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Sympathy with the Devil

~Eine Geschichte über die unsterbliche Liebe~
von

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Heimlicher Besuch

"Geht es jetzt besser?", fragte Sakura ihre blonde Freundin, als diese auf einer Bank im Flughafen platz nahm und noch immer ganz blass im Gesicht aussah. Blass mit einem unschönen Grünstich.

"Ja, passt schon", keuchte Temari leidlich und schloss die Augen. Wie sie es hasste zu Fliegen! Diese Enge, diese Bewegungen, diese dünne Luft ... jedesmal war es ein Kampf ums Überleben!

Aber trotzdem hatte Temari darauf bestanden, Sakura nach Osaka zu begleiten. Sie hatte gemeint, es nicht verantworten zu können, die Rosahaarige mit einem Haufen Vampire und einem Naruto alleine zu lassen.

Dafür hatte sie sogar den zweistündigen Flug in die zehn Grad kältere Stadt in Kauf genommen.

Und Sakura wusste es zu schätzen, auch wenn sie sich fragte, wie Temari längere Flüge überstand. Immerhin war sie als Vampirjägerin auch in Amerika und Europa unterwegs.

"Du kannst mich ruhig alleine lassen, ich muss mich nicht mehr übergeben", murrte Temari, die kaum darüber sprechen konnte, ohne dass ihr erneuert schlecht wurde.

"Ach was, die anderen finden die Koffer auch ohne mich", grinste Sakura, ehe sie ihrer Freundin ein Becher Wasser aus einem Automaten holte und sich neben sie setzte, mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand.

Temari nickte schlapp, kippte sich das Wasser hinter und stöhnte qualvoll. "Jetzt noch eine halbe Stunde in der Bahn! Ich glaub ihr müsst mich hier lassen ..."

"Daraus wird nichts. Wir wollen heute Abend doch noch ins Theater, schon vergessen?", erinnerte Sakura und erhob sich, als sie Narutos wilde Mähne von weiten erkennen konnte und ihn zu sich herüber winkte.

"Wie könnte ich, du hast mich den ganzen Flug lang über das Stück aufgeklärt. Dabei wollte ich einfach nur sterben ..."

Sakura lachte leise. "Entschuldige. Ich finds nur so aufregend."

"Schon gut", schnaufte Temari und schloss wieder die Augen, als sie Narutos plappernde, lautstarke Stimme hören konnte. Es war wie das Dröhnen einer Flugmaschine in ihren Ohren ...

"Das ging ja schnell", sagte Sakura, als ihre drei anderen Freunde zu der Bank kamen und die Koffer und Rucksäcke abstellten. Warum Sasuke, Hinata und Naruto soviel Gepäck für eine Woche mitschleppten war ihr ein Rätsel. Doch wenigstens schien Temari genauso genügsam wie sie, denn auch die Blonde würde für diesen Urlaub aus einem großen Rucksack leben.

"Natürlich, mit ein wenig Gewalt lässt sich alles erreichen!", lachte Naruto, der vor guter Laune nur so strotzte. Es tat ihm unheimlich gut einmal wieder seine Heimat zu besuchen, und das schlug sich auch auf die anderen nieder.

Allen voran Sakura, den dieser Ausflug doch irgendwie beängstigte. Aber im Moment musste sie sich noch keine Sorgen machen. Das kam erst, wenn sie Narutos Eltern gegenüberstehen würde.

"Wollen wir weiter?", fragte Naruto nun, ganz hibbelig von einem Bein aufs andere tretend.

Hinata warf ihm einen strengen Blick zu. "Du siehst doch, dass es Temari noch nicht gut geht. Wir sollten noch ein wenig warten, bis sich ihr Magen beruhigt hat."

Naruto seufzte. "Ja, sorry."

"Ach, geht schon. Wir müssen uns ranhalten, wenn wir den Zug nicht verpassen wollen", sagte Temari, obwohl sie alles andere als fit klang.

"Wir können auch den nächsten nehmen. So eilig haben wir es nicht", meinte Sakura.

Temari stöhnte leidend, nickte aber. "Danke."
 

Es war bereits früher Nachmittag, als die Fünf das Hotel erreichten, in dem sie während ihres Aufenthalts in Osaka wohnen wollten. Narutos Eltern hatten sich zwar gewünscht, sie würden bei ihnen unterkommen, aber das hatte man einheitlich dankend abgelehnt.

Naruto liebte seine Eltern, aber eine Woche bei ihnen wohnen wäre nicht seine Vorstellung eines freien, wilden Lebens gewesen.

Und für Hinata und Sasuke käme es noch weniger in Frage. Frau Uzumaki hätte den roten Saft in ihrem Kühlschrank sicher argwöhnt.

Sakura war es nur recht, nicht sofort und für längere Zeit bei den Uzumakis zu bleiben. Sie wusste nicht, wie sie auf sie reagieren würden.

Und Temari war noch immer alles egal ...

Während die anderen in der Lobby platz nahmen, ging Hinata sich um die Schlüssel ihrer Zimmer kümmern. Sie hatte sich um die Reservierungen gekümmert, denn Naruto wäre damit bei weitem überfordert gewesen.

Sie wären wohl eher in einer Absteige gelandet als in diesem Nobelhotel.

Sakura konnte den Blick gar nicht von den feinen Dingen nehmen, die es hier zu sehen gab. Altertümlich aussehende Artefakte, Statuen und Bilder schmückten die öffentlichen Räumlichkeiten. Sie wollte gar nicht wissen, was das Zimmer hier kostete, aber darüber hatte auch niemand mit ihr reden wollen. Hinata war in deser Beziehung wie Sasuke. Sie bezahlte alles und ließ keine Widerworte zu, obwohl Sakura sie fast angebettelt hatte, wenigstens einen Teil zubezahlen zu dürfen. Naruto hingegen schien dieses lasterhafte Verhalten der Vampire mittlerweile gewöhnt und kümmerte sich nicht darum, obwohl er von Hause her schon nicht arm war und selbst Geld hatte.

Wie Temaris Finanzen aussahen wusste Sakura allerdings nicht. Doch Temari hatte ihren Flug und auch das Hotelzimmer selbst bezahlt, ohne in irgend einer weise nachzugeben. Verdiente man eigentlich als Vampirjägerin? Wer würde das wohl bezahlen? Ob hinter dem ganzen eine Organisation stand?

"So, dass ist euer Schlüssel", holte Hinata Sakura aus den Gedanken und reichte der Rosahaarigen noch einige Prospekte über die derzeit stattfindenden Veranstaltungen.

Sakura nickte und stand auf. Das sie sich das Zimmer mit Sasuke teilte störte sie wenig, sie war es nicht mehr anders gewohnt. Und Hinata und Naruto würden sich wohl kaum trennen. "Wo ist mein Rucksack hin?", fragte sie ganz erschrocken, als ihr Gepäck nicht mehr an seinem eigentlich Platz war.

"Wurde schon in Zimmer gebracht", erklärte Hinata. "Jetzt ist es kurz vor zwei. Wollen wir uns in einer Stunde wieder hier treffen und dann erst einmal was Essen gehen?", sie sah zu Naruto, der nur auf diese Frage gewartet hatte und nun tatkräftig nickte.

Auch Temari und Sakura waren dem nicht abgeneigt und so wollte man um 15 Uhr wieder in der Lobby sein.
 

Als Sakura die wohltuende Dusche verließ, fühlte sie sich wie ein neuer Mensch. Der ganze Stress des Fluges und der Reise hier her waren von ihr abgefallen und nun konnte sie sich voller Zuversicht auf die Ferien in ihrer Heimatstadt konzentrieren, von der sie bisher aber nur wenig gesehen hatte.

In diesem Teil Osakas war sie noch nie gewesen, demnach stellte sich das vertraute Gefühl nur langsam ein. Doch sie war sich sicher, dass es wohl ihr schönster Urlaub seit langem werden würde! Wie sollte es auch anders sein? Was gab es im Moment, was sie sich noch wünschen konnte? Ihre Freunde waren bei ihr, Sasuke war bei ihr, sie würde durch ihr altes Viertel laufen können ...

Und sie würde das Grab ihres Vaters besuchen. Nach Jahren würde sie dort endlich ein paar Blumen hinlegen können. Und sie würde ihm um Verzeihung bitten, für das was sie getan hatte.

Sakura lächelte traurig in den riesigen Spiegel, der von hellem Marmor umgeben war, als sie überlegte, ob ihre Mutter bei ihm war. Begraben war sie in Tokio, aber was hieß das schon? Ihre Eltern hatten sich immer geliebt, vielleicht waren sie dort, wo sie jetzt waren, wieder zusammen?

Ob sie im Himmel waren, wenn es einen Himmel gab? Sakura nickte innerlich. Wo sonst? Ihre Eltern waren herzensgute Menschen gewesen. Eine Reihe tragischer Umstände hatte ihr Leben verändert. Wäre das Schicksal nicht so grausam zu ihnen gewesen, wären viele Dinge nicht passiert.

Doch wenn ihre Eltern im Himmel waren, dann würde sie sie wohl nie wiedersehen.

Sakura wusste, dass jemand wie sie dort kaum einen Platz haben konnte. Sie würde dort hinkommen, wo auch ihr Stiefvater war. Und vermutlich wartete er bereits, um sich an ihr Rächen zu können ...

Sakura seufzte. Wie albern sie doch dachte! Himmel und Hölle, daran hatte sie doch nie geglaubt!

Allerdings hieß das recht wenig, wenn man ihre jetzigen Freunde betrachtete.

Sie würde sich wohl überraschen lassen müssen.

Sakura wickelte das Handtuch fester um ihren Körper, als sie aus dem Bad marschierte und ins Schlafzimmer wollte, um sich umzuziehen. Wenn sie geglaubt hatte, Hinata wäre weniger übertrieben als Sasuke, hatte sie sich ziemlich getäuscht. Das Zimmer bestand aus mehreren Zimmer und war eine Suite. Eine wunderschöne, traumhafte Suite, viel größer als ihre Wohnung, die so erbärmlich dagegen wirkte! Ein unsterbliches Leben hatte einige Vorteile. Man besaß Geld ohne Ende, ohne überzuschnappen. Hinata und Sasuke hatten in Naha vollkommen normale Wohnungen. Sie mussten nicht mit ihrem Geld protzen. Für sie war es nur ein Mittel zum Zweck. Allerdings, wenn Sakura an diese hochpolierten Autos der Uchiha dachte ... aber darüber musste nie sich jetzt nun wirklich nicht den Kopf zerbrechen! Ersteinmal in Ruhe anziehen und dann etwas essen gehen.

Sasuke hatte gesagt, dass er für eine halbe Stunde verschwinden wollte, und sie hatte nicht weiter nachgefragt. Es war sehr wahrscheinlich, dass er seinen Hunger stillen wollte, bevor sie unter Menschen gingen.

Ein rascheln aus dem Wohnzimmer ließ Sakura in ihrer Bewegung innehalten. War er jetzt schon zurück?

"Sasuke?", rief sie und drehte um. Vielleicht hatte er auch den Fernseher angelassen. Das wäre typisch für ihn!

Doch als Sakura ins Wohnzimmer ging, spärlich mit einem Handtuch bekleidet, da war der Fernseher nicht an.

Und es stand auch kein Sasuke dort.

Es war ein fremder, sehr junger Mann, der sie mit großen Augen ansah und sofort rot anlief.

Und als Sakura im nächsten Moment einen entsetzten Schrei ausstieß, gefolgt von dem Schrei des Pagen, stand auch schon ein bedrohlich wirkender Sasuke vor ihr, der den Mann mit seinen kalten Augen ansah und bereit zum Angriff war.

"Oh Gott!", stöhnte Sakura und holte tief Luft. "Gott, verdammt ... Sasuke beruhig dich, es ist nichts passiert!", sagte sie hastig, damit nicht doch noch etwas geschah.

"Warum hast du dann geschrien?", fragte Sasuke zwischen den Zähnen hindurch und den Blick immer noch auf den erstarrten Pagenjungen gerichtet.

"Ich hab mich erschrocken ... oh Weia ...", Sakura wedelte sich Luft zu.

Gerade noch einmal gut gegangen!

"Er hat dir nichts getan?"

Sakura schüttelte den Kopf. Wie es schien hatte der junge Mann, der vermutlich nicht älter war als sie, lediglich ein paar Dinge ins Zimmer gebracht. "Tut mir leid", lächelte sie ihm entschuldigend zu. "Mach einfach weiter."

Doch der Junge konnte sich kaum von Sakuras Anblick lösen, was die Rosahaarige bemerkte und nun ebenfalls rot anlief. Das sie nur mit diesem verdammten, kurzen Handtuch bekleidet war, hatte sie nicht bedacht!

"Wenn du deine Augen behalten willst, solltest du verschwinden", sagte Sasuke immer noch knurrig, und Sakura glaubte bald, seine Drohung wäre ernst.

Daran zweifelte auch nicht der Pagenjunge, der mit zittrigen Fingern die Zeitungen auf den Tisch legte und dann kurzerhand das Weite suchte.

"Du musst nicht immer so übertreiben!", seufzte Sakura nun. "Er sah aus, als hätte er beinah einen Herzinfarkt bekommen!"

"Wenn du dich im halbnackt präsentierst", konterte Sasuke und grinste Sakura unschicklich an als er sie ansah, was der jungen Frau gar nicht passte.

"Ich dachte, es wäre ein Einbrecher!", verteidigte sie sich.

Sasuke kräuselte die Stirn. "Und du glaubst, du hättest ihn mit deiner Erscheinung vertrieben und nicht eher eingeladen?"

"Ah, vergiss es!", motzte Sakura genervt. "Wieso bist du schon wieder zurück? Wie spät ist es?", sie sah auf die Uhr über dem Fernseher und erschrak. "Nein, ich hab zu lange geduscht!", eilig rannte sie ins Schlafzimmer, damit sie es noch rechtzeitig schaffen konnte.
 

"Du bist so eine Nuss!", lachte Temari, als Sakura ihren Freunden beim Essen von dem Vorfall mit dem Pagen erzählte.

Schmollend stopfte sich die Rosahaarige einen Reisball in den Mund. "Das stimmt doch gar nicht!"

"Mir tut der Junge leid", sagte Naruto zwischen zwei Happen. "Als wenn Sakuras Anblick nicht schon schlimm genug gewesen wäre, musste auch noch Sasuke seinen Senf dazugeben. Vermutlich hat er schon gekündigt, wird seine Frau und die sieben kleinen Kinder verlassen, Sakura suchen, ihr einen Heiratsantrag machen, und wenn sie ja sagt ist sein Leben sowieso vorbei ..."

Sakura blieb der Reis im Hals stecken, als sie das hörte. "Bist du fies!", hustete sie, dem Tod durch Ersticken nahe. "Willst du damit sagen, dass ich eine schlechte Ehefrau wäre?"

Naruto grinste breit. "Neeein, nie würde ich das behaupten wollen ..."

"Ach nein?"

"Nein ..."

"Naruto, wenn du dich jetzt nicht sofort entschuldigst ..."

"Was dann, krieg ich deinen Pantoffel zu spüren?"

Sakura holte tief Luft.

Beruhigen ...

Beruhigen ...

Tief Atmen und nicht die Beherrschung verlieren ...

Sakura seufzte, nahm sich etwas von ihrem Gemüse und steckte es sich in den Mund. "Nein, ich lass mich nicht ärgern. Ich bin eine erwachsende Frau, ich stehe über deinen Kindereien!", sie nickte sich zur Bestätigung zu und nahm einen Schluck Cola.

Naruto schluckte, sein Grinsen wurde breiter. "Wenn du eine erwachsende Frau sein willst, dann bin ich ..."

Doch man erfuhr nie, was Naruto dann sein würde.

Sakuras Selbstkontrolle hatte sich schon vorher verabschiedet und matschend landete ihr Gemüse in Narutos Gesicht.

"Es mangelnd ihr zumindest nicht an Temperament", meinte Hinata erschrocken und nur dank ihrer Vampirfähigkeiten hatte sie den Möhren ausweichen können.

Temari jedoch fischte sich eine danebengegangene Erbse aus den Haaren. "Dafür aber an Manieren ..."
 

Im Gegensatz zum Nachmittag verlief der Abend ruhig und gesittet. Es kam auch niemand mehr zu schaden. Man besuchte das geplante Theaterstück, genehmigte sich ein weniger gesundes Abendessen in einem Fast Foot Restaurant und verabschiedete sich bis zum nächsten Morgen von einander. Schon früh wollte man zu Narutos Eltern aufbrechen, mit den Eltern zu Mittag essen und am Nachmittag mit den geladenen Gästen Herrn Uzumakis Geburtstag feiern.

So war es zumindest geplant. Es sollte eine ganz normale Geburtstagsparty werden.

Doch Sakura machte sich wie immer Sorgen. Und wie immer lag sie in solchen Moment im Bett und konnte nicht schlafen. Dass sie morgen den Uzumakis gegenüberstehen würde raubte ihr fast den Verstand. Sie ging alle möglichen Situationen durch, die unerwartet oder erwartet eintreffen könnten.

Zum einen wussten Narutos Eltern von dem, was Sakura getan hatte.

Sie mussten es wissen, Narutos Vater war Polizist und er hatte die Harunos gekannt. Die Nachricht des Todes von Frau Haruno musste er gehört haben.

Und wenn er wusste, dass sie tot war, dann wusste er auch, was Sakura getan hatte.

Wenn sie es aber, weiß Gott wie, nicht wussten, dann würden sie Sakura nach dem Befinden ihrer Mutter fragen.

Das wäre für die Rosahaarige bald noch schlimmer. Sie musste es erzählen, ihnen die traurige Nachricht überbringen, dass ihre Mutter schon seit vier Jahren nicht mehr lebte.

Und man würde fragen, was passiert wäre ...

Dann stellte sich die Frage, wie sie reagierten.

Würde man sie vielleicht sofort wieder aus dem Haus werfen?

Oder würde man ihr Gnade gewähren, und erst ein späterer Gast würde sie in die Hölle schicken?

Würde sich Naruto mit seinen Eltern ihretwegen streiten? Würde er sie verteidigen, oder sie ihrem Schicksal überlassen?

Oder würde alles besser laufen, als sie sich im Moment vorstellte, so wie es auch mit Ino Yamanaka gewesen war?

"Sakura?", hörte sie plötzlich ihren Namen und sie drehte sich zu Sasuke um.

"Ja? Was ist?", fragte sie ahnungslos. Sie konnte ihn kaum geweckt haben, sie hatte sich keinen Zentimeter gerührt.

"Hör bitte auf zu denken und schlaf ein", murrte er.

"Liest du jetzt doch meine Gedanken?", fragte sie verwirrt und stützte sich auf ihrer gesunden Hand ab, während die andere frisch verbunden an ihrer Seite lag.

"Nein, deine Stimmung ist aber kaum auszuhalten. Du schmeißt mit Gefühlen um dich, dass ich Kopfschmerzen bekomme."

"Oh", Sakura legte sich auf den Rücken und starrte an die dunkle Decke. "Dann schalt es doch ab, geht das nicht?"

"Nicht wenn du so nah bist und dermaßen starke Ausbrüche hast. Es kommt immer noch genug an."

"Entschuldige", sagte Sakura ehrlich. "Ich schlafe jetzt, gute Nacht."

Eine Viertelstunde später stand Sakura in dem Küchenbereich der Suite und füllte sich ein Glas mit Wasser. Damit ging sie zur Couch und schaltete leise den Fernseher ein.

Sie hatte wirklich vorgehabt zu schlafen, aber funktioniert hatte es trotzdem nicht.

Und sie wollte Sasuke nicht verrückt machen.

Es reichte, wenn sie sich selbst ständig verrückt machte.

Doch das nächtliche Fernsehprogramm bot nicht die Abwechslung, die sie erhofft hatte zu finden. Sie legte sich lang und schmiss ihre Sachen auf den Boden. Morgen würde sie eh etwas festlicheres Anziehen müssen.

Sakura seufzte leise. Was sollte sie tun? Immer und immer wieder musste sie daran denken, was alles passieren könnte. Sie wünschte, es abstellen zu können, aber es ging nicht.

Es ging nie.

Und normalerweise, wenn sie sehr durcheinander war, ging sie spazieren.

Aber sie war in Osaka, nicht in Tokio oder Naha.

Und es war weit nach Mitternacht.

Sakura richtete sich auf. Es stimmte, sie war in Osaka.

Aber sie kannte sich in Osaka doch aus. Sie hatte Jahre lang hier gelebt. Und es gab einen Ort, der ihr im Moment vielleicht Ruhe bringen konnte.

Schnell zog sich die junge Frau ihre Sachen an, ehe sie auf Zehenspitzen die Suite verließ. Sasuke hatte seine Fähigkeiten gedämpft, wenn sie Glück hatte würde er ihr verschwinden überhaupt nicht bemerken und sie wäre noch rechtzeitig zurück.

Weit war es nicht.
 

Als Sakura das Taxi verließ und dem Fahrer reichlich Trinkgeld zahlte, spürte sie die aufkommenden Gewissensbisse. Sie hätte Sasuke wenigstens eine Nachricht dalassen sollen, damit er nicht ganz Osaka ihretwegen auf den Kopf stellte, sollte er gegen jede Hoffnung früher wach werden.

Aber sie war nicht weit von ihrem Hotel entfernt, mit dem Auto waren es kaum zwanzig Minuten gewesen.

Sie zog die kalte Nachtluft ein und knöpfte ihre Jacke bis oben hin zu. Es waren keine angenehmen Temperaturen mehr und sie war mittlerweile das subtropische Klima Okinawa Hontos gewohnt.

Und sie fürchtete sich ein wenig. Dort, wo sie jetzt hin ging, treibte man sich nachts alleine eigentlich nicht mehr herum.

Aber Osaka war keine kriminellenverseuchte Stadt. Eigentlich konnte ihr nichts passieren.

Sakura lief die Straße entlang, die ihr der Taxifahrer beschrieben hatte und stand schließlich auch schon vor einem abgezäunten Gelände. Sie war erst einmal hier gewesen, und daran konnte sie sich kaum noch erinnern.

Es war auch keine schöne Erinnerung.

Sondern die Erinnerung an die Beerdigung ihres Vaters.

Sakura schlang die Arme um sich, als sie über den großen Friedhof lief. Obwohl sie diesen Stadtteil nur dieses eine mal besucht hatte und sich an keine Straßennamen oder Besonderheiten erinnerte, so wusste sie doch noch ganz genau, wo ihr Vater begraben lag.

Und nun stand sie direkt davor.

Sakura schluckte, als sie das Grab betrachtete. Sie hatte erwartet, dass es verkommen war, das es vielleicht sogar nicht mehr existierte. Aber das Gegenteil war der Fall. Es war bepflanzt und ein frischer Strauß Blumen zierte den Grabstein. Wunderschöne Blumen, Rote. Die liebte ihr Vater am meisten.

Aber wer kümmerte sich um das Grab? Sie hatten hier keine weiteren Familienangehörigen gehabt. Oder machte das die Friedhofsverwaltung?

Die konnten wohl kaum wissen, dass ihr Vater rote Blumen am meisten mochte. Oder war es nur ein Zufall?

Sakura schüttelte den Kopf. Das war im Moment unwichtig. "Hallo Daddy", sagte sie und ging in die Hocke, um mit dem Finger über die Inschrift zu fahren. "Hallo Herr Daisuke Haruno", sie lächelte leicht. Aus Spaß hatte sie ihren Vater früher manchmal so genannt.

Sein Name hatte ihr immer gefallen. Daisuke. Er bedeutete große Hilfe. Und ihr Vater war jedem gegenüber stets Hilfsbereit gewesen. Er ein gütiger Mann der seinesgleichen gesucht hatte. Bisher hatte sie niemanden kennengelernt, der die gleiche Herzenswärme besaß wie ihr Vater.

Sakura wischte sich übers Gesicht, als sie die ersten heißen Tränen auf ihrer Haut spürte. "Verzeih mir, dass ich so spät komme", wisperte sie zittrig. "Ich wurde aufgehalten, aber das hat Mama dir bestimmt erzählt, nicht wahr?", Sakura ließ sich auf die Knie fallen und sah auf die roten Blumen. "Ich hab dir leider keine mitgebracht."

Die Zeit verging und eine düstere Stimmung herrschte auf dem Friedhof, aber Sakura hatte keine Angst mehr. Schweigend saß sie vor dem Grab ihres Vaters, die Knie an ihren Körper gezogen und betrachtete mit rot unterlaufenden Augen seine letzte Ruhestätte.

Fünf lange Jahre war es her, dass er bei einem Autounfall auf dem Weg nach Hause verunglückt war. Keine zwei Straßen von ihrem Haus entfernt. Er war mit einem anderen Wagen kollidiert, der ihm die Vorfahrt genommen hatte. Er selbst war immer ein vorsichtiger Fahrer gewesen. Ihm wären solche Fehler nie unterlaufen.

Tödliche Fehler.

Doch innerlich wusste Sakura, dass ihr Vater nicht fehlerfrei gewesen war. Er liebte seine Frau und seine Tochter, aber er liebte auch seine Arbeit. Und manchmal verbrachte er dort mehr Zeit, als bei seiner Familie. Öfters hatte es deswegen Streit gegeben. Aber Sakura hatte sich darum nie Sorgen gemacht, sie hielt ihre Eltern für unzertrennlich.

Doch ihre Mutter war einsam. Und in ihrer Einsamkeit begann auch sie einen Fehler.

Sie traf sich mit einem anderen Mann.

Das zerstörte die Ehe nicht, aber es nahm ihr das gegenseitige Vertrauen.

Und als Sakuras Vater starb, und ihre Mutter nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte, da zogen sie zu diesem Mann, mit dem sie sich damals getroffen hatte.

Alles war eine Verkettung von Fehlern, von Schicksalen, von Unglück.

Und das Ende bildete der Tod ihrer Mutter, den Sakura mit einem Mord rächte. Damit gab es keine Familie Haruno mehr.

"Ich habe dich enttäuscht, nicht wahr, Daddy?", flüsterte Sakura nach einigen Minuten. "Aus mir ist nicht das geworden, was du dir für mich gewünscht hast. Und deswegen werde ich euch nie wieder sehen können!", Sakuras Stimme vibrierte vor Schmerz bei dieser Feststellung. "Ich habe meinen Platz bei euch verloren, ich habe nirgends mehr einen Platz!"

Sakura griff sich qualvoll an den Kopf, als würde er jeden Moment zerspringen. Sie durfte die Traurigkeit nicht die Oberhand gewinnen lassen.

"Aber ich habe Freunde", sagte sie und lächelte leicht. "So gute Freunde. Ich bin nicht mehr allein. Du würdest sie mögen."

Sakura stellte sich vor, wie ihr Vater mit ihren Freunden und ihr zusammensitzen würde, reden und lachen. Es wäre ein harmonisches Bild. Was er wohl zu Sasuke sagen würde? Ob er ihn akzeptieren würde, an der Seite seiner Tochter?

Vermutlich würde er so tun, als wäre Sasuke ein ganz schlechter Kerl. Ja, das war ihr Vater! Und in Wahrheit nötigte er ihn dazu, mit ihm Fussballspiele zu sehen. Er würde ihn testen. Auf Herz und Nieren überprüfen, ob er gut genug für seine Sakura war.

Bei dem Gedanken schossen Sakura erneuert die Tränen in die Augen. Denn die Wahrheit war doch, dass sie nie nach Okinawa Honto gegangen wäre, wenn ihre Eltern noch leben würden. Sie hätte Sasuke vermutlich nie kennengelernt.

Oder doch, auf eine andere Weise? Vielleicht war es ihr Schicksal?

Sakura zuckte zusammen und griff sich verwirrt an den Kopf.

Das dachte sie nicht zum erstenmal! Das hatte ihr jemand gesagt, vor langer Zeit, bevor sie Sasuke kannte. Er? Könnte Er es gewesen sein? Hatte Er in ihrer Gegenwart über Sasuke geredet? Der mysteriöse Vampir aus der Klinik. Warum?

Und warum schoss wieder alles durcheinander, was in ihrem Kopf war? Warum konnte sie nicht mehr klar denken?

Weil es wieder um Ihn ging!

Das war die Antwort.

Sobald sie an Ihn dachte, vermischten sich ihre Gedanken und erschwerten das Nachdenken.

Sakura atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Es brachte nichts, jetzt wieder zu grübeln. Aber sie würde es im Kopf behalten. Sie würde es nicht wieder vergessen.

Er hatte ihr gesagt, dass sie Sasuke treffen würde. Das es ihr Schicksal war.

Er hatte alles vorher gewusst.

Sakura seufzte und erhob sich. Zum Abschied strich sie mit ihrem Finger noch einmal über den Grabstein. "Ich komme wieder", flüsterte sie und lächelte. "Und dann ... vielleicht stelle ich dir dann meine Freunde vor."
 

Als Sakura das Tor hinter sich Schloss, das den Friedhof absperrte, hörte sie es neben sich rascheln. "Es tut mir leid", sagte sie leise. "Ich hätte nicht einfach abhauen sollen."

Sasuke kam aus der Dunkelheit und legte sanft einen Arm um ihre Schultern. "Nein, ist schon gut. Diesmal halte ich dir keine Standpauke."

Die Rosahaarige lächelte. Als sie den Friedhof verlassen hatte, hatten sie auch ihre Ängste vor Morgen verlassen. Wie ein guter Zauber. "Stehst du hier schon lange?"

"Erst seit dem du hier bist", gab Sasuke wahrheitsgemäß zurück und ging mit ihr die Straße entlang.

Sakura seufzte. "Kann man dich nie austricksen? Ich war so leise! Warum hast du dich nicht eher gezeigt?"

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Vielleicht mag ich Friedhöfe nicht besonders."

"Du lügst", stellte Sakura stirnrunzelnd fest.

Sasuke grinste. "Stimmt."

Die junge Frau lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Sie musste nicht weiter nachfragen um zu wissen, warum Sasuke vor dem Gelände gewartet hatte. Er wollte ihr einfach die Zeit mit ihrem Vater geben, die sie brauchte. Alleine.

"Sakura?"

"Ja?", Sakura musste aufsehen, um Sasuke anblicken zu können. Er war doch ein ganzes Stück größer als sie.

"Ich glaube nicht, dass dein Vater jemals von dir enttäuscht sein könnte. Ich denke, er wäre heute stolz auf dich."

Sakura blieb abrupt stehen und sah Sasuke mit weit aufgerissen Augen an, überrascht, wie gut sein Gehör auch auf dieser Entfernung funktionierte.

Und überrascht von dem, was er sagte.

Ohne groß nachzudenken fiel Sakura Sasuke in den Arm und hielt sich weinend an seiner Jacke fest, während der Uchiha ihr beruhigend über die Haare strich.

Es gab Dinge, die erwartete man. Dinge, die man voraussehen konnte, oder Dinge die man nicht erwartete und gerade deswegen wusste man, dass sie passieren konnten.

Und es gab Dinge, die ohne jede Vorwarnung kamen, die man nicht erwarten konnte, weil sie nie in Betracht gezogen worden. Die Faktisch nicht existierten und gegen jegliche Vernunft waren.

Sakura hätte nie geglaubt, dass bei allem was passiert war, Daisuke Haruno auf seine Tochter hätte Stolz sein können. Für sie hatte es nie einen Zusammenhang der Wörter zu ihrem Vater gegeben.

Und gegen jegliche Vernunft hatte Sasuke es ausgesprochen.

Und vielleicht ... wäre es sogar so gewesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Fantasylilie
2009-03-20T21:31:27+00:00 20.03.2009 22:31
Und wie geht es weiter???????? Ich freu mich auf dein nächstes Kappi^^
Von: abgemeldet
2009-02-28T11:59:19+00:00 28.02.2009 12:59
haii
süßes kappi!!
iich musste fast weiinen...xDD
diie tränen standen miir schon iin den augen! :D

hoffe es gehdd schnell weiider!!

lg Sayuri_chan7
Von: abgemeldet
2009-02-28T11:02:12+00:00 28.02.2009 12:02
super kappi
und auch rührend.
ich weiß net was ich sagen soll.
mir gefällt des kappi total.
mach weiter sooo
lg, yesilli
Von:  Zuckerschnecke
2009-02-27T17:43:31+00:00 27.02.2009 18:43
hey
mal wieder ein schönes kapi!
aber ich fand es auch traurig
irgendwie...^^

mach schnell weiter, ich freu mich
schon auf das neue =3
Von: abgemeldet
2009-02-27T15:14:07+00:00 27.02.2009 16:14
Hey hey,

bin heut bisschen schlapp, deswegen gibts nur ein ganz kurzes statement:

super kappi

xD
LG
heartly
Von:  thundergirl
2009-02-27T13:20:30+00:00 27.02.2009 14:20
mal wieder ein geiles kapitel^^
ich bin gespannt was alles am nächsten tag passieren wird
wer ist der unbekannte vampir????
ich kann es kaum erwarten das es weiter geht
schreib schnell weiter
lg
thundergirl


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