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Malus Sanguis

~Rise of the Phoenix~
von

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Strafstunden, Verzweiflung und eine Aufgabe

Eine Woche später saßen alle beim Abendessen und unterhielten sich, als plötzlich die Tür aufging und Amycus in Begleitung seiner Schwester erschien. Eine komplette Woche war er auf dem Krankenflügel gewesen. Und jeder wusste mittlerweile, wem dies zu verdanken war. Bisher hatte sie noch keine Strafe verbüßen müssen, aber jetzt würde es wohl soweit sein.
 

Nell warf der Schwarzhaarigen beim Eintritt der beiden einen kurzen Blick zu. Sie wusste nicht, was der Slytherin bevorstand, doch sie ahnte, dass es etwas Schlimmes war. Und sie selbst würde wahrscheinlich etwas Schlimmeres erwarten, da sie ja der Grund für die Verletzung von Amycus gewesen war. „Ich hoffe deiner Schwester passiert nichts schlimmes…“, murmelte sie Jo leise zu, der wie sooft neben ihr saß.
 

Die Tage zuvor hatte er immer recht zuversichtlich geklungen, was dies betraf, doch als Amycus kurz mit dem Direktor sprach und dieser dann aufstand und in Zias Richtung blickte, verschluckte Jo sich und hustete. „Ich hoffe auch..“, murmelte er, während er zu seiner Schwester sah, die soeben am Essen war.

Sie saß neben Lucy, die sie mit dem Ellenbogen anstiess.

„Er ist wieder da…“, raunte sie ihr zu und Zia verschluckte sich daraufhin. Die Rothaarige klopfte ihr schnell auf den Rücken, sodass die Schwarzhaarige wieder atmen konnte.

„Verdammt, ich hatte gehofft, er würde auf der Krankenstation versauern“, murmelte Zia.
 

Nell schenkte Jo ein aufmunterndes Lächeln und kehrte dann zurück zu ihrem Abendessen.

Snape hatte sich die Geschichte von Amycus kurz angehört. Er sprach nicht gern mit diesem Mann. Er hasste ihn und ihn hier auf Hogwarts zu haben passte ihm gar nicht, aber es war eine Anweisung des dunklen Lords.

Als der Mann geendet hatte, blickte Severus Letizia an.

Er würde sie bestrafen müssen. Aber er wusste nicht, ob sie ihm nicht anderweitig helfen könnte. Vielleicht war sie genau die Person, die er für einen besonderen Auftrag brauchte.

Da Amycus jedoch auf eine Strafe bestand, schien dies unumgänglich. Auch der Lord hatte, soweit Severus es wusste, schon Wind davon bekommen. Sei es nun durch Amycus oder auch durch Slytherins passiert. Der Lord war interessiert an der jungen Dame, die Flüche konnte, wie fast niemand unter seinen Anhängern.

Doch zuerst einmal würde er mit ihr sprechen müssen, am besten wäre dies nach dem Abendessen. Er würde sie abfangen.
 

Zia, die aufmerksam zum Lehrertisch geblickt hatte, lief es eiskalt den Rücken runter. Auch den anderen Slytherins war nicht verborgen geblieben, dass der Lehrer mit Snape sprach. Blaise grinste sie an. „Nun meine liebe… sieht nach Strafearbeiten aus“
 

„Seht euch mal Snapes Blick an…“, murmelte Eric, nachdem er ebenfalls zum Lehrertisch geblickt hatte. Hätte Snape ihn so angesehen wäre ihm wohl das Herz stehen geblieben. Der Blick sagte alles. Sie würde Ärger bekommen. Richtigen Ärger.
 

Auch Jo hatte diesen registriert. „Nun ja es ist auch keine Kleinigkeit einen höchst seltenen Schwarzmagischen Fluch auf einen Lehrer zu hetzen und das mit Absicht, was allen Beteiligten klar gewesen sein dürfte.“, murmelte er und sah wieder zu seiner Schwester, die wohl gerade Zabini mächtig zur Sau machte. Er wusste, sie würde die ganze Schuld auf sich nehmen. Das tat sie immer. Sie war eigenartig. Theo war heute nicht beim Essen. Auch sie hatte es auf die Krankenstation verschlagen als sie sich beim Quidditchtraining dem Klatscher zu weit genährt hatte.
 

„Und das hat sie nur meinetwegen gemacht…“, seufzte Nell leise und beobachtete die Schwarzhaarige am Slytherintisch. Sie fühlte sich jetzt sogar noch schuldiger als die Tage vorher.

“Vielleicht sollte ich Snape sagen, dass sie mir nur helfen wollte…“, meinte sie. Der Appetit war ihr vergangen und sie legte den Löffel beiseite.
 

Doch Jo schüttelte den Kopf. „Sie hat es getan weil du Muggelgeboren bist. Wenn du eingreifst hat sie es umsonst getan. Ihr kann nichts passieren. Unsere Eltern sind einflussreich, der Name Fernandez ist bekannt. Auch wenn niemand weiß, dass wir nicht normal sind. Wir sind Reinblütig, sie wird eine Strafe erhalten, die weniger schlimm ist, als wenn du dich einmischt.“, erwiderte er und blickte Nell an.
 

„Aber ich kann doch nicht…“, meinte sie leise und sah dann zu Boden. Es war nicht ihr Stil einfach andere etwas für sie tun zu lassen. „Ich glaube, ich sehe mal nach Theo…“

Sie stand auf und verließ eilig die Halle. Draußen atmete sie tief durch. Es war ein Fehler gewesen hierher zu kommen.
 

Jo seufzte und sah zu Eric. Frauen waren schwierig. Dann wurden sie von Longbottom und Finnegan in ein Gespräch verwickelt. Dummerweise hatten sie sich breitschlagen lassen einer Organisation beizutreten, die sich DA nannte. Mal sehen ob das was bringen würde.
 

Bei den Slytherins zog Zabini Letizia immer noch auf. Zudem hatten sich noch Crabbe und Goyle eingemischt, zwei totale Volltrottel, die teilweise nicht einmal eigenständig denken konnten. Pansy und Lucy halfen Zia so gut es ging, doch die Jungs hören einfach nicht auf. „Malfoy stopf deinen Schosshündchen das Maul bevor ich mit ihnen dasselbe mache wie mit dem Professor.“, zischte sie genervt.
 

Das wirkte. Sofort verstummten Crabbe und Goyle. Draco selbst hatte sich zurückgehalten, doch bedachte nun Blaise mit einem Blick, der ihn sofort zum Schweigen brachte. „Zufrieden?“, fragte er und war sehr gespannt, was die Kleine erwartete.
 

„Für den Wachhund des Direktors war’s ein bisschen lahm mein lieber“, erwiderte sie leicht lächelnd. „Ich sollte dir Unterricht darin geben, wie sich ein Reinblüter richtig zu verhalten hat.“ Es blieb im Raum stehen, ob sie dass Ernst meinte oder nicht, denn Amycus ging gerade sehr nah am Slytherintisch vorbei.
 

Draco grinste sie kurz und beinahe unbemerkt an, doch dann verwandelte sich seine Miene wieder in die steinerne Maske des glatten Slytherin, die er schon seit Beginn des Schuljahres trug.
 

~*~
 

Leise öffnete sie die Tür zur Krankenstation, ging zu Theo ans Bett und setzte sich.

“Na…alles wieder okay?“, fragte Nell leise die Frau vor ihr und war froh, dass es hier so ruhig war.
 

„Es geht, es ging mir schon mal besser“, antwortete ihr die kleine Französin. Der Klatscher hatte sie wirklich böse erwischt. „Madame Pomfrey versorgt mich so gut es geht, aber ich denke, ich werde spätestens übermorgen wieder hier raus sein.“

Sie lächelte kurz und deutete dann auf den Tisch.

„Ich habe da etwas gefunden“

Auf dem Tisch lag eine Zeitung mit der Überschrift: “Potter flüchtig!“

„Der Name sagt dir was, ja?“
 

„Ja klar…Ich meine, wem sagt er nichts…“, meinte sie leise und las dann den kurzen Artikel.

“Nicht schlecht…entweder er ist sehr dumm oder sehr mutig so was zu tun…“Dann legte sie die Zeitung wieder weg und sah Theo an.

„Amycus ist wieder da…“, murmelte sie schließlich leise, weil sie nicht wusste, ob Theo es mitbekommen hatte.
 

„Ich weiß, ich war froh, dass er den Krankenflügel verlassen hat, als ich ankam. Und? Gab es schon eine Aussprache?“, fragte sie neugierig. Das was passiert war, war eine große Sache. Und sie wusste nicht wie Nell reagieren würde. Ein wenig kannte sie sie ja jetzt schon, doch noch immer war Unsicherheit im Bezug auf sie. „Wie geht’s den anderen?“
 

„Ganz gut…Immerhin wurden wir nicht von einem Klatscher getroffen…“, scherzte sie und wurde dann wieder ernst.

“Snape hat noch nichts gesagt, wenn du das meinst…aber er hat sie mit einem Blick bedacht, dass einem das Blut in den andern gefror…“, seufzte sie und erzählte Theo dann von ihrem Wortwechsel mit Jo.

“Was glaubst du soll ich jetzt machen?“
 

Theo dachte eine Zeitlang nach und schwieg. Nell einen Rat zu geben war schwierig in dieser Situation. „Ich muss Jo Recht geben. Wenn du dich einmischt, regnet es Probleme und zwar für dich. Vergiss nicht du bist Muggelgeboren, sie werden alles tun, um dich drangsalieren zu können.“, flüsterte sie. Sie sah kurz auf dem Fenster. „Amycus hasst dich auch so schon. Lass ihn seinen Hass auf sie übertragen. Denn ich denke, dass es das ist, was sie beabsichtigt. Sie verträgt es eher, ihr kann er weniger anhaben.“
 

„Ich weiss…und ich verstehe ja auch…aber irgendwie kann ich es nicht ertragen…“, meinte sie leise und seufzte. „Ich meine…Ich will nicht, dass alle nur wegen mir Probleme haben…Jetzt ist es nur Letizia…und das nächste Mal? Wirst du es dann sein? Oder Eric? Oder Jo?...Das ….“

Sie brach ab und schluckte die Tränen hinunter. Endlich hatte sie ausgesprochen, was ihr auf dem Herzen lag.
 

Die Dunkelhaarige sah sie entgeistert an. „Nell, das glaubst du doch nicht wirklich!“, sie setzte sich auf und griff die Hand ihrer Freundin. „Daran bist nicht du schuld! Letizia hat das aus freiem Willen getan.. so wie jeder andere es auch tun würde. Auch wenn du dich schuldig fühlen magst, das ist nicht deine Schuld. Diese Entscheidung treffen wir alle selbst! Und niemand hat wegen dir Probleme. Jo hat gesagt, dass Letizia so was öfters macht, sie legt sich immer mit Autoritätspersonen an. Sie kennt ihre Grenzen nicht! Das ist nicht dein Fehler.. hörst du?“
 

„Ja…Ich höre…“, meinte sie leise und verstummte dann. Sie wusste ja, dass Theo Recht hatte, aber das änderte nichts an ihren Gefühlen. Sie seufzte und wischte sich dann mit dem Ärmel über die Augen.

“Sorry…“, sagte sie leise und sah zu Boden.
 

„Hey.. nicht weinen“, murmelte Theo und zog sie zu sich.

„Nicht weinen hörst du? Sonst muss ich auch weinen“

Sie lächelte sie kurz an.

„Ich mag dein Lächeln viel lieber..“
 

Nell tat ihr den kleinen Gefallen und lächelte kurz.

Theo hatte sie wieder ein wenig aufgemuntert, auch wenn die dunklen Gedanken ihr immer noch hinterher hingen. Aber sie musste sich jetzt beruhigen. Wenn sie allein war konnte sie wieder darüber nachdenken.

Allerdings musste sie eine Sache noch wissen.

„Denkst du ihr passiert was schlimmes?“, fragte sie leise.
 

„Das kommt drauf an, wer die Strafe vergibt. Schlimmsten Falles fliegt sie vom Direktor aus. Aber ich weiß nicht, was passiert, sollte dieser Amycus die Strafe selbst aussuchen lassen. Diesem Mistkerl würde ich alles zutrauen. Aber sie ist stark, sie schafft das.“, murmelte Theo. Wenn sie nur halb so stark war, wie sie sich zeigte, dann wäre jede Strafstunde bei Amycus nur ein Lächeln wert. „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, wir werden es sehen.“
 

„Hm…“, meinte sie zustimmend. Sie hoffte wirklich, dass alles glatt gehen würde.

“Aber jetzt mal was anderes…“, wechselte sie das Thema und sah Theo streng an, „Wie kommt es, dass du dich von einem Klatscher hast K.O schlagen lassen?“
 

Man merkte Theo an, dass es ihr unangenehm war, denn sie blickte sich zu allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhören konnte. „Ich habe ein Problem mit meinen Kräften, wenn ich, nun ja… meine .. Tage habe.“, sie errötete etwas. „Ich konnte ihn nicht rechtzeitig abhalten und da ist es passiert“
 

Nell brach in leises Lachen aus und konnte gute fünf Minuten nicht mehr aufhören.

DAS hatte sie nicht erwartet, wirklich nicht. „Entschuldige…“, meinte sie, als sie sich beruhigt hatte und blickte ihre Freundin entschuldigend an, „und danke…“
 

„Hm?“, fragte sie und tat als hätte sie nicht verstanden, wofür das Danke gewesen war. Dann lächelte sie leicht und nickte ihr zu. „Du solltest wieder in den Gemeinschaftsraum zurückgehen. Es ist schon spät und wir wollen beide nicht, dass du Dementoren auf deinem Weg triffst.“

Es war wirklich recht spät geworden und es bestand noch immer eine Ausgangsperre. Sie würde sich beeilen müssen, wenn sie noch rechtzeitig im Gemeinschaftsraum sein wollte.
 

Sie nickte und verabschiedete sich von Theo, bevor sie sich auf den Weg machte. Leise und langsam schlich sie durch die Gänge und musste mehrmals den Wachen ausweichen. Jedes Mal, wenn sie das Rascheln ihrer Umhänge hörte, versteckte sie sich in einer Wandnische und beruhigte sich innerlich. Sie wusste sie durfte keine Angst zeigen. Nach fünf Begegnungen erreichte sie endlich den Turm und schlüpfte in den Gemeinschaftsraum.
 

Unterdessen war das Essen Zuende gegangen. Nachdem fast alle die große Halle verlassen hatten – nur noch ein paar Slytherins und Ravenclaws waren übrig geblieben- erhob sich der Schulleiter erneut. Letizia, die noch immer mit Lucy, Draco, Pansy, Crabbe, Goyle und Zabini am Tisch saß, blickte auf. Der Direktor setzte sich in Richtung Slytherintisch in Bewegung.

„Oh oh“, entfuhr es Zabini und damit sollte er recht behalten.
 

Snape ging auf den Tisch zu und blieb dann bei ihnen stehen.

“Guten Abend die Herrschaften. Mrs. Fernandez auf ein Wort bitte…“, forderte er sie auf und wartete bis sich das Mädchen erhoben hatte.
 

Diese hatte doch einen leicht verängstigten Ausdruck in ihrem ansonsten gelassenen Gesicht. Der Direktor verliess die Große Halle und sie folgte ihm bis hin zu seinem Büro.

„Pfefferminzdrops“, sprach er und der Eingang zu dem Büro wurde freigegeben. Er bat sie sich zu setzen und nahm dann den Stuhl ein auf dem Dumbledore so lange Zeit gesessen hatte.

Zia fühlte sich unwohl. Die vielen Portraits an den Wänden machten sie unsicher. Alle starrten sie an.
 

„Mrs. Fernandez…Ich muss sie in Kenntnis setzten, dass ein tätlicher Angriff auf einen Lehrer ein schweres Vergehen ist und ich sie normalerweise von der Schule werfen müsste. Doch Prof. Carrow ist der Meinung, dass das keine Strafe wäre. Deshalb werden sie den nächsten Monat jeden zweiten Abend bei ihm nachsitzen…“, meinte Snape ohne lange um den heißen Brei herumzureden.
 

Er sah genau, wie das schwarzhaarige Mädchen schluckte. Alles wäre ihr lieber gewesen als bei ihm nachzusitzen und seiner Willkür ausgesetzt zu sein. Und das einen ganzen Monat lang. Mit was würde er sie drangsalieren?

Ein leises Räuspern kam von einem Bild auf dem Schreibtisch von Snape. Zia glaubte diese Stimme zu kennen.

„Professor Dumbledore!“, entfuhr es ihr.
 

„Guten Abend Mrs. Fernandez…“, meinte der alte Schulleiter und blickte auf sie herab.

„Ich hätte mir gewünscht sie wiederzusehen, wenn ich nicht so flach gewesen wäre…aber so ist das nun mal…“

Er blickte sie weiter an und dachte über seine nächsten Worte nach.
 

Sie kannte zwar die magischen Bilder, doch sie konnte nicht verstehen, wie die denn sprechen konnten, einen eigenen Willen hatten. So als würden sie leben. Es war mit keiner Magie der Welt zu erklären und sie wunderte sich jedes Mal neu darüber.

„Es .. es freut auch mich sie wieder zusehen Professor.“, murmelte sie.
 

„Ja wirklich…das freut mich…“, erwiderte er und lächelte sie an, bevor sich seine blauen Augen in die ihren bohrten und nach etwas zu suchen schienen. „Ich bin froh mit ihnen sprechen zu können, Letizia…es gibt das etwas, das sie für mich tun könnten…“, sagte er schließlich.
 

Die Schwarzhaarige blickte ihn verwirrt an, als sie in seinen Augen nicht finden konnte, was sie sucht, wandte sie sich zu Snape. Doch auch in seinen Augen fand sie nichts.

„Und das wäre?“, brachte sie stockend heraus.
 

„Sie sind in einer günstigen Position… Sie können den Widerstand gegen den dunklen Lord unterstützen…“, begann er eine Erklärung, „Wir brauchen sie als Spionin auf der Gegenseite…sie sollen für uns Informationen über die Pläne des dunklen Lords sammeln und sie an den Orden des Phönix weitergeben…“Er blickte sie eine Weile an bevor er fortfuhr.

“Und es gibt einen ganz einfach Weg, dass sie das schaffen…“, nahm er ihr eine Frage vorweg, „Halten sie sich an Draco Malfoy…und beschatten sie ihn ein wenig…vielleicht plant auch er etwas…“
 

Sie saß da. Sie brauchte einige Minuten um zu realisieren, was er gesagt hatte. Starr und stumm saß sie da. Blickte von Dumbledore zu Snape, als wolle sie sich vergewissern, dass das sein Ernst war. Aber Dumbledore hatte in solchen Sachen nie gescherzt.

„Sind sie sicher Professor, dass wir dieses Risiko eingehen können?“, fragte sie leise. Dumbledore wusste von ihren Kräften und er wusste sicherlich auch, dass die anderen ähnliche besaßen.
 

„Ich denke schon…Ich glaube auch, dass sie ihre Kräfte in soweit unter Kontrolle haben, dass sie nicht zu den falschen Zwecken einsetzen werden…Es ist ein großes Risiko…aber wenn sie bereit sind es einzugehen, dann glaube ich, wir haben eine Chance…“, antwortete er dem Mädchen.
 

Wieder blickte sie von einem zum anderen, als könne einer von ihnen ihr die Entscheidung abnehmen. Aber indirekt hatte Dumbledore sie ihr schon abgenommen. Seine Wortwahl hatte darauf gezielt, dass sie es tun würde.

Sie schloss einen kurzen Moment die Augen bevor sie nickte.

„Wie weit kann ich gehen, wie weit werde ich gehen müssen, Professor.“, fragte sie leise. Es behagte ihr nicht, dass sie vielleicht Menschen töten musste, niemanden zum Reden haben würde und weiterhin allein sein würde.
 

„Ich kann es ihnen nicht sagen…aber sie wissen, dass sie niemand zwingen kann irgendetwas zu tun, das sie nicht wollen…sie werden vielleicht etwas tun müssen, dass ihnen nicht gefällt oder das sie nicht gern tun…aber niemand kann sie zwingen etwas zu tun…“, erklärte er weiter, „Aber sie müssen wissen, dass sie immer nur soweit gehen können und sollen wie es ihr Herz und ihre Seele erlauben…“
 

Wieder nickte sie, doch sie wusste, dass er von ihr erwartete, dass sie alles tat, um glaubhaft zu bleiben, selbst wenn sie dafür einen Verwandten würde töten müssen. „Kann ich nun gehen?“, fragte sie leise und sah Snape an. „Wann beginnt meine… Strafe?“
 

„Morgen Abend um 20 Uhr. Sie haben eine Sondererlaubnis Nachts auf dem Gang zu sein, da ich nicht, weiss wie lange die Stunden dauern werden…“, antwortete Snape und entliess sie dann.

Sie tat ihm Leid.
 

Leicht betäubt suchte sie den Weg in die Kerker. Die Dementoren, die immer und überall zu schweben schienen, störten sie nicht. Sie beachtete sie gar nicht.

Vor der Tür des Gemeinschaftsraumes hielt sie an.

„Grindelwald“, sagte sie und die Tür öffnete sich, sodass sie den Gemeinschaftsraum betreten konnte. Alle Gespräche brachen ab. Viele sahen sie neugierig an, aber sie verzog sich in eine Ecke. Lucy war anscheinend nicht da. Niemand mit dem sie reden konnte.
 

Draco beobachtete sie. Irgendwie schien es ihr ganz und gar nicht gut zu gehen. Die Kleine die sonst immer mit ihr rum hing war nicht da, aber sie schien jemanden zu brauchen. Er stand von dem schwarzen Ledersofa auf, auf dem er gesessen und gelesen hatte und näherte sich ihr langsam.

Er wusste nicht mal, warum er das tat, aber es erschien ihm richtig.
 

Sie schien ihn gar nicht zu bemerken, als wäre sie in Gedanken. Gedanken, die sie weit weit weg führten. Sie hatte ihre Knie angezogen und saß auf einem Sofa. Allein und fern von den anderen, die langsam wieder begannen zu sprechen. Warum sie? Hatte ihr Bruder vielleicht recht gehabt und es gab ein Schicksal? Einen Grund, warum all das passierte? Vielleicht hatte sie deswegen das Wappen ihres Hauses nicht mehr ändern können. Vielleicht war es beabsichtig, dass sie hier war.
 

„Hey…Alles klar?“, fragte er leise und setzte sich neben sie. Er wusste nicht, ob sie ihn hörte oder ob sie wollte, dass er hier war, aber er glaubte, dass vielleicht wirklich jemand bei ihr sein sollte.
 

Sie schien ihn gehört zu haben, denn sie drehte langsam ihren Kopf zu ihm.

„… Strafstunden bei… Carrow…“, murmelte sie leise.

Und sah dabei alles andere als glücklich aus. Sie wirkte sogar fast verängstigt.
 

„Au…“, meinte er leise.

“Snape kann wirklich grausam sein…“Er hatte Geschichten über Amycus und Alecto gehört. Sein Vater kannte die beiden schon lange. Sie waren dumm wie Brot, aber böse. Und das war eine gefährliche Kombination.
 

„Ein Monat, jeden zweiten Tag ab morgen… die Ausgangsperre ist für mich aufgehoben…“, murmelte sie leise und er sah eine kleine Träne aus ihren Augenwinkeln herunter gleiten.

Sie wusste was Amycus mit ihr tun würde, sie wusste es.
 

Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Aber er glaubte auch nicht, dass irgendetwas, das er sagte helfen könnte. Diese Strafe war wohl das Schlimmste, das ihr hätte passieren können. Als er die Träne sah zuckte er kurz zusammen.

Sie hatte immer taff gewirkt und sie hatte nur jemandem geholfen und nun musste sie dafür leiden. Langsam hob er die Hand um die Träne wegzuwischen, doch kurz bevor er sie berührte hielt er inne. Er sollte das nicht tun.
 

Sie sah geradeaus, sah nicht, was er tun wollte. Sie biss sich auf die vollen Lippen und unterdrückte ein Schluchzen. Sie musste ruhig bleiben. Sie war eine Reinblüterin. Sie konnte es sich nicht erlauben sich so gehen zu lassen. Doch sie konnte nicht anders. Die Angst saß zu tief. Wer würde sie abschirmen, wenn sie nicht mehr konnte? Wer würde sie davon abhalten alles preiszugeben? Wer würde garantieren, dass er es nicht schaffte in ihre Gedanken zu blicken, wenn er sie mürbe gemacht hatte? Diese Strafstunden waren ein großes Risiko.

„Hilf mir“, flüsterte sie erstickt, kaum hörbar.
 

Er hörte es und seine Augen wurden ein wenig größer. Sie bat ihn um Hilfe und er hatte sogar eine Idee, aber es war riskant. Nicht nur für ihn, auch für sie. Und er würde aufmerksam auf sie werden, aufmerksamer als bisher. „Vielleicht…“, flüsterte er zurück.

Er würde erst Severus fragen müssen.

Vorerst würde er ihr wohl durch seine Anwesenheit helfen müssen.
 

Sie nickte vorsichtig und sah ihn kurz an.

„Danke“, hauchte sie.

Einen kurzen Moment trafen sich ihre Augen. Ein kurzes Bild huschte durch seine Gedanken. Er sah sie. Wie sie vor 3 Jahren hinter einer Säule stand und ihn selbst beobachtete. Ein kleines Lächeln huschte über ihr damals noch junges Gesicht. Dann war der Moment vorbei und sie erhob sich.
 

Draco beobachtete sie und dachte über das nach, was er gerade gesehen hatte.

Sie hatte ihn also damals gesehen. Und das Lächeln.

Sie gab ihm ein neues Rätsel auf. „Gern geschehen…“, sagte er tonlos, sodass niemand verstehen konnte, was er sagte.
 

~*~
 

Snape lies sich auf seinen Stuhl hinter dem Tisch im Büro des Schulleiters fallen, nachdem Letizia gegangen war. „Glaubst du das war eine gute Idee?“, fragte er den alten Mann auf dem Portrait hinter sich, auch wenn er ihn nicht ansah.
 

Der alte Mann blickte Severus durch seine Halbmondgläser an und seufzte. „Es muss getan werden.“, erwiderte er leise.

„Wir haben Harry schon ins Ungewisse geschickt. Ich mache mir Vorwürfe, dass er dort so allein ist.“
 

„Vielleicht sollten wir ihm jemanden hinterher schicken, der ein wenig auf ihn aufpasst…ich meine wir kennen beide seine Vorliebe für gefährliche Auftritte…“, meinte Severus leise.

Er überspielte es mit seinen üblichen kalten Gefühlen für den Potter Jungen, doch insgeheim machte er sich Sorgen. Nicht wirklich um ihn…eher um die Mission, die erfüllt werden musste.
 

Der ehemalige Professor nickte in seinem Portrait. Nachdenklich fasste er sich ans Kinn und lächelte nach einige Zeit.

„Aber aber Severus. Er ist doch nicht alleine. Miss Granger und Mister Weasley sind ja bei ihm, doch du hast Recht. Ich fühle mich nicht ganz wohl dabei.“, er lächelte leicht und fügte dann hinzu, „Severus, du hast doch eine Liste der Schüler, die mit Letizia angereist sind oder? Ich denke wir könnten schauen, ob wir einige von ihnen nicht ebenso gut gebrauchen könnten wie sie.“
 

Severus dachte kurz nach, wo er die Liste hingetan hatte, doch als er sie fand, las er die Namen dem ehemaligen Schulleiter vor.

“Und was denkst du? Sagt dir einer von ihnen etwas?“
 

„Wirklich sagen, tut mir nur ihr Bruder etwas. Allerdings meine ich gehört zu haben, dass das Haus Belucci berühmt wäre für seine Transformer.“, er hielt kurz inne und dachte nach.

Seine Hände hatte er gefaltet, er schien in Gedanken zu sein.

„Ein Transformer ist ideal. Severus, ich denke wir sollten sie zu Mister Potter schicken.“
 

„Hm…dann werde ich morgen mal mit ihr sprechen müssen…“, meinte der Schulleiter nachdenklich, „Aber ich denke nicht, dass sie allein gehen sollte…zu zweit wäre es sicherer…“Er blickte auf die List und dann zu dem Portait.

“Irgendwelche Vorschläge?“
 

„Siehst du diesen jungen Mann da?“, der Professor deutet auf einen Namen. „Ich denke er wäre der Richtige für diese Aufgabe“

Er schien sich ziemlich sicher zu sein, denn er lächelte wieder sein alt bekanntes Lächeln.

„Was meinst du Severus?“
 

„Ich habe keine Ahnung, wie du die Auswahl triffst, aber ich denke, dass ich deinem Urteil vertrauen kann…ich werde ihnen morgen bescheid geben…“, antwortete er darauf und versank dann wieder eine Weile in Gedanken. „Denkst du die anderen brauchen auch noch eine Aufgabe? Oder sind sie ausgelastet? Nicht, dass jemand auf die Idee kommt die Schule in Schutt und Asche zu legen, weil er zu viel überschüssige Energie hat…“, murmelte er schließlich.

Man hörte ihn wirklich selten so reden. Eigentlich nur in Anwesenheit von Dumbledore. Dann war er fast ein anderer Mensch.
 

„Ich denke es wird sich noch etwas finden“, erwiderte der alte Schulleiter lächelnd.

Er blickte auf die Liste und dachte nach.

„Ich werde mir etwas überlegen Severus, aber ich würde gerne mehr über diese Menschen erfahren, bevor ich sie mit einer Aufgabe betraue, der sie vielleicht nicht gewachsen sind.“
 

„Ich versuche dir Informationen zu beschaffen…“, sagte er und legte dann die Liste weg. Er hatte ohnehin mehr über sie erfahren wollen.

Diese neuen Schüler waren sehr merkwürdig. Zumindest einige von ihnen. „Hast du eventuell von den anderen auf der Liste außer Jo Fernandez schon mal etwas gehört, damit ich weiss worauf ich mich vorbereiten muss?“, fragte er schließlich noch.

Es würde wohl seine letzte Frage für Heute sein.
 

„Ich glaube Nell Coopers sagt mir was… aber ich bin mir nicht sicher Severus“, murmelte er leise. „Versuch etwas über sie heraus zu finden“

Der ehemalige Schulleiter verstummte für den Moment und Snape blieb allein zurück.

Ohne seinen alten Freund, ohne dessen Rat.



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