Der Baron der Nacht
Der Baron der Nacht
Hallo meine Lieben,
ich hoffe ihr hattet einen angenehmen Tag ^-^
Wie immer danke ich euch gaaanz ganz Herzlich für die Kommentare ^///^
Ich freue mich wirklich über jedes einzelne!
Nu denn, ich will nicht lange reden, sondern euch gleich dem neuen Kapitel
überlassen.
Anhand des Titels habt ihr vermutlich schon eine Ahnung wer nun dran ist ;D
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße, eure Shelling Ford
*Gummibärchndalassundverschwinde*
“Was... was macht ihr denn hier?”
Noch immer lugten fragende Augen hinter der gläsernen Brille hervor.
Conan hatte mit den Klos im Hals zu kämpfen, nur schwer konnte er die Unruhe durch das Verschwinden von dem Professor und Ai unterdrücken.
Ayumi verschränkte die Arme, schaute ihn fast schon beleidigt an.
“Na Ran besuchen! Schließlich haben wir sie auch vermisst.”
Conan nickte automatisch, die starre Lähmung in seinen Zügen ließ sich dadurch jedoch nicht besänftigen. Mit großen Schritten kam er auf Ayumi zu, packte sie an den Schultern und schaute der Grundschülerin ernst in die Augen.
“Was ist mit Ai? Woher wisst ihr, dass sie nicht da ist?”
Seine Stimme bebte, wirkte viel zu hart in den Ohren des kleinen Mädchens, das und die plötzliche nähe ihres Schwarms machten sie scheinbar sprachlos.
"I-Ich... also, nein ich-"
“Ganz einfach Herr Oberschlau, sie hat es uns gesagt! Sie ist mit dem Professor für ein paar Tage weg.”, kam es von Genta, der den harschen Zügen Conans wie es schien auch nichts abgewinnen konnte.
Dieser ließ von Ayumi ab, senkte die Arme langsam, man konnte sehen, wie es in dem Kopf des kleinen Jungen arbeitete.
<Das macht keinen Sinn...>
Seine Pupillen huschten hin und her. Unruhe flackerte in ihm auf, der Versuch, sie aus seinem Blick zu verbannen, misslang, denn auch auf die Baker Street Gang hatte sich die Nervosität Holmes schon längst übertragen.
Die großen Kinderaugen schauten ihn an, sie kannten ihn schon lange genug, um zu wissen, dass die Tonlage ihres Freundes Gefahr bedeutete.
“Wohin?”
"Was?"
"Na wohin sie wollten? Hat Ai was gesagt?"
Genta und Mitsuhiko hoben beschwichtigend die Arme, schüttelten bedauernd mit dem Kopf.
"N-Nein... hat sich nicht!"
"Conan?"
Ayumis Arm klammerte sich an seinen, sofort schoss Conan das Blut in den Kopf.
Die Kinderaugen wurden groß, ein Funke Angst zeigte sich in ihrem Strahlen.
"I-ist was mit Ai?" Eng klammerte die Kleine sich an ihn.
"Du... du würdest uns doch sagen, wenn... wenn etwas nicht stimmt! Oder, Conan?" Ihre Stimme wunde leiser, klang wie ein Flehen in seinen Ohren. Er hielt den Atem an, konnte ihren Blicken nicht ausweichen.
"Oder... Conan? D-Du vertraust uns doch!?"
Er starrte sie nur an, den Mund leicht geöffnet, war er nicht fähig ihr zu antworten. Conan schluckte, wich ihren Blicken aus.
Ihre Worte hallten wie Ohrfeigen in ihm wieder... schmerzten mindestens ebenso stark.
Und was nun? ...sie sah ihn noch immer an.
Wartete, wartete auf eine Antwort, eine ehrliche Antwort von ihm.
Er spürte ihn, den Druck ihrer Hand, die sich, je länger er zögerte, immer enger um seinen Arm schlang.
<Ayumi...> Ein trauriges Lächeln kämpfte sich auf Conans Lippen.
Shinichi sah auf, zu Mitsuhiko und Genta, die ebenfalls auf eine Antwort warteten. Er lächelte, schüttelte den Kopf.
<Ihr drei seid mir schon welche...>
Unsicherheit war in den Augen der Kinder zu sehen, Unsicherheit, Hoffnung, Vertrauen. Er schluckte schaute nachdenklich von einem zum anderen.
Diese Kinder vertrauten ihm!
Waren seine Freunde.
Seine Augen waren auf den Boden geheftet, Heiji sah, dass die Fingerknöchel des Jungen weiß hervortraten... so stark ballte er die Hände zu Fäusten.
Es war klar zu erkennen. Der Kleine kämpfte. Mit sich... und doch gegen sich selbst.
< Diese Kids sind dir doch tatsächlich ans Herz gewachsen, Kudo...>
Conan fuhr sich über die Augen, seine Brille verrutschte leicht, was er sofort wieder richtete. Was, wenn sie jemals raus finden würden, wer sich hinter Conan Edogawa wirklich verbarg? Erkennen würden, dass es diesen Grundschüler in Wahrheit gar nicht gab.
Shinichi wurde übel, Blässe zeichnete sich kurz auf seinen Wangen ab, ehe er den Kopf schüttelte.
Er konnte das nicht zulassen…
Also müsste er Lügen.
Lügen, um sie vor der Wahrheit zu schützen.
<Was bin ich doch für ein toller Detektiv!> Doch das ironische Lächeln auf seinen Lippen verschwand so schnell, wie es gekommen war.
<Was bin ich doch für ein toller Freund…>
Doch darum ging es jetzt nicht, so gut es ging, versuchte Conan den Gedanken auszublenden. Er holte tief Luft, ehe er ihnen wieder in die Augen sah.
Conan richtete sich auf, verlieh seiner Stimme einen Hauch von Stärke, versuchte die unruhigen Blicke der Grundschüler mit den seinen zu mildern.
“Klar vertraue ich euch!“
Ein ehrliches, wenn auch schwaches Lächeln zeigte sich auf dem verjüngten Gesicht Shinichis. Wenigstens diese Worte waren nicht gelogen.
Denn es stimmte!
Shinichi Kudo hatte mit den drei Grundschülern Freundschaft geschlossen, er vertraute ihnen. Ein Gut, das nur wenigen Leuten wirklich zu teil wurde.
Nur leider… leider war Vertrauen nicht immer eine Garantie für Wahrheit.
Nicht in diesem Fall...
Conan schluckte, atmete langsam aus.
Ayumi schien es zu riechen. Es war, als würde sie die kleine Unebenheit in seiner Stimme, die winzige Lücke hinter der ruhigen Fassade deutlich wahrnehmen.
Sie konnte nicht sagen, was... aber irgendwas war hier definitiv faul!
“A-Aber wo... wo ist Ai denn dann jetzt?”, begann sie zögernd.
Shinichi zog die Luft scharf ein, wich ihren Blicken aus, versuchte der Maske, die er nun wieder auf der Nase trug, gerecht zu werden.
“Nun... sie wird sich ein paar schöne Tage machen, denk ich.” Das Lächeln des kleinen Jungen war mehr als falsch. Fast beiläufig wurden seine Augen erneut ernst, schnell hängte er, eine scheinbar belanglose Frage einfach an seine Worte.
“Wann hat sie euch eigentlich angerufen?”
Die drei Grundschüler schauten sich an, überlegten kurz und schienen sich dann auf eine Antwort zu einigen.
“Gestern Abend noch... es wurde gerade dunkel.”
Conans Herz machte einen Sprung... hämmerte schon fast schmerzend in seiner Brust.
Also doch... irgendjemand war im Haus von Professor Agasa gewesen.
Alles machte den Anschein als wären sie übereilt aufgebrochen...
Aber wieso?
Wieso noch gestern Nacht?
Wieso so eilig?
<Wieso?>
Er knurrte, zerstrubbelte sich ungeduldig den Pony.
Das machte einfach keinen Sinn!
Der Professor und auch Ai hätten sich nie aus dem Staub gemacht, in dem Wissen, dass er noch immer auf der Suche nach Ran war.
Dass sie noch immer verschwunden war...
<Und doch sieht alles danach aus, als wären sie freiwillig gegangen... nur wohin?> Er seufzte, blickte hilfesuchend an die Decke, blinzelte kurz.
Er wusste genau, dass das Wort ' freiwillig' seiner Bedeutung nicht immer gerecht wurde.
Nicht selten war der freie Wille an gewisse äußere Einflüsse gebunden.
Er schloss die Augen.
<Bitte nicht...>
Sein Magen verkrampfte sich, kurz blickte er zu ihr.
< Nicht... nicht schon wieder!>
Conan atmete tief durch, versuchte seiner zitternden Stimme Fassung einzuhauchen.
"Habt ihr eure Remitter hier?"
Mitsuhiko nickte nur, wollte Conan die kleine Erfindung gerade reichen, stoppte jedoch kurz vor seiner Handfläche.
„Was willst du eigentlich so dingend von Ai ?“ Ertappt sah Conan zu ihm hoch.
„Nun… also, ich-ich wollte lediglich Fragen, warum sie uns nicht vorher was gesagt hat! Sie hätte uns schließlich auch mitnehmen können!“
Mitsuhiko reagierte nicht sofort, schaute Conan noch lange prüfend in die Augen, ehe er ihm das kleine Gerät überreichte.
Schnell stellte Shinichi Ais Frequenz ein, ließ sie anklingeln, fragte nach ihr... mehrmals.
Keine Reaktion.
<Mist!> Unruhig lenkte er seine Blicke zu Heiji, der ihm nur bedrückt zu nickte.
Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht!
"Ach ja-" Conan schrak auf, als Mitsuhiko seine Gedanken unterbrach, auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als er einen kleinen USB Stick aus seiner Tasche zog.
"Hier, die Fotos von unserem letzten Ausflug!"
"D-Danke." Unsicher nahm Conan den kleinen Datenträger in die Hand.
Schaute seine Freunde fragend an.
"Was is? Hast du es etwa vergessen!", kam es nun murrend von Genta.
"Das sind die Bilder vom Vergnügungspark! Die mit Kamen Rayder und uns! Das willst du dir doch nicht entgehen lassen, oder? "
Unverständlicher konnten die Blicke der drei wohl kaum sein.
Wie konnte er nur!
"N-nein... natürlich nicht!" Leicht verlegen steckte Conan den Stick in die Tasche.
<Wie könnte ich...> Täuschen konnte er die drei jedoch nicht.
"Echt mal, Conan! Dass du sowas vergisst!", kam es von Ayumi, ehe sich ein breites Grinsen auf ihre Lippen legte.
"Aber heute nicht...“
Ihre hochgezogenen Mundwinkel schienen ansteckend zu sein, denn auch die beiden männlichen Mitglieder der Detektiv Boys fingen nun an zu grinsen.
"Mhm?" Unsicher wich Conan zurück. Die drei machten einem fast schon Angst!
"Wie kommt ihr darauf?"
"Wir haben eine Überraschung für dich!“ Und noch ehe sich Shinichi versah, hing Ayumi erneut an seinem Arm, jetzt jedoch zeugten ihre Blicke von Mitleid.
„Weil du,... weil du doch..." Sie brach ab, überlegte kurz. Die Grundschülerin war sich sicher, das musste man anders formulieren.
"Weil du Ran wieder gefunden hast!", kam es dann hilfreich von Mitsuhiko, dieser reichte dem verdutzten Conan seine Jacke.
"Und jetzt kommt! Sonst kommen wir noch zu spät!"
"J-ja aber!-"
"Kein aber!"
Es war als löse Rans Berührung einen Stromstoß in Conan aus, so sehr brachte es ihn zum schaudern.
Sie legte ihre Hände auf seine Schultern, drehte ihn langsam zu sich um.
"Kein aber, du gehst da jetzt mit und hast Spaß!"
Er hatte den Mund schon geöffnet, wollte gerade Einspruch erheben, als sich ihr Zeigefinder auf seinen Lippen wieder fand.
"Nichts da."
<Aber Ran...>
Sie stand auf, nickte zur Tür.
"Geh du nur, Heiji und wir regeln das hier schon."
Der Angesprochene wich zurück, für einen Moment verlor sein dunkles Gesicht an Farbe, ehe er sich zu einem gestammelten „ja“ überreden ließ.
Die Blicke der beiden Detektive jedoch trafen sich noch kurz.
<Ich mach das hier schon!>
Conan schluckte, nickte seinem Kollegen zu.
Nur widerwillig ließ sich Conan zusammen mit den Detektiv Boys von Ran aus der Tür schieben. Sie wünschte ihnen viel Spaß und schloss die Tür hinter ihnen, noch ehe Shinichi hätte protestieren können.
Ein erschöpftes seufzen entrang ihrer Kehle, als sie sich gegen die geschlossene Tür fallen ließ. Heijis besorgter Blick haftete an ihr, sah das ihre Schultern bebten. Er schluckte.
<Du hattest mal wieder recht, Kudo…
Leider.>
Conan grummelte vor sich hin, eine geschlagene Stunde latschten sie sich nun schon die Füße platt! Langsam reichte es!
"Wo zum Henker wollt ihr denn nun hin?"
Die drei Grundschüler sahen sich kurz an, grinsten breit und fischten jeder für sich ein kleines Buch aus Tasche oder Rucksack.
Conan blinzelte, konnte nicht glauben was ihm da, gleich in dreifacher Ausführung, vor die Nase gehalten wurde.
"D-Der Baron der Nacht?"
Die drei lachten nur, deuteten auf ein Geschäft ein paar Häuser weiter und rannten los.
"H-hey! Nu wartet doch!" Als Shinichi sich dem Geschäft näherte, ein Buchladen, wie er schnell erkannte, sah er schon die Menschenmenge, die sich vor dem Eingang des Gebäudes gebildet hatte.
Jeder zweite hielt ein Buch in den Händen.
Sein Buch…
Das Buch seines Vaters.
Er schluckte, versuchte einen Blick durch die Menschenmenge zu erhaschen, ehe man ihn erneut rief.
"Conan! Da bist du ja, schnell, schnell beeil dich!"
Der jedoch dachte gar nicht dran, ging gemächlich zu den dreien hin und stellte sich an, schielte neugierig nach innen.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Langsam ging es voran, sie kamen dem Grund dieser Menschentraube immer näher. Ein plötzliches raunen, das durch die Menge wanderte, ließ ihn auf horchen.
Einer der Fans konnte oder wollte, wie es schien, nicht länger warten, und kämpfte sich wortwörtlich den Weg frei.
Bepackt mit gleich drei Büchern, drängte er sich an den Detektiv Boys vorbei. Ayumi hatte ihn nicht bemerkt, sodass sie wegen dem Schubs rücklings zu Boden fiel.
"Aua!" Schmerzlich verzog die Grundschülerin das Gesicht.
Conan seufzte, dieser Hüne hatte es nicht mal nötig, sich nach ihr um zu drehen.
"Wenigstens ein 'Entschuldige' hätte doch drin sein können! Oder?"
Der Riese hatte ihn gehört, ein schmieriges Grinsen erschien über seinem stoppeligen Kinn, als er sich zu Conan herum drehe.
Shinichi lächelte nur.
<Sieh einer an... Man hat also doch Zeit?!>
"Was willst du von mir? Rotzgöre!" Letzteres überhörte Conan lächelte den schmierigen Typen nonchalant an, während Genta und Mitsuhiko Ayumi wieder auf die Beine halfen.
"Hier kommt jeder dran... wozu also das Gedränge, frag ich mich?"
Conans Hände ruhten lässig in den Hosentaschen, er reagierte nicht auf das schallende Lachen des Mannes, der sich nun zu ihm runter beugte.
"Willst du dich etwa mit mir anlegen, Kleiner?"
Ayumi zupfte an seiner Jacke, Conan jedoch reagierte nicht, lächelte ihn noch immer an. Dieser schmierige, unrasierte Typ!
Wo wären wir denn, wenn wir jeden so einfach gewähren lassen würden?
"Ich wundere mich nur, dass jemand wie Sie es nötig hat, ein kleines Mädchen um zu schubsen, nur um ein Autogramm zu erhaschen?"
Conans Blick stahl sich auf die Bücher die der vermeintliche Fan unachtsam unter den muskelbepackten Arm geklemmt hatte.
"Und das noch nicht mal für sich selbst? Vielleicht Pech in der Liebe...was?" Wut und Scham bot sein riesenhaftes Gesicht eine Leinwand, mischte sich dort mit Entsetzen und Verwunderung.
"Was zum-?"
"Ts..." Shinichi lächelte, schüttelte nur den Kopf.
"Es ist doch beeindruckend... gleich drei Bücher, drei unterschiedliche Ausgaben des Baron der Nacht.
Und Vermutlich gehört keines Ihnen!" Der Schrank vor ihm knurrte, als säße irgendwo eine Schraube nicht an ihrem Platz.
"Wie zum Henker kommst du darauf?"
"Ganz einfach... Sie alle haben Lippenstift in der oberen ecke. Nicht verwunderlich, bei den Büchern handelt es sich um noch sehr neue Stücke, da wollen die Seiten oft nicht so wie ihre Besitzer.
Um dennoch gut umblättern zu können, machen es sich viele Menschen zur Gewohnheit, den Daumen kurz anzufeuchten, um die Seite um zuschlagen. Bei Frauen, die Lippenstift tragen, ist es deswegen nicht verwunderlich, dass dieser dann ebenfalls aufs Papier gelangt.
Nur schwach, aber in seiner Gesamtheit an einem Buch sehr leicht aus zu machen." Conan konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als die Detektiv Boys ihm nun neugierig über die Schulter schauten und seine Beobachtung bestätigten.
"Tatsächlich!"
"Du hast recht! Aber... die Farben sind unterschiedlich! Jedes Buch hat eine andere!", bemerkte Ayumi. Mitsuhikos Augen weiteten sich nun auch, die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
"A-Aber das bedeutet ja-" Conan lächelte, während das Glas der Brille seine Augen unter spiegelnden Reflexen verbarg.
"Ganz recht... möglich, dass ‘Mann’ hier gleich drei Damen imponieren will?“ Es war eine Option, eine Vermutung, ein Verdacht, der seinen Beweis aber schnell in der Reaktion des Täters fand.
Diesmal jedoch sollte Shinichi sein Lächeln vergehen, denn noch ehe er sich versah, hatte er den Boden unter den Füßen verloren.
"Du Kleiner-" Die Nasenlöcher des Hünen blähten sich in schnellem Takt. Er hielt Conan am Kragen gepackt hoch, sein dunkelrotes Gesicht dicht an dem des kleinen Jungen.
Conan wollte gerade zu seiner Uhr greifen, als die riesige Pranke sein Handgelenk umklammerte.
<Mist!> Unruhig biss er sich auf die Unterlippe.
Erwartete jeden Moment von den Armen des Mannes erdrückt zu werden.
"Ich werde dir zeigen, was mit denen passiert, die sich mit mir Anleg-"
Ein fester Druck auf seiner Schulter ließ ihn stoppen.
Unsicher sah sich der Hüne nach dem Besitzer der Hand um, die nun fest auf seiner Schulter ruhte.
"Hätten Sie wohl die Güte, den jungen Mann wieder auf die Füße zu setzen?"
Die Augen hinter den Brillengläsern wurden groß, Shinichi der mit beiden Händen die Pranke des Dränglers umklammerte schaute ihn überrascht an.
<Vater!>
Yusaku Kudo schaute seinen Sohn nicht an, kümmerte sich stattdessen um den, der ihn bedrohte. Er wiederholte seine Aufforderung, langsam und deutlich.
"Ich sagte, sie sollen den Jungen runter lassen!"
Sein gegenüber fletschte die Zähne wie ein wildes Tier. Er knurrte, biss jedoch nicht, sondern setzte Conan, wie ihm geheißen, wieder auf den Boden.
Er musste nicht lange warten, bis ihn eine ebenso berühmte Stimme des Raumes verwies.
“Schluss für Heute, die Autogrammstunde ist beendet, meine Damen und Herren.” Yukiko Kudo trat an die Seite ihres Mannes, konterte das Raunen der Menge mit einem Lächeln. Wandte sich dann jedoch mit strengem Blick an den Mann, der ihren Sohn bis eben noch in der Mangel hatte.
“Nett, dass Sie vorbei geschaut haben!”
In ihrer Stimme lag so viel Würze, dass der Hüne sich offenbar daran verbrannte, er murrte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit der zähen Masse langsam aus dem Geschäft.
Conans Blick folgte ihm… ein Lächeln auf seinen Lippen blieb aus.
“Conan!” Verwundert drehte sich Shinichi um, hatte sie noch nicht kommen sehen, als Ayumi ihm auch schon um den Hals fiel.
“Danke! Danke, danke, danke!” Sie löste sich von ihm, sah in seine überraschten Augen.
“Das war so mutig von dir! Ich-”
“Nein. War es nicht!”´
Yusaku war es, der sie unterbrach, die Autorität in seiner Stimme brachte auch die aufgebrachte Ayumi zum schweigen.
Langsam beugte er sich zu Conan hinunter, die Brille des kleinen traf einmal mehr auf ihren Zwilling, dieser jedoch hatte bei weitem mehr Dioptrien als sein Glas.
Shinichi schluckte, während sich die Stimme seines Vaters senkte.
“Es ist nicht mutig, sich einem übermächtigen Gegner allein zu stellen...”
Er seufzte, schüttelte bedauernd den Kopf, als er die schwarzen Schatten unter den Augen des Kindes eingehend betrachtete.
<...das ist dumm.>
Conan zuckte merklich zusammen, als er in die Augen seines Vaters sah, dieser jedoch schaute nun überrascht zu den anderen Mitgliedern der Detektive Boys, die ihn erwartungsvoll anstarrten.
“Ähm... kann ich euch helfen?”
Die drei wurden rot, interessierten sich scheinbar sehr für den örtlichen Fußboden, ehe Genta zu sprechen begann.
“Nun, ich- wir... wir hätten gern ein Autogramm!”
Die Augenbrauen Yusakus glitten überrascht nach oben.
“Bitte, bitte, bitte!”, kam es von allen drein synchron, während Conan nur lächelnd den Kopf schüttelte.
Yusaku stand auf, trat zurück und betrachtete die kleine Gruppe eingehend, zu der sein Sohn nun schon seit fast zwei Jahren gehörte.
“Nun, ihr habt gehört, was meine Frau hier sagt...” Sofort wanderten die Blicke der Grundschüler zu der Schauspielerin. Ayumi fiel das Lächeln fast aus dem Gesicht, als sie erkannte, wer da vor ihnen stand.
Nicht etwa die Schauspielerin Yukiko Kudo! Nein.
“C-Conans Mutter?!”
Diese warf ihre Lockenmähne in den Rücken, wollte gerade antworten, als sich ihr Sohn wild gestikulierend vor sie Stellte.
“Nein! Ich habs euch doch schon mal gesagt! Ihr... ihr irrt euch! Sie ist Shinichis Mutter. W- wir sind nur um hunderte von Ecken miteinander verwandt.”
Yukiko hinter seinem Rücken schaute ihn an, verfolgte sein kleines Schauspiel.
Da war er wieder... der kleine Stich in ihrem Herzen.
Ihr Sohn hatte bei weitem mehr von ihr, als sie sich in diesem Moment wünschte.
<Viel mehr…> zitternd zernagte sie sich die Lippen, bis eine kalte Hand leise die ihre aufsuchte.
Der sanfte Druck seiner Finger verstärkte ihre Gänsehaut, aber auch Yusakus sachtes Kopfschütteln konnte Yukiko nur mäßig beruhigen...
“Sie ist nicht meine Mutter!”
Der Stich in ihrem Herzen blieb.
Shinichis Lunge bebte, er versuchte seine Atmung wieder auf ein Normalmaß zu senken, während ihn seine drei Mitschüler fragend ansahen.
“Is ja gut, Conan! Mach hier jetzt mal nicht so einen Aufstand.”, murrte Genta. Ayumi wandte sich dann wie die anderen beiden auch mit fragenden Blicken an die Schauspielerin.
“Aber dann ist das ja ihr Haus... in dem Ran zurzeit wohnt?!”
Conan stockte... wer hatte hier was von wohnen gesagt?
Und auch seine Mutter schien verwirrt, bejahte die Frage jedoch, als Shinichi ihr zu nickte.
Die Augen der Kinder wurden groß, dann waren sie heute in ihrem Haus gewesen!
Ayumi schluckte, schaute den Autor lange an... irgendwie sah er Conan ähnlich. Sie musste einfach ein Autogramm von ihm bekommen!
Schnell wandte sie sich der Schauspielerin zu, umklammerte den Buchband in ihrer Hand.
“Also bekommen wir heute kein Autogramm mehr?”
Yukiko schaute sie lange an, langsam schlich sich jedoch ein Lächeln auf ihre Lippen. Still ging sie in die Knie, schüttelte bedauernd den Kopf
“Ich fürchte nicht, nein.” Ein kleinen Stöhnen entrang ihnen.
Yukiko legte den Kopf schief, schaute die Bande interessiert an, ehe sich ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete.
“Jedenfalls nicht hier.”
"Hä?" Jetzt waren die drei völlig überfragt, auch Shinichi hob interessiert eine Augenbraue. Was wollte seine Mutter denn jetzt?
“Wie wärs? Hättet ihr nicht Lust heute Abend bei uns zu essen?”
Conans Kinnlade fiel buchstäblich nach unten.
<Bitte? Was?> Seine Mutter jedoch registrierte sein entsetztes Gesicht nicht, ignorierte ihn.
“Ich würde mich freuen, euch einmal näher kennen zu lernen!”
Mit einem süßen Lächeln blickte sie zu ihrem Sohn.
“Ich bin mir sicher, Conan hat nichts dagegen!”
Ein breites Grinsen überkam die drei, ob das Strahlen in ihren Augen von der Einladung in das Haus des Schriftstellers kam, oder das versprochene Essen anbelangte, blieb offen.
Schnell hatte man sich auf ein Nicken geeinigt.
“Gut!” Yukiko lachte, tastete im gleichen Moment jedoch nach der Hand ihres Sohnes, schnappte sie sich, noch ehe Conan Einspruch erheben konnte. Er schaute nur unsicher zu ihr hoch, beobachtete seine Mutter eingehend.
<Ein breites Lächeln auf den Lippen... aber keine Falten um die Augen. Welche Rolle spielst du grade, Mama?>
“Dann sehen wir uns heute Abend, Kinder. Wir fahren mit Conan schon mal vor, ihr seht euch ja dann später noch einmal. Einverstanden?”
“Jaaa!”, kam es unter einem breiten Grinsen der drei hervor.
“Bis später dann, Conan!”
Yusaku begleitete sie noch zur Tür, komplimentierte sie unter den verwirrten Blicken des Ladenbesitzers hinaus.
Conan schaute seinen Freunden nach, schluckte, als er merkte, dass der Druck auf seiner Hand noch immer nicht nach ließ.
Das kleine Klingeln der Ladentür, die hinter den Grundschülern zu fiel, schien das Signal für Yukiko zu sein. Ein weiteres Mal ging sie in die Knie, diesmal nicht, um den Kindern gerecht zu werden, sondern um ihrem Sohn, ihrem eigentlich doch schon 19 Jahre alten Sohn wieder in die Augen sehen zu können...
Sie schluckte, strich ihm sanft durchs Haar.
Shinichi schüttelte es, er bekam Gänsehaut, als er fragend in ihre Augen sah, rang sie um Worte?
“Mein Kleiner...” Es gehörte zu den wenigen Momenten, in denen Shinichi glaubte, Angst in den Augen seiner Mutter zu sehen... Angst und Sorge in den Augen einer Frau, die doch sonst kaum ein Risiko scheute.
<Mama?> Als seine Lippen tonlos dieses Wort formten, konnte sie nicht mehr anders, Yukiko hatte sich nicht mehr länger ihm Griff.
Sie fiel ihm um den Hals, drückte ihn an sich.
So fest es nur ging, wollte ihn nie... nie wieder los lassen.
Ihn nie wieder alleine lassen!
In Conan verkrampfte sich jeder Muskel.
Sie zitterte, zitterte, als sie ihn in den Armen hielt.
<Weint sie etwa?> Er schluckte, wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort hervor.
“Yuki...” Shinichi sah auf, sein Vater stand vor ihm.
Zwischen seinen Brauen hatte sich eine tiefe Furche gebildet, sanft legte er die Hand auf die Schulter seiner Frau, beugte sich zu ihr hinunter.
“Sch..., nicht hier, Schatz. Komm... komm lass uns gehen.”
Sie schlucke, schniefte, stand dann jedoch auf.
Ohne, dass man ihn hätte auffordern müssen, folgte Shinichi ihnen ins Auto. Yukiko schien sich wieder zu beruhigen, der Autor hatte sie nicht davon abhalten können, sich selbst ans Steuer zu setzen.
Sie hatte stur darauf bestanden selbst zu fahren, ließ sich erleichtert in den Sitz sinken, als Yusaku ihr den Schlüssel in die Hand drückte.
Shinichi saß auf der Rückbank, schaute fragend vom einen zum anderen.
Was die beiden hier her getrieben hatte, stand wohl außer Frage, er schluckte, blickte bedrückt zur Seite... das Nachbeben der letzten Tage war auch hier noch deutlich zu spüren.
Unter leisem Stottern startete nun auch der Motor, als Yukiko den Schlüssel herumdrehte. Der Wagen rumorte kurz, auch Maschinen hatten anscheinend etwas gegen diese Schweinekälte Tokios.
Das Getriebe würgte kurz, als die Schauspielerin den Gang einlegte.
Diese jedoch kniff die Lippen zusammen, ließ sich nicht daran stören und drückte erbarmungslos aufs Gas.
Hätte doch was anders werden sollen, kein Auto!
Die weißen Schneeflocken zogen wie dichter Nebel an ihnen vorbei, eingehüllt in dieser Gischt war es lange Zeit still im Wagen.
Shinichi schrak bei den Worten seines Vaters unmerklich zusammen.
“Wie geht es dir, Shinichi?” Er suchte seinen Blick, fand ihn schließlich im Seitenspiegel des Autos. Umgeben von dichten Schneeflocken schauten ihn die Augen seines Vaters aus dem kleinen Spiegel an. Die klaren blauen Augen Yusakus schienen sich durch den Schnee zu brennen. Die Besorgnis in ihnen ließ Shinichi beklemmend zur Seite schauen.
“Gut.”
“Shinichi!”, kam es nun strenger von vorn.
„Lüg mich nicht an!“ Conan brummte, biss die Zähne zusammen.
“Und wenn schon...”
Yusaku schluckte, schaute angestrengt in den Seitenspiegel.
Der Schnee jedoch verschluckte das Bild seines Sohnes immer wieder aufs neue.
Kurz sah er zu seiner Frau ans Steuer. Yukiko schien nichts mehr zu hören, nichts mehr zu sehen als den Verkehr, konzentrierte sich vehement auf die schneeverwehte Straße.
<Yuki...>
Er wollte ihre Hand ergreifen, sie jedoch zog sie zurück, presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
Yusaku schluckte, ließ sich seufzend in den Sitz sinken, nur kurz huschte sein Blick über den Seitenspiegel.
Yukiko hatte Angst um ihn... das hatten sie beide.
Das letzte mal, dass er seine Frau so gesehen hatte, war nun schon fast zwei Jahre her. Er biss sich auf die Lippe, fuhr sich über die Augen.
<Der dreizehnte Januar hätte genau so gut dein Todesdatum sein können... Shinichi.>
Und sie hätten es nicht mal gemerkt!
Sie waren nicht da!
Hatten... hatten es nicht verhindern können!
<Warum nicht? Verdammt noch mal!> Tiefe Linien legten sich auf seine Stirn, seine Augen wandten sich aus dem Fenster, fixierten eine Schneeflocke, die sich an der Fensterscheibe hatte halten können.
Sein Sohn sah immer noch erschöpft aus…
Yusaku schluckte. Fakt war, dass in den letzten Wochen einiges geschehen war, was er nicht hatte kontrollieren können.
Es schien, als würden die schwarzen Schatten Shinichi immer mehr verschlingen…
Und das war nun wirklich das letzte, was ein Vater sich wünschen konnte!
Die fahrt verlief bedrückend still, fast so, als würde das dichte Schneetreiben jeglichen Laut dämpfen, der im inneren des Autos entstand.
Als sie zu Hause ankamen, hatte die Dämmerung schon eingesetzt, der weiße Schnee wirkte unheimlich steril. Conan, der bis zu den Knöcheln in dem Neuschnee landete, fluchte lautlos, als er aufs Haus zu stapfte.
Yusaku wartete auf Yukiko, die wesentlich länger brauchte, um das stille, schützende Auto zu verlassen. Gemeinsam folgten sie ihrem Sohn.
Eigentlich hätte sie gelacht, normalerweise würde Yukiko ihren Sohn nun als niedlich betiteln, wie er da so durch den Schnee stampfte.
Fakt war jedoch, dass es nicht niedlich war!
Ein Zittern durchfuhr die Schauspielerin, sie wollte sich gerade bei ihrem Mann einhaken, als sie bemerkte, dass der nicht mehr neben ihr war.
„Yusa-“ Sie musste nicht lange rufen.
Sah ihn nur ein paar Schritte hinter ihr stehen.
Den Blick starr zu Boden geheftet, die Hände tief in den Taschen vergraben, stand er da, während die kleinen Schneeflocken sich tänzelnd in seinen Haaren kräuselten.
Seine Augen blickten in den Schnee, waren auf die kleine Unebenheit in der Schneedecke gerichtet, die sich in dem scheinbar endlosen weiß kaum abhob.
Erst, als er das Knirschen ihrer Schritte hörte, sah er auf.
Seine Frau stand vor ihm, schüttelte langsam den Kopf. Yukiko schnappte sich seine Hand, zog ihn sanft mit sich.
Yusaku folgte ihr, schritt leise durch den Schnee und übertrat dabei die kleinen Fußspuren, seines Sohnes, die ihn bis eben noch in ihren Bann gezogen hatten.
Unsicher drehte sich Conan um, erkannte schon von weitem die sorgenvollen Gesichter seiner Eltern, biss sich auf die Lippe.
Genau das hatte er nicht gewollt… alles, aber nicht das!
Bis jetzt waren sie doch immer gut mit allem klar gekommen.
Die kleinen Sticheleien hin oder her, alles… alles war besser als das!
Shinichi schluckte…
Auf die Maske des Barons der Nacht… gehörte doch eigentlich ein Lächeln!