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Aus Scherben baut man Bilder
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Leid und Freud eines Lehrers

Endlich auch hier mal wieder ein neues Kapitel. Jubel bitte *lach* etwas länger als das letzte, aber noch nicht viel -.- Doch es wird immer ein wenig mehr^^
 

Besonderen Dank an meine Beta moonlily . Dank ihr müsst ihr nicht mehr meine überlesenen Fehler ertragen^^
 

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Kapitel 2- Leid und Freud eines Lehrers
 

Unausgeschlafen, aber dennoch halbwegs aufgepäppelt dank Koffein und kaltem Wasser, betrat Duke nun den Klassenraum. Wie immer nahmen die grölenden und Krach machenden Zehntklässer keinerlei Notiz von seiner Anwesenheit und der Lärm wurde ungestört fortgeführt. So lange, bis er sich mit einem übertrieben lauten „Guten Morgen“ Gehör verschaffte. Erst dann kam langsam Ordnung in das Chaos und bis auf einzelne, geflüsterte Privatgespräche richtete sich auch wirklich die Aufmerksamkeit nach vorne, wo er stand. Jedenfalls verstanden sich einige Schüler ganz gut darauf, diese Aufmerksamkeit vorzuspielen.
 

„Holt was zu Schreiben raus und packt alles andere vom Tisch runter. Wollen wir doch mal sehen, wer seine Hausaufgaben nicht nur sinnlos von jemand anderem abgeschrieben hat, sondern wirklich selber nachgedacht und es auch verstanden hat“, kündigte er die bevorstehende Überprüfung an und teilte unter murrenden, aber schwachen Protesten die Zettel aus.

„Aber, Herr Devlin, das ist nicht fair!“, meldete sich ein Junge mit bunten Haaren, einer Stachelfrisur und jeder Menge Nieten an den Klamotten zu Wort. Der Schwarzhaarige wandte sich zu ihm. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, Yami Muto, der Punk und Querkopf dieser Klasse. Immer als Erster die Klappe offen und nie um einen dummen Kommentar verlegen. Doch anders als man es vielleicht durch sein Aussehen und Auftreten erwartete, war er alles andere als faul, was schulische Leistungen anging, oder gar dumm. Duke zählte ihn sogar zu den besten der Klasse, was seine Fächer anging.
 

„Das Leben ist nicht fair. Also tun Sie gefälligst in meinem Unterricht den Kaugummi aus dem Mund, es sieht aus, als wären Sie eine wiederkäuende Kuh, setzten sich ordentlich hin und schreiben dann auf, was Sie wissen!“

„Echt alles, was ich weiß? Da brauch ich aber mehr als ein Blatt Papier“, er grinste zu dem vor ihm stehenden Lehrer, mit einem herausfordernden Ausdruck in den Augen, hoch, spuckte dann aber doch wie geheißen den Kaugummi in ein Stück Papier und nahm nun einen Stift zur Hand.

„Achten Sie auf die Fragestellung und schreiben Sie auch nur das hin! Und nun ist Ruhe hier!“, gab er die letzte Anweisung wieder an die ganze Klasse und schritt zurück zum Lehrerpult, worauf er sich beschwingt setzte und ein Bein lässig baumeln ließ. Als Lehrer konnte man es sich auch erlauben, bei Aufsichten auf einem Tisch zu sitzen, anstatt davor. Mit Argusaugen beobachtet er die schreibenden Schüler. Wen er beim Spicken oder Abschreiben erwischte, der war sein Blatt los und bekam, ungeachtet dessen, was er bereits geschrieben hatte, eine Sechs ins Notenbuch eingetragen. Auf diese Weise fand bei ihm ganz schnell die Bemerkung „Ungenügend“ Einzug in seine Unterlagen.
 

Der Schwarzhaarige unterrichtete nun schon seit einem halben Jahr an dem Gymnasium und es war seine erste derartige Anstellung. Frisch aus dem Referendariat und direkt Klassenlehrer der 10 b in Mathe und Physik, was er übrigens auch in anderen Klassen der Mittel- und Oberstufe gab. Es machte ihm Spaß und auch die Schüler mochten ihm, soweit ein Lehrer mit dieser, bei Schülern allgemein unbeliebten Fächerkombination, eben gemocht werden konnte. Doch noch befand er sich in einer Phase, in der er sich vor den Schülern beweisen musste, um als Autoritätsperson angesehen zu werden. Die richtige Mischung aus Strenge und Sympathie. Durchsetzungsfähigkeit, aber auch Nachsicht gegenüber Fehlern und das Eingehen auf die Wünsche und Fragen. Eine gute Portion Humor gehörte ebenso zu gutem Unterricht, wie eine fundierte Struktur, dass man ihm auch abnahm, etwas von seinen Fächern zu verstehen.
 

„Noch zehn Minuten, dann solltet ihr fertig sein!“

Für länger als 20 Minuten war dieser kleine Test nicht gedacht. Er hatte seine Aufgaben selber am Vorabend durchgerechnet und dafür lediglich die Hälfte gebraucht, also durfte es für die Schüler wohl locker reichen.

So verstrich die Zeit und er hatte sogar nur zwei Ermahnungen bei der Klasse ablassen müssen, die sonst Weltmeister im Spicken und Abgucken war. Gerade als er den Blätterstapel in seine Tasche packte, zu zwei anderen, vorbereiteten Überprüfungen, die er noch heute in zwei unterschiedlichen Stufen schreiben lassen wollte, meldete sich Yami mit einem selbstzufriedenen Grinsen, anscheinend hatte er wie erwartet keine größeren Probleme mit den Aufgaben gehabt. „Ich sollte Sie daran erinnern, dass Sie uns noch einen Film zu diesem Thema zeigen wollten“, redete er unaufgefordert dazwischen, wie er es immer machte, wenn sich außer ihm ohnehin niemand meldete.
 

Das kam Duke mehr als gelegen. Seine Konzentrationsfähigkeit, was kompetenten Unterricht anging, lag gerade ohnehin nur knapp über Null. Ihm fehlte auf die Woche gerechnet bestimmt ein ganzer Tag Schlaf, so etwas blieb nicht ohne Folgen. Verdammt, er würde heute wirklich mal zum Arzt gehen und sich ein Schlafmittel verschreiben lassen, das er so lange nehmen würde, bis er sich endlich mal wieder richtig ausgeschlafen fühlte. Sonst würde er noch in einen Teufelskreis geraten. Durch Stress schlaflos, durch zu wenig Schlaf niedrige Stresstoleranz, also noch mehr Stress und noch weniger Schlafen und immer so weiter.

So konnte das ja nicht gehen, sonst würde ihm irgendwann das passieren, wofür er seine Schüler rügen würde, nämlich das Einschlafen während seines eigenen Unterrichts.
 

„Es ist ein Film über den Faraday’schen Käfig und Michael Faraday. Film Gucken ist aber nicht gleichzustellen mit einem Freifahrtschein, nicht aufzupassen. Ich will, dass mir nächste Stunde jeder von euch die wichtigsten Informationen kurz und knapp wiedergeben kann, also solltet ihr euch Notizen machen, wenn ihr kein unerschöpfliches Gedächtnis besitzt“, instruierte er die Meute, während er den Fernsehwagen vor die Tafel schon und das Video zurückspulte. Ja, an dieser Schule gab es wirklich noch Videorekorder. Wahrscheinlich war es der Plan der Schulleitung, die Schüler so auch noch mit dreißig Jahre alten Aufnahmen quälen zu können, die noch langweiliger waren als neuere, oder mehr Spaß brachten, wie man es nahm, denn die Klamotten der Moderatoren dieser alten Sendungen lösten schon einmal den einen oder anderen Lacher aus.
 

So verging der Rest der Stunde dann noch mehr oder weniger schnell, zumindest ohne dass sich Duke größeren Denkleistungen aussetzen musste, was eine immense Erleichterung gewesen war.

„Als Hausaufgabe überarbeitet ihr mir dann die Notizen zum Film, ich werde nächste Stunde einen abfragen!“, rief er den bereits aus dem Raum stürmenden Schülern noch hinterher. Zwar bezweifelte er stark, dass wirklich mehr als die Hälfte überhaupt Notizen gemacht hatte, aber er musste ja etwas aufgeben.
 

*~*
 

„Mr. Devlin, haben Sie einen Moment Zeit?“

Duke drehte sich um, als ihn plötzlich eine Stimme im Flur vor dem Lehrerzimmer rief. Der Urheber war der große, stämmige Schulrektor Gozaburo Kaiba mit den dunklen, bereits graumelierten und sehr kurz geschnittenen Haaren, der immer den Eindruck eines gealterten Offiziers machte.

„Sicher doch, was gibt es denn?“ Eigentlich hätte der Schwarzhaarige bereits wieder zu seiner nächsten Stunde gemusst, aber da weder eine Klassenarbeit oder sonst etwas anstand, konnte er sich die zehn Minuten zu spät kommen leisten. Zumal ihm der Direktor persönlich diese Verspätung einbrachte.

„Sie wissen doch sicherlich, dass es gegen Ende des Schuljahres ein Sommerfest an unserer Schule geben wird und es ist üblich, dass die Lehrer mit ihren Klassen Projekte dazu bearbeiten. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich Ihnen das schon mitgeteilt hatte.“ Der Rektor sah Duke durchdringend an, so dass dieser merkte, dass wohl ziemlich viel an dieser Sache lag, ob er seine Probezeit überdauern würde.

„Das Motto, unter dem unser diesjähriges Sommerfest stattfinden wird, lautet Toleranz. In den Grenzen dieses Leitspruches können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit Ihrer Klasse ein Projekt auf die Beine stellen, nach ihrem Belieben.“ Dann drehte sich Kaiba wieder um und verschwand um eine Ecke zu den persönlichen Büroräumen.

So schnell bekam man hier noch mehr Verantwortung auf die Schultern gelegt, aber andererseits war es natürlich auch die Gelegenheit schlechthin, sich noch einmal zu beweisen und zu brillieren, dass ihm der endgültige, unbefristete Arbeitsvertrag sicher in der Tasche lag.
 

Toleranz also, ja, das war eine Vorgabe, aus der er viel rausholen konnte, ein Thema, mit dem er sich privat schon zur Genüge auseinander gesetzt hatte und sowohl jede Menge eigenes, als auch fremdes Gedankengut zusammengetragen hatte.

Mit den Gedanken bereits Pläne schmiedend, machte er sich auf den Weg zur nächsten Stunde Mathematik, diesmal allerdings in einer Unterstufe. Das kostete immer besonders viel Nerven. So süß die ganzen kleinen Fünftklässler ja auch sein mochten, es herrschte doch arbeitstechnisch weniger Disziplin – durch Überschwänglichkeit – als in gänzlich unmotivierten Klassen.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shakti-san
2009-03-18T12:01:50+00:00 18.03.2009 13:01
nicht schlecht geschrieben und ich kann mir vorstellen, das Duke zu dem thema toleranz einiges weiß.
LG Ran


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