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The Wasted Time of Our Lives

von

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雨 - Ame - Rain

~Es regnet...~

Deprimiert wandte er den Blick vom Fenster ab. Was er tun sollte, wusste er nicht.

Er seufzte. Er hatte sich wieder einmal dabei ertappt, wie er zum oberen Ende seines Schlafzimmerschrankes hinaufblickte. Er konnte sie nicht sehen, doch er wusste, dass eine Box in der Größe eines kleinen Umzugskartons voller DVDs, Bilder und Erinnerungsstücken sich dort oben versteckt hielt. Der Platz war mit Bedacht gewählt worden: ein Ort, zu dem Hyde nicht gelangen konnte.

Er konnte nicht anders. Er öffnete den Schrank und stieg auf das oberste Regalbrett. Sich mit der linken Hand am Dach des Schrankes festhebend, zog er mit der rechten die begehrte Box zu sich, ließ sie geschickt an seinem Körper zu seinen Füßen hinabgleiten und setzte sie vorsichtig auf dem Brett, auf dem er stand, neben diesen ab. Dann sprang er mit einer Leichtigkeit wieder hinunter, die davon zeugte, dass er dieses Spiel nicht zum ersten Mal gespielt hatte.

Sich dessen bewusst, setzte er sich, mit einem resignierenden Lächeln, auf sein Bett und stellte die Box behutsam, als wäre sie etwas Heiliges, vor sich ab. Er hob den Deckel an und enthüllte einen Stapel penibel aufgeschichteter Original-DVDs, ein wuchtiges Fotoalbum und eine Schachtel. Die Anordnung dieser Dinge, seiner Heiligtümer, war ebenfalls durchdacht: alles befand sich in einer Position, in der nichts verrutschen konnte, und der Innenraum der Box wurde restlos ausgenutzt; es gab lediglich eine Nische zwischen den drei Elementen, die dazu diente, dass man etwas herausgreifen konnte, wenn man wusste, wie; denn man musste zuallererst die oberste DVD vom Stapel herunternehmen, dann konnte man, wenn man sich geschickt anstellte, das schwere Fotoalbum herausnehmen, und daraufhin erst war es einem möglich, die Schachtel in die Hände zu bekommen.

Wer die von außen eher unscheinbare, schlichte beige Box mit unauffällig dunkelrotem Deckel betrachtete, würde nicht erwarten, dass sie im Innern mit schwarzem Samt ausgelegt sein würde.

Für Gackt war sie wie ein kleiner Schrein, und das Trauerschwarz des Samtes erinnerte auch stark daran - allerdings an einen Totenschrein, doch mehr als seine Hoffnung war bisher nicht gestorben.

Wie gewohnt nahm Gackt die oberste DVD heraus, legte sie neben sich auf das Bett und griff darauf nach dem Album. Er legte es sich zwar auf den Schoß, doch er zögerte, es aufzuschlagen. Eigentlich hatte er sich ein älteres Live-Konzert aus dem Stapel aussuchen wollen, doch jetzt, da er das Fotoalbum vor sich sah, konnte er sich ebenso wenig davon abhalten, es aufzuschlagen, wie er sich davon hatte abhalten können, die Box vom Schrank herunterzuholen.

~Nur einen Blick hineinwerfen...~, dachte er bei sich und schlug den tiefbraunen Deckel des Buches um. Sein Lieblingsbild nahm die komplette erste Seite ein. Hyde lächelte ihm sanft entgegen.

In dem Album befanden sich ausschließlich Bilder von Hyde, Hyde zusammen mit Gackt selbst, Hyde mit anderen Personen, von denen jedoch nicht mehr allzu viel zu sehen war - eine Hand vielleicht oder eine Schulter, den Rest hatte er weggeschnitten - und dann gab es da noch, im hinteren Teil des Albums, das nahezu keinen Platz mehr für weitere Bilder bot, welche, die Hyde mit Personen zeigten, die ihm so nahe waren, dass es unmöglich war, sie aus dem Bild zu entfernen, ohne Hyde selbst zu zerschneiden oder gar zu zerstückeln. Zumeist mied er diesen Bereich des Albums, um sich das Gefühl der absoluten Aussichtslosigkeit und den Anblick des Begräbnisses seiner Hoffnung zu ersparen.

Nach ausgiebiger Betrachtung des ersten Fotos blätterte er um und wurde von gleich sechs Hydes angelächelt. Er hatte die Bilder so sortiert, dass zu Anfang nur Fotos zu sehen waren, die Hyde lachend oder lächelnd zeigten, diese waren wiederum so angeordnet, dass vorab diejenigen gezeigt wurden, auf denen Hyde direkt in die Kamera blickte und diese wiederum waren nach Gackts Geschmack angeordnet; die schönsten zuerst. Die, an denen man sich nicht satt sehen konnte. Wobei sie alle für ihn schön waren, ausnahmslos alle, selbst die im hinteren Teil des Albums, auch wenn diese einen bittersüßen Nachgeschmack hatten.

Insgesamt hatte Gackt sehr viel Arbeit und vor allem Unmengen an Zeit in dieses Fotoalbum hineingesteckt. Ja, es war eine endlos präzise Fingerspitzenarbeit - kein einziger Fingerabdruck war auf den Fotos zu finden - und ein enormer Zeitaufwand gewesen, doch es hatte ihm Spaß gemacht; es hatte ihn glücklich gemacht. Jetzt, da es in seinen Augen perfekt war, wirklich perfekt, konnte er nichts mehr tun; und diese Tatsache, wie wohltuend das Gefühl, vollbracht zu haben, was man vollbringen wollte, nach getaner Arbeit auch war und ganz gleich wie stolz er auf das Resultat war, vermochte es nicht, sein Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu mindern.

Dieser Gedanke war es auch, der ihn verfolgte: ~Ich kann nichts mehr tun. Es ist, wie es ist. Und so wird es wohl auch immer bleiben...~ Niedergeschlagen blickte er auf das Fotoalbum. Es war wirklich perfekt, bis auf die wenigen freien Felder - es waren mittlerweile nur noch vier an der Zahl , die sich nach neuen Fotos sehnten, nach Bildern, die Hyde anders zeigten, nicht einfach nur an seiner Seite, sondern auf seiner Seite, in seinen Armen, an seinen Lippen, auf seiner Seite des Flusses, und Megumi auf der anderen. Doch es blieb ein Traum.

Er klappte den Deckel wieder zu, ließ das Fotoalbum zurück am samtenen Stoff entlang in die Box gleiten, legte die entwendete DVD zurück auf den Stapel und tat auch den Deckel der Box zurück an seinen Platz. Das ohnehin dunkle Rot des Deckels wurde an einer Stelle tiefer, färbte sich dunkler, als wäre Regen darauf gefallen.
 


 


 

Gedankenverloren saß Hyde auf dem Rand seines Bettes. Er starrte ununterbrochen auf die Karte, die er in seinen Händen hielt. Gackts Geburtstagsgeschenk.

Er war ratlos. Er konnte sich nicht erklären, was Gackt dazu gebracht hatte, ihm so etwas zu schenken. Er verstand es nicht, erkannte den Sinn, der dahinter stecken musste, nicht.

Als Gackt sie ihm überreicht hatte, war er zuerst verwirrt gewesen; dann hatte er gelächelt und meinte nur: „Deine Geschenke müssen eben immer etwas Besonderes sein.“

Jetzt saß er hier, mit diesem besonderen Geschenk, und wusste noch immer nicht, was er damit tun, was er davon halten sollte.
 

Ein Gutschein für was immer du willst.

Gackt
 

Mehr stand nicht auf der Karte.

Das war es, das Gackt Hyde schenken wollte: einen freien Wunsch. Doch warum? Warum hatte er ihm nicht einfach irgendetwas aus blauem Glas geschenkt? Oder hochwertigen Sake, oder etwas Schönes, das er irgendwo entdeckt hatte, ein Schmuckstück vielleicht. Etwas Normales, das allein dadurch, dass es von Gackt kam, etwas Besonderes war. Doch ein Gutschein ohne Grenze, ohne Anhaltspunkt - es verlagerte Gackts Aufgabe, sich für etwas zu entscheiden, auf Hyde. Als wollte er testen, wie er reagieren würde. Als wollte er herausfinden, was er sich am meisten wünschte.

Dabei stand die Antwort auf diese Frage bereits auf der Karte selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Earu
2008-12-19T22:11:01+00:00 19.12.2008 23:11
Hui, war das erste Kapitel nicht noch aus der Ich-perspektive geschrieben? °°
Der Wechsel kam etwas verwirrend.

Dafür is der Schluss umso goldiger. Sie lieben siiiiiiiiich x3
Gott, dieser eine Satz da, dass Hydes Wunsch schon auf der Karte steht, is so niiiiieeeedlich *_*
Aber sie dürfen es nicht ><
Ich rieche Drama und das is gut so! XD
*weiterles*


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