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Des Helden schlimmster Feind

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Des Helden schlimmster Feind
 

Er war gereizt. Wütend. Entsetzt wäre auch ein Ausdruck für den Gemütszustand, in dem er sich momentan befand. Es gab Dinge, die … die sich nun wirklich nicht gehörten, die so surreal waren, dass man sie nicht fassen konnte. Dinge, die einfach ganz furchtbar unfair waren.
 

Cloud Strife, der liebenswürdige Soldier erster Klasse aus der Nachbarschaft, der – seiner Haare wegen – von seinen Freunden immer wieder freundschaftlich als ‚Chocobohintern’ bezeichnet wurde, ja, er selbst, seines Zeichens einundzwanzigjähriger Löwe, Single und ‚Held Wider Willen’™, sah sich einem Feind gegenüberstehen, gegen den die gesamte Shin-Ra-Armee ein Fliegenschiss war:
 

Der Verkehrskontrolle.
 

„Haben Sie denn das Schild nicht gesehen?“, fragte der Infanterist mürrisch und sah Cloud finster an. Jedenfalls glaubte Cloud, dass er finster angesehen wurde – man konnte den Infanteristen so furchtbar schlecht unter die Helme schauen.
 

„Nein, ich habe das große Schild mit dem durchgestrichenen Chocobo da vorne nicht gesehen“, sagte er ruhig und zuckte mit den Schultern. „Tut mir ja auch sehr leid.“
 

„Ja, ja, das tut es allen.“ Das leise Klicken eines Stiftes erklang und Clouds Gegenüber kritzelte etwas auf einen Notizblock.
 

„Hören Sie“, begann Cloud langsam, „können Sie nicht vielleicht ein Auge zudrücken? Ich bin sehr in Eile.“
 

„Ja, ja, das sind sie alle.“ Der Stift setzte nicht ab. Im Gegenteil, er schien erst jetzt an Fahrt aufzunehmen.
 

„Nein, wirklich! Ich bin auf einer Mission, um die Welt zu retten!“
 

„Ja, ja, das sagen sie alle.“
 

Cloud fluchte unterdrückt und schüttelte den Kopf. Hörte der Typ ihm überhaupt zu? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wollte er ihn nicht hören. Verdammte Verkehrskontrolle, verdammter Midgar-Zolom, der Cloud so viel seiner wertvollen Zeit gekostet hatte, verdammter Chocobo, der nicht schneller laufen konnte, verdammter Sephiroth, der … hey, Moment. Das könnte ihn weiterbringen.
 

„Ich bin unterwegs, um den ehemaligen General Sephiroth aufzuhalten, der versucht, die gesamte Welt ins Unglück zu stürzen. Ich versuche, Menschenleben zu retten!“
 

„So viel Mühe scheinen Sie sich da aber nicht zu geben, Mister, wenn Sie unerlaubt auf einem Chocobo einher reiten. Falls es Ihnen nicht aufgefallen sein sollte, auf dieser Straße spielen auch Kinder!“
 

Ja. Toll. Aber um diese Tageszeit doch nicht. Da saßen sie sicherlich alle in ihren Zimmern und spielten ‚Soldat und Monster’, was – wenn man es genau betrachtete – viel gefährlicher war als Clouds Reittier.
 

Er griff fester nach den Zügeln des Chocobos und überlegte sich, ob er nicht einfach davonreiten sollte. Der Infanterist würde ihn auf keinen Fall einholen können und das Knöllchen würde damit automatisch verfallen.

Aber nein … Cloud war ein gesetzestreuer Bürger. Zumindest so gesetzestreu wie jemand sein konnte, der ungefragt in anderer Leute Häuser stürmte und sie ihrer Habseligkeiten beraubte – aber hey! Das diente einem guten Zweck! Wenn er Sephiroth besiegt und die Menschheit gerettet hatte, würden sie ihm mit Sicherheit dankbar sein! Also … wenn sie bis dahin nicht auf der Straße gelandet oder verhungert waren, weil Cloud ihnen ihr letztes bisschen Geld abgeknöpft hatte … aber das waren kleine unwichtige Nebensächlichkeiten, die einen Helden wie ihn nicht zu kümmern hatten.
 

„Würden Sie sich bitte beeilen?“, fragte er höflich. „Ich muss immer noch mein Schiff erreichen.“
 

„Je häufiger Sie mich unterbrechen, desto länger dauert es!“, kam die Antwort und schon kritzelte der Infanterist wieder auf dem Block herum. Ganz ehrlich? Cloud war sich sicher, dass er sich mit Absicht so viel Zeit ließ. Vielleicht schrieb er gerade seine Einkaufsliste oder etwas Ähnliches, nur, damit er Cloud ärgern konnte.
 

Unverschämtheit!
 

Der Stift stoppte und Cloud hegte schon die leise Hoffnung, jetzt endlich weiter zu dürfen, da … ging der Typ nur um den Chocobo herum und setzte den Stift an die Lippen. „Haben Sie für das Tier überhaupt einen Führerschein?“
 

„Bitte?!“ Das gab’s doch nicht wirklich! „Das ist ein Chocobo! Ein Tier! Für Tiere braucht man keinen Führerschein!“, versuchte er, seinem Gegenüber wild gestikulierend klar zu machen.
 

„Es ist ein Transportmittel und solche verlangen eine ordnungsgemäße Lizenz.“ Ein Nicken. Ein spöttisches Grinsen. „Ihrem Verhalten nach zu urteilen, nehme ich an, dass Sie keine Lizenz besitzen. Eine Marke vielleicht, die Sie als rechtmäßigen Inhaber des Tieres ausweist?“
 

Cloud schwieg. Nicht, weil ihm keine Antwort auf die Frage einfiel – oh, er hatte eine Antwort, und was für eine; aber die würde ihn wegen Beamtenbeleidigung noch einiges mehr kosten –, sondern, weil er innerlich langsam bis zehn zählen musste, um sich beruhigen und nicht einfach von dem Chocobo abzusteigen und den Infanteristen seinen dämlichen Block aufessen zu lassen. Er war gerade bei ‚Vier’ angekommen, da vernahm er die Worte „Unerlaubter Besitz“ und „Freiheitsberaubung eines Lebewesens“ und fing von vorne an.
 

Schließlich – endlich! – wurde der Stift in die Brusttasche der Uniform gesteckt und der Infanterist überreichte Cloud mit einem mehr als nur höflichen – und dementsprechend höhnischen – Lächeln einen Strafzettel.
 

Musste man erwähnen, dass die Summe sich in einem horrenden Bereich befand? Musste man nicht, oder?

Wieso hatte Cloud nur solches Pech mit Autoritätspersonen? Oder mit Männern im Allgemeinen? Alle schienen sie ihn zu hassen. Gut, bis auf Mukki und seine ‚Freunde’ aus dem Honey-Bee-Inn … aber daran wollte er wirklich nie wieder denken. Die waren ihm beim ‚Gruppenbaden’ nämlich ein bisschen zu freundlich geworden.
 

Wie auch immer, er nickte geknickt, als der Infanterist ihm sagte, dass er den Strafzettel bis zum Ersten nächsten Monats gefälligst zu bezahlen hatte. Dann erdreistete sich der Mistkerl, ihm eine angenehme Weiterreise zu wünschen – zusammen mit dem Worten „Ich hoffe, Sie erreichen Ihr Schiff noch.“
 

Was für ein Arschloch! Wie konnte er Cloud nur so verhöhnen? Darauf, dass der arme Kerl nur seinen Job tat, kam Cloud in seiner schlechten Laune überhaupt nicht; er war viel zu beschäftigt damit, sich auszurechnen, wie viele Monster, die durch die Gegend streiften und rein zufälligerweise Gil mit sich herumtrugen, obwohl sie mit Geld doch überhaupt nichts anfangen konnte, er zu erledigen hatte, um den Wisch zu bezahlen.

Es wäre natürlich einfacher, wenn er ihn einfach zerreißen und weiterziehen würde, denn den Chocobo würde er sowieso gleich freilassen und dann könnte ihm niemand mehr etwas nachweisen.

Aber das konnte er nicht tun. Er war ein Held. Leider.
 

Verdammt. Ein Held zu sein, war ganz schön mühselig. Hoffentlich sprang dafür nach dem Endkampf gegen Sephiroth etwas Wertvolles dabei heraus: Berühmtheit zum Beispiel. Reichtum. Eine wundervolle Zukunft zusammen mit Tifa und Aeris, die ihn mit Liebe und Zuneigung und Bewunderung überschütteten.
 

Aber bei seinem Glück würde er sich allerhöchstens eine tödliche Krankheit einfangen und gegen eine neue Horde an Sephiroth-Klonen kämpfen.
 

Hatte er schon ‚verdammt’ gesagt?
 

Wenn nicht, war jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.
 

Wobei … wie groß waren schon die Chancen, dass so etwas wirklich eintraf?

Sie lagen irgendwo bei Null, richtig?

Richtig?
 

~
 

Und die Moral von der Geschicht’:

Helden kommen und gehen, Verkehrsregeln tun’s leider nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  Rainblue
2011-09-03T18:57:32+00:00 03.09.2011 20:57
Genial!!! Wie du die ganzen "Final-Fantasy-Ungereimtheiten" durch den Kaffee gezogen hast.^-^ Einziges Problem: Du verursachst deinen Lesern damit Bauchschmerzen vor lachen...>-<
Von Anfang bis Ende eine Offenbarung! Danke, dass ich das lesen konnte.^-^ Und weiter so!

liebe Grüße
Von:  Dreaming_Lissy
2011-06-28T23:21:13+00:00 29.06.2011 01:21
Das Ende war ja mal richtig geil.
Wenn Cloud nur wüsste...

Ja, ja keinen Respekt mehr vor den guten alten Helden auf ihren Chocobos, die einfach in fremde Häuser gehen und immer genügend Zeit haben seelenruhig erstmal mit allen Einwohnern zu reden bevor sie überhaupt daran denken mit der Handlung fortfahren.
(Auch wenn es eigentlich um Leben und Tod geht)


Ne aber im ernst, guter Schreibstil, locker erzählt und echt mal ne gute Idee! Weiter so. ^.~
Von: abgemeldet
2011-04-23T23:22:39+00:00 24.04.2011 01:22
> [...] er war viel zu beschäftigt damit, sich auszurechnen, wie viele Monster, die durch die Gegend streiften und rein zufälligerweise Gil mit sich herumtrugen, obwohl sie mit Geld doch überhaupt nichts anfangen konnte, er zu erledigen hatte, um den Wisch zu bezahlen.

Danke dafür xDD
Endlich trifft es mal jemand auf den Punkt.

Und sogar Mukki findet Erwähnung! xD

Insgesamt - sehr unterhaltsam, das muss man sagen :>
Von:  sissyphos
2011-04-13T14:53:16+00:00 13.04.2011 16:53
lol
das war richtig geil xD ich musste gut schmunzeln...wie kommt man auf so eine parodie? :D egal wie, komm auf mehr davon!

super geschrieben, super idee
und...der arme cloud!!! xDD

lg
TDR :D
Von:  Vavarolf
2011-03-29T23:39:10+00:00 30.03.2011 01:39
süß ^^ hat mir gefallen und war mal schön etwas leichtes zu lesen ^^
Von:  -Catayane-
2011-03-25T14:32:04+00:00 25.03.2011 15:32
Ich kann meine ganzen Gefühle in einem Satz zusammenfassen:
Ich habe Tränen gelacht XD
Von:  Niela_DeAhrel
2011-03-22T23:01:32+00:00 23.03.2011 00:01
Oh ja, die Bürokratie... gerade heute hatte ich auch ein Knöllchen in der Post... allerdings ohne Chocobo! xD
Armer Cloud wir fühlen mit dir.

Dein sarkastisch-zynischer Erzählstil ist klasse. Die FF hat nmich königlich amüsiert. ^^
Von:  Kadan
2011-03-21T15:45:09+00:00 21.03.2011 16:45
Genial, mehr kann man dazu nicht sagen xD
Grandios, ich musste so lachen!

*gleich in die Favos pack* =^-^=
Von:  Khirani
2011-03-12T21:01:50+00:00 12.03.2011 22:01
>> Aber bei seinem Glück würde er sich allerhöchstens eine tödliche Krankheit einfangen und gegen eine neue Horde an Sephiroth-Klonen kämpfen.
Wobei … wie groß waren schon die Chancen, dass so etwas wirklich eintraf?
Sie lagen irgendwo bei Null, richtig? <<

Geil, richtig und absolut hammermäßig geil!
Hab mich selten so eins abgelacht und kann Clouds halben Nervenzusammenbruch richtig nachvollziehen^^
Und dann *das* am Ende...
Oh, Gott, wenn der wüsste... o.O *auf FF7:AC deut*
[Aber wahrscheinlich hat er's jetzt verschrien xD]
Ich beneide ihn nicht!!

Aber mal eine richtig gute Parodie, hat Spaß gemacht, das zu lesen!
LG, Khirani
Von:  Xaris
2011-03-05T18:38:48+00:00 05.03.2011 19:38
Woah, ich liebe deine Storys! *o*
Dieser One-Shot ist zu geil xDDD Du hast dir das YUAL wirklich verdient! =)


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