Im Reich des Feuers
Die lieben Brüder - Halbbrüder - nähern sich an. Das könnte hilfreich sein...
22. Im Reich des Feuers
Die seltsamen, bläulich leuchteten Feuervögel schossen auf die Hundebrüder zu, die einige Schritte auseinander und doch nebeneinander stehend den Angriff erwarteten. Inuyasha warf einen unwillkürlichen Blick zur Seite, ehe er die Windnarbe losrasen ließ. Die Feuervögel schienen dadurch in der Tat verwirrt zu werden. Ihre hell leuchtenden Flügel flatterten ein wenig hilflos, aber zum Leidwesen des Hanyou fingen sie sich rasch und setzten ihren Angriff fort. Das war also wohl keine Option. Im nächsten Moment erkannte er, dass sein Halbbruder einige Sprünge nach vorn machte, auf die Angreifer zu, und mit der Klinge zuschlug. Der Vogel, der so zerteilt wurde, löste sich in einer Wolke von blauen Feuerpünktchen auf, die rasch erloschen.
Inuyasha begriff. Die musste man anscheinend im Nahkampf erledigen. Woher auch immer Sesshoumaru das schon wieder wusste. Es war manchmal, nun, meistens, wirklich nervtötend immer als der dumme kleine Bruder dazustehen. Immerhin, bestätigte er sich selbst, hatte er in den letzten Tagen durchaus auch schon gute Ideen gehabt.
Aber dann ließ er lieber das Denken sein. Die Feuervögel waren schnell und in der Überzahl und er wollte nicht ausprobieren, wie heiß sie waren. Zwar würde ihn sein Gewand aus Feuerrattenhaaren beschützen, aber er besaß genügend Körperstellen, die ungesichert waren. Wenn er die Attacken richtig einschätzte, gingen die Vögel sowieso auf ihre Gesichter, ihre Köpfe los.
Die Halbbrüder mussten dauernd in Bewegung bleiben, um zum einen den Angreifern auszuweichen, zum zweiten zuschlagen zu können. Mit jedem Vogel, den sie töteten, wurde es wieder dunkler in der Felsenhalle, allerdings hatten sie bald gelernt, ebenfalls anhand der Witterung die Feuervögel zu orten. Es erwies sich auch so schon als schwierig genug, dem anderen auszuweichen, den nicht in seinem Kampf zu behindern, etwas, dass beide vollkommen unbewusst beachteten. Sie waren inzwischen zu sicher, dass nicht auch der jeweils andere seinen Part in diesem Streit übernehmen würde.
Auf einmal erlosch jede Helligkeit in der Höhle bis auf die Laterne mit dem leuchtenden Stein, die Inuyasha zuvor abgestellt hatte. Die Hundenasen verrieten nur zu deutlich, dass sich die Überlebenden zurückgezogen hatten. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Aber es war nichts anderes zu erkennen.
Der Hanyou hörte, dass Sesshoumaru seine Waffe zurücksteckte und folgte diesem Beispiel, um die Laterne aufzunehmen. Soweit er wusste, war die Nase seines Halbbruders noch feiner als die seine. Wenn selbst der nichts mehr wahrnehmen konnte, hatten sie wohl diesen Teil bestanden.
„Sag mal“, begann er dann: „Woher wusstest du, dass man die Feuervögel nur direkt erledigen kann?“
Der Hundeyoukai zögerte für einen Moment, ehe er doch antwortete: „Ich traf einmal jemanden, der ähnliche als Attacke einsetzte.“
„Ich denke mal, der ist tot.“ Darin lag keine Frage.
„Natürlich.“
„Mit Vater…?“ entfuhr es dem Hanyou, ehe ihm klar wurde, dass er gerade genau das Gleiche getan hatte, wie so viele: er verglich Vater und Sohn. So ergänzte er hastig: „Nein, hier wart ihr ja nie.“
Sesshoumaru wandte sich nur schweigend ab, um weiter, tiefer unter das Schattengebirge zu gelangen. Das verdiente keine Antwort.
Inuyasha folgte ihm wortlos. Selten genug in seinem Leben hatte er ein derartiges Gefühl gehabt, gerade in ein Fettnäpfchen ungeahnten Ausmaßes gesprungen zu sein. Wenn er so etwas bei Kagome fühlen könnte, wäre das wohl rückenschonender. Bei ihr wusste er oft genug überhaupt nicht, was nun schon wieder los war. Oder sie weinte, und er hatte keine Ahnung, warum. Womöglich sollte er nachdenken, ehe er etwas sagte? Aber er war eben impulsiv, das wusste er doch selbst.
Für eine Weile betrachtete er den Rücken seines Halbbruders vor ihm. So stark und mächtig der auch war – er entkam nicht seiner Vergangenheit. Wie er selbst auch nicht. War das der Grund, warum sie sich nicht verstanden? Immerhin liefen sie hier schon seit Tagen gemeinsam ohne großen Streit durch die Gegend und er zumindest konnte langsam verstehen, wie sich der ach so tolle Herr Hundeyoukai fühlte. Nicht zuletzt, dank dieser Sphinx-Fusion. Eigentlich hätte man diesem…wie hieß er doch gleich… Che-Sepsis dafür noch eine verpassen sollen. Aber, das war nun auch schon egal. Sie würden den Herrn des Abgrundes gemeinsam töten, wie sie bislang alles auf der Insel gemeinsam getan hatten. Nun, fast alles. Dann konnten sie endlich die Scheiden baden und zurückkehren.
Die Scheiden und die Schwerter ja…
Das war auch wieder Vaters Werk….
Ohne weiter nachzudenken sprach er doch abermals aus, was er dachte: „Es ist kalt in Vaters Schatten, nicht wahr?“
Er hatte mit keiner Antwort gerechnet und Sesshoumaru ging auch weiter, als sei nichts geschehen, aber der Hanyou glaubte für einen Moment etwas wie Bitterkeit empfunden zu haben - ein Gefühl, das nicht von ihm selbst ausgegangen war.
Aber dann war etwas anderes wichtiger. Unter ihnen, vor ihnen, war erneut der Geruch nach Brennendem. Das würden wohl die Feuergeister sein, die nur aus Köpfen bestanden, wie Hakari ihnen erzählt hatte, obwohl sich das keiner der beiden so richtig vorstellen konnte. Andererseits hatten sie schon zu viele magische Wesen gesehen, um sich überhaupt noch über eines mehr zu wundern. Wichtig war nur, dass sie an denen vorbeikamen und weiter zum Herrn des Abgrundes vordringen konnten.
Sie erreichten erneut eine größere Höhle, von der aus vier verschiedene Gänge weiterführten, und blickten sich kurz um. Nichts war zu erkennen, aber auch die Feuervögel waren schnell gewesen – und aggressiv.
Inuyasha hob ein wenig die Laterne: „Vier Gänge zur Auswahl...na toll. Der dämliche Kerl hätte doch ein Schild anbringen können, wo er wohnt…“
„Hat er“, kam die überraschende Antwort, ehe sich Sesshoumaru zu dem Gang wandte, aus dem er den deutlichsten Geruch von Feuer wahrnehmen konnte. Nach Feuer und etwas Lebendigem.
Nur Minuten später erreichten sie eine weitere Sohle, eine Halle, die hell erleuchtet wurde von fast zwanzig schwebenden Feuerwesen, die man auf den ersten Blick für Lampions hätte halten können, wären da nicht die Augen gewesen – und die bemerkenswert scharfen und großen Zähne in den Mäulern. Die Halbbrüder zogen unverzüglich, in der Gewissheit, dass das ein weiteres Empfangskomitee des Herrn des Abgrundes war.
Der Hanyou setzte noch die Laterne ab, ehe er fragte: „Kennst du die etwa auch?“
Statt einer Antwort schleuderte Sesshoumaru mit einer harten Armbewegung seine Energie in die Geister. Wer davon getroffen wurde, löste sich, wie schon die Feuervögel, in einem Nebel aus bläulichen Funken auf.
„Na schön…“ murrte Inuyasha. Nie sagte einem einer was. „Kaze no kizu!“
Sie blieben unwillkürlich erneut auf einer Linie stehen, als sich die Feuerwesen aufteilten und versuchten, seitwärts an sie zu gelangen. Keiner der Hundebrüder verspürte die mindeste Lust, Bekanntschaft mit den Zähnen zu machen und so schlugen sie ihre Angriffe weiter.
Nur, um festzustellen, dass sie ihre Gegner unterschätzt hatten.
Die Lampiongeister, die sie vernichtet glaubten, waren in Funken aufgestoben. Aber wo die Feuervögel auf diese Art endgültig verschwunden waren, sammelten sich diese nun an einer Stelle, bildeten ein zunehmend dichter werdenden Nebel. Als die Halbbrüder endlich darauf aufmerksam wurden, war bereits ein einziges Feuerwesen entstanden, ebenso kugelrund wie die kleineren, die noch um sie schwirrten, allerdings mit einem Durchmesser von fast drei Metern.
„Mist“, murmelte Inuyasha, der zwar wusste, dass Größe nicht gleich Stärke war, aber ungemütliche Erinnerungen an die immer stärker werdenden Zombies der Seelenarena besaß: „Wie in der Arena.“
Das wurde seinem älteren Halbbruder gerade auch bewusst: „Zerstöre die restlichen.“
„Was?“
Man konnte doch nicht auf Ohren sitzen, die oben am Kopf angebracht waren? „Zerstöre sie!“ Ohne weiter auf diesen Mischling zu achten, machte Sesshoumaru einen Satz voran, um dem neu entstandenen Wesen zu zeigen, dass er sein Gegner wäre. Trotz allem hatte er in den vergangenen Tagen genug Vertrauen sammeln können, um zu wissen, dass der Hanyou seinen Teil erledigen würde.
Etwas verständnislos befolgte Inuyasha die Anweisung und wich etwas zurück, um sich den restlichen Lampionwesen zu stellen. Was versprach sich Herr Ach-so-perfekt denn davon? Auch diese würden doch zu dem Größeren schweben, das noch ausdehnen? Wollte er alle auf einen Haufen haben, um dann das voluminösere Monster zu zerstören?
Klar, erkannte er, wie in der Seelenarena. Da hatte er auch dafür sorgen sollen, dass alle Widersacher auf einem Platz versammelt waren. Also hatte der liebe…nun, nicht ganz so liebe Herr Halbbruder seine Idee tatsächlich aufgegriffen? Ihm einmal zugehört? Interessant. Das war allerdings im Moment unwichtig, und so jagte er erneut die Windnarbe gegen die fliegenden Feuerwesen. Wer davon getroffen wurde, löste sich in viele bläulich leuchtende Funken auf, die unverzüglich zu dem neu entstandenen Feuergeist flogen, den und dessen Macht vergrößerten.
Dies bekam Sesshoumaru direkt zu spüren. Im Gegensatz zu den anderen kleineren, feurigen Köpfen, versuchte dieser nicht zuzubeißen, sondern spuckte Feuerkugeln. Der Hundeyoukai vermochte diese zwar mit Tenseiga abzulenken, aber eine kleine Unaufmerksamkeit würde unangenehme, vielleicht sogar fatale Folgen haben. Er konnte nicht den Kopf wenden, um zu sehen, was Inuyasha trieb, aber die schlichte Tatsache, dass weitere Feuerfunken seinen Gegner verstärken, ließen ihn annehmen, dass sich das Halbblut gut schlug. Er hatte eigentlich nichts anderes erwartet, nach allem, was er in den vergangenen Tagen so gesehen hatte.
Seiner Ansicht nach gab es nur eine Lösung, diese Feuergeister auf Nimmerwiedersehen loszuwerden – seine Giftklaue. Aber dazu müssten sie alle an einem Ort sein, oder besser alle in diesem Wesen vor ihm. Wie lange brauchte denn Inuyasha noch, bis er alle Feuerköpfe erledigt hatte?
In nächsten Moment bekam er die Antwort in einem leisen „Tapp“, das ihm verriet, dass sich der Hanyou auf eine Linie mit ihm bewegt hatte, bereit, einzugreifen. Allerdings überließ er ihm tatsächlich die Initiative, etwas, das er vor wenigen Tagen sicher noch nicht gemacht hätte. Hatte das Halbblut auf dieser Reise etwas dazugelernt?
Nun, etwas anderes hatte Priorität. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung steckte er Tenseiga in die Scheide zurück und hob die Hand erneut, die bereits grün aufleuchtete. Die ätzende Säure daraus schoss wie ein Sprühregen auf den schwebenden, riesigen Feuerkopf zu, der noch versuchte, eine weitere Feuerkugel in seinem Mund zu formen, dies aber unterlassen musste, als sich die Giftklaue auf, in ihm ausbreitete.
Es gab etwas wie ein Zischen, dann erlosch das Feuer.
Für einen Augenblick war in dem deutlich matteren Licht der Laterne noch zu erkennen, dass das Wesen schwarz aussah, sich dann in Russ- und Staubteilchen auflöste – ungewöhnlich bei jemandem, der die Wirkung der Giftklaue zu spüren bekommen hatte.
Aber Sesshoumaru wandte sich bereits ab um seinen Halbbruder anzuschauen. Der verstand das zu Recht als Aufforderung und schob Tessaiga zurück, um die Laterne aufzunehmen. Seltsamerweise hatte es ihm schon in den Höhlen von Karu nichts ausgemacht, diese zu tragen. Er hatte immerhin zwei Hände.
Der Gang, dem die Hundebrüder nun folgten, führte sie nicht weiter in die Tiefe. Dessen ungeachtet spürten sie mit jedem Schritt, dass es wärmer wurde. Bald erkannten sie auch die Ursache.
Vor ihnen öffnete sich eine weitere Kaverne. Sie standen direkt an einem See aus Lava. Die glühende Masse war zähflüssig und bildete kleine Wellen. Der Weg schien genau darüber hinwegzuführen, denn sie erkannten schwarze Steine, die wie Ruhepole in Sprungweite dort waren, geradeaus. Im Licht der Lava war jenseits des glühenden Sees zunächst eine größere ebene Fläche, wohl aus Felsen, dann weitere Gänge zu entdecken, die weiter liefen, ein auf den ersten Blick kompliziertes Gewirr aus Eingängen.
Ohne ein Wort zu sagen sprang der Hundeyoukai voran, auf den ersten der deutlich kühleren Felsen. Lava war auch für ihn heiß und er spürte keine Lust, sich Verbrennungen zuzuziehen. Flüchtig dachte er daran, wie das für Inuyasha mit seinen bloßen Füßen sein mochte, aber dann unterdrückte er diesen Gedanken rasch wieder.
Ohne Zwischenfälle erreichten beide jedoch das gegenüberliegende Ufer. Sesshoumaru blieb dort allerdings stehen. Da war doch…?
Inuyasha kam sofort neben ihn, vom gleichen Gedanken bewegt. Aus dem labyrinthischen Eingangswirrwarr vor ihnen drang ein Geruch, den er kannte. Und dann entdeckten beide Halbbrüder die leuchtenden Augen in der Dunkelheit der vielen Höhlen vor ihnen, die immer näher kamen.
Der Hanyou fasste es zusammen: „Feuerratten!“ Und er war wohl derjenige, der am Besten abschätzen konnte, wie stabil und schützend deren Haarkleid war. Immerhin trug er seit Jahren ebenfalls eines. Es war jedoch kaum davon auszugehen, dass die Feuerratten von dieser Tatsache angetan sein würden. Die, die jetzt in den Schein des Lavasees kamen, wirkten nicht sehr freundlich. Sie sahen wirklich wie Ratten aus, nur deutlich größer und mit dem dichten, roten, sichernden Haarkleid versehen, aus dem seine Kleidung geschneidert war.
Da die Angreifer im weiten Halbkreis auftauchten, drehten sich die Hundebrüder seitlich, um sich so gegenseitig zu decken, sich aber nicht gegenseitig zu behindern. Beide zogen. Inuyasha war klar, dass das Fell der Feuerratten selbst gegen die Windnarbe schützen würde. Man konnte es versuchen, aber das würde nicht viel bringen. Zum Glück hatte Tessaiga ja auch noch andere Techniken drauf.
Die Ratten blieben stehen. Sie hatten ihren Halbkreis so gezogen, dass die Besucher hinter sich nur Lava hatten, griffen jedoch nicht an. Auf was warteten sie? Im nächsten Moment schienen sie sich abgesprochen zu haben und sprangen alle gleichzeitig auf die Hundebrüder zu.
„Kongoseki!“
Mit diesem Ausruf ließ Inuyasha eine Welle von diamantharten Splittern auf die Angreifer zurasen, sich dabei in einem Halbkreis drehend, um sie so von sich und seinem Halbbruder abzuhalten. Wenn er sein eigenes Gewand richtig kannte, würde diese Attacke selbst dem harten Fellkleid dieser Ratten Schaden zufügen. Er war nur ein wenig überrascht. Warum schickte Sesshoumaru sein Youki gegen sie? Wieso öffnete er nicht den Pfad der Dunkelheit? Würde das nicht schneller gehen?
„Äh, das Meidou?“ erkundigte er sich darum hastig.
Sesshoumaru hätte um ein Haar geseufzt. Taktik oder Strategie war eindeutig nicht die Sache des Halbblutes. Man zeigte doch seinen mächtigsten Angriff erst am Ende, gegen einen wirklich starken Gegner. Und der Herr des Abgrundes schien ein solcher zu sein, wenn er an die Magie der Seelenarena oder die der Ubi dachte. Es war nicht notwendig, dass sich der auf den Pfad der Dunkelheit vorbereiten konnte – wenn dieser denn überhaupt funktionieren würde. Schon in der Arena war dies nicht gelungen. „Erledige sie!“
Das war keine Erklärung in dem Sinn, aber Inuyasha nahm es, wie es gemeint war. Aus irgendeinem Grund sollte er allein mit den Feuerratten zurande kommen. Funktionierte der Pfad der Dunkelheit hier etwa nicht? In der Seelenarena hatte Sesshoumaru den auch nicht einsetzen können und Shiraga hatte doch gemeint, dass das eigentlich die Magie des so genannten Herrn des Abgrundes gewesen sei. Das sah dann nicht so gut aus. Aber was sollte es. Sie hatten mit einem Kombiangriff die Zombies geschlagen, da würden sie doch mit einem einzelnen Typen fertig werden.
Erneut ließ er die Kongoseki losfliegen. Die scharfen Splitter waren auch in der Lage, selbst das harte Fellkleid der Feuerratten zu durchschlagen, etwas, das er selbst schon zu seinem Leidwesen erlebt hatte. Und auch Naraku hatte nicht besonders gut ausgesehen.
Der dritte Angriff mit den Diamantsplittern ließ die Feuerratten erkennen, dass sie hier trotz ihrer Überzahl nicht weiterkamen. So wandten sich die Überlebenden um und verschwanden in den Tiefen der Gänge.
„Na also, warum nicht gleich!“ Der Hanyou steckte sein Schwert weg. Als er beiseite blickte, erkannte er, dass auch Sesshoumaru dies bereits getan hatte und fuhr fort: „Wolltest du nicht oder funktioniert es nicht?“
„Beides.“ Der ältere Halbbruder ignorierte die im Schein der Lava sichtbaren Fragezeichen im Gesicht des Jüngeren und ging weiter. Er vermutete, dass dieser Herr des Abgrundes durchaus wusste, dass sie hier waren, ja, womöglich ihren Unterhaltungen zuhören konnte. Dann war es nicht notwendig, diesem die eigenen Schwächen zu offenbaren.
„Keh!“ machte Inuyasha leise. Aber eigentlich war es verwunderlicher, dass er überhaupt eine Antwort bekommen hatte, als die Tatsache, dass er mit der nichts anfangen konnte. Moment mal. Hatte der Herr Halbbruder immerhin zugegeben, dass er den Pfad der Dunkelheit nicht öffnen konnte? Wollte das aber nicht aussprechen? Klar, das war sicher peinlich. Warum verstand er diesen Misthund jetzt eigentlich so gut? Egal. Jedenfalls würde der in dem bevorstehenden Kampf gegen dieses Abgrundwesen einen erheblichen Nachteil haben. Nun gut, sie würden ihn haben. So erklärte er nur: „Wir werden gewinnen.“
Das stand ja wohl außer Frage. Aber wieso fragte dieser unüberlegte Hanyou nicht wie gewohnt nach? Stimmte seine Vermutung von zuvor, dass der in den vergangenen Tagen tatsächlich etwas dazugelernt hatte? Bedacht, dem möglichen Zuhörer nichts zu verraten, antwortete er: „Natürlich. So wie zuvor.“
Wie in der Seelenarena? Aber warum sagte dieser Idiot das nicht, sondern ließ ihn raten? Nahm der etwa an, dass der andere zuhören konnte? Wie sollte das gehen? „Natürlich.“ Also dieser Kombiangriff der Zwillingsschwerter. „Ich will das hier endlich erledigt haben. – Wohin gehen wir eigentlich gerade?“
„Halber Hundeyoukai – halber Geruchssinn.“ Warum erklärte er dem tatsächlich so viel?
„He!“ fuhr der Hanyou prompt auf, ehe er die fast schon stickige Luft nach Verbranntem und Kohle vor ihnen erkannte. Er hatte sie schlicht überrochen, nicht darauf geachtet. „Schon gut“, murrte er daher nur: „Lass das nur immer wieder raushängen.“
Der Hundeyoukai wandte sich nicht um, aber er entdeckte in sich ein eigenartiges Gefühl. Wie hatte das Halbblut zuvor gesagt: es sei für ihn, Sesshoumaru, kalt in Vaters Schatten? Galt dies für Inuyasha etwa in Bezug auf ihn? Der war ein halber Dämon, da konnte er machen, was er wollte – nie würde er ihn erreichen. Er unterdrückte diesen unerwarteten Gedanken sofort.
Aber er war da gewesen.
Nur Minuten später erreichten die Hundebrüder eine weitere riesige Höhle. Gewiss zwanzig Flammengeister wie die, die sie an der Quelle der Togol mit diesem überheblichen Hundeyoukai getroffen hatten, schwebten an den Wänden und erhellten diese. In der Mitte der Kaverne befand sich eine Art natürliches Becken und beide waren sicher, dass es sich um die eigentliche, magische Quelle des Ursprungs handeln musste. Jetzt allerdings war dort weder Wasser zu sehen noch zu wittern, statt dessen loderte ein helles, mächtiges Feuer, dass fast heißer schien als die Lava, die sie zuvor überquert hatten. Daraus erhob sich eine menschliche Gestalt, nun, von Größe und Form eines Menschen. Beide Halbbrüder hatten schon verbrannte Menschen gesehen und das war ein ähnlicher Anblick. Vom Geruch ganz zu schweigen, der in ihre Nasen drang.
„Ihr habt es also bis hierher geschafft, “ sagte die verkohlte Gestalt, von der sie annahmen dass es sich um den Kerl handeln musste, der den ganzen Ärger auf der Insel der Vier Jahreszeiten ausgelöst hatte. „Ich hatte schon lange keine Unterhaltung mehr….Ah…ihr seid die gleiche Sorte Wesen, der mir zwei meiner Diener raubte. Wisst ihr etwas über sie?“
„Sie sind tot.“ Inuyasha ergänzte ehrlich: „Auch der Typ, der sie dir entführte.“ Na, wenn dieser dämliche Nadare dem zwei Feuergeister entführen konnte, war der so genannte Herr des Abgrundes ja wohl nicht der Renner. So legte er die Hand an sein Schwert.
Sesshoumaru hatte unterdessen rasch den gesamten Raum betrachtet, auf der Suche nach möglichen Kampfplätzen, Wegen, Möglichkeiten. Er konnte bei dieser so erbärmlich aussehenden Kreatur vor sich eine überaus mächtige Magie erkennen, der er schon in der Seelenarena und bei den Ubi begegnet war. Zauber der anderen Welt. Das würde nicht einfach werden. Zwar besaß er Tenseiga, aber er konnte es wohl kaum als Waffe einsetzen. Der Pfad der Dunkelheit allein würde wenig gegen diesen Gegner wirken. Und da war die Überzahl der Flammengeister, mit der auch der Hanyou seine Probleme bekommen würde. Zwar hatte er zwei von ihnen bereits getötet, aber das hier waren an die zwanzig.
Das würde nicht einfach werden.
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Teamwork ist etwas Feines - nur sollte es nicht dazu verleiten, zu selbstsicher zu sein.Im nächsten Kapitel bekommen es die Zwei mit dem Herrn des Abgrundes und einer gewissen Übermacht aus Feuergeistern zu tun. Stärke und Durchhaltevermögen sind da sicher ebenso gefragt, wie eine gute Idee...
bye
hotep