Zum Inhalt der Seite

Eine Kekspackung

Ehemals "Wie man eine..."
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der erste Keks

Es war ein Montag; die Ärzte begannen gerade mit den Aufnahmen für ihr neues Album, was heißt: An diesem Montag spielten sie sich hauptsächlich irgendwelche Demos vor, sagten ab und zu Dinge wie „Dasunddas muss raus“, „Diesundjenes muss rein“ oder „Das muss soundso“ oder einfach solch interessante Worte wie „Geil“ bzw. „Mist“. Kurz gesagt, sie amüsierten sich.

Nachdem die drei etwa zwei Stunden mit oben beschriebener Tätigkeit zugebracht hatten, machte Jan alias Farin eine wirklich schockierend intelligente Bemerkung, einen Satz, der (obwohl er, streng genommen, gar kein Satz ist, da er ja nur aus einem Wort besteht, aber ein Wort von solcher Aussage, solcher Kraft, solchen Geistesreichtums, dass es durchaus als mehr als ein Satz gelten kann) noch von tausenden und abertausenden von Menschen zitiert werden sollte, ein allumfassendes Substantiv, dass sich durch Anhängen eines –n in ein Verb und durch streichen eines -e- und hinzufügen eines –rig sogar zum Adjektiv umwandeln lässt (mann wie toll), etwas, das niemals ein Menschliches Wesen von einer Nulpe wie Farin U. erwartet hätte.

Farin sagte: „Hunger.“

Bela, völlig überfordert von der Aussagekraft dieses Satzes, ließ vollkommen groggy seine Notizzettel fallen und fiel in Ohnmacht.

Farin sagte: „Hunger.“

Die Schallplatte, die Farin bis vor einigen Momenten noch in der Hand gehalten hatte, schien plötzlich zu bemerken, dass sie ein Gegenstand war, der nicht fliegen konnte, und fiel auf den Boden. Rod, verzweifelt über seine unbegabten Mitmusiker, knallte seinen Kopf resigniert auf den Tisch. Dabei rollte sein Stuhl etwa einen halben Meter zurück und zerstörte die Schallplatte, die Bela gehörte, welcher sie stets wie seinen Augapfel gehütet hatte.

Farin sagte: „Hunger.“

Rods Stuhl war nun so weit nach hinten gerollt, dass sein Kopf mit einem *Knall* vom Tisch krachte, Rod selber vom Stuhl fiel und der Stuhl (der übrigens in diesem Satz schon viel zu oft vorkam, ich weiß) mit einem *Whooooooosh* - *Peng* durch den Raum schoss und gegen die Tür knallte.

Farin sagte: „Hunger.“

Die drei gaben nun ein inzwischen doch recht amüsantes Bild ab: Auf dem Boden der ohnmächtige (sich aber mittlerweile wieder rührende) Bela, halb verdeckt von Noten und unfertigen Textentwürfen, daneben Rod, der in einer Art halbem Purzelbaum mit dem Hintern gegen den Tisch gelehnt dalag und leise stöhnte… Und Farin, der mittlerweile an seinem (übrigens schwarzen) T-shirt knabberte und leise „Hunger, Essen, Hunger, Essen…“ vor sich hinmurmelte.

Bela öffnete die Augen.

Das erste, was er wahrnahm, war seine zertrümmerte „Sex Pistols“- Platte auf dem Boden, limitierte Edition der sowiesoaufnahme von derundder Single oder ähnliches, und er kreischte auf. „AAAAARRRRRGGGGGHHHH!!! MEINE PLATTÄÄÄÄÄ!!! Ihr habt sie UMGEBRAAACHT!!! Warum habt ihr das getan???“ Mit Tränen in den Augen sah er zu Farin auf, dem einzigen, der noch auf seinem Stuhl saß, und jammerte ihn an, sodass dieser schließlich doch einmal aufhören musste, sein mittlerweile nur noch halb so langes T-shirt [*sabber*] zu verspeisen, und hoffnungsvoll fragte:

„Essen? Kekse?“

„Kekse? Essen?“

„Was is?“

Rod hatte es schließlich auch geschafft, sich aufzurichten, und versuchte, sich an der Unterhaltung zu beteiligen, was aber an seinem viel zu großen Wortschatz scheiterte, der neben „Essen“, „Hunger“ und „Kekse“ auch Wörter wie „F*****“, „V****“ und „Zombie“ beherbergte. Also entschloss er sich, der eintönigen Unterhaltung („Essen?“ „Kekse!“ „Hunger.“ „Hunger!“…) zu entfliehen und eine gute Tat zu tun, indem er den beiden ihre Drogen (sprich: Kekse) holte. Als er jedoch die Tür öffnete, um nach oben in die Küche zu gehen, sahen sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Der Flur war vollständig mit Untoten Zombies vollgestopft! Doch unser Rod hatte natürlich – wie immer – noch ein Ass im Ärmel:

Er packte die Liane, die (praktischerweise und in einem gewöhnlichen Hausflur) von der Decke herabhing, und schwang sich daran durch den Flur und die Treppe hinauf. Wie genau Rodrigo dies bewerkstelligen konnte, ist bis heute nicht bekannt, aber er ist schließlich ein „Drittelgott“, also kann er ja praktisch alles.

In der Küche angekommen, rettete er sich vor den ihn verfolgenden Zombies mit einem Bühnenreifen Matrix-Sprung (hihi) auf den Schrank, von dem aus er sich eine Tüte Kekse angelte und sich schließlich mit der göttlichen Matrix-Lianen-Methode (kurz MLM) aus den fängen der Zombies befreite und wohlbehalten vor ihrem Tonstudio ankam.

Mit aller Kraft drückte er die Klinke herunter.

Er zerrte daran wie ein Verrückter.

Er hielt sich irgendwie die Zombies vom Leib.

Die Tür ging nicht auf!

Rod bekam Panik.

Er zog und zerrte an der Tür. Hatten Farin oder Bela sie abgeschlossen?

Die Hand eines Zombies legte sich um seinen Hals.

„Rod, machst du diesen Lärm?“, drang Farins genervte Stimme von drinnen an sein Ohr.

„Lass…rein…hab…Kekse“, war das einzige, was Rod herauswürgen konnte, während der Zombie ihn fast erstickte.

Plötzlich wurde die Tür von innen aufgezogen.

Farin kam auf den ringenden Rod und den Zombie zu, schubste letzteren wie in Trance einfach zur Seite und –

Schnappte Rod die Kekse einfach weg.

„Hey, Farin! Die sind für…“

„KEEEKSEEE!!!“

Farin ging nun, die Kekstüte in der einen und Rod – so mehr oder weniger jedenfalls – in der anderen Hand, zurück ins Studio. Das letzte, was man hörte, war der freudige Aufschrei von Bela, als er die Kekse erblickte. Dann schlug die Türe zu.
 

Wir alle hoffen, dass die Ärzte mit ihrer Kekstüte glücklich geworden sind.

Der zweite Keks

Warum Farin Urlaub seine Solokarriere startete
 

Vor langer, langer Zeit hatte Farin Urlaub es sehr gut: Er spielte in einer erfolgreichen Band, war reich und hatte viele Fans. Diese kamen scharenweise zu den Konzerten, teilweise nur, um einmal das Grinsen des legendären Farin U. bestaunen zu dürfen. (Nun gut, dieser Teil war recht klein – aber was soll man machen.)

Doch nach acht Jahren wundervollen Banddaseins geschah etwas schreckliches: Die Band löste sich auf! Die Welt war erstarrt, Entsetzen breitete sich aus. Konnte diese Entscheidung endgültig sein?

Nein, sagte Campino.

Ja, sagten die ärzte.

Was soll man sagen, Campino gewann tausend Mark – Wette gewonnen.

Die Kurzfassung lautet: Da, wie es Wikipedia formulieren würde, bei „Jans“ „Zweitband“ King Køng „der kommerzielle Erfolg ausblieb“ (Tja, is halt ein Kommerzschwein, der Herr Urlaub), schrieb er einen mehrseitigen Brief an Bela B., in dem – in der Kurzfassung – stand, dass er mit den „ärzten“ wieder „Geld verdienen“ wolle. Ging dabei natürlich auch um ihre Freundschaft, die nicht zerbrechen sollte nach so langer Zeit, wir ham uns ja ewig net jesehn un so, schon klar. Genaueres ist nachzulesen in der Biographie „Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf“, das sie meistens bei Thalia haben, auf Seite… Moment… *blätter*… sagen wir mal 158 bis 179. Dort ist der Brief auch abgebildet, aber blöderweise hat der Farin eine ziemliche Sauklaue… aber klar, das ist alles nur wegen Briefgeheimnis und so…

Zitat Bela: Ich fühlte mich völlig frei. Und dann kam plötzlich ein Brief von Farin.

Tja, Mr Felsenheimer, aus ist’s mit dem schönen, freien Leben! Aber kehren wir zurück zur Geschichte.

Farins Brief blieb natürlich nicht unbeantwortet und früher oder später stimmte Bela der Wiedervereinigung der „die ärzte“ zu. Sie engagierten als neuen Bassisten Rodrigo Andres Gonzales Espindola, der eigentlich überqualifiziert, aber irgendwie der Einzige war, der in Frage kam. So entstanden die ärzte neu, landeten weiterhin viele Erfolge und sind bis heute eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Im Jahre 2001 jedoch begann Farin zusätzlich zu den „die ärzte“ eine Solokarriere. Wer kennt sie nicht: Endlich Urlaub, Am Ende der Sonne, FURT Livealbum of Death, wer kennt nicht Fischi, Satans Tochter Nessie, Celina, Cindia, den Mann mit der Posaune und all die anderen? War diese Solokarriere das Ende der „die ärzte“?

Natürlich nicht.

Der 21. Juni 2002: 35.000 Zuschauer. 70.000 Hände. 15 Jahre. Netto.

Nur ein Beispiel. Ich werde mir nicht die Mühe machen, sämtliche Höhepunkte der „die ärzte“ aufzuzählen. Ihr würdet euch irgendwann entschließen, eure Tastatur in den Bildschirm zu rammen und ab sofort immer, wenn ihr das Wort „ärzte“ hört, schreiend aus dem Raum rennen.

Kurz und gut, dies ist die ungefähre Geschichte der besten Band der Welt.

So, wie wir sie kennen.

Doch was hat es wirklich mit der geheimnisumwobenen Solokarriere des netten Herrn Urlaub auf sich?

Weshalb existiert sie überhaupt?

Sollten die Aussagen des Großen Bloden der Wahrheit entsprechen? Hat er diesen Weg wirklich nur eingeschlagen, um neue Herausforderungen zu erleben und andere Musikstyles zu testen?

Sicher nicht.
 

Tritt ein, lieber Leser, und ich werde dir die wahre Geschichte erzählen.
 

Alles begann mit der Trennung der „die ärzte“. Um genau zu sein, an dem Tag, an dem Bela B. ebendieser zustimmte.

Es hatte Farin schon einiges an Entschlusskraft gekostet, sie vorzuschlagen. Nun hatte Bela zugestimmt. Das Ganze war beschlossene Sache. Ich nehme an, jeder kann verstehen, dass Farin der Umstand, dass seine glorreichen Jahre gezählt waren, leicht depressiv stimmte. Doch Farin Urlaub, der Kontrollsüchtige, grinsende Verreiser, tat nicht das, was andere Menschen in dieser Situation getan hätten. Er sperrte sich nicht zu Hause ein und betrank sich. Er nahm keine Drogen.

Vielleicht wäre es besser gewesen, ebendies zu tun.

Nein, Farin Urlaub ging nach Hause, nahm sich ein gutes Buch und futterte sich durch Berge von Vollmilchschokolade.

Na und?

Und weiter?

Und darüber hinaus?

Darüber hinaus süßte er seinen Kamillentee nicht – wie sonst immer – mit Süßstoff. Er brauchte stärkeres.

Zucker.

Dämmert es dir, lieber Leser? Wenn nicht, lass es mich dir erzählen.

Kannst du dir vorstellen, was Farin Urlaub auf seiner sich der Trennung anschließenden Reise ununterbrochen tat?

Was er während der gesamten Trennungszeit der besten Band der Welt tat?

Richtig.

Schokolade.

Zucker.

Sieben Tage die Woche.

Vierundzwanzig Stunden am Tag.

Welche Folgen hat so etwas?

Sicher, der gebildete Leser wird nun fragen: Wieso hat Farin in all den Jahren kaum mal ein Kilo zugelegt? Aber ihr werdet mir zustimmen, wenn ich sage: Es gibt eben Menschen, die werden nie dick. Und es sind ebendiese Menschen, die uns Andere täglich in den Wahnsinn treiben.

Doch trotz des seltsamen Stoffwechsels des Herrn U.: Diese Zeit hatte ihre Auswirkungen. Nicht auf seine Figur.

Nein.

Auf seine Zähne.

Welches Kind kriegt nicht bis zum zehnten Lebensjahr gepredigt: Putz dir die Zähne, sonst gehen sie kaputt?

Genau das passierte nun mit dem legendären Farin-Urlaub-Grinsen.

Habt ihr es nicht bemerkt? Seht ihr nicht das kleine Schwarze Loch in Farins linkem Schneidezahn, das man auf Pressefotos der Zeit zwischen 1989 und `93 langsam größer werden sieht? Farin bemerkte es nicht. Ihm war zu dieser Zeit – dies erkennt man auch deutlich an seinen damaligen Frisuren – so ziemlich alles egal.

Welch ein Fehler!

Nun, es kam, wie es kommen musste: Farin Urlaubs Gebiss löste sich langsam, aber sicher auf.

Als er es bemerkte, war es bereits zu spät. Sein 90-Zähne-Grinsen war nicht mehr zu retten. Auf einer seiner folgenden Reisen ließ er sich von einem illegalen, aber hochqualifizierten Kieferorthopäden und Prothesenhersteller seine Zähne auf den 1000stel Millimeter genau nachbilden. Sein Aussehen war gerettet. Doch wohin damit? King Køng war quasi Geschichte, wo sollte er noch Geld verdienen? Es blieb nur eine Chance: Bela. Die Ärzte. Ein Neuanfang.

Wir alle wissen, dass es funktioniert hat.

Doch kaum jemand weiß, dass es nicht genug war.

Gegen 2000 stellte Farin fest, dass seine Gebissprothese bröcklig wurde. Panisch rief er den Hersteller an: Eine Lösung musste her! Der gute Mann versprach, ab sofort jedes Jahr zu kommen und Farins Gebiss zu warten.

Dies allerdings natürich nicht für lau.

Ja, lieber Leser, dies ist der Grund dafür, dass Farin U. seine Solokarriere startete: Er braucht das Geld! Er sitzt in der Schuldenfalle! Er droht, seine Zähne zu verlieren, wenn er nicht alle naselang ein neues Album herausbringt!

Ich hoffe, ich habe dich nicht in ein zu tiefes Loch gestürzt. Doch meine Leser sollen die Wahrheit erfahren! Ich kann nicht untätig herumsitzen, während Farins treue Fangemeinde sein Grinsen anhimmelt, das doch so gefälscht ist! Es macht mich todunglücklich, die nichtsahnenden Menschen zu sehen, die ihm Liebe und Verehrung zollen, und alles nur wegen eines nachgebildeten Gebisses! Also, lieber Leser, falls du bis hier durchgehalten hast: Falle nicht auf ihn herein. Er ist ein großartiger Musiker, doch glaube ihm nicht, wenn er dich mit seinen neunundneunzig Zähnen zu blenden versucht! Lass dich nicht betrügen!

Mit diesen Worten verabschiede ich mich von dir. Bitte nimm meine Warnung zur Kenntnis – sie könnte dir eines Tages von Nutzen sein.

Der dritte Keks

Gonger
 

„Farin…“

Farin blinzelte, im Halbschlaf sah er auf zu seinem zerzaust und verschlafen aussehenden Drummer.

„Www… Wasnlos?“

„Farin… Da war ein Gonger bei mir.“

„Bela…“

Stöhnend fuhr sich Farin mit einer Hand durch die Haare. Wieso muste er es eigentlich immer ausbaden, wenn Bela mal wieder gesoffen hatte und den Anschluss an die Realität verlor? Er brachte ihn nach Hause, er besorgte ihm Schmerztabletten, er schleifte ihn unter die Dusche, wenn Bela mal wieder mit Mageninhalt besprenkelt war, er rettete ihn vor nahenden Prügeleien mit Männern, die die Ausmaße der Klitschko-Brüder hatten.

„Gonger gibt es nicht. Leg dich wieder hin und schlaf endlich deinen Rausch aus, ich bin nicht deine Mutti.“

Bela biss sich auf die Lippe. Er wusste ja, dass er auf Farin unglaubwürdig wirken musste – war er doch diese Nacht schon wieder hackevoll von seinem Bandkollegen nach Hause geschleift worden. Und er wusste auch, dass er in diesem Zustand schon so einigen Murks von sich gegeben hatte – dass Rod einen schwarzen Rüschenrock mit pinken Rosen trug, dass Farin ein Kannibale war oder dass ein gewisser DiNozzo (wer auch immer das war) sich gern von seiner Freundin verprügeln ließe. Auch die Theorie, er selbst habe mit einem Strauß ein Eis gegessen, war schon dabei gewesen.

„Doch, gibt es! Ich habe ihn gesehen… er sah aus wie… Sahnie…“

„Ah ja. Und, wie hast du dich so gefühlt, als dieser Sahnie-Gonger vor dir stand?“

Bela, ganz verwirrt über die ungewöhnlich vernünftige Frage, antwortete perplex:

„Öhm… ich hatte Angst und… Farin, wir müssen fliehen!“

Zufrieden ließ Farin sich zurück in die Kissen sinken.

„Na also. Ich hab bei Wikipedia gelesen, dass man beim Anblick eines echten Gongers keine Angst empfindet, sondern nur tiefe Trauer. Das kann also gar kein Gonger gewesen sein.“

„Aber meine… Moment, Farin, wieso zur Hölle ließt du bei Wikipedia etwas über Gonger?“, fragte Bela verwirrt. Seit wann trieb Farin sich denn im Internet herum? Farin seinerseits wurde leicht verlegen und begann, herumzudrucksen.

„Och, öhm… also, das war… nur so eben. Was wolltest du sagen?“

Bela, der durch das viele Verwirrtsein schon fast vergessen hatte, dass er geschockt von der Erscheinung war, begann wieder zu keuchen und riss erneut die Augen auf.

„Es muss aber ein Gonger gewesen sein! Mein Bett ist nass!“ Farin, der schon wieder auf dem Weg ins Reich der Träume war, murmelte im Halbschlafetwas wie „Verfluchte Bettnässer…“, fuhr jedoch im nächsten Moment mit alarmiertem Gesichtsausdruck hoch, um Bela aus entzürnten, wütend funkelnden Augen anzustarren. Als er sprach, war seine Stimme eisig und er klang, als würde er jeden Moment jemanden – und wir wissen, wer als einziger zu diesem Zeitpunkt in seiner Nähe war – erwürgen wollen.

„Bela… Sagtest du gerade, dein Bettt ist nass?“

„Ja, aber das war der Gonger! Es war Salzwasser, das hinterlassen Gonger in den Betten ihrer Opfer!“

Farins Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Seine rechte Hand grapschte nach dem Kragen von Belas T-Shirt, er stand auf und zog Belas Gesicht so nah an seines, dass dieser Farins Nasenhaare hätte zählen können, wenn er gewollt hätte. Dann zuckte er zusammen und beschränkte sich darauf, Bela etwa einen halben Meter von sich entfernt zu würgen. Bela hatte Mundgeruch.

„Hör mal. Erstens: Gonger gibt es nicht. Zweitens: Dass dein Bett nass ist, liegt offensichtlich NUR an dir. Und drittens: DAS WAR NICHT DEIN BETT, VERDAMMTE SCHEISSE! DAS WAR MEINE COUCH!“

Belas Pech war, dass Farin durch seinen Beruf als Sänger und – vor allem – Rockstar extrem gut ausgeprägte Stimmbänder hatte. Oder anders ausgedrückt: Farin konnte vier Stunden am Stück brüllen, ohne auch nur einmal leise zu werden. Zugegeben, diesmal war er gerade erst geweckt worden und unvorbereitet, und dies hatte durchaus seinen Effekt. Genau 32 Minuten und 13,4 Sekunden, nachdem er angefangen hatte, wurde seine Stimme um genau 0,00014 db leiser. Dieser plözliche Schwächeanfall ließ Bela Hoffnung schöpfen, doch Farin brüllte ungehindert drei Stunden, 28 Minuten und 47,6 Sekunden weiter. Was er brüllte, klang in etwa so(nicht jugendfreies, Verfassungsfeindliches, Gewaltverherrlichendes, misanthropisches etc. wurde zensiert):

„*************************************************

*************************************************

*************************************************

*************************************************

*************************************************

*************************************************

*************************************************

*************************************************!“

Bela wurde unter Farins Blick (und dessen Gebrüll) immer kleiner und hoffte nur, dass es bald vorbei sein würde. Als Farin mit Brüllen fertig war, machte er mit schreien weiter, um schließlich – nach einer Zeit, die etwa fünf Windows-Minuten entspricht – auf randalieren und zetern herunterzukommen. Nachdem er alles abgearbeitet hatte, was Thesaurus zu dem Suchbegriff „schimpfen“ zu bieten hat, war es Morgen und Bela wieder vollkommen nüchtern geworden. Er beendete seinen Fertigmachmarathon mit einem:

„HAST DU DAS JETZT VERSTANDEN?“, wobei er den mittlerweile auf eine Größe von etwa 60cm geschrumpften Bela schüttelte, bis dieser ein mittelschweres Schleudertrauma hatte. Der Mini-Drummer, der inzwischen zitterte und sich wünschte, der Gonger hätte ihn gefressen, wimmerte leise ein „Ja…“

„Super.“ Plötzlich wieder vollkommen fröhlich, ließ Farin Bela los und sich selbst auf sein Bett zurückfallen. „Dann ist ja alles klar, ich leg mich mal wieder hin… Du hast mir dann bis morgen ein neues Sofa besorgt, okay?“ Bela „flutschte“ wieder auf seine normale Größe zurück und wagte es, sich neben Farin zu setzen. Derartige Ausbrüche waren selten, aber durchaus normal für Farin. Er brüllte runde zehn Stunden, dann war die Luft raus und der Gitarrist super drauf. Trotzdem jagte er Bela immer wieder eine Heidenangst ein.

„Okay…“, murmelte er, immer noch leicht angeschlagen von Farins Brüllattacke.

„Ähm, gut… Wieso warst du noch einmal hier?“

„Ähm, der… Der Gonger…“

„Ach, der! Naja, wir waren uns doch einig, dass da unten niemals ein Gonger war, oder?“

Zustimmend nickte Bela. Ob „sich einig sein“ dasselbe war wie „zu Tode gebrüllt werden“, war ja eigentlich unwichtig.

„Na also. Dann dürfte ja wohl klar sein, dass das nichts anderes war als ein stinknormaler Zombie. Und dass der wie Sahnie aussieht, ist ja ganz normal, der hat eben Spaß daran, sich spontan als Idiot zu verkleiden…“

Belas Augen sahen aus, als wollten sie ihm aus dem Kopf fallen. Farin hob eine Augenbraue. Offenbar kam Bela nicht ganz mit.

„Hey, Bela! Zombie, nix Gonger! Keine Panik, immer schön den Anhalter lesen!“

Das war zu viel für Bela. Seine Augen verdrehten sich, seine Lider flatterten und ehe Farin „Barbara saß nah am Abhang“ sagen konnte (was er natürlich nicht tat), lag ein ohnmächtiger Bela neben ihm. „Waschlappen“, murmelte er und kippte Bela ein Glas Wasser übers Gesicht, das er noch in seiner Hosentasche gehabt hatte. Dieser spuckte, röchelte und erstickte kurz, ehe er Farin anblickte, sich an das Geschehene erinnerte und beinahe wieder ohnmächtig wurde. Farin packte ihn jedoch rechtzeitig, stellte ihn wieder aufrecht auf den Boden und bugsierte ihn zur Tür. „So, der kleine Dirk geht jetzt schön brav wieder zurück auf’s Sofachen und schläft weiter. Süße Träume!“ Mit diesen Worten schubste er Bela aus seinem Schlafzimmer und schloss die Tür. Müde legte er sich zurück in sein Bett und schüttelte den Kopf. Hatte Bela ihm den Kram mit dem Zombie tatsächlich abgenommen? „Dem kann man ja echt alles erzählen, der glaubt es einem auch noch…“, murmelte er, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen.
 

Bela indes wanderte zurück in Farins Wohnzimmer und entledigte sich zeitgleich einiger unwichtiger Kleidungsstücke. Der Zombie, der im Flur herumgammelte, entschuldigte sich noch für das nasse Sofa und sein albernes Aussehen, dann legte auch Bela sich hin und schlief beruhigt ein.
 

An dieser Stelle endet die Geschichte. Die Träume der beiden Hauptfiguren werden nicht wiedergegeben, denn sie handelten von Dingen, die der normale Mensch nicht wissen will. Nur soviel: der Zombie, der wie Sahnie aussah, sammelte Belas Kleidung ein und fand darin unter anderem ein… aber das ist eine andere Geschichte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (13)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-01-26T20:27:50+00:00 26.01.2009 21:27
geilgeilgeil!!!! am besten ist "******[...]****!"
Von:  Joanne-Lilian_Jannis
2009-01-25T14:04:54+00:00 25.01.2009 15:04
*totlach* ach mensch du bist einfach super!^^
Von: abgemeldet
2008-12-26T16:51:07+00:00 26.12.2008 17:51
Geil, echt! Die Kekstüte fand ich.... nett... aber jetzt nicht sooo die Biómbe... aber das hier! Hammer! Würd ich nicht liegen, wäre ich wohl vor lachen umgefallen ^^ Freu mich auf die nächste Wahrheit....

P.S.: Was hats eigentlich mit Belas Solokarriere auf sich?
Von:  dadgrin
2008-12-16T20:08:27+00:00 16.12.2008 21:08
xD ein mysterium mehr gelöst
Farin du bist entarnt!!! komm raus und stell dich wir wissen bescheid xD!!

herrlich bescheuert ich kann mimifuzzy nur zustimmen
mehr mehr mehr davon davon davon!!!
Von:  dadgrin
2008-12-16T20:06:30+00:00 16.12.2008 21:06
xD ich komm ausm lachen nich mehr raus ^^ mehr kann ich dazu gar nich sagen, sowas von geil xD
Von: abgemeldet
2008-12-13T12:57:40+00:00 13.12.2008 13:57
* vor lachen fast vom Stuhl kipp*
Danke danke dass du´noch mehr Schwachsinn produtziert hast!^^
Genauso muss es sein. Bitte nooooch mehr- ich werde süchtig. Wer braucht schon Drogen wenn er SOLCHE Geschichten zu lesen bekommt ^^
Farins Verhalten erinnert mich an meine Wenigkeit: Schokolade essen bis zum Umfallen! Nur leider nehme ich dabei zu....* schmoll*

Vive la Schwachsinn!!!
Von: abgemeldet
2008-12-13T10:56:29+00:00 13.12.2008 11:56
omg xDDDD

das hier is so herrlich bescheuert xDDDDDDD
ich weiß echt nich was ich dazu schreiben soll...
auf jeden fall freu ich mich schon auf das die nächste wahrheit deinerseits xD

mimken =)
Von: abgemeldet
2008-12-12T19:52:00+00:00 12.12.2008 20:52
Ach du Schande is das Gaîl!!!!!!! XD
Das beste was ich seit langem gelesn hab!!
Einfach total klasse^^

pure Sinnlosigkeit und Kekse sind doch immerwieder toll *_*

BITTEEE mehr BITEEE!!!!!!!

lg Das FURTqripple =)

Von: abgemeldet
2008-12-12T19:51:01+00:00 12.12.2008 20:51
Ach du Schande is das Gaîl!!!!!!! XD
Das beste was ich seit langem gelesn hab!!
Einfach total klasse^^

pure Sinnlosigkeit und Kekse sind doch immerwieder toll *_*

BITTEEE mehr BITEEE!!!!!!!

lg Das FURTqripple =)

Von: abgemeldet
2008-12-12T15:46:49+00:00 12.12.2008 16:46
Ich hab mich beömmelt vor Lachen.
Sinnlosigkeit kann einem echt den Tag retten ^^ Dankeschön!

Das ist der hammer. Zum Totlachen^^
Mehr Kekse und mehr solcher Geschichten bitte.....


Zurück