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Stumme Tränen

Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!
von

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Starke Frauen

Yuichi Yamada hatte sich seit dem Tod seiner Eltern nicht so sehr darauf gefreut, nach Hause zu kommen, wie heute Abend. Der Grund? Er hatte endlich ein Zuhause. Sein Zuhause war bei Yuki. Sie hatte es sich zur Aufgabe genommen, seine Nahrungsumstellung zu bewachen und die Wohnung komplett auf den Kopf gestellt. Und heute bereitete sie das Abendessen zu. Die Vorfreude war riesig, als er die Tür öffnete.

„Frau, ich bin da! Was gibt’s zu essen?“

Yuki lächelte ihn vom Herd aus an. „Das wolltest du schon immer sagen.“

Er schmiegte sich an sie. Ja, er war Daheim. „Ich hab so Hunger.“

„Hey, lass das. Ich bin nur das Dessert“, kicherte sie.

„Dann nehme ich das zuerst.“

„Du verdirbst dir nur den Magen. Komm jetzt, ich will nicht, dass es kalt wird. Ich hab Hunger.“

Und hungrig war sie alles andere als nachgiebig.

„Ich zieh mich zuerst um. Ich hasse Hemden.“

Ohne Hintergedanken begann er sein Hemd aufzuknöpfen, bemerkte nicht, dass er plötzlich Yukis komplette Aufmerksamkeit hatte.

„Meine Güte!“

„Was ist?“

Er blickte auf und erstarrte als er den Ausdruck in Yukis gelbbraunen Augen sah. Brennende Lust. Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge.

„Verdammt, lass das“, hauchte sie, ohne den Blick von seinem Oberkörper zu nehmen.

Ihre Berührung war elektrisierend und der Platz in seiner Hose deutlich zu eng.

„Du weißt doch, wie ich nackt aussehe“, raunte er heiser, genoss ihre Hände, die seine Muskeln liebkosten.

„Aber ich steh total auf Männer mit offenem Hemd“, schnurrte sie und presste sich an ihn. „Und du bist definitiv der schönste!“

Und ihre Lippen überwältigten ihn, raubten ihm jeden Willen. Wie eine Raubkatze fiel sie über ihn her. Berauscht presste er sie mit seinem Körper gegen die Wand, ekstatisch rieb ihre Haut gegen seine. Du lieber Himmel, sie schlug ein wie eine Bombe! Dass sie den Verstand verlor, raubte ihm seinen und er ließ sich von ihrem reißenden Feuer verbrennen.

„Verdammt, Yuichi!“, stöhnte sie. „Vergiss das Embargo!“

Und wie er das vergaß. Doch das Schicksal hasste ihn, den plötzlich knurrte Yukis Magen laut und deutlich auf. Und die Lust in ihren Augen verschwand. Yuki war hungrig im Ausnahmezustand.

„Oh nein“, jammerte er. „Nicht jetzt!“

„Doch, jetzt!“ Sie drückte ihn weg. „Fast geschafft, Yamada. Aber nur fast. Schau nicht so, du hast doch Hunger.“

„Auf dich!“

„Ich will erst etwas essen.“

„Und dann?“

„Nein.“

Yuichi seufzte ergeben. Fast. Aber daran war nichts zu machen. Yuki war hungrig unerträglich und er wollte sie wild und willig. Aber jetzt wusste er, womit er sie garantiert rum bekam. Einfach nur das Hemd nicht zuknöpfen. Hätte er das früher gewusst!

Hastig zog er sich ein T-Shirt über und setzte sich zu ihr. Sie hatte sich aber wirklich Mühe gegeben und es war köstlich!

„Oh, dafür, dass du gekocht hast, schmeckt es gut.“

„Dafür, dass du bekocht wurdest, putzt du die Küche“, lächelte sie.

„Du musst das letzte Wort haben, Süße?“

„Ich hab‘s im Mund, du in der Hose.“

Sie lachte herrlich dreckig, als er sich am Bissen verschluckte. Niemand konnte Yuki die Stirn bieten.

„Woher hast du dein dreckiges Mundwerk“, grinste er zurück.

Sie lehnte die Stirn gegen seine. „Weißt du, ich hatte dich als Vorbild.“

„Zum Glück hast du dir nicht meine Kochkünste abgeschaut. So fühlt sich das an, was ich mir immer gewünscht habe.“

„Bekocht zu werden?“

„Nein, ein normales Leben mit der Liebe meines Leben.“

„Pfui, hör mit dem Kitsch auf!“

„Gib‘ s zu, du liebst es.“

„Und wie. Halt jetzt die Klappe und iss!“

Noch mehr liebte sie sein leises, triumphales Lachen.

„Dessert“, fragte er nach dem Essen und mit diesem spitzbübischen Grinsen, das sie so liebte.

„Wenn wir die Küche sauber haben. Ich hasse Unordnung!“

Selbst putzen und spülen machte Spaß mit ihr.

„Zufrieden?“, schloss er sie in seine Arme, als alles blitzeblank war.

„Ja, je sauberer die Flächen hier sind, desto mehr Platz haben wir für das Dessert.“

Sein Mund wurde wässrig. „Also kann ich jetzt naschen?“

Sie entwand sich ihm geschickt und reichte ihm einen Apfel.

„Ist das dein ernst?“

„Du kannst auch eine Banane haben“, lächelte sie fies. „Yui-kun, dir ist der Ernst der Lage gar nicht bewusst. Kein Zucker, kein Fleisch, kein Alkohol.“

Sein Kopf fuhr hoch. „Kein Rotwein?“

„Nein.“

Oh. Das hatte er nicht bedacht. Er konnte nicht ohne Rotwein. Es war jeden Abend zwar nur ein wenig, aber er brauchte es. Erschüttert ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.

„Trink Wasser.“

Sie meinte es ernst, denn sie füllte ein Glas mit popeligem, stinkgewöhnlichem Leitungswasser.

„Heute bist du besonders witzig.“

Sie wusste, wie schwer es ihm fiel und sie nahm es sich zur Aufgabe, es ihm leichter zu machen.

„Hast du Durst?“

„Ähm…ja…“

Was war denn jetzt los? Er kannte diesen Gesichtsausdruck.

„Gut, ich weiß wie Wasser besonders süß schmeckt.“ Ehe er sich versah, schwang sie sich auf seinen Schoß. „Hände brav da unten lassen“, verlangte sie, doch ihre Pupillen weiteten sich und auch ihr Atem wurde schneller.

„Was hast du vor?“, flüsterte er und er wusste wie scharf sie sein Flüstern machte.

Ohne die Augen von seinen zu nehmen, nahm sie ein Schluck Wasser. Ihre vollen Lippen glänzten feucht und er krallte die Finger in ihren runden, festen Po.

„Schönheit… Weißt du, wie heiß du mich gerade machst?“

Sie fuhr mit der Hand in sein Haar, zog sanft seinen Kopf nach hinten und senkte die Lippen auf seine. Kühl floss das Wasser von ihrem Mund in seinen. Zuckersüß und unwiderstehlich. Sein komplettes Blut verabschiedete sich südwärts. Nie hatte er etwas Süßeres getrunken.

Ihre Augen glühten. „Mehr?“

So viel Verheißung in diesem einen einzigen Wort. Er konnte nur nicken. Sein Verstand war fort. Betört und berauscht von ihr, ließ er sich willenlos verführen.

Dieselbe langsame, sinnliche Prozedur. Das kühle Wasser, ihre feuchten, heißen Lippen. Und jeder Kuss wurde unerträglicher. Bis der Durst gestillt war, aber die Lust ungebändigt brannte.

„Mehr!“, verlangte er heiser

Sacht sog er ihre Unterlippe zwischen seine Zähne, sie stöhnte leise auf. Und die Zurückhaltung brach zusammen. Sie umschlangen sich, verschlangen sich, aufgeheizt, gereizt von der sinnlichen Folter.

„Himmel, Yuichi“, stöhnte sie auf, als seine Hände unter ihr Kleid und ihren erhitzten Körper hinauf glitten.

„Selber schuld. Jetzt will ich Nachtisch!“

„Ja!“, krallte sie die Hände in sein Haar und stürzte ihn in das brennende Inferno ihrer Lust.

Schrill läutete plötzlich ein Handy.

„Wenn es Fifi ist, bringe ich ihn um“, knurrte Yuichi.

„Es ist meins“, sagte Yuki schwer atmend.

„Dann ist es egal.“

„Yui-kun, ich will es ausmachen!“

„Warum gehst du jetzt ran?“, beschwerte er sich.

„Hey, Lukas, was ist los?“

Lukas? War das nicht der Deutsche, in dessen Karateschule sie arbeitete?

„Jetzt? Nein, vergiss es!“

Er verstand kein einziges Wort Deutsch, doch er wusste, der Abend war gelaufen.

„Ich weiß, ich bin dir was schuldig. Aber muss ich wirklich einspringen? Kannst du den Kurs nicht einfach absagen? Mann, du Halbdackel, ich will nicht! Hast richtig gehört, du alter Schwabe, du bist ein Halbdackel! Warum? Weil ich auch ein Privatleben habe und nicht springe, wenn du pfeifst!“ Ihre Stimme wurde immer wütender und lauter. „Ja, du gehörst nicht zu meinen Prioritäten. Heul halt! Okay, ich bin unterwegs, aber ich hasse dich. Bis gleich, Arschloch!“

„Nein“, schmollte Yuichi.

Sie erhob sich von seinem Schoß, ehe er sie festhalten konnte und sammelte sich. Sie war richtig zornig.

„Ein Kollege hat sich gerade krank gemeldet. Ich muss denn Kurs jetzt übernehmen“, war ihre zensierte Version.

Mit funkelnden Augen und geschwollenen Lippen sah sie so hinreißend aus.

„Yuichi, hörst du mir überhaupt zu?“

„Ja, mir passt nur nicht, was du da sagst. Wieso ruft er nicht eine deiner Schwestern an?“

„Yoko ist am Set und Yami geht mit Aryan aus. Ich geh mich schnell umziehen.“

„Nein, er steht auf dich!“

„Kannst du es ihm verdenken?“, grinste sie ihn an, während sie im Schlafzimmer verschwand.

Überhaupt nicht. Aber er wollte sie jetzt nicht hergeben. Sie brachte ihn um Sinn und Verstand und ließ ihn dann so eiskalt fallen. Nein, nicht mit ihm! Dann musste er härtere Geschütze ausfahren. Wozu hatte sie denn eine Schwachstelle? Oh, diese Nacht würde ihm gehören. Sie hatte ihn viel zu sehr gereizt, ein Zurück gab es nicht mehr. Er wollte sie, alles andere war ihm völlig egal!

Yuichi trat ohne anzuklopfen ins Schlafzimmer und lächelte Yuki an, die vorm Spiegel stand. Ihr Kleid hatte sie gegen eine Sporttop und eine sehr kurze Sporthose ausgetauscht. Und seine Hormone liefen wieder auf Hochtouren. Wie könnte der Karatelehrer da nicht schwach werden?

„Was für ein schöner Anblick“, schwärmte er. „Ich liebe mein Spiegelbild!“

Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite, doch er schnappte sich ihren Lippenstift, den sie gerade auftragen wollte.

„Du gehst zum Training, wozu schminkst du deine Lippen?“

„Du bist nicht der einzige Mann, der vollgeschmierte Lippen nicht küssen mag“, erklärte sie. „Das ist ein Schutz und eine klare Ansage. Geschminkte Lippen sind ein eindeutiges Zeichen, dass Küsse nicht erwünscht sind.“

Er schlang die Arme fest um sie und schmiegte sich an ihren Rücken. „Und sind meine Küsse erwünscht?“ Er vergrub die Nase in ihrem Haar. Seine Fingen streiften das schützende Halstuch ab.

„Warum trag ich bei dir wohl kei… nen?“

Ihre Stimme überschlug sich als sein heißer Atem ihren Nacken traf. Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Verdammt sei Inuyasha, aber er hatte Recht!

„Es tut mir wirklich leid, Liebling. Aber ich muss jetzt los.“

Er lockerte seinen Griff so weit, dass sie sich zu ihm umdrehen konnte, um in das strahlende Blau seiner Augen einzutauchen. Ihr Puls begann zu rasen, immer wenn er sie so ansah.

„Nein hab ich gesagt. Schau nicht so!“

„Du hast mich bis aufs Äußerste gereizt. Ich will dich jetzt.“

„Vergiss es! So leicht bin ich nicht zu haben.“

Sie wirbelte herum, doch er packe sie und schmiegte das Gesicht in ihr seidiges Haar.

„Bleib nur kurz“, flüsterte er.

Nur, bis er etwas ausprobiert hatte. Sie wollte widersprechen, doch sein Atem an ihrem Nacken ließ sie wanken. Sanft lehnte er sein Gesicht an ihres, seine Lippen berührten ihren Hals kaum. Ihr Atem ging schneller, ihre Brust bebte.

Hauchzart küsste er ihre rasende Halsschlagader. Yuki schloss die Augen und seufzte. Sie liebte das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut. Wieso wehrte sie sich nicht? Es wird garantiert nicht bei diesen sanften Berührungen bleiben. Aber das war traumhaft! Als er nicht aufhörte, sie zu küssen, sacht wie ein Windhauch, öffnete sie die Augen.

„Bitte, Liebling, nicht mein Hals. Bei dir fühlt es sich so schön an.“

„Du bist da sehr empfindlich“, streichelte der Hauch seiner Stimme ihre Haut.

„Ja, ich hasse es, da berührt zu werden“, seufzte sie. „Es ist widerlich. Aber bei dir…“

„Ja?“

„Hey, du weißt, wie schön es ist! Du willst mich verführen!“

„Ja“, raunte er an ihrem Hals und biss zärtlich hinein.

„Oh Gott!“, schrie sie auf.

Blitze jagten durch ihren Körper, ihre Knie knickten ein. Heiß fuhr es ihm in die Lenden. Sie war dort empfindlicher, als er es zu träumen wagte. Himmel, ihr Hals war unendlich zart und duftete betörend.

Wenn er jetzt nicht aufhörte, sie zu küssen... Doch ihr heiseres Stöhnen schaltete seinen Verstand aus. Und erst ihr Geschmack!

„Nein! Yui-kun, nei- Himmel, ja!“

Yuichi verfiel in diesen Rausch. Lust war schlagartig zwischen den beiden ausgebrochen und drohte sie zu überwältigen. Mizu war nicht Herrin ihrer Sinne. Seine Lippen, seine Zähne und- oh Gott, seine Zunge- gaben ihr den Rest. Alles war vergessen, alles war egal. Er! Nur noch er!

Sie drehte sich um, zog ihm mit einem kräftigen Ruck das Shirt aus und eroberte seine Lippen mit all der Gier, die in ihr erwacht war. Gemeinsam landeten sie auf dem Bett. Er presste sie fester an sich, gefangen in diesen Strudel aus Lust und Verlangen.

Voll Begierde fielen sie übereinander her. Keuchend, stöhnend, seinen Namen schreiend, verlangte sie alles von ihm und es gab kein Zurück mehr. Endlich. Gott, endlich!

Wäre da nicht eine kleine Sache. Das stete Hämmern an der Tür.

„Nein“, knurrte er und richtete sich auf. „Das ist jetzt nicht wahr!“

Dieser Abend war verflucht!

„Ignorier es!“ Yuki riss ihn wieder an sich. „Ich kann nicht mehr, ich will dich jetzt, Yuichi!“

„Ja, du bist mein!“

„Yuichi Yamada! Ich weiß, dass du da bist. Wir haben eine Termin!“

„Nein, Liebling! Fabien geht bestimmt gleich.“

Yukis Verlangen war sein Untergang. Selbst wenn er hätte widerstehen wollen, er konnte es nicht.

„Yuichi! Komm jetzt endlich! Mach sofort auf, oder ich trete die Tür ein!“

„Fabien, ich reiß dir den Kopf ab!“, öffnete Yuichi brüllend die Türe.

Sein Manager wich erschrocken zurück. „Wir müssen-“

„Ich weiß, was wir müssen! Verpiss dich!“

„Yui-kun, beruhige dich“, erschien Yuki neben ihm.

Ihr überwältigter Verstand war wieder glasklar. Sie richtete sich gerade ihre zerzausten Haare und reichte Yuichi sein T-Shirt. Fabien ging ein Licht auf.

„Oh, ich störe?“

Yuichis Blick hätte ihn töten können, doch Yuki zuliebe beherrschte er sich.

„Nein, ich muss zum Karate. Und du, nimm deine Arbeit endlich ernst.“

Seine verfluchte Arbeit! Das hatte sie ihn völlig vergessen lassen. Er sah in ihr bezauberndes, gerötetes Gesicht und küsste ihre geschwollenen Lippen.

„Ich will nicht gehen.“

„Ich will auch nicht, dass du gehst. Aber du musst. Und so lange lenke ich mich ab.“

„Ich beeile mich, Schönheit.“

„Ich warte auf dich, Liebling.“

„Du beeilst dich nicht“, korrigierte Fabien. „Wir haben genug zu tun.“

„Wenn dir dein Leben lieb ist, hältst du ab jetzt den Mund, Fabien! Und du fährst“, warf er ihm die Wagenschlüssel zu.

„Ich? Pourquoi?“

„Weil ich sonst die Beifahrerseite gegen den nächsten Baum prallen lasse. Voilá pourquoi!“
 

„Ich danke dir vielmals für das Interview“, bedankte sich die Reporterin sehr herzlich bei Yuichi.

Seine Gedanken waren aber wo anders und das schon das gesamte Interview über. Das war so eindeutig, ihre weiblichen Antennen spürten das. Der Kerl hatte seine atemberaubenden, meerblauen Augen kein einziges Mal auf ihren monströsen Vorbau gerichtet. Und dabei hatte sie extra wegen ihm keinen BH angezogen. Wenn sie nicht wüsste, dass er hetero war, würde sie es nicht glauben. Seine Freundin schien ihn wirklich in der Hand zu haben. Er hatte ihr die ganze Zeit ins Gesicht gesehen, jede ihrer Fragen freundlich und witzig beantwortet. Nicht eine winzige Spur von Nervosität oder Interesse, die jeder Kerl zeigte. Jeder Kerl, der ihre zur Schau gestellte Weiblichkeit wahrnahm. Dieser Kerl hier war anders und sie wollte ihn haben. Scheiß auf Treue, scheiß auf seine Beziehung! Er solle ihr gehören. Eine Nacht nur, aber diese harte Nuss würde sie knacken! Nur damit ihr nicht einer sagen konnte, dass ihr jemand widerstanden habe.

Sie zog ihn dezent näher zu sich- Himmel, duftete er gut!- und senkte leicht die Wimpern. Er reagierte nicht, er berührte sie auch gar nicht.

„Ich habe noch etwas Zeit, mein Lieber. Kennst du das neue französische Bistro gleich um die Ecke?“

„Nein, ist es denn gut?“

„Meine Schwester hat es kürzlich eröffnet“, schnurrte sie. „Jeder mit erlesenem Geschmack sollte es kennen.“

„Dann werde ich unbedingt mit Mizu mal hingehen. Sie hat eine Schwäche fürs Französische. Danke für den Tipp.“

Sie hielt ihn fest und senkte die Stimme zu einer samtigen Tonlage, die bisher jeden Mann scharf gemacht hatte.

„Non, chéri, du verstehst nicht ganz. Der Laden gehört meiner Familie. Lass mich dich auf einen Drink einladen.“

Er lächelte freundlich. „Non, merci. Ich trinke keinen Alkohol.“

Ein letzter Versuch!

„Du bist doch Mechaniker, mein Hübscher.“

„Das war eine Filmrolle“, korrigierte er nun etwas irritiert.

„Aber du kennst dich mit Autos aus. Ich habe ein Problem mit meinem.“

Und sie hatte ihn an der Angel. „Was für ein Auto?“

„Ein blauer Mitsubishi.“

Er grinste in sich hinein. „Modell, Baujahr, Diesel oder Benziner? Vergiss es, wo liegt das Problem?“

Sie rückte näher an ihn ran. „Er fährt so schlecht an, bockt und piepst. Kannst du ihn dir bitte mal ansehen?“

„Blinkt ein Lämpchen auf dem… also hinter deinem Lenkrad wo der Geschwindigkeits- und der Drehzahlmesser sind?“

Er beugte sich näher zu ihr, sah ihr in die Augen. Kribbelnd heiß fuhr es ihr in den Nacken. Wie sein Atem duftete!

„Ja, ein rotes Licht blinkt.“ Sie konzentrierte sich aufs Sprechen.

„Wie sieht es aus?“

„Ein Kreis…“ Ihr Mund war trocken, ihr Puls begann zu rasen.

Seine Stimme senkte sich zu einem erotischen Flüstern. „Ist ein Ausrufezeichen im Kreis?“

„Ja“, schlang sie siegessicher die Arme um seinen Nacken. „Du bist ein Genie, mein Held!“

Ehe sie ihn küssen konnte, löste er ihre Arme und unterdrückte nur schwer ein Lachen.

„Lös einfach deine Handbremse und dein Auto fährt problemlos weiter. Meld dich, wenn du sie nicht lösen kannst. Au revoir.“

„Was hast du mit der Reporterin gemacht?“, entrüstete sich Fabien nur wenige Momente später im Auto. „Hast du sie grob abgewiesen?“

„Ich hab sie weder abgewiesen noch war ich grob. Sie hat Probleme mit ihrem Wagen. Sehr große Probleme.“

„Von wegen“, schüttelte Fabien fassungslos den Kopf. „Sie hat einen Vorwand gesucht!“

„Vorwand? Wofür?“

„Yuichi, bist du heute blind und blöd?“

„Pourqoui?“

„Yuki muss dich völlig benebelt haben.“

„Was hat das jetzt mit Yuki zu tun?“

„Das zu Beispiel!“, rief Fabien auf. „Du sprichst Französisch mit mir! Ich versuche dir seit 10 Jahren auch nur ein einziges Wort beizubringen und Yuki braucht keinen Monat und du trällerst wie ein gebürtiger Pariser.“

„Yuki ist eine gute Lehrerin. Und was hat das mit der Reporterin zu tun?“

„Die Reporterin hat den ganzen Abend schon verzweifelt versucht dich anzumachen. Du hast es nicht mal bemerkt. Normalerweise hättest du deine Augen nicht aus ihrem Ausschnitt kriegen können.“

„Du meinst diese Mutanten-Brüste? Die riesigen Dinger sind echt nicht mehr schön. Ich musste die ganze Zeit an eine zu lange nicht mehr gemelkte Kuh denken.“

Fabien musste die Augen mit Gewalt auf die Straße heften.

„Du liebst Yuki.“

„Natürlich liebe ich Yuki. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

„Weil es an Yuki liegt, dass ich dich Schwerenöter kaum wieder erkenne. Die Reporterin hatte einen Vorbau von der Größe einen Kapelle. Sie hat dich pausenlos angeflirtet und du hast nichts bemerkt. Seit du Yuki hast, scheinst du Frauen gar nicht mehr wahrzunehmen.“

„Warum auch? Niemand ist beachtenswert neben Yuki. Oder gefällt dir die Silikonbombe etwa besser?“

„Besser als Yuki? Niemals! Ich weiß doch selber, wie sehr sie einen verzaubern kann. Mich und dich.“

Das hatte sie. Yuichi sprang vor Ungeduld schon fast aus dem Wagen, bevor Fabien angehalten hatte. Doch die Wohnung war leer. Sie würde bald kommen. Solange würde er seine große Schwester anrufen, um sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu trösten. Oder um wenigstens herauszufinden, was Inuyasha angestellt hatte..

„Na, Nee-chan, ich wollte nur wissen wie es dir geht?“

„Gut, Danke.“

Oh-oh. „Was hat Inuyasha angestellt?“

„Nichts.“

„Ich komme zu dir.“

„Nein, der Plagegeist kommt jetzt nicht her!“

„Er kann herkommen, wann immer er will!“

Yuichi legte auf und eilte zu seinem Wagen. Bevor er losfuhr, rief er noch Yuki an.

„Ja, Liebling?“

Ihm gefiel nicht, dass sie völlig außer Puste war. Immerhin war er nicht der Grund.

„Inuyasha hat anscheinend wieder Mist gebaut. Ich gehe Nee-chan trösten. Soll ich noch schnell auf dich warten?“

„Nein, ich komme nach. Bin jetzt erst fertig. Hatte nur noch einen kleinen Übungskampf mit Lukas. Ich dusche noch kurz und komm dann zu Aani. Aber wir halten uns nicht lange auf, ja?“

„Schönheit, nichts kann mich aufhalten.“

Lachend legte Yuki ihr Handy zurück in ihre Sporttasche.

„Wer war das denn?“, wollte ihr Lehrer wissen. „Du kicherst wie ein verliebtes Schulmädchen.“

„Ich bin auch wie ein verliebtes Schulmädchen“, hauchte sie. „Das war mein Freund.“

„Dein was?“

„Mein Freund. Die Liebe meines Lebens.“

Lukas weiches Gesicht entgleiste ihm. Und Yuki erkannte zu spät ihren Fehler. Erst, als Lukas Faust in ihren Magen krachte.
 

Inuyasha war seltsamerweise gar nicht wütend, Yuichi zu sehen. Er musste etwas wirklich Schlimmes angestellt haben, denn die Atmosphäre war so drückend, dass es der japanischen Frohnatur schon fast aufs Gemüt schlug.

Inuyasha deutete nur in die Küche. Anjaani war anscheinend dabei, einen Jahresvorrat an Essen zu kochen.

„Hast du Hunger, Chi-chan?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen.

Er griff nach ihren geschäftigen Händen. Erschöpft war sie und bitter enttäuscht.

Mit stockendem Atem ließ sie sich in seine Arme ziehen. Es war traumhaft, ihr Körper an seinem und doch fehlte etwas. Etwas, was er nur bei Yuki fühlte. Ja, Anjaani war eindeutig wie eine Schwester. Das begriff auch sein Körper.

„Wo kommen diese blauen Flecken her?“

„Von Zuma“, schluchzte sie, ohne ihn anzusehen. „Inuyasha hat ihm gesagt, dass…“

Ihre Stimme brach, doch Yuichi begriff.

„Zuma raste vor Eifersucht.“

„Er hat wirklich damit angegeben, dich rumgekriegt zu haben?“

Sie nickte nur.

Wütend trafen seine eisblauen Augen Inuyasha. „Hast du sie nicht mehr alle? Was hast du dir denn dabei gedacht?! Anscheinend gar nichts, wie immer!“

Inuyasha drehte sich beleidigt weg.

„Und du machst dich über mich lustig?“, lachte er verächtlich auf. „Du mieser Verräter, ich bin mehr Mann als du!“ Er nutzte es aus, dass Inuyasha sich nicht traute auszurasten. „Du bist ein saublöder-“

„Hör auf, Chi-chan“, bat Anjaani müde. „Ich möchte nicht mehr darüber reden.“ Sie lehnte sich an seine Schulter.

Er sah sich in der Küche um. „Was treibst du da eigentlich, Nee-chan?“

Sie nahm gerade einen Topf vom Herd. „Ich bereite dein Mittag- und Abendessen für Morgen vor. Außerdem noch einige Suppen, Brotaufstriche, und noch mehr, was man aufheben kann. Und weil ich weiß, wie sehr du Eiscreme liebst, mache ich grad eine, die du essen darfst.“

„Das ist alles für mich?“

Sie packte gerade das Eis in die Gefriertruhe.

„Chi-chan, ich liebe dich. Es ist mir wirklich wichtig, dass es dir gut geht.“

Er riss sie an sein Herz und küsste gerührt ihren Scheitel.

„Mademoiselle Luna, habe ich dir je gesagt, wie toll du bist? Du darfst dich niemals verändern, bleib so wundervoll, wie du bist! Sag mal, ist Sex eigentlich auch verboten?“

Sie blickte errötend zu ihm hoch, Inuyasha linste misstrauisch in die Küche.

„Nein, ganz im Gegenteil. Je mehr, desto besser.“

Das überraschte beide Männer.

„Schau nicht so“, beschwerte sie sich. „Ich weiß, wie gut das der Psyche tut. Die Glückshormone sind heilsam für den Körper. Ist das der Grund, warum du grad so glücklich bist?“

„Wie kommst du darauf?“

„Von deinem dämlichen Grinsen wird man ja geblendet“, knurrte Inuyasha.

„Hai, Yuki ist der Grund. Nee-chan, du bist müde.“

„Ich bin ja schon fertig. Ich muss nur die Sachen für dich einpacken, damit du sie mitnehmen kannst. Und die Küche aufräumen.“

„Später, du ruhst dich jetzt aus.“

Er führte sie zum Sofa. Auf dem anderen hockte ein mürrischer Hundedämon.

„Ich hatte nur eine anstrengende Auseinandersetzung mit Zuma“, seufzte sie. „Manchmal wünschte ich, ich könnte mich so gut wehren, wie die Drillinge.“

„Dann mach auch Kampfsport. Yuki ist gerade beim Karate. Und du hattest Recht“, sagte er zu Inuyasha, der mitansehen musste, wie er Anjaani den Arm um die Schulter legte und sie das Gesicht an seine Brust schmiegte. Aber verhindern konnte der Hanyou es nicht. Yuichi wusste das ganz genau.

„Womit hatte er recht“, wunderte sich Anjaani.

„Mit Yukis Hals. Ach, Nee-chan, es war so schön! Sie hat endlich losgelassen und sich mir anvertraut.“

Das war die Wortwahl, die Anjaani nicht abschreckte.

„Und was hat euch gestört? Sonst säßest du jetzt garantiert nicht bei mir.“

„Fifi kam dazwischen. Ich hatte doch dieses Interview.“

„Er heißt Fabien“, tadelte sie sanft. „Und du bist bestimmt ausgerastet.“

„Etwas“, lächelte er. „Für den Fall der Fälle, dass er nochmal stört, Inuyasha, bringst du mir bei, wie man jemandem schnell und effektiv den Kopf abreißt?“

„Yuichi!“

„Der macht doch nur Spaß.“

„Nein, tut er nicht“, entsetzte sich Anjaani. „Das ist nicht lustig!“

„Und wo muss man treffen, damit der andere sofort bewusstlos wird?“

„Das kann ich dir genau zeigen. Also-“

„Chi-chan möchtest du einen Milchshake?“, unterbrach Anjaani das Männergespräch.

„Ich darf Milch trinken?“

„Mandelmilch“, verbesserte sie und machte sich wieder in der Küche zu schaffen. „Inuyasha? Du willst Kuhmilch?“

Inuyasha nickte nur. Die Wärme in ihrer Stimme fehlte. Eine kalte Anjaani war pure Folter.

„Kein Saajan?“, sah ihn Yuichi fragend an.

„Daran siehst du, wie sauer sie ist“, seufzte er leise.

„Und der Meister weiß keinen Rat?“

„Kommt Zeit, kommt Rat“, murmelte er geheimnisvoll. „Und beim Nervenzwerg hatte ich recht?“

„Natürlich hattest du recht. Sie ist viel empfindlicher, als ich dachte.“

„Du weißt, was ein Vampirbiss auslöst?“ Die Bernsteinaugen spickten vorsichtig zur Küche.

„Einen Orgasmus“, nickte Yuichi ebenso leise.

„Yukis Hals ist ganz genauso empfindlich. Nutz es im richtigen Moment aus. Jetzt wird sie sich dir garantiert nicht mehr verwehren.“

„Du hast es wohl nie schwer gehabt mit den Frauen, was?“

„Genauso wenig wie du.“

„Nein. Aber bei Aurora würde ich kläglich scheitern.“

„Weil sie in dir einen Bruder sieht.“

„Außer die Schwäche für dich, hat sie solch eine Schwachstelle?“

„Vergiss es!“

„Also weißt du es.“

„Sie tötet mich, wenn ich dir das sage!“

„Komm schon, ich verrat es nicht. Was ist ihre Schwachstelle?“

„Meine Brüste!“, knurrte Anjaani und knallte die Gläser auf den Tisch.

Beide zuckten schuldbewusst zusammen.

„Seid ihr jetzt endlich fertig?“

„Entschuldige, Nee-chan. Ich war nur neugierig.“

„Frag deinen Cousin, wenn du das unbedingt wissen willst. Er müsste genau im Bilde sein.“

Sie stürmte in die Küche zurück.

„Oh, du hast ordentlich Mist gebaut!“

„Und wie. Ich vermisse schon fast die Nervensägen.“

„Yoko ist am Set. Wo sind eigentlich unser General und seine Prinzessin?“

„Aryan hat frei.“ Das sagte alles.

„Wie willst du das bei Nee-chan jetzt wieder gut machen?“

„Das lass meine Sorge sein. Kümmere du dich um deine Freundin. Müsste sie nicht längst hier sein?“

„Eigentlich schon.“

„Ruf sie an, ich hab kein gutes Gefühl“, sagte Anjaani plötzlich.

An ihr Telefon ging sie aber nicht ran.

„Wenn sie fährt, geht sie nicht an ihr Handy, Nee-chan.“

„Nein, Chi-chan. Etwas ist nicht in Ordnung.“

„Sie hat nur noch etwas mit diesem Lukas trainiert.“

„Lukas? Oh nein, sie glaubt mir nicht, dass er es auf sie abgesehen hat. Chi-chan, der Kerl ist ein Ungetüm! Mist, ich hab ein mieses Gefühl!“

Yuichi ließ sich von Anjaanis Unruhe anstecken. „Aurora, hör bitte auf. Du machst mich nervös.“

„Yuichi, ihr ist etwas zugestoßen. Lukas hat ihr garantiert etwas angetan.“

Er wurde leichenblass. „Wie bitte? Du scherzt!“

„Ich scherze nicht. Geh sie abholen“, bat Anjaani. „Bitte, schnell! Und du, Inuyasha, begleitest ihn.“

„Beruhigt euch, sie kommt gerade“, sagte Inuyasha mit zuckenden Ohren.

Yuichi fiel ein Stein vom Herzen und sein Gesicht erstrahlte. Endlich hörte er das Knacken eines Schlüssels im Schloss. Doch seine Freude verflog fast sofort. Außer Atem, zerzaust und nass betrat Yuki die Wohnung. Sie sah nicht aus, als würde es ihr gut gehen. Erleichterung trat in ihr Gesicht, als sie Yuichi entdeckte und brach auf dem Boden zusammen.

Erschrocken sprang er auf, doch so schnell wie Iuyasha reagierte niemand. Er war bei ihr, bevor Yuichi blinzeln konnte.

„Damn it, geht es dir gut?“ Er half ihr auf, doch sie schüttelte ihn ab.

„Nein“, wehrte sich Yuki schwach.

„Du siehst aus, als wärst du verprügelt worden!“

Übelkeit machte sich in Yuichis Magen breit.

„Hey, Zwerg! Was ist passiert?“

„Ich will nicht… lass mich los.“

„Inuyasha, lass sie los“, sagte Anjaani.

Inuyasha ignorierte das. „Du bist total geschwächt.“

„Fass mich nicht an!“

„Du kannst nicht einmal selber stehen!“

„Könnt ihr Kerle nie ein Nein verstehen?!“

Mit aller Kraft die sie noch besaß, rammte sie Inuyasha ihren Ellenbogen in den Magen und schleuderte ihn mit einem geschickten Griff zu Boden.

„Pfoten weg, verdammt! Ich hab es satt, dass ihr immer an mir rumgrapschen müsst!“

„Schönheit“, trat Yuichi sanft an sie heran, unsicher, ob er nicht gleich neben Inuyasha landen würde.

„Liebling!“ Sie warf sich in seine Arme, ihr ganzer Körper zitterte wie Espenlaub. Lieber Himmel, was war passiert?

„Was ist passiert?“, erschienen Aryan und Yami in der Tür, beide schick angezogen und ausgehfertig.

„Häschen“, erschrak Yami. „Yui-chan, was hat sie?“

„Sie hat Inuyasha umgenietet.“

Mehr wusste er nicht, er war selber ratlos und führte Yuki zum Sofa, doch sie klammerte sich an ihm fest. Er barg sie sicher in seiner Umarmung. Jetzt sah er die ganzen blauen Flecken, die ihre Schultern bedeckten. Aryan gebot den anderen, den Mund zu halten.

„Sie muss erst zu sich kommen“, erklärte er.

„Halt sie einfach nur fest, Chi-chan“, flüsterte Anjaani warm. „Sie redet von selber, wenn sie soweit ist.“

„Hey“, knurrte es vom Boden. „Sorgt sich niemand um mich?“

„Tu nicht so“, beschwerte sich Yami. „Du bist nur beleidigt, weil sie sich von dir nicht anfassen lässt.“

Diese Tatsache würde Yuichi unglaublich freuen, wenn die Situation nicht so ernst wäre. Etwas richtig Schlimmes musste passiert sein. Etwas, womit seine starke Freundin nicht zurecht kam und nun Schutz bei ihm suchte. Sanft legte er die Hand an ihr Gesicht und sie entspannte sich ganz und gar.

„Hast du Schmerzen?“, erkundigte sich Yami.

Jeder Knochen tat ihr weh, aber das würde sie niemals zugeben. „Lukas war heute ziemlich grob. Ich will von niemandem mehr angefasst werden“, murmelte sie leise. „Ich ertrage keine Berührung.“ Und klammerte sich fester an ihn.

„Du wurdest gegen deinen Willen angefasst“, erkannte Aryan.

„Vergewaltigt.“

„Was?!“ Erst blieb Yuichi das Herz stehen, dann überkam ihn siedend heiße Wut.

„Mein Gott!“ Yami presste sich die Hände vor den Mund. Inuyasha fluchte erschrocken und Anjaani musste sich setzen.

„Er hat es nicht zu Ende gebracht…“

Die Runde starrte sie sprachlos an. „Das zählt trotzdem als sexuelle Nötigung“, sagte Aryan ernst.

„Wer?“, schaffte es Yuichi nur auszupressen.

Seine Kiefer schmerzten vor Anspannung und unterdrücktem Zorn. Sie barg das Gesicht noch immer an seiner Brust.

„Wir müssen uns ein neues Dojo suchen.“

„Lukas?“, entsetzte sich ihre Schwester. „Er ist stärker als du!“

„Sehr, sehr viel stärker“, murmelte sie im Schutz seiner Arme. „Er war sauer, als ich ihm sagte, dass ich einen Freund habe.“

„Ich hab dir gesagt, er steht auf dich“, meinte Yami.

„Niemand steht auf mich, wenn er dich kennt“, widersprach Yuki und hob den Kopf. Ihre Lippen waren geschwollen und bluteten. „Gut, ich habe mich geirrt.“

Dann sah sie ihren Freund an, der mühsam um Fassung rang. „Nie hat es mich so geekelt, von einem Kerl berührt zu werden. Früher fand ich ihn attraktiv, aber seit du da bist, reizt mich kein einziger Mann mehr.“

Seine eisblauen Augen erwärmten sich ein wenig.

„Es gab keine Zeugen“, vermutete Aryan.

„Nein, er hat mir aufgelauert, als ich unter der Dusche war.“

Sie schüttelte sich bei der Erinnerung und Yuichi drückte sie wieder an sich. Sie schmiegte ihr Gesicht in seine Handfläche.

„Die Einzelheiten kann ich euch ersparen, Yuichi würde nur ausrasten. Lukas Training war anstrengender als sonst, wahrscheinlich hatte er mich besonders erschöpfen wollen, damit ich mich nicht arg wehren kann. Sein Plan ging auf, ich war völlig ausgelaugt und er nutzte seine Chance in der Dusche. Leichter hätte er es wirklich nicht haben können. Ich war nackt und nass und bin schneller zu Boden gegangen, als ich überhaupt realisieren konnte, was gerade passierte.“

Sacht streichelte Yuichi über die Beule an ihrem Hinterkopf.

„Sexuelle Nötigung und Körperverletzung“, knurrte er leise. Die reißende Wut in seinem Inneren lag ihm bitter auf der Zunge.

„Du hast gesagt, er hat es nicht zu Ende gebracht“, brachte Anjaani zitternd hervor. Sie war bleich geworden, ihre Augen pechschwarz vor Abscheu.

„Das heißt, dass ich nicht dasselbe erduldet hab, wie du“, erklärte Yuki etwas ruhiger. „Er hat es versucht, ist aber gescheitert. Ich war so verkrampft, dass er nicht eindringen konnte. Deshalb hat er ausgeholt, um fester zuzustoßen.“

Den Frauen war der Atem gestockt, Yuichi wurde übel.

„Das war sein Fehler“, beendete sie die Geschichte. „Ich hab meine Sachen gepackt und bin geflohen. Der wird eine ganze Weile brauchen, bis die Schmerzen vergehen.“

„Apropos.“ Yuichi stechender Blick traf den General. „Warum heilst du sie nicht?“

„Weil sie von keinem Mann angefasst werden will“, gab sich Aryan einfühlsam wie immer. „Und diese Spuren von Gewalt werden ihr nützlich sein, wenn sie gegen ihn aussagt. Das werden wir gleich morgen erledigen.“

„Danke, Aryan-nii. Beruhige dich jetzt, Liebling. Er war nicht vor dir am Zug.“

Yuichi riss erbost die Augen auf. „Darum geht es doch nicht! Es geht darum, dass dir jemand gewaltsam und gegen deinen Willen zu nahe gekommen ist. Er hat dir weh getan! Wie kann man nur? Mir würde im Traum nicht einfallen, dich so zu erniedrigen und dir Schmerzen zuzufügen.“

„Ich weiß und das liebe ich so an dir.“

Yuichi blinzelte. Das Erlebnis musste sie völlig aufgewühlt haben.

„Warst du nicht diejenige, die die bösen Jungs immer aufregend fand und die Guten langweilig?“, erinnerte sie Yami. „Öde Weicheier hast du sie immer genannt.“

„Das zählt nicht mehr. Ich habe einen neuen Maßstab: Niemand ist besser als Yuichi.“

„Ich bin da“, versprach er und verbarg die Freude über ihre liebevollen Worte nicht. „Und ich bring ihn um.“

Das schreckte Aryan auf, denn es war dem Japaner ernst. „Nein“, ermahnte er streng. „Schlag dir das sofort aus dem Kopf. Du bringst dich nur in Schwierigkeiten.“

„Soll ich etwa nichts tun?“

„Selbstjustiz ist strafbar.“

„Warum unternimmst du dann nichts?“, regte er sich auf.

„So einfach ist das nicht. Es wird Aussage gegen Aussage stehen. Und sie hat keine Zeugen.“

Yuichis Augen wurden zu Schlitzen. „Das ist jetzt nicht dein ernst? Wenn es Yami und nicht Yuki passiert wäre, wärst du längst mit Fackel und Mistgabel losgestürmt!“

Alle mussten schmunzeln, besonders Aryan, denn das beschrieb ganz genau seine Reaktion. Er sah Yami an und sie nickte.

„Schau sie dir an“, wies sie auf Yuki. „Das könnte ich sein. Nur würde ich in deinen Armen weinen.“

„Ich weine nicht“, beschwerte sich Yuki sofort.

„Stimmt, es ist unmöglich, dich zum Weinen zu bringen. Bis auf damals, als-“

„Habt ihr Zwei nicht etwas vorgehabt“, unterbrach sie ihre jüngere Schwester.

„Du bist wichtiger, Häschen“, entschied Yami.

„Nii-san, ich will euch nicht den gemeinsamen Abend ruinieren.“

„Nein“, lächelte Aryan. „Yuichi hat Recht. Lukas Mooser kriegt seine gerechte Strafe. “ Er gab seiner Freundin noch einen Abschiedskuss und verschwand.

„Oh, ich will jetzt nicht in Lukas Schuhen stecken“, grinste Yami. „Er hat Aryan seinen freien Abend versaut.“

„Der wird bestimmt zu sanft sein“, beschwerte sich Yuichi.

„Klar, wird er das“, bestätigte Inuyasha. „Soll ich mich lieber um den Mistkerl kümmern?“

„Nein. Ich will es dem Arschloch heimzahlen. Lenke du solange Aryan ab.“

„Abgemacht. Ich zeig dir, wo Treffer mit der Faust am schlimmsten sind.“

„Danke, ich kenne mich da aus. Ich beeile mich, Schönheit.“

„Hört auf ihr zwei!“, mischte sich jetzt Anjaani ein. „Ihr setzt euch beide sofort wieder hin! Und dir, Yuichi, habe ich verboten, dich jemals wieder zu prügeln. Lasst Aryan machen. Er wird dafür sorgen, dass der Kerl gesteht. Häschen, hast du Hunger?“

Yuki löste sich leicht von Yuichi. „Mir ist der Appetit vergangen, aber ich will duschen.“

Anjaani nickte und führte sie ins Bad.

„Ihr geht es wirklich mies“, bemerkte Inuyasha kurz drauf. „Ich höre Anjaani nicht schreien.“

„Auch unser Häschen hat ihre Grenzen“, klärte ihn Yami auf. „Seit Yui-chan da ist, ist sie völlig verweichlicht. Sie schaut andere Kerle nicht einmal mehr an. Neulich sind wir an einer Baustelle vorbeigelaufen. Und da war ein heißer Bauarbeiter, jung, muskulös und oben ohne. Das ist Mizus Sexphantasie Nummer eins! Was glaubt ihr, wie hat sie reagiert?“

„Ein junger, muskulöser Bauarbeiter? Ich glaube nicht, dass sie nicht reagiert hat?“, schüttelte Inuyasha ungläubig den Kopf.

„Selbst ich hab hinschauen müssen. Yuki sah kurz hin, es ließ sie völlig kalt. Sie meinte nur, Yuichi sei Hobby-Heimwerker. Und ob sie ihm einen Schutzhelm zu Weihnachten schenken solle.“

Yuichi musste lachen. „Hat sie sich deswegen so für mein Werkzeug interessiert? Und gefragt, ob ich mit einem Presslufthammer umgehen kann?“

„Kannst du?“

„Natürlich, ich hab in den Ferien immer auf Baustellen gearbeitet. Sie war ganz seltsam, als sie das hörte.“

„Yui-chan, du merkst es nicht, aber sie idealisiert dich, sie ist völlig eingenommen von dir! Wenn sie nicht einmal ein scharfer Bauarbeiter interessiert! Wäre dies noch vor vier Wochen passiert, hätte sie Lukas Hören und Sehen ausgetrieben.“

„Marie!“, ertönte es aus dem Bad. „Hör auf so zu reden! Und bring mir bitte Kokosöl und dein Handy!“

„Ich mach das.“

„Setzt dich hin“, wies Inuyasha Yuichi zurecht. „Anjaani will ihre Verletzungen fotografieren. Das wird dich nur fertig machen.“

„Für wie schwach hältst du mich?“

„Ich weiß, wovon ich rede, den Anblick erträgst du nicht. Vor kurzem hat sich der böse Teil meiner Seele gelöst und Anjaani fast vergewaltigt und schwer verwundet. All diese Verletzungen, die ich ihr zugefügt habe… Mir wird immer noch schlecht.“

„Inuyasha hat recht“, murmelte Yami, die aus dem Bad kam. „Das solltest du nicht sehen. Das sieht nicht nach Training, sondern nach einer Prügelei aus. Er hat regelrecht an ihr gewütet. Zum Glück ist sie zäh.“

Yuichi sprang auf.

„Du weißt, wo die Karate-Schule ist?“, fragte Inuyasha.

Er nickte nur düster. All seine Erfahrung der illegalen Kämpfe im Untergrund kam wieder hoch.

„Komm, beeil dich!“

„Ihr bleibt beide hier!“, schrie Anjaani zornig. „Benimm dich endlich, Inuyasha! Und du kümmerst dich um deine Freundin!“

„Ich schlafe heute lieber bei Yami“, sagte Yuki mit gesenktem Blick.

Yuichi hob überrascht die Brauen.

„Der macht mich wahnsinnig an, wenn er so ernst guckt. Ich ertrag das nicht!“

Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Stimmt, das hatte er ganz vergessen.

„Sollen wir nach Hause, Schönheit?“

„Ich will nur bei dir sein, Yui-kun.“

Sein Herz schien über zu quellen, als er sie an sich zog und Anjaani ein letztes glückseliges Lächeln zuwarf, wohl wissend, dass sie es richtig deutete.

„Er wird ihre Bedürftigkeit so richtig genießen“, murmelte sie und sah dann Inuyasha eiskalt an. „Genießen, nicht ausnutzen.“
 

Und wie Yuichi das tat!

Yuki beschwerte sich nicht einmal, als er sie aus dem Wagen hob und in die Wohnung trug. Sie schlang lediglich die Arme um seinen Hals und sog seinen Duft ein. Er setzte sie im Bad ab und reichte ihr ihre Zahnbürste.

„Hab ich dir je gesagt, dass niemand so gut duftet wie du?“

Unglaublich, wie sich sein Französisch in so kurzer Zeit gebessert hatte! Er antwortete ihr fast schon fließend.

„Ab und zu“, lächelte er sanft, als er sich die blendend weißen Zähne putzte.

Sie schmiegte sich an seinen Oberarm. „Ja, aber dich nehme ich als Frau wahr. Und du bist unwiderstehlich. Du hast schon immer über deine Wirkung auf das andere Geschlecht gewusst.“

„Sag bloß. Und du nicht?“

„Aber es hat mir nie etwas bedeutet. Ich wollte nur für dich schön sein.“

Er sah sie an, etwas schimmerte in den blauen Augen, das ihr Herz zum Rasen brachte.

„Ich hatte heute ein Interview mit einer hübschen, französischen Reporterin“, begann er. „Während du um deine Unschuld kämpfen musstest.“

„Unschuld?“

„Ja und du hast sie für mich verteidigt.“

„Also verliert man seine Unschuld nur an die Person, die man liebt?“

Das brachte ihn jetzt völlig aus dem Konzept. Sie hatte ihm gerade indirekt gesagt, dass sie ihn liebte. Zum ersten Mal hörte er das aus ihrem Mund.

Yuki grinste schelmisch. „Und wie war sie?“

„Wie war wer?“

Oh, wie er ihr Lachen liebte! „Die hübsche, französische Reporterin.“

„Morgen Abend wird es ausgestrahlt. Sie hat anscheinend mit mir geflirtet.“

„Anscheinend?“

„Oui, ich hab das gar nicht gemerkt. Ich bin nicht drauf eingegangen. Und sie wollte, dass ich mir ihr Auto ansehe.“

„Das ist wohl die offensichtlichste Anmache! Was hatte denn das Auto?“

Er grinste breit. „Probleme beim Anfahren. Es zickt und piepst und was weiß ich.“

„Sag bloß, sie fuhr mit angezogener Handbremse? Ernsthaft?! Manchmal schäme ich mich für mein Geschlecht. Hatte wohl nichts zu bieten außer ihrem Aussehen.“

„Ich hatte nur an dich denken können. Als ich die Frau sah, ist mir ihre monströse Brust aufgefallen und ich fand sie viel zu groß und unästhetisch. Mein erster Gedanke war, dass dein Lächeln viel schöner ist, als ihres. Ich hab das Gefühl, ich nehme die Frauen als geschlechtlose Wesen wahr. Sie üben keinen Reiz mehr auf mich aus.“

Sie barg die Freude über seine Worte nicht.

„Und ich dachte, nur mit mir stimme etwas nicht. Mir geht es ganz genau so. Ich sehe nur dich, Liebling. Wenn du mich berührst, ist das so wahr, es ist einfach richtig. Aber als Lukas…“ Sie unterdrückte ein Schaudern und sah ihm direkt in die funkelnden Saphiraugen. „Ich wäre lieber gestorben, als von ihm genommen zu werden.“

„Du gehörst mir, Schönheit.“

„Unglaublich, wie gut dein Französisch geworden ist!“

„Ich habe auch die beste Lehrerin.“

„Du bist perfekt, Yuichi. Niemand, der dir nicht etwas ähnelt, ist es wert, beachtet zu werden.“

Ihr herzhaftes Gähnen steckte ihn an. „Lass uns ins Bett gehen, Kleines.“

„Kannst du das denn nie ohne diese Zweideutigkeit in der Stimme sagen?“

Lachend schloss er die Türe ab. Als er das Schlafzimmer betrat, lag sie schon im Bett, erschöpft, verletzt, gedemütigt. Der sonst so kokette, herausfordernde Glanz fehlte in ihren ockerbraunen Augen. Scheu lag darin. Scheu und Hilflosigkeit.

„Ich wünschte, ich wäre da gewesen“, flüsterte er, als er sich ein T-Shirt zum Schlafen überzog.

Himmel, hatte er einen traumhaften Körper! Und diese heiße Tätowierung auf seinem linken Oberarm!

„Ich wünschte, ich wäre nicht gegangen.“

„Wärst du auch nicht, wenn Fifi nicht aufgetaucht wäre.“

„Jetzt kennst du ja meine Schwachstelle.“

„Ich werde es mir merken.“

„Bitte, Yui-kun, warum ziehst du plötzlich etwas an?“

„Ich weiß nicht. Scheint mir unpassend, halb nackt zu sein, nachdem du fast vergewaltigt wurdet.“

„Zieh es aus, ich will dich spüren.“

Er sah sie an und streichelte liebevoll ihre Wange. „Ich tue alles, was du willst.“

„Ich will schlafen, bei dir. Nicht mit dir.“

„Ich weiß. Schönheit, du wurdest angefallen und verletzt. Meine Stimmung ist tot und Kilometer weit im Boden begraben.“

Er zog die Decke zurück und erstarrte. Sie trug nichts, außer einem hellblauen Spitzenslip. In sekundenschnelle hatte seine Stimmung sich frei gebuddelt.

„Tot und begraben?“, neckte ihn Yuki.

„Womit hab ich das verdient?“, fragte er nur. Ihre Haut an seiner war das Paradies!

„Ich hab gesagt, ich will dich spüren. Richtig spüren“, seufzte sie. „Nur dich.“

„Du bist wunderschön. Du bist makellos! Bis auf das“, verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck, als er die dunklen Flecken auf ihrer Haut entdeckte.

„Ich hab doch gesagt, es war ein anstrengender Kampf. Er hat es wirklich drauf angelegt, mir weh zu tun. Bei dir hätte ich nichts gegen ein bisschen körperliche Dominanz. Aber nicht so!“

„Es ist eine Schande, dass man sich das Recht nimmt, Frauen zu misshandeln.“

„Was Aani passiert ist, war schlimmer. Sie wäre gestorben, wären wir nicht gekommen. Bei mir war es harmlos.“

„So harmlos war es nicht. Ich bewundere deine Stärke.“

„Ich bin nicht so leicht zum Weinen zu bringen. Das hat nichts mit Stärke, sondern mit Stolz zu tun.“

Sie schmiegte das Gesicht an seinen Hals, er genoss es voll Glückseligkeit.

„Alle sagen, du hättest nie geweint, nicht einmal als ganz kleines Kind. Nur geschrien, nie seien Tränen gefallen. Ich hab dich nie weinen sehen. Mimi ab und zu und Mina ständig. Aber du hast selbst bei diesem traurigen Film nicht geweint.“

„Nur weil dir die Tränen kamen. Ich bin, was das angeht, nicht normal. Aber ein einziges Mal habe ich geweint“, gab sie zu und gähnte. „Es hat nichts gebracht.“

„Wann war das?“

Sie wollte schweigen, doch sie kam nicht gegen den Vampirfluch an. „Vor fünf Jahren. Als mein Bruder starb.“

Sein Kopf hob sich ruckartig. Voll Erstaunen und Schuld sah er sie an. Sie sah ihm offen in die Augen. „Warst du das Mädchen, dessen Einladung zu Geburtstag ich abgesagt hatte? Ihr Bruder war auch frisch verstorben.“

„Das war ich gewesen. Ein kleiner Versuch meines Bruders, mir einen Traum zu erfüllen. Im Grunde war es besser gewesen. Unter diesen Umständen hätte ich dich nicht kennen lernen wollen. Ich hab tagelang nur geweint, konnte nicht einmal in die Schule. Shiro war ja nicht da, der mich zwang. Der mir sagte, was ich machen muss und was nicht. Weinen hat rein gar nichts gebracht. Ich habe nie wieder geweint.“

„Hätte ich das gewusst...“

Mehr wusste er nicht zu sagen. Ihr Geständnis brachte ihn völlig durcheinander.

„Was hätte es gebracht? Hätte ich vor deiner Wohnung lauern sollen und dich anflehen sollen? Die Tränen waren Erniedrigung genug. Nie wieder tue ich mir das an. Für niemanden auf der Welt!“

„Ich wünsche mir nicht zum ersten Mal, dich früher gekannt zu haben. Ich hätte dich trösten können, ich hätte für dich sorgen können.“

„Um mich muss sich keiner kümmern!“, wehrte sie automatisch ab. „Aber ich genieße deine Geborgenheit“, gab sie dann etwas sanfter zu. „Nur bei dir kann ich schwach sein.“

„Du bist nicht schwach.“

„Aber ich brauche dich. So sehr.“

„Ich bin für dich da“, murmelte er selig, als er sie fester in seine Arme zog. „Nimm dir morgen Abend frei.“

„Mache ich, aber wenn Fabien wieder auftaucht?

Yuichis Augen verdunkelten sich. „Glaub mir, das traut er sich nicht.“
 

Yuichi schlief unruhig die ganze Nacht. Alpträume plagten ihn. Alpträume von Yuki, die gehetzt durch die menschenleere Nacht rannte. Etwas verfolgte sie, wollte ihr weh tun. Und es kam erbarmungslos näher, während ihr die Kräfte schwanden. Sie schrie nach Yuichi. Rief immer wieder verzweifelt seinen Namen. Doch niemand half ihr. Als sich der schattenhafte Verfolger plötzlich auf sie stürzte. Das nackte Grauen in ihren Augen, als sie unter dem Kerl verschwand.

Yuichi riss die Augen auf. Starrte schwer atmend an die Decke seines Schlafzimmers. Sein Herz pochte hart gegen seine Rippen. Ein Traum, Gott sei Dank!

Sein Atem wurde ruhiger und er nahm langsam Yukis Körper an seinem wahr. Ihr sanfter Atem, der seine Brust streichelte, ihr Bein um seine Hüfte geschlungen, die Hand in seinem Nacken. Sie klammerte sich wie ein Äffchen an ihn und er schloss kurz selig die Augen. Das war so ein traumhaftes Gefühl. Doch entspannt war ihr Körper nicht. Ihre Hüfte rotierte leicht und ihr Atem ging zwar leise, aber schnell. Sie träumte. Ein leises Seufzen, ein Zucken ihrer Hüfte und Yuichi wurde heiß. Ein erotischer Traum.

Wenigstens schlief einer von ihnen schön. Was sie wohl träumte? Ob es von ihm handelte? Ein Stöhnen entwich ihr und sofort reagierte sein Körper drauf.

„Yuichi…“

Er grinste. Sollte er ihren Traum wahr machen? Nein, nach dem gestrigen Ereignis, würde er ihre Wehrlosigkeit nicht ausnutzen. Sachte verlagerte er seine Position, um ihre leicht geöffneten Lippen küssen zu können. Sie reagierte sofort drauf, wild, heftig, heiß. Mon dieu!

Mit Schwung wirbelte sie ihn herum und setzte sich auf. Von der Bewegung erwachte sie. Er starrte hoch zu ihr, dieser nackten Göttin, die ihn mit glühenden Augen taxierte. Gott, ihr Körper war anbetungswürdig!

„Schön geträumt?“, raunte er sanft.

„Fast so schön wie das aufwachen“, schnurrte sie. „Ich will aber nicht, dass es jetzt vorbei ist.“

Er riss sie an sich und die Lust explodierte ungezügelt. Doch das schrille Läuten an der Haustür ließ sie auseinanderschrecken. Yuki sprang sofort von ihm runter.

„Aryan“, rief sie.

„Ich mach das“, versicherte er, während sie im Bad verschwand.

Schnell eine Hose und ein T-Shirt übergezogen und dem General eine deftige Beschwerde- oh! Es war die Polizei.

Während Yuki sich hastig richtete, bekam sie mit, dass Aryan gestern zwar alles erledigt hatte, jedoch ihre Zeugenaussage benötigt wurde.

Verdammt! Sobald es zwischen ihnen so heiß wurde, dass sie nicht mehr widerstehen konnte, kam etwas dazwischen. Der Traum war so scharf gewesen, doch nichts im Vergleich zur Realität.

Die beiden Polizisten saßen mit einer dampfenden Tasse Tee am Esstisch, als sie eintrat. Yuichi trank lediglich ein Glas Wasser. Seine Augen funkelten so blau, dass sie den Blick abwenden musste. Sie begrüßte die Herren Polizisten, den jüngeren von beiden, dem Aussehen nach Europäer, sogar mit einer Umarmung. Hm, offensichtlich kannten sie sich.

„Wir sind befreundet“, erklärte sie knapp und ließ sich dann noch einmal erzählen, was Aryan gestern erreicht hatte.

„Zunächst einmal, hat Lukas Mooser Ihnen sexuelle Nötigung andrehen wollen.“

„Mir?“ Yuki tauschte einen entsetzten Blick mit Yuichi. „Haben Sie sich diesen Kerl mal angesehen? Er ist ein Zwei- Meter- Riese! Wie bitte soll ich ihn bedrohen oder nötigen können?“

Die Augen der Polizisten waren auf die dunklen Flecke an ihren Oberarmen gerichtet.

„Machen Sie sich keine Sorgen, der General hat ihm ein Geständnis abgerungen. Er hat gestanden, Sie unter falschen Gründen in die Schule gelockt zu haben, absichtlich mit einem Kampf erschöpft zu haben, um sie danach zu vergewaltigen.“

„Nichts Neues“, lächelte Yuki sanft.

Sie nahm das locker auf, während Yuichi schlecht wurde.

„Es kommt schlimmer“, warnte der jüngere von beiden, der die hellgrünen Augen nicht von ihr lassen konnte. „Der General wollte wissen, was Herr Mooser getan hätte, wäre ihm die Vergewaltigung gelungen.“

Oh, daran hatte sie nicht gedacht.

Mizus europäischer Polizisten-Freund zögerte kurz. „Herr Mooser gab zu, also er hätte…“

„Wohl oder übel hätte er mich danach umbringen müssen“, stellte sie nüchtern fest.

Yuichi zuckte zusammen. Sie drückte beruhigend seine Hand.

„Ja“, gab der junge Beamte leise zu. „Lukas Mooser hätte dich danach getötet. In der Schublade seines Schreibtisches fand der General unter anderem ein Beil.“

Ein… WAS?! Nun wurde Yuichi das ganze Ausmaß vom gestrigen Geschehen so richtig bewusst. Sein Magen krampfte sich zusammen, zum Glück hatte er noch nichts gegessen. Wenn er dran dachte, wie der Abend verlaufe wäre, hätte Yuki nicht solches Glück gehabt. Statt selig mit ihr im Arm einzuschlafen, hätte er sie im Leichenschauhaus identifizieren müssen. Falls ihre Leiche gefunden worden wäre… Erschüttert schloss er die Augen und drückte sie fest an sich, sie schlang die Arme um ihn. Die Polizisten schwiegen eine Weile, bis der ältere wieder das Wort ergriff.

„Wir brauchen Ihre Aussage, Fräulein Hirashi. Den Großteil der Arbeit hat uns glücklicherweise der General abgenommen. Beantworten Sie uns einfach unsere Fragen und Sie sind uns los.“

„Natürlich“, nickte sie und sah dann ihren Freund an. „Liebling, geh du bitte vor zu Aani. Das wird dich nur aufregen.“

„Non“, war das Einzige, was er dazu sagte.

Na schön, wenn er sich das antun wollte.

„Wie lange kennen Sie Lukas Mooser?“

Sie überlegte kurz. „Wann war das gewesen, Sepp, in der Mittelstufe?“

Okay, sie waren offensichtlich Jugendfreunde.

„Du warst 13“, antwortete der jüngere Polizist. „Das war nachdem du dich mit diesem Taro geprügelt hast. Und verloren hast.“

„Na hör mal, der war in deiner Klasse. Du bist drei Jahre älter als ich, Josef.“ Sie bemerkte den irritierten Blick des älteren Beamten und ignorierte Yuichi.

„Ihr Kollege hat mich dazu gedrängt in einen Selbstverteidigungskurs zu gehen“, erklärte sie.

„Sie und ihre Schwestern hatten es dringend nötig. Besonders Yami.“

Irrte Yuichi, oder flog eine Spur Wehmut über sein Gesicht, als er Yamis Namen aussprach? Aber warum sah er Yuki dann so seltsam an?

„Dass sie sich für Lukas Moosers Karateschule entschieden hatten, habe ich nicht beeinflusst.“

„Also gehen Sie seit sieben Jahren in die Schule des Täters“, schlussfolgerte der Polizist.

„Und seit zwei Jahren gebe ich selber Unterricht.“

„Hat Herr Mooser Sie je belästigt?“

„Nein, nicht dass ich es bemerkt hätte. Wissen Sie, normalerweise interessieren sich die Männer immer für meine jüngste Schwester.“

Das konnte Yuichi nun wirklich nicht bestätigen, als er bemerkte, wie dieser Josef seine Freundin ansah. Oder sah er Yamis Gesicht in Yukis?

„Hat er sich bisher nie verdächtig verhalten?“

„Nein“, sagte Yuki wieder. „Aber meine Schwestern haben mir oft gesagt, er interessiere sich für mich. Und eine behauptete sogar, er könne mir gefährlich werden.“

„Aani-chan? Wann lernst du endlich auf ihr Gefühl zu hören?“, tadelte Josef sanft.

„Weil er mir nie gefährlich vorkam.“

„Auch nicht, als er Sie gestern unter falschem Vorwand herlockte?“

„Nein. Am Kursende schlug er noch einen Trainingskampf vor. Das taten wir oft. Er war zwar etwas grober, aber nur so wird man stärker. Dann hat uns Yuichi mit einem Anruf unterbrochen. Als Lukas hörte, dass ich einen Freund habe, hat er sich plötzlich gewandelt. Er war auf einmal so still, eiskalt, als wäre er sauer. Ich hatte Angst, er schlägt mich bewusstlos. Das war kein Kampf mehr, ich war nur noch damit beschäftigt seine Schläge abzuwehren. Bis er es geschafft hatte, mich gegen die Wand zu drängen.“

Der Polizist schrieb eifrig mit.

„Mit einem Schlag in den Magen zwang er mich in die Knie und küsste mich. Daher kommen auch meine aufgeplatzten Lippen. Zum Glück kann ich zubeißen, und er hat sich entschuldigt. Geschworen, mich nie wieder anzufassen. Aber das war zu viel. Ich habe ihm gesagt, dass ich kündigen werde und wir uns nie wieder sehen. Er war so bestürzt und ich so naiv zu glauben, dass es jetzt vorbei wäre. Deshalb bin ich noch duschen gegangen. In der Frauendusche versteht sich. Ich hatte Angst vor ihm und wollte nur noch schnell weg. Alles tat mir weh, ich war erschöpft. Ich habe wirklich nicht gedacht, dass er plötzlich in der Dusche steht. Ich war schutzlos und am Ende meiner Kräfte. Er hat sich auf mich geworfen. Mein Kopf ist hart auf die Fliesen geknallt, mir wurde schwarz vor Augen und sein Gewicht nahm mir die Luft. Das Wasser lief noch. Ich dachte, dass ich entweder ersticke oder ertrinke. Umso schwerer war es, sich gegen ihn zu wehren. Es geschah so schnell. Mit einer Hand schaffte er es meine beiden Handgelenke festzuhalten. Mit der anderen drückte er mir Mund und Nase zu. Ich war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Ich weiß nicht ob es an der Todesangst lag, oder generell daran, dass ich nicht gerne nackt unter anderen Männern liege, aber mein kompletter Unterleib war völlig verkrampft. Er schaffte es nicht einzudringen.“

Sie sprach nüchtern, doch hier schloss sie kurz die Augen.

„Ich hörte ihn noch fluchen, vor lauter Atemnot konnte ich nichts mehr sehen. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein, denn er ließ mich los und plötzlich schien alles in Zeitlupe zu laufen. Mit den Händen hatte er meine Knie auseinander gezogen und ausgeholt. Das war meine Chance. Mit letzter Kraft schlug ich ihm zwischen die Beine. Was dann war weiß ich nicht mehr, ich war in Panik, mein Körper reagierte automatisch. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich mich angezogen habe. Alles passierte mechanisch. Ich kam erst wirklich zu mir, als ich bei meiner Freundin ankam, weil Yuichi dort war. Aryan wohnt in der Wohnung drunter. Er hat den Rest erledigt. Ich habe noch Fotos gemacht.“

„Die Fotos haben wir bereits“, bestätigte der jüngere leise und gab sich Mühe seinen Schock nicht zu zeigen. „Der General arbeitet gründlich.“

„Ich glaube, das war alles“, lächelte sie.

Yuichi war sprachlos. Sie benahm sich, als wäre das keine große Sache. Yuki war immer eine Realistin gewesen, die sich nicht mit Vergangenem aufhielt. Dafür bewunderte er sie.

„Gut“, sagte der ältere Polizist. „Ihre Aussage deckt sich mit der des Täters. Wenn wir Fragen haben, wenden wir uns an Sie. Josef, Sie haben fünf Minuten.“

Er verabschiedete sich, doch sein jüngerer Kollege ließ sich noch etwas Zeit.

„Geht es dir gut, Yuki?“

„Warum sollte es mir nicht gut gehen?“

Er sah Yuichi an und dieser lächelte kopfschüttelnd.

„Du bist eine starke Frau. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“

Komisch, der Kerl benahm sich wie ein Bruder, warum sah er Yuki dann so seltsam an?

„Wäre mir mehr passiert, hättest du mehr Arbeit“, lachte sie.

„Die gewohnte Realistin. Yamada Yuichi? Ich bin Josef Schneider.“

Sie verbeugten sich.

Irgendetwas an Yukis altem Freund erinnerte ihn an Aryan, obwohl äußerlich keinerlei Ähnlichkeit bestand. Bis auf die grünen Augen vielleicht.

„Die Drei brauchten dringend jemanden, der sie aus jedem Schlamassel zog“, meinte Yuichi.

Josef lachte, auf eine sehr ähnliche Art und Weise wie Aryan. „Ich war jahrelang ihr Kindermädchen. Aber es war schwerer, als es klingt. Der hier“, zeigte er auf Yuki, „hat es gar nicht gefallen, dass ich mich als ihr Beschützer aufspielte.“

„Sie ist ein großes Mädchen.“

„Mit mehr Glück als manch ein anderer hat. Deinem pragmatischen Verstand würde ein wenig weibliche Intuition nicht schaden. Ihr solltet wirklich öfter auf Aani hören.“

„Ich arbeite dran“, versprach Yuki grinsend und meinte es nicht ernst. „Jetzt sag, was dir auf der Zunge brennt.“

„Was?“, war Josef überrumpelt.

„Weibliche Intuition. Oder gesunder Menschenverstand.“

„Hast mich erwischt. Wie geht es Yami?“

Oh, das war eindeutig. In dieser Frage lag so viel mehr.

„Komm, Sepp, schau nach vorne“, verlangte Yuki. „Sie ist überglücklich.“

„Hat sie es wirklich geschafft?“

„Guten Morgen. Wer hat was geschafft?“

Aryan stand in der Tür. Josef sah ihn an, Yamis Traum. Er selber war nur ein Abklatsch gewesen. Er hatte das gewusst, aber nicht glauben wollen.

„Vermutlich geht es um Yami.“

Josef zuckte zusammen, starrte seinen Widersacher an. „Es geht wie immer um sie“, lächelte er dann sanft.

Aryan durchschaute sofort die Situation, sagte aber nichts. Yamis bevorzugter Typ war eindeutig. Josef Schneider war ihm vom Charakter sehr ähnlich. Ihr war das Äußere tatsächlich nur nebensächlich.

„Wie geht es ihr?“ Solch Sehnsucht in vier kleinen Worten.

„Sie wartet mit dem Frühstück auf uns. Ich bin nur kurz gekommen, um Yukis Verletzungen zu heilen.“

„Und Yami“, meinte Josef ernst. „Ist sie glücklich?“

In Aryans Augen änderte sich etwas. „Ja“, lächelte er. „Wir sind sehr glücklich.“

Josef lächelte auf diese sanfte Weise, die Yami an Männern so attraktiv fand. „Aani hat mir gesagt, dass ich nicht der richtige für sie bin, aber ich habe nicht auf sie gehört. Tja, wer könnte mit Ihnen mithalten, General? Ich wusste ganz genau, warum sie mich mochte, aber ich konnte sie nicht hergeben.“

Aryan lachte leise. „Das kenne ich viel zu gut.“

„So sehr sie es auch hasst, passen Sie bitte auf sie auf, General. Sie hat alles Glück der Welt verdient.“ Er verabschiedete sich etwas bedrückt. „Grüßt Yoko von mir. Ich hoffe, wir sehen uns nicht mehr beruflich.“

„Das hoffe ich innständig“, flüsterte Yuichi leise.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einem Verflossenen begegne“, dachte Aryan laut. „Und Mitleid mit ihm empfinde.“

„Er wusste von Anfang an, dass sie keine Zukunft hatten, ab dem Moment, als Yami von dir im Radio hörte. Aki war zu 90% ist Traummann. Du aber zu 100%. Sei beruhigt, Aryan-nii, er ist der einzige Ex.“

„Beruhigt? Da laufen genug Kerle rum, die euch gefährlich werden können. Wie geht es dir?“

„Mir?“, wunderte sich Yuichi.

„Yuki nimmt das gelassener auf als du.“

„Gewohnheit“, winkte Yuki ab. „Was passiert jetzt mit dem Karate-Dojo?“

„So einiges“, zwinkerte Aryan. „Aber darüber muss ich mit euch Dreien reden.“

Nachdem Aryan Yuki geheilt hatte. Gott sei Dank. Yuichi ertrug die Kratzer und Blutergüsse nicht mehr. Yuki selber schien es vergessen zu haben. Sie erzählte Yoko sorglos von Inuyashas jüngstem Verbrechen, als die Drei zu Anjaani fuhren. Beziehungsweise zu Aryans Wohnung, denn Anjaani war spurlos verschwunden. Und anscheinend hatte Yami rausgefunden, was Inuyasha verbrochen hatte, denn als sie die Wohnung betraten, saß er missmutig und mit blutender Nase am Esstisch, während Yami ihrem Ärger freie Luft machte.

Sie beruhigte sich jedoch augenblicklich, als Aryan sie in seine Arme zog.

„Verprügle mir Inuyasha nicht so oft“, mahnte er amüsiert. „Ich brauche ihn kampffähig.“

„Es macht überhaupt keinen Unterschied, ob ich sein Hirn zu Mus bearbeite oder nicht“, kicherte sie. „Wie geht’s dir?“

„Warum tun alle so, als wäre ich das Opfer“, beschwerte sich Yuichi.

„Weil es dich mehr mitnimmt als sie“, erkannte Yami. „Wir sind das gewohnt. Als ich Aryan zum ersten Mal begegnet bin, wäre ich auch fast von einem Dämon vergewaltigt worden.“

„Und wie geht es diesem Drecksack?“, wandte Yuichi sich an Aryan.

„Bekommt, was er verdient. Nur die Karate-Schule wird er nicht mehr leiten können.“

„Hast du dich auch etwa schon darum kümmern können?“, wunderte sich Yoko, als sie sich zum Frühstück setzten.

„Seine Schwester übernimmt, wenn ihr sie dabei unterstützt.“

„Wow, Sanam, mit dir kann niemand mithalten.“

„Das hat dein Ex heute Morgen auch gesagt.“

„Josef?“

„Gibt es noch mehr?“

„Nicht dass ich wüsste. Wie geht es ihm?“

„Gebrochenes Herz.“

„Gebrochener Stolz. Er hat sich selber gequält, weil er mich nicht loslassen konnte. Apropos gebrochenes Herz. Wie willst du das bei Aani wieder gut machen?“

Geschickter Themenwechsel. Inuyasha verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das hatte ich dir ja sagen wollen, aber du Furie musstest mir erst eine knallen.“

„Entschuldige. Wird so langsam zu einem Hobby.“

„Jetzt mal im Ernst, Hanyou“, funkelte ihn Yoko an. „Selbst Aanis Güte hat Grenzen. Es muss ein Wunder geschehen, dass sie dir das verzeiht. Wo ist sie überhaupt?“

„Als ich vom Juwelier zurück kam, war sie verschwunden.“

„Juwelier?!“

Jeder der Drillinge reagierte anders. Yoko war vollkommen entzückt über den Gedanke, es könnte ein Verlobungsring sein, Yami interessierte sich neidisch für den Inhalt des kleinen Schmuckkästchens und Yuki war von dieser billigen Idee gar nicht begeistert. Sie fand es nicht romantisch, sondern lächerlich.

„Zieh dich aus“, riet sie. „Du bist schöner, als jeder bescheuerte Ring.“ Sie ignorierte Yuichis wütenden Blick.

„Das ist etwas Besonderes“, flüsterte Inuyasha geheimnisvoll und lächelte Yuki zärtlich an.

Missbilligend registrierte Yuichi ihre geröteten Wangen.

„Ich glaube trotzdem, dass du mehr Glück als Verstand brauchen wirst“, meinte Yami. „Vor allem weil es dir am Zweiten gehörig mangelt.“

„Mich wundert es echt, dass dir niemand mal eine gescheuert hat“, knurrte Inuyasha.

„Das kam vor“, grinste Yami. „Aber ich schlage zurück. Probiere es ruhig aus.“

„Jetzt spuckst du große Töne, aber in Wirklichkeit versteckst du dich nur hinter Aryan.“

„Ich bin kein Feigling. Meine Kämpfe trage ich alleine aus.“

Inuyasha beugte sich zu ihr. „Feigling.“

Yami legte ihr Besteck hin, ihre Augen funkelten herausfordernd. „Gut, du und ich vor die Tür. Aryan hält sich raus.“

„Ganz bestimmt nicht“, widersprach Aryan und zog sie auf ihren Stuhl zurück.

„Ich schlage weder Schwache, noch Unschuldige und schon gar keine Frauen. Aber du bist nichts von alldem, du Monster.“

„Abgemacht. Sobald Aryan außer Landes ist.“

„An Neumond. Dann ist es dir gegenüber fairer.“

„Vereinbaren die gerade eine Prügelei“, kam Yuichi nicht mehr so ganz mit.

„Nein, tun sie nicht“, beharrte Aryan. „Und du hör auf. Du würdest keiner der Drillinge je etwas tun.“

„Aber nur weil Anjaani-“ Inuyashas Ohren zuckte, seine Mimik wurde angespannt.

„Aurora ist gerade vorbeigelaufen, in ihre Wohnung hoch“, erklärte Aryan. Er deutete dem Hanyou mit den Augen, ihr zu folgen.

„Viel Verstand“, rief ihm Yuichi noch hinterher.

„Ihr bleibt alle drei hier“, lächelte Aryan die Schwestern an, die schon auf ihren Stühlen zitterten.

Dies war jetzt eine Hürde, die Inuyasha ganz alleine meistern musste. Er war sich seiner sicher, nichts konnte schief gehen. Sie war schließlich eine Frau und er wusste ganz genau die weibliche Schwäche auszunutzen. Nun, er bedachte nicht, dass sie eine ganz besondere Frau war. Mit keiner anderen zu vergleichen.

Inuyashas drückte die Finger fester um das kleine Schmuckkästchen und voll Zuversicht betrat er die Wohnung.

Sie drehte sich zu ihm um, Melancholie in den Augen. Und Unsicherheit packte ihn. Warum nur war sie so schön? Wieso warf ihn ihre Ausstrahlung jedes Mal fast von den Füßen?

„Wo warst du denn?“, fragte er so wenig vorwurfsvoll wie möglich.

„Beim Notar“, antwortete sie. „Die letzten Formalitäten klären.“

„Wofür?“

„Für mein Testament.“ Etwas Eiskaltes krampfte seinen Magen zusammen. „Ich lasse doch die Drillinge nicht einfach so zurück.“

„Wie meinst du das?“ Angst stahl sich in seine Augen.

Sie seufzte. „Inuyasha, es hat keinen Sinn mehr mit uns.“

Der Griff um das Döschen wurde fester. „Anjaani, ich möchte…“

„Ich möchte es jetzt beenden. Ich möchte dir deine Erinnerung zurückholen und dich in deine Zeit zurückschicken.“

Seine Finger lockerten sich. „W-was?!“

Hatte er sich verhört? Sie trat an ihn heran, abgrundtiefer Schmerz in den fast schwarzen Augen.

„Lass mich rein in deinen Geist. Ich gebe dir alles zurück, was du verloren hast. Ich bin es dir schuldig.“

„Aber, wie willst du mich…?“

„Tessaiga“, erklärte sie müde. „Es hat die Macht ein Zeitfenster zu aktivieren. Jedenfalls behauptet Aryan das. Meine komplette Energie reicht dafür.“

Er war völlig vor den Kopf gestoßen und ließ das Schmuckkästchen los.

„Du würdest das für mich tun?“

„Darauf ist es immer hinausgelaufen“, zuckte sie mit den Schultern.

Er sah sie nur an. Sie hatte recht. Und dass er nachgab, zwang sie vor Schmerz fast in die Knie. Ihre Augen wurden golden. Sanft schmiegte sich ihr Geist an seinen, hauchfein war die Verbindung.

„Eine Bedingung habe ich“, flüsterte sie. Er war zu überwältigt von der Schönheit ihrer Goldaugen. „Ich gebe dir deine Erinnerung wieder, aktiviere Tessaigas Macht und bevor du gehst, löst du dein Versprechen ein.“

Schlagartig wurde sein Verstand klar und eine eisige Welle schwappte über ihm zusammen.

„Mach nur nicht zu viel Sauerei“, bat sie tonlos. „Es wäre den Drillingen gegenüber unfair, wenn sie hier noch sauber machen müssten.“

„Ich… kann nicht.“ Seine Stimme war brüchig.

„Das ist die Bedingung“, lächelte sie müde. „Entscheide dich. Eine andere Möglichkeit bleibt dir nicht.“

„Bitte, Anjaani, hast du denn nichts…?“

„Das Zeitfenster zu öffnen wird mich alle Kraft kosten und ich werde das Bewusstsein verlieren. Schmerzloser geht es nicht mehr.“

„A-aber… Kann ich nicht gehen, ohne…?“

„Nein!“ Jetzt sammelte sich Wut in ihrem Bauch und Entschlossenheit trat in ihre Augen. „Du gehst und nimmst mein Leben dafür. Das hast du mir geschworen.“

„Anjaani, ich will aber nicht gehen. Ich habe einen so blöden Fehler gemacht. Und ich will es wieder gut machen.“

„Das kannst du nicht. Du hast mich verraten.“

„Ich habe nicht gewusst, dass es so schlimm ist.“

„Wie hast du denn dann gedacht, dass ich reagieren würde? Ich fühle mich missbraucht.“

Er schluckte schwer. Der Kloß in seinem Hals blieb.

„Ich erinnere mich nicht an unsere Nacht, aber es gab mir ein gutes Gefühl, dass du meine Unschuld hast und nicht Raj. Und du? Du nutzt meine Schwäche aus. Bist du glücklich darüber, wie leicht du es mit mir hast? Gefällt dir der Gedanke, dass du alles von mir bekommen kannst? Und es dann auch noch in den Dreck ziehst?“

Himmel, was sollte er sagen?

„Saajan, es ist schwer genug für mich, dass ich nichts freiwillig verschenken konnte. Weder meinen ersten Kuss noch mein erstes Mal. Keine Romantik, keine Liebe, nichts. Und dann musst du mich noch so bloßstellen. Danke.“ Sie schenkte ihm noch ein allesletztes Lächeln voller Liebe. „Aber jetzt ist es vorbei.“

Und ihr Geist stieß in seinen.

„Nein, warte! Anjaani, mach das nicht!“

Er riss sie an sich, schlang die Arme um ihren schönen Körper und vergrub das Gesicht in ihren Locken. Anjaani Herz begann zu rasen, ihr Geist rutschte aus seinem heraus.

„Es tut mir wirklich Leid, bitte verzeih mir. Ich will nicht, dass alles wegen diesem Ausrutscher zerstört ist. Ich will dir zeigen, wieviel du mir bedeutest. Du bist meine Sonne.“

Er zog das Schmuckkästchen heraus.

„Was soll ich denn mit Schmuck-“ Ihre Stimme brach ab, als er es öffnete.

Fassungslos starrte sie ihre Mondsteinsonne an, Tränen traten in ihre Augen.

„Nein! Saajan! Nein, das ist nicht wahr!“

Ihr Knie gaben nach und sie sank auf den Boden. Er kniete sich zu ihr und wischte ihr die Tränen von den Wangen.

„W-wie hast du…? W-wann hast du…?“ Ihre Stimme ging in Schluchzern unter.

„Ich war hartnäckig“, sagte er sanft.

Und diese Sanftheit war es, die sie schwach machte und dazu brachte, sich immer wieder neu in ihn zu verlieben. Ihr Finger zitterte am Schmuckstück.

„Dreh es um.“

In das Gold waren drei kleine Worte eingraviert. Drei Worte, die alles sagten, ihr alles bedeuteten und unendlich viel Macht besaßen:

Main yahaan hoon.

„Und ich bleibe es auch. Verzeihst du mir?“

Sie stürzte sich auf ihn, überwältigte ihn mit ihrer grenzenlosen Freude. Ihre Körper schmiegte sich an seinen und er schloss berauscht die Augen. Stürmisch küsste sie sein Gesicht.

„Saajan! Ich liebe dich über alles auf der Welt!“

Sie sahen sich an, ihre Augen drangen in seine. Ihre Herzen schlugen im Gleichtakt.

„Wow, bleib in dieser Stimmung, Nee-chan! Ich gehe dir auch schnell Schmuck kaufen!“

Nur Aryan konnte Inuyasha daran hindern, Yuichi umzubringen.
 

„Freust du dich wirklich so sehr über diese Kette, Nee-chan?“, fragte Yuichi.

Sie nickte heftig. Solch Seligkeit hatten die Drillinge noch nie erlebt. Und Anjaanis übersprudelndes Glück war wie die Sonne. Sie wärmte und erhellte alles um sich herum. Jeder genoss ihre heilende Nähe. Und Inuyasha besonders, denn ihm gebührte all ihr Dank und ihre Freude. Stumm genoss er ihre Nähe und ihre Anhänglichkeit.

Nur Yuichi verstand den Grund nicht. In seinen Augen waren das bloß ein Paar kleine weiße Steine, die ein wenig schimmerten. Für manche waren diese Steinchen vielleicht wunderschön, aber im Vergleich zu Anjaanis Schönheit, war die der Perlen ein Schatten im Wind. Völlig unauffällig. Doch Anjaani war anderer Meinung.

„Hast du nicht mal gesagt, du hättest einen Sinn für Romantik“, warf ihm seine Freundin verständnislos vor.

Die Drillinge waren nicht minder begeistert wie Anjaani und das nervte den Japaner etwas. Das letzte, was er wollte, war, dass Yuki Inuyasha bewunderte. Tat sie das absichtlich? Nun, er konnte sie auch eifersüchtig machen!

Yuichi strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht und seine weißen Zähne blitzten auf. Ein Lächeln, das Yuki so liebte. Aber es galt Anjaani.

„Diese Kette ist nicht mal halb so schön, wie dein Hochzeitsgeschmeide und weitaus weniger wertvoll. Und selbst das ist Dreck im Schatten deiner Schönheit!“

Den letzten leisen Satz, hatte nur der blaue Drilling verstanden.

Anjaani lächelte ihn zuckersüß an. „Aber mein Hochzeitsgeschmeide hat keine Bedeutung für mich. Du weißt, diese Kette symbolisiert den Wert meines Körpers. Das ist nicht gerade romantisch.“

„Und die Ironie der Geschichte ist, dass Rajesh so viel Geld ausgegeben hat, um deine Unschuld zu bekommen...“, begann Yuki. „Alles umsonst ausgegeben, wenn man bedenkt, dass er sie sich einfach genommen hat.“

„Und dabei alles verloren hat“, ergänzte Yuichi.

„Das bezweifle ich“, lenkte Anjaani ein. „Er ist immerhin dabei ein gefeierter Schauspieler zu werden.“

„Ein winziger Lohn im Vergleich zu dir, Nee-chan.“

„Lass das Geschleime“, brummte Inuyasha.

Da machte er Anjaani mit einem Geschenk glücklich und Yuichi erntete ihre Bewunderung.

„Ich möchte dir auch was schenken, Nee-chan!“, rief Yuichi motiviert.

„Hey!“, entrüstete sich Inuyasha. „Hör auf, mich in den Schatten zu drängen, du mieser Nachmacher!“

„Das tut niemand“, versicherte ihm Anjaani und schmiegte sich an seinen Arm. „Reg dich nicht auf, Saajan. Diese Kette wird immer das wertvollste sein, was ich besitze. Sie symbolisiert einen Traum, den du mir erfüllt hast.“

„Aber ich will dir trotzdem was schenken!“ Yuichi gab nicht nach. „Und ich weiß auch schon was. Mich!“

„Was?!“ Yuki sah ihn verwirrt an, Inuyasha begann vor Zorn zu beben.

„Erkläre lieber schnell, was du damit meinst“, riet ihm Aryan.

„Ich nehme mir heute frei und wir verbringen den Tag am See. Nur du und ich.“

„Das kannst du vergessen“, mischte sich Yami ein, wohl wissend, was gerade in Yuki vorging. „Wir kommen mit.“

„Habt ihr nicht zu tun? Ich komme auch mal ohne euch klar.“

„Schmink dir das ab. Nicht ohne uns.“

„Wirklich?“ Yuichi hielt ihr herausfordernd sein Handy hin. „Ruf im Büro an und sag, dass du heute nicht arbeitest. Du hast doch bestimmt die richtige Tonlage parat.“

Yami funkelte ihn zornig an. Er wusste, dass das unmöglich war. Sie hatte schon genug Probleme.

„Komm, Nee-chan.“

„Du bleibst hier“, befahl Yuki.

„Ich muss nicht ans Set“, grinste er seine Freundin an. „Ihr aber schon- Dann viel Spaß. Ich werde dich vermissen, Schönheit. Naja, vielleicht.“

„Nicht so schnell. Yuki und ich kommen mit“, stand Yoko ihrer Schwester bei. „Wir gehen alle zum See.“

Sie spürte Yukis Dank und drückte heimlich ihre Hand. Sie hielten zusammen, komme was wolle.

„Ich mit drei halbnackten Frauen. Oui, damit kann ich leben.“

„Und du?“, fragte Anjaani Inuyasha.

„Soll ich mit?“

Ihr Blick schien direkt aus ihrem Herzen zu sprechen. Niemals hätte er diesen Augen widersprechen können.

„Dann mach dich bereit, Yuichi“, wies ihn Yuki an. Es klang wie eine Drohung. Und genau das war es auch.

„Du hast keine Ahnung, was du dir da antust, Yamada“, schimpfte Inuyasha leise, als die Mädchen ausschwirrten, um sich für den See fertig zu machen.

„Ich ertrage Aurora im Bikini“, versprach er. „Ich weiß, wie perfekt sie ist.“

„Er redet nicht von Aurora“, erklärte Aryan. „Du hast einen Drilling herausgefordert.“

„Welchen?“

„Tu nicht so blöd! Den blauen Zwerg, das weißt du genau!“

„Ich will sie nur etwas aus der Reserve locken.“

„Na, wenn du das mal nicht bereust“, seufzte Aryan. „Wie lange bist du schon abstinent?“

„Seit mehr als sechs Monaten. Warum?“

„Also länger, als du es gewöhnt bist. Selbst wir zwei mit unserer eisernen Selbstbeherrschung haben so unsere Probleme.“

Yuichis Lächeln schwand. Gott, was taten die Mädchen, dass selbst Aryan sich kaum beherrschen konnte?

„Aurora ist die Schönheit in Person, aber sie ist unschuldig. Zu Inuyashas Glück:“

Statt zu protestieren, nickte Inuyasha dunkel.

„Aber die Drei… Yuki wird es genießen dich aufs äußerste zu reizen und zu quälen. Wie soll ich es am besten ausdrücken? Die Drillinge sind seelenraubende Wesen, die wissen, wie sie Männer in den Wahnsinn treiben.“

„Und deine ist die Schlimmste“, brummte Inuyasha.

„Und meine ist die Schlimmste“, bestätigte Aryan lächelnd. „Du hast keine Ahnung, was du dir da antust.“

Yuichi schluckte.

„Und wenn Anjaani siehst, dass dich das nicht kalt lässt…“ Inuyashas Blick wurde eine Spur düsterer.

„Was ist so schlimm dran? Das ist natürlich.“

„Für uns ja.“ Auch Aryan war ernst geworden. „Aber nicht für Aurora. Und deine Freundin wird alles dafür tun, dich nicht kalt zu lassen.“

Yami stellte sich gerade zu ihrem Freund. „Du kannst dich wirklich auf was gefasst machen“, drohte sie Yuichi. „Fordere nie eine von uns heraus, nicht wahr, Hündchen?“

Inuyasha drehte knurrend den Kopf weg.

„Aani, nehmen wir die Yoga-Matten mit?“, tönte gerade Yukis Stimme durch die Wohnung.

„Willst du am See trainieren?“

„Oh ja, ich hab wahnsinnige Lust drauf.“

Yuichi runzelte die Stirn. „Was ist an Yoga so schlimm?“

Aryan und Inuyasha tauschten einen Blick. „Du hast wohl noch nie gesehen, wie die vier trainieren.“

„Die wollen nur ihren Beckenboden trainieren“, kicherte Yami. „Mann, ich sollte auch mal wieder, meine Muskeln sind völlig schlaff.“

„Von wegen“, lachte Aryan. „Du willst mich umbringen.“

Yuichi sah Inuyasha fragend an, dieser grummelte. „Hast du Nervenzwerg genauso einen starken Beckenboden wie Anjaani?“

„Sehr stark“, nickte Aryan.

„Oh weh“, seufzte Inuyasha.

„Du erklärst es ihm nicht“, verbot Aryan mit einem Blick zum verwirrten Japaner.

„Was ist so schlimm an Yoga und was hat es mit dem Beckenbodenmuskeln zu tun?“

Inuyasha schwieg auf Aryans Blick hin, aber Yami grinste teuflisch.

„Gib mir deinen Finger“, verlangte sie. Er gehorchte unschuldig. „Allgemeines Prinzip, Yui-kun. Dein Zeigfinger ist dein…“ Anjaani bog grad beschäftigt um die Ecke. „Willie“, flüsterte sie leise und schloss die Hand um seinen Finger. „Meine Hand ist die Vagina. So ist es normal“, regulierte sie den Druck. „Aber ein trainierter Beckenboden kann sich sehr stark anspannen. So ungefähr.“

„Sag mal, musst du dabei mit Yukis Stimme sprechen“, beschwerte er sich. Ihm wurde unangenehm heiß.

„Sadistische Gene“, grinste sie.

„Aber so stark kenne ich das nicht.“

„Weil keine deiner bisherigen Frauen einen trainierten Beckenboden hatte. Aani ist es besonders wichtig, dort stark zu sein. Nicht wahr?“, lächelte sie den errötenden Inuyasha an.

„Bin ich froh, dass du nicht mitkommst“, knurrte er. „Warum verbietest du mir zu reden und sie lässt du schwatzen?“, warf er Aryan vor.

„Keiner hat gesagt, dass du mir auch gehorchen musst.“

„Und ein trainierter Beckenboden ist so stark?“, unterbrach Yuichi Inuyashas aufkommende Wut.

„Je nachdem sind sie schwach, dass du sie kaum spürst“, bestätigte Inuyasha. „Oder sie sind so stark, dass sie dich fast schon zerquetschen.“

Yami sah ihn an mit diesem kecken Blick, der ihn bei Yuki so reizte. „Stell dir das vor…“ Sie schloss die Hand fest um seinen Finger und fing dann an im Rhythmus zu drücken. „Das passiert bei einem Höhepunkt. Yuki ist da nicht weniger trainiert als ich.“

„Sie ist ein Monster“, fauchte Yuichi leise, als Yami summend im Schlafzimmer verschwand.

„Was du nicht sagst“, lächelte Aryan.

Yuichis geweitete Augen starrten auf seinen Zeigefinger. „Ist es wirklich so arg?“

Beide Männer nickten. „Unbeschreiblich.“

„Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht.“

„Ich wäre mir auch unsicher“, murmelte Aryan. „Du tust mir richtig leid. Und Yuki wird dich gehörig leiden lassen.“

„Verdammt, was hab ich getan. Hilf mir, Aryan.“

„Selber Schuld wenn du dich mit einem der Drillinge anlegst. Ich komme nicht mit. Und Inuyasha muss nachher auch weg.“

„Ich muss die nicht den ganzen Tag ertragen?“

„Nein. Sag Bescheid, wenn ich dich da rausholen soll.“

„Danke, General!“

„Darf ich auch auf Dämonenjagd gehen?“, wagte Yuichi den Versuch.

„Klar, du darfst dich deiner Freundin stellen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CherryStar69
2016-09-23T11:01:38+00:00 23.09.2016 13:01
Oh man , da hat ja inuyasha sein ass im suikan benutzt und ihr endlich die kette gegeben.
Da hatte er aber noch mal Glück gehabt.
Schönes Kapitel. Schreib schön weiter!
Antwort von:  AnaO
24.09.2016 10:42
Freut mich. Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass er in der Lage ist noch größeren Mist zu bauen. Mal schauen ^__^


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