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The Greatest Man I Ever Knew

Snape X Harry
von

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Standpauke

"Potter, eine derartige Verantwortungslosigkeit hätte ich dir niemals zugetraut!" Er war noch nicht so wütend, dass ihm die Zornesadern auf die Stirn traten, es war mehr die Enttäuschung, die aus Gawain Robardes sprach.

Zum Glück, war nichts passiert, Neville war wohlauf gewesen, als Harry ihn keuchend auf halbem Weg zurück zu der kleinen Bar abgefangen hatte. Er hatte nur verwundert gefragt, was Harry da geritten habe und schien ein bisschen verletzt.

Doch der Standpauke durch seinen Vorgesetzten hatte er natürlich trotzdem nicht entgehen können.

"Erklär mir, in Merlins Namen, was dich dazu veranlasst hat?" fauchte Robardes und fuhr sich unwirsch durch die Haare.

Harry sah auf und zögerte. Wie könnte er? Er würde mit niemandem darüber sprechen, bevor er nicht selbst anständig darüber nachgedacht hatte, was gestern passiert war.

"Tut mir leid, Sir, aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Es war etwas Privates." Robardes funkelte Harry wütend an. Er wusste, dass man Harry nicht erklären musste, wieso gerade Auroren in der Lage sein sollten Privat- und Berufsleben voneinander zu trennen. Er seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. Harry lehnte sich auf den Schreibtisch seines Chefs. "Sir, es tut mir leid. Ich verspreche, dass sowas nie wieder vorkommen wird!" Robardes sah auf und nickte abgekämpft. "Verdammt, das weiß ich sehr gut Potter! Du bist mein bester Auror, deshalb trifft mich das ja so, dass ausgerechnet du dir so einen Fehltritt leistest. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich dich dafür eine Woche zwangsbeurlauben muss. Ich kann dich nicht bevorzugt behandeln, nur weil du gut bist." Er sah Harry fast entschuldigend an und Harry nickte. "Ich weiß, Sir. Danke, dass Sie kein Disziplinarverfahren aufnehmen." Robardes schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Mach dir mal 'ne ruhige Woche und sortier dich. Ich bin sicher, dass so etwas nicht nochmal vorkommt." Er lächelte Harry müde an und bedeutete ihm damit das Ende des Gesprächs. Harry bedankte sich und verließ erleichtert das Büro. Ein Disziplinarverfahren wäre unangenehm geworden und er danke Merlin dafür, dass sein Chef ihm so wohlgesonnen war.

Harry schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen die kalte Steinmauer des Ministeriums. Kalter Sprühregen benetzte seine Wangen. Harry blickte zum Himmel empor und seufzte. In fünf Tagen würde er Severus treffen und bis dahin hatte er viel Zeit für sich und seine Gedanken.

Ein kalter Windhauch ließ ihn frösteln, so zog er den Mantel enger um sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Er hätte auch über das Flohnetz reisen können, aber er hatte das Gefühl, die kalte Luft würde ihm guttun.

Zuhause angekommen, ließ Harry sich seufzend auf sein Sofa fallen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Seit gestern Abend musste er so häufig an seine Zeit in Hogwarts zurückdenken, dass ihm sein helles Loft in der Londoner Innenstadt total unwirklich vorkam. Sicher, seine Wohnung war modern und gemütlich, aber Hogwarts fehlte ihm plötzlich sehr.Er entschloss sich, einen seiner freien Tage dazu zu nutzen, Hermine zu besuchen, die seit einigen Jahren McGonagalls Lehrstuhl übernommen hatte und in Hogwarts Zauberkunst unterrichtete.

Ohne, dass er es hätte verhindern können, wanderten Harrys Gedanken wieder zu Snape. Und Zaubertrankunterricht. Okklumentik und Nachsitzen, nächtliche Begegnungen auf dunklen Fluren. Harry fuhr sich durchs Haar und stand auf, um sich einen Tee zu machen.

Es war ein seltsames Gefühl, wieder über das hügelige Schlossgelände zu laufen und lachenden Schülern zu begegnen. Fast fühlte sich Harry wieder wie elf, als er nach Hogwarts gekommen war, nichts von der fremden Zaubererwelt und seinem Ansehen ahnend. Alles schien irgendwie verändert und doch altvertraut.

Das große Tor knarzte lauter, als er es in Erinnerung hatte, doch die erfürchtigen Blicke der Schüler waren immer noch die selben. Nur dass heute keine Angst aus ihren Augen sprach. Ein paar ältere Ravenclaw-Mädchen hörte er hinter seinem Rücken tuscheln und kichern, als er die große Halle durchquerte um das Büro seiner Freundin aufzusuchen. Dies war zwar nicht der kürzeste Weg, aber er hatte die heimelige Atmosphäre dort und die verzauberte Decke so lange nicht mehr genießen können.

Staunend wie ein Erstklässler schritt er langsam durch die Halle und genoß das intensive Gefühl der Nostalgie, das ihn durchströmte. Es war bereits alles für Halloween geschmückt und in diesem Zustand hatte Harry die große Halle immer am liebsten gemocht.

Er öffnete die kleine Tür hinter den Lehrertischen, die Snape so oft benutzt hatte, um nach dem Essen ungestört verschwinden zu können. Ein paar gedankenvolle Minuten später stand Harry vor Hermines Bürotür und klopfte zweimal.

"Herein" hieß es von innen und Harry öffnete zögerlich die Tür. Hermine saß hinter einem großen Schreibtisch und schien Tests zu korrigieren. Ihr Haare waren zu einem strengen Knoten am Kopf gebunden, sodass Harry unwillkürlich lachen musste. Hermine sah ihn stirnrunzelnd an. "Warum lachst du?"

"Du näherst dich äußerlich sehr Minerva an..." lachte Harry und ging zu ihr, um sie zu umarmen. Seine Freundin drückte ihn fest und schlug ihm dann scherzhaft auf den Kopf.

"Du bist fies, Harry!" lachend sah sie ihn an. "Es ist schön, dass du da bist..."

Harry nickte, plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz und ihm fiel auf, wie sehr er die umsorgende Art seiner besten Freundin in den letzten Jahren vermisst hatte.

"Wollen wir in meine Gemächer gehen und einen Tee trinken? Ich bitte Dobby, uns Kuchen zu bringen." fragte Hermine und Harry zog eine Augenbraue hoch. "Du bittest einen Hauselfen, dir etwas zu bringen?" grinste er. "Oh Harry, bitte! Er bekommt natürlich jedes Mal etwas dafür, wenn er das tut. Ich behandle ihn wie einen Angestellten. Auch wenn er jedesmal jammert, wenn ich das tue. Ich fürchte, sie werden das mit der Selbstkasteiung nie los..." seufzte Hermine und packte dann ihre Sachen zusammen.

"Nun, was führt dich denn zu mir, ich mag es kaum glauben, dass du einfach so mal deine alten Freunde besuchst", ein verräterisches Zwinkern verriet Harry, dass sie es nicht ernst gemeint hatte, dennoch wallte wieder das schlechte Gewissen in ihm hoch.

"Hermine, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass - okay, gut, du hast mich. Da gibt es tatsächlich etwas, worüber ich gerne mit dir reden würde. Es ist ein bisschen schwierig und..." Harry verstummte und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse Kräutertee, die Hermine ihnen hatte bringen lassen.

Hermine stützte ihren Kopf in eine Hand und sah ihn durchdringend an. Es war seltsam, wie sie sich in den wenigen Jahren verändert hatte. Sie war reifer geworden, strenger und vor allem selbstbewusster. Nur der sorgenvolle Blick, mit dem sie ihn immer betrachtet hatte, war derselbe geblieben. Harry fragte sich unwillkürlich, wie sie ihn selber wohl wahrnehmen würde.

"Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, das Spielchen habe ich lang genug mit dir gespielt"

Harry grinste schief und begann von seiner nächtlichen Begegnung mit Severus Snape zu berichten. Zwischendurch musste er immer wieder unterbrechen um sich zu vergewissern, dass Hermine ihn nicht vor Unglauben vor die Tür setzen würde. Seine Geschichte klang wahrlich nicht sehr wahrscheinlich. Umso schlimmer, dass sie ihm tatsächlich passiert war.

"Und was wirst du nun tun, wirst du hingehen?"

Harry zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, Herm. Klar, ich will, immerhin hab ich das alles angezettelt aber er hat sich so...normal verhalten. Er war genauso kalt und unfreundlich wie früher. Ich weiß nicht, ob ich mir das antun will." Hermine nickte verständisvoll, sie hatte nur erahnen können, wie sehr ihn Snapes Tod mitgenommen hatte, trotzdem wusste sie, dass es so war. Harry war seitdem verschlossen geworden und hatte sich selten gestattet, seine Gefühle zuzulassen. Sicherlich auch ein Grund, weshalb sie beide kaum noch Kontakt hatten.

Wer würde schon gerne an seine Vergangenheit erinnert werden, wenn er eine solche hatte wie Harry.

Sanft legte Hermine ihre Hand auf Harrys Arm. "Harry, du solltest hin gehen. Du weißt doch, wie er ist...gerade DU solltest es wissen. Denkst du nicht, dass du ihm das schuldig bist? Auch wenn er so tut, als würde es ihn nicht interessieren?"

Harry nickte. Schon wenn er daran dachte, Snape wieder zu sehen, spürte er, wie sich Beklommenheit in ihm ausbreitete. Was sollte er ihm sagen? Und wie würde Snape reagieren?

Er seufzte. "Du hast Recht. Ich werd hingehen. Wenn er denn überhaupt kommt. So oder so hab ich ja dich um mich hinterher auszuheulen." lachte Harry trocken. Doch Hermine wusste, dass ihm keineswegs zum lachen war.

Die beiden Freunde unterhielten sich noch eine Weile über die alte Zeit und über ihr momentanes Leben. Doch die Stimmung war gedrückt und Harrys Gedanken wanderten immer wieder zu dem anstehenden Treffen mit seinem totgeglaubten Professor. Er hatte sich ein wenig Ablenkung erhofft, aber im Endeffekt war es nicht Hermines Schuld, dass er seinen Kopf nicht freibekam. Doch er war dankbar für die Unterstützung, die er erfahren hatte.

So verabschiedete er sich bald von Hermine und trat gedankenverloren den Weg zurück in sein Londoner Apartement an.

Schließlich saß Harry an seinem Küchentisch, vor ihm Glas mit Feuerwhiskey und Eiswürfeln. Doch Entspannung schien ihm im Moment nicht möglich. Ein Gedanke hatte sich ein seinem Kopf festgesetzt und er schien nicht gewillt zu sein, Harry bald wieder loszulassen. Immer wieder wanderte sein Blick zur offen stehenden Wohnzimmertür, zu der Nussholzkommode, in deren unterster Schublade seine Vergangenheit in einem kleinen Glasfläschchen auf ihn wartete und ihm in diesem Moment sehr verführerisch erschien.

Harry seufzte, es hatte keinen Sinn. Er würde sich das eh irgendwann antun müssen, warum also nicht jetzt. Mit einem quietschenden Geräusch schob er seinen Stuhl zurück und erhob sich. Vor der Kommode angekommen, zögerte einen Moment und zog schließlich doch die Schublade auf. Bis auf die kleine Phiole, die vorsichtig in Stoff gebettet war, war sie leer. Sie war einzig und allein dazu da, sein Heiligtum zu beherbergen, das Vermächtnis von Severus Snape.

Mit klammen Fingern griff Harry das kleine Fläschchen und betrachtete es. Silberner Nebel waberte darin und sah aus wie an dem Tag, an dem er aus Snapes Schläfe gekrochen war.

Harry betrachtete die Flasche einen Moment, ließ sie Erinnerungen an Snapes Todestag auf sich einwirken. Eine Mischung aus Traurigkeit und Enttäuschung ergriff ihn, für einen Moment dachte er, er müsse darin versinken.

Dann öffnete er eine andere Schublade und förderte eine schwere Steinschale zutage. Es war Albus Dumbledores Denkarium, dass ihm bei seinem Eintritt in die Ausbildung von McGonagall anvertraut worden war. Es war der einzige Gegenstand, den er von seinem ehemaligen Direktor und Mentor besaß und genau wie das kleine Fläschchen mit Snapes Erinnerung hatte er auch diesen gemieden.

Erneut seufzend entkorkte Harry die Phiole und gab die wabernde Flüssigkeit in das Denkarium. Einen Moment zögerte er, dann beugte er sich nach vorne und ließ sich in Severus Snapes Erinnerung gleiten. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange, dann ergab er sich der Vergangenheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Erlkoenig
2012-07-16T16:08:01+00:00 16.07.2012 18:08
Hallo :)
Das ist wirklich eine wundervolle FF! Mir gefällt dein Schreibstil wirklich gut und du bringst alles sehr realistisch rüber! Absolut bewundernswert :)
Ich hoffe inständig die Geschichte wird noch fortgeführt! :)
Liebe Grüße
Erlkoenig
Von:  JustCookie
2011-10-30T09:41:27+00:00 30.10.2011 10:41
wirklich wirklich schön geschrieben…
und ich will auf jedenfall weiterlesen…

Wie wird das Treffen mit Snape ablaufen?

Ich hoffe sehr du schreibst weiter
LG: Emo_chan
( ^ w ^ )Y~
Von:  sasa56
2011-06-21T22:51:42+00:00 22.06.2011 00:51
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56


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