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Junk

Ich bin doch nur Abfall
von

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Schmerzen

Junk - Ich bin doch nur Abfall
 

Kapitel 1 - Schmerzen
 

Michael's Pov
 

Nervös zog ich an meiner Zigarette. Wieder war ich allein. Erst seit ein paar Minuten. Da war mein letzter Freier, Patrick Jakson hieß er, für diesen Tag weg. Ein völlig irrer Typ, der fast täglich auftauchte. Immer nur auf irgendwelche Sexspielchen aus. Von Fesselspielen bis zum Auspeitschen hatte ich mit ihm wirklich schon alles durch und langsam hatte ich darauf keine Lust mehr. Es wurde langweilig mit ihm.
 

Mir schmerzten die Handgelenke. Der Kerl war einfach manchmal zu brutal zu mir. Obwohl er mir schon einmal gesagt hatte, dass er mich lieben würde. Aber das ging in diesem Geschäft nicht! Ich konnte mich nicht in einen meiner Kunden verlieben! Und wollte es auch gar nicht. Ich war auch gar nicht daran interessiert. Ich wollte nur die Kohle. Sonst nichts. Nur um mir wieder meinen Stoff leisten zu können. Das war das einzige was ich brauchte. Meine Drogen. Die einzigen, die mich wirklich liebten. Alle anderen hatten mich im Stich gelassen. Freunde. Verwandte. Selbst meine Eltern. Also was sollte ich schon mit diesem Kerl?
 

Ich zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. "Mikey? Bist du noch da?" Wie ich es doch hasste, wenn mich jemand bei meinem Spitznamen ansprach. Aber hatte ich es ihm nicht selbst angeboten? "Ich komme!", gab ich knapp zu Antwort. Drückte die Zigarette aus und stand auf. Ging zur Tür und schloss diese auf. Viel zu gefährlich war es, sie einfach nicht abzuschließen! Es kam in dieser Gegend viel zu oft vor, dass Prostituierte - gerade Stricher - einfach umgebracht wurden und ich wollte nicht zu den nächsten Gehören. Mein Leben war mir zwar schon lange nicht mehr sehr viel wert, aber ans Sterben musste man auch nicht gleich denken. Auch wenn der Tod oft das Beste für mich gewesen wäre.
 

"Was ist denn noch, Patrick?", fragte ich, als ich die Tür geöffnet hatte. Da drückte mich Angesprochener aber schon wieder zurück in die kleine Einzimmerwohnung. Gab mir einen Stoß, durch den ich ein Stück zurück torkelte. Als ich die Bettkante in den Kniekehlen spürte, ließ ich mich zurück fallen. Konnte mir sowieso vorstellen, was jetzt passierte! Das Übliche eben. Viel gab es für mich nicht.
 

"Oh Mann, Mikey! Du bist so scharf!" Patrick hatte sich auf mich gesetzt. Küsste meinen noch unbekleideten Oberkörper. Ich hatte mich nicht mehr angezogen, nachdem er endlich weg war. Und eigentlich dachte ich auch, dass er heute nicht mehr zurückkommen würde. Er wollte heim zu seiner Frau und seinen Kindern und ihnen heile Welt vorspielen. Dabei war die überhaupt nicht so heil. Er hatte seinen Job verloren und stritt sich deswegen nur mit seiner Ehefrau. Und weil sie im sexuell sowieso noch nie das gegeben hatte, was er wollte, kam er zu mir. 'Michael Bullet. Dem kleinen Stricher von neben an', wie ich schon lang in dieser Szene bezeichnet wurde. Von den paar nicht wirklich vorhandenen Kumpeln.
 

"Ich dachte du wolltest nach Hause?", fragte ich den fast doppelt so alten Mann, der jetzt schon fast auf mir lag. Sich die Kleider regelrecht vom Leib gerissen hatte und an meiner Taille entlang fuhr. "Nicht ohne es noch mal mit dir zu treiben!", flüsterte er. Mir war es doch gleich spanisch vorgekommen, dass er heute erst einmal bei mir war. Er hätte so viele Vorstellungsgespräche gehabt und da wollte er nicht seine paar Kröten noch zu mir, kleinem Drogenjunkie, tragen und meine Sucht noch unterstützen, hatte er gesagt. Aber wie oft hatte er mir denn nicht schon etwas gekauft? Mir sogar einfach überlassen? Ohne dafür irgendetwas zu verlangen? Schon viel zu oft. Wollte mich damit aber nur bei der Stange halten. Damit ich nicht weglief, so wie die fünf Typen vor mir, die mit der Zeit Angst vor ihm bekommen hatte. Das wollte ich auch irgendwann tun. Irgendwann, wenn ich ihn vielleicht nicht mehr brauchte. Aber das würde so bald nicht passieren. Ich brauchte jeden Doller. Und er war eben mein bester Kunde.
 

"Aua!" Ich jaulte auf, als er mir in die linke Brustwarze biss. "Mikeylein, das bist du doch schon gewohnt!", säuselte Patrick. Drückte meine Arme fast zärtlich ins Laken. Presste seine Lippen auf die meinen. Fuhr mit der Zunge darüber. Verlangte Einlass in meinem Mund. Aber das wollte ich nicht. Nur wenn man verliebt ist, sollte man sich küssen. Sollte man sich so küssen! Und ich liebte ihn ganz und gar nicht. Ekelte mich schon fast vor ihm.
 

Er richtete sich auf. Setzte sich auf mein Becken und blickte mich aus vor Wut funkelnden Augen an. "Du kleiner, dreckiger Hurensohn!", knurrte er. Ich verzog nicht mal das Gesicht, als er das sagte. Er beschimpfte mich fast immer. Fand das heiß. Aber noch nie hatte er dabei einen solchen Blick.
 

Er hob die Hand. Schlug sie mir dann ohne Vorwarnung ins Gesicht. Verwirrt blickte ich ihn an. Rieb mir die schmerzende Wange. So hatte er mich auch noch nie geschlagen! Hatte ich denn so etwas Schlimmes getan. Nur weil ich mich nicht von ihm küssen ließ? Ich kniff die Augen zusammen, als er noch mal ausholen wollte um mich zu schlagen. Aber er ließ den Arm neben meinen Kopf sinken. "Du kleine Schlampe!" Ich blickte direkt in seine dunklen Augen. Zitterte leicht. Vor Angst!
 

Minuten lang starrte er mich nur an. Hatte immer noch diesen wütenden Gesichtsausdruck. Bis er leicht von mir herunter rutsche. Mich unsanft auf den Bauch drehte. Ich presste den Kopf aufs Bett, während er mir mit einer Hand die Boxershorts herunterzog.
 

Er stütze sich mit den Armen neben mir auf dem Bett ab. Ich zuckte zusammen, als er in mich eindrang. Wie er sich mit den Fingernägeln in meine Rücken krallte. Darauf wohl blutige Schrammen zurückließ. Wanderte dann mit den Händen zu meinem Hals und drückte zu. "Patrick, ... hör ... auf!" Ich bekam kaum Luft. Versuchte um mich zu schlagen. Traf ihn aber nicht. Konnte das vielleicht der wahre Grund dafür sein, wieso diese anderen Jungen abgehauen waren? Wollte er sie auch irgendwann umbringen? Hatte er es vielleicht sogar geschafft?
 

Ich spürte, wie er langsam meinen Hals wieder los ließ. Immer wieder in mich stieß. Ich hatte aber nicht einmal das kleinste Lustgefühl. Tränen stiegen mir in die Augen. Liefen über meine Wangen. Ich begann zu schluchzen. Versuchte es zu unterdrücken. Durfte jetzt keine Schwäche zeigen! Er würde mich sonst am Ende doch noch umbringen. Versucht hatte er es jetzt schon!
 

Bis er wieder von mir abließ gab ich keinen Ton mehr von mir. Doch statt sich einfach anzuziehen und zu gehen, wie er es immer machte, hockte er sich neben mich aufs Bett. Zog sich nur die Hose wieder zurecht und sah mich an. Wie ich regungslos dalag. Gab mir einen leichten Stoß. "Na, Hure? Schon tot?", flüsterte er. Immer noch zeigte ich keine Reaktion. Er gab mit noch einen Stoß. Etwas fester. Schließlich blickte ich langsam zu ihm auf. Er hatte so ein fieses Grinsen im Gesicht, während er etwas aus seiner Hosentasche kramte. Meine Augen weiteten sich, als ich sah was es war. Sprang vor Schreck auf. Verharrte dann aber vor Schock einige Meter von ihm entfernt.
 

"Ach Mikey, jetzt ist es aus mit dir!", meinte er, als er auf mich zukam. Drückte mich an die Wand. Hob das Messer, das sich in seiner Hand befand. Ich presste die Augen zusammen. Wartete auf den Schmerz, irgendwo in meinem Bauch oder an meinem Hals. Spürte ihn dann aber fast erleichtert erst mal nur an meiner Wange. Blut floss daran herunter. Vielleicht würde ich es doch so überstehen. Öffnete langsam meine Augen wieder. Sah zu Patrick auf. Der angestrengt meinen Körper betrachtete. Als ob er sich überlegte, wo er mich als nächstes Verletzen wollte. Wieder packte mich die Angst. Wollte mich losreißen. "Denk gar nicht dran, Mikey! Ich werde dir auch nicht lange wehtun!" Mein Atem begann zu rasen. Alles wäre mir jetzt lieb gewesen. Nur nicht hier zu sterben! Mein Leben war mies, aber aufgeben wollte ich noch nie! Egal aus welchem Grund!
 

Erneut versuche ich ihn von mir wegzustoßen. Aber mein Körper war wohl schon zu sehr von dem ganzen Zeug mitgenommen, das ich Tag für Tag nahm. Das ich momentan nicht high war, musste wohl auch eine Art Wunder sein.
 

"Oh, komm schon, Mikey. Der Tod wäre doch das Beste für dich!" Zärtlich küsste er mich auf die Wange. Fuhr mit dem Messer über meine Brust. Eine rote Spur bildete sich schon bald. Sollte er doch endlich zu stechen, damit ich mir zumindest keine Hoffnungen mehr machen musste, dass ich das lebend überstehen könnte.
 

Aber anstatt mich einfach mit einen einfachen Stich ins Herzen oder den Hals umzubringen, wollte er mich wohl doch erst noch etwas quälen. Fuhr über meinen linken Arm. Schnitt dort sogar ein Stück ins Fleisch. Ich jaulte auf. Biss dann aber dennoch die Zähne zusammen. Zum Heulen würde ich jetzt nicht mehr anfangen. Es war doch sowieso bald aus.
 

Blut tropfte auf den Boden. Bildete dort bald eine kleine Pfütze, die sich schnell vergrößerte. Mir wurde schwummrig. Spürte meinen Arm nicht mehr richtig. "Na Mikey, tut es weh?" Was für eine verdammt blöde Frage! Es tat höllisch weh. Aber irgendwie konnte ich es mir verkneifen zu winseln oder sonst irgendein Geräusch von mir zu geben. "Wenn du nicht antwortest, deute ich das mal als ein 'Nein'." Er setzte an meinem anderen Arm an. Jetzt nahm ich aber meine letzten Kraftreserven zusammen. Stieß ihn von mir weg. Er stolperte zurück. Sackte auf den Boden. Blieb dort sitzen.
 

Schnellst möglich sammelte ich meine Sachen zusammen. Schlüpfte in meine Boxershorts und verließ die Wohnung. Auf dem Weg die Treppe hinunter zog ich mir noch mein Shirt und meine Hose an. Wäre fast gefallen. Immer noch lief das Blut meinen Arm hinunter. Ich bis die Zähne zusammen. Versuchte den Schmerz zu ignorieren.
 

Als ich vor die Haustür des riesigen Gebäudes trat in dem sich meine Wohnung befand, schlug mir ein kalter Wind entgegen und der Asphalt war nicht gerade wärmer. Ich hatte meine Schuhe oben liegen gelassen und noch mal zurückgehen würde ich sicherlich nicht! Das würde ich mir ersparen.
 

Ich lief die Straße entlang. Wollte nur noch hier weg. Langsam blickte ich nach oben. Zum Sternenhimmel. Irgendwann würde ich auch mal für jemanden ein solcher strahlender Stern sein. Irgendwann!

Hilfe

Kapitel 2 - Hilfe
 

Benjamin's PoV
 

Vor Schreck war ich zurückgestolpert. Wäre sogar fast gefallen und hätte mir vielleicht noch weg getan. Aber ich konnte mich schnell genug wieder fassen. Auch wenn der Anblick nicht gerade schön war. Auf der Bank vor mir saß - oder lag schon fast - ein junger Mann. Ich war mir fast sicher, dass ich ihn schon einmal gesehen hätte. Doch ich war mir nicht so sicher wo.
 

Vorsichtig trat ich auf den Rothaarigen zu. Sein Atem raste und an seinem rechten Arm lief eine tiefrote Flüssigkeit hinunter. Verteilte sich auf dem Weg des Parks und auf der Bank, auf der er saß. Mein Blick schweifte von ihm ab. Er musste wohl schon eine ganze Weile eine rote Spur hinter sich herziehen. Zumindest führte eine von ihm weg in Richtung Nordeingang.
 

Ich ging langsam einen Schritt näher auf ihn zu.
 

"Ähm, geht es dir gut?"

Abrupt riss der Rothaarige den Kopf hoch. Blickte mich verschreckt aus zwei großen, braunen Augen an und rückte noch im selben Moment ein Stück von mir weg.
 

"Ich tu' dir doch nichts!" Ich trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. Sein Atem wurde dadurch nur noch schneller. Und er begann sogar zu zittern.
 

Vorsichtig nahm ich seine Hand. Doch die zog er auch gleich weg. Sah mich an, als ob ich ihm sonst etwas antun wollen würde. Die Panik war ihm ins Gesicht geschrieben.
 

"Ich will mir nur deinen Arm einmal ansehen." Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Doch selbst das machte ihm scheinbar Angst. "Beruhig dich", flüsterte ich. Schob eine Strähne meines blonden Haares hinter das linke Ohr, da mir die sowieso schon die ganzen Zeit über die blauen Augen ging.
 

Zaghaft hielt er mir seinen Arm wieder hin. Vorsichtig schob ich den Ärmel des tiefschwarzen Shirts zurück. Am Unterarm war noch nichts. Nur eine Menge schon langsam trocknendes Blut. Es klebte immer wieder etwas am Stoff fest.
 

Doch kaum war ich über den Ellenbogen, jaulte der Rothaarige auf. Riss sich von mir los. "Lass mich in Ruhe", flüsterte er. Aber das würde ich jetzt sicher nicht mehr machen.
 

"Ich will dir doch nur helfen." Mehr wollte ich wirklich nicht. "Lass... mich... in... Ruhe!", wiederholte er. Raffte sich mühsam hoch. Jetzt, da er stand und das Licht einer der Parklampen auf ihn viel, erkannte ich ihn.
 

~Flashback~
 

Vor gut drei Wochen hatte ich ihn schon einmal in diesem Park gesehen. Wie er auf einer Bank lag und scheinbar in den trüben Nachthimmel starrte. Zumindest hatte ich das zuerst gedacht.
 

Erschöpft von der Arbeit hatte ich mich neben ihn sinken lassen. "Schöner Tag. Nicht?" Ich wollte eigentlich nur einen Smalltalk anfangen. Wenn ich mir nur zuvor seine Klamotten angesehen hätte.
 

"Eine ganz schüchterne Maus", hatte er nur knapp erwidert und mir einem etwas zweideutigen Blick zugeworfen.
 

Verwirrt hatte ich ihn angesehen. Nicht ganz verstanden, was er eigentlich von mir wollte. Da fiel mir aber erst das kaum bis zum Bauch gehend Shirt auf und die hauch enge Jeans. Genauso wie der verwischte Kajal unter seinen Augen.
 

"Äh... was willst du?", fragte ich dennoch perplex. Da bildete sich auf seinen Lippen aber auch nur ein breites Grinsen. "Du willst doch poppen. Wieso fragst du denn noch so dumm?"
 

Meine Augen weiteten sich. Ganz sicher wollte ich das nicht. Nur einen Smalltalk mehr nicht. Sonst gar nichts.
 

"Bist wohl wirklich schüchtern." Er strich mir eine Strähne meines blonden Haars aus dem Gesicht. Verschreckt rutschte ich ein Stück zurück. "Spinner!", fauchte ich. "Stricher", verbesserte er mich aber nur. Lächelte dabei. Fast schon etwas zu nett.
 

"Du musst doch keine Angst haben, wenn du dich nicht traust, Kerle anzusprechen und dir deswegen einen kaufen musst."
 

Er kam mir beängstigend nahe. Fuhr langsam mit den Fingern über meinen Schenkel. Leckte sich lustvoll über die Lippen.
 

Ich rutschte ein Stück von ihm weg. Nur noch ein paar Zentimeter der Bank hatte ich. Wieso geriet ich gerade an so einen. Gerade jetzt. Eigentlich wollte ich mich nur einen Moment hier ausruhen. Andere Leute gingen ja auch einer harten Arbeit nach und ließen sich nicht nur durchvögeln, wie so ein kleiner Stricher. Ich wollte schon gar nicht wissen, für was der das machte. Viel konnte es da ja nicht geben.
 

Der stützte sich neben mir auf der Bank ab. Erst jetzt bemerkte ich den leicht glasigen Blick. "Du willst also nicht vögeln?" - Leicht hob er eine Augenbraue. - "Wieso quatschst du mich dann überhaupt an?"
 

Langsam sank er wieder zurück. Ließ den Kopf in den Nacken fallen. Er erwartete wohl gar keine Antwort. Verschränkte nur etwas missmutig die Arme. So wirkte es zu erst für mich. Doch dann merkte ich, wie er zitterte. Immer wieder schielte er kurz zu mir herüber. Wollte wohl gar nicht zu mir sehen.
 

Auf einmal raffte er sich einfach hoch. Warf mir noch einen knappen Blick zu. "Man sieht sich", murmelte er. Ich schluckte nur, als er wegging.
 

Das er mit den kurzen Klamotten nicht fror. Es war schon Ende Oktober. Gelegentlicher Nieselregen war nicht ungewöhnlich. Da war mir manchmal in meiner warmen Jacke schon kalt. Aber er lief doch nur in so einem kurzen Shirt herum und die Jeans würde wohl auch nicht mehr lange so warm halten.
 

Es dauerte gar nicht lange, da war er schon um die nächste Wegbiegung gebogen und aus meinem Blickfeld. Ich blieb noch eine ganze Weile auf der Bank sitzen, bis ich in die genau andere Richtung, wie er ging. Nach Hause in meine warme Wohnung.
 

~Flashback/Ende~
 

Und jetzt stand er vor mir. Mit einem blutverschmierten, rechten Arm. Vorsichtig versuchte ich ihm zu stützen. Doch er wehrte sich regelrecht gegen meine Hilfe. Wollte mich sogar von sich wegstoßen.
 

"Lass mich ihn Ruhe", fauchte er. Sank wieder zurück auf die Bank. Sein Atem raste.
 

"Ich will dir doch nur helfen!"
 

Für einen Moment sah er mich mit großen Augen an. Er war sich wohl nicht ganz so sicher, ob er das wirklich gehört hatte. Doch schon in der nächsten Sekunde wendete er den Blick wieder von mir ab. Blickte starr auf den Boden, als ob es dort etwas sehr Interessantes geben würde.
 

Zaghaft stand er auf. Stützte sich an mir ab. Etwas unsicher sah er schließlich zu mir auf. Ich war schon fast einen Kopf größer, als er.
 

Da sank er aber auf einmal zusammen. Ich konnte ihn gerade noch so auffangen, sonst wäre er wohl auf den kalten Betonweg gefallen. Ich blickte mich irritiert um. Es war sonst niemand mehr hier im Park. Helfen könnte ihm sonst niemand. So nahm ich ihn vorsichtig hoch. Sein Kopf ruhte an meiner Brust und vorsichtig drückte ich ihn noch etwas an mich. Es war so schon kalt genug. Und wie es mir jetzt auffiel, hatte er nicht einmal Schuhe an.
 

Einmal atmete ich tief durch. Eigentlich wäre ich schon längst zu Hause, wenn ich nicht für einen Kumpel die Schicht in der Bar an der 34. Straße übernommen hätte. Eigentlich wäre ich also hier gar nicht mehr vorbei gekommen. Würde wohl sogar bei Normalbedingungen schon längst im Bett liegen und schlafen. Hatte es also doch etwas Gutes, dass ich länger gearbeitet hatte.
 

Kurz sah ich noch einmal auf den Rothaarigen. Jetzt wusste ich doch nicht einmal seinen Namen. Aber vielleicht hatte er ja seinen Pass dabei. Nach dem könnte ich bei mir zu Hause einmal schauen. Aber erst einmal ins traute Heim. In der Wärme wäre er auch besser aufgehoben. Da könnte ich mich auch um seinen Arm kümmern, der gerade nur schlaff an seiner rechten Seite herunterhing. Der musste wirklich versorgt werden.
 

Mit schnellen Schritten bewegte ich mich aus dem Park hinaus. Ab dann würde ich nur noch gute 20 Minuten haben. Das wäre ja nicht so schlimm. Doch auf einmal begann es aus Strömen zu regnen. Ich beschleunigte meinen Schritt. Und schon wenige Meter weiter lief ich. So schaffte ich es sogar in 10 Minuten. Setzte den Rothaarigen für einen Moment ab um die Tür des Mehrfamilienhauses aufzuschließen. Als ich dann auch wieder mit ihm auf dem Arm an der Treppe nach oben stand, merkte ich einmal mehr, dass es eine verdammt blöde Idee war in so einem Haus mit 12 Stockwerke in den obersten Stock ziehen. Und dann auch noch ohne einen Aufzug.
 

In meiner kleinen 2-Zimmerwohnung angekommen, legte ihn erst einmal in meinem Schlafzimmer aufs Bett und zog ihm das Shirt aus. Konnte mir das erste Mal unterm Licht seinen Arm anschauen. Er war wirklich ganz schön zugerichtet. Aber scheinbar blutete es nicht mehr. Reinigen sollte man es aber trotzdem.
 

Ich lief schnell ins Bad und holte etwas zum Desinfizieren. Etwas Sterillium müsste ich ja noch haben. Das hatte ich mir vor einigen Monaten einfach einmal aus Sicherheit bestellt. Man könnte es ja immer einmal brauchen.
 

Als ich mit dem Fläschchen, einem Handtuch und einem Verband zurück ins Schlafzimmer kam, hatte sich der Rothaarige aufgesetzt. War er zum Glück wieder zu sich gekommen. Etwas verwirrt blickte er sich um. Bis er mich bemerkte.
 

"Wo bin ich?", fragte er. Legte leicht den Kopf schief. Es interessierte ihn wohl gar nicht, wer ich war.
 

"Sag mir doch erst einmal, wie du heißt." Ich lächelte leicht. Da schweifte sein Blick aber schon ab. "Michael Bullet", meinte er nur.
 

"Ok, Mike. Ich bin Benjamin. ... Ich hab dich im Park an der 34. Straße aufgegabelt", meinte ich schließlich, "und da du verletzt bist, hab ich dich mitgenommen."
 

Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm Vorsichtig seinen Arm. Er zog ihn nicht einmal zurück. Sah mir nur interessiert dabei zu, wie ich die Wunde versorgte. Keinen Zucker tat er. Jeder andere hätte wohl zumindest einmal aufgewimmert. Doch er gab nicht den kleinsten Ton von sich.
 

Ich blickte zu ihm auf, als ich fertig war. "Geht's?", fragte ich und er nickte nur. So konnte ich ihn mir für einen Moment einmal genauer anschauen. Seine linke Armbeuge war von Einstichstellen übersät. Etwas verwirrt sah ich ihn an. Da legte er aber schon die rechte Hand auf die Stelle. Zuckte aber schon knapp zusammen.
 

Ich schob einfach seine Finger weg. "Was hast du da gemacht?" Es war eigentlich nicht meine Art Fremde über so etwas auszuquetschen.
 

"Was denkst du denn?", erwiderte er schroff. Die Schüchternheit, die er zuerst gezeigt hatte, war auf einmal völlig verflogen.
 

"Das du dir irgendetwas gespritzt hast. ... Drogen?" Ich zog einfach meine Schlüsse aus seiner Reaktion. Doch jetzt wollte er wohl nichts mehr erwidern. Wendete den Blick ab.
 

"Würde dich wohl einen feuchten Dreck angehen", zischte er. Ich hob nur eine Augenbraue. Drehte seinen Kopf wieder zu mir und zwang ihn so mich anzusehen. Einmal atmete ich tief durch. "Schlaf lieber."
 

Ich erhob mich wieder. Sah mich noch einen kurzen Moment um, bevor ich mich noch einmal zu ihm wendete. Ich schlaf ihm Wohnzimmer, direkt gegenüber. ... Das Bad ist die linke Tür neben der Wohnungstür. Etwas verlegen nickte er. Rollte sich dann auch schon im Bett zusammen.
 

Schon zwei Minuten später lag ich auf der Couch. Eigentlich war ich mir nicht so sicher, ob er schlafen würde. Aber so viel Verstand, dass das gut für ihn sein würde, könnte er ja haben. Und für mich wäre es wohl auch besser einfach etwas zu schlafen.

Ruhe

Kapitel 3 - Ruhe
 

Michael's PoV
 

Ich rollte mich immer wieder von der einen Seite auf die andere. Benjamin war schon eine ganze Weile weg. Er dachte wohl wirklich, dass ich hier schlafen könnte. Aber ganz bestimmt nicht so! Ich zitterte. Und dabei war mir nicht einmal kalt. Mein Körper wollte aber einfach nicht ruhig bleiben. Wollte nicht still halten. Was war denn nur los? So verdammt mies ging es mir noch nie wirklich.
 

Vielleicht war ich krank geworden, auch wenn mir das eigentlich in den letzten Jahren recht selten passiert war. Durch das Ewige auf und ab in der Kälte am Straßenrand war ich regelrecht abgehärtet. Auch wenn meine schmale Statur das gar nicht so scheinen ließ. Minusgrade machten mir schon lange nichts mehr aus. Für seinen Job tat man eben alles, auch wenn man das nicht gerade als 'Job' bezeichnen konnte. Ich verkaufte mich doch nur selbst. Mich und meinen Körper. Nützte alles an mir aus. Jeden Zentimeter Haut. Eigentlich einfach alles, was man gebrauchen konnte an mir.
 

Krampfhaft kniff ich dich Augen zusammen. Nur für einen Moment. Dann öffnete ich sie wieder einen Spalt und drehte mich auf die andere Seite. Durch das Fenster fiel leicht das Mondlicht. Erhellte den Raum etwas. Fiel auf den Schrank aus dunklem Holz. Auf die kleine Kommode, die neben der Tür stand. Legte sich ebenso auf den Teppichboden, der wohl eine bläuliche Farbe hatte. So genau konnte ich das in der Finsternis nicht beurteilen.
 

Ich rollte mich wieder auf die andere Seite. Kauerte mich zusammen. So bekam ich meine Glieder wieder für eine Sekunde unter Kontrolle und wollte mich schon fast entspannen. Da ging es aber schon wieder los. Jeder Muskel vibrierte regelrecht.
 

Ich wollte doch nur auch etwas schlafen. Ruhe wollte ich. Mehr nicht. Vielleicht würde es mir sogar einmal gut tunen einfach so friedlich in süße Träume versinken zu können. Aber so würde ich nie dazu kommen. Nicht mit dieser Nervosität, die mein Körper an den Tag legte.
 

Ich raffte mich langsam hoch. Stützte mich leicht mit den Armen ab. Doch auch meine Finger wollten nicht still halten. Sie vibrierten regelrecht. Und ich konnte sie nicht dazubringen, dass sie aufhören. Mein Körper gehorchte mir wirklich nicht.
 

Leicht schüttelte ich den Kopf. An Schlafen war jetzt wirklich nicht zu denken. Mir brach ohnehin schon der kalte Schweiß aus. Sowie mein Atem wieder schneller wurde. Genauso wie, als Benjamin im Park auf einmal vor mir stand. Nur war es jetzt schlimmer. Viel schlimmer.
 

Zu dem Zittern kam noch, dass mir heiß wurde. Wie wenn ich Fieber hätte. Es fühlte sich an, als ob ich innerlich glühen würde. Oder sogar ein Feuer in mir ausgebrochen wäre.
 

Ich zog die Beine an den Körper und schlang die Arme darum. Legte den Kopf auf die Knie. Kniff wieder die Augen für einige Sekunde zusammen. Versuchte mich auf irgendetwas sinnloses zu erinnern. Nur damit ich mich ablenken konnte. Und mein verfluchter Körper sich beruhigen.
 

Ich krallte die Finger meiner rechten Hand regelrecht in den linken Oberarm. Beim anderen traute ich mich nicht wirklich. So säuberlich war dort der Verband angelegt. Benjamin war richtig fürsorglich gewesen. Wie eine Mutter. ... Wie meine Mutter.
 

Leicht schüttelte ich den Kopf. An sie wollte ich jetzt nicht denken. Wieso auch? Diese verfluchte Person hatte sich doch auch später einen feuchten Dreck um mich gekümmert. Als ich klein war, nannte sie mich noch Engel. Später wurde ich mehr und mehr ihr Teufel. Und das auch noch für Dinge, die ich nicht gemacht hatte. Die Kinder der Nachbarschaft hatten alles auf mich geschoben, wenn sie etwas angestellt hatten. Nur weil ich der einzige war, der sich nicht dagegen gewert hatte. Ich hatte nie etwas dagegen gesagt. Wieso war ich nur damals so dumm. Genauso dumm, wie jetzt.
 

Langsam stand ich schließlich auf. Tapste zur Tür, die ich langsam öffnete. Es war alles ruhig. Wahrscheinlich schlief Benjamin schon längst. Der konnte das jetzt. Im Gegensatz zu mir. Ich war hellwach. Momentan war für mich schlafen wirklich nicht angesagt. Unmöglich traf es am besten.
 

Etwas zaghaft ging ich den Gang in der Finsternis entlang. Schwankte dabei leicht. Diese kurze Strecke war gerade zu anstrengend für mich. Und meine Beine fühlten sich an, wie Wackelpudding. Das ich wohl nicht einfach zusammen sackte, war gerade zu ein Wunder.
 

Links neben der Wohnungstür war das Bad. Das hatte er mir gesagt. Der perfekte Ort für mich. Im Grunde. Ein paar Tabletten würde der Gute schon im Haus haben. So eine kleine Hausapotheke gab es doch in jedem Haushalt. Irgendwann könnte doch jeder etwas brauche. Wer wurde denn nie krank?
 

Ich legte die Hand auf die Türklinge zum Badezimmer. Blickte mich erst noch einmal nach links und rechts um, ob wohl in eine Richtung ohnehin nur noch die Wohnungstür wäre. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn ich einfach abhauen würde. Aber wohl sollte ich schon hin. Nach Hause? Da könnte ich mir doch gleich die Kugel geben. Das wäre viel zu gefährlich. Patrick würde ich dort auf alle Fälle wieder suchen. Dann wäre ich dran.
 

Leicht biss ich auf meine Unterlippe. Blickte langsam wieder zur Wohnungstür. Vielleicht wäre es doch besser. Ich würde ihm nur zur Last fallen. Da durchzuckte ein kurzer Schmerz meinen Arm. Ich sah darauf herunter. Benjamin hatte den Verband wirklich gut angelegt.
 

Möglicherweise würde ich ihm doch nicht so viele Scherereien machen. Auch wenn seine Medikamente meinen Aufenthalt nicht so lange überstehen würden. Bekommen würde ich wohl von ihm auch nichts. Seine Wohnung war recht schlicht eingerichtet, also hatte er wohl nicht so viel Geld immer übrig. Für Drogen - und dann auch noch für meine - wäre da nichts übrig.
 

Langsam drückte ich schließlich die Klinke der Badezimmertür hinunter. Das Knarren, als ich die Tür öffnete ließ mich zusammen zucken. Wenn ich jetzt Benjamin geweckt hätte, dann könnte ich einpacken und keine paar Tabletten einsacken. Aber ich brauchte was zur Beruhigung. Sonst würde ich das nervlich nicht durchhalten.
 

Vorsichtig stieß ich die Tür weiter auf. Ein weiteres Knarren erfühlte die Stille. Vielleicht das letzte. Aber das würde ich erst wissen, wen die Badezimmertür wieder zuwäre. Und das machte ich genauso achtsam, wie ich sie geöffnet hatte. Zu meinem Glück ohne Geräusch. In der Dunkelheit suchte ich den Lichtschalter, den ich schon bald fand.
 

Im ersten Moment blendete mich das Licht. Aber meine Augen gewöhnten sich schnell daran. Schneeweiße Fließen strahlten mich regelrecht an. Und der tiefschwarze Teppich war dagegen ein richtig schöner Kontrast. Etwas Rot würde hier wohl auch noch gut aussehen. Blutrot. Nicht das ich jetzt auf wirklich dumme Gedanken kommen würde.
 

Ich war noch nie so weit in meinem Leben gewesen. Meinen Stoff benutze ich nur in Massen. Auch wenn es oft verdammt schwer war, dass einzuhalten. Es war wohl doch oft genug vorgekommen, dass ich mir etwas mehr, als ich eigentlich wollte, gespritzt hatte. Nur um das angenehme Wohlbefinden vielleicht einen Moment länger aufrecht halten zu können.
 

Aber über das wollte ich jetzt auch gar nicht weiter nachdenken. Bewegte mich aufs Waschbecken zu. Darüber hing so ein kleines Badezimmerschränkchen. Doch da fand ich nichts. Nicht einmal im Ansatz irgendwelche Medikamente. Die würde er doch nicht irgendwo anders haben. Sonst tat doch so gut wie jeder seine Arzneimittel hier rein. Zumindest einen Teil.
 

Ich sank auf den Toilettendeckel. Ließ die Füße über den Klo-Vorleger, der die gleiche schwarze Farbe hatte, wie der Teppich hatte, gleiten. Irgendwie war in diesem Raum alles dunkel. Bis auf die Fließen. Wie konnte man nur so ein Bad einrichten? Da musste man ja nur so auf Schwarz und Weiß stehen.
 

Ich blickte mich langsam um. Entdeckte dabei einen zweiten, kleinen Schrank gegenüber der Badewanne. Da hellte sich mein anfänglich etwas bedrückter Gesichtsausdruck auf. Für einen Moment spürte ich nicht einmal mehr das Zittern meines Körpers.
 

Schon eine Minute später wurde meine Freude sogar noch größer. Leichte und mittelstarke Beruhigungsmittel, Schlafmittel und was wusste ich schon noch. Mir war es ohnehin egal, was es war. Ich brauchte nur irgendetwas. Es hätte ja nicht einmal viel sein müssen.
 

Genau geordnet verteilte ich die Sachen vor mir auf dem Boden. Leckte mir im ersten Moment nur über die Lippen. Sollte Benjamin mich doch rauswerfen, wenn er bemerken würde, dass ich seinen Medikamentenschrank ausgeräumt hatte. Auf der Straße hatte ich vor ein paar Jahren ohnehin schon gewohnt. Da war es manchmal auch recht gemütlich. Vielleicht würde ich ja auch einmal ein paar Wochen bei einem Freier unterkommen. Könnte ja auch nicht schlecht sein. Jeder arbeitet doch gerne da wo er wohnt.
 

Ich angelte mir gleich eines der ersten Päckchen. 'Dormicum' stand darauf. Schon ein paar Sekunden später lagen ein paar der blauen Tabletten im meiner Hand. Es dauerte keinen Augenblick mehr, da warf ich sie mir schon einfach ein. War doch egal, wie die wirkten. Solange ich für einen Moment einfach meine Ruhe haben würde.
 

Langsam ließ ich den Kopf in den Nacken sinken. Starrte nur noch an die Deckenbeleuchtung. Mit der Zeit kam es mir so vor, als ob die Lichter immer wieder hin und her springen würden. Erst ganz langsam und dann schneller. Sicher nur Einbildung.
 

So sicher, wie lange ich hier überhaupt da herum saß, war ich mir nicht mehr. Mein Zeitgefühl war wie ausgeschaltet. Sekunden wirkten wie Minuten. Und Minuten wie Stunden. Stunden wie eine Ewigkeit.
 

Jeder meiner Muskel entspannte sich regelrecht. Und das Zittern ließ langsam nach. Löste sich ihn ein angenehmes Wohlbefinden auf. So gab es doch fast nichts Schöneres mehr. Da war mir es mir sogar egal, dass ich das Zimmer nur noch etwas verschwommen erkannte.
 

So bemerkte ich auch gar nicht, wie mich jemand behutsam hochhob. Erst als ich den Klang eines viel zu schnell schlagendem Herzen hörte, nahm ich es war. Lauschte einen scheinbare endlose Zeit dem immer wiederkehrendem Geräusch.
 

Langsam blickte ich auf. Erkannte aber wieder alles nur verschwommen. "Du Idiot!" Es war, als ob ich Watte in den Ohren hätte. Es wirkte so gedämpft. Konnte so nicht einmal einschätzen, wie laut er war. Nur das es Benjamin. So weit kam ich noch.
 

Mein Kopf sank zurück. Blieb schlaff hängen. Selbst meine Lider wurden schwer. Ich konnte sie kaum noch offen halten. Die Müdigkeit überkam mich schon längst. Ich wollte nur noch schlafen. Am liebsten auf ewig. Nie wieder wach werden. In alle Zeiten Ruhe haben. Nie endende.
 

Mit einem leichten Ruck landete mein Kopf wieder bei diesen rasenden Herzschlag. Das entspannte mich sogar etwas. Spürbar. Es fühlte sich fast so an, als ob ich schwerer werden würde. Und sich dennoch meine Muskeln lockerten. Jeder kleinste.
 

"Benjamin", murmelte ich, bevor alles vor mir endgültig verschwamm. Sich in ein eintöniges Schwarz auflöste. Für einen winzigen Augenblick spürte ich noch eine leichte Wärme, die mich ganz umgab. Mich in einen ruhigen Schlaf wiegen wollte.

Nähe

Kapitel 4 - Nähe
 

Benjamin's PoV
 

Wie konnte er denn nur so ein Idiot sein? So ein riesen Vollidiot? Was würde er denn noch alles tun? Und vor allem wieso? Waren denn die Einstichstellen an seinem Arm wirklich von Drogenkonsum? Von welchen? Das einzige was mir gerade in den Sinn kam, war Heroin. So hartes Zeug könnte aber doch nicht einer, wie er, nehmen. Das war für mich unvorstellbar. Doch weswegen sollte er denn sonst als Stricher 'arbeiten'. Oft hatten die doch gar keinen anderen Grund, dass die so etwas machten. Oder der Straßenstrich war einfach ihre letzte Hoffnung. Schulden waren in dem Milieu nicht gerade ungewöhnlich. Und wie viele ließen sich nicht auch einfach dazu zwingen. Die Jüngeren, die sich nicht wehren konnten oder wollten. Aber zu der Sorte gehörte Michael wohl nicht mehr. Zumindest sah er dann so auch nicht aus.
 

Behutsam legte ich ihn aufs Bett. Warf auch gleich wieder die Decke über ihn. Für einen Moment setzte ich mich auf die Bettkante neben Michael. Es wirkte eher, als ob er die Augen krampfhaft zusammen drücken würde, statt das er schliefe. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein nicht so schöner Traum.
 

Ich beugte mich zaghaft über ihn. Strich ihm eine der roten Strähnen aus dem Gesicht. Eigentlich war er ja richtig hübsch. Nur die blasse Haut störte etwas. Aber die Zeit sich in die Sonne zu legen, hatte er wohl nie. Mehr als den ganzen Tag den Santa Monica Boulevard auf und ab zu laufen würde er wohl kaum zu tun haben. Auch wenn da bei Tageslicht kaum etwas los war, was ihm Arbeit beschaffen könnte. Erst nachts trauten sich dort die Freier hin. Erst wenn die Straßenlaternen angingen konnte man die Stricher auch überhaupt von den Touristen und normalen Arbeiter richtig unterscheiden. Zumindest im Sommer. Jetzt waren sie in ihren kurzen Klamotten schon eher auffällig. Kaum jemand traute sich noch ohne zumindest eine lange Hose raus. Es wurde einfach zu kalt.
 

Ich kroch schließlich auch unter die Decke. Machte auch gleich das Nachttischlicht aus. Das einzige, was den Raum noch erhellte. Jeder Zentimeter wurde jetzt von einem hässlichen Grau bedeckt. Gerade so aus jeder Faser die Farbe entzogen worden wäre.
 

Und um ins Wohnzimmer zum Schlafen zu gehen, hatte ich einfach keine Lust mehr und da würde ich es auch nicht mitbekommen, wenn noch irgendetwas mit ihm wäre. Gerade jetzt. Ich wusste nicht so sicher einmal, was er genommen hatte. So viel wie er auf dem Badezimmerboden verteilt hatte. Verpackungen lagen zumindest genügend herum. Das würde ich wohl morgen früh alles wegräumen müssen. Am besten auch alles andere. Von Putzmitteln bis zu jedem Tropfen Alkohol. Ich konnte ja nicht wissen mit was er sich noch zudröhnen wollte.
 

Aber irgendwie konnte ich mir doch schon vorstellen, was er sich gekrallt hatte von meiner kleinen Medikamentensammlung. Sicher die 'Dormicum'. Die waren noch von meiner Mutter da. Mindestens drei Schachteln. Sie litt unter epileptischen Anfällen. Irgendwas von 'Status epilepticus' hatte mal ein Arzt gefaselt. Deswegen sollte ich ihr das Zeug geben. Irgendwann hat es aber nicht mehr geholfen. Das Ende konnte man sich wohl vorstellen. Das 'Dormicum' war davon noch da. Da davon eigentlich das meiste hatte, musste er wohl gerade das erwischt haben.
 

Ich legte vorsichtig die Arme um Michael. Schon lange hatte ich das bei niemanden mehr gemacht. Für eine Beziehung hatte ich aber meistens einfach keine Zeit. Nicht einmal für meine Verwandtschaft. Da lebten aber auch die meisten in irgendwelchen Vororten. Wann sollte ich da schon hinkommen? Wenn ich mir mal einen freien Tag genehmigen konnte? Das würde wohl erst vorkommen, wenn ich eine Million Doller auf der Straße finden würde. Also wohl nie. Vielleicht war das auch besser.
 

Ich spürte, wie sich etwas in den Stoff meine Shirts krallte und leicht daran zog. War er doch wach? "Ben", flüsterte er. Es war wohl nur zu hören, weil es einmal wirklich ruhig war. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Vielleicht der etwas falsche Moment, aber 'Ben' hatte mich einfach schon so lange niemand mehr genannt. Und es klang sogar gut. Richtig angenehm.
 

Über die Frage, ob er schlief oder nicht, war ich mir in dem Moment im Klaren, als er in mein Shirt biss. Zu meinem Glück nur in den Stoff. Vorsichtig befreite ich mich wieder von ihm. Nicht gerade einfach, wenn ich ihn nicht wecken wollte.
 

Ich nahm ihn nur locker in den Arm. Wie er darauf reagieren würde, dass ich überhaupt mit ihm in einem Bett schlief, konnte ich ja nicht einschätzen. Stricher hin oder her, etwas Privatsphäre wollte er wohl trotzdem. Obwohl. Anfassen ließ er sich wohl auch von jedem x-beliebigen Kerl. Es ging ihm doch nur ums Geld. Sonst interessierte ihn doch sicher nichts an den Männern mit denen er ins Bett stieg.
 

Ich zog die Augenbrauen zusammen, als er sich auf einmal an mich kuschelte. Irgendwie kam es mir so vor, als ob ich im falschen Film wäre. Mir wurde warm. Oder wohl eher heiß. Dabei war doch die Temperatur nicht gerade hoch. Wieso hatte ich mich denn nicht doch lieber gleich ins Wohnzimmer wieder verzogen?
 

Weil ich da vielleicht überhaupt nicht schlafen hätte können? Wie idiotisch konnte man eigentlich sein, dass man sich um jeden Sorgen machte. Egal, wie lange man ihn kannte. Aber genau so ein Typ Mensch war ich. Sorgte mich um jeden. Manchmal völlig grundlos.
 

Bei Michael war das gar nicht anders. Nur das ich bei ihm einen Grund für die Besorgnis hatte. Er könnte ja sonst noch etwas anstellen. Dinge, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht einmal vorstellen könnten. Nicht vorstellen wollte.
 

"Bennie." Mir stieg die Hitze ins Gesicht. Verdammt. Was redete der denn im Schlaf? Nie wieder würde ich einen Prostituierten mit aufgeschlitzen Arm von einer Parkbank aufsammeln. Zumindest nicht, wenn es ein solcher wären.
 

Doch ich konnte meinen Gedanken gar nicht mehr ganz ausführen, da krallte er schon wieder die Finger in mein Shirt. Drückte sich noch enger an mich. Ich hätte wirklich gleich gehen sollen. Obwohl es viel zu gefährlich war. Er hätte sonst noch etwas anstellen können. Und über die Gefahren von 'Dormicum' war ich mir wohl auch im Klaren.
 

Leise seufzte ich. Ich war mir darüber wirklich bewusst. Eigentlich hätte ich die Tabletten schon längst wegschaffen sollen. Brauchen tat ich sie sowieso nicht. Und jetzt hatte ich ja gesehen, was passieren konnte. Ich wusste zwar nicht, wie viele er genommen hatte, aber wenn es zu viele gewesen wären, würde er wohl nicht mehr neben mir liegen. Auf alle Fälle nicht so lebendig.
 

Auf einmal raffte sich Michael hoch. "Du bist ja wach", meinte ich. Knapp blickte er zu mir. Nickte auch gleich langsam. Es dauerte keine Minute, da sank er schon wieder aufs Bett. Schmiegte sich sofort wieder an mich. Wie ein kleiner, einsamer Welpe, denn man immer wieder am Straßenrand auflesen konnte. Kaum wurden sie den Leuten zu lästig, setzten sie sie einfach aus.
 

Einen großen Sinn, ihm jetzt Vorwürfe zu machen, hätte es wohl nicht. Und ich war zu müde dafür. Aufregen wollte ich mich da schon gar nicht erst.
 

Ganz leicht zitterte der Rothaarige. "Frierst du?", flüsterte ich. Zaghaft sah Michael zu mir auf und schüttelte schließlich auch langsam den Kopf. Drückte den aber sofort wieder gegen meine Brust. Unbedingt wollte ich ihn so nahe gar nicht an mich ran lassen. Beim letzten Mal hatte man doch schon gesehen auf was für dumme Gedanken er kommen konnte. Jetzt könnte ich ihn wohl auch ganz leicht wieder so weit bringen.
 

"Mir ist schlecht." Das ging fast in der Stille unter, so leise hatte er es gesagt. Mit zitternder Stimme. Er drückte sich noch etwas mehr an mich. "Musst du ..." Ich kam nicht einmal dazu meinen Satz zu vollenden, da stieß er schon ein 'Nein' aus. Kaum lauter, als das, was er davor gesagt hatte. Aber es klang schon sicherer. Etwas fester.
 

"Ist schon gut." Ich wollte etwas von ihm weg rutschen, aber er klammerte sich regelrecht an mich. "Bleib bitte hier." Etwas Weinerliches lag in seiner Stimme. Ob es daran lag - oder an etwas anderem -, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief?
 

"Wenn du willst", murmelte ich nur. Versuchte mich etwas zu entspannen. Kam sogar irgendwann so weit, dass ich wirklich kurz vorm Einschlafen war. Doch dann hob ich leicht wieder ein Lid. So nah neben einem Stricher, der wohl alles für ein paar Doller tun würde. Ich schluckte.
 

Langsam strich ich über Michaels Oberschenkel. Mit einem leisen Zischen sog er die Luft ein. Stieß sie aber im nächsten Moment wieder aus. "Lass das", flehte er. Jetzt rückte er von mir weg. Hatte er Angst? Vor mir?
 

Er drehte sich von mir weg. Kauerte sich zusammen. Ein paar Minuten blickte ich nur auf seinen Rücken. Rote Schrammen zeichneten sich dort ab. Ganz vorsichtig glitt ich mit den Fingern darüber. "Woher sind die?", fragte ich. Auch wenn es mich wohl gar nichts anging. "Ein Freier." Mehr erwiderte er gar nicht.
 

"Soll ich dir da Morgen vielleicht auch irgendwas drauf tun. Vielleicht zumindest eine Salbe. Am Ende entzündet es sich noch." Ich konnte es regelrecht sehen, wie er zusammen zuckte. Sich dann für eine schier endlose Sekunde nicht rührte. Schließlich drehte er sich wieder zu mir herum. "Das würdest du machen?", fragte er. Blickte mich so verwirrt aus seinen braunen Augen an. Auch wenn man die Farbe in der Dunkelheit fast nur erraten konnte.
 

"Wieso denn nicht?" Ein sanftes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, das würde er aber wohl nicht erkennen können. "Danke." Er kuschelte sich abrupt wieder an mich. Für einen Augenblick zwinkerte ich nur etwas verwirrt. Schüttelte dann langsam den Kopf.
 

Als ich ihm über das rote Haar strich, bemerkte ich, dass er wohl jetzt wirklich eingeschlafen war. Wäre vielleicht auch für mich gut.
 

Ich legte wieder die Arme vorsichtig um Michael. Hoffentlich konnte er die Nacht über zumindest ruhig schlafen. Noch mal so eine Aktion mit dem Tabletten musste er zumindest nicht mehr hinlegen. Das würde er wohl auch kaum überstehen.
 

Mir wurden langsam die Lider schwer. Behutsam drückte ich Michael noch etwas an mich, bevor ich einschlief. Etwas Nähe brauchte doch jeder, dann würde es ihn schon nicht stören. Und mich sowieso nicht.

Kälte

Kapitel 5 - Kälte
 

Michael's PoV
 

Mein ganzer Körper schmerzte, als ich aufwachte und die Lider langsam hob. Warmes Sonnenlicht fiel durch das Fenster in den Raum und erhellte ihn vollkommen. Tauchte alles in eine angenehme Wärme, die sich auch in jedem meiner Glieder ausbreitete.
 

Und doch erfühlte mich auch eine Kälte. Ich war allein. Wie immer. Aber die Stelle neben mir hatte noch eine angenehme Temperatur. Wer war da gelegen? Richtig konnte ich mich nicht mehr erinnern. Nur das derjenige mich im Arm hatte. Die ganze Nacht über. Ich fühlte noch immer die zarte Berührung. Die von ... Benjamin?
 

Ich rollte mich zusammen und schlang die Arme um meinen viel zu schmalen Körpern. Das Zittern von letzter Nacht hatte nachgelassen. Scheinbar fühlte ich mich sogar halbwegs wieder gut. Ich hatte das gestern aber auch alles nicht einordnen können. Woher war das nur gekommen?
 

Nachdem ich mir diese Pillen einverleibt hatte, war es zumindest besser geworden. Hätten es vielleicht Entzugserscheinungen sein können? War ich denn so abhängig? Eigentlich hatte ich das nie wirklich gedacht.
 

Mühsam richtete ich mich auf. Blickte mich langsam in dem Zimmer, in dem ich war, um. Es war wirklich nichts besonderes hier, was ich nicht in der Nacht zuvor schon in der Finsternis gesehen hätte. Nur der Zettel auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett. An den konnte ich mich nicht erinnern. Es machte mich vor allem etwas stuzig, da mein Name auf dem zusammengelegten Stück Papier stand.
 

Etwas zaghaft griff ich nach dem Zettel und entfalltete ihn.
 

In einer wirklich schön geschwungenen Handschrift stand darauf:
 

Hey Michael,

bin bei der Arbeit und komm so gegen halb eins wieder.

Stell also bitte nichts an, bis ich wieder zu Hause bin.

Kannst dir eines meiner Shirts anziehen. Deines ist etwas

versaut.

Und wenn du willst, kannst du auch was kochen.

        Benjamin
 

Verwirrt zwinkerte ich. Kochen? Auf was kam der denn für Ideen. Zwar musste ich das in den letzten Jahren immer für mich selbst machen. Aber viel kam nie dabei zusammen. Es war ohnehin nicht sehr oft etwas im Haus. Für Essen blieb eben auch nicht sehr häufig Geld. Mir war wirklich mein Stoff wichtiger.
 

Ich raffte mich langsam hoch, doch kaum, dass ich stand, spürte ich, wie schwach meine Beine überhaupt waren. Meine Knie fühlten sich an, als wären sie aus Wackelpudding.
 

Ich sank zurück aufs Bett und atmete erst einmal tief durch. Hier wollte ich nicht zu lange herumsitzen. Und vor allem fror ich. Da würde ich es mir wohl nicht nehmen lassen, wenn ich mir eins seiner Shirts haben durfte.
 

Ein weiteres Mal versuchte ich mich aufzurichten. Wieder wankte ich leicht. Doch dieses Mal konnte ich halbwegs aufrecht stehen bleiben, auch wenn meine Knie noch immer zitterten.
 

Langsam tappste ich in Richtung Komode. Einen Schrank konnte ich nicht entdecken, also würde er wohl da seine Klamotten haben. Ich hatte doch zumindest seine Erlaubnis, dass ich mir etwas nehmen durfte.
 

Doch kaum hatte ich den ersten Schub geöffnet schloss ich ihn auch gleich wieder. Das war eindeutig der falsch. Boxershorts gehörten nicht zu dem, was ich mir von ihm ausleihen durfte. Zweite Schublade: Socken. Auch nichts für mich. Zumindest in welcher die Shirts waren hätte er mir noch mit aufschreiben können.
 

Auf einmal sank ich aber zusammen. Mein Körper verkrampfte und ein Stechen durchzog meinen Bauch. Was war nur jetzt wieder los? Der Geschmack von Galle verteilte sich in meinem Mund. Mir wurde so schrecklich schlecht.
 

Mit etwas Anstrengung kam ich wieder hoch. Zwar hätte ich mich gut und gerne gleich hier übergeben, aber das wäre dennoch nicht nur mir zu wider. Ich schlief mich ins Bad. Hing dann minutenlang über der Kloschüssel. Gegen was sträubte sich nur mein Körper so. Ich war doch auch nicht mit Absicht trocken gelegt.
 

Ich zitterte. Und das nicht nur rein aus Kälte. Irgendwie versuchte ich wieder hochzukommen, denn am liebsten wäre ich jetzt wirklich wieder im Bett. Ich konnte mich sogar erneut aufrichten. Blieb auf meinen wackeligen Beinen stehen. Verdammt. Wie schlimm konnte es schon noch werden?
 

Das ich zurück ins Schlafzimmer kam war für mich schon fast ein Wunder. Mein Blick schweifte auch gleich wieder zur Komode. Mein Glück könnte ich eigentlich gleich noch einmal versuchen. Vielleicht würde ich jetzt etwas zum Überziehen finden. Dritter Schub den ich aufzog. Sweatshirts. Mein Gesichtsausdruck hellte sich schlagartig auf.
 

Doch kaum hatte ich den ersten an, merkte ich, dass mir der doch eindeutig zu groß war. Mindestens ein oder zwei Nummern. Zumindest warm würde es sein.
 

Ich kroch wieder ins Bett. Rollte mich zusammen, wie ein Hund. Die Decke lag komplett über mir. So wurde mir noch zusätzlich etwas wärmer. Nur die Einsamkeit verflog nicht. Ich war allein und würde das doch ohnehin immer bleiben. Egal unter wie vielen Menschen ich sein würde. Allein blieb ich für ewig.
 

Ich kauerte mich weiter zusammen. Hier fühlte ich mich unwohl. Vielleicht wäre es besser, wenn ich einfach gehen würde. Dann könnte ich dem guten Benjamin sicher auch keine Probleme machen. Denn momentan machte ich das nur.
 

Aber gerade wurde mir halbwegs warm. Gerade so, als ob mich wieder jemand im Arm hatte. Vielleicht wurde ich aber auch nur langsam irre. Wäre doch auch nicht gerade ungewöhnlich. Bei dem, was ich alles mit mir machen ließ, musste ich doch wirklich krank im Kopf sein.
 

Alles hab ich immer über mich ergehen lassen. Alles mitgemacht, was diese Kerle von mir wollten. Habe mich regelrecht missbrauchen lassen. Und doch. Habe ich es nicht immer freiwillig gemacht? Wie oft lehnte ich gegen fremde Autos? Wie oft hatte ich mit Freiern über den Preis gestritten, nur um mich dann doch auf den üblichen Mittelwert zu einigen? Und wie oft lag ich danach alleine und verlassen in diesem versifften Bett? So verdammt oft mit Tränen in den Augen. Immer und immer wieder ließ ich es danach über mich ergehen. Es gab nichts anderes, was ich überhaupt tun hätte können. Wie ich an Geld gekommen wäre. Und für was gab ich es aus? Für meinen verfluchten Stoff. Das Einzige, was ich wirklich noch brauchen konnte. Das Einzige, was ich noch für wichtig ansah. Irre war doch gar keine Bezeichnung für mich.
 

Ein Klacken ließ mich zusammen zucken. Klang irgendwie nach einem Türschloss. Aber war es denn schon so spät, dass er heim kommen könnte? Ich richtete mich langsam auf und lauschte. Kein weiteres Geräusch. Hatte ich mich vielleicht verhört? Nein! Ganz bestimmt nicht. Da war ganz sicher etwas aufgeschlossen worden. So verrückt konnte ich gar nicht sein, dass ich mir so etwas einbildete.
 

"Du bist ja schon wach." Erleichtert atmete ich auf, als Benjamin in der Zimmertür stand. So hatte ich mir das zumindest nicht eingebildet.
 

"Schau mich nicht so an, als ob ich ein Gespenst wäre." Mit etwas Mühe konnte er sich wohl ein leichtes Lächeln abquälen. Eigentlich etwas, was mir so selten jemand überhaupt schenkte. Obwohl das wirklich gerade so gezwungen ausgesehen hatte.
 

"Scheinbar hast du nichts gekocht." Konnte er mir denn bei der Aussage nicht einmal ins Gesicht sehen. Ich kniff die Augen zusammen. "Bin doch auch nicht deine Köchin", fauchte ich. Die Gereiztheit kam wohl von meinem fehlenden Stoff. Aber dann würde ich doch an Entzugserscheinungen leiden.
 

Abwehrend hob Benjamin die Hände. "Ich dachte nur, dass dir langweilig werden könnte. Deswegen hättest du vielleicht was kochen könnten. Aber wenn du nicht wolltest, ist das auch nicht schlimm." Ich verschrenkte nur trotzig die Arme vor der Brust. Das brachte aber Benjamin nur zum Auflachen. Böse blickte ich ihn an. Oder eigentlich versuchte ich es, denn irgendwann kam auch mir das Lachen aus.
 

Benjamin ließ sich schließlich neben mir nieder und atmete einmal tief durch. "Jetzt mal Spaß beiseite. ... Was sollte das letzte Nacht werden? Wolltest du dich mit den Tabletten umbringen?" Er blickte mich so ernst an, so konnte ich gar nicht anders, als einfach wegzusehen.
 

Vorwürfen waren überhaupt nicht mein Ding. Und gerade nicht solche.
 

"Und wieso hast du dich zu mir gelegt?", versuchte ich das Thema zu wechseln. Doch das half nichts.
 

"Beantworte erst meine Frage, dann tu' ich es bei deiner auch", zischte er. Was mich nur zusammen zucken ließ. Trotzdem wagte ich es nicht den Blick wieder zu ihm zu wenden. Schluckte bloß leise und begann nervös auf meiner Unterlippe zu beißen.
 

"Könnte ich jetzt vielleicht eine Antwort bekommen?" Ich spürte Benjamins Blick auf mir lasten und er fühlte sich scheuslig an. So verflucht scheuslig.
 

"Mir ging es einfach ... einfach so verdammt ... scheiße", flüsterte ich. Leiser ging es doch schon fast nicht.
 

Da spürte ich aber schon Benjamins Arm um meine Schultern, wie er mich leicht zu sich zog. Eine Standpauke hätte ich schon eher erwartet, aber nicht so etwas.
 

"Fass ja nichts mehr bei mir an." Er wollte nicht so klingen, aber die Wut hörte ich dennoch aus seiner Stimme.
 

"Sonst?", fragte ich. Irgendetwas musste er doch dann tun, wenn ich doch machen würde. Aber es kam nichts. Hatte er sich das nicht überlegt oder wollte er keine Konziquenzen daraus ziehen. Zumindest keine, die nötig wären.
 

"Eigentlich kann ich dich ja gar nicht davon abhalten. Ist ja dein Leben." Er schluckte überdeutlich. Unbewusst drückte ich mich an ihn. Nähe. Das brauchte ich. Seit all den Jahren.
 

Leicht schmiegte ich mich enger an Benjamin. Hob dann aber trotzdem wieder langsam den Kopf von seiner Schulter weg. "Wieso hast du dich jetzt zu mir gelegen?", fragte ich. Immer noch wollte ich ihm nicht ihn die Augen sehen.
 

Er schluckte. Vielleicht fiel ihm keine gut genuge Ausrede ein. "Bin wohl einfach eingeschlafen", nuschelte er da schließlich. Ganz kaufte ich ihm das jetzt zwar nicht ab, lehnte mich aber trotzdem einfach an ihn. So hätte ich wohl stundenlang einfach nur so daliegen können.
 

"Ich mach uns was zum Essen", meinte da aber auf einmal der Blonde und schob mich etwas von sich weg. Mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt wollte er das Zimmer verlassen. "Mach dir wegen mir keine Umstände", rief ich ihn da einfach hinterher. Er blieb abrupt stehen und drehte sich wieder zu mir. "Ehrlich gesagt, macht mir das überhaupt nichts aus."

Pancakes

Kapitel 6 - Pancakes
 

Benjamin's PoV
 

Mit dem Kopf auf den auf der Tischplatte verschränkten Armen liegend sah Michael mir zu, wie ich uns ein paar Pancakes machte. Interessiert, wie ein kleines Kind wirkte er schon fast. Zumindest von seinen leuchtenden Augen zu schließen. Das sich doch jemand auf etwas von mir gekochtes überhaupt freuen konnte?
 

"Magst du Pfannkuchen?", fragte ich, als ich mich kurz zu ihm wendete. Sofort begann er zu nicken. "Hatte ich nur schon lange nicht mehr", fügte er noch zu seiner Kopfbewegung hinzu. "Ich hoffe doch mal, sie schmecken dir dann auch." Leicht lächelte ich.
 

Ich spürte regelrecht, wie er mich unentwegt ansieht. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. Eigentlich hasse ich es, wenn man mich die ganze Zeit anstarrt. Das hat mich bei den Mädchen früher in der Schule schon genervt. Immer trauten sie sich nur mir zweideutige Blicke zuzuwerfen. Nur herkommen und mich ansprechen wollten nur die wenigsten von ihnen. Nur wegen den kleinen Gerüchten, die über mich verbreitet wurden. Und die wurden geglaubt. Von viel zu vielen. Hätte man sich eigentlich denken können.
 

Doch irgendwie wollte ich das manchmal schon gar nicht. Meine Ruhe war mir wirklich oft viel lieber. Und jetzt war es immer noch so. Unter Leuten war ich nie sehr gerne. Irgendwann gewöhnte man sich auch daran.
 

Ein Seufzen verließ meine Kehle, da legten sich auf einmal zwei Arme um meine Taille. "Wenn du nicht aufpasst, verbrennen sie", säuselte mir Michael ins Ohr und nahm mir kurzer Hand die Pfanne ab. Mit einer lockeren Handbewegung konnte er den Pancake wenden. So hatte ich es bis jetzt noch nie geschafft.
 

Nur ein paar Minuten später saßen wir zu Zweit am Küchentisch. Michael stürzte sich gerade so auf die Pfannkuchen. Wie so ein ausgehungertes Tier. Ich sah ihm im ersten Moment nur zu. Bis er etwas verwirrt zu mir aufblickte.
 

"Hast du keinen Hunger?", fragte er und linste schon hungrig auf meinen Teller. "Äh, eigentlich schon." Zaghaft begann ich auch zu essen.
 

Es war doch wirklich schon eine ganze Weile her, dass mir jemand gegenüber saß. Die letzte Freundin hatte ich wohl vor zwei Jahren. Vielleicht war es auch schon länger her. Seit dem hatte ich es auch gar nicht mehr versucht mit irgendjemanden zusammen zu kommen. Es ging bei mir sowieso alles schief. Ich war nicht für Beziehungen einfach nicht geschaffen. Vielleicht auch einfach nicht für Frauen.
 

Aber eigentlich wollte ich nur eine Pause für ein Jahr einlegen. Jetzt waren es zwei. Und gerade in dem Moment begann es mir etwas auszumachen. Ich hatte sonst nie jemanden gebraucht. Alleine war ich ohnehin öfters besser dran. So musste ich mich zumindest nie mit jemand streiten.
 

Auf einmal wendete Michael etwas verlegen den Kopf ab. "Ist was?", fragte ich und hob verwirrt eine Augenbraue. Er sah wieder zu mir. Einen Blick aufgelegt, wie ein scheues Reh. "Könntest du aufhören mich so anzustarren."
 

Störte ihn das wirklich so sehr? Von seinen Freiern wurde er doch sicherlich auch unentwegt angesehen. Machte ihm das auch etwas aus? Oder hatte er sich da dann mit Drogen zugepumpt? Wenn würde es nicht wundern? Irgendwann musste man wohl an einen Punkt kommen, an dem es keinen Spaß mehr machte, andauernd so oft mit verschiedenen Kerlen Sex zu haben. Es konnte einem nur zu viel werden.
 

Gerade bei einem zerbrechlichen Ding, wie er es war. Er hatte doch kaum ein Gramm Fett auf den Knochen und dann ließ er sich einfach so immer wieder durchnehmen. Bildlich konnte ich mir gut genug vorstellen, wie brutal diese Kerle werden konnten. Es interessierte sie doch nicht, was danach mit dem Stricher war, mit dem sie es getrieben hatten. Dann war es nicht mehr ihre Angelegenheit, sondern seine.
 

Er biss sich nervös auf die Unterlippe. Erst als ich meinen Blick nach unten wandern ließ, konnte er sich wieder entspannen. Nur weiter essen wollte er jetzt wohl nicht mehr. Der Hunger war ihm wohl vergangen.
 

"Jetzt hast wohl du keinen Hunger mehr", meinte ich um irgendwie auf ein Gesprächsthema zu kommen. Doch er antwortete nicht. Stand nur langsam auf und stapfte an mir vorbei. Da hielt ich ihn aber schon am Handgelenk fest.
 

"Wo willst du hin?", fragte ich. Es schien so, als ob er einen Moment überlegen würde, bevor er etwas erwiderte. "Wieder ins Bett." Sein Blick schweifte zu mir. Er war etwas rot im Gesicht.
 

Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine rechte Wange. Er war warm. Etwas zu warm.
 

"Ich komm mit rüber!", bestimmte ich einfach. Ohne dass er sich wirklich wehrte, hob ich ihn hoch. Er zischte nur: "Ich könnte selber laufen!" Dabei kniff er die Augen wütend zu Schlitzen zusammen. "Kann schon sein", erwiderte ich trotzig. Es machte mir gar nichts aus, dass er sauer war. Und als er wohl im Bett war kam es ihm auch besser so vor.
 

Er rollte sich zusammen. Versuchte sich regelrecht so klein wie nur irgendwie möglich zu machen. "Soll ich dir noch irgendwas holen?" Mit großen Augen blickte er mich zuerst an. Schüttelte dann aber trotzdem den Kopf. "Jetzt nicht", meinte er schließlich. Sah wieder weg. "Du solltest dir das aber schon gleich überlegen. Ich muss gleich wieder los."
 

Doch er schüttelt wieder den Kopf. Sah dann aber langsam zu mir auf. Ich fuhr ihm kurz durch das rote Haar, was ihm im ersten Moment nur zusammen zucken lässt. Abrupt zog ich die Hand wieder zurück. Aber er entspannte sich auch bald wieder.
 

"Ich hol dir trotzdem noch was zum Trinken", meinte ich schließlich. Michael erwiderte zwar nichts, aber dennoch stapfte ich in die Küche um ihm zumindest ein Glas Wasser zu holen. Würde wohl nur nicht reichen, bis ich wieder heim kommen würde. Das ich später Feierabend hatte kam in den letzten paar Wochen ohnehin viel zu oft vor.
 

"Ich bin dann weg", meinte ich nur noch zu ihm, als ich das Glas auf den Nachttisch stellte. Er hatte sich aus seiner Embryonen-Haltung wieder halbwegs gerade hingelegt und blickte jetzt wieder langsam zu mir auf. Man sah ihm die Sucht wirklich an. Fast weiße Haut, die wie Porzellan wirkte. Rot unterlaufene Augen, als ob er tagelang nicht geschlafen hätte. Genau das deutete sein Blick auch ziemlich an. Und wie verdammt dünner doch war. Er wirkte dadurch so zerbrechlich. Wie ein Schmetterling.
 

"Spielst du mit mir, wenn du wiederkommst?", fragte Michael, als ich schon fast zur Zimmertür hinaus war. Langsam wendete ich mich wieder zu ihm um und blickte ihn verwirrt an. "Was willst du denn 'spielen'?" Er hatte sich erneut aufgesetzt. So ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen. Dadurch war meine Frage eigentlich dumm.
 

Michael krabbelte bis zur Bettkante, wo er unterwürfig den Kopf hängen ließ. "Sicher nicht", murmelte ich. Anders würde ich mir das sicher heute auch nicht mehr überlegen.
 

Doch ich könnte meine Meinung vielleicht noch ändern. Dafür müsste es dann aber auch einen sehr guten Grund geben.
 

"Benjamin?"
 

Ich schob mir gerade eine der verbrannten Pommes in den Mund, als meine Chefin auf mich zukam. Ich wusste, dass ich das durfte. Alles, was man nicht mehr verkaufen konnte, durften wir essen. Würde sonst ohnehin nur weggeworfen werden. Also wäre sie wohl nicht deswegen zu mir gekommen.
 

"Da ist ein Kerl für dich da." Ich hob zuerst nur etwas verwirrt eine Augenbraue. Nickte dann aber auch knapp und wollte an ihr vorbei stapfen.
 

"Wenn du zu lange brauchst, musst du wieder länger bleiben!", meinte sie noch zu mir, bevor ich mich aus der Küche - wenn man es so bezeichnen wollte - des Fast-Food-Restaurants ging und mir dabei noch etwas die Haare richtete.
 

Ich ließ die lästige Schütze, die noch vor ein paar Sekunden sich stramm um meine Hüfte schnürte unter eine der Kassen wandern und blickte mich etwas verwirrt in dem Verkaufsraum um. Da kam aber auch schon ein Mann mittleren Alters auf mich zu. "Sind Sie Mr. Valentine", fragte mich der Braunhaarige und hielt mir die Hand hin.
 

"Äh, ja", erwiderte ich nur und entgegnete die Begrüßung. "Und was kann ich für Sie tun?" Etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Irgendwie sah der Kerl so aus, als ob er ein hohes Tier in irgendeiner Firma wäre. Nicht gerade jemand, der sich hier oft herumtrieb zumindest. Dafür saß der Anzug zu perfekt und die Krawatte um einiges zu gerade.
 

"Mein Name ist Parker. Ich hab in einer kleinen Bildergalerie eines ihrer Bilder entdeckt." - Ich zwinkerte völlig irritiert. Hatte dieser Freak sie doch wirklich mit ausgestellt. - "Na ja, eigentlich war es meine Frau. ... Und sie würde sich dafür interessieren."
 

Im ersten Moment viel mir dazu wirklich gar nichts ein. Das diesen 'Müll' doch wirklich jemand wollte? Ich selbst konnte meine Bilder nicht ausstehen. Immer fand ich mindestens einen Makel daran. Und dann wurden es meistens auch immer mehr. Das ich sie überhaupt dem Besitzer dieser Galerie gegeben hatte war ein Wundern.
 

"Äh ja und weiter?", fragte ich etwas verwirrt. Mit meinen 25 Jahren und dem gut zwei Dutzend selbst gemalter Bilder hatte ich nicht viel Erfahrung damit sie auch nur irgendwie zu verkaufen. Wenn der gute Mann das überhaupt wollte.
 

"Na ja, meine Frau wollte eines der Bilder erst kaufen, aber eigentlich ... na ja, sie will nicht unbedingt eines mit einem Mädchen." Da verstand ich auch schon.
 

"Ein Typ", murmelte ich nur kaum hörbar. Aber laut genug das es Mr. Parker mitbekam. "Ganz genau. Vielleicht würde sich da was einrichten lassen.
 

Ich verzog leicht angewidert das Gesicht. Unbedingt große Lust hatte ich darauf nicht. Kunst hin oder her, es musste doch dann mir auch irgendwie gefallen.
 

Da zückte der Herr aber auf einmal ein Scheckbuch. "Was halten sie von 5 als Anzahlung." Ich ließ die Schultern hängen. "5 Doller?", fragte ich etwas verwirrt. Parker hatte noch einen Stift aus seiner Mantelinnentasche herausgeholt und wollte gerade auf dem Papier ansetzen. Doch da hob er noch einmal den Blick.
 

"Eigentlich dachte ich eher an 5.000." Leicht zog er eine Augenbraue hoch und sah mich irritiert an. Mir stockte der Atem.
 

"5-... 5.000 ... Doller", flüsterte ich. Das war verdammt viel für mich.
 

Er reichte mir den Cheque. Dabei hatte ich eigentlich noch gar nicht zugestimmt. Und dennoch nahm ich ihn einfach entgegen. War doch im Grunde scheißegal, was ich malte. Solange ich von dem Kerl dafür Geld bekam.
 

"Ich geb ihnen meine Adresse", meinte ich und suchte unter einer der Kassen nach einem Zettel und vielleicht einem Stift. Gelegentlich konnte man das sogar da finden.
 

Etwas verlegen kratze ich mich dann schon am Hinterkopf, als ich Mr. Parker schließlich nur eine Serviette mit meiner Adresse darauf geschrieben geben konnte. Aber wir waren hier auch nicht in einem Luxus-Restaurant.
 

Schon kurz darauf hatte ich mich auch von ihm verabschiedet. Einmal, dass ich wirklich nicht zu lange gebraucht hatte, wenn mich schon die Chefin wegen irgendetwas aus dieser versifften Küche holte. Könnte ich zumindest, wie geplant, zu Michael. Wirklich allein lassen wollte ich ihn ja nicht. Schon heute Morgen nicht. Weiß Gott, was der noch anstellen könnte.
 

Aber wer weiß, ob er überhaupt noch aus dem Bett war. Im Höchstfall um sich vielleicht noch einen der Pancakes zu holen. Die hatten ihm ja scheinbar geschmeckt.

Abhauen

Kapitel 7 - Abhauen
 

Michaels PoV
 

Stunde um Stunde verstrich. Immer wieder rollte ich mich hin und her. Sollte ich oder sollte ich nicht? So recht konnte ich keine Entscheidung treffen. Aber was hätte es für einen Sinn noch länger hier zu bleiben? Ich würde doch nur Probleme machen.
 

Mühsam raffte ich mich hoch. Er würde mich schon nicht vermissen. Was hatte er auch mit mir zu tun? Nur weil er mich durch Zufall auf dieser Parkbank aufgegabelt hatte? Wenn er da nicht vorbei gekommen wäre, dann hätte ich mir die Radieschen jetzt wohl schon längst von unten anschauen können.
 

Einfach abhauen würde ich. Hier gehörte ich ohnehin nicht her. Und wenn ich noch länger bleiben würde, dann wäre es nur sicher, dass ich durchdrehen würde.
 

Ich schnappte mir meine Jeans, die vor dem Bett lag und streifte sie mir nur schnell über, bevor ich ihn den Gang hinaus tapste. Für einen Moment blieb ich vor dem kleinen Schuhschrank stehen. Es würde ihm schon nichts ausmachen wenn ich mir ein paar Schuhe mitnehmen würde. Zumindest hätte er mich doch los. Und vielleicht könnte ich sie ihm irgendwann einmal zurückbringen.
 

So suchte ich mir ein Paar heraus, das mir möglicherweise passen könnte. War doch ohnehin egal welche.
 

Als ich schon an der Wohnungstür stand, fiel mir erst auf, dass ich immer noch eins seiner Shirts anhatte. Wenn ich es hier lassen würde, dann holte ich mir draußen sicherlich den Tod. Müsste ich es wohl oder übel auch irgendwann einmal zurückbringen.
 

Ich drückte die Klinke hinunter. Hielt dann aber noch einen Moment inne. Vielleicht sollte ich zumindest einen Zettel schreiben, damit er wüsste was los ist?
 

Nein!

Der würde nur auf die dumme Idee kommen mich deswegen zu suchen. Das er mich gestern Nacht mitgenommen hatte war doch eigentlich schon ein verdammt blöder Plan von ihm gewesen, da käme er auf so etwas sicherlich auch noch.
 

Binnen weniger Minuten stand ich vor dem Haus. Ein eisiger Wind schlug mir entgegen und ließ mich erzittern. Ich war mir doch wirklich nicht im Klaren darüber gewesen, dass es so kalt war. Aber wie hätte es anders sein sollen. Mitte November konnte es doch gar nicht mehr warm sein. Und um diese Uhrzeit erst recht nicht.
 

Es wäre jetzt ein Fehler einfach nach Hause zu gehen. Patrick war nicht so dumm. Sicherlich hatte er vorausgeplant, dass mich irgendjemand gefunden hatte. Nur das derjenige mich auch noch pflegen würde, hätte er sicher nicht gedacht.
 

Ich glitt mit den Fingern über meinen rechten Arm. Der Verband war immer noch stramm. Eigentlich hätte man ihn wohl wechseln müssen. Könnte ich sicherlich auch selbst machen. Nur nicht so gut.
 

Ich war Richtung Santa Monica Boulevard marschiert, den ich jetzt auch schon entlang ging. Das übliche Gedränge. Wie jeden Tag. Ich spürte einige herablassende Blickte. Den feinen Damen, die hier einkaufen gingen, passte wohl der kleine heruntergekommene Kerl mit dem roten Haar nicht. Ich passte ihnen nicht.
 

Da schlangen sich auf einmal zwei Arme um mich. "Hey, Kleines. Kennen wir uns nicht?", raunte es mir ins Ohr. Ich schluckte. So eine verdammt sexy Stimme hätte ich doch im Leben nicht mehr vergessen. Doch da löste sich die Umarmung schlagartig wieder.
 

"Ups. 'Tschuldigung. Hab dich mit jemanden verwechselt." Verlegen kratzte sich der Kerl am Hinterkopf und grinste dabei auch noch dämlich.
 

Ich ging ohne eine Erwiderung einfach weiter. Es war mir eigentlich gänzlich egal, ob es jetzt wirklich ein Versehen war oder der Kerl mich nur befummeln wollte. Ich war es ja im Grunde gewohnt. So viele Kerle hatten mich schon mit ihren dreckigen Finger begrabscht. Zu viele.
 

Hätte ich es nur von Anfang an gar nicht zugelassen. Hätte ich nur damals diesem Kerl gesagt, dass ich nicht zu diesen kleinen Nutten gehörte. Dann wäre ich gar nicht erst in diese Szene abgerutscht.
 

Zumindest hatte es aber einen Vorteil: Ich konnte nicht mehr tiefer sinken. Weiter unten in der Gesellschaft konnte man gar nicht mehr sein. Nicht einmal ein verdammter Penner konnte wohl noch unter einem Prostituierten sein.
 

Ich lehnte mich an eine Hausmauer und sah gelangweilt dabei zu, wie die Masse an Leuten an mir vorbei zog. Genügend mit voll gepackten Einkaufstaschen. Ich könnte mir wohl in einem der Läden hier nie etwas leisten. Zumindest nicht in diesem Leben.
 

Leicht stieß ich mich von der Wand ab und marschierte den Boulevard weiter nach unten. Irgendwo am Ende würde sich die Masse schon einmal lichten. Dort, wo sich üblicherweise die Nutten und Stricher herumtrieben. Selbst um diese Tageszeit schon. Da wäre ich ohnehin besser aufgehoben. Und nicht unter diesen Schickimicki-Tussen.
 

Von weiten konnte man die meisten schon erkennen. Jede einzelne in ihren knappen Röcken, den Shirts mit den Ausschnitten, als ob man ihnen bis zum Bauchnabel hinunter schauen könnte. Und diese ekligen Strapse. Für mich wirkten die Mädchen dadurch auch nicht sexyer.
 

"Hey Süßer." - Lange Finger legen sich um mein Handgelenk, das ich schon zurückziehen will. - "Du siehst so aus, als ob du eine kleine Sklavin brauchen könntest." Ich blickte die Blonde etwas herablassend an. "Nein, danke. Bin im gleichen Geschäft", erwiderte ich nur knapp und abrupt ließ sie mich los. Der Ekel war ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
 

"Verzieh dich aus meinem Revier, Schlampe!", fauchte mich das Mädel, das wohl sogar noch zwei oder drei Jahre jünger ist als ich, an. Ich hob nur leicht eine Augenbraue und sah mich kurz um. Ihr Revier? Das Teile sie sich dann aber auch mit mindestens vier anderen.
 

Ich zuckte nur mit den Schultern und tapste weiter ohne sie auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Mein Stammplatz war auch noch ein Stück weiter.
 

"Hey! Schlampe!", rief mir da aber auf einmal das blonde Mädel noch hinterher. Doch ich verschränkte nur die Arme hinter dem Kopf und ignorierte sie. War mir doch egal, was die noch wollte.
 

"Tobi sucht dich!" Ich blieb abrupt stehen. "Tobi?", fragte ich und wendete mich noch einmal zu ihr um. "Tobi Bishop. ... Du bist doch Mike Valentine?" Ich nickte nur langsam. "Was will er denn?", wollte ich schließlich auch wissen. Doch da zuckte sie nur mit den Schultern. "Hat nur was davon gefaselt, dass er sich um dich Sorgen macht."
 

Jetzt machte der sich auch noch Sorgen. Wie doof konnte man mit 18 eigentlich sein. Im Grunde müsste ich es wissen. Immerhin war ich doch auch einmal so alt.
 

Nur jetzt interessierte es mich nicht wirklich. Und Tobi würde schon irgendwann selbst bei mir aufkreuzen, da müsste ich mich nicht um den auch noch kümmern oder sogar finden. Der Kleine trieb sich ohnehin nur bei seinen Freiern herum.
 

Es war irgendwie ungewöhnlich, wie wir uns damals kennen gelernt hatten. Oft kam es aber auch wirklich nicht vor, dass man für einen Kunden miteinander ins Bett stieg, nur damit der sich dabei einen runter holen konnte. Die Einzigen, die daran auch wirklich Spaß hatten, waren doch ich und Tobi. Einmal endlich wieder richtig schönen Sex. Eigentlich hätten wir das längst wiederholen können. Nur ohne einen Zuschauer.
 

Ich sank auf eine Bank und ließ den Blick hin und her schweifen. Ein paar Jungs liefen immer wieder am Straßenrand auf und ab. Eine ganze Weile sah ich dabei zu. Heute müsste ich mich da ohnehin nicht mit hinstellen.
 

Benjamins Pulli reichte mir bis weit über die Fingerspitzen und genauso wie über den Po. Dafür aber hielt er zumindest etwas warm.
 

Ich zog die Beine mit auf die Sitzfläche der Bank und schlang die Arme darum. Ich könnte genauso gut weiter zu mir nach Hause gehen. Aber ich hatte verfluchte Angst davor, dass Patrick da auf mich warten würde. Da hätte er mich dann auch alleine. Hier könnte ich immer noch darauf hoffen, dass mir irgendjemand half.
 

Doch wäre es für mich nicht vielleicht doch besser gewesen, wenn ich einfach gestorben wäre? Mein Leben hatte doch sowieso keinen Sinn mehr. Immer nur hier auf und ab zulaufen und mich den Kerlen hinzugeben. Nur damit die mal wieder eine ordentliche Portion Sex abbekamen.
 

Ich ließ den Kopf auf die Knie sinken.
 

War es denn überhaupt je anders gewesen? Vielleicht als mein Vater noch bei uns gewohnt hatte. Aber auch wirklich nur vielleicht. Er hatte mich immer bei so viel unterstützt. Bei einem kleinen Jungen, der ich damals noch war, aber auch nicht schwer. Es gab so viel mit dem man mich glücklich machen konnte. Und wenn es nur etwas Süßes gewesen war. Ich hatte mich immer gefreut.
 

Leicht seufzte ich. Es war schon viel zu lange her, dass ich einmal wirklich aus Freude heraus gelacht hatte oder das ich so etwas wie Glück empfunden hätte. Ich ging doch langsam aber sicher komplett den Bach runter. Dass ich doch eigentlich wirklich noch leben wollte. Von mir selbst aus.
 

Leicht streckte ich mich. Im Grunde könnte ich wirklich einfach wieder zurück zu Patrick. Sollte er mir doch einfach den Rest geben. Aber was sollte mir das schon groß helfen? Nur damit ich mich von meinem Leben drücken könnte? Das wäre erniedrigend.
 

Das Hupen eines Autos riss mich aus meinen Gedanken. Verschreckt blickte ich auf. Ein roter Audi A8 stand mit heruntergelassenem Beifahrerfenster direkt vor mir auf der Straße. Etwas verwirrt blickte ich erst drein, bevor ich aufstand und etwas zaghaft darauf zuging.
 

"Wollen sie etwas von mir?", fragte ich und lehnte mich leicht gegen das Fahrzeug. "Sieht wohl so aus, Kleiner", meinte nur der brünette Fahrer. "Wie viel würdest du denn kosten?", wollte er aber auch gleich noch wissen. Der Preis war schon mit das wichtigste Thema.
 

"Momentan", meinte ich und machte eine kurze Pause, "hm ... sagen wir mal $ 80." Eigentlich für meine Verhältnisse noch recht wenig. Manchmal zog mich meinen Freiern schon um die $ 200 aus der Tasche und sie zahlten sogar.
 

"Spring rein." Das ging doch sogar einmal richtig einfach. Doch gerade, als ich die Beifahrertür öffnen wollte, wurde ich zu Boden gerissen. Vor Schmerz, da ich wohl etwas unsanft auf meinem Steißbein gelandet war, ächzte ich auf.
 

"Du verfluchter Idiot!" Ich konnte gar nicht glauben, wer da halb auf mir lag.

"Ben", flüsterte ich nur, als mich der auch schon hochzog, "was ... was treibst du denn hier?" Wieso hatte der denn so einen wütenden Blick aufgelegt. Er hatte doch selbst gesagt, dass mein Leben ihn eigentlich nichts anging. Wieso regte er sich dann jetzt so auf?
 

Gerade als der Blonde mich noch einmal anbrüllen wollte, flog die Fahrertür des roten Audis zu. "Du Freak! Verzieh dich! Er gehört mir!" Da löste auch Benjamin seine Finger um mein Handgelenk. Er blickte mich völlig geschockt an. Woran das wohl lag? Wusste er nicht, was ich machte? Wenn es so wäre, dann hätte er doch hier als aller letztes nach mir gesucht.
 

Wieso hatte er das überhaupt gemacht? Wir kannten uns doch gar nicht. Wer versuchte denn schon einen Wildfremden zu finden? Im Grunde wäre das doch, wie wenn man eine Nadel in einem Heuhaufen suchen würde.
 

"Kommst du jetzt, Kleiner, oder willst du deinen Kumpel noch lange anstarren?" Ich wendete meinen Blick zu dem Brünetten und nickte nur langsam.
 

"Du bist ein verdammter Idiot", fauchte Benjamin, als ich gerade - ein weiteres Mal - die Beifahrertür des Audis öffnen wollte. Noch einmal wendete ich mich zu dem Blonden. "In welcher Straße wohnst du?", wollte ich mit ruhiger Stimme von Benjamin wissen.
 

Erst blickte mich Ben etwas verwirrt an. Antwortete dann aber: "In der 54. Wieso fragst du?" Auf einmal klang er so ruhig. Doch ich lächelte ihm nur kurz zu, statt zu antworten. Er würde schon verstehen. Dumm war er ja eigentlich auch nicht.

Warten

Kapitel 8 - Warten
 

Benjamin's PoV
 

Er würde wieder aufkreuzen. Da war ich mir sicher. Sonst hätte er nicht - mehr oder weniger - nach meiner Adresse gefragt. Also musste er doch wieder kommen. Er konnte gar nicht anders. Eigentlich musste er sogar. Wo sollte er auch hin? Natürlich. Eine Wohnung hatte er, aber dahin könnte er doch nicht zurück. Wenn der Typ wieder aufkreuzen würde, der ihm den Arm aufgeschlitzt hatte. Was wäre denn dann?
 

Ich fuhr mir durch das kurze, blonde Haar, als ich durch das TV-Programm zippte. Irgendetwas brauchte ich um mich ein bisschen abzulenken. Sonst würde ich nur anfangen nervös in der Wohnung auf und ab zu rennen. Angeblich hörte man das in die Wohnung unter mir durch. Viel zu oft hatte sich die Tussi, die dort wohnte schon aufgeregt. Dabei war die um einiges Lauter, wenn sie es mit ihrem Freund trieb. Das konnte man dann aber im ganzen Haus hören. Aber aufregen, wenn ich nur durch meine Wohnung ging.
 

Ich ließ ein Seufzen laut werden, als ich wohl schon mindestens zum dritten Mal alle Programme durch hatte. Wenn man einmal etwas Anständiges brauchen könnte, lief nichts. Irgendwie kam es mir vor, als wäre Weihnachten oder sonst irgendein Feiertag. Da kam auch immer wirklich gar nichts im TV, was man nicht schon in der x-ten Wiederholung gesehen hatte. Und trotzdem gab es angeblich Leute, die sich das Zeug dennoch wirklich ansahen. Obwohl sie wohl schon jeden Dialog in- und auswendig kannten.
 

Ich legte mich der Länge nach auf die Couch, als ich mich schließlich doch dazu entschlossen hatte den Fernseher wieder auszuschalten. Kostete mir ohnehin nur Strom und das Geld dafür könnte ich für Sinnvolleres ausgeben. Vielleicht um mir einmal ein paar richtige Modele für meine Bilder zu leisten. Die Mädels von der Straße waren wirklich nicht das waren. Und weit würde ich mit denen für die Bilder, die ich für diese Parker seine Frau malen sollte, auch nicht kommen.
 

Das dem Kerl das überhaupt passe, dass sich seine werte Gemahlin Bilder von Typen an die Wand hin. Wahrscheinlich war ihr ihr Gatte nicht genug. Wer etwas Geschmack hatte, hätte den aber auch schon längst abgeschossen. Das so einer Frauen nicht wirklich gefallen könnte, fiel sogar mir als Kerl auf. Ein zweites Mal würde sie denn sicherlich nicht mehr nehmen. Aber vielleicht hatte er auch einfach nur Geld. Dafür taten doch Menschen alles.
 

Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

Wenn Michael wirklich noch einmal wiederkommen würde, dann könnte ich doch ihn fragen, ob ich ihn - zumindest als Test einmal - malen dürfte. Ausmachen sollte ihn ja meine Art von Kunst nicht. Hunderte von Typen hatten ihn schon so gesehen. Da könnte ihm einer mehr oder weniger eigentlich scheißegal sein. Und irgendeinen dreckigen Hintergedanken hatte ich doch auch nicht. Was sollte ich auch schon groß mit ihm anstellen könnten?
 

Ich rollte mich so, dass die Rückenlehne der Couch direkt vor mir war.
 

Was hatte ich mich eigentlich so künstlich aufgeregt, dass er weg war? Hätte er mir vielleicht erst eine schriftliche Genehmigung dafür vorlegen sollen? Es war sein verfluchtes Leben, das er lebte und nicht meines. Also was hatte es mich zu interessieren, wo er war? Im Grunde hätte es für mich nur besser sein könne. Zumindest musste ich nicht noch jemanden durchfüttern. Mit meinen drei Jobs kam ich ja selbst kaum über die Runden.
 

Erneut seufzte ich. Vielleicht war es auch nur die Einsamkeit, weswegen ich ihn hier behalten wollte. Schon lange hatte ich doch keine richtige Gesellschaft mehr. Die paar Freunde bei der Arbeit waren schon alles. Aber selbst mit denen konnte ich eigentlich nie wirklich mal irgendetwas unternehmen. Ich hatte ja kaum Zeit. Da wäre er mir nur gut bekommen.
 

Ich rollte mich anders herum.
 

Aber ihn hier halten, wie einen Vogel in einem goldenen Käfig? Das hätte ich doch auch nicht machen können. Das sollte eigentlich niemand mit einem Menschen machen können. Und wie viele taten es? Genügend! Wer wollte nicht jemanden ganz für sich allein haben? Rein aus Liebe. Nein! Das war keine Liebe mehr. Das war grausam.
 

Ich rollte mich wieder auf den Rücken und verschränke die Arme erneut hinter dem Kopf.
 

Was sollte ich eigentlich machen, wenn er doch nicht mehr kommt? Im Grunde sollte mir das egal sein. Oder? Könnte ich hier eben wieder alleine rumhängen. So lange war das ja auch nicht. Nur ein paar Stunden am Tag. Freizeit hatte ich ohnehin so gut wie gar keine. Aber so richtig interessieren tat es mich gar nicht mehr. Man gewöhnte sich daran.
 

Und das hatte ich auch. Schlafen, essen und arbeiten. Aus viel mehr bestand mein Leben schon gar nicht mehr. Da wäre es zumindest einmal eine schöne Vorstellung, wenn zu Hause jemand auf mich warten würde. So könnte ich mich zumindest auf irgendetwas freuen. Mehr als auf die kalte, leere Wohnung.
 

Mir würde schon etwas Gesellschaft hier reichen. Irgendjemanden. Es wäre schon genug. Auch wenn ich mir dafür gut und gerne auch eine Katze anschaffen könnte. Nur wäre das wohl nicht so schön, wie wenn es jemand wäre, mit dem man sich auch unterhalten könnte und der dann auch antwortete.
 

Langsam setzte ich mich auf und streckte mich leicht. Das Knurren meines Magens ließ mich leicht zusammen zucken. Ich hatte ganz vergessen etwas zu essen und eigentlich war mir der Hunger auch etwas vergangen, als ich das erste Mal nach Hause gekommen war und er nicht mehr da war. Aber jetzt wäre es wohl doch angebracht, irgendetwas im Magen zu haben.
 

Ich tapste in die Küche. Ein paar der Pfannkuchen von heute Mittag waren noch da. Die könnte ich mir jetzt einverleiben. Aber vielleicht sollte ich ein paar für Michael aufheben. Da verließ aber schon wieder ein Seufzen meine Kehle. Wieso war ich mir eigentlich so sicher, dass er hier noch einmal aufkreuzen würde? Das war doch nur Einbildung. Er hatte keinen Grund um hier wieder aufzutauchen.
 

Ich setzte mich an den Küchentisch und massierte mir leicht die Schläfe. Sicherlich würde ich hier alleine sitzen bleiben. Michael kam nicht wieder. Ganz bestimmt nicht. Er wäre aber auch ein Idiot, wenn er es tun würde. Und ich wäre einer, wenn ich weiter warten würde.
 

Langsam sank mein Kopf auf die Tischplatte. Mir war der Hunger wieder vergangen. Und eigentlich sollte ich längst im Bett sein. Morgen würde ich zwar nicht so früh aufstehen müssen, aber lieber war ich in meinem warmen Bett.
 

Ich zog mir schnell das Shirt und die Jeans aus, kroch unter die Decke und blieb erst einmal auf dem Bauch liegen. Ohne einen weiteren Zucker zu tun starrte ich in die Dunkelheit. In der letzten Nacht lag ich hier zumindest nicht allein. Es hatte sich irgendwie gut angefühlt.
 

Er hatte es mir sicherlich nicht geglaubt, dass ich neben ihm eingeschlafen war und mich deswegen so an ihn gekuschelt hatte. War ohnehin nur eine verdammt dumme Ausrede. Und noch dazu eine verflucht billige. War nicht ungewöhnlich, das er es anzweifeln würde.
 

Aber wieso war ich den wirklich bei ihm geblieben? Nur weil ich auf ihn aufpassen wollte? Wäre einleuchtend, aber das konnte doch kaum der einzige Grund gewesen sein. Sonst machte ich auch nichts, nur wegen einem Ansporn. Ich brauchte sonst immer etwas Zweites um mir wirklich sicher zu sein, dass etwas so sein musste.
 

Ich rollte mich auf den Rüchen und setzte mich wieder auf. Tief sog ich die Luft ein und stieß sie mit einem Seufzen wieder aus. Schließlich raffte ich mich wieder hoch und marschierte erneut in die Küche. Nur ein Glas Wasser würde ich mir holen. Mehr nicht.
 

Doch aus dem einen wurden zwei. Und dann immer mehr. Bis mir fast schon schlecht wurde. Ich sank schließlich wieder auf einen der Küchenstühle und ließ langsam den Kopf in den Nacken sinken. Wie gebannt starrte ich an die Decke.
 

Eins. Zwei. Drei. ... Neun Deckenlahmelen. Und vier LCD-Lampen.
 

Mein Kopf sank wieder nach vorne und ich blickte mich langsam um. Eins. Zwei. Drei. ... Drei Steckdosen. Mir war nie aufgefallen, dass das so viele waren. Immerhin suchte ich andauernd eine. Manchmal meinte ich fast, dass ich nur eine einzige hätte. Zumindest war es nicht so.
 

Ich stand etwas umständlich wieder auf, tapste in den Gang hinaus und lief bis an dessen hinteres Ende. Dort hielt ich einen Moment inne, bevor ich wieder auf den Haken kehrt machte und rückwärts so weit zurückging, bis ich die Wand mit der Ferse spürte.
 

Genau setzte ich den einen Fuß vor den anderen, so das kein Millimeter mehr Platz war. Etwas wankend lief ich so den ganzen Gang ab. Genau 26 Fuß und ein bisschen was lang. Das gleiche machte ich bei der Breite. Da waren es aber nur sieben Fuß und ein bisschen was. Demnach hatte ich einen 182 Quadratfuß großen Gang.
 

Leicht schüttelte ich den Kopf. Was machte ich da eigentlich. Wollte ich so vielleicht noch die komplette Wohnung abmessen?
 

Ich marschierte geradewegs wieder ins Schlafzimmer und ließ mich ein weiteres Mal aufs Bett fallen. Vielleicht könnte ich nach dieser dummen Aktion ja jetzt endlich schlafen.
 

Nur blöd, wenn Michael doch wieder kommen würde und ich ihn nicht hörte. Er könnte draußen erfrieren. Immerhin hatte er nicht gerade etwas Warmes an. Mein Pulli, der ihm um einiges zu groß war, würde da auch nicht mehr viel ausmachen.
 

Ich sprang wieder auf. Die Tussi unter mir - wenn sie denn zu Hause war - würde mich wohl morgen umbringen, dass sie ihren wichtigen Schönheitsschlaf nicht mehr richtig bekommen hatte, nur weil ich hier oben so einen Radau gemacht hatte. Doch nur rumliegen und Löcher in die Luft starren konnte ich auch nicht. Von schlafen mal ganz abgesehen.
 

Ich stapfte wieder ins Wohnzimmer. Vielleicht könnte ich ja etwas lesen. Als Otaku[1] - auch wenn ich mir schon lange keinen Manga mehr gekauft hatte - hatte ich eigentlich was im Haus. Immer noch stand meine kleine Sammlung in einem Regal direkt neben dem Fernseher. Nur hatte sie mit der Zeit angefangen zu schrumpfen. Jetzt waren zum Großteil nur noch meine wirklichen Lieblinge da.
 

Kurzerhand schnappte ich mir den ersten Band von Lady Snowblood[2] und sank damit auf die Couch. Irgendwie könnte ich damit schon die Zeit überbrücken, bevor mich die Langeweile und Nervosität wieder packte.
 

Und dennoch konnte ich nicht lange lesen. Schon bald landete der Manga neben dem Sofa auf dem Boden und ich blickte nur starr an die Decke. Biss mir schließlich auf die Unterlippe. Da schmeckte ich aber schon einen leicht kupfernen Geschmack im Mund. Das war wohl ein bisschen zu fest.
 

Ich machte mir Sorgen um ihn. Wenn dieser Kerl ihm auch etwas antun wollen würde. Dieses Mal könnte ich ihm sicherlich nicht mehr helfen. Woher sollte ich auch jetzt wissen, wo er war? Hellsehen gehörte zu einem der Dinge, die ich nicht konnte. Und einen Sensor zum Finden von kleinen rothaarigen Strichern hatte ich auch nicht.
 

Leicht kniff ich die Augen zusammen. Wieso hatte ich überhaupt solche Befürchtungen, dass ihm etwas passieren könnte? Gerade bei einem Fremden. Es war doch Irrsinn sich um jemanden zu sorgen, denn man gar nicht kannte. Also wieso machte ich es eigentlich? Etwas krank im Kopf musste ich doch sein.
 

Ich rollte mich auf den Bauch und legte den Kopf auf die verschränkten Arme. Für einen Moment schloss ich die Augen, da war es aber längst zu spät. Ich war eingenickt. Und versank in einem konfusen Traum.
 

~~~
 

[1] Ein extremer Fan (vor allem Anime und Manga)

[2] Seinen-Manga von Kazuo Koike & Kazuo Kamimura

Gummi

Kapitel 9 - Gummi
 

Michael's PoV
 

"Der Typ steht wohl auf dich?", meinte der Brünette, als wir den Boulevard raufwärts fuhren. Ich blickte kurz zu ihm. "Eigentlich kenne ich ihn gar nicht wirklich", erwiderte ich schließlich.
 

"Wieso wolltest du dann wissen in welcher Straße er wohnt?" Mein Blich schweifte noch einmal zu dem Braunhaarigen. "Ich dachte, Sie könnten mich vielleicht danach hinbringen." Ein leichtes Seufzen verließ seine Kehle. "Ok."
 

Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich die Beine auf die Sitzfläche zog und die Arme darum schlang. Den Kopf legte ich auf die Knie.
 

"Wir könnten noch ein ganzes Stück fahren. Willst du vielleicht etwas schlafen?" Ein fast liebevolles und fürsorgliches Lächeln hatte sich da in seinem Gesicht gebildet, als ich aber auch schon nickte und es mir versuchte ans Fenster gelehnt bequem zu machen.
 

"Hey, leg dich lieber auf die Rückbank." Zaghaft nickte ich. "Ok ... äh ..." Verwirrt sah ich den Braunhaarigen an. "Luan. Luan Hutton. Und wie heißt du?" Wieder bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen.
 

"Michael", erwiderte ich nur mit gesenktem Kopf. Nie hatte ich einem meiner Freier meinen Nachnamen gesagt. Der hatte auch wirklich keinen von denen zu interessieren. Nach dem Sex würde der ihnen ohnehin nicht viel bringen.
 

"Ok, Mike. Dann klettere mal nach hinten." Kaum das Luan das ausgesprochen hatte, lag ich schon hinten im Auto und rollte mich etwas zusammen.
 

"Auf dem Boden müsste irgendwo eine Decke liegen." Ich spürte, wie der Braunhaarige mich über den Rückspiegel beobachtete, während ich nach besagter Decke suchte und sie zu meinem Glück auch bald neben einigen leeren Bierdosen gefunden hatte. Sofort rollte ich mich darin ein. Es war hier nicht kalt, aber richtig aufgewärmt hatte ich mich noch nicht.
 

"Hättest du irgendwelche Vorgaben?", fragte da auf einmal Luan. Etwas zaghaft nickte ich, bis ich bemerkte, dass er das wohl gar nicht richtig sehen konnte. "Ich mag's nicht ohne Gummi", meinte ich also. Da vernahm ich auch schon ein kurzes Auflachen. "Na dann ist es ja gut, dass ich noch welche besorgt habe. ... Sonst noch etwas?"
 

"Nein", flüsterte ich und kauerte mich noch etwas zusammen. Obwohl ich dafür kaum Platz hatte. "Wo geht es eigentlich hin?", fragte ich schließlich. Wieder erfüllte ein Auflachen kurz das Auto. "Lass dich überraschen."
 

Ich hasste Überraschungen, aber jetzt damit weiter bohren könnte ein Fehler sein. Wenn ich ihn nervte, könnte er mich ganz einfach rauswerfen und dann würde ich Gott wer weiß wo sein. Nachts sah fast jede Straße in L. A. gleich aus.
 

Ich bemerkte nicht, wie ich einschlief. Den Traum konnte ich so gar nicht von der Realität unterscheiden.
 

Ich lag auf Benjamins Bett und der über mich gebeugt. Seine Lippen mit den meinen in einem innigen Kuss verbunden. Seine Finger glitten über meinen nackten Körper, während meine Hände an der Bettstange festgebunden waren.
 

Mein Atem wurde schneller, als er sich auf meine Oberschenkel setzte und vorsichtig mein steifes Glied streichelte. Ein Keuchen verließ meine Kehle und für den Bruchteil einer Sekunde bäumte sich mein Körper auf.
 

"Gefällt dir das?", hauchte mir Benjamin ins Ohr. Es klang so weit weg. Vielleicht war er aber auch nur so leise.
 

Zärtlich begann der Blonde meine Brustwarzen zu küssen. Ein weiteres Mal keuchte ich. Wie gerne hätte ich die Finger in seinem hellen Haar vergraben, als er erneut seine auf die meinen Lippen legte.
 

Als er sich wieder von ihm löste, wollte ich ihm eigentlich sagen, wie schön er doch wäre. Doch meine Kehle verließ kein Ton. Ich blickte mich verschreckt um. Was war denn los?
 

Ich sah verwirrt zu Benjamin auf. Nur war der nicht mehr da. Mich packte die Panik. Nicht mehr der Blonde saß auf mir, sonder Patrick. Ich versuchte mich unter ihm zu winden, aber ich kam nicht weg. Die Fesseln um meine Handgelenke waren zu fest. Ich wollte schreien, aber wieder kam kein Ton aus meiner Kehle.
 

Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es würde endgültig aus sein. Als sich der Schwarzhaarige zu mir herunter beugte, schreckte ich hoch.
 

"Aua!", jaulte Luan auf. Ich war mit meinen Kopf direkt an den seinen gestoßen. "Tut ... tut mir Leid", versuchte ich mich zu entschuldigen. Unbeholfen fächerte ich mit den Händen herum. Da hielt mich der Braunhaarige aber schon fest.
 

"Was hast du denn geträumt? Du hast geschrieen", fragte er verwirrt. Da drehte ich aber schon den Kopf weg. "Nicht so wichtig", murmelte ich. Luan zuckte nur mit den Schultern und zog mich hoch.
 

Vor dem Auto blieb ich etwas irritiert stehen und blickte den Berg hinauf. In riesigen Lettern - kaum 200 Meter über mir - stand dort 'HOLLYWOOD'. "Wow", entfuhr es mir nur. Hier oben war ich noch nie, dabei wohnte ich gut sechs Jahre schon in Los Angeles. Aber das war wohl bei den meisten Menschen, die hier lebten so. Bis auf die Hollywood-Hills schafften es die wenigsten. Kaum jemand, der nicht gerade hier wohnte – die Häuserpreise waren aber auch nicht gerade niedrig –, war doch je hier gewesen.
 

"Das gefällt dir wohl." Ich spürte Luans Hände auf meinem Arsch. Leicht drückte er mich voran. In Richtung einer Villa. Keine wirklich große und protzige. Aber es war sicherlich schöner, als in meiner Wohnung.
 

"Gehört die Ihnen?", wollte ich etwas scheu wissen, als er mich durch die Eingangshalle führte. An den Wänden hingen Gemälde von Picasso und Toulouse-Lautrec. Zumindest waren das die einzigen, die ich kannte. Der Teppich war gigantisch und die Treppe, die ins obere Stockwerk führte, hatte ein Geländer, das aussah, als ob es aus Gold wäre.
 

"Natürlich gehört die mir. Und könntest du aufhören mich so höflich anzusprechen?" Etwas angewidert verzog Luan das Gesicht. Er mochte es wohl nicht, wenn man ihn siezte.
 

"Und da lässt du so einen billigen, kleinen Stricher hier rein. ... Ich bin doch keine Edelhure." Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass ich je in einem solchen Haus sein würde.
 

"Du hast mir einfach gefallen." Luan legte seine Hand auf meine Wange. Unweigerlich musste ich zu ihm aufsehen.
 

Seine Finger glitten über meine Lippen. "Geh schon mal nach oben und such dir eins der Badezimmer aus."
 

Wie befohlen machte ich es. Nur wusste ich nicht ganz wieso ich das tun sollte. Erst als ich bemerkte, dass es mindestens vier Badezimmer gab wurde es mir im Ansatz bewusst. Die ersten drei waren nicht wirklich mein Ding. Erst im letzten verharrte ich.
 

Dabei war das Einzige, was mich interessierte, der Whirlpool. Langsam ließ ich die Finger über den Rand gleiten. Schneeweißer Marmor musste das sein. Das ganze Bad war damit gestaltet.
 

"Du bist wirklich keine Edelhure."

Verschreckt wirbelte ich herum. Luan stand in der Tür. Immer wieder drehte er ein verpacktes Kondom zwischen der Finger einer Hand.
 

"Wenn du eine gewollt hättest, dann hättest du mich nicht nehmen müssen." Ich zog eine Schnute. Ob er wohl merkte, dass das nur gespielt war?
 

"Oh. Bist du eine kleine Zicke?" Luan entfuhr ein Lachen, als er auf mich zukam. Ohne aber noch einen weiteren Blick auf mich zu werfen ließ er Wasser in den Whirlpool. "Der gefällt dir doch", hauchte er mir ins Ohr.
 

Da zog er sich aber auch schon das Shirt aus. Ich schluckte nur. Es war ja eigentlich nicht verwunderlich, dass ein Mann, der sich so etwas leisten konnte, auch durchtrainiert war.
 

Ich brauchte keine Minute, bis ich mich völlig ausgezogen hatte und mich auch schon im warmen Wasser nieder ließ. Sonst ließ ich mich immer, faul wie ich eigentlich war, ausziehen, aber jetzt wollte ich gar nicht warten.
 

Nur kurz darauf gesellte sich Luan zu mir. Ich machte gar keine lange Sache daraus und begann ich ihn einfach erst einmal etwas zu verwöhnen. Küsste ganz zärtlich seinen Hals.
 

"Machst du auch Blow-Jobs?", fragte er da doch wirklich. "Eigentlich schon, aber nicht hier", erwiderte ich. Wollte er die ganze Stimmung versauen? "Schade."
 

Ich versuchte irgendwie weiter zu machen, als er mich aber auf einmal von sich wegstieß. "Lass uns zur Sache kommen." Etwas Kaltes, Gefühlloses lag in seiner Stimme. War mir aber auch irgendwie egal.
 

Ich angelte mir nur das Kondom, das auf dem Wannenrand lag, riss es vorsichtig auf und zog den Gummi heraus. "Du willst das also wirklich durchziehen?", fragte Luan belustigt. "Ohne mach ich's nicht!", erwiderte ich bestimmend. Eine eiserne Regel, die ich mir festgelegt hatte.
 

Ich hatte nie von jemand anderen das Fix-Besteck benutz, genauso wenig hatte ich es nie jemanden ausgeliehen und würde es auch nie mit jemanden ohne Kondom treiben. Immerhin war ich mir darüber im Klaren, was ich mir einfangen konnte. Mir reichten schon die Drogen, dass musste ich nicht auch noch irgend so einen Scheiß, wie AIDS haben.
 

"Ok. Aber beeil dich, bevor ich dich einfach so durchnehme."
 

Luan sank wieder zurück und spreizte die Beine. Nicht wie eine Nutte. Irgendwie herrschender.
 

Langsam beugte ich mich über ihn und streifte gekonnt den Pariser über. "Jetzt kannst du loslegen." Ein Grinsen huschte über meine Lippen.
 

Ruppig drückte mich der Braunhaarige wieder zurück. Wasser schwappte über und verteilte sich auf dem Badezimmerboden. Da spürte ich aber auch schon Luan in mir. Ich stöhnte kurz auf.
 

Ich ließ einfach alles mit mir machen und täuschte etwas vor. Wirklich kommen tat ich durch die wenigsten meiner Kunden, aber das mussten sie ja nicht unbedingt wissen.
 

Als Luan wieder von mir abließ, keuchte ich ein bisschen schwer. Mein Kopf sank in den Nacken. Noch etwas entspannen und dann könnte ich mich von ihm zu Benjamin bringen lassen. Zumindest zu Fuß gehen müsste ich nicht. Von hier aus würde ich ohnehin nie im Leben wieder in die Innenstadt finden.
 

Kaum eine Viertelstunde später saß ich doch wirklich wieder in dem roten Audi. Dieses Mal machte ich es mir wirklich vorne etwas bequem. Nur einschlafen wollte ich nicht mehr.
 

"Was willst du jetzt wirklich von dem Blondie?" Luan warf mir einen kurzen Blick zu, da zuckte ich nur mit den Schultern.
 

Wieso wollte ich wieder zu Benjamin zurück? Weil er mich gerettet hatte? Wäre doch etwas. Vielleicht könnte er auf mich aufpassen. Und irgendwie war er nett. Fast schon süß.
 

"Du hast also eigentlich keinen Grund, wieso du zu einem Fremden willst?" Ich nickte auf die Frage nur langsam. Musste ich denn dafür ein Motiv haben, dass ich mich vielleicht bei Benjamin etwas wohl fühlte?
 

Die restliche Fahrt über sagte er kein Wort mehr. Erst als ich in der Dunkelheit das Schild zur 54. Straße sah meinte er: "Da wären wir. Also verzieh dich." Als der Wagen stehen blieb war ich binnen weniger Sekunden auch schon ausgestiegen und fast genauso schnell war das rote Auto schon weg.
 

Ich blickte mich etwas hilflos um. Vielleicht hätte ich noch nach der Hausnummer fragen sollen. Auf gut Glück lief ich einfach los. Zumindest hatte ich das Haus noch halbwegs im Kopf. Auch wenn mir das bei den Lichtverhältnissen nicht viel helfen könnte.
 

Ein kalter Wind ließ mich kurz zusammen zucken. Ich fror nicht. Die Temperaturen war ich normalerweise noch in um einiges freizügigeren Klamotten gewohnt.
 

Doch ich wurde Schritt um Schritt müder. Lange würde ich nicht mehr laufen können. Es wäre wohl einfacher gewesen, wenn ich mich von Luan zu meiner Wohnung hätte fahren lassen und Benjamin einfach vergessen hätte. Das wäre sowohl für mich, als auch für ihn das Beste. Doch jetzt war es ohnehin zu spät.
 

Als ich langsam aufsah, dachte ich fast, ich würde träumen. Aber das war es doch. Ich überflog die Klingelschilder. Nicht gerade einfach in der Finsternis. Mein Blick hellte sich schlagartig auf, als ich doch wirklich 'Benjamin Valentine' dort las.
 

Einen Moment zögerte ich, bevor ich auf die Klingel drückte. Einige Minuten wartete ich, dann drückte ich nochmal. Wieso machte er denn nicht auf? Er musste doch auf mich warten.
 

Da vernahm ich aber ein kurzes Knacken und schon kurz darauf ein Gähnen aus der Sprechanlage. "Ja?" Mein Atem wurde schneller, als ich seine Stimme hörte.
 

"Mach auf, Ben!", rief ich. Schon eine Sekunde hörte ich ein Surren und ich drückte die Tür auf. Mit anfänglich leichten Schritten sprang ich die Stufen hinauf. Doch im dritten Stock hielt ich inne. Vielleicht hätte ich gar nicht zurückkommen sollen.
 

Als ich schon auf den Haken kehrt machen und wieder nach unten laufen wollte, schlangen sich auf einmal zwei Arme um mich und hielten mich fest.

Zurück

Kapitel 10 - Zurück
 

Benjamin's PoV
 

Ich hatte mir nur schnell ein Shirt übergezogen, bevor ich aus der Wohnung raus war und ihm entgegen. Scheinbar wollte er schon umdrehen, weswegen ich die Arme um ihn schlag. Er sollte nicht einfach wieder abhauen.
 

"Du hast keine Hose an", flüsterte Michael auf einmal. Ein leises Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. "Wenn ich die auch noch angezogen hätte, wärst du wohl schon längst wieder weg." Meine Umarmung wurde abrupt enger.
 

Ihn im Arm zu haben fühlte sich gut an. Er war kleiner und schmächtiger als ich, so kam er mir fast wie ein kleiner Bruder vor. Nur das wir uns so gar nicht ähnlich sahen.
 

"Wollte ich eigentlich auch sein." Seine Stimme zitterte, als ob er Angst hätte. Oder fror er vielleicht einfach nur. Es würde mich auch nicht wundern. Sein Körper fühlte sich kalt an. Wenn ich nicht deutlich wahrnehmen würde, wie er atmete, hätte ich ihn genauso gut für tot halten könnten.
 

"Willst du wieder mit nach oben kommen oder dir hier was abfrieren?", fragte ich und löste langsam die Umarmung um seine schmalen Schultern. Wenn er noch gehen wollte, dann sollte er das jetzt tun.
 

"Ich komm' gern mit dir mit", hauchte er da aber auf einmal. Die Antwort hätte ich jetzt nicht wirklich von ihm erwartet. Schon eher, dass er sich einfach verziehen würde. So etwas hätte ich zumindest von einem Stricher erwartet.
 

Kurz darauf lag Michael dann aber auch schon auf dem Bauch in meinem Bett. In voller Montur.
 

"Willst du so schlafen?", fragte ich und setzte mich auf die Bettkante. Da rollte er sich jedoch schon auf den Rücken.
 

"Eigentlich nicht", murmelte er und suchte etwas in seiner Hosentasche. Leicht beugte er sich zu mir und drückte mir etwas in die Hand.
 

Ich blickte im ersten Moment nur gebannt darauf und dann wieder zu ihm. "Was soll ich denn mit den $80?"
 

"Wenn dann will ich zur Miete etwas beitragen", erwiderte der Rothaarige mit einem Lächeln. Ich hob nur irritiert eine Augenbraue. "Was um alles in der Welt, willst du damit sagen?", fragte ich.
 

"Kannst du dir das nicht denken?" Erneut umspielte ein Lächeln seine Lippen. Und natürlich verstand ich ihn nicht. Ganz langsam schüttelte ich den Kopf. Vielleicht würde er es mir dann ja erklären.
 

"Ich zieh' hier ein", gab er da auch schon von sich und sank wieder zurück in die Kissen. Ganz leicht streckte er sich und achtete keine Sekunde auf meine Reaktion. Ich glaubte nicht im Ansatz, was er da sagte.
 

"Du spinnst doch!", fauchte ich. "Das meine ich aber erst!" Ein ähnlicher wütender Unterton lag in seiner Stimme, wie bei mir. Nur klang er dazu noch irgendwie bedrückt.
 

"Du willst das wirklich?" Ich zog die Augenbrauen fragend zusammen. Sofort nickte Michael. Schon im nächsten Moment verkroch er sich unter der Bettdecke.
 

Ich seufzte. Nicht wegen der Tatsache, dass er hier bleiben wollte. "Zieh' doch zumindest die Jeans aus." Er legte leicht den Kopf schief, als ich das mit einem weiteren Seufzen sagte.
 

"Dann ziehst du dich aber ganz aus." Er wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und blickte mich lüstern an.
 

"Ich werde hier sicher nicht deine Hure spielen!", keifte ich. Das erwiderte er aber auch nur mit einem Kichern.
 

"War doch nur ein Witz." - Er lachte noch einmal auf - "Aber was hältst du von einem Blow-Job. Immerhin will ich dir zumindest nützlich sein."
 

Er setzte sich auf, aber genauso schnell hatte ich mich auf ihn gestürzt, ihn wieder zurück gedrückt und geohrfeigt. "Du spinnst doch!", fauchte ich. Wie konnte er mir nur jetzt so ein Angebot machen? Das war doch Irrsinn! Ich würde ihn hier sicher nicht für so etwas ausnutzen.
 

Er drehte den Kopf in Richtung Fenster. "Tut mir leid", flüsterte er kaum hörbar, als ich schon wieder langsam von ihm herunter rutschte. Er rollte sich auf die Seite und kauerte sich zusammen. Ein leises Seufzen vernahm ich von seinerseits. Regelrecht Mitleid erregend klang er. Nur würde ich darauf jetzt ganz bestimmt nicht eingehen.
 

Ich würde ihn einfach alleine lassen, dann würde er schon zur Vernunft kommen.
 

Gerade als ich zur Zimmertür hinaus wollte, hörte ich das Geräusch, als würde ein Kleidungsstück aus festerem Stoff zu Boden fallen und wie das Bett kurz knarrte.
 

"Bleib bitte hier." Er wimmerte, als er die Arme um mich schlang. Wie anhänglich er doch war. "Du wirst es hier schon alleine aushalten." Eigentlich führte er sich aber auch auf, wie ein kleines Kind.
 

"Bitte", flüsterte er und drückte sich enger an mich. Ich verdrehte die Augen und wendete mich zu ihm um. "Wenn du unbedingt willst." Mit großen Augen blickte er mich an, als ich das sagte. Noch im selben Moment löste er sich aber von mir und kroch zurück unter die Bettdecke.
 

Ich legte mich neben ihn und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Da kuschelte er sich aber auch schon an mich. Ganz leicht spürte ich, wie er zitterte. Jeder Muskel musste bei ihm vibrieren. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ihm kalt war oder ob der Entzug nur wieder zu wirken begann.
 

Behutsam legte ich einen Arm um ihn. Aber dennoch zuckte er zusammen und wollte sogar fast ein Stück wegrutschen. Nur scheinbar überlegte er sich das noch einmal und schmiegte sich dann doch etwas mehr an mich.
 

"Sollte mich wohl bedanken, dass du mich hier wohnen lässt", murmelte er auf einmal. Ich erwiderte nichts. Irgendwie kam es mir nicht angebracht vor.
 

Da spürte ich aber plötzlich seine Finger auf meinem Bauch. Tief sog ich die Luft in meine Lungen ein und ließ sie mit einem Zischen wieder entweichen. Das ließ ihn zusammen zucken.
 

"Tut mir leid", flüsterte er und zog die Hand zurück. Doch ich hielt sie fest und legte sie wieder auf meine Körpermitte.
 

Langsam schloss ich die Augen. Öffnete sie aber im nächsten Augenblick schon wieder. "Ich wollte dir die Strammen, die du auf dem Rücken hast, doch etwas mit Salbe einreiben", dachte ich laut nach. Da hob er auch schon leicht den Kopf. "Wolltest du", gab er leise von sich und ließ sein Haupt wieder sinken. Dieses Mal auf meine Brust, zuvor war es noch neben mir gelegen.
 

"So geht das aber nicht", meinte ich und wollte ihn schon von mir herunter schieben. Doch er drückt sich nur noch enger an mich. "Kannst du auch morgen machen", flüsterte er. "Wenn du meinst." Leicht zuckte ich mit den Schultern. Es wäre sein Problem, wenn mit den Verletzungen irgendetwas wäre.
 

Da setzte ich mich aber dennoch auf ohne überhaupt auf ihn zu achten. "Den Verband muss man aber wechseln!"
 

Ich stand einfach auf. Nicht einmal bemerken tat ich, wie er sich zusammenrollte, als ich die Decke wieder über ihn warf. Erst als ich mit einem frischen Binde und Desinfektionsmittel zurückkam, sah ich es.
 

"Hey, Kleiner?" Leicht stupste ich ihn an. Er rollte sich aber nur mehr zusammen. "Hey, Michael. Kommt, ich will nur deinen Arm frisch verbinden." Doch er rührte sich wieder nicht. Wollte oder konnte er nicht?
 

Da raffte er sich dann aber doch auf einmal hoch. Zuerst blickte er mich etwas irritiert an, dann schlang er aber abrupt die Arme um mich. "Danke", flüsterte er. "Ich hab doch noch gar nichts gemacht", gab ich leise als Erwiderung zurück.
 

Leicht lächelte ich, als ich ihn von mir wegdrückte. Artig, wie ein kleines Kind, hielt er mir den Arm hin. So vorsichtig wie nur irgendwie möglich entfernte ich den alten Verband. Gelegentlich hatte sich noch Blut daran festgeklebt, nur gab er nie einen Ton von sich, der andeuten würde, dass ich ihm wehtat.
 

Geduldig ließ er es über sich ergehen. Erst als ich ihm mit einen knappen Kopfnicken andeute, dass ich fertig sein, kuschelte er sich wieder in die Kissen und rollte sich auch leicht wieder zusammen.
 

Ich setzte mich nur auf die Bettkante, ließ die Hände in den Schoss fallen und sank leicht zusammen. Da legte er aber schon wieder die Arme um mich. Er war anhänglich. Anders konnte man es nicht mehr nennen.
 

"Fick mich", hauchte er mir da aber auf einmal ins Ohr und drückte auch gleich darauf seinen Kopf gegen meine Wange. Starr vor Schreck blickte ich gerade aus. Konnte er denn an nichts anderes denken. Da gab ich ihm aber schon einen Stoß von mir weg.
 

"Ich penn' doch auf der Couch!" Auf seinen Mitleid erregenden Blick, den er mir noch zuwarf, achtete ich gar nicht. Verzog mich nur ins Wohnzimmer.
 

Kaum das ich auf dem Sofa lag hörte ich es dann das erste Mal. Einen dumpfen Aufschlag. Da dachte ich mir noch nichts und zog mir einfach die dünne Decke, die sonst zusammengelegt über einer der Armlehnen lag, über den Kopf.
 

Dann irgendwann, ich war schon in einen Halbschlaf versunken, das zweite Mal. Jetzt schreckte ich doch und hob etwas verwirrt eine Augenbraue. Doch dann schüttelte ich nur leicht den Kopf. Vielleicht bildete ich mir das nur ein oder die Tussi unter mir stellte schon wieder irgendeinen Mist an.
 

Doch kaum, dass ich wieder lag, erfühlte das dritte Mal dieses komische Geräusch die Stille. Noch einmal setzte ich mich auf. Das war doch keine Einbildung?
 

Ich legte ein Ohr an die Wand und wartete. Nur kam nichts mehr. Egal, wie lang ich in die Stille lauschte. Langsam sank ich wieder zurück und rollte mich auf die Seite.
 

Mit der Zeit wurden mir wieder die Lider schwer, obwohl ich mir irgendwie vorstellen konnte, dass Michael wieder irgendetwas anstellen. Ich sollte eigentlich lieber auf ihn aufpassen. Aber bei ihm konnte ich auch nicht mehr bleiben. Es reicht selbst mir jetzt.
 

Er machte sich doch mit Absicht so an mich ran! Nur wieso? Was hatte es denn jetzt noch für einen Sinn? Das er vielleicht nicht aus der Übung kam? Da war er aber eindeutig bei mir ander falschen Stellen. Sex war mir noch nie wirklich wichtig gewesen. Ein- oder zweimal in der Woche. Das reichte mir früher aus. Und momentan war ich ohnehin lang genug ohne ausgekommen.
 

Da erfühlte aber auf einmal wieder das Geräusch dieses dumpfen Aufschlags die Stille. Abrupt schlug ich die Augen wieder auf.
 

"Michael", flüsterte ich nur.
 

Ich stand etwas zaghaft auf und marschierte zurück ins Schlafzimmer. Zusammengekauert hockte er in der hintersten Ecke. Immer wieder zuckte er leicht zusammen.
 

Ich schnappte mir nur schnell die Bettdecke und rollte ihn darin ein. Leise flüsterte ich ihm immer wieder zu, dass er sich doch beruhigen sollte. Doch er konnte wohl gar nicht. So hob ich ihn schließlich behutsam hoch und legte ihn genauso vorsichtig aufs Bett. Da krallte er aber schon seine Finger in mein Shirt. "Bleib hier", wimmerte er. Dieses Mal konnte ich es nicht mehr abschlagen.
 

Zärtlich nahm ich ihn in den Arm. Zuvor hatte er gezittert. Schlimmer als Espenlaub. Sein Atem stockte immer wieder. "Was ist denn los?", flüsterte ich und versuchte ganz ruhig zu klingen. Es half nur ihm nicht viel.
 

"Mir ist so schlecht", flüsterte er da aber auf einmal. Doch schon in der nächsten Sekunde sprang er auf. Ich hörte nur noch die Badezimmertür und im Ansatz, wie er sich übergab.
 

Langsam ging ich hinter ihm her. Alle Viere von sich geschreckt lag er auf Badezimmerboden. Sein Atem ging flach. Sein Kopf sank ein Stück weiter zurück in den Nacken, so das er mich vielleicht gerade so sehen konnte.
 

Speichel lief ihm über die Wange. Mich würde das anwidern, aber ihn schien es nicht einmal zu stören.
 

Etwas mühsam raffte er sich hoch und stolperte an mir vorbei. "Wieder ins Bett?", fragte ich und wendete mich zu ihm um. Er nickte nur langsam, bevor er weiter schwankte.
 

"Soll ich dir helfen?" Abrupt blieb er stehen, als ich das sagte. "Nein, danke", erwiderte er da aber auch schon lächelnd. Eigentlich konnte er sich doch kaum auf den Beinen halten.
 

Ich hielt ihn einfach am Handgelenk fest. "Benjamin, ich will wieder ins Bett", murrte er erst, da hab ich ihn aber schon hoch. "Ist doch so für dich einfacher", meinte ich und zog die Mundwinkel leicht nach oben.
 

Da krallte er aber auf einmal seine langen, dünnen Finger in mein Shirt. Anhänglich traf bei ihm wirklich am besten zu.

Allein

Kapitel 11 - Allein
 

Michael's PoV
 

Ich hatte ihn gar nicht mehr losgelassen. Dann könnte er mich nicht mehr alleine lassen. Nur darin lag doch meine wahre Angst. Allein gelassen werden. So wie es früher immer war. Niemand hatte sich um mich gekümmert. Mein Vater war irgendwann abgehauen, als ich noch kleiner war, und meine Mutter trieb sich immer nur mit irgendwelchen Kerlen rum. Fast jede Woche war es ein anderer. Wenn sie von denen Geld bekommen hätte, dann wäre sie gut und gerne als Hure durchgegangen. Eine solche, die ich jetzt war.
 

Was hatte ich doch in den letzten sechs Jahren alles mit mir machen lassen? Jede Art von Spielchen, die diesen Typen eingefallen war. Immer wieder kam einem eine neue Idee. Etwas, was für ihn vielleicht lustiger sein könnte und was er nur unbedingt mit mir machen wollte. Eigentlich könnte einem daran auch ganz gern einmal der Spaß am Sex vergehen.
 

Obwohl? Es war doch im Grunde schon so. Die Lust war mir schon längst vergangen. Hatte ich es denn in den letzten Wochen nicht ohnehin nur fürs Geld getan? Da war es doch immer wieder schön gewesen, dass ein paar Freier zumindest auf den Doggy-Style standen. So musste ich mir zu meinem Glück nicht auch noch die Visage dieser Freaks reinziehen.
 

Ich drückte mich enger an Benjamin. Ob ich wohl wirklich hier bleiben dürfte. Dafür müsste ich aber meine Sachen aus meiner Wohnung holen. Und da wollte ich gar nicht mehr hin. Mich packte schon die Angst, wenn ich nur daran dachte, dass Patrick dort auf mich warten könnte. Er würde es sicher wieder versuchen.
 

Behutsam strich der Blonde über mein Haar. "Du solltest endlich einmal schlafen!", meinte er vorwurfsvoll. Zaghaft sah ich zu ihm auf. "Ich kann nicht", flüsterte ich. Ob er mir wohl dafür ein paar Schlaftabletten geben würde? Würde ich nett finden. Ich könnte jede Art von Beruhigung brauchen. Solange sie mich von hier weg brachte. Weit weg.
 

"Denk' gar nicht daran, dass ich dir irgendetwas dafür gebe, dass du schlafen kannst." Das war doch klar, dass er es wusste auf was ich hinaus wollte. "Weiß ich", erwiderte ich nur knapp und schmiegte mich noch etwas enger an ihn. Mein Körper ächzte gerade zu nach dem seinen. Physisch war das aber bei mir fast immer so, wenn ich einmal länger in der direkten Nähe von jemand war. Kuscheln war dann immer drin.
 

"Ich will mich ja nicht beschweren, aber du erdrückst mich fast", keuchte Benjamin auf einmal und ich ließ sofort etwas lockerer.
 

Doch lange hielt ich das nicht aus. Meine Umarmung wurde wieder enger. Nur dieses Mal gab Benjamin keinen Mucks von sich. Er war wohl oder übel eingeschlafen.
 

Ich drückte mich leicht hoch um meinen Kopf auf die Brust des Blonden zu legen. So konnte ich mich sogar richtig wohl fühlen. Passierte normalerweise nicht oft. Eigentlich nur, wenn ich jemanden vertraute. Und wieso sollte ich das schon bei jemand tun? So häufig, wie ich schon verletzt worden war.
 

Benjamin streichelte mir über den Nacken. Ganz behutsam. Schlief er wohl doch noch nicht. Hätte mich aber auch irgendwie gewundert. Es schien nämlich so, als ob er sich um mich Sorgen machen würde. Da könnte ich nicht schlafen. Obwohl ich es mir nicht wirklich vorstellen konnte, wie es war, wenn man sich um jemanden sorgte.
 

Wann hatte ich das auch bis jetzt schon einmal gemusst? Nie traf es wohl am besten. Außenseiter mussten sich um niemanden kümmern. Die brauchten auch niemanden. Und Freunde gab es doch in der Stricher-Szene auch nicht. Wir waren alle Konkurrenten. Wenn sich einer einmal den Goldenen Schuss setzte, dann war nur einer wieder weg, der einem die Freier wegnehmen könnte. Also eigentlich immer etwas Gutes.
 

"Mit dir werde ich wohl auch nicht zur Ruhe kommen", murmelte Benjamin und setzte sich auf. Schob mich dadurch auf seinen Schoss. Vorsichtig sticht er mir über die Wange. Ganz kurz jagte es mir einen Schauer durch den Körper. Das war doch schon irgendwie zu viel Zärtlichkeit für mich. Leicht kniff ich die Augen zusammen. Wieso konnte er denn nicht einfach machen? Meine Freier konnten das doch auch immer so leicht. Da ließ sich keiner einfach einmal auf ein richtig langes Vorspiel ein. Da ging es dann eben nur um den Sex.
 

Wenn er doch jetzt schon so vorsichtig war, könnte er dann nicht den Schritt weiter auch gehen? War doch egal, wie gut wir uns jetzt kannten. Ein kleiner One-Night-Stand wäre doch lustig, auch wenn wir uns dann eben jeden Tag sehen würden. Könnte man vielleicht auch einfach irgendwann wiederholen.
 

Ich schlang die Arme um den Blonden und zog mich so zu ihm hoch. Drückte dann einfach meinen Kopf gegen seine Brust. Leise drang sein Herzschlag an mein Ohr. Immer wieder. Dadurch wurde ich ansatzweise schläfrig. Das, was ich doch eigentlich wollte. Schlafen. Einfach schlafen.
 

Benjamin löste vorsichtig meine Umarmung um sich und ich sank freiwillig zurück in die Kissen. Rollte mich dann auch langsam mehr und mehr zusammen. Ich hatte mir das einmal angewöhnt, als ich früher alleine zu Hause war. Nur, weil meine Mutter oft mit Kerlen heim kam, die es nicht so mit Kindern hatten. Aus dem Haus geprügelt hatten sie mich manchmal regelrecht. Und ich durfte dann nachts in der Kälte sitzen und darauf warten, dass ich vielleicht wieder reingelassen wurde, bevor ich mir fast etwas abfror.
 

Und wenn hatte das damals am wenigsten interessiert? Meine werte Mutter! Ich war ihr immer so egal. Eigentlich hielt sie mich nur für ein sinnloses Anhängsel, weswegen sie keinen neuen Mann wirklich abbekam. Einmal hatte sie mir das sogar ins Gesicht gesagt. Da war ich vierzehn. Und wie das einen Vierzehnjährigen fertig macht konnte man sich doch irgendwie denken.
 

Die Sache mit den Drogen war da aber auch schon längst mit dabei. Ein paar Typen hatten es mir auf einer Party angeboten, zu der ich nur eingeladen wurde, damit man mich restlos verarschen konnte. So wie sie es immer getan hatten.
 

An dem Abend hatte ich mich dann einfach in eines der Zimmer im oberen Stockwerk verzogen. Nur durch Zufall waren da schon drei andere Jungen. Keine die ich wirklich kannte. Angeblich gingen sie aber auch auf meine Schule. Nur hatte ich sie dort eben noch nie gesehen.
 

Als wir so in ein kleines Gespräch versunken waren hatte mir einer dann ein Plastiktütchen in die Hand gedrückt. Ich sollte es nur einmal kurz halten. Verwirrt hatte ich das weiße Pulver, das darin war betrachtet und dann schließlich etwas irritiert in die Runde geschaut.
 

"Mann, Kai! Muss das jetzt sein?", fragte ein Schwarzhaariger denjenigen, der mir das Tütchen gegeben hatte. "Lange halt ich es hier ohne nicht mehr aus", erwiderte der aber nur. Der Dunkelhaarige schüttelte darauf nur den Kopf, als ich Kai sein Eigentum schon wieder zurückgegeben hatte.
 

Gebannt sah ich ihm dabei zu, wie der das Pulver in einem Löffel über der Flamme eines Feuerzeuges langsam zum Schmelzen brachte. Bevor er es in eine Spritze zog, sah er nochmal zu mir und warf mir schon im nächsten Moment das Tütchen zu. "Kannst dir schon einen Zug nehmen", meinte er und setzte schon die Nadel an.
 

Die anderen beiden hatten sich etwas entfernter von uns hingesetzt und sahen ihm genauso zu, wie ich. "Wenn du nicht willst, kannst du's auch mir geben", rief mir der Blonde zu, der bis dato dem Schauspiel nur stumm zugesehen hatte. Da kippte ich mir aber schon etwas von dem weißen Zeug auf den Handrücken, bevor ich ihm dann das restliche Tütchen zuwarf.
 

Etwas misstrauisch betrachtete ich zuerst das Pulver. Es würde wohl schon nicht so schlimm sein. Ohne weiter nachzudenken zog ich des durch die Nase. Im ersten Moment wurde es mir etwas schwummrig, doch dann packte mich der Würgreiz. Wenn das Fenster wohl nicht offen gewesen wäre, hätte ich wohl oder übel auf den Boden gekotzt und wäre am nächsten Tag von dem Kerl, der hier wohnte, verprügelt worden.
 

"Beim ersten Mal ist das immer so." Der Blonde hatte mir einen Arm um die Schultern gelegt und irgendwie komisch gegrinst.
 

"Schläfst du jetzt?", fragte Benjamin und riss mich dadurch regelrecht wieder aus meinen Gedanken. Leicht hob ich den Kopf. Er hatte sich auf die Bettkante gesetzt und seufzte schon fast Herz zerreißend.
 

Ich schlang die Arme um seine Taille und schmiegte mich etwas an ihn. Zog ihn ganz leicht zurück. "So geht's besser", murmelte ich und legte meinen Kopf auf seinen Schoss.
 

Und dennoch schlief ich nicht ein. Eine ganze Weile lag ich noch auf ihm wach und er sank gar nicht mehr zurück. Schob mich nur irgendwann von sich herunter, nur um mich in die Kissen zu drücken. Wie die Löwin in diesem Film aus meiner Kindheit - Wie hieß der nur? Der König der Löwen? - blieb ich auf dem Rücken liegen und sah zu ihm auf, wie er sich über mich beugte.
 

"Du siehst irgendwie fertig aus", murmelte Benjamin und sank neben mich auf den Bauch. Ein weiteres Seufzen verließ seine Kehle. Ich rollte mich zu ihm und schlang die Arme um seinen Hals. Genüsslich kuschelte ich mich an ihn, egal ob er mich weg drücken wollte oder nicht. Es war mir so ziemlich egal.
 

"Ich brauch ein bisschen Nähe", flüsterte ich. Das, was mir sonst nur mein Stoff gab. Anders war ich einsam. Und jetzt genauso. Allein fühlte ich mich, obwohl Benjamin hier war. Aber wenn ich mich etwas an ihn kuscheln konnte, war es nicht ganz so schlimm, wie sonst. So hatte ich zumindest irgendjemanden neben mir.
 

Nur dachte der gute Blonde da wohl anders darüber. Er schob mich einfach von sich weg. "Tut mir leid, aber das halte ich nicht aus", flüsterte er und raffte sich hoch. Wollte er mich wieder allein lassen?
 

Dieses Mal blieb ich liegen und ließ ihn gehen. Jetzt war es mir auch egal, was er tat. Dann war ich eben hier ganz für mich. Niemand interessierte sich doch für mich. Das hatte es noch nie. Ewige Einsamkeit für mich. War doch egal. Eigentlich war ich es doch gewohnt, dass keiner bei mir war. Nur dachte ich, dass das endlich einmal enden könnte. Tat es wohl nur nicht.
 

Wer wollte aber auch wirklich einen kleinen Stricher wie mich haben? Ich war nichts wert. Nicht einmal einen Pfifferling.
 

Da hörte ich aber auf einmal wieder die Zimmertür. Verschreckt kauerte ich mich zusammen. "Dich kann man doch wirklich nicht einfach alleine lassen", hörte ich Benjamin sagen. War er denn wirklich nochmal gekommen? Irgendwie konnte ich das nicht glauben.

Entspannen

Kapitel 12 - Entspannen
 

Benjamin's PoV
 

Er konnte wohl doch besser schlafen, als er gedacht hatte. Zumindest wachte er die ganze Nacht nicht auf. Mich hätte er damit zumindest wecken müssen, da er noch am Morgen mit dem Kopf auf meiner Brust lag. Vorsichtig strich ich ihm eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

Da schmiegte er sich aber schon etwas enger an mich und legte langsam einen Arm um meinen Oberkörper. "Mir ist kalt", murmelte Michael leise. Redete er womöglich im Schlaf?
 

Wohl eher nicht. Langsam öffnete er die Augen, blieb aber immer noch mit dem Kopf auf meiner Brust liegen.
 

"Geht's dir gut?", fragte ich, als er sich langsam hoch raffte. Es wirkte so mühsam. Zaghaft sah er zu mir. "Mir ist nur etwas schwindelig." Ein Lächeln zeichnet sich auf den Lippen des Rothaarigen ab. Dann ist es wohl nicht so schlimm. Oder wollte er etwas nur überspielen?
 

Ich streckte mich ausgiebig, bevor ich aufstand. Da hörte ich Michael schon überdeutlich schlucken. "Was ist denn?", meinte ich etwas genervt. Eigentlich wollte ich ins Bad. Denn man ein nicht zu knappes Meeting mit der Badewanne könnte ich wirklich brauchen.
 

"Ich könnte einige frische Klamotten brauchen." Mit einem Seufzen wandte ich mich noch einmal zu ihm, als er das gesagt hatte. "Kannst du vielleicht noch etwas damit warten?", fragte ich, da nickte er auch gleich. "Kann ich noch etwas schlafen", murmelte er noch.
 

Ich schnappte mir ein paar Sachen aus der Kommode um etwas Frisches zu haben und verzog mich ins Badezimmer.
 

Nur ein wenige Minuten später lag ich schon lang gestreckt in der Wanne. Meine Kleider lagen alle auf dem Boden verteilt. Sonst machte ich mir eigentlich immer die Mühe und legte sie feinsäuberlich zusammen. Aber heute hatte ich die Entspannung wohl wirklich nötig.
 

Das warme Wasser umspielte meinen Körper. Ich war völlig durchgeschwitzt. Michael hatte mich wohl heute Nacht noch ganz schön aufgeheizt.
 

Aber eigentlich sollte ich es wohl als gut empfinden, dass er überhaupt wieder gekommen war. Genauso gut hätte er mir damit, dass er nach meiner Straße gefragt hatte, nur etwas vormachen können.
 

Ich streckte mich und sank etwas weiter ins Wasser. Da hörte ich die Badezimmertür knarre. Irgendwie war das fast schon praktisch.
 

Michael spitzte durch den Türspalt und wie ein kleines Schulmädchen, das noch nie einen nackten Kerl gesehen hatte, blickte er zu Boden.
 

"Willst du was?", fragte ich, rutschte wieder ein Stück höher und sammelte etwas den Schaum ein. Er musste ja nicht unbedingt alles sehen.
 

"Willst... willst du vielleicht was... frühstücken?" Nur kurz sah er auf und dann wanderte sein Blick auch schon wieder zu den Fliesen am Boden. Irgendwie wirkte er regelrecht nervös.
 

"Was willst du denn machen?" Leicht lächelte ich. Vielleicht könnte ihm damit etwas die Anspannung nehmen.
 

"Ich schau mal was ich finde." Schüchtern kratzte er sich am Hinterkopf und sah sogar kurz einmal wieder zu mir. Ganz zaghaft hatte er die Mundwinkel hochgezogen.
 

"Na dann kannst du ja was für mich mit machen." Langsam nickte er nur, auf meine Erwiderung. Aber er rührte sich nicht. Bewegte sich keinen Millimeter.
 

"Noch irgendwas?" Ich legte den Kopf leicht schief und wartete auf eine Antwort, da machte er aber schon schlagartig auf den Hacken kehrt. Dann wollte er wohl nichts mehr.
 

Ich machte es mir wieder etwas bequemer. Eine Viertelstunde könnte ich mich hier wohl noch entspannen. Länger würde ich es ohnehin nicht mehr aushalten und Michael würde wohl auch warten.
 

Für einen Moment schloss ich die Augen. Wieso ließ ich ihn eigentlich so einfach einziehen? Ich kannte ihn doch nicht wirklich. Vielleicht war ich aber ganz einfach nur ein Idiot. Das würde auf mich perfekt zutreffen. Als Vollidioten haben sie mich oft in der Schule bezeichnet. Damals hab ich noch fast jeden Tag deswegen geheult. Was ich doch für ein verdammtes Weichei war. Nur wehren hätte ich mich gegen die gemusst. Dann wäre Schluss gewesen. Aber nein. Benjamin musste ja den Schwanz einziehen.
 

Ich rutschte etwas weiter nach unten, sodass meine Nase gerade so noch über Wasser war.
 

Es war doch kein Wunder, dass mich meine Freundin vor zwei Jahren sitzen gelassen hatte. Dabei hatte ich doch an Selbstbewußtsein zugelegt. Im Grunde wäre es doch eigentlich auch wirklich genug. Ich ließ mich schon lange von niemand mehr einfach unterkriegen.
 

Langsam stand ich auf und streckte mich. Mit der Zeit wurde es mir etwas zu kalt. Und hungrig wurde ich mit der Zeit auch noch. Wahrscheinlich war Michael sogar schon fertig. Obwohl es wohl darum ging, was er so gefunden hatte.
 

Schon kurz darauf stand ich fertig angezogen in der Küche und irgendwie bekam ich den Mund nicht mehr zu. "Wo hast du das alles gefunden?", fragte ich völlig verwirrt. Immer noch wuselte der Rothaarige durch den Raum.
 

"War im Kühlschrank. Das meiste, was du das drin hast, ist noch nicht einmal abgelaufen", erwiderte er nur kurz. Für einen Moment hielt er inne. "Na ja, einiges hab ich aber auch von der Tussi unter dir geholt. Die ist irgendwie recht nett", fügte er da noch hinzu.
 

Als er sich auf einen der Küchenstühle sinken ließ, bemerkte ich es erst. Er zitterte ganz leicht. Er schloss für einen Moment die Augen und atmete einmal tief durch. Scheinbar zeigte das aber nicht die Wirkung, die er haben wollte.
 

"Du brauchst wohl eigentlich etwas von deinem Stoff", meinte ich und setzte mich ihm gegenüber. Zaghaft sah er zu mir auf. "Kann schon sein." - Er machte eine scheinbar künstlerische Pause. - "Aber jetzt hab ich Hunger." Er angelte sich ein frischt geröstetes Toastbrot.
 

Er hatte wirklich etwas Essbares in meinem Kühlschrank gefunden. Gestern war ich eigentlich schon glücklich, dass ich alles für die Pancakes gefunden hatte, aber das da noch so viel drin war, was genießbar war, darüber war ich mir gar nicht bewusst.
 

"Können wir jetzt gehen?", fragte Michael, als ich fertig gegessen hatte. "Wohin?", wollte ich aber wissen und streckte mich herzhaft.
 

Der Rothaarige schaute da auch schon mit einem irgendwie eingeschnappten Blick weg.
 

"Ich weiß doch", meinte ich nur und stand etwas umständlich auf. Eigentlich war es viel zu kalt um raus zu gehen. Aber spätestens Morgen müsste ich es ohnehin wieder. Vielleicht könnte ich mich dann ja gleich wieder daran gewöhnen.
 

"Kommst du jetzt oder soll ich selber suchen, wo du vorher gewohnt hast?" Leicht wandte ich mich zu ihm, als ich schon an der Tür, die in den Gang hinaus führte stand und er immer noch saß.
 

"Ich komm ja schon." Er klang irgendwie schwach. Mir war es auch so vorgekommen, als ob er ganz leicht schwanken würde. Etwas irritiert hob ich deswegen eine Augenbraue.
 

"Du siehst etwas blass aus." Leicht legte ich den Kopf schief und blickten Michael prüfend an. Ein wenig war er schon bleich im Gesicht.
 

Mit einem verlegenen Gesichtsausdruck blickte er weg. Und schon nahm er auch wieder ein kleinwenig Farbe an.
 

"Kannst eine Jacke und Schuhe von mir haben", meinte ich ihm Gang zu ihm. Letzteres nahm er auch noch dankend an, nur mit einem Anorak wollte er sich von mir nicht aushelfen lassen. Den musste ich ihm schon aufdrängen.
 

Etwas mürrisch - und nachdem er erfahren hatte, dass wenn er ihn nicht nehmen würde, ich zu Hause bleiben würde und er gar nicht mehr aufkreuzen müsste - nahm er ihn also dennoch.
 

"Braver Junge." Ein freches Grinsen hatte sich auf meine Lippen gelegt. Überzeugen konnte ich wohl doch jemanden von meiner Meinung.
 

Leicht zitternd - der Rothaarige um einiges mehr als ich - und schweigend stapften wir die Straße entlang.
 

"Wie weit müssen wir denn?", fragte wir irgendwann und diese erdrückende Ruhe zwischen uns zu brechen. "Bis zur Neunundzwanzigsten", erwiderte er tonlos. Kein Gefühl lag in seiner Stimme und in seinem Gesicht befand sich kein Ausdruck. Nicht im Ansatz.
 

Ich seufzte nur. War noch ein ganzes Stück.
 

Den restlichen Weg über schwiegen wir wieder. Ich wüsste auch gar nicht, über was ich mit ihm reden sollte.
 

Mein Blick schweifte zum Straßenschild der 30. hinauf. Nicht mehr lange.
 

"Wie lange wohnst du schon in L. A.", fragte ich da einfach einmal drauf los. Vielleicht würde er ja antworten. "Sechs Jahre", erwiderte er da mit einem leichten Lächeln.
 

"Und... na ja...", stotterte ich, da unterbrach er mich aber auch schon. "Genauso lange geh ich schon auf den Strich." Wieder schmunzelte er leicht. Es machte ihm wohl gar nichts aus, dass ich gerade so etwas wissen wollte.
 

"Und was machst du eigentlich so? ... Beruflich mein ich."

Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. "Hm. ... McDonald’s, Burger King und in einer Bar in der 34. Straße. The mint. Kennst du vielleicht", meinte ich nur. Es war wohl nicht gerade das, was man haben wollte.
 

"Du arbeitest gleichzeitig bei McDoof und der Konkurrenz?" Dem Rothaarigen entfuhr ein Kichern. Fiel ihm dazu nicht mehr ein? Irgendetwas anderes, als das?
 

"Sorry." Er unterdrückte ein weiteres Kichern, als er wohl meinen etwas ärgerlichen Gesichtsausdruck bemerkte. Da nahm ich ihn aber schon in den Schwitzkasten.
 

"Das findest du wohl sehr lustig?", zischte ich gespielt wütend. Sollte er doch zuspüren bekommen, was passierte, wenn ich sauer war. Jetzt war ich ja auch noch pflegeleicht. Richtig zornig sollte er mich wohl lieber nicht machen.
 

Wir führten uns wohl auf, wie gute Freunde. Waren wir doch eigentlich nicht.
 

"Gnade", kicherte der Rothaarige da auch schon und ich ließ von ihm ab. Da strauchelte er aber auch schon. Nur als ich ihn helfen wollte, drückte er mich von sich weg.
 

"Ist schon O.K." Er hatte wohl bemerkt, dass ich ihn besorgt anblickte. Ein paar Mal strich er sich über das rote Haar um sich wohl dieses wieder etwas gerade zu richten.
 

Kaum das man ihm helfen wollte, wurde er mürrisch. Dadurch wirkte er ja auch so überhaupt nicht kindisch.
 

Ich marschierte hinter ihm her, als er wieder strauchelte und einige Schritte nach vorne stolperte. Direkt in die Arme eines jungen Mannes, der kaum älter als 19 aussah.
 

"Mike", rief der aber auf einmal fast schon überglücklich.

Heim

Kapitel 13 - Heim
 

Michael's PoV
 

Ich blickte zu demjenigen auf, der mich da aufgefangen hatte, als mir kurz zuvor schwarz vor Augen wurde. Jetzt schien es mir scheinbar wieder halbwegs gut zu gehen. Obwohl ich mir doch im Moment nie so recht im Klaren darüber sein konnte, wie fit ich war.
 

"Tobi?", flüsterte ich. Zwei grüne Augen unter ebenso gefärbten ihm ins Gesicht hängenden Haaren strahlten mich an. Den Kleinen - obwohl er ein Stück größer war als ich - hatte ich schon eine ganze Weile lang nicht mehr gesehen. Und irgendwie hatte ich ihn vermisst.
 

"Oh Mann, ich hab mir Sorgen um dich gemacht." Zaghaft drückte er mich an sich und ich kuschelte mich ganz leicht an ihn. Da spürte ich aber auf einmal Benjamins Blick im Nacken.
 

"Äh, das ist Tobi." Ich wusste gar nicht, wieso ich mich etwas verlegen am Hinterkopf kratze, als ich mich zu dem Blonden umdrehte, der mich und den Grünhaarigen aber auch nur etwas prüfend ansah.
 

"Benjamin Valentin", stellte er sich knapp vor und hielt Tobi die Hand hin. Nur nahm der diese gar nicht an und blickte stattdessen zu mir.
 

"Du bist mit einem Freier zusammen?", fragte der Jüngere mich und hob irritiert eine Augenbraue. Einen Moment drückte ich mich noch an ihn, bevor ich antwortete: "Nein, er ist ... ein Freund." Ein leichtes, fast unsichtbares Lächeln zeichnete dieses letzte Wort auf meine Lippen.
 

"Aha." Tobi klang eingeschnappt. Richtig mürrisch. Etwas herablassend blickte er Benjamin an. Dem Grünhaarigen passte der Blonde wohl so überhaupt nicht. Und erst recht nicht, als er mich auch noch am Handgelenk packte.
 

"Wir müssen weiter", meinte Benjamin nur schnippisch und wollte mich schon fast einfach hinter sich herziehen. Doch ich stemmte mich mit etwas Mühe einfach gegen ihn. So schwach wollte ich nun auch nicht sein. Aber ich war es doch.
 

"Ich komm mit!" Tobi lief einfach hinter uns her und krallte sich ohne zu fragen meine Hand. Abrupt ließ mich auch Benjamin los und blickte uns wieder etwas irritiert an.
 

"Wo wollt ihr hin?", fragte der Jüngste und kuschelte sich etwas an mich. Einen Arm legte er locker um meine Taille und seine Lippen bettete er auf meinen Hals.
 

Kurz ließ ich meinen Blick zu dem Blonden schweifen. Er schluckte. Ziemlich überdeutlich. Diese ungezwungenen Berührungen des Grünhaarigen jagten ihn wohl schon fast etwas Angst ein. Zumindest aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen. Vielleicht widerte es ihn aber auch nur an. Würde mich auch nicht wundern. Was sollte auch schon an zwei sich befummelnden Strichern schön sein? Antörnen würde es ihn wohl sicher nicht.
 

"Meine Sachen aus meiner Wohnung holen", erwiderte ich und gab Tobi einen leichten Kuss auf die Wange zurück. Zuerst Grinste er deswegen noch. Aber dann verzog er auf einmal das Gesicht. "Wieso denn das?" Leicht verwirrt hob er eine Augenbraue.
 

"Ich zieh' bei Bennie ein", flüsterte ich ihm ins Ohr. Kurz kicherte der Grünhaarige. "Bennie", wiederholte er leise und blickte breit grinsend zu dem Blonden, der ihm nur einen miesmutigen Blick zuwarf. Ein bisschen wirkte Benjamin doch so, als ob er eifersüchtig wäre. Vielleicht könnten wir ihn zu zweit so richtig rasend machen. Solche kleinen Verarschen waren doch witzig.
 

Da war es sogar einmal für mich richtig gut, dass Tobi auf mich stand. Und das auch nicht zu wenig. Dabei nutzte ich ihn doch so ungern aus. Immerhin war er nicht mehr, als ein Baby im Gegensatz zu mir. Ein Baby, das sich auf dem Baby-Strich herumtrieb.
 

"Dein Blondie schaut irgendwie komisch", flüsterte mir da aber auch schon der Grünhaarige ins Ohr. Dass selbst er es so einfach merkte. Sonst checkte Tobi manche Dinge auch nicht so schnell. In manchen Sachen war er schon etwas langsam.
 

"Der mag dich vielleicht nur nicht", erwiderte ich ohne darauf zu achten, ob Benjamin mich hörte oder nicht. So wie er die Augen zu Schlitzen zusammen zog, tat er es aber wohl.
 

Ich grinste ihn spöttisch an. Ob ich wohl kindisch wirkte. Wäre mir auch egal. Manche meiner Freier mochten mich doch gerade deswegen. Einfach, weil ich mich gelegentlich wie ein Kind aufführte. Vielleicht war ich das sogar gelegentlich noch.
 

Da bog ich aber auch schon zu einem Hauseingang ab, schüttelte Tobi knapp von meinem Arm ab und kramte meinen Schlüssel aus der Hosentasche. Da müsste der schon irgendwo drin sein. So viele Taschen hatte ich ja nicht.
 

Binnen weniger Minuten war die Tür offen und der Jüngste sprang schon die Stufen nach oben. Ich hielt noch Benjamin die Tür auf, der das Gebäude zuerst nur etwas misstrauisch begutachtete. Die Fassade gefiel ihm wohl jetzt schon nicht, also würde das Haus ihm von innen erst recht nicht gefallen.
 

Versifft war wohl der beste Ausdruck für mein trautes Heim. Heruntergekommen traf es wohl auch noch. Der Blonde war eigentlich etwas Besseres gewohnt. Seine Wohnung - und das Haus in dem er wohnte - konnte man zumindest als sauber bezeichnen. Das könnte man hier nicht. Nicht im Ansatz.
 

"Kommst du?", fragte ich, als sich Benjamin schon im Erdgeschoss angewidert umsah. Da nahm ich ihm einfach an der Hand und zog ihn die Treppe nach oben. In den zweiten Stock. Dort waren genau vier Türen. Drei verschlossen. Eine offen. Und ich war mir im Klaren, welche meine war.
 

"Tobi, könntest du zumindest in meine Wohnung nicht einbrechen", murrte ich, als ich den Raum betrat, nur wäre ich da fast schon wieder rückwärts hinausgestolpert.
 

"Die Tür war offen", erklärte der Grünhaarige, der sich auf das niedergelassen hatte, was einmal mein Bett war. Als das konnte man es jetzt zumindest nicht mehr ganz bezeichnen. Die Matratze war aufgeschlitzt und die Federn des Kissens und der Decke verteilten sich auf dem Boden. An der Wand war in - scheinbar - roter Farbe 'Du kommst schon wieder, Schlampe!' geschrieben. Langsam trat ich darauf zu. Es war ganz und gar keine Farbe.
 

"Nett", hörte ich da Benjamin hinter mir sagen, als ich schon auf den Hacken kehrt machte und ins Bad marschierte. Dort durchwühlte ich alle Schränke.
 

"Verdammtes Arschloch!", brüllte ich schließlich. Ein einziges Mal hatte ich ihm gesagt, wo ich meine Vorräte versteckt hatte und jetzt war nichts mer da. Also entweder hatte er sie mitgenommen oder gestern Nacht hatten sich ein paar andere hier eingenistet und sie gefunden.
 

"Dein Stoff ist wohl weg." - Tobi schlang die Arme um meine Schultern. - "Schau lieber mal nach deinen Klamotten. Sonst kümmert sich am Ende noch Benjamin weiter darum. Bis jetzt sortiert er schon den Großteil aus." Ein Kichern verließ die Kehle des Jüngeren, als ich mich etwas mühsam aus seiner Umarmung befreite und zurück in meinen Schlaf-Wohn-Whatever-Bereich ging.
 

Der Blonde hatte wohl wirklich meine Klamotten gefunden und schon einiges verteilte sich - samt den Federn - auf dem Boden. Passte ihm etwas daran nicht? Waren doch meine Sachen. Er musste sie doch nicht anziehen.
 

"Das ist nicht wirklich was für die Jahreszeit", meinte er, als er wohl mich hinter sich bemerkte.

"Mir gefällt es", erwiderte ich knapp und hob ein rotes Shirt auf dem ein Totenkopf abgebildet war vom Boden auf. Eines von unzähligen Geschenken von meinen Freiern. Wenn es ihnen Mal ganz gut ging, dann gab es nicht nur Geld, sondern Klamotten, Parfüm oder was ihnen sonst noch einfiel. Mir gefiel das sogar. Außer es waren Sachen, die ich nicht mochte. Dann konnte ich sogar richtig zickig werden und mich einfach verweigern mit ihnen zu schlafen. Zwar bekam mir das nicht oft gut, aber gelegentlich ließen sich die Freier damit unterkriegen. Und bei manchen durfte dann sogar ich einmal bestimmen, wie es ablief.
 

"Wenn du meinst."

Leicht zuckte der Blonde mit den Schultern und sammelte die Klamotten alle samt wieder auf und drückte sie mir in die Arme.

"Ich such was, wo wir das rein tun können", meinte er und blickte sich etwas irritiert um. Wenn er hier in diesem Raum nichts fand, musste er gar nicht zum Suchen anfangen. Im Bad hatte ich sicher nichts.
 

"Mikey!", rief da aber schon Tobi aus diesem.

Ich gab kurzer Hand Benjamin die Sachen zurück und lief zu dem Jüngsten, der mir aber schon entgegen kam.
 

"Wie lange reicht das?", fragte er und fächerte mit einem Plastiktütchen, in dem sich ein hellbraunes Pulver befand, vor meiner Nase herum. Grob geschätzt neun Gramm. Also kaum zwei Tage. Wenn überhaupt. Was sollte ich schon mit dem bisschen? Nur ein oder zwei Gramm mehr und es wäre genauso sinnvoll.
 

"Lass es da", murmelte ich nur und tapste zurück zu Benjamin, der sich immer noch suchend umsah. Er konnte doch kaum behaupten, dass es hier dreckig war. Wenn man einmal von diesen blöden Federn absah. Aber wegen denen konnte ich doch nichts.
 

Sonst hielt ich meine Wohnung so gut es ging immer sauber. Schmutz konnte ich ja selbst nicht wirklich so gut ausstehen, auch wenn man es in dieser Gegend wohl ertragen musste. War doch nur einfache Stricher-Szene.
 

Da wagte es der Blonde endlich einmal etwas anzufassen. "Plastiktüte" - Benjamin fächerte auch mit einem solchen Gegenstand auf einmal vor meiner Nase herum. - "Könnte reichen für deine Sachen."
 

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich fuhr mir unsicher durchs Haar. War ich denn so schüchtern? Da schlangen sich aber auch schon auf einmal zwei Arme um meine Taille.
 

"Willst du das Zeug wirklich nicht mitnehmen?", flüsterte mir Tobi ins Ohr. Benjamin hörte ihn wohl nur nicht, weil der gerade meine Sachen einpackte. Mehr als die Klamotten brauchte ich ohnehin nicht.
 

"Nimm du es doch", erwiderte ich nur leise und schmiegte mich zaghaft an den Jüngeren, bevor ich mich langsam von ihm löste.
 

Ich wollte wieder in ein weiches Bett. Und schlafen. Meine Knie waren ganz wackelig. Wie lange würde ich wohl überhaupt noch senkrecht stehen können? Käme ich zurück zu Benjamins Wohnung. Oder würde er mich wieder tragen? So wie, als er mich vor zwei Tagen aufgegabelt hatte?
 

"Michael? Wieso zitterst du denn so?", fragte da auf einmal Benjamin. Verwundert hob ich den Kopf und nahm es jetzt auch erst war, wie ich vibrierte. Mir war doch sogar einmal wirklich kalt. Mal nicht der Entzug? Fror ich vielleicht? Könnte das gerade jetzt möglich sein? Umgab mich nicht irgendwie so eine angenehme Wärme?
 

"Willst du dich einen Moment hinlegen?"

Zärtlich küsste Tobi meinen Hals. Doch da schüttelte ich schon den Kopf. "Geht schon", flüsterte ich und tapste auf Benjamin zu.

"Lass uns gehen", meinte ich nur knapp.

Jetzt wollte ich nur heim. Oder war ich das nicht schon? Vielleicht nein. Aber ganz sicher auch nur vielleicht.

Jung

Kapitel 14 - Jung
 

Benjamin's PoV
 

Er war auf dem Heimweg doch dann wirklich zusammen gebrochen. Eigentlich wirkte er eine ganze Weile lang, als ob er sich nicht mehr auf den Beinen halten könnte. Und dann passierte es auch nocht.
 

Wenn Tobi wohl nicht gewesen wäre, dann hätte sein Kopf eine schlechte Bekanntschaft mit dem Bordstein gemacht. Einmal konnte ich diesem kleinen Nervenbündel mal dankbar sein.
 

Von der ersten Sekunde an mochte ich ihn nicht. Und das beruhte sich wohl auch noch auf Gegenseitigkeit. Er warf mir nämlich gelegentlich bitterböse Blicke zu. Nur als ich Michael behutsam hoch genommen hatte, war es einmal ein etwas netter Gesichtsausdruck. Trotzdem war mir der Kleine zu wider.
 

Und jetzt musste ich mit dem auch noch alleine auf dem Sofa sitzen. Michael hatte ich ins Bett gebracht. Das wäre ohnehin das Beste für ihn. Aber gerade deswegen, weil es dem Rothaarigen nicht gut ging, wollte der werte Tobi nicht gehen. Erst musste er ja wissen, was mit seinem Mikey war. Für mich war das ein ganz einfacher Schwächeanfall, aber der Grünhaarige war da wohl etwas anderer Meinung.
 

Minutenlang schwiegen wir uns jetzt an, als er auf einmal aufstand und auf ein Bild, das an der Wand hing, zuging und es etwas prüfend anblickte.
 

Es war ein Akt-Bild. Eines von meinen. Das einzige, das ich überhaupt aufgehangen habe. Aber auch nur, weil man nicht unbedingt so viel sah und weil die Frau, die ich damals gemalt hatte, meine Ex war. Irgendwie weckte es schöne Erinnerungen, das Bild anzusehen.
 

"Von wem ist das?", fragte Tobi plötzlich und wandte sich langsam zu mir. In seiner Stimme schwamm sogar einmal etwas Nettes mit. Angst einflößend, wenn man es einmal so ausdrücken wollte.
 

"Von mir", erwiderte ich nur knapp und konnte förmlich dabei zusehen, wie der Kinnladen des Grünhaarigen seinen Weg immer näher in Richtung Boden fand. Schade, dass er dort nicht aufschlug.
 

"Erzähl keinen Scheiß."

Auf einmal war das Nette wieder weg und war eher durch Spott ersetzt worden. So leicht konnte sich das also ändern. War doch irgendwie schade.
 

"Ist aber so", murrte ich nur und erhob mich auch langsam. Mit festen Schritten trat ich auf den Jüngeren zu, der nur scheu etwas zurück wich.
 

"Du kannst es ja austesten, wie gut ich malen kann", zischte ich ihn an, als er nicht mehr weiter zurück konnte, da die Wand ihm im Nacken lag.
 

"Willst du darauf hinaus, dass ich mich vielleicht dafür ausziehen soll?"

Abrupt zog er die Augen zu Schlitzen zusammen.
 

Auf die Idee war ich - ehrlich gesagt - noch gar nicht gekommen. Es wäre aber zumindest etwas, für was Tobi nützlich sein könnte. Immerhin würde er sicherlich nicht unbedingt schüchtern sein, wenn er sich nackt vor mich hinlegen müsste. Genauso wenig, wie es Michael sein müsste.
 

"Wäre sogar für mich sinnvoll", antwortete ich schließlich und grinste dabei etwas fies. Und schon blickte mich der Kleine wieder etwas verschreckt an.
 

Ob er wohl eher davor Angst hatte, dass ich über ihn herfallen könnte. Also zwischen einem Model und jemanden, mit dem ich schlafen durfte, konnte ich noch gut unterscheiden. Genauso, wie wohl ein Gynäkologe das bei seiner Frau oder Freundin und seinen Patientinnen machte.
 

Doch auf einmal legt der Jüngere seine Hände auf meine Taille und streichelt immer wieder leicht auf und ab. Ich konnte nur stocksteif stehen bleiben. Mein Körper wollte sich gar nicht bewegen.
 

Da löst sich Tobi aber auch schon von mir und stapft einfach so an mir vorbei. Ohne mich umzudrehen lauschte ich, wie sich die Schritte bis ungefähr zur Mitte des Raumes bewegen. Dann das Geräusch, wie als würde ein Gürtel geöffnet. Und schon bald klirrt wohl ein solcher auf dem Boden.
 

Etwas zaghaft drehte ich mich um. Der Grünhaarige hatte sich doch wirklich die Hose ausgezogen und sein Pulli lag auch schon neben ihm.
 

"Mit oder ohne Shorts?", fragte er, als er sich etwas zu mir wandte. Doch ich konnte nicht antworten. Mit offen stehendem Mund starre ich ihn an.
 

Rote Schrammen übersähen seinen Rücken. Immer wieder überkreuzen sich welche. An seinen Handgelenken befanden sich Druckstellen. Genauso, wie an seinen Schenkeln und Knöcheln.
 

"Findest du mich so hübsch?" Leicht lächelte Tobi, bevor er wieder auf mich zugingt. Leise Schlucke ich und langsam wandert mein Blick an seiner Vorderseite hinunter und dann wieder hinauf zum scheinbar einzigen unversehrten Teil seines Körpers. Seinem Oberkörper.
 

Der Grünhaarige nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust. Dort wurden meine Finger schon von einem etwas zu schnellen Herzschlag empfangen.
 

Ich blickte ihm in die Augen und hob etwas irritiert eine Augenbraue.
 

Zaghaft lächelte der Jüngere. "Ich bin immer etwas nervös", meinte er schließlich. Und sein Blick schweifte von mir ab zur Zimmertür. Oder eher zum unteren Ende von dieser.
 

"Mit oder ohne Shorts jetzt?", fragte er erneut und sah wieder zu mir auf.
 

Endlich brachte ich auch wieder einen Ton heraus. "Ohne", flüsterte ich. Und schon im nächsten Moment wandte sich Tobi von mir ab und stapfte zu dem Stapel, der aus seinen Sachen bestand.
 

Langsam und ganz leicht den Hintern hin- und herwackelnd zog er sich die Retros aus und weil er schon unten angekommen war auch gleich die Socken. Die wären ohnehin nur störend gewesen. Sogar für mich.
 

Da drehte er sich aber schon wieder zu mir um. Abrupt drehte ich den Kopf weg. Mädchen nackt zu malen war nicht schwer, aber Jungs. Es kam mir vor, als würden sich meine Zehennägel aufrollen. Und mich packte das Scharmgefühl. Wieso konnte das nur nicht bei ihm auch so sein.
 

"Wo darf ich es mir gemütlich machen?", fragte der Grünhaarige und glitt mit den Fingern über seinen Hinterkopf, wodurch sich einige seiner Haare leicht aufstellten.
 

"Couch", brachte ich nur knapp heraus. Leicht schluckte ich, als der Jüngere auf den Hacken kehrt machte, es sich auf dem Sofa bequem machte und die Beine übereinander schlug. Etwas legte er den Kopf schief. "Auf was wartest du?"
 

Nervös schaute ich mich suchend um. Ja, auf was wartete ich eigentlich? Mein Zeichenblock wäre wohl ganz nett. "Ich bin gleich wieder da."
 

Ich lief in den Gang. Perplex lief ich zuerst Richtung Haustür. Machte dann aber abrupt kehrt und rannte ans andere Ende. Zur Tür gegenüber des Schlafzimmers, in dieses linste ich zuerst kurz. Michael schlief noch.
 

Dann angelte ich mir den Schlüssel, der oben auf dem Türrahmen der anderen Tür lag und schloss diese auf. Hier ließ ich sonst niemanden rein. Immerhin war das mein kleines Heiligtum. Obwohl es so ziemlich unaufgeräumt war.
 

Auf dem Boden lagen Farbtuben verteilt und an den Wänden lehnten Leinwände und ein paar fertige Bilder. Die Vorhänge waren zugezogen. Immer! Und die Luft war stickig. Schon seit ein paar Wochen hatte ich aber auch die Fenster nicht mehr aufgemacht. Es störte mich aber meistens nicht, wenn ich hier war. Man gewöhnte sich wohl daran.
 

Auf einem kleinen Hocker, wo sich auch einige Pinsel befanden, lag mein Block. Ich blätterte ihn schnell durch, ob überhaupt noch ein Blatt frei war. Sonst nahm ich ihn immer mit nach draußen um zu zeichnen. Da konnte er schon binnen weniger Tage voll sein. Aber bei dem waren noch einige Blätter unbezeichnet. Für Tobi würde ich schon nicht zu viele brauchen. Ich wollte nur zumindest eine oder zwei Skizzen haben, damit ich irgendetwas als Vorlage hätte. Auf der Leinwand konnte ich nicht wirklich gut umgehen, wenn ich mein Model noch vor mir hatte.
 

Langsam stapfte ich wieder zurück ins Wohnzimmer. Doch ich wäre am liebsten doch gleich wieder umgedreht.
 

Tobi hatte sich auf die Couch gelegt. Die Beine angewinkelt. Eine Hand auf dem Bauch. Die andere über dem Kopf, den er zur Seite gedreht hatte.
 

Nervös kratzte ich mich an der Stirn. "Bleib bitte so", flüsterte ich aber schließlich, als er schon sein Haupt heben wollte. Ich tapste einmal durchs Wohnzimmer und suchte nach der perfekten Position. Mit seinem Blick folgte mir Tobi soweit er konnte, bis ich wieder nach vorne marschierte und mich dann eine paar Meter vor der Couch entfernt auf den Boden setzte.
 

Leicht leckte ich die Spitze des Bleistiftes, den ich in meiner Überstürztheit nicht vergessen hatte, an. Für einen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch, bevor ich die Lider wieder hob und aufsah.
 

Tobi hatte seine Augendeckel leicht geschlossen. So wirkte er irgendwie müde. Ich wagte aber nicht zu fragen, ob er es war. Denn es kam mir fast so vor, als ob er das mit Absicht machte. Vielleicht wollte er dadurch sexy aussehen? Dafür wirkte er aber viel zu jung.
 

Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen. Er sah wirklich noch recht jung aus. Kaum älter als 16.
 

"Wie alt bist du?", fragte ich.
 

Langsam - fast schon zaghaft - öffnete der Grünhaarige die Augen wieder komplett. "17. Ist das ein Problem?" Er ließ den Kopf etwas zur Seite fallen, als ich schluckte. "Na ja", murmelte ich nur und stand wieder auf. Er war ja noch ein halbes Kind. Wie pervers wäre es denn, wenn ich Parker so ein Bild vorlegen würde.
 

"Wo willst du denn jetzt hin?" Tobi hatte sich wieder aufgesetzt und blickte mich irritiert an, als ich wieder zur Tür getapst war. "Zu jung. In einem Jahr würde ich es wohl machen. Aber auch nur, wenn du dann etwas älter aussiehst." Ich lächelte leicht. Aber das verflog durch den wütenden Gesichtsausdruck des Jüngeren.
 

Ein Seufzen verließ meine Kehle. "Du bist dir schon im Klaren, dass das nicht wirklich legal wäre."

Es war zwar keine Pornographie. Aber er trotzdem auch nicht volljährig. Dadurch wollte ich mich in nichts reinreiten.
 

Langsam stapfte ich in Richtung Tür. Das Beste wäre es wohl wenn ich nochmal nach Michael schauen würde. Vielleicht war er ja wieder wach geworden. Doch da schlang Tobi auf einmal seine Arme um mich.
 

"Weißt du eigentlich, was ich schon alles gemacht habe, was illegal war", fauchte er, drückte sich an mich und seine Lippen glitten über meinen Hals. Doch ich drückte ihn von mir weg.
 

"Zieh dich wieder an" trug ich ihm nur noch auf und wollte schon weiter gehen. Nur hielt er mich da auf einmal am Arm fest. "Zwing mich doch dazu", zischte er da auch schon. Spinde er denn?
 

"Lass das, Tobi", murrte ich und wollte mich aus seinem Griff wieder lösen. "Schlag mich", knurrte er jedoch. Nur vernahm ich da schon einen etwas weinerlichen Ton von ihm war.
 

"Das werde ich jetzt sicher nicht." - Ruppig packte ich ihn am Arm. - "Also führ dich nicht auf, wie ein trotziges kleines Kind!"

Für den wütenden Unterton hätte ich mich doch gleich ohrfeigen können, als Tobi die ersten Tränen über die Wange liefen. Jetzt hatte ich ihn auch noch zum Heulen gebracht.
 

"Tut mir leid", murmelte ich, "zieh dich aber doch bitte wieder an."

Vorsichtig legte ich die Arme um ihn. Hätte ich es aber bloß gelassen.

Festhalten

Kapitel 15 - Festhalten
 

Michael's PoV
 

Lautstark hörte ich Benjamin zetern. Ganz genau, was er sagte, verstand ich nicht. Nur das irgendjemand bei ihm sein musste. Tobi wahrscheinlich. Dann konnte ich mir ja im Grunde vorstellen, was der wollte.
 

Mühsam raffte ich mich hoch. Meine Beine zitterten. Momentan noch nicht so wirklich schlimm. Vielleicht würde es ja sogar besser werden.
 

Ich stolperte bis zur Zimmertür. Da hörte ich Benjamin schon etwas brüllen.
 

"Du kleines Arschloch! Geh von mir runter!"
 

Er konnte wohl Tobi nicht zurückhalten. Der Kleine war aber auch so ein aufdringlicher Kerl. Könnte er nicht zumindest die Finger von Typen lassen, die nicht seine Freier waren.
 

Ich tapste in den Gang hinaus. Bis ins Wohnzimmer würde ich schon noch kommen. Immerhin war ich auch nicht so schwächlich.
 

Etwas geschockt blieb ich ihn der Tür stehen. Dass er wirklich so ein Ekel war, hätte ich wirklich nicht von Tobi gedacht.
 

Er hatte Benjamin auf die Couch gedrückt und saß nackt auf seinem Schoß. Es hätte mir ja nichts ausgemacht, wenn er sich normal an ihn ranmachte. Aber so.
 

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich auf den Jüngeren zu tapste, ihn an der Schulter packte und von dem Blonden herunter zog.
 

"Hey, Mikey. Willst du mitmachen?"

Sein freches Grinsen konnte er sich wohl einfach nicht verkneifen. Da gab ich ihm aber schon einen Stoß. Keinen recht festen - meine Hände zitterten ohnehin -, aber es reichte auch so.
 

"Mann, seid ihr steif."

Im Schneidersitz und mit dem Rücken zu mir hatte sich Tobi auf dem Boden gesetzt. Ich selbst sank auf Benjamins Schoß, der mich aber auch erst etwas schief ansah.
 

Der Entzug packte mich wohl mehr und mehr. Irgendeinen kleinen Ersatz könnte ich langsam dafür brauchen, sonst würde ich am Ende noch durchdrehen. In meinem Kopf drehte sich aber jetzt schon alles. Ich nahm nicht einmal richtig war, wie ich mich an den Blonden kuschelte.
 

Da sank aber auf einmal Tobi neben uns. Wie es aussah sogar endlich angezogen. Doch er würde prüfend von Benjamin angeblickt. Dann wandte der Blonde sich aber wieder mehr an mich. Vorsichtig legte er die Arme um meine Schultern. Ich spürte schon regelrecht seinen besorgten Gesichtsausdruck, während er mir sanft über den Rücken strich.
 

Vorsichtig drückte ich den Kopf gegen die Brust des Größeren und versuchte etwas von seiner Energie aufzusaugen. Die würde ich wohl jetzt brauchen können. Sonst würde ich das nicht überstehen.
 

Da vernahm ich ein Seufzen von seitens Tobis. "Du brauchst deinen Stoff", flüsterte er. Doch gerade so etwas wollte ich nicht hören. Ich war doch kurz davor davon loszukommen. Dann könnte ich es mir vielleicht sparen auf den Strich zu gehen.
 

Aber was könnte ich schon sonst machen um irgendwie an Geld zu kommen. Blieb mir nicht eigentlich nur die Arbeit als kleine Hure. Ohne Abschluss gab es doch eigentlich nicht mehr viel für mich. Und mich bei Benjamin durch schnorren wollte ich auch nicht.
 

"Bring ihn nicht auf dumme Gedanken", murrte da auch schon der Blonde. Seine Reaktion war wohl verständlich, selbst für mich.
 

Obwohl ich wirklich große Lust darauf hätte mir einfach einen Schuss zu setzen und in dieses besinnliche Gefühl abzudriften. Sozusagen in den Armen der Droge zu versinken. Das könnte ich wohl wirklich brauchen.
 

Aber gerade reichte mir schon fast die Umarmung von Benjamin, die dieser langsam sogar verstärkte. Könnte es sein, dass er jemand war, der mich festhielt? Das wäre viel zu schön, um wahr zu sein. Ich hatte das doch gar nicht verdient. Nicht ich kleiner, dummer, drogenabhängiger Stricher.
 

"Soll ich dich wieder ins Bett bringen?", flüsterte da der Blonde. Zaghaft schüttelte ich den Kopf. Dann würde er mich doch da drüben wieder alleine lassen. Dabei fühlte ich mich gerade in seiner Umarmung so wohl.
 

Da räusperte sich aber auf einmal Tobi. Irgendwie hätte ich ihn wohl beinahe vergessen.
 

"Was ist?", murrte Benjamin.

Vor ein paar Minuten hätte er noch fast mit dem Kleinen geschlafen - O.K. Er hätte es nicht freiwillig gemacht - und jetzt muckte er sich so auf. Irgendwie fast schon süß.
 

"Ich verzieh mich. Hab immerhin auch noch eine Arbeit." - Zärtlich küsste mich Tobi auf die Wange. - "Ich schau wieder vorbei."
 

Doch kaum war er von der Tür draußen, schob mich Benjamin auf einmal von seinem Schoß.
 

"Warte mal einen Moment!", rief er dem Jüngsten zu und lief ihm hinterher. Was sollte das jetzt noch werden? Hatte er doch vielleicht irgendeinen kleinen Narren an Tobi gefressen?
 

Ich versuchte es mir etwas auf der Couch bequem zu machen. Irgendwie war das fast nicht möglich. Egal wie ich lag, immer spürte ich eine Feder. Das könnte einen doch noch zur Weißglut treiben. Wenn ich wohl nicht so verdammt schläfrig schon gewesen wäre, dann hätte das sogar passieren können.
 

Ich kauerte mich schließlich etwas zusammen. Doch auch so fand ich keine rechte Ruhe. Mir wurde auf einmal so kalt und doch kam es mir vor, als ob eine grässliche Hitze sich in meinem Körper ausbreiten würde.
 

Da ging auf einmal Benjamin vor mir in die Hocke. Ich hatte gar nicht wirklich bemerkt, dass er wieder rein gekommen war.
 

"Tobi wird auf dich aufpassen, während ich bei der Arbeit bin", meinte er ruhig. Und fast schon bildete sich so etwas wie ein Lächeln auf seinen Lippen.
 

"Deine Couch ist scheiße", erwiderte ich jedoch nur auf seine Mitteilung und versuchte mich mühsam aufzusetzen, so dass er vielleicht noch etwas Platz neben mir finden könnte.
 

"Die ist auch schon steinalt... Hat meiner Ma gehört." Sich leicht streckend setzte er sich neben mich. Schon einen Moment später ruhte auch mein Kopf wieder auf seinem Schoß.
 

"Wieso kaufst du dir dann nicht eine neue. Die könnte man schon längst verschrotten."
 

Doch auf meine Aussage entfuhr ihm nur ein kurzes Lachen. "Das Sofa weckt gewisse Erinnerungen, ... die du wahrscheinlich nicht hören willst."

Wieder lachte er knapp auf.
 

"Was für welche denn?", wollte ich da aber schon wissen. War doch egal, was das war.
 

"Wenn du es hören willst... Meine Mutter hatte hier ihren ersten Sex mit meinem Dad... dabei bin wahrscheinlich ich entstanden... und das hat sie mir genau hier erzählt."
 

Jetzt musste ich auch lachen. So etwas sagte man doch niemanden, wie mir. Merkte er eigentlich, wie peinlich das im Grunde war. So etwas wollte ich schon gar nicht von meinen Eltern hören - und würde es wohl auch nie -, aber von einem anderen klang das noch dümmer.
 

"So und was hast du jetzt so zu erzählen?"

Ganz vorsichtig strich er mir über die Wange. Es durchzuckte mich ein angenehmes Kribbeln, durch das mir eigentlich nur eine Antwort einfiel.
 

"Seit ich ungefähr 12 oder 13 bin nehme ich Drogen. Mit 16 hab ich mit der Prostitution angefangen. Und im Moment würde ich mich liebend gerne von dir ficken lassen."
 

Ich spürte gerade zu, wie er zusammenzuckte. Das hatte er wohl nicht erwartet. Wäre aber auch logisch. Manchmal war ich schon ein kleines bisschen zu direkt.
 

"Aber", setzte ich dann auch schon an, "es reicht mir auch, wenn du mich einfach nur festhältst."
 

Zaghaft stemmte ich mich hoch und schlang schließlich die Arme um Benjamins Hals. Vorsichtig erwiderte er sogar meine Umarmung und ich konnte mich so einfach von ihm halten lassen.
 

Ganz langsam wanderten seine Hände an meinem Rücken hinauf, bis zu meinem Hals. Dort strich er fast schon zärtlich über meine Nackenhärchen. Genüsslich begann ich zu summen und mich etwas mehr an ihn zu kuscheln.
 

Ein Glücksgefühl durchfuhr mich. Das könnte doch sogar beinahe so gut sein, wie Heroin. Aber nur fast. Doch es gab doch im Grunde nichts besseres, als meine Drogen. Nur die versetzten mich doch in den siebten Himmel.
 

"Könntest du mir das mal erklären?", fragte da auf einmal Benjamin.
 

"Was?", wollte ich etwas verwirrt wissen und blickte zu ihm auf.
 

"Gestern Nacht wolltest du zuerst, dass ich mich ausziehe, dann wolltest du mir einen blasen und zu guter Letzt, dass ich mit dir schlafe und jetzt bist du schon wieder mit so einem Spruch gekommen. Wieso?"

Er blickte mich mit hochgezogener Augenbraue an, als ich mich wieder leicht an ihn kuschelte.
 

zuerst entfuhr mir nur ein leises Kichern, bevor ich etwas zaghaft antwortete: "Nur so kann ich jemanden meine Gefühle zeigen... Anders, als über den Sex, ist es mir nie beigebracht worden..."
 

Meine Mutter hatte mir nie wirklich irgendwelche Zärtlichkeiten geschenkt. Mein Vater sowieso nicht. Geschwister hatte ich keine. Freunde gab es für mich nur in der Drogenszene und da war man auch nur gut aufeinander zu sprechen, wenn man einem gelegentlich mal etwas Stoff abgab. Anders konnte man sich schon mal als egoistisches Arschloch schimpfen lassen.
 

"Also mir kommt das irgendwie nicht so vor."

Langsam sah ich wieder zu Benjamin auf. Wie kam er denn auf so etwas? Ich war unfähig meine Gefühle in irgendwelchen taten auszudrücken, die nicht mit Sex zutun hatten. Und ich war genauso unerfahren darin, sie in Worte zu fassen. Also was sollte das?
 

"So wie du andauernd kuscheln willst."

Er lächelte und ich wurde deswegen rot. Eindeutig. Ich spürte richtig, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, als ich den Blick senkte.
 

"Red' nicht so einen Mist", nuschelte ich. Er hatte doch wirklich einen Knall. Und was für einen.
 

"Wieso denn? Dass du willst, dass ich dich festhalte, zeigt doch nur, dass du Angst hast, allein gelassen zu werden. Richtig? Und durch dein ewiges Kuscheln, deutest du mir so ziemlich an, wie viel Zuneigung du eigentlich brauchst. Oder etwa nicht?"
 

Ich antwortete nicht, sondern drückte mich nur noch mehr an ihn. Wenn er so schlau war, dann würde er das schon richtig deuten.
 

"Dann hab ich wohl Recht."

Er grinste. Dafür musste ich nicht einmal aufsehen. Wahrscheinlich vergrößerte das jetzt ohnehin nur sein Ego. Blödes Arschloch.
 

"Schmollst du?", fragte Benjamin, als wir uns eine ganze Weile anschwiegen. Ich schüttelte zaghaft den Kopf. Unbedingt wissen musste er es ja nicht, dass es möglicherweise doch so sein konnte. Irgendwie war ich mir selbst nicht ganz so sicher darüber.
 

Der Blonde atmete einmal tief durch und es schien so, als ob er überlegen würde.
 

"Hast du vielleicht Hunger?", wollte er schließlich wissen.

Ich verneinte etwas schüchtern. Kuschelte mich nur enger an ihn. Vielleicht konnte ich ja so wirklich ein klein wenig meine Gefühle zum Ausdruck bringen.
 

"O.K."

Vorsichtig strich er mir über den Rücken.
 

Wie lange suchte ich nicht schon nach jemanden, der ein wenig Zärtlichkeit mir gegenüber zeigte? Der mich auch nur ein einziges Mal etwas vorsichtig anfasste und nicht unbedingt gleich Sex mit mir haben wollte?
 

Benjamin war doch dafür beinahe perfekt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er irgendwie grundlos zu mir ruppig sein könnte. Er würde mir wohl nicht einfach so wehtun, so kam er mir gar nicht vor. Aber ich hatte mich auch schon oft in Menschen geirrt.
 

"Na ja, ich bin eigentlich schon hungrig."

Vorsichtig schob er mich von sich weg und stand langsam auf. Einen Moment blickte er mich noch an, bevor er ging.
 

Ich machte es mir - so gut es ging - auf dem Sofa bequem. Vorsichtig glitt ich mit meinen Fingern immer wieder meinen Oberschenkel auf und ab. Das machte ich früher andauernd, wenn ich mich einsam fühlte. Und das war ich wohl oft genug.
 

Nach einigen Minuten kam Benjamin zurück. Ich war schon kurz vor einschlafen gewesen, als er meinen Kopf leicht hob und ihn auf seinen Schoß legte.
 

"Hier." - Er hielt mir ein Wurstbrot hin. - "Du hast Hunger, auch wenn du es nicht zugibst."
 

Ich setzte mich mühsam auf und nahm das Essen entgegen. Etwas zaghaft biss ich auch schließlich hinein. Hunger hatte ich wohl wirklich doch ein wenig. So recht kannte ich aber dieses Gefühl nicht mehr. Ich aß ja eigentlich fast gar nichts mehr und war es wohl dadurch gewonnt nichts im Magen zu haben.
 

Vorsichtig legte mir Benjamin einen Arm um die Taille und ich legte langsam meinen Kopf an seine Schulter, bevor ich weiter aß. Nicht viel, aber zumindest ging es mir deswegen nicht mehr ganz so mies.
 

Seine Finger glitten an meinem Bauch hinauf. Wie auf Befehl wurde mein Atem stockend. Das war doch fast wie abgesprochen. Aber mein Körper war auf mehr oder weniger darauf trainiert, dass er so reagieren musste.
 

Ganz leicht drückte seine Hand gegen meine Brust. "Dein Herz rast ja richtig", hauchte mir Benjamin ins Ohr. Vorsichtig begann ich zu nicken. Was sollte es denn sonst tun? Einfach so gemütlich vor sich hinschlagen und nichts mitbekommen? Ein Eisklotz war ich nun auch wieder nicht.
 

Behutsam legte er seinen Arm wieder um mich. Schließlich auch den anderen.
 

Da gab ich ihm aber sein Brot, das jetzt nur noch zur Hälfte vorhanden war, schon wieder zurück. Etwas irritiert blickte er mich an.
 

"Hab doch gesagt, dass ich keinen Hunger hab", murmelte ich. Die Augen langsam schließend lehnte ich mich an ihn.
 

"Du musst aber was essen. Sonst magerst du noch ganz ab."

Behutsam drückte mich Benjamin etwas von sich weg. Ich ließ es einfach geschehen und sank schließlich langsam in die Sofakissen zurück. Ob er mich füttern würde, wenn ich hier jetzt liegen bleiben würde.
 

Doch da beugte er sich auf einmal über mich und legte seine Lippen auf die meinen. Vor Schreck riss ich die Augen auf. Irgendwas versuchte er mir in den Mund zu drücken. Ganz klar war ich mir nicht wieso, aber ich ließ es zu.
 

Kaum eine Minute später hob er den Kopf und hielt mir den Mund mit einer Hand zu. "Schluck!", befahl er nur. Doch trotzig wie ich war, zog ich nur die Augen zu Schlitzen zusammen und versuchte mich irgendwie von ihm zu lösen.
 

Da hielt er mich aber schon mit der anderen Hand fest.
 

"Schluck, hab ich gesagt!"

Sein Tonfall wurde schärfer und missmutig tat ich, was er befahl.
 

Ein Gefühl von Übelkeit durchfuhr mich, als mir das Essen die Speiseröhre hinunter glitt. Jetzt hatte ich wohl auch noch Speichel von ihm geschluckt. Das widerte mich an. Etwas von anderen zu schlucken war eklig. Egal ob Sperma, Blut oder Speichel. Ausspucken musste man das!
 

"Danke fürs Vorkauen", grummelte ich und wollte aufstehen. Doch er hielt mich immer noch fest.
 

"Wenn du selbst nichts essen willst, dann mach ich es eben so!"

Ich wandte den Blick ab. Das wollte ich gar nicht hören. Immerhin war es doch meine Sache, ob ich etwas essen wollte oder nicht. Das ging doch ihn gar nichts an. Es war mein verfluchtes Leben.
 

Vorsichtig legte er mir den Arm wieder locker um die Taille und hielt mir mit der anderen Hand das Brot vor die Nase.
 

"Wenn du mich weiter festhältst...", murmelte ich und biss erneut ab.

Job

Kapitel 16 - Job
 

Benjamin's PoV
 

Ganz allmehlig war er eingeschlafen. Einfach so. Kaum das er fertig mit Essen war. Zumindest konnte er das noch tun. Ich wäre hier nicht weg, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er einen leeren Magen hatte. Er würde es zwar - höchstwahrscheinlich wegen dem Entzug - ohnehin wieder rauskotzen, aber zumindest jetzt hatte er etwas gegessen.
 

Auf Tobi hatte ich auch nicht mehr gewartet. Versprochen hat er es, das er vorbei kommt und auf Michael aufpasst. Das würde er hoffentlich auch tun. Alleine wollte ich den Rothaarigen einfach nicht lassen.
 

Dass er seinen Stoff nicht bekam, kratzte ganz schön an seinem Körper. Und wohl auch an seiner Psyche. Ich könnte mir nicht im Ansatz vorstellen, was er gerade deswegen mit sich anstellen könnte. Und am Ende würde er auch noch einfach wieder abhauen und dieses Mal vielleicht gar nicht mehr zurückkommen. Das wollte ich mir nicht vorstellen.
 

Etwas erschöpft stieg ich aus der Straßenbahn aus. Jetzt hätte ich noch zwei Straßen bis zu McDoof - wie es Michael genannt hatte. Morgens einmal hier, abends dann bei Burger King. Oder umgekehrt. Gelegentlich auch einmal nur eins von beiden. So wie heute. Und wenn ich einmal die letzte Schicht nicht machte, dann ging es nachts noch in diese Bar an der 34. Leben war das wirklich nicht mehr.
 

Viel lieber hätte ich selbst auf Michael aufgepasst, aber ich kam doch anders kaum über die Runden. Aus einer Ausbildung hatte ich mir früher nicht viel gemacht. Eigentlich dachte ich einmal, dass ich mit meiner Kunst sicher weit kommen würde. Aber Akt war einfach nicht für jeden etwas. Hätte ich mich nur auf etwas anderes spezialisiert. Dann wäre es vielleicht einfacher. Nur jetzt gab es da nicht mehr so viel zu ändern.
 

Ich betrat das Fast-Food-Restaurante durch den Hintereingang und gelangte gleich in die Küche. Sofort schlug mir der Geruch von Fett entgegen, gemischt mit Fleisch und einen leichtem Essig-Aroma. Ungesehen angelte ich mir ein Salatblatt aus den Resten. Ich legte ja gesund. Um mich mit ungesundem Zeug voll zu stopfen hatte ich aber auch kaum Zeit.
 

"Na, Benjamin", begrüßte mich da schon eine Schwarzhaarige. "Na, Amy", erwiderte ich mich nur knapp und stapfte an ihr vorbei in den kleinen Aufenthaltsraum, zu dem man gelangte, wenn man die rechte der beiden Türen nahm, von der die linke in den Verkaufsraum führte.
 

An meinem Spind kramte ich mir nur schnell eine Schürze und das übliche Verkäuferdress von McDoof - das ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf - anzog. Mich leicht streckend ging ich zurück in die Küche. Amy hatte sich schon mit ein paar Burgers beschäftigt und sich gleichzeitig mit ein paar der Typen unterhielt. Frauen hatten doch Vorteile mit ihrem Multitasking.
 

"Hast du heute was vor?", wendete sich die Schwarzhaarige da aber schon auf einmal an mich. "Wieso?", erwiderte ich aber nur mit einer Gegenfrage, während ich einige Buletten wendete.
 

"Na ja, wir wollten heute einen Trinken gehen. Vielleicht willst du ja mit? Sonst verziehst du dich ja auch immer gleich nach Hause", meinte sie schließlich und blickte mich fragend an.
 

Zuerst zuckte ich nur mit den Schulter, bevor ich antwortete: "Eigentlich hab ich ja keine Zeit."

Ich müsste wieder zu Michael. Tobi würde wohl auch kaum den ganzen Abend Zeit haben. Eigentlich wollte er doch schon gar nicht mehr kommen.
 

"Eigentlich? Benjamin! Jetzt komm schon. Nur ein oder zwei Stunden. Einfach auf einen Drink. Komm schon."

Amy bettelte ja schon fast. Trotzdem schüttelte ich nur langsam den Kopf.
 

"Hab einen kranken Ku... äh... meine kranke Freundin zu Hause."

Etwas verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. Gerade log ich doch sogar wegen dem Rothaarigen. Ich könnte genauso gut einen Trinken gehen. Es würde mir doch auch einmal gut tun etwas unter die Leute zu kommen. Vielleicht könnte ich sogar ein Mädchen abschleppen.
 

"Na wenn es so ist. Deine Freundin geht natürlich vor."

Fast schon zärtlich lächelte die Schwarzhaarige, während sie gerade zu kunstvoll einige Burger zusammenlegte und sie vorsichtig in ihre Schachteln packte, bevor sie sie auf den Stapel legte für die, die nach draußen kamen.
 

Leise seufzte.

"Ach, scheiß drauf. Ich komm mit!", meinte ich schließlich.

Verschreckt blickte mich Amy an. Gerade so, als ob ich ihr gesagt hätte, das hinter ihr ein Elefant stehen würde.

"Aber deine Freundin... Du kannst sie doch nicht einfach alleine lassen!"

Ein vorwurfsvoller Unterton lag in ihrer Stimmen. Ich zuckte aber nur mit den Schultern.

"Eine Freundin von ihr wollte ohnehin vorbei kommen. Da wird es kaum auffallen, wenn ich etwas länger weg bin.
 

Das stimmte doch jetzt sogar. Obwohl Tobi ja kein Mädchen war. Aber fast. Ficken ließ der sich ja immerhin auch. Meinte ich zumindest. Vielleicht nicht von Michael, aber sicher von anderen Typen.
 

"Ok. Wenn es klar geht. Dann kannst du nach der Arbeit mitkommen. Aber vielleicht solltest du dich bei deinem Mädchen melden, damit die sich keine Sorgen macht", schlug die Schwarzhaarige noch vor. Ich nickte nur knapp. Ob ich es machen würde war aber eine andere Sache. Wahrscheinlich eher nicht. Ich war dem Rothaarigen immerhin keine Rechenschaft schuldig. Wir waren doch nur so eine Art Mini-WG. Mehr nicht.
 

Dadurch, dass ich sozusagen eine Verabredung hatte vergingen die sechs Stunden meiner Schicht erst recht langsam. Einmal wenn die Zeit schnell vergehen könnte, tat sie es nicht. Sondern wurde nur gerade zu langsamer.
 

Erschöpft seufzte ich, als ich vor dem Gebäude stand und auf Amy wartete. So klar war ich mir nicht, wer noch alles mitkommen würde. Ein paar der Jungs hatte sie nur gesagt. In unserer Schicht waren aber sonst nur noch zwei. Die restlichen Drei waren Frauen. Wenn ich mich nicht irrte hießen sie Isabelle, Jill und Samantha. Die beiden Typen hießen Dan und Kenjiro. Letzterer war ein junger Halbjapaner. Ein recht netter Kerl. Die anderen natürlich auch. Nur das ich eben nicht viel mit ihnen zu tun hatte.
 

Erneut seufzte ich leise. Langsam könnten sie schon kommen. Oder wollten sie mich hier draußen erfrieren lassen. Immerhin hatten wir schon leichte Minusgrade und ich wollte mir wirklich nicht unbedingt etwas abfrieren.
 

"Hey, Benjamin!", rief mich da aber auf einmal Amy. Ich wendete nur zaghaft den Kopf in ihre Richtung, als sie auf mich zukam. Im Schlepptau hatte sie wirklich die beiden Jungs und noch zwei Mädchen. Isabella und Samantha, wenn ich mich nicht ganz irre. Die Größere der beiden müsste Sam sein und die legte mir auch gleich einen Arm um die Schultern.
 

"Dann lassen wir es mal krachen", kicherte sie auch gleich los. Ein Besäufnis wurde das jetzt hoffentlich nicht. Senkrecht zu Hause ankommen wollte ich eigentlich schon und auch sicher nicht halb beim zu Tode kotzen.
 

Vielleicht hätte ich ihnen sagen sollen, dass ich nicht so viel vertrug, da ich einfach nicht oft Alkohol trank, aber als wir eine gute halbe Stunde in der ersten Bar verbracht hatten, war mir das so ziemlich egal.
 

"Es stimmt irgendwie nicht, dass man sich Frauen schön saufen kann", meinte ich zu Bella mit der ich noch an unserem Tisch saß, während die anderen sich gerade auf die Tanzfläche verzogen hatten.
 

"Wieso?", fragte sie und hatte wohl schon einen leichten Rotstich im Gesicht. Angetrunken war sie auf alle Fälle schon.
 

"Na ja, du wirst immer noch nicht hübscher... Vielleicht geht das aber auch einfach nicht mehr, so geil wie du schon die ganze Zeit aussiehst."
 

Ich trank einen Schluck von meinen mindestens schon fünften Bier. Wenn ich so weiter machte, würde ich umkippen.
 

"Hör auf mit den Komplimenten, immerhin hast du eine Freundin."

Verlegen blickte Bella in die andere Richtung. Leicht legte ich nur den Kopf schief.
 

"Wer redet denn so einen Mist?", fragte ich irritiert. Das, was ich heute am späten Nachmittag erzählt hatte, war wohl schon längst unter dem Alkohol verschüttet worden und somit einfach vergessen.
 

"Amy hat gesagt du hättest eine kranke Freundin zu Hause. Weswegen du auch schon fast nicht mitkommen wolltest", erwiderte sie und blickte mich jetzt auch etwas verwirrt an.
 

"Was für ein Stuss. Das Einzige, was bei mir zu Hause ist, ist dieser verdammte kleine, drogensüchtige Stricher und vielleicht noch sein blöder, sexabhängige Freund."

Alkohol senkte wohl wirklich die Hemmungen und regte zum Reden an. Denn ohne hätte ich das wohl nie erzählt.
 

"Uh... Sieht der kleine Stricherbursche denn zumindest süß aus?"

Bei Isabella setzten wohl die Biere auch langsam an. Wer fragte auch so etwas?
 

"Zum Vögeln wurde er mir schon reichen... Aber irgendwie hab ich eher Bock auf eine Tussi... wie dich."

Mit einem Augenaufschlag verstärkte ich nur meine Aussage. Da zog mich aber die Brünette schon hoch.
 

"Wie du willst!"

Etwas unsicher auf den Beinen stolperte ich hinter ihr her nach draußen, wo sie mich in eine Seitengasse schob. Würden wir hier jetzt wirklich Sex haben?
 

Etwas ruppig zog sie mir die Hose herunter und entledigte sich selbst ihrer Bluse, bevor sie mich küsste. Endlich mal wieder die weichen Lippen einer Frau auf den meinen. Das hatte ich irgendwie vermisst.
 

"Der kleine Bennie will wohl eine Muschi haben", hauchte sie mir ins Ohr und legte ihre Finger auf meinen Schritt.
 

"Der will nur spielen", erwiderte ich scherzhaft und änderte kurzer Hand unsere Positionen. Drückte sie deswegen gegen die Wand, an der ich schon die ganze Zeit lehnte.
 

Spielerisch biss ich in ihren BH. Das war doch höchstens B! Verdammt. Minititten.
 

"Hey, nicht kaputt machen, den hab ich von einem Ex bekommen!", tadelte sie mich auch schon und ich löste mich artig von ihr, bis sie sich den Büstenhalter ausgezogen hatte und ich mich genüsslich über ihre Brüste hermachen konnte. Bald verließ auch schon endlich ein Keuchen ihre Kehle.
 

"Oh, Ben", zärtlich küsste sie mich. Eigentlich hasste ich es ja, wenn man mir auch nur im Ansatz versuchte eine Spitznamen zu geben. Ben konnte ich schon gar nicht ausstehen. Das könnte sie zu meinem Schwanz sagen. Nicht zu mir.
 

"Benjamin. Sag bitte Benjamin", flüsterte ich ihr ins Ohr. Nur ein knappes O.K. kam zur Erwiderung. Reichte ja auch schon.
 

Bald schon fanden auch meine Shorts und ihr Rock ihren Weg zu Boden. Slip war zum Glück nicht nötig. Unten ohne war doch immer noch geil.
 

Leicht wollte ich sie an heben, als sie mir einen Stoß gab und ich zurück stolperte. "Die Nummer mag ich nicht", knurrte Bella und drückte mich zu Boden. Nur um sich auf mein Becken zu setzen.
 

"Feucht und heiß", murmelte ich, als sie begann ihre Hüfte auf und ab zu bewegen.
 

Ich wollte daraus wirklich keine schnelle Nummer machen, aber der Alkohol ließ ja schon gar nichts anderes zu. Nicht einmal zehn Minuten brauchte ich, bevor ich kam.
 

Etwas missmutig blickte mich die Brünette an. "Sorry", flüsterte ich nur und versuchte sie von mir runter zu schieben. Schon die ganze Zeit lag da ein Kieselstein unter meinem Arsch und der drückte.
 

"Komm schon, Baby. Ich will auch noch kommen, also fang an zu lecken!"

Sie ging mit ihrem Becken leicht hoch. Doch ich blickte sie nur verwirrt an, als sie sich schließlich etwas zurück lehnte.
 

"Benjamin! Stell dich nicht dümmer an, als du bist. Du sollst mir meine geile Muschi lecken!"

Das war genug für mich! Hier würde ich mich ganz bestimmt keiner Frau unterwerfen.
 

Ruppig drückte ich sie weg und sammelte meine Sachen vom verdreckten Boden auf. "Nein danke, Hübsche", zischte ich nur noch, als ich mich wieder angezogen hatte. Sie wohl kurz darauf auch.
 

"Du kleiner Arsch!", brüllte sie mir noch hinterher.
 

Ich torkelte der Weilen schon die Straße entlang. Lange genug würde es dauern, bis ich zu Hause wäre. Sowohl Busse als auch Straßenbahnen fuhren ja um diese Uhrzeit leider keine mehr.
 

Und das alles jetzt nur wegen so einer kleinen Nummer? Mein werter Arsch tat mir ja wegen dem Steinchen auch immer noch weh. Wunderbar. War doch die perfekte Bestrafung dafür. Oder nicht?

Spiel

Kapitel 17 - Spiel
 

Michael's PoV
 

"Wir könnten Bennie einen kleinen Streich spielen", flötete Tobi, als wir zusammen im Bett des Blonden lagen. Er aber eher auf mir.
 

"Und der wäre?", erwiderte ich und ließ mich ein wenig streicheln. Der Grünhaarige machte das ohnehin schon die ganze Zeit und er genoss es genauso wie auch ich.
 

"Wir ketten ihn ans Bett, ziehen ihn aus und dann treiben wir es vor seinen Augen miteinander", erklärte Tobi nur schnell und küsste mich schließlich zärtlich.
 

Doch ich schob ihn langsam weg und hob irritiert eine Augenbraue. Das sollte ein Streich sein? Wohl eher eine Qual. Zumindest wenn er einen Ständer deswegen bekam. Wenn er ans Bett gebunden wäre, könnte er sich zumindest keinen runterholen.
 

"Und um klein Bennie kümmern wir uns danach gemeinsam... Das ist doch ein Plan."

Tobi strahlte übers ganze Gesicht, als ob er gerade eine Möglichkeit gefunden hätte, wie man AIDS heilen könnte. Wäre vielleicht sogar nützlicher gewesen.
 

"Die Idee ist mies!", kommentierte ich da aber auch schon und schwang mich aus dem Bett. Etwas wackelig blieb ich schließlich stehen und seufzte, bevor ich wieder zurück sank.
 

"Du kannst kaum stehen, richtig?", fragte der Jüngere, als er mir die Arme um die Taille legte. Ich nickte nur.
 

Wirklich Kraft in den Beinen hatte ich momentan nicht und auch sonst ging es mir auch nicht recht gut. Aber zumindest musste ich nicht mehr kotzen. Vielleicht hatte ich ja das zumindest halbwegs überstanden.
 

"Soll ich dir einen Schuss setzen?", wollte da Tobi aber auf einmal wissen. Ich wendete mich so weit wie möglich zu ihm um.
 

"Du hast doch gar keinen Stoff", meinte ich und hob verwirrt eine Augenbraue. Da grinste der Grünhaarige aber auch schon.
 

"Ich hab das bisschen aus deiner Wohnung mitgenommen. Zwei Tage könnte es doch reichen, bis dahin hab ich dir was Neues beschafft. Dafür fickst du nachher aber mit mir, wenn Bennie am Bett hängt", flüsterte er mir ins Ohr.
 

Ich überlegte nicht einmal einen Moment bevor ich verneinte. Jetzt wäre ich doch fast davon los. Das wollte ich doch eigentlich schon immer. Endlich wieder von diesem verdammten Zeug loskommen. Aber wie lange würde ich es denn aushalten? Wenn ich auch nur noch einmal mich auf dem Strich rumtreiben würde, wäre ich binnen weniger Stunden schon wieder an der Nadel hängen.
 

"Du brauchst es doch! Komm schon! Und danach richtig geiler Sex. Ich bin auch ganz zärtlich zu dir!" Leicht biss er mir ins Ohrläppchen, als ich schon wieder den Kopf schüttelte.
 

"Ich brauch es nicht mehr!", meinte ich sicher. Und trotzdem klang es wie eine Lüge. Bis jetzt steckte ich ja auch noch mitten im Entzug. Ich spürte doch noch, wie mein Körper danach schrie. Wie er danach verlangte, dass ich mir wieder etwas spritzte.
 

Da stand schließlich Tobi auf und ging nach draußen in den Gang. Schon ein paar Minuten später kam er wieder mit diesem verfluchten Tütchen in der Hand, das er mir auf den Schoß legte.
 

"Es vermisst dich. Und dein Körper vermisst es."

Fast schon fies grinste er mich an. Wieso wollte er mich eigentlich zurück bringen? Auf den nächsten Trip?
 

Da stieg auf einmal der Würgreiz wieder in mir hoch. War also die Sache mit dem Kotzen doch noch nicht vorbei.
 

Wieder etwas wackelig stand ich erneut auf. Aber da verkrampfte ich auch schon und sank zusammen. Verdammt.
 

Doch Tobi zog mich hoch und schlief mich ins Bad.
 

"Wenn du ihm die Wohnung versaust, wird er dich rausschmeißen", knurrte der Jüngere, während ich über der Kloschüssel hin.
 

"Kann schon sein", murmelte ich. Eigentlich war ich mir nicht darüber im Klaren, was Benjamin tun würde, wenn ich hier irgendetwas anstellte.
 

"Es könnte dir nichts passieren, wenn du einfach wieder damit anfängst. Komm schon! Dann ist dieses scheiß Gefühl auch wieder weg. Du würdest dich wieder besser fühlen!"
 

Auf diese Aussage schüttelte ich nur den Kopf. Ich wollte nicht mehr. Nie mehr.
 

"Ich hol es jetzt wieder und dann flösse ich es dir ein! Ob du willst oder nicht! Ich kann dich nämlich nicht so sehen!"
 

Wie er es gesagt hatte, so machte er es. Oder wollte es zumindest. Dagegen, dass ich es nehmen sollte, wehrte ich mich mit Händen und Füßen. Ich schlug und trat um mich, als er mich gegen die Badezimmerwand drücken wollte.
 

"Verdammt! Michael! Du hältst das doch ohnehin nicht durch!", brüllte er mich da aber auf einmal an und sank auf die Knie. Er begann zu schluchzen. Ganz sicher, ob er das jetzt nicht nur spielte, war ich mir nicht. So stolperte ich lieber zurück ins Bett. Wäre vielleicht besser.
 

Unbeholfen rollte ich mich in die Decke ein und wartete. Er würde schon selbst zur Vernunft kommen, wenn ich es nicht tat.
 

Da spürte ich endlich, wie er die Arme um mich legte. "Ich hab das Zeug entsorgt", murmelte er und rollte sich neben mich. Nur kurz warf ich ihm einen Blick zu. Nicht zu lange. Sonst würde mir nur sein verheultes Gesicht noch Schuldgefühle auflegen.
 

"Treiben wir unser kleines Spielchen dann trotzdem mit Benjamin?", wollte er da aber auch schon wissen. Deswegen blickte ich trotzdem zu ihm und nickte schließlich auch langsam. Nur ein bisschen Spaß mit ihm haben. Mehr nicht. Es würde ihm doch sicherlich auch gefallen, wenn wir uns, als sozusagen Profis, etwas mit ihm befassen.
 

"Aber wie willst du ihn ganz ausziehen, wenn wir ihn festgebunden haben. Das Shirt geht ja dann ohnehin nicht. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass er um sich treten wird", gab ich zu bedenken. Nie im Leben würde er sich von so einfach entkleiden lassen. Vorher würde er wohl eher sterben.
 

"Das kriegen wir schon irgendwie hin. Immerhin brauchen wir ihn auch nur unten ohne. Sein Oberteil können wir weit genug hochschieben um da auch etwas ranzukommen... Einfallsreich müssen wir doch ohnehin sein, als kleine Stricher."
 

Tobi grinste. Wirklich übers ganze Gesicht. Und irgendwie entlockte mir das auch ein Lächeln. Es war zwar wohl nicht nett, wenn wir uns an Benjamin austoben würden, aber immerhin brachte es ihm auch einmal etwas Spaß.
 

Doch da kam mir ein Gedanke.

"Mit was willst du ihn hier überhaupt festmachen?"
 

Irgendwie entlockte diese Frage dem Jüngeren ein Kichern. War das denn wirklich so lustig?
 

"Weißt du wie versaut unser Bennie ist?", erwiderte er schließlich mit einer Gegenfrage. Ich schüttelte nur langsam den Kopf, als mir Tobi schon andeutete mitzukommen. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setzen sollte und er einen der Schränke durch wühlte.
 

Als er wieder zu mir kam, ließ er einige Sachen auf dem Wohnzimmertisch fallen.
 

"Also entweder ist er wirklich sehr allein... oder er hat öfters doch ein paar Mädels hier."
 

Ich zuckte nur mit den Schultern. "Vielleicht von einer Ex-Freundin?"
 

Das ließ Tobi aber nur wieder kichern. "Und die lässt ihre ganzen Sexspielzeuge hier... Die hätte sich wohl denken können, dass ein Kerl im Normalfall nichts mit einem Dildo oder einen Vibrator anfangen kann. Höchstens die Handschellen und einer von den Knebeln könnten nützlich sein... Und vor allem für uns."
 

Ich angelte mir das grüne, etwas glibberige Ding.

"Irgendwie steh ich auf Gummischwänze", meinte ich kichernd. Da blickte mich Tobi aber schon mit gehobener Augenbraue an.
 

"Du lässt dich mit dem Zeug ja auch schon mal durchnehmen."

Vorwurfsvoll blickte mich Tobi an.
 

Natürlich ließ ich es mir manchmal gerne mit solchen Spielzeug machen, aber es war einfach auch gelegentlich angenehmer, als wenn man richtig gefickt wurde. Zumindest war es für mich so. Wenn sie es nicht selbst mit ihrem eigenen Schwanz machten, waren die Freier häufig aber auch einmal zärtlich. Sogar zu mir.
 

"Ich spiel einfach gerne", meinte ich nur und verschränkte etwas trotzig die Arme vor der Brust. Zudem legte ich noch ein Schmollen auf. Alles nur gespielt. Tobi wusste das doch.
 

"Die Handschellen und den Knebel nehme ich mit", murmelte der Grünhaarige da aber auch schon und wandte sich von mir ab um besagte Dinge zu nehmen. Den Rest verstaute er wieder in dem Schrank, wo er sie gefunden hatte. Wann hatte er eigentlich Zeit gehabt, dass zu durchsuchen?
 

Ich raffte mich mühsam wieder hoch und tapste langsam vor dem Grünhaarigen her zurück ins Schlafzimmer. Bevor Benjamin wieder kam und wir mit unserem kleinen Spiel anfingen, wollte ich noch etwas schlafen. Sonst könnte ich es aber wahrscheinlich auch gar nicht aushalten.
 

"Weißt du wann er heimkommt?", wollte Tobi wissen, als er sich wieder zu mir gesellte, als ich es mir schon längst im Bett gemütlich gemacht hatte. Langsam schüttelte ich nur den Kopf.
 

Woher sollte ich das auch wissen? Gestern war er abends zu Hause. Vorgestern war er nachmittags bei der Arbeit. Was er dann gemacht hatte, wusste ich nicht. Immerhin hatte ich mich meinem eigenen Job gewidmet. Und am Tag davor hatte er mich doch erst aufgegabelt. Er hatte nicht gesagt, ob er da irgendwo bei der Arbeit war. Oder doch? Wirklich daran erinnern konnte ich mich nicht. Mein Hirn merkte sich Dinge einfach nicht mehr so gut, wie früher. Nur das, was ich als wichtig ansah. Das wurde gespeichert. Und dann auch noch für sehr lange.
 

"Na ja, er wird schon irgendwann heim kommen. Eigentlich könnten wir uns doch davor schon etwas vergnügen."

Vorsichtig legte Tobi seine Arme um mich. Sie waren um einiges kräftiger, als die meinen. Dabei war er jünger. Fast fünf Jahre. Aber er machte seinen Körper auch nicht so kaputt, wie ich. Bei ihm gab es keine Drogen. Er ging doch nur auf dem Strich um sich sein Leben zu finanzieren, nachdem er von seinen Eltern rausgeflogen war. Man konnte sich ja irgendwie ein wenig denken wieso.
 

Er war ein Trotzkopf, nervig und gelegentlich etwas eingebildet. Zudem war er kindisch. Mit seinen Freier trieb er gelegentlich sogar diese Vater-Sohn-Spielchen. Und er war natürlich der böse Sohn, denn man seine Taten austreiben musste. Wenn es nur so einfach ginge.
 

Das zweite, auf das er beim Sex dann stand, war SM. Ein kleiner Masochist, der auch gern einmal zum Sadisten wurde. Nur bei mir ließ er diese Art von Spielchen gerne einmal aus. Mich trieb er normalerweise weder dazu, dass ich ihn schlug und demütigte, noch umgekehrt. Er war eben doch ein guter Freund, der auch zu einem hielt.
 

Sonst hätte er aber auch nicht aus Sicherheit das bisschen Heroin aus meiner Wohnung behalten und es jetzt trotzdem entsorgt. Jemandem, dem ich nichts wert war, hätte das nicht getan.
 

"Willst du nicht?", fragte der Grünhaarige, als ich auf seine Aussage so gar nicht reagierte. Langsam schüttelte ich dann aber den Kopf. Ich würde mich viel lieber etwas an ihn kuscheln. Einfach die Wärme von ihm genießen. Das reichte doch schon.
 

"Na, dann..."

Leicht drückte er mich an sich. So wurde mir doch wirklich warm. Genüsslich summte ich. Jetzt könnte ich mich auf unser kleines Spielchen mit Benjamin freuen. Immerhin würde ich es mit meinem Tobi machen.

Wollen

Kapitel 18 - Wollen
 

Benjamin's PoV
 

Über zwei Stunden war ich unterwegs, bis ich wieder in meiner warmen Wohnung war. Wenn ich wohl nicht an der 54. Straße vorbeigelaufen wäre, dann ware ich auch früher wieder hier gewesen. Aber in meinem Suff rannte ich einfach daran vorbei. Bis hinauf zur 60. Da war ich dann umgedreht. Nachdem ich schon etwas klarer im Kopf geworden war.
 

Jetzt ging es mir wohl sogar halbwegs wieder gut. Es drehte sich zumindest nicht mehr alles vor meinen Augen.
 

Langsam stolperte ich in die Küche. Erst einmal etwas zum Trinken. Am besten ohne Alkohol. Wasser am besten. Oh ja, Wasser!
 

Gerade als ich den Hahn aufdrehen wollte, hielt mich jemand fest und führte meine Hände hinter meinen Rücken zusammen. Ich war kurz davor loszuzetern, doch da hörte ich ein leises Klicken.
 

Eine Sekunde darauf wollte ich die Arme auseinander reißen und demjenigen, der da hinter mir war einen runter hauen. Doch es ging nicht. Kaltes Eisen bohrte sich schmerzhaft in meine Handgelenke.
 

"Fuck!", zischte ich und wirbelte herum. Michael stand grinsend vor mir und schlang schließlich die Arme um mich. Perplex ließ ich es geschehen. Als er sich wieder von mir löste blickte ich ihn verwirrt - mit offen stehendem Mund - an.
 

"Was soll das?", fauchte ich, als ich mich wieder gefasst hatte.
 

"Wir wollen ein Spielchen mit dir spielen", erwiderte der Rothaarige nur knapp und deutete mir an, ihm zu folgen. Etwas zaghaft tat ich es auch.
 

Was würden sie nur vorhaben? Und wieso legten sie mir Handschellen an? Irgendwie hatte ich eine böse Vorahnung. Trotzdem tapste ich jetzt hinter ihm her durch den Gang. Es war mir zuerst irgendwie völlig entgangen, aber er hatte nur Shorts an. Knallrote. Das waren doch welche von mir!
 

"Hm... Bringst du unser Opfer?", summte Tobi, der breitbeinig auf der Bettkante saß.
 

Da drehte sich Michael wieder zu mir um und legte mir eine Hand auf die Wange. Sein Blick war ausdruckslos. Noch etwas, was mir zuvor nicht aufgefallen war?
 

Seine Finger wanderten meinen Hals hinunter und über meine Brust. Bei meinem Bauch hielt er kurz inne. Wartete er auf etwas?
 

Ich warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf Tobi. Der hatte leicht den Kopf schief gelegt und sah etwas unsicher zu dem Rothaarigen. Langsam blickte ich nun auch wieder zu diesem. Da rutschte mir die Hose aber schon an den Füßen herunter.
 

Einen Moment stockt mein Atem. Da traffen aber schon mein und Michaels Blick aufeinander. Er lächelt. Nur ganz leicht, doch ich sah es. Die zaghaft hochgezogenen Mundwinkel.
 

"Das hätten wir ja", murmelte er und versuchte mich hinter sich herzuziehen. Nur konnte ich mich ganz leicht gegen ihn stemmen. Er war viel schwächer als ich. Viel zerbrechlicher.
 

"Hätte ich dir also doch lieber eine überziehen sollen", grummelte der Rothaarige auf einmal. Da trat aber auch schon Tobi neben ihn. Der war noch komplett angezogen.
 

Meine Augen sprangen zwischen den beiden hin und her. Was sollte die Aktion jetzt? Die Handschellen hatte ich ja eigentlich noch als lustig angesehen. Aber das jetzt? Das war kein Witz mehr!
 

Tobi begann auf einmal Michaels Hals zu küssen und ihn mit zärtlichen Streicheleien zu verwöhnten. Wie in einem Schock starrte ich die beiden an.
 

Doch plötzlich packte Tobi meinen Arm und stieß mich an dem Rothaarigen vorbei aufs Bett. Ich war nicht darauf vorbereitet, sonst hätte ich mich wohl gewehrt.
 

Hilflos blieb ich auf dem Bauch auf dem Bett liegen. Irgendwie konnte ich weiter darauf robben. Nur hochkommen tat ich nicht.
 

"Soll ich dir helfen?", fragte auf einmal der Grünhaarige, als er sich neben mich gesetzt hatte.
 

"Mach mich los!", fauchte ich ihn nur an. Doch nur ein Auflachen verließ seine Kehle. Wütend funkelte ich ihn an, als er sich zu mir herunterbeugte.
 

"Wir wollen unseren Spaß mit dir haben...", hauchte er mir ins Ohr. Da unterbrach ihn Michael aber auch schon. "Du willst deinen Spaß!"
 

Ich sah den Rothaarigen nicht. Hörte ihn nur. Und spürte schließlich, wie ich mühsam auf den Rücken gedreht wurde. Da halfen sie wohl zusammen. Jetzt kam ich zumindest wieder hoch. Bauchmuskeln sei Dank.
 

"Hört auf mit den Spielchen!", zischte ich und ließ meinen Blick zwischen den beiden hin und her schweifen. Keiner von ihnen machte Anstalten mich von meinen Handschellen wieder zu befreien. Könnte ich also weiter zetern.
 

"Jetzt kommt schon!", knurrte ich. Es kam nur keine Reaktion mehr. Bis auf das, dass Michael zusammenbrauch. Starr vor Schreck blickte ich auf ihn. Nicht einmal Tobi rührte sich. Als Erster fand ich jedoch meine Fassung wieder.
 

"Mach mich los!", fauchte ich und endlich gehorchte der Jüngere. Zog die Schlüssel für die Fesseln aus der Hosentasche und schloss sie auf. Ich sprang auf und kümmerte mich zuerst um Michael. Er war nicht gerade sanft mit dem Kopf aufgekommen. Es blutete etwas.
 

"Geh ins Bad und hol Desinfektionsmittel und Heftpflaster."

Der Grünhaarige nickte nur langsam und lief los. Nur eine Minute später hörte ich einen Knall aus dem Badezimmer und kurz darauf kam auch Tobi zurück.
 

"Der blöde Schub ist rausgefallen", meinte er nur und hielt mir die Sachen hin, die er holen sollte. Ich hatte derweilen Michael aufs Bett gelegt und etwas von dem Blut mit einem Taschentuch weggewischt. Von denen hatte ich ja genügend im Nachttisch.
 

Vorsichtig versorgte ich die Wunde, wobei mir der JÜngere schweigend zusah. Bis ich sorgfältig ein Heftpflaster auf die Wunde klebte, gab er auch keinen Ton von sich. Erst dann murmelte er: "Er hätte sich doch etwas spritzen lassen sollen."
 

Ich wandte mich zu ihm und hob leicht eine Augenbraue. Scheinbar verstand der Jüngere was ich fragen wollte. Leise seufzte er.
 

"Ich hatte was von seinem Stoff aus seiner Wohnung mitgenommen... Als du nicht da warst, wollte ich es ihm geben, aber er... er hat sich geweigert, was davon zu nehmen. Es wäre wohl besser gewesen."
 

Da hatte er schon eine schallende Ohrfeige von mir bekommen. Leicht rieb er sich die Wange, sagte aber nichts. Er verstand wohl, dass das nötig war und das ich auch gar nichts hören wollte.
 

"Er ist ein Junkie. Von seinem Stoff wird er nie ganz loskommen!", grummelte Tobi aber auf einmal. Das er es überhaupt wagte. Ich gab nur ein überdeutliches Schnauben von mir, während ich Michael fürsorglich zudeckte. Die Wärme könnte er jetzt gebrauchen.
 

Prüfend blickte ich Tobi an, als ich mich zu diesem wandte. Er saß mit den Armen vor der Brust verschränkt auf der Bettkante und starrte stur aus dem Fenster. Langsam folgte ich seinem Blick. Viel sah er schon mal nicht.
 

"Komm mit", murmelte ich und zog ihn hoch. Doch er wollte nicht.

"Ich bleib bei Mike", flüsterte er und sank zurück aufs Bett. Knapp nickte ich nur und marschierte wieder in die Küche. Beim Vorbeigehen sammelte ich auch noch meine Jeans auf.
 

Ich ließ mich auf einen der Küchenstühle nieder und betete den Kopf auf die Tischplatte. Ich hätte auch im Bett bleiben können, denn dann hätte ich zumindest schlafen können. Hier würde ich jetzt nur herumsitzen. Leise seufzte ich. Was für ein beschießener Tag.
 

Da hörte ich auch schon die Küchentür und ich hob langsam wieder den Kopf.

"Hi", meinte Tobi und setzte sich auf den Stuhl, der mir gegenüber stand. Etwas irritiert hob ich eine Augenbraue. Hatte Michael ihn rausgeworfen oder was machte er jetzt hier?
 

"Bei Mike halte ich es irgendwie nicht aus...", flüsterte der Jüngere und blickte mich traurig an. Ich zog nur die Augenbrauen zusammen. Und dann kam er zu mir?
 

Er atmete einmal geräuschvoll durch.

"Würdest du... würdest du mit mir schlafen?", fragte er scheu. Binnen weniger Sekunden stieg mir die Hitze ins Gesicht.
 

"Nein", murmelte ich und wandte mich ab. Das überdeutliche Seufzen von seitens des Kleineren hörte ich dennoch. Trotzdem würde ich keinen Sex mit ihm haben. Nicht nur, weil ich keine Lust hatte. Nein. Er war doch auch viel zu jung. Und mit einem Kerl wollte ich eigentlich erst recht nichts anfangen.
 

"Mit Mike würdest du", murmelte der Kleine. Jetzt seufzte ich.

"Würde ich auch nicht", gab ich von mir und stand wieder auf. Etwas irritiert blickte Tobi mich an.
 

"Willst du wieder mit ins Bett kommen?", fragte ich und sofort nickte der Jüngere und sprang auch gleich auf. Einen ganz schönen Elan hatte er noch so spät am Tag.
 

"Na dann komm."

Ich deutete ihm mit einer knappen Handbewegung an, dass er mitkommen sollte, dabei hätte ich das nicht einmal gemusst. Wie ein junges Hündchen lief er mir hinterher.
 

Doch im Gang fiel mir dann doch noch etwas ein, was ich wissen wollte. Schon die ganze Zeit über hatte ich es mir im Grunde gefragt.

"Wo hattet ihr die Handschellen her?"

Tobis Gesicht nahm einen leichten Rotstich an, als ich mich zu ihm umwandte, doch dann murmelte er auch schon: "Hab ich ihn einem der Wohnzimmerschränke gefunden, während du nicht da warfst... und Mike geschlafen hat..."
 

Das hätte ich mir ja denken können, dass er dafür verantwortlich war. Der Rothaarige sah nicht wirklich nach jemandem aus, der einfach so anderen Leute Sachen durchwühlte. Aber jetzt musste ich wohl nicht unbedingt weiter bohren. Ich wollte ja auch ins Bett.
 

"Liebst du Mike?", fragte Tobi auf einmal, als ich es mir bequem gemacht hatte. Ich links von Michael, er rechts von dem Rothaarigen.
 

"Nein, ich kenn' ihn doch kaum", erwiderte ich und raffte mich erneut hoch. Verwirrt blickte ich den Jüngeren an.
 

"Hast du dir noch nie vorgestellt mit ihm zu schlafen?", bohrte Tobi weiter. Er hatte sich ebenfalls aufgesetzt und ich blickte zu dem Rothaarigen hinunter. Er hatte sich auf die Seite gerollt und leicht zusammengekauert.
 

"Du etwa?", wollte ich wissen, als sich schon ein Grinsen auf den Lippen des Jüngeren bildete.

"Ich hab sogar schon." - Ebenfalls blickte der Grünhaarige auf Michael hinunter. - "Ein Freier wollte das damals. Dadurch haben wir uns überhaupt kennengelernt..."

Leise schluckte der Jüngere. Ich konnte es ihm fast ansehen, dass er an dieses eine Mal zurückdachte.
 

"Er hat mir danach gesagt, dass es sein schönstes Mal war. Ich wäre bis jetzt der Zärtlicheste gewesen", flüsterte Tobi und etwas Trauriges schlich sich in seinen Gesichtsausdruck, bevor er wieder zu mir sah. Zaghaft lächelte er wieder.
 

"Und er braucht die Zärtlichkeit. Anders... zerbricht es ihn nur. Seine Seele."

Es klang fast philosophisch. Als ob er über diese paar Worte schon lange nachdachte und sie erst jetzt überhaupt zu irgendjemanden sagen konnte.
 

"Sein ganzer Körper ächzt nur so nach jemanden, der etwas Fürsorge ihm gegenüber zeigt. Jemand der sich um ihn kümmert..."

Tobi verstummte auf einmal, als sich der Rothaarige auf die andere Seite drehte. Andächtig sah er ihm dabei zu, wie er sich zusammenrollte.
 

"Nur etwas Liebe und Zuneigung", flüsterte der Jüngere schließlich. Ich sank wieder in die Kissen. Michael hatte sich zu mir gedreht. Vielleicht legte ich deswegen behutsam die Arme um ihn und zog ihn etwas näher zu mir.
 

Ich spürte auf einmal zwei weitere Arme. Tobi wahrscheinlich. Doch der hatte sich etwas tiefer angesiedelt.
 

"Lass ihn schlafen", grummelte ich und wollte ihn wegdrücken. Aber der Kleinere meinte nur: "Er braucht Liebe und Zuneigung. Geben wir ihm die doch."
 

Ich hob irritiert eine Augenbraue, bis ich langsam verstand, auf was er hinauswollte. So etwas Dummes konnte er doch jetzt nicht wirklich wollen? Der Schlaf wäre für Michael eindeutig besser, als Sex.
 

"Lass ihn schlafen!", wiederholte ich mit einem scharfen Unterton, da keuchte der Rothaarige aber auf einmal. Ich zuckte zusammen. Nur wegen diesem einen kleinen Laut.
 

"Hörst du, wie er es will?", flüsterte Tobi und entlockte Michael ein weiteres Keuchen. Nur lauter. Und auf einmal klammerte er sich auch an mich. Seine Finger bohrten sich regelrecht in mein Shirt. Hatte das kleine Ekel ihn doch wirklich geweckt.
 

Ich zog die Augen zu Schlitzen zusammen und konnte mit etwas Mühe Tobis Hände von dem anderen wegschieben. Dadurch ließ er sich nur nicht hindern, weiter mit dem Älteren zu spielen. Vorsichtig küsste er seinen Hals und saugte wohl auch leicht daran.
 

"Mach doch einfach mit! Es macht ihm doch Spaß", meinte der Jüngst, als er sich von dem anderen wieder leicht löste. Ich schüttelte nur abrupt den Kopf. Das würde ich nicht tun!
 

Da wimmerte auch Michael auf einmal etwas. Zu seinem Glück hörte auch Tobi es und ließ endlich von ihm ab.
 

"Das nennst du also 'wollen'?", grummelte ich und zog den Rothaarigen etwas näher zu mir. Er schlotterte. Vielleicht vor Angst? Erst brach er zusammen und dann wollte der Jüngst einfach so über ihn herfallen.
 

Tobi hatte sich auf die andere Seite gerollt. Es wäre so wohl besser, solange er Michael in Ruhe lassen würde.
 

Zaghaft rollte ich mich auf den Rücken und zog den Rothaarigen leicht auf mich. Sein dünner Körper drückte sich an den meinen. Scheinbar genoss er das mehr, als die Befummlungsaktion des Jüngeren. Das wäre mir aber auch so bewusst gewesen.
 

"Er tut mir leid...", flüsterte irgendwann Tobi, als ich schon kurz davor war endlich einzuschlafen. Leicht hob ich noch einmal den Kopf und zog eine Augenbraue etwas hoch. Der Grünhaarige hatte sich aufgesetzt und den Kopf reumütig gesenkt. Zumindest sah es so aus, als ob er es ernst meinen würde.
 

Ich erwiderte nichts, sondern machte es mir nur wieder bequem. Damit war das doch ohnehin geklärt und ich könnte endlich etwas schlafen. Weiß Gott wie spät es bereits war.

Schwäche

Kapitel 19 - Schwäche
 

Michael's PoV
 

Eng an eng. Einen Herzschlag neben dem anderen. Das war es, was ich wahrnahm, als ich aufwachte. Tobi hatte die Arme um mich geschlungen und mein Kopf lag auf Benjamins Brust. Auch er hatte mich umarmt. Das war gerade eigentlich viel zu viel Nähe für mich.
 

Ich hob langsam die Lider und versuchte mich von den beiden zu befreien. Doch je mehr ich mich bewegte, je enger wurden ihre Umarmungen. Wie bei einer Python, die langsam ihr Opfer erwürgte. Bald würde auch mir die Luft ausgehen.
 

Leise keuchte ich, doch keiner bemerkte es. Sie schliefen noch ganz friedlich. Meine zwei Wächter. Kurz lachte ich kaum hörbar auf. Ja, Wächter... Beschützer. Etwas anderes konnten sie gar nicht sein.
 

Mit etwas Mühe konnte ich mich entspannen, auch wenn das durch Tobis Gewicht gar nicht so einfach war. Er lag doch wirklich halb auf mir. Ein Bein zwischen den meinen und den Kopf auf meinem Rücken, genauso wie die Hälfte seines restlichen Körpers. Ich würde noch erdrückt werden.
 

"Benjamin", gab ich kraftlos von mir, doch angesprochener rümpfte nur die Nase. Der hatte mich sicher nicht gehört. Aber auf einmal nieste er und begann auch bald zu blinzeln. Etwas verschlafen blickte er mich an. So sicher war ich mir im Moment noch nicht, ob er sah, dass ich wach war.
 

Er streckte sich fast ungehindert, als ob ihm mein und zum Teil auch Tobis Gewicht gar nichts aus machen würde. Fast ohne Anstrengung schob er dann auch mich von sich herunter und raffte sich hoch. Leise wimmerte ich, da bemerkte er wohl auch erst, dass ich nicht mehr schlief.
 

"Das kleine Ekel erdrückt dich wohl", meinte er und gab endlich dem Jüngsten einen Stoß, sodass der wohl auch wach wurde. "Volldepp", grummelte Tobi und rollte sich auf die andere Seite.
 

Ich atmete ein paar Mal tief durch, bevor ich mich mühsam auch aufsetzte. Da knurrte aber auch schon mein Magen. Ein gutes Zeichen?
 

"Na zumindest hast du Hunger", kommentierte da jedoch schon Benjamin und als ich aufsah meinte ich, dass ich für einen Moment ein Lächeln auf seinen Lippen gesehen hätte. War das nur Einbildung.
 

Ich tapste hinter dem Älteren her in die Küche. Heute würde es wohl kein so großes Frühstück geben, wie noch am Vortag. Wir hatten uns gestern ziemlich sattgegessen. So war eigentlich fast nichts mehr da.
 

"Was hältst du von ein paar Spiegeleier?", fragte mich der Blonde schließlich. Als Antwort zuckte ich nur leicht mit den Schultern. Mir war es egal, was er machte, solange es überhaupt irgendwas war. Ich war am Verhungern.
 

Schon ein paar Minuten später brutzelten vier Eier in der Pfanne und Benjamin hatte sich für einen Moment zu mir an den Küchentisch gesetzt. Etwas verschlafen wirkte der Größere schon noch. Wieso war er überhaupt aufgestanden, wenn er noch im Bett sein wollte?
 

"Musst du heute arbeiten?", fragte ich etwas scheu, doch da nickte der Blonde auch schon. Nur einen Augenblick später stand er wieder auf und widmete sich unserem Frühstück. Kurz sah ich ihm auch dabei zu. Wenn er nur überall so genau wäre, wie beim Essen.
 

Sicherlich könnte er richtig zärtlich sein. Wie schön musste es nur sein, von ihm gestreichelt zu werden? Es musste schon angenehm sein, wenn er einen nur berührte.
 

Leise seufzte ich, als ich den Kopf auf die verschränkten Arme legte und schließlich langsam die Augen schloss, um ein wenig vor mich hin zu träumen. Doch kläglich wurde ich darauß wieder gerissen.
 

"Willst du Pfeffer und Salz drauf?", fragte Benjamin auf einmal. Ich riss nur abrupt den Kopf hoch und blickte den Älteren etwas verwirrt an.

"Ob du Pfeffer und Salz auch drauf haben willst?", wiederholte er seine Frage und etwas zaghaft nickte ich.
 

Schweigend aßen wir zusammen. Es war mir am Tag zuvor schon seltsam vorgekommen, dass wir einfach so zusammensaßen. Sonst war ich zu so gut wie jeder Mahlzeit alleine. Mit meinen Freiern wollte ich aber auch nicht essen und sonst hatte ich niemanden. Tobi sah ich ja auch nicht oft. Der hätte aber auch etwas anderes zu tun.
 

"Hast du keinen Hunger mehr?"

Damit riss mich der Blonde wieder aus meinen Gedanken. Seine blauen Augen hatten einen verwirrten Ausdruck angenommen, aber irgendwie wirkte er dadurch doch etwas niedlich. Langsam schüttelte ich den Kopf und aß weiter. Kurz warf mir Benjamin noch einen prüfenden Blick, bevor er es mir auch gleich tat. Scheinbar hatte er mir schon eine Weile dabei zugesehen, wie ich nur in meinem Essen herumgestochert hatte.
 

Leise seufzte ich, als ich fertig war und die Gabel beiseite legte. Abrupt hob der Ältere den Kopf und blickte mich wieder so prüfend an. Das nervte bestialisch. War es so unmöglich mich momentan normal anzusehen? Wirkte ich, als ob ich gleich wieder zusammenbrechen würde, so wie gestern Nacht?
 

Etwas mühsam raffte sich Benjamin auf und brachte unser Geschirr zur Spüle. So etwas wie eine Spülmaschine hatte er wohl gar nicht. Ich aber auch nicht. Müsste ich mich zumindest nicht umgewöhnen, was möglicherweise sogar recht gut für mich war.
 

Leise hörte ich ihn seufzen. Über was zerbrach er sich wohl jetzt nur den Kopf? Musste ja wohl etwas nicht so angenehme sein, wenn er einen solchen Laut von sich gab. Man sollte ihn etwas dabei unterstützen, egal was er sich überlegte.
 

Langsam stand ich auf und tapste auf ihn zu. Immer noch stand er mit dem Rücken zu mir vor der Spüle. Das wollte er ja wohl heute nicht mehr machen, war doch ohnehin nicht viel, was dreckig war. Vorsichtig legte ich dir Arme um seine Taille und drückte meine Stirn gegen seinen Rücken. Schlagartig wurde mir etwas warm. Benjamin war besser, als jede Heizung.
 

Ich kicherte leise und löste mich schließlich auch wieder von ihm. Da verließ mich aber auch schon meine Kraft in den Beinen und ich sackte zusammen. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie der Blonde neben mir auf dem Boden saß und mich besorgt ansah.
 

"Geht's dir wirklich gut?"

Ich nickte nur etwas zaghaft als Erwiderung auf die Frage. Eigentlich fühlte ich mich gerade richtig super. Und das war mein voller Ernst. Auch wenn ich hier auf dem Boden saß, weil meine werten Beine unter mir nachgegeben hatten. Ich war doch trotzdem in einer netten Umgebung, wo man sich auch um mich kümmerte. Mir konnte es ja gar nicht schlecht gehen.
 

Vorsichtig half mir der Ältere dabei wieder aufzustehen. Immer noch stand ich jetzt etwas unsicher und so stützte ich mich an ihm ab. Genügend Kraft hatte er ja, dass es ihn nichts ausmachte.
 

"Betreib doch ein wenig Couching...", murmelte er da aber auf einmal und schon einen Moment später hatte er mich hochgehoben. Bei meinem niedrigen Gewicht sicher auch nicht schwer. Leicht drückte ich meinen Kopf gegen seine Brust und nahm seinen Herzschlag wahr. Fast unbewusst schloss ich die Augen und fühlte mich beinahe so, wie ein kleiner Embryo im Körper seiner Mutter. Nur das es hier nicht im Ansatz so warm war. Obwohl. Ein wenig war es ja doch so.
 

Alleine - und etwas verlassen - saß ich dann wenig später auf der Couch. Benjamin musste arbeiten. Heute bei der Konkurenz von gestern, aber er wollte bis Mittag wieder daheim sein. Tobi dagegen war noch immer im Bett, der ließ es sich ja wirklich gut gehen. Müsste er denn nicht eigentlich auch etwas arbeiten? Na ja, für ihn war es ja manchmal eher ein Vergnügen.
 

Langsam sank ich zur Seite und machte es mir auf dem Rücken etwas auf dem Sofa bequem. Mit der Zeit wurden mir nämlich doch die Lider etwas schwer, vielleicht wäre ein kleines bisschen Schlaf ja sogar für mich noch gut.
 

Doch da spürte ich auf einmal zwei Hände, die sich vorsichtig über meine Schenkel bewegten und jetzt fast zaghaft nach oben strichen. Ganz langsam auch über meinen Schritt. Ich seufzte erregt und ließ einfach alles über mich geschehen, bis die Finger sich unter mein Shirt bewegten und sich an meinen Brustwarzen zu schaffen machten. Da hob ich die Lider wieder und sah Tobi etwas böse an.
 

"Hör wieder auf", grummelte ich mürrisch und wollte mich von dem Jüngeren befreien, der aber nur leise kicherte und sich dann auf mein Becken setzte. Er liebte es doch immer wieder, wenn er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mir nieder lassen konnte. Ach Tobi.
 

"Du bist schwer", maulte ich und versuchte mühsam den anderen von mir herunterzuschieben. Ohne Erfolg jedoch. So verschränkte ich nur mürrisch die Arme vor der Brust und blickte Tobi etwas wütend an, der grinste aber nur triumphierend. Na danke für den Blumentopf.
 

"Schau nicht so", meinte er da aber auf einmal und küsste mich. Vorsichtig schob er seine Zunge in meinen Mund und begann die meine zärtlich zu streicheln, da versuchte ich es ihm aber schon gleich zu tun, bis wir in einem hitzigen Kuss versunken waren. Jedoch musste ich mich aus dem bald lösen, da Tobi seine Finger nicht bei sich behalten konnte.
 

"So geil?", säuselte er und berührte meine Wange mit seinen Lippen, als ich fast atemlos keuchte. Er hatte seine werten Finger in meiner Hose verschwinden lassen und umschloss jetzt damit mein Glied, das er auch schon vorsichtig rieb.
 

Leider hörte er auch schon auf, als ich das erste Mal aufkeuchte. Wieso machte er denn nicht weiter? Konnte es sein, dass er auf einmal schüchtern wurde? Das konnte doch nicht wirklich sein. Oder etwa doch?
 

Zu meinem Glück hatte ich mich geirrt. Flink rutschte der Jüngere ein Stück zurück und zog mir meine Hose und gleich darauf die Shorts aus. Nur einen Moment später landete beides achtlos auf dem Boden und seine Lippen fanden ihren Weg zwischen meine Beine. Doch jeder meiner Muskel spannte sich abrupt an, als seine Zunge mein Glied berührte. Was war nur los?
 

"Stimmt was nicht?", wollte Tobi auch schon wissen. Langsam schüttelte ich den Kopf. Es war alles O.K. Nur mein Körper spielte einfach nicht mit. Er sträubte sich dagegen, dass ich mich Tobi hingab. Der merkte das scheinbar auch und ließ abrupt von mir ab.
 

Langsam wanderte mein Blick zu ihm hinauf und traf sich mit dem seinen. Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen wieder, aber auch ein seltsamer Drang mir zu helfen. Das wäre wohl am besten getan, wenn er einfach weiter machte. Da schloss ich aber schon die Augen und hob leicht mein Becken, um ihm genau das anzudeuten.
 

Zaghaft beugte er sich wieder hinunter und berührte wieder meinen Schwanz mit seinen Lippen. Zuerst küsste er ihn ja fast nur zärtlich, bevor er ihn in den Mund nahm und daran saugte und leckte. Mühsam versuchte ich dagegen ein Keuchen zu unterdrücken. Hören sollte uns nicht unbedingt jemand.
 

Lange konnte ich mich nur nicht mehr zurück halten. Tobi wurde mit seiner Verwöhnung immer heftiger. Leckte vorsichtig über die Spitze meines Gliedes nachdem er zärtlich mit einer Hand daran gerieben hatte.
 

Nur einen Moment später ergoss ich mich und bemerkte erst, als ich den Kopf hob, was ich da überhaupt erwischt hatte. Mein heißer Saft tropfte vom Gesicht des Jüngeren, der mich nur grinsend ansah, bevor er sich wieder zu mir beugte. Gehorsam - ohne das er es sagen musste - leckte ich ihm über die Wangen, nur um das klebrige Zeug wieder wegzubekommen.
 

"Du hast ja gar keine Selbstkontrolle mehr... Ein Freier würde dir jetzt eine runterhauen", meinte Tobi vorwurfsvoll, als er mir dann doch zärtlich über die Brust strich.
 

"Ist doch egal", murmelte ich nur und versuchte ihn jetzt wieder von mir herunter zu schieben. Doch es gelang wieder nicht. Wie schwach war ich denn jetzt? Sonst konnte ich mich gegen den Jüngeren immer behaupten, wenn er nicht gerade wirklich voll in Fahrt war, weil wir es miteinander trieben. Dann konnte ich nichts gegen ihn ausrichten. Seine Lust löste so eine Kraft in ihm aus, gegen die ich einfach nicht ankam.
 

Leise seufzte ich, als er schließlich freiwillig von mir herunter ging und mir meine Sachen einsammelte. Ob er es wohl bemerkt hatte, dass ich das selbst nicht schaffen würde? Manchmal konnte er ja so etwas spüren, wenn man es so ausdrücken wollte.
 

"Na hoffentlich kommst du bei Bennilein nicht auch so früh. Wäre doch schade für ihn, wenn er voll geil wäre und du schon fertig..."

Der Jüngere kicherte, während ich mich anzog. Natürlich fand er das lustig, immerhin hatte auch er dieses Problem nicht. Dabei war ich mir noch nicht einmal im Klaren darüber, was es überhaupt war.
 

Erneut seufzte ich, als ich fertig war. Verwundert blickte der Grünhaarige mich an, bevor er die Arme um mich schlang und vorsichtig hin und her wiegte. Seine Fürsorglichkeit war schon beeindruckend, dabei war er doch noch so jung.
 

Binnen weniger Minuten war ich eingeschlafen. Irgendwie schrie mein Körper gerade zu danach, aber ich fühlte mich ja ohnehin so unglaublich schwach. Vielleicht könnte ich ja so etwas Kraft sammeln.

Reden

Kapitel 20 - Reden
 

Benjamin's PoV
 

Ich hatte versprochen - mehr oder weniger -, dass ich bis Mittag wieder zu Hause wäre und das war ich jetzt auch. Doch etwas verwundert stand ich nun in der Wohnzimmertür und blickte aufs Sofa. Dort waren Michael und Tobi. Der Ältere hatte seinen Kopf auf den Schoß des Jüngeren gelegt, während dieser es sich wohl etwas mühsam im Sitzen bequem gemacht hatte. Beide schliefen sie.
 

So recht wusste ich nicht wieso, aber ich fing an zu lachen. Es sah eigentlich richtig niedlich aus, wie sie da zusammen saßen und friedlich schliefen, als ob sie kein Wässerchen trügen könnte. Dabei waren sie solche armen Dinger. Beide Stricher, die ihren Körper an irgendwelche Typen verkauften, die sich dann an ihnen vergehen durften.
 

"Wo warst du gestern Nacht?", fragte da aber auf einmal Tobi und riss mich damit aus meinen Gedanken. Hatte ich ihn geweckt? Dabei wäre es um so viel besser gewesen, wenn er weiter geschlafen hätte.
 

"Mit ein paar Kollegen was trinken", murmelte ich und tapste zu ihm, um mich neben ihm aufs Sofa zu setzen. Jetzt könnte ich auf alle Fälle einmal etwas Entspannung brauchen, mir tat nämlich ganz schön der Nacken weh.
 

"Du hast auch etwas angetrunken ausgeschaut...? Und irgendwie auch etwas niedergeschlagen... Was hast du angestellt?"

Diese kleine Ratte konnte doch wirklich ganz schön bohren. Und trotzdem - obwohl ich so gar nicht wollte - erzählte ich es ihm. Haarklein. Und er hörte doch auch noch genau zu.
 

"Hui... Wenn das unser Mikey hier herausfindet", flöttete er auf einmal. Wahrscheinlich wollte er die Information jetzt für sich nutzen und mich zu irgendetwas zwingen. Das könnte er sich aber abschminken, ich würde gar nichts machen, selbst wenn er es Michael erzählen wollte. Wieso sollte mich das überhaupt interessieren? Dann wusste er es eben.
 

"Mit ihm machst du gar nichts und diese Tusse nimmst du einfach einmal durch... Tse."

Sollte das jetzt ein Vorwurf sein? Er wollte mir Vorwürfe machen? Drehte der jetzt ganz am Rad oder was?
 

"Halt doch die Klappe!"

Mürrisch erhob ich mich wieder und streckte mich erst einmal ausgiebig. Heute würde ich sonst nichts zu tun haben, also würde ich mir jetzt etwas Ruhe und Besinnlichkeit gönnen und hoffte einmal, dass mir das die anderen beide auch geben würde.
 

Da spürte ich aber auf einmal zwei Hände auf meinen Schultern, die langsam anfingen zu massieren. Schlagartig löste sich diese Verspannung in meinem Rücken und ich seufzte gerade zu erleichtert. Das tat gut.
 

"Das gefällt dir ja richtig... Michael könnte das aber noch um einiges besser, als ich...", säuselte mir der Jüngere ins Ohr und knettete behutsam weiter. Doch da strichen seine Hände schon über meine Seiten hinunter bis zu meinem Hintern und begannen diesen locker zu massieren. Wieder gab ich ein Seufzen von mir. Dieses Mal nur mehr erregte.
 

"Du genießt das ja richtig..."

Man konnte den Spott aus seiner Stimme heraus hören, doch es störte mich so gar nicht. Sollte er sich doch über mich lustig machen, solange er nicht aufhörte, mich so zu berühren. Vorsichtigst schob er schließlich mein Shirt etwas hoch und berührte meinen Rücken mit der Zunge ungefähr auf Höhe der Lendenwirbel. Langsam wanderte er immer weiter nach unten, bis er beim Hosenbund angelangt war.
 

"Willst du das ich weiter mache?", fragte er da auf einmal. Nur für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, bevor ich den Kopf schüttelte. Doch schon im nächsten Moment war ich mir dann doch nicht so sicher. Aber ich wollte mich auch nicht mehr umentscheiden. Sollte er lieber aufhören.
 

Tobi richtete sich wieder auf und schlang die Arme von hinten um meine Schultern. Zaghaft berührte er mit den Fingern meinen Oberkörper. War das jetzt so neu für ihn? Eigentlich sollte er doch schon oft die Brust eines Mannes berührt haben und sicherlich auch nicht unbedingt so bekleidet, wie bei mir gerade.
 

"Du musst ganz schön Muskeln haben...", murmelte er, bevor er dann schlussendlich ganz von mir abließ und wieder neben Michael sank, um dessen Kopf wieder auf seinen Schoß zu legen.
 

"Willst du vielleicht was essen?", fragte ich, als ich mich noch zu ihm umwandte, doch da schüttelte dann er schon den Kopf und lächelte sogar einmal richtig nett. War er doch so pflegeleicht? Ich konnte mir das so gar nicht vorstellen, aber jetzt war es doch so.
 

Kurz warf ich noch einen Blick auf Michael, der die ganze Zeit über friedlich geschlafen hatte und sich auch jetzt noch nicht regte, dann verließ ich das Wohnzimmer wieder und stapfte in die Küche. Leicht massierte ich mir die Schläfe, als ich mich dem Inhalt des Kühlschrankes widmete. Eigentlich hatte ja ich auch keinen Hungern, sondern eher nur Kopfschmerzen. Ein bestiealischer Druck herrschte in meiner Rübe und würde wohl so bald nicht aufhören. Zum Glück müsste ich zumindest heute nicht mehr arbeiten.
 

Lustlos schlurfte ich so, ohne etwas gegessen zu haben, zurück ins Wohnzimmer, aber auch nur um Tobi mitzuteilen, dass ich mich etwas hinlegen würde. So recht schien ihn das nicht zu interessieren. War aber ja nicht mein Problem.
 

So warf ich mich schließlich auf mein Bett und rollte mich aber auch im nächsten Moment schon zusammen. Plötzlich fühlte ich mich so alleine, immerhin lag ich hier gestern noch mit den anderen beiden, das war regelrecht schön. So viel Nähe und Geborgenheit. Sicherlich hatte sich Micheal auch so gefühlt.
 

Langsam schloss ich die Augen und versuchte mich zu entspannen, nur ließ der Druck in meinem Kopf das so recht gar nicht zu. Vielleicht hätte ich doch gleich eine Tablette nehmen sollen. Besser wäre es.
 

Gerade wollte ich mich dazu entschließen, mich wieder auf zuraffen, da hörte ich die Zimmertür und wie jemand durch den Raum schlurfte. Keine Sekunde wagte ich es auch nur mich aufzusetzen und zu sehen, wer sich da zu mir gesellen wollte. Lieber ließ ich es jetzt darauf ankommen.
 

Behutsam legte derjenige mir eine Hand auf die Wange und strich schließlich vorsichtig darüber, bevor er sich über mich beugte und ich erkennen konnte, dass es Tobi war, der zu mir gekommen war.
 

"Ich dachte eigentlich, dass du schläfst", murmelte er und sank wieder zurück. Überdeutlich hörte ich ihn seufzen. So ein kleines Dummerchen, niemand könnte doch so schnell einschlafen und erst recht nicht, wenn er eine solche Birne gerade aufhatte, wie ich.
 

"Tut es sehr weh?", fragte der Jüngere aber auf einmal und wieder berührten seine Finger meine Wange. Ein angenehmes Kribbeln ging schlagartg von der Stelle aus und verbreitete sich scheinbar in meinem ganzen Körper. Leider erlischte es nur einen Augenblick später wieder und wurde von dem Schmerz in meinem Kopf überschattet. Langsam nickte ich deswegen und schloss schließlich auch die Augen. Doch nur einen Moment später hob ich die Lider leicht wieder. Woher wusste er überhaupt, dass mir etwas wehtat? Ich hatte doch nur gesagt, dass ich mich hinlegen wollte.
 

Leider wollte ich die Stille nicht mit irgendeiner Frage stören. Vielleicht sah man es mir ja einfach nur dann, dass mir etwas fehlte. Etwas gequält wirkte ich ja immer, wenn ich Kopfschmerzen hatte, tat aber wahrscheinlich jeder.
 

"Unser Mikey schläft drüben noch... Deswegen wollte ich mich etwas zu dir legen. Darf ich?"

Wohl gespannt wartete er auf meine Antwort, denn Tobi rührte sich kein Stück, bevor ich nicht zaghaft bejahrt hatte. Erst dann legte er sich vorsichtig zu mir und glitt mit einem Arm um meine Taille. Zaghaft schmiegte er sich sogar etwas an mich.
 

Die Finger des Jüngeren fuhren plötzlich unter mein Shirt und über meinen Bauch, als ich es mir etwas gemütlicher gemacht hatte. Der Druck in meinem Kopf hätte auch gerade etwas nachgelassen, jetzt kam er zwar auch nicht wieder, aber irgendwie zuckte ich doch zusammen. Das war ja fast schlimmer, als meine Kopfschmerzen und dennoch wehrte ich mich nicht und ließ den Grünhaarigen einfach weiter machen.
 

Langsam strich Tobi immer weiter nach oben, bis er mir das Shirt schließlich ganz auszog. Leicht biss er mir in die Schulter und saugte etwas daran. Normalerweise konnte man doch da keine Knutschflecken kriegen? Hoffte ich doch.
 

Leise seufzte ich erregt, als seine Finger meine Brustwarzen fast zärtlich streichelte und sogar etwas massierte. Mühsam versuchte ich mich deswegen wieder zu entspannen, kam nur nicht mehr so weit. Ich fuhr abrupt hoch und schüttelte so den Kleineren von mir ab, der mich etwas verwirrt ansah.
 

"Was hast du denn? Gerade hat's dir doch noch gefallen."

Ich hätte meinen können, dass sein Gesichtsausdruck jetzt zu einem eingeschnappten übergeschlagen wäre. Und dann schnaupte er auch noch wütend. Er musste ja wirklich sauer sein.
 

"Tut mir leid...", murmelte ich und bewegte leicht den Kopf hin und her. Der Druck war jetzt wirklich auf einmal weg. Wie weggeblasen. So recht konnte ich mich aber nicht darüber freuen, denn immernoch lag Tobis Blick mir ihm Nacken. Also raffte ich mich etwas mühsam auf und stolperte zur Tür.
 

"Komm wieder her oder Michael erfährt von deiner kleinen Aktion gestern!", meinte da jedoch der Jüngere auf einmal halblaut. Irritiert wandte ich mich wieder zu ihm um und sah ihn ganz verwirrt an. Was sollte denn Michael das interessieren, was ich gestern gemacht hatte? War doch nur ein einfacher Fick mit ... Isabella oder wie sie hieß. Innerlich lachte ich auf. Ich konnte mich ja nicht einmal mehr so wirklich an ihren Namen erinnern.
 

So drehte ich mich, leicht die Schultern zuckend, wieder um und tapste weiter zur Tür. Tobi versuchte es auch kein zweites Mal mich aufzuhalten. Auch gut. Dann nervte er zumindest nicht mehr.
 

Langsam schlurfte ich durch den Gang und wollte eigentlich wieder in die Küche. Wasser. Ich fühlte mich gerade, als ob ich am Verdursten wäre. Doch auf halben Weg machte ich auf den Hacken kehrt.
 

Verwirrt blickte mich Tobi an, als ich wieder in der Tür stand und mich verwirrt umsah. Nur mein Shirt wollte ich noch holen, denn da es draußen nicht recht warm war, konnte das hier drinnen auch nicht anders sein. Die beiden werten Herren hatte sich ja auch aneinander gekuschelt, wie sonst was, also brauchte sie sicher keine Heizung.
 

"Willst du doch noch?", meinte der Jüngere schelmisch grinsend, als ich zu ihm herum kam, aber von dort dann nur mein gesuchtes Kleidungsstück vom Boden aufsammelte und ihm das erst einmal vor die Nase hielt.
 

"Deswegen bin ich noch mal hier...", murmelte ich und zog mir das Shirt über. Jetzt war es nicht mehr im Ansatz so kalt. Also wieder auf in die Küche.
 

Leider kam ich wieder nicht so weit, wie ich wollte, da ich ein Wimmern aus dem Wohnzimmer hörte. Leicht linste ich durch den Türspalt und bemerkte, dass sich Michael auf dem Sofa krümmte. Vorsichtig schlich ich zu ihm, um zu sehen, was mit ihm los war.
 

Leise ging ich vor ihm in die Hocke und strich ihm über die Wange. Sein Atem raste und er schwitzte, als ob hier drinnen eine unerträgliche Hitze wäre, was aber ja nicht so war. Zudem war er selbst etwas warm. Nur einen Moment überlegte ich, bevor ich die Decke, die über der Lehne des Sofas hing, über ihn warf und damit anständig zudeckte. Mit seinem Zustand war wohl nicht wirklich zu spaßen.
 

"Was ist mit ihm?"

Tobi hockte neben mir auf den Boden und blickte mich jetzt fragend an. Seine grünen Augen hatten einen besorgten Ausdruck angenommen. So konnte ich ihn mir ja eigentlich so gar nicht vorstellen und jetzt sah er mich auch noch so an.
 

"Immer noch der Entzug?", bohrte er weiter, als ich nicht antwortete. Leicht zuckte ich mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen? Immerhin war ich ja auch kein Arzt.
 

Abrupt ließ ich mich zurück sinken und seufzte. Herzhaft streckte ich mich auf dem Boden und wurde wohl deswegen ganz verwundert von Tobi angesehen. Doch nur einen Moment später kicherte er und legte sich neben mich.
 

"Es wäre besser, wenn jemand unseren Mikey ins Bett bringt... Die Couch ist nicht das Richtige für ihn... Und mögen tut er es ohnehin nicht, dass er da liegen muss...", meinte der Kleinere und schmiegte sich auf einmal an mich. Mir wurde warm um die Nasenspitze herum, wahrscheinlich lief ich rot an.
 

"Dann mach ich das mal", murmelte ich und erhob mich wieder.

Hingeben

Kapitel 21 - Hingeben
 

Michael's Pov
 

Eine sanfte Umarmung. Wie die einer Droge. Ich grinste, als ich die Lider langsam hob und erst jetzt nahm ich es richtig wahr. Da umarmte mich wirklich jemand. Es dauerte einen Moment, bevor ich scharf sehen konnte und einen weiteren, bis ich Benjamin erkannte und dass ich in seinen Armen lag. Noch im selben Augenblick merkte ich, wie wohl ich mich eigentlich fühlte.
 

"Michael? Bist du wach?"

Langsam drehte ich mich herum und sah in Tobis Gesicht, der mich besorgt anblickte. Etwas zaghaft nickte ich, auch wenn er selbst merken müsste, dass ich nicht mehr schlief. Da lag aber auch schon seine Hand auf meiner Wange und seinen Blick wirkte noch besorgter. Sah ich denn wirklich so schlecht aus? Denn ich fühlte mich nicht so. Nein, alles war gut.
 

Da robbte der Grünhaarige aber auch schon neben mich und löste mich aus der Umarmung des Älteren, der mich ohne Gegenwehr auch los ließ. Wenn er schlief, war das aber wohl auch nicht so schwer, anders als wenn er wach gewesen wäre. Dann hätte er mich sicherlich nicht so einfach losgelassen. Zumindest konnte ich es mir nicht vorstellen, dass es so wäre.
 

Zärtlich wiegte mich der Jüngere zu erst etwas hin und her, bevor seine Finger unter mein Shirt glitten und über meinen Bauch. Leise seufzt ich erregt und drückte meine Lippen nur einen Augenblick später auf die von Tobi. Unghindert ließ er zu, dass ich meine Zunge in seinen Mund schob und die seinige umspielte, bis ich sie in einen leidenschaftlichen Kampf verwickelt hatte.
 

Vorsichtig lösten wir uns schließlich wieder voneinander und ich setzte mich auf das Becken des Jüngeren. Kurz schweifte mein Blick zu Benjamin, der immer noch friedlich schlief. Wäre auch weiterhin besser für ihn und vor allem für sein bestes Stück. Es könnte für das nämlich etwas eng werden, wenn ich Tobi zu dem bringen könnte, was ich wollte.
 

Ich beugte mich wieder tiefer über den Grünhaarigen und hauchte ihm ins Ohr: "Fick mich... Dann könnten wir auch Bennie ganz zärtlich wecken."

Nur eine Sekunde später biss der Kleine zärtlich in mein Ohrläppchen und zog etwas daran. War das jetzt etwa ein Ja? Sicherlich. Der Kleine war viel zu leicht zu durchschauen.
 

Er legte die Hände auf meinen Hintern und streichelte langsam darüber, bevor er von hinten unter mein Shirt glitt und an meinem Rücken hinauf fuhr. Dort hielt er schließlich inne.

"Dein Lover hat aber gesagt, dass es besser wäre, wenn du etwas schläfst. Und ich finde das auch."
 

Abrupt schob er mich von sich herunter und ich landete rücklinks wieder auf dem Bett. So könnte es wohl eher eine etwas unsanfte Weckung für unseren schlafenden, blonden Engel geben. Aber jetzt interessierte mich das einmal gar nicht. Mürrisch verzog ich das Gesicht zu einer Schnute und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. Was hielt er jetzt davon?
 

Seufzend meinte Tobi schließlich: "Göhn doch deinem Körper auch etwas Ruhe."

Was redete er denn auf einmal so dumm daher? Sonst hatte er es doch auch immer mit mir getrieben, egal wie high oder down ich in dem Moment gerade war. Und selbst wenn ich schon knapp davor war, an Entzugserscheinungen zuleiden, war ihm noch vor ein paar Wochen völlig egal. Da war ihm dann sein Schwanz wichtiger und das er es mit mir treiben konnte. Nur weil ich es dann eben gemacht hatte.
 

"Tu es doch einfach. So wie immer!"

Meistens konnte man ihn mit solchen Sprüchen überzeugen, aber heute half es wohl nichts, gerade wenn ich es einmal brauchen könnte. Mürrisch rollte ich mich auf die andere Seite, da schlang aber auch schon Tobi die Arme um mich.

"Benjamin findet auch, dass es besser für dich wäre..."

Hörte ich jetzt schlecht? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er je der Meinung von jemand anderen war und dann gerade auch noch von Benjamin. Der war doch ein Typ Mensch, der nur immer anders denken konnte als Tobi. Sie hatten doch wirklich gar nichts gemeinsam. Und jetzt so etwas.
 

"Hör auf so blöd daher zu reden. Momentan könnte ich schon etwas Sex gebrauchen und zwar so richtig schönen harten!", knurrte ich eingeschnappt. Da raffte sich jedoch Tobi auch schon hoch und stapfte zur Zimmertür. Und jetzt? Ich fand es ja wirklich schön, dass er mich hier jetzt liegen ließ. Verdammtes Arschloch!
 

"Ich komm bald wieder. Lass Bennie heil."

Ein Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Jüngeren ab. Mit so einer Stimmung ging er also arbeiten, zeigte ja eigentlich nur, dass ihm sein Job gefiel. Na hoffentlich noch lange genug.

"Beeil dich", murmelte ich, bevor ich mich zaghaft etwas an den Blonden kuschelte. Wenige Minuten später hörte ich, wie die Haustür ins Schloss fiel. Somit war ich wohl mit Benjamin wieder allein. So recht war das nur gerade für mich weder positiv noch negativ.
 

Langsam schlang ich die Arme um den Älteren und drückte mich vorsichtig etwas an ihn. Vielleicht könnte ich es ja bei ihm probieren, womöglich würde er es mit mir tun. Mir würde es auf alle Fälle gefallen. Auch wenn er mich sicher nicht irgendwie quälen würde, ja, er würde sogar vorsichtig zu mir sein.
 

"Benjamin! Wach auf!", hauchte ich ihm ins Ohr und ließ meine Finger unter sein Shirt gleiten. Ein strammes Brüstchen hatte er ja, das konnte man nicht leugnen, doch dadurch könnte er sich auch sicherlich gegen mich wehren. Er würde mich von sich wegstoßen und womöglich anbrüllen, was ich mir einbildete, dass ich ihn anfasste.
 

Da rollte er sich aber auf einmal zu mir herum und schlang dir Arme um mich, um mich zu sich zu ziehen. Meine Finger lagen jetzt auf seinem breiten Rücken, wodurch ich - seltsamerweise - zusammen zuckte. Doch was mich etwas mehr erschreckte war, dass er seine Hände langsam über meine Seite wandern ließ und von dort nach vorne über meinen Oberkörper. Überdeutlich spürte ich, wie ich zu zittern begann. So zärtlich berührt mich sonst nur Tobi und der Kleine hat ja nicht immer Zeit ein wenig fürsorglich zu mir zu sein.
 

Mein Blick schweifte reumütig nach unten. Was ich tun wollte, fühlte sich auf einmal so falsch an. Zaghaft löste ich mich von ihm und rutschte dann ein Stück zurück. Zu was mich doch mein Entzug und meine unbändige Lust bringen konnte, ich trieb es doch wirklich mit jedem, sogar mit demjenigen, der mir so geholfen hatte.
 

"Du willst es wohl wirklich...", seufzte er und fügte dann noch hinzu: "Aber ich hätte mit einem Kerl nicht so recht Erfahrung."

Vorsichtig beugte er sich auf einmal zu mir und stupste meine Nase mit der seinen an. Leicht streifte dabei sein sanfter Atem mein Gesicht und ließ die Haut leicht kribbeln. Würde er es etwa doch freiwillig tun?
 

Ich legte die Arme um seine Schultern und wagte es nun auch wieder zu ihm hinaufzusehen. Beinahe meinte ich, dass ich ihm Blau seiner Augen versinken könnte, wenn ich nur wollte. Da unterbrach er aber auf einmal unseren Blickkontakt und küsste vorsichtig meinen Hals. Immer wieder berührte seine Zunge meine Haut, wodurch ein angenehmer Schauer durch meinen Körper jagte. Nur dadurch konnte ich mich entspannen und mich wohl auch ihm hingeben.
 

Vorsichtig zog er mich aus und begann langsam jeden Zentimeter meines Körpers zu küssen, nur über meine Brustwarzen strich er zärtlich mit der Zunge. Fast unbewusst keuchte ich auf, obwohl ich mich doch sonst immer zu solchen Lauten zwingen musste. Es war mir im Normalfall völlig unmöglich, dass ich wirklich erregt werden konnte, wenn ich nicht gerade mit Tobi Sex hatte. Doch nicht einmal bei dem fühlte es sich sonst so gut an, wie gerade jetzt.
 

"Hm... Ben", stieß ich aus, als er die Innenseite meines rechten Schenkels berührte und daran hinaufstrich.

"Bleib locker...", murmelte er auf einmal und setzte sich auf. Verwirrt blickte ich ihn an, als er sich ausziehen wollte. Doch so weit ließ ich es nicht kommen und raffte mich auch hoch.

"Lass mich das machen", meinte ich leise und entledigte ihn einen Moment später schon seiner Sachen. Für einen Moment blickte ich starr auf seinen Oberkörper und ließ dann aber im nächsten meinen Blick über den meinen Körper schweifen. Der war ein Witz gegenüber dem seinigen. Ich war dürr - die Rippen könnte man mit Leichtigkeit zählen - und hässlich. Eigentlich war ich es gar nicht wert zu leben, so verabscheuungswürdig war ich.
 

"Willst du jetzt?", unterbrach Benjamin da aber auf einmal meine Gedanken und ich riss abrupt den Kopf hoch. Seine Lippen waren den meinen so unglaublich nahe. Schlagartig wurde mein Atem schneller. Könnte es sein, dass ich nervös wurde? Das war doch sonst nicht der Fall, immerhin sollte ich es gewöhnt sein mit Kerlen, die ich nicht kannte, ins Bett zu steigen. Nur war gerade irgendetwas anderes.
 

"Bleib locker", hauchte mir der andere ins Ohr und drückte mich schließlich langsam zurück. Sollte ich mich ihm jetzt wirklich einfach so hingeben? Ohne irgendeine Gegenwehr? Es gab ja Typen, die darauf standen, wenn man anfing umsichzuschlagen. Ja, die das sogar richtig anmachte. Leicht verzog ich das Gesicht zu einem Lächeln. Benjamin gehörte nicht zu diesen Menschen.
 

Benjamin hatte begonnen meine Brust zu küssen und wanderte nun langsam mit seinen Lippen an mir hinunter. Etwas unsicher sah ich ihm nach. Momentan wusste ich wirklich nicht, was ich tun sollte. So vorsichtig ging aber auch sonst niemand mit mir um. Ich war es einfach nicht gewohnt.
 

Ich zuckte zusammen, als er meine Beine ein Stück anhob und sie schließlich gegen meine Brust drückte - jetzt raste mein Atem.

"Bleib doch ruhig", murmelte da aber auch schon Benjamin. Unbeholfen lächelte ich. Ruhig bleiben war so einfach gesagt, es durchzuführen dagegen viel schwerer. Aber er würde sanft zu mir sein, sicherlich, dadurch müsste es doch schon viel leichter für mich sein.
 

"Ich bin ganz vorsichtig", hauchte er mir noch ins Ohr, bevor ich ihn in mir spürte. Wirklich stöhnen konnte ich nicht, mein Mund stand nur offen und mein Unterkiefer zitterte. Verdammt, es tat weh. War ich so aus der Übung, dass das wirklich sein konnte.
 

Es war wie ein Reflex, durch den ich Benjamin von mir wegstieß. Und es gelang mir sogar. Ich konnte mich also doch wehren.

Völlig perplex blickte mich jedoch der Blonde an, als ich mich mühsam aufsetzte. Was ihm gerade im Kopf herumschwirrte, konnte ich mir viel zu gut vorstellen. Wieso ich das gemacht hatte? Genau das fragte er sich. Todsicher.
 

"Hab ich dir weh getan?", fragte er da aber nur und es lag so etwas Verwirrtes in seinem Blick. Ich drehte im ersten Moment den Kopf nur etwas zur Seite, bevor ich dann trotzdem etwas zaghaft nickte, als ich mich leicht zusammen kauerte.

"Es war zu abrupt...", murmelte ich. Klar, bei meinen Freiern war es nie anders gewesen, aber irgendwas war dann doch nicht bei ihnen und bei ihm gleich. Da war ein Unterschied, wieso es bei ihm gerade wehtat. Wahrscheinlich war ich einfach nur sonst immer zugedröhnt, wenn ich es mit einem Trieb. Bis auf den Kerl vor ein paar Tagen. Da tat es aber auch weh.
 

"Ist schon okay."

Zärtlich legte Benjamin die Arme um mich und ich kuschelte mich etwas an ihn. Irgendwie war das auch eine Art von Hingeben. Ich gab mich seiner Umarmung hin. Das war viel schöner als Sex.

Entscheiden

Kapitel 22 - Entscheiden
 

Benjamin's Pov
 

Nackt neben einem anderen Mann war ich ja noch nie und so weit war ich erst recht noch nie mit einem gegangen. Hätte er mich nicht weggestoßen, dann hätte ich auch nicht aufgehört. Vielleicht wäre ich sogar gekommen? Was wäre der Unterschied zu einer Frau? Für mich wohl im Moment so gut wie keiner.
 

Vorsichtig hatte ich ihn in den Arm genommen und wiegte ihn jetzt leicht hin und her. Ganz langsam entspannte er sich scheinbar. Froh wäre ich, wenn er noch etwas schlafen könnte, immerhin tat ihm die Ruhe wohl gut. Er sah gar nicht mehr so blass aus, auf alle Fälle hatte er etwas Farbe im Gesicht bekommen.
 

Leicht kuschelte er sich an mich und summte etwas, was ich mit der Zeit als irgendein Kinderlied identifizierte. Ein Kind war er aber sicherlich nicht mehr, das hatte man ihm doch viel zu früh genommen. Wenn er mit 12 oder 13 mit den Drogen angefangen hatte, dann war es sicherlich ab da aus gewesen. Was musste wohl passiert sein, dass er überhaupt angefangen hatte? Ob es an seinen Eltern gelegen hatte?
 

Ich wollte ihn darüber nicht ausquetschen, wer weiß wie schlecht ihm das bekommen könnte. Und gerade schien es ihm auch wieder halbwegs gut zu gehen. Halbwegs zumindest. Ich sollte ihn nicht damit quälen, dass ich ihn über seine Vergangenheit ausquetschte. Sollte er selbst damit anfangen, wenn er wollte.
 

Mein Blick fiel auf seinen Arm. Die Wunde müsste man sich mal wieder ansehen, vielleicht auch von einem Arzt untersuchen lassen. Das würde er aber sicher nicht wollen. Ein Arzt würde sehen, was er noch alles mit seinem Körper anstellte. Der würde sicherlich auch erkennen, dass er auf einem - eiskalten - Entzug war.
 

"Ich hol mal einen frischen Verband für deinen Arm...", murmelte ich und stand auf, um ins Bad zu gehen. Vorher angelte ich mir aber noch schnell zumindest meine Shorts und zog diese an. Tobi könnte jeden Moment aufkreuzen und vor dem wollte ich nicht unbedingt nackt rumstehen. Ich war mir gar nicht so sicher, wieso ich ihm meinen Ersatzschlüssel für die Wohnung gegeben hatte. Er könnte ja genauso gut in der Zeit, in der ich nicht da war, die Bude ausräumen und nie wieder auftauchen. Vielleicht vertraute ich ihm, weil Michael es auch tat.
 

Kurz darauf kam ich mit Verbandszeug wieder zurück ins Schlafzimmer. Immer noch lag Michael nackt auf dem Bett, nur biss er sich dabei fast krampfhaft auf den rechten Zeigefinger. Ganz langsam floss ihn eine dünne Spur Blut in den Mund. Hatte er deswegen zugebissen? Etwas unbeholfen räusperte ich mich, als er auch schon abrupt mit seinem seltsamen Tun aufhörte. Etwas mühsam setzte er sich auf und hinterließ dabei einige rote Flecken auf dem Laken. So lange er nicht solche 'tollen' Krankheiten wie AIDS hatte, war es mir ja ziemlich schnuppe.
 

Vorsichtig löste ich den alten Verband, nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte. Wie schon beim letzten Mal machte er keinen Zucker. Irgendwie konnte ich mir so gar nicht vorstellen, dass er keine Schmerzen hatte. Es müsste doch normalerweise sicherlich noch höllisch wehtun.
 

Leicht verzog ich das Gesicht, als ich die alte Bandage zu Boden sinken ließ. Man konnte nicht sagen, dass die Verletzung schlecht verheilte - eigentlich sogar recht gut -, dennoch passte mir etwas daran nicht. Ich konnte nur so recht nicht verstellen, was es war.
 

"Machst du noch mal Verband und so rummachen?", fragte da auf einmal Michael und rieß mich damit aus meinen Gedanken. Langsam begann ich zu nicken, bevor ich auch schon nach dem Desinfektionsmittel griff. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Fratze, als der erste Tropfen seine Haut berührte. Das erste Mal, dass er überhaupt eine Reaktion auf mein Tun zeigte.

"Kennst du ja schon...", meinte ich nur und legte schon bald den Verband an. Immer wieder fiepte er leise vor Schmerzen auf, was mich gerade zu verwirrte. Er hatte doch bis jetzt sonst keine Reaktion gezeigt. Hatte sich irgendetwas geändert? Ich konnte mir nur nicht vorstellen was.
 

Vorsichtig legte ich die Arme um ihn und er kuschelte sich auch etwas an mich. Ich spürte, wie er zitterte und wollte mich schon von ihm lösen, damit ich seine Sachen geben konnte. Doch er ließ mich nicht mehr los. Ich flüsterte ihm ins Ohr, dass ich gleich wiederkommen würde und so löste er langsam seine Umarmung.
 

Er kniff die Beine zusammen, während ich unsere Sachen vom Boden aufsammelte, und fror. Immer wieder schweifte sein Blick, der sonst starr auf die Hände in seinem Schoß gerichtet waren, zu mir. In seinen Augen konnte man viel zu deutlich erkennen, wie hilflos er sich gerade fühlte. Ich konnte mir auch nur im Ansatz vorstellen, wie es ihm gerade ging. In seiner Lage war ich bis jetzt aber auch noch nie gewesen, so tief unten.
 

"Na jetzt zieh dich erst mal an...", meinte ich, als ich vor ihm in die Hocke ging und ihm seine Sachen gab. Für einen Moment blickte er die Klamotten nur, begann dann aber schließlich langsam sich anzuziehen. Ich tat es ihm nach einem Augenblick gleich und sank dann neben ihn. Scheu kuschelte er sich an mich, bis ich die Arme um ihn legte. In dem Moment entspannte er sich abrupt.
 

„Meine Ma hat mich gehasst…“, murmelte er nach einer Weile. Etwas verwirrt sah ich ihn an. Keine Mutter hasste doch wirklich ihr eigenes Kind. So etwas gab es doch nicht wirklich, nur in irgendwelchen Filmen.
 

„Für sie hab ich immer nur Scheiße gebaut… Oder ich stand ihren ach so tollen Beziehungen im Weg. Kein Mann will wirklich eine Frau mit einem Balg, hat sie mal zu mir gesagt…“

Er klang nicht so, als ob er das wirklich sagen wollte, eher als wollte er es einfach loswerden. Jemandem erzählen. Ich fühlte mich gerade zu geehrt, dass er mich dafür auserkoren hatte.
 

„Sie hat dich sicher nicht gehasst.“

Es war das Einzige was mir gerade dazu einfiel und ich war mir so sicher, dass es ihn beruhigen würde. Leider hatte ich mich da gänzlich geirrt. Er drückte sich von mir weg und sah mich mit einem Blick an, der ‚Was redest du denn?’ ausdrückte.
 

„Ist doch sicher so…“, murmelte ich und konnte doch eigentlich nur von mir selbst ausgehen. Meine Mutter hätte mich nie gehasst und hätte so etwas auch nie gesagt. Aber womöglich war es bei ihm anders. Ich wusste doch nichts über seine Familie. Ja, ich hatte nicht einmal eine wage Vorahnung davon. Was bildete ich mir dann überhaupt ein, darüber zu urteilen? Ich senkte reumütig den Kopf, da sprang Michael jedoch auf einmal auf. Ich hörte nur noch wie die Badezimmertür die Dusch traf. Da wollte ich schon lange irgendwas dran machen, dass die mir nicht irgendwann zu Bruch ging, wenn sie immer mal so stürmisch aufgerissen wurde.
 

Ich hörte Michael brechen und stand schließlich langsam auf, um ihn zu folgen. Schluckend betrat ich das Badezimmer, wo sich der Rothaarige auf dem Boden lang gemacht hatte. Sein Atem ging flach und er rührte sich sonst nicht. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und zog seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich glitt langsam über sein Haar, bis er sich etwas mühsam wieder aufrichtete und seine Arme um meine Schultern legte. Zaghaft erwiderte ich die Umarmung und fuhr ihm langsam über den Rücken. Es entspannte ihn scheinbar.
 

Als es an der Tür klingelte, schreckte ich doch. Ich schluckte einmal und schob dann Michael von mir herunter. Ohne sich zu wehren, ließ er es zu, und ich konnte aufstehen. Starr blieb er auf dem Boden liegen und schloss die Augen, während ich an die Wohnungstür ging.
 

Mir stockte der Atem, als ich sah, wer mich da besuchen wollte. Mr. Parker. Den hatte ich ja völlig vergessen.
 

„Hi…“, brachte ich nach einem Moment heraus und hätte mich im nächsten Moment schon dafür ohrfeigen können. So konnte ich doch so einen nicht begrüßen. War ich eigentlich wahnsinnig? Da hörte ich jedoch schon, wie Michael an mir vorbei stolperte. Abrupt schweifte mein Blick zu ihm, wie er sich an der Wand abgestützt versuchte wieder ins Schlafzimmer torkelte. Einen Moment sah ich ihn starr an, wandte mich dann aber wieder Mr. Parker zu.
 

„Ist gerade etwas unpassend… Hm…?“, meinte er und ich konnte nur stumm nicken. Es war gerade mehr als unpassend.
 

„Ich hab auch nicht unbedingt an ihrem Auftrag gearbeitet…“, gab ich einen Augenblick später noch zu. Ich war zu gar nichts gekommen, dabei brauchte ich das Geld. Es war alleine schon schwer genug für mich über die Runden zu kommen und durch Michael wurde es nur noch schwerer. Ich könnte dieses Problem leicht lösen, wenn ich wollte.
 

„Wenn Sie wollen, könnte ich ihn mir mal ansehen.“

Verwirrt blickte ich ihn an. Was sollte mir denn das helfen? Oder war er…?

„Ich bin Arzt.“

Hatte ich doch irgendwie erwartet. Aber würde das Michael recht sein? Ich könnte doch nicht einfach über seinem Kopf entscheiden, ob er jetzt von einem Arzt untersucht werden würde.

„Das… das wäre nicht okay…“, murmelte ich und wandte mich wieder um. Er war nicht mehr zu sehen, also wohl wieder im Bett.
 

Ich wusste nicht, wie dämlich ich gerade schaute. Und wie hilflos. Ich konnte gar nichts für ihn tun. Ja, ich wusste doch nicht, was ich machen sollte. Hilflos wie ein kleines Kind war ich, nicht mehr und nicht weniger.
 

„Aber besser wäre es…“

Ich hob den Blick. Wäre es das? Ich wusste doch nicht, wie er darauf reagierte. Dennoch nickte ich langsam, ließ den Arzt gewähren. Irgendwo war es doch auch meine Pflicht, dass ihm geholfen wurde, auch wenn er es selbst nicht wollte.
 

Nur ein paar Minuten später bereute ich meine Entscheidung. Michael ging durch, wie ein Pferd, das plötzlich Angst bekommen hatte und nur noch weg wollte. Und er wollte auf alle Fälle auch weg.
 

„Du kleines, blödes Arschloch…!“

Das galt mir. Dafür hätte er mich nicht einmal ansehen müssen. Nicht mit diesem Blick. Mit diesem Blick, der nur noch Hass ausdrückte. Wie wütend musste man sein, dass man überhaupt so schauen konnte?
 

Es dauerte eine ganze Weile bis Mr. Parker ihn beruhigt hatte. Zumindest so weit, dass er nicht mehr um sich schlug. Aber der Blick blieb und er machte mir damit Angst. Sehr sogar. Widerwillig ließ er aber dennoch die kurze Untersuchung – so weit das eben möglich war – über sich ergehen.
 

Es verstrich nicht einmal eine Viertelstunde bis wir dann zu zweit in der Küche am Tisch saßen. Nachdem ich dem älteren Herrn etwas zum Trinken angeboten hatte, schwieg ich. Ich fühlte mich gar nicht im Stande etwas zu sagen… Nein… Schon eher fühlte ich mich nicht würdig.
 

„Mit so einem Fall kann ich mir schon vorstellen, dass Sie zu nichts gekommen sind…“

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. So ein Fall? Meinte er jetzt Michael? Wie konnte er so über ihn reden.
 

„Drogenabhängige sind nicht leicht zu Hand haben, nicht nur wegen dem schwankenden Gemütszustand. Man hat ja gesehen, dass es ihm nicht gut geht…“

Nicht gut… Es ging ihm beschießen, das drückte es etwas besser aus.
 

Langsam senkte ich den Kopf, bevor ich trotzdem nickte. Eigentlich war er aber ja gar nicht so schlimm, das gerade war einfach nur wegen mir. Ich hätte das einfach nicht tun dürfen. Über seinen Kopf hinweg würde ich nie wieder entscheiden.



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Von:  ReinaDoreen
2022-02-03T19:03:21+00:00 03.02.2022 20:03
Schade, das du nicht weiter schreibst.
LG reni
Von:  SinTheFox
2010-05-16T08:51:49+00:00 16.05.2010 10:51
So, jetzt habe ich es auch endlich geschafft, das neue Kapitel zu lesen. ^^
Das ist halt der Nachteil, wenn die Saison anfängt...

Benjamin hat ja recht, wenn er den Arzt reingelassen hat. Und dieser ihn mal ansehen sollte. Michael wird es schon noch verstehen, hoffe ich.
Die beiden sind schon putzig. Hoffentlich verstehen sich die beiden auch wieder. Wäre ja schade, wenn nicht.

Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird. ^^

LG
Sin
Von:  Xai
2010-04-02T11:24:56+00:00 02.04.2010 13:24
yay, es geht weiter =)
hachja, mütter sind schon scheiße, vor allem, wenn sie so was labern. -.-''
armer kleiner schatz. =(
hoffe es geht bald weiter.
Von: abgemeldet
2010-04-01T21:01:33+00:00 01.04.2010 23:01
ach ich liebe es Mammy : DDD
es is toll und von den beiden hat man echt schon lang nichts mehr gehört >////<
Awwww sie sind soo niedlich
Von:  Marge91
2010-04-01T20:56:33+00:00 01.04.2010 22:56
wow
ein außergewöhliches kapi
aber super
mach weiter so
und schriebe schnell weiter
mfg Marge91 :)
Von:  Lingo
2010-01-03T22:13:21+00:00 03.01.2010 23:13
Oha....
Der Arme ist richtig abhängig o.o
das könnte noch ein problem für ihn werden, ziemlich sicher sogar...
Dormicum?
Vom Namen her sag ich, dass das ein Schlafmittel ist. Ganz sicher sogar...
Aber ob der das auch wusste ist ja frgalich O.O
Echt merkwürdig, dass er sich einfach so blind etwas einwirft...
ich hoffe mal, dass er nicht allzu schlimme Folgen tragen muss 0.0
Von:  Lingo
2010-01-03T21:14:05+00:00 03.01.2010 22:14
Der Michael hat wirklich Glück, dass er gerade bei so einem netten Typen gelandet ist, das muss man schon sagen o.o
Der Benjamin ist unglaublich hilfsbereit, ich glaube die meisten würden so jemanden höchstens zum Krankenhaus bringen, ber nicht in die eigene Wohnung...
ich wüsste nicht einmal wie man so eine Wunde desinfiziert x'D
Mir hat das Kapi jedenfalls sehr gut gefallen^^
Was mir an deinem Schreibstil hier auffällt, ist dass es viele kurze Sätze gibt. Das passt irgendwie richtig gut zu der Geschichte. Das Lesen war jedenfalls angenehm :)
Ich lese dann auch schon weiter....;)
Von:  SinTheFox
2009-10-25T14:06:38+00:00 25.10.2009 15:06
So, jetzt hab ichs auch endlich geschafft, das Kapitel zu lesen. ^^
Das Kapitel diesmal ist ja sooo putzig.
Beide so schmusig, herrlich.
Ich bin noch ganz baff, ich weiß gar nicht, was ich noch dazu schreiben soll, so sprachlos bin ich.
War jedenfalls wieder ein super Kapitel und ich freu mich schon auf das Nächste. ^^

LG
Jallara
Von: abgemeldet
2009-10-01T17:21:49+00:00 01.10.2009 19:21
Das ließt sich wie Butter, gut geschrieben und nicht zu kitschig. So wie das sein muss, werd auf alle fälle weiter lesen.
Von:  Xai
2009-09-17T20:46:56+00:00 17.09.2009 22:46
darf ich meine vorgängerin zitieren?
wie süßßß
hachja <3
ich liebe die beiden =)
schreib mehr (irgendwo.. XD ) ich warte auf meine drogen *fg*


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