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Mein Tischnachbar ist ein Idiot!

von

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Am Donnerstag und Freitag redete Tobi mit Johannes kein Wort mehr, keine Beleidigungen, nicht mal ein böser Blick oder ein Radiergummi trafen diesen. Anscheinend halfen die Methoden ihrer Mütter, aber das Treffen für Samstag konnten sie sich an den Hut stecken.

„Herzliches Beileid.“ Tanja drückte Johannes ein Bröckchen Schokolade in die Hand. „Dein Wochenende kann nicht mehr schlimmer werden.“

„Ich weiß, sogar Sarah war schon bei mir und hat mich bemitleidet.“ Und dabei hatte sie ihm die Hälfte seiner Deutscharbeitsblätter zerknittert, das würde seinen Lehrer nicht freuen.

„Irgendwann zieh sie bei dir ein.“

„Jetzt übertreib mal nicht, da hätte ich was dagegen. Und meine Eltern sowieso.“ Er kaute auf der Schokolade herum und stellte angewidert fest, dass Tanja ihm Bitterschokolade angedreht hatte. Wie konnte sie das essen?

Und wieso merkte sie sich nicht, dass er das Zeug nicht abhaben konnte?

„Schmeckt es dir nicht?“

„Wenn es Vollmilchschokolade wäre bestimmt.“

„Oh, hab ganz vergessen, dass du das nicht magst.“ Wollten ihn in letzter Zeit alle ärgern? Nicht mehr lange und er würde auswandern, allerdings wusste er noch nicht wohin. Fing ja gut an.

„Beim nächsten Mal denk ich dran“, versprach Tanja und zog ihn hinter sich her. „Los, wir halten jetzt noch die letzten zwei Stunden Unterricht aus und du genießt deinen Freitag. Am besten verschläfst du morgen, vielleicht darfst du dann zuhause bleiben.“

„Das glaubst auch nur du.“ Als ob seine Mutter das durchgehen lassen würde, sie kannte genügend Tricks, um ihren jüngsten Sohn aus dem Bett zu werfen. Im Notfall holte sie sich Verstärkung von Vera.
 

„Johannes, aufstehen, es ist halb zehn.“

Demonstrativ stellte er sich schlafend, aber zuerst wurde er gewalttätig wachgerüttelt, der Rollladen aufgerissen und ihm schließlich die Bettdecke weggezogen. Schrecklicher Start in den Morgen, er wollte seine Ruhe haben!

„Ich weiß, dass du wach bist.“ Vera ließ nicht locker und irgendwann dröhnte eine ihrer Lieblingsschnulzlieder durch Johannes‘ Zimmer, sodass er absolut genervt den Stecker der Musikanlage zog und sich vornahm, seiner Schwester das nächste halbe Jahr keinen Gefallen mehr zu tun, weder Briefe zur Post bringen noch Telefonate von ihrem tollen XY weiterleiten.

Im Schneckentempo schlüpfte er in seine Klamotten, knabberte an seiner Brötchenhälfte vor sich hin , ignorierte die Aufforderungen seiner Mutter, sich gefälligst ein bisschen zu beeilen, und wurde um Viertel vor elf vor die Tür gesetzt, damit er pünktlich am Zielort ankam.

Toll, sein Vater hätte ihn wenigstens hinfahren können, jetzt gab es allerdings niemanden, der ihm vorschrieb, zu Tobi zu spazieren, also hätte er sich theoretisch nur bei Tanja verbarrikadieren zu brauchen und niemand wäre es aufgefallen...

Aber weil er ja ein zivilisierter Junge war – oder zumindest so tat – schlurfte er zum Haus des Grauens, betrachtete zwei Minuten lang einen vertrockneten Rosenstrauch – konnten die hier nicht gießen? – und klingelte. Er hoffte, sie hatten ihn überhört.

„Oh, hallo Johannes.“ Vor ihm in der Tür stand eine verschlafene Sarah in einem dunkelblauen Schlafanzug und gähnte leise. „Ich bring dich zu Tobi, er freut sich schon, dich zu sehen.“

„Total, er flippt fast aus vor Glück.“ Höchstens, wenn er wieder den Abflug machte.

Sarah blieb vor einer mit irgendwelchem Schrott vollgekleisterten Tür stehen und klopfte dagegen. „Tobias Valentin Lohr, Besuch für dich.“

„Fresse da draußen, ich zieh mich gerade an“, rief es von der anderen Seite und Johannes hörte, wie sein zukünftiger Nachhilfelehrer nettes Klanggedudel anstellte, was ihm schon hier auf dem Flur unsympathisch erschien. Hoffentlich stellte er es gleich wieder aus, sonst inszenierte Johannes Sander einen kleinen Stromausfall. Oder entführte die Musikquelle.

„Sarah, zisch ab, Johannes, hock dich hin und fass nichts an, ich geh kurz frühstücken“, erklärte ihnen Tobi unfreundlich, als er endlich vollständig bekleidet die Tür aufriss und sich an den zwei anderen vorbeidrängelte.

Langsam betrat Johannes das Zimmerchen, versuchte nicht auf Tobis verstreut herum fliegende Klamotten zu treten und setzte sich schließlich auf das ungemachte Bett, da die restlichen Stühle von zahllosen CD Stapeln blockiert wurden. Ordnung gehörte anscheinend wie Zivilisation zu dem riesigen Berg von unbekannten Fremdwörtern für Tobi. Der Junge hatte echt von extrem viel keine Ahnung.

Ignorierte man das Chaos und die nervige Musik, erschien der Raum ganz normal: Es gab ein Bett, einen Schreibtisch, einige Regale, einen Schrank und jede Menge Krimskrams, wie es sich für ein echtes bewohntes Zimmer gehörte.

„Was machst du da? Runter von meinem Bett.“ Nicht besonders erfreut verscheuchte Tobi ihn auf einen wackeligen Hocker, biss noch einmal in das Brötchen, das er sich aus der Küche mitgenommen hatte, und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. „Danke, noch mal, dass wegen dir mich nicht mal meine Freunde besuchen dürfen.“

„Ich wusste nicht, dass du überhaupt Freunde hast, außerdem kann ich nichts dafür, wenn du dich nicht zurück halten kannst.“ Wer war hier das Opfer? Nicht Tobi.

„Ja ja, laber doch. Also, in welchem Fach bist du voll die Niete?“

„In Englisch.“ Merkte sich Tobi gar nichts?

„Geht doch, du bist doch nicht so perfekt, wie du dir immer einbildest.“

„Ich bin halt auch nur ein Mensch.“ Obwohl gewisse Menschen ihm das nicht glaubten, weil sie sich ein kleines bisschen beschränkt verhielten. „Kannst du vielleicht diese schlimme Musik ausmachen, da werd sogar ich bald aggressiv.“

„Bist du meine Mutter oder was? Wenn du statt My Chemical Romance lieber James Blunt oder sowas Bescheuertes hören willst, hast du gelitten, das besitze ich nicht. Aber ich könnte meine Oma fragen, ob sie mir ihre Volksmusiksammlung für dich ausleiht.“

„Sehr witzig, mach den Blödsinn aus, sonst können wir kein Englisch lernen. Heißt du eigentlich wirklich Valentin?“ Das interessierte ihn ausnahmsweise, denn Valentin klang so harmlos und Tobi... war es nicht.

„Ja man, aber erzähl das nicht wieder in der Gegend herum, ich finde den Namen idiotisch.“ Aus den Tiefen des Chaos zerrte Tobi sein Englichbuch, -heft, einen Block und ein Mäppchen hervor. „So, wo hat Streberlein seine Probleme?“

„Mit dir und deiner Musik. Und englischer Grammatik insgesamt.“

„Dann bist du echt dümmer, als ich mir vorgestellt habe, jeder Depp versteht das sonst.“ Netterweise stellte Tobi die Musik endgültig aus, klappte das Buch auf und startete mit dem Unterricht. Zwar gehörte Erklären nicht zu seinen bisher unbekannten Begabungen, aber gegen 13 Uhr verstand Johannes halbwegs, wovon Tobi redete. Ein toller Fortschritt, vor allem wenn man bedachte, wem das zu verdanken war.

„Johannes, willst du ein Eis?“ Unangemeldet kam Sarah in das Zimmer ihres Bruders gestürmt, diese Mal in richtiger Kleidung, und hielt ihm eine Schale mit Vanilleeis hin. Ihr schien es egal zu sein, dass es fast Anfang Dezember war.

„Ja danke.“ Tobi machte die Arbeit und er bekam das Eis, böse Welt.

„Und was ist mit mir?“, maulte Tobi beleidigt und schlug sein Englischheft zu.

„Du bekommst nichts, hat Mama verordnet.“ Sarah streckte ihm die Zunge heraus und widmete sich wieder ihrem Gast. „War mein Bruder irgendwie fies zu dir?“

„Naja...“ Zählte musikalische Belästigung dazu?

„Hör auf, Schrott zu labern, ich hab dich weder angefasst noch dumm angemacht, als halts Maul und ess dein Eis.“

„Ist ja gut.“ Johannes nahm die Schale entgegen und begann sie leer zu löffeln, wobei er von Tobi beobachtet wurde, der seinem nicht vorhandenen Eis hinterher trauerte.

„Oh man, du nervst.“ Mit dem Löffel kratzte Johannes die Eisreste zusammen und hielt sie dem überraschten Tobi vors Gesicht. „Iss.“

Zögerlich öffnete dieser den Mund, sein 'Schüler‘ fütterte ihn, Sarah stand daneben und schaute sie mit offenem Mund an. Konnten sich die beiden nicht angeblich nicht leiden? Schwebten sie hier in einer anderen Dimension herum? Oder träumte sie gerade einen sehr unrealistischen Traum?

„Was guckst du so doof?“, nuschelte Tobi seine Schwester an und wischte sich einen Vanilleklecks vom Kinn. „Er hat mir von seinem Eis was abgegeben, mehr nicht.“

„Denkst du!“ Grinsend hüpfte Sarah aus dem Raum und ihr Bruder schlug sich die Hand gegen die Stirn. Wollten ihn alle verarschen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  mogura
2009-04-16T00:26:51+00:00 16.04.2009 02:26
kyaaaaaaaaaaaaaaaa
das ENDE WAR DER HAMMER!!! XD
>/////////<
Von: abgemeldet
2009-03-23T16:47:49+00:00 23.03.2009 17:47
yeah, voll das coole ende, sie machen fortschritte :D
ob tanja wohl wirklich daran denkt dass Johannes nur vollmilchschokolade mag? ich hab da ja so meine zweifel^^
die vorstellung wie johannes tobi füttert ist echt lustig und i-wie süß xD
>schnell nächstes kapi lesen geh<
Von:  Laniechan
2009-03-15T16:21:43+00:00 15.03.2009 17:21
*grinsen wird immer dreckiger* und das spiel geht weiter...

ich fand das kapi toll, also schreib schnell weiter!

ich hab noch nie alle kapi kommentiert, also fühl dich geehrt! nee scherz. also das mit dem geehrt, der rest stimmt. du hast wirklich nen tollen schreibstil. ich möchte bitte auch eine ens, wenn das nächste kapi draußen ist.

lg laniechan
Von: abgemeldet
2009-03-12T13:24:40+00:00 12.03.2009 14:24
haha is das ein tollen kappi XD
und tobi weiß gar nich was für einen tollen zweitnamen er hat...bah ich liiiiiiiiiebe den namen valentin!!
aber sarah is echt so der hammer XD ich liebe sie...iwie erinnert sie mich ja an rikku aus FF X ^^
aber ich glaube jo is sich gar nich bewusst was er da tut xD
ich mein er füttert tobi....meine fresse is das geil xDD

scheib schnell weiter =]
Von: abgemeldet
2009-03-11T22:15:29+00:00 11.03.2009 23:15
Cooles kapi :D
Was sich die kleine Sarah wohl denkt xD


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