Zum Inhalt der Seite

Die Insel der Vier Jahreszeiten

Zwei Hundebrüder, eine Insel und sehr seltsame Sitten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Lager der Togol

Euer Mitleid mit Sesshoumaru hält sich deutlich in Grenzen. Immerhin kommen die Halbbrüder so zu der Gelegenheit eines Gespräches...
 

13. Im Lager der Togol
 

Die Cassana erhob sich, sobald sie den Bedingungshandel abgeschlossen hatte: „Darf ich noch um eure Namen bitten? Meinen kennt ihr ja.“

„Ich bin Inuyasha. - Sesshoumaru.“

Als sie unter sich waren, drehte der Hanyou etwas den Kopf. Allein mit dieser Bewegung berührte er fast schon das Ohr des Älteren, so dass er daran denken musste, leise zu sprechen: „Also schön, dann legen wir das Wesen um und bekommen dann endlich den richtigen Weg gezeigt.“

Sesshoumaru schwieg. Was sollte man darauf auch sagen. So lautete der Handel, den sie eingegangen waren. Und solange sie in dieser unsäglichen Gestalt als eine Person mit zwei Köpfen herumsitzen mussten, war es nicht möglich, ihren Teil der Bedingungen zu erfüllen. Also musste er hier noch neun Stunden gemeinsam mit dem Bastard in einem Körper im Zelt der Cassana verbringen. Wenn ihm das je zuvor einer gesagt hätte….nun, er gab zu, der hätte kaum ausgesprochen gehabt, wäre er schon im Jenseits gewesen.

„Immerhin scheinen die Leute hier eine richtig schöne Auffassung von Hanyou zu haben.“

„Halt den Mund.“

„Weißt du, mein Lieber“, triumphierte Inuyasha: „Du kannst im Moment weder vor mir weglaufen noch mich umbringen.“

Das entsprach frustrierenderweise den Tatsachen. Er konnte diesem Bastard erst den Hals umdrehen, wenn sie wieder zu zweit waren. Alles, was er vermochte war, den weder anzusehen noch mit ihm zu sprechen.

Wertvoller Hanyou, dass er nicht lachte. Alles, was der konnte, war dumm herumzureden….

Aber er konnte die kleine Stimme in seinem Hinterkopf nicht zum Verstummen bringen, dass dieses Halbblut ihm vergangene Nacht wohl das Leben gerettet hatte.
 

Da sie im Augenblick nur einen Körper besaßen, war Inuyasha die mörderische Stimmung seines Halbbruders nur zu deutlich klar geworden. Irgendwie war es auch nicht gerade nett, die Lage so auszunutzen. Immerhin hatte ihm Sesshoumaru in den letzten Tagen zwar Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber sie hatten doch einige Probleme gemeinsam bestanden, nicht zuletzt die Seelenarena. So meinte er: „Schon gut. Ich kann dir aber sagen, dass es mal verdammt gut tut, als Hanyou in den Augen von irgendjemandem außer der eigenen Mutter etwas wert zu sein.“

Der Hundeyoukai wusste selbst nicht, warum er korrigierte: „In den Augen der eigenen Eltern.“

Der jüngere Halbbruder öffnete den Mund, war jedoch sprachlos. Hatte er da gerade richtig gehört? Sollte das heißen, sein Vater hätte ihn auch wert geschätzt? Auch, wenn er ein so mächtiger Youkai gewesen war? Mama hatte das zwar auch gemeint, aber er hatte doch gelernt, daran zu zweifeln. Er hatte langsam angenommen, für seinen Vater mehr eine Art Unfall dargestellt zu haben, um den man sich eben der Ehre halber kümmern musste. Aber diese Aussage war nicht anzuzweifeln. Immerhin traf sie jemand, der Vater gekannt hatte, mit ihm gesprochen hatte…Und, der ihn selbst eben nicht gerade werthielt.

Ohne ihn ansehen zu müssen, spürte er doch das Erstaunen buchstäblich körperlich, ergänzte Sesshoumaru ungehalten: „Er starb um deinet-, euretwillen!“

„Das habe ich mir nicht ausgesucht! Meinst du nicht, mir wäre es auch lieber gewesen, mit beiden Eltern aufzuwachsen?“

Sesshoumaru stellte sich in diesem Moment das traute Familienleben seiner beiden Eltern vor – und erkannte, dass seine Phantasie dabei versagte. Seine Mutter war sicher zufrieden damit, von einem der mächtigsten aller Youkai einen Sohn zu haben, aber das war es auch schon. Wie dachte sich dieser idiotische Bastard denn das Leben von Youkai? Nun ja, er wusste nichts darüber, das musste er zugeben. Und sein verehrter Vater...ja, der war für ihn eine Respektsperson gewesen, sein Maßstab, den er eines Tages erreichen ja, übertreffen wollte. Respekt war das Höchste, das sich Youkai entgegenbrachten – keine Zuneigung. Zum ersten Mal beschlich ihn der Gedanke, dass das eine der Ursachen gewesen sein könnte, warum sich Vater einer Sterblichen zugewandt hatte. Wenn er an Rin dachte…
 

Inuyasha seufzte etwas. Keine Antwort war auch eine. Vater wäre vermutlich nie zu seiner Mutter gezogen oder umgekehrt. Aber immerhin hätten ihn dann doch wohl die anderen Youkai in Ruhe gelassen, Menschen gewiss auch. Wer hätte sich denn mit Vater anlegen wollen? Der musste ja bestimmt so stark wie Sesshoumaru gewesen sein – und dem ging gewöhnlich schon jeder aus dem Weg, der auch nur einen Funken Selbsterhaltungstrieb besaß. Wenn man nicht gerade sein jüngerer Halbbruder war und einfach überleben wollte… Aber er meinte nur: „Youkai kennen also kein Familienleben, wie Menschen?“ Und da Schweigen als Antwort kam: „Dann verstehe ich das erst recht nicht.“

Jetzt wandte ihm Sesshoumaru doch das Gesicht zu – eine Aufforderung, zu erklären.

„Warum du mich so verachtest. Du sagst, ich sei eine Schande für die Familie…das ist doch dann unlogisch.“

Na, bitte. Was verstand ein Bastard schon von Ehre! Sollte er es ihm wirklich sagen? Er konnte die Gefühle spüren, die Inuyasha gerade empfand: Enttäuschung, Verwirrung. „Deine Mutter war ein Wesen minderer Art. Keine Youkai.“

„Wenn sie eine Youkai gewesen wäre, hättest du mich als Bruder sehen können?“ Das klang ungewohnt schüchtern.

„Wenn sie stark genug gewesen wäre.“ Seine eigene Mutter konnte gewiss kaum jemand erreichen.

„Immer nur Macht und Stärke….“

„Das allein zählt.“

Das klang allerdings auch nicht so, als ob der ach so tolle Herr Hundeyoukai mit seiner Mutter je gekuschelt hatte. Und Inuyasha, der sich an die liebevollen Umarmungen der seinen erinnerte, ertappte sich zum ersten Mal in seinem Leben bei dem Gedanken, ein gewisses Mitleid mit seinem Halbbruder zu empfinden.
 

Die nächsten Stunden schwiegen sie sich an.

Jeder hing seinen Gedanken nach, die das Gespräch zuvor bei Sesshoumaru in die Vergangenheit gelenkt hatte.

Inuyasha stellte dagegen für sich fest, dass er seine Freunde, vor allem Kagome vermisste. Ihr Lächeln, sogar ihre wutfunkelnden Augen. Was sie wohl zu dieser „Fusion“ mit seinem Halbbruder sagen würde? Wie würde sich eigentlich ein „Osuwari“ im Moment auswirken? Er trug die Bannkette nur um seinen Hals….aber das wäre ein Körper.

Kagome, ja. Se würde sich sicher schon wieder große Sorgen um ihn machen, wenn ihr Sango und Miroku erzählt hatten, dass er mit seinem Halbbruder auf eine mysteriöse Insel gereist war. Ach, sie sollte sich doch nicht immer Sorgen um ihn machen. Aber es war ein schönes Gefühl, das zu wissen, musste er zugeben.
 

Komla, die Hüterin des Wassers, kam in das Zelt: „Habt ihr das Gift neutralisieren können?“ Und da Sesshoumaru sie ansah: „Gut. Die Fusion müsste in zwei Stunden aufgehoben sein. Ich würde vorschlagen, dass ihr dann esst und trinkt, so ihr dessen bedürft. Und ich werde euch euren Begleiter vorstellen, der euch führen soll. Sein Name ist Gomre.“

„Ja, was zu essen und zu trinken wäre nicht schlecht“, gab Inuyasha zu: „Aber warum nicht gleich? Oh…“ Er blickte zu seinem unfreiwilligen zweiten Ich: „Du müsstest mitessen, oder?“

Sesshoumaru starrte geradeaus.

„Ja, darum, “ meinte die Cassana: „Aber so eilig ist es ja auch nicht. Oder hast du schon großen Hunger?“

„Nein, das...das geht schon.“ Der Hanyou hatte das sichere Gefühl, wenn er seinen Halbbruder jetzt dazu zwingen würde, etwas mit ihm gemeinsam im Magen zu haben, wäre ihr Verhältnis, das sich in den letzten Tagen zumindest auf neutraler Ebene bewegt hatte, endgültig wieder auf der: Es-kann-nur-einen-geben-Schiene. Und das musste eigentlich auch nicht sein.

„Gut. Dann gibt es in zwei Stunden etwas für dich.“ Sie verließ wieder das Zelt.

„Du isst nie, oder?“

Sesshoumaru antwortete nicht. Benötigte Inuyasha im Moment etwas zu essen? War dieses seltsame Gefühl, das er im Augenblick im Magen verspürte, das, was Rin empfand, wenn sie meinte, sie hätte Hunger? Er ließ sie dann in der Regel sich etwas suchen. Wenn es sicher genug war. Ein seltsames, nagendes Gefühl war es. Unangenehm, zumal er vermutete, dass es noch ärger werden würde. Immerhin hatte sich Inuyasha ohne weiteres auf eine Frist von zwei Stunden eingelassen. Wie musste das Rin empfinden, wenn er sie nicht gleich gehen ließ, aus welchem Grund auch immer? Natürlich gehorchte sie, aber er müsste wohl bedenken, dass sie besser unverzüglich etwas bekommen sollte.

Er wandte ein wenig den Kopf. Der Hanyou hatte die Augen geschlossen und lehnte an einer Zeltstange. Anscheinend hatte er begriffen, dass er nicht weiter mit ihm reden wollte.

Rin. Wenn sie schlief wirkte sie so friedlich – und Inuyasha hatte, als er in Menschenform in der Grotte geschlafen hatte, so einen ähnlichen Gesichtsausdruck gehabt. Vollkommen entspannt und friedlich. Auch jetzt sah er so….ja, so jung aus, ruhig und wehrlos. Fast wie Rin, auch, wenn sie ein Mensch und das ein halber Youkai war.

Was dachte er da nur für einen Unsinn.

Seine Rin hatte doch nichts mit diesem dämlichen Bastard zu tun, keine Ähnlichkeit, kein gar nichts.

Er blickte wieder gerade aus – nur, um nach einer kurzen Zeit erneut etwas den Kopf zu drehen. Er hatte sich nicht geirrt. Inuyasha sah so jung aus….

Dieser bemerkte die Beobachtung und öffnete die Augen, guckte zu seinem Nachbarn: „Äh…was ist?“

Das brauchte er wirklich nicht zu wissen.

Der Hanyou zuckte mit der Schulter seiner Körperhälfte. Was für ein arroganter Typ das doch war. Obwohl, als er aufgesehen hatte, hatte er für einen Moment fast etwas wie ein Gefühl in den Augen erkannt…Nein. Sicher hatte er sich geirrt. Und an einer Unterhaltung war der Herr Halbbruder ja offenbar auch nicht interessiert. So schloss er wieder die Augen und lehnte den Kopf an die Zeltstange. Immerhin war es Nacht.
 

Genau zwölf Stunden, nachdem Che-sepsis die Fusionsmagie eingesetzt hatte, spürten die Halbbrüder in dem gemeinsamen Körper ein Ziehen, einen Schmerz, der sie unangenehm daran erinnerte, wie sie verschmolzen waren. Aber diesmal waren sie froh drum, bedeutete das doch sicher, dass sie endlich auseinander kämen. Zudem wusste Inuyasha, dass er nun etwas zu essen bekommen würde, seinen Hunger stillen könnte – und Sesshoumaru war klar, dass er dieses nagende Gefühl im Magen loswerden würde. Hunger war nichts, dass er noch einmal haben müsste. Er würde auf Rin besser aufpassen, nahm er sich vor.

Das Ziehen wurde immer intensiver, bis sie beide das Gefühl hatten, buchstäblich auseinander gerissen zu werden. Ein helles, grelles Licht ließ sie geblendet die Augen schließen, ehe sie seitwärts fielen – jeder wieder als er selbst.

„Na also!“ sagte Inuyasha und setzte sich auf, betrachtete sich: „Das brauche ich nicht noch einmal…“ Er sah wieder ganz wie er selbst aus.

Als ob er scharf auf eine Wiederholung dieser unsäglichen Lage wäre. Sesshoumaru stand bereits, warf aber ebenfalls einen unwillkürlichen Blick an sich hinunter.

Die Cassana betrat ihr Zelt: „Ah, wie zu erwarten war…Gut. Wie fühlt ihr euch? Wer möchte nun etwas essen?“

„Ich“, sagte der Hanyou prompt: „Und etwas trinken.“ Wer wusste schon, wann er wieder dazu kommen würde.

„Gut. - Du nicht?“ Komla erkannte, dass ihre Frage überflüssig gewesen war und drehte sich um, um das Gewünschte zu holen. Sie hatte mit den beiden einen Bedingungshandel.
 

Nachdem der Hanyou gesättigt war, stand er ebenfalls auf: „Dann können wir gehen.“

Endlich, dachte sein Halbbruder, aber er sagte nichts dazu. Nach den Gefühlen, die er in den vergangenen Stunden erlebt hatte, verstand er jetzt besser, warum Menschen, nun, wohl auch Halbblüter, so viel Wert auf regelmäßige Mahlzeiten legten.

Die Cassana nickte: „Dann folgt mir bitte zu Gomre. Er wird euch führen“

Sie begleitete die beiden Besucher durch das nächtliche Lager. Die meisten der Togol schliefen wohl, denn es herrschte Ruhe. Nur in einem kleinen Zelt brannte eine Kerze. Dort wurden sie erwartet.

Komla nickte: „Gomre, ich möchte dir diese beiden vorstellen. Sesshoumaru und Inuyasha. – Ich werde euch nun verlassen. Wenn ihr euren Teil des Bedingungshandels erfüllt habt, werde ich euch die gewünschte Auskunft geben.“

Sie ging, während sich die Hundebrüder zu ihrem neuen Bekannten drehten.
 

Gomre war ein Togol, das war ihm deutlich anzusehen. Wie alle seine Stammesangehörigen besaß er eine grüne Hautfarbe, dunkle Augen, nur Nüstern und ein beachtliches Gebiss. Da er seine Kopfbedeckung abgelegt hatte, erkannte man deutlich, dass er weder Haare noch Ohren besaß. Er wirkte nicht sehr freundlich, aber das mochte täuschen. Er nickte ein wenig: „Die Cassana hat mir von eurem Bedingungshandel erzählt. Ich werde euch dorthin führen, wo wir zuletzt überfallen wurden.“

„Was ist das für ein Wesen?“ erkundigte sich Inuyasha: „Sie sagte, es frisst euch.“

„Vielleicht dich auch, wenn es dich findet. Ich weiß es nicht. Das machte einen Kampf ja so schwierig. Es kam in einer Wolke aus Staub und Flammen. Man konnte es nicht sehen, nicht erkennen. Die Wolke fasste nach den Kriegern, hüllte sie ein. Und als sie sie frei gab, lagen sie tot auf dem Boden, mit Wunden, die von einem Schwert stammen könnten. Wir…wir flohen.“ Das auszusprechen war für den Wüstenkrieger sichtlich schwer. „Als wir zurückkamen, waren von ihnen nur noch Knochen da.“

„Klingt ja nach einem reizenden Typen.“ Der Hanyou zuckte ein wenig die Schulten: „Und wann gehen wir?“

Gomre sah zu dem älteren Halbbruder: „Unverzüglich? Dann können wir durch die restliche Nacht gehen und entgehen der größten Tageshitze.“ Da er ein gewisses Nicken zu erkennen glaubte, erhob er sich und wickelte sich seine Kopfbedeckung um den kahlen Schädel, ehe er sein Schwert in den Gürtel steckte. „Dann folgt mir.“
 

Der Togol schritt voran durch die Nacht, die Halbbrüder folgten ihm. Inuyasha hatte sich wieder an die Seite des Älteren gesetzt, dachte aber nach.

Die Zeit in dem gemeinsamen Körper hatte ihm nicht gefallen, das war nur zu wahr. Aber er hatte da etwas mitbekommen, das ihn sehr nachdenklich gestimmt hatte, Gefühle, die anscheinend von Sesshoumaru ausgegangen waren. Er hatte eigentlich nicht gedacht, dass der so etwas überhaupt besaß, nun, vor allem positive nicht. Aber da war auf einmal eine Wärme gewesen, ja, Zuneigung, um nicht zu sagen, ein Beschützergefühl. Hatte der Hundeyoukai da an Rin gedacht? Denn dass der auf einmal brüderliche Gefühle entdeckte, war auszuschließen. Warum hätte er das tun sollen. Alles, was sonst an Emotionen durch den gemeinsamen Körper geströmt war, war ein kaltes Gefühl der Einsamkeit. Und obwohl Inuyasha das selbst nur zu gut kannte, wunderte es ihn doch. Er hatte nicht angenommen, dass jemand wie der ach so mächtige Sesshoumaru sich einsam fühlen konnte, geschweige denn, es tat. Da war jedoch auch der Eindruck gewesen, dass den seine Mutter nie umarmt hatte…

Hatte der Herr Halbbruder etwa auch nicht gerade das hinter sich, was man eine tolle Kindheit nannte? Keine Mutter, die bei ihm saß, ihn umarmte, ihm erzählte, vorsang? Macht, Stärke, hatte er gesagt, nur darauf käme es an. Hatte seine Mutter ihm das so beigebracht? Vater schien ja doch anders gewesen zu sein, wenn er an die Erzählungen seiner eigenen Mutter dachte. Gab es auch unter den Youkai verschiedene Typen?

Er warf einen raschen Blick seitwärts. War es das, warum der diese nervige Kröte und das kleine Menschenmädchen bei sich hatte? Weil er damit nicht mehr so einsam war? Er selbst hatte nach den langen Jahren der Wanderung Kikyou gefunden, jetzt Kagome und die anderen. Waren sie etwa beide allein gewesen - und hatten darunter gelitten? War das möglich?

Er hatte in seinem Halbbruder immer ein sehr mächtiges Wesen gesehen, dass zu sehr von sich eingenommen war, um sich anderen anschließen zu können. Womöglich stimmte das nicht, zumindest nicht so, wie er sich das immer vorgestellt hatte. Da waren Jaken und vor allem Rin….
 

Auch Sesshoumaru dachte nach.

Warum eigentlich hatte der Hanyou ihn durch die Nacht und den Salzsturm getragen? Er musste gewusst haben, dass er sich in einen erbärmlichen Menschen verwandeln würde - und dass das sein Tod wäre, fände er keine Deckung. Warum hatte er dann die letzten Energien darauf verschwendet, jemanden retten zu wollen, der ihn töten wollte? Allein wäre er sicher schneller an der schützenden Grotte gewesen.

Mitgefühl? Eine recht menschliche Emotion, in der Tat. Ein Youkai hätte ihn sich allein überlassen. Es gab keinen vernünftigen Grund – wenn man davon absah, dass es zu zweit leichter wäre, die Quelle des Lebens zu finden und die Schwertscheiden darin zu baden. War dies der Grund gewesen?

Aber wenn er so recht überlegte: Inuyasha hatte ihn wieder beschützen wollen, als Che-Sepsis aufgetaucht war. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt sehr darüber geärgert, das als peinlich empfunden, aber wenn er nun darüber nachdachte – der Bastard hatte wissen müssen, dass er hoffnungslos unterlegen wäre, hatte aber nicht aufgegeben. Nun, er war stur, das wusste er, nicht zuletzt aus den Kämpfen, die sie gegeneinander bestritten hatten. Aber dieses Beschützen-Wollen war eine wirklich nervige Eigenschaft, die eindeutig seiner menschlichen Seite zuzuschreiben war. Ein Youkai beschützte niemanden. Der Starke war am mächtigsten allein. So war es.

Nun gut, Tessaiga konnte einen gewissen Nutzen mit sich bringen, das gab er gern zu. Und da er selbst dieses Schwert dank Vaters törichtem Plan nicht führen konnte, musste er eben auch mit dessen missratenem Besitzer leben….
 

Der Togol blieb stehen. Als die Halbbrüder neben ihm waren, meinte er leise: „Die Sonne wird gleich aufgehen. Wir werden noch gut drei Stunden benötigen, ehe wir die Berge erreichen in denen unsere Wasserquelle liegt. Es handelt sich um zwei Berge, die sich mitten in der Ebene befinden, dazwischen ein breites Tal. Wir nennen sie die Wasserberge. Danach muss man noch zwei Tage nach Norden gehen, um das große Gebirge zu erreichen, das das Mirtal vom Land des Winters trennt. Wir vermuten, dass das seltsame Wesen aus diesem Gebirge kam. Unter solch alten Bergen leben manchmal Dinge, die besser dort bleiben sollten…“ Gomre ging weiter.

Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern, folgte ihm aber, zumal das Sesshoumaru auch tat. Was sollte diese Erklärung denn? Sie hatten einen Bedingungshandel, da brauchte der Togol doch nicht so mystisch daherreden.

Sein älterer Halbbruder war der gleichen Ansicht, bedachte aber die neue Information. Unter solch uralten Bergen lebten manchmal auch sehr mächtige Lebewesen. Nun, er würde es natürlich töten, aber das könnte den seltsamen Schatten und seine Anhänger in den Höhlen von Karu ebenfalls erklären. Die Erdmenschen dort hatten ja auch keine Ahnung gehabt, woher der gekommen war. Hm. Das Wasser der Insel war verschwunden, aber dafür tauchten seltsame Wesen auf, die kein Bewohner der Insel kannte. Was war geschehen? Eigentlich konnte es ihm ja gleich sein, er hatte jedoch das unbehagliche Gefühl, dass das noch Ärger geben könnte.
 

Die Sonne war eine Handbreit über dem Horizont, als die Hundebrüder vor sich zwei felsige Berge erkennen konnten, die sich dort aus der Ebene erhoben. Sie wirkten durch das breite Tal zwischen ihnen fast wie ein Tor.

Gomre blieb erneut stehen: „Das letzte Mal waren wir ungefähr hier, als wir angegriffen wurden. Die Quelle zu unserem unterirdischen Fluss befindet sich in diesen beiden Bergen. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.“

„Von wo kam der Typ?“ erkundigte sich Inuyasha und sah sich um. Aber nichts war zu erkennen.

„Durch das Tal“, antwortete der Togol.

„Weiter“, befahl Sesshoumaru. Wenn dieses Wesen nicht hierher kam, müsste man es eben aufsuchen. Womöglich hatte es erkannt, dass es hier keine Chance hatte.

Gomre gehorchte, wenn auch immer wieder den Kopf drehend. Er hatte die Schreie seiner Stammesangehörigen noch im Ohr. Und das waren Krieger gewesen, Bewohner des Mirtal. Warum nur setzte die Cassana auf diese beiden Jungen vom Festland? Sie hatte gesagt, diese beiden hätten das legendäre Seelenturnier gewonnen, aber das konnte er fast nicht glauben. Hatten sie es wirklich, dann waren sie lebende Legenden. Sie wirkten jedoch so harmlos, zumal der Jüngere.
 

Das breite Tal war bis auf kleinere Steine ebenfalls vollkommen eben, wie das gesamte Mirtal um die beiden Wasserberge. Der Togol blieb stehen, drehte sich um.

„Hierher kam es.“

Die Halbbrüder prüften erneut die Luft. In der trockenen Hitze des Landes des Sommers waren nur wenige Gerüche zu erkennen. Ein entfernter Laut im Wind, mehr geahnt, als gehört, ließ beide unwillkürlich an die Schwerter fassen. Im nächsten Augenblick schoss eine Wolke aus Staub und Feuer das gesamte Tal entlang, mit einer Geschwindigkeit, die nur wenige erkennen, geschweige denn, mithalten konnten.

Gomre entdeckte sie entsetzt und wollte noch zu seinem Schwert greifen, aber im nächsten Moment würde ihn diese Wolke erreicht haben, würde er so enden, wie seine Stammesbrüder…

Er erkannte etwas Rot-weißes vor sich, hörte: „Kaze no Kizu!“
 

***********************************
 

Im nächsten Kapitel bekommen die Hundejungen ein wenig Gelegenheit, Dampf abzulassen. Sie lernen das Togol-fressende Wesen kennen und treffen jemanden, der sich als "Herrn der Hunde" bezeichnet...
 

bye
 

hotep



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (25)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schalmali
2010-07-09T12:07:25+00:00 09.07.2010 14:07
Da kommt so der ein oder andere Gedanke an den anderen, teils richtig, teils falsch, aber das erkennen sie irgendwie schon selbst. Sie sind jedenfalsl wieder jeder sein eigener Herr und das ist wohl auch gut so, will nicht wissen wie gutsich die beidenim Kampf als eine Person machten, immerhin, haben beide so ihre eigenen Vorzüge, die nicht unbedingt zusammenfügbar sind. Inuyasha veruscht enarmennoch zu retten, mal sehen ob er ihn nur zerfetzt oder rettet, oder nix von beidem.
Von:  DoctorMcCoy
2009-08-05T12:01:06+00:00 05.08.2009 14:01
Mir hat das Kapitel sehr gut gefallen, vor allem durch die Gedankengänge der beiden Brüder. Vielleicht verstehen sie sich jetzt auch ein bisschen besser. Naja, zumindest wäre das schön.
Besonders gut hat mir die Stelle mit dem Hunger gefallen. Süß wie Sesshoumaru dachte, dass Rin das jedes mal fühlen muss. Tja, da hätte der große Hundeyoukai wohl nicht gedacht, dass es so unangenehm ist, Hunger zu haben.
Aber ich glaube, die beiden sind jetzt wieder ganz froh, wieder sie selbst zu sein. Wäre ich auch. Ich glaube, zwölf Stunden mit meiner Schwester in einem Körper würde auch reichen. Auch wenn ich meine Schwester mag. Und jetzt kann ich mir gut vorstellen, wie die beiden sich fühlen, denn immerhin mögen sie sich nicht wirklich.
Dieser Togol ist auch sehr interssant. Würde gerne mal ein Bild von denen sehen. Aber jetzt ist ja viel wichtiger, ob sie diese Kreatur töten können. Aber da zweifle ich nicht dran. Immerhin haben sie ja auch in der Arena der Seelen gewonnen.
Bis dann.
LG Lady_Sharif
Von:  chaska
2009-07-05T20:09:34+00:00 05.07.2009 22:09
Die ungewollte Vereinigung ist gelöst. DOch es hatte was Gutes. Die beiden haben miteinander geredet und nicht aneinander vorbei. außerdem haben sie beide etwas von dem jeweils anderen erfahren und das ohne große Worte. Und genau dieses Etwas bringt beide zum NAchdenken und zwar in Bahnen, die neu sind. Vielelicht werden sie sihc nie als Brüder leiben, doch zumindest können sie einander mit einer Art Respekt behandeln. Einem Respekt, der aus den Fähigkeiten und auch aus den unausgesprochenden Erkennissen über den jeweilig andern resultiert.
Doch nun rollt im wahrsten Sinne des Wortes die nächste Prüfung auf sie zu. Was verbirgt sich hinter dieser geheimnisvollen Wolke?
Liebe Grüße
chaska
Von:  Amalia-chan
2009-05-28T14:58:10+00:00 28.05.2009 16:58
Liebe hotep,

Wie versprochen, ich wieder.

Sesshoumarus Ausbruch stand wohl ganz im Zeichen des dritten Movies, sehr schön, sein Ärger am Anfang als Inu ihm von seinem Leid als wertlos angesehen zu werden klagte. Kein Wunder, dass da selbst der so stolze und beherrschte Bruder die Beherrschung verlor, mir dünkt, da vermisst einer den Papa sogar noch mehr, als derjenige, der ihn nicht kannte. In dieser Vermutung bestärkte mich sigar der dritte Film noch zusätzlich. Also, mein Lob, auch hier scheinen wir wieder auf einer Wellenlänge zu sein. Was sich auch in Sessys Verhätlnis zu seiner ehrwürdigen Frau Mutter wiederfindet. Ich teile auch da deine Meinung/Idee, was den Inu no Taishou wohl in die Arme einer Menschenfrau trieb und dem Sohnemann nun scheinbar einleuchtet.
Ein Hoch auf die süße kleine Rin, die derlei Ideen in unserem traditionsbewussten Dämon weckte. Der Abschnitt war einfach nur toll.

Und Eines noch dazu, du beschreibst da, wie mir scheint, den typischen Sohnemann. Auch wenn die Beziehung zur Mutter eher, weshalb auch immer, abgeklärt ist, so ist doch die Mutter unübertreffbar und heilig. *lach*
"Seine eigene Mutter konnte gewiss kaum jemand erreichen." -> *sfz* Jaja, Männer! Mehr bleibt dazu wohl nicht zu sagen...*schmunzel*

Die Gefühle nachzuempfinden fand ich auch sehr gut gewählt von dir, diese Empathie in diesem Moment, eine praktische Sache.*G*

Und natürlich hat Inu Sessy gerettet, naja, da hätte der Ältere auch schon früher mal drüber nachdenken können, über den Unterschied, aber das tut er ja jetzt dafür. Zeit hat er ja nun genug. *GG*

Alles in Allem hast du dir hier wirklich sehr gute Gedanken gemacht, sie uns gut vermittelt und in einem Rutsch doch mal glatt einen Geröllrutsch hervorgerufen. Jetzt muss er nur noch in Bewegung gesetzt werden.*G*

Und die Gelegenheit zum Dampfablassen, die kommt ja wie gerufen. Welch glücklicher Zufall, dass sich da jemand so töricht zur Verfügung stellt. Herr der Hunde, der ist des Todes... Mal gucken, wie gerechtfertigt das Hohe Ross ist, auf das dieser sich vermutlich selbst gehievt hat... Ich bin gespannt. Das schreit ja förmlich nach Sessy in action. *juhu*

Lg A.-chan
Von: abgemeldet
2009-05-25T15:21:56+00:00 25.05.2009 17:21
Ein nettes Gespräch zwischen den beiden. Sess und Gefühle, das klingt komisch.
Der Vergleich Rin und Inu finde ich ziemlich witzig, aber auch komisch. Warum weiß ich leider nicht.

lg moongirl
Von:  Tigerin
2009-05-24T21:39:42+00:00 24.05.2009 23:39
Huhu…^^
Da konnten die Beiden wirklich mal miteinander in Ruhe reden. Interessante Erkenntnisse haben sie auf jeden Fall bekommen. Und Sess sollte sich selbst mal anschauen, wenn er meint, Beschützergefühl wäre nichts für mächtige Youkai. Andererseits wird er das genau so von seiner Mutter beigebracht bekommen haben. Ich gebe Inu Recht, er kann einen wirklich Leid tun.
Auch gut war, dass er mal gezeigt bekommt, wie arm die Menschen mit ihrem Hungergefühl dran sind. Und für Rin hat das gleich auch noch was positives..^^
So, mal schauen, wer der "Herr der Hunde" sein soll.

LG,
Tigerin
Von:  Teilchenzoo
2009-05-19T12:30:13+00:00 19.05.2009 14:30
Schön, immer wieder schön, wenn die beiden Brüder sich mal verstehen können ^-^.
Und Sesshoumarus Meinung über Inu und Rin -nöööö... niemand ist so niedlich (denn das wäre das Wort, dass ein Mensch benutzt hätte) wie meine Rin! Süüüüß *quiek*

Hm. Ein Sturm aus Feuer und Sand? Na toll ... aber anscheinend lebt da drin ja was. Da gibts dann ja was zu töten.

Sesshoumaru hätte mir fast Leid getan, dass er keine Mutter hatte, die ihn mal in den Arm nahm. Aber letztlich ist er ein Youkai, die denken anders. Obwohl ... Shippou ... hm. Also ist es doch nicht so normal, so dermaßen eiskalt zu sein, für einen Youkai? Hmmm ... naja, Mrs Taishou ist halt durch und durch Adlige ...

Herr der Hunde oô ... das gibt doch Ärger für den.

Ein schönes ruhiges Kapitel.

Lg neko
Von: -Suhani-
2009-05-15T17:42:33+00:00 15.05.2009 19:42
Hey du. ^^
Das war wirklich wieder ein super Kappi, hat mir wirklich gut gefallen.
Die inneren Monologe der Brüder waren wirklich schön. Coole Idee, dass die beiden fühlen, was der Bruder fühlt. Sollte die beiden eigentlich näher bringen. Wenn man weiß und nachempfinden kann, was der andere fühlt bringt einen das zumindest theoretisch näher… Betonung liegt auf theoretisch, denn wenn das bei einem “Paar” schiefgehen kann, dann bei unseren Chaotenbrüdern. ^^
Aber auch das Gespräch der beiden war gut gemacht. Hätte ja nicht gedacht, dass die beiden sich jemals über etwas tiefgehenderes unterhalten würden, aber das war in deiner Story sehr authentisch.
Und kaum sind sie wieder voneinander getrennt, stürzen sie sich in neue Abenteuer… das war ja klar… Aber dass das Kaze no Kizu irgendwas bei diesem Feuerstaub was bewirkt wage ich zu bezweifeln… Das wäre zu einfach. ^^
Freu mich wie auf nächste Kappi. Das schreibe ich eigentlich immer, ist mir mal so aufgefallen… v.v°°°
lg
Hani
Von:  Krylia
2009-05-14T21:45:56+00:00 14.05.2009 23:45
Ja, Hunger ist kein schönes Gefühl. Gut, dass er das jetzt auch wei?.

Wer auch immer sich da "Herr der Hunde" wird eine Menge Ärger kriegen, hab ich im Gefühl.
Von:  kiji-chan
2009-05-14T17:05:50+00:00 14.05.2009 19:05
Habst gestern Nacht im Zug gelesen und ich muss sagen, es war cooooool!!

Besonder die Idee mit einem gemeinsamen Magen XD
Sesshô fühlt mal, was es heißt Hunger zu haben... Und versteht, warum Rin immer sofort nach Essen sucht, wenn sie darf. Nja, es wäre so viel einfacher immer Proviant mit zu schleppen, aber auf die Idee kommt er nie.

1A für die inneren Monologe.
Es wurde erklärt, wie sie auf die Gedanken kamen, alles logisch weiter entwickelt. Alles schön nachvolziehbar. Ehm. Moment, dass ist keine Hausaufgabe fürs Wissenschaftliche Arbeiten in der Japanologie-Basis.... *drop*
Zu viel wissenschaftliche Texte..!!
*will Ferien* T.T

Ok, zurück zum Kapi. Einfach Hoteptastisch! Ich freu mich auf den möchtegern Herrn der Hunde und Sesshôs Argumente, warum eigentlich ER der Herr der Hunde ist.

ncha!
Kiji


Zurück