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The Wasted Time of Our Lives

von

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望み望む - Nozomi nozomu - I hope it's hope

Er schwenkte sein Weinglas hin und her, starrte dabei gedankenverloren auf den Küchenschrank. Ich zog in Erwägung, ihn anzusprechen und aus seiner Trance zu holen, doch eigentlich war der Anblick viel zu schön, die Gelegenheit viel zu rar, als dass ich ihn zerstören wollte.

Wir hatten Spaghetti gekocht, eine meiner Leibspeisen. Ursprünglich wollte ich, dass wir Curry Reis machen, weil es sein Lieblingsgericht ist, doch er meinte, er hätte schon seit Ewigkeiten keine Spaghetti mehr gegessen und damit war die Sache entschieden. Ich kann mich an kein Mal erinnern, da das Kochen mit ihm zusammen nicht witzig gewesen war. Dieses Mal hatten wir die Nudeln abrennen lassen, sodass sie kaum mehr aus dem Topf herauszubekommen waren. Zum Glück hatten wir jedoch wie immer viel zu viel eingekauft.

Jetzt saßen wir satt und zufrieden mit unseren Weingläsern in den Händen vor unseren leeren Tellern und hingen unseren Gedanken nach. Woran er dachte, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich an uns dachte. Und hoffte, dass er dasselbe tat.

Je länger er geradeaus starrte, desto leerer wurde sein Blick, desto weiter entfernte er sich von mir, desto dringender wurde mein Wunsch, ihn zurückzuholen. Gerade, als ich ihn ansprechen wollte, öffnete er seinen Mund.

„Ich überlege, mich von Megumi zu trennen.“

„Was?!“, keuchte ich schockiert. ~Das muss der Wein sein.~, war mein erster Gedanke. ~Aber er hat noch fast nichts getrunken und er wirkt sehr nüchtern.~, der zweite.

Erst dann bemerkte ich, wie oft ich mir in meinen Tagträumen bereits vorgestellt hatte, dass er so etwas sagen würde. Doch ich konnte mich in dieser Situation - anders als in meinen Träumen - nicht offenkundig darüber freuen. Hyde sah nicht sehr glücklich aus.

„Warum denn?“, fragte ich ihn behutsam. Es war eine Woche vor Valentinstag.

„Ich glaube nicht, dass ich sie liebe.“, vertraute er mir mit ruhiger Stimme an.

„Bist du sicher?“, fragte ich weiterhin vorsichtig nach. Ein wortloses Nicken war die Antwort.

Schock, Freude, Überraschung, Anteilnahme, Verwirrung. Ich fühlte alles.

Ich versuchte, objektiv zu denken. „Und was ist mit Joseph?“

„Ich habe nicht vor, mich scheiden zu lassen. Ich möchte mich nur von ihr trennen.“, erklärte er. „Ich möchte ihr nur... nicht vormachen, dass ich sie liebe.“

Auf diesen Satz trat eine lange Stille ein. Ich bewunderte seine Aufrichtigkeit. Und ich freute mich vor allem über seine Offenheit mir gegenüber. ~Mein Glückstag...~, kam mir in den Sinn. Doch ich musste mich fragen, was ich mir von der Trennung versprach. ~Natürlich, Hyde wird unter Umständen mehr Zeit für mich haben, wenn er nichts mehr mit Megumi unternimmt, doch nicht einmal dafür habe ich eine Garantie; sie könnten versuchen, richtig gute Freunde zu bleiben, Joseph zuliebe. Und Joseph könnte jedes zweite Wochenende oder sogar jedes einzelne zu ihm kommen. Er könnte möglicherweise noch mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen als zuvor. Und nicht nur deshalb, sondern auch weil es Hyde sichtlich belastet, darf ich mich nicht über diese Situation freuen. Ich dürfte nicht. Eigentlich.~

Und eigentlich gab es auch wenig Anlass zur Freude. Einen wirklichen Grund, mich richtig zu freuen, hätte ich erst dann, wenn ich der Grund für die Trennung wäre.

„Das klingt...“, begann ich, mir bewusst, dass ich an der Reihe war, zu sprechen. „...irgendwie vernünftig.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen. Ich konnte nicht unparteiisch denken. Nicht in dieser Angelegenheit.

Durch meine Sprachlosigkeit entstand eine nicht genießbare Stille. Ich rang mit mir, etwas Bestimmtes vorzuschlagen, das mir bereits einige Male in meinen Vorstellungen begegnet war.

„Wenn du willst... kannst du in der Übergangszeit bei mir wohnen.“ Ich hatte es hervorgebracht. Ich wusste nicht, ob ich stolz auf mich sein oder mich dafür ohrfeigen sollte.

Zuerst schaute er mich nicht an, betrachtete weiterhin den Schrank. Dann sah er mir, nahezu vorsichtig, fast, als wollte er nicht durchscheinen lassen, dass er annahm, dass ich es ernst meinte, ein wenig verwirrt ins Gesicht. Hastig setzte ich hinzu: „Dass heißt... nur bis du eine eigene Wohnung gefunden hast, natürlich.“ Ich hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt, mein Angebot, das mich schließlich Überwindung gekostet hatte, wieder so einschränken, doch sein unsicherer Blick hatte mich regelrecht dazu gezwungen. „Nur wenn es nötig sein sollte eben. Wenn du natürlich gleich eine Wohnung findest...“ Ich ließ den Satz unvollendet. Es war eindeutig, was ich damit sagen wollte. Doch eigentlich wollte ich es gar nicht sagen.
 

Nicht lange nachdem ich von Megumi zu sprechen angefangen hatte, Schweigen uns einhüllte, uns verschluckte, uns gefangen hielt, wollte ich ausbrechen. Ich meinte: „Ich sollte jetzt dann gehen.“

„Hast du Morgen Zeit?“, fragte ich beiläufig klingend an, während wir zur Tür gingen. Ich erinnerte mich daran, dass wir ausgemacht hatten, uns Morgen wieder einmal einen Spaß daraus zu machen, mit Mundschutz durch die Stadt zu gehen.

„Hm...“, machte er nur nachdenklich, wirkte nicht, als wüsste er, woran ich dachte, was wir ausgemacht hatten, als hätte er es vergessen. „Sieht schlecht aus...“ Meine Stimmung tauchte.

„Ich habe schon was mit... Megumi vor.“, erklärte er vage.

Sie hatte den Meeresgrund erreicht. „Ah, schade.“

„Aber übermorgen hätte ich Zeit.“, bot er glückverheißend an.

Sie tauchte wieder aufwärts, ließ sich von der Strömung mitreißen.

„Zumindest so ab Nachmittag.“, fügte er noch eilig hinzu, als befürchtete er, mir falsche Hoffnungen zu machen. Dafür war es schon zu spät.
 

Auf dem Rückweg dachte ich über seine Reaktion nach. Er war natürlich in erster Linie verwirrt gewesen. Das war auch mehr als verständlich, hatte ich doch aus heiterem Himmel mit so einem Thema angefangen, was für mich an sich schon sehr ungewöhnlich war. Über etwas Privates zu sprechen zu beginnen, vollkommen ohne Anlass, das war nicht meine Art. Es war eine regelrechte Ausnahmesituation.

~Doch was war es noch? Verwirrung und...? Es musste noch etwas anderes gewesen sein. Irgendetwas gab es noch in seinem Blick. Sorge... Verwirrung, Sorge... und... Hoffnung... Ich hoffe, dass es Hoffnung war.~
 

~Eine Trennung... Was hätte eine Trennung zur Folge? - Sag es mir doch, Hyde...~

Ich saß auf meinem Sofa, das Zimmer um mich herum dunkel, kein Licht, keine Kerze. Ich hatte es noch nicht einmal bemerkt, wie dunkel es bereits geworden war.

Wie lange dachte er bereits darüber nach, das zu tun? Plante er es schon seit längerem? Waren es Monate? Waren es Jahre? Warum hatte ich ihn all das nicht gefragt?

Ich seufzte. Es würde wohl kein Problem darstellen, ihn diese Dinge das nächste Mal zu fragen. Wir würden wohl öfters in nächster Zeit über dieses Thema sprechen. Dachte ich. Ich hätte mich dafür verflucht, hätte ich gewusst, dass er nie wieder davon zu sprechen beginnen würde.



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