Ob wir uns wieder sehn...
Heute schon nen Wolf geküsst?
1. Kapitel: Ob wir uns wiedersehn?
Mittlerweile waren wir bestimmt schon zwei Stunden hier. In der Bar roch es nach billigem Fusel und der Zigarettenqualm in dieser Spelunke, hätte wahrscheinlich auch dafür gereicht ganz Detroit an Lungenkrebs sterben zu lassen.
Ich wusste nicht mehr genau, wie meine beste Freundin Celine mich eigentlich dazu gebracht hatte sie und zwei unserer Arbeitskollegen, Dan und Mike, hierher zu begleiten. Irgendwie hatte ihr, Welpenblick mal wieder seinen Zweck erfüllt und bevor sie auch noch angefangen hätte Krokodilstränen aus ihren Augen zu quetschen, hatte ich zugestimmt sie zu begleiten, nachdem sie mir ein halbe Ewigkeit lang vorgeworfen hatte, dass ich sie mit zwei Männern alleine in eine Bar gehen lassen wollte.
Naja so war Celine nun mal, 23 Jahre alt, aber im Geiste nicht älter als 12.
Aber so habe ich sie kennen und wie ich mir selber immer wieder eingestehen muss, auch lieben gelernt.
„Hay Lu, was ist los du wirkst etwas…naja wie soll ich sagen…weggetreten“, wurde ich von Mike, der links von mir saß, angesprochen.
Mike war eigentlich ein ganz Netter. Meine Mutter meinte früher immer, ich solle bei Kerlen nicht aufs Äußere achten, denn die meisten Schönlinge wären im Inneren Arschlöcher.
Nun ja Mikes Charakter war wirklich vorbildlich, nur, wenn man ihn ansah und das kurz geschorene, blonde Haar und diese Segelohren entdecken musste, die einem fast entgegen springen, dann seine schiefe Nase, die den Eindruck machte, als wäre sie bereits mehrere Male gebrochen gewesen, nun ja, dann musste man einfach an einen Autounfall denken. Zumindest erinnerte sein Gesicht daran.
Seit Mike mir mal seine Liebe gestanden hatte, bin ich ziemlich vorsichtig im Umgang mit ihm geworden. Gott bewahre, sonst denkt er noch, ich würde genauso fühlen, wie er.
„Oh sorry war bloß in Gedanken. Was ist denn? Hab ich was verpasst?“
Dan und Celine sahen mich an, als wäre ich ein Geist und ich begann langsam zu begreifen, dass ich wohl wirklich etwas Wichtiges verpasst haben musste.
„Ja was denn jetzt?“
Plötzlich räusperte sich jemand neben mir.
Ich drehte meinen Kopf nach rechts und musste wohl ziemlich verdutzt dreinschauen, denn der Mann, der neben mir stand und auf mich herab sah, hatte ein recht amüsiertes Grinsen aufgesetzt.
Ich schätzte ihn auf ca. die 25, mit kurzen modern gestylten braunen Haaren und grauen, ja fast schon quecksilberfarbenen Augen.
Sein Gesicht war einfach, was sollte ich sagen…Wow.
Genau so, wie sich jede Frau den perfekten Mann vorstellen würde.
Markantes Kinn, hohe Wangenknochen, eine grade ebenmäßige Nase und volle Lippen.
Er musterte mich ebenfalls und schien wohl zufrieden mit dem zu sein, was er sah, denn er schenkte mir ein hinreißendes Lächeln, als er mir wieder in die Augen sah.
„Ehmm… entschuldigen sie, falls ich stören sollte, aber sie haben ihre Tasche drüben an der Theke vergessen.“
Ich hatte was???
Oh Gott, wenn Vergesslichkeit fliegen könnte, dann wäre ich wahrscheinlich ein Satellit.
„Oh wirklich? Es ist echt nett, dass sie mir Bescheid sagen. Wenn meine Kopf nicht angewachsen wäre, würde ich den wahrscheinlich auch vergessen.“
Er schenkte mir ein schiefes Grinsen und wollte noch etwas erwidern, aber da war ich auch schon aufgestanden. Das allerdings wurde etwas schwierig, da der Kerl sich keinen Millimeter bewegt hatte und ich nun zwischen ihm und dem Stuhl eingequetscht war und auf seine, nebenbei bemerkt ziemlich breite Brust starrte.
Ich schob den Stuhl ein wenig nach hinten, um von ihm weg zurutschen.
Ich sah ihn an und schenkte ihm ein zerknirschtes Lächeln. Als ich Anstalten machte, an ihm vorbei zugehen, um die Tasche von der Theke zu holen, hielt er mir diese auch schon unter die Nase.
„Oh da ist meine Tasche ja schon…“
Mehr bekam ich mal wieder nicht zu standen und betete, dass mir nich noch so ein super intelligenter Spruch einfallen möge.
„Ja so sieht’s aus. Sie hat Sie so doll vermisst, da hab ich mir `nen Ruck gegeben und sie zu ihrer Besitzerin zurück gebracht.“
Er redete über meine Tasche als wäre sie ein Hund!?
Aber wahrscheinlich lag das bloß an dem dämlichen Spruch, den ich zuvor losgelassen hatte.
Ich nahm ihm meine Tasche aus der Hand und sah wieder hoch in sein Gesicht, was sich ebenfalls als nicht ganz so einfach herausstellte, da er direkt vor mir stand und eine Körpergröße von mindestens 1,90m aufwies.
Da hatte ich sowieso nichts zu melden, mit meinen mickrigen 1,65m.
„Danke das war wirklich nett von Ihnen. Dürfte ich vielleicht erfahren, wie der Retter meiner Tasche heißt?“
Der Kerl, dessen Name ich immer noch nicht kannte, reichte mir seine Hand und grinste wieder ein schiefes Grinsen. Ich ergriff sie.
„Ich bin Blake Senders und mit wem hab ich das Vergnügen?“
„Oh ja stimmt. Ich bin Luana Grey und…“, ich zeigte auf die anderen am Tisch,„…das sind meine Freunde Celine, Mike und Dan.“
Celine sprang sofort auf und streckte ihm ihre Hand entgegen.
Er schaute zwar erst überrascht, nahm sie aber doch an und richtete an alle ein:„Hay“, das von den anderen erwidert wurde.
Dann drehte er sich wieder mir zu.
„Tja also dann. Es war mir ein Vergnügen. Ich muss langsam los, muss morgen früh raus. Vielleicht trifft man sich ja noch mal irgendwo. Bis dann.“
„Ja vielleicht. Sagt man nicht man trifft sich immer mehrmals im Leben?“
Er zwinkerte mir noch mal zu, drehte sich dann um und schlenderte schließlich aus der Bar.
Ich sah ihm noch kurz hinterher und drehte mich dann wieder zu meinen Freunden um.
Als ich mich wieder setzte, war Celine die erste, die mich mit Fragen bombardierte.
Da konnte ich mir dann Sachen wie: „Warum hast du nicht nach seiner Nummer gefragt?“, oder „Findest du nicht auch, dass der total heiß war?“ anhören.
Dan und Mike hielten sich geflissentlich zurück, denn sie konnten anscheinend sehen, dass ich nicht richtig aufnahmefähig war.
Das war ein wirklich komisches Treffen.
Aber irgendwie war der Kerl interessant gewesen. Er wirkte nicht wie einer dieser Aufreißertypen, die nur auf `ne schnelle Nummer aus waren.
Was dachte ich da eigentlich?
Ich wusste schließlich noch genau, was das letzte Mal passiert war, als ich einen Mann näher an mich rangelassen hatte.
Ich hatte ihm nach einigen Monaten, nachdem er mir immer wieder beteuert hatte, wie sehr er mich doch lieben würde gebeichtet, dass ich eine Hexe war.
Erst wollte er mir nicht glauben, aber nachdem ich ihm eine kleine Vorführung geliefert hatte, sah er mich einen Augenblick geschockt an und nahm so schnell wie nur möglich Reißaus. Die Wochen danach waren die schlimmsten meines Lebens gewesen, geprägt von der Angst, er könnte mein Geheimnis verraten.
Aber dem Anschein nach, hatte ihn mein kleines Kunststück zu sehr beeindruckt und er hatte ebenfalls aus Angst keinem davon erzählt. Möglich war natürlich auch, dass ihm einfach keiner geglaubt hatte.
Die einzige, die mein Geheimnis kannte und nicht vor mir weglief, war Celine. Allerdings wahrscheinlich auch nur, weil wir uns kennen, seit dem wir Teenager waren.
Aber trotzdem war ich total froh darüber eine Freundin wie sie zu haben.
Nachdem wir noch eine halbe Stunde in der Kneipe gesessen und noch viel gelacht hatten, bezahlte Mike. Das führte zu einigem Gemecker unsererseits, er ließ sich aber letztendlich doch nicht davon abbringen. Danach fuhr Celine mich noch bis vor meine Haustür.
Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, sagte gute Nacht und stieg aus dem Auto.
Als ich endlich in meinem Loft ankam, schaltete ich erstmal das Licht rechts an und schmiss meine Jacke plus meine Tasche rechts von mir, vor die Kleiderhaken.
Ich ging, links an meiner apfelgrünen Küche vorbei, dann rechts an meinem Wohnbereich, in dem eine beige Eckcouch, davor ein dunkelbrauner Couchtisch und ein Vitrine standen. Daneben wieder rum befand sich mein Fernseher.
Ich watschelte auch an meiner großen Palme vorbei und lief auf die Treppe zu.
Da ich in einem Loft wohnte, waren die Decken ziemlich hoch und so war über der Küche und der Ecke, in der mein PC und meine Arbeitssachen untergebracht waren Platz für eine Galarie, gleichzeitig mein Schlafzimmer. Ich trottete also die Treppe hoch und kam endlich zu meinem Schlafbereich.
Ich schnappte mir meine Schalfsachen, die aus einem zu großen T – Shirt und einer Panty bestanden und latschte wieder nach unten ins Bad.
Wenn man durch die Tür kam, war rechts direkt das Waschbecken und daneben die Toilette.
Gegenüber davon war die Dusche in der Ecke und davor stand noch eine Badewanne.
Alles in schönem Orange - und Rottönen gehalten.
Ich zog meine Klamotten aus und stieg unter die Dusche.
Als ich endlich unter dem angenehm warmen Wasserstrahl stand, löste sich der ganze Stress des heutigen Tages von mir.
Ich hatte zuerst bis vier Uhr im Büro arbeiten müssen und dann hatte ich mich von Celine in diesen Schuppen schleppen lassen.
Naja so schlecht war das ja auch nicht gewesen, schließlich hatte ich eine nette Bekanntschaft gemacht.
Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um.
Ich stellte mich vors Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel.
Mir blickte eine 23 Jährige Frau entgegen, die ziemlich müde aussah, mit langem schwarzen Haar, das normalerweise stufig war, was man aber jetzt nicht sah, da es noch nass war. Ich sah die blauen Augen, die von langen, dunklen Wimpern umrandet wurden.
Meine Mutter hatte früher immer gesagt, sie könne den ganzen Ozean in meinen Augen sehen.
Ich hatte bis heute nicht ganz verstanden, was sie mir damit hatte sagen wollen, allerdings wusste ich, dass wir einander über alles geliebt hatten. Ich für meinen Teil tat das natürlich immer noch und das war das einzig wichtige.
Ich sah wieder in den Spiegel und erblickte eine Stupsnase und einen kleinen Mund, mit vollen Lippen.
Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass ich ganz hübsch war. Doch Schönheit war meiner Meinung nach etwas anderes.
Ich weiß auch nicht, es lag wahrscheinlich daran, dass ich meinem Vater so ähnlich sah.
Ich hatte nie viel Kontakt zu ihm gehabt, aber meine Mutter hatte mir oft Bilder von ihm gezeigt.
Er wollte nie wirklich was von mir wissen, selbst als meine Mutter gestorben war, hatte er mich lieber in ein Heim gesteckt, als sich um mich zu kümmern.
Wer will schon wie jemand aussehen, der einen nicht haben wollte?
Nur daran zu denken ließ mich traurig aber auch wütend werden und in meine Hals bildete sich ein Kloss. Schnell schüttelte ich den Kopf und dachte an etwas anderes.
Ich rubbelte mir anschließend noch die Haare leicht trocken und zog dann meine Schlafsachen an.
Anschließend ging ich wieder hoch und ließ mich in mein angenehm weiches Bett fallen.
Ich deckte mich bis zum Kinn zu und dachte noch einmal an den Abend.
Ob ich diesen Blake noch einmal wieder sehen würde?
Kurz darauf schloss ich schon die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Hoffe es hat euch gefallen.......
Würd mich total über Kommis freuen......
Egal ob ihr was Auszusetzen habt oder sonst was......
Ich will mich ja schließlich verbessern........
LG Snow