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Die Prophezeiung

SPOILERS!!!!
von

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Ist sie immer so?

Ich glaube ich muss meinen Zeitplan etwas korrigieren. Anscheinend schaffe ich es nur alle drei Wochen oder so ein neues Kapitel hochzuladen.^^ Oder ich schränke meinen Internetkonsum ein, um mich ganz auf die FFs zu konzentrieren. Mal sehen, ob ich das hinbekomme.
 

Erst mal viel Spaß beim Lesen!

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Ist sie immer so?
 

Sie gingen die Treppe nach oben und fanden sich in einem breiten Holzflur wieder. An den Wänden, konnten sie einzelne Bilder von Personen, Landschaften und Stillleben ausmachen.

Zero führte sie den Gang nach rechts entlang, weiter nach hinten. Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen. Er drehte den Knauf und die Tür öffnete sich. Als er eingetreten war, setzte er Ai ab und diese lief sofort in den Raum, der sich gegenüber der Eingangstür befand.

Yuki schaute sich verwundert um. Sie stand in einem weiteren Flur, von dem rechts und links jeweils zwei Türen abgingen. Gerade aus befand sich die fünfte Tür, durch die Ai verschwunden war. Die Wände waren in einem hellen, sanften Gelbton gestrichen und das warme Licht verlieh dem Raum zusätzlich wärme. Links und rechts neben der Tür, die wohl in die Küche führte, standen zwei Blumentöpfe, mit prächtigen Pflanzen. Über den zwei Pflanzen hing jeweils ein Bild von Ai, die sie wohl mit verschiedenen Alter zeigte. Rechts gleich neben der Eingangstür bemerkte Yuki einen kleinen Schuhschrank und auf der linken Seite war eine Garderobe für Jacken und Mäntel. Zwischen den beiden Türen zur rechten und linken hingen ebenfalls ein Paar Bilder. Dieses mal scheinbar von Ai selbstgezeichnete. Sie zeigten Blumen und Bäume, aber auch ein paar Tiere – vor allem Hasen konnte Yuki auf jedem Bild ausmachen. Sie war ein wenig überrascht, dass diese Bilder so gut waren. Wenn sie an ihre eigenen zeichnerischen Fähigkeiten in dem Alter dachte, beneidete sie das Mädchen. Ob sie das wohl von Zero hat, fragte sie sich einen Moment.

Sie folgten Zero in die Küche. Auch dort waren die Wände in einem zarten Gelb gestrichen. Die Schränke der Küchenzeile waren aus hellem Birkenholz und die Arbeitsplatte aus einen gemusterten dunkelgrün. Und wenn sie genauer hinsah, erkannte Yuki, dass die zwei Glasscheiben des einen Hängeschrankes, kleine Äpfel als Muster hatten, von denen einige wohl angebissen aussahen.

Der runde, weiße Tisch stand links neben der Tür und es standen vier Stühle darum. Diese waren weiß gepolstert. An der Wand dahinter befand sich ein Regal, mit verschiedenen Tassen und auch Flaschen. In den Flaschen schien etwas eingelegt zu sein, zumindest konnte es Yuki so erkennen. Im Fenster, ebenfalls links in der Wand, standen sechs oder sieben verschiedene Töpfe mit Kräutern, die prächtig gediehen.

„Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass du so einen guten Geschmack hast.“, sagte Aidou anerkennend und sprach somit das aus, was die anderen beiden dachten.

Zero sah ihn kurz ausdruckslos an. „Das war ich nicht. Die Wohnung war schon möbliert. Mir ist es doch egal, wie es eingerichtet ist.“, antwortete er knapp.

„Aber mein Zimmer haben wir selbst gemacht.“, sagte Ai sofort und stellte sich nun auf den Stuhl, den sie an den Küchenschrank gezogen hatte.

„Lass mich das machen.“, ging Zero dazwischen. Er öffnete kurz die Schranktür und holte ein rundes Keramikgefäß heraus. „Was ist mit deinen Schulaufgaben? Hast du die schon gemacht?“, fragte er sie, während er nun einen Topf aus dem Schrank holte. Dann nahm er die Flasche Milch, die Ai bereits aus dem Kühlschrank genommen hatte, öffnete sie und goss etwas von der weißen Flüssigkeit in den Topf.

“Hab ich schon. Soll ich sie dir holen?“, fragte sie und rückte den Stuhl zurück.

„Ja, ich sehe es mir gleich noch an.“

Ai rannte schnell aus dem Zimmer und sie hörten eine weitere Tür auf dem Flur aufgehen.

„Du willst jetzt noch, dass sie ihre Hausaufgaben macht?“, fragte Aidou fassungslos. „Du bist grausam.“

Zero warf ihm einen stechenden Blick zu.

„Ach, ja? Es war ihre Idee. Wenn ich sie mir jetzt ansehe und sie keine weiteren Fehler gemacht hat, kann sie das ganze Wochenende genießen, ohne sich noch einmal damit zu beschäftigen.“

„Ähm... hast du etwas dagegen, wenn wir uns setzen?“, fragte Yuki ihn zögerlich. Zero sah sie kurz an.

„Meinetwegen.“, murmelte er wenig begeistert.

Sie setzten sich und Yuki hielt es nun nicht mehr aus und musste endlich eine Bestätigung haben. „Herzlichen Glückwunsch. Ai ist wirklich ein sehr süßes Mädchen.“, sagte sie und versuchte den Klos in ihrem Hals zu herunter zu schlucken.

„Mmh.“, antwortete Zero abwesend, als er die Temperatur der Milch prüfte. Dann öffnete er die Knöpfe seine Uniform und zog sich die Jacke aus. Darunter trug er ein dunkelblaues, langärmliches Shirt.

„Zum Glück hat sie ja anscheinend nicht sehr viel von dir. Sie ist nicht so launisch und sehr viel gesprächiger.“, sagte Aidou und stütze den Kopf gelangweilt mit der Hand ab.

„Was?“, sah ihn Zero verwirrt an.

„Papa, ich kann meine Hausaufgaben nicht finden!“, hörten sie sie auf einmal rufen.

Zero stieß kurz die Luft aus. „Such weiter.“

„Ah!“, rief Ai aus. „Ich hab sie ja im Wohnzimmer gelassen!“

Zero verdrehte die Augen. Bei ihrer Schusseligkeit würde sie noch irgendwann einmal ihren Kopf vergessen. Es war ein Poltern auf dem Flur zu hören und die nächste Tür ging auf. Zero schüttelte kurz den Kopf.

„Ist sie immer so?“, fragte Aidou und wunderte sich einmal mehr, wie Zero eine Tochter haben konnte, die so... aufgeweckt war.

„Ja.“, beantwortete er. „Ihr glaubt sie ist meine Tochter?“

„Ähm... Ja. Sie hat es gesagt. Aber... wie... Stimmt es etwa nicht?“, fragte Yuki und ihr Herz schlug plötzlich schneller.

Zero schwieg einen Moment, während er sich wieder dem Herd zu wandte und die Mich umrührte, um zu verhindern, dass sie anbrannte.

„Nein, ist sie nicht.“, antwortete er schließlich. Und weil er wusste, was die nächsten Fragen sein würden, erzählte er weiter. „Sie und ihre Mutter wurden von zwei Vampiren angegriffen, als ich in der Nähe war. Für ihre Mutter kam mein Eingreifen allerdings zu spät. Ai brachte ich in ein Krankenhaus. Sie haben sie gebissen.“, stieß er zornig aus. „Ein paar Tage ging es ihr so schlecht, dass die Ärzte schon vom schlimmsten ausgingen. Doch sie erholte sich und ich wollte gehen, wenn sie ganz gesund war. Aber sie wollte nicht, dass ich sie allein lasse. Sie hat mich regelrecht angefleht, bei ihr zu bleiben, auch wenn sie wusste, was ich war.

„Ihr Vater muss wohl schon lange tot sein. Sie kann sich kaum an ihn erinnern. Ich wollte es nur auf Probe versuchen, aber bevor ich mich versah hatte sie sich selbst zu meiner Adoptivtochter ernannt. Inzwischen weiß ich, dass jeder Wiederspruch bei ihr sinnlos ist.“

Auch wenn er leicht genervt klang, glaubte Yuki ein Schmunzeln zu hören.

„Du?!“, fragte Aidou fassungslos. „Dass du dich so leicht um den Fingern wickeln lässt!“, sagte er gerade heraus und erntet von Yuki einen bösen Blick. Sie erwartete, dass Zero sich aufregte, doch stattdessen blieb er scheinbar ruhig. Er nahm die dampfende Milch vom Herd und stellte sie auf einen Untersetzer.

„Sie war einsam und... ich kann nachvollziehen, wie sie sich fühlt.“, antwortete Zero kaum hörbar. Dennoch verstanden sie es und sogar Aidou besaß so viel Taktgefühl und erwiderte nichts darauf.

Sie schwiegen und sahen Zero dabei zu, wie er den Deckel von der Dose nahm.

Nun, da Yuki wusste, dass Ai nicht seine leibliche Tochter war, fühlte sie sich auf einmal unglaublich befreit. Es war ihr regelrecht eine schwere Last vom Herzen gefallen. Aber sie verstand selbst nicht, warum sie so dachte. Es war nur wegen der Prophezeiung, sagte sie sich. Ai war nicht das Kind nach dem sie suchten.

„Wie kommt es dann, dass sie keine Angst vor uns hatte? Sie schien doch zu wissen, was wir sind.“, fragte Yuki dann.

Zero sah sie einem Moment an und Yuki wusste, dass er das gleiche dachte, wie sie. Sie selbst war von einem Vampir angegriffen worden und hatte jahrelang unter dieser Angst gelitten. Während er ihr antwortete, holte ein einen Löffel und eine Tasse aus dem Schrank.

„Das Kind hat manchmal eine sehr eigenwillige Art zu denken. Du solltest sie selbst fragen. Ihre Antwort wird dich vielleicht überraschen.“

Yuki schaute verwundert auf. Zero hatte plötzlich in die Dose gegriffen und etwas länglich, schwarzes herausgenommen.

Zero spürte ihren Blick im Rücken. „Was ist?“, fragte er sie angespannt.

Yuki konnte deutlich hören, dass ihm noch immer nicht gefiel, dass sie in seiner Wohnung waren, auch wenn er vielleicht bereitwillig ihre Fragen beantwortet hatte. Er würde sie schnell wieder fortschicken, wenn Ai ihren Kakao hatte und im Bett war, erkannte sie.

„Was ist das für ein Ding?“, fragte sie und deutete darauf. Sie hörte Zero seufzen. War ihre Frage wirklich so... dumm gewesen?

„Eine Vanilleschote. Sie verleiht dem Kakao eine schwache Vanillenote.“, antwortete er ihr. Yuki nickte anerkennend mit dem Kopf. Davon hatte sie noch nie gehört.

„Ich hab sie!“, rief Ai nun aus dem Wohnzimmer. „Ich musste noch einen Satz zu Ende schreiben.“ Wieder hörten sie ein Poltern und wie Ai in die Küche rannte.

„AU!“, schrie sie plötzlich, so das alle zusammenzuckten.

„Aua.“, jammerte sie, als sie auf einem Bein in die Küche hüpfte. Die Blätter, Hefte und Stifte warf sie achtlos auf den Tisch und setze sich.

„Die Tür?“, fragte Zero bloß, ohne sich wirklich umzudrehen.

„Jaha... Aua.“, jammerte Ai noch einmal und hielt sich ihren schmerzenden Zeh.

„Da kann ich dich jetzt nicht bedauern. Erstens weißt du, dass du in der Wohnung nicht rennen sollst und zweitens hast du auch ein paar Hausschuhe.“

„Jaha... autsch...“

Yuki konnte dem ganzen nicht ganz folgten. Warum war Zero scheinbar so desinteressiert? Müsste er sich nicht mehr sorgen machen oder passierte das wirklich öfter?

Zero füllte drei Löffel des Kakaos in die Tasse und goss die heiße Mild darüber. Anscheinend hatte er noch etwas Milch übrig, denn er holte eine zweite Tasse aus dem Schrank und wiederholte das Ganze.

„Welche Schokolade, Ai?“, fragte er seine selbsternannte Tochter.

„Vollmilch!“, entschied sie schnell. Yuki sah, wie Zero ein weiteres Mal die Schranktür ganz rechts öffnete und einen Block Schokolade herausnahm. Dann nahm er ein Messer und erzeugte damit kleine Schokoladenraspeln, die in die Tassen fielen. Er nahm beide Tassen und stellte die eine vor Ai und die andere in die Mitte des Tisches.

„Könnt ihr trinken, wenn ihr wollt. Es war noch Milch übrig. Zum wegkippen wäre es zu Schade.“, sagte Zero.

„Danke, sehr gern.“, antwortete Yuki und bemerkte nicht, wie Aidou ihr einen Blick von der Seite zu warf. Sie umfasste die Tasse mit beiden Händen und spürte sofort, wie sich die Wärme von ihren Handflächen durch ihren gesamten Körper ausbreitete.

Ai sprang von ihrem Stuhl auf und jammerte auch schon nicht mehr. Zero setzte sich und Ai fand Platz auf seinem Schoß. Sie nahm ihre Tasse und pustet leicht am Rand, nur um gleich danach tief den Schokoladenvanilleduft einzuatmen. Ganz vorsichtig trank sie einen Schluck.

Zero nahm sich das erste Heft und schlug es auf. „Ich hoffe du hast dieses Mal auch genau hingesehen. In dem Alter solltest du eigentlich in der Lage sein, deine Hausaufgaben allein zu machen.“

„Jaha.“, antwortete Ai gelangweilt.

„Was meint er damit?“, fragte Yuki und als die heiße Schokolade mit dem Löffel umrührte, stieg ihr ebenso der süßliche Duft von Kakao und Vanille in die Nase.

„Na ja, dass... also... ich...“, antwortet Ai zögernd und spielte an dem Henkel ihrer Tasse.

„Ai interessiert die Schule nicht gerade sehr. Sie könnte gute Noten haben, wenn sie nur einmal hinhören würde, was der Lehrer ihr erzählt. Stattdessen starrt sie aus dem Fenster oder malt in ihrem Heften rum und ich darf mir hinterher die ganzen Beschwerden anhören.“, sagte Zero und seine Stimme klang vorwurfsvoll. Man hätte fast meinen können, dass er es auch so meinte, hätte er Ai dabei nicht liebvoll über den Rücken gestrichen.

„Jaha.“, sagte Ai wieder und verdrehte genervt die Augen. „Was kann ich dafür, wenn es so langweilig ist. Wofür brach ich das überhaupt mal?“

„Ai, nicht schon wieder diese Diskussion“, ermahnte Zero sie und dieses Mal meinte er es auch so.

„Mmh.“, brummte sie und nahm noch einen Schluck. „Aber dieses Mal habe ich wirklich genau hingesehen. Ganz bestimmt!“

„Das werde wir ja gleich sehen.“, antwortete Zero. Yuki linste über den Rand ihrer Tasse hinweg, ebenfalls in das Heft. Anscheinend war das gerade Mathe. Sie konnte nur zu gut verstehen, warum Ai sich nicht sehr dafür interessierte. Etwas Langweiligeres gab es wohl kaum. Yuki beobachtete Zero, wie er die Zeilen überflog. Ai hatte sich an seine Schulter gelehnt, die Tasse noch in der Hand und schaute ebenfalls in das Heft. Wahrscheinlich in der Hoffnung, auch wirklich keine Fehler gemacht zu haben.

Während Yuki nun selbst von ihrer Schokolade trank – die ihr wahnsinnig gut schmeckte und von der sie augenblicklich dachte, nie mehr ohne Leben zu können – bemerkte sie die Stille, die eingetreten war. Es war kein beklemmendes Schweigen, sonder eher friedlich.

Diese Idylle überraschte sie. Zero schien im Moment, da Ai bei ihm war, entspannt zu sein. Was für einen Einfluss dieses Kind doch auf ihn hatte, dachte Yuki verblüfft. Oder ließ er sich auch einfach nur nichts anmerken? Sie hatte nicht den Eindruck gehabt, dass er sehr erfreut darüber war sie noch einmal zu sehen, geschweige denn sie mit in seine Wohnung zu nehmen. Aber auch das hatte er hauptsächlich wegen Ai getan oder nicht? Sie schien ihm wirklich sehr viel zu bedeuten, überlegte Yuki und wusste nicht so recht, ob ihr dieser Gedanke gefiel. Sie fühlte sich merkwürdig dabei, konnte es sich aber nicht so recht erklären.

Kain und Aidou erging es ähnlich. Sie konnten einfach nicht begreifen, was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Vor ihnen saß Zero Kiryuu, mit einem Kind auf seinem Schoß – was nicht einmal sein eigenes war – und war so... liebvoll und zärtlich zu dem Mädchen. Keiner der beiden hätte ihm so etwas jemals zu getraut und schon gar nicht in ihrer Anwesenheit. Kaname würde ihnen niemals glauben, wenn sie ihm davon berichteten. Sollte dieses Kind wirklich eine solche große Veränderung bei dieser Person hervorgerufen haben. Warum gerade dieses Kind? Wegen ihrem Schicksal? Weil es dem seinen ähnlich war?

Zero legte das erste Heft beiseite und nahm sich das Nächste vor.

„Ai, kann ich dich etwas fragen?“, begann Yuki schließlich zögerlich.

„Ja, was denn?“, fragte diese sofort neugierig zurück.

„Zero hat uns vorhin erzählt, dass du... dass deine Mutter und du...“ Zero sah auf und sah Yuki eindringlich an. Sie sollte ihre Worte sorgfältig wählen. „Er hat uns erzählt, was damals passiert ist, wie ihr euch... kennengelernt habt. Wir haben uns nur gewundert, warum die keine Angst vor uns hattest, wo du doch... Ich meine...“

Ai sah zu ihrem Papa und dieser nickte ihr kurz zu.

„Warum sollte ich? Mein Papa ist auch ein Vampir.“, erwiderte sie kurz. „Er ist nett.“

„Aber nicht alle Vampire sind nett und du konntest nicht wissen, was wir wirklich hier wollten oder?“, warf Aidou ein.

Yuki erinnerte sich nur zu gut an ihre eigene Kindheit. Sie wurde damals von ihrem Onii-sama gerettet. Er war der einzige Vampir vor dem sie keine Angst gehabt hatte. Müsste es dann nicht bei ihr genauso sein?

„Ich weiß, dass nicht alle Vampir nett sind.“, antwortete Ai und ihre Stimme klang ein wenig trotzig. „Aber... aber...“ Noch einmal sah sie zu Zero und Yuki wunderte sich ein wenig.

„Du kannst es ruhig sagen. Bei mir hast du doch auch nicht gezögert.“, sprach er, ohne von dem Heft aufzusehen.

„Menschen sind auch nicht immer nett.“, antwortete sie und Yuki, Kain und Aidou sahen sie verblüfft an.

„Was meinst du damit?“, fragte Kain etwas irritiert.

„Na, nicht nur Vampire tun Menschen weh. Auch Menschen verletzten Menschen oder... töten sie. Aber deswegen sind doch nicht alle Menschen schlecht oder?“

Sprachlos sahen die drei sie an. Ihre Worte waren so wahr, dass es darauf nichts anderes zu erwidern gab.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Yuki, die noch immer nicht glauben konnte, was sie gerade aus dem Mund dieses Kindes gehört hatte.

Ai zuckte mit den Schultern. „In der Zeitung steht auch immer etwas drin. Verbrechen meine ich und da werden viele von Menschen begannen. Aber nicht alle Menschen sind böse und wenn es gute und schlechte Menschen gibt, dann kann es doch auch gute und schlechte Vampire geben.“

„Aber das kannst du doch gar nicht vergleichen.“, widersprach Aidou. „Wir Vampire unterscheiden uns vollkommen von den Menschen. Wir...“

„Nein, tut ihr nicht!“, wiedersprach sie etwas zu hitzig und beugte sich vor, so dass er Kakao in ihrer Tasse gefährlich zu schwanken begann.

„Wie bitte?!“, fragte Aidou ungläubig.

„Ihr trinkt nur Blut. Aber das ist auch alles, was euch von den Menschen unterscheidet.“, sagte Ai in einem so sachlichen Tonfall, dass Aidou der Mund nach unten klappte. „Ihr esst, wie die Menschen, ihr trinkt wie die Menschen, ihr kocht wie die Menschen und ihr geht wie die Menschen aufs...“

Zero stoppte ihren Vortrag, in dem er ihr die Hand vor den Mund hielt.

„Es reicht jetzt.“, sagte er mit fester Stimme. Doch seine Worte waren nicht so sehr an Ai gerichtet, wie an Aidou, den er scharf ansah.

„Ai, du hast dieses Mal wirklich genau hingesehen und deine Aufgaben gelöst. Ich wünschte das wäre immer so.“, sagte er nun zu seiner Tochter.

„Hab ich doch gesagt.“, murmelte sie und warf Aidou noch einen letzten Blick zu. Dieser schnaubte ärgerlich. Er würde sich doch von einem Kind nichts sagen lassen. Aber gerade als er erneut etwas erwidern wollte, kam ihm Yuki zuvor.

„Ich finde du hast recht, Ai. Es gibt gute und schlechte Menschen genauso, wie es gute und schlechte Vampire gibt. Nur leider... scheint es mehr schlechte Vampire als Menschen zu geben. Du solltest vorsichtiger sein und es... tut mir leid, was mit deiner Mutter geschehen ist.“

Ai nickte kurz, doch dann sah sie Yuki nachdenklich an. „Ich vermisst meine Mami sehr, aber wenn es nicht passiert wäre, dann hätte ich Papa ja nie kennengelernt. Das will ich auch nicht. Irgendwie... hat alles seinen Grund oder etwa nicht?“

Perplex starrten die drei Vampire sie erneut an, während Zeros Mundwinkel sich dabei leicht nach oben zogen. Wenigsten erging es ihm nicht allein so, dachte er.

Aber Ai bemerkte das Verhalten der Erwachsenen um sie herum gar nicht. Sie trank den Rest ihres Kakaos in einem Zug aus, stellte die Tasse ab und wischte sich mit dem Ärmel ihres Schlafanzuges über den Mund.

„Das sollst du doch nicht machen!“, mahnte Zero sie. Ai grinste frech zurück und sprang von seinem Schoß. Zero erhob sich ebenfalls.

„Ab ins Bett mir dir und ich will kein Wort mehr hören. Es ist sowieso schon viel zu spät. Morgen schläfst du wieder bis Mittag.“

„Ja.“, antwortete Ai folgsam und sammelte die Bücher und Hefte vom Tisch ein.

Sie ging voraus und Zero folgte ihr in ihr Zimmer.

Von der Küche aus konnte sie hören, wie Ai die Bücher ablegte und dann unter die Bettdecke kroch. Dann wurde es plötzlich still und nur noch ein Flüstern war zu hören, was sie nicht ganz verstanden. Als nächstes wurde ein Lichtschalter betätigt und eine Tür zugezogen.

Zero trat wieder in die Küchen und die Freundlichkeit und Entspanntheit war augenblicklich aus seinem Gesicht verschwunden.

„Was wollt ihr noch?“, fragte er sie gerade heraus. „Sprecht oder geht gleich.“

Yuki war über seinen schneidenden Ton erschrocken. Sie konnte nicht glauben, dass sich seine Stimmung innerhalb dieser wenigen Sekunden so geändert hatte.

„Was ist?“, fragte er noch einmal und seine Ungeduld war deutlich zu hören.

„Wir wissen nicht worum es geht. Yuki wollte es uns nicht erzählen.“, antwortete Kain trocken, der Zeros Verhalten übertrieben fand.

Zero sah zu Yuki und diese schreckte kurz auf.

„Was willst du mir noch sagen? Was ist mit Yagari?“, fragte er sie.

„Zero bitte, dass... ich kann es dir erklären, aber ich würde es gern mit dir unter vier Augen besprechen. Ich denke nicht, dass du möchtest, dass sie es hören.“, appellierte sie noch einmal an ihn.

Zero schloss die Augen und bemühte sich sehr, ruhig zu bleiben.

„Yuki, ich habe dir heute Morgen bereits zugehört. Warum hast du mir nicht gleich davon erzählt? Wenn du nicht willst, dass die beiden es mitbekommen, kannst du sie fortschicken. Ich werde sie jedenfalls nicht allein mit Ai lassen.“, sagte er so beherrscht wie möglich. Seine Botschaft war klar und deutlich. Er vertraute ihnen nicht und niemals würde er diesen Raum verlassen und sich somit von Ai entfernen.

„Das, Zero ich... Du... Bitte, nicht...“, stotterte Yuki. Wie konnte er so etwas von ihr verlangen? Er wusste doch, dass sie so etwas nicht tat und das sie nicht so war. Niemals würde sie jemandem einen... Befehl erteilen.

„Also gut.“, sagte sie schließlich. Wenn er es so wollte, sollte er es auch so haben. „Zero, was ich dir erzählen wollte war, dass Yagari und der Rektor-“

„Was war das?“, unterbrach Kains Stimmen sie auf einmal und alle Augen richteten sich auf ihn.

„Was meinst du?“, fragte sein Cousin.

„Da war so ein... Es klang wie ein Jammern.“, sagte dieser nachdenklich.

„Du irrst dich. Ich höre nichts.“, sagte Aidou genervt. Konnten sie das hier nicht schnell hinter sich bringen.

„Yagari und der Rektor, sie sind-“, setzte Yuki erneut an und wurde abermals unterbrochen.

„Aua...“, hörten dumpf und alle Köpfe drehten sich zur Tür.

Zero stöhnte kurz auf. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, sprach er zu sich selbst und verschwand in Ais Zimmer. Wieder konnten sie Stimmengemurmel hören. Wenige Sekunden später kehrte Zero zurück und setze einen Teekessel auf.

„Was ist mit ihr?“, fragte Yuki verwundert.

„Bauchschmerzen.“, antwortete er einsilbig. „Immer lässt sie sich was anderes einfallen.“, schimpfte er leise vor sich hin.

„Warum das denn?“, fragte Yuki weiter. „Jetzt eben ging es ihr doch noch gut.“

„Ich weiß es nicht. Es ist eben so.“

Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er hätte Yuki am Morgen einfach ignorieren sollen, dann säße sie jetzt auch nicht in seiner Küche! Und was mit diesem Kind war, war ihm auch ein Rätsel. Wie konnte sie innerhalb von wenigen Minuten solche Bauchschmerzen bekommen, dass ihr sogar die Tränen in den Augen standen? Normalerweise bekam sie doch nur Bauchweh, wenn sie...

Zero hielt plötzlich inne. Er ging zum Kühlschrank und nahm eine Schüssel heraus, auf der ein Teller zur Abdeckung lag. Dieses hob er an und als er hinein sah, konnte er sich ihre Bauchschmerzen nur allzu gut erklären.

„Das gibt es doch nicht!“, stieß er kurz aus und klang wütend.

„Was ist denn los?“, fragte Yuki neugierig zurück. Sie konnte dem ganzen nicht mehr folgen. Was hatte eine Schüssel mit Ais Bauchschmerzen zu tun und warum war Zero wütend geworden, als er hinein gesehen hatte?

„Sie hat die ganze Schüssel Pudding gegessen!“ Er stellte die Schüssel unsanft in die Spüle und nahm dann eine Wärmflasche aus einem der unteren Schränke.

Als nächstes schaltete er den Ofen wieder aus. Das Wasser sollte nicht zu heiß sein, wenn Ais sich die Wärmflasche auf den Bauch legte.

Er befüllte die Wärmflasche und ging damit in Ais Zimmer.

„Du bist selber schuld.“, hörten die drei ihn schimpfen. „Du weißt ganz genau, dass du von zu viel Schokolade Bauchschmerzen bekommst.“

Ai schien etwas zu erwidern, aber sie verstanden es nicht. Yuki stand auf und ging zur Tür.

„Wo willst du hin?“, fragte Aidou sie sofort.

„Nachsehen,...“, erwiderte sie knapp.

Sie trat auf den Flur und stieß Ais Zimmertür ein wenig auf. Das Zimmer war dunkel und nur der Flur warf ein wenig Licht hinein. Yuki sah Zero auf den Bett sitzen, eine Hand auf Ais Bauch gelegt, den er leicht massierte. Verwunderte blickte Yuki ihn an. War er nicht gerade noch wütend gewesen. Ai drehte leicht den Kopf und grinste sie an.

„Grins nicht so.“, ermahnte Zero sie sofort. Ihr Gesicht wieder ernst und sie schloss die Augen. Zero warf Yuki einen kurzen Blick zu, bevor er weiter sprach.

„Warum hast du gleich den ganzen Pudding gegessen?“, fragte er Ai dann und seine Stimme klang wieder etwas weicher. „Der Pudding war für morgen Mittag gedacht.“

„Er war so lecker und ich wollte auch gar nicht alles essen. Nur eins, zwei Löffel... zum Kosten... Aber ich konnte dann nicht mehr aufhören.“, erklärte sie und sah ihn mit großen Augen an.

„Und dann auch noch eine heiße Schokolade um diese Uhrzeit. Ich hoffe du hast etwas daraus gelernt.“, belehrte er sie weiter.

„Jaha.“, antwortete Ai, aber es klang nicht so, als würde sie es auch so meinen. Zero schüttelte entnervten den Kopf. Eine Weile beobachtete Yuki die beiden. Trotz der Situation wirkte das Bild friedlich. Aber auch das andere Gefühl, was sie vorher schon bei dem Anblick der beiden hatte, beschlich sie erneut - auch wenn es ihr einfach nicht gelingen wollte, es zu benennen. Was hatte es nur zu bedeuten? Sie schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vergessen.

Sie stellte fest, dass es ihr Freude machte die beiden zu beobachten. Sie hatte das Gefühl, dass sie eine ganz andere Seite von Zero kennenlernte. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass er so ein guter Vater sein würde.

Wie es wohl wäre, wenn sie selbst eine Tochter hätte, überlegte sie.

Sie war über sich selbst überrascht. Bisher hatte sie noch nie diesen Gedanken gehabt, aber nun, da sie Zero und Ai beobachtete, erschien es ihr gar nicht mal so abwegig oder weit entfernt. Die Vorstellung, dass so ein kleines Wesen Mutter zu ihr sagen würde, gefiel ihr und erwärmte ihr Herz.

Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr Onii-sama das Kind ins Bett bringen würde, wie er sich liebvoll darum kümmern würde, aber seltsamer Weise wollte es ihr nicht gelingen. Kanames Bild verschwand immer wieder und sie sah nur noch sich und das Kind. Doch bevor sie sich weiter darüber wundern konnte, rissen sie Zeros Worte aus ihren Überlegungen.

„Ist es jetzt wieder besser.“, fragte er Ai leise. Er hatte bemerkte, dass Ai immer schläfriger geworden war und nur noch mühsam die Augen offen halten konnten.

Ai nickte kaum merklich. Behutsam erhob sich Zero und legte ihr anschließend die Wärmflasche auf den Bauch. Noch einmal strich er liebvoll über ihre Haare und deckte sie dann zu.

Yuki trat einen Schritt zurück, um Zero Platz zu machen. Dieser zog leise die Tür an, ohne sie zu verließen.

Sie standen sich plötzlich so nah gegenüber, wie es schon lange Zeit her war. Sie blickten einander in die Augen und sahen einander wirklich - ohne Hass, ohne Ungeduld oder Verachtung, sondern so wie sie waren. Es war ein vertrautes Gefühl, welches sich in ihnen ausbreitete und Yuki wollte plötzlich so viele Dinge sagen, die nichts mit dem zu tun hatten, weswegen sie nach ihm gesucht hatte. Doch als sie den Mund öffnete, war dieser Moment auch schon vorbei und Zero wendete sich von ihr ab. Resigniert atmete sie aus und folgte ihm.

„Habt ihr es endlich geschafft?“, fragte Aidou reichlich gelangweilt. Er wollte ins Hotel zurück. Das alles war für ihn nur sinnlose Zeitverschwendung und brachte ihn der Heimat auch nicht wieder näher.

„Yuki, erzähl mir jetzt endlich, was los ist und dann geht.“, ermahnte Zero sie noch einmal, doch er klang nicht mehr ganz so abweisend, sondern eher... Müde?, wunderte sich Yuki. Sie sah auf die Uhr. Es war nach Mitternacht. Für einen Vampir keine ungewöhnliche Zeit, andererseits... Wenn Zero den ganzen Tag gearbeitet hatte, dann war es nur logisch, dass er jetzt zu Bett gehen wollte.

„Das ganze würde viel schneller gehen, wenn du ihr allein zuhören würdest.“, erwiderte Aidou trocken.

„Dann geht doch endlich!“, zischte Zero ihn so leise an, dass Ai auch nicht wieder munter wurde.

„Das können wir nicht. Wir wissen schließlich nicht wozu du...“, ließ er seinen Satz unvollendet.

„Was?“, fragte Zero bissig. „Wozu ich fähig bin? Glaubt ihr wirklich ich würde darauf warten, bis ihr endlich verschwunden seid, wenn ich es darauf angelegt hätte?“ Seine Augen waren kalt geworden und sie wussten plötzlich, dass er es genauso meinte, wie er es sagte.

Aidou und Kain sprangen sofort auf.

„Nein, dass...“, wollte Yuki dazwischen gehen, als Zero sie plötzlich am Arm packte und an sich zog.

„Lass sie los!“, knurrte Aidou.

Yuki sah abermals in Zeros Gesicht und wusste es nicht zu deuten. War das wirklich sein ernst? Wie hatte es so weit kommen können? Bis jetzt schien doch alles in Ordnung.

„Sag ihnen, dass sie gehen sollen.“, sagte Zero leise. Er hatte genug von diesem Theater. Das hier war sein Leben und er würde es nicht wieder von anderen zerstören lassen. Ganz gleich wer es war. Wenn sie mit ihm allein reden wollte, dann würde sie selbst dafür sorgen müssen. Er war so schon viel zu nett gewesen und das nur wegen Ai. Nun hatte seine Geduld endgültig ein Ende.

Sie würde es nicht erfahren.

Yuki sah Zero zögernd an, doch er erwiderte ihren Blick nicht. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Würde er sie wirklich angreifen? Oder tat er es nur, damit sie allein waren und sie es ihm endlich erzählen würde?

Ai... Zero würde sie niemals angreifen, solange Ai noch in der Nähe war. Dessen war sie sich sicher. Es musste einfach so sein. Zero wollte, dass sie gingen und das so schnell wie möglich.

„Bitte wartete draußen auf mich.“, sagte sie schließlich. Fassungslos starrten Aidou und Kain sie an.

„Yuki, dass... Kaname...“

Zero stieß bei der Erwähnung dieses Namens einen verächtlichen Laut aus und sein Griff um Yukis Arm festigte sich. Sie versuchte den Schmerz zu ignorieren.

„Schon gut. Es ist alles in Ordnung. Ich komme gleich nach. Ich möchte es ihm nur noch ausrichten.“

Aidous und Kains Haltung entspannte sich noch immer nicht.

Zero atmete genervt aus. „Keine Angst, ihr bekommt sie schon wieder.“

Kain sah ihn aufmerksam an. „Haben wir dein Wort darauf?“

„Was? Kain, dass kannst du doch nicht machen!“, protestierte Aidou sofort. Wie leichtsinnig war sein Cousin eigentlich?!

„Sicher.“, antwortete Zero knapp. Kain hielt seinen Blick noch einen Moment stand, dann sagte er: „Fünf Minuten. Sollte Yuki bis dahin nicht unten sein, werden wir nicht zögern.“

„Aber Kain, Kaname-sama wird uns umbringen!“

„Nein, wird er nicht. Sie wird es ihm erklären.“, antwortete dieser und deutete kurz auf Yuki. Damit war klar, dass die Verantwortung allein bei ihr lag.
 

„Wie konntest du das tun?“, fragte Aidou seinen Cousin vorwurfsvoll, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

„Das Kind.“, antwortete dieser und lehnte sich gegen das Holz der Wand.

„Was ist damit?“

„Er würde uns niemals angreifen, solange sie oder auch die Sayukas in der Nähe sind. Das solltest du wissen.“

„Oh...“

„Ich frage mich wirklich, wieso man dich als Genie bezeichnet.“, murmelt Kain. „Manchmal brauchst du wirklich lange zum Begreifen.“

Aidou warf ihm einen giftigen Blick zu und verzichtete aber auf eine Antwort.
 

Zero ließ Yuki so schnell los, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt. Etwas verletzt sah sie ihn an. War es ihm wirklich so zu wider sie zu berühren?

Zero setze sich an den Tisch und atmete schwer aus.

Er hätte sie nicht berühren dürfen. Die kurze Berührung am Morgen, als er sie vor dem Sturz bewahrt hatte, war schon mehr gewesen, als er hatte zulassen wollen. Schon da hatte er es gespürt, schwach aber es war noch da. Aber jetzt nachdem sie ihm so nah gewesen war, er die Wärme ihres Körpers hatte spüren können und ihren Duft geatmet hatte, schien es vollkommen aufzubrechen.

Das durfte nicht geschehen!

Sie mussten wieder verschwinden, bevor sein neues Leben noch mehr durch einander geriet. Ein Leben, was er sich so mühsam hatte erkämpfen müssen und was er im Grunde nur Ai verdankte.

„Yuki, warum bist du noch hier?“, fragte er sie noch einmal und dieses Mal war sie sich sicher, dass er erschöpft klang.

Sie setzte sich ihm gegenüber, auf den Platz an dem vorher noch Kain gesessen hatte.

„Zero, ich möchte dich bitten noch einmal zurückzukehren. Nicht wegen der Prophezeiung. Ich weiß, dass du damit nichts zu tun haben möchtest und das akzeptiere ich, aber wegen Yagari und vielleicht auch wegen meinem Vater.“

„Warum sollte ich?“, fragte er etwas zu scharf.

„Du bist ihnen eine Antwort schuldig, Zero.“

„Gar nichts bin ich ihnen schuldig.“, presste er hervor und Yuki schien es, als wüsste er genau, wovon sie sprach.

„Doch das bist du.“, widersprach sie sanft. „Sie wissen beide nicht, was damals wirklich vorgefallen ist. Sie machen sich schreckliche Vorwürfe, dass sie es vielleicht hätten verhindern können. Du bist damals einfach gegangen ohne es Yagari-sensei zu erklären. Du hast ihm einfach... du hast ihm,...“, rang sie um Worte. Sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte.

„Ich weiß was ich getan habe.“, flüsterte Zero.

„Dann versuch zu verstehen, wie es für ihn gewesen sein muss. Für ihn ward ihr, wie seine eigenen Kinder. Er hat euch beide geliebt und jetzt weiß er nicht einmal, was wirklich passiert ist.

„Er denkt,... Er hat die Befürchtung, dass du es vielleicht warst, der Ichiru...“

Jetzt hob Zero den Kopf und sah sie an. Der Ausdruck in seinem Gesicht war vermischt. Es spiegelte sich Entsetzen darin, aber auch Schmerz. War es Entsetzen darüber, wie Yagari ihm so etwas zutrauen konnte oder war es Entsetzen, weil es womöglich wahr war? Letzteres schien ihr vollkommen ausgeschlossen.

Schnell senkte er den Blick wieder und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich werde nicht...“, sagte er, doch Yuki ließ sich davon nicht beirren.

„Zero, Yagari-sensei wird irgendwann einmal sterben. Er ist ein Mensch.“

„Was?!“

„Versteh mich bitte nicht falsch. Er ist nicht schwer krank oder so, aber er wird sterben - lange bevor wir es tun.

„Ich sagte doch, dass er sich mit Selbstvorwürfen quält. Er befürchte zu sterben, bevor er die Wahrheit aus deinem Mund gehört hat. Er... möchte dich gern noch einmal sehen. Yagari-sensei weiß sehr genau, dass für uns ein paar Jahre unbedeutend sind, für einen Menschen jedoch nicht.

„Je länger du verschwunden bleibst, desto mehr zweifelt er an deiner Unschuld. Was sollte er auch anderes denken? Er möchte Klarheit haben. Nicht nur darüber was geschehen ist, sondern auch wie es dir geht. Genauso ergeht es dem Rektor. Für sie beiden bist du wichtig. Sie machen sich Sorgen um dich... genauso wie ich.“. sagte sie leise.

Beide schwiegen. Zero wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte so oft an diesen verhängnisvollen Tag gedacht, doch nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass sein Meister sich die Schuld daran gab. Sogar der Rektor... Wussten sie denn nicht, dass dem nicht so war? Oft hatte er darüber nachgedacht, dass es vielleicht nicht richtig gewesen war einfach so zu verschwinden, aber es war zu spät gewesen, um es zu ändern.

„Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?“, sagte er leise und verbarg das Gesicht in den Händen.

„Du sollst es doch nicht für mich tun Zero, sondern für ihn. Er möchte dich nur noch einmal sehen und ein paar Antworten von dir bekommen. Es muss ja auch nicht gleich geschehen, aber bitte vergiss nicht, was Zeit für uns bedeutet.“

„Ich weiß nicht...“, antwortet Zero verwirrt. Das alles kam so plötzlich für ihn. Bis zu diesem Moment hatte er noch nie daran gedacht zurückzukehren. Er wusste, dass sie recht hatte, was die Zeit betraf. Doch jetzt nach all den Jahren zurückzukehren, um noch einmal darüber zu reden oder es irgendwie zu erklären... Er wusste nicht, ob er das konnte.

„Woher weißt du das alles?“, fragte er schließlich.

„Der Rektor hat es mir erzählt. Yagari-sensei lebt jetzt an der Cross Akademie und unterrichtet dort. Er hatte sich bei einem Auftrag schwer verletzt und kann nicht mehr auf die Jagd gehen.“, beantwortete sie Zeros fragenden Blick. „Er hat lange nach dir gesucht.“

Zero schüttelte den Kopf. Das alles war zu viel für ihn. Sollte er wirklich zurückkehren? Was würde ihn dort erwarten? Würde er darüber reden können? Würde er es gar erklären können? Was sollte er mit Ai machen? Es stand außer Frage, dass er sie mitnehmen würde.

„Yuki, ich weiß nicht, ob ich das jetzt entscheiden kann.“, sagte er ehrlich.

„Das musst du auch nicht. Lass dir Zeit, darüber nachzudenken. Ich bin froh, dass ich es dir endlich sagen konnte, aber ich... Ich würde mir wünschen, dass du jetzt mit uns gehst. Das würde ihn bestimmt mehr beruhigen, als meine bloßen Worte.“

„Ich kann das jetzt nicht...“, sagte er. „Du solltest jetzt gehen.“

„Ja, natürlich. Danke, dass du mich ein zweites Mal angehört hast.“

Zero erhob sich, ebenso Yuki und beide gingen zur Tür.

„Seid ihr jetzt endlich fertig?“, fragte Aidou.

„Geht jetzt.“, sagte Zero kurz und ging ihnen voran die Treppe hinunter. Durch die Tür des Lokals ließ er sie nach draußen.

„Zero, wir sind noch zwei Tage in der Stadt. Bitte denk darüber nach und gib mir bescheid. Wenigstens damit ich weiß, was ich ihm sagen kann.“

Er nickte kurz und verschloss dann die Tür hinter ihnen. Als er die Treppen wieder nach oben ging, hatte er nur den einen Wunsch: Dass sie niemals bei ihm aufgetaucht wären.

Als er die Wohnungstür öffnete hörte er schnell Schritte und das laute Rascheln der Bettdecke.

Sie hatte gelauscht.

Ohne noch einmal in Ais Zimmer zu sehen, ging er in das Badezimmer daneben und wollte diesen Tag nur noch beenden. Er wusste, dass sie morgen darüber reden wollen würde. Etwas was ihm ganz und gar nicht zusagte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Also, der Titel...
 

Auf den ersten Moment scheint er (mal wieder) nicht sehr einfallsreich, aber eigentlich sollte er dazu dienen, um einen kleinen Einblick in den Alltag von Zero und Ai zu geben, genauso wie Ais Charakter noch ein wenig mehr darzustellen. Ich habe so das Gefühl, dass das Mädchen Zero doch schon den ein oder anderen Nerv rauben kann. XD Nur weiß ich gerade nicht, ob ich ihn bedauern soll. XP
 

Mmh... mehr gibt es momentan erst mal nicht zu sagen...
 

Ach ja... hier findet sich also auch der Grund bzw. die Antwort zu Kapitel... äh... vier.^^ War also nicht so weltbewegend.
 

Und herzlichen Glückwunsch an alle, die vermutet haben, dass Ai das Mädchen von vor fünf Jahren ist. XD Ihr hatte natürlich recht, aber ich hoffe, ich konnte euch mit meinem kryptischen Antworten doch ein wenig verwirren.^^;
 

Bis zum nächsten Mal hoffentlich!
 

Kommis sind natürlich wie immer gern gesehen...
 

lg maidlin



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Mina_Murray
2009-05-02T14:29:24+00:00 02.05.2009 16:29
Ich bin gerade unkreativ und mir fällt nichts besonderes ein *shame on me*

Ich finde das Kapitel schön und flüssig zu lesen und Ais Verhalten ist wirklich niedlich und realistisch und wieder muss ich betonen, dass mir ein Zero mit sozialem Leben sehr gut gefällt.

Gut ist die Aufklärung von Kapitel 4 und ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt.

Yuki kriegt wie im Manga nichts auf die Reihe. Das ganze theater nur, weil, sie keine Befehle geben will? Manchmal muss man eben egoistisch sein, zeigt das Unverständnis ihrer "Rolle" als Reinblut.

Glg Mina
Von: enni
2009-05-01T20:45:55+00:00 01.05.2009 22:45
Hier kommt mein Kommi ^^, ich muss mich beeilen hab ich gehört *lol*

Erstmal, was mir an diesen Kapitel umheimlich gut gefallen hat ist, daß es wahnsinnig an meine Gefühle ging! Alleine schon Zeros Kommtentar dazu, das er verstehen kann wie Ai sich fühlt, ist mir durch und durch gegangen! Ich saß wirklich da mit einer Gänsehaut und diesen Bauchkrippeln, daß man dann bekommt wenn einen stelle besonders schön oder besonders traurig ist. DA kam das original schon verflixt gut rüber, daß sage ich hier ungeniert. Und ich übertreibe nicht!

Als wenn das nicht genug wäre, musste ich am schluss dann auch noch fast mit den Tränen kämpfen, als Yuki Zero von Yagari erzählt. Das hat nicht nur Zero sondern auch mich knüppelhart getroffen. Armer Zero, ich weiß genau wie er sich fühlt...

Man könnte also sagen, meine seite, die das Leiden an sich liebt, kam bei diesen Kapitel voll auf seine kosten ^^°.

Zu Ai brauch ich nicht viel sagen, hab ich ihn letzten Kapitel schon XD. Allerdings möchte ich betonen, daß mir dieses ganze von wegen lauschen oder Bettgehen rauszögern oder auch nur das mit der schule doch sehr vertraut vorkommt. Mir wäre als mache ich das auch ziemlich oft mit! *lol*

Was ich auch klasse fand, war Zeros wechsel von Friedlich mit Ai auf kalt und abweisend sobald diese sich vermeindlich in ihren Bett befand. Kann ich mir gut vorstellen, daß Zero so handelt und es passt super! Gefällt mir sehr gut :D

Eins muss ich allerdings schon sagen, ich kann mir Kaname schon gut mit einen Kind vorstellen, wir sehen es ja oft genug in Yukis tollen Flashbacks...-.-° Allerdings, ich muss jetzt ehrlich gestehen, ich hab mich überhaupt nicht gefreut, zu lesen, daß sie bei der Szene von Zero und Ai, an Kaname denkt. War da einen moment echt stinkig und dachte mir, was willst du hier, verschwinde wieder woanders hin! Aber so Yuki, daß sie da dann an Kaname denkt... echt das fand ich *zensiert*. Aber ich verstehe natürlich auch, daß das einfach der story nach kommen musste, klasse geschrieben! Auch wenn ich mich über diese szene nicht gefreut habe! Und das Yuki zu dumm ist das vorzustellen...-.-° Yo genauso doof wie in Manga!

Ich bin aber total gespannt, wie das jetzt weitergeht, nachdem du unseren Zero in diesen seelischen konflikt gestürzt hast! XD Darum freu ich mich jetzt auch natürlich schon aufs nächste Kapitel!

Und mein Kompliment! Das du nach den letzen Kapitel so toll weiterschreiben konntest, finde ich wirklich klasse! Noch dazu, weil dein Kapitel wieder wirklich schön geworden ist.

Maidlin, du bist die größte!

hdmdl Enni
Von:  lenia
2009-05-01T19:58:15+00:00 01.05.2009 21:58
und ich sag dir das ncoh...bist du fies und lässt mcih zappeln XDDDD
wunderschönes chap.
ich finde die unterhaltung sehr lustig, wo alle noch am tische saßen.
dennoch das gespräch zwischen yuuki und zero fand ich wirklich klasse, da einfach der schmerz von yagari für mcih rübergekommen ist. ich bin sehr gespannt wies weitergeht. vorllem durch zeros berührungen zu yuuki und dem gedankngang hab ich mal wieder ne vermutung. mich würde es nach dem neusten chap fast schon wundern (erinnere dich an unsere gespräche dazu)
nja... vll utopi...aber erstmal sheen was die zukunft deiner ff bringt.
freue mich schon sehr wenn du weiterschreibst

hdl
lenia
Von:  Asu91
2009-05-01T18:15:33+00:00 01.05.2009 20:15
Erste erste! xD

Na, dafür dass wir etwas länger als sonst warten mussten, war es das Lesen doch wert.

Es beruhigt mich ungemein, dass Ai nicht Zeros leibliche Tochter ist. Ich mag verrückt sein, aber ich hänge doch immer noch am Zeki Pairing. Die Hoffung stirbt zuletzt.

Ai wächst mir immer mehr ans Herz. Du hast dieses Kindsein wirklich großartig beschrieben. Das Quengeln, und dieses "Jaha" xD. Einfach genial. Aber dazu wird dir Enni auch noch einiges sagen, kann ich mir vorstellen^^

Und Zeros Reaktionen waren auch passend gewählt. Diese väterlich-zärtliche Seite an ihm hat mich richtig gerührt.

Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie es weitergeht.^^ Ob Zero so bald das Gewissen seines Mentors und des Rektors beruhigt bzw. ihnen die Wahrheit erzählt.

Ach ja, mir ist natürlich aufgefallen, dass Yuuki wenn sie sich ein Familienleben vorstellt, Kaname darin nicht sehen kann. Hehe^^

Und das Kleid ist wunderschön. Mal was richtig schön Ausgefallenes. Du hast Recht, Rei ist nicht so der traditionelle Typ. Mal sehen wer der Glückliche ist (wenn es einen gibt) der ihr das Kleid in der Hochzeitsnacht wieder aus... Ich hör schon auf xDDD

Freu mich aufs nächste Kapitel!


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