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Everything Ends

Draco x Ginny
von

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Ein Tröpfchen Wahrheit

Kapitel IX

Plötzlich wird Ginny der Boden unter den Füßen weggerissen und ehe sie sich's versieht, hängt sie schon baumelnd in der Luft. Vor Schreck lässt sie den Brief fallen und als sie sich umsieht, sieht sie einem sehr wütend aussehenden Draco Malfoy ins Gesicht, der, mit dem Zauberstab auf sie gerichtet, vor ihr steht.
 


 

~
 

"Kannst du mir mal verraten, was du da machst?"
 

Seine Augen bohren sich in ihre und immer noch zielt er mit dem Zauberstab auf sie, damit der Levicorpus-Fluch bestehen bleibt. Kopf über hängt Ginny in der Luft, ihr rotes Haar fällt ihr ins Gesicht und dass Blut steigt ihr in den Kopf. wodurch ihr schwindelig wird.
 

"Lass mich runter!", schreit sie und wedelt mit den Armen. Draco antwortet nicht. Sein Blick ist auf den Brief gerichtet, der ihr aus der Hand gefallen ist und nun auf dem Boden liegt. Ohne den Kontakt mit dem Zauberstab zu brechen geht er einige Schritte vorwärts, hebt das Pergament auf und liest die geschriebenen Sätze. Sein Blick liegt weiterhin auf den Zeilen als er Ginny eine Frage stellt.
 

"Wie viel hast du gelesen?"
 

Abgesehen von dem Schwindelgefühl kommen nun Gewissensbisse in ihr hoch. Sie schämt sich, dass sie soweit gegangen ist, Dracos private Unterlagen zu durchwühlen. Sie hat sein Vertrauen missbraucht.
 

Als Ginny nicht antwortet, fügt er barsch hinzu: "Was hast du an meinen Sachen gemacht?!"
 

"Lass mich erst mal runter!" Mit einem Schlenker seines Zauberstabes löst er die Verbindung und sie fällt polternd zu Boden. Schmerz durchströmt ihren Körper und sie reibt sich die Schulter, da sie bei der Landung alles andere als sanft aufgekommen ist. Die Haare, die ihr zerzaust ins Gesicht hängen, wirft sie nach hinten um einen klaren Blick zu bekommen und in Dracos Gesicht sehen zu können.
 

Sein Blick liegt auf ihr und er spricht Bände. Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Sowie Fassungslosigkeit und Wut. Zu ihrem Bedauern legt er den Stab nicht weg, sondern hält ihn immer noch fest umklammert an seiner Seite.
 

"Wie viel hast du gelesen?", wiederholt er seine Frage.
 

"Genug! Ich hab genug gelesen!" Mit aller Kraft die sie aufbringen kann, schreit sie ihm die Worte entgegen. Sie verspürt eine Welle des Zorns in sich auflodern. Ja, es ist falsch gewesen sein Eigentum zu durchsuchen, doch das Ergebnis hat sie erschreckt. Sie hat nun Beweise gefunden, dass er nicht richtig mit ihr spielt und daraufhin empfindet sie ihre Tat als richtig.
 

"Du hast gelogen." Mühselig steht sie auf. Den Schmerz in der Schulter ignorierend. Der Schmerz in ihrer Brust ist im Moment größer.
 

"Du holst mich zu dir und lügst mir die heile Welt vor! Dabei hast du mich die ganze Zeit belogen! Du hast dich mit ihr getroffen!"
 

"Nein, das stimmt nicht." Er blickt auf den Brief in seiner Hand und wirft ihn einfach weg, nicht darauf achtend wohin. Eilig geht er auf Ginny zu und packt sie an den Schulter. "Hör mir bitte zu, Gin-"
 

Sie stöhnt vor Schmerzen auf, als er sie grob an der Schulter anfasst. Erschrocken lässt er von ihr ab und schaut sie entschuldigend an.
 

Ginny beißt die Zähne zusammen und geht einen Schritt zurück. "Du tust mir immer nur weh."
 

Die ersten Tränen bilden sich in ihren Augen, ob durch die schmerzliche Berührung oder die jetzige Situation vermag sie nicht zu sagen. "Was hab ich denn falsch gemacht? Ich hab alles für dich getan."
 

Die grauen Augen schauen sie verzweifelt an. Er setzt zu einer Antwort an, öffnet den Mund und schließt ihn wieder.
 

"Was ist noch passiert? Hast du mich betrogen? Hast du sie flachgelegt?"
 

"Nein." Seine Stimme ist leise, aber fest. "Da war nichts, glaub mir doch. Sie wollte sich mit mir treffen, aber ich wollte nicht. Wegen dir!" Er greift nach ihrer Hand, welcher zur gesunden Schulter gehört, darauf bedacht ihr nicht erneut weh zu tun. Er drückt sie mit beiden Händen ganz fest und schaut sie eindringlich an. Mit Mühe hält sie seinem Blick stand, denn im Moment schmerzt es in diese Augen zu sehen.
 

"Wieso hast du mir das nicht gesagt? Du hast gesagt, du hast zu ihr keinen Kontakt."
 

"Ja... ich wollte dich nicht beunruhigen."
 

"Beunruhigen?"
 

Vorsichtig schaut er sie an, nicht sicher, ob er die nächsten Worte aussprechen soll. "Naja, du flippst wegen so etwas immer schnell aus."
 

Ruckartig zieht sie ihre Hand zurück und schaut ihn empört an. "Wegen so etwas darf man ja wohl auch ausflippen. Was denkst du dir eigentlich? Meinst du ich gucke gemütlich zu, wenn dieses Flittchen dich mir weg nehmen will? Ich kämpfe für unsere Beziehung. Aber was tust du?" Forschend sieht sie ihn an, heftig atmend und scheint anscheinend auf eine Antwort zu hoffen, die jedoch ausbleibt. Die einzige Antwort die sie erhält ist ein betretenes Schweigen.
 

"Gibt es sonst noch etwas, was du mir vielleicht sagen solltest."
 

Das Kopfschütteln des Blonden tröstet sie aber auch nicht. "Weißt du was, das glaub ich dir nicht. Du hast gelogen, als du mir in die Augen gesehen hast und mir die Wahrheit geschworen hast. Ich kann dir nicht mehr Vertrauen."
 

"Und wie soll ich dir vertrauen können, wenn du meine Sachen durchwühlst?", fragt er.
 

"Du hast mir allen Grund gegeben, mein Vertrauen für dich in Frage zu stellen. Spricht das auch für mich?" Wieder kein Antwort. "Du hast mir allen Grund gegeben. Ich weiß, es war nicht fair was ich getan habe und ich schäme mich dafür, aber dafür habe ich erfahren, dass du mich belogen hast und ich denke, dafür solltest du dich schämen!"
 

Ihre Atmung hat sich beschleunigt und ihr Puls scheint zu rasen. Noch nie ist sie sich zu benutzt und verarscht vorgekommen. Kann er denn nicht wenigstens etwas sagen? Oder irgendwelche Gefühle zeigen? Dass er es ernst meint und sie nicht verlieren will? Stattdessen steht er da nur bedröppelt und guckt sie hilflos an.
 

"Ich gehe jetzt lieber", nuschelt sie und beginnt hektisch ihre Sachen zusammen zu suchen. Ob sie alles beisammen hat, weiß sie nicht, das ist ihr im Moment auch egal, Hauptsache sie hat den Zauberstab dabei. Um den Rest kann sie sich später kümmern.
 

Bereit zum Gehen schreitet sie auf die Tür zu. Als sie diese öffnen will, erklingt eine Stimme und lässt sie inne halten.
 

"Ich bring dich noch."
 

Hat sie ernsthaft erwartet, er würde sie aufhalten? Hier haben wir einen Vorzeige-Slytherin: Absolut gefühlskalt. Fast hätte sie aufgelacht über ihre Naivität. Obwohl es nicht besprochen ist, wird sie einfach gehen. Draco würde das schon regeln, mit einem Vergessenszauber oder was für Tricks er auch immer auf Lager hat um die Schüler vor der Tatsache zu bewahren, dass eine Gryffindor hier unten bei ihnen im Gemeinschaftsraum war.
 

Mit dem Blick stur gerade aus geht sie durch die Tür in Richtung des Ausganges der aus dem Gemeinschaftsrum hinausführt. Sie sieht sich nicht um und hört auch keine empörten Rufe, wie bei ihrem Eintreten. Ob sich Schüler in ihrer Nähe befinden oder sie sehen, interessiert sie nicht. Sie will einfach nur raus hier.
 

Der Eingang schwingt auf und sie zögert nicht hinaus zu schreiten. Wider ihren Erwartens folgt Draco ihr. Er ist also doch fähig sie zu überraschen. Die Steine schließen sich und verbergen den Eingang, sodass wieder die übliche Steinmauer da steht ohne den Eindruck zu hinterlassen, dass mehrere Dutzend Slytherins dahinter leben.
 

"Es tut mir wirklich leid. Ich hab Mist gebaut."
 

Ginny sieht ihn trotzig an. Ihre Wut ist immer noch nicht verblasst, doch dann sieht sie in seinen traurigen Blick und seine Augen scheinen ein wenig glasig zu sein. Es scheint ihm wirklich leid zu tun.
 

Pech gehabt, sagt ihre innere Stimme. Daran hättest du vorher denken können.
 

"Sehen wir uns wider?", fragt er und ein Hoffnungsschimmer schwingt in seiner Stimme mit.
 

Sie wendet den Blick von ihm ab als sie spricht. "Ich bin mir nicht sicher, ob es noch ein wir geben wird."
 

Mit diesen Worten macht sie sich auf den Weg. Ohne sich zu verabschieden. Hätte sie sich umgedreht, hätte sie seinen gekränkten Blick gesehen. Beim Weggehen hallt ihr der letzte Satz in ihren Ohren wieder und vielleicht, denkt sie, meint sie es sogar ernst...
 

Die meisten Schüler sind wohl beim Frühstück, das bedeutet, dass ihr auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum nicht viele Schüler entgegen kommen würden. Natürlich besitzt sie die Möglichkeit ebenfalls in die große Halle zu gehen und zu frühstücken, doch das würde ihr nicht gelingen, denn kein Bissen könnte sie hinunter bekommen, so übel wie ihr ist.
 


 

~
 

Die zweite und letzte Woche, in der die Prüfungen für die Siebtklässler statt gefunden haben, ist nun beendet. Hermine ist in diesen beiden Wochen kaum ansprechbar gewesen. Tag und Nacht lief sie mit einem Buch vor der Nase rum. Sie lernte jede Minute, im Gemeinschaftsrum, in der Bibliothek, beim Essen in der großen Halle, sogar wenn man sie von der Mädchentoilette kommen sah, hat sie ihre Nase tief ins Buch gesteckt. Ihr Bruder und die anderen Gryffindors sind da gelassener gewesen und Ron hat erzählt, dass er bei Verwandlung, Zauberkunst und Wahrsagen einen recht guten Eindruck hat, bei der Zaubertränkeprüfung, die unter anderen von Professor Snape durchgeführt wurde, habe er jedoch kläglich versagt.
 

Nun feiern die Siebtklässler im Gemeinschaftsraum und stoßen mit Butterbier auf das bestandene Jahr an. Die restliche Zeit werden sie mit der Planung des Abschlusses verwenden und im Unterricht werden keine neuen Themen behandelt. Die Stimmung kann nicht besser sein.
 

Um den Kamin herum sitzen einige Gryffindors unter ihnen zwei rote Haarschöpfe. Während der ältere von ihnen zum wiederholten Male von seinen Zielen nach Hogwarts erzählt, er will Auror werden, sitzt die weibliche Weasley stumm daneben und schaut gedankenverloren ins Feuer. Man hat ihr eine Flasche Butterbier in die Hand gedrückt und diese ist auch schon fast geleert ist, aber dieses Mädchen befindet sich nicht in Feierlaune wie die anderen.
 

Zwei Wochen lang hat sie ihn nun nicht mehr gesehen. Sie hat befürchtet, dass es schlimm werden wird, aber nun... Früher hat sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen können, dachte, sie müsse sterben, wenn er nicht mehr bei ihr wäre oder sie nicht zusammen sein könnten.
 

Doch der Schmerz ist erträglich. Natürlich vermisst sie ihn. Jeder Gedanke ist bei ihm, doch es lässt sich aushalten und dieser Gedanke beruhigt sie dermaßen, dass es ein Leichtes für sie ist. Soll er sich doch jemand anderen suchen, den er belügen kann, sie würde das nicht mehr mitmachen.
 

Bei dem ganzen Trubel um sie herum, fragt sie sich, ob die Prüfungen für den Slytherin wohl auch so gut gelaufen sind. Bei dem Gedanken verzieht sie das Gesicht und wünscht sich, er bekäme die besten Noten, damit er nicht auf Idee kommen würde, dass Jahr hier in Hogwarts wiederholen zu wollen.
 

Dabei ist es alles so schön gewesen. Wenn sie sich an den Abend erinnert, den sie mit ihm verbracht hat, kommt sie nicht umhin ihn als "perfekt" zu beschreiben. Es ist wunderschön gewesen und in den Stunden war sie einfach nur glücklich. Und an die Nacht will sie gar nicht erst denken. Es wäre alles so einfach, wenn ihre Eltern die Beziehung akzeptieren würden und es keinen Voldemort geben würde, der mit seinen Todessern die Gegend unsicher macht. Die Harmonie stimmt einfach und er wäre der Richtige gewesen, soweit man das nach einem, ja nach fast zwei Jahren Beziehung behaupten kann. Und dann hat er ihnen selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht, alles aufs Spiel gesetzt, für einen kleinen Flirt... oder was auch immer...
 

Ginny fragt sich, was geschehen wäre, wenn sie es nie erfahren hätte. Wenn es sie nicht geschert hätte, das sein Verhalten sich geändert hat und nicht drauf eingegangen wäre. Wenn sie die Wahl gehabt hätte...
 

Mit einer Lüge glücklich sein oder lieber mit der Wahrheit leben und leiden?
 

Verächtlich schnaubt sie. Sie hat die Wahrheit gewählt, ob freiwillig oder nicht. Mit einem Zug leert sie ihre Flasche und will aufstehen, jedoch macht sie das in so einem Tempo, dass ihr kurz schwindelig wird. Sie schwankt ein wenig und wartet, bis ihre Sicht wieder klar wird, um sich auf den Weg zu machen und ein neues Butterbier zu holen.
 

"Soll ich jemanden etwas mitbringen?", fragt sie in die Runde. Einige bejahen, wie ihr Bruder und nach kurzem Durchzählen, macht sie sich auf den Weg um vier Butterbiere zu holen.
 

Diese stehen auf einem Tisch, direkt unter dem schwarzen Brett und Ginny greift nach den kühlen Flaschen. Sie stapelt sie auf ihren Armen und als sie sich umdrehen will, um zum Kamin zurück zu kehren, fliegt etwas gegen ihren Kopf.
 

Der kurze Schmerz oder vielmehr der Schreck veranlasst sie dazu, die Augen zu zu kneifen. Instinktiv will sie sich an die Stirn fassen, jedoch hält sie die Butterbierflaschen in den Armen und die drohen bei dieser Bewegung zu fallen. Vor ihren Augen erfasst nun etwas ihre Aufmerksamkeit. Eine Eule flattert vor ihrer Nase.
 

Dracos Eule.
 

Und sie hat einen Brief um ihr Bein gebunden. Ärgerlich kneift sie die Augen zusammen, das hat ihr gerade noch gefehlt. Zielstrebig geht sie an der Eule vorbei, das Kinn hoch gereckt, die Eule ignorierend.
 

Die Flaschen verteilt sie an ihre Freunde und lässt sich wieder auf den Platz neben ihrem Bruder plumpsen. Als sie jedoch in die Runde schaut, bemerkt sie, dass alle sie anschauen.
 

Die kleine Eule ist ihr gefolgt und fliegt um ihren Kopf herum, versuchend ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Ginny hält ihrem Bruder die Flasche hin, damit er sie ihr öffnet. Er nimmt sie jedoch nicht an. Stattdessen zieht sich seine Augenbraue fragend nach oben.
 

"Ginny, ich weiß ja nicht ob du es bemerkt hast," er zeigt mit dem Finger auf das flatternde Geschöpf über ihr, "aber ich glaube, da ist eine Eule mit einem Brief für dich."
 

"Ich weiß, ich will den Brief aber nicht lesen." Da Ron nicht den Anschein macht ihr beim Öffnen der Flasche behilflich zu sein, zieht sie mürrisch ihren Zauberstab aus der Tasche und öffnet sie damit.
 

"Du ahnst wohl, von wem der Brief ist", schätzt Hermine.
 

"Richtig", sagt Ginny und setzt die Flache an. Gierig nimmt sie ein paar Schlucke und das Federvieh fliegt immer noch um sie herum, zur Belustigung der anderen. Und dann lässt sie sich einfach auf ihrem rotem Haarschopf nieder. Daraufhin verzieht Ginny ihr Gesicht, Wieso kann er sie nicht einfach in Ruhe lassen.
 

Hermine, die die Szene nicht mehr mit ansehen kann, beugt sich zur Eule und bindet ihr den Brief ab. Ginny schaut demonstrativ in eine andere Richtung um zu zeigen, dass der Brief sie nicht interessiert. Doch dann beginnt Hermine den Brief laut vorzulesen...
 

"Ginny,
 

ich weiß, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht und du darfst mir glauben, dass es mir wirklich leid tut. Aber das was du getan hast, war ebenso falsch.

Ich bitte dich, dass du mir die Chance gibst in Ruhe über alles zu reden.

Gib uns noch eine Chance.
 

Ich liebe dich."
 

Nur das Knistern des Feuers im Kamin kann man hören. Alle Augen sind auf Ginny gerichtet, die ebenfalls stumm gelauscht hat. Im Stillen dankt sie Merlin, dass Draco die Eigenschaft besitzt, nicht mit seinem Namen zu unterschreiben, sonst wäre die Situation jetzt sehr ungemütlich gewesen.
 

Fragend blicken sie alle an und ihrem Bruder steht der Mund offen. Auf ihrem Gesicht hat sich ein leichter Rotschimmer gebildet... Sie muss zugeben, dass sie die Worte ein bisschen berührt haben. Aber nur ein klitzekleines bisschen.
 

Hermine, die immer wieder von dem Brief zu Ginny schaut, runzelt die Stirn. "Ich wusste ja gar nicht, dass du einen Freund hast."
 

"Hab ich ja auch nicht!", sagt sie zähneknirschend und schnappt nach dem Brief. Ohne noch einmal drüber zu blicken, zerknüllt sie ihn und wirft ihn in die lodernden Flammen.
 

"Von wem war der Brief?", fragt Dean Thomas und auch die anderen sehen sie immer noch fragend an.
 

"Das geht euch nichts an", grummelt sie und lehnt sich zurück, dabei nimmt sie einen extra großzügigen Schluck Butterbier. Währenddessen flattert die Eule wieder vor ihrem Gesicht herum und Ginny vermutet, dass ihr befohlen wurde, auf eine Antwort zu warten. Doch das kann er sich abschminken. Ginny schnappt die Eule und marschiert mit ihr zu einem der Fenster, welches sie öffnet und die Eule dort absetzt. Mit Mühe und Not schafft sie es, sie hinaus zu scheuchen.
 

Lächelnd klatscht sie sich den imaginären Staub von den Händen und setzt sich wieder aufs Sofa. Die anderen werfen ihr noch einen skeptischen Blick zu, doch wenig später sind sie in ein anderes Thema vertieft.
 

Eine Weile sitzt sie dort und hängt ihren Gedanken nach. Zögerlich zupft sie Ron am Ärmel. Leicht beschwipst vom vielen Butterbier grinst er sie an.
 

Sie fragt sich, wie man so viel von dem Zeug trinken kann, dann ihr schmeckt es nach einer Zeit nicht mehr. Doch Ron scheint es nicht so zu gehen, denn er hat schon etliche Flaschen geleert.
 

"Ron, kann ich dich mal etwas fragen?"
 

"Jap!"
 

Sie bedeutet ihm näher zu kommen und er beugt sich zu ihr herüber, sodass sie ihm ins Ohr flüstern kann.
 

"Wenn man jemanden liebt, dann muss man doch auch verzeihen können oder?"
 

"Jap", säuselt er. "Schließlich macht jeder ma' Fehler."
 

"Aber, was ist wenn Lügen das Vertrauen zerstört haben? Wie kann ich ihm wieder trauen? Woran erkenne ich, dass derjenige die Wahrheit spricht?", flüstert sie.
 

"Wenn du wissen willst, was die Wahrheit ist, hilft nur eines..."
 

Ron schaut sie viel sagend an und Ginny weiß nicht, ob es daran liegt, dass er Butterbier getrunken hat oder ob er einfach nur begriffsstutzig ist und deswegen nicht schon von allein darauf gekommen ist, dass sie über denjenigen spricht, der ihr den Brief geschickt hat.
 

"Veritaserum", flüstert Ron. "Das wirkt."
 

Ginny überlegt. Von Veritaserum hat sie schon einmal gehört. Es ist ein starker Trank und nur wenige Tropfen davon bringen einen dazu, die Wahrheit zu sagen. Ob er will oder nicht.
 

Um die Gedanken zu verdrängen schüttelt sie den Kopf und beschließt, es für heute dabei zu belassen und ins Bett zu gehen. Auch wenn sie nicht annähernd so viel von dem Butterbier gekostet hat wie ihr Bruder, schwirrt ihr dennoch der Kopf. Sie verabschiedet sich von den anderen und als sie im Bett liegt, schläft sie sofort ein.
 


 

~
 

Tapfer hat sie es eine weitere Woche ohne ihn durchgestanden und obwohl sie täglich eine Eule besucht, weigert sie sich ihm zu antworten. Selbst Pigwidgeon schickt er ihr in der Hoffnung, ihm könne sie nicht widerstehen und mit einem Brief zurück schicken. Doch Pig behält sie einfach bei sich im Zimmer und lässt ihn nicht mehr hinaus. Bereits nach einem Tag quiekt er so laut, da er hinaus will, dass sie ihn aufgrund der schiefen Blicke, die ihr ihre Zimmerkameradinnen zu werfen, in die Freiheit lassen muss. Jedoch kommt er vorerst nicht wieder.
 

Mehrere Tage vergehen ohne eine Nachricht von ihm und Ginny hofft bereits, dass er seine versuche aufgegeben hat, als beim Frühstück in der großen Halle überrascht wird.
 

Seine Eule setzt sich wieder auf ihren Kopf, nicht ohne dabei ein paar Federn zu verlieren, die wild umher fliegen. Am Slytherintisch setzt Draco eine belustigte Miene auf, aber Ginnys Blick landet auf einer weiteren blonden Person, nur einige Plätze von Draco entfernt. Astoria sitzt dort, unwissend, welche Gefühle sie in Ginny auslöst. Draco, der ihrem Blick gefolgt ist, schüttelt leicht den Kopf und formt mit seinen Lippen die Wörter "Mach schon!"
 

Zum Glück steht der Slytherintisch neben dem der Gryffindors, so kann sie ihn genauestens beobachten. So kommt es sogar dazu, dass eine Reihe der Schüler der beiden Häuser Rücken an Rücken sitzt.
 

Seufzend gibt sie sich geschlagen und wie auf Kommando flattert die Eule auf den Tisch, mitten in den Teller, mit ihrem leckeren Müsli. Ginny rollt mit den Augen, es muss ja so kommen.
 

Diesmal ist ein Umschlag an der Eule angebunden, statt des übliche Stückes Pergaments. Die neugierigen Finger öffnen das Kuvert und heraus fallen zwei Schokofrösche. Stirnrunzelnd schaut sie zu Draco, der sie zufrieden beobachtet.
 

In dem Umschlag befindet sich eine kleine Notiz.
 

Ginny, es ist nicht fair, mich zu ignorieren. Wir werden das Klären. Du bestimmst Ort und Zeit.

Schau, ich schenke dir sogar meine kostbaren Schokofrösche. Du weißt, ich liebe Schokolade und das ich nie jemanden etwas von meinen Süßigkeiten abgebe, also fühle dich geehrt.
 

Sprachlos schaut sie auf die Schokofrösche. Auch wenn es total bescheuert klingt, aber es ist irgendwie... süß. Er versucht sie mit Schokofröschen für sich zu gewinnen. Mit einem zweifelndem Blick zu dem Blonden sieht sie ihn lächeln und es wirkt irgendwie ehrlich.
 

Erneut blickt sie zu dem Blonden Mädchen und kurzerhand greift sie in ihre Tasche und holt eine Feder mitsamt Tinte heraus. Zum Essen wird sie jetzt eh nicht mehr kommen, da ihr die Eule das Frühstück ruiniert hat und das Essen wird auch bald vorbei sein, sodass es sich nicht lohnt, etwas neues auf zu tun.
 

Du bestimmst Ort und Zeit.
 

Eilig kritzelt sie auf die Rückseite seines Briefes:
 

Nächstes Hogsmeade Wochenende im Eberkopf. 6 Uhr.
 

Sobald sie die Eule los geschickt hat, bereut sie es schon, auf sein Angebot eingegangen zu sein. Er kriegt sie immer wieder rum. Feindselig starrt sie auf die Schokofrösche, die ihr die Suppe eingebrockt haben. Jedenfalls hat sie diesmal einen Plan und mit dem wird sie sich endlich Klarheit verschaffen können.
 

Am anderen Tisch erhebt sich Draco Malfoy vom Tisch und schlendert mit wehendem Umhang aus der Halle. Niemand sieht, wie die Eule auf seiner Schulter landet, als er hinaus getreten ist.
 


 

~
 

In den dunklen Gängen ist weit und breit niemand zu sehen. Jetzt muss sie nur noch hoffen, dass ihr keiner in die Quere kommt. Mit einem "Alohomora" öffnet sie den Zutatenschrank von Snape. Zögernd betritt sie den dunklen Raum und schließt leise hinter sich die Tür.
 

"Lumos", flüstert sie.
 

Ihr Zauberstab erhellt die kleine Kammer und Ginny sieht sich umgeben von meterhohen Regalen, die allesamt mit Flaschen, Phiolen, Gläsern und Kisten gefüllt sind. Es wird schwer werden, hier das richtige Fläschchen zu finden, aber sie hat das alles bis ins kleinste Detail genau geplant.
 

"Accio Veritaserum".
 

Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie sich etwas bewegt. Aus der oberen linken Ecke schwebt gemütlich ein kleines Fläschchen auf sie zu und landet in ihrer ausgestreckten Hand. Schnell zieht die Weasley aus der Tasche ihres Umhangs eine kleine Phiole. Sie entfernt den Korken des Fläschchen und tröpfelt etwas des Gebräus in ihre Phiole.
 

Der Trank ist farb- und geruchlos. Fünf Tropfen werden wohl genügen. Schnell schließt sie die Phiole und verkorkt das Fläschchen wieder. Die Nervosität nimmt immer mehr zu, aber jetzt hat sie es ja fast geschafft. Wo kommt noch mal die Flasche her? Ach ja, linke Ecke. Ginny sieht sich in dem Raum noch einmal um und entdeckt das Regal, wo sie annimmt, die Flasche gehöre dort hin.
 

"Wingardium Leviosa", murmelt sie und das Fläschchen erhebt sich in die Lüfte.
 

Von draußen sind plötzlich gedämpfte Stimmen zu hören und Ginny erstarrte zur Salzsäure. Vor Entsetzen hat sie fast das Serum fallen gelassen.
 

Ruhig lauscht sie. Außerhalb der Kammer sind eindeutig Stimmen zu hören. Sie hört jemanden lachen, doch es klingt schon wieder ab. Es sind wohl nur Schüler gewesen, die hier zufällig lang gehen. Bestimmt Slytherins, wer soll sich sonst hier freiwillig in den Kerkern aufhalten wollen?
 

Der Trank landet an seinem gewohnten Platz. Nachdem sie die Phiole in der Innentasche ihres Umhangs versteckt hat, öffnet sie vorsichtig die Tür und späht durch einen Spalt auf den Flur. Die Luft scheint rein zu sein.
 

"Nox."
 

Geschwind schlüpft sie durch den Türspalt, verschließt die Kammer mit einem "Colloportus" und macht sich mit eiligen Schritten zum Gryffindorturm auf.
 


 

~
 

Schon von Weitem erkennt sie das Wirtshaus. Es liegt in einer Seitenstraße, weit entfernt von den üblichen Läden, die Schüler normalerweise aufsuchen. Sie bleibt vor dem Eberkopf stehen und mustert das schäbig aussehen Lokal. Der einzige Grund, wieso sie sich hier mit ihm treffen will, ist, dass kein Schüler, und auch sonst kaum jemand, freiwillig einen Fuß dort hinein setzt. Durch die ungeputzten Fenster kann sie nichts erkennen und nachdem sie einmal tief Luft geholt hat, betritt sie den Eberkopf.
 

Zum Glück ist ihr dieser Anblick bekannt, da sie bereits mit der DA hier war, sonst hätte sie der Anblick des verdreckten und herunter gekommenen Lokals wohl abgeschreckt. Den Tisch, der am abgeschotteten ist und am wenigsten von den Kerzen beleuchtet wird, wählt sie aus. Bevor sie darauf zusteuert, geht sie zur Theke und bestellt bei dem Wirt Kürbissaft, der ihr in einer Kanne mit zwei Gläsern gereicht wird.
 

Als sie Platz genommen hat, säubert sie erst einmal die Gläser mit einem "Ratzeputz", denn aus den verstaubten Gläsern will sie nun wirklich nicht trinken. Mit einem Blick auf die Uhr stellt sie fest, dass er jeden Moment kommen wird. Ihre rechte Hand befindet sich in der Tasche ihres langen Umhangs, den sie angezogen hat, da es im März immer noch nicht recht warm ist. In ihrer Hand hält sie fest umklammert die Phiole mit dem Wahrheitstrunk.
 

Zweifel kommen in ihr hoch ob es das richtige ist, was sie tut und ob dieses Mittel wirklich notwendig ist. Er wird sie hassen wenn er es jemals erfahren wird, aber wer weiß, vielleicht wird Draco es ja gar nicht bemerken, wenn sie es ihm unterjubelt.
 

Entschlossen zieht sie die Phiole aus ihrer Tasche, wenn er eine Versöhnung will und sie ihm wieder vertrauen will, geht das nur in dem sie alle Lügen beseitigt. Sie muss sich sicher sein, ob er es ernst meint.
 

Ihre Finger zittern, als sie den Korken öffnet und die durchsichtige Flüssigkeit in den Kürbissaft kippt. Es sind nur wenige Tropfen, doch sie vermögen so viel zu bewirken.
 

Gerade rechtzeitig verschwindet die Phiole wieder in ihrer Umhangtasche, als die Tür des Lokals geöffnet wird und Draco eintritt. Mit gerümpfter Nase sieht er sich um und seine Mundwinkel ziehen sich so weit nach unten, wie es nur möglich ist. Erst als er Ginny sieht, hellt sich seine Miene ein wenig auf. Er nimmt an dem Tisch Platz und legt seinen wärmenden Schal ab.
 

"Ich möchte gar nicht wissen, wie du auf die Idee gekommen bist, dass wir uns hier treffen." Sein Blick untersucht immer noch jeden Zentimeter, auf der Suche nach einem sauberen Fleck und er nimmt eines der Gläser in die Hand und hält sie gegen das schwache Kerzenlicht. Kritisch beäugt er es und stellt es, anscheinend halbwegs zufrieden, wieder zurück.
 

Kein Begrüßungskuss also, aber ist auch besser so.
 

"Du hast mir gefehlt."
 

Allein schon bei dem Satz fragt sie sich, ob er der Wahrheit entspricht. Sagt er das nur um sie rumzukriegen oder meint er es wirklich ernst? Sie merkt, dass sie das Veritaserum wohl oder übel gebrauchen wird. Aber irgendwie bringt sie es nicht übers Herz, ihm etwas von dem verschwörerische Saft anzubieten. Das schlechte Gewissen plagt sie jetzt schon, obwohl sie noch gar nichts getan hat.
 

"Es freut mich, dass du meiner Einladung nachgekommen bist."
 

Ginny schnaubt und einige Staubwolken werden dadurch aufgewirbelt. "Also Einladung kann man das nun wirklich nicht nennen. Du hast mich ja regelrecht dazu gezwungen."
 

Draco zuckt nur mit den Schultern. "Ich bin ein Slytherin, was erwartest du?"
 

Oje, das hätte er lieber nicht fragen soll. Angriffslustig sieht sie ihn an.
 

"Was ich von Slytherins erwarte? Sie lügen und denken nur an sich!" Merlin sei dank ist das Lokal leer, da schadet es nicht, wenn sie ein wenig lauter wird. Dieser Kerl macht sie einfach nur wahnsinnig.
 

Draco sieht sie an, als sei sie wahnsinnig geworden. "Jetzt bleib mal ruhig."
 

Empört schnappt sie nach Luft. Einige Sekunden blickt sie ihn mit offenem Mund an, sprachlos, dann greift sie zu der Kanne und gießt etwas von dem Saft ein, füllt beide Gläser bis zur Hälfte. Ohne zu zögern nimmt sie einen großen Schluck um sich zu beruhigen.
 

"Du wolltest reden, also fang an." Das Glas stellt sie zurück und wagt es nicht, ihm jetzt in die Augen zu sehen. Es gibt kein Zurück mehr, außer er bekommt spontan eine Kürbissaftallergie.
 

Sie spürt wie er seine Hand auf ihre legt und sich zu ihr hinüber beugt. Er ist ihr nun ganz nah und nun traut sie sich noch weniger ihm in die Augen zu schauen, denn dann wird er versuchen, sie mit seinem Charme zu verführen und das darf jetzt nicht passieren.
 

Stur blickt sie gerade aus. Ihr Blick liegt auf einer verstaubten Butterbierflasche, die schon eine Weile auf dem Nachbartisch zu stehen scheint. Das Gefühl Dracos warmer Hand versucht sie zu ignorieren.
 

"Gut. Ich werde es dir jetzt erzählen. Hör mir bitte bis zum Schluss zu. Astoria scheint wohl auf mich zu stehen und ich habe ihr wohl irgendwie Hoffnungen gemacht. Sie wollte sich mit mir treffen, das war, als wir den Streit hatten, aber ich habe sie natürlich versetzt und so einen blöden Brief, den sie mir zu der Zeit geschickt hat, hast du gelesen. Ich habe aber nie etwas mit ihr gehabt, weder mit ihr, noch mit sonst wem."
 

Ginny schielt zu ihm herüber und versucht irgendetwas in seinem Gesicht lesen zu können. Doch seine Miene ist entschlossen und er hält ihrem Blick stand."
 

Und wer sagt mir, dass ich dir das glauben soll?" Sie dreht sich zu ihm und die Trauer und die Enttäuschung, die sie die letzten Tage nicht mehr gespürt hat, rollen wie eine Welle über sie hinweg. "Du hast mich belogen, mir in die Augen geschaut und geschworen, das du mich liebst. Weißt du wie weh das tut. ich frage mich, was von allem überhaupt wahr ist, was du mir je gesagt hast!"
 

Sie hält inne als er schließlich seine Hand von ihrer löst und einen Schluck von dem Kürbissaft nimmt. Die Nervosität kitzelt sie, doch mittlerweile hat sie sich so in Rage geredet, dass sie nicht aufhören kann.
 

"Ich war dir egal! Würdest du mich wirklich lieben, hättest du ihr keine Hoffnungen gemacht und sag nicht, das wäre unabsichtlich gewesen, das glaube ich dir nämlich nicht!"
 

Da! Hat sie sich verguckt oder hat er tatsächlich mit den Augen gerollt?
 

"Was ist, nerv ich dich etwa?"
 

"Ja", sagt Draco und reißt, als er sich dessen bewusst wird, geschockt die Augen auf. Sein Blick huscht zu dem Becher in seiner Hand und dann zu der Kanne mit dem Kürbissaft.
 

"Was hast du getan?"
 

"Ich habe Veritaserum in den Saft gekippt", kommt es auch gleich aus ihr heraus gepurzelt und sie staunt über die Wirkung das Serums, die sie gerade erfährt. "Das war anscheinend nötig", fügt sie noch kleinlaut hinzu. Es ist wirklich kein schönes Gefühl ausgeliefert zu sein, aber sie hat keine Geheimnisse vor ihm. Sie ist ehrlich und jetzt ist sie sich bewusst, das der Trank wirklich funktioniert.
 

Fassungslos starrt er sie an. Der Schock steht ihm geradezu ins Gesicht geschrieben.
 

"Das ist nicht dein Ernst! Aber du hast auch davon getrunken!"
 

"Ja, schließlich habe ich nichts zu verbergen!"
 

"Ich kann nicht glauben dass du das tust." Schockiert blickt er sie an. "Wenn das jemand erfährt werden sie dich aus Hogwarts rauswerfen."
 

"Du hast mich dazu gebracht", sagt sie und sie spürt, wie ihre Augen nass werden. Verdammte Sentimentalität. Das muss nun wirklich nicht sein.
 

"Liebst du mich?" Das ist die erste Frage, die, die sie unbedingt beantwortet haben will.
 

"Ja", sagt Draco sofort. Seine grauen Augen sind kälter als sonst und sie funkeln vor unterdrückter Wut. "Im Moment nur nicht so sehr, wie sonst", sagt er zwischen zusammen gepressten Zähnen.
 

Wenn die Sache vorbei ist, kann sie sich ihre Beziehung eh abschminken. Das wird Draco ihr niemals verzeihen. Und sie kann es ihm auch nicht verübeln.
 

"Wieso warst du dir nach Weihnachten nicht mehr sicher ob du mich noch liebst?"
 

Ihr Herz schlägt laut in ihrer Brust. Alles um sie herum scheint nicht mehr zu existieren, das einzige, das sie will sind Antworten.
 

Wehleidig schaut er sie an und sie spürt, dass sie ins Schwarze getroffen hat. Er wendet seinen Blick ab und antwortet ohne es wirklich zu wollen.
 

"Ich hatte Gefühle für sie."
 

Ginny verschlägt es den Atem. So sehr sie sich auch dafür geschämt hat, niemals wird sie es jetzt bereuen, dass sie ihm den Trank gegeben hat. Damals, als er sich nicht sicher war, das er sie liebt, hatte es tatsächlich etwas mit einer anderen zu tun. So ein Mistkerl. Er hatte Gefühle für sie. Wen er mein, ist ja wohl auch klar...
 

Instinktiv holt sie aus und verpasst ihm eine Ohrfeige. "Du Mistkerl!" Schreit sie ihn an. Ihre Brust hebt und senkt sich durch ihren heftigen Atem. Ihre Hand schmerzt selbst ihr, so kräftig hat sie zugeschlagen, aber das ist jetzt zweitrangig.
 

"Aber das habe ich mir nur eingebildet", kommt es schließlich von ihm. Erstarrt in ihren Mordgedanken schaut sie ihn an. Er erwidert ihren Blick nicht, aber sie hat doch gar nichts gefragt und trotzdem spricht er. "Es war ein tolles Gefühl, von ihr angehimmelt zu werden. Das mit dir war ich ja gewohnt."
 

Wieso erzählt er das? Will er sie noch mehr verletzen, als er es ohnehin schon tut? Sie überlegt, ob sie ihm vielleicht noch einmal eine scheuern soll, damit er aufhört, sie so zu beleidigen, als er fort fährt.
 

"Es war neu und ich habe damit angegeben, aber ich habe gemerkt, dass es nicht das gleiche ist wie bei dir und ich wollte dich nicht aufgeben. Es ist nichts passiert, weil ich die ganze Zeit über an dich denken musste und als ich dass gemerkt habe, habe ich den Kontakt mit ihr abgebrochen."
 

Ginny wird ganz schwindelig. Viel zu viele Informationen rasen auf sie ein und sie muss erst einmal alles genau verarbeiten. Die Erkenntnis hat sie einfach umgehauen und sie kann ihren Blick einfach nicht von ihm abwenden. Im Moment ist sie völlig irritiert, dann er spricht die Wahrheit.
 

Er hätte genauso gut einfach gehen können oder ihr einen Fluch auf den Hals jagen können,, ein günstiger Zauberspruch wäre ihm bestimmt eingefallen, aber er ist bei ihr geblieben und hat es ihr einfach erzählt. Das berührt sie, jedoch vernichtet die Tatsache dieses Gefühl, dass er es ihr auch von Anfang an hätte sagen können.
 

"Hättest du mir von Greengrass erzählt, wenn ich es nicht heraus gefunden hätte?", fragt sie.
 

"Nein." Draco schließt die Augen. Der Schmerz, den er verspürt ist ihm anzusehen. Im Moment muss er sich völlig erniedrigt fühlen.
 

Und Ginny entscheidet sich, die letzte entscheidende Frage zu stellen. Nun ist bis auf sie alles geklärt und mit Mühe und Not ist sie zu einer Antwort gekommen.
 

"Hast du mich jemals betrogen?", flüstert sie und sie spürt nicht, wie ihr eine Träne über das Gesicht läuft.
 

Er öffnet seine Augen und schaut sie direkt an. Sie wiederum hängt an seinen Lippen, darauf wartend, dass er spricht. Das Herz klopft schnell vor Aufregung und vor Angst, bezüglich der kommenden Antwort.
 

"Nein."
 

Ihre Augen wandern über sein Gesicht, hinauf zu seinen Augen und als sie in seine entschlossenen Augen sieht, spürt sie, dass er die Wahrheit sagt. Auch wenn es die Antwort ist, die sie sich gewünscht hat, so ist es nicht die, die sie erwartet hat. Nie hätte sie ihm jetzt geglaubt. Aber er hat Veritaserum getrunken, er sagt die Wahrheit, den er kann gar nicht lügen.
 

"Glaubst du mir jetzt?"
 

"Ja." Ohne das sie es gewollt hat, kommt die Antwort ihr über die Lippen, denn auch sie steht immer noch unter der Wirkung des Trankes.
 

"Fein." Seine Stimme ist eiskalt und lässt ihr einen Schauer über den Rücken fahren. Der Stuhl quietscht über den Boden und seine Schritte bringen die Dielen zum Knarzen. Beim Öffnen der Tür ertönt die Türglocke und als Draco den Eberkopf verlässt schlägt er die Tür mit so gewaltiger Kraft zu, dass alle Gläser im Gasthaus anfangen zu klirren, sogar die Fensterscheiben.
 

Ginny hört, wie der Besitzer einige unschöne Beschimpfungen dem verschwindenden Gast hinterherruft. Schweigend sitzt sie am Tisch und als ihr Blick auf den Kürbissaft fällt, schüttelt sie traurig den Kopf. Wie weit ist sie gegangen. Was ist nur mit ihr los, dass sie so etwas tut. Sie ekelt sich selbst an. Sie verabscheut sich und beschließt, dass sich so einiges ändern muss. So kann es nicht weiter gehen. Wie verzweifelt muss sie gewesen sein, dass sie zu so welchen Mitteln gegriffen hat. Durch ihn hat sie sich zu einer verabscheuungswürdigen Person gemacht. Dazu hat er verletzt und sie belogen. Mehrmals.
 

Aber betrogen hat er sie nicht.
 

"Na wenigstens etwas", murmelt sie, lässt ein paar Sickel auf den Tisch als Bezahlung für den Kürbissaft fallen und verlässt den Eberkopf.
 

tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DarkViolett
2009-01-03T19:07:22+00:00 03.01.2009 20:07
Ja, ich bin allerdings überrascht! Bin deiner Darstellung von Ginny wohl einfach zu ähnlich. Aber hey, er hat sich nunmal direkt nach dem kurzen Treffen mit Ginny auch mit Astoria in der Besenkammer aufgehalten. Da darf man doch wohl mehr als misstrauisch sein.

Mit dem Veritaserum, hm bin nicht sicher ob ich genau so gehandelt hätte. Vieleicht hätte ich ihm auch gesagt, entweder er nimmt es freiwillig oder er kann gleich wieder gehen, da ich ihm sonst sowieso kein Wort mehr glauben könnte. Auf der anderen Seite hätte mich diese Ungewissheit, wenn er ablehnt(Was so gut wie sicher ist), wahrscheinlich mehr in den Wahnsinn getrieben, als das schlechte Gewissen es ihm einfach eingetrichtert zu haben.

Wo ich allerdings anders reagiert hätte - dass er Gefühle für sie hatte. Klar ich wäre auch verletzt und unsicher, aber nüchtern betrachtet, weiß ich dass sowas passieren kann, wenn man länger in einer Beziehung ist. Die Anziehung des neuen...

Kann objektiv betrachtet auch sagen, dass ich Draco verstehen kann. Warum Ginny beunruhigen, wenn er sich noch garnicht sicher ist und auch nichts passiert ist. Hatte in diesem chap teilweise sogar richtig Mittleid mit ihm. Kann auch nachvollziehen, wenn er ihr das nicht mehr verzeihen kann.

So sehe jetzt dem letzten chap mit einem weinenenden und einem lachenden Auge entgegen.
lg DV
Von:  kikotoshiyama
2009-01-02T14:37:03+00:00 02.01.2009 15:37
Supi Kappi^^
Wie es jetzt wohl zwischen Draco und Ginny weiter geht???
Bin mal gespannt:)
Cu kiko


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