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Close the Door

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Kapitel 21

Close the Door
 

Kapitel 21:
 

„Hey.“, begrüßte er uns immer noch lächelnd und zeigte auf den unauffälligen Wagen auf der rechten Seite.

„Also los geht’s!“

Mokuba freute sich riesig auf den Ausflug und tat das durch sein unruhiges auf und ab Gehüpfe neben mir Kund.

Ich lächelte.

Er war wirklich ein liebenswerter, quirliger Junge.

Wir setzten uns in Bewegung, Seto holte bereits den Autoschlüssel aus seiner Umhängetasche und betätigte die Zentralverriegelung des Autos.

Mokuba setzte sich wie selbstverständlich nach hinten auf die Rückbank.

Verwundert sah ich ihn an.

„Willst du nicht neben deinem Bruder sitzen, Mokuba?“, fragte ich ihn.

Er schüttelte wild mit dem Kopf.

„Nein Joey, setz du dich ruhig neben ihn.“, erwiderte er.

Ich nickte unsicher, setzte mich auf den Beifahrersitz und warf Seto einen kurzen Blick zu.

Er schien bester Laune zu sein und das freute mich.
 

Mokuba hatte recht gehabt. Der Ausflug war Super. So ausgelassen mit seinem Bruder witzeln hatte ich Seto noch nie in der Öffentlichkeit gesehen.

Doch die meisten Personen, die sich momentan in dem McDonalds am Ende der Stadt aufhielten schenkten uns sowieso keine Beachtung.

Keiner schien Seto zu erkennen.

Wahrscheinlich war es auch für die ganze Stadt Domino ein Ding der Unmöglichkeit, das der Seto Kaiba, sich in einem Stinknormalen FastFood-Restaurant befinden könnte.

Ich hätte es auch niemandem geglaubt.
 

Als Mokuba nach dem halben Liter Cola, den er mittlerweile vertilgt hatte, verständlicher weise auf dem Klo verschwand sah Seto, der mir direkt gegenüber saß mich mit einem warmen Lächeln an.

„Ist alles okay bei dir?“, fragte er mich leise und lehnte sich ein Stück zu mir vor, stützte die Arme auf der Tischplatte ab und legte sein Kinn in seine Hände.

Ich erwiderte das Lächeln leicht.

„Ja…nur ehrlich gesagt…ich denke wir sollten…“

„Ja das sollten wir, doch lass uns das auf später verschieben, wenn wir wieder zu Hause sind, okay? Hier ist nicht der geeignete Ort um zu reden.“

Ich nickte.

Er hatte Recht.

Wir lächelten uns unsicher an, wandten dann beide gleichzeitig den Blick ab, als Mokuba wieder zu uns stieß und verkündete, er würde jetzt am liebten noch im Park spazieren gehen.

„Das ist eine gute Idee, Moki.“, erwiderte Seto und stand auf.

Ich stand ebenfalls auf und folgte den beiden Brüdern.

Ich war etwas befangen.

Die Aussicht auf ein weiteres klärendes Gespräch heute Abend machte mir etwas Angst.

Ob ich ihm von meinen Gefühlen erzählen sollte?

Würde er mich auslachen? Nein, das sicher nicht…

Doch was war, wenn Seto diese nicht verstand und sich von mir abwandte?

Ich wollte das, was wir jetzt im Moment hatten nicht zerstören…

Allein der Gedanke er könnte sich von mir distanzieren war zu viel für mich.

Das würde ich nicht überleben…
 

Der Spaziergang tat mir gut.

Er lenkte mich ab.

Entspannt schlenderte ich, die Hände in den Hosentaschen vergraben, neben Seto den schmalen Weg durch das Grün entlang.

Mokuba war uns immer ein paar Schritte voraus. Er pfiff vergnügt ein mir unbekanntes Lied, hielt bei jedem Hund, der unseren Weg kreuzte, jauchzend an und streichelte das Tier mit einem begeisterten Leuchten in den Augen.

Seto beobachtete seinen Bruder lächelnd. Er hatte die Sonnenbrille wieder aufgesetzt, ebenfalls die Hände locker in den Hosentaschen. Ich konnte erkennen, dass er die Zeit genoss. Er wirkte wesentlich ausgeglichener und auch glücklicher als sonst.

„Das habe ich wirklich schon lange nicht mehr gemacht.“, stellte er fest und lachte leise.

Fragend sah ich ihn an.

„So einen unbeschwerten Spaziergang. Durch die Arbeit habe ich oft das Gefühl dass ich etwas in meinem Leben verpasse. Wenn ich dann mit Moki einen Tag verbringe, wird mir jedes mal wieder deutlich bewusst, wie sehr mir so etwas fehlt.

Wäre ich ein ganz normaler Schüler, wie jeder andere, könnte ich jeden Tag so genießen.“, erklärte er, als er meinen Blick bemerkte.

„Warum tust du es dann nicht einfach?“, fragte ich ihn leise.

Verwirrt wandte er seinen Kopf zu mir und sah mich an.

„Was meinst du?“

„Häng deinen Job an den Nagel. Lass die Firma einfach Firma sein und sei der, der du gerne wärst.“

Seto lächelte leicht und nickte liebevoll in Mokubas Richtung.

„Wegen ihm…“

„Ich glaube ich verstehe nicht.“

„Ich will das mein kleiner Bruder alles hat was er sich wünscht. Ich will dass er glücklich ist. Dass er tun und lassen kann was er will. Seine Kindheit genießen kann. Und später, wenn er älter ist, möchte ich, dass er mit der Firma einen soliden Grundstock hat und sich entscheiden kann für das Leben, das er führen möchte. Sollte er kein Interesse am Geschäftsleben haben, dann kann er die Firma meinetwegen verkaufen und mit dem Geld etwas neues Aufbauen, was ihm gefällt. Auch wenn ich genau weiß dass er es kaum erwarten kann endlich in der Firma mitmischen zu dürfen.“

Ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Und trotzdem…

„Du gibst dein Leben auf, um deinem Bruder alles der Welt bieten zu können? Denkst du nicht, dass was ihr jetzt habt, reicht bis an euer Lebensende?“

Seto lächelte leicht und schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf.

„Es ist ja nicht so, als würde mir die Arbeit überhaupt keinen Spaß machen… Die KaibaCorporation ist, so wie sie jetzt ist, mehr oder weniger mein Lebenswerk. Natürlich liegt mir etwas an meiner Firma. Ich arbeite gern. Es ist nur so, dass ich es ab und zu vermisse, „normal“ zu sein…auf der anderen Seite könnte ich mir gar kein anderes Leben vorstellen…“

Kurz sah ich zu Mokuba.

Der Junge konnte sich glücklich schätzen.

Auch wenn ich Setos Meinung nicht ganz teilte.

„Weißt du…“, begann ich deshalb, „Ich denke Mokuba wäre manchmal so viel glücklicher, wenn du mehr Zeit mit ihm verbringen würdest. Ich denke, deine Präsenz in der Villa fehlt ihm…“

Seto schwieg daraufhin.

Er schien darüber nach zu denken.

Wahrscheinlich wusste er genau, dass ich eigentlich Recht hatte.

Gerade als er zu einer Antwort ansetzen wollte, wurde ich auf eine Gruppe Jugendlicher aufmerksam, die vielleicht fünfzig Meter von uns entfernt unter einer alten Eiche saßen.

Ich kannte diese Eiche.

Und auch die, die dort saßen.

„Yugi!“, rief Mokuba entzückt und lief begeistert auf die Gruppe zu.

Ich versteifte mich merklich.

Das hatte mir gerade noch gefehlt…

Seto bemerkte meine Reaktion und legte mir kurz seine Hand auf die Schulter.

„Keine Angst. Ich regele die Sache.“, erklärte er und nickte mir zu.

Doch ich schüttelte mit dem Kopf.

„Ich schaff das schon. Keine Sorge.“

Seto sah mich einen Momentlang schweigend an und wollte etwas erwidern, da wurden wir in unserem Gespräch schon unterbrochen.

„Joey! Seto! Ihr hier? Zusammen?!“, stellte Tristan geschockt fest und sah uns ungläubig an.

Er stand direkt vor uns, nicht nur er, auch Thea und Yugi waren zu uns getreten.

„Joey! Was ist mit dir passiert?“, fragte Thea besorgt und zeigte auf die Wunde an meiner Stirn.

„Ja Tristan. Du hast uns richtig erkannt.“, erwiderte ich auf Tristans geschockten Kommentar, dann wandte ich mich an Thea: „Mach dir keine Sorgen um mich, Thea. Mir geht es gut.“

Sie runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das behauptest du jedes Mal.“, warf sie mir vor.

Ich erwiderte nichts.

Yugi mischte sich ebenfalls ein: „Joey wo bist du gewesen? Du hast die ganze Woche gefehlt. Hat das was mit der Verletzung an deiner Stirn zu tun?“

Ich wollte schon antworten, dass sie das nichts anginge, doch Seto kam mir zuvor:

„Ich weiß nicht was daran so schwer zu verstehen ist. Doch euer Freund ist doch eindeutig nicht dazu bereit, mit euch darüber zu sprechen. Warum lasst ihr in also nicht einfach in Ruhe?“

Verwundert sah ich ihn an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sich so schnell in das Gespräch einschalten würde.

„Aber Seto…wir…“, begann Yugi, doch Tristan unterbrach ihn sofort:

„Ach halt die Klappe Kaiba. Du hast hier gar nichts zu melden! Und was wir mit unserem Freund bequatschen, oder nicht, geht dich einen feuchten Dreck an!“, brüllte er und verschränkte wie Thea die Arme vor der Brust.

Seto lächelte leicht.

Kein warmes, freundliches Lächeln. Sondern ein Kaltes, Unbarmherziges.

„An deiner Stelle würde ich aufpassen, was du sagst, Taylor. Ein Anruf genügt und dein Leben wird zu deiner persönlichen Hölle werden.“, erklärte er ruhig und überlegen.

„Soll das eine Drohung sein?“, fragte Tristan zornig und trat einen Schritt auf Kaiba zu. Seine Hand ballte sich zur Faust.

Ungläubig sah ich von Tristan zu Seto. Sie stritten sich…wegen mir?

Schnell stellte ich mich zwischen die beiden und breitete die Arme zu beiden Seiten aus.

„Hört auf damit!“, sagte ich bestimmt und sah sie erwartungsvoll an.

Tristans Haltung entspannte sich etwas.

Seto verschränkte die Arme. Seine Miene war unergründlich. Es war schwer zu sagen, ob meine Ansage bei ihm Wirkung gezeigt hatte.

Er schwieg.

Das war ein gutes Zeichen.

„Leute…ich kann euch im Moment nicht erklären was in den letzten Tagen los war. Macht euch einfach keine Sorgen, okay?“, bat ich meine Freunde leise.

Yugi schüttelte leicht mit dem Kopf. Er schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte.

Thea sah enttäuscht aus.

Tristan war es, der erneut etwas sagte.

„Joey…wir sind deine Freunde! Vertraust du uns nicht mehr?“, fragte er, seine Augen vor Überraschung und Verwirrung weit aufgerissen.

Ich schwieg.

Ich konnte es weder bejahen noch verneinen. Vertrauen nützte in dieser Hinsicht wenig… Die Sache mit meinem Vater war einfach viel zu persönlich…

Mein Schweigen war scheinbar Antwort genug…

„Also wenn das so ist…tut mir leid Joey, aber…eine Freundschaft baut auf Vertrauen auf. Wenn du uns nicht vertraust, wie sollen wir dann weiterhin befreundet sein?“, fragte er traurig.

Entsetzt sah ich ihn an.

War das sein ernst?

Ich sah zu Yugi. Er schien immer noch unsicher, widersprach Tristans Aussage jedoch nicht.

Als ich Thea ansah, drehte es mir spürbar den Magen um.

Mir wurde schlecht.

Es war ihr ernst…

Sie hatten mir gerade mehr oder weniger die Freundschaft gekündigt.

Leicht schüttelte ich mit dem Kopf.

Seto griff sanft nach meinem linken Arm.

„Lass uns gehen, Joseph.“, sagte er leise.

Ich wandte den Blick von meinen ehemaligen „Freunden“ ab und sah ihn an.

Dann nickte ich.
 

**
 

Schweigend saß ich neben Seto im Auto und starrte gedankenverloren aus dem Fenster.

Ich war ihm unendlich dankbar für den Vorschlag wieder zurück zur Villa zu fahren.

Mokuba der hinter uns saß fragte mich etwas, doch ich hörte ihn nicht.

Zu sehr war ich gefangen in meinem Gedankenstrudel.

Seto antwortete ihm statt meiner. Seine Antwort verstand ich nicht.

Sie drang nicht zu mir durch.

Sie hatten mir ihre Freundschaft gekündigt…weil ich ihnen nicht sagen konnte, was in den letzten acht Jahren in meinem Leben schief gelaufen war…

Einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken…

Habe ich es nicht anders verdient?

Schließlich hätte ich mich ihnen schon längst anvertrauen können. Stattdessen habe ich sie belogen, immer wieder, genauso wie ich mich selbst belogen hatte.

Doch war das so unverständlich?

Für sie schon…sie wussten nichts von meinem Leben! Gar nichts!

Also war ich selber schuld…

Ich hätte es auch anders haben können.

Doch ich hatte mich für diesen Weg entschieden…oder nicht?

Ich realisierte die Situation nur langsam…

Meine einzigen „Freunde“ die ich hatte, hatten sich von mir losgesagt…
 

Ich hatte das Gefühl mit jedem weiteren Tag der verging, stürzte ich tiefer und tiefer…

Würde der Tag, an dem ich endlich den Fallschirm öffnen konnte noch kommen? Oder deutete tatsächlich alles auf Kollision?

Und was hieße das?

Wie würde es danach werden?

Wie viel mehr konnte ich noch aushalten? Gab es für mich überhaupt ein „Danach“?

Die Antwort auf diese Frage wusste ich längst.



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