Zum Inhalt der Seite

Zimmermädchen? Zimmermann?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Belohnung?

Kapitel 1 – Belohnung?
 

Meine Eltern und ich waren über die Ferien in ein Onsen gefahren. Ich hasste solche Familienausflüge wie die Pest. Warum musste immer ich bei so was mitgeschleift werden? Ich hatte echt keinen Bock auf Berge, Einsamkeit und Langeweile.

Als wir ankamen, bewahrheiteten sich meine schlimmsten Alpträume. Ich war mitten in der Pampa gelandet! Freude…

Und hier sollte ich geschlagene zwei Wochen verbringen. Resignierend ließ ich meine Schultern hängen. Das Haus, hinter dem sich die heißen Quellen befanden, sah sehr anheimelnd aus. Vielleicht hätte es mir ja gefallen…wenn ich 60 und/oder weiblich gewesen wäre. Aber für einen 17-jährigen Oberschüler war dieser Anblick einfach nur die Hölle! Was hatte ich getan, um diese Strafe zu verdienen? Achja…ich hatte einen sehr guten Zeugnisabschluss gemacht und das war meine „Belohnung“. Da wurde man bestraft, wenn man in fast jedem Fach eine eins hatte. Die Welt war wirklich ungerecht.

Ich weiß, dass meine Eltern es eigentlich gut gemeint hatten und dachten sie würden mir eine Freude machen, aber weit gefehlt. Hätten wir nicht in ein anderes Land fliegen können? Vorzugsweise ein warmes? Ein Land, wo es viele Mädchen in knappen Bikinis gab? Aber das hätte ich in Gegenwart meiner Eltern natürlich nie laut geäußert, geschweige denn zugegeben. Meine Familie war eine typische Vorzeigefamilie. Beide Elternteile hatten einen guten Job, in dem sie viel Geld verdienten. Meine Ma war Rechtsanwältin und mein Vater Arzt. Eine völlig langweilige Kleinstadtfamilie. Mein großer Bruder ging auf eine Eliteuniversität und studierte Jura und nun erwarteten natürlich alle auch dasselbe von mir. Und wenn schon nicht Rechtswissenschaften, dann wenigstens Medizin. Als ob ich nicht selbst am besten wüsste, was ich wollte! Und was war das? Ich wollte Design studieren. Ja, ich weiß, dass sich das danach anhört, aber ich bin nicht schwul! Ganz im Gegenteil, ich konnte mit diesen weibischen Typen nicht viel anfangen und fand sie eher unangenehm und aufdringlich. Ganz besonders einer aus der Schule ließ einfach nicht locker. Egal wie oft ich ihm auch sagte, dass er bei mir keine Chance hätte, er kam immer wieder an. Und ständig ging er dabei „rein zufällig“ physischen Kontakt ein. Als ob ich das nicht mitbekommen würde! Ein sanftes Streichen mit der Hand, zufälliges Zusammenstoßen auf dem Schulflur, fallen gelassene Stifte, er beherrschte die ganze Palette. Nur, dass er dabei eher bemitleidenswert, als cool wirkte. Das Schlimmste daran war eigentlich, dass er jede hätte haben können. Aus Mädchensicht war er sicherlich einer der hübschesten Jungs an der Schule. Stattdessen vergeudete er meine und seine Zeit damit, mir nachzulaufen. Dabei wusste ich nicht einmal, was er an mir fand. Ich sah total durchschnittlich aus. Ich hatte kurzes schwarzes Haar und grün-graue Augen. Besonders groß war ich auch nicht, ganz normale 1.78 m und hatte eine normalschlanke Figur. So sah jeder Zweite aus. Ok, ich war intelligent, das gab ich gerne zu. Das lag aber auch am Druck meiner Eltern und an meinem Perfektionismus. Jetzt dachte ich schon in den Ferien über diesen Typen nach… mir musste wirklich langweilig sein.

In Gedanken versunken, hörte ich das Türklopfen erst nach dem dritten Mal.

„Herein.“

„Willkommen Suzuki San. Mein Name ist Keiji Tachikawa. Möchten Sie zuerst zu Abend essen oder wollen Sie zuvor ein Bad genießen? Das Dinner wird um 18.00 Uhr serviert und die heißen Quellen finden Sie den Gang hinunter rechts.“ Ein männliches Zimmermädchen! Ich musste mir fest auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Das war einfach zu komisch. Ich hatte mit einem süßen niedlichen Zimmermädchen gerechnet und was kam stattdessen? Ein Zweimeterhüne, der Mühe hatte, seinen Kopf durch die niedrige Tür zu bekommen.

„Kann man hier noch was anderes machen, außer baden und essen?“

„Ein Angebot an Freizeitmöglichkeiten finden Sie im Gemeinschaftsraum. Dort besteht die Möglichkeit Poolbilliard oder Darts zu spielen. Möglicherweise finden Sie auch einen Partner zum Kartenspielen. Der Eintritt in das Spielcasino wird leider erst ab einem Alter von 18 Jahren gewährt.“ Hatte der einen Stock verschluckt? Noch steifer ging es gar nicht mehr. Ich meine, wir waren hier erstens nicht in einem Nobelhotel und zweitens war ich nicht 80! Billiard, Darts und Karten. Oh Gott! Ich wollte nur noch sterben.

„Disco?“

„Tanzveranstaltungen finden immer am Sonnabend um 20.00 Uhr statt. Da heute Freitag ist…“

„Ja ja, schon gut! Ich hab es verstanden. Hier ist also nichts los, was auch nur annähernd Spaß machen wurde“, unterbrach ich ihn unhöflich. Er runzelte leicht die Stirn. Er hatte bei meinem unschuldigen Aussehen bestimmt nicht damit gerechnet, dass ich ihm so rüde das Wort abschneiden würde.

„Dem muss ich widersprechen. Das Baden in der Quelle ist sehr entspannend nach einem langen Tag. Ich wette, Sie mussten heute schon sehr früh aufstehen. Ihre Eltern haben erzählt, dass Sie einen weiten Weg hier her hatten. Zusätzlich bieten wir auch Massagen an.“ Na, das war doch ein Angebot! Eine niedliche Masseuse, die mich richtig durchkneten konnte. Vielleicht handelte es sich ja um die Kleine, auf die ich vorhin nur einen kurzen Blick erhascht hatte. Ich hatte mich entschieden.

„Dann werde ich jetzt in die heiße Quelle gehen, ein Entspannungsbad nehmen und mich danach massieren lassen.“

„Ihr Wunsch wird Ihnen sofort erfüllt werden. Wenn Sie mir dann bitte folgen würden. Gewiss möchten Sie dann das Abendessen auf das Zimmer geliefert bekommen, Suzuki San?“

„Äh, ja und bitte duzen Sie mich! Bei mir brauchen Sie auch nicht so geschwollen reden. Das finde ich nervig.“ Mit dieser Aussage versuchte ich ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.

„Das Duzen der Gäste ist mir nicht gestattet. Außerdem nenne ich meine Ausdrucksweise höflich und nicht geschwollen.“ Das hatte ja wunderbar geklappt. Ich hatte genauso viel erreicht wie vorher, nämlich gar nichts.

„Ach so. Sie können natürlich reden, wie Sie wollen.“ Das hatte mir jetzt einen Dämpfer verpasst. Warum hatte ich das Gefühl, als ob er mich ausgeschimpft hätte? Aber meine gute Laune war unverwüstlich und kehrte fast gleich wieder zurück. Einen Moment später ließ er mich allein, um sich um die anderen Gäste zu kümmern.
 

Als ich allein in der Quelle saß, schloss ich endlich die Augen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie anstrengend der Tag gewesen war. Das „Zimmermädchen“ - wie hieß er gleich noch mal? - hatte Recht gehabt. Ich war wirklich erschöpfter, als ich angenommen hatte. Außerdem war ich echt froh, dass ich ein Einzelzimmer bekommen hatte. Mein Bruder konnte richtig anstrengend werden, wenn er sich mal wieder in einem seiner juristischen Monologe verlor. Meine Eltern dagegen… da konnte einem nur schlecht werden. Die waren immer noch so verliebt wie am ersten Tag *Würg*. Ich freute mich schon auf meine Massage. Das war jetzt genau das Richtige.
 

Ich machte es mir gerade auf der Massagebank auf dem Bauch bequem, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde.

„Fühlen Sie sich wohl oder brauchen Sie noch einen Moment?“ Häh!? Was machte der denn hier?

„Sie machen hier anscheinend nicht nur den Zimmerservice?“, fragte ich ihn.

„Nein, ich bin vor allem für das Wohl der Gäste zuständig. Das beinhaltet den Zimmerservice, das Servieren im Restaurant, das Fitnesstraining und die Massage.“ Ich war anscheinend an ein Allroundtalent geraten. Na toll! Das hieß, dass die Kleine von vorhin wahrscheinlich zu den Gästen gehörte. Dafür hatte ich jetzt ihn an der Backe…

„Haben Sie ein Problem damit, von mir massiert zu werden?“, fragte er mich höflich. So ganz wohl war mir bei der Sache zwar nicht, aber er schien ganz nett zu sein.

„Nein, ist schon ok.“, seufzte ich und stellte mich darauf ein fest durchgeknetet zu werden. Aber die Berührung seiner Hände war sanft. Hatte er nicht gesagt, er wolle mich massieren? Das kam ja schon fast einem Liebkosen gleich. Das passte mir jedoch überhaupt nicht.

„Geht es bitte ein wenig fester?“

„Natürlich, ganz wie Sie wünschen.“

Kurz darauf wurden die Bewegungen kräftiger und er knetete meine Schulterblätter durch.

„Sie sind wirklich sehr verspannt.“

„Das kommt vom ständigen Sitzen über dem Schreibtisch.“, antwortete ich. Ich war erstaunt, dass er mich von sich aus ansprach. Ich hatte ihn nicht für einen gesprächigen Charakter gehalten.

„Besonders muskulös sind Sie auch nicht. Treiben Sie denn keinen Sport?“ Man hörte ihm seine Überraschung über soviel Bewegungsmangel deutlich an.

„Sport ist das einzige Schulfach, das ich nicht leiden kann. Entweder wir rennen oder wir machen Krafttraining. Mal ganz abgesehen von den elenden Ballspielen. Fußball, Basketball, Handball, Volleyball, Federball, Baseball, Lacrosse. Jede Menge Foltermethoden, die nur erfunden wurden, um mich zu quälen.“ Ich hasste Sport. Das einzige Fach, wo ich meine schlechten Leistungen nicht durch lernen ausgleichen konnte, war für mich zum Horrorfach geworden. Da Yuichi ein Auge auf mich geworfen hatte, konnte ich mich nicht mehr in Ruhe umziehen oder duschen. Seitdem er mich einmal nackt gesehen hatte, zog er mich jedes Mal mit Blicken aus. Das war einfach nur erniedrigend. Bei einem Mädchen wäre es ja noch schmeichelhaft gewesen, aber doch nicht bei ihm!

„…Yoga?“, schreckte mich eine Stimme aus meinen Überlegungen. Ich war schon wieder abgedriftet.

„Wie bitte? Sorry, ich war kurz abgelenkt.“

„Ich habe Sie gefragt, ob Sie es schon einmal mit Yoga probiert haben? Das ist eine entspannende Sportart für Seele und Körper.“

„Nein, kein Interesse.“ Der wollte mich doch nicht wirklich für Yoga begeistern, oder?

„Wenn Sie nicht wollen, dann kann ich Ihnen nur dringend empfehlen, dass Sie sich eine andere Sportart suchen. Sie haben kaum Muskulatur und scheinen insgesamt eine etwas schwächliche Konstitution zu besitzen.“ Moment mal! Durfte der so mit mir reden? Wo war denn bitte seine Höflichkeit geblieben?

„Ich mag Sport einfach nicht!“

Daraufhin traktierte er mein Fleisch mit festen Griffen, ohne dass es wirklich schmerzhaft gewesen wäre, aber sanft war er auch nicht. Was hatte ich ihm denn getan? Ich hatte das Gefühl, dass er sauer wäre. Nur warum? Doch nicht, weil ich keinen Sport mochte? Das war eine persönliche Abneigung und ich hatte ja wohl ein Recht darauf, meine eigene Meinung zu vertreten. Durch diese kleine Auseinandersetzung war ich natürlich wieder völlig verkrampft. Das war für ihn jedoch nur ein Anlass mich weiter zu quälen. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen, als er einen Knoten löste. Warum nur hatte ich das Gefühl, es würde ihm Spaß machen, mich leiden zu sehen? Langsam arbeitete er sich an meiner Wirbelsäule entlang und minderte den Druck, um mich nicht ernsthaft zu verletzen. Er hatte wirklich Ahnung von dem, was er da tat. Als er wieder eine Stelle fand, stöhnte ich noch einmal. Mittlerweile hatte er sich nach unten vorgearbeitet und massierte meine Waden und Füße. Dabei fuhr er auch über meine Fußsohlen und ich zuckte zusammen vor unterdrücktem Lachen.

„Kitzlig?“

„Kein Stück“, log ich dreist.

Aber er hatte schnell rausgefunden, dass ich ihm nur etwas vorgemacht hatte. Gnadenlos wurde ich gekitzelt und wand mich auf der Bank.

„Hör auf! Bitte. Ich kann nicht mehr!“

Seine Hände strichen jetzt wieder über meinen Rücken. Überall wo er mich berührte, fing meine Haut an zu kribbeln. Meine ganze Rückseite fühlte sich an, als ob eine Horde Ameisen darüber gezogen wäre. Ich kann nicht sagen, dass das Gefühl nicht angenehm gewesen wäre, aber mich schockierte ein wenig meine Reaktion.

„So, genug jetzt! Ich glaube, ich werde noch mein Abendbrot vertilgen und dann werde ich mich auf’s Ohr legen.“

„Wie Sie wünschen, Suzuki San.“
 

Als ich allein in meinem Bett lag, ließ ich den Abend Revue passieren. Mir war endlich wieder eingefallen, wie der Kerl hieß. Keiji Tachikawa. Der hatte vielleicht Nerven. Seine Stimmungsschwankungen waren mir auf jeden Fall nicht geheuer. Im einen Moment war er die Höflichkeit in Person und im nächsten beleidigte er meinen Körperbau. Was interessierte es ihn überhaupt, wie ich aussah? Das ging ihn gar nichts an, aber als Fitnesstrainer nagte es bestimmt an seinem Stolz, wenn er so etwas Unsportliches wie mich sah. Das musste es sein. Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief ich ein und verbrachte eine traumlose Nacht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luci-Maus
2009-10-05T10:38:22+00:00 05.10.2009 12:38
*schmunzel*

Hab's jetzt geschafft endlich mal mit dem Lesen zu beginnen und wurde gleich mal wieder erinnert, warum ich mir dieses FF vorgemerkt hatte ^^
Das erste Kapi war lustig und hat mir total gut gefallen, ich mag die beiden Charas jetzt schon total gerne und auch wenn ich FF's in Ich-Form eigentlich nicht so unbedingt mag, bin ich hier doch vollauf begeistert -^.^-

*knuddel*
ganz viele Grüßelchens, dat luci-mäuschen ^^
Von: abgemeldet
2009-06-23T11:56:29+00:00 23.06.2009 13:56
Haha suzuki [sorry wenn der name nicht richtig geschrieben ist, kann mir schwer namen merken^^°]
Keji ist cool^^
*lach*
okay ich les die weiter...^.~

hm...

schreibst du mir ne EnS
danke^^

Kairiko
Von: Skeru_Seven
2009-03-21T23:08:06+00:00 22.03.2009 00:08
Ach, endlich mal ein realistischer Junge, der nach hübschen Mädchen Ausschau hält und nicht sofort mit Keiji ins Bett will. Oder sich zumindest innerhalb von einer halben Sekunde in ihn verknallt. Sehr positiv.
Außerdem kein heulendes Etwas mit dem Aufkleber 'Uke' auf der Stirn, aber das ist bei deinen Geschichten zum Glück eh nicht der Fall. :]
Von:  Dreaming
2009-03-06T21:17:05+00:00 06.03.2009 22:17
Eine schöne Geschichte! Gefällt mir sehr gut und ich bin schon mal gespannt, wie es weitergeht ;)

Schrieb bitte PN wenn du das nächste kapi draußen hast :)

LG, Dark


Zurück