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Lost in your eyes

von

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Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 17/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin, Tarêk x Amien
 


 

Lost in your eyes 17
 

Irgendwann wachte Laurin wieder auf. Und diesmal erneut vor Ascon, der noch selig neben ihm schlief und ihn in einer beschützenden Umarmung hielt. Der Galadhrim hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, aber er fühlte sich wieder besser, frisch und ausgeruht.

Sanft löste er sich von dem Dunkelhaarigen, deckte ihn wieder richtig zu und erhob sich dann, um das Zimmer zu verlassen, nachdem er sich wieder richtig angezogen hatte. Vor der Tür stand ein Krug mit Wasser und wieder ein Früchteteller und der Kleine lächelte und brachte die Dinge neben Ascon auf den Boden. Er trank ein paar Schlucke, vernaschte einige kleine Früchte, dann verließ er das Zimmer wieder, nach dem Umhang greifend. Er brauchte unbedingt frische Luft, komische Umgebung hin oder her!

Leise schloss er die Tür wieder und blickte durch die dunklen Gänge des fremden Hauses, hob schnuppernd seine feine Nase nach oben und folgte einem Luftzug, der ihn bis zur Haustür brachte. Vorsichtig öffnete der Kleine sie und stellte erleichtert fest, dass es dämmrig draußen war, keine Sonne, die ihm irgendwie schaden konnte. Und es war auch niemand da, keine komischen Wesen, alles war ruhig. Fast zu ruhig, aber Laurin spürte keine Gefahr, also wickelte er sich in den Umhang und schloss die Tür hinter sich. Genießend schloss er die Augen, atmete die frische Luft ein und sah sich um. Neugierig wie er war, ging er um das Haus herum und erkannte einen verwahrlosten, kleinen Garten direkt hinten dran. Lächelnd betrat er ihn und bemerkte sogar einige ihm bekannte Pflanzen. Er hockte sich hin und versank in Gartenarbeit, entfernte störende kleine Pflanzen und buddelte die Erde um, damit die schönen Pflanzen wieder genug Platz hatten. Dabei machte er sich nicht ein einziges Mal schmutzig, er war ein Waldkind, und die Natur war trotz allem sein Freund. Die Erde perlte einfach von seiner Haut ab und hinterließ sie sauber und makellos.

Nach einiger Zeit, es wurde schon heller, spitzte der Galadhrim die Ohren und konnte Wasserplätschern hören. Er stand auf und folgte dem Geräusch. Überraschenderweise fand er eine Quelle, die schon sehr zugewachsen war, und schöpfte ein wenig Wasser in seine Handflächen, um „seine“ Pflanzen damit zu wässern. Und es dauerte auch gar nicht lange, da erblühte der kleine Garten in wundervollem Glanz. Laurin setzte sich erschöpf an den Rand der Quelle, trank einige erfrischende Schlucke und fühlte sich sichtlich wohl. Seine Haare strahlten und er freute sich, dass er so viel geschafft hatte.

Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wie es allmählich wärmer und auch immer heller wurde. Bald würden die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen auftauchen.
 

Verschlafen drehte Ascon sich auf den Rücken und gähnte schläfrig, noch bevor er die Augen öffnete. Es war seltsam, aber irgendetwas fehlte. Nur wusste er so im Halbschlaf versunken nicht was es war. Er war doch erschöpfter gewesen, als angenommen. Sein Schlaf war zu seinem Ärger sehr tief gewesen, sodass er eventuelle Gefahren gar nicht bemerkt hätte. Zum Glück schien nichts vorgefallen zu sein. Also drehte Ascon sich wieder auf die Seite, wollte sich noch ein bisschen Ruhe gönnen, im Gegensatz zu seiner sonstigen Aufgewecktheit und Vorsicht.

Suchend glitt seine Hand über die leeren Decken neben sich und plötzlich riss er alarmiert die Augen auf.

Die Decken waren LEER!!

Sofort sprang er auf und suchte den Raum ab. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus und der Telemnar hatte von einer Sekunde auf die nächste seine Sinne voll geschärft.

Laurin war weg! Das konnte aber nicht sein, redete er sich ein. War der Junge vielleicht entführt worden, während er seelenruhig geschlafen hatte. Unwirsch raufte Ascon sich die Haare, rannte ins Badezimmer und schaute dort erst einmal nach, bevor er sich weiter verrückt machte.

Als er Laurin dort auch nicht fand, rang er um Fassung und versuchte logisch zu denken.

Aufmerksam sah er sich in dem Schlafraum um, entdeckte aber keine Spuren eines Kampfes. Andere Gerüche als Laurins und den seinen nahm Ascon ebenfalls nicht wahr, was darauf hinwies, dass der Kleine wahrscheinlich von allein losgezogen war.

»Verdammt!!«, fluchte der Dunkelhaarige und knirschte angespannt mit den Zähnen.

Was hatte Laurin sich nur dabei gedacht?! Wahrscheinlich gar nichts, gab Ascon sich gleich selbst die Antwort, während er schnell in seine Sachen schlüpfte und aus dem Haus stürmte.

Es dämmerte gerade. Über den Bergen konnte man schon die ersten Sonnenstrahlen sehen und auch die Lufttemperatur nahm zu. All das spürte er sofort, streckte die Nase in die Luft und versuchte Witterung auf zu nehmen. Wenn Laurin hier irgendwo in der Nähe war, was er ganz stark hoffte, dann würde er dessen Duft wahrnehmen können.

Und tatsächlich!

Da war eine leichte Spur. Unverzüglich folgte er ihr. Sie führte hinter das Haus, nahm an Intensität zu und Ascon dachte schon er hätte Laurin gefunden, aber das stellte sich als Fehlanzeige heraus. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Innere Anspannung stieg weiter. Nervös fuhr er sich durch die ungekämmten Haare und stapfte weiter. Das ordentliche Beet interessierte ihn nicht im Geringsten. Er kam auch nicht auf die Idee, dass der Kleine sich hier betätigt haben könnte. Eine ganze Wolke von Laurins Duft wehte ihm dann um die Nase und so trampelte er einfach durch die frischen Beete und durchquerte den kleinen Garten, folgte seiner Spur besorgt weiter und entdeckte den Galadhrim kurz darauf zwischen ein paar Büschen an einer idyllischen Quelle. Ein paar Meter davor hielt er inne und beobachtete Laurin ein Weilchen, während er versuchte seine Sorge wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Am liebsten wäre er zu dem Jungen hin und hätte ihn ordentlich durchgeschüttelt, ihn gefragt, was dieser Unsinn sollte. Doch der Kleine war schon so sensibel, weshalb Ascon bemüht war seinen Ärger über das Geschehene in einheitliche Bahnen zu lenken.

Dann ging er langsam zu Laurin, löste seinen Umhang und legte ihn dem Kleinen über den Kopf, denn die Sonnenstrahlen, die so schädlich für die zarte Haut waren, waren nicht mehr fern.

Überrascht wandte der Hellhaarige den Kopf um und guckte ihn mit großen Augen an.

Ascon blieb jedoch still, sah Laurin nur auffordernd und streng an und wartete auf eine Erklärung.

Er strahlte unmissverständlich Ärger aus und das nicht zu knapp. Doch er beherrschte sich.
 

Eine ganze Weile döste der Kleine vor sich hin und erholte sich von der ein wenig anstrengenden Gartenarbeit, genoss es, mal wieder an der frischen Luft zu sein. Irgendwie hatte er es drinnen nicht mehr ausgehalten, hatte sich eingesperrt gefühlt...

Während er so seinen Gedanken nachhing, bekam er nichts um sich herum mit, deshalb zuckte er erschrocken zusammen, als er auf einmal etwas über den Kopf bekam. Verwirrt drehte er sich und erblickte Ascon. Und auch jetzt bemerkte er erst, dass die Sonne gleich heraus kam. Wie hatte er das nur übersehen können!

Eigentlich wollte er dem Mann einen schönen guten Morgen wünschen, aber dieser sah ihn so ärgerlich an, dass ihm die Worte im Hals stecken blieben. Er wusste nicht, was er sagen sollte, der Dunkelhaarige war bestimmt wieder sauer, weil er einfach so nach draußen gegangen war. Aber Ascon wusste doch, dass er nicht weg lief und ab und zu ein bisschen frische Luft brauchte... Außerdem hatte er ihn nicht wecken wollen...

Sein Blick fiel auf sein Beet und er riss die Augen auf.

»Du... du hast es kaputt gemacht!«, rief er aus und sprang auf. Allerdings hielt er den Umhang fest, wegen der Sonne und eilte zu den runter getrampelten Pflanzen. Traurig hockte er sich davor und streckte eine Hand aus, ließ sie instinktiv leuchten und heilte die Pflanzen, so dass sie ihren Glanz zurückbekamen. Allerdings schaffte er das nicht bei allen Pflanzen und er ließ traurig den Kopf hängen, machte aber alles wieder ordentlich, was er schaffte.

»Daran habe ich ganz lange gesessen...«, sagte er leise und vorwurfsvoll, und sah Ascon kurz an, dann senkte er den Blick und fuhr leise fort:

»Ich... musste raus, brauchte frische Luft... Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte dich nicht wecken... Hab... dir sogar Essen hingestellt... Aber... jetzt... jetzt bist du wieder aus irgendeinem Grund wütend...«

Betreten senkte er den Blick und seufzte. Er konnte es dem anderen auch nie recht machen... Dabei hatte er nur ein wenig Zeit für sich gebraucht...
 

Ascon hielt sich streng zurück und ließ Laurin erst reden. Die Vorwürfe verletzten ihn. Dabei hatte er sich doch nur Sorgen gemacht, aber nicht mal das durfte er, dann war der Kleine deprimiert und er fühlte sich, als wäre er der schlechteste Mensch im ganzen Universum!

Enttäuscht über das Unverständnis Laurins kniff er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte unmerklich den Kopf.

»Schon gut.. mach dein Beet ordentlich und tu den Tag was du willst..«

Das war das einzige, was er verlauten ließ, bevor er sich umdrehte und wieder zum Haus zurück ging. Er wollte nicht so sein, aber dieser traurige Blick war ihm bis ins Herz gedrungen und aus seiner Sicht war es besser, den Mund zu halten, bevor er noch etwas sagte, was er später bereute. Außerdem hatte er manchmal das Gefühl, das Laurin ihn nicht verstehen wollte.

Sicher war der Jüngere sensibel und gerade in dieser schweren Zeit war es nicht einfach für sie beide. Vielleicht hätte er Laurin gestern den Gefallen tun sollen und sich nicht gegen ihre entgültige Verbindung sträuben…

Ach, er wusste doch auch nichts mehr!

Es war sowieso alles falsch was er tat und sagte. Nur wie sollte es denn mit ihnen weiter gehen, wenn sie derart aneinander vorbei fühlten? Ascon schüttelte den Kopf und ließ sich in ihrem Zimmer auf den Boden sinken.

Wenigstens ein bisschen Einsicht hatte er sich von Laurin erhofft, wenigstens ein bisschen Vorsicht und Umsichtigkeit, gerade weil sie in dieser gefährlichen Gegend abgestürzt waren.
 

Verwirrt blickte Laurin ihm hinterher. Er verstand das nicht. Er verstand Ascon einfach nicht. Er plumpste ins Gras und blieb sitzen, war auf einmal ganz traurig und wusste nicht, was er davon halten sollte.

Noch eine ganze Weile blieb er draußen, pflanzte noch ein paar neue, leuchtende Blumen und wässerte sie, dann trank er ziemlich viel an dem Brunnen und seufzte. Doch dann wurde ihm warm, und die Sonne blendete in seinen Augen, also machte er sich auf den Weg zurück ins Haus. Dabei warf er noch einen letzten Blick auf das Beet und lächelte. Das war sein Werk, und es sah wunderschön aus, hoffentlich machte es nicht noch jemand kaputt... Aber wenigstens hatte er für heute erst einmal etwas zu tun gehabt und es hatte ihm Spaß gemacht. Er konnte doch sonst nicht immer einfach so rum sitzen, es war langweilig und jetzt fühlte er sich gut, nachdem er sich draußen ein bisschen betätigt hatte.

Er bemerkte, dass das Gelände vor dem Haus zu dieser Tageszeit schon voll von fremden Wesen war, also schlüpfte er so schnell wie möglich wieder ins Haus und schloss die Tür ein wenig verängstigt hinter sich. Dann ging er zu dem bekannten Raum, trat ein und schloss die Tür hinter sich.

Er bemerkte, dass Ascon noch nichts gegessen hatte und warf ihm einen tadelnden Blick zu, bückte sich, um ihm einige Früchte in die Hand zu drücken und verschwand dann im Nebenzimmer, um seine Haare wieder ordentlich zu bürsten und die Frisur zu stecken.

Sagen tat er nichts, er wusste nicht, wie er gerade mit Ascon umgehen sollte und zog es vor, zunächst erst mal nichts zu sagen, dann konnte er auch nichts falsch machen. Obwohl er froh war, dass der andere da war...

Er legte beide Mäntel zurück auf den Sachenstapel und setzte sich dann neben den Dunkelhaarigen, um erneut etwas zu trinken. Heute hatte er irgendwie Durst...
 

In Gedanken versunken saß Ascon da. Das Essen hatte er zwar gesehen, jedoch hatten ihm die ganzen Unstimmigkeiten auf den Magen geschlagen und er bevorzugte es vorerst lieber nichts zu Essen. Appetit hatte er sowieso nicht.

Irgendwann nahm er Geräusche wahr, wusste sofort, dass es Laurin war, weil nur dieser so leise gehen konnte. Außerdem wehte ihm dessen Duft entgegen. Doch Ascon rührte sich nicht. Er war die ganze Zeit in Sorge gewesen, dass Laurin da draußen, ganz allein im Garten etwas passieren könnte. Allerdings wäre der Junge ihm bestimmt böse gewesen, wenn er ihn ununterbrochen beobachtet hätte.

Ein schweres Seufzen drang über seine Lippen, bevor er Laurins tadelnden Blick bemerkte. Zuerst verstand er die Reaktion des Jungen nicht, bis ihm etwas Obst in die Hand gedrückt wurde. Mit einem undefinierbaren Blick schaute Ascon Laurin schließlich hinterher als dieser ins Bad verschwand. Dann senkte er den Kopf wieder und betrachtete das Obst.

Richtig Hunger verspürte er immer noch nicht, aber vielleicht sollte er etwas Essen. Möglicherweise wurde dadurch seine Laune ein wenig besser, obwohl er ja daran nicht mehr glaubte.
 

Natürlich spürte Laurin, dass Ascon verstimmt war. Wahrscheinlich sogar SEHR verstimmt war. Aber was sollte er denn machen? Der Galadhrim war immer noch der Meinung, dass er im Recht war und konnte einfach nicht verstehen, wieso der Dunkelhaarige so handelte, wie er es getan hatte. Der andere erklärte ihm ja auch nie irgendetwas. Laurin wusste nie mit Sicherheit, was Ascon gerade dachte, und gerade das ließ ihn immer wieder sehr unsicher werden.

Lautlos seufzte er als er bemerkte, dass der andere die Frucht noch immer regungslos in seinen Händen hielt, griff sich selbst eine und begann sie mithilfe seiner scharfen Fingernägel zu pellen. Dabei ließ er sich viel Zeit, er wusste, dass die Früchte ohne Schale viel besser schmeckten, vor allem wenn man sich Zeit ließ und es ordentlich machte.

Als er fertig mit Pellen war, teilte er die Frucht und als er ein saftiges Stück in der Hand hielt, zögerte er kurz und betrachtete es, dann drehte er sich ein Stück und hielt es Ascon kurzerhand vor die Lippen, unsicher, ob dieser es annehmen würde, oder nicht, aber der Galadhrim wollte, dass er etwas aß. Außerdem wollte er irgendetwas wieder gut machen, er wusste nicht genau was, nur, dass die Stimmung gerade nicht wirklich schön war, und das gefiel ihm nicht, deshalb flackerten seine Haare auch ein wenig.

Aber ebenso wie der Dunkelhaarige schwieg er, weil er eben nicht wusste, was er sagen sollte. Nebenbei steckte er sich mit der anderen Hand ein Fruchtstück in den Mund und kaute genießerisch drauf rum. Das schmeckte aber auch lecker, schön süß! Ihm wurde ganz warm im Bauch und er lehnte sich an den anderen und schloss die Augen leicht, während er sich den süßen Nektar von den zarten Lippen leckte und schließlich doch zu Ascon aufsah, um ihn zu betrachten, ihm das Fruchtstück noch immer hinhaltend.

»Bitte... iss was, ja?«, hauchte er schließlich leise und sah den anderen besorgt an.
 

Immer noch jagten Gedanken durch seinen Kopf, bei denen es sich die ganze Zeit nur um Laurin drehte. Vielleicht machte er sich auch zu viel Sorgen, er wusste es nicht. Laurin hörte ja auch nie auf ihn. Der Junge tat was er wollte, ganz egal, wie oft er ihm versuchte zu sagen, dass es zu gefährlich war, wenn er allein loszog.

Ein schweres Seufzen drang über seine Lippen. Dann schaute er zu Laurin, der ihm ein Stück Frucht vor die Lippen hielt. Anscheinend war es ein Versöhnungsangebot und weil er selbst auch nicht wollte, dass diese schlechte Stimmung zwischen ihnen weiter bestand, nahm er die Frucht langsam und vorsichtig an, kaute kurz und schluckte runter. War gar nicht mal so übel gewesen, aber für seinen Geschmack etwas zu süß.

Doch Ascon sagte nichts, sondern betrachtete den Kleinen mit einem undefinierbaren Blick, als dieser sich an ihn lehnte und selbst von der Frucht aß. Er war versucht einen Arm um Laurin zu legen, schüttelte dann jedoch unmerklich den Kopf und unterließ die kleine Geste der Zuneigung. Als Laurin ihm erneut ein Stück Frucht hinhielt, ergriff er sanft dessen Hand und führte sie zu dessen eigenen Mund.

»Iss du lieber.. mir ist das ein wenig zu viel Zucker…«, meinte er ruhig. Kein Quäntchen Ärger war mehr aus seiner Stimme heraus zu hören. Soweit hatte Ascon sich bereits im Griff.

Die Ablehnung stimmte den Jungen traurig, das merkte er. Dennoch blieb der Dunkelhaarige bei seiner Entscheidung. Die Atmosphäre zwischen ihnen war immer noch angespannt und sie würde auch so bleiben, wenn sie nicht offen miteinander redeten.

Das war Ascon klar, aber den Anfang wollte er nicht machen. Laurin würde nur wieder in Tränen ausbrechen, weil er sich im Unrecht fühlen würde und dann gab es gar keine Lösung. Resultat wäre noch größerer Streit. Lautlos seufzte der Dunkelhaarige.

»Ich werde noch mal in die Stadt gehen. Wenn du magst kannst du hier bleiben. Es wird sicher nicht lange dauern, da ich weiß wohin ich gehen muss.«

Es fiel Ascon relativ schwer Laurin so offensichtlich selbst entscheiden zu lassen. Es war ihm gar nicht lieb den Jungen unbeaufsichtigt zu lassen. Andererseits wollte er versuchen den Galadhrim etwas weniger zu kontrollieren, damit Laurin sich klar darüber wurde, dass er es nur gut meinte mit seiner Besorgnis.
 

Erleichtert seufzte der Kleine, als Ascon die Frucht annahm und aß. Der Mann achtete viel zu wenig auf seine Gesundheit. Er selbst mampfte die eine Frucht mit großem Appetit weg, leckte sich danach die Finger genüsslich ab um auch den Rest des süßen Fruchtsaftes aufzunehmen. Aber er spürte dennoch dass Ascon nicht gut drauf war und senkte betreten seinen Kopf, merkte dass der Dunkelhaarige Abstand wollte und stand schließlich unsicher auf, um sich nebenan das Gesicht zu waschen, was ganz klebrig war. Als er wieder kam flackerten seine Haare noch immer und er sah unsicher zu dem anderen weil er es schade fand, dass dieser nicht weiter aß.

»Was... was ist... zuuuukker?«, fragte er leise weil er das Wort nicht kannte und legte den Kopf leicht schief. Hieß das, Ascon mochte seine Früchte nicht mehr Essen? Betreten senkte er den Blick und war ein wenig traurig. Aber er wollte den anderen auch nicht schon wieder damit belasten, also schwieg er betreten und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, weil er nicht wusste was er tun sollte.

Aber er sah auf als Ascon sich aufrichtete und ihm mitteilte, dass er noch mal in die Stadt wollte und er selbst die Wahl hatte ob er nun hier bleiben wollte oder nicht. Eine ganze Weile überlegte er, was er tun sollte. Der Mann war nicht wirklich gut gelaunt, ob es da ratsam war, wenn er mitging? Oder war es dann nicht vielleicht lieber besser wenn er hier blieb? Aber hier war es so dunkel, und er wusste nicht, wann dieses komische Wesen nachher wieder reinkommen würde, und alleine wollte er hier auf keinen Fall bleiben!

»Komm... komme mit...«, gab er leise bekannt und sah den anderen wieder scheu an, bevor er den Blick erneut senkte und auf seiner Unterlippe herum kaute, darauf wartete, dass der andere noch etwas sagte oder losging.
 

Irgendwie munterte Laurins Entscheidung seine Stimmung ein wenig auf und ein schmales Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

»Okay.. dann kommst du mit«, meinte er und ging dann in das karge Badezimmer, um sich ebenfalls die Hände zu waschen. Als er wieder kam, überlegte er und begann Laurin seine Frage zu erklären.

»Zucker ist etwas, was Früchte süß macht. Das gibt es auch so, ohne Frucht. Aber in den Früchten ist es natürlich gesünder.« Prüfend schaute er den Kleineren an, um heraus zu finden, ob dieser es auch verstanden hatte.

Das zarte Gesicht sah nachdenklich aus, aber schließlich nickte Laurin sich selbst zu und Ascon war froh, sich nicht noch eine andere Erklärung ausdenken zu müssen.

»Wollen wir dann?«, fragte er, weil der Kleine immer noch im Raum stand und sich nicht bewegte.

Schließlich kam der Jüngere auf ihn zu und sie verließen das Haus.

Es dauerte zwar wieder ein Weilchen, bis sie vor dem riesigen Gebäude angekommen waren.

Unordentlich, nein chaotisch sah es immer noch aus, aber aus dem heruntergekommenen Hangar ertönten eindeutig Geräusche und das ließ ihn hoffen.

Zuerst einmal trugen ihn seine Schritte zu dem kleinen Nebengebäude, wo er gestern mit dem Mann verhandelt hatte. Nach mehrmaligem Klopfen, machte aber niemand auf.

Deshalb ging er mit einem versichernden Blick, dass Laurin auch nichts anstellte zum Hangar zurück und suchte nach einem Eingang, den er wenig später fand.

Da der Kleine ihm folgte durchquerte er den schmalen Gang. Dieser war jedoch nur ganz kurz und wenig später stand er in der Halle und schaute nicht schlecht.

Sein Schiff, die Starlight war bereits hier!!

Ascon konnte das gar nicht richtig glauben. Dieses Wesen schien sich wirklich viel von ihm zu versprechen, wenn es sich derartig beeilte.

Der Zustand des Schiffes ließ zwar noch zu wünschen übrig, aber wenn man bedachte, dass es bereits länger als drei Wochen im Urwald vor sich hingemodert hatte, war es noch erstaunlich gut in Schuss.

Nachdem Ascon die Starlight genug betrachtet hatte, begann er nach jemandem zu suchen.

Offensichtlich arbeiteten schon ein paar Leute an seinem Schiff.

Viel konnten sie jedoch nicht mit anfangen, solange sie die zentrale Steuereinheit nicht besaßen.
 

Laurin folgte ihm einfach nur schweigend. Ein wenig erschöpft von dem längeren Marsch war er ja schon, doch er sagte nichts von alledem, weil er Ascon nicht weiter ärgern wollte.

Auf die Erklärung hin meinte er nur leise und verwirrt:

»Aber... dann... dann magst du doch gar keine Früchte... oder?«

Aus großen, traurigen Augen sah er zu dem Dunkelhaarigen auf und legte den Kopf leicht schief, während er seine Beine weiterhin anhob um nicht über die komischen Steine zu stolpern, die hier überall herum lagen. Er war froh, nichts mehr an den Füßen tragen zu müssen und fühlte sich freier. Aber er war traurig dass Ascon dann die Früchte auch nicht mögen würde, die er selbst herstellte, obwohl der Mann ja schon einmal davon gegessen hatte...

Er drückte sich eng an seinen Partner, als sie wieder auf das Grundstück kamen und fühlte sich hier noch immer nicht sonderlich wohl, deshalb achtete er auch darauf, in der Nähe zu bleiben.

Als sie den großen Raum betraten, sah er sich ängstlich um, bemerkte aber, dass Ascon erleichtert zu sein schien und sofort leuchteten seine Haare auch wieder heller.

Doch dann unterhielt sich der andere mit den anderen komischen Wesen und der Kleine langweilte sich ein wenig. Also entfernte er sich ein bisschen und bemerkte eine Tür, die ihn irgendwie anzog. Er wollte Ascon ja Bescheid sagen, aber dieser war so in ein Gespräch vertieft, dass er sich gerade nicht weiter um ihn kümmerte. Also tapste er neugierig und von anderen ungesehen zu dieser Tür und öffnete sie, lugte neugierig hinein. Es war stockdunkel, aber er konnte ja dennoch sehr gut sehen und trat vorsichtig ein. Er bemerkte ganz viele komische durchsichtige Kisten, in denen Erde und Pflanzen waren, das sah sehr interessant aus und roch gut! Ganz nahe ging er dort heran und sah hinein, zuckte zusammen als sich darin etwas bewegte und zog die Augenbrauen nach oben. Da... da war ein Tier drin! Das Arme, das war da eingesperrt... Er griff sich den Deckel und zog mit einiger Anstrengung daran, bis er ihn wirklich aufbekam. Dann hielt er vorsichtig seine Hand hinein. Das Tier sah sehr interessant aus, er hatte so etwas noch nie gesehen! Es war ganz lang, glatt, warm und zusammengerollt und hatte einen kleinen Kopf mit dunklen Augen, die ihn ansahen. Und dann kroch es langsam seinen Arm hinauf, indem es sich darum wickelte und glitt schließlich zu seinem Nacken.

»Hihihi, das kitzelt!«, rief Laurin lachend aus und verließ den Raum wieder, um Ascon zu zeigen was für ein tolles Tier er gefunden hatte. Dieses glitt nun um seine Brust und schien ihn zu erforschen, was den Kleinen glücklich lächeln ließ und seine Haare schienen so hell wie noch nie.

Er verließ den Raum nun endgültig und schloss die Tür hinter sich.

»Guck mal Ascon!«, rief er glücklich und strahlte ihn an.
 

Es hatte nicht lange gedauert, bis er das ältere Wesen wieder gefunden hatte, mit dem er bereits verhandelt hatte. Sie kamen ins Gespräch und Ascon ließ sich berichten, in wie weit das Schiff beschädigt war. Zudem erfuhr er den Grund ihres Absturzes.

Der Planet besaß ein künstliches Magnetnetz, das fremde Schiffe hindern sollte, die Population der Agharaht an zu greifen. Der Mann erzählte ihm noch einiges dazu und Ascon hörte aufmerksam zu, machte sich gedankliche Notizen. Vielleicht war ihm das ja eines Tages noch mal nützlich.

Dann erkundigte er sich, wie lange die Reparatur der Starlight dauern würde. »Hm..«, meinte der kleine Mann, während er dessen grimmig verzogene Augen noch einmal über das Schiff glitten. »So.. ne Woche schätz ich mal..«, grummelte er und spuckte zur Seite aus, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und schüttelte den Kopf.

»Das wird aber teuer...«, stellte er im Voraus klar.

»Sie haben kein System eingebaut, das sie gegen das Magnetfeld schützt und abschalten können wir es auch nicht..«, erklärte er. »Um hier weg zu kommen brauchen sie also ne Vollüberholung..«

Ascon hatte bereits mit so etwas gerechnet, doch er ließ es sich nicht anmerken. Es war deutlich zu sehen, dass dieser Kerl es auf die Perlen abgesehen hatte. Insofern hatte Ascon ihn in der Hand. Sie hatten beide etwas, was der andere wollte. Deswegen glaubte er kaum Probleme zu bekommen, obwohl es ihm natürlich immer noch nicht behagte, Laurins Perlen als Zahlungsmittel zu verschwenden.

Gerade wollte er mit der Aushandlung der Vorzahlung anfangen, als er plötzlich Laurins freudige Stimme vernahm. Oje.. den Kleinen hatte er ja fast vergessen!

Mit besorgtem Blick drehte er sich um, wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er erkannte, mit WAS der Junge schon wieder spielte.

»Laurin!«

»Bengel!!«, riefen Ascon und der Agharath gleichzeitig aus. Der Mann war jedoch schneller, humpelte auf Laurin zu und packte die Schlange am Hals, zog sie von dem Hellhaarigen weg. Böse schaute er zu Laurin hoch und wedelte wild mit dem Tier herum.

»Wer hat dir erlaubt das anzufassen! Das kostet viel Geld.. is teuer und schwer zu kriegen! Auch gefährlich..!!«, schnauzte er und spuckte dabei ein wenig.

Dann riss Ascon sich aus seiner Starre los.

»Keine Angst, er wird es nicht wieder tun«, versicherte er und stellte sich zwischen Laurin und den Mann. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, als er den Kleinen mit der Schlange erblickte. Es ärgerte ihn unwahrscheinlich, dass Laurin nie auf ihn hören konnte und immer tat, was er gerade wollte. Seinen Ärger hielt er jedoch unterdrückt, versuchte den anderen zu beruhigen und drückte ihm eine der Silberperlen in die Hand.

»Hier, als Entschädigung. Und nun lassen sie uns über den Preis für mein Schiff verhandeln!«

Mit Laurin würde er später noch reden. Vorrang hatte jetzt aber die Angelegenheit mit der Starlight.

Der Mann nickte, rief einen seiner Leute und reichte ihm die Schlange.

»Kommt mit.. «, sagte er brummig und drehte sich um. Ascon packte Laurin unsanft am Handgelenk und sah streng auf ihn hinunter.

»Du hättest in dem Haus bleiben sollen!«, schnaubte er verärgert und folgte dem anderen, Laurin dabei nicht loslassend. »Jetzt muss ich dich wie ein kleines Kind an die Hand nehmen!« Sein Missfallen darüber war deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören.
 

Der Kleine verstand nicht, was er nun schon wieder gemacht hatte. Das Tier war doch ganz lieb gewesen, er hatte nur ein wenig mit ihm gespielt!! Ängstlich wich er zurück als das komische Wesen ihm zu nahe kam und ihm das Tier entwendete. Und als er auch noch Ascon hörte, senkte er sofort den Kopf und umschlang seinen Körper mit seinen Armen. Was konnte er denn dafür, wenn ihm langweilig war weil sich niemand um ihn kümmerte. Er hatte dem Dunkelhaarigen nur was Schönes zeigen wollen. Er hätte es ja danach auch wieder zurück gebracht...

Er schniefte als er die verärgerten Worte hörte und Schmerzen verspürte, als ihn Ascon grob anfasste und hinter sich her zog. Sofort verfärbte sich die Haut an dieser Stelle dunkler und Laurin wimmerte leise und biss sich fest auf die Lippe. Allerdings riss er sich mit einem Ruck von dem anderen los, auch wenn ihm das noch mehr wehtat und sah ihn zum ersten Mal wirklich zornig an. Seine Haare flackerten und Tränen der Wut perlten von seinen Wangen und kullerten über den Boden. Von jetzt an würde er eben gar nichts mehr sagen und gar nichts mehr tun, er machte doch sowieso wieder alles falsch!!

Er setzte sich neben die Eingangstür und blieb stur dort sitzen, würde nicht wieder in das muffige Zimmer da reingehen. Dann wartete er eben bis der andere wieder raus kam wenn er fertig war! Noch immer schniefte er und wollte nur noch zurück nach Hause, fragte sich, womit er das nun schon wieder verdient hatte und zog seine Knie an, bettete seinen Kopf darauf mit dem Gesicht nach unten, sodass niemand es mehr sehen konnte. Er war nur noch verzweifelt und fragte sich, warum ihm der Mann jedes Spielzeug wegnahm, das er fand. Er hatte sich doch nur etwas beschäftigen wollen damit er den anderen nicht störte, aber nein, das war ja auch schon wieder falsch gewesen! Wäre er bloß zu Hause geblieben!!

Er blieb zunächst regungslos sitzen und sah auf den Perlenhaufen, der sich zwischen seinen Beinen gebildet hatte, scharrte mit seiner Hand in der leblosen Erde weil er nichts zu tun hatte und stieß beim Rumrutschen an einen Eimer, so dass das Wasser auslief, was sich darin befunden hatte.

Quietschend sprang er auf, stellte den Eimer zurück und setzte sich ein Stück daneben hin, wo es nicht nass war, schniefte weiter und konnte sich gar nicht beruhigen. Erst, als irgendetwas neben ihm leuchtete sah er verwirrt auf, weil kleine leuchtende Blumen aus seinen Tränenperlen gewachsen waren, die rasch größer wurden. Verwirrt beobachtete er das Schauspiel und hatte sogar vergessen zu Weinen.
 

Als Laurin leise wimmerte, ließ Ascon seinen Griff um das schmale Handgelenk lockerer werden. Doch der Kleine war von seinen Worten anscheinend ebenfalls verärgert, denn er riss sich los. Der Zorn, den Ascon in den blauen Augen las, überraschte ihn, denn so hatte er Laurin noch nie gesehen. Er kannte den Jungen nur sanft, ruhig, zurückhaltend und öfter mal etwas traurig, viel zu oft, gestand sich der Dunkelhaarige. Doch das stand jetzt nicht zur Debatte.

Momentan hatte er wirklich wichtigeres zu tun, als sich mit Laurin zu streiten, was sie in den letzten Tagen auch viel zu oft taten.

Sein Blick war noch genauso streng und unnachgiebig wie noch vor ein paar Minuten und daran änderte Laurins Ausbruch auch nichts. Es war Ascon nicht egal, was der Kleine fühlte, überhaupt nicht. Doch Laurin erwischte immer so unglaublich ungünstige Augenblicke mit seinen unbedachten Spielereien...

»In Ordnung.. Von mir aus bleib hier draußen, aber stell nicht wieder irgendetwas Dummes an«, wies Ascon seinen Partner zurecht und ging dem Mann hinterher, verschwand schließlich in dem Haus. Die Verhandlungen dauerten viel länger als der Telemnar eigentlich vorgehabt hatte. Außerdem war er nicht so konzentriert wie er gerne gewesen wäre. Seine Gedanken kreisten um Laurin, der bestimmt weinend vor der Tür saß. Sie waren zwar nach der Meinung des Kleinen noch keine richtigen Partner, dennoch verspürte er so eine unendliche Traurigkeit in seinem Innern, die nicht von ihm ausging.

Irgendwann kamen sie zu einer Übereinstimmung. Ascon überreichte dem Mann ein kleines Beutelchen mit Perlen. Das war die Anzahlung. Den Rest würde er wie vereinbart zum Schluss bekommen.
 

Aufmerksam betrachtete der Galadhrim die vielen kleinen Blümchen die da aus seinen Perlen wuchsen und kratzte sich verwirrt am Kopf. Das Wasser und die Erde hatten wohl dazu geführt dass daraus so viele kleine Pflanzen wurden. Er lächelte leicht und strich hauchzart über die kleinen Blätter, die süß dufteten, betrachtete sie erneut aufmerksam und konnte gar nicht genug davon kriegen. Wenn er das eher gewusst hätte, dann hätte er den Garten heute Morgen noch viel schöner hinbekommen... Er seufzte leise als er wieder daran dachte was heute alles passiert war. Und er bemerkte auch, dass Ascon da drinnen ganz schön lange brauchte. Schmerzlich betrachtete der Junge sein dunkles Handgelenk und leckte mit erneuten Tränen in den Augen darüber, auch wenn es davon nicht besser werden würde.

Erneut sann er über sich und Ascon nach. Ob sie wirklich Partner werden konnten? So oft wie sie sich im Moment darüber stritten zweifelte er wirklich daran. Aber das Zeichen bewies es eindeutig... Laurin schob das Oberteil ein Stück von seiner Schulter und betrachtete das Zeichen nachdenklich, strich darüber und seufzte erneut leise. Er hatte sich wieder beruhigt, steckte die restlichen Tränenperlen in seine Hosentasche und sah aus dem Augenwinkel dieses Tier von neulich, was ihm Ascon auch schon weggenommen hatte. Es krabbelte durch sein Sichtfeld, aber so gerne Laurin sich auch mit dem schönen Wesen beschäftigt hätte, er blieb regungslos sitzen, beobachtete es nur. Er wusste dass der Ältere es ihm nicht erlauben würde und so betrachtete er es noch immer, die eine Hand an seiner Schulter, die andere an seinen Schläfen. Er saß mit angezogenen Beinen da und es sah aus als wäre ihm kalt. Man konnte ihm ansehen dass er verzweifelt war.

Als Laurin Geräusche von drinnen hörte rührte er sich nicht, auch nicht, als er hörte wie die Tür aufging. Er blieb in dieser Position neben seinen leuchtenden Blumen sitzen und betrachtete das Tier.
 

Ascon verließ die Hütte, denn es war alles so weit erledigt. Vor der Tür erblickte er Laurin. Der Kleine saß auf dem Boden und da er die Hand vor sein Gesicht hielt, konnte Ascon dieses nicht sehen. Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen, denn es sah so aus, als wenn Laurin weinte.

Mit zwei großen Schritten war er bei ihm und hockte sich vor ihn hin.

In diesem Moment fiel ihm auch das blaue Handgelenk auf und der Dunkelhaarige biss sich auf die Unterlippe, denn dieser blaue Fleck war zweifelsohne von ihm. Er hatte Laurin vorhin wohl etwas zu hart angefasst. Sofort machte er sich Vorwürfe.

»Hey..«, begann er leise und wollte nur, dass Laurin ihn erstmal ansah.

»Schön, dann du hier gewartet hast. Ich habe alles erledigt und wenn wir Glück haben, dann können wir schon in einer Woche von hier weg«, erklärte er dem Kleineren ruhig und lächelte sogar ein wenig, in der Hoffnung, dass der Junge nicht mehr ganz so böse auf ihn war.

Gut, er hätte vorhin nicht so herrisch reagieren müssen, aber er hatte eben Angst um Laurin gehabt und außerdem konnte er sich nicht von einem auf den anderen Tag in einen anderen Menschen verwandeln. Er war nun mal gewohnt, dass alle seinen Befehlen folge leisteten und musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass Laurin nicht einer seiner Soldaten, sondern sein Partner war.

Leise seufzte er.

»Kleiner...« Sanft nahm er Laurins Hand in seine und strich zart über die blau verfärbte Haut. »Es tut mir leid, dass ich vorhin so hart zu dir war«, entschuldigte er sich. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, drehte den Kopf und erkannte erneut einen Skorpion, der fröhlich neben ihm her krabbelte. Sofort stand er auf und zog Laurin ein Stück von dem Insekt weg. Er hoffte nur, dass der Kleine damit nicht schon wieder gespielt hatte. Aber da es Laurin noch gut ging, bezweifelte er das.

»Okay.. lass uns zurückgehen. Wir werden morgen wieder herkommen und schauen, wie weit das Schiff schon ist. Und vielleicht können wir auch ein bisschen was helfen«, meinte er und strich dem Kleineren über den Rücken.

Laurins Hand zu nehmen traute er sich nicht.

Er hatte den Jungen heute bereits einmal verletzt, wenn auch unabsichtlich und das wollte er erst einmal vermeiden.
 

Der Kleine zuckte zusammen als er angesprochen wurde und hob den Kopf, sah Ascon ruhig an und nickte schweigend auf die Worte hin, wusste nicht wirklich, wie er reagieren sollte. Aber sein Blick wurde warm als der Dunkelhaarige ihm über die verletzte Haut strich und der Galadhrim wusste, dass es dem anderen wirklich leid tat. Er hob die fein geschwungenen Augenbrauen als sich Ascon sogar entschuldigte und nickte schließlich, senkte den Blick wieder und erwiderte nur leise:

»Tut... mir leid dass ich immer alles falsch mache...«

Er sah betreten zu Boden und schwieg wieder, war allerdings verwundert als der Mann ihn ein Stück weg schob. Als er den Grund sah meinte er nur leise:

»Hab... nicht damit gespielt...« und leckte sich über die trockenen Lippen. Seine Haare flackerten nicht mehr, schienen aber auch nicht wirklich sehr hell, ein Zeichen, dass der Kleine sich noch immer nicht ganz wohl fühlte. Aber er hatte die Entschuldigung des anderen angenommen und stand auf, als dieser sagte dass sie zurückgehen würden. Sachte klopfte er sich den Staub von der Kleidung und griff dann gewohnheitsmäßig die Hand des anderen, hielt aber den Blick gesenkt und war froh, dass es wieder ein wenig in Ordnung zwischen ihnen war. Die Streicheleinheiten genoss er sichtlich und er schloss die Augen halb und lief ein wenig langsamer weil er wusste, dass der Weg etwas länger war. Und da wollte er Kraft sparen damit er dem Mann nicht wieder Sorgen bereitete. Aber dessen Hand ließ er nicht einmal los, fühlte sich so sicher und beschützt vor den vielen Wesen, die gerade irgendwie alle diesen Weg nutzen mussten, aus welchem Grund auch immer, und die er nicht wirklich mochte.
 

Als sie sich auf den Weg machten, war Ascon schon überrascht, dass Laurin nach seiner Hand griff. War der Kleine denn kein bisschen nachtragend? Immerhin hatte er ihm vorhin wehgetan und nun vertraute er sich ihm wieder vollständig an?!

Der Dunkelhaarige seufzte lautlos.

Er wusste, dass er für den Kleinen der einzige Halt hier war und beschloss etwas nachgiebiger zu werden. Jedenfalls so gut er konnte. Von einem auf den anderen Moment konnte er sich nicht ändern, das konnte niemand, aber er wollte auch, dass das Verhältnis zwischen ihnen wieder besser wurde. Ascon spürte, dass Laurin sehr unter der schlechten Stimmung litt.

Zwar war er froh, dass sie nicht mehr im Dschungel umher streifen mussten, doch da waren sie sich näher gewesen. Da war nicht diese unsichtbare Barriere, die ihn zurückhielt von dem, was er gerne wollte.

Abermals seufzte Ascon, passte sich Laurins Schritttempo an und so schlenderten sie gemeinsam zurück zu ihrer Unterkunft. Zwischendurch waren die Straßen etwas voller, doch Ascon zog Laurin einfach dichter an sich, schlang seinen Umhang um die zarten Schultern und gab dem Kleinen die Chance sich bei ihm zu verstecken, weil er merkte, dass dieser sich nicht wohl fühlte, zwischen den ganzen fremden Wesen.
 

***
 

Das war typisch die sorgenlose Seite an den Galadhrim, dachte Tarêk, als der Kleine sagte es sei ja noch nichts passiert. Die folgenden Worten ließen ihm jedoch warm ums Herz werden und er konnte nicht anders, als Laurin einmal schmunzelnd durch die Haare zu wuschelt und ihm auf die Nase zu stupsen.

»Ich gehe hier vorerst nicht weg«, erklärte er beruhigend. »Wir sind noch lange nicht mit unserer Arbeit fertig und wenn, dann kannst du ja vielleicht mal mitkommen und dir meine Welt ansehen. Und wenn das nichts für dich ist, dann kommen wir einfach wieder zurück und ich bleibe mit dir hier.«

Tarêk meinte es wirklich so, wie er sagte. Er hatte eh nicht vorgehabt ewig in Ascons Flotte zu bleiben. Er war schon lange Soldat, sonst hätte er wohl nicht die Position des Vize Kapitäns. Seine Arbeit machte ihm auch Spaß, aber sein ganzes Leben wollte er nicht kämpfen, auch wenn er einer kriegerischen Rasse angehörte. Vielmehr genoss er seine Ruhe und die Natur und dieser Planet schien ihm ausreichend davon bieten zu können.

Aber noch war es ja nicht soweit.

Dann hörte er Amien etwas sagen, schaltete aber zu spät und sah nur noch die Bänder, die ihm vor der Nase herumwehten. Insofern konnte er sich schon denken, was der Kleine gesagt hatte und grinste.

Flink wollte er nach Amien greifen und ihn abkitzeln, aber da war der Junge auch schon aus dem Bett gekrabbelt. Sofort setzte Tarêk ihm hinterher, wollte ihn wieder einfangen, doch Amien rannte einfach los. Der Dunkelhaarige sah den kleinen Unfall schon kommen, doch bevor er etwas sagen konnte, war Amien auch schon gegen die Tür gerannt, daran abgeprallt und auf den Po gefallen.

Sofort war Tarêk bei ihm, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen, als er merkte, dass dem Kleinen nichts passiert war.

»Statt zu schimpfen, solltest du mich lieber fragen, warum es nicht funktioniert hat…«, meinte der Dunkelhaarige und half seinem Partner wieder auf die Beine.

»Da sieht mans mal wieder. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort«, belehrte er und spielte damit unschuldig auf die Geste mit den geklauten Haarbänder an, die Amien ihm unter die Nase gerieben hatte.
 

»Frech wie eh und je…«, schüttelte der Telemnar seufzend den Kopf, musste aber kurz darauf schon wieder lächeln, weil er Amiens Gesicht einfach zu niedlich fand.

Länger wollte er den Kleinen aber nicht auf die Folter spannen, sagte einfach »Öffnen« und schon glitt die Tür lautlos auf und gab den Weg frei.

»Siehst du? So einfach ist das…«, grinste er.

»Alle Türen hier besitzen einen Stimmcode. Wenn du irgendwo hinwillst, musst du mit deiner Stimmfrequenz im System eingespeichert sein und zusätzlich auch noch bei jeder einzelnen Tür zugangsberechtigt sein«, erklärte Tarêk, war sich aber sicher, dass Amien davon nicht mal die Hälfte verstanden hatte.

»Einfach gesagt, der Computer muss dich kennen, damit du rein und auch wieder irgendwo raus darfst«, formulierte er es noch einmal und ging an dem Kleinen vorbei. Vom Sofa nahm er dessen Sachen und gab sie ihm.

»Erst anziehen.« Er lächelte, trat ganz dicht an Amien heran, der anscheinend gerade den Mund aufmachen wollte, um irgend einen Protest an zu bringen.

»Ich möchte ja schließlich nicht, dass dich jemand anderes außer mir nackt sieht. Sonst werde ich nachher eifersüchtig…«, raunte er in Amiens Ohr, nachdem er sich hinunter gebeugt hatte.
 

»Gaaaa nich frech!!«, protestierte der Kleine sofort auf die Worte des Dunkelhaarigen hin und verschränkte trotzig seine Arme vor der Brust, lauschte aber auf die Worte und fasste sich an den Kopf, als er bemerkte dass er nur ein Wort sagen musste, um die Tür zu öffnen. Das irritierte ihn jetzt völlig und er versuchte zu verstehen, was der andere ihm erklären wollte.

»Häh? Der muss mich kennen? Aber ich bin doch hier, dann muss er mich doch kennen und mich durchlassen. Und wieso hat er mich nicht durchgelassen? Mag er mich nicht??«

Aus großen Augen blickte er Tarêk ein wenig unsicher an, folgte ihm in den anderen Raum, wo er seine Sachen in die Hand gedrückt bekam und er wollte gerade protestieren, da hörte er den anderen auch schon, der ganz dicht an ihn getreten war und sofort kuschelte sich der Galadhrim an ihn und schnurrte zufrieden weil er sich wohl fühlte. Er schlüpfte dann auch bereitwillig in seine Kleidung, die sowieso mehr zeigte als verbarg, schnürte sie vorne zu und legte den Kopf schief.

»Aifasüchtik??«, wiederholte er das fremde Wort, mit dem er nichts anfangen konnte, aber die Gefühle des Dunkelhaarigen spürte er deutlich und so konnte er schon ungefähr einschätzen, was Tarêk damit meinte, auch wenn es ihn ein wenig verwirrte, denn er wollte ja gar keinen anderen außer seinen Partner... Ein wenig verwirrt blieb er stehen, doch dann stapfte er zu der nächsten Tür und murmelte ein »Öffnen!«

Doch nichts passierte. Er stemmte die Hände in die Hüften und warf dem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu, als würde dieser daran Schuld sein, dass es nicht funktionierte.

»Der Zauberspruch funktioniert nicht«, gab er seufzend bekannt und ließ seinen Kopf ein wenig hängen, weil er doch so gerne nach draußen wollte, und nun ging das blöde Ding schon wieder nicht auf, es wollte ihn bestimmt ärgern...!!
 

Irgendwie kam der Dunkelhaarige aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus. Amien war zu niedlich, wie er sich darüber ärgerte, dass die Tür schon wieder nicht aufging.

»Es hat nichts damit zu tun, dass der Computer dich nicht leiden kann«, lächelte er und wuschelte dem Kleinen durch die Haare.

»Er kennt dich nur eben nicht. Und es ist KEIN Zauberspruch.

Weißt du, der Computer kann dich nicht sehen. Er weiß nur, dass deine Stimme anders ist als meine. Und das heißt du bist ihm fremd. Aber man es kann ändern, wenn du magst. Komm her…«

Beschwichtigend lächelte er Amien an und winkte ihn zu sich zu dem Tastenfeld neben der Tür.

»Siehst du?« Er zeigte auf die Tasten und den kleinen Bildschirm darüber.

»Sprich einfach etwas in den Lautsprecher. Dann dauert es ein bisschen und wenn ich es erlaube, dann kannst du gleich auch die Türen aufmachen.«

Es war sehr einfach erklärt und eigentlich müsste Amien es verstanden haben.

Neugierig trat der Kleine heran und Tarêk beobachtete ihn aufmerksam.

Er war schon gespannt, was der Junge sagen würde. Sicher wurde es wieder etwas, über das er lachen konnte. Bis jetzt war der neugierige Blick jedoch schon goldig.
 

Der Kleine zog ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter als Tarek ihm irgendwas erklärte und dabei durch die Haare wuschelte. Er murrte, weil es nicht gleich klappte, das mochte er gar nicht, er wollte doch raus an den See und mit dem anderen spazieren gehen, und sich nicht durch so ein blödes unpraktisches Ding aufhalten lassen!!

Er lauschte auf die Erklärungen und legte den Kopf schief, folgte ihm aber sofort als Tarêk meinte, dass man das ändern konnte. Na das wollte der Galadhrim auch hoffen, er wollte nicht noch mal dagegen rennen, das hatte wehgetan! Er rieb sich sein schmerzendes Hinterteil und blickte neugierig auf das komische Ding in der Wand, welches ihm der Mann zeigte. Aufmerksam und mit großen Augen studierte er es, dann trat er heran als der Dunkelhaarige davon weg war und musterte es neugierig. Er hatte große Lust, an den Knöpfen herum zu drücken aber das hatte ihm der andere nicht erlaubt und bevor er wieder Ärger bekam, verschränkte er seine Finger hinter dem Rücken, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, die Dinger da luden geradeso dazu ein, angefasst und gedrückt zu werden. Er überlegte noch kurz, was er sagen sollte, als er seine Gedanken wieder darauf fokussiert hatte und meinte dann:

»Mach die blöde Tür auf du komischa Compuuuuutaaaa sonst komm ich nicht mea hea!!«

Er stemmte seine Hände in die Hüfte und blickte das komische Feld böse an, als würde es etwas dafür können, dass der Kleine nicht aus der Tür rauskam. Als sich immer noch nichts rührte, sah er verärgert zu dem Dunkelhaarigen.

»Blödes Ding!! Mag wieder ein Baumhaus haben, ist doch blöd so was!!«

Eigentlich hatte er noch nie geflucht, aber die Worte hatte er sich alle von Tarêk abgehört und natürlich gemerkt, selbst wenn sie nur einmal gefallen waren. Er stapfte zu dem anderen und zog an dessen Umhang, war ungeduldig und quengelte ein:

»Will jetzt endlich raus!!«
 

Nun konnte Tarêk sich wirklich nicht mehr das Lachen verkneifen. Lauthals feierte über Amiens Worte und die enttäuschte Miene, als die Tür wieder nicht aufging. Es dauerte ein wenig, bis er sich wieder fing.

»Nun sei doch nicht so ungeduldig…«, beruhigte er den Kleinen, tippte seinen Identifizierungscode ein und erlaubte Amiens Stimme den Zugriff auf die Türen seiner Räumlichkeiten.

»So.. jetzt probier es noch einmal. Dann müsste es funktionieren!«

Natürlich hatte er das Zupfen an seinem Umhang gemerkt, es aber erst mal ignoriert.

Mit einem bösen Blick auf die Tür, versuchte Amien es erneut und ohne Probleme schwang sie zur Seite auf.

»Na siehst du…«

Tarêk war auch zufrieden.

Gemeinsam mit dem Kleinen trat er auf den Gang und verließ das Schiff.

Die Sonne ging wirklich gerade unter. Nur ein goldener Schimmer war noch hinter den Baumreihen zu sehen und hüllte alles in ein warmes Licht. Angst musste Amien nun nicht mehr haben, einen Sonnebrand zu bekommen. Als sie draußen waren, fasste er nach der Hand des Kleinen und umschloss sie mit seiner.

Trotz der Dämmerung war es nicht kühl geworden, sondern es herrschten immer noch recht warme Temperaturen. Jedenfalls empfand Tarêk es als angenehm.

»Hast du eigentlich ein eigenes Baumhaus, oder wohnst du mit deinen Eltern zusammen?«, wollte er wissen und griff das Thema auf, was der Kleine vorher angesprochen hatte. Nur in einem anderen Zusammenhang.

»Ich würde es ja gerne mal sehen..«, gab der Dunkelhaarige offen zu. Denn trotzdem sie schon lange hier waren, hatten sie es nicht für nötig gehalten, die Galadhrim in ihren Behausungen zu stören indem sie sich gewaltsam Zutritt verschafften. Insofern hatte Tarêk keine Ahnung, wie es in einem Baumhaus aussah.
 

Der Kleine war trotzdem schrecklich ungeduldig und ärgerte sich noch immer über das blöde Ding, vielleicht hätte er doch an den Knöpfen herumspielen sollen, dann wäre es schneller gegangen, die reizten ihn ja sowieso noch die Knöpfe... Er warf ihnen einen Blick zu, doch noch bevor er auch nur daran denken konnte, wieder hinzugehen, forderte ihn Tarêk auf, es noch einmal zu versuchen und der Kleine murmelte ein:

»Geh endlich auf du dumme Tür!«, und war ganz überrascht, als es schließlich wirklich funktionierte. Er blickte den Mann aus großen Augen an, leckte sich über die Lippen und musterte die Tür noch einmal misstrauisch, als hätte er Angst dass diese ihn beißen würde wenn er durchtrat, doch dann folgte er dem Dunkelhaarigen und freute sich, als sie endlich draußen waren. Tief atmete der Kleine die frische Luft ein und streckte sich ausgiebig, bevor er lächelnd die Hand des anderen ergriff und mit ihm auf den Wald zustrebte. Er freute sich schon sehr auf das Wasser!

Amien blickte auf, als er die neugierige Frage hörte und lächelte, antwortete sofort bereitwillig:

»Nein, ich wohne bei meinen Eltern, aber da bin ich nicht mehr so oft gewesen, weil sie sich andauernd Sorgen gemacht und mich damit genervt haben. Ich habe schon immer gern die Gegend erkundet, deshalb war ich auch immer unterwegs und hab mich in den Baumkronen ausgeruht. Deshalb habe ich das alles ja auch erst viel zu spät mitbekommen als ihr hier alle angekommen seid...«

Er machte eine nachdenkliche Pause, dann fügte er hinzu:

»Aber wenn ich möchte kann ich ein Baumhaus bekommen, es gibt noch einige leere hier... Doch bisher war ich ja immer draußen und brauchte keines...«

Er nickte und lächelte den anderen an, strahlte wie eine kleine Sonne und genoss es sichtlich, dass sie sich bewegen konnten hier draußen.
 

Selbst als sie draußen waren, schmunzelte der Dunkelhaarige noch immer. Das würde er wohl für ewig im Gedächtnis behalten, wie Amien sich über die Türen aufgeregt hatte.

Dann lauschte er dem Kleinen und staunte ein wenig.

»Du hast wirklich nichts von unserer Ankunft mitbekommen? Du bist mit einer…«

Liebevoll wuschelte er dem Jungen durch die Haare.

»Die Schiffe sind nicht gerade klein und leise sind sie auch nicht. Da musst du entweder wie ein Toter geschlafen haben, oder du warst auf der anderen Seite des Planeten«, witzelte Tarêk und grinste wieder einmal fröhlich, weil Amien eine Schnute zog und versuchte seine Haare vor ihm in Sicherheit zu bringen.

»Komm wieder her…«

Versöhnlich blickte er den Kleinen an. Amien war auf Abstand gegangen und streckte ihm die Zunge raus. Kopfschüttelnd nahm Tarêk das zur Kenntnis, bevor er zu einem kurzen Sprint ansetzte, um seinen kleinen frechen Partner einzufangen, der eingeschnappt ein paar Meter vorgelaufen war.

»Hab ich dich, du Frechdachs!«

Mit Leichtigkeit warf er sich Amien über die Schulter.

»Bist du jetzt wieder artig, oder muss ich dich erst ins kalte Wasser tragen?«

Natürlich machte Tarêk nur Spaß. Er fand es verdammt niedlich, wie der Kleine sich über alles empörte und das stichelte ihn ja erst dazu an. Es war das erste Mal, dass er wirklich die verspielte Seite an dem harten Krieger hervorholen konnte. Hier war es möglich und Tarêk fühlte sich so wohl wie noch nie.

Vielleicht sollte er Ascon überreden, den Planeten nicht zu verkaufen. Ascon mochte zwar ein harter Anführer sein, aber er war auch fair und da sie ein gutes Verhältnis zueinander hatten, würde sich da bestimmt irgendetwas machen lassen.

Trommelnde Fäuste auf seinem Rücken erinnerten ihn daran, dass er Amien ja immer noch auf der Schulter hatte. Der Kleine schimpfte wie ein Rohrspatz, doch das ging nach und nach in ein Betteln über und so ließ er den Jungen nachgiebig wieder runter.
 

»Mööö na und? Hab nichts mitgekriegt kein Lärm kein Wind kein gar nichts!!«, gab der Galadhrim von sich und steckte dem anderen die Zunge raus, versuchte, seine Frisur wieder in Ordnung zu bringen, die ihm der andere verwuschelt hatte und fuhr sich durch die Haare, lief einfach voraus und quietschte als er hörte, wie Tarêk ihn fangen wollte, doch er schaffte es nicht mehr, sich in Sicherheit zu bringen, da hatte der Mann ihn schon erwischt und über die Schulter geworfen.

»Lass mich wieder runter!!«, beschwerte er sich sofort und murrte vor sich hin, trommelte mit den Händen auf dem Rücken des anderen herum und strampelte und bewegte sich, um wieder runter zu kommen. Kaltes Wasser machte ihm nichts aus, er bemerkte Temperaturunterschiede nicht da er seine Temperatur der Umgebung schnell anpassen konnte. Aber er wollte selbst laufen, er mochte es nicht, in dieser Position getragen zu werden und fühlte sich überhaupt nicht wohl, biss den anderen, doch das brachte auch nichts und er schnaubte frustriert, während seine Haare flackerten und er schließlich leise anfing zu betteln. Als er endlich unten war flitzte er davon, auf den nächstbesten Baum, kletterte flink hinauf und blickte aus der Krone zu dem anderen hinunter.

»So!«, er steckte ihm die Zunge heraus. »Jetzt bekommst du mich nicht mehr und kannst mich gaaaa nich ärgern, so!!«

Er nickte und beobachtete Tarêk grinsend. Das kam ihm sehr bekannt vor und er lachte hell auf, weil er es lustig fand. Außerdem hatte er seine Baumkronen irgendwie schon vermisst, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Aber nur in dem interessanten Ding des anderen zu sein ersetzte das schöne Gefühl, wieder zu Hause in der Natur zu sein nur unzureichend und so kuschelte sich der Galadhrim in die bequeme Baumkrone. Lediglich das Leuchten seiner Haare verriet ihn, ansonsten sah man ihn von unten so gut wie nicht. Er wollte sich ja nur für das unbequeme Tragen rächen!
 

Lächelnd sah der Krieger dem Kleineren hinterher, wie er fluchs in den Baumkronen verschwand. Er hatte schon vermutete, dass Amien Reißaus nehmen würde, aber es störte ihn nicht. Die rausgestreckte Zunge reizte ihn, doch Tarêk ließ es sich nicht anmerken.

Stattdessen ging er weiter zu dem kleinen See, ließ Amien absichtlich links liegen.

Als er dort ankam, war es bereits richtig dunkel geworden. Nur einer der Monde spendete etwas Licht und ließ die Wasseroberfläche andächtig schimmern, zauberte silberne Tupfer auf die zarten Wellen, die sanft ans Ufer schwebten.

Ein leises Rascheln ertönte hinter ihm und so schaute Tarêk auf.

Amien hockte genau auf dem Baum, wo er ihn damals herunter geschüttelt hatte und wo der Kleine in seinen Schoß gefallen war. Er grinste.

»Na? Möchtest du noch einmal runter geholt werden?«, fragte Tarêk voller Anspielung und fuhr sich leicht durch die Haare, zog das Band heraus und hielt es dem Kleinen praktisch lockend vor die Nase.

Amien schnaubte jedoch nur und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der schmalen Brust. Diese kindliche Geste verbreiterte das Lächeln auf Tarêks Lippen nur noch. Aber er merkte schon, dass er Amien auf diese Weise nicht vom Baum herunter bekam. Und auf eine Kletterpartie hatte er keine Lust.

Dann kam ich eine Idee und es blitzte kurz in seinen dunklen Augen, bevor er den Kopf senkte. Langsam hob er seine Hände und begann das Hemd auf zu knöpfen. Als es offen war, sah er einmal kurz zu Amien hinauf, fing dann an sich selbst lasziv über den Oberkörper zu streicheln. Erst nach einer Weile rutschte das Hemd ganz allein von seinen muskulösen Schultern.

Erneut blickte er aus den Augenwinkeln zu dem Kleineren, leckte sich anzüglich über die Lippen, während seine Hände bereits zu seiner Hose glitten und auch ganz langsam die Knöpfe öffneten. Ein leises Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel und Tarêk drehte sich schließlich um, sodass Amien nur noch seinen Rücken bewundern konnte.

Absichtlich lockte er den Kleinen und war gespannt, wie lange Amien es noch auf dem Baum aushielt.
 

Natürlich beobachtete Amien den Mann von seiner Baumkrone aus, wollte ja keine Regung verpassen und lächelte, fühlte sich fast wie damals als er dem Dunkelhaarigen gefolgt war, doch damals war es hell gewesen, jetzt hörte er schon die Nachtvögel und er lächelte entspannt und glücklich, fühlte sich vollkommen wohl und krabbelte ein Stück hinunter, als der Dunkelhaarige zu dem Baum trat. Er zog die Augenbrauen zusammen und murrte, als er die Worte hörte.

»Mööö!!«, beschwerte er sich. »Hab genug von den Bändern, brauch nicht noch eins!«, gab er von sich. Zumal er sowieso damit dann keine große Erinnerung verband. Aber er bemerkte die erheiterte Stimmung des anderen und lächelte ebenfalls, weil er sich wohl fühlte und sich freute, dass Tarêk gut drauf war. Er sah, dass der andere überlegte und beobachtete ihn gespannt, runzelte dann die Stirn als der Dunkelhaarige die Augen hob und grinste als er sah, wie dieser sich auszog. Er lehnte sich ein Stück vor, um auch ja nichts zu verpassen und blickte ihm mit offenem Mund zu, leckte sich über die Lippen und atmete schneller als er sah wie sich der Mann selbst berührte, wuselte unruhig auf dem Ast hin und her und blickte wie gebannt auf die Hose des Mannes, der sich jedoch einfach an der besten Stelle umdrehte!!

Sofort schnaubte der Kleine frustriert. Das war gemein, Tarêk war SEIN Partner, da durfte er doch wohl auch alles von ihm sehen!! Es dauerte nicht lange und schon war er von seinem Baum herunter und lautlos zu dem anderen gehuscht. Und dann ging es auch ganz schnell, dass der Kleine an der Hose zupfte und versuchte, sie nach unten zu ziehen, damit er seinen Partner endlich in voller Schönheit sehen konnte. Dabei sah er ihn aus großen Augen an und leckte sich wieder über die Lippen, während seine Haare hell schienen und seiner Aufregung Ausdruck verlieh.
 

Hatte er es doch gewusst!

Tarêk grinste in sich hinein, als er Amien an seiner Hose zupfen spürte. Aber natürlich ließ diese sich nicht so leicht ausziehen. Sie war ziemlich eng und rutschte nur mit seiner Hilfe über seine Hüfte. Sanft sah Tarêk den Kleineren an. Amien konnte es anscheinend gar nicht erwarten wieder von ihm geliebt zu werden, doch so schnell wollte der Dunkelhaarige auch nicht zu Sache kommen. Stattdessen zog er ganz gemächlich seine Schuhe aus und streifte die Hose von seinen Beinen.

Deutlich spürte Tarêk die Blicke seines Partner auf sich und freute sich über die Bewunderung, die Amien ihm so offenkundig entgegen brachte.

»Na los.. zieh dich auch aus..«, forderte er ihn auf, während er das bisschen Abstand zwischen ihnen überwand und sich fast schon an Amien anschmiegte.

Ein Stück beugte er sich zu dem Ohr des Kleinen und flüsterte andächtig: »Oder stehst du hier so voller Erwartung, weil du möchtest, dass ich dir die Kleider vom Leib reiße?«

Anzüglichkeit spielte in seinem Tonfall mit und Amien schaute so hingerissen zu ihm auf, das seine Hände fast schon automatisch zum Saum des dünnen Hemdchens wanderten und es langsam hoch über den Kopf des Jungen zogen.

Da es dunkel war, erschien ihm Amiens Haut noch heller leuchtend und Tarêk spürte, wie sein Blut schon wieder in Wallung geriet. Es war offensichtlich, das er Amien begehrte und das nicht wenig.

Nach ein paar weiteren Handgriffen, war der Kleine auch seine dünne Hose los und stand nun genauso nackt da, wie Tarêk auch.

Doch Tarêk tat nichts weiter, als den Jüngeren an zu sehen.

Dann drehte er sich einfach um und ging langsam ins Wasser, jedoch nicht ohne Amien noch einmal spitzbübisch über die Schulter zuzuzwinkern.

»Komm und fang mich, wenn du mich willst!«, forderte er ihn heraus und tauchte kurz darauf gänzlich in das kühle Nass ein. Tarêk kam aber gleich wieder hoch, um zu sehen, ob Amien seine kleine Herausforderung angenommen hatte.
 

Der Kleine murrte als er merkte dass die Hose nicht so leicht auszuziehen ging und der andere sich alle Zeit der Welt ließ, alles andere auszog, nur nicht die Hose!! Gerade wollte er sich lautstark beschweren, da stieg Tarêk nun doch aus dem Kleidungsstück und der Galadhrim seufzte zufrieden auf und blickte ihn aufmerksam an, beobachtete ihn und nahm jedes Detail des schönen Körpers in sich auf. Die schönen Muskeln, der dunkle Touch, der seidige Glanz... Hm... er liebte den anderen!!

Er zuckte zusammen als der Dunkelhaarige ihn einfach ansprach und somit aus seinen schönen Gedanken riss, blickte ihn an und versank schon wieder in den wundervollen Augen, dachte gar nicht daran, sich auszuziehen, wollte Tarêk beobachten, ihn berühren... Er erschauderte als der andere näher zu ihm kam und in sein Ohr flüsterte. Die Worte ließen ihn erröteten, dennoch rührte er sich nicht von der Stelle und blickte den anderen nur verträumt an, hob seine Ärmchen automatisch als der Dunkelhaarige ihm das Oberteil auszog und ließ sich auch aus der Hose helfen, war noch immer ganz verzaubert, weil er den anderen so gerne nackt sah und beobachtete. Das hatte er schon von Anfang an geliebt!

Doch Amien wurde aus seiner Starre gerissen, als der andere sich umdrehte und ihn aufforderte, ihn zu fangen. Da kicherte der Junge und noch bevor Tarêk hochkam um zu gucken, war der Kleine schon im Wasser. Er war wendig wie ein Fisch und konnte sehr schnell schwimmen, so dass er bereits an dem anderen klebte, als dieser ihn noch draußen suchte. Er kicherte unter Wasser und umarmte die Beine des anderen. Nur sein helles Leuchten der Haare verriet ihn, ansonsten sah man ihn nicht und so wendig wie er war, hätte er Tarêk auch erwischt wenn dieser getaucht wäre. Noch immer kichernd ließ er den anderen kurz los und schwamm an die Oberfläche, sah ihn spitzbübisch an und meinte:

»Hab dich...«

Dabei strahlte er und legte den Kopf schief, genoss den sanften Druck des Wassers auf seiner Haut und seinen Liebsten in der Nähe. Das war ein tolles Gefühl, das wollte er öfter machen!
 

Tarêk konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Amien ihn eingefangen hatte. Böse war er darüber keineswegs, nur ein bisschen enttäuscht, weil er noch ein bisschen mit dem Jüngeren hatte schäkern wollen und Amien schmollte doch immer so niedlich, wenn er irgendwas nicht bekam.

Der Kleine strahlte nun wie ein kleiner Stern und Tarêk zog ihn an sich und belohnte ihn mit einem sanften Kuss.

»So, du flinker Schwimmer…«, meinte er dann und lächelte verschmitzt. »Was wollen wir denn jetzt noch schönes machen?« Absichtlich ließ er seine Stimme leicht anzüglich klingen und beobachtete Amiens Gesichtszüge ganz genau.

Er war gespannt, was dieser antworten würde.

Tarêk wollte gerne auch noch ein paar Runden schwimmen. Der Teich war zwar nicht so groß, doch zum schwimmen reichte es. Zudem war es schön entspannend.
 

Der Kleine strahlte als er den Kuss spürte und er schmiegte sich genießerisch an den anderen, kicherte noch immer weil er den erstaunten Blick gesehen hatte. Offenbar hatte der Dunkelhaarige gar nicht damit gerechnet dass der Kleine so schnell war und er gluckste und amüsierte sich immer noch darüber. Eng kuschelte er sich an den schönen Körper, der ganz ihm gehörte, von ihm aus konnten das auch alle wissen!!

Als er die Frage hörte mit dem gewissen Unterton, errötete er leicht und sah den anderen an, leckte sich über die Lippen und wusste schon ganz genau, was der andere wollte doch er empfing einige Gedanken des anderen und so meinte er leise und unschuldig:

»Schwimmen?«, und schon war er wieder abgetaucht. Man konnte von oben nur den Lichtschein sehen, der sich rasch durch das Wasser bewegte und bald am anderen Ende angekommen war. Der Kleine tauchte tiefer und sammelte wieder einige schöne Muscheln und Steine, wie er das immer tat wenn er hier schwimmen ging. Das machte ihm Spaß und er wusste, dass sich Tarêk über die Muschelkette letztens sehr gefreut hatte. Und Amien machte ihm sehr gerne eine Freude, er mochte es, das glückliche und erstaunte Gesicht des anderen zu sehen und so suchte er entspannt weiter, konnte ja länger unter Wasser bleiben und achtete im Moment nicht auf Tarêk, spürte ihn aber in der Nähe.
 

Da Amien auf seine Frage hin errötete, wusste Tarêk unweigerlich, an was der Kleine gedacht hatte. Als dieser aber etwas anderes antwortete, hob er nur eine Augenbraue.

Ihm sollte es recht sein, denn immer nur Sex war auch nicht gut für die Beziehung, obwohl Tarêk nichts dagegen gehabt hätte seinem süßen Partner lustvolle Laute zu entlocken.

Doch so sah er Amien nur hinterher, wie er untertauchte und umhertollte.

Jetzt wusste er ja auch, dass ein Galadhrim ziemlich lange unter Wasser bleiben konnte, deswegen machte er sich nun keine Sorgen, sondern begann selbst ein paar Runden zu schwimmen.

Erst schwamm er mit kräftigen Zügen auf dem Bauch hin und her und wechselte dann in die Rückenlage, wobei er jedoch immer ein Auge auf Amien hatte und aufpasste, dass der Kleine wenigstens ab und zu mal auftauchte.

Irgendwann hatte Tarêk genug.

Er hatte sich ziemlich verausgabt und seine Arme fühlten sich schon richtig schwer an. Aber es war ein schönes Gefühl. Kalt war ihm nicht, auch wenn die Sonne nicht schien, wie sonst immer.

Langsam schritt er aus dem Wasser und setzte sich am Ufer ins Gras, während er ununterbrochen Amien beobachtete, der noch lange nicht genug zu haben schien.

Kleiner Wirbelwind, dachte Tarêk insgeheim und ließ sich zurückfallen.

Wenn Amien genug hatte, würde er schon rauskommen.
 

Immer wieder warf der Galadhrim einen Blick nach oben, um Tarêk beim Schwimmen zuzusehen, tauchte ab und an auf und suchte dann weiter. Es machte ihm sichtlich Spaß und er holte sich kurz etwas von der Pflanze, kaute ein Stück und schluckte es dann herunter, zur Sicherheit damit ihm die Luft nicht ausging.

Er bemerkte, dass der Dunkelhaarige schließlich das Wasser verließ und kam nach einer Weile ebenfalls raus, aber nur, um den anderen mit den schönen Dingen zu überhäufen, die er unten auf dem Grund gefunden hatte, und dann wieder im Wasser zu verschwinden und weiter zu suchen.

So ging das eine ganze Weile, bis der andere schließlich abwehrend die Hände hob und auf den riesigen Berg sah, den ihm der Kleine da gebracht hatte. Ein wenig errötete Amien, weil er verlegen war. Er hatte seinem Partner doch nur eine Freude machen wollen... Das war ihm jetzt doch ein wenig peinlich, doch er gesellte sich schließlich zu ihm, setzte sich daneben und fühlte sich sichtlich wohl, störte sich nicht daran dass er nackt war und kuschelte sich seitlich an den Dunkelhaarigen, seufzte wohlig und genoss das entspannte Beisammensein sichtlich, und das sah man ihm auch an.

Je mehr Muscheln Amien aus dem Wasser brachte, desto mehr überlegte Tarêk wie er dem Kleinen begreiflich machen sollten, dass er so viel von dem Zeug gar nicht brauchte.

Andererseits wusste er ja, dass ihm sein Partner nur eine Freude machen wollte und dabei ein wenig über die Stränge schlug. Er wollte Amien aber auch nicht enttäuschen, indem er ablehnte. Als der Kleine dann mit noch einer Ladung kam, blieb ihm nichts anderes mehr übrig.

»Hey.. das reicht jetzt aber wirklich..«, sagte er lächelnd und bemerkte wie Amien peinlich berührt errötete.

»Ist doch nicht so schlimm«, beruhigte er ihn gleich wieder und schlang einen Arm um den Jungen, als dieser sich neben ihn setzte.

Eine Weile herrschte einträchtiges Schweigen zwischen ihnen, doch dann erhob Tarêk die Stimme. »Ich glaube ich suche mir das raus, was mir besonders gut gefällt und den Rest tun wir wieder zurück ins Wasser, okay?«, schlug er vor. »Immerhin brauchen das manche Tiere zum Leben«, erklärte er. »So eine Muschel ist das zu Hause von einem Krebs, oder einer Schnecke und wenn du denen das wegnimmst, dann wissen die ja gar nicht wo sie wohnen sollen, hm?«

Tarêk hatte keine Ahnung, ob es hier überhaupt Krebse oder Schnecken gab, aber es eignete sich gut, um ein paar von den Dinger wieder los zu werden, ohne den Kleinen zu enttäuschen.

Sanft küsste er Amien auf die Stirn und lächelte ihn an. Er war sich sicher, dass der Junge es verstand, dass sie nicht alles mitschleppen konnten.

Dann kam er gedanklich auf ein anderes Thema. Obwohl er wusste, dass Amien das vielleicht nicht so gut auffassen würde, sprach er es an.

»Amien..?«, sagte er sanft. »Es würde mich wirklich freuen, wenn du mal deine Eltern besuchst und dich über so einige Dinge erkundigst, die du mir vor ein paar Stunden noch nicht beantworten konntest.«

Die ganze Zeit hatte er den Kleinen angesehen. Deswegen entging ihm nicht, wie Amien unwillig das Gesicht verzog.

»Hey.. nicht widersprechen, ja? Du hast es versprochen!«, schnitt Tarêk seinem Partner das Wort ab, bevor dieser überhaupt anfangen konnte zu zetern.

»Ich will dich ja nicht zwingen, aber.. ich finde es schon wichtig über alles bescheid zu wissen, was dich betrifft. Und du solltest deinen Körper auch verstehen. Ich will nicht noch mal so einen Schreck bekommen, wenn es dir schlecht geht und ich nicht weiß, was ich tun soll«, erklärte der Dunkelhaarige eindringlich und hoffte, dass Amien es verstand.
 

Der Kleine verstand nicht so ganz, was genau Tarêk meinte dass andere Tiere darin leben wollten, aber er spürte in etwa, was der Mann von ihm wollte und nickte schließlich, hatte kein Problem damit, dass sich sein Partner die Dinge heraus suchte, die ihm am besten gefielen und den Rest dann wieder in den See gab.

Amien seufzte zufrieden auf als er einen Kuss auf die Stirn bekam und fühlte sich sichtlich wohl, rutschte so eng an den anderen heran, wie es möglich war und sah auf, als er seinen Namen hörte, blickte den anderen an und konnte sich schon denken dass gleich etwas kam, was er eigentlich nicht so gerne hören wollte. Doch er nickte kurz und ließ den anderen weiter sprechen, lauschte aufmerksam zu und verzog sofort das Gesicht. Er wollte protestieren, doch Tarêk hinderte ihn daran, indem er gleich weiter sprach und der Galadhrim senkte den Blick und seufzte schwer auf. Er hatte keine Lust zu seinen Eltern zu gehen... Aber er war auch schon länger nicht mehr da gewesen... Dennoch spürte er kein Verlangen darin, sie wieder zu sehen und wusste, dass er mit dieser Meinung bei seinem Volk alleine da stand. Doch er konnte auch nichts dafür, dass er es hasste, verhätschelt zu werden und lieber seine Freiheit wollte. Das müssten seine Eltern doch eigentlich langsam begriffen haben...

Schwer seufzte er und rückte ein Stück von seinem Partner ab, zog die Beine an sich und schlang seine Arme darum, blickte stumm auf das klare Wasser hinaus. Er verstand es ja, und merkte dass er auch gar keine andere Wahl hatte, dennoch gefiel es ihm nicht und man sah es ihm auch deutlich an, seine Haare flackerten.

»Wann...«, fragte er nach einiger Zeit des Schweigens leise und sah Tarêk nicht an, war ein bisschen eingeschnappt auch wenn er wusste, dass der andere nur das Beste von ihm wollte. Dennoch war er schrecklich verstimmt.
 

Tja.. Nun hatte er die ganze schöne Stimmung verdorben. Das war eigentlich nicht Tarêks Absicht gewesen. Aber an seiner Einstellung änderte sich dadurch nichts. Es stimmte ihn nur traurig, dass Amien sich nicht mal dazu überwinden konnte zu seinen Eltern zu gehen, um sich über gewisse Sachen, was Sex und Fortpflanzung anging zu informieren.

Immerhin betraf es nicht nur ihn selbst, sondern in zweiter Linie auch Tarêk.

Und Tarêk wollte alles ganz genau wissen. Schließlich war Amien ein Wesen, dessen Natur er nicht kannte und Grundlage einer Beziehung war nun mal, dass der eine über den anderen genauso gut bescheid wusste, wie über sich selbst.

Die leise Frage riss Tarêk aus seinen Gedanken und er schüttelte unmerklich den Kopf.

»Amien, hör mal… Ich will dich nicht damit ärgern, hm? Versteh mich doch.. ich bin nun mal nicht von deiner Rasse, wo es vielleicht alles unkomplizierter wäre. Aber ich mache mir genauso Sorgen, vielleicht noch viel mehr. Ich weiß es nicht…«

Für einen Moment verstummte er.

»Du musst selbst wissen, wann du gehst.. «, gab er nun Antwort und betrachtete den Kleinen von der Seite. Er hatte Amien nicht aufgehalten, als dieser sich von ihm abgewandt hatte. Dennoch schmerzte es ihn irgendwie, dass sein Partner ihn in der Angelegenheit anscheinend nicht verstand.

Für das schlechte Verhältnis zu seinen Eltern konnte Tarêk schließlich auch nichts. Er verlangte ja schon gar nicht, dass er ihnen vorgestellt wurde, obwohl er auch das gerne getan hätte.

Allerdings war er auch schlau genug zu wissen, dass seine Person nicht gerade mit Sympathie begrüßt wurde, sondern eher mit dem Gegenteil.

Das bewies mal wieder, dass nicht jede Beziehung nur von Glück und Freude geprägt war. Schattenseiten gab es genug.

Aber Tarêk wollte nicht länger darüber nachdenken.

Er bereute es nicht mit Amien zusammen zu sein und würde es auch nie tun.

Nichts desto trotz erhob er sich nun und zog sich wieder an. Durch die warme Luft war er bereits getrocknet.
 

Der Galadhrim seufzte schwer als er die Erklärungen des Mannes hörte und warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor er den Kopf wieder auf seine Knie sinken ließ. Er hasste es, zu seinen Eltern zu gehen, weil er genau wusste, wie das ablaufen würde und dann darum kämpfen musste, wieder von ihnen loszukommen... Obwohl der Kleine es schon niedlich fand, dass sich Tarêk so viele Sorgen um ihn machte, doch er wollte einfach nicht zu seinen Eltern gehen...

Nachdenklich fuhr er sich durch die Haare und trocknete sie somit zusätzlich, streckte sie zu der gewohnten Frisur und schlüpfte schließlich ebenfalls wieder in seine Sachen. Dann erhob er sich, bemerkte dass der andere sich schon angezogen hatte und warf ihm einen langen Blick zu, bevor er schließlich seinen Weg ging und im Wald verschwand, ohne noch ein Wort verloren zu haben.

Er hatte beschlossen, dieses blöde Gespräch gleich hinter sich zu bringen, damit die Stimmung bei ihrem nächsten Treffen nicht so mies war wie gerade eben.

Als er in den Wald eingetreten war kletterte er sofort auf einen der Bäume, warf noch einen Blick auf Tarêk, der ein wenig verloren wirkte und seufzte, dann wandte er sich in die andere Richtung und kletterte flink wie ein Äffchen von Baum zu Baum. Ihm war unwohl zumute, als er schließlich, obwohl er mehrere Umwege genommen hatte und die Bewegung genoss, mal wieder Klettern zu können, doch an dem Baumhaus seiner Eltern ankam und unschlüssig vor der Tür stand. Doch bevor er noch etwas sagen oder tun konnte, wurde die Tür auch schon aufgerissen und seine Eltern sahen ihn mit strahlenden Augen an, zogen ihn sofort hinein und fingen an ihn zu knuddeln.

Und dann ging auch schon der bekannte Redeschwall über ihn los, den er so gut es ging versuchte zu ignorieren!

»Amien wo warst du so lange! Wir haben uns Sorgen gemacht!«

»Wieso kommst du immer nur wenn es dir passt!«

»Wir haben gedacht dir ist was passiert und hätten es nicht erfahren!«

»Musst du immer draußen herum streunen?!«

»Kannst du nicht wie ein normaler Galadhrim im Haus bleiben?!«

»Musst du immer den ganzen Wald durchkreuzen?«

Und so weiter und so weiter, der Kleine verdrehte die Augen und mochte die einengende Umarmung nicht, zappelte, bis seine Eltern endlich los ließen und sah sie vorwurfsvoll an, aber das interessierte sie wahrscheinlich sowieso nicht.

Doch er merkte, dass sie gerade festgestellt hatten, dass er nicht mehr alleine war. Er wusste, dass erfahrene Galadhrim es riechen konnten, wenn ein jüngerer von ihrer Rasse geschlechtsreif war und einen Partner hatte.

Sie rissen die Augen auf und zogen ihn sofort in das gemütliche Wohnzimmer.

»Was hast du uns alles verschwiegen?! Wer ist er? Wie lange kennt ihr euch schon? Wieso hast du uns nie was gesagt!!«

Amien verdrehte erneut die Augen, war bisher noch nicht einmal zu Wort gekommen, wie das immer so war und ließ sich auf einem der gemütlichen Bodenkissen nieder, griff zu den Früchten die in der Mitte lagen und fing an, sie unbeteiligt zu essen. Hoffentlich kam er hier heute noch wieder raus, er wollte zu Tarêk zurück!! Vielleicht hätte er ihn doch mitbringen sollen, DANN wären seine Eltern mit Sicherheit sprachlos gewesen. Diese Vorstellung ließ den Kleinen grinsen.
 

Das Amien wirklich ohne ein Wort verschwand, versetzte ihm irgendwie einen Stich in der Brust. Tarêk wusste nicht, ob der Kleine ihm nun böse war oder nicht. Auf jeden Fall war er nicht begeistert. Eine Weile stand der Dunkelhaarige noch unschlüssig am Ufer des Sees, entschied sich dann aber in das kleine Dorf zu gehen und nach dem Rechten zu sehen.

Es waren keine Männer mehr dort postiert, weil sie beschlossen hatten die Galadhrim so weit es ging in Ruhe zu lassen.

Von ihnen ging keine Gefahr aus und warum sollten sie also deren Ruhe stören?

Ab und zu ging mal jemand vorbei und heute war er es eben.

Reden tat zwar eh niemand mit ihm, aber Tarêk hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte. Immerhin wollte er auf Amien warten und wenn er jetzt schon zum Schiff zurück ging, würden sie sich erst am nächsten Tag sehen. Solange wollte er nicht warten.

Der Weg zum Dorf war relativ lang und Tarêk ließ sich auch Zeit. Er wusste nicht wie lange Amien brauchen würde. Wenn es nach dem ging, was der Kleine ihm über seine Eltern erzählt hatte, dann dauerte es bestimmt einige Stunden.

Im Dorf war es wie erwartet sehr still.

Die paar Galadhrim, die noch herumliefen, musterten ihn nur mit seltsamen Blicken und ignorierten ihn schließlich gänzlich. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben und Tarêk war sich wohl bewusst weshalb. Es war immer so.

Egal wie „nett“ man die jeweiligen Wesen eines Planeten behandelte, man blieb doch immer der Böse und ein Außenseiter.

Seufzend verließ Tarêk das Dorf schließlich wieder und strebte zum Waldrand. Von dort aus konnte er bereits das Schiff sehen, doch er ging nicht weiter, sondern setzte sich ins Gras und lehnte sich an einen Baum.

Hier beschloss er auf Amien zu warten.
 

Tbc...
 

(c) by desertdevil x susycute



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2022-02-03T15:45:02+00:00 03.02.2022 16:45
Vielleicht lässt du die Geschichte ja doch wieder aufleben
LG reni
Von:  evejean
2011-01-15T07:59:49+00:00 15.01.2011 08:59
tolles kapitel, wie immer. bin sehr gespannt wie die geschichte weiter geht.

lg eve
Von:  wieprei
2010-12-29T20:37:41+00:00 29.12.2010 21:37
Wieder ein sehr langes neues Kapitel von dir. Du machst mich glücklich. ;-)
Die Typen, die Ascons Raumschiff reparieren, sind mir nicht geheuer. Die führen doch was im Schilde.
Laurin tut mir ein bißchen leid. Er und Ascon reden irgendwie immer aneinander vorbei. Hoffentlich gibt sich das bald.
Die anderen Beiden sind auch ein süßes Pârchen.

Ich bin gespannt, wie es mit den Vieren weitergeht.

Lg. Ines

Von:  ReinaDoreen
2010-12-29T19:31:36+00:00 29.12.2010 20:31
Schade das Laurin und Ascon sich immer wieder so missverstehen, aber sie sollten wirklich mehr miteinander reden, um sich verstehen zu lernen.
Amien und seine Eltern. Hoffentlich läuft da alles gut
Reni


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