Happy Birthday
Wie jeden Morgen versteckte sich der Junge hinter einem dicken Wälzer über Zaubertränke; so tief, das es jedem anderen unmöglich gewesen wäre, noch irgendwelche Buchstaben zu erkennen, geschweige denn sie zu Wörtern zusammen zu reimen.
Aber Severus Snape war nicht wie die anderen Schüler von Hogwarts. Er war ein Außenseiter durch und durch, gehänselt wegen einer großen Nase, die er von seinem gewalttätigen und herrschsüchtigen Muggelvater geerbt hatte, und wegen den schulterlangen, schwarzen Haaren, die meist fettig waren. Es kümmerte ihn nicht wie er aussah und es kümmerte ihn wenig was die anderen sagten. Der Junge wollte einfach seine Ruhe, besonderst an diesem Tag.
Jeder würde vor Freude Luftsprünge an seinem Geburtstag machen, mit einem Lächeln die Päckchen von zuhause und Freunden entgegennehmen und sich ausgiebig an solch einem Ehrentag feiern lassen.
Severus war anders, er erwartete heute nichts und war nicht überrascht das ihm keine einzige Eule ein Päckchen oder eine Glückwunschkarte brachte. Für ihn war ein Geburtstag nur die Erinnerung, dass ein weiteres Jahr seines trostlosen Lebens ins Land gezogen war.
So verbrachte er diesen Tag wie jeden anderen auch, er ging zum Unterricht und in den Pausen, beim Essen und auch in sonst jeglichen freien Minute steckte er seine Nase in ein dickes, staubiges, altes Buch und vergaß wo er war, wer er war, welcher Tag heute war.
Jemand räusperte sich und sagte seinen Namen. Die Stimme war sanft und freundlich, klang von weit her an seine Ohren. Er sah auf, sah in das lächelnde Gesicht eines rothaarigen Mädchens mit grünen Augen, unglaublich schönen grünen Augen.
“Lily”, sagte der Slytherin und lies das Buch in den Schoß sinken. Lily Evans, das Mädchen das er seit seiner Kindheit kannte, das Mädchen das er seit seiner Kindheit liebte, seine einzige wahre Freundin.
Sie lächelte ihn an und zog etwas hinter ihrem Rücken vor. Die Gryffindor hielt ihm ein grünes Päckchen mit einer silbernen Schleife hin.
“Happy Birthday Severus”, sagte sie und schloss ihn in die Arme. Bevor sie sich löste, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange: “Du bist mein bester Freund Sev.” Ohne noch ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging über den Schulhof. Ihre Haare wehten im kalten Januarwind.
Er besah sich das ordentlich eingepackte Geschenk in seinen Händen und öffnete es vorsichtig. Der Wind wehte die Verpackung weg, die in der Luft tanzte und sich irgendwo auf dem See niederlegte.
Ein silberner Bilderrahmen war zum Vorschein gekommen. Behutsam drehte er ihn um und ein Lächeln legte sich auf das blassen Gesicht.
Severus Snape lächelte über den kleinen Jungen und seine Freundin, die auf dem starren Muggelfoto schaukelten und lachten.
Der beste Geburtstag überhaupt.
