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Soundless Fire of Heaven

~2. Platz beim Wettbewerb~
von

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Kompromiss

Wir folgten Malika durch den Wald zurück zum Tempel. Was hatte Ray eigentlich damit gemeint, als er Malika 'Wächterin der Kugel' nannte? Wahrscheinlich würde sie es gleich erklären, zumindest hoffte ich so.

Als wir nach einiger Zeit den Tempel erreichten, waren wieder einige Wolken aufgezogen. Große, sich türmende Wolken. Dunkel und sie ließen nichts Gutes ahnen. Ein Gewitter würde, wenn es gut kam, aufziehen, vielleicht auch ein Sturm. Ohne es zu bemerken, war ich stehen geblieben und nun rief mich Elli vom Tempeleingang her: „Tare, kommst du heute noch?“
 

Nein Elli, ich bevorzugte es in einem Gewitter draußen zu stehen! Natürlich kam ich. Langsam trottete ich zu ihr hinüber und wir folgten dann Malika und Ray weiter, die schon ein ganzes Stück tiefer im Tempel waren. Einmal rechts herum und dann eine Treppe hinab. Am Ende kamen wir in einen Raum, der, wie der andere, in dem Ray und ich zuvor gewesen waren, mit Schriften und Malereien versehen war, nur schien er in einem hellen Licht und an den Wänden leuchteten einige Kristalle in verschiedenen, hellen Farben.
 

In der Mitte dieses Raumes stand eine Art Tisch. Er war aus grauem Stein gemeißelt und auf der Oberfläche waren zehn Einkerbungen. Neun davon waren um den Zehnten herum angeordnet, und die Neun waren, im Gegensatz zum Zehnten, nicht rundlich, sondern kantig und ungleichmäßig. Die kugelförmige Einkerbung hatte die Größe, so schien es mir zumindest, der Kugel.

Malika stellte sich neben den Tisch und hielt die Kugel, die immer noch zwischen ihrer gespaltenen Rute festgeklemmt war, über diesen. Dann ließ sie sie fallen und sie landete in der Mitte des Tisches: in der zehnten Einkerbung.
 

„Das ist der Tisch des Dragonirs, das sich geopfert hat. Hier wird die Kugel zerstört werden, ob es jedem passt oder nicht“, sprach Malika ruhig, „Es gibt einen Grund, weshalb ich dieses tun muss und auch mir fällt es nicht leicht. Mew kam im Auftrag zu mir und berichtete mir, dass Arceus es so will, also wird es so geschehen. Und als Wächterin der Kugel ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass sie wirklich zerstört wird und nicht nur verschwindet.“

Nicht nur ich, sondern auch Elli, wir beide sahen Malika verwirrt an, während Rays Gesicht wie versteinert wirkte. Keine Emotion hatte sich auf sein Gesicht gewagt seit wir den Tempel wieder betreten hatten.
 

„Wieso?“, platzte es jetzt aus Elli, „Ich verstehe das einfach nicht!“ Sie jammerte. Warum wusste ich nicht und wollte ich es überhaupt wissen? Irgendwas in mir nagte an meinem Charakter, wollte, dass ich mich öffnete, aber das würde nicht geschehen, dafür würde ich doch irgendwie sorgen können, oder? Malika seufzte dann: „Ich bin nicht in der Position, diese Frage zu beantworten. Es tut mir Leid, wirklich. Aber um zum Punkt zurück zu kehren: Es gibt 2 Möglichkeiten, die Kugel zu zerstören, beide unangenehm.“
 

„Die erste Möglichkeit ist, den Silbernen Himmel zu rufen. Wahrscheinlich wisst ihr schon, wie und welches das zur Konsequenz tragen würde“, sie lächelte uns bedrückt an, so, als ob auch sie dieses nicht tun wollte, „Die Zweite besteht darin, die 9 Entwicklungssteine zu finden und hier in diesen Tisch einzusetzen. Auf der Insel gibt es von jedem nur einen einzigen.“

Ah, was für Informationen! Viel helfen tat mir das nicht und was interessierte es mich überhaupt, immerhin hatte ich doch nichts mit ihnen zu tun. Blieb nur noch zu klären, warum ich dann hier war.
 

Augenblicklich lag Ellis Blick auf mir, das spürte ich. Ich wagte es nicht, den Blick von Malika zu wenden, denn ich wusste, was sie wollte. Sie würde fragen, ob ich ihnen helfen würden. Was würde das bringen? Es war ja nicht so, als ob ich nicht wollte, nein! Wer käme nur auf die Idee?

Natürlich bräuchten sie meine Hilfe vielleicht, da weder Elli noch Ray sich hier auskannten, aber dennoch wollte ich nicht. Ich konnte doch nicht einfach!
 

Die Korages waren groß, keine Frage. Konnte man aber allen Ernstes annehmen, dass diese Steine nach all der Zeit noch existierten? Was, wenn einer dicht am Wasser damals schon war und nun abgetragen war? Niemand konnte das sagen, nicht mit Sicherheit.

Es wäre reine Zeitverschwendung nach diesen Steinen zu suchen. Sollten sie doch lieber gleich den Silbernen Himmel rufen. Nur leider gab es ja den einen Haken dabei. Einer würde mit großer Wahrscheinlichkeit sterben, das stand fest.
 

Immer noch hatte Elli ihren Blick nicht von mir gelöst und ich gab mich geschlagen. „Was?“, fragte ich sie genervt, während mein Blick Malika nicht verließ. „Ich dachte“, begann Elli etwas zaghaft, „vielleicht würdest du uns ja helfen! Ich meine, bei dem Finden der Steine!“

Ich verneinte, in dem ich den Kopf schüttelte, und mich endlich zum Gehen wandte. Vor der Treppe blieb ich kurz stehen, wagte es aber nicht zurück zu blicken. Vielleicht sollte ich doch umkehren, immerhin hatte ich nichts zu verlieren, oder?
 

Trotzdem ging ich weiter, die Treppe hinauf und aus dem Tempel. Ein Grollen war in der Nähe zu vernehmen. Ich blickte in den Himmel, der schwarzgräulich durch die dichte Wolkendecke gefärbt war. Schnell setzte ich mich in Bewegung, um unnötige Gespräche mit Elli zu meiden, die ich aus dem Inneren des Tempels mit Ray streiten hören konnte.

„Lass mich gehen Ray!“, schrie sie laut. Eine kurze Pause legte ihre Stimme ein, wahrscheinlich sprach Ray normal, im Gegensatz zu Elli, deren Temperament mit ihr durch zu gehen schien. Vielleicht war ich zu kalt gewesen?
 

„Das ist einfach nicht fair!“, das war das Letzte, das ich noch gerade so hören konnte, bevor ich weit genug weg war, um auch wieder ein angemessenes Tempo zu laufen. Ein Blitz erleuchtete den Wolkenhimmel und sendete ein lautes, tiefes Grollen hinterher.

Der Wind nahm zu und die Blätter wurden von den Bäumen gezogen, wehten um die Bäume und Büsche. Viele der gewaltigen Äste wogen mit dem Wind. Und dann kam es, wie es kommen musste: Es begann zu regnen. Schon wieder.
 

Doch mein Schritt beschleunigte sich nicht. Sollte ich doch nass werden! Die Höhlen erreichte ich erst, als die Sonne schon langsam begann im Osten wieder aufzugehen. Das Gewitter wütete immer noch, doch war es schon weiter gezogen, bedeckte doch nur noch den Himmel in westlicher Richtung. Plötzlich, als ich dachte, ich hätte das Dorf friedlich erreicht, sprang mir jemand in den Weg.

„Kommen wir auch mal wieder zurück, Zwerg?“, zischte Gregor, als er seinen Kopf arrogant nach oben hielt und aus den Augenwinkeln auf mich hinab blickte.
 

Ich antwortete nicht, was ihn nur wütend machte und er schlussendlich einmal verächtlich schnaufte. Dann drehte er sich mit Schwung um und mir fiel seine Kette in die Augen. Der Feuerstein, der daran hing, reflektierte das Licht eines neuen Blitzes. Und dann fiel es mir ein!

Wenn das, was Malika gesagt hatte, wahr war, dann würden sie nicht alle Steine zusammen kriegen, da einer hier war – um Gregors Hals.
 

Als Gregor außer Sichtweite war, seufzte ich. Was sollte ich tun? Die Drei unnötige Zeit verschwenden lassen oder umkehren und ihnen davon erzählen. Und auf einmal, als ob sie es wusste, war sie da; Malika.

Umdrehen brauchte ich mich nicht einmal, um sie zu erkennen. Wahrscheinlich war sie hier, um mich zu fragen, warum ich einfach so gegangen war, aber mir war nicht nach reden zu mute. Ohne mich auch nur einmal umzudrehen, setzte ich meinen Weg fort, um kurz danach endlich meine Höhle zu erreichen.
 

Als ich so mein Bett sah, überkam mich endlich die Müdigkeit und ich schlief ein. Am nächsten Morgen gab es ein unsanftes Erwachen. Maurice war in meine Höhle gestürzt und schrie: „Mein Gott, Tare! Du kannst doch nicht einfach die ganze Nacht wegbleiben! Es gibt Pokémon hier, die machen sich so etwas wie Sorgen, S-o-r-g-e-n, verstehst du?“

Müde sah ich ihn an und gähnte: „Nein.“ Oh, wie er kochte! Er stampfte einmal kräftig mit seinem rechten Fuß auf den Erdboden und wirbelte dabei einigen Sand auf.
 

„Du bist echt unmöglich“, keifte er, „Übrigens, da unten ist so ein Psiana, das will mit dir spr-“ „Malika?“, entfuhr es mir ungewollt. Ungläubig sah ich Maurice an, bis ich mich dann schließlich selber davon überzeugte, als ich zum Höhleneingang ging und den Hang hinab sah.

Dort, in der Dorfmitte saß sie tatsächlich. Neben ihr Gregor, der unentwegt irgendwelche Fragen stellte, während sie nur mit eisernen Blick mich fixierte.
 

Langsam stieg ich den Ast zur Dorfmitte hinab, stetig wissend, dass Malikas Blick auf mir ruhte. Es verunsicherte mich schon in einer Art und Weise, da auch ich nicht wusste, was auf mich zu kommen würde.

Maurice war währenddessen hinter mir, sein Blick ruhte ebenfalls auf mir, doch eher mehr ein Blick der puren Verwirrung. Der Ärmste hatte einfach keine Idee, was jemand, der noch nicht einmal zum Dorf gehörte, von mir wollen könnte.
 

Und dann wandte Gregor seinen Blick von Malika ab und sah mich mit einem fiesen Grinsen an. Was hatte sie ihm erzählt, was sie vorhatte? Trotz alledem blieb ich nicht stehen, sondern ging weiter, bis ich direkt vor Malika stand.

Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht ein Stück verändert. „Komm mit, sofort!“, befahl sie mir dann in einem schroffen Ton, der selbst Gregor dazu brachte, zusammen zu zucken. Ich versteckte es so gut wie möglich und folgte ihr, wie gewohnt, mit neutralem Ausdruck.
 

Vielleicht hätte man es in meinen Augen sehen könne, die Angst vor dem, was sie vielleicht mit mir anstellen würde. Weit außerhalb des Dorfes, fern jeglicher Pokémon, stoppte sie dann und drehte sich zu mir um.

„Du wirst uns den Feuerstein besorgen, ob es dir passt oder nicht!“, gab sie eisig kund, „Ich werde meine Aufgabe nicht von so jemanden durchkreuzen lassen. Er weiß genau, was er dort trägt, was für eine Auswirkung er auf die Geschehnisse haben wird. Er weiß es!“
 

Sie verfiel in eine Art Panik und sah sich wirr um. „Tare, du musst uns helfen!“, ein verzweifelter Hilfeschrei, so klang es. War es denn wirklich so notwendig? Konnte sie ihn sich nicht selber holen, immerhin war sie viel stärker als ich, oder?

Und dann rang ich mich durch, sie zu fragen: „Warum holst du dir den Stein nicht selber? Immerhin bist du doch stärker als er!“ Sie sah mich an, eindringlich, bittend, eisern. Sie wusste, dass sie es machen könnte, aber sie würde es nicht tun – dessen war ich mir sicher.
 

„Es geht hier nicht nur um den Stein! Er weiß wer ich bin, verstehst du? Er könnte mich aus der Reserve locken, mich dazu bringen etwas über den Tempel zu sagen. Und du kennst die Konsequenzen“, ihre Stimme bebte, sie fürchtete ihre Aufgabe nicht vollbringen zu können. Womöglich ihre Letzte als Wächterin. „Gut“, seufzte ich schließlich, „Aber nur, wenn du mir danach hilfst von den Inseln auf das Festland zu kommen!“

Geistesabwesend nickte sie erst einmal, bis sie scheinbar realisierte, was ich forderte.
 

„Du willst was?“, schrie sie mich fassungslos an, „Warum in Arceus Namen willst du die Inseln verlassen? Hier lebst du in Sicherheit! Sei froh, dass du so ein Leben leben kannst.“ Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf. Oh nein, dieses hier war kein Leben. Nicht für mich. Ich gehörte hier nicht hin und ich wollte fort. Fort, endlich fort!

„Ich will so ein Leben aber nicht leben! Fern von all den Gründen für den Krieg. Ich will es wissen, wissen ob es wirklich so schlimm früher war und ob es nicht hätte anders laufen können! Und – das ist viel wichtiger – will ich herausfinden was mit meinen Eltern geschehen ist, kann das wirklich niemand verstehen?“, gab ich aufgelöst von mir und seit langem stiegen mir wieder Tränen in die Augen.
 

„Ich will den Hass verstehen können!“, erklärte ich, meine Stimme bebend, zitternd, „Was trieb sie dazu? Hier, hier ist kein Leben für mich zu finden. Ein Einzelgänger, ja, so bin ich. Was soll ich noch hier? Sag es mir!“

Malika sah mich an. Mit so einer Antwort hatte sie wohl nicht gerechnet gehabt. Was würde sie wohl nun sagen? Vielleicht würde sie mich für meinen Leichtsinn auslachen, meinen Standpunkt – so wie all die anderen – als falsch abtun.
 

„Ich verstehe“, erwiderte sie dann in einem neutralen Ton, „Begib dich aber nicht in zu große Gefahr, nur, um den Stein zu bekommen. Tot kommst du nicht mehr aufs Festland.“

Ich nickte nur. Es war verständlich. Würde ich sterben, könnte ich nie das Festland betreten. Es war ein Kompromiss, den keiner von uns brechen zu wagte. Ich blickte hinauf in die Baumkronen, die leicht im Wind wogen. Es wirkte doch zu friedlich, wie immer. Nie konnte es so sein, wie es wirklich war.
 

Sie sagte zwar, sie verstand mich, aber das glaubte ich ihr kaum. Wie sollte sie verstehen können, was ich fühlte? Niemand konnte das, aber man konnte es einsehen! Keiner von ihnen konnte sich in meine Lage versetzen, meine Gefühle verstehen.

Elli. Wieso kam sie mir gerade jetzt in den Kopf? Ihre fröhliche Art hatte mich in ihren Bann gezogen, aber das konnte ich nicht an mich kommen lassen, oder? Meinen Weg fortsetzten, einsam und eisern. Anders würde es nicht werden. Dafür würde ich sorgen!
 

Doch konnte ich ihre Tränen nicht vergessen, dass, was ihr widerfahren war. Dass, von dem sie nicht wusste, dass es so geschehen war. Warum musste ausgerechnet ich dort gewesen sein? Und dieses seltsame Gefühl, diese Wärme die mich durchflutet hatte. Was war das?

Ich kannte es nicht und ein ungutes Gefühl überkam mich wie ein Blitz, der einen traf, unangekündigt. Tödlich. Liebe – aber nein! Das konnte nicht sein. Wie, ich meinte, ich? Unmöglich, ein Widerspruch in seiner Selbst.
 

Ich war ein Einzelgänger und kannte dieses Gefühl noch nicht einmal und überhaupt hatte ich Elli doch nur für einige Stunden gesehen, kennen gelernt – oder nicht?

Plötzlich wurde ich meiner Gedanken entrissen, als Malika sich räusperte: „Tare? Hörst du mir überhaupt zu?“ Ich musste verlegen lachen. Nein, ich hatte tatsächlich nicht ein einziges Wort gehört. „Nein, tut mir Leid“, kam es kleinlich von mir, „Könntest du es wiederholen?“ Sie nickte: „Also-“

Sie wurde von einem gewaltigen Flammenwurf unterbrochen, von dem wir beide getroffen wurden. Ich blickte auf und erstarrte. Das durfte nicht wahr sein!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hundefrau
2008-12-13T09:58:06+00:00 13.12.2008 10:58
Ahhhh, wie geil >///<
Das war sooo cool geschrieben x33
Die Idee mit den Steinen ist geil x333
Tare ist verknallt - endgültig!
Und das Ende war toll :D
Kam der Flammenwurf von Ray?


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