Zum Inhalt der Seite

Bloody Mary (Der Gast)

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blutbad

Ich mache die Augen auf. Mein Zimmer ist in schwarz gehüllt. So wie immer. Vampire können im Dunkeln sehen. Das ist auch notwendig, wenn man von Sonnenstrahlen gebraten wird. Nur die Leuchtziffern meines Weckers stechen aus der Dunkelheit heraus. „Vier Uhr. Verdammt.“ Draußen ist es hellichter Nachmittag. Viel Verkehr auf den Straßen. Ein unablässiges Brummen lässt keine Stille zu. Was soll ich jetzt drei Stunden vor meiner Schicht machen? Ich könnte mir eine kleine Erfrischung holen, aber am Tage trinken gehört sich nicht. Erstmal zieh ich mich an. Im Vorbeigehen blicke ich in die Spiegelscherbe, die ich an die Wand geklebt habe. Liegt es an meinem Schlafmangel, oder sehe ich nach dem Aufstehen immer so aus, wie mein eigentliches Alter? Ich gehe augenreibend zur Kühltruhe, die nur ein paar Schritte entfernt ist. Man muss dazu sagen, dass man als Kellner, der tagsüber schlafen sollte, sich keine riesen Wohnung leisten kann. ich öffne die Truhe und hole eine Blutkonserve heraus. Ich lege sie mir in den Nacken. „Hah... So schön kalt.“ Kurz überlege ich, ob ich nicht auch etwas davon zu mir nehmen sollte, aber ich hatte gelernt für Notzeiten aufzusparen. Ich verstaue den Beutel zurück zu den restlichen und schließe den Deckel. Was nun? Ich sah auf mein Telefon. Ich könnte jemanden anrufen, aber wen? Ich sollte auch Freunde für Notzeiten aufsparen. Ich könnte mir eine Pizza bestellen und dann den Pizzaboten aussaugen. Schnell verwerfe ich die Idee wieder. Zu viel Arbeit hinterher wieder alles sauber zu machen. Ich setze mich auf die Kühltruhe und verschränke die Arme. Nach einer Weile stehe ich auf, öffne die Truhe erneut und betrachte meinen Blutvorrat, der den Stauraum bis zum Rand ausfüllt. Voller Erwartung hole ich mir die Spiegelscherbe. Scheiß auf Vernunft! Ich hebe einen Beutel über die Truhe und setze die Scherbe an. Die rasiermesserscharfe Kante durchtrennt mit Leichtigkeit die Hülle aus Plastik. Das Blut prasselt auf die anderen Konserven nieder. Mein Herz fängt an in einem unmenschlichen Rhythmus zu schlagen. Der Duft strömt durch den Raum. Die nächste Blutkonserve muss daran glauben. Mir ist es, als könne ich den süßlich, metallenen Geschmack bereits auf der Zunge schmecken. Meine Geduld ist am Ende. Wie wild steche ich auf meinen Vorrat ein.
 

So muss es sein. Ein richtiges Blutbad! Ich atme entspannt aus und sinke langsam unter die Oberfläche. Meine Augen bleiben geöffnet. Ich sehe nur noch rot um mich herum. Ein beruhigendes Rot, das alle Sinne schärft und einem Vampir einen Hauch der ewigen Ruhe verspricht. Ich öffne den Mund und schlucke. In einer Ecke spinnt eine Spinne gerade ihr Netz. Ich kann das hohe Summen der Fäden hören, wenn sie sie spannt. Von der Wohnung über mir donnert der Herzschlag dreier Personen in meine Ohren. Ich schnappe, wie ein gestrandeter Fisch, nach dem dickflüssigem Rot. Ich reiße die Augen weit auf und drehe und wende mich nach allen Seiten. Es kitzelt unter der Haut. Meine knochigen Finger verkrampfen sich. Mir entweicht ein helles Kichern, vom Blut sofort erstickt. Ich spreize mich in der Truhe ein und trinke. Seit Jahren hatte ich meinen Durst nicht mehr vollends gestillt. Trotz dessen kenne ich diesen Zustand. Reizüberflutung vermischt mit blankem Wahnsinn. Mir schießt das Bild eines Kruzifix in den Kopf. Eine Frau in der Kneipe hatte es gestern um das Handgelenk gewickelt. Der schmerzverzerrte Blick der kleinen Jesusfigur. Er hatte für uns geblutet. Ich schlage mir einen Arm auf den Mund. Hastig versenke ich meine Reißzähne in der feinen Haut des Unterarms und ziehe sie wie Haken aus dem Fleisch zurück. Adern werden durchtrennt und ein kleiner Blutwall vermischt sich mit dem restlichen Bad. In meinen Gedanken hänge ich am Kreuz, den linken Arm vom Nagel gerissen. Ich schließe die Augen und in einem klaren Moment, hebe ich den Kopf vom Boden und spreche am Kreuze aus: „Vater, warum hast du mich verlassen?“ Ein dumpfer Schlag am Hinterkopf und ich meine mein Schädel müsse bersten. Stromschläge hinter den Augäpfeln veranlassen meine Fingernägel, sich in die pochenden Schläfen zu bohren. Meine Beine zittern und treten gegen glatte Wände. Ich löse Wellenbewegungen aus. Das Blut schwappt über den Rand der Kühltruhe. Der ohrenbetäubende Lärm lässt mich denken, ich stünde unter einem zwölfmeterhohem Wasserfall. Es donnert nur so auf meine Schultern nieder. Ich will schreien, doch kein Laut, nicht mal Luftblasen, dringen an die Oberfläche. Mein Puls wird kräftiger, ohne die kleinste Pause. Mir ist heiß. Das Herz schmerzt, es brennt! Eine Stichflamme verbrennt den Körper!
 

Stille. Ich fühle nichts. Kein Boden, keine Wände. Ich kann meine Augen nicht öffnen, oder bin ich blind? Wieso kann ich mich nicht bewegen, oder laufe ich im Dunkeln umher? Bin ich tot? Ist das der Tod eines Vampirs? Versunken im Nichts? Ich will atmen. Habe ich den Mund geöffnet? Hier ist keine Luft. Ich will schlafen. Ich bin tiefer gefallen, als in den Schlaf. Sind hier noch andere verstorbene Vampire? Ich spüre nicht die Anwesenheit Anderer. Vielleicht taucht jeder Vampir in seine eigene Unendlichkeit. Ich komme vielleicht nie mehr frei. Ich habe keine Angst. Nichts hat mehr Bedeutung. Nichts dringt an die Oberfläche. Ich bin verdammt auf ewig. Weine ich?

Ein Stich! Was war das? Ich habe es mir nicht eingebildet. Ich konnte es fühlen. Es hat geschmerzt. Ich spüre meine Stirn. Mein Kopf gefriert! Es tut so weh. Weine ich noch immer? Ich kann mich schluchzen hören! Ich will schreien! Ist das das Fegefeuer? Eiskalt wie der Tod? Meine Hand! Die Flammen verschlingen meinen Arm. Gleich reißt er ab! Ich werde in grelles Weiß gezogen. Vor mir ein riesiger Schatten. Es beugt sich über mich. Es will mich verschlingen! Ein grausiger Tod, der eines Vampirs. Doch ist es gleich vorbei. Ich weis es.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Superhelden-Brooke
2009-03-01T19:58:24+00:00 01.03.2009 20:58
Schweinerei nur ein Kommentar.
Das ändere ich mal kurzxD.
Ich fand das Kapitel,
und die davor übrigens auch, sehr gut geschrieben.
Ich finde deinen Schreibstil sehr gut,
und auch die Charaktere sind immer ziemlich gut beschrieben.
Vorallem schreibst du so,
dass man wissen will wie es weitergeht.
Verdienst jedenfalls ein Favo :3.
Ich würd mich freuen wenns bald weitergeht.

Liebe Grüße, Brooke
Von: abgemeldet
2009-01-09T23:13:11+00:00 10.01.2009 00:13
hui, das klingt doch schonmal sehr interessant:)
mir gefällt dein schreibstil sehr gutX33
auf jedenfall hoffe ich, dass es bald weitergeht!X3


Zurück