Zum Inhalt der Seite

Harry Christmas Everyone

Weihnachts-One-Shot-Sammlung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Was hätte sein können

A/N: Eigentlich hat Lanee sich ja eine Fortsetzung zu „Ein Kinderspiel“, einer anderen weihnachtlich angehauchten Fanfiction gewünscht, aber da das meine „Nur Canon“-Regel doch sehr stark verletzen würde, habe ich mich nun für diese Möglichkeit entschieden, die hoffentlich auch Anklang findet, auch wenn sie für echte HG/SS-Shipper natürlich etwas unbefriedigend ist.

Pairing: Hermine Granger/Severus Snape, gewünscht von Lanee
 

37. Was hätte sein können
 

Hermine Granger schloss die Tür des Turmbüros, das sie schon seit so vielen Jahren kannte und das nun ihres war, hinter sich, und seufzte tief. Wenn ihr irgendjemand – beispielsweise ihre Vorgängerin auf ihrem Posten, Minerva McGonagall – verraten hätte, wie viel bürokratisches Hickhack und Aktenschieben in ihrer Jobbeschreibung enthalten war, hätte sie niemals zugestimmt, die nächste Schulleiterin von Hogwarts zu werden... was wahrscheinlich auch der Grund war, warum Minerva es ihr nicht gesagt hatte. Aber so schmeichelhaft es auch war, dass ihre ehemalige Professorin sie um jeden Preis als ihre Nachfolgerin engagieren wollte, es machte die endlosen Abende auf Galadinners und Cocktailempfängen, auf denen sie Smalltalk mit ältlichen Mitgliedern des Wizengamots betreiben musste, kein Stück angenehmer.

Hermine zog die Nadeln, mit denen sie ihre Locken in einem Dutt gebändigt hatte, heraus, und schüttelte den Kopf, erleichtert, das unterschwellige Gefühl der Anspannung loszuwerden, doch als sie ein Räuspern hörte, fuhr sie herum. „Was?“

Severus Snape starrte aus dunklen, unlesbaren Augen aus seinem Portrait auf sie hinunter, der einzige der Schulleiter, der nicht so tat, als ob er tief und fest schlafen würde, und schnaubte. „Vielleicht sollten Sie besser im Gedächtnis behalten, dass Sie nicht allein sind.“

Hermine rollte mit den Augen. „Wenn Sie ein besserer Schauspieler wären, müsste ich das nicht.“

Ihre Worte enthielten kaum Spitze, vor allem, wenn man bedachte, dass es ihm jahrelang gelungen war, den besten Legilimens des 20. Jahrhunderts zu täuschen, und er wusste es wohl. „Es mangelt mir nicht an Fähigkeit, Miss Granger – nur am Wunsch.“

Seine Stimme hatte den beißenden Unterton verloren, den sie noch vor wenigen Jahren, als sie ihren Posten angetreten hatte, hatte hören können, und er klang mehr amüsiert als wirklich gereizt, auch, als Hermine die unbequemen Schuhe, die zu ihrem Festumhang gehörten, abschüttelte und mit den Zehen wackelte. Sie lächelte. „Und was müsste ich tun, damit Sie das Bedürfnis entwickeln, senil auszusehen und falsch zu schnarchen?“

Auf der anderen Seite des Raumes fiel Armando Dippet aus dem Takt und zuckte zusammen, bevor er wieder in seinen ursprünglichen Rhythmus zurückkehrte, und Hermine unterdrückte ein Giggeln, während sie sich wieder Snape zuwandte. „Nun, wenn Sie die Hölle zufrieren lassen würden, wäre das vielleicht ein Anfang.“

Hermine schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht, während sie den dicken Teppich überquerte und auf das Katzenkörbchen zutrat, das in der Nähe des Kamins stand, nahe genug, um von der Wärme zu profitieren, aber nicht nahe genug, um die Hitze unangenehm werden zu lassen. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, als sie die kleinen Fellbündel darin betrachtete, und schläfrige grüne Augen öffneten sich, als die stolze Mutter Hermines Anwesenheit spürte und erwachte. Hermine streckte die Hand aus und streichelte über den Kopf der Katze, die Krummbeins rostrotes Fell und seinen buschigen Schweif geerbt hatte, während sie ein Seufzen unterdrückte. War es wirklich schon so lange her, dass sie ihn verloren hatte? Vierzehn Jahre... aber wenigstens waren ihr seine Kinder geblieben, und nun... seine Enkelkinder.

Ginger maunzte leise und schmiegte sich in ihre Berührung, während Hermine die zweite Hand ausstreckte und vorsichtig über das flaumige Fell der Kätzchen streichelte, ohne sie zu wecken, bevor ein erneutes Räuspern sie sich umwenden ließ. „Ich nehme an, der Weihnachtsempfang des Zaubereiministers war so langweilig wie jedes Jahr?“

Hermine grinste, während sie sich von ihren Katzen abwandte und sich auf den Weg zu ihrem Schreibtisch machte, nicht, weil die Erinnerung an Percys halbstündige Ansprache so unterhaltsam gewesen wäre, sondern weil Snapes Reaktion sie amüsierte. Mit der möglichen Ausnahme von Albus und Phineas Nigellus hielt der ehemalige Zaubertränkeprofessor seine aus dem Amt geschiedenen Kollegen allesamt für unwürdig, seine Gesprächspartner zu sein, was ihn mit einem entschiedenen Mangel an Ablenkung zurückließ. Selbst jemand mit seiner Energie konnte nur so vielen Unruhestiftern damit drohen, seine Beobachtungen an ihre Hauslehrer weiterzuleiten, da er nun ja nicht mehr selbst Punkte abziehen konnte, und im Allgemeinen bevorzugte er es, die „idiotischen Kinder sich selbst zu überlassen“, wie er es formulierte. Das bedeutete, dass er den größten Teil seiner Zeit in ihrem Büro verbrachte, doch seine Gegenwart war nicht so anstrengend, wie sie das vielleicht vermutet hatte. Natürlich, er war immer noch sein bitteres, zynisches Selbst und jederzeit bereit, einen abschätzigen Kommentar über diejenigen zu machen, die er für intellektuell unterlegen hielt, aber er war in den letzten Jahren überraschend bereit gewesen, sein Wissen mit ihr zu teilen... und manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass er ihre Gegenwart schätzte.

„Langweiliger“, entgegnete sie also in einem trockenen Tonfall, der ihre amüsierte Nachsicht nicht verbergen konnte, und blickte zu Snapes Portrait hinauf. „Percys Rede war drei Minuten länger als im letzten Jahr.“

„Wie irgendjemand diesen kleinen Haarspalter zum Minister wählen konnte, ist mir noch immer ein Rätsel.“

Hermine zuckte mit den Schultern. So sehr sie sich auch bemühte und so sehr sie sich auch wünschte, jedes Mitglied der Weasley-Familie zu mögen, an Percy scheiterte sie regelmäßig. Ja, er war ein talentierter Verwalter und Bürokrat, aber nach den fast dreißig Jahren, die Hermine in der Abteilung für magische Strafverfolgung gearbeitet hatte, waren das keine Eigenschaften, die sie übermäßig zu schätzen musste. Immerhin waren Bürokraten und Verwalter zwei der wichtigsten Gründe gewesen, wieso sie die Gelegenheit genutzt hatte, aus dem Ministerium zu entkommen und Minerva McGonagall nachzufolgen. „Mir auch“, seufzte sie und ließ sich in den fast sündhaft bequemen Stuhl fallen, den sie anstelle von Minervas spartanischem Büromöbel, dessen einziger Komfort ein schottengemustertes Kissen gewesen war, hatte hereinschaffen lassen. „Aber wenigstens macht er seinen Job gut, wenn man von seinen rhetorischen Fähigkeiten absieht.“

„Gut bedeutet in dem Fall, dass er Kingsleys ausgezeichnete Arbeit verwaltet und hofft, dass er nicht auf größere Probleme stößt. Merlin bewahre, wenn einer von Voldemorts Schergen meint, den Mantel wieder aufheben zu müssen und Percy noch immer Zaubereiminister ist.“

Fast war sie ein wenig stolz, dass er schließlich, nach Jahren, aufgehört hatte, seinen ehemaligen Meister den Dunklen Lord zu nennen, und sich auf ein einfaches Voldemort verständigt hatte, jetzt, wo die alte Furcht langsam begann, abzuebben. „Dafür gibt es doch noch immer die Kavallerie, nicht?“

Snape schüttelte den Kopf. „Wenn Sie damit auf Potter und Weasley anspielen, erhöhen Sie damit nicht unbedingt mein Vertrauen.“

Wo seine Worte sie früher verletzt hätten, warf sie ihm nun nur einen milde tadelnden Blick zu, den er wie üblich ignorierte, und begann abgelenkt, die zahlreichen Pergamentrollen auf ihrem Schreibtisch zu sortieren. Eigentlich gab es keinen Grund dafür, das genau jetzt zu tun... allerdings war sie, trotz ihrer Müdigkeit, zu aufgekratzt, um ins Bett zu gehen, was vielleicht auch an den beiden Gläsern Sekt, die sie getrunken hatte, liegen konnte. Und wenn sie wenigstens vorgab, sich zu beschäftigen, konnte sie das Gespräch mit Snape noch beenden – eines dieser Gespräche, die ihr, wie so viele vor ihr, vor Augen führten, was sie an jenem Tag in der Heulenden Hütte verloren hatte. Sie und die ganze Zaubererwelt.

Wie so viele ihrer Mitschüler hatte sie Snape in ihren Jahren auf Hogwarts gehasst. Nicht, dass sie es gerne getan hätte oder nicht versucht hatte, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, aber all ihre Verteidigungen seiner Person Ron und Harry gegenüber waren nicht ihrer Wertschätzung ihm gegenüber entsprungen. Nein, sie hatte versucht, ihr eigenes, schlechtes Gewissen zu beruhigen, indem sie versuchte, wenigstens ihre Freunde zur Vernunft zu bringen... denn ihr Stolz hatte es nicht gestattet, Snape zu verzeihen, dass er der einzige ihrer Lehrer gewesen war, der ihre Genialität nicht anerkannt hatte.

Natürlich, Hermine hatte selbst damals, als Kind noch, gewusst, dass die Welt nicht um sie kreiste und dazu da war, um ihr Ego zu tätscheln, aber die Macht der Gewohnheit war doch stärker gewesen, als sie hatte zugeben wollen. In all den Jahren, bevor sie nach Hogwarts gekommen war, hatte sie nie wirkliche Freunde gehabt, und den Zuspruch durch Gleichaltrige durch das Lob ihrer Lehrer und ihrer Eltern ersetzen müssen... und Snape hatte ihr genau dieses Lob verweigert, hatte sie sogar in seiner Pauschalverurteilung aller seiner Schüler abgewertet und ihr dann nicht die Möglichkeit gegeben, sich ihm zu beweisen.

Dafür hatte sie ihn gehasst – und sich dann durch seinen Mord an Dumbledore bestätigt gesehen... und selbst als Harry seinen Namen reingewaschen hatte, hatte Hermine das nicht von ihrer Abneigung ihm gegenüber abbringen können. Erst als sie ihren Posten als Schulleiterin von Hogwarts angenommen hatte, hatte seine konstante, manchmal nervtötende und besserwisserische Präsenz in ihrem Büro sie dazu gezwungen, ihr Bild von ihm zu überdenken... und nun bereute sie den Tag, an dem sie nicht mehr getan hatte, um sein Leben zu retten. Zutiefst.

Sie schüttelte den Gedanken ab und zwang sich zurück in die Realität, wo ihre Hände ziellos über das Pergament huschten und die Rollen leise raschelten, bevor sie wieder zu Snape aufsah. Mittlerweile kannte sie sein Gesicht gut genug, um zu wissen, dass er ihre Abgelenktheit bemerkt hatte, und sie lächelte zu ihm hoch. „Minerva ist ja auch noch da...“

„Irgendwo, ja. Wenn wir Glück haben, erinnert sie sich sogar noch daran, wie England aussieht.“

Im Gegensatz zu ihren drei direkten Vorgängern hatte Minerva nicht die Absicht gehabt, im Amt zu sterben, und nachdem sie die abschreckende Aufgabe, Hogwarts nach dem Ende des Krieges wieder aufzubauen und zu einem Ort zu machen, an dem die Kinder sich zu Hause fühlen konnten, hatte sie den Stab an Hermine weitergegeben und sich in die Karibik zurückgezogen, da das wärmere Klima ihrer angeschlagenen Gesundheit guttat. Leider hatte sie dadurch auch kein Portrait im Büro der Schulleiterin zurückgelassen, eines, das Hermine vielleicht hätte helfen können, ihre Emotionen zu sortieren. Wenn sie an Snapes Tod dachte, daran, dass der Mann, den sie damals getroffen, aber niemals wirklich kennengelernt hatte, vielleicht noch am Leben sein könnte, spürte sie nicht nur Trauer... sondern auch bittersüßes Bedauern um das, was hätte sein können. Sie wusste, dass sie von seinen Erfahrungen hätte profitieren können, aber nicht nur das... vielleicht hätten sie auch Freunde werden können, sie und dieser abweisende, einsame Mann. Vielleicht.

Vielleicht hätte er sie auch mit brüsken Worten abgewiesen, ihr gesagt, dass sie noch immer ein dummes Mädchen war, das keine Ahnung vom wahren Leben hatte – aber das war der Reiz ihrer Tagträume... sie würde es niemals erfahren, was hätte sein können, und würde auch nicht gezwungen werden, Entscheidungen zu treffen, die sie nicht treffen wollte, weil sie den komplizierten Knoten in ihrem Inneren noch nicht entwirrt hatte. Alles, was sie wusste, war, dass der Gedanke, eine Ewigkeit mit Severus Snape zu verbringen, sobald ihr eigenes Portrait in diesen heiligen Hallen angebracht wurde, nicht mehr so qualvoll war wie zu Beginn ihrer Amtszeit.

Sie lächelte. „Selbst wenn Minerva nicht zurückkommt... neben Harry und Ron sind ja auch noch wir hier.“

Für einen Moment stutzte Snape, schien das wir in ihren Worten vorsichtig, fast misstrauisch von allen Seiten zu begutachten, bis er sich sicher war, dass es tatsächlich meinte, was er dachte, und dann nickte er langsam.
 

A/N: Die Weihnachtszeit ist nun, nach dem Dreikönigstag endgültig vorbei, und das bedeutet auch, dass Harry Christmas Everyone für ein Jahr zu Ende geht. Bedanken möchte ich mich für eure Unterstützung, die vielen positiven Reviews und die Klicks, die Harry Christmas Everyone zu einer meiner beliebtesten Stories gemacht haben, und ich hoffe, dass ich möglichst viele von euch im nächsten Jahr wiedersehe (immerhin müssen einige von euch leider noch auf ihre Wünsche warten). Falls ihr allerdings noch nicht genug von mir und meinem Schreibstil habt, in der nächsten Woche geht Nebel über Hogwarts, meine Marauder-Fanfiction, endlich weiter, und vielleicht findet ja der eine oder andere den Weg. Jetzt bleibt mir nur noch, euch Glück und Erfolg für das Jahr 2014 zu wünschen, und zu sagen: „Bis November dann!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  rikku1987
2014-01-09T17:20:34+00:00 09.01.2014 18:20
Schade das es vorbei ist hat wirklich viel spass gemacht


Zurück