen. Ehrlich gesagt, war ich froh, als das Telefon endlich Ruhe gab und ich mich unter die Dusche begeben konnte. Yuichi war auch schon wieder da und hatte sich mit Shun in meinem Zimmer verkrochen. Seitdem die beiden sich ausgesprochen hatten, waren sie ein Herz und eine Seele. Aus mir unerfindlichen Gründen fand ich das unheimlich, aber wenn die zwei glücklich waren, sollte es mir nur recht sein.

Ich drehte den Wasserstrahl der Dusche auf volle Stärke und ließ das Wasser heiß an meinem Körper herabrieseln. Pfeifend (natürlich total schief) seifte ich mich ein. Lobo hatte es sich in seinem Körbchen gemütlich gemacht und schien mit sich und der Welt sehr zufrieden zu sein. Keiji hatte vorhin mal wieder mit einem Buch in seinem Lieblingssessel gesessen und war nicht ansprechbar gewesen. Das hieß, ich konnte mir mit dem Duschen viel Zeit lassen und musste mich nicht beeilen, weil einer der anderen vielleicht hineinwollte. Ich stand mit dem Rücken zur Tür und spürte nur auf einmal einen kalten Luftzug, der mich zusammenfahren ließ. Irritiert drehte ich mich um und sah in grüne Augen.

„Ähm, eigentlich wollte ich allein duschen.“ Das Wort ‚allein‘ betonte ich extra, damit er mich auch ja verstand.

„Ich kann doch aber viel besser deinen Rücken waschen.“, sagte er mit einem verruchten Grinsen, das sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf schrillen ließ. Nee, Freundchen, so hatten wir nicht gewettet.

„Das bekomm ich mit ein paar Verrenkungen auch hin.“

„So unsportlich, wie du bist, bezweifele ich das.“

„Grrr. Idiot. Warum kannst du nicht einmal machen, was ich will?“

„Das tue ich doch.“, erwiderte er unschuldig.

„Dein Körper sagt mehr als tausend Worte.“

„Gleich gibt’s hier Wasserleichen!“ Ich wollte aus der Kabine verschwinden, als ich natürlich prompt ausrutschte und in seine wartenden Arme segelte.

„Siehst du?“ Allein für diesen überheblichen Gesichtsausdruck würde ich ihn töten…

Sanft rieben seine warmen Hände weiter meinen Körper mit Duschbad ein und ich musste meinen Körper dazu ermahnen, nicht jedes Mal wohlig zusammenzuzucken. Ich merkte, wie ich mich immer weiter entspannte und Keiji entgegenlehnte, damit er mich noch mehr verwöhnen konnte. Himmel, wenn das so weiter ging, fing ich bald an zu stöhnen.

„Keiji…ich glaub…hah…wir sollten aufhören, wenn das hier…..hah, ja genau da…nicht in einer großen Sauerei enden soll.“ Meine Stimme war nun wirklich kurz vorm Stöhnen und ich zwang mich dazu, die Augen offen zu halten.

„Macht nichts. Das Wasser wäscht doch alles wieder sauber. Komm schon, lass dich gehen.“, hauchte er in mein Ohr. Wer sollte sich bei dieser Samtstimme beherrschen? Um meine Selbstbeherrschung war es sowieso schon schlecht bestellt und das gab ihr den Rest.

„Ah. Weiter runter“, stöhnte ich in seine Schulter, als er mit den Händen über mein Schlüsselbein fuhr.

„Hier?“ Seine Hände kneteten sanft meine Brustwarzen, was mir Schauer der Verzückung über das Rückenmark jagte. Energisch nickte ich mit dem Kopf, um ihm zu signalisieren, dass er genau die richtige Stelle getroffen hatte. Langsam hatte ich Probleme mit dem Stehen, da meine Beine nachzugeben drohten und mir ständig schummrig vor Augen wurde.

„Mein kleiner wilder Wolf.“ Ich spürte das Lächeln, als er an meinem Ohrläppchen knabberte und krallte mich in seine Oberarme. Er wusste, dass ich dort besonders empfindsam war und nutzte dies natürlich schamlos für seine Zwecke aus. Keuchend drängte ich mich an ihn, um seinen harten Körper an meinem zu spüren. Ich merkte, dass auch er sehr erregt war und bewunderte ihn insgeheim mal wieder für seine Zurückhaltung. Denn noch nicht einmal hatte er versucht, das Ganze weiter voranzutreiben. Bisher begnügte er sich mit Küssen, Streicheleinheiten und ein wenig ‚Handarbeit‘. Genau genommen hatte ich ja auch nichts dagegen, wenn wir weitergehen würden, das hatte ich ihm ja schon gesagt. Aber ehrlich gesagt, hatte ich auch schreckliche Panik davor.

Ich hatte mich im Internet über die Praktiken von Homosexuellen informiert und war fasziniert und zeitgleich abgeschreckt gewesen. Ich meine, er konnte doch nicht wirklich in meinen …ok, das dachte ich lieber nicht zu Ende. In Sekundenschnelle waren mir diese Gedanken durch das Gehirn gezuckt und ich wurde jedoch von einer neugierigen Hand schnell in die Realität zurückgeholt. Diese hatte sich nämlich frech weiter nach unten bewegt und ich knurrte, weil ich fand, dass er meinen Brustwarzen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Weil ich nicht die ganze Zeit untätig rum stehen wollte, ließ ich meine Finger auch auf Wanderschaft gehen, die jedoch sofort wieder eingefangen wurden.

„Heute nicht. Jetzt will ich dich mal verwöhnen.“

„Aber…hah…du verwöhnst mich doch…ah…nicht da, daneben, ja genau da!…ständig.“, begehrte ich auf. Was er da mit seiner Zunge an meinem Hals tat, war höchst erregend. Das sollte er öfter tun. Meine Hände wurden über meinem Kopf festgehalten und er drängte mich immer weiter in Richtung Wand. Ich spürte die kalte Scheibe am Rücken, als er mich anhob und auf seine Hüften setzte. War zwar ein wenig unbequem, aber auszuhalten. Er ließ meine Hände los, nur um mich kurz darauf in einen heißen Kuss zu verwickeln, der mich fast ohnmächtig werden ließ. Seine Lippen pressten sich fest auf meine. Besitz ergreifend erkundete er zuerst die Konturen meiner Lippen, um kurz darauf, verlangend mit der Zunge dagegen zu stupsen. Seine Zähne gruben sich in meine Unterlippe und entlockten mir ein erschrecktes Stöhnen, das er sogleich nutzte, um in meinen Mund vorzudringen. Als ich einmal nicht aufpasste, saugte er plötzlich an meiner Zunge, was mich beinahe über die Klippe befördert hätte. Dieser Mann war ein Gott im Küssen! Immer fordernder drückte er seine Lippen auf meine. Mir war schon ganz schwindlig vor Lust und mein kleiner Freund stand schon seit einer ganzen Weile und sehnte sich nach Aufmerksamkeit. Die ihm natürlich auch ausführlich gewährt wurde.

„Keiji, ich...“, keuchte ich zwischen zwei Küssen.

Er strich mir mit der Hand über die Wange und ließ sie grinsend weiter hinunter gleiten.

„Du glaubst doch nicht etwa, dass wir schon fertig sind?“ Ein fieses Grinsen hatte sich auf seine Gesichtszüge gelegt und mir schwante nichts Gutes. Er würde doch nicht? Doch seine Finger wanderten unaufhaltsam zu der Stelle, die ich fürchtete. Wie konnte ich ihn bloß davon abbringen?

„Keiji, nicht, ich bin noch nicht soweit.“

Seine Finger strichen leicht darüber und ich verkrampfte unbewusst. Es hatte doch so gut angefangen.

„Du willst wirklich nicht, oder?“ Fragende grüne Augen blickten mich an. Schuldbewusst schaute ich auf seine muskulöse Brust.

„Es ist nicht so, dass ich nicht will, aber ich…“ Schweigend machte ich eine Pause. Das ich das jetzt laut aussprechen musste, war mehr als peinlich.

„Huh…ich hab…Angst davor…“, wisperte ich. So, jetzt war es raus.

„Ok, das verstehe ich. Ich hab schon gedacht, ich sei dir zuwider.“ Ich erblickte die gleiche Unsicherheit in seinen Augen, die auch mich quälte.

„Nein. Ich mag dich wirklich, mit jedem Tag ein bisschen mehr.“ Sanft lächelte ich ihn an. Anscheinend musste ich sein Selbstbewusstsein doch ein wenig aufpolieren.

„Du bist der sanfteste (Kuss)…liebste (Kuss)…zuvor kommenste (Kuss)…höflichste (Kuss)…sexyeste Typ, den ich kenne.“ Oh Gott, das klang ja fast, wie eine Liebeserklärung. Mich innerlich windend vor Scham, wurde ich über und über rot.

„Das war das Schönste, was du je zu mir gesagt hast.“ Leicht küsste er mich auf den Mund und ließ mich nach unten gleiten.

„Was machen wir jetzt damit?“, fragte ich.

„Da fällt mir schon was ein.“ Oh ja. Mir auch. Grinsend machte ich mich ans Werk und bald ertönte das lustvolle Stöhnen Keijis in der Dusche.
 

Shunsuke
 

„Wer soll das denn aushalten? Können die nicht leiser sein?“, bescherte ich mich.

„Das ist ihre Wohnung. Ich glaube, die können hier so laut sein, wie sie wollen.“

„Ich hab ja nichts dagegen. Aber das macht mich ungeheuer geil. Jedes Mal, wenn Tatsuro stöhnt, geht es mir durch Mark und Bein. Wie kann man nur eine so sexy Stimme haben? Ich muss mich ablenken.“ Mir diesen Worten schaltete ich den Fernsehkanal um. Vorher hatten wir einen Spielfilm gesehen. Aber diese typischen Katastrophenfilme Hollywoods langweilten mich zu Tode. Dann noch jedes Mal diese Prise Herzschmerz dazu und ein neuer Horrorstreifen war geboren. Dann doch bitte ein wenig Blut und Gemetzel, da passierte wenigstens noch etwas. Ich blieb bei einem Sender hängen, den ich in meinem Zustand besser nicht gewählt hatte. Aber ich wusste ja auch nicht, dass Tatsuro diesen Sender empfangen konnte.

„Was schaust du dir denn an? Bist du nicht noch ein wenig zu jung dafür?“ Yuichis Stimme riss mich aus meinen erotischen Fantasien, in denen ich mich gerade auf dem Bettlaken verwöhnen ließ.

„Ich hab schon wesentlich mehr angestellt, als das bisschen.“

„Oho, da spuckt aber einer große Töne. Warum interessierst du dich dann so brennend dafür?“, fragte er und deutete auf die zwei Akteure. Ich würde ihm bestimmt nicht auf die Nase binden, dass ich mir gerade uns beide an ihrer Stelle vorgestellt hatte. Soviel Selbstachtung besaß ich noch.

„Interessiert mich doch gar nicht. Schau, der macht das ganz falsch. Wenn er an dieser Stelle die Zähne einsetzt, dann kann der andere doch gar keine Lust empfinden. Schließlich tut das weh.“

„Hm, manche mögen doch Schmerzen.“ Entsetzt schaute ich ihn an. Er meinte das ernst.

„Ich finde es schöner, wenn es sanft zugeht.“, sagte ich bestimmt.

In diesem Moment packte mich Yuichi an meinem langen blonden Zopf und drückte fast brutal seine Lippen auf meine. Mein ganzer Körper stand in Flammen und ich fragte mich, warum es mich so anmachte, dass er mir seine Männlichkeit dermaßen demonstrierte.

Er nagelte meine Arme auf Tatsuros Bett fest und beugte sich über mich, um mich noch eingehender zu küssen. Das schwere Gewicht, das auf meinem Körper lastete, gab mir einen unheimlichen Kick. Ich fühlte mich gleichzeitig so verletzlich und zerbrechlich, wie geliebt. Yuichi hatte genau die richtige Mischung zwischen Dominanz und Unterwerfung gefunden, die mich in Ekstase versetzte.

Verlangend knöpfte ich sein Hemd auf, um mit meinen Fingern über seinen harten Körper zu streichen. Er war nicht so muskulös, wie ich es sonst mochte und doch strahlte er eine männliche Anziehungskraft aus, die mich schwach und willig in seinen Armen werden ließ. In meinem Kopf explodierten Funken, als er mein T-Shirt einfach zerfetzte. Mit einem lauten Geräusch riss er es mir vom Körper, um diesen gleich zu erkunden. Die beiden ‚Schauspieler‘ waren inzwischen schon etwas weiter gegangen und der eine kniete hinter dem anderen. In Sekundenschnelle war sämtliches Blut, das vorher eventuell noch in meinem Gehirn gewesen war, in tiefere Regionen gesunken.

„Yuichi.“, stöhnte ich.

„Shunsuke.“, kam es auch von ihm in abhackten Stößen. Ich blickte ihn an und stellte fest, dass er noch fast vollständig angezogen war, bis auf das aufgeknöpfte Hemd. In Windeseile hatte ich ihm dieses abgestreift und ließ meine Finger an dem Reißverschluss seiner Hose auf und ab fahren. Dort hatte sich bereits eine mächtige Beule gebildet, die mich beeindruckt die Augenbrauen heben ließ. Er musste wirklich gut bestückt sein.

„Gefällt dir, was du fühlst?“, raunte er mit zu.

„Ja, und ich will noch viel mehr davon.“ Frech kam weiter!

„Das kannst du gerne haben.“ Mit diesen Worten verschwand meine Shorts in einer der hintersten Ecken des Zimmers. Hoffentlich fand ich sie am Morgen wieder.

Durch den Stoff der Hose massierte ich ihn gekonnt, was ihm ein lustvolles Stöhnen entlockte, in das ich mich sofort verliebte. Ich machte mich also daran, ihn immer wieder stöhnen zu hören, was mir mit ein paar geschickten Handgriffen auch gelang.

„Hast du nicht gesagt, du bist erst 16?“ Für diese verschleierten Augen würde ich morden.

„Ich bin auch erst 16. Aber wer sagt denn, dass ich mit 16 nicht schon ein paar Erfahrungen gesammelt haben darf?“

„Kleines Flittchen.“ Die Beleidigung milderte er jedoch sofort mit einem Lächeln ab.

„Sei doch froh, dass du davon profitierst. Dann wollen wir dich mal richtig zum Keuchen bringen.“ Erwartungsvoll wurde ich angesehen. Ich drückte ihn in Rückenlage auf das Bett und innerhalb kürzester Zeit wand er sich unter mir. Ich hatte ihn gewarnt!

Danach verschwand ich erstmal im Bad. Im Flur wurde ich aus schmalen Augen argwöhnisch von Lobo angeschaut. Er hatte mir anscheinend immer noch nicht so ganz verziehen, dass ich sein Herrchen erschreckt hatte. Aber ein wenig wunderte ich mich schon. Ich hatte Tatsuro immer für einen von der Sorte gehalten, denen es nichts ausmachte, wenn Tiere in ihrem Bett übernachteten. Anscheinend hatte ich mich getäuscht. Ich kraulte den Kleinen hinterm Ohr und hoffte, dass er mir den Überfall verziehen hatte. Die Augen fielen dem Welpen zu und ich machte mich auf Samtpfoten auf den Weg in Tatsuros Zimmer. Yuichi hatte sich auch schon bettfertig gemacht und erwartete mich einladend. Das ließ ich mir bestimmt nicht zweimal sagen und kuschelte mich friedfertig in seine Arme. Es dauerte keine fünf Minuten und ich war schon eingeschlafen. Somit sah ich auch nicht das zufriedene Lächeln Yuichis, als er die Lampe ausknipste und mich fest in seine Arme zog, als ob er mich nie mehr loslassen wollte.

Zu weich?

Kapitel 10 - Zu weich?
 

Tatsuro
 

Warum? Warum nur hatte ich mich nur darauf eingelassen? Gleich würde ich auf irgendjemanden einprügeln, um ein bisschen meiner Aggressivität abzubauen. Schon wieder wurden meine Haare gestylt und ich schwor mir, den nächsten, der mir mit einem Kamm und Gel zu nahe kam, zu beißen. Mussten die alle an mir rumzerren? Sah ich aus wie ein Modepüppchen? Jetzt kam der Visagist wieder. Seufzend ergab ich mich in mein Schicksal. Was tat man nicht alles für seinen Freund in spe.

„Seid ihr fertig?“

„Ja.“

„Nein. Ich will hier mal klarstellen, dass ich das eigentlich gar nicht will und mich nur breitschlagen lassen habe.“, murrend begab ich mich trotzdem in das Studio. Die Jungs konnten ja nichts dafür, dass Keiji und Shun sich zusammengetan hatten. Dieser Mischung hielt doch keiner stand. Unmöglich.
 

„Sieht er nicht toll aus?“, schmachtend sah mich Shun an und ich erinnerte mich, warum ich das hier überhaupt tat.

„So du Fee, jetzt will ich ein geheimnisvolles Lächeln sehn.“ Der Photograph sah mich auffordernd an. Grinsend fletschte ich meine Zähne. Ich gab dem gleich Fee.

„Ah! Nicht, als wolltest du mich gleich auffressen. Das Vampirbild kommt doch erst noch.“ Ich seufzte und versuchte ‚geheimnisvoll‘ zu lächeln. In dem Moment sah ich zu Keiji und ganz von allein stahl sich ein dezentes Grinsen auf meine Lippen. Der Kerl würde heute Abend noch büßen. Schließlich hatte er mir die Suppe hier auch eingebrockt.

„Ja, genau so! Das ist, was ich sehen wollte! Keiji komm mal näher.“ Dieser tat, was ihm gesagt wurde und mein Herz fing an, immer schneller zu schlagen. Ich war nur spärlich bekleidet und dieser Umstand war mir immer noch peinlich, obwohl er mich schon so oft mit viel weniger an gesehen hatte. Aber mein Körper war nur mit grüner und brauner Farbe bedeckt. Meinen Unterkörper bedeckte nur so etwas wie ein Lendenschurz. Die Jungs - Yuki und Manoru - oder auch von uns „die Zwillinge“ genannt, hatten ganze Arbeit geleistet. Ich sollte einen Elf darstellen, oder war‘s ein Feenkönig? Auf jeden Fall sah ich aus, als ob mich eine Horde Künstler für ihre Farbexperimente missbraucht hatte.

„So jetzt zusammen mit den anderen Models. Mike! Ich brauche dich.“, schrie Manoru, der jüngere Zwilling in Richtung Garderobe. Heraus kam ein etwas zerzaust aussehender Mann, der ebenso wie ich angepinselt war. Nur, dass er wesentlich muskulöser war.

„Tatsuro, leg dich auf den Rücken und Mike, du beugst dich über ihn, als ob du ihn küssen wolltest.“

„WAS?!? Kommt gar nicht in Frage. Das hatten wir nicht ausgemacht. Es hieß ein paar Photos. Ich hab keinen Bock darauf, dass diese Bilder in irgendeiner Zeitschrift und schon gar nicht in einem Schwulenmagazin! auftauchen.“ Ich wollte gerade aufspringen als mich eine sanfte Hand davon abhielt.

„Tatsu, jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber, es ist doch nur ein angedeuteter Kuss.“, schaltete sich nun auch Yuki ein. Ich war echt nur von Schwulen umgeben. Gab es denn hier nicht einen normalen Jungen? Und wieso gab es hier eigentlich auch keine weiblichen Models? In was für eine verf*** Scheiße war ich denn nun schon wieder hineingeraten?

„Ich will das auch nicht Kleiner, aber das ist nun mal mein Job und er wird gut bezahlt.“, meinte Mike. Gott sei Dank. Es gab doch noch normale Menschen hier.

„Aber wirklich nur angedeutet.“ Oh Mann, ich war einfach zu leicht weich zu kochen…
 

„Gut, das haben wir. Geht euch duschen und umziehen, dann kommt das nächste Bild. Viel mehr als das werden wir heute auch nicht mehr schaffen.“ Das war ein wahres Wort. Ich hatte nicht geahnt, dass Modeln soviel Arbeit sein könnte. Dabei hatten wir gerade mal ein paar normale Fotos gemacht und diese Elfensachen. Wahrscheinlich wollten sie jetzt die Vampirbilder machen. Shun watschelte einfach hinterher als ich in Richtung Duschen ging.

„Was soll das werden? Ich wollte eigentlich allein duschen.“ Schon wieder ein Déja-vu…nein, nicht dran denken!

„Aber du kommst doch gar nicht an deinen Rücken ran. Ich will dir doch nur helfen, Onii-chan“ Bettelnd sah er mich an.

„Ja, ist ja gut. Hör auf deinen Dackelblick auszunutzen. Irgendwann wirkt er nicht mehr.“

Als ich frisch geduscht wiederkam, zog ich mich um und ging wieder zu den Zwillingen.

„Yuki?“ Zweifelnd sah mich Manoru an.

„Mh, ich glaube wir denken das Gleiche.“ Was war denn nun schon wieder? Ich fühlte mich nicht so richtig wohl. Als Graf Dracula war ich einfach nicht überzeugend.

„Schade, dabei hätten wir so ein schönes Mädchen für ihn gehabt…“ WAS?!

„Ja, aber schau es dir doch an. Das wirkt überhaupt nicht. Was hältst du vom Schneebild?“ ??? Konnte mir hier mal bitte jemand erklären, worüber die beiden sich unterhielten? Ich verstand nur Bahnhof.

„Du bist genial, Yuki! Das ist genau das Richtige, aber dann brauchen wir noch…“, flüsternd verzogen sie sich in eine Ecke und ich konnte nicht mehr verstehen, was sie sagten. Schulterzuckend ging ich zu Keiji und Shun.

„Habt ihr nen Plan, was die verrückten Zwillinge jetzt schon wieder aushecken?“

Ich blickte in ebenso ratlose Gesichter.

„Aber sie haben schon Recht. Es sieht wirklich eigenartig aus. Du wirkst nicht als Vampir. Du bist zu …weich?“ Shun schaute mich zweifelnd an und Keijis Mundwinkel zuckten verdächtig. Grrr, die dachten wohl mit mir konnte man sich jeden Spaß erlauben. Schnell packte ich Shun und versenkte meine Zähne in das Fleisch seines Halses. Lachend zappelte er in meinen Armen.

„Wer ist hier weich?“

„Aufhören..hhahaaha…bitte…Gnade…hahahahhha…das kitzelt…oh Gott…hihiihii….bitte bitte…“ Ich leckte kurz über das Bissmal, das ich hinterlassen hatte und er drückte sich an mich.

„Du bist wirklich kein Stück überzeugend. Das kann selbst Yuichi besser…“, ertappt biss er sich auf die Lippen.

„Aha.“ Tief sah ich ihm in die grünen Augen.

„Was treibst du denn für Spielchen mit Yuichi?“

„Das geht dich gar nichts an. Bäh.“ Frech streckte er mir die Zunge raus, was in einer wilden Verfolgungsjagd durch das Studio endete.

„Hey, ihr kleinen Kinder. Es geht weiter.“ Ich tat wieder so, als ob ich erwachsen wäre, aber dieser freche Zwerg, schnitt mir Grimassen. Der konnte was erleben, wenn wir nach Hause kamen. Damit waren es schon zwei…

„Tatsu, komm mal mit. Du bekommst eine neue Garderobe.“ Häh, wieso das denn? Verwirrt ging ich mit und fand mich in einem genauso knappen Outfit wieder, wie schon zuvor. Doch diesmal hatte ich immerhin eine weiße kurze Hose an. Und weiße Bänder wurden um meine Hand- und Fußgelenke geschlungen. Dann ging es wieder mit dem Besprühen los. Vorsichtig setzen die beiden ihre Arbeitgeräte ein, damit die weißen Seidenbänder keine Farbe abbekamen. Ein Blick in den Spiegel ließ mich erstarren. Als das Bild Gestalt annahm, konnte ich nur noch staunen.

„Ich sehe aus… wie… Winter…“ Besser konnte ich es nicht erklären. Der Grundton war ein metallisches Dunkelblau, das an manchen Stellen heller wurde und anderen war es fast schwarz. Darauf fielen weiße Schneeflocken, so fragil und wunderschön, dass ich mich fragte, wie man so etwas mit einem kleinen Pinsel zeichnen konnte.

„So, einen Partner für dich haben wir auch gefunden. Ich denke es gab keine bessere Wahl als diese für das Bild.“, sagte Manoru zu mir. Zweifelnd blickte ich auf das Set. Es war auch wie eine Schneelandschaft gehalten und ich hatte das Gefühl, ich würde mit dem Hintergrund verschmelzen.

„Setz dich dorthin und lehn dich an.“ Yuki deutete auf einen Baum und ich tat, was er sagte.

„Schließ deine Augen und lass dich treiben. Du träumst. Lebhaft.“ Ich schloss die Augen und verzog mein Gesicht. Leichte Falten bildeten sich auf meiner Stirn. Denn das erste Bild, das mir vor Augen stand, war Keiji. Keiji im Schwimmbad. Keiji beim Lesen. Keiji, wenn er mich sportlich quälte und sich köstlich über mich amüsierte. Keiji beim Kochen (oder dem Versuch zu kochen…). Keiji, der mit Shun kuschelte, wie es nur wirkliche Brüder konnten. Keiji, der im Onsen als Mädchen für alles arbeite. Keiji als überzeugender Geschäftsführer eines Cafés. Innerhalb weniger Sekunden zuckten diese Bilder wie ein Kaleidoskop vor meinem inneren Auge vorbei. Erinnerungsfetzen, die mich schmunzeln ließen, die mich teilweise wütend machten (vor allem die Sportszene!), Bilder, die mich melancholisch stimmten. Ich war diesem Typen echt hoffnungslos verfallen.

„Tasturo…“ Schlagartig öffneten sich meine Augen und ich sah Keiji ein wenig befremdet an. War er wirklich auch bemalt? Ich musste meine zuckenden Finger dazu zwingen, sich nicht von alleine zu bewegen. Gott, sah er scharf aus. Es gab kein anderes Wort, um ihn zu beschreiben. Wenn jemand den bösen Vampir perfekt verkörperte, dann er. Mein Herz schlug schnell und hart in meiner Brust. Ich lehnte mich weiter nach hinten. Weg von diesem betörenden Geruch, der mir die Sinne vernebelte. In seinen Augen blitzte Gier? auf. Er wollte doch nicht wirklich…? Für einen winzigen Moment durchzuckte mich die Angst. Er sah aus, als ob er mich beißen wollte. Oder auffressen…

„Na, mein kleiner Appetithappen, hast du Angst vor mir?“ In dem Augenblick, als ich seine Samtstimme vernahm, entspannte ich mich. Das war mein Keiji. Vor ihm brauchte ich keine Angst zu haben. Entschlossen schüttelte ich den Kopf.

„Das solltest du aber.“ Mit diesen Worten bemächtigte er sich meines Halses und biss spielerisch hinein. An seinem Mundwinkel tropfte Blut herunter, da er eine Kapsel zerbissen hatte, die Filmblut enthielt. Verstehend legte ich meinen Kopf weiter in den Nacken, damit er besser herankam. Nun leckte er über meine Halsschlagader und mein Atem beschleunigte sich. Wild pumpte mein Herz Unmengen von Blut durch meinen Körper. Ich hatte das Gefühl, dass meine Lungen auf Grund akuten Sauerstoffmangels fast barsten. Diese Situation in Verbindung mit der Kamera, die alles für den Moment aufzeichnete, setzte einen Adrenalinstoß frei, der meinen Körper beben ließ. Dazu kam noch ein Haufen Endorphine, weil es Keiji war, der sich mit mir vor dem Objektiv befand. Mit keinem anderen hätte ich die Atmosphäre als so intim und doch so richtig empfunden.

„So, mein Opfer, was hältst du von einem Kuss?“ Begeistert nickte ich. (Opfer sollten ihre Peiniger wahrscheinlich nicht so flehend ansehen, doch das konnte mich trotzdem nicht davon abhalten) Seine Lippen pressten sich auf meine. Nicht mal annähernd so sanft wie sonst, sondern fordernd und leidenschaftlich. Ich keuchte auf. Meine Finger suchten nun doch seine Haut und krallten sich in seinen Rücken.

„Ah. Wölfchen. Du bist doch meine Mahlzeit. Ich sollte nicht mit dem Essen spielen.“

„Dann bin ich dein Dessert. Ich konnte es noch nie abwarten, bis der Nachtisch kam.“, erwiderte ich enthusiastisch.

Seine Hände öffneten die Bänder an meinen Handgelenken und banden sie um den schmalen Baum.

„Was soll das denn werden?“ Aus schmalen Augen sah ich ihn an.

„Ich genieße meinen Nachtisch…“ Er presste seine Lippen wieder auf meine und ich stöhnte in den Kuss hinein. Den Moment nutzte er geschickt, um seine Zunge zwischen meine Lippen zu mogeln. Intensiv erforschte er meine Mundhöhle und ich hatte nun ernsthafte Atemprobleme.

„Besser als Erdbeeren mit Schlagsahne.“ Ein verruchtes Grinsen hatte sich auf seine Lippen gesetzt. Nun knabberte er an meinem Ohrläppchen und fuhr mit der Zunge meine Ohrmuschel nach. Gänsehaut überzog meinen Körper. Dann ging er mit seiner Zunge tiefer und streifte die Stelle, an der der Hals in den Nacken überging.

„Ah…“ Laut stöhnte ich auf. Da war ich besonders empfindlich.

„Da hab ich ja wieder eine neue Stelle erwischt.“

Nun wanderte er weiter an meinem Körper hinab. Dabei benutzte er nur noch die Lippen, tupfte Küsse auf meine erhitzte Haut, damit er das Bild nicht zerstörte. An meinen Brustwarzen angekommen, biss er nur kurz hinein, um sich gleich darauf aufzurichten und mich wieder in einen heißen Kuss zu verwickeln.

„Ähem…hm..hmmmm..HM…HMMMMM! Hey! Ihr zwei, es reicht. Wir haben alles drauf. Wenn ihr nicht wollt, dass das hier zum Softpornostreifen wird, dann solltet ihr aufhören…Ey, die ignorieren mich immer noch…Wisst ihr, die Kamera hat auch eine Videofunktion! Yuki?!“ Der letzte Teil war immer zickiger und drohender ausgesprochen worden. Langsam machten wir uns voneinander los und nahmen unsere Umgebung wieder war.

„Zu schade aber auch. Das wäre mal ein richtig guter Film geworden.“, grinste uns Manoru säuerlich an. Seine Stimme klang leicht belegt.

„Ich glaube, das sind die besten Bilder, die wir je gemacht haben. Dafür bekommt ihr extra Kohle. Und wenn ihr regelmäßig mitmacht, sogar noch mehr.“

„Wie viel mehr?“ Keiji, wieder ganz der Geschäftsmann, fing schon an mit Manoru zu feilschen. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Ich hatte doch gesagt, dass das eine einmalige Sache war. Hatte ich denn hier überhaupt keine Rechte mehr? Anscheinend nicht, denn die beiden machten gerade einen Handschlag. Der Deal war besiegelt und ich verkauft. Na toll!

„Du sahst hammergeil aus, Tatsu. So sexy, da wäre beinahe das Objektiv geschmolzen.“ Anhimmelnd sah mich der Kleine an.

„Übertreib mal nicht.“

„Tu ich doch gar nicht. Du glaubst gar nicht, wie geil ihr zwei mich gemacht habt. Ich hatte zwischenzeitlich echte Probleme..“

„Wie alt bist du? 16? Hör auf solche Sachen zu sagen, sonst hält dich jeder gleich für ein billiges Flittchen.“

„Aber wenn es nun mal so war. Ich kann nun mal nichts dafür, dass du so rattenscharf aussiehst.“, grummelte mich Shun an. Scheiße, jetzt war die kleine Zicke sauer. Das war nicht witzig.

„Ich meine es doch nicht so. Schmoll nicht. Schau mich mal an.“ Widerstrebend blickte er mich an und schien mich mit grünen Blitzen zu durchbohren.

„Ich bin kein Flittchen…“

„Natürlich nicht. Das weiß ich doch, aber deine Ausdrucksweise lässt sehr zu wünschen übrig.“ Ich versuchte ihn zu beschwichtigen, aber das ging voll in die Hose.

„Nur weil ich frei heraus sage, was ich denke? Ich hätte nicht gedacht, dass du so intolerant bist!“ Wo er recht hatte…daran waren wieder mal meine engstirnigen Eltern zum Teil mit Schuld. Anscheinend hatten sich ein paar ihrer Vorurteile auch in mir manifestiert und das schmeckte mir so überhaupt nicht.

„Weißt du was. Du hast Recht. Vor allem Keiji war dabei sehr überzeugend.“ Verschwörerisch zwinkerte ich ihm zu. Anscheinend hatte ihn diese Antwort besänftigt und er lächelte zurück.
 

Shunsuke
 

‚Na toll, schon wieder Gewitter…‘, dachte ich und vergrub mich wieder unter meiner Bettdecke. Der warme Körper neben mir gab mir Sicherheit und ich hatte mich fast schon daran gewöhnt, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Doch die Ruhe sollte nicht lange währen. Mit energischer Rücksichtslosigkeit klopfte es an der Tür.

„Aufstehen! Es gibt Frühstück.“

„Nur noch fünf Minuten“, murmelte ich vor mich hin, aber da hatte ich nicht mit Yuichi gerechnet. Der hatte mir eiskalt die Decke weggezogen, sodass ich jetzt mehr oder weniger bekleidet vor ihm lag und fror.

„Was soll das?“, fauchte ich ihn an. Ich war eben durch und durch ein Morgenmuffel.

„Los, hopp hopp, mach dich fertig. Hast du nicht gehört, es gibt Frühstück.“ Auffordernd sah er mich an.

„Na und? Bist du meine Mama oder was?“, giftete ich ihn an. Mit mir war grad nicht gut Kirschen essen. Ich bewarf ihn mit ein paar rumliegenden Sachen, die sich komischerweise in meine Hände verirrt hatten.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“

„Keiji…“ der Name wurde von mir in verächtlichem Ton ausgespuckt. Das mein Bruder aber auch nie lernte, dass ich vor 11 Uhr einfach nicht zurechnungsfähig war. Unzufrieden stapfte ich ins Bad, um die morgendliche Hygiene hinter mich zu bringen.

„Au!“ Voll mit dem Kopf gegen den Schrank… der Morgen fing ja schon gut an.

Ich drehte die Dusche auf volle Stärke und ließ mir das heiße Nass über den Körper laufen. Dabei kam mir eine wunderbare Idee. Schlagartig hellte sich meine Laune auf und vertrieb die düsteren Wolken der Morgenübellaunigkeit. Schnell machte ich mich fertig und war hellwach.

„Morgen. Keiji, sag mal, du hattest doch auch schon lange keinen Urlaub mehr, oder? Und Tatsuro und Yuichi haben vorlesungsfreie Zeit. Was hältst du davon, wenn wir irgendwo Urlaub machen? Am Strand oder so?“ Während ich das sagte, hatte ich mir in Windeseile ein belegtes Brötchen von Tatsuro stibitzt und eine Tasse Kaffee eingegossen.

„Mh, ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht. Aber du hast ja noch Schule. Dann kannst du ja gar nicht mitkommen, obwohl du es vorgeschlagen hast.“

„Ach, das regel‘ ich schon mit Mum und Dad. Die können mich doch wohl für ein paar Tage freistellen.“

„Und was ist mit dem Unterricht, den du versäumst? Du bist doch jetzt schon so schlecht in der Schule.“ Dieser elende Spielverderber! Da kam mir der rettende Einfall.

„Wenn ich mit Yuichi und Tatsuro lernen würde und im nächsten Test, sagen wir eine 2 schreibe, darf ich dann mit?“ Flehend schaute ich ihn an. Tatsuro zwinkerte mir verschwörerisch zu. Er war also schon mal auf meiner Seite. Yuichi wurde gar nicht erst gefragt. Der hatte mitzumachen…

„Hm, ja meinetwegen. Was schwebt dir denn so vor?“

„Gute Frage. Irgendwohin wo es warm ist und man am Meer liegen kann…“ Das traf ja auch nur auf fast ein Drittel aller Länder der Welt zu…

„Wart ihr schon mal auf Teneriffa?“, meldete sich da Yuichi zu Wort.

„Öhm, nö. Ich kann mir das sowieso nicht leisten.“, sagte da Tatsuro. „Aber ich will euch bestimmt nicht davon abhalten in den Urlaub zu fahren, also kümmert euch nicht um mich.“

„Nix da! Du kommst mit und wenn ich dich dahin schleifen muss. Teneriffa klingt super. Keiji?“

„Teneriffa? Hm, da war ich noch nicht. Wär mal was Neues…“ Wir hatten ihn schon an der Angel.

„Aber erst wird gelernt!“

„Und Tatsu bekommt Nachhilfegeld für den Urlaub, dann kann er nicht behaupten, dass er kein Geld hätte.“ Überglücklich über meinen Geistesblitz grinste ich ihn freudestrahlend an.

„Bekomm ich auch Gehalt?“, kam der sinnvolle Kommentar aus Yuichis Ecke.

„Nö, du machst das, weil du mich magst.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und brachte mich schnell hinter einem Sessel in Sicherheit.

„Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt?“ Arrogant hob er eine Augenbraue und ich war kurz davor, ihm wieder eine zu verpassen, als mich Tatsuro davon abhielt.

„Na, es reicht. Denkt dran, ihr müsst es jetzt eine Weile miteinander aushalten.“

„Pah. Is ja nich so, als ob wir ein Paar wären…Da kann ich soviel stänkern, wie ich will…“ Weil ich gerade zu Tatsuro guckte, entging mir, dass Yuichi bei meinen Worten zusammengezuckt war.

„Hey! Schau mir mal in die Augen, Kleiner.“ Ich schaute ihn an und bekam prompt einen Nasenstüber.

„Kleine Zicke.“

Auf einmal merkte ich warmes weiches Fell an meinen Beinen. Lobo fand das Ganze Geplänkel anscheinend sehr interessant. Schwanz wedelnd schaute er von Tatsuro zu mir und wieder zurück. In seinen Augen konnte man eindeutig die Aufforderung sehen: ‘Spiel mit mir!‘ Seufzend ließ ich mich auf die Knie sinken und kraulte ihn hinter den Ohren. Genüsslich schloss er die Augen und ich konnte Yuichis Kommentar nur ganz leise verstehen. Wenn ich mich nicht täuschte, etwas in der Art: ‘Hund müsste man sein‘.

‚Da ist wohl jemand eifersüchtig auf dich, Lobo…‘, flüsterte ich dem Welpen zu.

„Ich bin gar nicht eifersüchtig! Ist ja nicht so, als ob wir ein Paar wären, also hab ich keinen Grund dazu.“ Autsch…das tat weh. Ob er sich vorhin bei meiner Aussage auch so gefühlt hatte? Als ob einem ein Messer in die Brust gestoßen wird und dann noch genüsslich umgedreht…

Ich presste die Lippen zusammen und enthielt mich eines Kommentars.

„Wolltest du heute nicht zu Kyou?“ Uah, stimmt, das hatte ich ganz vergessen.

„Ich düs dann mal. Wollen doch heute dieses neue Café stürmen.“

„Na dann mal los.“, lächelnd verabschiedete mich Tatsuro und meinem Bruder winkte ich von weitem zu.

Für Yuichi hatte ich grad nur ein beleidigtes: „Bye“ auf den Lippen. Über diese Entwicklung musste ich mir erst noch einmal ernsthafte Gedanken gemacht.
 

Tatsuro
 

„Ich mach dann auch mal los. Muss noch eine DVD zurückbringen.“ Mit diesen Worten verschwand auch Yuichi und ich war seit Ewigkeiten mal wieder allein mit Keiji.

„Hm, und was machen wir jetzt, nachdem uns die zwei so dreist verlassen haben? Immerhin ist Wochenende und der Tag ist noch jung.“, fragte mich Keiji.

„Hm, eine Runde zocken? DVD schauen? Hab ich nich wirklich Lust drauf, hast du bessere Vorschläge?“ Fragend schaute ich ihn an. Seine Augen fingen an zu funkeln und ich ahnte schon, worauf das hinauslief.

„Nein.“, sagte ich gedehnt. „Sprich es gar nicht erst aus.“

„Du gönnst mir aber auch gar nichts…“, schmollend sah er mich an.

„Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Das versucht Shun auch immer. So langsam bin ich immun dagegen.“

„Bekomm ich wenigstens einen Kuss?“

„Nein. Auf die Masche fall ich auch nicht rein…“ Sein Blick sagte ganz eindeutig, dass er genau das vorgehabt hatte.

„Bitte?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Weil ich das sage.“

„Spielverderber. Was hältst du dann davon, wenn wir schwimmen gehen? Wir haben schon lange nichts mehr für deine Fitness getan.“ Stirnrunzelnd sah er mich an.

„Hey! Das hört sich an, als ob ich fett wäre…was ich nicht bin! Aber ins Schwimmbad würde ich schon gern gehen.“

„Sachen packen und wer schneller ist, darf den Verlierer küssen.“

„Dir ist bewusst, dass beide Varianten nur einen Vorteil für dich darstellen?“

„Klar.“ Frech wurde ich angegrinst und ich nahm die Beine in die Hand. Ein wenig Stolz hatte ich auch noch, wenn dann wollte ich gewinnen! Und die Chancen standen gar nicht so schlecht, da er bei seinen Kleiderbergen erstmal seine Badesachen finden musste.

Keine fünf Minuten später keuchte ich: „Fertig. Gewonnen!“ Triumphierend schlich ich mich in sein Zimmer. Im nächsten Moment schlangen sich schon zwei Arme um mich.

„Dann sollst du deine Belohnung bekommen.“ Harte und fordernde Lippen pressten sich auf meine, sodass ich im ersten Moment nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Jedes Mal, wenn er mich so rücksichtslos küsste, krochen mir Schauer der Erregung den Rücken hinab und ich konnte nicht genug davon bekommen.

„Wollten wir nicht schwimmen gehen?“, fragte ich ihn zwischen zwei Küssen.

„Hm, wollten wir, aber ich bin grad abgelenkt.“

Ich machte mich von ihm los und musste den Blick von seinen enttäuschten Augen abwenden, sonst wäre ich vielleicht doch noch schwach geworden.

„Los komm, sonst machen die noch zu, wenn wir weiter so trödeln.“

„In Ordnung, aber heute Abend geht’s weiter.“

„Ist das ein Versprechen oder eine Drohung?“, grinsend sah ich ihn an.

„Beides. Definitiv beides. So leicht kommst du mir heute nicht davon, du freches Wölfchen.“

„Grr.“ Ich hatte richtig Spaß an unserem Wortduell entwickelt und gut gelaunt, machten wir uns auf den Weg.
 

Yuichi
 

Er hatte aus dieser Wohnung herausgemusst. Dass er eine DVD abzugeben hatte, war gelogen gewesen. Er hatte es keine Sekunde länger mit diesen zwei Turteltäubchen ausgehalten. Auch wenn Tatsuro immer noch drum herum druckste, man merkte deutlich, dass er bis über beide Ohren in seinen Keiji verliebt war. Und was bekam er? Das wahrscheinlich zickigste Geschöpf auf dieser Erde. Warum musste er sich auch in den kleinen Bruder verknallen? Sich selbst gegenüber hatte er das immerhin schon eingestanden. Da war es aber nicht besonders erbauend, wenn man von dem Kleinen so einen vernichtenden Kommentar hören musste. Klar, sie waren kein Paar, aber es hörte sich auch nicht so an, als ob sie jemals eins sein würden. Innerhalb kürzester Zeit hatte Shun es geschafft, seine komplette Gefühlswelt auf den Kopf zu stellen. Er war immer so stolz auf seine überlegene Handhabung mit solchen Situationen gewesen. Aber diesem Zwerg hätte er heute am liebsten den Hals umgedreht.

Wie konnte man nur derart rücksichtslos anderen Gefühlen gegenüber sein? Ok, er war erst sechzehn, aber eigentlich war das auch keine Begründung. Naja, er hatte ja noch ein bisschen Zeit ihn zurechtzubiegen. Zumindest, was das menschliche Miteinander anging. Er wollte ihn schließlich nicht grundlegend ändern, aber ein paar Manieren konnte jeder vertragen.
 

Tatsuro
 

Jetzt hatte ich ihn! Tauchend schwamm ich von unten heran. Als ich ihn an seinem Bein nach unten zog, schnappte er erschrocken nach Luft. Wie ein Stein ging er unter und ich lachte ihn unter Wasser aus. Als wir beide nach Luft ringend wieder auftauchten, sagte mir sein Blick, dass ich das büßen würde. Nichts wie weg…

„Du brauchst gar nicht abzuhauen. Ich krieg dich ja doch. Und dann gnade dir Gott.“ Jetzt hatte ich aber Angst…

Trotzdem schwamm ich zur Sicherheit erstmal drei Meter weg. Doch das half mir auch nicht. Ein Wasserschwall übergoss sich über mich, als Keiji mit aller Wucht Wasser in meine Richtung trat.

„(Prust) Gnade! Aufhören! (Blubb) Nein!…Bitte nicht unterstuken…(blubb blubb blubb)“

Keuchend tauchte ich wieder auf. Wie ein richtiger Wolfswelpe schüttelte ich das ganze Wasser aus meinen Haaren, was aber nicht viel half.

„Das kommt davon, wenn kleine Wolfswelpen sich mit ihren Herrchen anlegen.“ Überheblich zog er eine Augenbraue in die Höhe, was ich dank der Wassermassen, die mir über das Gesicht liefen, kaum erkennen konnte.

„Das gibt fürchterliche Rache…“, knurrte ich ihn an. Das ich angefangen hatte, vergaß ich mal ganz gekonnt.

„Ach ja? Du weißt doch ‚Hunde die bellen, beißen nicht‘…“

Als ob es nicht schon genug wäre, dass ich immerzu als Welpe bezeichnet wurde. Jetzt wurde ich immer weiter gemobbt…

So kabbelten wir uns weiter. Sobald der eine einen Rachefeldzug gegen den anderen startete, kam sofort die Revanche. Keiner von uns beiden wollte dem anderen den Sieg überlassen. Aber als ich dreimal vom Beckenrand ins 2m tiefe Wasser geworfen - ja! Geworfen! - wurde, hatte ich die Nase voll und gab schließlich auf. Triefend nass stapfte ich in Richtung Duschen. Mal schauen, ob die Einzelkabine wieder frei war. Vorhin hatte ich Glück gehabt und konnte ganz in Ruhe duschen. Ich mochte diese Gemeinschaftsräume nicht. Besonders, wenn Keiji keine Gelegenheit ausließ, meinen nackten Körper anzustarren. In Gedanken an dieses Horrorszenario hatte ich es doch glatt geschafft erstmal in die falsche Richtung abzubiegen. Wo war ich denn hier? Oh Gott! Ich war schnurgerade in die Kinderabteilung reingelaufen und bekam schon in den ersten fünf Sekunden Tinitus von dem Gequietsche und Gekreische. Da entdeckte ich jemanden, den ich kannte. Das durfte jetzt nicht wahr sein. Da saß die kleine Schwester des süßen Mädchens aus dem Onsen am oberen Ende der Rutsche und starrte mich an. Mist, jetzt hatte sie mich anscheinend auch erkannt. Denn freudestrahlend kam sie heruntergerutscht und rannte auf mich zu, so schnell sie ihre kurzen Beinchen trugen. Sie müsste jetzt um die sechs Jahre alt sein, dachte ich. Die Welt war wirklich klein.

„Hallo! Erinnerst du dich noch an mich? Du bist doch der, der die ganze Zeit Mizu angestarrt hat, oder? Aus dem Onsen in den Bergen?“ Große schwarze Kulleraugen schauten mich fragend an.

„Äh..ja. Bist du hier ganz alleine?“ Ich schaute mich um, konnte aber weder ihre Eltern, noch ihre große Schwester entdecken. Nur eine Menge planschender Kinder, die alle wild durcheinander schrien und lachten.

Sie schüttelte den dunklen Lockenkopf und zeigte auf die Horde, die hinter mir ihren Spaß hatte.

„Ich bin mit meiner Klasse da.“

Ok, das erklärte die hohe Anzahl der Kinder.

„Und was machst du hier?“

„Ich..ähm…ich bin hier, um…äh schwimmen zu gehen natürlich.“, hilflos stotterte ich vor mich hin. Wo hatte das Kind nur gelernt jemanden so anzuschauen? So, als ob es alle deine Geheimnisse kennen würde, und die die es noch nicht kannte, auf jeden Fall erfahren würde. Echt unheimlich.

„Ich bin mit..äh…Keiji da…Tachikawa San, falls du dich an ihn erinnerst. Der Geschäftsführer.“

„Ja, klar. Der, den Mizu mochte, dabei mag ich dich viel lieber. Der Große hat immer so böse geschaut.“ Sie zog einen niedlichen Schmollmund und schaute mich schüchtern an. Ich lächelte und sie zog mich plötzlich bei der Hand.

„Du bist wenigstens ein Mal mit mir rutschen!“, rief sie und zerrte mich regelrecht in die Richtung, in die sie wollte.

„Da darf ich doch bestimmt gar nicht rauf.“, versuchte ich einzuwenden. Aber sie zog mich an der Kinderrutsche vorbei und in Richtung Riesenrutsche. Das war gar nicht gut. Absolut schlecht. Sie wollte doch nicht da…mit mir…schluck…runterrutschen?

„Los komm schon. Die Lehrerin hat gesagt: ‚Nur noch einmal! Dann müssen wir aber wirklich los.‘“ Die Kleine ahmte die Stimme ihrer Lehrerin nach, was zur Folge hatte, dass sie noch mehr piepste als sowieso schon.

„Sag, wie heißt du eigentlich. Ich war so unhöflich und hab dich noch nicht mal nach deinem Namen gefragt. Ich bin übrigens Tatsuro.“

„Layla. Ich heiße Layla.“ Ein süßes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und in der Zwischenzeit hatte sie mich an den Anfang der Rutsche gelotst. Ich schaute in den Abgrund der Hölle. Das konnte nicht wirklich ihr Ernst sein…Aber ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck zufolge, war es ihr leider nur zu ernst. Augen zu und durch! Sie setzte sich vor mich, damit ich sie festhalten konnte und wir rutschten in atemberaubenden Tempo hinunter. Natürlich hab ich mir dabei bestimmt dreimal den Kopf angestoßen und der Bauchklatscher konnte sich auch sehen lassen. Trotzdem lachte ich mit Layla um die Wette, denn sie hatte sich einmal um sich selbst gedreht unter Wasser und war nun ganz stolz auf ihre erste ‚Unterwasserrolle‘.

„Na, genug gespielt?“ Ich musste schleunigst das dämliche Grinsen von meinem Gesicht bekommen, sobald Keiji auftauchte. Sonst konnte ich mir gleich auf die Stirn tätowieren lassen: „Ich steh auf Keiji Tachikawa.“ Noch peinlicher ging es ja schon fast gar nicht mehr. Selbst Layla guckte uns schon ganz skeptisch an. Mit genau diesem Röntgenblick. Gruslig.

„Ähm Layla, das ist Keji. Keji, darf ich vorstellen Layla.“

„Ich erinnere mich an die kleine Madame. Wollen wir dann? Layla? Ich glaube, deine Lehrerin sucht dich.“

Panisch blickte sie sich um und entdeckte ihre genervte Klassenlehrerin.

„Tschüss Tatsuro. Tschüss Keiji. Hoffentlich sehen wir uns mal wieder.“ Winkend rannte das Energiebündel davon und wäre beinahe noch gestolpert. Wir schauten noch hinterher, bis wir sie sicher in den Armen der Aufsichtsperson wussten.

„So, du kleiner Ausreißer, jetzt geht’s ab nach Hause. Oder nicht? Also, ich hab für heute genug.“

„Hm, ok.“ Wenn der wüsste, dass ich mich schon wieder verlaufen hatte…
 

„Gehen wir zusammen in eine Kabine? Alle anderen sind voll.“ Grüne Augen bohrten sich in meine, weil ich ihm anscheinend nicht schnell genug reagierte.

„Redest du noch mit mir?“

Blinzelnd kam ich zurück in die Realität. Worüber hatte ich gerade nachgedacht?

„Was? Hast du was gesagt?“

„Jaaa…ich hab dich gefragt, ob wir uns eine Umkleidekabine teilen, weil alle anderen besetzt sind.“

„Klar.“

In die Enge der Kabine eingequetscht, spürte ich Keijis Gegenwart noch deutlicher als sonst. Genießend betrachtete ich seinen athletischen Körper und bewunderte wiedermal insgeheim seine tollen Proportionen.

„Wenn du mich weiter wie ein leckeres Eis ansiehst, garantier ich dir für nichts mehr.“

Dieses anzügliche Grinsen kannte ich.

„Oder legst du es vielleicht genau darauf an? Wir sind allein in einer abgeschlossenen Umkleide. Es hat ja auch was Erregendes, dass alle, die neben uns sind, dich hören könnten, wenn du zu laut stöhnen solltest.“ Den letzten Satz hatte er mir ins Ohr geflüstert und ich war schon halb dabei, mich darauf einzulassen. Wenn er jetzt noch…

„Hm…ah Keiji…“, unbewusst war mir ein Seufzer entschlüpft, der mehr als deutlich sagte, was ich dachte, fühlte und wollte.

„Pscht…nicht so laut Wölfchen. Wir wollen doch nicht auffallen.“, hauchte er mir ins Ohr. Dabei rieselte mir ein wohliger Schauer über den Rücken.

„Das sagst du so leicht.“ Ich hatte Mühe mich zu konzentrieren, doch ich schaffte es immerhin nicht an der Wand hinunterzusacken. Auch wenn nicht viel fehlte.

„Du bist ein ganz schön verdorbenes Wölfchen. Es macht dich anscheinend an, es in der Öffentlichkeit zu tun.“ Ein teuflisches Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt und ich hatte nicht mal mehr das Bedürfnis ihm zu widersprechen.

Harte fordernde Lippen drängten sich gegen meine und wurden zwischendurch immer wieder weich. Abwechselnd knabberte er an meiner Unterlippe, um mich gleich darauf mit seinem Körper gegen die Wand zu drücken. RUMMS!

„Ich könnte dich auffressen! Ich bin dir total verfallen.“, raunte er mir zu und das machte mich auf unheimliche Weise an. Ich klammerte mich an ihn und konnte meine Hände nicht bei mir behalten.

„Wölfchen…Tatsuro…wenn du so weitermachst, kann ich…“

„Ja, ich weiß. Is mir egal, mach was du willst, aber mach irgendwas!“ Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen und ich konnte schon bald nicht mehr sagen, wo oben und unten war. Doch als seine Hände sich meinem Hintern näherten, wurde ich langsam wieder klar. Unwillkürlich spannte ich mich an und Keiji hörte auf, mich zu küssen.

„Keine Panik, ich mache nichts Schlimmes. Ich will dir nur zeigen, wie schön es sein kann.“

Sanft bereitet er mich darauf vor, dass er nun etwas anderes als sonst machen würde. Dabei kam ihm meine Erregung natürlich sehr zu Hilfe.

„Mh, Au. Das ist komisch.“ Es fühlte sich unangenehm an. Wie ein Fremdkörper. Naja, immerhin waren Männer ja auch nicht für diese Art Sex gemacht.

„Es wird gleich besser. Du musst nur Geduld haben.“ Mittlerweile hatte er wieder angefangen, mich abzulenken, indem er mich küsste und sich einer anderen fordernden Stelle zuwandte, die um Aufmerksamkeit bettelte.

„Ah! Was war das denn?“ Keuchend sah ich ihn an. Dieses Gefühl war der Himmel auf Erden.

„Das ist das, was ich meinte. Und jetzt stell dir mal vor, das allein mit mir in einem Bett zu tun, wo uns nicht zwanzig Leute belauschen können…“ Die ganze Zeit über hatte er geflüstert, aber nicht in seinem Tun eingehalten und ich war kurz davor den Himmel noch einmal zu erreichen.

„Nicht aufhören! Wenn du jetzt aufhörst, dann…Ah“ Weiter war ich nicht gekommen, da ich Sternchen sah. Feste Lippen verschlossen meine, als ich meine Lust laut hinausstöhnte. Ich glaube, in diesem Schwimmbad sollten wir uns vorerst nicht blicken lassen.

„Das schreit nach Wiederholung“, japste ich. Das war so ziemlich das Einzige, wozu ich gerade noch im Stande war. Dieselig zog ich mich an und hatte auf dem gesamten Nachhauseweg das Gefühl auf Wolken zu schweben. Heute Abend, dachte ich, revanchier ich mich…

Bekenntnisse

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Wahrheit kann manchmal schmerzhaft sein

Kapitel 12 – Die Wahrheit kann manchmal schmerzhaft sein
 

Tatsuro
 

„Was ist denn hier los? Warum trittst du unseren Tisch?“, fragte mich Keiji verwundert.

„Ich hab grad meinen ach so liebenswerten Bruder getroffen.“, knurrte ich. „Welcher mich gerade eben mal so auf die Schnelle in unsere Familiengeheimnisse eingeweiht hat.“ Ich war kurz davor, rot zu sehen.

„Hey, hey, jetzt beruhig dich erstmal wieder und hör auf hier rumzutigern und unser Mobiliar zu traktieren, das hat dir schließlich nichts getan.“, sagte Keiji und umfing mich gleichzeitig mit beiden Armen.

„Haha. Ich finde das überhaupt nicht witzig. Ich hab gerade von Toshirou erfahren, dass er adoptiert wurde.“ Fragend sah mich Keiji an.

„Ok, also ist er nicht dein Bruder. Wo ist das Problem? Ich denke, du kannst ihn sowieso nicht leiden.“ Wir setzten uns auf die Couch und ich schilderte ihm alles, was ich an diesem Vormittag erfahren hatte.

„In Ordnung, jetzt kann ich verstehen, warum du so erregt nach Hause gekommen bist. Soll ich vielleicht mal schauen, ob ich was über dich in Erfahrung bringen kann? Oder willst du deine Eltern lieber selbst fragen?“ Hilflos zuckte ich mit den Schultern.

„Meinst du, die würden mir die Wahrheit sagen, nachdem sie mich mein ganzes Leben lang belogen haben?“ Freudlos lachte ich auf.

„Außerdem habe ich Angst davor, was vielleicht dabei herauskommen könnte“, meine Stimme war nur noch ein heiseres Wispern, da ich mit Müh und Not die Tränen zurückhalten konnte. Es war doch gerade alles so schön gewesen. Endlich war ich glücklich und nun kam so ein Schock.

„Ach Wölfchen, so schlimm wird es schon nicht sein. Du darfst nicht immer so negativ denken.“

„Achja? Aber was ist damit, dass ich angeblich mein Gedächtnis verloren habe? Wer weiß, was für ein Mensch ich eigentlich bin?“, rief ich verzweifelt.

„Das ist doch völlig absurd. Deine Befürchtungen entbehren jeder Grundlage. Du warst doch erst vier. Außerdem bist du der, zu dem du dich gemacht hast. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Charakter sich von einem Tag auf den anderen plötzlich um 180 Grad drehen soll.“ Hoffnungsvoll blickte ich ihn an. Vielleicht hatte er ja doch Recht und ich reagierte einfach über. In dem Moment klingelte es an der Tür.

„Ich mach schon auf.“, sagte ich und schlurfte zur Tür.

„Was willst du hier und wie hast du mich gefunden?“, schnauzte ich meinen Bruder an, der nun vor meiner Tür stand.

„Ich bin dir gefolgt. War ja nicht schwer, so langsam wie du bist.“ Mein Lid fing wieder an zu zucken.

„Schicke Wohnung, darf ich reinkommen?“ Es war ungewöhnlich für ihn, dass er überhaupt fragte.

„Wenn ich es mir recht überlege...nein!“ Und knallte die Tür vor seiner Nase zu.

„Wölfchen...“, kam es von hinten.

„Rrr. Na gut. Aber nur, weil du das willst! Dann musst du dich aber auch mit ihm abgeben.“, entgegnete ich gereizt.
 

„Danke, dass du mir doch noch eine Chance gibst. Hör zu, ich hab mich wie ein Idiot verhalten.“ Zustimmend nickte ich.

„Komm rein.“ Da musste er sich aber was Besseres als diese lausige Entschuldigung ausdenken.

„Weißt du, es ist ziemlich schwierig für mich, die ganze Sache aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten. Immerhin hab ich dich jahrelang für die Vernachlässigung verantwortlich gemacht.“ Ich schnaubte kurz auf.

„Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber ich will wirklich versuchen mein Verhalten zu bessern. Es tut mir wirklich Leid, was ich vorhin gesagt habe. Davon hab ich nicht ein Wort ernst gemeint. Ich hab dir alles erzählt, was ich weiß, für genauere Informationen musst du Mum und Dad fragen.“ Dieser plötzliche Stimmungswechsel machte mich stutzig. Vorhin hatte er mir mehr oder weniger vorgeworfen, dass er mich hasste. Mein Gesicht musste meine Zweifel deutlich widergespiegelt haben, denn er sah mich verletzt an.

„Du musst mir glauben! Wahrscheinlich kann ich dir das nur beweisen, indem ich mich kontinuierlich verbessere, besonders mein Verhalten dir gegenüber.“ Kurz nachdem er das gesagt hatte, klapperte Keiji in der Küche mit Geschirr.

„Hat jemand Lust auf Kaffee?“ Ganz der vorbildliche Restaurantleiter dachte er immer sofort an das Wohl seiner Gäste.

„Suzuki San?“ In dem Moment brachen bei mir alle Dämme und ich brach in haltloses Gekicher aus.

„Tatsuro? Was ist denn so komisch?“ Ich sah ihn an und wurde sofort von einem erneuten Lachanfall übermannt.

„Sorry. Aber...haha...so hahahast du mich am Anfang auch genannt.“ Ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen.

„Aber das ist doch euer Nachname...“, verwirrt schaute er mich an und ich lachte mittlerweile schon Tränen, ob das auch Tränen der Verzweiflung waren, kann ich nicht sagen. Diese ganze Situation war so irreal und dabei so banal, dass ich völlig konfus war. Vielleicht wurde ich verrückt? Vielleicht war ich schizophren und das war meine durchgeknallte Seite. Ein erschreckender Gedanke.

„Ja, aber der Ton und die Aussprache...hah...“ So langsam beruhigte ich mich wieder und im nächsten Moment verging mir das Lachen ganz. Irgendwie war das grad nicht mehr so lustig, wenn ich daran dachte, wohin uns dieses Namenproblem geführt hatte. Schließlich war es mitverantwortlich, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Misstrauisch sah ich Toshirou an und musste im gleichen Moment über mich den Kopf schütteln. Meine Eifersucht nahm schon beängstigende Züge an.

„Ähm, verrätst du mir, wer das ist?“

„Du solltest ihn eigentlich kennen, das ist der Geschäftsführer des Onsens in den Bergen. Da warst du doch auch mit. Das ist Keiji Tachikawa.“

„Sehr erfreut. Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen?“, sagte mein großer Bruder. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wieso kannte er ihn nicht?

„Ich bin ebenfalls erfreut, endlich die Bekanntschaft mit Tatsuros großem Bruder zu machen.“ Sie reichten sich die Hände und ich überlegte immer noch, wie das möglich war, dass die beiden sich in den zwei Wochen nie getroffen hatten. Dann stellte ich die Frage nochmal laut.

Verwundert schaute Keiji mich an. Das war doch eine berechtigte Nachfrage. Ich hatte ihn schließlich fast jeden Tag dort gesehen.

„Aber wenn er der Geschäftsführer ist, was macht er dann hier?“, mischte sich in dem Moment Toshirou ein.

„Äh, wir wohnen zusammen. In...in einer WG!“, setzte ich noch schnell hinzu. Ich sah, wie Keiji die Lippen zusammenpresste und fragte mich, was ich nun schon wieder falsch gemacht hatte.
 

Shunsuke
 

Vor mich hin pfeifend, verließ ich die Wohnung mit einem meterbreiten Lächeln. Seit ich mich mit Yuichi versöhnt hatte, war ich dermaßen gut gelaunt, dass die Leute auf der Straße mir sehr eigenartige Blicke zuwarfen. Dummerweise musste ich zur Schule, was meine Laune ein wenig trübte, aber immerhin hatte ich es den dreien ja versprochen. Wenn ich lernte, dann dürfte ich mit nach Teneriffa. Sommer, Sonne, Strand und Meer. Was könnte es Schöneres geben? Richtig, nichts! In den Tag hinein träumend, stieg ich in die Straßenbahn und lief erst einmal Kyou in die Arme.

„Guten Morgen, bester aller Freunde!“, begrüßte ich ihn freudestrahlend. Verwirrt blickte er mich an.

„Wie bist du denn drauf? Hast du was genommen? Muss ich mir jetzt Sorgen um dich machen?“

„Nein, du Depp! Alles ist wunderbar! Könnte nicht besser sein. Ist heute nicht ein schöner Tag?!“

Eine Augenbraue hob sich zweifelnd, was ich nicht sehr schmeichelhaft fand.

„Ich glaub, ich schlepp dich doch zum Arzt. Du bist so fröhlich, das ist nicht mehr normal.“

Gekränkt biss ich auf mir auf die Lippen, um nicht doch etwas Gemeines zu ihm zu sagen. Dieser Tag war einfach zu herrlich, um ihn mit schlechten Gedanken zu verschmutzen.

„Mensch, jetzt hör doch auf. Willst du denn gar nicht wissen, wie es gestern gelaufen ist?“

„Dem glückseligen Lächeln auf deinem Gesicht nach, denke ich, dass ich die Einzelheiten doch lieber nicht wissen möchte.“

Die Bahn ruckelte und wir wurden hin und her geschleudert. Da er sich darauf konzentrieren musste, nicht umzufallen, sah Kyou mein Stirnrunzeln nicht. Nun ja genau genommen, war gestern nicht soooo viel passiert, wie er sich das ausmalte. Schließlich musste ich ja nicht gleich in die Vollen gehen, nur weil Yuichi und ich endlich nicht mehr auf dem Kriegsfuß standen. Aber ein bisschen wurmte es mich doch, dass mein bester Freund sich so wenig darum scherte, dass ich endlich mein Glück gefunden hatte.

„Na los, erzähl schon.“, wurde ich aufgefordert.

Und so erzählte ich auf dem ganzen Weg zur Schule von der Versöhnung mit Yuichi und Kyou verdrehte mehrmals die Augen. Immerhin hatten wir ja lange genug gebraucht um zueinander zu finden. Natürlich bildete er sich eine Menge darauf ein, dabei eine große Rolle gespielt zu haben, aber sei es ihm gegönnt. Unrecht hatte er ja nicht, ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nie auf Yuichi zugegangen.

„Na, mal schauen, wie lange es hält.“ Schnell hielt ich ihm den Mund zu.

„So etwas darfst du doch nicht sagen, das bringt Unglück!“, fuhr ich ihn an. Warum musste er meine Beziehung, die noch in den Kinderschuhen steckte, schlecht machen? Konnte er nicht einfach akzeptieren, dass ich glücklich war und es gern länger bleiben wollte als ein paar Monate? Verletzt schwieg ich und fragte mich, warum alle immer dachten, kein Typ würde es länger als einen Monat mit mir aushalten. Wenn ich es genau bedachte...keine Beziehung war länger als einen Monat gewesen! Was, wenn ich Yuichi auch auf die eine oder andere Art vergraulte? Das konnte, durfte nicht passieren! Ich würde mich von nun an zusammenreißen und alles versuchen, um ihn genauso glücklich zu machen wie er mich.

„Hey, sprichst du jetzt nicht mehr mit mir? Ich hab dich was gefragt.“ Zögerlich hob ich den Blick, sollte ich ihn schmoren lassen? Nein, dazu hatte ich zu gute Laune, also beschloss ich, dass ich heute mal gnädig sein und ihm den Patzer durchgehen lassen würde.

„Sorry, hab grad nicht zugehört. Sag es noch einmal.“

Und so verbrachten wir den Rest der Bahnfahrt schwatzend wie die Waschweiber.
 

Müde versuchte ich die Augen während der Schulstunde offen zu halten. War Geschichte schon immer so langweilig gewesen? Was interessierte mich denn die Vergangenheit und der Tag wurde ja auch nicht besser, als nächstes hatten wir Mathematik. Urgs, lieber stünde ich im Winter nackt draußen im Schnee, als dieses Fach zu mögen. Und bei der Lehrerin war es natürlich auch schon vorauszusehen, dass wir einen Sack voll Hausaufgaben mitbekommen würden. Tief in meine mittlerweile trüben Gedanken versunken, bekam ich erst nach ein paar Sekunden mit, dass ein Zettel sich auf meine Bank verirrt hatte. Unter dem Tisch faltete ich ihn auseinander und knüllte ihn gleich wieder verärgert zusammen, nachdem ich ihn gelesen hatte. Dieser bekloppte Kyou, der konnte es aber auch nicht lassen!

Na, Sonnenscheinchen. Wo bleibt dein Strahlen, wenn du schon in der Gegend umherträumst? Oder hat sich das große Glück schon wieder verflüchtigt und die Realität dich eingeholt? Dieses Arschloch! Was hatte er davon, mir den Tag zu vermiesen? Anstatt sich für mich zu freuen, sah er nur die negativen Seiten, das war doch sonst nicht seine Art. Schnell entfaltete ich den Zettel und kritzelte die Zeilen: Was denn? Bist du etwa eifersüchtig? Wenn ich den ganzen Tag strahlen würde, könnte ich mir wahrscheinlich nur noch so blöde Kommentare wie deine anhören. Diese giftspritzenden Worte sollten ihm vorerst das Großmaul stopfen, dass er neuerdings zur Schau trug.

Wieder kam der Zettel zurück.

Hey Kleiner, nun sei doch nicht gleich eingeschnappt. Und ja, ein wenig bin ich schon eifersüchtig, immerhin wirst du jetzt viel weniger Zeit für mich haben -.- deshalb wollte ich dich ein wenig aufziehen. Verzeihst du mir? Ich drehte mich verstohlen, meinen Geschichtslehrer beobachtend, zu Kyou um und lächelte ihm zu. Gespannt saß er da und als er mein Lächeln sah, lehnte er sich mit seinem Stuhl zurück. Das war seine Art mir zu sagen, dass die Botschaft angekommen war. Widerstrebend wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Unterrichtsgeschehen zu. Der Tag konnte nur noch besser werden.
 

Den Rucksack geschultert lief ich aus dem Haupttor und traute meinen Augen kaum. Da stand in Natura vor mir, der Mensch, der mich heute den ganzen Tag in Gedanken begleitet hatte.

„Yuichi!“, ich warf mich in seine Arme und drückte ihm erst einmal einen Kuss auf die Lippen.

„Abholservice.“ Grinsend blickte er mich an und ich konnte mich gar nicht satt sehen an seiner Statur. Er kam mir mit jedem Tag attraktiver vor und ich konnte mir nicht mehr vorstellen, überhaupt noch irgendeinen anderen Kerl anzusehen. Das war mir noch nie, mit niemanden so ergangen. Sonst hatte ich immer frei nach dem Motto - „Appetit holen ist erlaubt, gegessen wird zu Hause!“ - gelebt. Aber nun verschwendete ich nicht einen Gedanken an andere Männer. Selbst wenn ich sie wahr nahm, dann verglich ich sie doch im Geiste immer wieder mit Yuichi und alle konnten ihm nicht das Wasser reichen. Der eine hatte nicht so volle Lippen, der nächste war nicht so gut gebaut – Sehnen und Muskeln *träum*- der wiederum nächste war nicht groß genug. Die Liste hätte ich ewig fortführen können. Belustigt über mich selbst, schüttelte ich den Kopf.

„Was hast du? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Besorgt hob Yuichi mein Kinn und ich verlor ich mich in seinen grauen Augen. Wortlos schlang ich meine dünnen Ärmchen um seinen Hals, um ihn noch einmal eingehend zu küssen.

„Na, Shunsuke hast du wieder ein neues Opfer gefunden?“, diese nervige Stimme konnte nur von Yukari stammen. Dieses eingebildete Mädchen hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, mich zu erobern, obwohl ich sie mehrmals klar abgewiesen hatte. Aber sie kapierte es einfach nicht und klebte wie eine verdammte Klette an mir. Wie eine Stalkerin folgte sie mir jeden Tag nach Hause und dachte wahrscheinlich, ich würde das nicht bemerken.

„Halt die Klappe! Das geht dich überhaupt nichts an, mit wem ich meine Zeit verbringe. Und das ist nicht, wie du es so nett ausgedrückt hast mein neuestes 'Opfer', sondern mein Freund.“ Verächtlich blickte sie mich an.

„Na, bei dem Mädchengesicht brauch ich mich ja eigentlich nicht darüber zu wundern, dass die Kerle auf dich stehen. Du hast überhaupt nichts Männliches an dir.“ Ich wurde einmal von oben bis unten gemustert und das trieb mich zur Weißglut.

„Und deinem sogenannten Freund sieht man ja auch schon an, dass er vom falschen Ufer kommt. Nicht wahr Mädels?“ Bestätigung heischend sah sie die anderen an, die bekräftigend nickten, als ob alles, was aus Yukaris Mund käme, mit Gold aufgewogen werden könnte. Aber jetzt hatte sie etwas ganz Grundlegendes falsch gemacht, wenn sie mich beleidigte, dann konnte ich das noch ertragen, aber wer sich an meinem Eigentum vergriff, der würde die Konsequenzen zu spüren bekommen!

„Was bildest du dir eigentlich ein?“, fuhr ich sie an.

„Denk mal scharf nach, wer hier wen zuerst angemacht hat! Du warst dir schließlich auch nicht zu fein, mich anzuflirten, oder hab ich da was falsch verstanden? Wer weiß, da ich ja so ein Mädchengesicht habe, vielleicht bist du ja auch vom 'anderen Ufer'? Hört ihr, Mädels? Ihr solltet euch vor ihr in Acht nehmen. Möglicherweise hat sie sich ja auch schon ausgemalt mit einer von euch was anzufangen, wenn ihr mein Mädchengesicht schon so gut gefällt.“ Die zweifelhaften Blicke der anderen und das darauf folgende Getuschel, hinterließen einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge. Ich hatte zwar erreicht, dass ihre Aufmerksamkeit von mir und Yuichi abgelenkt wurde, aber der Preis, den Yukari jetzt dafür bezahlen musste, war vielleicht doch ein bisschen zu hoch für meinen verletzten Stolz. Sie starrte mich zumindest nur vollkommen schockiert an und fand anscheinend keine Worte, die sie mir entgegenschleudern konnte.

„Ich glaube, wir sollten gehen.“, meinte Yuichi nur und ich warf noch einen letzten bösen Blick Richtung Mädchen und wir liefen Hand in Hand zur Straßenbahn.

„Findest du auch, ich seh' aus wie ein Mädchen?“ Dieser Gedanke ließ mich einfach nicht los. Klar, es war normal, dass man mich auf Grund meiner langen Haare schnell von hinten mit einem Mädchen verwechselte, aber ich fand es doch mehr als befremdlich, dass sogar Tatsuro mich am Anfang für ein Mädchen gehalten hatte.

„Du hast weiche Gesichtszüge, aber ich denke, dass du männlich genug aussiehst.“ Nun ja, eine befriedigende Antwort war das zwar nicht unbedingt, aber ich würde sie vorerst akzeptieren. Trotzdem machte ich mir Gedanken, ob ein Friseurbesuch nicht ein paar meiner Probleme lösen könnte. Als hätte Yuichi meine Gedanken gelesen, sagte er plötzlich:

„Und wehe, du schneidest deinen wundervollen Zopf wegen dieser Zicke ab! Dann sperre ich dich so lange weg, bis deine Haare wieder nachgewachsen sind und das möchtest du doch bestimmt nicht.“

„Liebst du mich oder nur meinen langen Zopf?“ Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und fing im selben Moment an zu grinsen.

„Beides!“ Lachend umschlang er meine Taille und meine Laune war wieder auf dem Hochpunkt angelangt.

„Wie war die Bioarbeit?“ Seufzend schüttelte ich den Kopf. Mehr brauchte ich nicht dazu zu sagen.

„Wenn das so weiter geht, dann kann ich mir nicht nur Teneriffa abschminken, sondern auch die Klasse wiederholen.“

„Sollen wir uns heute nachmittag zusammensetzen? Tatsuro ist zwar noch nicht da, aber er kann dir dann später die Sachen erklären, bei denen ich dir nicht weiterhelfen konnte.“ Liebevoll schaute ich ihn an.

„Au ja, das machen wir!“
 

Tatsuro
 

Wir hatten uns für den Abend noch einmal mit Toshirou verabredet, um noch ein paar Sachen zu klären. Schließlich konnte ich die Dinge nicht so im Raum stehen lassen, wie sie gerade waren. Nach der Arbeit im Kava war ich zwar fix und fertig, aber diese Angelegenheit musste endlich mal ins Reine gebracht werden. Komischerweise hatte Keiji mich heute noch nicht ein einziges Mal beachtet und ich fragte mich langsam, was ich denn falsch gemacht hatte, denn er war eindeutig sauer auf mich. Sogar die Gäste hatten seine schlechte Laune zu spüren bekommen, was sonst gar nicht seine Art war. Das war der zweite Punkt auf meiner Liste, der abgehakt werden musste und mit Shunsuke musste ich ebenfalls ein ernsthaftes Wörtchen sprechen, da ich auf meinem Bett seine letzte Mathearbeit gefunden hatte. Am liebsten hätte ich mich jetzt in ein Mauseloch verkrochen und abgewartet, dass diese unangenehmen Dinge sich von selbst klärten. Aber es führte wohl kein Weg daran vorbei, dass ich mich diesen unliebsamen Aufgaben stellen musste.

Auf dem Weg nach Hause musste ich feststellen, dass meine Beine mich in eine ganz bestimmt Richtung trugen. Meine Mutter arbeitete immer noch bis spät in die Nacht hinein an ihren Fällen, deshalb war die Kanzlei auch noch hell erleuchtet, als ich dort ankam. Sie nahm ihre Arbeit sehr ernst und hatte daher einen sehr guten Ruf als Anwältin. Leider ging das auf Kosten der gemeinsamen Zeit mit der Familie, aber mein Bruder und ich hatten uns irgendwann damit abgefunden, dass wir unsere Eltern nicht so oft wie andere Kinder zu sehen bekamen. Deshalb liebten sie uns ja nicht weniger, auch wenn wir streng behandelt wurden und schneller erwachsen werden mussten, als andere Kinder.

Nervös lief ich in den Vorraum. Die Sekretärin meiner Mutter sah mich ein wenig verdutzt an, aber sie griff einfach nur diskret nach dem Hörer, nachdem sie mir freundlich zugenickt hatte, und kündigte mich an.

„Tatsuro, was machst du denn um diese Uhrzeit hier bei mir?“ Ihre sanften Augen strahlten mich an und ich verlor plötzlich alle Angst, die ich bisher gehabt hatte. Egal, was jetzt bei diesem Gespräch herauskommen würde, sie war meine Mutter und ich würde sie immer lieben.

„Darf ein Sohn seine Mutter nicht mehr besuchen, wenn ihm danach ist?“ Mein Grinsen milderte die Worte und sie sah mich skeptisch an.

„Was hast du auf dem Herzen? Es hat doch bestimmt einen guten Grund, dass du mit so einem ernsten Gesichtsausdruck bei mir auftauchst. Aber erstmal – Setz dich! - Es macht mich nervös, wenn du so vor mir stehst, als würdest du jeden Moment gleich wieder Reißaus nehmen.“

Gehorsam setzte ich mich in einen der weichen Ledersessel, während sie aufstand um uns beiden eine Tasse Tee zu kochen.

„Ich hab heute morgen Toshirou getroffen. Er...hat mir erzählt, dass er adoptiert wurde und wir keine leiblichen Brüder sind.“ Das war der eine Teil der Geschichte. Meine Mutter schwieg für eine volle Minute und ich dachte schon, sie würde gar nichts mehr dazu sagen.

„Es ist wahr. Hat er dir noch mehr erzählt?“ Ängstlich schaute sie mich an und ich schluckte. Jetzt kam der Moment der Wahrheit, von nun an würde es keine Geheimnisse mehr geben.

„Ja, hat er. Toshirou meinte, dass ihr mich 'gefunden' hättet und dass ich nach unserem Autounfall mein Gedächtnis verloren hätte. Dass ich vorher eigenartig gewesen sein soll.“

Sie schaute aus dem Fenster und knetete nervös die Finger.

„Die Geschichte wird leider noch komplizierter. Und ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Es ist wahrscheinlich wirklich an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst, auch wenn ich sie dir gern für den Rest deines Lebens erspart hätte. Ich hoffe, du hasst mich nicht nachdem ich dir das erzählt habe.“ Traurig senkte sie den Kopf und sah aus, wie ein geprügelter Hund, sodass ich zu ihr ging und sie kurz in die Arme nahm.

„Ich könnte dich nie hassen. Was hast du denn Schlimmes gemacht, dass du dir selbst nicht verzeihen kannst?“ Ich führte sie zur Couch und drückte ihr die dampfende Tasse Tee in die Hand. Sie umklammerte sie wie einen Rettungsanker und so langsam machte ich mir doch sorgen, was da kommen mochte.

Stockend fing sie an zu erzählen.

„Ich hatte eine Schwester – Yumi hieß sie – und sie und ihr Mann waren frisch verheiratet, als sie schwanger wurde, was ja normal bei verliebten Paaren ist. Sie war vier Jahre älter als ich und ich hab sie über alles geliebt. Bis sie ihren späteren Ehemann traf.“ Verzweifelt sah sie mich an.

„Ich war so jung und naiv. Denn dieser Mann war mein Klassenlehrer und sie hatten sich auf einem Elternabend kennen gelernt. Sie hatte gerade mit dem Studium begonnen und hatte meine Eltern vertreten, da beide arbeiten mussten – Du weißt ja, dass beide Ärzte waren und deshalb wenig Zeit hatten. Auf jeden Fall, war es Liebe auf den ersten Blick für die beiden und es brach mir mein jugendliches Herz. Denn ich war heimlich in ihn verliebt. Das ging über eine bloße Schulschwärmerei weit hinaus.“ Wieder verzogen sich ihre Lippen zu einem traurigen Lächeln.

„Ab jetzt kommt der wirklich schlimme Teil. Ich hoffe, du verurteilst mich nicht. Ich war immerhin erst sechzehn und hatte nur mich und meine eigenen Bedürfnisse im Kopf. Obwohl unentschuldbar ist, was ich danach getan habe. Als ich von den Hochzeitsplänen erfuhr, schmiedete ich meinen eigenen Racheplan. Immerhin hatte mir meine Schwester meine große Liebe gestohlen, auch wenn beide nichts von meinen Gefühlen für Philipp wussten. Philipp war aus Deutschland nach Japan gekommen und ich hatte mich in seine Geradlinigkeit und Ehrlichkeit verliebt. Es gab keinen besseren Lehrer und Mann als ihn.“ Die Augen meiner Mutter funkelten, als sie an ihn dachte und ich konnte mir vage ihre Besessenheit vorstellen, immerhin empfand ich ähnlich für Keiji. Sie trank einen Schluck aus ihrer Tasse und erzählte weiter.

„Dann kamst du...“ Schockiert schaute ich sie an. Hatte ich mich verhört?

„Ja, du bist mein Neffe und nicht mein Sohn, obwohl das für mich keinen Unterschied macht. Aber hör weiter zu. Leider ist das noch nicht das Ende. Drei Jahre hat es gedauert und meine Gefühle entwickelten sich zu einer rasenden Eifersucht. Ich konnte das elende Glück nicht mehr ertragen, dass die beiden mir bei jedem Besuch unter die Nase rieben. Deshalb beschloss ich, es endgültig zu zerstören. Ich hätte nie gedacht, dass ich etwas so bereuen könnte, aber es fällt mir bis heute schwer über diese Zeit zu sprechen, ohne in hilflose Tränen auszubrechen über meine Dummheit.“ Nun liefen ihr wirklich die Tränen über das Gesicht und es zerriss mir das Herz, sie so traurig zu sehen.

„Ich tat alles, um Philipp danach für mich zu gewinnen, doch er blockte jeden Annäherungsversuch ab. Bis er eines Abends zu betrunken war um mir zu widerstehen. Klischeehaft, nicht wahr? Aber leider Realität. Natürlich erzählte er Yumi von seinem Seitensprung. Ich musste zusehen, wie sie an seinem Verrat zerbrach und nach einem Jahr hielt sie es nicht mehr aus und ertränkte sich in einem See. Ich bin schuld am Tod meiner Schwester. Dein Vater...hat mir diese Sache nie verziehen...Leider ist er auch nicht mehr am Leben und ich hatte nie die Gelegenheit mich bei ihm für meine Dummheit zu entschuldigen, da er auf dem Rückflug nach Deutschland einen Flugzeugabsturz hatte. Beide haben nie wieder ein Wort mit mir gesprochen und bis heute muss ich mit den nagenden Schuldgefühlen leben. Sie sind meine gerechte Strafe.

Du darfst nicht glauben, dass er dich nicht geliebt hätte, aber ich denke er konnte es nicht ertragen, dich anzusehen, weil du Yumi so ähnlich siehst. Deshalb hatte ich auch keine Probleme dich zu adoptieren. In der Zwischenzeit hatte ich deinen Vater kennen gelernt und wir hatten Toshirou adoptiert, weil ich keine eigenen Kinder bekommen kann. Ich hatte deinen leiblichen Vater aufgegeben, nachdem ich gemerkt habe, dass seine Liebe zu Yumi unzerstörbar war. Auch wenn sie das nicht wahrhaben wollte und ihm nicht vergeben konnte. Auch was ich dir angetan habe, kann ich wahrscheinlich nie wieder gut machen, obwohl ich es mit jedem Atemzug versucht habe. Dass du komisch warst, hattest du mit hoher Wahrscheinlichkeit mir zu verdanken.“ Sie schaute mich Mitleid erregend an und ich konnte nicht anders als sie fest in meine Arme zu schließen und an mich zu drücken, ihr wenigstens ein bisschen Trost zu spenden. Das Gefühlschaos das sie durchfluten musste, konnte ich mir nicht einmal annähernd vorstellen, doch ich liebte sie umso mehr, da sie ihre Tat so aufrichtig bereute. Schluchzend erzählte sie weiter.

„Du hast auf einen Schlag beide Elternteile verloren und standest unter einem extremen Schock. Du warst vorher schon ein ruhiges Kind gewesen, doch nun warst du völlig in dich gekehrt und hast nicht ein Wort gesagt. Es war, als hättest du gewusst, dass etwas Schreckliches passiert war und dass ich die Schuld daran trug. Doch dann hatten wir den Autounfall und du warst wie ausgewechselt. Im ersten Moment hat uns das Angst gemacht, doch dann war ich erleichtert. Denn so konnten wir schließlich einen Neuanfang starten. Auch wenn ich bis heute mit meiner Niedertracht leben muss und ich mir das selbst nicht verzeihen kann.“ Schluchzend und zitternd schmiegte sie sich an mich.

„Meine Mutter bist und bleibst du. Es war nicht richtig, was du getan hast, aber ich denke, ich habe kein Recht, dich zu verurteilen. Eigentlich bin ich erleichtert, dass ich nun endlich die Wahrheit kenne.“ Das löste eine wahre Tränenflut aus und es brauchte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

„Ich habe deine Vergebung nicht verdient und trotzdem bin ich überglücklich.“ Leise hatte sie diese Worte ausgesprochen. Dann räusperte sie sich.

„Wie läuft es eigentlich mit Tachikawa San? Kommst du gut mit ihm zurecht? Wir erfahren gar nichts mehr von euch. Wenn wir nicht ab und zu anrufen würden, wüssten wir wahrscheinlich nicht einmal, dass sein kleiner Bruder auch bei euch wohnt. Wo schläft er eigentlich? Ihr habt doch nur zwei Zimmer...“, fragend schaute sie mich an und ich errötete von den Füßen bis zur Haarwurzel.

„Ähm...nun ja...also...ich glaub, jetzt muss ich dir auch was erzählen. Keiji und ich wir wohnen nicht nur zusammen...Wir sind zusammen...also richtig.“ Wieder schwieg sie und ich dachte, dass das ein schlechtes Zeichen wäre.

„Das müssen wir deinem Vater aber schonend beibringen. Irgendwie hatte ich im Onsen schon das Gefühl, dass es zwischen euch gefunkt hätte. Deshalb überrascht es mich nicht wirklich. Bist du glücklich?“

„Sehr.“ Das lief ja besser, als ich es mir in meinen kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Die waren immer eher pessimistisch ausgefallen. Mein Vater würde wahrscheinlich nicht ganz so verständnisvoll reagieren, aber ehrlich gesagt, kümmerte mich das wenig. Nachdem ich meine Mutter ruhigen Gewissens allein lassen konnte, machte ich mich nun wirklich auf den Heimweg. Keiji fragte sich bestimmt auch schon, wo ich blieb und Shun hatte ich versprochen, ihm bei seinen Hausaufgaben zu helfen.
 

Sooo...nach langer Zeit endlich ein neues Kapi. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich musste mich arg zusammenreißen, aber ich glaube, es ist doch ein bisl schnulzig geworden ^^' Endlich ist Tatsus Hintergrundgeschichte aufgeklärt, aber es geht ja noch weiter mit unseren vier Herren. Schließlich muss Tatsu da noch ein paar Sachen klären und Yuichi und Shun haben auch noch viel vor sich.
 

Also dann *lecker Nudelsalat hinstellt und eine heiße Kanne Tee*

Achterbahn der Gefühle

Vorweg: Meine Güte, ich hab wirklich ein halbes Jahr gebraucht um dieses Kapi zu vervollständigen ^^' megapeinlich und es tut mir wirklich Leid. Ich hab auch keine Entschuldigung vorzuweisen außer grenzenloser Faulheit...

aber ich hab es dennoch geschafft und ich bin wirklich gespannt auf eure Reaktion.
 

Keine Ahnung, ob ihr dieses Kapi mögen werdet, ich hoffe es natürlich, aber es ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen...heißt: meine Hande haben das geschrieben, was mein Kopf diktiert hat, ohne weiter darüber nachzudenken...ich will nicht zuviel verraten.
 

Eins noch, da es Verwirrungen im letzten Kapi gab, wegen Tatsus Reaktion, ich hoffe dieses Kapi macht seine Beweggründe ein wenig deutlicher. Ich hab mich bemüht, seine Gefühlswelt für euch ein bisschen durchsichtiger zu schreiben, aber ich weiß nicht, ob mir das wirklich gelungen ist. Über Feedback wäre ich euch wie immer sehr dankbar und ich nehme Anregungen und Kritik sehr ernst.
 

So, genug gelabert. Viel Spaß beim lesen! ^w^
 

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Kapitel 13 – Achterbahn der Gefühle
 

Tatsuro
 

Als ich nach Hause kam, bot sich mir ein Bild wie aus einem Buch. Yuichi und Shun saßen über irgendwelchen Aufgaben und Keiji stand vor dem Herd und rührte etwas zusammen, das verdächtig nach Suppe roch. Keiji kochte? Freiwillig? Bestimmt eine Fertigsuppe...

„Hi, bin wieder da.“ Shun blickte auf und lächelte mich an. Das schien ja prima zu laufen mit Yuichi. Der saß hinter ihm und hatte die Arme um ihn geschlungen und erklärte gerade eine komplizierte Mathefunktion.

Keiji beachtete mich nicht weiter und rührte die Suppe um.

„Ich war eben bei meiner Mum. Wir hatten ein...hm...aufschlussreiches Gespräch. Erzähl ich nachher.“, versuchte ich das peinliche Schweigen zu brechen.

„Keiji kommst du mal kurz mit?“ Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass er tierisch sauer auf mich war. Das musste ich jetzt einfach klären, bevor er mich für den Rest meines Lebens mit Nichtachtung strafte. Er stellte die Herdplatte aus und folgte mir in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

„Warum werde ich nicht mal mehr von dir begrüßt? Was hab ich nun schon wieder falsch gemacht?“ Angriff war die beste Verteidigung!

Ein Schulterzucken war die einzige Antwort, die ich bekam.

„Mensch, nun sei doch nicht so! Sag mir doch einfach, was ich falsch gemacht habe, damit ich versuchen kann, es wieder gut zu machen.“ Ein Seufzer war zu hören.

„Ich bin wahrscheinlich einfach nur überempfindlich. Für dich ist es bestimmt normal, das Zusammensein mit mir, vor deiner Familie erstmal geheim halten zu wollen. Aber ich wünschte, es wäre anders. Peinlich, oder?“ Mit großen Augen schaute ich ihn an. Na klar, das war es! Weil ich Toshirou gesagt hatte, dass er 'nur' mein Mitbewohner wäre.

„Es tut mir so leid! Das war nur im Affekt. Ich hab nichts mehr dagegen, unsere Beziehung öffentlich zu machen. Dieses Versteckspiel hält doch auf Dauer keiner aus. Ich war doch heute bei meiner Mum.“ Ich blickte ihm fest in die Augen.

„Ich hab heute nicht nur was von ihr erfahren, sondern sie auch von mir. Und sie hat es mehr als gut aufgenommen...verstehst du?“

Irritiert schaute er mich an.

„Du hast es ihr echt erzählt?“ Bekräftigend nickte ich.

„Und sie hat nichts dagegen?“ Ich schüttelte den Kopf und grinste ihn an.

„Bekomme ich jetzt endlich einen Begrüßungskuss?“ Stürmisch drückten sich weiche Lippen auf meine und ich verlor mich schnell in der süßen Wonne. Meine Hände fuhren in seine Haare und streichelten seinen Nacken entlang, während er meine Lippen teilte und meine Zunge mit seiner umschlang. Mein Atem beschleunigte sich und ich musste hart an mich halten, um ihm nicht die Klamotten vom Leib zu reißen.

„Wolltest du mir nicht eigentlich erzählen, was du heute erfahren hast?“, wurde ich zwischen zwei Küssen gefragt.

„Später!“, sagte ich und schubste ihn auf das Bett, sodass er rücklings darauf zum Liegen kam.

„Fährt das Wölfchen jetzt wieder die Krallen aus? Wenn das immer so endet, wenn ich mal sauer auf dich bin, solltest du mich öfter ärgern!“, frech wurde ich angegrinst und bleckte die Zähne.

„Dir geb ich Wölfchen!“, meine Hände wanderten unter sein Shirt und ich fuhr mit den Fingerspitzen über seinen Brustkorb. Meine Zunge wanderte von seinem Ohr zu seinem Hals und ich leckte darüber, als ob ich ein besonders leckeres Eis unter mir hätte. Ich schob sein T-Shirt so nach oben, dass sein muskulöser Oberkörper freigelegt war und konnte mich nicht daran satt sehen. Egal, wie oft ich ihn schon nackt gesehen hatte, immer wieder war ich von diesem Traumkörper fasziniert und ich konnte nur daran denken, dass er mir ganz allein gehörte! Mit einem Finger zog ich die harten Linien seiner Bauchmuskeln nach...meine Zunge leckte derweil über seine Brustwarzen und nahm sie in den Mund um daran zu saugen. Ich wusste, dass ihm das gefiel und schickte mich an, ihn noch weiter in Ekstase zu versetzen. Ich strich über seinen Beckenknochen und er hob mir unfreiwillig die Hüften entgegen.

„Mh, wenn du so weiter machst, kann ich für nichts mehr garantieren.“ Statt einer Antwort widmete mich weiter meiner begonnenen Beschäftigung – Keiji verwöhnen. Meine Lippen hinterließen eine heiße Spur auf dem Weg nach unten und er zog sich schnell das schwarze Shirt über den Kopf. Doch bevor er es ganz ausziehen konnte, hatte ich die Enden der Ärmel gepackt und miteinander verknotet.

„So mein Freund...jetzt bekommst du die Strafe für jedesmal, dass du mich Wölfchen genannt hast!“

„Da bin ich ja mal gespannt...Wölfchen.“

Grrr. Meine Finger umschlossen sein bestes Stück und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von einer Sekunde zur nächsten. Sanft zeichnete ich die gesamte imposante Länge nach und zu meiner Freude wurde er immer größer. Doch dann ließ ich von ihm ab und er runzelte verwirrt die Stirn.

„Du sollst bestraft werden und nicht belohnt...“, ich biss auf meine Unterlippe und fragte mich, ob ich das wirklich tun sollte, was ich vorhatte. Mein Schamgefühl hatte immer noch schnelle Grenzen, aber diesmal wollte ich sie überwinden.

In klassischer Mädchenmanier steckte ich mir einen Finger in den Mund und ließ ihn über dem T-Shirt über meinen Körper gleiten. Das Zucken Keijis unter mir sagte mir mehr als tausend Worte, dass ihm das gefiel. Dann sollte er mehr davon bekommen!

„Tatsuro...“ Ich langte unter mein Shirt und streichelte über meine Brustwarzen. Es machte mich tierisch an, zu sehen, dass Keiji so darauf abfuhr, wenn ich mich selbst berührte. Im nächsten Moment saß ich schon mit freiem Oberkörper über ihm und befriedigte meine Lust vor seinen verschleierten Augen. Meine Bewegungen wurden immer schneller, bis ich kurz vor der Klippe war, doch ich konnte mich gerade noch beherrschen. So schnell sollte es noch nicht zu Ende sein.

„Das ist...so...gemein...ich will dich auch anfassen! Und ich will, dass du mich berührst.“ Noch wollte ich seinem Drängen nicht nachgeben und verschloss meine Ohren vor seinem Gebettel, auch wenn es mir schwer fiel.

„Das hast du nun davon...jetzt geht der Spaß erst richtig los.“ Ich kniete mich zwischen seine Beine und nahm sein Glied in meinen warmen Mund. Unkontrolliert stieß er plötzlich hinein und ich musste ihn festhalten, sonst hätte er mit bestimmt den ganzen Spaß verdorben.

„Na, na. Ich hab hier die Herrschaft, schon vergessen?“ Während mein Mund sich weiter an ihm zu schaffen machte, ließ ich meine glitschigen Finger zu meinem Hintern gleiten. Ich hatte mich noch nie selbst dort angefasst und ein wenig war es mir immer noch zuwider. Es kostete mich einige Überwindung, doch dann ließ ich meine Finger immer wieder um meinen Muskel kreisen und merkte, dass mich die Lust immer mehr in Besitz nahm. Aber es verschaffte mir nicht die Erleichterung, die ich wollte. Ich kam immer mehr in Fahrt und Keiji hatte den Mund fest zusammengepresst, um nicht laut aufzustöhnen. Doch er konnte die Bewegungen seines Beckens nicht unterdrücken und ich war mehr als stolz auf mich, dass ich ihm so viel Lust bereitete, dass er sich nicht beherrschen konnte. So langsam sollte ich ihn vielleicht doch erlösen. Ich ließ mich langsam auf ihn sinken und nahm ihn in mich auf. Im ersten Moment war es wie immer unangenehm, doch bald wandelte sich das Gefühl und ich bewegte mich ekstatisch. Doch immer noch fehlte ein Fünkchen, um mich über jene Klippe zu treiben.

„Tatsuro...hah...bind mich los...bitte.“ Ich konnte seinem Flehen nicht mehr widerstehen und löste den Knoten seines Shirts und zog ihn vollends aus. Kaum war er befreit packte er meine Hüften und versenkte sich tief in mir. Augenblicklich durchschoss mich das Gefühl, dass ich ersehnt hatte und gemeinsam trieben wir auf den Abgrund zu. Stöhnend ergoss er sich in mir und ich war in unkontrollierten Zuckungen gefangen, die meinen Körper schüttelten. Erschöpft sackte ich auf ihm zusammen und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
 

Shunsuke
 

Ich malte mir gerade lebhaft aus, was die beiden da in dem Zimmer taten, als sie nach zehn Minuten immer noch nicht wieder herausgekommen waren. Dass die Wände relativ dünn waren, trug auch nicht dazu bei, dass ich meine Phantasie besser unter Kontrolle hatte.

„Shun, jetzt hör endlich auf rumzuzappeln und hör zu, wenn ich dir was erkläre!“ Die Stimme, die in mein Ohr hauchte, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich hatte ganz andere Dinge im Kopf, als Mathematikaufgaben und hatte vor, sie in die Tat umzusetzen. Ich legte den Kopf in den Nacken und drückte Yuichi einen Kuss auf die Lippen.

„Nein, kommt gar nicht in Frage, bevor du nicht die letzten vier Aufgaben gelöst hast, bekommst du von mir nicht mehr als eine Umarmung.“

„Spielverderber! Sklaventreiber! Ich kapier das aber nicht!“

„Dann streng dein hübsches Köpfchen mal ein bisschen mehr an. Du findest doch auch immer einen Weg mich rumzubekommen...vielleicht sollte ich einen Belohnung aussetzen, wenn du die nächste Aufgabe richtig löst.“ Ich zog eine Schnute. Aber da würde ich wohl nicht drum rum kommen.

„Abgemacht. Darf ich mir die Belohnung aussuchen? Wenn ich eine richtig habe, dann musst du das nächste mal tun, was ich dir sage.“

„Fang mal kleiner an. Du bekommst einen Kuss.“ Empört blickte ich ihn an. Das war doch Betrug!

„Wenn du zwei Aufgaben richtig hast, dann bekommst du eine Massage von mir, die dir bestimmt gefallen wird.“ Immer noch bockig, starrte ich ihn an.

„Bei drei richtigen Aufgaben...“, schnell unterbrach ich ihn.

„Darf ich auf Teneriffa mit dir an einen einsamen Ort verschwinden.“

„Einverstanden. Obwohl ich das sowieso vorhatte. Und wenn du alle vier richtig löst, erst dann darfst du bestimmen, wo es lang geht. Aber ich bezweifele, dass du das schaffst, weshalb ich nach wie vor der Boss bleiben werde.“

„Wer es glaubt, wird selig. Wo bist du denn der Boss? Aber ich nehme die Herausforderung an.“ Die nächsten zwei Stunden war kein Mucks von mir zu hören, weil ich mich auf das Lösen der Aufgaben konzentrierte. Glücklicherweise hatte Tatsuro mir das erst vor kurzem erklärt. Aber bei der vierten Aufgabe hing ich fest. Wer sollte das denn wissen? Diese Aufgabe war nicht lösbar!

„Das ist so unfair! Jetzt bin ich so kurz vor dem Ziel und dann kommt so eine bescheuerte Aufgabe. Wenn du mir hilfst, habe ich verloren, wenn Tatsuro oder Keiji mir helfen, auch. Das hast du doch mit Absicht gemacht! Da kann ich ja gar nicht gewinnen.“, maulte ich rum.

„Zeig mal her. Mh...mh...bisher hast du alles richtig. Alle Achtung, das hab ich nicht erwartet. Und du hast recht. Die vierte Aufgabe ist eher Abiturwissen. Das kannst du gar nicht können. Keine Ahnung, was deine Lehrerin sich dabei gedacht hat.“ Er beugte sich über die Aufgabe und schrieb mit Bleistift etwas darunter.

„Ach, die hasst einfach Schüler. Ich weiß echt nicht, warum die Lehrerin geworden ist. Wahrscheinlich damit sie ihren Frust an uns auslassen kann. Wie löst man das denn nun?“ Er erklärte es mir in kurzen knappen Sätzen, die ich zwar nur ansatzweise verstand, aber immerhin kam der Stoff erst in 2 Jahren dran.

„Ich finde, du hast dir deine Belohnung voll verdient.“ Ich schaute in seine grauen Augen.

Er meinte das wirklich ernst.

„Aber ich hab doch nur die ersten drei richtig gelöst. Da fände ich es ungerecht, wenn ich nun die volle Belohnung bekommen würde.“ Ich seufzte, diese Chance war zwar vertan, aber es gab bestimmt noch unzählige andere, bei denen ich ihn dazu bringen konnte, das zu tun, was ich wollte.

„Also erst einmal bekommst du deinen Kuss.“ Er zog an meinem Zopf und ich legte ergeben meinen Kopf in den Nacken. Voller Vorfreude schloss ich die Augen und er hauchte mir eine federleichte Berührung auf die Lippen. Das sollte ein Kuss sein? Verlangend drückte ich meine Lippen fester auf seine und ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten, was er sich nur allzu gern gefallen ließ.

Hingebungsvoll knabberte ich an seiner Oberlippe und er musste ein Stöhnen unterdrücken.

„Wir sollten aufhören, wenn wir nicht im nächsten Moment im Bett landen wollen.“

„Aber Keiji und Tatsuro sind auch noch nicht wieder da und die beiden halten sich kein bisschen zurück.“ Als hätte man vom Teufel gesprochen, öffnete sich die Tür zu Keijis Schlafzimmer und ein zerzauster Tatsuro trat mit einem betretenem Lächeln raus.

Für diesen verhangenen Blick würden wahrscheinlich viele morden. Das Beste an Tatsu war, dass er sich seiner Schönheit überhaupt nicht bewusst war. Er hielt sich für vollkommen durchschnittlich. Und dann noch dieser liebe Charakter dazu. Kein Wunder, dass ich ihn am Anfang wie ein verliebter Schuljunge angehimmelt hatte. Aber glücklicherweise war diese Vernarrtheit in so etwas Ähnliches wie Bruderliebe abgeflaut. Auch wenn ich den Blick nicht von seinem sehnigen Körper nehmen konnte. Mit seinen feinen Gliedern und der zarten Haut war er nun einmal eine Augenweide.

„Tatsu!“, rief ich und hopste ihm entgegen, um ihm gleich um den Hals zu fallen.

„Erzähl jetzt endlich, warum du bei deiner Mum gewesen bist und was sie dir erzählt hat. Und lass ja kein Detail aus!“

„Ist ja gut du kleines Nervenbündel, darf ich schnell vorher noch duschen gehen?“

„Wenn ich gleich mitkommen darf? Dann kann ich deinen Rücken schrubben.“ Gespielt verzweifelt sah er mich an.

„Das wird noch zur Angewohnheit. Was findest du nur so toll daran, mit mir duschen zu gehen? Geh doch mit Yuichi.“ Teuflisch lächelte ich ihn an.

„Da komm ich aber nicht dazu, mich zu waschen.“ Im Hintergrund verschluckte sich Yuichi gerade an seinem Tee.

„Gar nicht wahr, du freches Früchtchen, bist doch selbst schuld!“

Tatsuro brach in Gelächter aus und ich war überführt.

„Ich will aber trotzdem!“, bettelte ich ihn an.

„Ja ja, komm du Nervensäge.“ Vom Tisch kam nur etwas wie „Wenn man ihm einmal den kleinen Finger reicht...“, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden habe.

Nachdem wir beide frisch geduscht aus dem Bad kamen und Keiji die Suppe wieder aufgewärmt hatte, setzten wir uns wieder an den Küchentisch und Tatsuro erzählte uns die ganze schockierende Geschichte. Ich sprang erregt auf.

„Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben? Ist dir nicht klar, dass sie deine Mutter mehr oder weniger ermordet hat! Wie kannst du sie ansehen und sagen, dass du sie nicht hasst?! Ich könnte ihr nicht verzeihen. Und schlimm genug, dass sie dir das angetan hat, hat sie nicht einmal den Anstand, dich in eine andere Familie zu geben. Wie konnte sie dich nur behalten, so als ob nie etwas geschehen wäre?“ Ich lief wütend auf und ab. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, warum er nicht ausrastete, ihr sogar verzieh.

„Shun! Shun! Beruhig dich! Erst einmal ist das Tatsuros Sache und zweitens denkst du nicht zu Ende.“ Yuichi hatte mich eingefangen und mein aufgebrachtes auf- und abtigern unterbrochen.

„Hör mal, sie ist meine Mutter. Und du..du hast sie nicht gesehen...du hast nicht gesehen, wie sie immer noch leidet und wie sehr sie ihre Tat bereut. Du hast sie nicht schluchzend in den Armen gehalten, geschüttelt vor Kummer und Gram. Ich weiß, dass das was sie getan hat, nie wieder gut zu machen ist. Aber ich finde, sie hat genug gelitten.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Du bist zu weich, Tatsu. Wenn du jemandem wie ihr so leicht verzeihen kannst, was soll dann bloß später aus dir werden? Aber es ist deine Entscheidung. Aber ich werde versuchen, ihr möglichst aus dem Weg zu gehen. Sonst würde ich ihr das sagen, was du nicht kannst und das würde keinem von uns helfen. Das weiß ich, aber ich denke nicht, dass ich mich beherrschen könnte. Also sei mir bitte nicht böse.“ Tatsuro schenkte mir ein kleines Lächeln.

„Du hast es doch gerade gesagt. Ich bin ein gutmütiger Trottel, ich könnte dir also gar nicht lange böse sein. Und ich kann dich verstehen. Aber Hass löst keine Probleme und der würde nur alte, noch immer nicht verheilte, Wunden weiter aufreißen und das möchte und kann ich ihr einfach nicht antun.“ Ich konnte ihn zwar immer noch nicht verstehen, aber ich meinte, was ich gesagt hatte. Ich schloss Tatsu fest in meine Arme und spürte seine Wärme und Liebe. Es gab einfach keinen zweiten so liebenswürdigen Menschen wie ihn auf der Welt.

„Ich denke, wir sollten alle schlafen gehen. Es war ein aufregender Tag und Tatsuro muss so einiges verarbeiten. Morgen gehen wir deine Eltern noch einmal gemeinsam aufsuchen. Und am besten ist es, wir sagen deinem Bruder auch Bescheid.“ Keijis ruhige und besonnene Art trieb mir fast die Tränen in die Augen. Mein Bruder wusste eben immer das Richtige zu sagen.
 

Tatsuro
 

Ich war aufgeregt. Das Gespräch mit meiner Familie stand kurz bevor und ich konnte einfach nicht still auf meinem Platz sitzen bleiben. Keiji hatte das Kava als Treffpunkt vorgeschlagen und alle waren einverstanden gewesen. Shun und Yuichi hatten sich vorsorglich einen Kinobesuch vorgenommen. Schließlich wollten wir vermeiden, dass Shun meiner Mutter an die Gurgel ging.

Mein dampfender Kakao musste schon die ganze Zeit als Wärmflasche herhalten, weil meine Hände vor Nervosität eiskalt waren. Eigentlich hatte ich das alles ja schon mit meiner Mum geklärt. Nun ging es daran, dass alle Familienmitglieder Bescheid wussten.

Nacheinander betraten die drei das Kava und begrüßten mich und Keiji. Meine Mutter schaute mich panisch an, als ob sie ahnte, was jetzt kommen würde.

„Mum, du brauchst nicht zu wiederholen, was du gestern erzählt hast. Das mache ich. Dad, Toshirou am besten ist es, wenn ihr erst einmal nur zuhört.“ Stockend fing ich an zu erzählen und meine Mutter brach zwischendurch zwar immer wieder in Schluchzer aus, aber mein Vater konnte sie schnell wieder beruhigen, immerhin kannte er die Story ja schon und es war ihm wichtiger, dass meine Mutter keinen Nervenzusammenbruch bekam. Ich musste sehr leise erzählen, da um uns herum die anderen Gäste saßen und ich nicht unsere gesamte Familiengeschichte in aller Öffentlichkeit breit treten wollte. Wir hatten uns dafür extra eine etwas abgetrennte Nische ausgesucht, die nicht von jedem gleich bemerkt werden würde. Während ich erzählte, kümmerte Keiji sich nebenbei weiter um die Gäste und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm nicht helfen konnte und ihn mit dem vollen Café allein ließ. Als ich fertig war, schaute Toshirou mich nur ungläubig an.

„Und das ist kein Märchen?“, verneinend schüttelte ich den Kopf. Wer sollte sich so etwas denn auch ausdenken?

„Scheiße, da habt ihr ja eine Bombe platzen lassen. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll. Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben?“ Ich lächelte ihn an.

„Genau das Gleiche hat Shun mich auch gefragt.“ Er blickte mich verwirrt an.

„Wer?“

„Shunsuke. Keijis kleiner Bruder. Er ist mit seinem Freund im Kino. Den kennst du übrigens auch, Yuichi.“

„Sein Freund? So wie 'Freund'? Oder Kumpel?“ Warum wollte er das plötzlich wissen? Daran war doch nicht viel falsch zu verstehen.

„Freund, wie 'Freund'. Die beiden sind ein Liebespaar, aber du lenkst vom Thema ab. Du nimmst das Ganze ja auch erstaunlich gut auf. Immerhin hat sich jetzt deine schlimmste Befürchtung bestätigt, dass ich mehr geliebt wurde, weil mein Blut auch in ihren Adern fließt.“ In dem Moment sah meine Mutter auf und sah mich und ihn geschockt an.

„Das stimmt doch gar nicht! Ich liebe euch beide mehr als mein eigenes Leben. Und es macht für mich keinen Unterschied, dass du mein Neffe bist und Toshirou adoptiert! Das dürft ihr nicht denken. Niemals!“ Sie war mit jedem Wort lauter geworden und nun starrten doch ein paar Gäste zu uns herüber und fingen an, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Sensationslustige Idioten, dachte ich verächtlich. Tief atmete ich ein. Jetzt kam der schwierige Teil.

„Das ist noch nicht alles, was ich euch erzählen wollte.“

„Immer her damit, jetzt kann mich nichts mehr schockieren.“, sagte Toshirou und ich dachte bei mir, wenn du wüsstest.

„Also...ja...ähm...Keiji ist nicht nur mein Mitbewohner...ich...ich liebe ihn...und er mich. Ich hoffe, ihr versteht und akzeptiert das. Man erfährt ja nicht jeden Tag, dass der eigene Sohn schwul ist.“ Meine Mutter wusste ja schon Bescheid und Toshirou hatte vorhin bei Shun und Yuichi schon so cool reagiert, dass ich mir um ihn keine Sorgen mehr machte. Ich wartete gespannt auf die Reaktion meines Vaters, doch es kam keine. Er mied meinen Blick und ich befürchtete das Schlimmste.

„Toshirou?“ Er sah meinen Bruder an und ich fragte mich, was das sollte.

„Was hälst du davon?“ Häh? Warum war das wichtig?

„Ich will, dass er glücklich ist und dieser Keiji scheint ihn glücklich zu machen. Es ist so, wie ich es dir gesagt habe. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Als ich sie im Onsen beobachte habe, hatte ich ja schon das Gefühl, dass da was laufen könnte, aber als ich sie zusammen in der Wohnung gesehen habe und die Blicke, die sie sich zuwarfen, war es klar.“ Perplex starrte ich die beiden an. Was bedeutete das? Was hatten die zwei nun schon wieder ausgeheckt?

„Also...hm...Tatsuro. Ich unterstütze deine Beziehung zu Tachikawa San voll und ganz. Toshirou hat euch für mich ein wenig hinterherspioniert. Es tut mir Leid, dass ich das heimlich getan habe. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, das zwischen euch mehr als nur Freundschaft war. Deshalb habe ich deinen Wunsch respektiert, mit ihm zusammen zu ziehen. Hätte es nicht geklappt, dann hätte Toshirou mich bei seinem nächsten Besuch darüber informiert und ich hätte alles getan, um eure Verbindung zu kappen. Doch er hatte immer nur Positives zu berichten.“ Mein Vater senkte schuldbewusst den Kopf und ich konnte nicht glauben, was ich da hörte.

„Ihr...habt mich alle drei nach Strich und Faden belogen?“

„Wenn wir es nicht getan hätten, dann wärst du nie aus deinem Schneckenhaus herausgekommen. Erst als sich dir Hindernisse in den Weg stellten, fingst du an, dich zu wehren. Was sollten wir denn sonst tun? Mein Auftritt im Park war auch nicht ganz so zufällig, wie er gewirkt haben musste. Aber alles andere war die Wahrheit, das musst du mir glauben.“ Mein Bruder sah mich mit einem Ausdruck in den Augen an, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte.

„Du hast...hast das getan, weil du mich doch gern hast, oder?“, fragend blickte ich in seine dunklen Augen.

„Natürlich, du Dummerchen. Was meinst du, warum wir so einen Aufwand betrieben haben, um euch zusammen zu bringen. Scheiße, das sollte ich dir gar nicht erzählen. Zu spät.“ Er zuckte mit den Schultern und ich war schon wieder sprachlos. Das war hier alles gerade wie aus einem schlechten Film. Mir drehte sich der Kopf vor so viel Geheimniskrämerei. So viele Lügen...und das alles unter dem Deckmantel der Liebe. Und dann tat ich etwas, womit wahrscheinlich niemand im Raum gerechnet hätte, am allerwenigsten ich. Ich brach in haltloses Gelächter aus. Ich lachte so schallend los, dass ich nun endgültig die gesamte Aufmerksamkeit des Kavas sicher hatte.

„Was ist los? Ist er übergeschnappt?“, hörte ich es flüstern.

„Hast du nicht gehört, was sie erzählt haben? Ich glaub die drehen hier einen Film, aber wo sind die Kameras?“ Die Frau, die das gesagt hatte, blickte sich doch tatsächlich suchend um. Das löste eine erneute Lachsalve bei mir aus.

„Ich glaube, er hat einen Nervenzusammenbruch“, sagte meine Mutter zu meinem Vater.

„Vielleicht sollten wir einen Arzt rufen?“

„Tachikawa San? Hat er so etwas öfter?“, fragte da gerade mein Bruder meinen Geliebten und ich hatte Mühe nicht sofort wieder loszuprusten.

„Nicht nötig...hahaha...geht gleich wieder. Aber diese ganze Situation ist einfach zu komisch.“

„Was ist denn passiert, erzähl Mizuki!“, aufgeregt fing das Flüstern der Gäste wieder an.

„Also pass auf, er ist nicht ihr Sohn, sondern ihr Neffe, aber das Beste kommt noch: er ist schwul und mit dem Geschäftsführer zusammmen.“

„Was?! Der ist auch schwul? So eine Verschwendung!“ Blöde Zicke! Du hättest ihn sowieso nie bekommen.

„Sei still! Sein Vater und sein Bruder haben ihm von Anfang an hinterherspioniert! Und sein Bruder scheint mir auch nicht ganz normal zu sein...“

„Boah ey! Haltet ihr jetzt alle miteinander endlich mal die Klappe!“ Würdevoll wie eine Königin kam Shunsuke in das Kava spaziert und machte das Chaos komplett. Wieder bekam ich einen Lachanfall und machte mir zwar ein wenig Sorgen um meine Mum, aber die musste sich jetzt selbst helfen, ich war vollauf damit beschäftigt, meine schmerzenden Bauchmuskeln unter Kontrolle zu bekommen.

„Tatsu? Was ist hier eigentlich los? Warum grinst Onii-chan von einem Ohr zum anderen? Und warum sieht deine Mutter aus, wie ein Kaninchen, das gleich von einer Schlange gefressen wird?“ Hilflos klammerte ich mich an seinen kleinen zierlichen Körper und so langsam beruhigte ich mich auch wieder.

„Ich glaube, wir sind hier einfach nur im Irrenhaus gelandet! Bekomm ich auch eine Begrüßung oder ist die nur Yuichi vorbehalten?“ Verwirrt sah er mich an. Er gab mir einen Kuss auf die Wange, nicht ohne kurz zu meinen Eltern zu blicken.

„Was war das denn? Die wissen Bescheid, über alles.“ Damit gab ich ihm einen richtigen Kuss und er flüchtete sich schnell in Yuichis Arme. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich wirklich übergeschnappt war. Dabei war ich einfach nur überglücklich.

„Keiji? Ich glaube, wir haben ein bisschen was zu feiern. Können wir den Sake aufmachen?“ Er schaute mich zwar im ersten Moment missbilligend an, gab dann aber nach. Ich war einfach nur froh, dass nun endlich alles geklärt war und es von nun an, keine Geheimnisse mehr geben würde. Shunsuke beschränkte sich darauf, ein paar giftige Blicke in die Richtung meiner Mutter zu schießen, doch die lächelte nur erleichtert. Das Ganze war ja auch besser ausgegangen, als wir es alle erwartet hätten.
 

„Dir ist klar, dass ich die nie wieder gehen lasse?“ Ich schaute in die smaragdgrünen Tiefen und verlor mich in ihrer Schönheit.

„Mh...und wie willst du das anstellen? Willst du mich festbinden oder in einen goldenen Käfig sperren?“ Skeptisch schaute ich ihn an.

„Wölfchen, Wölfchen...du willst doch, dass ich dich an die Leine nehme.“ Sein freches Grinsen würde ihm schon noch vergehen!

„Seh ich aus wie Lobo?“, giftete ich ihn an.

„Lass mal überlegen...zu wenig Fell, aber kleine Reißzähne...eine Ähnlichkeit besteht da schon.“ Ich würde ihm den Hals umdrehen!

„Du bekommst meine Reißzähne gleich zu spüren!“

„Lass deine nicht ernst gemeinten Drohungen mal lieber stecken. Das kauft dir sowieso keiner ab.“ Ich knurrte ihn an. Jetzt ging das schon wieder los. Immer wieder fand er einen neuen Weg mich zu provozieren. Doch bevor ich auch nur einen Schritt tun konnte, wurde ich bäuchlings gegen den Küchentisch gedrückt. Er hatte doch wohl nicht vor hier...!? Seine Hände wanderten jedoch zielstrebig zu meiner Hose und innerhalb kürzester Zeit hatte er mich soweit, dass es mir egal war, dass wir es gleich in der Küche tun würden. Ein Glück war Shun mit zu Yuichi gegangen. Als Keiji in mich eindrang, hatte ich das Gefühl bei lebendigem Leib aufgespießt zu werden.

„Langsamer! Uh! Keiji...au...Schit...nicht so fest!“, doch trotz der Schmerzen konnte ich nicht verhindern, dass auch mein Körper sich danach sehnte, von ihm ausgefüllt zu werden. Nach ein paar Minuten hatte sich auch das letzte unangenehme Gefühl verflüchtigt und ich kreiste mein Becken, um ihn noch intensiver zu spüren.

„Wölfchen, nicht! Wenn du so weiter machst, dann komme ich gleich.“ Als mein Orgasmus mich schüttelte, zog sich in mir alles zusammen, das war zu viel für Keiji und er ergoss sich zitternd in mir und brach erschöpft über mir zusammen.

„Wir haben es in der Küche getan...“ Oh man, Tatsuro, was für ein einfallsreicher Satz!

„Das ist auch wie aus einem schlechten Film...“, hatte ich das jetzt laut gesagt?

„Uff, geh runter von mir! Du zerdrückst mich! Und dann lass uns im Bett weitermachen.“
 

Als wir nebeneinander im Bett lagen , ich hatte den Kopf in Keijis Schulterbeuge gelegt, ließ ich den gesamten Tag noch einmal Revue passieren. Eigentlich war es wirklich unglaublich, was sich meine Familie da ausgeheckt hatte. Als ob die eine Sache nicht schon extrem genug gewesen wäre.

Seufzend schloss ich die Augen, aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Zu viele Gedanken lenkten mich ab und ich hatte das Gefühl, dass sie sich die ganze Zeit im Kreis drehten. Das Schlimmste war eigentlich, dass ich immer noch nicht so recht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Shunsuke hatte ja nicht Unrecht, jeder normale Mensch wäre wahrscheinlich ausgeflippt. Spätestens bei der Aktion von meinem Vater und Bruder wäre zumindestens er hochgegangen wie eine tickende Zeitbombe. Aber ich konnte es nun einmal nicht so sehen. Ich war einfach nur grenzenlos erleichtert, dass alles so gut es ging aufgeklärt wurde und das meiner Mutter eine Last von der Seele genommen wurde. Wie schlimm muss es sein, wenn man denkt, dass das eigene Kind seine Eltern hasst. Ich bin ein Mensch, der andere nicht leiden sehen kann und deshalb schnell verzeiht. Ich konnte mich regelrecht in die Schuldgefühle meiner Mutter hineinversetzen und da konnte ich nicht mehr anders als ihr zu vergeben. Wenn man jemanden liebt, muss man eben auch verzeihen können.

Vielleicht sollte ich das Shunsuke auch noch einmal so sagen. Meine Mum wäre schon Löcherkäse bei den giftspritzenden Blicken, die ihr Shun zugeworfen hat. Erstaunlicherweise hat die Aktion meines Bruders und Vaters nicht so einen Wirbel hervorgerufen. Dabei hat mich das mindestens genauso geschockt. Ich konnte es nicht ausstehen angelogen zu werden und bei soviel Geheimniskrämerei war die Grenze meiner Toleranz erreicht. Ich schwor, wenn noch einmal einer versuchen sollte, mich anzulügen, dann konnte er mich wirklich mal von einer anderen Seite erleben. Grimmig presste ich die Lippen aufeinander und rutschte wieder unruhig hin und her. Das würde noch Stunden dauern, bis ich endlich einschlafen konnte, aber wenigstens hatte ich die Aussicht, dass die nächsten Tage friedlich ablaufen würden.
 

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Im nächsten Kapi wird es wieder mehr um Shun und Yuichi gehen, aber keine Angst, Tatsu und Keiji werden nicht vernachlässigt werden. Mal schauen, was mir noch so Schönes einfällt ^w~
 

Sry, ich kann es nicht lassen, Lemon mit einzubauen, wenn es euch zuviel wird, dann sagt was. (ich glaub, das wird wieder Adult ^^')
 

Ich glaube, ich muss die ENS-Liste mal aktualisieren. Ich hab ein wenig den Überblick verloren.Können mir diejnigen bitte Bescheid sagen, die eine ENS erhalten möchten? Danke ^w^
 

Bis demnächst. Diesmal brauch ich bestimmt nicht so lange für das nächste Kapi und an Ghostwhisper setz ich mich auch ran ^^
 

Eure Lanie ^w^/

Inselträume

Kapitel 14 - Inselträume
 

Shunsuke
 

„Ich hab eine 2+ geschrieben! Keiji! Tatsuro! Ich hab eine 2+!!!!!!“

Ich rannte zu den beiden und drückte ihnen erst einmal einen Kuss auf die Lippen.

„Herzlichen Glückwunsch.“ Tatsuro drückte mich an sich und ich fühlte mich genauso geborgen, wie in den Armen meines großen Bruders. Glücklich strahlte ich ihn an.

„Teneriffa, wir kommen!“

„Was hältst du eigentlich davon, wenn wir Kyou auch mitnehmen?“, fragte in dem Moment Keiji.

„Das ist eine prima Idee. Aber Yuichi wird davon gar nicht begeistert sein. Immerhin kann er Kyou nicht leiden. Da wird er diesmal aber nicht drum herum kommen. Immerhin ist Kyou mein bester Freund.“

Für mich war die Sache sonnenklar. Kyou kam mit und damit basta! Egal, wie sehr sich Yuichi darüber aufregen würde.
 

Auf Teneriffa
 

Mir war immer noch ganz duselig vom Landeanflug, aber irgendwie hatte ich es überlebt. Wer kam auf die Idee, so eine kurze Landebahn zu entwerfen? Das war doch Wahnsinn. Erleichtert stieg ich aus dem Flugzeug aus und sah mich neugierig um. Wir waren im Süden der Insel gelandet und es war ziemlich felsig, aber trotzdem wunderschön. Ich wusste, dass der Norden Teneriffas ganz anders aussah, üppig grün mit vielen Palmen und Keiji hatte versprochen, dass wir auch dorthin fahren würden. Auch auf den riesigen Berg wollte er klettern, wovon ich noch nicht so begeistert war, aber ich würde auch das überstehen.

„Wollen wir noch lange hier rumstehen oder endlich unsere Sachen ins Hotel bringen?“, fragte mich Kyou und ich sah nur kurz zu Yuichi, der, seitdem er erfahren hatte, dass mein bester Freund mitkam, ständig eine Grimasse zog.

„Kann uns mal jemand mit der Ausrüstung helfen? Ich glaub, wir haben doch zu viel mitgenommen, aber was tut man nicht alles für ein gutes Foto?“ Die letzten Worte murmelte einer der beiden Zwillinge mehr für sich, als für uns und ich eilte hin, um beim Tragen zu helfen. Als die beiden gehört hatten, dass wir verreisen wollten, hatten sie sich nicht mehr davon abbringen lassen, auch mitzukommen. Das bedeutete zwar für mich auch Arbeit, weil ich hier ebenfalls als ihr Model arbeiten sollte, aber für mich,war das ja sowieso eher Vergnügen als schuften.

Vergnügt plappernd machten wir uns auf den Weg in unser Hotel. Keiji hatte sich um alles gekümmert und so wurden wir bereits erwartet und man nahm uns hilfreich unser Gepäck ab.

„Also ich will jetzt erst mal in den Pool“, sagte Manoru, woraufhin sich gleich Yuki zu Wort meldete.

„Aber im Meer schwimmen, ist doch viel schöner. Das Salzwasser auf der Haut und die Wellen, die dich hin und her tragen.“

„Bah, nee, da bevorzuge ich das saubere Poolwasser. Das ist wenigstens kalt.“

„Wozu bist du dann überhaupt mitgekommen?“, kam sogleich der Einwand von Yuki.

„Warum wohl? Ich werde mir bestimmt nicht unsere Freunde hier in knapper Badebekleidung entgehen lassen.“ Lasziv zwinkerte er mir und Tatsuro zu und ich ahnte schon, welche Gewitterwolke da gleich losbrechen würde.

„Untersteh dich!“, kam prompt die geknurrte Antwort von Keiji und Yuichi. Ich kicherte vor mich hin, als ob er das ernst meinen würde. Manoru spuckte zwar immer große Töne, aber ich glaubte nicht, dass er den einen für sich schon gefunden hätte. Yuki hingegen verschlang Kyou schon seit geraumer Zeit mit Blicken. Zu schade, dass dieser eine Freundin hatte. Aber da konnte man ja ein wenig nachbohren. Kyou jedenfalls schien absolut nichts zu bemerken. So ein Trottel. Yuki zog ihn schon fast aus und er bekam nichts mit. Dabei war Yuki gar nicht der Typ dafür, seine Begierde so offen zu zeigen. Mein bester Freund musste es ihm wirklich angetan haben.

Wir entschieden uns, dem Drängen Manorus nachzugeben und zogen unsere Bahnen vorerst im Pool. Allerdings erst, nachdem es einige heftige Diskussion gegeben hatte, wer mit wem das Zimmer teilte. Kyou wollte partout nicht alleine schlafen, aber Yuichi weigerte sich standhaft mit ihm und mir ein Zimmer zu teilen, auch mir war dabei nicht so wohl. Immerhin hockten wir jetzt drei Wochen aufeinander, das würde mit Yuichi und mir schon schwierig genug werden. Erstaunlicherweise oder vielleicht auch nicht so erstaunlich bot sich Yuki an und Kyou war glücklicherweise einverstanden. Möglicherweise sollte ich der Sache mit der Freundin nochmal auf den Zahn fühlen. Ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass das alles nicht mehr ganz so gut laufen würde.

„Sag mal Kyou, wie läuft es eigentlich mit deiner Freundin? Ich glaube, ich kenne nicht mal ihren Namen.“ Erstaunt wurde ich aus sturmgrauen Augen angeblickt.

„Freundin? Ach die...die is nich mehr. Hat nich so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte, war viel zu anhänglich und übermäßig eifersüchtig. Gar nich mein Typ, ich frag mich immer noch, was ich an der gefunden habe.“ Das waren doch gute Nachrichten. Dann passte es ja prima, dass die beiden in einem Zimmer untergebracht waren und ein paar einsame Situationen ließen sich bestimmt auch einrichten.

„Hm, das kann ich dir auch nicht beantworten, hab sie ja nicht kennen gelernt. Aber was hältst du denn davon, zusammen mit mir zu modeln?“

„Hältst du das echt für eine gute Idee?“, skeptisch blickte Kyou zu Boden und fing an, an seinen Fingernägeln zu knibbeln.

„Na, klar. Warum auch nicht? Du bist groß und gut aussehend. Also absolut bestes Material für die Zeitschriften, für die Manoru und Yuki photographieren.“

„Mh, vielleicht sollte ich es wirklich mal probieren. Mehr als nein sagen, können die beiden ja nicht.“ Ha! Ich hatte ihn soweit. Das würde ein Kinderspiel werden.

„Gehen wir zu den anderen? Sonst spießt mich Yuichi irgendwann noch mit seinen Blicken auf.“

„Ach, der. Du weißt doch. Hunde, die bellen, beißen nicht. Yuichi! Ich will ein Eis essen! Kommst du mit zu dem netten Restaurant, dass wir vorhin gesehen haben?“

Verwirrt wurde ich angesehen. Das war auch verständlich, denn besagtes Restaurant existierte vielleicht, aber wir hatten es vorher noch nie gesehen. Aber er stieg drauf ein und gemeinsam verließen wir das Hotel und traten in die frische Nachtluft.

„Was sollte das denn?“

„Komm, wir gehen runter zum Strand. Ich hab mir sagen lassen, dass es superromantisch sein soll, dort im Mondschein spazieren zu gehen.“ Es dauerte ein paar Minuten, da hatten wir den Strand schon erreicht. Auf dem Weg Richtung Las Americas, einer völlig überlaufenen Touristenstadt, erzählte ich Yuichi von meiner Idee Kyou und Manoru zu verkuppeln. Wirklich begeistert war er davon nicht. Schon als er erfuhr, dass Kyou wieder solo war, verzog sich sein Gesicht. Ich konnte seine Gedanken unschwer erraten. Aber eigentlich hatte er keinen Grund zur Sorge und bis auf das eine Mal hatte ich ihm auch keinen Anlass dazu gegeben.
 

Manoru
 

Das Poolwasser war perfekt. Genüsslich zog er seine Bahnen und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich Yuki und dieser Große, Kyousuke, sich miteinander unterhielten. Das war ja nicht auszuhalten, wie Yuki den anschmachtete und der bekam natürlich nix mit. Das konnte ja noch interessant werden. Er ließ seine Gedanken treiben und plante schon ein wenig für die nächsten Photoprojekte. Auf dieser Insel hatte er auf jeden Fall bestes Ausgangsmaterial, was die Locations anging und Shunsuke hatte ihm gesteckt, dass er seinen besten Freund überredet hatte, ebenfalls zu modeln. Daraus konnte er bestimmt was machen. Sanft ließ er sich auf dem Rücken treiben und bekam gar nicht mit, wie sich ein kleiner Körper näherte.

„Attacke!“ mit Kriegsgebrüll wurde er unsanft untergestuckt und bekam für einen Moment keine Luft mehr. Unter Wasser öffnete er die Augen und brauchte eine Sekunde um sich an das Chlorwasser zu gewöhnen. Sein unfairer Angreifer hatte sich hinter ihm positioniert und wog sich in Sicherheit. Na den Spaß würde er ihm verderben. Blitzschnell schoss seine Hand nach hinten und zog Shunsuke zu sich unter Wasser. Dumpf hörte er noch ein gegurgeltes „Hil..mph…“ und fest zog er ihn in eine Umklammerung. Prustend tauchten beide wieder auf und fingen an sich gegenseitig mit Wasser zu bespritzen.

„Kleine Kinder beim Spielen.“, dieser intelligente Einwurf kam von einer Liege, auf der sich der Zweimeterhühne sonnte. Das würde Rache geben. Gemeinsam gingen die beiden nun auf den Blonden los und begruben ihn unter einem Schwall von Wasser.

„Hah! Wer frech ist, wird bestraft.“, Shunsuke streckte ihm noch die Zunge raus, bevor er sich – schon wieder – unter Wasser befand. Seine Bruder hatte sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt und den Kleinen einfach hochgehoben und in den Pool geworden.

„Wer im Glashaus sitzt…du bist nie etwas anderes als frech. Sogar im Schlaf wiedersprichst du. Das hat mir Yuichi verraten.“ Mit einem Zwinkern drehte er sich um, sah die durchweichte Liege und ging drei weiter, um sich dort in Ruhe seiner vorher so aprupt beendeten Beschäftigung zu widmen.

Nach Luft keuchend tauchte Shunsuke wieder auf und zog sich aus dem Wasser.

„Ok, ok, ihr habt gewonnen. Ich geb lieber auf, bevor ich noch den halben Pool trinke.“ Grinsend legte er sich auf die Liege neben Keiji und ließ von der Sonne trocknen.
 

Seines Spielzeugs beraubt, musste Manoru sich nun eine andere Beschäftigung suchen und ging wieder nach oben in sein Zimmer, um zu duschen und sich umzuziehen. Er wollte noch ein bisschen die Gegend allein erkunden, bevor er heute Abend mit den anderen umherzog. Er suchte sich ein bequemes eng anliegendes olivgrünes Shirt raus, das seine Schultern frei ließ und dazu eine helle kurze Stoffhose. Eine Sekunde überlegte er, ob er sein Cappi mitnehmen sollte, doch er entschied sich dagegen. Es war schon später Nachmittag, da brannte die Sonne nicht mehr so extrem und es wäre ihm sowieso schnell zu warm geworden. Er packte noch sein Portemonnaie ein und machte sich auf den Weg in die Stadt.

Die verwinkelten Gassen wirkten sehr romantisch und er entdeckte unzählige kleine Cafés, die zum Verweilen einluden. Er bedauerte, dass er seine Kamera nicht mitgenommen hatte, das wären ein paar tolle Schnappschüsse geworden. So langsam entfernte er sich immer mehr vom geschäftigen Treiben der Innenstadt und kam in ein ruhigeres Wohnviertel. Überall auf den Balkons hingen aus den Fenstern und über Leinen gespannt bunte Wäschestücke. Das kannte er bisher nur aus dem Fernsehen. Fasziniert blickte er nach oben und achtete überhaupt nicht auf den Weg, bis er plötzlich nicht mehr weiter kann, weil ihm etwas Großes und sehr Hartes, den Weg versperrte.

Verwirrt schaute er vor sich und dann an der Person, die er gerammt hatte hinauf. Da er ein ganzes Stück nach oben gucken musste, legte er den Kopf in den Nacken.

„Ähm, tut mir Leid. Ich wollte sie nicht umrennen, ich hab nicht auf den Weg geachtet.“ Der andere stand immer noch stocksteif und Manoru kam der rettende Einfall, dass der brünette Mann, ihn vielleicht gar nicht verstehen konnte. „Sprechen Sie meine Sprache? English, Français, Deutsch, vielleicht Español?“ Der Mann reagierte immer noch nicht auf seine Versuche und dann ganz plötzlich, drehte er sich um und ging. Er ging einfach! Und zwar in den nächsten Pub.

Manoru hatte es dermaßen die Sprache verschlagen, dass er wie angewurzelt stehen blieb. So war er noch nie behandelt worden! Auch wenn er die Sprache nicht sprach, war es doch offensichtlich gewesen, dass er sich entschuldigt hatte und dann der Ausdruck in den bernsteinfarbenen Augen. Als ob er seinen schlimmsten Alptraum vor sich hätte. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, stieg Wut in ihm hoch. Das ließ er nicht auf sich sitzen! Mit einem roten Nebel vor den Augen, stürmte er hinterher. Als er den Raum betrat, merkte er nicht, dass er vor lauter Qualm kaum etwas sehen konnte. Ihn beherrschte das brennende Gefühl, missachtet worden zu sein und das konnte er nicht ausstehen. Man übersah ihn nicht! Und man rannte erst recht nicht einfach vor ihm weg, nicht ohne einen triftigen Grund. Er bekam nur am Rande mit, dass sich einige Augen auf ihn gerichtete hatten, aber er suchte nach einem kastanienbraunen Haarschopf, den er dann auch in der hintersten Ecke an der Bar entdeckte. Er kippte gerade ein Glas mit einer Flüssigkeit in einer fließenden Bewegung in seinen Mund, die genau die gleiche Farbe hatte, wie seine Augen. Für einen Moment war Manoru fasziniert von der anmutigen Führung seiner Hand, bis ihm wieder einfiel, warum er eigentlich hier war. Wie eine Schlange pirschte er sich an sein Opfer ran und zischte ihn an.

„Was sollte das eben? Du kannst mich nicht einfach so in der Gasse stehen lassen, ohne ein Wort der Erklärung. Ich wette, du sprichst meine Sprache, sonst hättest du mich vorhin nicht so angesehen. Was hast du für ein Problem mit mir?“ Stur blickte der andere weiter geradeaus, als ob er ihn nicht gehört hätte. Rasend fing Manoru nun an, ihm mit einem Finger in den Oberarm zu pieken. Mit jedem Wort stach er ein bisschen stärker zu, egal, wie sehr er sich dabei verletzte, denn die Muskeln des Mannes waren stahlhart.

„Das-lasse-ich-mir-nicht-gefallen!“ Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, packte der andere ihn grob an der Hand und zog, oder vielmehr schleifte ihn in eine Seitennische. Hart pressten sich weiche Lippen gegen die Manorus, der vor Schock still stand und sich keinen Zentimeter bewegen konnte. Wie war er nur wieder in so eine verzwickte Situation geraten? Ach ja, sein unberechenbares Temperament war schuld. Der Kuss wurde immer härter und er spürte, dass er kurz davor war nachzugeben, wenn er jetzt noch…er seufzte wohlig auf. Der Dunkelhaarige hatte aufgehört, seinen Mund nur wild auf seinen zu pressen und damit angefangen ihn zu necken. Er zog fordernd an der Unterlippe Manorus, der sich selbst überraschend, bereitwillig den Mund öffnete. Die Zunge drang in seine Mundhöhle und erforschte sie hingebungsvoll und er konnte nicht anders, als diesen Kuss zu erwidern. Immer drängender presste er seine Lippen auf die des anderen und er heute ihn leise aufkeuchen. Fahrig wanderten seine Hände die Brust des Größeren hinauf und erkundeten unter dem weichen schwarzen Hemd klar definierte Muskeln, die ihm wieder einmal vor Augen führten, wie schmächtig er selbst war. Seine Hand glitt in den Nacken und er vergrub seine Finger in dem seidigen Haar, um ihn noch näher an sich heranzuziehen. Seine Selbstbeherrschung war noch nie besonders gut gewesen und er war kurz davor sich ganz und gar gehen zu lassen, als der andere sich von ihm löste.

„Es tut mir leid.“ Mit diesen Worten zog er sich von ihm zurück und Manoru musste einen enttäuschten Seufzer unterdrücken. Um nichts in der Welt würde er sich soweit vor dem anderen erniedrigen und ihn anflehen, weiter zu machen. Ohne ein Wort des Abschieds ließ er ihn heute schon zum zweiten Mal stehen. Bevor Manoru auch nur begriff, was da eigentlich geschah, war er schon verschwunden und ließ ihn, erregt und aufgewühlt zurück. Er schüttelte den Kopf um diesen wieder ein bisschen frei zu bekommen und ging an die Bar. Auf diesen Schock brauchte er erst mal was Starkes.
 

Kyousuke
 

Wo waren die denn alle? Von einer Sekunde auf die andere, hatten ihn alle allein gelassen. Irgendwie kam er sich ein bisschen verarscht vor. Das sollte doch eigentlich ein Urlaub sein und nicht Jeder-kann-machen-was-er-will. Er wusste ja selbst, dass das Einzige, das ihm gegen den Strich ging, seine Einsamkeit war. Er konnte nicht gut allein sein und da wurde er immer ein wenig ungehalten. Keiji und Tatsu hatten sich bereits zurückgezogen, um sich für den Abend frisch zu machen, soviel wusste er. Yuichi und Shunsuke waren spazieren. Das war auch klar. Manoru, der eine der Zwillinge war vorhin schon davon gerauscht, ohne irgendeinem Bescheid zu sagen, wohin er eigentlich ging. Und der andere Zwilling? Verschwunden. Spurlos. Und wer durfte ihn suchen? Auch wieder klar, war ja kein anderer mehr da, den es kümmern würde. Wo fing er bloß an? Auf dem Weg zu seinem Zimmer kam er ins Grübeln. Was war, wenn der Kleine nicht gefunden werden wollte? Er wusste, dass manche Menschen das Bedürfnis hatten manchmal allein zu sein, auch wenn er das nicht nachvollziehen konnte. Das war doch langweilig. Am liebsten hatte er den kleinen Shunsuke um sich, der war so ein Wirbelwind, dass er jeden in seiner Umgebung mit seiner Aufgewecktheit ansteckte. Auch wenn er ab und zu aufbrausend und launisch war, hatte ihn Kyou wirklich gern. Aber nicht so, wie Yuichi es immer noch zu vermuten schien. Er ließ seinen Kleinen nicht aus den Augen, so wie ein Drache seinen Goldschatz bewachte. Bei der Vorstellung musste er grinsen und stellte fest, dass er vor Zimmer, das er und die Zwillinge bewohnten, angekommen war. Nach einem Blick in jedes Zimmer, bestätigte sich seine Vermutung, hier war Yuki definitiv nicht. Könnte er wohlmöglich an den Strand gelaufen sein? Er meinte sich erinnern zu können, dass dieser gesagt hätte, er mochte das Meer. Rasch kehrte er um. Der Strand war nicht gerade um die Ecke und die anderen würden sicherlich bald zurück sein. Mit den Augen suchte er den weißen Strand ab. Es war der einzige hier in der Gegend, der Rest der Insel bestand aus schwarzen Sandstränden, der Zugang zum Meer gespickt mit scharfen Steinen und Felsbrocken aus Lavagestein. Trotzdem war es wunderschön und auch jetzt konnte man noch die sanfte grün-blau Tönung des Meeres erkennen, mit gelegentlichen kleinen weißen Schaumkrönchen. An einem Ende entdeckte er eine Lagune, die von hohen Felsen umgeben war. Dort wurde er seine Suche beginnen, dieser Ort war ideal, um alle anderen von sich fern zu halten. Es war gar nicht so einfach die Lagune zu erreichen. Er balancierte auf einem schmalen Felsplateau entlang und dachte mehrmals, er würde abstürzen. Ein Glück war momentan kein hoher Besucherandrang, sonst wären sicherlich ein paar Strandwächter zur Stelle gewesen, die ihn von seinem gefährlichen Tun, abzuhalten versuchten. Als er den Fels umrundet hatte, atmete er erleichtert auf. Dort saß in dem jetzt wieder schwarzen Sand Yuki und zeichnete Muster auf den Boden. Sein schwarzes Haar war ihm tief in die Stirn gefallen, er müsste es mal wieder schneiden lassen, aber wenn er nur halb so faul war, wie er selbst, dann könnte der Friseur lange auf einen Besuch warten. Lieber säbelte er selbst mit einer Schere an sich rum und war mit dem Ergebnis meistens ganz zufrieden. Yuki war so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht mitbekam, dass Kyou sich hinter ihn schlich und beim zeichnen beobachtete. Er musste an sich halten vor Lachen, hatte er nicht eben noch an Yuichi als Drache gedacht? Und nun zeichnete der vor ihm Sitzende genau das, einen Drachen. Einen beeindruckenden. Es schien, als sei er lebendig und würde jederzeit aus dem Sand emporsteigen und sein Feuer versprühen, um seinen Schatz zu beschützen.

„Darf ich dich stören?“ Langsam blickte Yuki auf.

„Natürlich, setz dich. Was hältst du davon?“ Er zeigte auf das Bild im Sand und sah ihn fragend an.

„Er sieht so echt aus.“

„Was denkst du, welche Farbe soll er bekommen?“ War das ein Frage-Antwort-Spiel?

„Schwarz mit einem Hauch rot.“ Antwortete er. Der Drache machte auf ihn einen einschüchternden Eindruck und genau das sollte er auch schon mit seiner Schuppenfarbe ausstrahlen. Doch Yuki verzog nachdenklich das Gesicht.

„Meinst du? Ich hatte an ein sehr dunkles Blau gedacht, mit Silberakzenten. Schwarz ist so düster.“ Kyou versuchte sich den Drachen in blau vorzustellen und sah den Reiz dieser Farbkombination. Durch das dunkle Blau würde er nichts von seiner Arroganz und Stärke verlieren. Doch das Silber würde ihm Erhabenheit geben und ihn zu etwas Besonderen machen.

„Du hast Recht. Blau und Silber sind eindeutig die bessere Wahl.“ Er grinste ihn an, doch Yuki hatte schon den Kopf abgewandt und zog weiter feine Linien in den Sand.

„Ein Raubtier oder doch lieber ein Hüter?“, murmelte er zu sich selbst. Er hatte in eine Klaue einen Falken gezeichnet, der sich sträubend, versuchte zu entkommen. Doch das war sichtlich vergebens. In die andere hatte er einen Kelch eingefügt, der so zerbrechlich aussah und wertvoll, dass es klar war, warum der Drache ihn beschützen und für sich behalten wollte.

„Definitiv beides!“ hauchte Kyou, den die Schönheit des Bildes überwältigte.

„Es gefällt dir also?“ Als ein sich ein Freudestrahlen über Yukis Gesicht zog, war es Kyou, als würde sich tief in seinem Inneren etwas zusammenziehen. Er verstand nicht, warum er solch eine Sehnsucht verspürte, aber er wusste, dass er den Kleineren öfter so lächeln sehen wollte. Es war ein anderes Gefühl, als bei Shunsuke. Dessen Lächeln war für ihn immer ein Gefühl brüderlicher Zuneigung. Aber dieses Strahlen ging ihm durch und durch.

„Natürlich gefällt es mir. Gefallen ist gar kein Ausdruck. Wenn ich so toll zeichnen könnte, wär ich berühmt.“

„Ach, übertreib nicht. Es freut mich wirklich, dass dir das Motiv gefällt, denn es ist deins.“

„Wie meins?“ Jetzt war er verwirrt. Der sprach in Rätseln.

„Na, deins.“ Ungeduldig sah er ihn an.

„Ich versteh nur Bahnhof.“

„Ja, genau so guckst du auch.“ Er kicherte und normalerweise fände Kyou das nur peinlich, aber bei ihm hörte es sich … niedlich an. Empört zog er eine Augenbraue hoch.

„Hahaha….hör auf damit!“, der Kleine lachte ihn aus.

„Womit denn?“

„Damit!“ Mittlerweile hielt er sich den Bauch vor Lachen.

„Mit…mit…den Grimassen.“

„Das sind keine Grimassen…das ist mein Gesicht!“ versuchte er so würdevoll wie möglich zu sagen, doch er konnte es sich nun nicht verkneifen, abwechselnd die Stirn zu runzeln, zu zwinkern und die Augenbrauen wippen zu lassen.

„Oh Gott, ich sterbe vor Lachen.“ So langsam machte sich Kyou doch Sorgen. Der Kleine keuchte schon, weil er keine Luft mehr bekam, also versuchte er das Thema zu wechseln.

„Wieso ist das Bild meins?“

„Ach so, ja, weißt du nicht mehr? Shunsuke und du, ihr modelt doch für uns und das da ist dein Bodypaintmotiv. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“

„Echt jetzt? Wahnsinn. Ich bekomm so ein tolles Motiv? Aber warte mal, Bodypainting? Davon war nie die Rede, da bin ich ja halb nackt.“ Doch als er den enttäuschten Ausdruck in Yukis Augen sah, da dachte er, dass er ihm sowieso nichts abschlagen könnte, wenn er ihn so ansah. Den Dackelblick hatte er sich von Shun abgeguckt, da ging er jede Wette ein.

„Du musst natürlich nichts machen, was du nicht möchtest.“ Traurig sah er ihn an und Kyou wurde sofort weich.

„Nein, nein, schon gut. Ich mach es. Bei dem tollen Motiv kann ich nicht nein sagen. Ich werde immerhin ein lebendes Kunstwerk sein, um nicht zu sagen, ein Meisterwerk.“

„Schleimer.“, frech guckte Yuki ihn an und streckte ihm ganz unerwachsen die Zunge heraus. Und der sollte älter als er sein? Daran zweifelte er aber gewaltig. Trotzdem konnte ihn nichts davon abhalten, ebenfalls die Zunge rauszustrecken und daraufhin brachen beide in unkontrolliertes Gelächter aus.

„Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“

„Du hast Recht, die anderen vermissen uns bestimmt schon.“

„Das bezweifle ich, die sind so mit sich selbst beschäftigt, die bekommen nicht mit, wenn einer fehlt.“, murmelte Kyousuke.



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Kommentare zu dieser Fanfic (82)
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Von:  Mystik1009
2012-04-01T06:52:39+00:00 01.04.2012 08:52
Hey.
Ich habe Deine Geschichte jetzt in einem Rutsch gelesen, und finde sie echt klasse. Obwohl die Namen mich immer noch etwas verwieren. Was aber ach daran liegen könnte, das ich dringend schlafen muß.
Ich hoffe Du schreibst bald weiter.
V.L.G. Mystik 1009
Von:  Maldoran
2011-04-25T19:33:09+00:00 25.04.2011 21:33
Hey!

Also, ich hab nun jedes einzelne Kapitel gierig verschlungen, und ich muss sagen, Deine Story gefällt mir total gut. Deine Charas sind allesamt interessant und jeder auf seine Weise speziell. Deine Wortwahl ist ausgesprochen ideen- und abwechslungsreich, sowas mag ich!

Hast Du Dir echt zwischendurch mal Gedanken darüber gemacht, dass Du zuviel Sex einbaust? Tz! *Kopf schüttel* Also, ich pers. kann da gar nicht genug davon lesen *hust*, aber auch ohne... Deine Kuschel- und "sich annähern" - Szenen sind einfach nur - lecker! *schmelz* Hm, wenn ich nun sagen müssten, welcher Deiner Charas mir am besten gefällt... also, sorry! Ich könnte mich nicht entscheiden.

Schade find ich nur, dass ich nun vermutlich wieder länger auf das nächste Kapitel warten muss... *jammer* Denn ich würde jetzt am liebsten sofort und auf der Stelle wissen, wie es mit allen weitergeht... vor allem natürlich mit den neuen Beziehungen, die sich da anbahnen! *hibbel*

Naja, ich hab also Abo. gesetzt und warte sehnsuchtsvoll... *Dich heftigst anplinker*

GLG
Vala
Von:  NaBi07
2010-06-27T07:07:06+00:00 27.06.2010 09:07
hi,

seit gestern sitze ich wie gabannt vor meinem PC und verschlinge ein kapitel nach dem anderen.
Tasturo hat meine sympathie vom ersten kapitel an gewonnen. Das süße wölfchen *lach*
ich finds toll wie du ihn entwickelt hast. Vom dauer aggresiven sportmuffel, der von seinem heteropol überzeugt war, bis zum leidenschaftlichen nimmersatt, der die finger nicht mehr von koiji lassen kann.

Koiji fandich ebenfalls gleich total cool. Der perfekte Erwachsene schlicht hin. Doch dass er sehr mühsam mit seiner beherschung kämpfen musste fand ich total witzig.

Die wendung, als du tatsuros vergangenheit aufgeträufelt hast hat mich auch sehr faziniert. (obwohl ich sagen würde dass es bestimmt spannender gewesen wäre, wenn sich das Geheimnis nur stück für stück gelütet hätte und nicht als bombe explodiert wäre XD)
Trotzdem find ich es keines Wegs kitschig.
Auch die reaktion auf seine Mutter konnte ich nach diesem kapitel gut nachvollziehen.
Ich find es sogar witzig dass sich shunsuke mehr über seine mutter aufregt, als tatsuro selbst. *lach*

ich freue mich schon, mehr über shun und yuichi zu lesen. Vor allem wie die beiden sich zusammen entwickeln werden.
Ich bin auf die überaschungen gespannt die du sicher noch mit einflechten wirst *schiefgrins*

also bis zum nächsten kapitel ;)

ach ja es wäre nett wenn du mich auf deine ens liste setzen könntest XD

Von:  Florentina
2010-06-02T22:29:30+00:00 03.06.2010 00:29
ups .mir ist aufgefallen das ich dir hier gar keinen komie hinterlassen habe...
natürlich hab ich es schon lange gelesen.. und fands toll..
du wirst immer besser im "beschreiben" solcher szenen.. :P
freu mich aufs neu kapil.
lg lisa
Von: abgemeldet
2010-04-02T17:51:29+00:00 02.04.2010 19:51
hy, =)
*freu* habs endlich wieder mal geschafft deine story weiter zu lesen
leider hab ich immer irgendwie keine zeit für gar nix... *heul*
da find ich es toll mal wieder was von dir lesen zu können *strahl*
die stelle mit dem schnee fand ich klasse *noch immer grins*
auf jeden fall freu ich mich schon sehr auf dein nächstes kapi =)

lg apolla *noch mehr kekse da lass*
Von:  Tshioni
2010-03-28T20:13:52+00:00 28.03.2010 22:13
heute bin ich auf deinen FF gestoßen und ich muss sagen, das dieser mir jetzt einige Stunden gekostet hat, wo ich tatenlos und gebannt vorm Laptop gelegen bin und die Story mit Begeisterung mitvervolgt habe und ich bin sehr froh darüber!!!
Einfach toll!
Ich hoffe, dass es bald weitergeht!
lg
Tshioni
PS: Über eine Benachrichtigung würd ich mich sehr freuen!
Von:  Florentina
2010-02-01T23:33:08+00:00 02.02.2010 00:33
soooo.
also.. das war ja mal was..
ich finde unser Wölfchen ist zu ruhig geblieben..
ich kann mir schon vorstellen das ich sauer, verletzt und wütend + verwirrt wär..
aber vielleicht kommt der zusammen bruch ja noch und keiji (so?)
kann ihn aufbaun...
ansonsten gut geschrieben. der satz mit mathe und schnee war genial..xD
gruß Lisa
Von:  Samrachi
2010-02-01T19:36:19+00:00 01.02.2010 20:36
ich bin mal froh dass seine kingheit mal gelüftet wurde ^^
aber ich finde auch, dass er das hier ein wnig zu schnell aufnimmt und verarbeitet/akzeptiert hat.
ich versteh ja, wenn du lieber mit der story tatsuro-keiji weitermachen willst, aber ein bisschen weniger glatt hätte es fast laufen müssen
nichts desto trotz freu ich mich aufs nächste kapitel :)
lg
Von:  Angie_Cortez
2010-02-01T16:34:45+00:00 01.02.2010 17:34
Ich finde er nimmt seine Lebensgeschichte ein wenig zu locker hin. Eigentlich ist sie schon ziemlich grausam ^^ Da hätte ich etwas mehr Emotion erwartet von Tatsuros Seite. Ansonsten ist das Kapitel sehr niedlich. Keji ist sicher sauer, weil Tatsuro ihre Beziehung vor seinem Bruder versteckt hat. Bin gespannt was draus noch wird.

lg Angie

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/168423/
Von:  saspi
2010-01-31T09:10:05+00:00 31.01.2010 10:10
Hey!!!
Klasse kappi!!! und sehr interssant.
Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon gespannt wie 's weiter gehen soll!!!
Freu mich aufs nächste kappi.
Bye



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