Kou,Ten'ou KG

Kou,Ten'ou KG
 

"Was hast du dir nur dabei gedacht,Michiru?"

Die grünhaarige Frau lächelte sanft und stieg aus dem Wagen.Haruka blieb auf dem Beifahrersitz hocken und blickte stur geradeaus.

"Zuckermäuschen",seuselte Michiru,während sie um den Wagen herumging,

"Nun sei wieder lieb!Ich dachte,es wäre eine schöne Abwechslung."

Sie schenkte ihrer Freundin einen betörenden Augenaufschlag,doch diese verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte.

"Rukalein",sagte Michiru leise im gespielt,enttäuschtem Ton,

"Früher hast du unsere gemeinsamen Wochenenden im Strandhaus immer sehr genossen.Sie waren schon fast ein Hobby von dir!"

Haruka warf einen genervten Seitenblick auf Michiru.

"Da waren sie auch meine Idee!"murrte sie,

"Ich liebe Überraschungen,aber nur,wenn ich nicht diejenige bin,welche überrascht wird!"

"Ach Honigmäulchen",grinste Michiru,

"Nun lass mir doch auch mal die Freude.Hin und wieder möchte ich dich halt auch mal überraschen.Und was verpasst du schon?Es liegt doch gar nichts besonderes an für dieses Wochenende."

"Stimmt",gab Haruka spitz zurück,

"Nichts besonderes!"

Michiru grinste in sich hinein.Am liebsten hätte sie laut losgelacht,doch sie riss sich mit aller gewalt zusammen und sagte trocken:

"Du gefällst dir wohl sehr gut als Zicke,was?Naja,was soll's?Irgendwie passt dieses Image sogar zu dir!"

"Was soll das denn heißen?"brauste die hochgewachsene Blondine auf,

"Ich bin nicht zickig!Ich war es nie und ich werde es nie sein!Ich und zickig-das ich nicht lache.Pah!"

"Siehst du?"lachte Michiru,

"Jetzt warst du schon wieder zickig."

"Ich bin nicht zickig,verdammt nochmal!"

Haruka war aus dem Wagen gesprungen und stand mit geballten Fäusten vor Michiru.Diese warf theatralisch ihr Haar zurück und konterte:

"Bist du doch!Und wenn du noch tausendmal das Gegenteil behauptest-es nützt dir nichts.Und jetzt komm!"

Sie drehte sich um und ging den weißgepflasterten Weg zur 'Strandvilla' hinauf.Fast war sie schon an der Haustür angekommen als sie bemerkte,daß ihre Freundin ihr nicht folgte.

"Alte Miesmacherin",murmelte Michiru und drehte sich wieder zu ihrer Geliebten um.

"Haruka!Jetzt reicht es aber!"

Die blonde Frau hatte sich wieder ins Auto gesetzt und reagierte gar nicht.

"Haruka!Wir haben Januar und obendrein noch fast mitternacht.Es schneit und ich friere entsetzlich.Also spiel nicht die beleidigte Leberwurst und komm endlich!"

"Ich denk' ja gar nicht dran",murrte diese,dennoch so,daß ihre Partnerin es nicht hören konnte.

Haruka war ernsthaft sauer.Heute war der 27. Januar.Wie konnte Michiru nur sagen,daß nichts besonderes anlag?Seit nunmehr sieben Jahren waren sie und Haruka jetzt schon ein festes Paar.Nicht einen Jahrestag hatte Haruka vergessen.Nicht ein einziges mal Michiru's Geburtstag.Alle wichtigen Termine in Michirus Leben waren in Haruka's Hirn gespeichert wie in einem Kalender.Immer hatte Haruka sich etwas Tolles einfallen lassen,hatte ihre Geliebte überrascht und sich fast mehr gefreut als sie,wenn sie den freudigen Glanz und die tiefe Liebe in Michiru's wundervollen,melancholischen Augen sah.Die zierliche Violinistin mit dem grünlichen Haar,welches wie die Wellen des Meeres ihr feingeschnittenes Gesicht umrahmte,war Haruka's Ein und Alles.Ihr Trost,wenn wieder einmal alles daneben ging.Ihr Balsam für die seele,wnn sie sich allein fühlte,ihre Stärke,wenn sie schwach war-ihre einzig wahre Liebe... Haruka trug sie auf händen,laß ihr jeden Wunsch von den Augen ab,würde für sie durch's Feuer gehen und sogar sterben-wenn es erforderlich wäre... Und was tat sie?Sie vergaß einfach ihren 24. Geburtstag!Mißmutig sah Haruka auf die Uhr.

"Fünf Minuten vor Mitternacht",murmelte sie,

"Gleich ist es vorbei und sie hat mir nichtmal gratuliert.Womit hab' ich das nur verdient?"

Niedergeschlagen ließ sie sich vorn überfallen und stützte ihre Stirn auf der Ablage.Genau so saß sie auch noch da,als Michiru plötzlich wieder neben ihr stand.

"Jetzt reicht es endgültig",meckerte diese und packte Haruka am Ohr,

"Ich frier mir hier die Zehen ab und du machst ein Nickerchen in meinem Wagen.Die Tür steht weit offen,sodaß es reinschneit und mir der Pams die ganzen Bezüge ruiniert!"

Sie zerrte die größere Frau aus dem Wagen,knallte die Beifahrertür zu und schleppte Haruka am Ohrläppchen hinter sich her zum Haus.

"Au,au,au",jammerte diese,

"Lass los.Das tut doch weh!"

Vor der Haustür blieb Michiru stehen,ließ Haruka los und sagte:

"Jammer nicht rum!Sei froh,daß ich dir nicht in den Hintern getreten habe."

Sie schloß die Haustür auf und trat in das dunkle Haus.

"Sowas zickiges",murmelte sie.

"Ich bin nicht zickig!"motzte Haruka und knipste das Licht an.

"ÜBERRASCHUNG!"schallte es da durch den Raum.

Wie angewurzelt stand Haruka da und starrte fassungslos auf Usagi und Co.,welche inmitten von Luftschlangen und Konfetti vor einem riesigen Transparent standen und sie erwartungsvoll angrinsten.

"Alles gute zum Geburtstag",trällerte Usagi,

"Wenn er jetzt auch in ein paar Sekunden vorbei ist."

"War doch klar,daß diese Himmelsziege es schafft,ihre eigene Party zu verpassen!"kam eine spitze Bemerkung aus der hintersten Ecke des Wohnzimmers.

Ein vernichtender Blick Haruka's traf den schwarzhaarigen Sänger,welcher sich davon jedoch nicht beeindrucken ließ.

"Die Party war Michiru's Idee",grinste Rei,

"Ist das nicht wahnsinnig lieb von ihr?"

"Äh...ja...sehr...",stammelte Haruka und sah ihre Freundin an,

"Könnte ich dich mal kurz in der Küche sprechen,Schatz?"

Michiru nickte und ging vorraus.Kaum war die Küchentür hinter ihr ins Schloß gefallen,donnerte Haruka auch schon los:

"Was hast du dur dabei gedacht?Du weißt genau..."

"Jahaa",unterbrach Michiru sie,

"Ich weiß,daß du Überraschungen hasst,aber ich wollte..."

"Darum geht es nicht",knurrte Haruka,

"Was hast du dir dabei gedacht,dieses bezopfte Alien einzuladen?Wenn ich nur seinen Namen höre,bekomme ich Ausschlag!"

"Nun stell dich nicht so an",tadelte Michiru,

"Seiya ist ein sehr netter Kerl.Und ich dachte jetzt,wo Usagi und Mamoru sich doch getrennt haben,da..."

"Bist du verrückt?"kreischte Haruka,

"Das kannst du der armen Usagi doch nicht antun!Dieser Hippie ist doch total unterbelichtet.Und wie der aussieht... Stell dir doch mal den Nachwuchs vor.Uääh!"

Haruka schüttelte sich bei dem Gedanken.

Michiru grinste:

"Warum nicht?Wär' doch süß-so 'ne Horde kleiner Mini-Seiya's.Also mir gefällt der Gedanke."

"Michiru!"presste Haruka fassungslos hervor.

Diese jedoch schwelgte in den tollsten Phantasien.

"Ein kleines,schwarzhaariges Mädel und ein Bub mit blondem Pferdeschwanz.Und wir sind ihre Paten..."

"Michiru!!!"

"...große,blaue Kinderaugen,welche vor Freude strahlen,wenn sie uns in den Ferien besuchen und wir mit ihnen in den Zoo und den Zirkus gehen.Hmm...Tante Michiru..."

"Jetzt mach mich bloß nicht zum Onkel!Haruka-Papa hat mir völlig ausgereicht.Weißt du denn gar nicht mehr,wie unser Haus aussah,als Hotaru noch klein war?Kinder machen nichts als Ärger und die Kinder von diesem bezopften Etwas erst recht.Nein danke!"

"Jetzt hör aber auf,du Kinderschreck",schimpfte Michiru,

"Du wirst jetzt mit mir da rausgehen und dich gefälligst benehemen!Ich will nicht eine spitze Bemerkung von dir hören.Wenn du friedlich bist,ist Seiya es auch.Ich hab mir so viel mühe gegeben alles vorzubereiten und du wirst dich gefälligst amüsieren!Ist das klar?"

"Klar",murrte haruka mißmutig,denn sie wußte,daß sie keine andere Wahl hatte,als gute Miene zu bösem Spiel zu machen.
 

"Ist das nicht eine tolle Party?"seuselte Minako und schmiegte sich eng an Yaten.

Der hellhaarige Sänger sah sie entsetzt an und wich ein Stück zurück.

"Äh...ja.Ganz toll!Wenn man bedenkt,daß sie der Motorradbraut zu ehren stattfindet...!"

Minako ließ sich nicht beirren,folgte Yaten's Ausweichmanöver und schmiegte sich erneut fest an ihn.

"Sag mal yaten",flötete sie,

"Hast du eigentlich eine feste Freundin?"

"Hä?Was?Wieso?Wie kommst du jetzt darauf?"stammelte der Sänger.

Minako blinzelte ihn verliebt an.

"Najaaa...ich dachte nur... Es ist nämlich so-ich glaube,ich..."

"Warte Taiki.Ich komme mit!"Yaten hatte gesehen,wie sein Bruder in die Küche verschwinden wollte und hatte die Chance zur Flucht ergriffen.

Minako stand allein da.

"Na warte",murmelte sie,

"Dich krieg ich schon noch!"

"Wen kriegst du noch?"drang da eine neugierige Stimme an ihre Ohren.

Erschreckt fuhr sie zusammen und drehte sich um.Da stand Usagi und grinste sie breit an.

"Nun sag schon",stichelte sie,

"Bist du etwa verliebt in Yaten?"

"Und wenn?"gab Minako spitz zurück.

Usagi hob den Zeigefinger und legte ein altkluges Gesicht auf:

"Vergiss nicht,daß er eigentlich eine SIE ist!"

"Na und?"giftete Minako,

"Darauf lass ich's ankommen!Außerdem-du hast es grade nötig!Oder hast du etwa vergessen,daß dein Seiya auch eine Frau ist?"

"Nein,hab ich nicht",meckerte Usagi,

"Und überhaupt-was heißt hier mein Seiya?Hab ich jemals gesagt,daß ich etwas von ihm will?Er hechelt mir doch die ganze Zeit hinterher.Ich bin völlig unschuldig!"

"Das will ich auch schwer hoffen",mischte sich da eine dritte Person in das Gespräch ein.

Es war Haruka.Sie hatte alles gehört und war wenig begeistert.

"Ich habe Mamoru zwar schon immer für einen Schnösel und ein Weichei gehalten,aber dieser schwarzhaarige Möchte-gern-Popstar ist doch nun wirklich das allerletzte!Die Frau,die den mal abbekommt,hat garantiert null Geschmack und nicht das kleinste bißchen Verstand."

"So wie unsere Usagi",lachte Minako,

"Sie ist also perfekt für Seiya!"

"Argh!Minako!"motzte Usagi,

"Ich bin nicht blöd!Und du bist die letzte,die über meinen Geschmack lästern sollte.Schließlich hast du ja fast denselben.Ich sag nur Haruka!"

"Was hab ich damit zu tun?"wollte die hochgewachsene Blondine wissen und sah die beiden fragend an.

Dann befiel sie ein breites Grinsen.

"Ach so...ja!Ich hatte ja fast vergessen,daß ihr beide mal in mich verliebt ward..."

"Das stimmt nicht",konterte Usagi,

"Wir haben uns in einen tollen,blauäugigen Jungen verliebt und nicht in ein androgynes Mädchen!"

"Aber dieses androgyne mädchen war der blauäugige Junge",grinste Haruka,

"Schließlich hatte ich nie behauptet,ein Junge zu sein!"

"Aber du hast unseren Irrtum auch nicht aufgeklärt",bemerkte Minako,

"Im Gegenteil!Du hast mir sogar noch Hoffnungen gemacht und gemeint,ich solle nicht aufgeben-ich hätte eine gute Chance."

"Genau",pflichtete Usagi ihr bei,

"Und das,obwohl du genau wußtest,daß du niemals mit ihr zusammenkommen würdest!"

Haruka lachte:

"Wieso?Ich habe nicht gelogen!Natürlich hatte Minako eine Chance bei mir.Schließlich steh ich auf süße,kleine Mädchen..."

"Ups",machten Minako und Usagi im Chor.

Das stimmte ja.Haruka liebte Frauen.

"Ehehehe...",gluckste Usagi verlegen und warf den linken Arm hinter ihren Kopf,

"Ich glaub,Rei hat nach mir gerufen."

Und weg war sie.Minako starrte ihr nach und sah dann wieder Haruka an,welche vielsagend grinste.

"Ähhh...ich muß ins bad",piepste die langhaarige Blondine und schon war von ihr nur noch ein Luftzug zu spüren.

Haruka grinste in sich hinein.Sie liebte es,die beiden aufgedrehten Blondchen in Verlegenheit zu bringen.

"Na du Mädchenschreck",tönte da eine ihr nur zu bekannte Stimme,

"Warst du wieder man anzüglich oder hast du nur versucht,nett zu sein?"

"Ich glaub,ich hab grad 'nen Floh husten hören",murmelte Haruka und drehte sich zu Seiya um.

Sie kämpfte ein Lächeln auf ihre lippen und sagte mit zuckersüßer Stimme:

"Witzig wie immer,der gute,alte Seiya."

Selbiger war sprachlos.Mit offenstehendem Mund und aufgerissenen Augen starrte er Haruka an.Dann jedoch fasste er sich und fragte:

"Sag mal-bist du krank,Haruka?Du siehst so seltsam aus."

Haruka war weiterhin darauf bedacht,freundlich zu lächeln,bis...

"Ich hab's",pustete Seiya,

"Du bist gar nicht krank.Du siehst nur so seltsam aus,weil ich dich noch noe habe lächeln sehen.Hätte nicht gedacht,daß du sowas kannst.Eigentlich dachte ich immer,deine Schlägervisage hätte nur diesen einen,dämlichen Ausdruck!"

"Du bist so witzig Seiya,wirklich!Gut,daß Michiru dich eingeladen hat.Du bringst bestimmt Stimmung in diese langweilige Party",seuselte Haruka,immer darauf bedacht,freundlich zu bleiben.

"Du bist doch krank",stellte Seiya fest,

"Wahrscheinlich ist dir irgendwas auf den Kopf gefallen.Oder hat Michiru dich einer gehirnwäsche unterzogen?"

"Wie kommst du bloß auf soetwas?"lächelte Haruka,

"Ich habe bloß festgestellt,daß du ein netter Kerl bist.Dabei fällt mir ein-ich wollte mich noch dafür entschuldigen,daß ich am Anfang ein wenig unfreundlich zu dir war."

"Hilfe!"wedelte Seiya aufgebracht mit den Armen,

"Ein Monster!Jemand hat Haruka entführt und uns ihren geklonten Doppelgänger untergejubelt.Holt die männer mit der Hab-mich-lieb-Jacke!"

Er lachte und hielt sich den Bauch.Haruka biss sich auf die Unterlippe.In ihr kochte es und sie hatte alle Mühe gegen den Wunsch anzukämpfen,Seiya ihre Faust spüren zu lassen.

"Also mal im Ernst",kicherte Seiya,wischte sich die Tränen weg und klopfte Haruka auf die Schulter,

"Was ist passiert?Hat dein Gehirn irgendwie Schaden genommen bei deiner Herumraserei oder hat Michiru dir einfach nur verboten,mich zu ärgern?"

"Also zum Einen bist du es,der mich dauernd ärgert und zum Anderen bin ich Michiru's Partnerin und nicht ihr Kind!Ich lasse mir nichts verbieten",brummte Haruka.

"Fein",grinste Seiya,

"Wenn du also von selbst so freundlich geworden bist,dann kann ich dir ja jetzt endlich mal erzählen,was mir schon seit Anfang an auf der Seele liegt."

Haruka verdrehte die Augen.

"Ich bin zwar nicht die Seelsorge,aber wenn's dich glücklich macht-schieß los."

Seiya grinste listig.

"Weißt du...ich habe mich immer gefragt,was du für ein sonderbarer Mensch bist und warum du wohl so bist.Jetzt weiß ich's!"

Haruka sah ihn erwartungsvoll an.

"Die Erklärung ist,daß kein mann der Welt so dämlich wäre,sich ein Weib wie dich ins Bett zu holen.Du siehst aus wie 'ne Pfanne voller Würmer,hast den IQ einer Besenkammer,hast soviel Feingefühl wie ein Vorschlaghammer und bist obendrein flach wie ein Brett!"

Seiya konnte haruka ansehen,wie es in ihr immer höher stieg.Fast konnte er die kleinen Rauchwölkchen schon sehen,welche aus ihren Ohren dampften,sich über ihrem Kopf sammelten und zu einem gewaltigem Donnerwetter heranreiften.Wäre doch gelacht,wenn er die Motorradbraut nicht aus der Reserve locken könnte.

"Kein Arsch,kein Tittchen-genau wie Schneewittchen",lachte er und lag im nächsten moment mit Nasenbluten am Boden.

Haruka wollte grade losdonnern,als ihr Blick auf Michiru's traf.Es bedurfte keiner Worte.Haruka verstand ihre Geliebte auch so.Zähneknirschend hielt sie Seiya die hand hin und half ihm wieder auf die Beine.

"Gomen",murmelte sie,

"Soll nicht wieder vorkommen."

"Aha",grinste Seiya,

"Ich wußte es gleich.Michiru hat also doch die Hosen an.Du bist nichts weiter,als ein hirnloser Schläger!"

Haruka packte ihn am Kragen und zerrte ihn ganz nah vor sich.

"Hey,hey...nicht so stürmisch",lachte dieser,

"Ich dachte,du stehst nicht auf Männer."

"Du hast tierisches Glück,daß ich so gut erzogen bin und Michiru zuliebe alles tun würde.Sonst würdest du deinen nächsten Auftritt nicht nur zahnlos hinter dich bringen,sondern auch noch ein paar Oktaven höher singen!"

Sie stieß Seiya weg,holte sich einen Wiskey aus der bar und ließ sich mürrisch auf's Sofa fallen.Seiya grinste siegessicher.

"Ach... Was wäre das Leben doch langweilig ohne diese kleinen,erheiternden Wortgefechte mit meiner Lieblingslesbe",flötete er vor sich hin und gesellte sich zu Makoto und Rei,welche damit beschäftigt waren,Usagi zu erklären,was der Unterschied zwischen positiv und negativ war.
 

Etwa gegen halb vier morgens gesellte Michiru sich zu Haruka,welche noch immer auf der Couch saß und Wiskey in sich hineinschüttete.

"Du hast dich gut zusammengerissen",lächelte die grünhaarige Violinistin ihre recht angeheiterte Freundin an,

"...auch wenn du Seiya die blutige Nase hättest ersparen können!"

"Der ist noch recht billig weggekommen",knurrte Haruka,

"Das nächste Mal zieh ich ihm die Eier lang und mach 'nen Knoten rein!"

"Oje",grinste Michiru,

"Der muß ja ganz schön in die vollen gegangen sein,wenn du dich sogar dazu niederlässt,sein bestes Stück in die Hände zu nehmen."

Haruka grummelte nur ein paar unverständliche Worte vor sich hin und schüttete sich einen weiteren Wiskey ein.

"Taiki ist nicht mehr zu finden.Und Minako und Yaten sind auch nicht mehr da",sagte Michiru,um Haruka von dem ungeliebten Thema 'Seiya' abzulenken.

Diese jedoch reagierte gar nicht,leerte ihr Glas und murrte:

"Flach wie ein Brett...der hat wohl keine Augen im Kopf!"

Michiru schüttelte leicht den Kopf und stand grinsend auf.Ihr Weg führte sie direkt zu dem schwarzhaarigen Sänger.

"Hast du eine Ahnung,wo deine Brüder abgeblieben sind?"fragte sie und Seiya sah sie an.

Seine Wangen waren ziemlich gerötet und er grinste blöde.

"Hassu was gesacht,Mischiru-schan",lallte er und diese winkte ab.

"Ich versteh gar nicht,daß du mit Ruka immer aneinander prasselst.Vielleicht,weil ihr euch einfach zu ähnlich seid..."

Sie drehte sich um und ging zu Ami,um diese zu fragen,ob sie wußte,wo die fehlenden Sailors abgeblieben waren.Seiya sah ihr verdutzt nach und kratzte sich am Kopf.

"Isch und wie wer?Dasch isch nisch lache!"

Er schlug den Weg zum Sofa ein und ließ sich neben Haruka fallen.Diese sah ihn an und nuschelte:

"Isch glub,isch muß kotzen...!

Schwerfällig erhob sie sich und wollte sich torkelnderweise aus dem Staub machen,doch Seiya griff nach ihr,erwischte ihren Gürtel und zog sie zurück.Sie landete auf seinem Schoß.

"Nu bleib ma hier,Bikertussi!Deine bessere Hälfte hat gesacht,du wärs wie isch.Oda isch wie du-oda so.."

Haruka war so baff,daß sie glatt auf Seiya's Schoß sitzenblieb.

"Michiru sagt,ich wär' wie du?"flüsterte Haruka geknickt.

Das schien sie so geschockt zu haben,daß sie gleich etwas nüchterner war.

"Ich und wie due",jammerte sie,

"Wie kann Mi nur so gemein sein?"

Sie griff nach der Wiskeyflasche und setzte sie an.

"Lass mich auch mal",flötete Seiya und nahm ihr die Flasche weg.

Und plötzlich vertrugen die beiden sich wunderbar.Als die Flasche leer war,grinste Haruka Seiya breit an.Sie zupfte an seinen Haaren und strich mit dem Finger über seine Wange.

"Soll isch dir ma was sagen,du Alienmisiker?Du bisch gar nich so übel.Echt."

"Du bisch auch ganz ok,Rattengesicht.Jedenfalls nisch so blöde,wie isch am Anfang dachte";nuschelte Seiya.

"Dein Schoß is richtig gemütlich",grinste Haruka,

"Jedenfalls für'n Kerl."

"Danke",grinste Seiya zurück,

"Aus deinem Mund bedeutet dieses Komoliment gleich doppelt so viel!"

Haruka's Grinsen wurde immer breiter,wirkte irgendwie leicht dümmlich.Sie angelte nach einer weiteren Spirituosenflasche und wippte dabei auf Seiya's Schoß herum,daß der Arme wirklich zu leiden hatte.Und plötzlich wurden seine Augen immer größer.

"Oh oh",entwich es ihm und Haruka lehnte sich mit einem "was is" zurück.

Im nächsten Augenblick bekam auch sie große Augen.Es bedurfte nur den Bruchteil einer Sekunde und sie stand stocksteif,kerzengerade vor Seiya und starrte ihn fassungslos an.

"Gomen",flüsterte er beschämt,

"Sowas ist mir noch nie passiert.Ich..."

"Schon ok",murmelte Haruka,klemmte sich die Flasche unter den Arm und verschwand nach oben.

Sie wollte grade die Klinke zur Schlafzimmertür runterdrücken,als diese von innen aufgestoßen wurde.Haruka bekam sie direkt an den Kopf und landete auf dem Hintern.

"Oh-Haruka!Gomen,ich...äh...bis später!"

Verdutzt starrte Haruka der davonstürmenden Minako hinterher.Kopfschüttelnd rappelte sie sich vom Boden auf und murmelte:

"Was war das?Und überhaupt-was hatte die in meinem Schlafzimmer zu suchen?"

Sie öffnete die Tür und betrat den dunklen Raum.Licht brauchte sie nicht.Trotz des erhöhten Alkoholpegels fand sie ihr Bett im Schlaf.Sie entledigte sich ihrer Klamotten und ließ sich auf die Bettkante sinken.Nachdem sie nochmals einen kräftigen Schluck aus der Flasche genommen hatte,ließ sie sich ganz hineinfallen,rollte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf.Den Schock mußte sie ersteinmal verdauen.

"Seiya",flüsterte sie,

"Grade Seiya."

Sie war kurz davor einzuschlafen,als sie etwas spürte.Sekundenschnell stand sie neben dem Bett und hatte das Licht angeknipst.Im Bett auf Michiru's Seite lag Yaten.Splitterfasernackt und grinste breit.

"Yaten!Du widerliche,kleine Nacktschnecke!Wie kannst du dich erdreisten,deinen Kummerwurm grade in mich reinstecken zu wollen?!Was hast du Wurzelgnom überhaupt in meinem Bett zu suchen?"

Sie stockte.Minako!

"Argh!Sag nicht,du hast Minako gefxxxt?Du kleiner Bastard!Und das in meinem Bett-uääh-widerlich!"

Sie schüttelte sich.Yaten jedoch schien die Ruhe weg zu haben.Er grinste Haruka breit an und schnurrte:

"Ich versteh gar nicht,was Seiya immer hat.Du bist doch richtig schnuckelig.Dich würd ich gern mal...aaah!Hilfäää!"

Mit einer Geschwindigkeit,welche man dem Kurzen gar nicht zugetraut hätte,schoss er durch's Schlafzimmer.Irgendwie schaffte er es,durch geschicktes Hakenschlagen und verstecken,in seine Unterhose zu schlüpfen ohne erwischt zu werden.Dann jedoch schoss er durch die Tür,den Flur entlang,die Treppe hinunter und quer durch's Wohnzimmer.

"Wag dich das nicht nocheinmal,du Sittenstrolch",schallte Haruka's Stimme durch's Haus,begleitet von einem schweren Aschenbecher,welcher Yaten nur knapp verfehlte.

Als nächstes segelten Yaten's Klamotten vom ersten Stock herunter und man hörte Haruka fluchen:

"Scheißkerle!Scheißgeburtstag,Scheißwelt,Scheißkerle!!"

Dann knallte eine Tür und alles war still.Fassungslos starrten alle Yaten an,welcher nur in Boxershort auf dem Fußboden saß,sich den Kopf hielt und verlegen lachte.

"Sag mal...was hast du gemacht?Hast du vielleicht ernsthaft geglaubt,Haruka würde mit dir...?Ausgerechnet mit dir?Haruka??"Usagi schüttelte tadelnd den Kopf.

"Püüh",schnippte Yaten und stand auf,

"Erstens war es nur ein Irrtum und zweitens war ich schon fast drin!"

"Waaas??kreischten alle im Chor.

"Und du lebst noch?"schob Michiru hinterher.

"Dann hatte sie aber gute Laune"grinste Rei und Seiya dachte:

"Oder sie war noch so geschockt von meinem Mißgeschick..."

Sofort griff er wieder nach einer Flasche und setzte sie direkt an.
 

Ein Stunde später:

Seiya hing ziemlich abgefüllt auf der Couch.Usagi und Ami gesellten sich zu ihm-die eine links,die andere rechts neben ihm.

"Na du Schluckspecht.Kannst du überhaupt noch grade sitzen?"grinste Ami ihn an und er lachte:

"Klar doch.Isch kann sogar noch grade steh'n!"

Er erhob sich,plumste jedoch sofort wieder in die Polster zurück.

"Hey,hey.Immer langsam mit den jungen Pferden",kicherte Usagi und richtete ihn wieder einigermaßen auf.

"Odango",seuselte Seiya und fiel dieser um den Hals.

Sie hatte allerhand Schwierigkeiten,nicht mit ihm zusammen umzufallen.

"Isch liebe dich,mein Reißbällchen",lallte der schwarzhaarige Sänger,

"Kannst du mir noch mal verzeihen?"

"Hä?Was soll ich dir verzeihen?"stutzte Usagi,

"Das du blau bist wie ein irischer Bierkutscher?"

"Nein",murmelte er,

"Dasch die Motorradbraut mich dermaßen scharf gemacht hat..."

Usagi alsauch Ami bekamen große Augen.

"Wieso hat Haruka dich scharf gemacht?"fragte Ami neugierig,

"Schließlich hätte Yaten doch fast mit ihr...äh...du weißt schon was... Was also bitteschön hast du damit zu tun?"

"Aber sie hat sich doch so toll angefühlt",brabbelte Seiya,völlig unbeeindruckt von Ami's Worten,

"Sie hat so schöne Augen und sie riecht so gut..."

"Sag mal,wovon sprichst du überhaupt?"war Usagi verwirrt.

Seiya sah sie an und drückte sich noch fester an sie.

"Wie konnte mir das nur passieren?Ausgerechnet bei Haruka!Und sie hat es auch noch bemerkt...",schluchzte er.

Ami kratzte sich am Kinn.

"Sag mal,kann es sein,daß es dir absolut nicht bekommt,wenn Haruka freundlich zu dir ist?"murmelte Ami,

"Sie hat doch nur auf deinem Schoß gesessen.Und schließlich..."

Sie verstummte.In ihren Augen machte sich Erkenntnis breit und dann Fassungslosigkeit.Schließlich fing sie an zu grinsen.

"Das gibt es doch nicht.Seiya!Bei Haruka?Mal abgesehen von der Tatsache,daß sie lesbisch ist,aber ihr beide seid doch von Anfang an wie Feuer und Wasser.Sie mag dich nicht und du magst sie nicht!Wie also konnte dir das passieren?"

Seiya zuckte mit den Achseln.

"Wovon redet ihr?"war Usagi neugierig und Ami wand sich ihr zu.

"Bitte sag's nicht",fiel Seiya ihr ins Wort,noch bevor sie richtig loslegen konnte.

Doch die Kriegerin des Wassers überhörte sein Betteln freundlicherweise und hob ihre rechte Hand.Langsam richtete sie ihren gekrümmten Zeigefinger auf,um Usagi so zu deuten,was Seiya passiert war.Diese jedoch verstand nur Bahnhof und Abfahrt.

"Usagi",grinste Ami eindringlich,

"Seiya's kleiner Mann hat sich selbständig gemacht!"

"Argh!Ami!"zuckte Seiya zusammen und griff sich errötend sein Glas.

Verlegen nippte er daran herum,doch Usagi hatte noch immer nicht verstanden.

"Hm?Kleiner Mann?Wie soll ich denn das verstehen?fragte sie ratlos.

Seiya sank immer mehr in sich zusammen und hätte leicht mit einer Tomate konkurieren können.Ami grinste noch breiter und wurde leicht ungeduldig.

"Sag mal Usagi-bist du so blöd oder tust du nur so?Aber was will man von jemandem erwarten,der positiv und negativ nicht auseinanderhalten kann?!"

"Jetzt hab ich's doch verstanden",maulte Usagi,

"Positiv ist etwas Gutes und negativ etwas Schlechtes.Aber ich will jetzt endlich wissen,was mit Haruka und Seiya war!"

"Ami bitte...",flehte Seiya eindringlich und sank noch tiefer in die Polster.

Ami schüttelte den Kopf und sagte:

"Mensch Usagi!Seiya hat 'nen Stender gekriegt!"

Seiya zuckte bei diesen Worten zusammen,als hätte ihn jemand auf den Kopf geschlagen.Usagi sah ihn ratlos an und Seiya atmete erleichtert auf-Usagi schien noch immer nicht begriffen zu haben.Dem Threelight fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen und er wischte sich den Schweiß von der Stirn.Doch plötzlich riss Usagi die Augen auf.

"Seiya!Bei Haruka??"

Seiya blieb die Luft weg und sofort lief er wieder rot an.Dann fing Usagi an zu lachen.

"Bei Haruka!Grade bei Haruka!",kicherte sie immer wieder,

"Eher friert die Hölle zu,alsdas die dich ranlässt!"

"Sie soll mich ja gar nicht ranlassen",protestierte Seiya,

"Das war doch alles nur ein Mißverständnis.Ich will nix von der!"

"Das wär ja auch noch schöner",knurrte Usagi,

"Ich dachte immer,ich wäre deine große Liebe.Wie sollte jemand wie ich mit einer Frau wie Haruka konkurieren können?!"

"Das mußt du doch gar nicht",seuselte Seiya und legte seinen Arm um Usagi,froh darüber,daß er das Thema wieder von Haruka weglenken konnte.

Da packte Ami ihn am Arm,zerrte ihn von Usagi weg an sich ran und grinste:

"Aber vielleicht mußt du ja mit mir konkurierenIch finde Seiya nämlich auch ganz niedlich!"

"Hä?"brachte dieser nur hervor.

"Seiya gehört mir!"ereiferte sich Usagi und zerrte ihn zurück.

"Von wegen",lachte Ami und zog wieder an seinem anderen Arm.

"Meiner,meiner,meiner",kreischte Usagi und schon hing Seiya wieder in ihrem Arm.

"Nein!Meiner!"lachte Ami und zerrte ihn zurück.

So ging das eine ganze Weile,bis alle anderen schon aufmerksam zusahen und Seiya ganz grün im Gesicht war.Als die beiden Streithähne bemerkten,daß sie beobachtet wurden,ließen sie Seiya los und senkten beschämt die Köpfe.Jetzt war es an diesen beiden,rot zu werden.Seiya hielt sich die Hand vor den Mund und japste:

"Uääh-is mir schlecht.Eine Seefahrt ist nichts dagegen!"

Er stand auf und wankte durch die Gegend.Michiru eilte zu ihm und sagte:

"Vielleicht solltest du dich etwas hinlegen.Oben gibte es noch genug freie Gästezimmer."

Seiya sah sie an.

"'Ne Mütze voll Schlaf würde mir wirklich gut tun.Wo sind denn die Zimmer?"

"Die Treppe rauf,den Gang lang,gleich die erste Tür rechts",lächelte Michiru,

"Du kannst es gar nicht verfehlen."

"Danke",lächelte Seiya zurück und trottete los.

"Oh man!",murmelte er,während er die Treppe hochwnkte,

"Ich trinke nie wieder Alkohol!"

Dann sah er sich ratlos um.Was hatte Michiru noch gesagt?Die erste Tür rechts?Oder war es die letzte Tür links?Er hatte es vergessen,also entschied er sich für die letzte Möglichkeit.Er drückte die Klinke runter und stolperte in den dahinterliegenden Raum.

"Scheiße!Wo ist der Lichtschalter?"fluchte er leise,als er fast über seine eigenen Füße fiel.

Doch schließlich gwöhnten seine Augen sich etwas an die Dunkelheit und er fand das Bett auch so.Er schlüpfte aus Schuhen und Jacket und ließ sich ins Bett sinken.

"Was für ein Tag",seufzte er und schloß die Augen.

"Mein Seiya"hatte Usagi gesagt.Ob sie das ernst gemeint hatte?Hatte er wirklich eine Chance bei ihr,jetzt,wo Mamoru der Vergangenheit angehörte?Aber selbst wenn-könnte er das überhaupt tun?Was,wenn er auf seinen Planeten zurückkehren mußte?Was,wenn es keinen Grund mehr dafür gab,sich zu verstecken?

"Ich bin eine Frau",murmelte Seiya und konnte nicht verhindern,daß ihm Tränen in die Augen stiegen.

Warum war das nur alles so verdammt kompliziert?Für Usagi wäre er bereit gewesen,für imer ein Mann zu bleiben,aber er hatte nicht das Recht,darüber zu entscheiden.Geboren als Kriegerin zum Schutz des Planeten und der Prinzessin,war es seine einzige Aufgabe.Sailor Star Fighter-eine Kriegerin-ein Werkzeug,nichts weiter.Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse mußten hinten anstehen.Wichtig war nur Kinmoku und die Prinzessin.

"Wäre ich wenigstens eine Sailorkriegerin aus diesem Sonnensystem",flüsterte Seiya,

"Dann wäre vieles leichter."

Irgendwann schlief er ein,doch nicht sehr lange.Ein Arm umschlang ihn,ein Körper schmiegte sich an seinen und eine leise Stimme hauchte schlaftrunken:

"Ich liebe dich so sehr!"

Seiya,welcher auch noch ziemlich verschlafen war,erschrack ein wenig.Doch der nackte Frauenkörper,welcher fast in ihn reinzukriechen versuchte und der betörende Duft,welcher von der weichen Haut in seine Nase stieg,trübten seine ohnehin schon umnebelten Sinne.

"Usagi",hauchte er,legte seine Arme um sein Gegenüber und zog sie auf sich.

Weiche Lippen suchten und fanden sich.

"Wow",schoss es Seiya durch den Kopf,

"Kann die küssen!"

Seine Hände strichen über nackte Haut und durchwühlten kurzes haar.Kurzes Haar?War das etwa gar nicht Usagi,sondern Ami?Auch sie hatte vorhin Interesse an ihm bekundet.Er wollte der Situation entfliehen,doch die heißblütige Zunge und die schmachtenden Lippen,welche über seine Kehle glitten und sich an seinem Hals festsogen,ließen ihn dieses Vorhaben schnell vergessen,Was machte es schon aus,ob es Usagi oder Ami war?Sie wollte ihn und zeigte dies nur allzu deutlich.
 

Langsam öffnete Haruka die Augen.Ihr war übel und ihr Kopf schmerzte.Draußen war es bereits hell und das Licht tat in den Augen weh.

"Nie wieder einen Tropfen Alkohol",stöhnte sie,als sie sich aufrichtete und an den Kopf fasste.

Ihr Blick schweifte nach links auf die andere Bettseite.Als sie langes,schwarzes Haar entdeckte,welches unter der Decke hervorschaute,schluckte sie.Das war doch nicht etwa Rei?Was hatte die in ihrem Bett zu suchen und vor allem-was hatten sie getan?Vorsichtig hob Haruka ihre Bettdecke an und spähte darunter.Sie war nackt.

"Das hat noch gar nichts zu bedeuten",dachte sie und ließ die Bettdecke wieder sinken.

Doch dann schoss es ihr siedendheiß den Rücken hinunter.Ihre Augen weiteten sich und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.Langsam hob sie die Bettdecke nochmals ein Stück und spähte zögerlich darunter.

"Oh mein Gott!Bitte tu mir das nicht an",presste sie geschockt hervor.

Ihr Mund wurde ganz trocken und in ihrem Hals setzte sich ein Kloß fest.

"Das kann ich nicht getan haben!Unmöglich!So betrunken kann man doch gar nicht sein!Nicht ich!Nicht ER!"

Sie spähte erneut unter die Bettdecke und starrte fassungslos auf die kleinen Blutstropfen,welche zwischen ihren Beinen das Laken zierten..Sie begann zu zittern.Mit bebenden Fingern griff sie nach der Bettdecke ihres 'Partners',grub sie hinein,schloß die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.

"Lieber Gott-bitte laß das alles ein Irrtum sein!Laß es einen bösen Traum gewesen sein!Ich kann das doch nicht wirklich getan haben.Bitte!Lass es nicht Seiya sein!"

Sie öffnete die Augen und schluckte heftig.Obwohl sie genau wußte,daß es nur Seiya sein konnte,welcher da neben ihr lag hoffte sie,daß es nicht so war.Eine andere Frau wäre schon schlimm genug,aber ein Mann?Und dann auch noch ausgerechnet Seiya!Das würde sie nicht überleben.Mit einem Ruck riss sie die Decke beiseite und ihr Herz krampfte sich zusammen.Mit verschlafenem Blick und zerzausten Haaren blinzelte Seiya sie an.

"Was'n los?"murmelte er und Haruka schloss resignierend die Augen.

Doch dann wich der verzweifelte gesichtsausdruck und unbändige Wut stieg in ihr auf.Sie ballte die Fäuste und biss so fest die Zähne zusammen,daß sie laut knirschten.

"Haruka?"fragte Seiya verwirrt,

"Was machst du hier in meinem Bett?Und wieso bist du nackt?"
 

Michiru stand in der Küche und richtete kleine Häppchen her.Außer Haruka,Minako und Seiya waren alle die ganze Nacht hindurch aufgeblieben und saßen nun ziemlich geschafft im Wohnzimmer.Usagi,welche irgendwann gegen sechs eingeschlafen war,hing verdreht in einem Sessel.Die große Wanduhr schlug grade zehn,als Michiru mit einem Tablett bewffnet wieder ins Wohnzimmer kam.

"So!Möchte jemand..."

Weiter kam sie nicht.

"Seiyaaa!!!"dröhnte es durch's Haus,daß die Wände wackelten.

Im nächsten Moment schoss selbiger die Treppe herunter.Splitterfasernackt,mit offenem Haar,die Hände schützend vor sein bestes Stück haltend,stürmte er quer durch's Wohnzimmer,riss die Haustür auf und verschwand rasendschnell nach draußen.Dicht gefolgt von einer ebenfalls nackten Haruka,welche besenschwingenderweise hinter ihm herhetzte und brüllte:

"Was hast du getan?Wie konntest du dich erdreisten?Ich bring dich um,du Sittenstrolch!"

Völlig geplättet starrten die anderen sich an.Dann sprangen sie auf und stürzten hinterher.

Michiru fiel fast über das Tablett,welches sie fallengelassen hatte,als die beiden nackten Streithähne durchs Wohnzimmer stürmten und Usagi verstand mal wieder gar nichts.

"Wieso rennen die zwei nackt durch den Schnee?"fragte sie,noch ein wenig verschlafen.

"Schscht!"stieß Makoto sie in die Rippen und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen.

"Hilfäää!"kreischte Seiya.

Haruka,dicht hinter ihm:

"Bleib stehen,damit ich dich töten kann!"

"Nein!Ich will nicht!Ich bin unschuldig",jammerte Seiya,

"Ich habe nichts verbotenes getan!"

"Nichts verbotenes?"brüllte Haruka,

"NICHTS VERBOTENES?ARGH!Du hast das schlimmste Verbrechen der Welt begangen!BLEIB STEHEN!"

"Ich bin doch nicht lebensmüde!"japste Seiya.

Haruka beschleunigte etwas und schrie:

"Ich krieg dich schon.Du kannst nicht ewig davonlaufen!"

"Wenn du mich verfolgst schon!"keuchte Seiya.

"Bleib stehen!"schrie Haruka wieder.

"Niemals!"plärrte Seiya zurück,

"Ich hänge an meinem Leben!"

Auch er wurde etwas schneller.Eigentlich war er schon völlig ausgelaugt,doch die wütende Haruka in seinem Rücken,verlieh ihm ungeahnte Energie.

"Na warte!"keifte Haruka und warf den Besen,welchen sie bei der Verfolgungsjagd irgendwo im Flur aufgegriffen hatte.

Er flog zwischen Seiyas Beine und dieser landete mit der Nase im Schnee.Sofort war Haruka über ihm,riss ihn herum und legte ihm die Hände um den Hals.

"Jetzt mach ich dich alle!"schrie sie,schüttelte ihn und drückte erbarmungslos zu.

"Ich will noch nicht sterben!"röchelte Seiya.

"Was hat er nur getan?"fragte Ami baff,

"So sauer hab ich Haruka ja noch nie erlebt!"

"Willst du sie nicht aufhalten?"stieß Taiki Michiru an,

"Seiya ist schon ganz blau im Gesicht!"

Michiru nickte.Gerade als sie auf die beiden zugehen wollte,kam Minako aus dem Haus gestürzt.Sie hatte irgendwo oben geschlafen und war nun endlich auch von dem Lärm aufgewacht.In ihrer Hand hielt sie ein Bettlaken und wedelte wie wild damit herum.

"Herzlichen Glückwunsch,Usagi!"trällerte sie,

"Hast du dich nun doch endlich für Seiya entschieden?"

"Hä?Wie kommst du darauf?"fragte diese entsetzt und auch die anderen blickten sie fragend an.

"Na wegen dem Blut auf dem Laken",zwitscherte Minako und hielt selbiges hoch,

"Ich hab es aus Seiyas Zimmer!"

Alle -Michiru eingeschlossen- sahen Minako verblüfft an.Seiya quollen bereits die Augen aus dem Kopf,doch das interessierte momentan niemanden.

"Das ist nicht von mir",sagte Usagi.

Minako sah sie verwirrt an.

"Ja...warst du denn keine Jungfrau mehr?"

"Doch",sagte Usagi,

"das bin ich.Aber ich habe nicht oben geschlafen.Nur du,Seiya und Haruka haben oben geschlafen!"

"BING!"machte es plötzlich in jedem Kopf und alle starrten sich sprachlos an.

Langsam drehten sich alle Köpfe zu Haruka,welche noch immer damit beschäftigt war,Seiya zu töten.Plötzlich jedoch fühlte sie sich ziemlich beobachtet und ihr Bestreben ließ nach,bis sie schließlich ganz aufhörte.Ihre Hände jedoch lagen weiterhin um Seiyas Hals,als sie die anderen unsicher ansah.

"Haruka",hauchte Michiru.

"Und Seiya!?"schob Taiki fassungslos hinterher.
 

Seiya saß mit gesenktem Kopf auf dem rechten Sofakissen,Haruka mit übereinander geschlagenen Beinen,vor der Brust verschrenkten Armen und noch immer tödlicher Wut im Bauch, auf dem linken.Der Platz dazwischen wurde von Taiki besetzt, da nur er groß und kräftig genug war, die beiden Streithälse auseinander zu halten.Alle anderen hatten sich auf die restlichen Sitzgelegenheiten verteilt,und erwarteten mit gespanntem Schweigen,was Michiru,welche mit verschrenkten Armen vor dem Tisch stand,jetzt wohl sagen würde.Sie sah ziemlich wütend aus und alle erwarteten,dass sie gleich losmeckern würde.Doch das Gegenteil geschah.Sie fing an zu reden,aber völlig ruhig und gelassen.

"Es bringt nichts,über verschütteten Wein zu jammern.Was geschehen ist,ist nunmal geschehen-auch wenn es einigen von uns so ganz und gar nicht gefällt!"

Sie warf Haruka einen vielsagenden Blick zu und diese zuckte erschreckt zusammen.Dann senkte auch sie beschämt den Blick.

"Am besten",fuhr Michiru fort,

"Wir vergessen die ganze Sache!Ihr zwei gebt euch jetzt die Hand und vertragt euch."

Seiya blickte Haruka scheu an.Diese meckerte sofort los:

"Ich soll dem die Hand geben?Der hat schon viel mehr von mir in seinen elenden Wichsgriffeln berührt,als die meisten je überhaupt zu Gesicht bekommen haben!"

"H-A-R-U-K-A",mahnte Michiru gefährlich,

"Zu so einer Sache gehören immernoch zwei.Du hast genauso viel oder wenig Schuld daran,wie er!"

"Pah",knurrte Haruka,

"Er hat mich heimtückisch überrumpelt.Dem geb ich meine Hand nicht!Wer weiß, wo der seine Elendsklauen schon überall gehabt hat!"

"Nirgends,wo du nicht auch mit deiner Zunge warst!"motzte Seiya und war im nächsten Moment wieder ganz klein.

"Wie ekelig!"quäkte Usagi,

"Ich glaub,mir wird gleich schlecht!"

"Was soll ich sagen",murmelte Haruka,

"Ich hatte das Ding schließlich in mir drin!"

"Hat's denn wenigstens geschmeckt?"neckte Yaten,welcher Harukas Worte gehört hatte.

Diese sprang wütend auf und packte ihn am Hals.

"Dich mach ich gleich mit alle,du Sack!"motzte sie,

"Du hast schließlich auch versucht,deinen Kummerwurm in mich reinzustecken!"

"Haruka!Laß ihn sofort los!"sagte Michiru bestimmt,

"Gib Seiya endlich die Hand,damit wir dieses höchst undelikate Thema abhaken können!"

"Jawohl",murmelte Haruka kleinlaut,stellte Yaten wieder auf die Füße und ging langsam zu Seiya.

Sie hielt ihm die Hand hin und knurrte:

"Gomen!Kommt garantiert nicht wieder vor!"

Er griff zögernd nach ihrer Hand und sagte:

"Ganz sicher nicht!"

Damit war die Sache vom Tisch und die beiden würdigten sich keines Blickes mehr.Etwa eine halbe Stunde später verließen sie alle,bis auf Haruka und Michiru,das Haus.

"Sag mal,wie war sie denn so?"stieß Yaten Seiya in die Rippen.Dieser sah sich kurz um,ob auch niemand diese Frage mitbekommen hatte,dann antwortete er:

"Das war der animalischte Sex den ich je hatte!Die Frau ist einfach einsame Spitze!"

Yaten grinste breit:

"Und das sagst du,obwohl du jetzt weißt,daß es Haruka war?"

Seiya flüsterte verschwörerisch:

"Das wusste ich schon,als sie auf mir saß!"

"Wa...was???"prustete Yaten.

"Sschscht!"wedelte Seiya mit den Armen und sah sich hektisch um.

"Du wußtest es von Anfang an?"flüsterte Yaten geschockt.

"Najaaa...von Anfang an wäre zuviel gesagt.Eher von mittendrin-im wahresten Sinne des Wortes!"

"Und trotzdem...",stammelte Yaten,

"Aber dir muß doch klar gewesen sein,daß sie dich umbringt,wenn sie es herauskriegt!"

Seiya sah in den Himmel.

"Ich denke...sie wußte es auch."

Sein Blick traf wieder Yaten.Dieser schien die Welt nicht mehr zu begreifen,doch dann fasste er sich und sagte:

"Das glaubst du doch wohl selber nicht!Ihr habt im Suff Scheiße gebaut und jetzt willst du damit auch noch angeben.Weißt du was?Haruka hat recht!Ich hoffe,sie stopft dir irgendwann dein vorlautes Mundwerk!"

Er schloß mit Taiki auf und ließ Seiya einfach stehen.
 

Haruka stand unter der Dusche und schrubbte sich wie eine Wahnsinnige.

"Scheißalkohol",fluchte sie,

"Hätte ich nicht so viel gesoffen,wäre mir das nie passiert!"

Sie lehnte sich an die Wand und sah zur Decke.

"Aber schlecht war er nicht",murmelte sie versonnen und berührte zaghaft ihre Lippen,

"Er küsst fast so gut wie Michiru..."

Sie seufzte.Es war nunmal geschehen und nicht mehr zu ändern.Sie stellte sich wieder unter den Wasserstrahl und wusch sich den Schaum von der Haut.Als sie den Hahn abdrehte hörte sie,wie Michiru leise die Badezimmertür schloß.

"Jetzt gibt's Saures",dachte Haruka und zog den Duschvorhang beiseite.

Michiru saß auf dem Badewannenrand und sah sie ausdruckslos an.Als Haruka sich ein Handtuch griff und ihr Haar trocknete,begann sie zu reden:

"Warum dieses Schauspiel,Haruka?Was sollte das ganze Theater?"

"Ich weiß nicht,was du meinst",gab Haruka zurück.

"Belüg mich nicht",brauste Michiru auf.

Sie erhob sich und trat hinter Haruka,welche vor dem Spiegel stand.Plötzlich war sie wieder ganz sanft und schmiegte sich fest an ihre Geliebte.

"Du wußtest genau,was du tust,Haruka!Es ist ja auch nicht soo tragisch,daß du mit Seiya geschlafen hast.Ich selbst hab dir schließlich vorgeschlagen,es mal mit einem Mann zu probieren-wenn ich dabei auch als letztes an Seiya gedacht hätte-aber...wieso dann diese Show?Du hättest dich aus dem Zimmer schleichen können und keiner außer euch-und mir natürlich-hätte je davon erfahren.Warum also dieses Theater?"

"Das war kein Theater",schimpfte Haruka,

"Der Typ kann froh sein,daß er noch lebt!Meinen Zustand so auszunutzen..."

"Schon gut,schon gut",winkte Michiru ab,

"Ich glaub' dir ja.Nur der Alkohol war schuld."

"Genau",bestätigte Haruka,

"So ist es!"

Mit einem unergründlichen Lächeln auf den Lippen öffnete Michiru wieder die Tür und schlüpfte hinaus.Kurz steckte sie nochmal ihren Kopf durch den Spalt und grinste:

"Und er küsst wirklich so gut wie ich?"

"Ich sagte 'fast'",verteidigte sich Haruka und hätte sich im nächsten Moment selbst ohrfeigen können.

Michiru jedoch lächelte nur triumphierend und verschwand.
 

So,falls ihr noch lebt und wach seid-dieses Machwerk ist kein Einzelstück.Auf Wunsch einiger Leser gibt es eine Fortsetzung.Sollte also Interesse bestehen,braucht ihr es nur kund zu tun.

Eure Ruka-kun