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Furcht im Winter

Eine Wichtel-FF für currymaus
von

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Flucht

Flucht
 

Unheilvoll wehte der Wind durch die kahlen Äste, die unter der Last einer dicken Schneedecke bedrohlich ächzten. Der kalte Ton, der dabei entstand übertönte alle Geräusche des Waldes. Auch das Knirschen unter ihren Schuhen, die bei jedem Schritt Zentimeter tief in das kalte Weiß sanken. Dennoch rannte sie. Sie rannte schon seit Stunden, wenn es nach ihrer Uhr ging, seit Tagen, wenn sie nach ihrem Gefühl ging.

Ihre Wangen waren kalt, ebenso wie die Ohren, die nun unter ihrem langen schwarzen Haar sichtbar wurden. Schnee und Wind hatten kleine Eiskügelchen darin geformt, sodass es nun fast regungslos an ihr herab hing, egal wie schnell und ruckartig sie sich bewegte.

Sie wollte kurz innehalten, ihren dicken braunen Mantel richten, damit der Wind nicht mehr ganz so scharf an ihre Haut kam. Doch ihr innerer Drang zur Flucht trieb sie weiter.

Flucht.

Wie albern das Wort in ihrem Kopf wieder hallte. Wovor floh sie eigentlich?

Der wahren Bedrohung konnte sie doch gar nicht entkommen. Sie strauchelte kurz, wäre fast gestolpert, doch sie konnte sich im letzten Moment an einem der vielen weißen Bäume abfangen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Versuchte den grässlichen Hall aus ihren Kopf zu bekommen. Dieses „Flucht“, was nun bizar schrill in ihrem Kopf wieder hallte und ihr somit immer mehr zu verstehen gab, wie dumm sie doch eigentlich war. Hier mitten in der Nacht bei Schnee und Eis in ausgerechnet diesem Wald.

Der Schmerz ihn ihren kalten Lippen lenkte sie von ihren Gedanken ab. Sie hatte sie in der Kälte kaum noch gespürt und jetzt, nachdem sie in Gedanken fast zu fest darauf herum gebissen hatte, spürte sie noch etwas anderes auf ihren spröden Lippen. Etwas warmes feuchtes, dass langsam gen Boden floss.

Ohne es wirklich zu bemerken hatte sie begonnen zu weinen. Wieder stand sie allein und weinend irgendwo im nichts.

Bei diesem Gedanken musste sie fast lachen, so sehr spiegelte er auch ihre innere Situation wieder.

Sie betrachtete eine feuchte Stelle auf ihrer Hand und sah zu, wie die eben gelandete Träne zu einem kleinen Eisplättchen fror. Eine Weitere Träne viel direkt von ihrem Kinn zu Boden und schlug als kleiner Eiszapfen in die weiche Schneedecke ein.

Sie schluchzte.

Dann gab sie sich ganz ihrer Verzweiflung hin. Nach und nach vielen weiter kleine Eiskügelchen zu Boden und hinterließen mit ihren kleinen Kratern bald gespenstische Schatten.

Wieder schluchzte sie. Diesmal mehr vor Kälte als wegen den Tränen. Sie zitterte mittlerweile am ganzen Körper. Sie löste sich von dem Baum an den sie noch immer lehnte und beschloss weiter zu laufen. Weiter, irgendwohin. Vielleicht fand sie dort, wo der Wald so dunkel wurde einen neuen Anfang. Oder wenigstens das endgültige Ende.

„Bitte“, flehte sie leise, ohne sich selbst zu hören. Der Wind hatte ein weiteres Mal zugenommen und jetzt trieb er die Schneeflocken so hartnäckig vor sich her, dass sie, dort, wo sie ihre Haut trafen, kleine brennende Stellen hinterließen. Ihre Schritte waren jetzt langsam. Mühsam nur konnte sie die Füße nach vorn schieben so angestrengt stemmte sich der Wind nun gegen sie. Er trieb ihr auch immer mehr Schneekristalle ins Gesicht, so dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte.

Dann war es plötzlich ruhig. Mit einem einzigen Wimpernschlag. Gerade so als hätte sie Wind und Schnee weg geblinzelt. Sie war verwirrt und zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie Angst. Obwohl nun alles hier im Wald so harmlos schien, fürchtete sie sich.

„Hab keine Angst.“, drang es in einem leisen Flüstern dunkel an ihr Ohr.

Sie wollte sich umdrehen, doch sie konnte nicht. Keinen Zentimeter weit konnte sie sich bewegen. Es fröstelte sie. Doch nicht so wie eben noch im Wind. Nun fror sie von innen heraus.

Die Dunkelheit legte sich wie ein schwerer Schleier auf ihre Schultern und dann...

Dann wurde es warm. Und wieder hört sie die tiefe Stimme flüstern: „Es wird alles besser.“

Langsam drehte sie den Kopf zur Seite, doch sie konnte nicht sehen, wer auf einmal hinter ihr stand. Sie konnte lediglich wenige weiße Haarsträhnen sehen, die über eine hohe Schulter vielen. Und den Mantel auf ihren Schultern, der nicht ihr eigener war.

Sie wollte fragen, wer dieser Unbekannte war und was her hier von ihr wollte. Doch ihre Zunge war ebenso schwer wie ihre Füße.

Ein neuer Druck legte sich auf ihre Schultern und sie spürt, dass es von zwei warmen Händen kam.

„Du hast doch um Hilfe gebeten... hier bin ich.“, hauchte der Fremde ihr leise ins Ohr.

„Wenn du bereit bist mit mir zu kommen. Wenn du bereit bist für ein neues ganz anderes Leben.“

Ein Schauer durchfuhr sie. Doch diesmal war es keine Kälte. Es war ein Schauer der Hoffnung. Hoffnung auf etwas besseres. Ein Leben in dem sie all ihren bisherigen Schmerz vergessen könnte.

Wieder löste sich eine Träne von ihren Augen. Und als würde ihm das als Antwort reichen, zog der Fremde sie nach hinten, zog sie in seine Arme und beugte sich über sie. Seine schönen roten Augen trafen für einen Moment ihre braunen, bevor er sanft ihr Haar zur Seite strich und seine Lippen an ihren Hals senkte.
 

Rotes Blut auf weißem Schnee neben Schwarzem Haar. An das sollst du dich erinnern, und das soll von nun an deine Erscheinung sein. Ein rotes Kleid an weißer Haut unter schwarzem Haar. Das bist du und das wirst du von nun an immer sein.



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