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Geluk bij een ongeluk.

von

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Rotzooi!

Titel: Geluk bij een ongeluk. (niederländisch; 'Glück im Unglück')

Autorin: Finn von und zu Adelstitel

Genre: Gute Frage. Keine Romantik, kein Humor, ein Hauch Drama -wenn man denn so will-, am Rande ein noch kleinerer Hauch Shonen-Ai, den man leicht übersehen kann…joa.

Summary: Zwei Jungs, ein Zug, ein Akzent wie Rudi Carell. Und jede Menge Probleme.

Man kann nicht vor allem im Leben davonlaufen. Aber vielleicht findet man auf der Flucht ja etwas, was einen hält.

Warnings: Absolut grotesk, sinnentleert und absolut scheiße geschrieben. Achja, und einige werden mich danach köpfen wollen. Aber das ist eher eine für mich. :)

Widmung: Schatz. *-* Nienna/Jules/schmeißmichtot

Disclaimer: Charaktere meine, Cover Juan Fernández (Olli)
 

kleine Hilfe:

- Krijg de pokken! = Hol dich der Teufel!

- Houd je bakkes! = Halt die Klappe!

- rotzooi = Scheißdreck

- Krijg de tering! = Du sollst Schwindsucht kriegen. (gebräuchlicher niederländischer Fluch)

- kankerwijf = wörtlich "Krebsweib", Schlampe

- Hoe heet je? = Wie heißt du?

- en = und

- Stik de moord! = Verdammte Scheiße!

- Ik geloof ik word verliefd op jou. = Tja…ratet mal. xD
 

Und jaah, da flucht jemand gerne. :)
 

_____

Klassenfahrten! Wie ich es hasste!

Ich konnte echt nicht verstehen, wie alle anderen aus der Klasse jedes Jahr so einen Riesenaufstand um die drei bis fünf Tage machten, die alle zusammengedrängt in einem ekligen, stinkigem Schullandheim verbringen durften.

Es gab so viele Dinge, die mir schon bei der Erwähnung dieser absoluten Terrorwoche die Nackenhaare zu Berge stehen ließen.

Zum einen natürlich waren das jedes Mal die absolut grottigen Feriendörfer mit ihren Bungalows, den Doppelstockbetten und den fleckigen Matratzen. Ich hatte schon Klassenfahrten erlebt, wo meine Klassenkameraden eine angegammelte Schnitte unter den Matratzen gefunden hatten.

Und diese Viecher waren sowieso noch ein weiterer Punkt auf meiner Leidensliste. Meine Mitschüler. Ein Haufen lauter, ungehobelter Giftzwerge, einer schlimmer und nerviger als der andere. Und ich ging auf eine reine Jungenschule, Mädchen mit denen ich mich hätte ablenken können gab es nicht.

Aber wahrscheinlich würde ich das auch wieder nicht toll finden, wenn denn dann auch noch ein Haufen Zicken und die ganzen Emanzen, die man ja leider in jeder Klasse zu finden schien, Ärger auf der Fahrt machen würden. Insofern konnte ich wahrscheinlich froh sein, dass ich die ganzen Kerle einigermaßen im Griff hatte, bei Mädchen konnte man sich da nie sicher sein.

Ich war sitzen geblieben – schon wieder - und die kleineren hatten auch schon Schiss vor mir gehabt, als ich noch zwei Klasse über ihnen gewesen war. Warum wusste ich nicht, wenn ich nicht gereizt wurde, dann war ich eigentlich wirklich auszuhalten.

Aber man hatte mich gereizt und das war der Grund, warum ich mich jetzt nicht mehr den Kopf schwarz ärgern musste, dass ich irgendwo auf einer staubigen Nordseeinsel fest hing und in einem Bett schlafen musste, in dem ich keine Nacht ein Auge zugemacht hätte.

Jetzt saß ich nämlich im Zug, der mich nach Hause bringen sollte und weit, weit weg von allem, was ich überhaupt nicht leiden konnte.

Zwar hatte ich die Zugfahrt selber bezahlen müssen, aber das war kein Problem. Meine Eltern würden das Geld ohne zu Murren zahlen, wozu verdienten sie schließlich so viel? Ihnen war sowieso klar gewesen, dass wohl so etwas auf die zukommen würde, als sie mich doch tatsächlich gezwungen hatten mit den Bälgern mitzufahren. Also sollten sie sich nicht wundern. Ich hatte ihnen doch gleich gesagt, dass ich es keine Sekunde mit diesen Kindergartenkindern, die sich gegenseitig Juckpulver auf die Kissen streuten und zerdrückte Bananen ins Bett legten, aushalten würde. Mein Gott, die waren neunte Klasse!

Und hätten sie mir nicht die Zahnpasta unter die Türklinke geschmiert, dann wäre der dicke Tino mit der Kieksstimme auch nicht mit dem Rücken an der Wand gelandet und mein Arm nicht unter dessen Hals. Dann hätte der nie wie am Spieß geschrieen vor Angst, dass ich ihm die Luft abdrücken könnte und die Lehrer wären nie aus ihren Zimmern gestürzt und hätten mich als Ende vom Lied nach Hause geschickt. Auf eigene Kosten, so wie es angekündigt gewesen war. Aber das juckte mich wie gesagt ja wenig.

Dafür konnte ich jetzt in meinem beheizten Abteil sitzen, die Füße auf dem gegenüberliegenden Sitz platziert und mit einem guten Buch vor der Nase. Kein ekliges Schullandheimessen, keine stickigen Sechserzimmer und kein wässriger und bis zum geht nicht mehr verdünnter Früchtetee. Und was am Wichtigsten war: Frieden!

Außer mir saß nur noch eine einzige Person in meinem Abteil und die warf mir ständig bitterböse Blicke zu, wahrscheinlich wegen meiner dreckigen Schuhe auf dem Polster. Aber das wichtigste war: die alte Dame hielt die Klappe und mehr war es nicht, was ich brauchte.

Gut, vielleicht wäre etwas zu trinken nicht schlecht. Ich war vor der Abreise nicht mehr dazu gekommen etwas zu trinken oder zu essen zu holen und langsam kratzte meine Kehle unangenehm und ich brauchte was Flüssiges.

Wo blieb denn die Bedienung des Zuges, ich hatte doch nicht umsonst erste Klasse gebucht?

Aber das konnte wohl noch dauern, der Zug fuhr durch, da ließen die sich gerne Zeit.

Ich verschwand wieder hinter meinem Buch und bis die Boardcrew, wie sie sich so stilvoll nannten, endlich ihren Hintern in unsere Kabine bewegt und meine Bestellung aufgenommen hatte – die alte Dame wollte nichts -, war ich schon etliche hundert Seiten weiter.

Irgendwann war mir das Buch aber ein bisschen zu abstrakt für eine lange Zugfahrt und ich legte es weg. Omi war schon lange weggeschnarcht und hatte sich eine stilechte Schlafmaske aufgesetzt – echt heiß. Damit kriegte sie bestimmt jeden rum.

Ich gähnte ausgiebig und nahm dann meine müde gewordenen Beine vom Sitz gegenüber und richtete mich auf. Vorsichtig, um meine Cola nicht vom Tisch zu stoßen, stand ich auf und streckte erst mal meine müden Glieder, bevor ich zur Abteiltür ging, sie aufschob und einen Blick nach draußen warf. Ich saß im letzten Abteil und ganz vorne fing gerade die Fahrtkartenkontrolleurin an die ersten Abteiltüren zu öffnen und die Fahrkarten zu verlangen; ich hatte noch genug Zeit um auf Toilette zu gehen.

Ich drückte die Tür auf, die zum Zugende und den der winzigen Toilette führte und blieb grummelnd davor stehen. Besetzt. Wie ich das hasste. Außerdem war es hier auch noch saulaut und kalt außerdem, wer auch immer da drinnen gerade seinen feinen Arsch abwischte sollte sich bitte beeilen. Nein – ohne bitte.

Eine Weile stand ich an die Wand gelehnt da, dann wurde es mir zu dumm, weil ich auch nicht hören konnte, ob derjenige da drin nun endlich mal fertig wurde oder nicht, weil die Maschinen ja ratterten, drückte ungeduldig die Klinke runter und klopfte an die Tür.

„Geht’s vielleicht ein bisschen schneller?“, fragte ich laut und klopfte noch mal.

Drinnen regte sich nichts, jedenfalls nicht so weit ich es ausmachen konnte und nach einem genervten Stöhnen, drehte ich mich um, um wieder zurück in mein Abteil oder auf die andere Seite des Wagens zu gehen, damit wir heute noch zu Potte kommen würden.

In dem Moment öffnete sich aber die Tür hinter mir und ein kleines schmales Mädchen schob sich mit einem entschuldigenden Lächeln aus der Tür. „Sorry“, formten ihre Lippen und sie hielt die Tür auf, während ich mich stirnrunzelnd an ihr vorbei schob.

Sie hatte karottenrote Haare, die ihr fast bis auf die Hüften hingen, knallrot geschminkte Lippen und ebenso knallrote Krallen an den Nägeln, die über die Tür kratzten, als sie ihre Hand zurückzog. Die Augen waren ebenfalls sehr stark geschminkt und die Wimpern waren auf jeden Fall nicht echt. Das sah ja sogar ich.

Ich schätze dieses Mädchen auf höchstens vierzehn Jahre und dass sie so übertrieben stark geschminkt war, das kam dann doch sogar mir sehr krass vor. Geschmacklos.

Trotzdem schob ich mich erst mal in die Kabine, verschloss die Tür hinter mir und verrichtete mein Geschäft. Dass es auf Bahntoiletten aber auch immer so entzückend riechen musste. Luxus pur. Um nicht zu sagen purer Luxus. Und das sogar in der ersten Klasse!

Okay, vielleicht war ich ein bisschen verwöhnt, aber immerhin war das bei dem Elternhaus und dem familiären Hintergrund nicht schwer.

Als ich wieder aus dem Örtchen trat war das Mädchen verschwunden und ich verschwendete keinen weiteren Gedanken an sie, bis ich mich in mein Abteil schob, in dessen Tür die Kontrolleurin stand, ungeduldig mit dem Stift rumwedelte, den sie in der Hand hatte und auf ebendieses herunter blickte, das sich auf meinem Sitz nieder gelassen hatte und angeregt in meinem Rucksack wühlte.

„Ähm…Entschuldigung?“, brachte ich hervor und ihr Kopf ruckte erschrocken nach oben.

„Äh…hallo“, sagte sie mit einem sofort erkennbaren weichen Akzent und extrem hoher Stimme und lächelte mich dann leicht ertappt an.

„Suchst du was?“, fragte ich irritiert und leicht ärgerlich und zog ihr erst mal meinen Rucksack unter den kramenden Händen weg.

„Bahncard“, sagte ich sie mit ihrer Piepsstimme und ihr Lächeln wirkte nun mehr als gezwungen, als ihr aufzugehen schien, dass ihr Plan, wie auch immer der ausgesehen hatte, anscheinend nicht aufgehen wollte. Abrupt stand sie auf und ich wich einen kleinen Schritt zurück. Aber ich wollte immer noch wissen, was die in meinen Sachen zu kramen hatte, was bildetet sich das überschminkte Weib eigentlich ein? Wenn sie gut ausgesehen hätte, hätte ich es ihr vielleicht noch verziehen.

Hinter mir räusperte sich die Frau von der Bahn und ich wand ihr meinen Kopf zu. „Könnte ich bitte Ihre Fahrkarte sehen?“, fragte sie mich, ich nickte kurz mit dem Kopf und griff nach den Fahrkarten, die ich schon vorhin auf meinen Sitz gelegt hatte, als ich eingestiegen war, damit ich später nicht suchen brauchte.

„Ist das nicht die der jungen Dame?“, fragte die Kontrolleurin beirrt und ich sah sie leicht arrogant an.

„Also bitte, ich weiß doch was meine Fahrkarten sind. Und die Bahncard…“ – Ich zog das Portmonee aus meiner Gesäßtasche und klappte es auf. – „…ist hier drin.“ Ich hielt ihr das rote Ding vor die Nase und daneben die Fahrkarte.

„Fräulein, wo sind Ihre Fahrkarten?“, wandte sie sich nun an die Rothaarige. In die kam nun Bewegung, nachdem sie eine Weile nur starr daneben gestanden hatte. Flink und blitzschnell versuchte sie sich an mir und der Bahnangestellten vorbeizudrängeln.

Diese hielt sie allerdings schnell mit einem sicheren Griff fest und ihr Gesicht wurde stählern.

„Blinder Passagier, wie es aussieht“, sagte sie und ihre Miene nahm einen triumphierenden Ausdruck an, während sie das Mädchen festhielt, die sich nun begann so wehren und wild um sich zu schlagen, während sie sie auf einer fremden Sprache lauthals beschimpfte.

Krijg de tering!“, fiepste sie und langsam kam mir der Verdacht, dass das Weib einen an der Klatsche hatte. Sie verstellte ihre Stimme eindeutig, nur wollte mir irgendwie nicht klar werden wieso.

Im Übrigen sah sie wirklich so aus, als wäre sie nicht mehr ganz richtig im Kopf, denn als ich jetzt, während sie mit der Frau mehr oder weniger kämpfte und sie immer wieder mit ‚kankerwijf’ betitelte, in einigem Abstand – im Übrigen nur blöd guckend – neben ihr stand, fiel mir auch ihre Kleidung auf, die sich zum größten Teil nur aus einem unglaublich dünnen, langen Kleid zusammensetzte und außer diesem hässlichen kleinen Jäckchen, dass sie jetzt überall trugen und das nur über die Arme und den oberen Teil des Rückens ging, schien sie nichts weiter zu tragen. Und das im Oktober, wo die Temperaturen schon deutlich runter gingen. Sie sah aus, als würde sie im Nachthemd rumlaufen.

Irgendwann wurde mir dieses Szenario zu bunt und außerdem setzte mir auch das verzweifelte Gesicht unheimlich zu, dass das Mädchen machte, als sie sich immer noch versuchte zu befreien und ich wettete, dass nicht mehr viel fehlte und sie würde losflennen.

„Schluss jetzt!“, sprach ich also ein Machtwort und entfernte die Kleine unsanft aus den Händen der Kontrolleurin. „Lassen Sie sie los, verdammt noch mal. Bevor Sie hier Gefangene machen, bezahle ich ihre Fahrkarte.“

Die Frau, die Omi und auch das Mädchen sahen mich alle mehr oder weniger entgeistert an. Ungeduldig nickte ich mit dem Kopf und ließ das Mädchen los. „Gucken Sie nicht so blöd, ich bezahle die Fahrkarte und damit ist gut. Sie müssen sie nicht gleich aus dem Zug werfen oder was weiß ich.“

Die Frau erlangte schnell ihre Fassung zurück, strich sich das Jackett glatt und räusperte sich dann. „Haben Sie ein Glück, dass wir schon aus Schleswig-Holstein raus sind, da ist der Verkauf von Fahrkarten im Zug nämlich nicht gestattet. Okay, lassen Sie mich rechnen. Für die erste Klasse?“

„Selbstverständlich“, nickte ich und zog mein Portmonee wieder aus der Hosentasche. „Doppelter Fahrpreis, nicht wahr?“

Mein Gegenüber nickte zackig und tippte auf ihrem Gerät herum. „Sie wissen Bescheid. Scheinen wohl öfter kleine, kratzbürstige Schwarzfahrerinnen zu erretten.“

Pseudo-belustigt verzog ich das Gesicht und hielt ihr dann den Betrag in Scheinen hin, den sie mir nannte. „Ausgesprochen witzig“, sagte ich dann nur trocken und drehte mich zu dem Mädchen rum, das sich während ich Held – haha – das für sie geregelt hatte immer mehr hinter mich verdrückt hatte.

Kurz warf ich der Omi noch einen ‚Was wollen Sie?’-Blick zu und die tauchte wieder unter ihr lila Mäskchen ab.

Irgendwie starrte mich das Weib jetzt grimmig an und ich zog herausfordernd eine Augenbraue hoch. „Willst du auch noch meckern?“, fragte ich so arrogant, wie ich konnte, was mir nicht schwer fiel, da man mir mal bestätigt hatte, dass ich sowieso immer wie der schnöseligste Achtzehnjährige klang, den die Welt ja gesehen hatte. „Ich hab dir grad deinen kleinen Hintern gerettet, falls es dir entgangen sein sollte.“

Houd je bakkes!“, kam es von dem Mädchen, wobei ich mir sicher war, dass das nichts nettes bedeutete und sie schnappte sich meinen Rucksack, mit dem sich an mir vorbeidrängte und mich hinter sich herwinkte.

Na klasse, jetzt durfte ich der kleinen Zicke auch noch folgen, von der ich bis jetzt eben noch nicht mal ein danke vernommen hatte. Bitte, bitte, ich geb’ ja jeden Tag mal eben über hundert Euro aus, nur damit ich mich danach von einem Weib mit Mäusefispeln herumkommandieren ließ. Mein größtes Hobby.

Ich hievte meine Tasche von der Gepäckablage und folgte dem Rothaarigem Gör in das nächste Abteil, in dem es sich nun niedergelassen hatte und mir grimmig entgegenstarrte.

Ich verlor kein Wort, sondern knallte ihr nur meine Tasche vor die Füße und platzierte mich ihr gegenüber.

„Wie heißt du?“, fragte ich gerade heraus und Madame verdrehte die Augen.

„Olli“, erwiderte…sie. Aber als ich ihre Stimme hörte, schwante mir schreckliches.

Kurz schloss ich die Augen, stützte meine Unterarme auf meine Oberschenkel und beugte mich vor. „Bitte sag mir, dass das die Abkürzung für Olivia ist.“

„Olliver“, sagte der Junge und zog sich die Perücke mit den langen roten Locken vom Kopf.

Ich starrte ihn entgeistert an und er starrte zurück. Dann begann er sich die langen roten Nägel von den Fingern zu brechen und ich verzog angewidert das Gesicht.

En hoe heet je?“, fragte er mich mit eindeutig männlicher aber trotzdem noch nicht sehr Stimme. Er klappte den Deckel für den Müllkasten auf und ließ die künstlichen Nägel hineinfallen.

„Könntest du vielleicht deutsch reden?“, fuhr ich ihn genervt an und ließ mich nach hinten in den Sitz fallen. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

„Und wie hießt du?“, leierte er genervt runter und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Paul. Sehr erfreut, Miss“, antwortete ich, unterzog ihn einer längeren Musterung und fragte mich, wie ich so bescheuert sein und ihn tatsächlich für ein Mädchen hatte halten können.

Die Rundungen, die man vorher wahrscheinlich weiblicher Natur zugerechnet hätte entpuppten sich bei genauerem Hinsehen mehr als ziemlich dünne männliche Statur und wahrscheinlich jede Menge Ausstopfmaterial für obere Regionen. Aber die Fahrkartenkontrolleurin hatte ihn ja auch für eine Göre gehalten, insofern kam ich mir nicht absolut bescheuert vor.

Die verwuschelten, längeren Haare, die unter der Perücke zum Vorschein gekommen waren, waren dunkel und ohne die langen Haare wirkte das Gesicht sogar wirklich maskulin. Noch kindlich, aber das verlor sich auch schon etwas, vierzehn, wie ich das Mädchen geschätzt hatte, war er sicher nicht mehr. Eher schon fünfzehn aber auch nicht mehr.

Nur konnte ich mir bei dem grotesken Make-Up, das er trug, nicht wirklich sicher sein.

„Darf ich fragen, wo du ausgebrochen bist?“, fragte ich wenig sensibel, bevor mir klar wurde, dass das vielleicht wenig schlau gewesen war und ich ihm damit vor den Kopf gestoßen hatte.

„Von zu Hause“, sagte er aber, bevor ich irgendwas zurücknehmen konnte und ich sah ihn einem Moment sprachlos an.

„Von zu Hause? Also bist du…Du bist…“, stotterte ich peinlicherweise und er nickte augenrollend.

„Abgehauen, richtig Watson.“

Kleines Biest. Warum war der so garstig zu mir? Er sollte vor mir auf die Knie fallen und mir die Füße küssen, ich hatte seinen kleinen in einem bizzaren Kleid steckenden Arsch gerettet, er hatte mich nicht so herablassend zu behandeln!

Außerdem ging mir auch sein bescheuerter Akzent auf den Senkel, von dem ich immer noch nicht richtig einordnen konnte, welche Sprache er zur Grundlage hatte. Und seinem Gesabbel konnte ich auch absolut keinen Anhangspunkt entnehmen, dafür sprach er zu schnell und zu wenig davon.

„Woher kommst du?“, fragte ich und beobachtete ihn, wie er jetzt begann seinen Körper abzutasten und bevor er schließlich wieder einfach in meinen Rucksack griff und eine Packung Taschentücher rauszog, bevor er sich so gütig zeigte und mir antwortete.

„Niederlande“, nuschelte er, als er sein Mund ins Taschentuch drückte und sich mit einer harschen Bewegung den knalligen Lippenstift vom Mund rieb. Oder zumindest versuchte er es, aber er schmierte sich das Zeug eher mehr oder weniger effektvoll über die Wange. „Ich wohne aber hier, kann auch Deutsch, ziehe trotzdem vor in verzwickten Situationen bei meiner Muttersprache zu bleiben.“

Sein Blick hing an dem verfärbten Taschentuch hängen und nun bekam sein Blick doch einen weicheren Ausdruck, bis er schließlich seufzend das Taschentuch sinken ließ und den Kopf in die Hände tauschte. „Rotzooi“, murmelte er mit leiser Stimme und fuhr sich durch die Haare, bevor er mich wieder ansah und leicht lächelte. „Danke übrigens“, sagte er dann und ließ sich deutlich geschafft ebenfalls zurück in die Polster fallen. „Tut mir Leid, dass ich dich so angezickt habe, das war wohl einfach zu viel für mich. Ich dachte wirklich jetzt ist es aus und die schmeißen mich raus. Oder schlimmer noch, die rufen meine Eltern an! Dann wär’ ich am Ende gewesen.“

Verständnisvoll nickte ich und gab auch ein bisschen in meiner angefressenen Haltung nach. „Warum bist du denn abgehauen?“, wollte ich wissen und Olli zuckte mit den Schultern.

„Lange Geschichte“, meinte er und fuhr fort sich den Lippenstift und das Augen-Make-Up vom Gesicht zu wischen. Die künstlichen Wimpern zog er sich von den Augenlidern und sie landeten zusammen mit dem Taschentuch und weiteren, die ich ihm freundlicherweise gewährte in dem kleinen Mülleimer an der Wand, in dem ich auch schon die Nägel hatte verschwinden sehen.

Ich verstand, dass er einem wildfremden nicht seine ganze Lebensgeschichte anvertrauen wollte, aber eine interessierte mich dennoch, auch wenn es, wenn es so war, wie ich annahm, wohl eines der Dinge war, die einem Fremden anzuvertrauen am Schwierigsten war.

„Wieso hast du…Wieso bist du…“, fing ich mehrmals unschlüssig an und wies dabei mehr oder weniger hilfreich auf ihn, seine Klamotten und die Perücke, die ihm von seinem Schoß gerutscht war und seit ein paar Minuten neben meinem Rucksack ihr Dasein fristete. „Bist du…“, fing ich wieder an, konnte den Satz aber trotzdem nicht zu Ende führen, ohne dass er absolut bescheuert klang.

„Ob ich eine Transe bin?“, fragte er dann mitleidig lächelnd und ich nickte, dankbar, dass er mich von dem Gestammel erlöst hatte. Nun sah ich ihn neugierig an.

„Nein, bin ich nicht“, lachte er dann und trat sich die hohen Schuhe von den Füßen, die er die ganze Zeit getragen hatte. Ich konnte mir allerdings schlecht vorstellen, dass er die die ganze Zeit freiwillig getragen hatte.

„Und was ist dann der Grund für den Aufzug?“, wollte ich wissen und kam mir immer noch unbehaglich vor. Wer rannte denn so rum, wenn nicht aus eigenem Antrieb?

„Theater“, meinte er bedeutungsvoll und verdrehte die Augen. „Modernes Bühnenstück von Shakespeare. Romeo und Julia in der Großstadt. Wenn du mich fragst, Julia sieht aus wie eine…kankerwijf.“ Er grinste. „Denkst du die Frau eben konnte niederländisch?

„Was heißt das?“, fragte ich nach aber er winkte ab.

„Um auf deine Frage zurückzukommen: Ein Transvestit bin ich nicht, aber anderweitig sexuell fehlgeleitet, wenn man dem Stern glauben schenken darf. Ich steh nicht so auf Mädchen, egal ob ich eins sein muss oder sie anhimmeln soll.“

„Oh“, machte ich und runzelte die Stirn. Dann war der kleine schwul? Konnte man das in dem Alter überhaupt sein? Er wirkte so jung.

Abschätzend betrachtete ich ihn und verkniff mir ein kleines Lächeln. Er sah echt bescheuert aus in diesen albernen Klamotten, aber wenn er was Ordentliches trug, dann war er bestimmt ganz ansehnlich. Ein niedliches Gesicht hatte er ja. Und die Fratzen, die er beim Reden zog, die waren mir gleich aufgefallen, nachdem er sich richtig mit mir unterhalten hatte und nicht nur ein paar niederländische Fetzen gemurmelt hatte. Er betonte seine Sätze lebhaft und lustig und seine Gestik und vor allem seine Mimik unterstrichen das Ganze optimal.

Er war schon ein hübsches kleines Kerlchen. Sicher gefiel er vielen Jungs sehr. Für mich besaß er da aber ein paar Körperteile zu viel oder zu wenig, als dass er mir gefallen könnte.

„Ich nehme an, du brauchst nicht zufällig ein paar Klamotten, die du statt dem Kleid da anziehen kannst?“, fragte ich und fast begannen seine Augen zu leuchten.

„Du würdest mir welche leihen?“, fragte er und ich nickte.

„Wenn sie dir passen, von mir aus. Allerdings hätte ich sie schon gerne zurück.“ Mit dem Fuß schob ich meine Reisetasche zu ihm. Misstraurig musterte er sie. Wahrscheinlich war es sich nicht ganz sicher, ob er einfach ohne Hemmungen darin herumwühlen konnte.

„Bedien dich, sind keine Ratten drinnen.“

Während er erst nur zögernd und dann mit ein bisschen mehr Mut in meiner Tasche nach Klamotten suchte, die ihn nicht aussehen lassen würden, wie ein absolutes Knochengerüst, beobachtete ich ihn und bildete mir eine kleine eigene Meinung von ihm.

Wenn er wirklich von zu Hause abgehauen war, dann musste er das im Affekt und ohne lange nachzudenken getan haben. Er hatte nicht mal eine Tasche, nur die Klamotten, die er trug und wenn sie aus einer Theatervorstellung stammten, dann war er wohl nicht sehr überlegt aufgebrochen.

„Wo kommst du denn her?“, fragte er plötzlich, während er sich weiter durch meine Klamotten wühlte. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und musterte sein zartes, bleiches Gesicht, das er mir nun zaghaft lächelnd entgegenstreckte.

„Klassenfahrt. Die haben mich nach Hause geschickt. Hab mich nicht benommen, wie ich sollte.“

“Was hast du denn gemacht?“ Besorgt sah er mich an und ich lächelte beruhigend.

„Nichts Schlimmes. Ein Zwerg hat mir Zahnpasta unter die Türklinke geschmiert, als wäre er zwölf Jahre alt, dafür wollte ich ihm eine Lektion erteilen. Ich hab ihn nicht mal angefasst, da hat er schon geschrieen, wie am Spieß.“

„Har er Angst vor dir, oder was war los?“ Zögernd zog er eine Hose aus der Tasche, traute sich aber anscheinend immer noch nicht richtig.

„Nimm schon. Ist wirklich okay.“

„Sicher?“ Ganz schüchtern wirkte er plötzlich, wie er jetzt unsicher auf seinem Sitz zusammengesunken saß. Gar nicht mehr, wie das kleine freche Mädchen, das mich vorhin auf einer fremden Sprache beschimpft hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie das getan hatte, auch wenn ich es natürlich nicht verstanden hatte.

Außerdem wirkte er jetzt reichlich kraftlos und auch ein bisschen müde.

Ich zog ein T-Shirt aus dem Stapel noch sauberer Shirts, die in der Tasche lagen und drückte es ihm in die Hand. „Das dürfte dir passen.“

Dankbar lächelte er mich an und ich lächelte zurück.

„Schuhe hab ich aber wohl leider nicht“, meinte ich dann bedauernd und er schüttelte den Kopf.

„Ist schon okay. Ich wird mir wohl irgendwo…also…ich muss mir welche holen, oder so.“

Er sah auf seine Hände und fummelte am Saum des T-Shirts rum. „Muss nur irgendwie an Geld kommen… Ah, Rotzooi.“ Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und raufte seine Haare. „Stik de moord!“ Die letzten Worte – wahrscheinlich ebenfalls wieder ein Fluch – murmelte er nur noch und dann liefen die ersten Tränen über seine Wangen.

Zuerst völlig erschrocken, saß ich ihm gegenüber und wagte mich nicht zu rühren. Was sollte ich denn jetzt machen? Er weinte! Ob ich ihn einfach in den Arm nehmen sollte? Ich wusste ja nicht einmal, was er hatte. Wobei ich es mir eigentlich denken konnte. Er war komplett überstürzt von zu Hause fortgelaufen und hatte jetzt weder Geld noch irgendetwas zum Anziehen. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte, außer er hatte noch irgendwo einen Hunderter in seinem BH versteckt.

Okay Paul, die Zeit Witze zu reißen ist jetzt ganz bestimmt nicht.

Ich setzte mich neben ihn und legte etwas ungeschickt meinen Arm um seine Schulter.

Während ich noch überlegte, ob ich ihn vielleicht an mich ranziehen oder ihn irgendwie beruhigend streicheln sollte und was ich nun sagen sollte, lehnte er sich schon an mich und drückte sein feuchtes Gesicht an meine Schulter.

„Hey, Kleiner“, sagte ich mit leicht unsicherer Stimme, legte auch noch den anderen Arm auf seinen Rücken und er schluchzte laut in mein T-Shirt. „Olli, was ist los?“ Vorsichtig strich ich ihm über den dunklen Haarschopf.

Ich zwang mich aber stattdessen sanft über seinen Rücken zu streicheln und hakte noch einmal nach. Er schüttelte den Kopf an meiner Schulter und löste sich dann ein Stück von mir um sich über die Augen zu wischen.

„Tut mir Leid“, murmelte er, aber ich schüttelte den Kopf und sah lächelnd auf ihn hinunter.

„Das brauch dir nicht Leid tun. Ist es, weil du von zu Hause abgehauen bist?“, fragte ich sanft und sein Gesicht wurde sofort noch einen Tackern trauriger.

„Nein, nicht wirklich. Doch…schon.“ Er seufzte und legte seine Wange auf meine Brust. Da schien er keine Hemmungen zu haben, er schien nicht mal drüber nachzudenken. Wahrscheinlich hatte er sich schon des Öfteren an Jungs geschmiegt, aber ich kam mir doch leicht komisch dabei vor. Vorsichtig strich ich wieder über seine Haare und er schloss seine Augen.

„Wieso dann? Warum hast du’s überhaupt gemacht?“

„Ich weiß es nicht“, sagte er und lachte dann humorlos. „Gott, hör dir das an. Wer, wenn es nicht ein zwölfjähriges Kind ist, haut heutzutage noch von zu Hause ab, ohne vorher überhaupt nachzudenken, wo er hin will und was er da macht?“

Ratlos zuckte ich mit den Schultern. „Du hast es gemacht und du bist ganz sicher kein zwölf Jahre altes Kind. Sag’s mir.“

„Ich weiß nicht, warum ich es getan hab. Ich hab es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten.“ Er machte sich von mir los und wischte sich über das Gesicht. Dann fuhr er mit der Hand über den nassen Stoff meines T-Shirts und sah mich entschuldigend an.

Ohne lange nachzudenken nahm ich seine dünne Hand und schloss meine darum. „Willst du nicht drüber reden?“

Leicht kniff er die Augen zusammen und lächelte dann. Es stand ihm viel besser, als wenn er weinte oder mich giftig ansah. Aber er lächelte traurig und das fand ich auch nicht toll. „Doch…doch schon. Aber ich will nicht nerven.“

„Du nervst nicht. Sonst würde ich es sagen, glaub mir.“

„Du bist so lieb.“ Er lächelte wieder.

Und er erzählte es mir. Er erzählte mir, wie es bei ihm zu Hause ablief und dass er sehr viel Stress hatte. Vor allem mit der Schule, seinen Noten und seinen vielen Fehlstunden. Er hielt sich selber für dumm und hatte absolut kein Spaß am Lernen. Also blieb er lieber zu Hause, las irgendwelche billigen Groschenromane, die überall im Haus seiner Großmutter rumlagen, bei der er mit seinen Eltern lebte oder hielt sich in der Stadt auf, wo sich auch eh keiner für ihn interessierte.

Seine Eltern hatten noch fünf weitere Kinder und kümmerten sich nicht wirklich um das einzelne. Deswegen fiel es nicht auf, wenn er zu Hause rumlungerte und in der Schule merkte auch keiner, dass von den Kindern mit dem holländischen Akzent einer fehlte. Es waren einfach zu viele.

Die einzige Tatsache, mit der er auffiel, war seine ‚Phase’, wie seine Eltern es abtaten. Vor ein paar Monaten hatte er einen Freund gehabt mit dem es echt schön gewesen war und in den er sich sogar ein kleines bisschen verliebt hatte. Aber es war rausgekommen. Die Eltern verboten ihm ihn wieder zu sehen und seitdem hatte er auch nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich hatte er Angst vor Ollis Vater bekommen, der ihm angedroht hatte ihn windelweich zu schlagen, wenn er sich noch einmal bei ihnen blicken lassen sollte.

„Mein Vater schlägt nicht“, sagte Olli und verteidigte ihn schnell. „Er wird nur schnell wütend und brüllt rum. Lauter als ein Elefant sag ich dir. Schmeißt mit Sachen um sich und gerne mal den Toaster oder den Mixer aus dem Fenster. Tausend Vasen sind schon unten auf den Steinplatten gelandet. Angsteinflößend ist er schon. Dann in der Schule die üblichen Mobbereien, das kennt ja jeder“, spielte er es ab, aber man sah ihm an, dass es ihm zusetzte. Noch ein Grund, warum er nicht zur Schule ging und seinen Tag lieber in der Stadt vertrödelte oder vor dem PC hockte.

„Das einzige, was Spaß macht ist die Theater-Ag im Gemeindehaus.“ Als er davon erzählte leuchteten seine Augen auf, wie in einem Kitschfilm.

„Na ja, so ist das“, sagte er am Ende seiner Erzählungen und ließ sich geschafft in die Polster seines Sitzes plumpsen. Dann sah er an sich runter und verdrehte genervt die Augen. Dann lächelte er mich verlegen an und raffte meine Klamotten auf seinem Schoß zusammen. „Ich sollte mich vielleicht mal umziehen.“

Ich nickte nur und zog meine Beine an, als er aufstand um ihn vorbeizulassen. Aber er stand einfach nur auf, griff an den Saum seines Kleides und zog es sich kurzerhand über den Kopf.

Mit offenem Mund sah ich ihn an. Ich dachte er wollte aufs Klo gehen, oder sonst wohin, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sich gleich hier ausziehen und nur noch mit Boxershorts bekleidet vor mir stehen würde.

Ich verstand den Kleinen einfach nicht. War er nun schüchtern oder war er es nicht? Man hatte fast das Gefühl alle zehn Minuten wechselte sich seine Persönlichkeit. Von frech und vorlaut zu schüchtern und beinahe verklemmt, dann zu lebhaft und breit strahlend und bald wieder zurück. Vorhin hatte er noch Hemmungen gehabt einfach in meiner Tasche rumzuwühlen und jetzt zog er sich hier vor mir halb aus.

Ich konnte nicht anders, als ihn ungläubig anzustarren. Er war wirklich sehr dünn und hatte einen noch ziemlichen kindlichen Körper. Seine langen, dünne Beine und ein fast schon zu dünner Oberkörper, bei denen die Rippen deutlich sichtbar waren. Trotzdem sah er nicht krankhaft dünn aus, oder als würde er zu wenig essen, er war einfach sehr schmal gebaut, eine Eigenschaft, die es vorhin wahrscheinliche begünstigt hatte ihn wirklich für ein Mädchen zu halten.

Über die Schulter lächelte er mich flüchtig an, bevor er nach dem Shirt griff und es überstreifte und ich fragte mich, ob der Kleine das eigentlich mit Absicht machte, weil ich ein Kerl war und er auf ebendiese stand oder ob er einfach so verdammt naiv war. Während er das T-Shirt über die schmale Brust streifte, drehte er sich rum und öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber ich war schneller bei ihm, als er überhaupt einen Ton rausbringen konnte.

Erschrocken wich er einen Schritt zurück, aber ich schob schnell sein Shirt wieder nach oben und starrte entsetzt auf die großen, grünlich-blauen Flecke, die seinen ganzen Brustkorb überzogen und die ich eben nur nicht gesehen hatte, weil er sich halb mit dem Rücken zu mir gedreht hatte.

Mein Mund öffnete und schloss sich wie der einer Kaulquappe und schließlich sah ich ihn geschockt an. „Ich denke dein Vater schlägt dich nicht?!“

Seine Augen glitzerten schon wieder verdächtig und er versuchte das T-Shirt runterzuschieben, aber ich hielt es eisern fest. „Olli, ich denke dein Vater schlägt dich nicht?!“ wiederholte ich.

„Tut er auch nicht!“, verteidigte er sich und probierte mich von sich zu schieben, aber ich war gut zwei Köpfe größer als er und mindestens das Doppelte von ihm, so schnell würde er mich nicht vom Fleck bewegen. „Ich hab mich mit meinem Bruder gestritten und er hat mich gegen einen Tisch geschubst. Das war nichts ernstes, ich bin nur ungünstig gefallen.“

Misstrauisch sah ich ihn an, aber er hielt meinem Blick stand. Zwar sah er ein wenig unsicher aus, aber nicht so, als hätte er gerade eine große, fette Lüge aufgetischt und hätte nun Angst, ich könnte es ihm nicht glauben. Aber ‚nur ungünstig gefallen’ hörte sich für mich nach einer verdammt unglaubwürdigen Lüge an. Aber aussehen tat er nicht, als würde er lügen.

Nun auch unsicher geworden, trat ich zögernd einen Schritt zurück und er senkte den Blick, während er sich das etwas zu weiter T-Shirt wieder über den Oberkörper zog. Schnell griff er nach der Hose, die noch auf dem Sitz lag und stieg hinein. Sie war ihm ebenfalls ein ziemliches Stückchen zu weit, aber er schloss den Gürtel einfach so weit es ging und krempelte die Hosenbeine ein bisschen hoch.

Ich hatte mich schon wieder hingesetzt und sah ihm etwas unschlüssig in Gedanken dabei zu.

Ich wusste nicht, was ich jetzt dazu sagen oder überhaupt denken sollte, denn schließlich wusste ich nicht, ob er mir die Wahrheit erzählte. Und selbst wenn nicht, dann ging mich das wahrscheinlich reichlich wenig an, denn schließlich war ich immer noch ein Fremder, den er erst vor etwa zwei oder drei Stunden kennen gelernt hatte.

Entschlusslos stand Olli nun vor mir und grinste mich etwas verlegen an. „Danke für die Klamotten. Ich geb’ sie dir so bald wie möglich zurück.“ Dann setzte er sich wieder neben mich und sah mich von der Seite an. „Ich…ähm…“

„Warum machst du das eigentlich?“, unterbrach ich ihn und er blinzelte überrascht.

„Warum mache ich was?“

„Abhauen. Von zu Hause abhauen. Wegrennen. Was genau bringt dir das?“ Diese Frage stelle ich mir schon die ganze Zeit.

„Ich…ich…also…Ich weiß nicht genau.“ Er senkte seinen Blick und ich nickte bestätigend.

„Eben. Es bringt dir absolut nichts.“

„Was willst du mir damit sagen?“, fragte er plötzlich wieder garstig und ich warf ihm einen überraschten Blick zu. Seine Augen funkelten mich wütend an und um seinen Mund lag einen verkniffenenrZug. „Dass ich lieber wieder nach Hause fahren soll? Dass ich zurück soll zu den ganzen Problemen, die ich da hab und die mir langsam einfach zu viel werden? Bitte! Ich steig jetzt am nächsten Bahnhof auf, steig in einen Zug zurück, komm dort an und hab dieselben Probleme wieder, die ich schon vorher hatte. Aber natürlich.“

Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich meine Beine ausstreckte. „Wie alt bist du eigentlich?“, wollte ich wissen und er sah mich skeptisch an.

„Siebzehn“, antwortete er und ich schnaubte halb ungläubig und halb, weil sich meine Vermutung bestätigt hatte. Er sah zwar nicht wirklich wie schon siebzehn aus und vielleicht log er da auch, aber trotzdem stand er vor dem gleichen Problem, wie wenn er erst sechzehn oder fünfzehn wäre. „Siebzehn. Du bist noch nicht mal volljährig. Wie stellst du dir das vor, mhm?“ Bedeutsam sah ich ihn an, aber er schien nicht zu wissen, auf was ich hinaus wollte. Oder er wollte es nicht wissen „Man kann Probleme nicht lösen, indem man vor ihnen davonläuft“, sagte ich. „Du bist noch nicht mal achtzehn, hast keinen Schulabschluss und haust einfach so von zu Hause ab, weil du meinst, dass dir die Probleme einfach über den Kopf wachsen. Aber wenn du mich fragst…natürlich hast du Probleme und wahrscheinlich sind die auch nicht ganz ohne. Aber für mich hört sich das Ganze so an, als wärst du einfach nur total gelangweilt und wüsstest nicht, was du mir dir anfangen sollst. Tut mir Leid, aber damit, dass du von zu Hause wegläufst löst du deine Probleme nicht. Damit werden sie nur noch schlimmer.“ Für mich klang das vernünftig, was ich da sagte, aber Ollis Augenbrauen zogen sich beleidigt zusammen, seine Augen kniff er zu kleinen Schlitzen und es war nicht zu übersehen, dass er sauer war. Ah, jetzt wurde er also wieder zum kleinen Biest. Die Wahrheit vertrug er anscheinend nicht.

Und ich hatte recht. Ein paar Mal schnappte er wütend nach Luft, dabei fiel ihm anscheinend keine vernünftige Entgegnung ein und er schleuderte mir erneut einen niederländischen Fluch an den Kopf, den ich beinahe glaubte zu verstehen, aber sicher war ich mir nicht.

Krijg de pokken“, fauchte er mir wutschnaubend entgehen, stand dann abrupt auf und drängelte sich zwischen Tasche und Beinen hindurch zur Abteiltür.

„Du benimmst dich wie ein kleines Kind“, meinte ich ruhig und er blieb stehen.

Wütend sah er mich an. „Wie bitte?“

Langsam stand ich auf und folgte ihm zur Tür. „Du hast mich schon richtig verstanden: Du benimmst dich wie ein kleines Kind.“ Vor ihm blieb ich stehen und sah auf ihn hinunter. Vor mir wirkte er auch wie ein kleines Kind. Hätte er noch verängstigt zu mir hochgestarrt wie eines, wären die nächsten Worte sicher sanfter, oder gar nicht aus meinem Mund gekommen. Aber er starrte mich nur wütend an und sah alles in allem eher aus wie ein kleiner Kampfterrier, als wie ein Kind, dass es zu beschützen galt, oder dem man lieber noch nicht sagte, dass der Weihnachtsmann nicht existierte. So aber verschränkte ich nur die Arme vor der Brust und meinte: „Wie ein zwölfjähriges, gelangweiltes Blag, dass von zu Hause abhaut, weil es ein Paar Probleme hat, ohne jedoch vorher überhaupt darüber nachzudenken und die reine Wahrheit nicht vertragen kann und dann lieber Gift spritzt, als darüber wenigstens noch mal nachzudenken. Tut mir Leid, auf mich wirkst du nicht anders.“

Einige Augenblicke starrte er mich nur ohne ein Wort an, dann aber machte er einen Schritt auf mich zu und zuerst fragte ich mich, ob er jetzt wie ein Mädchen auf mich einschlagen wollte, denn er hob schon die Arme. Was er allerdings wirklich vorhatte realisierte ich erst, als er sich auf die Zehenspitzen stellte, nach meinem Kragen griff und mich zu sich runter zog um seine Lippen auf meine zu pressen. Überrascht weiteten sich meine Augen, aber bevor ich überhaupt reagieren konnte, schob er seine Zunge zwischen meine Lippen und selbst meine Zähne gaben widerstandslos nach.

Ich glaube mein Hirn schaltete ab da ein paar Momente aus, weil ich einfach nichts anderes machen konnte, als dazustehen, zuzulassen, dass ein Junge mich küsste und ihn in seine ebenfalls geöffneten Augen zu starren.

Dann aber schob ich ihn nachdrücklich von mir und guckte ihn einfach nur an, während er sich trotzig mit dem Handgelenk über den Mund wischte. Auch ich hob meine Hand und fuhr mir über den Mund, auf den er mich eben noch fast aggressiv geküsst hatte.

„Ich bin schon lange kein kleines Kind mehr, merk dir das.“

Und dann war er weg. Keine Ahnung, wo er hinging, aber immerhin fuhr der Zug, weit weg konnte er also nicht.

Ich aber stand noch eine Weile einfach vor der geöffneten Abteiltür, bevor ich die mit einem Seufzen schloss und mich auf einen der Sitze fallen ließ. Ich überlegte, was er mir damit hatte sagen wollen. Ob das einfach nur die trotzige Reaktion eines Jungens gewesen war, den man in die Ecke gedrängt hatte und der sich nun als Erwachsen aufspielen musste, um zu zeigen, dass er keinesfalls ein Kind war, oder ob da mehr dahinter steckte. Was seine blauen Flecke anging hatte er ja auch schon gelogen. Hinter dem ganzen Mensch steckte viel mehr, als man für den ersten Moment annahm, das war mir soweit klar.

Irgendwann, als Olli nach einer Stunde immer noch nicht da war und ich mir langsam begann Sorgen zu machen, wischte ich mir so heftig über den Mund, als wäre mir erst in diesem Moment aufgegangen, dass mich ein Junge geküsst hatte. Ein Kerl! Einer der selbst dann noch ein männliches Wesen war, egal unter wie vielen Kleidern er sich auch immer versteckte, ich hatte es ja immerhin mit eigene Augen gesehen, als er sich vor mir ausgezogen hatte.

Ich stand genau so wenig auf Kerle, wie Olli auf Mädchen stand. Zumindest wenn man ihm glauben schenken konnte. Ich war mir bei ihm sowieso bei nichts mehr sicher, wieso war mir selbst nicht ganz klar.

Irgendwann kam eine Ansage, dass der Zug in wenigen Minuten in Berlin halten würde und nachdenklich stopfte ich seine Klamotten, die noch überall rumlagen sowie die Perücke und seine seltsamen Schuhe in meine Tasche. Er war noch immer nicht aufgetaucht. Der Zug endete allerdings in Berlin und ich hoffte, dass er ebenso aussteigen würde, wie alle anderen und ich ihn auf dem überfüllten Bahnsteig finden würde.

Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken Olli einfach Olli sein zu lassen und einfach nach Hause zu fahren, aber da regte sich doch viel zu sehr das schlechte Gewissen. Ich glaubte nicht, dass er alleine wirklich klar kommen würde, mal davon abgesehen, dass er nicht mal genug Geld hatte um nach Hause zurück zu fahren.

Ich zog meine Jacke an und wickelte mir den Schal um, weil es draußen immer noch kalt war wie nichts Gutes und ich mir sicher nicht noch eine Erkältung holen wollte.

Siedend heiß fiel mir ein, dass Olli nicht mal Schuhe an den Füßen hatte und ich ließ meine Tasche erst mal Tasche sein und rannte einmal durch die komplette erste Klasse um ihn zu suchen. Aber in keinem Abteil, in das ich den Kopf reinsteckte, um nach ihm zu suchen, saß auch nur ein Junge, der annähernd so aussah, wie der Kleine und ich kehrte in mein Abteil zurück, kurz bevor der Zug im Berliner Hauptbahnhof einfuhr. Die Hoffnung, dass er während meiner Abwesenheit und der nochmaligen Durchsage der Ankunft zurück ins Abteil gekommen war, trübte sich in dem Moment, als ich die Tür öffnete und mir die leeren Sitze entgegengähnten.

Frustriert und mit einem riesengroßen schlechten Gewissen packte ich meine Tasche und drängelte mich mit allen anderen Fahrgästen zu den Türen am Wagonende. Als ich aus dem Zug stieg, sah ich mich sofort nach dem Kleinen um, aber ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Grummelnd bezog ich auf dem Bahnsteig Stellung und beobachtete abwechselnd alle Türen des Zuges, aber es waren ganz schön viele und ich war mir sicher, dass wenn er aus einer der Türen gekommen war, die ich gerade nicht beachtet hatte, dann würde es noch schwieriger werden ihn zu finden.

Ach, zum Teufel noch mal, warum machte ich das überhaupt? Einfach so abhauen, der Junge hatte doch einen an der Klatsche. Wenn er wirklich erwartete, dass ich noch weiter auf ihn warten würde, dann hatte er sich geschnitten. Ich stand mir jetzt hier schon über zehn Minuten die Beine in den Bauch und langsam war der Bahnsteig leer. Und er tauchte nirgends auf. Mehr konnte er nicht erwarten.

Also schulterte ich meinen Rucksack und meine Tasche, die leider keine Rollen hatte und strebte auf die Rolltreppen zu. Ich würde jetzt in die S-Bahn steigen, nach Hause fahren und keinen Gedanken mehr an den Knirps verschwenden, schließlich hatte er sich das ganze selbst eingebrockt. Mehr oder weniger…

Scheiße, ich hätte ihn nicht so provozieren müssen! Dann wäre auch diese kleine Vorstellung von ihm nicht nötig gewesen und…ach, keine Ahnung was und, er wäre zumindest jetzt hier und ich könnte ihn in den nächsten Zug nach Hause stecken. Was für ein Idiot ich doch mal wieder war heute.

Ich ging weiter auf die Rolltreppen zu, mich beschimpfend, weil ich so ein Trottel war und die Tasche, weil sie zu schwer war und keine Rollen hatte, da sah ich ihn.

Er saß auf einer der Bänke davor, hatte die Beine auf den Sitz gezogen und die Arme darum gelegt. Und er trug noch immer keine Schuhe. Außerdem sah er in den ihm viel zu großen Klamotten erst recht verloren aus und als ich näher kam, sah ich, dass eine riesengroße Gänsehaut seine Arme überzog und er sogar mit den Zähnen klapperte. Klar, er hatte ja nicht mal eine Jacke an und hier auf den Gleisen war es eiskalt.

Er sah mir entgegen, als ich auf ihn zuging und rang sich sogar ein zerknirschtes Lächeln ab, als ich neben ihm stehen blieb und senkte dann den Kopf.

„Entschuldige“, murmelte er leise. Er drückte seine Knie enger an sich und versuchte sein Bibbern zu unterdrücken.

„Schon gut“, sagte ich und ließ meine Tasche neben ihm auf den Boden plumpsen. „Ich hätte dich nicht so anfahren sollen.“

Bedrückt kaute er auf seine Lippe rum, während ich mich neben ihn auf die Bank fallen ließ und in meiner Tasche nach dicken Socken und einem Pullover suchte. Den Pullover reichte ich ihm, mit den Socken kniete ich mich vor ihn und steckte seine eiskalten Füße eigenhändig in die dicken Wollsocken. Er ließ es mit sich geschehen und bestand auch nicht darauf, dass er alt genug war und das selber konnte. Den Pullover stülpte er sich so schnell wie möglich über den Kopf und starrte dann auf seine eingepackten Füße.

Die Ansagen auf den anderen Gleisen schallten zu uns rüber und das hektische Raunen der Menschenmassen überhalb der Züge hörte man ebenso deutlich, aber keiner von uns sagte ein Wort.

Irgendwann als unser Zug schon längst wieder ausgefahren, der nächste schon wieder in die Halle gefahren war und das Treiben der Fahrgäste, die ein und ausstiegen wieder um uns herschte, rutschte Olli in seinem Sitz nach vorne und bevor ich mich wieder irgendwie dagegen wehren konnte, hatte er seine Arme um meinen Hals geschlungen und drückte seinen Kopf an meinen Hals. „Es tut mir so Leid, Paul“, murmelte er und seufzend legte ich ebenfalls meine Arme um ihn.

Allerdings wurde es langsam unbequem in der hockenden Position und während ich aufstand um mich neben ihn zu setzen musste er mich notgedrungen loslassen. Dann aber, drückte er sich sofort wieder an mich und hielt sich an mir fest.

Ein bisschen unangenehm war es mir schon, aber da er jetzt eher wieder wie das kleine verlorene Kind wirkte, dass er zwischen seinen Wutanfällen immer wieder war, dachte ich mir nichts weiter dabei und streichelte sanft seinen Rücken.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich nach einer Weile, aber Olli zuckte nur mit den Schultern. „Ich schätze ich kann dich nicht dazu überreden dich in den nächsten Zug zu setzen und nach Hause zu fahren, stimmt’s?“ Ollis Kopf an meiner Schulter brachte ein Schütteln zustande und ich seufzte wieder. „Auch nicht, wenn ich es bezahle?“ Wieder ein Kopfschütteln, aber keine Antwort.

Da fiel mir etwas ein. „Olli?“

“Mhm?“

“Wie alt bist du nun eigentlich wirklich?“

Sofort versteifte er sich ein bisschen in meinen Armen, aber seine Stimme klang normal, als er antwortete. „Siebzehn, das hab ich doch schon mal gesagt.“

Ich schnaubte. „Bei aller Liebe, aber das glaub ich dir nicht, Kleiner.“

„Musst du ja auch nicht.“ Er zog seine Arme zurück, die bis eben noch um meine Hüften gelegt waren zurück und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Wenn ich meinen Ausweis dabei hätte, würde ich es dir beweisen. Aber das hab ich ja nicht.“

„Ich glaub ich würde es dir trotzdem nicht glauben.“

Er grinste leicht und rubbelte seine Hände aneinander. „Ich weiß.“ Dann seufzte er und zog die Finger in die Pulloverärmel, bis nur noch die Fingerspitzen rausguckten. „Können wir mal irgendwo hingehen, wo es wärmer ist?“

„Scheiße, natürlich, tut mir Leid.“ Schnell sprang ich auf, schnappte mir wieder meine Tasche, während Olli nach meinem Rucksack griff. „Aber wohin?“, fragte ich dann.

„Ich weiß es nicht.“ Verlegen sah er auf den Boden und zupfte am Saum des Pullovers.

Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten und musterte ihn von oben bis unten. „Ich glaub ich bin jetzt für dich verantwortlich“, seufzte ich dann und er konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

„Sieht irgendwie so aus“, sagte er und griff schnell nach meiner Hand. „Ich häng dir schon nicht ewig auf der Pelle, glaub mir.“ Nachdenklich sah ich auf meine Hand in seinen und dann wieder in sein bittendes Gesicht. „Nur ein bisschen…Ferien von dem allem. Bitte. Nur ein bisschen. Danach wirst du auch nie wieder was von mir hören.“

Langsam nickte ich. „Okay. Du kannst erst mal mit zu mir.“ Dankbar lächelte er mich an und drückte sich dann schnell kurz an mich. „Aber nicht lange. Und dann setz ich dich wirklich in den Zug.“

„Okay.“ Schelmisch grinste er mich an und knuffte mich in den Bauch. „Rotzooi. Ik geloof ik word verliefd op jou.

Einen Moment wollte ich wirklich fragen, was er da wieder gesagt hatte, aber dann glaubte ich, dass es vielleicht besser war, wenn ich es nicht wusste. Ich konnte es mir sowieso denken.

Wortlos griff ich wieder nach seiner Hand, dessen Finger sich sofort mit meinen verschränkten, und zog ihn hinter mir her auf die Rolltreppe. Durch den Bahnhof, verfolgt von spöttischen, verwirrten und entsetzten Blicken, in ein Taxi und zu mir nach Hause.

Nur ein paar Tage, sagte ich mir, nur ein paar Tage und ich würde ihn nach Hause schicken.

Den kleinen Jungen, der schon länger keiner mehr zu sein schien.

__________
 

Und jetzt hätte ich gerne mal eine Frage von euch beantwortet: Wie alt schätzt ihr Olli? Wirklich für siebzehn, wie er es sagt, oder seid ihr Pauls Meinung und er ist sehr viel jünger? Gebt mal bitte einen Tipp ab! x)



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sahm
2010-06-29T19:08:01+00:00 29.06.2010 21:08
Oh. Mein. Gott.
Es ist so was von wunderbar, weißt du das?
Mir wurde die Geschichte gerade von einem gewissen Kitschobjekt gesendet und ich bin glücklich, dass ich sie gelesen habe ;) Traumhaft schön.
Ich glaub, Olli ist jünger als 17.
Ik geloof dat ik kon mezelf in liefde met u
Öhm... ich glaub, ich hab mich in dich verliebt?
Von:  -Lelias-
2010-03-28T20:01:39+00:00 28.03.2010 22:01
Ich denke er ist tatsächlich 17 ^^
Die Geschichte war sehr angenehm zu lesen und ich freu mich schon darauf gleich die Fortsetzung zu lesen!
Von: abgemeldet
2010-01-27T17:03:29+00:00 27.01.2010 18:03
super storry!!!
ich find man merkt, dass die fortsetzung nich von dir is
auch wenn sie nich schlecht is
aba ich mag deinen schreibstil nen bisschen mehr
fänd cool wenns noch ne fortsetzung von der fortsetzung geben würde
vllt wieda von dir?
Von:  Blacksad
2009-08-30T13:20:17+00:00 30.08.2009 15:20
So muss hier jetzt endlich auch mal nen Kommi schreiben..hoffentlich bekomm ich noch alles zusammen XD
Ich hab auf jeden Fall herzlich gelacht, besonders an dem Punkt als mir klar wurde was hinter dem Mädchen steckt XD
Der Stereotyp einer Klassenfahrt hast du wirklich genial beschrieben. GENAU SO! GENAUUU SO! Dachte ich mir ständig. Der verdünnte Früchtetee, die Betten ja wie gesagt GENAU SO! XD
Die Story ist einfach wie ein kleines Märchen total süß ich war am Ende iwi ganz gerührt **sentimental werd**
Und finn hör endlich auf deine Storys immer schlecht zu finden DAS SIND SIE NICHT! ..nur ums nochmal gesagt zu haben O___O
Von:  Inan
2009-08-24T18:35:38+00:00 24.08.2009 20:35
Oh wie süß! ♥<3♥
Ich wette Olli ist echt 17, er sieht bloß nicht im geringsten so aus!
Paul ist soooo cool! <3<3<3<3<3<3<3
Tolles Kapi^^
Von:  Chasmbogey
2009-04-19T16:59:07+00:00 19.04.2009 18:59
das ist süß xDDD
(du kennst die leier... aber ich LIEBE alle deine ffs *__*)
nach MEINER auffassung ist olli kein mensch: alle niederländer/holländer sind keine Menschen, weil dieses jämmerliche (xD) flachland von aliens besetzt wurde... JA, das ist wahr ^^

du hast voll den tollen schreibstiel... besonders weil du manchmal wörter benutzt, die andere nicht so vor augen haben^^
hmm... kommt mir das nur so vor oder ist paul manchmal etwas... schüchtern >.>
sonst ist es ja echt der böse... das mag ich :D
lg, jesko <3
Von:  snowwhitedoll
2009-02-15T11:01:42+00:00 15.02.2009 12:01
Megasüß!
Und ich mag Ollis Flüche <3
Er ist echt süß ^^
Echt schöne Story, ich hoffe ja, dass Paul ihn ein wenig länger bei sich behält xD
Ach, und ich glaube Olli, wenn er sagt, er sei 17, dann ist er das.^^ eine meiner Charaktereigenschaften reicht von gutgläubig hin zu naiv xD
Sehr toll!

*flausch*
Von: abgemeldet
2009-02-09T15:56:27+00:00 09.02.2009 16:56
Der Kommentar wird Schwachsinn, aber mehr kannst du leider nicht von mir erwarten.

Also fangen wir mal bei den Charaktern an, die ich wunderbar finde und einmalig gut beschrieben. Olli und Paul sind einfach zwei unglaublich tolle und unterschiedliche Menschen.
Auch wenn Olli mir etwas leid tut, weil ich weiß wie es ist zu anderen hoch zu gucken. Jedoch ist seine Zierlichkeit und seine Größe, die eher klein ist, ein Vorteil, da er sich so besser als Mädchen verkleiden kann. Er kommt so wunderbar knuffig rüber, einfach zum knuddeln. Am liebsten hätte ich ihn jetzt hier, dann könnte ich ihn knuddeln. ;D
Da neben Paul, der Rebell und Draufgänger. Ich finde ihn toll und an seiner Stelle würde mich die Klassenfahrt auch hassen. Besonders das Zahnpasta unter Tüklinken schmieren.. das erinnert mich an was... auf einer meiner Klassenfahrten hatte einer.. ne leiber nicht das wird zu widerlich. :D

Das was ich auch ziemlich toll finde sind deine Bandwurmsätze. Ich liebe die einfach, besonders weil ich mich mittlerweile nicht mehr in ihnen verwirre. xD
Sprachlich ist das wirklich wieder wunderbar! Ich wünschte bestimmte FF-Schreiber könnten so schreiben wie du oder sich einen Beta nehmen.. jedenfalls solltest du ihr Vorbild werden!

Und jetzt etwas wofür ich dir wirklich dankbar bin, kein Happy End. Das wäre hier mehr als merkwürdig gekommen. Schließlich kennen sie sich erst seit ein paar Stunden und da kann man doch nicht sofort mit dem anderen zusammen kommen. Das wäre mehr als unrealitisch geworden. Außerdem passt es zu den beiden.. und der letzte Satz ist doch ein minimales Happy End oder? Schließlich könnte er sich in ihn verlieben.

Im großen und ganzen einfach wunderbar. Ich vergöttere deinen Schreibstil.

Liebe Grüße,

Luna

Ps.: Ich hab dich lieb. ♥
Von:  Wolkenfee
2009-01-29T22:42:42+00:00 29.01.2009 23:42
nou, omdat het gewenst was, nog iets in het nederlands!
zo, aks je al weet, heb ik het alleen wegens de titel gelezen. ik heb een original shonen ai gezocht en dacht vn "yay, nederlands!" XD
ja, ik hou van de story!
olli is heel erg zoet! ^__^
en die andere (god, ik ben zijn naam vergeten...sorry!) is op zijn manier cool! hij bevaalt mij heel goed!
in ieder geval: heel mooi! goed gedann!
liefs,
Fee
PS: Ik hoop, dat je alles snapt!
Von:  Wolkenfee
2009-01-29T16:13:13+00:00 29.01.2009 17:13
Hoi!
Ten eerste moet ik zeggen, ik heb het alleen wegens de titel gelezen XD
Aber ich hab's nicht bereut^^
Hat mir sehr gefallen, wirklich lustig und Olli ist ziemlich süß^^
Und das Ende: Hachja, ist schon praktisch, wenn man niederländisch kann XD
Ja, war jedenfalls toll
Liefs,
Fee


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