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Sense of a Butterfly

von

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Prolog

>>>Vorwort<<<
 

xX07. Oktober 2008Xx
 

Titel: Sense of a Butterfly
 

Paaring: Tom Marvolo Riddle x Harry James Potter (… und andere, aber die findet Ihr schon selbst)
 

Disclaimer: Alle Figuren, Orte und auch sonst alles, was ich der Welt von Harry Potter entnommen habe, gehört J.K.Rowling und ich verdiene keinen Knut mit meiner Geschichte. Ich leihe mir nur einige Wesen, Ereignisse, Orte und Charaktere aus, um sie diese Geschichte erzählen zu lassen.

Falls Parallelen zu anderen Geschichten auftauchen, dann sind die weder beabsichtig, noch auf irgendeine Weise böse gemeint.
 

Warnung!: Gleichgeschlechtliche Liebe und Mpreg (Schwangerschaften von Männern). U.a. auch Suizid, Gewalt, Rape (teilweise angedeutet).
 

Genre: Ehrlich gesagt… Keine Ahnung!
 

Beta: Robino
 

Zeit der Handlung: Das siebte Schuljahr von Harry Potter

(Ich setzte nach dem fünften Band der Harry Potter Reihe an und berücksichtige den sechsten und siebten Band nicht.)
 

Zeichenerklärung:

„ Munteres Gelaber“

/ denken ist was Feines/

~Parsel hat es auch in sich~

°Telepathie kann auch nicht jeder°
 

Inhalt: Harry wird von Todessern aus dem Haus seiner Verwandten geholt, als seine Wache ihre Pflicht vernachlässigt, doch statt in einer Zelle zu erwachen hat man ihm ein Zimmer zur Verfügung gestellt, welches er aber nicht alleine verlassen darf. Trotz anfänglicher Missverständnisse und Fluchtversuche lebt er sich schnell bei der recht seltsamen Truppe ein. Aber trotz dem Fakt, dass er direkt unter ihrer Nase hockt, kann er doch sein größtes Geheimnis hüten…Doch was hat das alles mit der neuen Band in der Zaubererwelt zu tun und was geschieht in dem Konflikt zwischen Licht und Dunkelheit?
 

Viel Spaß beim Lesen
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Prolog ~*~
 

Langsam erhob sich der Mond über den dunklen Wald, der sich auf dem Gelände eines erhabenen Herrenhauses, dessen alten Gemäuer sich dunkel vor dem sternenklaren Himmel abzeichnete, erstreckte und bis zu den nahe liegenden Ausläufer eines massiven Gebirges reichte.

Viele Geschichten erzählten sich die Bewohner eines Dorfes, dass sich zu Fuß eine gute Stunde weiter östlich befand, über die Geschehnisse und Wesen, die in den dunklen Tiefen des Unterholzes ihre Heimaten hatten, doch nur die Hälfte von ihnen entsprachen der Wahrheit und doppelt so viele hatten die Ohren der Menschen nicht einmal erreicht.

Fast andächtig wich der Schatten vor dem silbrigweißen Licht und gewährte der dunklen, glatten Oberfläche eines ruhigen Sees, das Licht sanft zurück zu werfen. Eine leichte Brise strich durch das grüne saftige Gras und ließ es mit den vielen Blumen tanzen.

Immer höher stieg der Himmelskörper, bis es ihm sogar gelang sein Licht in die Räume, deren Fenster sich gen Osten wandten zu werfen.

So konnte man erkennen, was in einem der vielen Zimmer des Anwesens geschah.
 

Schwarzes, verwuscheltes Haar rahmte ein blasses Gesicht ein, welches dem der Mondgöttin gleich kam, und bildete einen fast unwirklichen Kontrast zu den weißen Bezügen des großen Bettes in der die Gestalt lag. Die Haut war zart und makellos, bis auf eine kleine blitzförmige Narbe, die sich über die Stirn zog, wie das schöne Gesicht eines Engels. Die sonst so strahlenden grünen Augen, die leuchteten wie Smaragde und an den Frühling selbst erinnerten, wenn das Leben überall erwachte, waren geschlossen. Nur schwach hob sich die Brust und gab somit den einzigen Beweis, dass noch Leben in dem zarten Körper unter den Decken steckte.

Doch der Junge, der in dem großen Bett schlief war nicht alleine. Jemand wacht über seinen Schlaf.
 

Ein Mann, dessen dunklen braunen Augen sonst aufmerksam alles beobachteten, saß auf einem Stuhl aus dunklem Holz und samtenen Bezug, direkt neben dem Bett. Seine Arme hatte er verschränkt auf dem Bett liegen und sein Kopf ruhte auf diesen. So, mit vorgebeugtem Oberkörper, schien er halb auf dem Bett eingeschlafen zu sein. Er wirkte muskulös und nicht älter als knapp über zwanzig. Das schokobraune Haar war kurz geschnitten und verdeckte nichts von dem markanten, männlichen Gesicht.
 

Eine Frau, ca. 1,73 groß und schlank, augenscheinlich Ende zwanzig, mit kurzen silbrigen glatten Haaren, die ihr fransig ins Gesicht und über die rot glühenden Augen fielen, legte dem jungen Mann eine Decke über die Schultern und ging zurück zu der Tür, die auf den Flur führte, wo ein großer, kahlrasierter Mann, der ein kleines schwarzes Ziegenbärtchen trug und sie um gute zwanzig Zentimeter überragte, auf sie wartete. Sein Gesicht war ebenso markant, wie das des Schlafenden und man konnte eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihnen erkennen, vor allem die Augen, die im selben braun ihre Welt genau in Augenschein nahmen. Auch er schien nicht älter als die Frau, welche ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte, bevor sie sich an zwei weitere Personen wandte, die ebenfalls im Flur warteten.
 

Ein Paar Schritte entfernt von ihnen stand eine Frau, deren rosafarbenen, lockigen Haare ungebändigt über den Rücken fielen und ihr schier altersloses Gesicht mit einem grünen, sowie einem blauen Auge, in denen man die Erfahrung der Zeit fast greifen konnte, spielerisch umschmeichelte. Doch die ungewöhnlichen und strahlenden Augen wirkten traurig. Ihre Hand lag in der eines weiteren Mannes, der ihr zur Seite stand, ihr tröstend mit dem Daumen über den Handrücken strich. Er war in etwa genau so groß wie sie, hatte seine langen grünen Haare zu einem Zopf zurückgebunden, dass sein feminines, aber eben so alterlose Gesicht, zur Geltung kam, und seine grünen Augen leuchteten wie der Frühling selbst, aber auch in ihnen lag Trauer. Das ungewöhnlichste jedoch waren nicht ihre alterslose Erscheinung oder die von innen strahlenden Augen, die von Jahrhunderten berichten zu schienen, die sie gesehen hatten, viel mehr die langen, spitz zulaufenden Ohren.

Sie nickten den anderen beiden zu, als sich ihre Blicke trafen und wandten sich gemeinsam von der Tür ab, hinter der die beiden anderen schliefen.
 

Stumm gingen sie durch die dunklen Gänge des Hauses, bis sie vor zwei großen Flügeltüren ankamen und sachte eine der Türen nach innen aufschwingen ließen. Diese führten in ein gemütliches Kaminzimmer. Überall standen Sessel und die ein oder andere Couch, sowie einige Tische. Weiche Teppiche waren auf dem Boden ausgelegt und Kissen lagen verstreut herum. Ein großes Bücherregal zog sich an der Wand dem Kamin gegenüber entlang, während eine riesige Fensterfront einen Blick auf die mondbeschienen Gärten des Grundstückes erlaubte. In dem von Kerzen in ein dämmriges Licht getauchten Raum saßen schon einige Leute und schienen sie bereits zu erwarten. Alle saßen in kleinen Grüppchen im Raum verteilt und schwiegen.
 

Als die vier die Tür hinter sich geschlossen hatten sahen einige der Anwesenden auf, welche bisher ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatten. Ein kleines, silberhaariges Mädchen, nicht viel älter als vielleicht sechs Jahre, sprang von einem der Sofas auf und lief auf die Frau mit den silbernen Haaren zu. In ihren giftgrünen Augen konnte man Tränen erkennen, die diese funkeln ließen. Sachte hob die Frau das kleine Mädchen auf ihren Arm, das leise begann zu schniefen, und strich ihr tröstend über den Rücken.
 

Zwei Jungs, nicht älter als 12, mit weißen Haaren und violetten Augen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, kamen auf sie zu und wollten das kleine Mädchen ebenfalls trösten. Auch in ihren Augen glänzten verräterische Tränen.
 

Ein Mann, dessen Augen ebenso violette und Haare so weiß waren ging zu den Zwillingen, dicht gefolgt von einer streng wirkenden Frau mit rechteckiger Brille, meerblauen Augen und kurzen Haaren in derselben Farbe. Auch sie nahmen die Jungs auf den Arm und gingen zurück zu der Couch, auf der sie gesessen hatte, setzten die Jungs auf ihre Schöße und hielten sie in den Armen.

Neben ihnen saßen ein Mann, dessen langen, platinblonden Haare in einem strengen Zopf nach hinten gebunden waren, und mit grauen stechenden Augen, wie die eines Raubtieres, und eine blonde Frau, deren eisblauen Augen an das Eis eines gefrorenen Sees erinnerten, die sich an die starke Schulter dessen lehnte. Auch diese vier schienen nicht älter zu sein als Ende zwanzig, und auch bei ihnen konnte man bis auf bei der blonden Frau, eine unmenschliche Schönheit erkennen, wie bei den anderen vieren bereits. Doch jeder in diesem Raum war an sich ein Blickfang, auch wenn manche Schönheit lediglich menschlich war.

So auch die beiden Männer, die ihnen gegenüber mittig auf einer weiteren Couch saßen. Beide hatten schwarze, schulterlangen Haaren und dunkle blaue Augen, wie die Tiefen des Meeres. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war nicht abzustreiten, auch wenn der eine von ihnen jünger wirkte, nicht viel, vielleicht ein oder zwei Jahre, feinere Gesichtszüge hatte und sein Pony etwas heller war, als der Rest des Haares.
 

An diesen lehnte sich ein streng wirkender Mann mit einer Hakennase, die jedoch das Gesicht maskuliner wirken ließ und tiefschwarzen Augen, denen nichts zu entgehen schien. Die langen schwarzen Haare rahmten samtig dessen Gesicht ein.
 

Der andere hatte seinen Arm um einen Mann mit kurzen, braunen Haaren, die vereinzelt von einigen grauen Strähnen durchzogen wurden, gelegt. Die sonst wachsamen gelben Augen hatte er geschlossen, als würde er an der Schulter des Älteren der Brüder schlafen.
 

In einer anderen Sitzgruppe hatten sich einige Schüler in Sesseln direkt vor dem großen Kamin niedergelassen.
 

Ein braunhaariger Junge strich sanft durch das wilde rote Haar des Mädchens auf seinem Schoß. Ihre grünblauen Augen sahen tief in seine hellbraunen. Er war ungefähr ein Jahr älter als seine Freundin, um die 18 Jahre, und wirkte trainiert, während sie eher zierlich war, aber dennoch brachte ihr Anblick die meisten Jungs in ihrem Alter dazu nur noch ein sabbernder Haufen Fleisch auf zwei Beinen, ohne jeglichen tiefer gehenden Intellekt, zu werden. Lange Beine und wohlgeformte Rundungen, was dem nur zuträglich war.
 

Ebenso saß ein weißhaariger Junge mit violetten Augen in demselben Alter, welcher den Zwillingen sehr Ähnlich sah, auf dem Schoß eines Jungen mit platinblonden, kurzen und glatten Haaren. Seine sturmgrauen Augen waren geschlossen und er lehnte sich an seinen gleichaltrigen Freund. Die weichen Gesichtzüge waren denen des ebenso blonden Mannes sehr ähnlich, auch wenn sie auch Züge der blonden Frau zeigte.
 

Auf dem Boden vor ihnen lagen zwei rothaarige Zwillingsbrüder, mit denselben Augen, wie das Mädchen, das ihnen mit den Sommersprossen sehr Ähnlich sah und streichelten sanft über den Rücken eines weiteren Mädchens. Ihre langen goldblonden Haare fielen ihr sanft den leicht gebeugten Rücken hinunter als sie still, auf dem Bauch liegend, in einem Buch versunken war. Die klaren blauen Augen schienen jedes Wort, das in dem dicken Wälzer zu stehen schien, regelrecht aufzusaugen.
 

Zwischen den Beinen einen kräftigen jungen Mannes, direkt vor den Fenstern, mit kurzen, wilden, roten Haaren, der ebenfalls mit den andern drei Rotschöpfen verwandt zu sein schien, dennoch als Einziger grüne Augen hatte, saß ein Mädchen, ebenfalls um die 18, mit wilden ungebändigten braunen Locken und intelligenten, rehbraunen Augen. Still beobachtete der Mann über ihre Schulter, wie sie einem kleinen Baby, vielleicht etwas über einem Monat alt, eine Flasche gab.
 

Ein Mädchen mit gutmütigen, bernsteinfarbenen Augen und langem, schwarzen Locken lächelte sanft zu den Erwachsenen hinüber, die soeben den Raum betreten hatten und ging zu ihnen.

Vorsichtig reichte sie der Elbe mit den rosa Haaren das kleine Bündel auf ihrem Arm. Das kleine Etwas war auch ein Baby, ebenfalls keine zwei Monate alt, doch etwas kleiner als das andere. Das kleine Mädchen schlug seine Augen auf, als sie von der Frau angenommen wurde und smaragdgrüne Augen mit rubinroten Sprenkeln sahen ihr neugierig entgegen.
 

~oO~0~Oo~

Wie es begann

>>>Vorwort<<<
 

xX08. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@Blueberry-Girl: Ja, ich lade sie auch hier jetzt hoch, hatte mich gestern irgendwie dazu durchgerungen. Danke auf jeden Fall für mein erstes Kommentar hier ;)
 

@DarkDragonheart: Schön, dass es dir gefällt und bis zum nächsten Mal.
 

@JuliObscure: Gut, dass sie dich verwirren, enn das war der Plan gewesen ;D Und danke für den Tipp. Hab es bereits verbessert^^
 

@todeskraehe: Weißt du, wenn du alle erkannt hättest, hätte ich mir Sorgen gemacht, denn einige stammen von mir^^
 

Vielen lieben Dank noch mal an meine ersten vier Kommischreiber :D
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~Wie es begann~*~
 

~o0O Ein Jahr zuvor O0o~
 

Wolkenfetzen verdeckten den Mond, nur um ihn wenige Augenblicke später wieder frei zu geben. Dieser Wechsel zwischen Zwielicht und Dunkelheit warf groteske Schatten in das kleinste Zimmer des Privet Drive Nr. 4. Das Zimmer war trist und leer. Nur einige schäbige, alte Möbel und einen fein geschmiedeten, verlassenen Eulenkäfig konnte man so eben noch als Einrichtung bezeichnen.
 

Grausige Hände mit knorrigen, langen Fingern zeichneten sich an den Wänden ab, als wollten sie den Bewohner des Raumes greifen, ihn mit sich ziehen, ihn ihr Schattenreich bringen, doch dieser Bewohner sah sie nicht, schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Früher hatte er sich gefürchtet, wenn die Nacht anbrach und die wenigen Lichter aus bizarren Schatten groteske Wesen erschufen. Heute jedoch fühlte er sich in der Nacht geborgen. Nachts war alles still, die Welt schlief und schützte die, die in ihr Zuflucht suchten.
 

So auch diese Nacht. Er saß mit geschlossenen Augen auf der Fensterbank des geöffneten Fensters. Vor wenigen Jahren waren noch Gitterstäbe davor, hielten ihn gefangen, wie in einem Käfig, doch nur einige Löcher in der Fassade zeugten noch davon, dass es in einer Nacht und Nebelaktion herausgerissen wurde.
 

Nein, seither wurde er nicht mehr eingeschlossen, es war auch nicht nötig. Wenn er wirklich aus dem Haus seiner Verwandten verschwinden wollte, musste er zwei andere, schwer überwindbare, Hindernisse meistern. Das größere von beiden war wahrscheinlich seine körperliche Ausdauer, denn die Wachen, welche ihn schützen sollten, waren an den richtigen Tagen leicht zu überwinden, so wie heute. Aber selbst, wenn er das schaffen sollte und er von den Menschen weg kam, die ihn nie als einen Teil der Familie gesehen hatten, wo sollte er dann hin? So blieb er, blieb in der gewohnten Umgebung, auch wenn er kein Gefühl der Geborgenheit hinter der weißen Fassade von Nr. 4 empfand.
 

Das rauschen von Flügeln holte ihn aus seinen Gedanken. Sanft, fast wie ein Geist landete eine weiße Eule auf seinem linken Knie, welches er angewinkelt aufgestellt hatte, und klackerte mit ihrem Schnabel.
 

„Hey meine Schöne. Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich verstecken sollst? Hier ist es zu gefährlich.“
 

Sachte streichelte er durch das weiße Gefieder seiner Eule, ohne die Augen zu öffnen. Seine Stimme klang kratzig und müde. Sie klang wie die von jemandem, der nicht oft sprach, jemandem, der von einer langen Krankheit geschwächt und ausgezerrt war, jemandem, der einfach nur noch seine Ruhe wollte.
 

Es war Hedwig, die Schneeeule von niemand anderem, als Harry Potter. Harry Potter, der Retter der Zaubererwelt, der Junge-der-lebt, Goldjunge Gryffindors, oder einfach nur eine Figur in dem Spiel eines Zitronenbrausebonbon lutschenden, manipulativen, alten Mannes.
 

Einst hatte er diesem Mann vertraut. Er war es gewesen, der ihm eine Zukunft geboten hatte, eine Chance von vorne zu beginnen, die Aussicht auf ein Leben und die Möglichkeit Freunden zu finden. Dieser Mann symbolisierte für ihn eine Familie, die ihn nahm wie er war. Hätte man ihn damals gefragt, was er in dem Mann sah, hätte er geantwortet, dass er sich so einen Großvater vorstelle.
 

Doch das hatte sich geändert. Schon oft hatte dieser ihm nicht geholfen, als er es am nötigsten gebraucht hätte. Hatte ihm den Rat verwehrt, als er nicht weiter wusste, doch in seiner kindlichen Naivität hatte er es hingenommen, viel zu groß war die Angst wieder alleine zu sein. Bisher war auch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, oder gar gestorben.
 

Dann kam er. Sirius. Sein Pate und der beste Freund seines Vaters. Die Hoffnung auf eine eigene Familie gab ihm neue Zuversicht und selbst die Wiederauferstehung des Mörders seiner Eltern konnte ihm diese nicht nehmen, nicht einmal der Tod von Cedric Diggory traf ihn so tief, dass Sirius ihn nicht hätte wieder aufbauen können.
 

Dann geschah es. Wieder hatte er eine dieser Visionen. Sirius wurde gefoltert. Er wollte ihm helfen, seine Familie beschützen. Als der Vater von Ron, Ginny und den Zwillingen angegriffen worden war, hatte er es doch auch geschafft schnell Hilfe zu holen, die ihn noch rechtzeitig in das St. Mungos bringen konnte, aber niemand war mehr da. Sein Schulleiter musste sich vor dem Ministerium verstecken, seine Hauslehrerin lag im Zaubererkrankenhaus, nachdem sie versuchte Hagrid, dem liebenswürdigen Halbriesen, der als Wildhüter und Professor für Pflege magischer Kreaturen, auf dem Schloss arbeitete, zu helfen, als dieser ebenfalls vor dem Ministerium fliehen musste. Niemand war mehr da, den er hätte bitten können Hilfe zu schicken. Also entschied er sich dazu, selbst zu gehen und seinem Paten zu helfen.
 

Aber Dumbledore hatte ihm wieder etwas Wichtiges, etwas Entschiedenes verschwiegen. Nie hatte er ihn davor gewarnt, dass Voldemort in der Lage war, diese Visionen zu beeinflussen und so kam es, dass er blindlings zusammen mit seinen Freunden in die Falle des dunklen Lords getappt war. Ein Kampf entbrannte in den tiefsten Tiefen des unterirdischen Zaubereiministeriums, in der Mysteriumsabteilung.
 

Alles drehte sich um eine kleine Glaskugel mit einer Prophezeiung, die über ihn und Voldemort gemacht worden war. Im Laufe des Kampfes zerbrach die Kugel, die Prophezeiung ging verloren und Harry verlor den Menschen, der für ihn wie ein großer Bruder, oder vielmehr, wie ein kindsköpfiger Vater gewesen war. Bei ihm hatte er sich wirklich akzeptiert und geliebt gefühlt, mit all seinen Macken und Eigenheiten, mehr noch als bei seinem Schulleiter.
 

Wahrscheinlich fühlte sich dieser genau dadurch bedroht, in seiner Stellung in Harrys Leben. Sein Pate fiel durch den ‚Schleier des Todes’, als er ihm zur Seite stand, gekommen war, um ihn zu helfen, ihn zu beschützen.
 

Erst zu spät erinnerte er sich an zwei Alternativen, die ihm geblieben wären, so offensichtlich, doch er hatte sie vergessen, sie nicht gesehen. Lange Stunden hatte er sich gefragt: Warum? Warum hatte er es vergessen? Wie konnte er das nur vergessen? Doch lange wollte ihm die Lösung nicht klar werden, aber es war geschehen, auch wenn er damals nicht verstand wie, Sirius war durch den Schleier gegangen. Sein Pate war tot und er war wieder alleine.
 

Danach ging alles nur noch bergab. Nach dem Aufstand, den Harry gemacht hatte, als er von dem Inhalt der Prophezeiung erfuhr, schien sich der alte Mann noch mehr bedroht gefühlt zu haben und sah seine Stellung gefährdet, das Vertrauen des Helden erschüttert. Anscheinend hatte er beschlossen ihn gefügiger zu machen, ihn zu brechen. Doch konnte er nicht im Entferntesten erahnen, dass er es in dem ganzen Jahr nicht geschafft hatte, das seither vergangen war.
 

Er war auf dem besten Weg gewesen, doch er hatte sich verkalkuliert, hatte ein Äquivalent völlig unbeachtet gelassen, den Zufall, das Schicksal, oder wie auch immer man es nannte, und Harry Freunde nicht mit in die Gleichung aufgenommen. Was ging in dem Geist des Mannes vor? Wie konnte er glauben, dass ihm das auf einem solchen Weg gelingen würde? Am Anfang hatte Harry gedacht, dass er dem Mann nicht entrinnen konnte, wenn er sich wieder wie ein Großvater verhalten würde, so wie die letzten Jahre. Ja, da wäre er schwach geworden, das wusste er. Doch schien der Alte nicht die Geduld gehabt zu haben ihn einzulullen und schlug einen anderen Weg ein. Doch das hatte ihm das Genick gebrochen. Nein, von Dumbledore hatte er sich abgewandt.
 

Aber auch Voldemort konnte er es nicht zu einfach machen, versuchte dieser doch ihn zu töten, da er doch als Einziger galt, welcher dazu in der Lage war ihn zu besiegen. Manchmal hatte er schon mit dem Gedanken gespielt sich dem Mann, welcher als dunkler Lord bekannt war, anzuschließen, es gab jedoch auch hier Probleme. Das erste wäre wohl erst einmal überhaupt in Kontakt mit ihnen zu treten und in einem Stück sein Anliegen vorzutragen. Das zweite wäre dann seine Glaubwürdigkeit. Immerhin war er der Held, der alle, die es nicht einmal wagten, den dunklen Lord beim Namen zu nennen, vor diesen zu retten hatte. Wieso sollte grade er sich diesem Monster anschließen? Er müsste sich beweisen. Aber auch das war nicht drin. In den Krieg wollte er sich nicht so einfach wieder stürzen, doch niemand würde ihn in Ruhe lassen, wenn er bekannt gab neutral zu sein. Wieder würde er mit hineingezogen werden.
 

Er hatte genug vom Kämpfen. Er wollte nicht mehr für die Ziele anderer eintreten. Das Einzige was er je gewollt hatte, war seine Freunde zu schützen. Dafür wäre er auch mit seinem Leben eingetreten. Aber das war nun egal. Es gab jetzt anderes zu tun. Den letzten Ausweg zu beschreiten, der ihm noch geblieben war.
 

Er streckte seine rechte Hand zum Schreibtisch um einen Umschlag zu greifen, während er mit der linken weiter durch das weiße Federkleid Hedwigs strich. Diese kleine, alltäglich Bewegung ließ ihn jedoch kurz aufstöhnen. Die Gewichtsverlagerung und die Benutzung seiner geschundenen Muskeln erweckten den Schmerz von neuem, der sich erst vor kurzem etwas gelegt hatte.

Zärtlich knabberte die weiße Schneeeule an seinem Finger, wie um zu zeigen, dass sie da war, ihm beistand.
 

„Danke meine Süße. Komm. Du musst mir einen Gefallen tun. Ich gebe dir jetzt einen Brief und du bringst ihn zu den Zwillingen. Danach möchte ich, dass du zu Neville fliegst. Er wird auf dich aufpassen. Wir sehen uns dann in Hogwarts wieder, wenn die Todesser da draußen nichts auf die Reihe kriegen.“
 

Wie zur Bestätigung knabberte sie noch einmal an seinem Fingern. Es tat dem Jungen weh, seine Freundin anzulügen, denn auch wenn die Gefolgsleute Voldemorts ihn nicht erledigten, so würde er wahrscheinlich den nächsten Morgen nicht erleben.

Noch ein letztes Mal zwickte sie ihm aufmunternd in den Finger, bevor sie ihre Flügel ausbreitete. Sachte und still wie ein Schatten flog Hedwig in die Nacht, während er selbst noch sitzen blieb und die sanfte Brise der Nacht genoss.
 

Der schwarzhaarige Junge wusste nicht, wie er nur durch die Tatsache, dass er noch immer auf dieser Fensterbank saß, eine Gruppe von Leuten fast in den Wahnsinn trieb und dennoch wusste er, dass sich die vier Gestalten im Vorgarten von Nr. 7 schräg gegenüber versteckt hielten, wie schon die letzten Nächte. Von wegen, er sei bei den Dursleys unauffindbar. Die vier bewiesen doch genau das Gegenteil.
 

Wahrscheinlich war das Einzige, was sie hinderte das Haus seiner Verwandten zu stürmen, die Wache vom Orden. So gut waren die Schutzbanne dann doch, dass man das kleine Reihenhaus nur durch den Haupteingang betreten konnte, ohne sofort sämtliche Alarmzauber zu aktivieren.

Dafür müssten sie aber durch das kleine, weiß gestrichene Gartentor und den schmalen Kiesweg hoch. Doch wenn sie das taten, würde entweder die Wache des Ordens sie sehen, oder er. Sofort würde Alarm geschlagen werden und nur wenige Augenblicke später würde es hier nur so von Ordensleuten wimmeln. So dumm waren die Todesser nun auch nicht, dass sie ihr Leben so leichtfertig aufs Spiel setzten, die Chance vertan ihn zu erwischen. Sie würden auf eine günstige Gelegenheit warten und im Augenblick war er der Einzige Faktor, der diese verhinderte, was die vier wahrscheinlich nicht einmal wussten, sich vielleicht dachten, wenn ihnen bewusst war, wer heute auf Harry acht geben sollte, aber sicherlich nicht wussten, wie so vieles, so offensichtliches.
 

Wie jede seiner Wachen tat Mudungus Fletcher, der wahrscheinlich dümmste im Gefolge des Ordens des Phönix, der Geheimgesellschaft, verbündet gegen den dunklen Lord, unter der Leitung von Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, genau das nicht, was eigentlich seine Aufgabe sein sollte: aufpassen. Stattdessen schlief er verborgen unter einem alten, zerschlissenen Tarnumhang im Schutz der frisch gestutzten Hecke von Nr. 4. Auch wenn Harry ihn nicht sehen konnte, hörte er dennoch das leise regelmäßige Atmen seines letzten Schutzes gegen das Gefolge des dunklen Lords unter seinem Fenster. Ein zynisches Lächeln legte sich auf seine Lippen als er daran dachte. Manchmal erschien es ihm doch erstaunlich, dass er es geschafft hatte so lange zu überleben.
 

In zwei Stunden würde FLetchers Schicht enden und ein Fähigerer, wahrscheinlich Kingsley Shaklebolt, der im Ministerium als Auror arbeitete, ein Auge auf Harry haben, doch darauf konnte der Junge nicht warten, denn dann würden langsam auch seine Verwandten munter werden. Wenn sie ihn zu früh entdeckten, wäre alles zunichte. Nicht nur die Todesser hatten auf eine Gelegenheit gewartet, eine Wache, die unfähig war, auch er, damit er genug Zeit hatte. Würde Dumbledore davon erfahren und ihn dann lebend in die Finger kriegen, würde er bestimmt ganz andere Seiten aufziehen und wie die aussehen sollten, wollte Harry absolut nicht herausfinden. Er durfte einfach nicht erwischt werden!

So musste er das Risiko eingehen, alles darauf setzten, dass die Leute des dunklen Lords noch einige Zeit brauchten, bis ihnen klar wurde, dass die Luft rein war, dass sie einen Vorstoß wagen konnten. Immer noch besser, als wenn ihn Petunia, Vernon oder Dudley zu früh fanden. Sonst hatte er nichts mehr zu verlieren und er hätte endlich seine Ruhe.
 

Ein letztes Mal atmete er tief die laue Nachtluft ein, bevor er sich langsam erhob und aus dem Fenster verschwand.
 

~*~

Noch immer saßen die vier Gestalten in den Schatten und versuchten den Wächter des Ordens auszumachen, doch er blieb ihnen verborgen.
 

„Bei Morgane. Wo ist dieser verdammte Kleinkriminelle? Er muss doch hier irgendwo sein“ fluchte eine tiefe Stimme unterdrückt, damit sie nicht noch entdeckt wurden.

Der Mann klang wütend, verzweifelt. Er verstand es nicht. Endlich war der verfluchte Junge aus dem Fenster verschwunden, nach elenden vier Stunden, die sie nun schon bei dem schwülen Wetter hier saßen. Die Brise, die dem Jungen durch das schwarze, leicht gelockte Haar strich, erreichte sie in ihrem Versteck nur spärlich und vergönnte ihnen keine Erfrischung, aber da war immer noch die Ordenswache. Wie konnte das Schicksal es nur so schlecht mit ihnen meinen? Das war die erste Chance, die sich ihnen seit der ganzen Zeit, die sie schon warteten, bot.
 

Mudungus Fletcher wurde in der Regel nicht mehr als Wache für den jungen Potter eingesetzt, seit er vor zwei Jahren einfach seinen Posten verlassen hatte und der Junge fast Dementoren zum Opfer gefallen war, nur weil er irgendwelche Kessel auf dem Schwarzmarkt zu Geld machen wollte. Es war ja nicht so, dass dieser Mann aus Fehlern lernte.

Er war heute nur hier, da ‚plötzlich’ die eigentliche Wache ausfiel und kein anderer zur Verfügung stand. Man konnte nicht alles dem Schicksal überlassen. Manchmal musste man diesem etwas unter die Arme greifen, aber es rächte sich gerne. So saßen sie noch immer im Vorgarten, in dieser eintönigen Muggelgegend und hofften auf ein Zeichen, dass Fletcher das tat, was sie von ihm erwarteten: Schlafen.

Ein Geräusch, einem Schnarcher gleich, durchschnitt kurz die Stille, bevor der Privet Drive wieder ruhig dalag. Bewegung kam in die vie Männer. Endlich hatten sie ihre Bestätigung.
 

„Das kam aus der Hecke. Bei Morgane, endlich. Die Wache schläft. Los, bevor die Ablösung kommt“ presste einer durch zusammengebissenen Zähnen und ging vor.
 

Eiligen Schrittes rauschten jetzt vier Schatten von Nr. 7 rüber zu Nr. 4. Geräuschlos schwang das kleine weiße Gartentor auf und nur gedämpft hörte man das Knirschen des Kies, als die Todesser zur Eingangtür schlichen. Erstaunt stellten die Männer fest, dass die Haustür nur angelehnt war. Sofort zogen sie aus den Tiefen ihrer schwarzen Roben Zauberstäbe und hielten sie bereit, bevor sie die Tür nach innen aufschwingen ließen.

Leise traten die Männer ein und schwärmten aus, doch die Küche, das kleine Gästeklo, sowie das Wohn- und Esszimmer lagen dunkel und verlassen da.
 

Nachdem sie das Erdgeschoss gesichert hatten, schlichen sie in die erste Etage. Zielsicher gingen sie auf das kleinste Zimmer des Hauses zu und öffneten die Tür. Der Vorderste blieb in dem Durchgang stehen und sah sich grob in dem Zimmer des Jungen um.

Er strich seinen letzten Gedanken. Das war kein Zimmer von einem Teenager, sondern eine Abstellkammer. Die wenigen Möbel, die als Einrichtung dienten waren alt, zerschlissen und teilweise kaputt. Sein Blick glitt zu dem schiefen Bett und stockte. Bis auf eine dünne, zerschlissene Decke und einer durchgelegenen Matratze war es leer. Noch einmal glitt sein Blick umher, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Der Raum war verlassen.
 

Mit einem Handzeichen wies er die anderen drei an sich umzusehen. Eilig schwärmten sie aus und kontrollierten die restlichen Räume der Etage. In den beiden Schlafzimmern fanden sie nur die schlafenden Dursleys vor, doch als die kleinste der Gestalten das Badezimmer überprüfte entrann ihr ein erstickter Schrei. Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und lauschte, selbst seine Gefährten hielten für einen Moment inne. Lautes Schnarchen jedoch zeugte davon, dass die Muggel weiterhin schliefen, die Eindringlinge unbemerkt geblieben waren.
 

Die Restlichen stießen nun zu ihm. Hätten sie nicht die Masken getragen, hätte man gesehen, wie ihnen die Gesichtszüge völlig entglitten, ihre teils schon blasse Haut noch einige Nuancen an Farbe verlor und sich ihre Augen im Schock und Unglauben weiteten.
 

Der Junge, wegen dem sie hier waren, lag, nur mit Shorts und einem weißen T-Shirt bekleidet, in der Badewanne. Seine Haut war weißer, als der Mond und schien wie aus Porzellan, während seine nassen Haare fransig in sein Gesicht fielen und die Lippen sich schon blau verfärbten. Das wäre alles nicht so schockierend gewesen, wenn das Wasser sich nicht blutrot gefärbt und der ganzen Szene einen irrealen Schein gegeben hätte.

Die Augen des Jungen waren geschlossen und er schien nicht zu Atmen, was sie das Schlimmste vermuten ließ. Sofort wurde der Knabe aus dem eiskalten Wasser gehoben und auf die weißen Fliesen gelegt. Dabei sahen die drei anderen durch den nassen Stoff, dass der gesamte Rücken offen sein musste, was ihnen das viele Blut erklärte.
 

Keiner von ihnen entdeckte die kleine Klinge, die unscheinbar hinter der Tür verborgen lag. Genauso wenig bemerkten sie den tiefen Schnitt über der Schlagader Harrys, an dessen rechtem Handgelenk. Er ging bei den ganzen anderen Verletzungen einfach unter, die die zarte, blasse Haut schändeten. Striemen, Schnitte und Verbrennungen bildeten hässliche Wunden, die teilweise schon begannen zu heilen, oder sich zu entzünden.

So lange hatten sie ihn beobachtet, doch dass es so schlimm war, hatte keiner auch nur geahnt.
 

Erleichtert atmete der Kleinste von ihnen aus, nachdem er Puls und Atmung kontrolliert hatte.

„Er lebt noch. Aber er ist sehr schwach. Wir sollten uns beeilen, bevor es zu spät ist.“

Er sah die anderen ernst an, was diese wegen der Maske zwar nicht sehen konnten, doch seine Gefühlsregung war klar in seiner leicht zitternden Stimme wahr zu nehmen, so wie die Sorge um den Jungen.
 

„Ihr zwei, packt seine Sachen“, befahl der Größte, während die restlichen beiden nickten und aus dem Bad verschwanden.
 

Keine Minute später waren sie mit einem Koffer zurück. Der Kleinste, der immer noch neben den Jungen kniete, hatte diesen mit ein paar gemurmelten Worten, sowie einer leichten, schwingenden Bewegung seines Zauberstabs getrocknet. Der mutmaßliche Anführer der kleinen Gruppe zog eine Zeitung aus seiner Robe, die er nun vor sich hielt. Einer der beiden, die den Koffer geholt hatten, nahm den bewusstlosen Jungen auf den Arm und wunderte sich darüber, wie leicht der doch war. Ein Kind war schwerer als der Schwarzhaarige. Aber darüber mussten sie sich später Gedanken machen. Wichtiger war es jetzt, dass die Wunden des Teenagers versorgt wurden, dann konnte man sich um dessen Untergewicht kümmern.
 

Drei Hände legten sich auf die dargebotene Zeitung. Im nächsten Augenblick waren die vier Todesser mit dem Jungen-der-lebt verschwunden und nichts wies noch darauf hin, dass sie je hier gewesen waren.
 

~oO~0~Oo~

Welcome on the dark side

>>>Vorwort<<<
 

xX09. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@DarkDragonheart: Danke für dein zweites Kommentar xD
 

@Sann: Auch dir danke ich für deinen kurzen Eindruch ^^!
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Welcome on the dark side ~*~
 

Die Vier spürten ein Reißen, als wenn ein Haken, direkt hinter ihrem Bauchnabel, sie mit sich durch bunte Farbspiralen zog und sie den Boden unter den Füßen verlieren ließ. Nur einige Augenblicke später standen sie in einer großen, mit dunklem Holz vertäfelten Eingangshalle. Kunstvoll gearbeitete Pfeiler stützen die hohe, gewölbte Decke, während eine breite Treppe in das nächste Geschoss und viele Türen in andere Teile des Anwesens führten. Antike Möbel aus dunklem, rötlichem Holz, welche mit dem Schwarzem der Vertäfelung harmonierten, vereinzelte Rüstungen, Vasen mit frischen Blumen und Statuen gaben dem ganzen einen edlen und doch warmen Eindruck. Große Bilder hingen an den Wänden, sowie vereinzelte Waffen, wie Schwerter, Schilde und Äxte und gaben allem einen altehrwürdigen Flair.
 

Für all das hatten die vier Männer in den schwarzen Roben und mit den weißen Masken vor den Gesichtern, kein Auge.

Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem schlanken Mann in dunkler Kleidung voll in Anspruch genommen, der durch eine der vielen Türen trat und sie dazu veranlasste unbewusst ihre Muskeln anzuspannen, jeden Moment bereit sich zu verteidigen. Sein Gang, seine Haltung und seine rot glühenden Augen, die unter einigen fransigen braunen Strähnen, die ihm in die Stirn fielen, stechend hervorleuchteten, waren klare Anzeichen, dass der Mann äußerst schlechte Laune hatte. Es gehörte nicht grade zu den Stärken dieses Mannes sich in Geduld zu üben und eigentlich hätten sie schon vor Stunden zurück sein müssen, konnten sie doch nicht damit rechnen, dass der Junge durch seine bloße Anwesenheit in dem kleinen Fenster alles so hinauszögerte, waren sie dann auch noch fast zu spät gekommen.
 

„Wo wart ihr so lange? Wo ist der Bengel? Malfoy, was ist passiert?“

Der dunkle Lord kam sauer auf sie zugestürmt und schrie seine Männer an.
 

Es war ein einfacher Auftrag gewesen, den sie auszuführen hatten. Rein ins Haus, sich den schlafenden Potter schnappen und mit einem Portschlüssel zurückkommen. Was war daran so kompliziert, dass sie weit über vier Stunden dafür brauchten? Zu allem Überfluss kehrten sie dann auch noch ohne den Jungen zurück.
 

Lucius Malfoy, ein großer, blonder Mann, riss sich seine Kapuze und die Maske runter. Sein ganzes Erscheinungsbild wirkte aristokratisch und unnahbar, doch auf dem sonst so ruhigen, emotionslosen Gesicht lag ein besorgter Ausdruck und aufgewühlte, stahlgraue Augen blitzen dem Lord entgegen.
 

„Regulus hat den Jungen. Aber wir haben nicht viel Zeit. Er hat eine Menge Blut verloren und sein Zustand ist kritisch. Er braucht sofort einen Heiler.“

Er trat einen Schritt beiseite und gewährte dem Mann nun einen Blick auf seinen Begleiter, der immer noch den schmalen Körper des Teenagers auf den Armen hatte.

Im flackernden Licht vieler Kerzen und Fackeln, die die Halle erhellten, wirkte der Junge noch blasser, als schon in dem kleinen Bad in dem Haus der Muggel. Der Lord erkannte sofort, dass der Junge dem Tod näher als dem Leben war und schnell gehandelt werden musste, wenn sie ihn lebend wollten. Da war jedoch noch was anderes, etwas das ihn störte, etwas das fehlte, doch sagen was, konnte er nicht und genau dieser Umstand verwirrte den Lord.
 

„Wie konnte das passieren? Ich hatte euch doch ausdrücklich gesagt, dass ihr ihm nichts tun sollt.“

Der Kleinste riss sich jetzt auch die Maske runter und gelbe Augen blitzen den Lord gefährlich an. Als er auf diesen zuschritt.
 

„Glaubst du ich hätte zugelassen, dass die anderen Harry auch nur ein Haar krümmen? Wir haben ihn in diesem Zustand gefunden und wir können von Glück sprechen, dass …“ er wurde jäh unterbrochen, als ein erschrockenes Aufkeuchen ihn dazu veranlasste, sich zu seinen Begleitern umzudrehen.
 

„Ich glaube er atmet fast nicht mehr“ ertönte die dunkle Stimme des Trägers.
 

„Wir sollten ihm jetzt helfen, bevor er uns wirklich noch unter den Händen wegstirbt.“
 

Der letzte Mann, der eben so groß war wie der, den Malfoy Regulus genannt hatte, riss nun auch seine Maske und Kapuze vom Kopf und sah sich den Jungen genauer an. Langes schwarzes, strähniges Haar fiel nach vorne, als der hakennasige Mann die Atmung und den Puls des Knaben kontrollierte, die zwar schwach, aber immer noch einigermaßen stabil vorhanden waren. Severus Snape, Tränkeprofessor von Hogwarts, wandte sich an den dunklen Lord mit ernstem Blick. Dem Jungen ging es wirklich nicht gut. Wo hatte sich der Bengel nur wieder hinein manövriert?
 

„MyLord?“

Der Mann sah aus braunen Augen zu seinen Leuten, nickte dann aber. Für Erklärungen war später noch genug Zeit, Zeit, die der Potter-Junge augenscheinlich nicht hatte.
 

„Black, bring ihn sofort in das Zimmer. Ich werde den Jungen selbst versorgen. Snape, dich bitte ich die nötigen Tränke, Salben und Bandagen zu holen. Lupin, sie gehen zum Orden und halten mich auf dem Laufenden, was der Alte nun vorhat. Er wird bald merken, dass sein kleiner Held weg ist. Malfoy, von dir will ich einen ausführlichen Bericht haben, wenn ich fertig bin.“

Die Männer nickten noch einmal, dass sie verstanden hatten, bevor sie sich auf den Weg machten. Für jeden von ihnen war es eine lange Nacht gewesen und sie war noch nicht vorbei.
 

Regulus Black und der dunkle Lord gingen durch Türen, schritten viele Stufen hoch, bogen immer wieder um Ecken und ließen lange Gänge eilig hinter sich, als sie endlich eine Tür ereichten, deren Rahmen kunstvoll mit Zeichen versehen war. Schnell murmelte der Lord einige Worte, woraufhin die Zeichen kurz aufleuchteten und die Tür sich mit einem leisen Klicken öffnete.
 

In dem Raum angekommen legte Regulus den Jungen mit dem Bauch auf das große Bett, bevor er wieder ging, denn hier gab es nichts mehr für ihn zu tun. Als die Tür sich leise hinter dem jungen Black schloss, machte der Lord sich daran zu schauen, was seinem Gast genau fehlte. Was er sah, als er ihm das Shirt auszog, ließ ihn kurz die Augen schließen, bevor er sich wieder einigermaßen fing. Offene Wunden und dunkle Hämatome entstellten die zarte blasse Haut des Jungen. Sachte strich er mit seinen Fingern über den entstellten Rücken. Zwischen all den offenen, verkrusteten und teils entzündeten Striemen, Rissen und Schnitten konnte man einige Narben ausmachen, welche schon lange verheilt waren und davon zeugten, dass diese Behandlung schon Jahre andauern musste. Was hatte man diesem Jungen nur für Leid angetan? Das Gefühl, dass etwas falsch war, dass etwas fehlte, was einfach hier hin gehörte, schien schier in seinem Geist zu brennen, aber er konnte es nicht greifen.
 

Wieder öffnete sich die Tür und Severus betrat mit zwei Körben, voller Phiolen, Tiegeln und Tüchern, das Zimmer. Auch er sah sich das Ausmaß der Verletzungen an und ihm wurde klar, dass diese Nacht noch lange nicht vorbei war und ein hartes Stück Arbeit auf sie wartete.
 

~*~

Es dauerte geschlagene viereinhalb Stunden, bis die beiden Männer sich geschafft in zwei Sessel sinken ließen, die in dem Raum standen. Sie brauchten eine kurze Verschnaufpause. Die meisten Verletzungen hatten sie per Hand mit einigen Tränken auswaschen müssen und die tieferen, die nicht von den Heiltränken sofort geschlossen worden waren, hatten sie verbinden müssen, damit die Heilsalben besser wirken konnten. Der Körper des Jungen war nicht in der Verfassung jetzt mit Zaubersprüchen behandelt zu werden, die den so schon instabilen magischen Haushalt völlig zusammen brechen lassen würden.
 

Immerhin waren die Verletzungen an den Armen und Beinen nicht weiter schlimm gewesen, hatten sie sich doch schon nach den ersten Tränken fast aufgelöst, dass sie sich nicht weiter darum kümmern mussten. Die vielen Narben konnten mit Hilfe einer einfachen Tinktur geheilt werden, doch die Magie, die sie wirkte war noch zu aggressiv für den geschwächten Jungen. Am besten war es, wenn sie warteten, bis es Harry wieder besser ging, dann konnte der Junge sich auch selbst darum kümmern, glaubten sie nicht, dass er ihnen so schnell vertraute, dass er es zu ließ, dass sie ihn weiter behandelten, sollte er erst einmal wieder erwacht sein.
 

Viel mehr Schwierigkeiten hatte ihnen die gebrochene Rippe gemacht, die sich nicht so einfach hatte richten lassen. Der ernorme Blutverlust hatte sie den jungen Patienten in diesem geschwächten Zustand fast verlieren lassen. Immer hatten sie mit einem Herzstillstand gerechnet und waren vorsichtig bei all ihren Schritten gewesen, doch der Junge hatte es nun überstanden.
 

Beide fragten sich dasselbe, als sie sich das gesamte Ausmaß noch einmal verinnerlichten. Wer konnte einem Menschen nur so etwas antun? Aber brennender war vor allem die Frage: Wie konnte der Junge das so lange durchhalten? Was konnte ein Körper erdulden, bevor er einfach sämtliche Funktionen einstellte? Wie viel konnte ein Mensch ertragen, bevor er aufgab?

Insgeheim bewunderten sie den Jungen. Sie änderten nicht von Grund auf ihre Meinung über ihn, aber beide empfanden Respekt vor dieser Stärke. Respekt für diesen Überlebenswillen. Die meisten Leute wären an solchen Erlebnissen zerbrochen, doch Harry schien zu kämpfen, seit Jahren, wie er es immer tat. Kämpfte mit allem was er hatte, um zu überleben.
 

Schon oft hatte er diesem Kampfwillen gegenüber gestanden. Immer wieder hatte dieser Junge ihm, dem dunklen Lord, seinem Erzfeind, die Stirn geboten, an seinem Leben festgehalten, es verteidigt, selbst wenn alles aussichtslos erschien. Für diesen Mut, diesen Leichtsinn, diese naive Hoffnung, lebend wieder zurück zukehren, gab es nur wenige plausible Erklärungen. Entweder war Harry Potter völlig Lebensmüde, aber dann würde er sich nicht so verbissen an das Leben klammern, Mutig oder einfach nur dumm, wobei man letzteres auch ausschließen konnte, so wie er ihn und seine Todesser immer wieder an der Nase herumführte. So wie letzten Monat. Wie naive Schulmädchen hatte der Junge sie in die Falle gelockt, hatte mit ihnen gespielt und er verstand einfach nicht wieso. Deswegen hatte er ihn holen lassen. Er wollte Antworten. Doch langsam begann er zu verstehen, dass Harry Potter nicht der war, für den sie ihn immer gehalten hatten, dass mehr hinter diesem Jungen zu stecken schien, als sie alle ahnen konnten.
 

Die Sonne war schon vor wenigen Stunden aufgegangen, als die beiden Männer den Raum verließen um den Jungen schlafen zu lassen und um sich zu erholen. Für sie war es eine lange Nacht gewesen. Eine Hauselfe wiesen sie noch an, auf den Jungen zu achten und ihnen Bescheid zu geben, sollte sich sein Zustand verschlechtern, oder er erwachen, bevor sie die Tür hinter sich schlossen.
 

~*~

Den ganzen Tag und den drauf folgenden verschlief Harry einfach, auch wenn die Hauselfen, die auf ihn acht geben sollten, immer wieder aufgelöst auftauchten und meinten, dass der junge Herr sich unruhig im Bett umher warf, als hätte er Alpträume. Zu zweit mussten sie dann zu ihm, um ihm Traumlosschlaf geben zu können, denn alleine war es unmöglich. Einer musste den jungen Burschen ruhig halten, was selbst Regulus Black, der als einer der kräftigsten Männern in den Reihen des Lords galt, nur unter enormer Anstrengung gelang, während Severus Snape dem Jungen den Trank gab. Denn auch, wenn Harry Potter mit seinem schlanken, ausgezehrten Körper nicht so aussah, hatte er enorme Kraft, dass selbst der Lord, trotz seiner übermenschlichen Kräfte, Schwierigkeiten hatte den um sich schlagenden Jungen zu fixieren, ohne selbst den ein oder anderen Schlag abzubekommen. Zwischenzeitlich sah Voldemort immer wieder nach Harry, um sich den Zustand des Jungen anzusehen. Er war sichtlich zufrieden, da dieser sich zu erholen schien. Auch das Fieber sank, zwar nur langsam, aber es sank.
 

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Erwachen

>>>Vorwort<<<
 

xX10. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@sann: Schön das es dir gefällt.
 

@Sevara-Snape: Danke für dein Lob.
 

@DarkDragonheart: Himmel bewahr mich, natürlich nervst du nicht. Ich finde es absolut klasse, dass du dir vorgnommen hast meinem Baby so treu zu bleiben^^
 

*kiss*

MerlinsSake
 

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~*~ Erwachen ~*~
 

Die Sonne war noch dabei, sich müde zu erheben und den neuen Tag schleppend einzuläuten, als langsam sein Bewusstsein zurück an die Oberfläche seines Geistes schwemmte. Ihre Strahlen fielen durch hohe Fenster direkt auf das Bett, in dem Harry lag. Vorsichtig richtete sich der Junge auf, als ihm bewusst wurde, dass irgendwas anders war, etwas ganz und gar nicht stimmte, nicht so war, wie es hätte eigentlich sein sollen. Immer noch fühlte sich sein Körper heiß, fiebrig an, wie die letzten Tage, doch der brennende, pochende, drückende Schmerz war einem leichten Taubheitsgefühl gewichen. Sein Rücken kribbelte und sein Schädel dröhnte etwas, als hätte er zuviel Getrunken, aber er fühlte sich verhältnismäßig gut.
 

Verwirrt blieb er sitzen, als langsam die Erinnerungen träge wieder dahin dümpelten, wo sie eigentlich hingehörten, und dachte nach. Das erste was ihm klar wurde war, dass er nicht wusste wo er war. Hatte der Orden ihn gefunden und wo anders hingebracht? Nein, wohl eher nicht. Sie hatten den ganzen Sommer nur darauf geachtet, dass er sich nicht davon machte. Wie es ihm ging, war egal. Sein Verwandten hätten ihn nicht getötet, also warum sich sorgen?

Noch etwas sprach gegen den Orden. Wenn sie ihn gefunden hätten, erkannt hätten, was er versucht hatte, er wäre jetzt in ziemlichen Schwierigkeiten. So leicht entzog man sich ihm nicht, durchkreuzte seine Pläne.
 

Aber wer war es dann gewesen? Seine Freunde, seine richtigen Freunde, konnten nicht bis zum Haus durchdringen. Das hatten sie schon letztes Jahr versucht, erfolglos.
 

Aber dann blieben nur noch die Todesser übrig. Haben die vier es also doch noch geschnallt, dass seine Wache schlief?
 

/Ja ja, sicher bei den Dursleys. Keine Todesser, die einen entführen konnten. Kein Voldemort, der da auftauchen konnte. Blutschutz bla bla bla. Wirklich zuverlässig./

Sarkasmus, eine wirklich immer wieder erheiternde Lebenseinstellung.
 

Das hieße dann aber, dass er bei denen war. Jetzt verwunderte es ihn nur noch mehr, dass er in einem Bett und nicht auf feuchtem Stroh, in einer kleinen Zelle, tief in den hauseigenen Kerkern lag. Anscheinend wollten sie ihn lebend haben. Aber wozu? Vielleicht, damit der Lord mehr Spaß dabei hat ihn zu quälen? Dann sollte er nur kommen. So einfach würde er es dem Mann auch nicht machen, darauf konnte er wetten. Aber weshalb hatten sie all seine Wunden versorgt? Die meisten waren bestimmt nicht einmal tödlich gewesen. Aber vielleicht waren sie einfach nur überrascht, eventuell schockiert, wie er zugerichtet gewesen war.

Ein verächtliches Schnauben wollte sich seinen Weg bahnen, doch er unterdrückte es. Mitleid war das letzte was er brauchte, das letzte was er wollte. Warum konnte niemand ihn einfach in Ruhe lassen? Warum musste sich jeder in sein Leben einmischen? Ein bisschen länger, ein bisschen mehr Zeit und das Ergebnis wäre bestimmt ganz in dem Sinne des Lords gewesen, oder bestand der immer noch darauf ihn, Harry, selbst zu erlegen, wie eine Jagdtrophäe. Musste er dafür in tadellosen Zustand sein, damit der Sieg auch wirklich einer war? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter?
 

Ein anderer Gedanke formte sich und nahm Gestalt an, Gestalt einer Hoffnung, dass vielleicht doch noch nicht alles vorbei war, es noch einen Sinn gab. Er war jetzt hier, vielleicht war es die Chance, die er sich nicht zu erdenken gewagt hatte, die Chance diesen Krieg zu überstehen, auf der richtigen Seite zu sein, die, deren Überzeugung mit seiner eigenen zu Vereinbaren war, und dennoch nicht zu kämpfen. Schnell schüttelte er den Kopf. Das war Wunschdenken. Selbst wenn sie ihn nicht mehr als Feind sahen, so würden sie doch wollen, dass er sich ihnen unterordnet, kämpft, verletzt, tötet, selbst wenn es für ihre Überzeugung, zum erreichen ihrer Ziele war. Er war zum Soldaten erzogen worden. Verschwendete Zeit, seiner Meinung nach.
 

Zuerst musste er sehen woran er bei ihnen war, dann konnte er seine nächsten Schritte weiter planen und vielleicht würden sie dann auch mal funktionieren. Für Dumbledore war er eine Waffe, eine Existenz, die er nur zu gerne beenden würde, wenn es ihm denn Mal gelingen würde.

Zynismus. Wahrlich keine Eigenschaft eines Gryffindors, lachte er in Gedanken.

Doch was war er für den dunklen Lord? Auch nur ein Mittel zum Zweck? Nein! Bevor er sich das nächste Mal als Machtinstrument missbrauchen ließ, würde er denselben Schritt erneut gehen, ohne jegliche Bedenken, sowie das letzte Mal. Und vielleicht hatte er auch mal Glück und es würde dann auch sein letztes Mal bleiben.

Schon wieder dieser Gedanke.
 

Vielleicht sollte er das Spekulieren fürs erste sein lassen und abwarten, was als nächstes auf ihn zukam. Und vielleicht war alles doch nicht so aussichtslos, wie gestern. Vielleicht gab es doch die mikroskopische Chance, dass er nicht noch mehr Leute, die ihm etwas bedeuteten, mit sich in den Abgrund zog.
 

Er stand auf und war froh, dass seine Beine ihn zu tragen schienen. Etwas wackelig, aber er stand. Jetzt offenbarte sich ihm jedoch ein neues Problem. Er kannte sich hier nicht aus und es schien niemand da zu sein, an dem er sich orientieren konnte. Wie er es doch hasste so hilflos zu sein. Wie hatte er sich nur darauf einlassen können? Seine verdammte Neugierde hatte ihn wieder in diese Situation gebracht, dass er jetzt hier stand und nicht weiter wusste. Sein ungestilltes verlangen herauszufinden, was vor sich ging, was wahr war.

Das war so Gryffindor.
 

Plötzlich vernahm er das Rascheln von Kleidung.
 

„Oh der junge Herr ist wach. Minky wird dem Meister sofort Bescheid geben.“

Harry erkannte die hohe piepsige Stimme einer Hauselfe auf der anderen Seite des Bettes. Sie klang nervös. Vielleicht war sie eingenickt, so dass sie bisher nicht bemerkt hatte, dass er wach war.
 

„Warte!“

Doch er vernahm schon das leise Plopp, das ihm sagte, dass sie weg und er alleine war. Kurz schloss er die Augen und strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Das konnte ja was werden. Er musste einfach nur einen ruhigen Kopf bewahren, das war schon das ganze Geheimnis.
 

/Ok, dann eben alleine nach dem Bad suchen. Ich muss nur analytisch vorgehen. Links scheinen Fenster zu sein. Ich spüre die Strahlen der Sonne auf meiner Haut. Das bedeutet, dass wahrscheinlich rechts der Flur ist. Dementsprechend wird wohl ein Bad gegenüber vom Bett liegen./
 

Er hoffte einfach, dass alle Schlafgemächer ein eigenes Bad hatten, immerhin beriefen sich die meisten Anhänger dieser Seite auf eine lange Reihe adeliger Vorfahren, da war doch das das mindeste, was er bei der Planung deren Wohnsitze erwarten konnte.

Vorsichtig ging Harry am Bett lang. Am Fußende angekommen, tapste er bedacht durch den Raum, darauf achtend nicht plötzlich über eine Teppichkante oder dergleichen zu stolpern. Sein Fuß berührte etwas Großes, Stabiles. Seine langen, feingliedrigen Hände tasteten über den Gegenstand. Eine glatte, kühle, aber weiche Oberfläche.
 

/Eine Ledercouch/, stellte er verwundert fest, als er die Konturen nach glitt.
 

/Wenn die jeden Gefangenen so behandeln, hätte ich mich auch eher erwischen lassen können/, schoss es sarkastisch durch seine Gedanken.
 

Er tastete sich weiter und ging so um diese herum. Der Raum schien groß zu sein, doch mittlerweile hatte er es geschafft ihn zu durchqueren und war an der Wand angekommen. Irgendwann war weiter rechts auch eine Holztür gefunden und geöffnete.

Als er eintrat spürte er kalte, glatte Fliesen unter seinen Füßen. Viel versprechend. Gut, Harry hatte das Bad gefunden, jetzt war das Klo das nächste Ziel.

In der Hoffnung, nicht in eine im Boden eingelassene Badewanne zu stürzen, wer weiß was für ein Schnickschnack hier Standart war, setzte er seine Expedition fort.
 

~*~

Der Junge tapste zurück zu dem Waschbecken, das er schon entdeckt hatte. Er tastete die Umgebung ab, bis er eine Dose fand. Mit den Fingern fuhr er über die Oberfläche. Ein Etikett war darauf und sagte ihm, dass es Seife war. Mandel.
 

Wieder einmal dankte er Neville in Gedanken. Ohne ihn wäre er schon lange aufgeflogen, auch wenn es ihn immer noch wunderte, dass er es nicht war. Dieser herzensgute und manchmal immer noch etwas tollpatschige Junge hatte letztes Jahr den Zauber gefunden, der es Harry möglich macht zu lesen.

Oh ja, seine Brille war er endlich los, denn mit ihr konnte er auch nicht mehr sehen, als ohne und auch nicht weniger. Weniger von Nichts blieb Nichts.
 

Seit letztem Sommer konnte Harry nämlich überhaupt nichts mehr sehen. Er war blind. Aber niemanden war etwas aufgefallen und wenn haben sie es wahrscheinlich nicht für weiter wichtig erachtet. Kaum jemanden kümmerte es, wie es ihm ging, was mit ihm war, solange er funktionierte und das tat er noch. Nur wenige hatten die Augen nicht verschlossen. Neville war einer von ihnen und mit ihrer Hilfe hatte er den Rest im Dunkeln gelassen.

Welch Ironie.
 

Letztes Jahr hatte Neville sich auf der Zugfahrt zu ihm gesetzt, als er alleine in seinem Abteil gewesen war, Ron und Hermine ihren Pflichten nachgehend. Harrys Augen konnte man es nicht ansehen, dass er mit ihnen nichts sehen konnte. Sie waren nicht trüb oder milchig. Sie waren nicht starr oder unfokussiert. Sie waren wie immer, nur die Bilder, die sie sahen, ereichten nie sein Gehirn. Der Junge hatte es jedoch an Harrys Gesten erkannt. Einfache Dinge. Wie er sich bewegte.
 

Den Sommer über hatte er zwar gelernt damit klar zu kommen, aber die ungewohnte Umgebung hatte ihn verunsichert. Das Haus im Ligusterweg kannte er in und auswendig, so oft hatte er auch die kleinste Ecke davon putzen müssen. Nein, dort musste er nichts sehen um sich zu Recht zu finden. Doch seit die Welt in Dunkelheit versank, hatte er festgestellt, dass seine ganzen anderen Sinne viel empfindlicher geworden waren. Seit er sechzehn war, waren sie sogar noch intensiver, noch genauer, noch präziser geworden. Es waren vor allem Geräusche nach denen er sich richtete. Gerüche und Geräusche.
 

Als Harry dann auf Neville traf, hatte dieser ihn trotzdem sofort durchschaut.

Auch Nevilles Großmutter sah immer schlechter, daher kannte er die Zeichen, wusste worauf er achten musste. Deswegen kannte er auch diesen einen Zauber. Es war so ähnlich wie bei Muggeln. Harry las jetzt mit den Händen, nur dass er dafür keine spezielle Schrift brauchte.
 

Das ganze Jahr hatte Neville ihn unterstützt, wo er nur konnte, um zu verbergen, dass Harry nicht sehen konnte. Es war eine Schwäche, die ihm wahrscheinlich das Leben gekostet hätte, hätte jemand davon erfahren. Es war eine Schwäche die bald überall bekannt geworden wäre. Man hätte nach der Ursache gesucht und das Letzte was er wollte war, dass irgendjemand sie fand.
 

Harry schmunzelte, als er sich daran erinnerte, wie Neville versucht hatte ihn daran zu hindern Quidditch zu spielen. Doch gerade das wollte und konnte er nicht aufgeben. Es wäre zu sehr aufgefallen, wenn er seine Position des Suchers aufgegeben hätte. Es hätte Fragen aufgeworfen, Fragen die er nicht hätte beantworten können. So haben weder Dumbledore, Ron oder Hermine gemerkt, was mit ihm los war. Sogar Snape und Malfoy, die ihn bisher immer durchschauen konnten, die ihn, neben Neville, irgendwie sogar am besten kannten, hatte er täuschen können, wahrscheinlich weil die Beiden genug eigene Probleme gehabt hatten.
 

Doch jetzt war er bei Voldemort, direkt unter der Beobachtung von allen, die ihn eigentlich hassten, die er bis vor einiger Zeit auch noch gehasst hatte. Seit dem letzten Sommer hatte sich seine Weltanschauung jedoch geändert. Seither wusste er, dass er in einer Lüge lebte. So hatte Harry die Wahrheit gesucht und erkannt, doch der Preis für den Anstoß war sein Augenlicht gewesen.
 

Durch Geräusche von Schritten wurde der Junge aus seinen Gedanken gerissen.
 

„Wo ist er?“

Eine aufgebrachte, tiefe Männerstimme halte durch das Zimmer in dem er aufgewacht war. Harry verdrehte die Augen. Wo sollte er schon sein? Doch dann grinste er. Jetzt hieß es dem Lord auf die Nerven zu gehen und er würde es genießen.

Schwungvoll öffnete er die Tür zum Bad und trat nur in Boxershorts in das Zimmer.
 

„Tu was gegen deine Launen.“

Sofort hatte er die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Es waren zwei, unverkennbar wer. Seine Narbe ließ keinen Zweifel, wer der erste von ihnen war. Der vertraute Geruch nach Kräutern konnte nur von dem griesgrämigen Mann kommen, der in Hogwarts ihn und seine Mitschüler in der schwierigen Wissenschaft und exakten Kunst des Zaubertränkebrauens, wie er einst so schön formulierte, lehrte. Griesgrämig und unfair, aber durchaus Kompetent. Einer der wenigen Lehrer auf Hogwarts, die was von ihrem Fach verstanden.
 

„Das heißt übrigens guten Morgen erstmal. Guten Morgen Professor. Darf ich erfahren, was ich hier eigentlich verloren habe? Ich kann mich nicht erinnern, von euch zum Tee eingeladen worden zu sein.“

Der dunkle Lord musterte den frechen Jungen, der in der Tür zum anliegenden Bad stand. Der Knabe war ungefähr so groß wie er. Vielleicht zwei, drei Zentimeter kleiner, also um die 1.85 m. Lange, schlanke Beine, ein schmales Becken, leichte Bauchmuskeln und das alles von einer zarten Blässe, die einen schönen Kontrast zu diesen schwarzen verstrubbelten, aber leicht gelockten Haaren bildete, nicht mehr so ungesund wie die beiden letzten Tage.
 

Vor allem schien es ihm besser zu gehen, dass er sich wieder derart aufmüpfig verhalten konnte. Er war nur etwas mager. Wahrscheinlich hatte er bei den Muggeln kaum was bekommen, aber das sollte wieder in den Griff zu bekommen sein.

Seine grünen Augen funkelten angriffslustig wie Smaragde, doch sah er keinen von ihnen direkt an. Warum war es ihm eigentlich nicht schon aufgefallen, als er ihn versorgt hatte, wie gut der Junge aussah? Wahrscheinlich, weil er einfach zu schockiert von dessen Zustand gewesen war. Aber irgendwas schien immer noch zu fehlen. Doch er kam nicht darauf, was es war.
 

Das Ganze Verhalten des Jungen verschlug ihm regelrecht die Sprache. Dieses sichere Auftreten, die melodische Stimme und wieder kämpfte er, zeigte dass er keine Angst hatte, obwohl er nicht wissen konnte wo er genau war und was sie von ihm wollten, zeigte seine Krallen. Bisher hatten es niemand gewagt ihm die Stirn zu bieten, der so verwundbar, so schutzlos war, wie dieser Junge in dem Moment. Wenn ihn jemand respektlos entgegentrat, auf diese freche Art und Weise, würde dieser bereits unter dem Cruciatus schreien. Doch der Junge war nicht irgendwer.

Schnell gewann der Lord seine Fassung wieder und ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken.
 

„Mir scheint es, dass der Löwe selbst in der Schlangengrube noch brüllt. Setz dich aufs Bett, damit ich mir noch mal deine Verletzungen ansehen kann.“
 

„Wie aufmerksam“ kam es bissig zurück, doch Harry bewegte sich nicht vom Fleck.
 

„Wir können dich natürlich auch hier her tragen und an das Bett fesseln, wenn du unbedingt möchtest.“

Die Stimme des Lords klang amüsiert, während der andere Mann weiterhin schwieg und das ganze beobachtete, bereit im Ernstfall einzugreifen.
 

Harry schnaubte, ging dann aber vorsichtig zurück zum Bett. Zum Glück hatte er schon immer ein äußerst präzises Gedächtnis und räumliches Vorstellungsvermögen, sodass er noch die Entfernung und die Strecke zurück einschätzen konnte. Er hörte wie der Lord, der beim Bett zu stehen schien, etwas auf die Matratze stellte, vielleicht eine Art Tasche, eine Heilertasche womöglich. Snape hingegen, der an der gegenüberliegenden Wand von den Fenstern stand, hob skeptisch die Augenbrauen.
 

„Sie bewegen sich so vorsichtig Potter. Haben Sie noch Schmerzen?“
 

„Nein“ war die knappe Antwort.

Die dröhnenden Kopfschmerzen, welche durch die Anwesenheit des Lords entstanden, schob er bei Seite.
 

Grummelnd besah Voldemort sich noch mal seinen Rücken. Er war sichtlich zufrieden mit sich selbst. Alles war gut verheilt. Nur noch wenige rosa Stellen erinnerten an die Gräuel. Immerhin hielt der Bengel still. Er reichte ihm ein Shirt, dass der Junge sich überzog.
 

„Gut. Es ist alles verheilt. Ich stell stelle dir eine Salbe auf den Nachtisch mit der du deine Narben versorgen kannst. Nach ein paar Tagen sind die dann auch verschwunden.“

Harry hörte wie ein schwerer, tönerner Topf auf das Holz von dem Nachtkästchen gestellt wurde.
 

„Sie haben uns vorgestern ganz gut ins Schwitzen gebracht Potter.“

Vorgestern? Er war wohl länger weg gewesen, als er gedacht hatte.
 

„Also wirklich. Habe ich darum gebeten? Wenn ich euch zu anstrengend bin, dann könnt ihr mich ja auch wieder gehen lassen.“
 

„Wohl eher nicht“ kam es trocken zurück.
 

„Und was habt ihr jetzt mit mir vor? Glaubt nicht, dass ich bei irgendwas helfe oder euch dankbar bin. Es war nicht mein Wunsch hier aufzuwachen und diesen Tag hier zu erleben.“
 

„Oh entschuldigen sie Mister Potter, dass wir ihnen ihr Leben gerettet haben, an dem sie bisher immer so hingen.“

Die Stimme Voldemorts triefte grade zu vor Spott.
 

/Halt mal. Am Leben hängen? Wie kann er davon reden, dass ich am Leben hängen würde, wenn er doch den Schnitt… Halt mal. Sekunde. Hat er vielleicht... na toll, ja natürlich hat er es übersehen. Wahrscheinlich hat er rein präventiv erst einmal einen Heiltrank … um die leichten Wunden zu entfernen, damit er die schweren … sie haben es übersehen. Merlin, wer ist hier eigentlich blind?/

Der Junge stöhnte auf und verdrehte genervt die Augen.
 

„Ich hänge also am Leben. Nun gut, dann sagt mir mein anscheinend noch vorhandener Selbsterhaltungstrieb, dass ich grade von euch zweien lieber sehr weit weg sein möchte. Die Hölle will ich so schnell nicht wieder sehen, wenn ihr mich unbedingt wieder zurückholen musstet. Könnt ihr mich nicht einmal zufrieden lassen?“

Harry war aufgesprungen und schrie die beiden Männer am Ende an. Nicht einmal in Ruhe sterben konnte er. Warum gönnten sie ihm nicht einmal das bisschen Frieden? Warum machten sie es sich und ihm unnötig schwer?
 

„Hüte deine Zunge, wenn du mit mir sprichst. Du warst mehr tot als lebendig, als man dich hier her gebracht hatte. Du hättest die Nacht nicht überlebt. Sei lieber dankbar.“
 

„Na klasse. Als würde es mir grade hier, grade hier auf dieser ganzen beschissenen Welt, besser gehen. Ich will nicht hier sein. Lasst mich verdammt noch mal gehen. Was bringt es euch mich am Leben zu halten? Bisher wart ihr mit dem Umstand auch nie sonderlich zufrieden. Also warum müsst ihr grade jetzt eure barmherzige Seite entdecken und mich retten, wo ich kurz davor war endlich das Zeitliche zu segnen? War das nicht immer in eurem Sinn?“

Verzweiflung, Verwirrung, Nicht-Verstehen sprach aus der Stimme von Harry. Wieso bekam er nicht seinen Frieden? Wieso wurde er von einem Käfig in den nächsten gesteckt? Tränen bildeten sich in den smaragdgrünen Augen und bahnten sich ihren Weg über die blasse Haut seiner Wangen hinunter auf sein T-Shirt, das er von dem Lord bekommen hatte, während seine Augen wütend funkelten. Den Blick hatte er immer noch fest auf die Gestalt des Lords gerichtet.
 

Die Männer verstanden die Worte, jedoch nicht in ihrem vollen Ausmaß. Für sie klang es nicht danach, dass Harry die Welt der Lebenden verlassen wollte, da sie die Zeichen der Nacht in der sie ihn gefunden hatten, nicht bemerkt hatten. Für sie klang es mehr danach, dass er lieber Tod, als in ihrer Gewalt wäre. Dem Jungen schien nicht klar zu sein, dass es nicht das war, was sie von ihm wollten.

Als sie schwiegen spürte Harry, dass sie ihn nicht verstanden und vergrub die Hände in seinen Haaren, als er seinen Kopf verzweifelt in den Nacken warf.
 

„Du bist hier kein Gefangener, sonder ein Gast“, sprach Voldemort nun wieder etwas sanfter.

Harry sah in die Richtung des Lords.
 

„Wenn ich ein Gast bin, kann ich ja wieder gehen.“
 

„Nein“, kam es eiskalt von dem Professor.
 

„Also doch Gefangener.“
 

„Du kannst dieses Zimmer für die Zeit deines Aufenthalts behalten. Doch wirst du es ohne Begleitung nicht verlassen. Deinen Zauberstab behalten wir, bis du lernst dich zu benehmen.“

Das Zwischenspiel von Potter und Snape überging der Lord einfach.
 

„Jetzt möchte ich eine Erklärung, wer dich so zugerichtet hat?“

Harry schnaubte verächtlich. War das nicht offensichtlich? Immerhin hatten sie ihn doch aus dem Haus seiner Verwandten geholt. Gut, Voldy wollte Spielchen spielen, dann spielte er mit. Verarschen konnte er sich auch alleine.
 

„Was geht es dich an, was ich in meiner freien Zeit so treibe?“

Rot glimmten die Augen des Lords auf. Der Junge forderte es grade zu heraus. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Knaben, der keinerlei Reaktion darauf zeigte, sondern ihn weiter anfunkelte, auf das er einfach verschwand, sich in Luft auflöste.

Der Tränkemeister blieb weiterhin ruhig stehen, doch er war jederzeit bereit einzugreifen, wenn es nötig wurde.
 

„Du liebst also Schmerzen? Da kann ich dir gerne behilflich sein. Ich will doch dass du dich hier wohl fühlst.“

Harry schloss die Augen und breitete die Arme leicht aus.
 

„Tu was du nicht lassen kannst. Es gibt schlimmeres als die Unverzeihlichen.“

Der dunkelste Zauberer erstarrte, fassungslos. Blickte zu dem Jungen, der nicht einmal zu versuchen schien, dem Fluch auszuweichen zu wollen, sondern einfach auf ihn wartete.

Der andere hingegen zog die Augenbrauen zusammen. Schlimmer als ein Unverzeihlicher, hatte der junge Potter gesagt. Das sagte eine Menge über die Art und Weise aus, wie der Junge zu seinen Verletzungen kam.
 

„Ich glaube für heute reicht es euer Lord. Mr. Potter sollte sich nicht zu sehr aufregen in seinem Zustand.“

Tom fasste sich wieder und senkte seinen Arm. Severus hatte Recht.
 

„Zieh dich an. In einer 1/4 Stunde schicke ich Regulus zu dir, damit er dich zum Frühstück abholt. Snape komm.“

Dieser nickte kurz zu dem Jungen, bevor er Tom aus dem Raum folgte und die Tür sorgsam hinter sich schloss.

Als der Professor seinen Freund eingeholt hatte, sah er in dessen abwesend wirkendes Gesicht.
 

„Riddle? Ist alles in Ordnung? Ich hatte dir gesagt, dass Potter nicht einfach sein wird.“

Doch der Angesprochene reagierte nicht. Der Tränkeprofessor schüttelte den Kopf. Er ließ den Lord alleine, da er stark bezweifelte, das dieser Regulus Bescheid geben würde in diesem Zustand, so entschloss er sich das selbst in die Hand zu nehmen. Eine harte Zeit würde auf sie alle zu kommen, solange der Junge hier blieb.
 

~oO~0~Oo~

Musik

>>>Vorwort<<<
 

xX11. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Glaub mir, das fragen sich viele ;)
 

@DarkDragonheart: Lass mich erst Mal diese hier zu einem Abschluss bringen, ja? Dann sehen wir weiter ;D
 

@sann: Ja, genua, warum hast du dieses Gefühl? :D
 

Viel Spaß beim lesen euch allen^^
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Musik ~*~
 

Harry währenddessen hatte sich stöhnend auf sein Bett fallen lassen. Er würde den Teufel tun und mit denen da unten essen. Wer weiß, was sie ihm da untermischten. Zwar wäre es ihm egal gewesen Dumbledore zu verraten, oder den Orden, aber leider hatte er Freunde unter ihnen, die er gewiss nicht diesem launischen Typen ausliefern wollte.
 

„Ahh schon wieder so ein Gedankensprung!“

Es war zum Verrückt werden. Manchmal glaubte er, dass sein Gehirn schneller arbeitete, als er es mitbekam. Bisher hatte er noch nicht einmal über Verrat in dem Sinne nachgedacht. Gut, dieser Verrat wäre an sich kein Verrat, es wäre eine Art der Unterstützung der anderen Seite. Man konnte nichts verraten, an das man nicht glaubte, hinter dem man nicht zu 100% stand. Er täuschte doch niemanden, denn alle täuschten sich selbst. Nur weil Leute auf ihn bauten, die er nicht einmal kannte, die er noch nie gesehen hatten, die von ihm verlangten für ihren Glauben Einzustehen, wie konnte er sie verraten, wenn es nicht auch sein Glaube war? Er war nicht dafür verantwortlich, was die Leute dachten und er würde auch nicht die Konsequenzen tragen. Nein, sein Weg war ein anderer. Jetzt, wo er gescheitert war seinen Weg einzureißen, konnte er ihn auch weitergehen, auch wenn er ihn umgrub.
 

Tief atmete er ein und wieder aus. Er wollte sich doch nicht mehr groß den Kopf zerbrechen. Es würde schon alles auf ihn zukommen.

Seine Sachen musste er aber schon noch finden. So konnte er, auch wenn er nur im Zimmer war, nicht die ganze Zeit herum laufen.
 

Der Raum war riesig. Wie sollte er seinen Koffer in einer 1/4 Std. finden? Er stand nicht direkt am Bett und sonst hatte er bisher nur noch die Leder Couch gefunden. Dann hieß es jetzt wohl das Zimmer zu erkunden.
 

„Juhu“ war sein trockener Kommentar, als er sich an die Arbeit machte.
 

Nach und nach fand er den Nachttisch, eine Kommode, einen Schreibtisch, der vor einem Fenster stand. Dann war die Fenster Seite schon zu ende.

An der gegenüberliegenden Wand von dem Bett, also, wo die Tür zum Bad war, befand sich eine Sitzgruppe, bestehend aus einer Couch, ein paar Sesseln und einem Glas-Tisch. Die stand vor einem offenen Kamin mit einem weichen Teppich. Dann hatte er schon die Tür zum Bad erreicht. Von da aus an der Wand entlang und um die Ecke zu einer zweiten Tür war ein Regal voll mit Büchern. Die teils porösen Ledereinbände sagten Harry, dass es sehr alte Bücher sein mussten. Die Titel versprachen recht interessante Lektüren. Von nützlichen Zaubersprüchen für den Haushalt über Hexereien und Flüche hin bis zu einigen über Pflanzen, Gefährliche Kreaturen und einem Hexenalmanach.
 

Er versuchte die Tür zu öffnen, doch das Einzige was es ihm brachte, war eine magische Entladung. Immerhin hatten sie ihn nicht eingeschlossen, sondern nur die Tür gebannt. Wahrscheinlich brauchte man ein Passwort oder dergleichen.

Plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Wenn die Tür wirklich mit einem Bann versiegelt war und nicht einfach mit einem Zauber verschlossen, dann konnte er das für sich nutzen. Es würde ihm Zeit verschaffen. Zeit, sich einen Weg zu überlegen hier zu verschwinden. Doch dafür brauchte er seinen Sachen, die in seinem Koffer waren.

Super. Also hieß es weitersuchen.
 

Das Regal setzte sich hinter der Tür weiter fort, bis es in einen Schrank mit zwei Türen überging.
 

/Kleiderschrank. Bingo/

Er öffnete ihn schwungvoll, musste dann aber feststellen, dass er leer war, sowie das Regal daneben. Wahrscheinlich war es für persönliche Sachen.

Das war doch mal ein Service. Seit zwei Tagen lag er hier und wirklich niemand hielt es für nötig seine Sachen einzuräumen. Klasse.
 

Grade als er durch das leere Regal weiter zurück zum Bett die Wand entlang erforschte, ging die Tür auf. Der Geruch von Kräutern wehte herein und ein schwarzer Haarschopf lugte in den Raum. Schnell zuckte Harry zurück. Da war noch ein anderer Geruch, den er nicht definieren konnte, einer der den anderen überlagerter, der eigenen Geruch der Person. Das war nicht sein Tränkeprofessor, aber dieser eigenartige Geruch hatte sich auch unter den des Professors gemischt.

Es klickte bei Harry.
 

/Ach so ist das./

Eine perfide Vorfreude machte sich in seinem inneren breit. Er konnte es gar nicht erwarten ein paar seiner Freunde zu treffen um seine Wettschulden einzutreiben. Endlich mal gute Nachrichten, seid er hier war.
 

Ruhig betrat der Mann den Raum und sah sich einmal prüfend um. Der Junge stand immer noch in Shorts und T-Shirt in dem Raum. Anscheinend hatte er seinen Koffer noch nicht angerührt.

Was hatte ihn daran gehindert?

Hatte er ihn nicht gefunden?

Wohl eher nicht?

Er musste auch gestehen, dass er fies versteckt war. Das Gepäckstück stand mitten im Raum. Wieso war er also noch nicht angezogen? Warum tastete er überhaupt in dem leeren Regal herum? Suchte er etwas? Aber was? Es war doch offensichtlich, dass nichts da drin war. Oder suchte er etwa so was wie einen Geheimgang, um hier wieder raus zu kommen? Vielleicht.
 

„Guten Morgen Harry. Warum bist du noch nicht angezogen?“, erklang eine dunkle Stimme.

Der Blick des Jungen huschte hoch zu seinem Gesicht, ohne ihn in die Augen zu sehen. Es war eher so, als wenn er sein Gesicht fokussierte. Nichts regte sich in dem Gesicht. Eigentlich hatte er mit einer anderen Reaktion gerechnet, wenn der Junge ihn sah. Überraschung, Unglaube, doch er sah nur Trotz. Dabei sah er seinem Bruder unverwechselbar ähnlich.

Ein Gedanke kam ihm. Vielleicht erkannte der Junge ihn nicht. Hatte er nicht einmal aufgeschnappt, dass Harry ohne seine Brille nicht mehr sah als ein Niffler? Er trug keine, was seine fehlende Reaktion erklären würde. Wahrscheinlich war sie bei seinen Sachen. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sie noch nicht angerührt hatte.
 

„Wozu sollte ich?“, kam es patzig von dem Schüler und riss den anderen aus seinen Überlegungen.

Der Mann schüttelte den Kopf. Da war sie, die Gryffindoreigenheit, selbst in einem so, wie sollte man sagen, wehrlosen Zustand, kein Zeichen der Unsicherheit zu zeigen. Es erinnerte ihn immer an eine Katze, die einen Buckel machte, wenn sie sich bedroht fühlte, um größer zu wirken.

Er hatte auch nichts anderes erwartet, als dass der Junge störrisch war. Für ihn war die Situation bestimmt nicht einfach und er wusste wahrscheinlich nicht, was er davon halten sollte, dass er nicht wie ein normaler Gefangener in eine Zelle gesperrt wurde.
 

„Damit du dich nicht noch erkältest. Der Koffer steht dort ein Stück von deinem Bett weg.“

Er deutete mit der Hand auf das schwere Stück, doch der Junge folgte dem nicht. Sein Blick blieb stur auf den Mann gerichtet, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
 

„Hier im Raum ist es warm.“
 

„Aber nicht in den Gängen. Hier ist es nur so warm, weil die Sonne die ganze Zeit herein scheint.“
 

„Ist doch klasse. Ich hatte nicht vor hier raus zu gehen.“

Der Sarkasmus, der bei diesen Worten mitschwang war schon regelrecht zynisch, was den anderen dazu brachte, skeptisch die Augenbrauen zusammen zuziehen. Sein Bruder hätte anders reagiert. Das war mehr die Antwort eines Slytherins.
 

„Der Lord erwartet dich im Speisesaal.“

Das war das falsche Argument. Sofort strafften sich die Schultern des Jungen.
 

„Dann kann er lange warten. Ich werde nicht mit dem alten Giftmischer und Snakeface zusammen essen. Lassen sie mich wieder in Ruhe.“

Bei dem Wort Giftmischer stahl sich kurz ein Lächeln auf die Züge des Mannes, verschwand jedoch sofort wieder.
 

„Snakeface?“ grinste er, als er den Spitznamen seines Lords bewusst wurde.
 

„Beeil dich lieber, denn der Lord wartet nicht gerne.“
 

„Ich habe noch was zu erledigen. Ich glaub ich lasse das Frühstück ausfallen.“
 

„Und was hast du so dringendes zu erledigen? Eine versteckte Tür brauchst du hier nicht suchen, hier ist keine.“

Harry stutze kurz. Versteckte Tür? Wieso versteckte Tür? Wie kam der Mann auf so eine Idee? Bevor der Mann kam, hatte er sich umgesehen. War es das? Da er mit seinen Händen alles abgetastet hatte, dachte der Mann nun, dass er nach einem Schalter oder so was suchte? Bitte, wenn er meinte. War es nicht herrlich wie blind die Leute waren, die sehen konnten? Warum nicht einfach mitspielen, wenn sie schon eine Ausrede lieferten?
 

„Als würde ich auf sie hören. Selbst wenn es hier einen gibt, würden sie das bestreiten, damit ich nicht abhauen kann.“

Dunkel lachte der Mann auf. Ihm gefiel der Junge immer mehr. Jetzt wusste er warum sein Bruder so einen Narren an ihm gefressen hatte. Auch wenn er James so ähnlich sah, war er dennoch ganz anders. Der war nur selten Ernst gewesen und tat alles mit einem Witz ab. Harry jedoch war das genaue Gegenteil. Er wirkte sehr erwachsen und schien alles genau zu überdenken. Selbst Lily war nicht so eine Kratzbürste gewesen. Doch stur war er mindestens genauso wie James und Lily zusammen und eben so störrisch.
 

„Du brauchst mich nicht zu siezen. Nenn mich bitte Regulus. Mein Bruder ist immerhin dein Pate.“

Regulus? Hatte Voldemort nicht auch etwas von Regulus schicken gesagt? Kann es sein, dass er den Regulus gemeint hatte? Regulus, wie in Regulus Black? In den grünen Augen, die selbst bei Lily nicht so vor Leben gestrahlt hatten, glitzerte etwas auf.
 

„Wo treibt der Bastard sich eigentlich wieder rum?“

Hatte er vielleicht doch recht gehabt mit seiner Vermutung? Konnte es wirklich sein? Hatten ihm seine feinen Sinne doch keinen Streich gespielt? War es doch nicht nur ein Wunschtraum, sondern Realität?
 

„Er ist grade in Ungarn um für Tom...“

Er schlug sich die Hand vor den Mund.

Jetzt hatte er sich doch tatsächlich verplappert. Nur wenige wussten, dass sie Sirius zurückgeholt hatten und noch weniger, dass er seither für den Lord agierte, doch der Junge lächelte nur selig, aber auch wissend.
 

Skeptisch zog der Mann eine Augenbraue hoch.
 

„Du wusstest es?“
 

„Ich habe es vermutet, doch eigentlich hatte ich nicht zu hoffen gewagt.“
 

„Wie?“
 

„Remus. Ich war letzte Weihnachten im Fuchsbau. Dort habe ich ihn getroffen. Er roch nach ihm. Erst dachte ich, dass er irgendwas von ihm besaß, dass nach ihm roch. Jetzt weiß ich es besser. Sie müssen die Nacht zusammen...“
 

„Schon gut, ich weiß was du mir sagen willst. Du wirst mir langsam wirklich unheimlich.“

Natürlich, Remus. Aber seit wann hatte der Junge einen so empfindlichen Geruchssinn, dass er roch, wenn … Plötzlich wurde er blass.
 

„Dann weißt du ja auch das mit...“
 

„Snape?“

Wieder dieses verschmitzte Lächeln.
 

„Ja, der Geruch von Kräutern ist unverwechselbar. Den hat nur einer.“

Er hatte vor dem Jungen fast mehr Angst als vor Tom, und der war schon nichts für schwache Nerven, wenn er wieder alles zu wissen schien und seine Spielchen trieb.
 

„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das für dich behältst.“
 

„Gut, dafür habe ich einen Wunsch bei dir frei.“

Dieses Lächeln!

Ein eiskalter Schauer lief über den Rücken des Mannes.
 

„Komm jetzt bitte. Du weißt doch wie launisch Tom sein kann. Mach es mir nicht schwerer als es so schon ist.“

Harry war einen Moment überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel, bis ihm wieder einfiel, wo er hier überhaupt war.
 

„Ich habe aber keinen Hunger.“
 

„Das steht auch nicht zur Debatte. Du sollst dich anziehen und mit runter kommen. Keine Sorge. Niemand wird dir ein Haar krümmen.“
 

„Es ist ja nicht so, dass der Crucio überhaupt einen physischen Schaden hinterlässt“ kam es trocken zurück, dass der Todesser nur genervt die Augen verdrehte.
 

„Wenn du dich weiter weigerst, werde ich dich anziehen, egal wie sehr du dich wehrst. Wärst du also so freundlich?“

Die Stimme war wie flüssiger Honig am Ende. Die vorhergehende Drohung jagte ihm jedoch einen Schauer über den Rücken.
 

„Was wird Snape dazu sagen, wenn du an mir rumfummelst?“
 

„Glaub mir, der wird nachher mehr Spaß an der Geschichte haben, als ich. Also?“

Harrys Gedanken rasten in alle möglichen Richtungen. Er wollte sich nicht von dem Mann anziehen lassen, wie ein kleines Kind. Er wollte nicht unnötig von einem Mann derart berührt werden. Allein die bloße Vorstellung jagte ihm wieder kalte Schauer den Rücken hinunter. Flucht war auch ausgeschlossen. Wenn er erstmal an seinem Koffer war, konnte er vielleicht etwas Zeit schinden, aber dafür musste er das Drecksding erst einmal finden. Was hatte Regulus gesagt? Ein Stück vom Bett weg? Das war doch schon mal ein Hinweis. Aber zuerst musste der Black weg.
 

„Gut. Würdest du solange draußen warten?“

Der Mann stutze. Das war zu einfach gewesen. Irgendwas hatte der Junge vor. Nur was? Er wollte ihn nicht aus den Augen lassen, aber wie, wenn er vor die Tür geschickt wurde? Vielleicht sollte er seinen Verdacht testen. Vielleicht sah der Junge wirklich nicht so gut ohne seine Brille. Vielleicht klappte es sogar.
 

„Beeil dich aber“ grummelte er, als er zur Tür ging, sie nach dem Murmeln des Passworts öffnete, neben die Tür trat und sie wieder schloss, ohne hindurch zu gehen. Still stand er nun vor dem Regal und traute sich nicht einmal zu atmen, während der Junge zu lauschen schien.

Dann entspannte sich der ganze Körper des Jungen, bevor er zum Bett schritt.
 

„Immerhin. In der Nähe des Bettes hatte er gesagt. Aber wo?“ nuschelte der Junge, als er langsam in den Raum schritt. Seine Füße tasteten sich langsam vor, als würde er nicht sehen, was vor ihnen war.
 

Skeptisch verfolgte Regulus das Schauspiel. Der Junge schien sehr, sehr schlecht ohne Brille zu sehen. Immer näher kam Harry dem großen Koffer, doch auch Regulus’ Luft wurde immer knapper.

Aber irgendwas störte ihn immer noch an dem Verhalten des Jungen. Die Truhe war nur noch en paar Schritt entfernt, doch er schien sie immer noch nicht entdeckt zu haben. Seine Schritte wirkten zu vorsichtig, selbst für jemanden der nur wenig sah.
 

Dann schritt Harry nur wenige Zentimeter an der massigen dunklen Truhe vorbei, die sich wie ein dunkler Fleck von dem hellen Teppich abheben musste.
 

Dem Mann fiel es wie Schuppen von den Augen. Tief holte er Luft, als er mit sicheren Schritten auf den Jungen zuging.

Wie erstarrt blieb Harry stehen, als ihm klar wurde, dass er doch nicht alleine im Raum gewesen war. Fest verschloss er die Augen und verfluchte sich selbst, dass er so unachtsam gewesen war, verfluchte den Bruder seines Paten, dass er ihn ausgetrickst hatte.
 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während der Rest anfing zu zittern. Das durfte einfach nicht wahr sein. Solange hatte er es geschafft alle zu täuschen, es zu verbergen, warum nicht auch jetzt? Er hatte Angst. Angst vor dem was passieren könnte, wenn diese Schwäche bekannt wurde. Sie würden das Ausnutzen und er wäre völlig hilflos. Am Ende würde er noch die Leute verletzen, die er doch versuchte zu schützen.
 

Vorsichtig kniete sich Regulus vor Harry hin. Er sah, dass der Junge Angst hatte. Sein ganzer Körper war verkrampft und er zitterte fast unmerklich.
 

„Ganz ruhig. Es ist okay. Ich werde dir nichts tun.“

Leise und sanft sprach er auf ihn ein, strich ihm vorsichtig über die nackten Arme, versuchte ihn zu beruhigen.
 

„Harry. Bitte mach deine Augen auf. Ich möchte es verstehen.“

Die Hände hatten sanft das Gesicht von Harry gepackt, damit der Todesser ihn direkt ansehen konnte.

Zögerlich folgte der Junge der Bitte. Es hatte keinen Sinn mehr es vor Regulus zu verbergen. Jetzt hieß es Schadensbegrenzung. So blickten die grünen Augen direkt in das Gesicht von Regulus, ohne ihn zu sehen.
 

Nein, diese Augen wirkten nicht, als wären sie blind. Vielleicht hatte er sich doch getäuscht und …

Ach, was versuchte er sich eigentlich einzureden? Es war doch offensichtlich, auch wenn er nicht verstand, wie das sein konnte.
 

„Kannst du überhaupt irgendwas erkennen?“

Die Augen bewegten sich, als würde er versuchen an ihm vorbei zu sehen. Kurz schloss er sie, bevor er antwortete.
 

„Nein. Alles ist schwarz.“

Die Stimme war fest. Fester als sie beide erwartet hätten. Aber es schien ihm viel Mühe zu kosten.
 

„Wie ist das passiert?“

Harry schwieg. Diese Frage konnte und wollte er nicht beantworten. Das ging niemanden etwas an.

Als keine Erwiderung kam, seufzte der Mann. Gut, dann wollte Harry es ihm nicht sagen.

Was anderes interessierte ihn jetzt viel mehr.
 

„Seit wann?“
 

„Letztem Sommer.“

Zwei Wörter, die so viele Informationen enthielten.

Wieso hatte niemand es bemerk? Wie konnte Harry so was verbergen?

Aber noch viel wichtiger:
 

„Warum hast du es niemandem gesagt. Man hätte bestimmt was machen können. Heiler wären bestimmt in der Lage gewesen dir zu helfen.“

Das alles sprudelte in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit aus dem schwarzhaarigen Mann heraus, bis ihn eine Hand auf dem Mund innehalten ließ.
 

„Es ist nicht zu heilen, weil es nichts zu heilen gibt. Überleg doch einmal wer ich bin. Wenn jemand davon erfahren hätte, der mir schaden will, wäre ich geliefert gewesen. Es war sicherer so.“
 

„Aber wie hast du das alleine geschafft? In Hogwarts sind doch überall Menschen und das Schloss ist riesig.“
 

„Ich war nicht alleine. Ich habe Freunde. Sie haben mir beigestanden. Den Rest interessiere ich doch gar nicht. Für die bin ich doch nur ein Name. Auf die Person achtet doch kaum einer.“
 

„Willst du deswegen nicht mit runter? Willst du dich nicht verraten? Mach dir keine Sorgen. Niemand will dir Schaden. Vielleicht können wir dir sogar helfen. Tom kennt sich gut in der alten Magie aus. Vielleicht…“
 

„Nein“, wurde er abrupt unterbrochen.
 

„Du sagst niemanden etwas. Ich bitte dich darum. Du sagst niemanden, dass ich nichts sehen, dafür sage ich niemanden was von deiner Beziehung mit Snape.“

Regulus biss sich auf die Lippen, als er das Für und Wider abwog. An dem Patenkind seines Bruders war ein hervorragender Slytherin verloren gegangen, auch wenn er ganz klare Gryffindorseiten hatte.

Er musste dem Gryffindor seinen Willen lassen, auch wenn es ihm widerstrebte.
 

„Nun gut. Ein Geheimnis für ein Geheimnis. Aber wenn sie selbst darauf kommen, werde ich nicht mehr schweigen.“

Endlich lächelte der Junge wieder.
 

„Fein. Aber wirklich nur, wenn sie es selbst raus finden.“

Harry hielt ihm die Hand hin, in die er einschlug.
 

„Da wir das jetzt geklärt haben. Brauchst du Hilfe bei deinen Klamotten?“

Regulus drehte sich etwas, dass er den Deckel von dem Koffer öffnen konnte. Bewegung kam in den Jungen, der einige Schritte ging und sich nun direkt vor den geöffneten Koffer kniete und etwas in den Sachen wühlte.
 

„Nein, das geht schon. Meine Auswahl ist nicht groß genug, dass ich da allzu großen Mist bauen kann.“

Skeptisch zog Regulus die Augenbraue hoch.
 

„Wie hast du das gemacht?“

Perplex sah der Junge auf.
 

„Was gemacht?“
 

„Du hockst genau vor der Truhe, bist zu ihr gegangen, als hättest du gesehen wo sie stand.“
 

„Man lernt mit der Zeit auf seine anderen Sinne zu vertrauen.“
 

„Deine Sinne sind ungewöhnlich fein, meinst du nicht?“

Der Mann wurde argwöhnisch. Irgendwas stimmte nicht, nur was?

Harry jedoch zuckte nur mit den Schultern, während er sich ein paar Sachen raussuchte. Doch nicht nur diese.
 

/Es muss doch irgendwo sein. Verdammt ich weiß genau dass ich sie… Ha! Hab sie!/

Schnell steckte die gefundenen Dinge zwischen seine raus gesuchten Sachen und nahm alles auf den Arm.
 

„Ich mach mich dann fertig“ nuschelte er noch, bevor er im Bad verschwand.

Wieder hatte der Todesser das Gefühl, dass mit dem Jungen was nicht stimmte. Aber ihm wurde auch klar, wie Harry verbergen konnte, dass er nichts sah. So sicher, wie er in den angrenzenden Raum gehuscht war, würde man es nicht für möglich halten. Als würde er sich hier sehr gut auskennen. Aber er war doch erst seit etwas über eine Stunde wach. Wie sollte das also möglich sein?

Hinter dem Jungen steckt wirklich mehr, als sie alle ahnten.
 

Harry hatte sich in der Zwischenzeit schnell in seine Sachen geworfen, bevor er einige schmale, länglichen Zettel und etwas, das aussah wie ein blauer Wachsmalstift, herauszog und seltsam anmutenden Symbole darauf zeichnete. Sie sahen aus wie Ranken. Schnell überprüfte er jeden noch einmal, dass er keinen Fehler gemacht hatte, bevor er sich erhob.

Zwei klebte er an die Rahmen der beiden hohen Fenster, bevor er den Rest in seinen Ärmeln verschwinden ließ.
 

Er musste nur schnell genug sein, dann hätte er Zeit sich zu überlegen, wie er hier wegkam. Einer hatte schon raus gefunden, dass er blind war, es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis alle es wussten.
 

„Das ging aber schnell. Ich kenn andere in deinem Alter, da steht man sich die Beine in den Bauch, bevor die endlich fertig sind.“

Harry lächelte. Er mochte den Bruder seines Paten. Er war Sirius in seinem Verhalten sehr ähnlich, auch wenn er definitiv ernster wirkte als sein kindsköpfiger Bruder.
 

Sirius. Er lebte also noch. Alleine das Wissen ließ ihn sich besser fühlen.

Aber es änderte nichts. Er musste hier weg. Er verstand es aber auch, dass es zu gefährlich für seinen Paten war, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Immerhin schien er jetzt auf der Seite des Lords zu stehen und der Orden hielt ihn für Tod. So war es ganz klar sicherer für ihn. Dumbledore würde ihn so nicht zu nahe kommen.
 

Regulus trat an die Tür und öffnete sie, drehte sich dann Harry zu, der etwas hinter ihm stand.
 

„Geh vor. Ich kann dir dann folgen. Das ist nicht so auffällig, als wenn du mich an der Hand nimmst.“

Der Todesser nickte kurz, als ihm aber einfiel, dass Harry das gar nicht sah murmelte er sein Einverständnis und ging vor. Doch kaum war er aus dem Raum knallte die Tür hinter ihm ins Schloss.
 

~*~

Währenddessen fing Tom im Speisesaal an ungeduldig zu werden. Er hasste Unpünktlichkeit.

Severus jedoch war sich nicht sicher, ob das der alleinige Grund war.
 

„Wo bleiben die zwei? Sie sollten schon längst hier sein.“
 

„Hast du Regulus geweckt und ihm gesagt, dass er den Jungen abholen soll?“ fragte der Tränkemeister wie beiläufig.

Der Lord verstummte sofort.

Snape hatte Recht. Das hatte er total vergessen. Wo war er eigentlich mit seinen Gedanken? Beschäftigte ihn die Erkenntnis so sehr, dass der Junge nicht so behandelt wurde, wie sie immer gedacht hatten? Oder, dass er immer noch so aufmüpfig war, wie eh und je? Der Junge war und blieb ihm ein Rätsel.
 

Auch die restlichen Anwesenden wirkten verwirrt. So zerstreut kannten sie ihn gar nicht. Hatte das was mit Harry Potter zu tun, oder gab es da noch etwas anderes?
 

„Ach verflucht, dann hole ich ihn eben selbst. Severus, du begleitest mich.“

Der Tränkemeister zog argwöhnisch eine Augenbraue hoch. Er würde sich nie daran gewöhnen, dass Tom ständig zwischen seinem Vor- und Nachnamen schwankte. Aber Regulus ließ auf sich warten. Wahrscheinlich stellte der Bengel sich wieder quer und machte Ärger. Es wäre wirklich besser, wenn sie nachsahen, was vor sich ging.
 

Sie wollten sich grade erheben, um den Jungen zu holen, als die Tür geöffnet wurde und Regulus ziemlich zerzaust eintrat. Alleine. Vom Gang her konnte man Musik hören, die verstummte, als die Tür sich hinter ihm schloss.
 

„Es gibt ein Problem. Der Junge hat es irgendwie geschafft, dass die Tür sich nicht mehr öffnen lässt. Er kann zwar noch immer nicht raus, aber wir kommen auch nicht mehr rein. Die Musik, die ihr hier auch noch hört kommt aus seinem Zimmer. Im ganzen Manor gibt es kaum einen stillen Winkel und je näher man seinem Zimmer kommt, glaubt man taub zu werden.“
 

„Dieser verdammte Bengel!“

Wütend stand der Lord auf und rauschte aus dem Saal.
 

Du rennst

Obwohl du müde bist

Du schweigst

Wenn dir nach reden ist

Du kriechst

Auch wenn du aufrecht gehst

Du bist am Boden

Wenn du vor mir stehst
 

Regulus sollte Recht behalten. Mit beidem. Die laute Musik war ohrenbetäubend und die Tür ließ sich auch nicht öffnen, egal was er versuchte.
 

Du lachst

Wenn dir zum heulen ist

Du weinst

Nur wenn du glücklich bist

Du schreist

Wenn du deine Ruhe brauchst

Wenn du wieder mal im Meer

Voller selbst-mitleid tauchst
 

Mit der Faust donnerte er gegen das stabile Holz, auch wenn er nicht glaubte, dass der Junge ihn hören würde.
 

„Du wirst da sofort rauskommen“ schrie er aus vollem Halse.

Für einen Moment verstummte die Musik und eine dröhnende Stille legte sich auf die Ohren des Lords.
 

„Lasst ihr mich endlich gehen?“ kam es gedämpft aus dem Raum.
 

„Ich habe gesagt, dass du runter zum Essen kommen sollst. Und du wirst keinen Fuß aus dem Haus setzten.“
 

„Ich habe keinen Hunger.“
 

„Das ist mir egal. Du kommst jetzt gefälligst da raus.“

Statt zu antworten explodierte die Lautstärke der Musik wieder und übertönte die Stimme des Lords mit Leichtigkeit.
 

Du lügst

Wenn du die Wahrheit suchst

Du lebst

Obwohl du diese Welt verfluchst

Machst auf stark

Wann immer du schwach bist

Zeigst die Zähne

Damit dich keiner auffrisst*
 

~*~

Nach einigen Stunden, in denen verzweifelt versucht wurde Schweigezauber auf das Zimmer zu legen oder in den Raum zu gelangen, beruhigte sich die Musik. Sie wurde nicht leiser, aber die Richtung änderte sich. War sie vorher noch aggressiv und bassig, war sie jetzt eher ruhig. Doch ob ihnen der Umschwung gefiel, waren sie sich nicht so sicher.
 

Die Stimmung wurde im ganzen Haus gedrückt von der depressiven Musik, die nun in den Gängen des großen, alten, düsteren Manors erklang. Die vorher vertrauten Gänge wirkten plötzlich geheimnisvoll und düster. Es war fast, als wären sie plötzlich in einem alten Geisterhaus gelandet, dessen Mauern grausige Zeiten und schreckliche Taten gesehen hatten. Es bescherte den meisten eine Gänsehaut.
 

Viele der Bewohner machten sich Sorgen um den geistigen Zustandes des Jungen, der sich in dem Gästezimmer verbarrikadiert hatte, aber auch sein körperlicher warf einige Bedenken auf. Seit er hier war, hatte der so schon unterernährte Junge, nichts mehr gegessen, denn nicht einmal die Hauselfen schafften es hinein zu gelangen. Zu dem war er der extrem lauten Musik über den ganzen Tag direkt ausgesetzt. Das konnte nicht gesund sein.
 

Am Abend gingen einige der Bewohner zum Hausherren, der in einem dunklen Salon vor dem brennenden Kamin saß. Auch hier konnte Mann noch leise die Musik hören.
 

I am driving on an endless road

Searching for my future
 

„Tom, das kann so nicht weiter gehen. Seit er hier ist, hat er nichts gegessen und diese Musik macht völlig depressiv. Schon allein die Tatsache, dass er solche Musik hat, sollte uns Sorgen machen.“

Narcissa Malfoy, eine elegante, schlanke Frau mit langen blonden Haaren und hellen, blaue Augen sprach, mit ihrer strengen, aber dennoch melodischen Stimme zu ihrem Lord. Sie sagte genau das, was den meisten durch den Kopf ging.
 

Just to search for something new
 

„Ich weiß selbst in welchem Zustand sein Körper ist, aber was sollen wir machen? Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung, wie es ihm gelungen ist, sich in dem Raum zu verbarrikadieren. Bei Morgane, er ist Minderjährig und hat noch nicht einmal einen Zauberstab.“
 

I escape from this world of sadness
 

„Es muss doch auch andere Wege geben, als mit direkter Magie.“

Lucius Malfoy hatte die Hand auf die Schulter seiner Frau gelegt, um sie etwas zu beruhigen. Er wusste, wie sehr es ihr zu schaffen machte, was mit dem Jungen geschehen war. Sie verstand es nicht. Er war doch nur ein Kind, jünger sogar als ihr eigener Sohn Draco.
 

Feel like a soldier in a useless war

Trying to survive
 

„Natürlich gibt es Wege eine gebannte Tür geschlossen zu halten, aber ich glaube nicht das der Junge sich gut genug in den dunklen Künsten auskennt, um das zu schaffen. Dumbledore wird ihn nie in die Nähe dieser Lehren gelassen haben. Außerdem ist es viel zu schwierig. Die meisten sind selbst für mich zu schwer.“
 

I wanna try to touch the sky

I don't want to turn back anymore
 

Starr blickt der Lord ins Feuer. Auch er rätselte, wie dem Jungen dieses Kunststück gelungen war, aber er hatte keine Ahnung. Keinem von ihnen war es bisher gelungen, was auch immer der Junge getan hatte, rückgängig zu machen.
 

„Vielleicht die Magie seines Blutes.“

Alle sahen auf den jungen Black.
 

Like a phoenix from the ashes
 

„Tom meinte doch, dass der Junge kein einfacher Mensch ist. Ich habe selbst erlebt, welche Kräfte er in seinen Alpträumen entwickeln kann.“
 

„Aber es ist unmöglich. Die Potters waren Menschen und die Evans Muggel“ widersprach Lucius Malfoy.
 

„Aber was wenn wir irgendwas übersehen haben“ widersprach Regulus vehement.
 

„Was sollen wir den übersehen haben? Ich bin die Unterlagen vom St. Mungos mehrmals durchgegangen in den letzten Tagen. Charles und Emily Potter waren einfache Menschen.“
 

„Und was ist mit den Unterlagen von James?“

Er würde nicht aufgeben, egal was Lucius sagte. Irgendwo war etwas, was sie nicht wussten.
 

„James Potter war nie im in dem Krankenhaus. Wie viele andere zu der Zeit wurde er zu Hause geboren und sonst war er immer gesund.“

Langsam zerrte der Mann an Lucius Nerven. Da gab es nichts Auffälliges.
 

„Was wenn jemand nicht der war, der er zu sein schien?“
 

„Was erwartest du Black? Das es sich irgendwo einen Fall von Kindesentführung gab, die dann ausgetauscht wurden? Glaubst du vielleicht, dass Harry nicht der Sohn von Lily und James Potter ist? Oder dass die beiden nicht die Kinder ihrer Eltern sind?“ fauchte der Lord.
 

I'm burning down my past
 

Das war doch absurd. So etwas passierte in Büchern, aber nicht im realen Leben.

„Aber woher hat er dann diese Kräfte?“
 

„Vielleicht hat einfach seine Magie auf seine Alpträume reagiert und hat versucht ihn zu schützen.“

Es war das erste Mal, dass Severus sich an der Diskussion beteiligte. Bisher hatte er einfach nur still zugehört und sich das ganze angesehen.
 

I am waiting for a new dawn
 

„Severus hat wahrscheinlich Recht. Es wäre immerhin nicht das erste Mal. Er soll sogar einmal seine Tante aufgeblasen haben.“
 

„Aber warum hat sie ihn nicht vor dem geschützt, was ihm passiert ist?“

Die Stimme von Narcissa war leise, abwesend, als hätte sie zu sich selbst gesprochen, doch ein jeder hatte sie verstanden.
 

But tomorrow never comes
 

„Es hat keinen Sinn sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was der Junge ist. Wir sollte lieber rausbekommen, wie wir zu ihm durchdringen.“
 

Regulus schnaubte. Für ihn lag die Lösung da drin, was der Junge war. Erst wenn sie wussten, gegen welche Art der Magie sie vorgingen, konnten sie zu einer Lösung kommen.
 

I'm trapped inside this time**
 

Wie nahe er der Lösung war, konnte er nicht erahnen.
 

~*~

Während die anderen sich den Kopf darüber zerbrachen, wie sie in den Raum gelangen sollten, schlief Harry tief in den Decken und Kissen vergraben, in dem großen Bett. Entgegen den meisten Vermutungen machte ihm die Musik, die aus einem kleinen, unscheinbaren Gerät kam, nicht zu schaffen. Es war rechteckig, flach und schwarz mit einem kleinen Display und einem großen runden Knopf. Drei ineinander verschlungene W’s standen in der Mitte während drum herum verschiedene Pfeile zu erkennen waren. Von einem kleinen runden Anschluss führte ein Kabel zu zwei kleinen recheckigen Boxen, aus denen die Musik schallte.
 

Wenn man sich Harry genau ansah, jedenfalls das, was von ihm noch zu erkennen war, unter all den Decken, konnte man kleine grüne Schwämme in den Ohren des Jungen sehen. Wenn man noch genauer hinsah konnte man auch hier die drei ineinander verschlungenen W’s in einem etwas dunkleren grün erkennen.
 

Wer jetzt noch nicht weiß, dass es sich dabei um das Logo von ‚Weasleys' Wizard Wheezes’, dem Scherzartikelladen von Fred und George Weasley handelt, dem kann nicht mehr geholfen werden. In den Gängen des alterwürdigen Schlosses Hogwarts waren die rothaarigen Zwillingsbrüder Legenden. Nachdem sie ihn ihrem siebten Jahr die zu der Zeit amtierende Schulleiterin, Großinquisitorin und Professorin für Verteidigung gegen die dunklen Künste mit ihren Scherzen an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten und mit einem grandiosen Feuerwerk fast den ganzen Schulbetrieb lahm gelegt hatten, verließen sie das Schloss mit einer Show, die in die Bücher eingegangen war.

Sie kamen das nächste Schuljahr zurück nach Hogwarts um ihren Abschluss nachzuholen und wurden gefeiert wie Kriegshelden. Seither florierte ihr Geschäft.
 

Doch Scherzartikel waren nicht alles, was die beiden Brüder in ihrem Sortiment hatten. Für besondere Kunden gab es noch andere Kleinigkeiten zu bestaunen. So auch diese Schwämme. Je lauter es wurde, desto weniger ließen sie durch. Wenn es wieder leiser wurde, lockerten sie sich wieder und ließen wieder mehr durch.
 

Harry gehörte zu dieser Art von Kunden, denn, auch wenn kaum einer davon wusste, er war derjenige gewesen, der den Zwillingen das nötige Startkapital zur Verfügung gestellt hatte, damit die zwei sich ihren Traum erfüllen konnten. So war er von den Beiden zum Miteigentümer und stiller Teilhaber erklärt worden, der unter anderem uneingeschränkten Zugang zu allen ihren Artikeln und Produkten hatte.
 

Aber wie jede Nacht war auch diese für Harry nicht traumlos. Doch diese Nacht verfolgte ihn seit langem kein Alptraum mehr. Keine Gesichter, die ihn verhöhnten, niemand, der ihn täuschte, keiner der ihn quälte, keine geliebten Menschen, die verschwanden.

Dieses Mal träumte er von seinem letzten Zusammenstoß mit dem dunklen Lord, am Ende des letzten Monats, kurz vor den Sommerferien nach seinem sechsten Jahre in Hogwarts. Seine Begegnung mit ihm in der großen Bibliothek.
 

~oO~0~Oo~
 

*Das sind Ausschnitte aus dem Lied Schizophren von Megaherz.

**Ausschnitte aus dem Lied A New Dawn von Blutengel.
 

Vielleicht erkennt ja auch jemand, woher ich die Idee mit den Schwämmen ausgeborgt habe ^^.

Die Bibliothek

>>>Vorwort<<<
 

xX12. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Na, die Frage wird dir hier beantwortet^^
 

@sann: viel mehr, als man sieht (ich sollte es wissen)
 

@DarkDragonheart: Und da bin ich wieder. Wie gesagt bis Kapitel 20 ist auf ff.de schon hochgeladen, wenn ich auch hier so weit bin, dann wird es leider länger mit den neuen Kapiteln dauern... und ich lasse mich beim Schreiben auch nicht hetzen, denn meine Devise ist: Lieber ein gutes Kapitel, als ein schnelles.^^
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Die Bibliothek ~*~
 

Alles war Schwarz. Nicht das geringste Licht war zu erkennen, nur leises Plätschern zeugte von der Anwesenheit sich bewegenden Wassers. Ein modriger Geruch lag in der abgestanden Luft. Etwas Ungewöhnliches würde bald an diesem Ort geschehen, aber nur wenige würden verstehen, was geschehen sein würde und niemand konnte erahnen, dass an diesem Ort der Anstoß gegeben würde. Der Anstoß des nahenden Endes. Der Anstoß einer Entwicklung, die so nicht abzusehen war. Für niemanden.
 

~*~

Wie Schatten schlich eine kleine Gruppe Freunde Hand in Hand durch diese absolute Finsternis. Alleine ihre Schritte durch das seichte Wasser verrieten, dass sie da waren. Es verunsicherte sie, dass sie nicht einmal die Hand vor Augen sahen, geschweige denn den Weg. Gerne hätten sie den Weg beleuchtet, nur um zu sehen, dass sie in einem Tunnel waren. Dieser Dunkelheit konnte man nicht entnehmen, ob die Wände dicht beieinander standen, oder ob sie sich durch einen großen Saal bewegten. Es machte sie nervös. Doch wenn sie nur die kleinste Flamme entzündeten, wäre alles umsonst gewesen.

Nur einen von ihnen störten die Verhältnisse nicht. Für ihn herrschte überall Finsternis.
 

"Harry, man könnte meinen, dass du siehst wo wir lang müssen", flüsterte ein rothaariges Mädchen, welches direkt hinter ihm herging, seine Hand fest umschlossen.

Sie war richtiggehend hübsch, einen schlanken, wohlgeformten Körper und ein schönes Gesicht. In Hogwarts gab es den ein oder anderen Verehrer, doch an keinem wirkte sie interessiert. Gerüchte brodelten, dass sie mit niemand anderen als Harry Potter zusammen sei, doch wenn man sie danach fragte lächelte sie einen nur geheimnisvoll an und ließ den Ahnungslosen einfach stehen.
 

"Vielleicht hast du ja Oblikustian Augen. Damit kann man in nur in der absoluten Dunkelheit sehen", konnte man eine verträumte Stimme hinter den beiden vernehmen.
 

Gut, es gab zwei, die sich nicht an den mangelnden Sichtverhältnissen störten. Dieses Mädchen schien sich nie Sorgen um solche weltlichen Dinge zu machen.
 

"Luna, ich kann rein gar nichts sehen. Seid jetzt bitte wieder ruhig, damit ich mich konzentrieren kann", wisperte Harry, der ihnen vorausging und ihnen so gut es ging versuchte den Weg zu weisen.
 

Auch Luna war kein Mauerblümchen. Das lange blonde Haar und der feingliedrige Körper gaben ihr ein graziles, engelsgleiches Aussehen. Ihre Schritte waren federnd, als würde sie schweben.
 

~*~

Irgendwann, es können Tage oder Wochen vergangen sein, seit sie in das Labyrinth getreten waren, auch wenn es nur ein paar Stunde waren, in der absoluten Finsternis verlor man jegliches Gefühl für Raum und Zeit, wurde es wieder heller und sie standen in einem riesigen Saal. Vor ihnen, auf der anderen Seite zogen sich lange Reihen mit Bücherregalen wie ein riesiger Irrgarten durch das unterirdische Gewölbe. Hier und da gab es große Bögen, die in angrenzende Räume führten, wo auch überall die hohen, bis zur Decke reichenden Regale voller Bücher standen.
 

Aber sehen konnten die Freunde das nicht, nur die riesigen Holzregale vor ihnen, die drei Gänge zu erkennen gaben, welche tiefer in den Irrgarten voller altem Wissen führten, sich jedoch schon nach wenigen Metern in der Dunkelheit verloren. Nur wo sie standen gab es Licht. Trotz ihrer suchenden Blicke konnten sie dessen Quelle nicht ausmachen. Aber sie waren froh, die Fläche frei und übersichtlich, gut zu erkennen. Wahrscheinlich diente diese früher als Platz zum arbeiten. Überall an den Wänden standen verstaubte Tische und Stühle. In diesem Teil war schon lange niemand mehr gewesen.
 

Alte Wandteppiche mit den verschiedensten Wappen hingen an den nackten Steinen der Wände, so auch dort, wo die Jugendlichen aus der Wand getreten waren. Kein Durchgang war mehr zu erkennen. Der Geheimgang hatte sich hinter ihnen geschlossen. Früher diente er als Fluchtweg, doch seit man diesen Teil der großen Bibliothek gesperrt hatte, geriet er immer mehr in Vergessenheit.

Aber Bücher vergaßen nie. Pergamente waren geduldig.
 

Ein etwas kräftigerer Junge, muskulös, mit braunen, etwas längeren Haaren, beugte sich zu Harry und wisperte ihm eindringlich etwas ins Ohr, was die anderen nicht verstehen konnten. Hätten sie es gehört, hätten sie sich wahrscheinlich nicht einmal gewundert, dass er Harry ganz genau die Umgebung beschrieb.
 

Der schwarzhaarige wirkte wie aus einem Modemagazin der Muggel. Seine große Gestalt war dennoch schlank und feingliedrig, sowie die der Blonden, beinahe Engelsgleich, wenn auch wilder. Das wirre Haar hing ihm bis in die leuchtenden grünen Augen und die blasse Haut wirkte im krassen Kontrast zu seinen tiefen, dunklen Locken.
 

Harry Potter nickte und wand sich an seine Freunde.
 

„Fred, George. Jeder von euch nimmt sich eines der Mädchen. Die eine Gruppe geht nach rechts, die andere nach links. Jetzt könnt ihr auch wieder Licht zaubern.“
 

Die beiden letzten in der Gruppe waren keine anderen, als die Eigentümer von Weasleys' Wizard Wheezes. Wie ihre Schwester waren auch sie unverkennbar wegen ihren roten Haaren als Weasleys zu identifizieren. Sie wirkten kräftig, und wie der braunhaarige Schüler waren sie sogar ein Stück größer als der jüngste von den vier Jungen.
 

Die sechs Jugendlichen trugen alle weiße Hemden und schwarze Hosen, wobei die Mädchen knielange Faltenröcke anhatten. Die dunklen, schwarzen Umhänge, welche an den Säumen nass waren, trugen sie offen. Auf fünf von ihnen prangte ein rotes Wappen mit einem goldenen Löwen, während auf dem Umhang des blonden Mädchens ein blaues Wappen mit einem bronzenen Adler aufgenäht war.

Diese Schuluniformen wiesen sie als Schüler des Zaubererinternats Hogwarts aus und eigentlich hätten diese Schüler zu dieser Stunde in dem alten Schloss in ihren Betten liegen sollen, statt in dem gesperrten Bereich einer Bibliothek im viele hunderte Meilen entfernten London herum zustromern.
 

„Neville und ich nehmen den Mittelgang. Vergesst nicht, dass ihr erst auf mein Signal hin die Mechanismen auslöst. Habt ihr alle das Mikro und den Kopfhörer?“

Jeder von ihnen zog zwei kleine, weiße Gegenstände aus einem ledernen Beutel, den jeder von ihnen am Gürtel trug. Wie nicht anders zu erwarten konnte man auch auf diesen Dingen die drei verschlungenen W’s der Zwillinge erkennen.

Sie steckten sich eines der weißen Geräte in ein Ohr, während sie das andere an den Krägen von ihren Hemden klemmten.
 

„Haben wir“, antworteten alle synchron, als sie fertig waren.
 

„Wieder eine herrliche Erfindung meiner zwei Brüder. Einfach genial.“

Das rothaarige Mädchen strahlte geradezu als sie die kleinen Erfindungen betrachtete.
 

„Na ja Ginny...“ „... bei den Muggeln...“ „... gibt es so was schon lange“, sprachen die Zwillinge abwechselnd.
 

„Sie haben die Idee aus einem Film, aber für Zauberer ist es schon etwas neues", erklärte Neville, ohne sich umzudrehen.
 

„Aber genug davon. Los jetzt und wartet auf Harrys und meine Anweisungen, wenn ihr soweit seit.“

Die vier nickten ernst zu dem kräftigen Jungen und verschwanden in den zugewiesenen Gängen. Auch Harry und Neville machten sich auf den Weg.
 

Sie waren noch nicht weit gekommen, als ein gellender Schrei die Stille der alten Bibliothek durchschnitt.
 

„George? George! Was ist passiert?“ vernahmen alle die Stimme von Fred Weasley, der den Schrei seines Bruders natürlich auch gehört hatte.
 

„Mom, das ist Mom. Was macht die den hier? Himmel noch eins. Sie ist einfach um die Ecke gekommen.“

Verwirrung machte sich unter den Schülern breit.
 

„Nein, das ist unmöglich. Mum kann nicht hier sein. Das ist nicht witzig George.“

Es war Ginny ganz klar anzuhören, dass sie diesen Witz ihres Bruders alles andere als angebracht fand, doch den nervösen Unterton konnte sie nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen.
 

„Glaubst du dass ich das witzig finde? Mir reißt gleich das Trommelfell, wenn sie nicht bald aufhört zu keifen.“

Tatsächlich konnte man im Hintergrund die aufgebrachte Stimme von Mrs. Weasley schwach vernehmen als der Junge sprach.
 

„Fred! Wann hast du ihr das erzählt?“

Entrüstung sprach aus jeder Silbe von George nach einer kurzen Stille, in der er anscheinend den Worten der wütenden Frau gelauscht hatte.
 

„Was soll ich ihr erzählt haben?“

Fred hatte keine Ahnung, was sein Bruder meinte.
 

„Das von Luna.“
 

„Luna? Ich habe ihr noch nichts von Luna erzählt. Das wollten wir drei doch zusammen machen.“
 

„Und warum darf ich mir grade anhören…“
 

„Ich habe ihr wirklich nichts erzählt. Luna?“
 

„Das ist also eure Mutter? Sie sieht nett aus. Ich glaube, wenn sie lächeln würde, wäre sie mir noch sympathischer.“
 

„Das ist nicht Mum! Luna stell dich vor George!“
 

„Warum soll sie das tun Ginny?“
 

„Frag nicht Neville, Luna tu’ es bitte.“

Das nächste was die Freunde hörten war ein spitzer Schrei von der sonst so stillen Luna und das schallende Gelächter von George.
 

„Das glaub ich nicht. Das glaub ich einfach nicht“presste er zwischen seinen Lachern hervor.
 

„Was ist da verdammt noch mal los?“

Fred war kurz davor umzukehren und zu seinem Bruder und der Ravenclaw zu stürmen, als Ginny ihn mit ihren Worten zurückhielt.
 

„Ein Irrwicht. Sie sind auf einen Irrwicht gestoßen.“
 

„Sie hat Recht. Als George anfing zu lachen verschwand er einfach.“

Luna klang etwas heiser, als sie sprach, aber auch sie schien amüsiert.
 

„Woher hattest du das gewusst Ginny?“kam es synchron von den Zwillingen und Neville.
 

„Weibliche Intuition Männer.“

Harry verhielt sich die ganze Zeit über still. Zu still.

Er hatte gewusst, dass es gefährlich war und er wusste immer noch nicht so genau, warum er sie alle damit hineingezogen hatte. Gut, alleine war ihm das ganze Unternehmen unmöglich, aber warum hatte er es zugelassen, dass sie sich dieser Gefahr aussetzten? Er war es sogar gewesen, der sie gefragt hatte, ob sie ihm helfen würden und trotz aller Vorkehrungen war ihm immer noch nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie sich alle trennen mussten, auch wenn es unausweichlich war.
 

„Der gute Georgy hat also Angst vor unserer Mutter.“

Das schadenfrohe Grinsen von Fred konnte man schon fast schmecken.
 

Bisher konnten sie noch alle lachen, aber Harry wusste einfach, dass das bald vorbei sein würde. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob das Ganze dieses Risiko überhaupt wert war. Noch waren sie nicht weit gekommen, noch konnten sie umkehren. Noch.
 

„Luna, was hast du eigentlich gesehen.“

Fred war neugierig geworden, was Luna Lovegood, die Luna Lovegood, derart zum kreischen bringen konnte.
 

„Glaub mir Fred, das würdest du im Traum nicht glauben.“
 

„George, bitte, sag schon.“
 

„Oh, nein. Das werdet ihr hier nicht vor allen ausposaunen.“

Ginnys Ton hatte einen gefährlichen Nachklang, als sie ihre großen Brüder anfuhr, um ihrer besten Freundin zu helfen. Egal was Lunas größte Angst war, sie musste von selbst aus davon erzählen und das ganze war bestimmt nicht witzig.
 

„Danke Ginny“hörten sie ein die entfernte Stimme der Ravenclaw, was sogar Fred in seiner Quengelei inne halten ließ.
 

„Sorry Süße, aber ich werde da noch hinter kommen.“
 

„Leute, wir sollten umkehren.“

Harrys Stimme klang entschlossen und ernst. Sofort wurde ihnen allen wieder bewusst, warum sie eigentlich hier waren.
 

„Was? Warum?“

Keiner verstand den plötzlichen Umschwung von Harrys Gemüt. Es war zwar nicht das erste Mal, aber sie verstanden nicht, was ihn immer dazu bewegte. Im einen Moment war er durch nichts zu erschüttern, lebensfroh und geradezu ein richtiger Quälgeist und dann im nächsten melancholisch, verschlossen und in sich gekehrt, so wie jetzt.
 

„Es ist einfach zu gefährlich. Wir hätten erst gar nicht…“

Fünf Stimmen unterbrachen ihn gleichzeitig, doch die klare, kräftige Stimme von Ginny drängte die anderen in den Hintergrund.
 

„Vergiss es Harry Potter! Diese Diskussion hatten wir schon zur Genüge. Wir haben gewusst auf was wir uns einließen und jetzt werden wir nicht den Schwanz einkneifen und davon laufen, nur weil es etwas aufregend wird. Hast du das verstanden Freundchen?“

Zustimmende Laute kamen von den anderen.
 

„Ich bin mir aber nicht sicher, ob es das wert ist. Was ist wenn ich mich irre? Was ist, wenn etwas schief läuft? Was…“
 

„Harry, dieses Mal sind wir nicht Hals über Kopf los. Dieses Mal haben wir geplant, recherchiert und uns vorbereitet. Wir versprechen dir, dass nichts schief gehen wird. Und wegen den Gefahren, der wilden Magie hier, das schaffen wir schon. Auch wenn wir getrennt sind, können wir uns immer noch helfen. Bitte Harry, vertrau uns.“

Gespannt hatten alle Nevilles Worten gelauscht, der Harry zu sich gezogen hatte und ihn an sich drückte, ihm beruhigend über den Rücken strich.
 

Sie alle wussten, dass Harry Angst hatte. Angst, dass ihnen was zustieß, Angst, dass einer von ihnen nicht wieder mit zurückkehrte. Am Ende würde er sich die Schuld dafür geben, wie bei der Sache im Ministerium.

Die Fünf hatten sich geschworen, dass sie es nicht mehr soweit kommen ließen, dass Harry fast an sich selbst kaputt ging. Sie wollten ihren Freund nie wieder so sehen und selbst nichts machen können. Harry war zu ihnen gekommen, um sie um Hilfe zu bitten und die würden sie ihm geben, ihm zeigen, dass er ihnen vertrauen konnte, sich auf sie verlassen konnte und das er immer Halt bei ihnen fand, denn sie waren Freunde.
 

„Okay.“

Erfreut jubelten die anderen auf, während Neville seinen besten Freund noch einmal kurz an sich drückte, bevor er ihn wieder entließ.
 

„Aber eins sage ich euch, wenn euch was passiert, werde ich euch persönlich die Hölle heiß machen, habt ihr das verstanden?“
 

„Aye, Aye, Sir!“

Da war wieder ihr Harry, die kleine Wildkatze.
 

So gingen Harry und Neville in ihrem Gang weiter, als der braunhaarige Junge dem kleineren die Hand auf die Schulter legte, um ihn zu stoppen. Verwirrt sah dieser sich nach seinem Freund um, blickte auf dessen Schulter.
 

„Was ist Neville?“
 

„Dort ist irgendeine Pflanze, aber ich kann sie noch nicht gut genug erkennen, um zu sagen, was es ist. Ich werde mir das genauer ansehen, warte du bitte hier.“
 

„Aber…“
 

„Nein Harry, bitte. Auch wenn du es nicht gerne hörst, aber du bringst dich und mich so nur unnötig in Gefahr.“

Er legte ihm einen Finger auf dem Mund, um den aufkommenden Protest im Keim zu ersticken. Er wusste, dass seine Worte hart gewählt waren, doch sie wollten immer ehrlich zu einander sein, egal wie hart die Wahrheit manchmal war. Er wusste durchaus, dass Harry trotz allem alles andere als Hilflos war, aber es konnte immer was schief gehen.
 

„Warte hier.“

Harry nickte kurz und lauschte, wie Neville sich entfernte. Sein Freund hatte recht, aber warum fühlte er sich dann so schlecht, als würde er ihn verraten, ihm nicht beistehen, ihn im Stich lassen? Er hasste es unnütz da zustehen und nichts zu tun.
 

„Ich fasse es nicht.“

Ungläubig ertönte die Stimme von George.
 

„Neville hat doch tatsächlich unseren Panther gebändigt“ ergänzte Fred ebenso voller Unglauben seinen Bruder.
 

„Könnt ihr zwei Mal ruhig sein?“ fauchte Ginny und es wurde wieder still.
 

Das Mädchen war wahrlich die einzige in ihrer Familie, vor der die Zwillinge kuschten, selbst ihre Mutter konnte bei den Zweien keinen so durchschlagenden Erfolg erzielen, denn die Zwillinge respektierten nur die, die sie wirklich auseinander halten konnten, was fast unmöglich war. Aber eben nur fast.
 

In dem Moment kam Neville auch wieder zurück und griff nach Harrys Hand.
 

„Schattenrosen.“

Der Kleinere wurde deutlich blasser, als ihm das Ausmaß dieser Information klar wurde. Diese Pflanze wurde für einige sehr schwierige Tränke gebraucht. Ihre giftigen Dornen, sowie die Blüten, deren Essenz narkotisierende Wirkungen entfalten konnten, waren heiß begehrt.

U. a. verwendete man die Blütenessenz um den Trank der Lebenden Toten zu brauen.

Für Menschen wirkte ihr Duft lockend, doch bei einigen der alten Völker, deren Geruchssinn um einiges sensibler war, war die Reaktion um einiges heftiger.

Mit diesem Duft lockte sie ihre Beute, um dieser die Magie zu entziehen. Dieser Duft verflüchtigte sich jedoch schon nach einem Abstand von wenigen Metern, aus dem Grund, damit die Opfer nah genug an die Pflanze traten, um dann dort in einer Art Trance zu verfallen, damit sie sich nicht wehrten.
 

„Neville, ich…“

Er musste nicht hören, was Harry ihm sagen wollte, da ihm durchaus klar war, dass Harrys Sinne sehr fein waren, zu fein für einen Menschen und er wusste, dass Harry selbst noch nicht alle Antworten auf seine Fragen hatte, die sich dadurch aufwarfen. Still hatten sie sich so darauf geeinigt, dass sie nicht fragen und abwarten würden.
 

„Hol einfach tief Luft. Ich ziehe dich durch. Versuch bitte mir genau zu folgen.“
 

„Danke.“

Harrys Griff verstärkte sich und die Zwei liefen los.
 

Immer blieb der Stoff von Harrys Umhang an etwas hängen, doch er lief immer weiter, weiter hinter Neville her.

Der Sauerstoff in seinen Lungen wurde immer knapper, dennoch unterdrückte er das immer dringendere Verlangen einfach tief Luft zu holen. Als sie stehen blieben füllten sie bebend die brennenden Lungen mit tiefen Zügen, bevor Neville schnell kontrollierte, dass sie sich auch keinen Kratzer an den Dornen geholt hatten. Das Gift würde sie sonst schnell außer Gefecht setzten und einige Stunden schlafen lassen. Stunden, die sie nicht hatten.
 

„Alles in Ordnung, nur der Stoff hat etwas gelitten. Wir können weiter.“

Harry nickte ihm zu, als er wieder hinter Neville herging, den Geräuschen seiner Schritte folgend.
 

So gingen sie eine Weile schweigend zwischen den Regalen her, bogen ab und zu um Ecken und folgten den staubigen Gängen.
 

„Luna und ich trennen uns jetzt.“
 

„Fred und ich auch.“
 

„Gut, passt aber auf euch auf.“

Jetzt war es soweit. Seine vier Freunde waren nun auf sich allein gestellt, während er weiterhin Neville zur Seite stehen haben würde.

Sanft drückte dieser seine Schulter, um ihn zu beruhigen, als sie wieder Georges Stimme vernahmen.
 

„Äh, Leute, ich habe da mal eine Frage. Was ist das? “
 

„Was ist was? Zu deiner Information, wir sehen es nicht!“

Ginny hatte heute wirklich keine gute Laune. Neville hatte ihm erklärt, dass sie während ihrer praktischen Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste Ärger mit einem der Prüfer gehabt hatte. Der Mann sollte ein paar Tagen sogar wieder in der Lage sein wieder ordentlich zu sitzen. Ehrlich gesagt, Harry wollte nicht so genau wissen, was das Mädchen dem Mann angehext hatte.
 

„Es ist groß, sieht aus wie ein Dämon und seine Haut sieht aus, wie bei einem von Moms Krügen.“
 

„Das ist ein Golem George. Die Viecher sind an sich recht dumm, aber das kompensieren sie mit ihrer physischen Stärke. Ein Bombada sollte Wunder bewirken bei ihrer Struktur.“

Harry hatte während er George erklärte, was er zu tun hatte nicht bemerkt, wie Neville stehen geblieben war, da ein Regal ihnen den Weg versperrte. Sie waren in einer Sackgasse gelandet. Gerade als er sich umdrehen wollte um Harry zu sagen, dass sie irgendwo falsch abgebogen waren, war dieser wie vom Erdboden verschluckt.
 

Wie war das möglich? Eben hatte er doch noch die Schwachpunkte eines Golems aufgezählt und jetzt war er verschwunden.
 

Plötzlich rumpelte etwas und das Geräusch von Büchern, die auf den Boden fielen, donnerte durch die Stille, zusammen mit Harrys unschönen Flüchen und wenn Harry eins konnte, dann Verwünschungen aussprechen.

Verwirrt sah er auf die Wand vor sich, denn das ganze schien von der anderen Seite gekommen zu sein.
 

„Neville, verdammt und zugenäht, komm jetzt verdammt noch mal her und steh da nicht rum wie ein Ölgötze!“

Verhaltenes Kichern war durch die Knöpfe in ihren Ohren zu vernehmen.
 

„Ähm, Harry, wo bist du?“

Neville verzweifelte fast. Wie konnte er nur Harry aus den Augen verlieren?
 

„Wo ich bin? Zwei Meter vor dir unter diesen ganzen verdammten Büchern!“
 

„Wie, bei Merlins Gnade, bist du dahin gekommen?“
 

„Zu Fuß? Jetzt komm endlich!“

Oh, Neville konnte sich grade bildlich vorstellen, wie sich die verfluchten Zwillinge auf die Zunge bissen, um nicht laut los zu lachen, dabei war das alles andere als witzig. Er musste rausbekommen, wie Harry auf die andere Seite gekommen war.
 

Er seufzte frustriert auf.
 

Plötzlich schoss aus dem Regal ein Buch genau auf ihn zu, traf ihn an der Schulter und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Perplex starrte er auf das Buch und dann auf das Regal. Dort war nirgends eine Lücke und merkwürdiger Weise hatte es ausgesehen als wäre es durch das Regal geflogen.
 

„Soll ich noch ein Buch nach dir werfen, bevor du endlich kommst?“

Das erste was Neville durch den Kopf schoss als er sich die Schulter rieb war der absurde Gedanke, dass Harry trotz seines Handicaps immer noch gut treffen konnte
 

/Sekunde, wenn Harry das Buch geworfen hat, dann ist es wirklich durch das Regal geflogen. Wenn das Regal ein Buch durchlässt und anscheinend auch Harry, der es gar nicht gesehen hat…/

Um seine Theorie zu überprüfen streckte er seine Hand aus, wie um nach einem der Bücher in der Reihe vor ihm zu greifen, doch sie glitt einfach hindurch. Sich bestätigt fühlend schritt jetzt auch Neville durch die Illusion und stieß auf der anderen Seite auf einen ziemlich finster dreinblickenden Harry Potter, mitten in einem Haufen alter Bücher und von oben bis unten voller Staub.
 

„Fandest du das witzig?“ fauchte der schwarzhaarige aufgebracht.
 

„Sorry, wirklich. Ich hatte einen Moment gezögert, da wir in einer Sackgasse gelandet waren. Ich dachte, du wärst auch stehen geblieben, wie du es immer tust, doch als ich umkehren wollte warst du schon weg, bist einfach geradeaus durch das Trugbild eines Regals gegangen.“

Harry sah ihn etwas belämmert an, bevor er schuldbewusst dreinblickte.
 

„Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe.“

Doch Neville winkte nur ab.
 

„Kein Problem. Halb so wild. Ich hätte etwas besser aufpassen sollen.“

Plötzlich hörten sie eine Laute Explosion, das Geräusch von zerbrechendem Geschirr, während die Regale erzitterten.
 

„Hammer die Waldfee. Also der Golem ist jetzt Feinstaub. Das könnte ich echt öfter machen.“

George klang wie ein kleiner Junge, der kurz vor Weihnachten einen Haufen Pakete in einem Schrank gefunden hatte.
 

Vorerst kehrte wieder Ruhe ein.
 

~*~

„Wow! Heiliger Drachenmist, das war knapp“jappste eindeutig Fred etwas außer Atem, der den Schreck nicht ganz aus seiner Stimme verbannen konnte, was die Neugierde seines Bruders entzündete.
 

„Was ist denn passiert?“
 

„Da ist grade ein riesiger Eiszapfen von der Decke gefallen. Keine Sorge, mir geht’s gut“fügte er am Ende noch hinzu, da er einen Augenblick wieder Harrys Reaktion nach dem Irrwicht vor Augen hatte.
 

„Verdammt noch mal, erschreck uns nicht so und pass besser auf.“
 

„Ja, ja Ginny.“

Dieses Mal mussten auch Harry und Neville lachen, als Harry, der einige Schritte hinter ihm war, plötzlich spitz aufschrie und hart auf dem Rücken landete.
 

„Was ist passiert Neville?“

Dieses Mal klang Ginny besorgt, nicht, so wie bei ihren beiden chaotischen Brüdern, genervt.
 

„Harry, er ist…“
 

„Ausgerutscht. Neville! Du hast mich aufs Glatteis geführt!“

Harrys Ton klang vorwurfsvoll, doch sein Mundwinkel zuckte etwas, als er sich seiner Worte bewusst wurde. Nie hatte er geglaubt, wie treffend solche Muggelsprichworte mal sein konnten.
 

„Vor einer Sekunde war der Boden noch völlig in Ordnung, da war kein Eis gewesen“ verteidigte sich Neville und Harry konnte hören, dass sein Freund selbst nicht wusste, was eben genau geschehen war.

Resigniert seufzte er, bevor er frustriert aufstöhnte.
 

„Ach verdammt, langsam reicht es mir! Warum eigentlich immer ich?“
 

„Weißt du Schatz, ich bin unendlich froh, dass Neville bei dir ist. Ehrlich. Wenn du aus dieser ganzen Sache wieder eine Solonummer gemacht hättest, hättest du dich wahrscheinlich selbst umgebracht.“

Ja, Ginny war erleichtert, dass nichts passiert war, denn sie kannte Harrys Talent sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Es war beruhigend zu wissen für sie, dass jemand auf diesen Tollpatsch aufpasste, der ihr so am Herzen lag.
 

„Ach du kannst mich mal Ginny. Als wäre das hier für mich alleine möglich.“
 

„Ich zweifle nicht eine Sekunde daran, dass du bestimmt einen Weg gefunden hättest, selbst wenn du erst einen Zeitumkehrer klauen müsstest.“
 

„Verdammt, warum kommst du mit dem Vorschlag erst jetzt?“
 

„Genau deswegen“lachte sie wegen der puren Entrüstung Harrys in dessen Stimme.
 

„Komm hoch Harry. Wie geht es deinem Rücken?“
 

„Alles okay. AHH verdammt, Neville!“

Dieser hatte den Jungen schnell abgetastet, ob wirklich noch alles heile war.
 

„Ja schon klar. Alles OK? Sturer als eine Herde Hippogreife“ murrte der Größere.
 

„Was hat er angestellt?“
 

„Nichts, was Madame Pomfrey nicht wieder mit etwas Salbe hinbekommt, aber er hat sich die Schulter wahrscheinlich geprellt.“
 

„Geht schon. Ich hab schlimmeres Hinter mir“ nuschelte Harry nur und ging nun an Nevilles Seite weiter.
 

~*~

„Verdammt, Harry hier ist kein Schalter.“

Abrupt blieben Harry und Neville stehen.
 

„Bist du sicher, dass du nicht falsch abgebogen bist Fred?“
 

„Ja, ganz sicher, hier ist nichts.“

Harrys Gedanken rasten. Irgendwas war schief gegangen. Sie mussten schnell eine Lösung finden, sonst war alles umsonst, aber erst musste er wissen was genau nicht stimmte.
 

„Was stehen dort für Bücher.“
 

„Irgendwelche Bücher über die Adelshäuser der unsterblichen Völker.“
 

„Uhh, verdammt, das ist der falsche Trakt. Dumbledore muss die Karte falsch zusammengefügt haben. Luna wo bist du?“
 

„Ritualmagie.“
 

„George?“
 

„Siegel.“
 

„Ginny?“
 

„Rechte des 16. Jahrhundert. Was machen die denn hier?“
 

„Keine Ahnung. Neville, wo sind wir?“
 

„Atlantis.“
 

„Was treibt ihr denn da?“ „Wir kriechen im Staub zwischen Büchern…“„… und ihr seht euch eine untergegangene Metropole an.“ „Wehe ihr schickt uns keine Eule… “„… und bringt ja jedem ein Souvenir mit.“

Genervt stöhnte Ginny auf und Neville verdrehte grinsend die Augen, während Harry die Scherze der Zwillinge ignorierte. Stattdessen rief er sich die Karte noch einmal ins Gedächtnis und versuchte seine neuen Informationen damit zu vereinbaren.
 

„OK, ich hab es. Er hat die oberen und die unteren Fragmente miteinander vertauscht auf der Seite. Fred, du musst zu Ginny aufschließen, dann immer weiter, rechts, links, links, links. Dann bist du quasi an dem Punkt an dem du dich von Ginny getrennt hattest. Es ist der gleiche Weg.“
 

„Rechts und drei Mal links. Gut.“

Der Junge stutzte.
 

„Sekunde mal. Ginny?“
 

„Ja?“
 

„Wie sagtest du noch mal sieht dieses Muttermal von Harry aus? Das auf seinem Hüftknochen, du weißt schon.“
 

„Ginny, wann hast du bitte einen Blick auf meinen…“
 

„Harry, hast du eigentlich eine Ahnung, wie heiß du unter deinen Klamotten aussiehst? Was kann ich denn dafür, dass wir beim Quidditsch nur eine Umkleidekabine haben?“

Harry atmete einmal tief durch um die Hitze aus seinem Gesicht zu verbannen. Der Ton von Ginny war ja geradezu eine Anklage an seinen Körper, dass er dafür verantwortlich war, dass sie spannte.
 

„Neville, jetzt sag doch auch mal was dazu, immerhin ist sie deine Freundin.“
 

„Was soll ich dazu sagen? Appetit kann sie sich ruhig machen, aber gegessen wird zu Hause.“

Die Zwillinge grölten vor Lachen, als sie den dreien lauschten.
 

„Ach jetzt beschwer dich nicht Harry. Halb Hogwarts weiß, dass du und ich ein Paar sind.“
 

„Ja, 26% wissen, dass ich das halbe Schloss durchs Bett geschubst habe, 18% wissen, dass ich immer noch mit Cho zusammen bin und 6% wissen, dass ich mit Malfoy eine Affäre habe und dass unsere Streitereien nur Tarnung sind, um uns vor der Rache Voldemorts zu schützen, da er ja aus einer Todesserfamilie stammt.“
 

„Ja, und wir wissen dass du noch so jungfräulich wie am ersten Tag bist“grinsten die Zwillinge schelmisch vor sich hin.
 

„Was für ein Muttermal eigentlich?“

Harry war das Ganze so unglaublich peinlich wenn sie wieder auf seinen mangelnden Erfahrungen herumritten.
 

„Sag jetzt bloß dass dir das noch nie aufgefallen ist.“
 

„Das einzige Auffällige an mir ist nur diese verdammte Narbe.“
 

„Das ist seltsam. Neville, kannst du das überprüfen?“
 

„Harry darf ich?“

Resigniert seufzte der Schwarzhaarige auf und hob etwas die Arme, dass Neville besser dran kam.
 

„Wo ist es genau?“
 

„Auf seinem rechten Hüftknochen. Es sieht aus wie eine geschlossene Rose.“

Der kräftige Junge zupfte etwas an den Sachen von Harry und schob die Hose etwas runter.
 

„Ja, hier ist sie.“
 

„Drei Blätter, der Stiel spaltet sich am Ende und läuft je in einem Bogen aus? Zudem kommen dort und an der Blüte je drei Punkte?“fragte Fred, was Neville ihm bestätigte.
 

„Dann habe ich hier was gefunden, dass dich bestimmt interessieren wird Harry. Ich nehme das Buch mit und gebe es dir dann.“

Harry war immer noch verwirrt, als er seine Sachen richtete. Wieso war ihm das bisher nie aufgefallen? Er war sich sicher, dass dort kein Muttermal war.

Er seufzte.
 

„Hoffentlich löst sich das Rätsel bald auf.“
 

„Das wird schon.“
 

~*~

„Hah, ich hab den Schalter.“
 

„Gut Ginny, jetzt heißt es warten für dich, bis die anderen auch soweit sind.“
 

„Kein Problem. Oh da kommt Fred. Und weg ist er.“

Ginnys Stimme zitterte vor unterdrücktem Lachen, als sie ihren Bruder entdeckt hatte.
 

„Er sieht echt aus wie ein begossener Pudel. Anscheinend war es feucht irgendwo.“
 

„Feucht fröhlich meine liebe Schwester“ korrigierte sie ein gutgelaunter Fred.
 

~*~

Harry und Neville traten aus dam Gang, als der Größere Harry an der Schulter packte und ihn so zurückhielt weiter zu gehen. Doch das wäre nicht nötig gewesen, denn der spürte, was da vor ihm war. Er kannte die alte Magie, die in der Luft lag, die man fast greifen konnte.
 

„Eine Sphinx“ sagte er erstaunt, was ihm einen verwirrten Blick von Neville brachte.
 

„Woher...“
 

„Sie hatten eine im Irrgarten bei dem Turnier. Ihre Magie ist sehr stark“ zuckte er mit den Schultern.
 

„Komm, lass uns hören, was sie sagt.“

Mit festen Schritten traten die beiden Junge vor und blieben vor dem großen löwenähnlichen Geschöpf stehen.
 

„Ihr wollt also versuchen mein Rätsel zu lösen.“

Keine Frage. Eine Feststellung.
 

„Ja das wollen wir.“
 

„Wenn ihr mir folgende Frage beantwortet lasse ich euch passieren. Wenn ihr es nicht schafft, werde ich euch fressen.“
 

„Wir hören.“
 

„Wer sind die beiden Schwestern, die sich stets gegenseitig erzeugen?“

Wenn die beiden ehrlich waren, hatten sie keine Ahnung, also wiederholten sie die Frage für ihre Freunde. Vielleicht wusste von denen einer die Lösung.
 

„Tag und Nacht“

Lunas Stimme drang zu ihnen durch, wie aus einer Traumwelt, doch sie zweifelten nicht an ihr, denn wenn einer sich mit Rätseln auskannte, dann eine Ravenclaw.
 

„Tag und Nacht“ rief Harry also aus.
 

„Das ist richtig.“

Träge erhob sich das riesige Wesen, und verschwand in einem der anderen Gänge um sich eine neuen Ort zu suchen.
 

„Danke Luna.“
 

„Mhmm.“
 

„So, wir sind jetzt auch da. Wie sieht es bei euch aus?“
 

„Noch nicht, aber wir sagen bescheid.“
 

~*~

„Seit Mal alle ruhig.“
 

„Was ist Ginny?“
 

„Ich glaube da kommt etwas.“

Stille legte sich wie ein schweres Tuch über die Schüler.
 

„Bei Merlins Unterhose.“
 

„Was?“
 

„Harry, hast du eine Ahnung, wie man es mit einem Acromantula aufnimmt?“

Ihre Stimme klang sachlich, auch wenn sie einen nervösen Unterton hatte. Ihr jüngster Bruder Ron wäre bei dem Anblick in blanker Panik ausgebrochen, da er panische Angst vor Spinnen hatte. Harry selbst wusste wie furchterregend diese Spinnen sein konnte, den zusammen mit dem jüngsten männlichen Weasley war er in dem Wald um Hogwarts, dem verbotenem Wald, auf eine Kolonie gestoßen. Damals waren sie grade mal in ihrem zweiten Jahr gewesen und konnten nur mit Hilfe eines wilden, magischen Autos entkommen.
 

„Wie viele sind es?“
 

„Nur einer.“
 

„Seine Magieresistenz ist zu hoch, um ihn direkt mit Flüchen anzugreifen. Versuch es mit Feuer.“

Wieder war es einige Zeit still, bis Ginny sich wieder meldete.
 

„Jemand gegrillte Spinne?“
 

„Alles in Ordnung bei dir?“
 

„Ja mir geht’s gut, aber ich glaube ich habe wieder etwas übertrieben. War wohl etwas zu heftig der Zauber und es stinkt bestialisch.“

Die Anspannung löste sich wieder von den Freunden, da alles noch mal gut gegangen war.
 

„Ginny, wir sollten das mit deinen Zaubern noch mal üben. Kontrolle ist wichtig. Deswegen ist das auch mit dem Prüfer passiert.“
 

„Lass mich mit dem in Ruhe. Der Mistkerl hat mich halt aufgeregt.“
 

„Ich hab den Schalter“ertönte Georges Stimme in dem Moment.
 

„Ich bin auch endlich richtig“ bestätigte nun auch Fred.
 

„Luna, wie sieht es bei dir aus?“
 

„Ich warte nur auf dein Kommando, Harry.“
 

„Gut auf mein Zeichen. Eins, zwei, drei.“

Fünf Schalter wurden gleichzeitig aktiviert. Einen kurzen Moment vibrierte die Magie um sie herum, dann war alles wieder still.
 

„Los, alle zurück. Wir sind hier fertig.“
 

~*~

Neville schritt zügig mit Harry an seiner Hand zurück zum Ausgangspunkt, als dem kleineren plötzlich die Beine wegsackten und er schwer keuchend in die Knie ging. Sofort wandte der Ältere sich um, um zu sehen, was auf einmal los war. Als er erkannte, wie sein Freund sich schwer atmend die freie Hand auf seine Stirn presste, zog er zischend die Luft zwischen den Zähnen ein.
 

„Bleibt alle wo ihr seid. Keiner verlässt das Labyrinth!“ donnerte er und beugte sich zu seinem zitternden Freund, schloss sacht die Arme um den anderen, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war.
 

„Was ist passiert Nev?“fragten die Weasleys aufgeregt, denn wenn der sonst so gutmütige Neville einen solchen Ton anschnitt, stimmte etwas ganz und gar nicht.
 

„Harry. Er ist zusammengebrochen. Es kann sein, dass Voldemort auf dem Weg ist.“

Erschrocken keuchten sie auf.
 

„Er ist da.“

Harrys Stimme war nur ein Flüstern, sein Blick schien abwesend.
 

„Sie haben gleich die Banne durchbrochen, die den Eingang sichern. Sie sind schneller als der Lord gedacht hatte.“

Etwas schwankend sprang der Schwarzhaarige auf, nachdem er sich aus den Armen seines Freundes befreit hatte, und lief los. Neville hinter sich her ziehend. Der brauchte einen Augenblick, bevor er sich wieder fing, schneller lief und Harry überholte, damit er ihm den Weg weisen konnte.
 

„Neville und ich holen das Buch. Ihr anderen werdet zwischen den Regalen bleiben. Macht die Lichter aus, damit sie euch nicht entdecken. Ihr bleibt dort, bis ich euch …“
 

„Harry! Du wirst nicht alleine gegen sie kämpfen“ entrüstete sich Ginny.
 

„Ist ja schon gut Ginny, das habe ich mittlerweile verstanden“ fauchte Harry aufgebracht wegen der Unterbrechung.
 

„Voldemort gehört mir, aber um die anderen müsst ihr euch kümmern. Er hat vier seiner Leute dabei. Bellatrix ist eine von ihnen.“

Vor sich hörte er ein tiefes Knurren von Neville.
 

„Luna, wenn die Todesser zusammenstehen…“
 

„Ja, das ist eine gute Idee Harry, das mach ich.“

Harry brauchte den Satz nicht beenden, da das kluge blonde Mädchen wusste, was er plante, woher auch immer. Sie blieb ihm ein Rätsel, aber er vertraute ihr.
 

„Ihr werdet Luna helfen. Richtet einfach eure Zauberstäbe auf die Todesser, der Rest wird sich von selbst ergeben. Neville, wenn die Schlampe sich einmischt, bist du dafür verantwortlich, dass sie zu den anderen kommt. Hilf dann mit Luna zu unterstützen.“
 

„Aber Voldemort…“
 

„Das ist mein Kampf. Da mischt ihr euch gefälligst nicht ein und geht aus der Schussbahn! Macht euch keine Sorge, das wird schon. Bitte, vertraut mir.“
 

„Das tun wir Harry, das tun wir.“

Plötzlich stoppte Neville abrupt, drehte sich schwungvoll um und hob Harry mit Leichtigkeit hoch, der kurz erschrocken aufschrie. Doch den größeren Gryffindor schien das nicht weiter zu stören, sodass er einfach weiterlief.
 

„Himmel Harry, du bist ja fast leichter als Luna. Du wiegst ja fast nichts.“
 

„Neville, was soll das?“
 

„Schon vergessen? Die Schattenrosen.“
 

„Oh“ war das letzte was er von dem Jungen hörte, bevor er spürte wie der aufhörte zu atmen.

Schnell lief er so mit seinem leichten Freund weiter. Erst als sie die gefährliche Pflanze hinter sich hatten setzte er ihn wieder ab. Es hinderte ihn zwar nicht, wenn er seinen besten Freund trug, doch ihm war durchaus klar, dass Harry lieber selber lief. Er wollte auf eigenen Füßen stehen, im übertragenen Sinne.
 

„Sind sie schon da?“ fragte Neville angespannt, denn es war nicht mehr weit bis zum Ende der Regalreihen.
 

„Nein, ich spüren ihn noch nicht, aber wir müssen uns beeilen, dass wir es vor ihnen schaffen.“

So rannten die beiden Jungen das letzte Stück aus den Gängen. Ihre Freunde waren noch nicht wieder zurück, doch auch sie hatten es bald nicht mehr weit.
 

Mitten in der Vorhalle war ein schmales Lesepult aus dunklem Holz erschienen. Auf weißem Samt lag dort ein dickes, geschlossenes Buch in braunes Leder gebunden mit einem goldenen Siegel und einem eben so goldenem Schloss.

Neville zog Harry weiter, während er ihm davon erzählte.

Schon fast zärtlich glitten die schlanken, feingliedrigen Finger über das verschlungene Siegel, während Harrys Augen strahlten, als er es in Händen hielt.
 

/Wir haben es wirklich geschafft. Wir haben es wirklich gefunden./

Genau in dem Moment schien sein Kopf explodieren zu wollen. Die Banne waren gefallen.

Neville stand aufgelöst neben seinem besten Freund und wusste nicht, was er tun sollte, wie er Harry helfen konnte, so bleib er mit erhobenen Zauberstab vor dem anderen Jungen stehen, verdeckte ihn vor den Blicken der fünf Gestalten, die aus einem großen eichenen Portal traten, das wie durch Geisterhand vor ihm in dem Gemäuer erschienen war.
 

Tief atmete Harry ein und aus, versuchte sich soweit zu konzentrieren, dass der Schmerz zurückging und er tat es. Auch wenn er nicht verschwinden würde, solange das Schlangengesicht und er in ein und demselben Raum waren, so war er nun immerhin erträglich.
 

„Wenn das nicht der kleine Neville Longbottom ist. Was macht das kleine Baby denn hier so alleine?“

Die Stimme von Bellatrix Lestrange schrillte unangenehmen in den Ohren der Gryffindor Schüler, als sie amüsiert den Jungen vor sich betrachtete.
 

„Täusch dich da nicht du Sabberhexe. Er ist gewiss nicht alleine.“

Harry trat einen Schritt hinter Neville hervor und lehnte sich lässig an dessen rechte Schulter, während sein Blick undeutbar zu den dunklen Zauberern glitt.
 

„Und ihr auch nicht. Luna und ich sind bereit und warten auf euer Kommando.“
 

„Wir sind auch da.“

Die Zwillinge klangen etwas aus der Puste. Wahrscheinlich waren auch sie gerannt, als wären die Höllenhunde hinter ihnen her, damit sie nicht zu spät kamen.
 

Selbst wenn der dunkle Lord überrascht war, lies er sich davon nichts anmerken. Ein hämisches Grinsen legte sich auf die entstellten Züge, des einstigen Slytherin Schülers.
 

„Wen haben wir denn da. Wenn das nicht Dumbledores kleiner Goldjunge ist. Welch Ehre von dir hier persönlich empfangen zu werden. Was ist? Ist dein Herr zu feige mich selbst willkommen zu heißen?“
 

„Niemand ist mein Herr“ grollte Harry.

Er würde sich nicht provozieren lassen, er musste ruhig bleiben.

Schritte näherten sich, während man das irre Lachen des verrückten Lestrange Weibes hören konnte.
 

„Du bist ein naiver und einfältiger Bengel. Glaubst du wirklich, dass du mit der Hilfe deines kleinen Freundes gegen uns bestehen kannst? Oder bist du so verzweifelt, dass du dich nicht alleine traust?“
 

„Wo wir schon mal bei verzweifelt sind, wie sieht es bei dir aus? Wenn einer von uns nicht weiß was er tut, dann wohl du, dass du Bellatrix Lestrange raus lässt. Ich würde das Weibsbild nicht mitnehmen, wenn mein Leben davon abhängen würde. Sie ist eine unkontrollierbare Irre.“
 

„Du wagst es du kleiner schlammblütiger Bastard? Ich werde dich ...“
 

„Tritt zurück. Potter gehört mir.“
 

„Ich werde mit Freuden dieser kleinen Kakerlake…“
 

Bellatrix! Zurück habe ich gesagt“ donnerte der Lord.
 

„Du hast deine Schoßhündchen, wie mir scheint, nicht gut dressiert“ höhnte Harry, während sein Blick noch immer niemand spezielles von ihnen fixierte.
 

„Ich werde dich lehren meine Leute zu fürchten. Ihr habt keine Chance.“

Nevilles Körper versteifte sich vor Anspannung. Es schien soweit zu sein. Harry trat einen Schritt auf Voldemort zu.
 

„Bist du dir da sicher?“

In dem Moment schrie Neville das Kommando und der Kampf begann.
 

~*~

Harry tauchte unter dem ankommenden Fluch von Voldemort weg und traf ihn mit einem Entwaffnungszauber. Geschickt fing er das fein gearbeitete Stück Holz auf. Der Kampf war vorbei bevor er richtig angefangen hatte.
 

Der dunkle Lord sah fassungslos auf die beiden Zauberstäbe, die der Junge in den Händen hielt. Einen Moment hatte er sich ablenken lassen, um zu beobachten, wie zwischen den hohen Regalen noch mehr Schüler auftauchten und sie überrumpelten. Seine Leute saßen in einer Art gläsernem Gefängnis fest, das von 5 Kindern aufrecht gehalten wurde, während er selbst entwaffnet vor dem Jungen von Dumbledore stand.
 

Das konnte doch nicht wahr sein.

Das durfte nicht wahr sein. Sollte jetzt alles vorbei sein? Nur wegen diesem verdammten Potter Jungen? Nur wegen dieses Kindes?
 

„Ich bin es leid Voldy, dass du schon wieder nichts Besseres zu tun hast als mich und meine Freunde an irgendwelche gefährlichen Orte zu locken. Was hast du eigentlich erwartet? Das ich dich nach der Sache mit dem Ministerium einfach empfange, wie der Hase in der Falle? Der ganze Stress wegen eines alten, dicken Buches?“

Harry wedelte mit dem dicken Wälzer vor Voldemorts Nase herum, während er den Kopf schüttelte, als könnte er es nicht so recht glauben.
 

„Woher wusstest du, dass ich danach suche?“, zischte der Lord eiskalt.
 

„Von dir. Lern deine Launen zu kontrollieren."

Noch mehr Zorn funkelte in den roten Augen des Snakefaces als der Junge ihm immer noch gelassen antwortete. Es konnte nicht sein, dass er es über die Verbindung erfahren hatte, da diese doch zusammen gebrochen war. Wenn er versuchte durch die Augen des Jungen zu sehen, war alles schwarz. Das es damit zusammenhängen könnte, dass der Junge blind war, war ein so abwegiger Gedanke, dass er ihm gar nicht kam. Wenn der Junge blind wäre, dann hätte er davon erfahren, besonders, da es dann seit dem Sommer so sein musste. Nein. Wahrscheinlicher war es, dass es einen Verräter unter ihnen geben musste, der den alten Mann von der ganzen Sache in Kenntnis gesetzt haben muss, damit der seinen Wunderjungen vorschicken konnte.
 

Auf einmal wurden Stimmen laut und Fußgetrappel war zu hören. Der Orden kam.

Die Gedanken des Schülers liefen Amok. Was hatte der Orden jetzt schon hier zu suchen? Sie konnten unmöglich schon wissen was vor sich ging. Was sollte er tun? Eigentlich wollte er noch mit diesem verdammten Scheißkerl von Lord reden. So eine Möglichkeit würde sich ihnen nie wieder bieten. Es könnte alles ein Ende finden, wenn der Orden jetzt dem ein Ende setzte. Die dunkle Seite würde mit ihrem Anführer fallen. Der Krieg wäre ein für alle Mal vorbei.
 

/Nein!/

Er konnte den Schulleiter nicht gewinnen lassen. So nicht. Nicht kampflos. Diese ganze Aktion wäre vollkommen sinnlos gewesen, wenn das passierte.
 

„Bindet den Käfig an ihn. Los!“, befahl Harry eilig, bevor dieser dem Lord eine kleine Kugel, die er schnell aus seinem Umhang zog, zuwarf, welcher sie aus einem Reflex heraus fing.
 

Im selben Moment, wie dieser das kleine Glasobjekt berührte verschwanden er und die Todesser einfach. Schnell verkleinerte Harry das Buch und Voldys Zauberstab, steckte sie in einen Beutel und warf diesen Luna zu, da man bei ihr zuletzt suchen würde.
 

„Ihr wisst, was wir jetzt zu tun haben.“

Es war keine Frage, aber trotzdem nickten alle und zogen Süßigkeiten aus ihren Beuteln. Eine Spezial-Mischung der Zwillinge für heute und eine ihrer neusten Erfindungen im Bereich der Scherzsüßigkeiten.

Als jeder sein Bonbon schluckte jagte sie gemeinsam in einer riesigen Explosion die Vorhalle in die Luft.
 

Dumbledore und seine Leute fanden die Schüler vollkommen aufgelöst in den Trümmern, von oben bis unten voller Steinstaub und mit zerrissenen und teils blutigen Schuluniformen.

Was der Orden nicht wusste war, dass die Süßigkeiten Schuld an ihren offensichtlichen Verletzungen und einigen Fluchschäden waren. Als die Trümmer auf sie stürzten, hatten sie sich selbst mit Hilfe von Zaubern vor Blessuren geschützt. Selbst Poppy, die gute Seele von Hogwarts, schwor später, mit einem Zwinkern zu den sechsen, dass die Schäden durchaus authentisch waren. Doch als sie alleine mit den Kindern war hielt sie ihnen eine Predigt, dass sie Glück gehabt hatten, so glimpflich davon gekommen zu sein.
 

„Harry, was ist passiert?“

Sofort war der alte Zauberer bei ihm. Verzweifelt erzählte Harry, dass er von Voldemort hierher gelockt wurde.
 

„Wir saßen unten am See als ich gesehen habe, was er vorhatte. Wir haben versucht jemanden zu finden, doch niemand war da, dem wir hätten benachrichtigen können, also sind wir alleine los um…“
 

„Harry, das war völlig Leichsinnig von dir. Was wäre passiert, wenn es so geendet wäre wie letztes Jahr“ unterbrach ihn der Mann wütend.

Mit leerem Blick sah der Junge zu seinem Mentor auf, seine Stimme zitterte.
 

„Ich konnte ihn nicht das bekommen lassen, was er wollte. Es wäre alles vorbei gewesen, wenn das Buch in die falschen Hände geraten wäre.“
 

„Wo ist das Buch jetzt?“

Es war Neville der nervös auf die verkohlten Überreste zeigte.
 

„Wie konnte das passieren?“
 

„Als ich einem von Voldemorts Flüchen ausgewichen bin, hat er es getroffen und dann explodierte alles.“

Harry klang immer verstörter, seine Stimme bebte, sein Körper zitterte wie Espenlaub, während die Züge des Mannes gefroren und sein Gesicht kalkweiß wurde.
 

„Daedalus, Kingsley, seht ihr hier irgendwo diese Feiglinge?“
 

„Nein, sie müssen abgehauen sein.“
 

„Severus und ich bringen die Kinder zurück nach Hogwarts. Es war eine harte Nacht für sie. Hier können wir nichts mehr tun“ sprach der alte Schulleiter müde und verschwand mit seinen Schülern.

Albus Dumbledore glaubte Harrys Geschichte, bisher hatte er auch keinen Grund ihm nicht mehr zu trauen. Seit dem Sommer war der Junge wie Wachs in seinen Fingern. Er würde alles für ihn tun und sich nie gegen ihn auflehnen.
 

Der Spinner glaubte gar nicht, wie falsch er mit seinen Vermutungen lag.
 

~*~

Am nächsten Tag, als die Freunde aus dem Krankenflügel entlassen wurden, kam ihnen eine Eule mit einem roten Brief entgegen. Panische Blicke wurden ausgetauscht und alle eilten mit dem Tier in das nächst beste Klo, da der Heuler schon zu qualmen begann. Schnell isolierten sie alles und öffneten den Brief.
 

Donnernd erhob sich Voldemorts Stimme und schrie sie ohrenbetäubend an.

„Du kleine Ausgeburt der Hölle,

„ich werde dir die Haut vom Leib ziehen, die Augen rauskratzen und dir deine verdammten Gedärme zum Fraß vorsetzten! Ich weiß, dass du meinen Zauberstab vernichtet hast und dafür wirst du bezahlen! Wie kannst du es auch noch wagen, das Buch in die Luft zu jagen? Wenn ich dich in die Finger bekomme, wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein! Ich werde dich zur Hölle schicken und deine kleinen Freunde gleich hinterher!“
 

Einige Minuten war alles Still, doch dann fingen die Freunde johlend an zu lachen. Krampfhaft hielten sie sich die Bäuche und Tränen verließen ihre Augen.

Irgendwann lagen sie völlig außer Atem auf dem gefliesten Boden der Toilette und grinsten vor sich hin.
 

„Snakeface überrascht mich immer wieder. Ich hätte echt nicht von ihm gedacht, dass er auf einen Heuler zurückgreift. Er will mir die Augen auskratzen! Wie geil der drauf ist.“
 

„Da hast du Recht Harry. Und vor dem haben wir uns gefürchtet“ grinste Ginny keck.
 

„Anderer Punkt Harry...“ „... Schickst du ihm seinen Stab zurück?“, fragten die Zwillinge.
 

„Eigentlich schon, aber nach dieser Nummer kriegt er auch eine Antwort. Fred, George? Ihr habt doch bestimmt eine gute Idee, um ihn etwas zu ärgern, oder?“

Schalk tanzte in den grünen Augen.

Ein fieses Grinsen breitete sich auf ihren Gesichtern aus.
 

„Kleine Illusionen, die 3 Tage um ihn herum schwirren, mit einer leisen, aber nervenaufreibenden Musik und einem netten Outfit für den Lord. Es steht nur die Frage zum Thema Design offen.“

Jetzt war es an den Mädchen ihre Ideen einzubringen.
 

Sie streuten den verzauberten Staub von den Zwillingen in den Beutel mit dem Buch und dem Zauberstab. Schnell schrieb Harry noch einen Brief und band alles an das Bein der Eule, die daraufhin von ihnen aus dem Fenster gelassen wurde.
 

~oO~0~Oo~
 

Ich hoffe es hat euch gefallen und einige Fragen haben sich geklärt :)

Fluchtplan

>>>Vorwort<<<
 

xX13. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@sann: Aber nicht nur Voldemort ist ziemlich aufgelaufen, nicht?
 

@DarkDragonheart: Auch Dumbledore hat ziemlich blöd ausgesehen, nicht?^^
 

@MSAYA: Vor allem, dieser Heuler ist eigentlich völlig... ähhh... ungefährlich, oder? (Wenn nicht zufällig die Falschen mithören) Das war auch nur ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit. Zu der Kapitellänge: die springt bei mir immer. Mal sind es kurze, dann wieder lange und manchmal sogar verdammt lange ;)
 

@Sevara-Snape: Ja, wie sah er danach aus? Vielleicht erzähle ich auch eines Tages davon, was geschah, als die Eule des Lords zurückkehrte.
 

So, dieses Mal lad ich schon vor Anbruch der Morgenröte hoch, da Montags bei mir immer recht dicht ist...
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Fluchtplan ~*~
 

Es war noch früh am Morgen als der Held in seinem goldenen Käfig wieder aufwachte. Genüsslich rekelte er sich in dem weichen Bett. Schon lange hatte er nicht mehr eine so erholsame Nacht gehabt. In so einem Bett zu schlafen war was ganz anderes, als wie in dem Gestell, das er im Privet Drive hatte.
 

just what we all need

more lies about a world that

never was and never will be
 

Im Gegensatz zu dem Rest des Hauses, welches wegen der Musik nicht ordentlich hatte schlafen können, begann Harry einigermaßen erfrischt den neuen Tag. Ihm war durchaus bewusst wie sehr seine Musik an den Nerven zerren konnte, hatten seine Freunde sich schon genug darüber aufgeregt, doch ihm machte sie nichts aus, da seine Stimmung einfach nicht schlechter werden konnte. Auch wenn er gut geschlafen hatte, so war er immer noch Gast in dem Haus von dem Snakeface, was er so schnell wie möglich ändern wollte, denn dann konnte er das erste Mal die Ferien fern ab von seinen Verwandten genießen. Nur wo sollte er hin?
 

no fool laughs when you're pretending

but now i know she

never was and never will be
 

Zum Orden war völlig ausgeschlossen. Er wollte nicht zurück unter die Aufsicht seines Schulleiters. Die Aufsicht, der er vorerst entkommen war. Er brauchte Abstand. Abstand von dieser verlogenen Art seines Mentors. Abstand von der Welt aus Lügen, die er um den Sohn von James und Lily Potter konstruiert hatte. Harry konnte nicht mehr sagen, was Lüge und was Wahrheit war, er wusste nicht einmal wie nahe die Lügen an der Wahrheit waren.

Nur eins konnte er mit Gewissheit sagen: Solange er keine Antworten hatte, sollte er den Schulleiter nicht gegen sich aufbringen. Wenn Dumbledore ihn als Gefahr sah, dann würde er ihn entweder aus dem Weg räumen oder ihn gefügig machen. Nein, solange der alte Mann nicht an ihm zweifelte, waren er und seine Freunde einigermaßen sicher.
 

you don't know how you've betrayed me

and somehow you've got everybody fooled
 

Da gab es aber immer noch Voldemort und seine Todesser. Eine Konstante, die er einfach nicht bestimmen konnte. Er hatte den Mann einmal soweit gehabt, dass er ihm hätte zuhören müssen. Soweit, dass er ihm vielleicht hätte Antworten geben können, soweit, dass er seine Neutralität vielleicht anerkannt hätte, aber dann kam der Orden. Wenn er je herausbekommen sollte, wer diese verrückten Vögel verständigt hatte, wird derjenige seines Lebens nicht mehr sicher sein.

Am Ende hatte er zwar das Buch und den Stab gehabt, aber was hätte es ihm gebracht? Den dunklen Lord damit erpressen? Nein, dann hätte er immer noch nichts erreicht. Das wäre der falsche Weg gewesen. Es war ein direktes Gespräch mit dem Lord was er wollte, ein ehrliches Gespräch, wo er sich sicher sein konnte, in einem Stück zurück zu kehren, egal wie es verlief, am besten ein Gespräch, von dem der Lord selbst nichts mitbekam. Er wusste nicht wo dran er bei diesem launischen Mann war. Dieser Mann würde es wahrscheinlich zu seinem Vorteil nutzen, wenn er Pech hatte. Er könnte Dumbledore zeigen, dass derjenige, der stark genug war den dunklen Lord zu bezwingen, seinem eigenen Mentor nicht mehr vertraute, in der Hoffnung, dass der selbst den Goldjungen beseitigte.
 

without the mask where will you hide

can't find yourself lost in your lie
 

Dumbledores Reaktion hingegen konnte er umso besser abschätzen. Danach hätte Harry keine Chance mehr diesen Krieg zu überleben, keine Chance sich soweit es ging herauszuhalten. Er würde den Lord töten und Dumbledore damit an die Macht helfen. Alles wofür er das letzte Jahr gearbeitet hatte, all seine Mühen, wären umsonst gewesen.

So schnell würde sich keine Situation mehr ergeben, die Harry beherrschte, um dem Lord die nötigen Antworten zu entlocken, sich seiner Absichten bewusst zu werden. Solange er nicht verstand wie dieser Typ dachte, würde er ihm nicht über den Weg trauen und ihn als Gefahr betrachten, während er so gut es ging versuchte Dumbledore bei Laune zu halten.
 

i know the truth now

i know who you are*
 

Am aller wenigsten verstand er jedoch, was er hier eigentlich zu suchen hatte. Warum hatten sie ihn nicht einfach umgebracht? Warum hatten sie ihn nicht in eine Zelle gesperrt? Beim Barte Merlins, was war das für ein verdammtes Spiel, dass sie spielten?
 

Crowded streets are cleared away

One by One
 

Dachte der Lord, dass er sich von Dumbledore abgewandt hatte? Das hatte er!

Glaubte er, da er ihm seinen Stab zurückgegeben hatte, dass er jetzt auf ihrer Seite kämpfte? Das tat er gewiss nicht!

Er versuchte doch nicht alles, um der einen Seite zu entkommen, nur damit er jetzt von der anderen ausgenutzt werden konnte.
 

Hollow heroes separate

As they run
 

Harry gab ja zu, dass die gesamte Aktion, der ganze Trip in die Bibliothek primär darauf abzielte den Lord und seine Leute nicht in Dumbledores Falle tappen zu lassen.

Durch Zufall hatte Harry davon erfahren, hatte die Karte des gesperrten Untergeschosses der Bibliothek bei seinem Mentor gefunden. Er wusste, dass der Lord dort ein Buch suchte, wusste durch diesen, wie man es erlangte und mit Hilfe der Zwillinge hatte er ebenso erfahren, was der Schulleiter plante. Auch er war hinter dem Buch her und er wusste von Voldemorts Plänen, doch nicht durch Harry. Nein, er wollte neutral bleiben, so hatte er gesagt, dass seit ihrer Begegnung im Ministerium seine Verbindung mit dem Lord zusammen gebrochen war, was den Mann zwar enttäuschte, doch er nahm es hin.

Dumbledores Plan war es gewesen zu warten. Er hatte den Todessern die Arbeit überlassen wollen, um dann sich das Buch zu holen, bevor sie zurück aus dem Labyrinth aus Regalen voller Bücher und Pergamenten waren. So ein Feigling.
 

Wise men wonder while

Strong men die
 

Er musste hier raus. Als Gefangener war er in keiner guten Position zu verhandeln. Wenn er eines gelernt hatte in seinem Leben, dann dass es nichts umsonst gab. Wenn er wirklich aus den Händen Dumbledores entkommen wollte, dann würde er dem Lord etwas dafür geben müssen. Genau diese Gegenleistung war das Problem. Der Mann konnte quasi alles von ihm verlangen, wenn er erkannte, wie sehr Harry sich seinen Frieden ersehnte. Also brauchte er eine bessere Verhandlungsbasis, als seine Momentane, um seinen Teil in Grenzen zu halten, die er bereit war zu leisten und das hieß erst einmal von hier zu entkommen.
 

Show me how it ends it's alright

Show me how defenseless you really are
 

Auch wenn er sie nicht verstand, so gab ihm diese ganze Situation Hoffnung. Hoffnung, dass doch noch nicht alles verloren war, was er verloren glaubte, als er zurück zu seinen Verwandten ging. In dem Moment, in dem er die Türschwelle überschritten hatte, hatte er gewusst, dass Dumbledore diesen Sommer sein Ziel erreichen würde, dass er es schaffen würde seinen Willen endgültig zu brechen. Ihn zu dem machen würde, woran er schon seit Jahren arbeitete. Eine Waffe in seinen Händen, ohne jeglichen Willen.
 

satisfied and empty inside
 

Doch dann sind die Todesser gekommen und haben ihn aus dieser Hölle geholt, haben ihm eine Chance geboten den Sommer durchzustehen und weiter zu machen. Alleine hätte er es nie und nimmer vor seinem siebzehnten Geburtstag geschafft. Er hatte versucht durchzuhalten. Hatte versucht sich nicht zerstören zu lassen, doch mit jedem Tag hatte er zusehen müssen, wie sie langsam ihr Ziel erreichten. Das wollte und konnte er nicht zulassen. Lieber beendete er sein Leben, als zu einer willenlosen Puppe zu werden. Doch jetzt war er wieder im Spiel und er würde für sein eigenes Leben kämpfen.
 

That's alright, let's give this another try**
 

„Ach verdammt! Spiel endlich was anderes, das geht langsam auch mir auf die Nerven“ grummelte Harry seinen modifizierten iPod an.
 

So pretty in scarlet

So pretty in scarlet
 

Harry musste laut aufstöhnen. Irgendwie hasste er dieses verfluchte Ding. Es hatte seinen eigenen Willen, den es viel zu gerne durchsetzte. Als wäre das Lied besser. Es erinnerte ihn zu sehr an seinen ersten großen Fehler seit er wusste, dass er ein Zauberer war. Ein Fehler der ihn heute hier her gebracht hatte, auf der Suche nach der Wahrheit, auf der Suche nach Antworten. Der Fehler der ihn hat so vorsichtig und misstrauisch werden lassen und das half nicht dabei Antworten zu finden. Dafür müsste er vertrauen, etwas das ihm nicht leicht fiel. Zu lange, zu oft wurde er belogen.
 

it seems alright

to find a place without a single lie
 

Dumbledore hatte ihn geformt und er musste neidlos zugeben, dass der alte Mann verdammt gute Arbeit geleistet hatte. Er hatte ihn zu dem getrieben, was er heute war. Er hat ihn Ron geschickt, der ihm Gruselgeschichten über Slytherin erzählt hatte und er hatte es, so naiv wie er war, geglaubt. Er hatte sich gewehrt zu den Schlangen zu kommen, wo er vor dem Einfluss des Schulleiters einigermaßen sicher gewesen wäre. Hat sich stattdessen in das Hause Gryffindors stecken lassen, wo er ihm ausgeliefert war.
 

You want to live a lie and I’m pretty in scarlet

come on

you want to wash it down and I’m pretty in scarlet

I turn myself to say goodbye
 

Alles nur, um dem Bild des Helden, der den dunklen Lord einst besiegte, gerecht zu werden. Nur um eine Figur zu symbolisieren, die die Massen bewundern konnten. Doch der kleinste Fehltritt und er wurde geächtet, verspottet und auf die Seite geschoben, bis man ihn wieder brauchte, bis er wieder dem Bild des strahlenden Helden entsprach. Doch nicht jedes Märchen hatte ein Happy End und er wehrte sich endlich in einem solchen zu leben.
 

I’m pretty in scarlet

I turn myself to say goodbye*3
 

Wieder war er abgeschweift.
 

„Verdammtes Drecksding. Sei mal für eine halbe Stunde ruhig“ fauchte er aufgebracht.

Wie sollte er seine Flucht planen, wenn er immer wieder abschweifte? Immerhin war es jetzt ruhig. Wahrscheinlich waren ihm die Bewohner für das bisschen Ruhe dankbar, doch das interessierte ihn jetzt nicht. Er musste hier raus.
 

Aber wie sollte er das am Geschicktesten anstellen? Sein erstes Hindernis war die Tür. Jemand musste sie für ihn öffnen, doch dafür blieben nur die Leute des Lords. Die würden ihn aber sofort wieder einfangen und jegliche Fluchtversuche im Keim ersticken. Sie müssten abgelenkt sein. Abgelenkt genug, dass sie nicht weiter registrieren, dass er weg war und anfingen ihn zu suchen.
 

Dann brauchte er Zeit. Wer weiß wie groß dieses Haus war, wenn er schon in einem so großen Zimmer wohnte. Wie groß war dann erst der Rest? Sein Ablenkungsmanöver müsste wirklich alle ablenken, doch wie sollte er das machen? Niemand durfte ihn erwischen, während er durch die Gänge irrte, völlig blind und orientierungslos. Himmel noch eins, dieser ganze Mist war einfach zum Scheitern verdammt, aber er musste es trotzdem versuchen, blieb ihm ja groß nichts anderes übrig. Egal was er sich überlegte, entweder war es definitiv nicht gut genug, oder außerhalb seiner Möglichkeiten, dabei war ein Drache bestimm genau das was er jetzt brauchte. Das würde sie wahrscheinlich wirklich alle ablenken, während er sich einen Weg nach draußen suchte. Aber woher sollte er einen Drachen nehmen?
 

Wenn er erst einmal aus dem Gebäude war, musste er auf sein Glück bauen, dass er ungesehen verschwinden konnte. Am besten unter seinem Tarnumhang. Ihn im Haus zu benutzen wäre vielleicht auch eine Idee, aber der magische Stoff beeinträchtigte seine empfindliche Wahrnehmung. Zum einen drangen Gerüche kaum durch ihn hindurch, was zwar ein Vorteil für ihn war, da man ihn auch dann nicht riechen konnte, wenn er direkt unter der der großen Hakennase von Snape stand und außerdem konnte er schlecht seine Hände zum ertasten der Umgebung benutzen, denn es wäre doch auffällig, wenn zwei körperlose Arme durch die Gänge schwebten. Der Umhang war vielleicht am Anfang zu nützt, danach leider nur hinderlich.
 

Was stand ihm noch zur Verfügung? Eigentlich nichts Nützliches außer seinen Bannen, mit denen er die Tür zurzeit versperrte, doch die hielten auch nicht ewig. Vielleicht noch bis zum Abend und für einen längeren Aufenthalt hatte er nicht genug, um sich die ganze Zeit in diesem Zimmer zu verbarrikadieren. Erschwerend kam hinzu, dass er Hunger bekam. Zwar müssten noch ein paar Notreserven in seinem Koffer sein, doch auch die würden nicht ewig halten.
 

Es war einfach zum Verrückt werden. Seit einem Jahr hatte er nun versucht herauszufinden wer er war und wie die Welt sich eigentlich drehte. Oh, er hatte Antworten auf viele seiner Fragen, doch die große Unbekannte blieb einfach der dunkle Lord und seine Konsorten. Wieso musste er also ausgerechnet hier landen?
 

Nein, so kam er einfach zu keinem Ergebnis. Vielleicht half ihm ja eine schöne heiße Dusche sich etwas zu entspannen und sich einen Plan zu überlegen, oder ein angenehmes Bad. Über Harrys Rücken lief ein angenehmer Schauer. Ja, ein Bad wäre genau das richtige. Außer seiner Session im Vertrauensschülerbad, hatte er noch nie die Gelegenheit bekommen einmal zu baden. Bei seinen Verwandten konnte er schon dankbar sein, wenn er mal duschen durfte. Nein, ein Bad war jetzt genau das Richtige. Voller neuem Enthusiasmus schlug er die Decke beiseite und schwang seine Beine aus dem Bett.
 

Vorsichtig tapste er über einige Trümmer durch den Raum ins Bad. Gestern hatte er seinen ganzen Frust, hier eingesperrt zu sein, an der Inneneinrichtung ausgelassen. Das Einzige, was er ganz gelassen hatte, war das Regal mit seinen Büchern. Die Platte des Glastisches war nur noch ein Haufen Scherben, sowie die Spiegel der Kommode und des Kleiderschrankes. Der Schreibtischstuhl, sowie die Nachtschränkchen waren zersplittert, als sie unliebsame Bekanntschaft mit einer der Wände gemacht hatten. Die Couch, die Sessel, sowie die Vorhänge vom Bett und den Fenstern hatte er mit einer der scharfkantigen Scherben, die überall im Raum verteilt waren, zerschnitten, dass fast nur noch Fetzten zu sehen waren. Auch wenn ihm sein Tobsuchtsanfall nicht viel gebracht hatte, dann immerhin die Befriedigung das Haus auseinander genommen zu haben, oder wenigstens einen Teil davon.
 

~*~

Rrwoooaaaw!

„Himmel noch eins!“

Erschrocken war der schwarzhaarige Junge aufgefahren. Bis eben hatte er entspannt in der großen, tatsächlich im Boden eingelassenen Wanne gelegen und seinen Gedanken nachgehangen. Kaum hatte er mal ein bisschen Ruhe gefunden, musste das verfluchte Ding wieder losplärren. Vielleicht hätte er seine Worte vorhin etwas anders wählen sollen, denn wenn er eine halbe Stunde sagte, dann zählte das Ding sie rückwärts, bevor es wieder anfing.
 

Burning now I bring you Hell!
 

Die ganze Zeit spielte es die melancholischsten Lieder und grade jetzt fing es wieder mit so was an.
 

Oh, burning now I bring you Hell!
 

„Ich werde dir gleich die Hölle auf Erden beschaffen.“

Grummelnd stieg er aus dem warmen Wasser, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und stapfte zurück in sein Zimmer. Vorsichtig stieg er über den ganzen Schutt hin zum Schreibtisch, der noch in einem Stück war, wo das kleine Gerät drauf lag und fröhlich vor sich hin röhrte.
 

Read me tonight, when the warnings said leave a shudder upon you

Running from all that you feared in your life
 

„Am besten ich werfe dich in den Kamin und warte darauf, bis die Flammen das letzte bisschen von dir in ein Häufchen Asche verwandelt haben, dann siehst du was die Muggel unter Hölle…“

Harry verstummte jäh, als Zahnräder in seinem Kopf anfingen zu arbeiten. Man hätte das leise Klicken und das Einrasten vielleicht sogar hören können, wenn die Musik nicht so laut gewesen wäre.
 

Free me tonight, as the animal kings breathe their terror upon you

Caught in the moment, engaging in my

Bloodlust tonight, now I can't control my unbalanced soul

Get back from me demon, or be exorcised!
 

Das war die Idee! Was könnte alle mehr ablenken als die Hölle? Sie wären alle vollauf beschäftigt und er könnte in dem Getümmel unbemerkt verschwinden.
 

„Endlich bist du mal zu was gut.“

Sichtlich zufrieden legte sich Harry zurück in die Wanne um seinen Plan den letzten Schliff zu geben. Das konnte ein Spaß werden. Ja, so hielt man den Lord und seine Todesser auf Trapp und verantwortete gerne das ein oder andere graue Haar.
 

Burning now I bring you Hell!*4
 

~*~

Die Sonne war bereits untergegangen, als Harry die letzten Dinge auf den Stapel aus einigen von seinen alten Klamotten und irgendwelchem Trümmern der Möbel, die er zerlegt hatte, warf.
 

Sie küsste sanft ihr liebstes Spielzeug

Bevor sie es zerbrach
 

Den ganzen Tag hatte er das Haus weiter mit seiner Musik terrorisiert, doch außer den verzweifelten Versuchen seinen Bann zu brechen, war nichts von ihnen gekommen. Ab und zu hatte er sich mit dem Lord durch die geschlossene Tür seines Zimmers angelegt, was ihm jedoch nur stechende Kopfschmerzen gebracht hatte. Auch andere, ihm fremde Stimmen, hatten versucht ihn dazu zu bewegen endlich raus zukommen und was zu essen, doch da sie ihn nicht gehen lassen wollten, ignorierte er sie und drehte einfach die Musik wieder auf.
 

Sie holte leis das letzte Streichholz

Aus Vaters Schrank hervor
 

Nach einigem Suchen fand er auch endlich eine Packung Zündhölzer in seinem Koffer, die er irgendwann mal da hinein geworfen hatte. Mit Hilfe von ein paar leeren Pergamentrollen hatte er den Stapel recht schnell in Brand gesetzt. Schrill heulten die Warnzauber los, als dicker, schwarzer Qualm aufstieg.
 

Ich hoffe, dass wir uns nie wieder sehn!
 

Harry nahm sich seine Umhängetasche, die er normalerweise für den Unterricht benutzte, und warf seinen Tarnumhang über. In der Tasche hatte er seine restlichen, ihm wichtigen Dinge, wie die Karte des Rumtreibers, den Spiegel von Sirius und noch ein paar andere Dinge. Den Rest, welchen er weder mitnahm, noch für seinen Plan direkt brauchte, hatte er in seinem Koffer im Bad verstaut. Wenn alles gut ging würden sie das Feuer rechtzeitig löschen, bevor es auf andere Räume übergriff und wer wusste schon, ob alles gut laufen würde?

Jetzt hieß es abzuwarten, bis sie kamen, denn seine Banne müssten vor wenigen Augenblick gefallen sein.
 

Damit ihr wisst, wie es ist

In der Hölle zu sein

Damit ihr wisst, wie es ist

Nach Erlösung zu schrein

Nur deshalb komm ich zurück

Mit flammendem Blick

Ich nehm das letzte Streichholz

Und verbrenne eure schöne heile Welt *5
 

Langsam klang die Musik aus, bevor sie endgültig verstummte. Man hörte nur noch das Sirren der Alarmzauber, die von dem Feuer berichteten und die schweren Schritte der rennenden Hausbewohner, welche sich aufgeregt irgendwas zuriefen. Fast das ganze Zimmer stand nun lichterloh in Flammen und schwerer, beißender Rauch brannte in den Lungen des Jungen, der neben der Tür stand und auf den Augenblick wartete, in dem die Tür sich öffnen würde.
 

~*~

Wie er es genau geschafft hatte an den Anwesenden vorbei zu kommen, konnte er nicht mit Gewissheit sagen, doch eines war klar: Er hatte es geschafft.

Wer es war, der mit einem Ruck die schwere Holztür aufgerissen hatte, war ihm egal, es ging alles einfach zu schnell, denn in dem Moment, in dem neuer Sauerstoff das Feuer nährte, schlug es aus dem Zimmer. Nur der schnellen Reaktion dieser Person war es zu verdanken, dass weder diese, noch Harry, der sonst in sie hineingerannt wäre, von den Flammen verletzt wurden.
 

Überall waren aufgeregte Stimmen, die dem Jungen sagten, wo die Leute standen, denen er ausweichen musste. So huschte er unbemerkt an den erschrockenen Todessern vorbei und verschwand um die nächste Ecke, wo er etwas ungelenkig jemanden ausweichen musste der schnell an ihm vorbei rannte. Nur das Prickeln seiner Narbe sagte ihm, dass nun auch der Lord da war.
 

Er rannte den Gang hinunter und vergewisserte sich, dass er allein war, bevor er das Erbstück seines Vaters in seine Tasche steckte. Behutsam und immer auf Geräusche, Gerüche, oder kleine Erschütterungen von Schritten achtend huschte er durch die Gänge des Anwesens, ohne im Entferntesten eine Idee zu haben, wo er letztendlich hin musste. Das einzig Erfreuliche an der ganzen Sache war, dass alle entweder vor seinem Zimmer waren, oder sich in Sicherheit vor dem Feuer gebracht hatten. Wenigstens hatte der Teil seines Plans geklappt.
 

~*~

Mit Mühe und Not hatte Lucius Malfoy es geschafft den Lord zu packen und mit festen Griff davon abzuhalten, irgendwas Dummes zu tun.
 

„Tom, zur Hölle noch mal. Wenn du in die Flammen rennst, ist das dein Tod. Soweit ich mich erinnere bist du nicht sonderlich Feuerresistent.“

Außer den beiden Männern waren nur noch zwei Jungen und eine Frau vor dem brennenden Raum, der Rest wurde fortgeschickt, um einer eventuellen Panik entgegen zu wirken und den Alarm abzustellen.
 

Der weißhaarige Junge, sowie die streng wirkende Frau mit den kurzen, dunkelblauen Haaren trugen beide Morgenmäntel, da sie sich bereits für das Bett fertig gemacht hatten. Zusammen standen sie in der Tür und versuchten das Feuer zu löschen.

Der letzte von ihnen, ein blonder junger Mann, dessen Ähnlichkeit zu Lucius Malfoy nur schwer zu leugnen war, blickte abwesend in den Raum, als versuche er was zu finden, das nicht in ihm war.
 

„Dieser verdammte Bengel darf nicht so einfach sterben! Nicht bevor ich meine Antworten habe. Wenn das irgend so eine neue Schnapsidee von dem Mistkerl war, will ich wissen, was er damit bezweckt mir meinen Stab zurück zu geben.“
 

„Ich habe bereits gesagt, dass irgendwas daran faul ist. Was ist, wenn der Junge eigenmächtig handelt? Was ist, wenn er endlich erkannt hat, dass er nur ein Mittel zum Zweck ist?“
 

„Wenn du Recht haben solltest Lucius, dann würde ich ihm mit Freuden Schutz anbieten, dafür dass er neutral bleibt. Aber dafür muss ich mit ihm sprechen.“

Aufgebracht fauchte der Braunhaarige, der immer noch eisern von dem blonden Mann festgehalten wurde.
 

„Wie lange braucht ihr noch Zabini?“
 

„Wenn du mich anfauchst wird es auch nicht schneller gehen“ sprach die Frau eisig.

Sie konnte es nicht leiden wenn sie gehetzt wurde, besonders wenn das in einem solchen Ton von statten ging.
 

„Er ist nicht da drin Tom! Ich kann keine Aura wahrnehmen. Außerdem scheint Draco auch nichts zu fühlen!“ nickte der Junge neben der Frau zu seinem Freund.

Es war das erste Mal, dass der weißhaarige Junge das Wort erhob. Seine Stimme war fest und er klang konzentriert.
 

„Niemand kann seine verdammte Aura spüren, Blaise. Genau das ist ja das Problem, wenn er bei Kräften ist. Kümmre dich lieber um das Feuer, statt deine Energien zu verschwenden.“
 

„Tom! Hör endlich auf! Mein Sohn kann auch nichts für deine schreckliche Laune.“

Mit einem wütenden Blick strafte die Frau ihren Lord, bevor sie sich wieder dem Feuer zuwandte, doch der Mann schnaufte nur abfällig.
 

Nach und nach erlosch das Feuer immer weiter, bis nur noch einige der schwarzen, verkohlten Überreste leicht glühten. Alles war feucht von dem Wasser, mit dem sie das Feuer gelöscht hatten.
 

„Schaut im Bad nach. Wenn der Junge schlau war, hat er sich vor dem Feuer dahin gerettet“ wies der Lord die anderen an, ohne jemand bestimmtes zu mein, während sie das Zimmer inspizierten, um den Jungen zu finden.

Der durchweichte Teppich gab, an einigen Stellen, schmatzende Geräusche von sich, wo er nicht von den Flammen zerfressen wurde, als sie darüber Schritten.
 

„Im Bad ist niemand, nur sein Koffer“ verkündete Blaise, nachdem er sich in dem Raum umgesehen hatte.
 

„Hier. Das sieht aus, als hätte jemand ein Lagerfeuer mitten im Raum entzündet.“

Draco wies auf einen Haufen mitten im Zimmer, in dem noch einige Stoffreste und glühende Hölzer zu sehen waren. Jeden von ihnen dämmerte in dem Moment, dass das Feuer kein Unfall gewesen war, sondern gelegt worden war.
 

„Ich werde dieses Satansbalg so verfluchen, dass es nicht mehr weiß wo ihm der Kopf steht, wenn ich ihn in die Finger kriege“ fluchte der Lord lautstark.

Er hatte es sich bei weitem nicht so anstrengend vorgestellt, den Jungen festzuhalten.
 

„Wenn er nicht hier ist, dann muss er entkommen sein. Los, wir müssen ihn finden!“

Noch bevor die fünf wieder aus dem Raum waren, durchströmte plötzlich eine Welle wilder Magie das Gebäude. Einen Moment stocken sie, bevor sie sich wieder fingen
 

„Bei allen Göttern, wer war das?“

Lucius Malfoy war um einiges blasser geworden, sowie die anderen, die bei ihm waren. So einen Ausbruch hatte er noch nie erlebt. Diese Magie war unfokussiert, schien einfach ausgebrochen zu sein. So was geschah nicht einfach so.
 

„Das war Potter. Das war eindeutig seine Magie. Irgendwas scheint nicht zu stimmen.“

Die anderen nickten ihrem Lord zu, bevor sie schnell der Magiewelle zu ihrem Ursprung folgten.
 

~*~

Harry wurde schwindelig und ihm war so unsagbar übel. Irgendwas stimmte doch nicht mit ihm.
 

/Nicht jetzt! Verdammt! Nicht jetzt wo ich hier fast raus bin!/

Mit der rechten Hand stützte er sich an einer Säule in der großen Vorhalle ab und sank langsam an ihr herab. Seine Muskeln versagten ihm nun vollends den Dienst. Ein Brennen durchzog von einem auf den anderen Moment seinen Körper, so dass er glaubte, flüssige Lava würde in seinen Adern pulsieren. Eine Welle Magie explodierte quasi und strömte durch das Gebäude, während sein Körper sich unter den Schmerzen, die darauf folgten, aufbäumte und er erstickt aufschrie.
 

/Shit. Jetzt wissen sie wo ich bin und werden gleich hier sein./

Warum musste er grade jetzt einen Zusammenbruch haben? Er war doch erst seit vier Tagen aus dem Haus seiner Verwandten. Hatte der Schulleiter den Fluch geändert, den er über ihn gesprochen hatte? Der Fluch, der genau das verursachte, wenn er nicht binnen fünf Tagen an seinen neuen Aufenthaltsort angepasst wurde. Sollte er sich zu weit von diesem entfernen und nicht vor Ablauf der Frist zurückkehren, dann brach er zusammen. Sozusagen eine Art Rückversicherung, für den Fall, dass Harry es schaffte zu türmen, damit man ihn schnell wieder finden konnte.

Das hier war wohl der denkbar schlechteste Augenblick dafür. Irgendwer musste ihn da oben einfach hassen.
 

„Wir hassen dich nicht kleines Engelsblut.“

Ein Schauer überfiel den Jungen, als er diese vertraute Stimme neben sich hörte.
 

„Raziel? Was tust du hier? Wie bist du hier rein gekommen?“

Harrys war völlig erstaunt über die Anwesenheit des Mannes, was sogar den Schmerz in den Augen verdrängte.
 

„Ich komme überall hinein, aber das weißt du doch.“

Die Stimme war warm und freundlich, so wie er sie kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich noch genau daran, wie der Mann ausgesehen hatte, dem diese zarte Stimme gehörte. Er war groß gewesen. Groß und schlank. Seine glatten blonden Haare waren ihm sanft in die Stirn gefallen und seine hellen blauen Augen, die ihn so an den Himmel im Sommer erinnerten, hatten so einen seltsamen Glanz, ein fast überirdisches Strahlen in ihren unglaublichen Tiefen. Sein altersloses Gesicht war freundlich und unglaublich fein geschnitten. So stellte man sich einen Engel vor. Nie würde er dieses Gesicht vergessen, denn es war das letzte gewesen, dass er seit dem verhängnisvollen Sommer gesehen hatte.
 

„Holst du mich hier raus?“

Sanft strich eine Hand durch seine wilden Haare, fuhr beinahe entschuldigend seine Schläfe hinab.
 

„Du weißt es ist uns nicht erlaubt uns einzumischen.“

Harry schnaubte frustriert. Er würde nie ihre Regeln verstehen und er war dankbar dafür, dass sie nicht für ihn galten. Gequält schloss er die Augen. Die nächste Entladung begann sich aufzubauen.
 

„Was tust du dann hier? Umsonst kommst du bestimmt nicht hier her.“
 

„Nein. Ich wollte dir eine Rat geben.“
 

„Was verlangst du dafür?“

Der Mann konnte sich ein sanftes Lächeln und ein helles Lachen nicht verkneifen, als er sanft mit seinen Fingern über kleine schwarze Symbole neben Harrys rechtem Augen strich, welche bisher von den wilden Haaren des Jungen verdeckt waren. Symbole, die denen sehr ähnlich sahen, welche der Junge am vorherigen Tag auf die kleinen Zettel geschrieben hatte. Wehmut konnte man in den erstaunlichen Augen erkennen.
 

„Nein, dieser Rat wird dich nichts kosten. Bleib hier und gib diesen Leuten eine Chance. Hör dir an was sie zu sagen haben und versperr dich nicht gegen das, was sie bereit sind dir zu geben. Nicht alle sind so, wie die, die dich benutzt haben. Nicht alle sind schlecht.“
 

„Und das soll ich dir glauben?“

Doch wenn Harry eines tat, dann den Worten Raziels glauben. Er würde ihn nicht anlügen, schon alleine weil es ihm verboten war.
 

„Lerne ihnen zu vertrauen. Ich muss wieder gehen. Sie kommen gleich. Pass auf dich auf kleines Engelsblut.“
 

„Du auch Raziel und lass dich mal wieder blicken, wenn nicht grade Not am Mann ist.“

Wieder lachte der Mann, bevor er einfach verschwand.
 

Frustriert seufzte der Junge auf, doch im nächsten Moment befreite sich eine erneute Welle der Magie und pulsierte einen Augenblick durch die Gänge, bevor sie wieder verebbte.

Schritte erklangen und eine Tür, nicht weit von ihm entfernt flog krachend auf.
 

„Da vorne ist er!“

Das war eindeutig die Stimme von Regulus gewesen, doch er war nicht alleine.

Schwer atmend lag Harry mit dem Rücken auf dem kalten Boden und versuchte mit aller Macht gegen die Ohnmacht anzukämpfen, doch sie schien den Kampf langsam zu gewinnen.

Nur schwerlich erkannte er den Mann, der sich über ihn beugte, um ihn sich genauer anzusehen, als Professor Snape. Der Geruch nach Kräutern, das konnte nur er sein.
 

Vielleicht hatte Raziel Recht und es wurde Zeit sein Leben zu ändern. Zeit wieder zu vertrauen. Vielleicht konnten sie ihm wirklich helfen, wenn er es zuließ.
 

„Mas...ti...o...ri...on...“ brachte Harry unter Mühe hervor.

Einfach alles an seinem Körper tat weh und er war erschöpft. Wieso musste eigentlich immer er so was über sich ergehen lassen?
 

„Mastiorion-Trank?“ fragte der Tränkemeister skeptisch.

Er wusste nicht, was der Junge mit einem so starken Trank wollte und vor allem wüsste er gerne woher diese Katastrophe von einem Schüler von diesem Trank wusste, da er stark bezweifelte, dass grade Harry Potter freiwillig ein Buch über Zaubertränke anrührte.

Harry nickte, kniff aber die Augen fest zusammen, da sein Kopf meinte bald explodieren zu müssen. Der Lord schien in unmittelbarer Nähe zu sein. Klasse.
 

„Wieso...?“ wollte er misstrauisch wissen, doch der Junge unterbrach ihn, bevor er die Frage überhaupt hatte formulieren können.
 

„Fr...ag....nicht... einfach...AHH.“

Er schrie laut auf, als eine erneute Welle Magie durch den Bann hervorbrach und dann verlor Harry das Bewusstsein.
 

~oO~0~Oo~
 

Ich habe Ausschnitte aus folgenden Liedern verwendet:

* Evanescence - Everybody's Fool

** Breaking Benjamin - So Cold

*3 Guano Apes - Pretty in Scarlet

*4 Disturbed - Hell

*5 Oomph! - Das letzte Streichholz

Gebrochener Bann

>>>Vorwort<<<
 

xX14. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Das ist doch Harry, zwar versucht er es, aber irgendwie läuft doch selten etwas so wie bei anderen, nicht? Und dieses Exemplar von einem IIPod ist auch etwas sehr eigenwillig, wie sein Besitzer.
 

@DarkDragonheart: Wenn Harry irgendwann einmal nach Hogwarts geht, aber das dauert noch... erst Mal muss er den Sommer hinter sich bringen^^ Was sonst noch beim dunklen Orden schief läuft, jetzt wo sie Harry Potter haben, das erfährst du nur hier, bei Sense ;D
 

@sann: Schön, dass es gefallen hat. Wer dieser Engel ist, das wirst du schon bald erfahren ;)
 

@Sevara-Snape: Die Schmerzen will keiner haben, aber so ist es nun mal, nämlich nicht einfach.
 

Dann viel Spaß beim Lesen :)
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Gebrochener Bann ~*~
 

Wenige Stunden später fuhr Harry senkrecht aus dem Schlaf auf, in den er gefallen war. Verwirrt stellte er fest, dass er schon wieder in einem Bett gelandet war. Was spielten die hier eigentlich?

Er hatte eines der Zimmer völlig auseinander genommen, es in brand gesteckt und versucht zu entkommen.

Trotz allem, war er schon wieder in einem Bett und nicht in einem Verlies gelandet.
 

Etwas sauer, dass ihn anscheinend alle hier verarschen wollten schlug er die Decke weg und sprang auf. Wenige Sekunden später musste er feststellen, dass das ein Fehler gewesen war, da seine Beine einfach nachgaben und ihn nicht schienen tragen zu wollen. Verwundert stellte er fest, dass er überhaupt kein Gefühl in ihnen hatte.
 

/Was soll denn das jetzt? Wie habe ich es da überhaupt geschafft sie über die Bettkante zu schwingen?/ stellte er zuerst verwundert fest, bevor er das genauer unter die Lupe nahm.

Zuerst strich er die nackte Haut entlang, bis er etwas beherzter zuschlug, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Keinerlei Gefühl. Auch sie zu bewegen oder zumindest mit den Zehen zu wackeln gelang ihm nicht. Langsam machte es ihn nervös, da er nicht einzuordnen wusste, was genau geschehen war, nachdem er mit Raziel gesprochen hatte. Da war der Geruch von Kräutern gewesen, doch was dann passiert war, schien hinter einer dichten Nebelwand zu liegen.
 

/Haben sie mir jetzt die Beine gelähmt, damit ich nicht mehr abhauen kann? Nein, das ist unter der Gürtellinie. Das würden sie nicht wagen. Oder?/

Was hatte er gerochen? Kräuter? Snape! Was hatte er der Fledermaus gesagt? Hatte er überhaupt mit ihm geredet? Irgendwas war anders mit ihm, doch was?
 

/Halt Mal. Sekunde. Meine Magie. Dieser verdammte Fluch war doch losgegangen und ich habe die Kontrolle verloren. Genau. Und dann hab ich nach dem Trank gefragt, doch was war danach?/

Verzweifelt raufte sich der Junge die Haare, da von da an alles Schwarz war, doch plötzlich traf es ihn wie der Schlag. Konnte es sein?
 

„Sie haben ihn mir gegeben“, stellte er mit erstickter Stimme fest.

Sie hatten ihm wirklich den Trank gegeben, der den Fluch und die Banne gebrochen hat, die der alte Schulleiter auf ihn gelegt hatte, damit er kontrollierbar blieb. Banne, die nur ein gewisses Maß an Magie zuließen, was gerade Mal reichte ein paar vernünftige Zauber zustande zu bekommen.

Und so hatte er dem Schrecken der Zaubererwelt entgegentreten sollen? Das wäre sein Tod gewesen, wobei der von Voldemort nicht einmal sicher gewesen wäre.
 

Einige der Banne hatte Raziel von ihm genommen, als sie sich das erste Mal getroffen hatten, doch bei weitem nicht alle. Heute wusste er, dass er in erster Linie den gelöst hatte, der die Magie seines Blutes verschlossen hatte. Diese Banne waren jedoch nicht von dem Schulleiter. Nein, denn der war nie darauf gekommen daran zu zweifeln, was seine Eltern waren, daran zu zweifeln, dass seine Eltern einfache Menschen waren. Nein, sie waren es gewesen, die ihn dadurch schützen wollten, sollte ihnen was passieren und es hatte ihn wahrlich geschützt, sicherte ihm heute sogar einen Vorteil, da er so nicht richtig eingeschätzt werden konnte.
 

Aber warum hatte gerade Snape ihm geholfen? Es war vielleicht nicht das erste Mal, das war ihm durchaus bewusst, aber dass er dieses Gebräu auf Lager zu haben schien, erstaunte ihn einfach mehr als alles andere. Der Trank war nicht nur schwer zu brauen, auch an die Zutaten kam man nicht so leicht. Er selbst hatte zwar vorgehabt sich an die Herstellung zu wagen, doch kam er einfach nicht an einige der seltenen Zutaten ran, die Snape nicht Mal in seinen Privatgemächern in Hogwarts lagerte.
 

Ja, Harry war bei dem Tränkemeister, zusammen mit Neville eingebrochen, aber es war sinnlos gewesen, denn einige der wichtigsten und zudem seltensten Zutaten, die unter anderem verboten waren, konnte er dort nicht finden.
 

Immerhin hatten sie dort ihren Spaß gehabt, auch wenn der Tränkemeister danach für Wochen unausstehlich gewesen war, besonders da er, mal wieder ohne jeglichen greifbaren Beweis, davon überzeugt gewesen war, dass Harry hinter der Umdekorierung seines Schlafgemachs steckte. Gut, er hatte Recht, aber auf monatelanges Nachsitzen konnte Harry dann doch verzichten, also hatte er geschwiegen und genossen.
 

/Zurück in die Gegenwart/ ermahnte er sich.

Wenn sie ihm also wirklich den Trank gegeben hatten, dann würde das immerhin auch erklären, warum sein Körper ihm nicht mehr gehorchte. Dadurch, dass er seit er ein Jahr alt war, also seit fast sechzehn Jahren, gebannt war, musste sich sein Körper erst einmal an die neue Magie gewöhnen, die ihm nun zur Verfügung stand. Auch wenn er bereits auf die Magie, die er von seinen Eltern hatte, zugreifen konnte, so auch nur in einem gewissen Maß. Da konnte es schon vorkommen, dass Lähmungserscheinungen auftreten konnten, oder Schwächeanfälle, doch würde das in ein paar Tagen wieder abklingen und er hatte wieder die völlige Kontrolle über seinen Körper und seine Magie. Darüber, dass der Bann, der seine Augen blind machte, nicht durch diesen äußerst starken und wirkungsvollen Trank gelöst worden war, war er nicht besonders verwundert. Im Gegenteil, es hätte ihn schockiert, wenn ein solch mächtiger Engelsbann dadurch hätte gebrochen werden können.
 

So machte er sich letztendlich auch keine großen Sorgen darum, dass er sich immer noch etwas heiß fühlte und das schon seit er hier das erste Mal erwacht war. Er schob es auf die Magie, mit der sie ihn geheilt hatten und jetzt noch das brechen des Fluches. Sein Körper war wahrscheinlich ein bisschen strapaziert worden, durch die fremde Magie. Das würde bald schon wieder abklingen.
 

Vielmehr Gedanken machte er sich um die Worte Raziels. Er vertraute auf dessen Worte, auch wenn er ihn nur wenig kannte, so wusste er doch, dass dieser sich an die Regeln halten musste. Er sollte zuhören und er beschloss, dass er es versuchen wollte. Was konnten sie schon mehr tun, als ihn anzulügen?
 

/Klasse Gedanke! So richtig aufbauend!/

Eine Tür öffnete sich und jemand trat in das Zimmer ein, was ihn aus seinen Gedanken holte. Harry brauchte nicht aufzublicken um zu wissen wer es war. Hätte ja eh nichts gebracht. Der Mann sah sich verwundert um, als er bemerkte, dass das Bett leer war. Erst nach einigem Suchen entdeckte er den Gryffindor, der davor auf dem Boden saß.
 

„Was wird das wenn es fertig ist?“ fragte er amüsiert.

Nun wandte sich das Gesicht des Jungen zu ihm und Trotz sprach aus seinen Augen.
 

„Mein nächster Versuch raus zu kommen, oder wonach sieht das hier bitte aus?“

Der Sarkasmus war in jeder Silbe fast zu greifen, was jedoch nur ein Lächeln auf die Züge des Mannes legte.
 

Ja, der Junge blieb trotzig, auch wenn sein Fluchtversuch gestern schief gelaufen war. Aber Regulus war beeindruckt gewesen, dass er es soweit geschafft hatte. Die meisten verliefen sich hier und das obwohl sie sehen konnten. Drei Monate hatte es ihn selbst gekostet, sein Zimmer zu finden, ohne in dem falschen Flügel zu landen. Nie würde er behaupten, dass er das Anwesen nicht mochte. Es war einladend, wenn Harrys Musik die Stimmung nicht drückte, und trotz der stilvollen und vor allem edlen Einrichtung, gemütlich, auch wenn der Architekt ein riesiges Labyrinth daraus gemacht hat.
 

Die meisten Bewohner waren in den unzähligen Gängen und Räumen auf der Suche nach dem Potterjungen umhergehetzt. Das einzig Beruhigende war gewesen, dass sich um diese Zeit die niederen Todesser, die oft anzutreffen waren, in die meisten Flügel keinen Zugang hatten und um diese Zeit so oder so nicht da waren, sollte der Junge sich doch in die wenigen Bereiche verirren. Er selbst war mit Severus in den Kerkern gewesen, wo der Schülerschreck seine Laboratorien hatte. Der junge Black half dem Mann oft beim Brauen, denn auch wenn er Severus Snape nicht das Wasser reichen konnte, so war er nicht grade der Ungeschickteste in dieser Kunst. Von der ganzen Aufregung hatten sie nichts mitbekommen und waren erst aufgeschreckt, als die Magie des Jungen wild durch die dunklen, feuchten Gänge dort unten pulsierte.
 

„Immerhin steht nichts in Flammen. Komm steh auf. Ich soll dich zum Essen holen.“

Sein Lachen war dunkel im Gegensatz zu dem seines Bruders, welches man eher mit dem Bellen eines Hundes vergleichen konnte.
 

„Ich werde nicht mit Snakeface essen!“

Fasziniert beobachtete der Mann, wie sich die Unterlippe des Knaben vorschob und er die Arme vor der Brust verschränkte, auch wenn es ihn wunderte, dass Harry weiterhin auf dem Boden sitzen blieb.
 

„Oh, dieses Mal nichts gegen den Giftmischer?“ kam es belustigt.
 

„Ich werde nicht mit Snakeface essen!“, wiederholte Harry.
 

„Doch das wirst du und jetzt komm.“
 

„Nein.“
 

„Hast du etwa Angst vor dem großen bösen Lord?“

Ihn amüsierte das zickige Verhalten des jungen Gryffindors, doch als sich die Gesichtszüge verhärteten wusste er, dass er etwas Falsches gesagt hatte.
 

„Nein, das habe ich bestimmt nicht. Du bist nicht derjenige, der durch seine Launen, oder durch seine bloße Anwesenheit, Kopfschmerzen bekommt, ein Schmerz, der dir es nahezu unmöglich macht noch rational zu denken, wenn beides zusammen kommt, wenn du dich nicht dagegen lehnst, mit allem was du hast.“

Der Mann schluckte schwer. Zwar hatte er davon gehört, dass der Junge spürte, wenn Lord in seiner Nähe war und auch die Verbindung war kein Geheimnis, aber das es sich in dem Maße ausartete, war ihm dann doch nicht bewusst. Langsam wurde ihm klar, worauf der Junge hinaus wollte.
 

„Und jetzt rechnest du mit einer Art Vulkanausbruch, weil du das Zimmer in brand gesteckt hast?“

Harry antwortete nicht, wandte nur seinen Blick ab, was Regulus bestätigte in seiner Vermutung. Auch wenn der Junge stark war, so war er auch nur ein Mensch.
 

„Gut, ich mache dir einen Vorschlag. Wir gehen jetzt runter Frühstücken und wenn es zu heftig wird, schmeißen wir Tom raus. Ich habe den Auftrag dich in das Esszimmer zu bringen, selbst wenn ich dich dafür runter schleifen muss.“
 

„Tu was du nicht lassen kannst, aber ich werde nicht freiwillig mitkommen.“

Einen Moment war der Mann verdutzt. Von dem Ernst von eben war nichts mehr in der Stimme zu hören. Vor ihm saß wieder ein Junge, der seinen Kopf versuchte durchzusetzen. So ging der Mann zu dem Schüler und hob ihn mühelos an und wollte ihn auf seine Beine stellen, um seine Worte noch mal zu untermauern, doch Harry reagierte anders, als er gedacht hatte. Eigentlich wusste er nicht so genau, womit er gerechnet hatte, denn er konnte Harry Potter nicht einschätzen. Bei Morgana, dass konnte nicht einmal Severus so recht, was ihn so an dem Jungen aufregte.
 

Plötzlich schlangen sich die Arme des Jungen um seinen Hals, wie aus einem Reflex heraus, um nicht zu stürzen. Für einen Moment staunte er über die Sicherheit, die der blinde Gryffindor bei solchen Dingen hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das normal war. Vor Schreck ließ er wieder von ihm ab, was jedoch dazu führte, dass Potter sich mit seinem ganzen, nicht besonders beachtlichen, Gewicht, an ihn hing und Harry schien das selbst nicht besonders zu schmecken.
 

„Hallo-ho, Erde an Todesser, hat der Giftmischer euch nicht erklärt, dass der Trank Nebenwirkungen hat?“
 

„Doch natürlich. Da der Fluch von dir genommen wurde hat sich das auf den Magiefluss ausgewirkt. Durch die somit anders fließende Magie, die dein Körper nicht gewohnt ist, kann es zu Übelkeit, oder Schwindel kommen.“

Ein Schnaufen erklang und Harry verdrehte genervt die Augen. Natürlich gingen sie nicht vom Schlimmsten aus. Wozu auch? Immerhin war er doch nur ein Junge mit ein klein bisschen Glück, mehr nicht. Was gab es wohl schon groß zu verschließen und die Auswirkungen des Fluchs hatten sie ja zu spüren bekommen. Narren!
 

„Ja, in genau zwei Fällen. Erstens: bei einer geringen Umstellung, und Zweitens: Flüchen oder Bannen, die noch nicht lange liegen. Aber da bei mir beides nicht zutrifft und es auch nicht nur ein oder zwei davon waren, kommen unter anderem temporäre Lähmungen hinzu. Jetzt sag mir: wonach sieht das hier aus? Ich bin gebannt seit ich vor über fünfzehn Jahren zu den Muggeln kam. In der Zeit hat sich meine Magie entwickelt, wie bei den meisten in 16 Jahren und deshalb kennt mein Körper sie nicht und muss sich erst komplett daran gewöhnen.“

Langsam arbeiteten die Zahnräder und versuchten eine Verbindung zwischen den Worten und der aktuellen Situation herzustellen
 

„Du kannst nicht stehen?“, kam es doch jetzt leicht perplex, als Regulus verstand.

Wenn die Nebenwirkungen solche Dimensionen annahmen, muss der Junge wirklich völlig verhext gewesen sein. So etwas war wirklich unangenehm.
 

„Verdammt, Black, glaubst du, dass ich sonst so vor dem Bett gesessen hätte, oder mich dir an den Hals geschmissen?“ keifte Harry schon sichtlich genervt.

Ein Ruck ging durch den Bruder seines Paten, als dieser seine Chance sah. Mit geschickten Bewegungen nahm er den Jungen auf seine Arme und wandte sich zum gehen. War doch einfacher, als er gedacht hatte, Harry nach unten zu kriegen.
 

Wie er sich doch täuschte.
 

„Hey! Lass mich sofort wieder runter! Ich komm nicht mit verdammt.“

Der Schüler wand sich wie wild, was es Regulus erschwerte ihn festzuhalten. Mit den Händen versuchte er sich von dem Mann wegzudrücken und erreichte damit nur, dass dieser ihn fast fallen ließ.
 

~*~

Die Tür zum Speisesaal öffnete sich und der völlig zerzauste Spross der altehrwürdigen Blackfamilie betrat den Raum mit einem Bündel über der rechten Schulter, welches sich lauthals über diese Behandlung beschwerte. Einige konnten nur mit einigen Mühen das Lachen unterlassen, auch wenn die meisten von ihnen schmunzelten. Zum einen schien es dem Gryffindor wieder gut genug zu gehen, um seinen Sturschädel durchsetzten zu versuchen und zum anderen hatte Regulus es endlich geschafft ihn zum Essen runter zu holen. Mit Erleichterung besahen sie sich das ganze Schauspiel. Vielleicht konnten sie dann diese Nacht endlich wieder durchschlafen, ohne das Musik sie um ihre Nerven brachten oder sie von dem Alarm aus dem Bett geschmissen wurden.
 

Jedoch blieb es vor allem dreien unter ihnen nicht verborgen, dass der Potterjunge sich zwar vehement wehrte, dabei seine Beine trotz allem still hielten. Der blonde Draco Malfoy und der weißhaarige Blaise Zabini warfen dem Tränkemeister einen viel sagenden Blick zu, der daraufhin nur etwas verwundert nickte. Anscheinend hatten mehr Zauber auf dem widerspenstigen Gryffindor gelegen, als der Mann gedacht hatte, was die beiden jungen Slytherinschüler sich jedoch schon fast hatten denken können. Wenn Potter Probleme hatte, dann die volle Ladung und nicht ein Quäntchen weniger.
 

Etwas umständlich nahm Regulus seine kleine Wildkatze von der Schulter und setzte ihn auf einen der freien Stühle, bevor er sich erschöpft auf den daneben fallen ließ. Schweigend wandte der Rest sich wieder seinem Essen zu. Leise klirrten Tassen und Besteck. Niemand wollte den einigermaßen friedlichen Jungen reizen. Das Schwerste würde nach dem Essen noch kommen. Quasi die Ruhe vor dem Sturm.

An Harry war der Widerstand nicht spurlos vorbeigegangen. Er lehnte sich erschöpft zurück, und schwieg einfach, lauschte den Geräuschen und versuchte auszumachen, wer alles in dem Raum war, doch das war nicht leicht. Auf jeden Fall war sein Tränkeprofessor da.
 

Noch ein Geruch fiel ihm besonders auf. Er war schwer zu beschreiben. Es roch, wie kurz nach dem es im Sommer anfängt zu regnen und man grade in der Nähe eines Waldes war. Es klang wirklich ungewöhnlich, doch genau so roch Draco Malfoy. Früher war es ihm nie aufgefallen, doch seit dem letzten Jahr hatte er das ein oder andere dazugelernt. Die ganzen anderen konnte er nicht zuordnen, auch wenn er glaubte den Meeresduft, den Blaise Zabini an sich hatte, zu vernehmen. Der schwarzhaarige Slytherin war seit dem vergangenen Jahr nicht mehr von der Seite Draco Malfoys zu denken. Vorher war er ihm fast nie aufgefallen, da er sich immer ruhig verhielt und sich nicht in diesen Krieg zwischen Gryffindors und Slytherins einmischte. Meerblaue Augen und schwarzes, schulterlanges Haar. So hatte Neville ihn beschrieben. Ginny meinte, dass er etwas verrucht, aber total niedlich aussehen würde. Fast so gut wie Harry, meinten die Zwillinge darauf amüsiert, auch wenn der Slytherin nicht so zerbrechlich wirkte, wie der grünäugige Gryffindor.
 

Außer denen, die er erkannte, schätzte er, dass noch fünf bis sieben weitere Personen an dem Tisch saßen, doch er konnte keinen irgendwie zuordnen. Erleichtert stellte er aber fest, dass der dunkle Lord nicht unter den Anwesenden war, denn seinem Kopf ging es an sich recht gut, wenn er die Kopfschmerzen, die von seinem leichten Fieber kamen, nicht dazu rechnete. Keine Narbenschmerzen, kein Lord, immerhin etwas Gnadenfrist, bevor es wieder losging.
 

Der herzhafte Duft von frischem Kaffe, das Aroma von aufgebrühtem Tee, und der Duft von frischen Brötchen stieg ihm in die Nase und langsam bekam er doch Hunger. Seit Tagen hatte er nichts richtiges mehr bekommen, außer den kläglichen Resten bei den Dursleys und seinen Notrationen. Erträglich, aber nicht besonders gut. Aber er konnte sich schlecht was zu Essen nehmen, da es bestimmt auffallen würde, wenn er nach diesem tasten würde. So rührte er sich weiterhin nicht, blickte einfach stur auf den Platz vor sich, wo er seinen Teller vermutete.
 

Auf Dauer jedoch wurde es Regulus zu bunt, dass Harry anscheinend vor hatte wegen seiner Sturheit zu verhungern. Warum war er nur so konsequent darin, seine Blindheit zu verbergen? Wovor fürchtete er sich? Ein jeder würde es versuchen im leichter zu machen, ihm helfen. Oder war es das, was er nicht wollte? Sirius sagte immer, dass sein Patenkind selbstständiger war, als andere, die er in seinem Alter getroffen hatte und das der Knabe einen eigensinnigen Stolz hatte, war ihm auch schon aufgefallen.

Da er sich das nicht mehr mit ansehen konnte, nahm er eines der belegten Brötchen und hielt es Harry vor die Nase.
 

„Du isst jetzt gefälligst was und wenn es nur ein gottverdammtes halbes Brötchen ist“ knurrte er.

Murrend nahm der Junge zur allgemeinen Verwunderung das Brötchen und fing an daran herum zu knabbern, schwieg jedoch eisern.
 

„Willst du auch noch was trinken?“

Kurz schloss Harry etwas genervt die Augen, auch wenn er dem Bruder seines Paten dankbar war, dass er ihm etwas unter die Arme griff. Eigentlich hatte er immer Neville an seiner Seite gehabt, der ihn dabei unterstützte gerade in solchen Situationen zu helfen, seine Schwäche geheim zu halten. Es war ihm heute noch unangenehm in gewisser Weise abhängig von anderen zu sein, doch manchmal musste er einfach seinen Stolz runterschlucken.
 

„Schwarzen Tee mit Milch, wenn ihr habt“ brachte er zähneknirschend hervor.

Regulus, sichtlich zufrieden mit sich selbst, füllte eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit und stellte sie mit einem leisen Klirren vor Harry ab. Wenn er den Jungen richtig einschätzte, würde er den Rest alleine schaffen.
 

„Danke“ nuschelte er immer noch etwas bockig, wobei er mit dem Zeigefinger sicher den Rand der Tasse nachfuhr, als würde er versuchen wie einem Wasserglas dem Porzellan einen Ton zu entlocken, bevor er sicher den Henkel ergriff und einen Schluck nahm.
 

~*~

Der Rest des Frühstücks verlief ruhig. Nicht einmal der Malfoyspross setzte zu einem Kommentar an. Wahrscheinlich hatte man ihm gesagt ruhig zu sein, denn Harry bezweifelte nicht im Geringsten, dass es ihm auf der Zunge brannte etwas zu seinem miserablen Äußeren zum Besten zu geben, wenn er nur halb so beschissen aussah, wie die Jahre zuvor, nach einem Aufenthalt im Privet Drive. Im Gegenzug waren auch die beiden Slytherinschüler verwundert, dass der Löwenjunge sich ruhig verhielt, denn meist war er auch nicht um eine bissige Begrüßung verlegen. Trotzdem wagten sie nicht zu hoffen, dass das folgende Gespräch leicht werden würde.
 

Nach und nach verstummten die geschäftigen Geräusche und die anwesenden Todesser schienen auf irgendwas zu warten. Jemand erhob seine Stimme, doch Harry entging die Bedeutung der Worte, denn es war der Lord der gesprochen hatte. Verwirrt sah er zu dem Mann und schien ihn für eine Erscheinung zu halten.
 

„Voldemort?“ fragte er völlig ungläubig, was diesen und vor allem Severus dazu veranlasste ihn anzustarren, als hätte er den Verstand verloren, denn erst vor zwei Tagen hatte er den Lord doch auch ohne die Schlangenillusion erkannt, ohne groß überrascht zu wirken. Jetzt hingegen schien er den braunhaarigen Lord erst bemerkt zu haben, als er anfing zu sprechen.

Harry hingegen verstand überhaupt nichts mehr. Wann war der Mann gekommen und warum hatte er es nicht bemerkt? Wieso spürte er ihn jetzt immer noch nicht? Das war das erste Mal, seit er den Todesfluch…
 

„Der Trank ist effektiver als ich gedacht hatte.“

Harry sprach mehr zu sich selbst, als zu dem Rest, die nicht verstanden wovon er überhaupt sprach. Nicht einmal Regulus verstand den Zusammenhang. Der Gryffindor war ehrlich überrascht, dass der Trank dann doch stark genug war sogar die Fluchfolgen des missglückten Avada Kedavra zu neutralisieren. Seine Augen begannen zu leuchten, als ihm klar wurde, dass er nie wieder diese Kopfschmerzen haben würde. Vorsichtig strich er sich über die Stirn, ließ aber etwas enttäuscht die Hand wieder sinken, als er die feine Linie auf seiner Stirn, die ihn zeichnete, immer noch spüren konnte.
 

Black hingegen verstand nun endlich. Harry spürte die Anwesenheit seines Lords nicht mehr. Deswegen die Überraschung. Ob das auch eine Folge des Trankes war? Erstaunlich!

Voldemort hingegen passte es gar nicht, nicht zu wissen, worüber der junge Held so zusammenhanglos redete. Stattdessen versuchte er die allgemeine und vor allem Harrys Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.
 

„Wie ich bereits gesagt habe, da du dich endlich bereit erklärt hast, dein Zimmer zu verlassen, möchte ich mit dir sprechen. Es gibt einige Fragen die ich äußerst gerne beantwortet haben möchte.“
 

„Welch Zufall, denn auch ich bin neugierig.“
 

„Antworten von dir.“

Überrascht zog Harry eine Augenbraue hoch.
 

„Von mir? Was soll ich dir denn erzählen?“

Die Ironie in den Worten strapazierte die so oder so schon angegriffenen Nerven des Lords. War es vielleicht sogar die Absicht von diesem Balg gewesen, ihn erst so weit zu treiben, dass er so gereizt war? Das konnte der Junge schon immer gut, ihn in den Wahnsinn treiben. Immer wieder tanzte er ihm auf der Nase rum.
 

„Diese Dinge sollten wir nicht hier besprechen. Am besten gehen wir dafür in eines der Wohnzimmer, wo es bequemer ist, denn ich glaube, dass das etwas länger dauern könnte.“
 

„Ich werde nicht mitgehen. Hier ist toll.“
 

/Ganz ruhig. Er ist nur irgendein Bengel der versucht dich zu provozieren. Lass ihn nicht sehen, wie gut er das schafft/ beschwor sich Voldemort, damit er ihm nicht einfach den Hals umdrehte, weil er ihn nervte.
 

„Tom, unser junger Freund scheint in Folge des Trankes, um den er mich bat, in seiner Mobilität eingeschränkt.“

Ein giftiger Blick Harrys durchbohrte den Tränkemeister, der nur hämisch grinste.

Zuerst verstand der Lord nicht so recht, bevor er sich in Erinnerung rief, welche Nebenwirkungen der Trank haben konnte.

Auch bei ihm schlich sich ein siegessicheres Lächeln auf die sonst markanten, aber durchaus ansehnlichen Züge. Geschmeidig erhob er sich und schritt zu seinem Gast hinüber.
 

„Wenn das so ist.“

Harry konnte das böse Grinsen vor seinem geistigen Auge fast sehen, auch wenn er das Gesicht von dem Schlangenmann, den er bisher als Voldemort kennen gelernt hatte, sah, was ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
 

Als der Lord bei ihm ankam, konnte Harry gar nicht so schnell reagieren, wie er von diesem gepackt worden war und auf den Arm genommen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während seine Wangen ein leichtes Rosé annahmen. Nun stieg ihm der Geruch des Mannes in die Nase. Er wusste nicht so recht, wie er diesen beschreiben sollte. Spontan hätte er gesagt, dass der Lord nach einer Herbstnacht roch. Der würzige Geruch des bunten Laubes, das überall die Gründe von Hogwarts sprenkelt und der frische kühle Wind, der von dem nahenden Winter kündet.

Aber nicht lange währte der Überraschungsmoment und wie zuvor, bei dem Bruder seines Paten, begann er sich gegen den Körperkontakt, die ungewohnte Nähe zu wehren.
 

„Fass mich nicht an Voldy“, zischte Harry gefährlich, während er versuchte sich zu lösen.

Doch im Gegensatz zu Regulus hatte der dunkle Lord nicht so große Probleme mit dem sich sträubenden Jungen.

Auch wenn Harry es absolut nicht mochte von dem dunklen Lord getragen zu werden, so gefiel ihm das Gefühl der starken Arme, die ihn umschlossen. Eine Stärke, nach der er sich immer gesehnt hatte, die ihn beschützen möge vor allem, was ihm Schmerzen zufügte. Eine Stärke, die ihm Sicherheit versprach. Eine Stärke, die ihm Nähe gab.

Erschöpft schloss er die Augen und gab es auf sich zu wehren. Nur für einen Moment versuchte er zu vergessen, wer ihm dieses Gefühl der Geborgenheit gab.
 

„Hey, du kannst doch jetzt nicht wieder einschlafen!“
 

„Ich schlafe nicht!“

Harry hätte sich selbst auf die Zunge beißen können, wie müde seine Stimme klang. Bis eben ging es ihm noch gut, doch jetzt fühlte er sich ziemlich erschlagen. Verdammter Trank. Immerhin sorgte das genervte Stöhnen des Mannes, der ihn durch die vielen Gänge trug, dafür, dass er sich etwas besser fühlte. Solange der Lord sich über ihn aufregte, war es ihm vielleicht möglich ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen und einige Antworten zu entlocken. Wenn er im Augenblick nur nicht zu müde wäre, ihm auch solche Fragen zustellen.
 

~oO~0~Oo~

Quid pro Quo

>>>Vorwort<<<
 

xX15. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@DarkDragonheart: Oh, ja, die Aussichten sind erstklassig und dann ein Gespräch, wird bestimmt nicht... unkompliziert:) Was mit den Augen und dem Engel noch so kommt... lass dich einfach überraschen
 

@sann: Weißt du was ich geil find? Das es dir gefallen hat^^
 

@Sevara-Snape: Vielversprechender Anfang vielleicht, aber ob es so weitergeht?
 

@MSAYA: Harry ist ein bockiges Kind ;) Vielleicht hat Harry es so gut hingenommen mit seinen Beinen, da er sich mit dem Trank schon auseinandergesetzt hat und gewusst hatte, was auf ihn zukommt, oder vielleicht auch nicht^^
 

Meinen vier treuen Kommischreiberlingen wünsch ich viel Spaß bei dem Kapitel ;D

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

[align type="center"]~*~ Quid pro Quo ~*~
 

Das nächste was Harry bewusst wahrnahm, war wie ein bitterer Trank, der seine Kehle hinab floss und einen Schauer seinen Rücken runter jagte, bevor sich von seinem Bauch aus Wärme durch seinen Körper ausbreitete und er sich wieder fitter fühlte.

Obwohl sein Verstand erkannte, dass sie ihm einen Stärkungstrank gegeben hatten, reagierte er aus einem Reflex heraus. Unsanft schlug er die Hand mit der nun lehren Phiole beiseite, stieß den verdutzen Mann mit den Füßen von sich weg und sprang nach hinten, um Abstand zwischen sich und dem Unbekannten zu bringen. Doch ungefähr hier kam ihm dann die Rückenlehne des Sessels, auf den man ihn anscheinend gesetzt hatte, in die Quere. Zudem verfingen sich seine Beine in einer Decke, die er bisher nicht wahrgenommen hatte.
 

So kam es wie es kommen musste Er stürzte mit einem erschrockenen Aufschrei hinten über und landete mit dem Rücken auf dem Boden, während der Lord, der nun vor Harrys Sessel auf dem Boden saß, lauthals über sein Benehmen fluchte. Es erleichterte Harry, dass ein weicher Teppich den Boden zu bedecken schien, der seine Landung etwas gedämpft hatte.

Gequält stöhnte er auf, als ihm wieder einfiel wo er war. Er musste weggenickt sein, als Voldemort ihn woanders hinbringen wollte, um mit ihm zu reden.

Erst jetzt, wo ihm wieder in den Sinn kam, warum der Lord ihn getragen hatte, wurde ihm auch bewusst, dass er wieder Gefühl in seinen Beinen hatte. Zur Probe wackelte er kurz mit den Zehen, die noch immer zum Teil über der Lehne hingen. Etwas taub, aber er konnte sie wieder spüren.
 

„Anscheinend sind die Nebenwirkungen temporären Phasen unterlegen.“

Harry regte die sachlich-analytischen Worte des Tränkemeisters auf. Er war doch kein Studienobjekt, das man wie eine Ratte beobachtete und am Ende sezierte.

Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter, als er sich bildlich vorstellte, wie sein Professor sich im weißen Kittel mit Mundschutz, Haube und Latexhandschuhen über ihn beugte und ein scharf aussehendes Skalpell immer näher kam. Gruselig, sich den Mann in weiß vorzustellen.
 

„Hättet ihr nicht einfach warten können, bis ich wieder von alleine aufwache? Musstet ihr mich so erschrecken?“ fauchte Harry aufgebracht und unterbrach so den dunklen Lord in seiner Schimpf-Triade, während die restlichen Anwesenden immer noch etwas überrascht waren.

Die Bewegungen des Gryffindors waren unglaublich schnell gewesen. Eine solche Leistung hätten sie dem schmalen Schüler nicht zugetraut, obwohl manche von ihnen schon in den Genuss gekommen waren, eines Besseren belehrt worden zu sein, als bei ihm nur nach dem Äußeren zu urteilen.

Erst als der Potterjunge wieder auf den Sessel geklettert war und dort mit angezogenen Beinen seinen Blick durch den Raum wandern ließ, besannen sich auch die anderen Anwesenden auf den eigentlichen Grund ihrer Zusammenkunft.
 

„Nur Ärger hat man mit dir Bengel und glaub mir, wenn du noch einmal irgendwas in diesem Haus anzündest schläfst du in den Kerkern. Ich will nur mit dir reden, also keine weiteren Aktionen, klar?“

Die Stimme war drohend, wütend und doch irgendwie resignierend.
 

„Ja, ja.“

Harry war erstaunt, über die doch recht harmlos ausgefallene Reaktion auf seine kleine Fackelei. Er konnte die Stimmungen des Lord nicht mehr erfühlen, was es ihm ungemein erschwerte, diesen einzuschätzen. Doch er ahnte, dass sich irgendwas dahinter verbarg. Normalerweise sollte er an die Decke gehen.
 

Was dem jungen Zauberer nicht bekannt war, war dass der Rest, der sich zurzeit im Raum befand, Stunden gebraucht hatte, um den tobenden Lord dazu zu bringen sich zusammen zu reißen und Potter nicht gleich den Hals umzudrehen. Denn wenn der dunkle Lord eines hasste, dann das Feuer. Seine größte Schwäche. So waren sie nun auch hier, um den Schaden zu begrenzen, wenn diese neiden Naturgewalten aufeinander trafen. Riddle und Potter waren jeder für sich mit einem Temperament gesegnet, das sie beide wahrscheinlich eines Tages das Leben kosten würde, wenn sie es nicht in der Gegenwart des anderen zügelten.
 

„Also? Worüber möchtest du reden?“ brach Harry irgendwann pampig die Stille.

Langsam wurde er es leid darauf zu warten, dass irgendjemand hier anfing. Er schätzte, dass außer ihm, dem Lord, Snape und Black noch vielleicht drei andere Personen im Raum waren. Zabini und Malfoy waren nicht mehr da, denn ihr Geruch hing nur noch schwach in der Luft.
 

Tief atmete der Mann durch, um sich zu beherrschen. Wenn er den Jungen verletzte, würde er wahrscheinlich nie seine Antworten bekommen.
 

„Dein Auftritt mit deinen Freunden hat mich beeindruckt, …“ fing der Lord endlich ruhig, jedoch auch ernst an, kam aber nicht viel weiter.
 

„Beeindruckt? Hast du irgendetwas genommen? Das Zeug muss wirklich gut sein, dass du mir ein Lob zugestehst. Mir Honig ums Maul zu schmieren wird dich auch nicht weiter bringen. Was willst du verdammt?“ unterbrach Harry ihn lachend.

Es war ein trockenes, freudloses Lachen.
 

„… aber vor allem hat mich dann das Ende überrascht. Was hast du dir davon versprochen uns nicht dem Orden auszuliefern?“ sprach der Lord weiter, ohne auf die Unterbrechung einzugehen.
 

„Was soll ich mir schon davon versprochen haben?“ zuckte Harry mit der Schulter und erstaunte nicht nur den dunklen Lord, wie ruhig und kooperativ er sich plötzlich gab. Es war, als wäre seine ganze Stimmung von einem auf den anderen Moment völlig um geschwungen, vom misstrauischen, bockigen Gryffindor war nichts mehr zu erkennen. Ob das auch eine Folge des Trankes war? Ein Mitglied des Löwenhauses mit Stimmungsschwankungen war nicht das, was sie jetzt unbedingt brauchten. Wirklich nicht.
 

Harry hingegen waren seine Umschwünge nicht besonders bewusst. Er versuchte sich nur immer wieder Raziels Rat zurück in Erinnerungen zu rufen, mit dem Lord zu reden und ihm zuzuhören. Er musste sich nur etwas zusammen reißen.
 

„Es war nie meine Absicht gewesen irgendjemanden ans Messer zu liefern. Wir waren da, um eine neue Runde einzuleiten.“

Immerhin sprach der Junge nicht in Rätseln, ging es durch die Köpfe der Anwesenden, zusammen mit einem geräuschlosen Seufzen. Wohl doch nicht ganz so kooperativ, wie gedacht.
 

„Geht das vielleicht etwas genauer?“ murrte der griesgrämige Tränkemeister links von ihm, was der Junge jedoch zu überhören schien.
 

„Du hast mich also abholen lassen, weil du mein Handeln nicht verstanden hast und dich das stört. Warum der plötzliche Meinungsumschwung? Bisher war ich dir auch lieber tot als lebendig, warum also die Mühe?“
 

„Beantworte mir meine Frage.“

Dem Professor schien es gar nicht zu passe derart übergangen zu werden.

Was dachte der Bengel sich dabei? Sollten sie jetzt etwa alle Fragen über Riddle laufen lassen? Das war doch ein Witz.
 

„Später. Ich habe eine Antwort gegeben und jetzt will ich erst meine haben, bevor ich auf weitere Fragen eingehe. Quid pro quo.“
 

„Quie pro was?“
 

„Quid pro quo. Es ist eine Art Spiel. Die Regeln sind einfach: Ich beantworte euch eine Frage, ihr mir eine. Keine Lügen.“

Schalk sprach aus den grünen Augen, als würde Potter anfangen die Situation zu genießen, auch wenn dieser Umschwung abrupt kam, so wie der zuvor schon. Selbst die bissigen Stimmen des Lords und des Tränkemeisters, konnten dem keinen Abbruch tun.
 

„Das hier ist kein Spiel.“
 

„Mein ganzes Leben war bisher ein Spiel. Man hat mich hin und her geschoben, wie es grad passte. Entweder ihr steigt ein, oder ihr lasst es.“

Abwartend schlang Harry seine Arme um die noch immer angezogenen Beine und legte seinen Kopf auf die Knie. Wieder erstaunte es Regulus, wie sicher er zwischen den Gesichtern des Lords und Severus’ hin und her blickte. Wenn man es nicht wusste sah man es einfach nicht. Es wunderte ihn immer weniger, wie er sich hatte so lange verbergen können.
 

„Fein. Dann spielen wir eben. Ja, das war der Auslöser, dich hier her zu holen. Wenn es schon eher Anzeichen dafür gegeben hätte, dass du Albus Dumbledore nicht hörig bist, hätte wir früher versucht mit dir Kontakt aufzunehmen. Doch solange wir uns dem nicht sicher sein konnten, hatte das keinen Sinn. Du hättest uns nie im Leben zugehört. Nicht, dass es so schon schwer genug war.“

Hatte Harry da einen Vorwurf gehört? Sie hatten ihn doch einfach entführt und dann eingesperrt. Selber schuld, wenn sie ihm seine Sachen ließen. Als bräuchte er einen Zauberstab um Ärger zu machen. Naive Vorstellung.
 

„Da gebe ich dir wohl Recht. Dumbledore hatte gewusst, dass ihr da unten nach dem Buch suchen werdet. Sein Plan war es gewesen euch die Arbeit machen zu lassen und euch dann auszuschalten. Er hätte euch überrascht. Da Voldy selbst dort war, wurde das Ganze für euch zu einem Himmelfahrtskommando.“

Nach einem Nicken ging der Junge übergangslos auf die Frage seines Tränkeprofessors ein, was für kurze Verwirrung sorgte, bevor sie wieder den Faden aufnehmen konnten.
 

„Eine Falle? Und was war ihre Rolle in der ganzen Scharade?“

Harry brauchte einen Moment, bevor er die ruhige, aber ernste und autoritäre Stimme zuordnen konnte. Das letzte Mal hatte er sie vor über einem Jahr gehört in der Mysteriumsabteilung. Lucius Malfoy hatten sie damals geschnappt, doch noch bevor der Sommer um war, hatte man ihn wieder gehen lassen. Was man mit einigen Beziehungen alles für Hebel umlegen konnte, war wirklich erstaunlich. Trotz der wochenlangen Haft in Askaban und dem eindeutigen Tatbestand, da man ihn ja quasi in flagranti erwischt hatte, hatte es seinem Ruf und seiner Position nicht im Geringsten geschadet.
 

„Zuerst der Professor. Welche Seite ist die ihre in diesem Krieg?“

Skeptisch zog dieser eine Augenbraue hoch. Schien das denn nicht offensichtlich?
 

„Ich stehe hinter dem dunklen Lord.“
 

„Sie lügen.“

Drückende Stille herrschte plötzlich im gesamten Wohnzimmer. Es war genau diese Stille, die Harry so sicher machte, mit seiner Vermutung richtig gelegen zu haben. Dieser Mann war ihm schon immer schleierhaft gewesen. Er arbeitete für Dumbleodre, dennoch war er definitiv keiner von den dummen Mitläufern des Schulleiters. Auf der anderen Seite hatte er ihm schon zu oft geholfen, als das er ein Treuer des Lords war, dessen Anhänger keine Gelegenheit ungenutzt gelassen hatten, ihn aus dem Weg zu räumen. Wo stand er also, wenn er auf keiner der beiden Seiten wirklich stand?
 

„Sie unterstellen mir also, hinter dem Wahn Albus Dumbleores zu stehen?“ brauste er nun ungehalten auf.

Meinte Harry das nur, oder wurde es plötzlich um einige Grad kälter und dunkler? Letzteres war definitive Einbildung, denn für ihn konnte es nicht dunkler werden.
 

„Tun sie es?“

Ruhig, etwas neugierig und völlig naiv. Eine lebensgefährliche Zusammenstellung in Gegenwart des kochenden Tränkemeisters. Harry wusste, dass der Mann sich normalerweise nie so gehen lassen würde, aber anscheinend hatte auch bei diesem seine Musik für strapazierte Nerven gesorgt, die nur darauf warteten zu reißen. Ein Wunder, dass der Lord ihn noch nicht sechs Fuß tiefer gelegt hatte. Im Affekt sagte man jedoch eher die Wahrheit, als nach reiflichen Überlegungen und darauf hoffte er.
 

Nein!“

Ganz klar die Wahrheit. Diese Entrüstung konnte er fast mir der Nase anstupsen. Wohl auch, weil der Tränkemeister aufgesprungen war und sich bedrohlich vor dem Jungen aufgebaut hatte, was diesen jedoch nicht weiter zu stören schien.
 

„Wenn sie also auf keiner der beiden Seiten stehen, wo dann?“

Den Potterjungen schien in seiner aktuellen Gemütsverfassung nicht einmal eine Herde herannahender Rhinozerosse zu verunsichern. Unheimlich.
 

„Das ist eine neue Frage“ knurrte der Mann gefährlich.

Die anderen Männer im Raum überlegten sich, ob sie den wütenden Professor zurückhalten sollten, oder nicht. Der Lord hingegen beobachtete die Situation kritisch. Ihn hätten sie bereits auf dem Sofa fest gehext. Wirklich fair. Aber auch er war jetzt gespannt auf die Antwort seines alten Freundes. Wenn er weder hinter ihm, noch hinter dem Phönixorden stand, wo denn dann?
 

„Sie haben gelogen.“

Harry sprach weiterhin ruhig, als würde er einem Kind erklären, dass es beim Versteckspielen nicht hingucken durfte, bis es zu ende gezählt hatte. Tief atmete Snape ein, dass sich seine Nasenflügel aufblähten, bevor er resigniert die Augen schloss und sich wieder auf seinen Platz gleiten ließ.

Dieser Bengel raubte ihm noch den letzten Nerv. Das würde später bestimmt noch einigen Ärger geben, doch da musste er jetzt durch.
 

„Ich verfolge meine eigenen Interessen, aber das hindert mich nicht daran diese Seite zu unterstützen. Jedoch bin ich auch nicht verpflichtet allen Befehlen nachzukommen, oder alles was ich weiß weiter zu geben.“

Dieses Mal nickte der Junge, als wäre er mit der Antwort zufrieden.

Harry wäre es lieber gewesen, wenn sein Professor alle Fragen beantwortete, denn bei ihm konnte er wohl am ehesten sagen, wann dieser log. Es war nicht leicht, aber machbar, wenn man den Mann schon so lange, so genau beobachtete, wie er es tat, denn selbst Dumbledore konnte der Mann täuschen, sowie es schien sogar den Lord. Ob das nicht mal Ärger in der großen Todesserfamilie gab.
 

„Ich hatte dort keine Rolle. Wir sind einfach in das Spiel um Lug und Trug eingestiegen. Deswegen sind wir da runter. Kein leichter Sieg für den alten Mann und vielleicht Antworten auf ein paar Fragen. Lieben sie ihre Familie und stehen zu ihnen, was auch geschieht?“

Die Frage verwirrte die Anwesenden, passte sie so gar nicht zu denen davor.
 

„Was hat das mit alle dem zu tun?“
 

„Sie haben mir eine Frage gestellt, jetzt stelle ich ihnen eine.“
 

„Natürlich liebe ich sie. Wir sind eine Familie und stehen zusammen, wie schwer die Zeiten auch sind.“

Schon fast melancholisch lauschte Harry den Worten. Es musste schön sein eine Familie zu haben, die einen nahm, wie man war und die einem zur Seite stand. Zwar hatte er seine Freunde und sogar die Weasleys, wenn auch mit ein paar Ausnahmen. Molly, gutmütig und so herzlich ihm gegenüber, war zu ihm wie eine Mutter und verhätschelte ihn wie ein Nesthäkchen, fast so schlimm wie sie Ginny umsorgte, ihrem jüngsten Kind und einzigen Mädchen neben den sechs ausgewachsenen Jungen. Und dennoch war es etwas anderes, als mit einer Familie, deren Blut er in sich trug. Er würde lügen, wenn er behauptete, dass er diese Menschen nicht liebte, sie nicht schätzte und ihre Gegenwart nicht genoss, aber dennoch war er im Grunde ein Fremder, was ihn traurig stimmte.
 

„Um wieder zum Anfang zurück zu kehren. Du lehnst dich also gegen deinen Mentor auf. Warum?“ wurde Harry von der dunklen, samtigen Stimme Voldemorts aus seinen Gedanken gerissen.

Hatte sie die ganze Zeit schon so angenehm geklungen oder lag es einfach daran, dass der Mann langsam ruhiger wurde, da er kaum noch bissige Kommentare gab und sich selbst ruhig verhielt? Wer wusste das schon?
 

Langsam kamen sie jetzt zum Kern, was den Lord interessierte, was er wissen wollte. Vielleicht gab es doch noch die Chance diesen Jungen auf ihrer Seite zu wissen und auch wenn es ihm nicht so recht schmeckte, war er ein guter Kämpfer, wenn auch noch recht ungeschliffen. Es wäre schon eine Bereicherung ihn nicht gegen sich zu haben, aber ihn erst an ihrer Seite zu wissen, nachdem er gelernt hatte, wäre nahezu unbezahlbar.
 

„Weil ich endlich erkannt habe, was um mich herum geschieht. Jemand hat mir den Anstoß gegeben, die Dinge in Frage zu stellen, nicht mehr blind denen zu vertrauen, die mir nicht vertrauen und mir mein Leben zurückzuerkämpfen. Einige Fragen sind noch offen, aber viele haben bereits eine Antwort gefunden.“
 

„Wer war das?“

Lucius Malfoy erhob ein weiteres Mal seine Stimme, um die Frage zu formulieren, die mit seiner Antwort im Raum hing, denn Harry sorgte geschickt mit seinen Antworten dafür neue Fragen aufzuwerfen, während er versuchte seine Fragen zu formulieren, dass den anderen das nicht so leicht gelang. Da konnte er wieder seine Slytherinseite gut erkennen und auch wenn er einige Eigenschaften eines Gryffindors hatte, so wunderte es ihn manchmal doch, wie er es geschafft hatte den Hut dazu zu bewegen ihn zu den Löwen zu stecken. Wahrscheinlich auch mit Hilfe seiner Slytherinhälfte. Irgendwie paradox, oder?
 

„Zuerst wieder eine Antwort für mich. Wofür kämpft ihr? Wozu also dieser Krieg?“

Das war die Frage, die Harry sich stellte, seit er das erste Mal in der Zaubererwelt gewesen war. Jede Erklärung, welche man ihm gegeben hatte, war fadenscheinig, dass man das böse besiegen musste. Gut und böse war jedoch eine Sache des Standpunktes und es musste einen Grund gegeben haben, warum es anfing. Das war doch kein Märchen, in dem sich die dunklen Mächte formierten, um vom Licht, das seine Hoffnungen in einen halbwüchsigen Helden steckten, besiegt zu werden.
 

„Dafür muss ich etwas ausholen. Es hat angefangen nachdem Dumbledore Grindelwald besiegt hatte, der die Zauberer als höhere Rasse über die Muggel herrschen lassen wollte. Mit diesem Sieg hatte er sich großen Einfluss und Macht zugesichert, die er nutzte, um seine Ideen zu verwirklichen. Ausrottung der dunklen Magie und aller Lebewesen, die nicht menschlich sind. Damit nutzte er die Euphorie der Zauberer und Hexen aus, die Angst vor den dunklen Künsten, die nach Grindelwalds Sturz herrschte, um sie für sich zu begeistern. Viele wurden unterdrückt, gejagt oder unter strenge Zensuren gesetzt. So habe ich Gleichgesinnte gesucht, die mit mir zusammen, für unsere Gleichberechtigung kämpften. Jedoch habe ich den Mann und seine Manipulationen unterschätzt. Schnell hat er uns in Verruf gebracht und die Menschen bekamen Angst. Wir waren durchaus nicht zimperlich, wenn es um seine Jünger ging, doch haben wir so gut es ging versucht Unbeteiligte da raus zuhalten, was ihn nicht weiter störte.“
 

Harry war schon etwas erstaunt, was hinter dem allen steckte, dass die Motive des Lords so tief greifend waren. Langsam konnte er sich immer besser mit dem Wissen anfreunden, nicht mehr dem Menschen zu folgen, den er selbst als eine Art Großvater angesehen hatte. Er ging nun seinen eigenen Weg und die Richtung fing langsam an ihm zu gefallen. Auch wenn ihm klar gewesen war, dass er das Richtige tat, so musste es ihm nicht unbedingt gefallen, aber jetzt kam langsam Licht ins sprichwörtliche Dunkel.

Statt weiter seinen Gedanken nachzuhängen, rief er sich wieder die Frage des Malfoyoberhauptes in Erinnerung. Eine Frage, die ihm nicht wirklich passte. Eine Frage, die er nicht wirklich beantworten konnte, die er nicht wirklich beantworten durfte.
 

„Geholfen hat mir ein Freund, der zu mir kam, als ich nicht weiter wusste, um mich selbst besser kennen zu lernen. Mehr kann und darf ich euch nicht dazu sagen.“

Widerwillig stimmte der Rest zu. Regulus und die zwei Fremden schwiegen jedoch weiterhin. Harry vermutete, dass sie dafür da waren, sollte es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten kommen. Reizend. Wirklich reizend. Fast schon schmeichelhaft, wenn man bedachte, dass er gegen den Lord ohne Zauberstab so oder so nicht viel ausrichten konnte.

Die nächste Frage hatte er seiner eigenen Antwort entsprechend formuliert. Er erwartete keine ausführliche Antwort, einfach nur die Gewissheit. Er konnte sich ohnehin denken, dass man sie ihm so schon nur widerwillig beantworten würde.
 

„Mr. Malfoy, es gibt viele Gerücht um ihre Familie, deshalb der reinen Neugierde halber: Sind sie ein Mensch?“

Harry sollte Recht behalten, denn mehr als ein einfaches Nein bekam er nicht und er begnügte sich damit, denn im Falle, dass die Frage selbst gestellt bekam, würde er sie auch nicht beantworten wollen und er sollte gleich erfahren, ob es ihm gelang sich der Antwort wirklich zu entziehen.
 

„Was ist mit dir junger Mann? Bist du ein Mensch?“

Einen Moment überlegte er sich dem Lord langsam sie Zunge abzuschneiden. Vielleicht hätte er seine Neugierde doch etwas zügeln sollen, aber immerhin wurden jetzt einige Dinge klarer.
 

„Meine Eltern waren doch Menschen, oder habt ihr andere Informationen? Wieso sollte ich dann keiner sein?“

Er klang wirklich überrascht über die Frage und er klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter, dass er mit keiner Silbe gelogen hatte und es schien funktionier zu haben, denn von Regulus kam nur ein Schnauben, während der Rest zufrieden mit der Antwort zu sein schien. Anscheinend sollte er sich etwas in Acht nehmen, denn der Bruder seines Paten schien Verdacht zu schöpfen.
 

Plötzlich fiel ihm was anderes ein und er musste sich zusammenreißen nicht erschrocken aufzukeuchen. Was war, wenn sie sein Muttermal entdeckt hatten? Dann konnten sie sich denken, was er zumindest zum Teil war und vor allem aus welcher Blutlinie er stammte. Das war überhaupt nicht gut. Warum hatte er das nicht vorher bedacht? Aber warum erhoben sie dann keinen Einspruch Aufgrund ihres besseren Wissens? Haben sie es nicht gesehen? Aber wie? Das war doch nicht möglich, dass sie die Narben an seinen Handgelenken und dieses Mal übersahen, doch auf die Fragen fiel ihm keine Antwort ein, keine plausible Erklärung, als dass sie blind waren. Welch Ironie. Er sollte sich lieber wieder auf ihr Frage-Antwort-Spiel konzentrieren, denn auch der Rest schien sich allmählich zu fragen, worüber er so lange nachdachte, was seine nächsten Worte jedoch zerstreuten.
 

„Wenn du versucht hast Unschuldige aus dem Ganzen raus zuhalten, warum hast du dann versucht mich umzubringen, als ich grade mal ein Jahr alt war, nicht mehr als ein Baby?“

Die Frage schien dem Lord unangenehm zu sein, denn die Wahrheit war heikel und sie mussten abwarten, wie Harry darauf reagieren würde. Es war ein Fehler gewesen und nun zeigte es sich, wie schwerwiegend er wahrscheinlich wirklich war.
 

„Wegen der Prophezeiung bin ich zu euch gekommen. Heute weiß ich, dass es eine Falle war. Ich wusste, dass er dich nach seinem Bild formen würde, doch das war kein Krieg für ein Kind. Noch warst du jung und ich wollte es beenden, bevor es so ausartete, wie es das heute getan hat, doch schnell erkannte ich meinen Fehler, dass das der falsche Weg war“ erklärte er vorsichtig und wartete gespannt ab.

Die Reaktion viel jedoch ganz anders aus, als sie alle erwartet hatten. Sie hatten mit vielem gerechnet, mit Wut, mit Unglauben, einfach mit einem fuchsteufelswilden Gryffindor, aber bei allen Göttern, nicht mit dem Verstehen, das in den grünen, verdächtig glänzenden Augen aufleuchtete bevor er sie schloss und die Stirn auf seine Knie legte.
 

„Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn es dir damals gelungen wäre.“

Es war nicht mehr als ein flüsternd und doch verstanden die meisten die Worte.
 

„Warum sagst du das?“

Voldemort klang fast ein wenig entrüstet. Bisher hatte er den Jungen immer als lebensfrohen Unruhestifter kennen gelernt und auch wenn er langsam andere Seiten an Harry ausmachen konnte, so hatte er doch immer um sein Leben gekämpft und nicht einfach aufgegeben. Wenn selbst ein solch aufgeweckter Junge den Lebensmut verlor, wie sollte es dann nur mit diesem Krieg weitergehen, wenn die Kinder aufhörten zu leben?
 

„Ich habe viel Drachendung in meinem Leben gesehen und über mich ergehen lassen müssen. Manchmal frage ich mich eben, wie es gewesen wäre, wenn du nie zu uns gekommen wärst und ich ein einigermaßen normales Leben gehabt hätte und wenn ich ehrlich bin, hätte mir die Version der Geschichte besser gefallen, denn ich würde nicht grade behaupten, besonders menschenwürdig herangewachsen zu sein. Was war eigentlich mit meinen Eltern? Warum mussten sie sterben, wenn ich es war, den du wolltest? Das verstehe ich nicht.“

Harrys Augen fokussierten wieder den Lord, auch wenn er ihn nicht sehen konnte. Seine Augen waren etwas gerötet, doch hatten sie sonst keine Anzeichen entdeckt, die darauf hinwiesen, dass er vermutlich geweint hatte. Seine Stimme war traurig, aber fest, kein Schluchzer hatte es zu ihren, teilweise äußerst feinen, Gehörgängen geschafft, nicht einmal seine Schultern hatten gezuckt.
 

„Ich war es nicht, der sie getötet hat.“

Der Lord haderte einen Moment mit sich, doch dann fuhr er fort. Er fühlte sich irgendwie verpflichtet Harry zu erzählen was damals geschehen war.
 

„Das Haus lag ruhig da und ich vermutete, dass deine Eltern bereits schliefen, so bin ich direkt in dein Zimmer. Den Rest kennst du. Der Fluch prallte an dir ab, traf mich und zerstörte das Haus. Erst später erfuhr ich, dass sie zu dem Zeitpunkt bereits tot waren, dass irgendjemand zuvor da gewesen war. Einer meiner neuen Männer war in der Nähe gewesen, als die Explosion dein Zimmer in Schutt und Asche legte, und hat das Bild mit uns zusammengesetzt. Ich habe in der Dunkelheit nicht darauf geachtet, aber dein Vater lag verborgen unten im Wohnzimmer und deine Mutter auf der anderen Seite deines Bettes. Für jemanden, der die Räume durchquerte, völlig unsichtbar.“

Auch wenn der Lord nicht sagte, wer dieser Mann war, konnte sich Harry das denken. Sirius war der Erste gewesen, der nach dem Angriff dort gewesen war. Erst danach war Hagrid aufgetaucht und hatte ihn seinem Paten abgenommen. Aber es sagte genau so aus, dass Sirius noch nicht lange in den Diensten des Lords stand, vielleicht sogar erst seit dem letzten Sommer, nachdem er in den Bogen gefallen war. Dieses Wissen drängt einige Zweifel beiseite, Unsicherheit, dass sein Pate ihn angelogen hatte, ihm die Wahrheit verschwiegen hatte.
 

Einige Zeit herrschte ein drückendes Schweigen, bevor der dunkle Lord seine Frage stellte. Er hoffte darauf, dass seine Frage nicht zu weit ging, denn er hatte schon erlebt, wie empfindlich der Potterjunge darauf reagierte, aber er wollte es wissen.
 

„Als du sagtest, dass du nicht in dem besten Umfeld aufgewachsen bist, meintest du doch die Muggel, bei denen du wohntest. Wie lange behandeln sie dich schon so?“

Er formulierte seine Frage vorsichtig, doch sofort erkannte er, wie sich das Gesicht des Jungen verschloss und er sich versteifte. Grade wollte er sagen, dass er nicht antworten brauchte, als dieser vorsichtig begann.
 

„Es war nie sonderlich angenehm, aber so schlimm ist es erst seit letztem Sommer.“

Jeden war sofort klar, als Harry geendete hatte, dass er ihnen nicht mehr darüber sagen würde. Dazu war sein Vertrauen ihnen gegenüber bei weitem zu… es war quasi nicht vorhanden.
 

„Wer war es dann? Wenn sie schon tot waren, wer hat meine Eltern dann ermordet?“

Die Worte verließen um einiges steifer die zarten Lippen, als zuvor und ihnen war klar, dass Harry nur noch hier saß, weil er noch nicht alle Antworten hatte, die er wollte und ein bisschen bewunderten sie ihn für dieses Durchhaltevermögen in dieser, für ihn wahrscheinlich schwierigen Situation.
 

„Das können wir nicht genau sagen, doch wir vermuten, dass es Dumbledore war, oder einer seiner Leute.“

Die Frage war ein gutes Zeichen, dass er ihre Version der Geschehnisse Glauben schenkte, sie zumindest in Erwägung zog, doch Voldemort wollte sicher gehen.
 

„Was denkst du darüber?“
 

„Es ist bei weitem plausibler, als die ganzen Versionen die ich von Professor Dumbledore zu hören bekommen habe.“

Harry zuckte einfach mit den Schultern. Von der Trauer, dem Schmerz von eben war nichts mehr zu spüren, nur ein lockerer Junge blieb zurück, der sich verhielt, als würde sie über das verdammte Wetter reden. Diese Stimmungsschwankungen waren ja beinahe schlimmer als bei einer Schwangeren und ein jeder von ihnen konnte sich noch an Narcissas erinnern. Das waren wirklich harte Zeiten gewesen. Dagegen war ein Krieg richtiggehend erholend.
 

„Warst du wirklich körperlos nachdem der Fluch von mir zurückkam?“

Neugierde zeigte sich nun in den Augen, was den meisten nicht behagte, grauste ihnen vor dem Umschwung, der ihr aller Ende bedeuten konnte, wenn er sich erst einmal wieder mit dem Lord in die Wolle bekam. Severus hielt sich schon so gut es ging zurück, wenn auch ihm Fragen auf der Zunge brannten, doch er wusste nicht, ob er sich noch einmal zusammenreißen konnte, wenn der Junge es darauf anlegte, also schwieg er.
 

„Nein, aber es hat mich enorm geschwächt, dass ich mich zurückziehen musste. Was mich interessiert: Warum hast du dich mir immer wieder entgegenstellt? Was hat dich dazu bewegt?“
 

„Im ersten Jahr war es einfach der Reiz des Abenteuers. Ich war ein Kind. Es war aufregend im Glauben, die Welt zu schützen, gegen das Böse zu ziehen. Dort unten sah ich dann ein, dass das alles kein Spiel, sondern bitterer Ernst war. In die Kammer bin ich runter gestiegen, um der Schwester meines besten Freundes zu helfen. Wir hatten unseren Verteidigungsprofessor mit, aber der hat sich bei dem Versuch zu fliehen selbst das Gehirn gegrillt. Dort gab es dann nur noch mich, der ihr helfen konnte. Danach habe ich nur noch reagiert und versucht heil aus der Sache zu kommen. Warum ich im Ministerium war, solltest du am besten wissen. Warum hast du mich überhaupt dahin gelockt, wenn du wusstest, dass die Prophezeiung eine Lüge war?“

Die Worte des Gryffindors klangen alle wie eine Anklage, auch wenn er recht ruhig war, für den Geschmack des Lords zu ruhig am Ende, denn er war sich durchaus im klaren dass der ältere der Blackbrüder dem Jungen viel bedeutete und er glaubte, dass sein Pate tot sei.
 

„Eigentlich war es so nicht gedacht, dass du mit deinen Freunden dort auftauchst. Eigentlich wollten wir Dumbledore aus der Reserve locken, da wir glaubten, dass du wüsstest wo er sich versteckt hielt zu dem Zeitpunkt. Die Visionen hatten darauf abgezielt, dass er wissen sollte, dass ich sein Spiel um die Prophezeiung durchschaut hatte. Der junge Malfoy hatte sogar noch versucht euch abzuhalten, doch ihr habt ihn und die anderen, sowie diese rosa Kröte überlistet.“

Harry musste bei der Erinnerung grinsen, wie Dolores Umbridge, die widerlichste Frau, vom Aussehen und Charakter her, die er je kennen gelernt hatte, von den Zentauren des verbotenen Waldes verschleppt wurde, weil sie sie wirklich beleidigt hatte. Ihre Vorliebe für rosa war schon fast krankhaft gewesen und ihr krötenhaftes Aussehen wurde dadurch geradezu verspottet.
 

„Wie seid ihr überhaupt so schnell nach London gekommen?“
 

„Wir sind auf Thestralen geritten. Die Hälfte von uns war in der Lage sie zu sehen, auch wenn es mittlerweile alle von uns können.“

Das war durchaus beeindruckend. Normalerweise ließen sich diese Tiere nicht einfach reiten, vor allem nicht die wilden Exemplare. Wie ihnen das gelungen war, würden sie wahrscheinlich nie erfahren, da der Junge es wahrscheinlich selbst nicht wusste.
 

„Die Sache mit dem Friedhof. Wenn du nicht körperlos warst, wieso dann diese ganze Show? Warum musste Cedric sterben?“

Autsch, ganz heikel. Keiner von ihnen wagte zu hoffen, dass Harry auch darauf so gut reagierte, wie bisher.
 

„Ich wollte Dumbledore zeigen, dass ich wieder da bin, jedoch wollten wir das Ministerium nicht gleich im Nacken haben. Deswegen haben wir dich ausgewählt, auch wenn Wurmschwanz zu weit gegangen ist, als er den anderen Jungen tötete, hätte er das ganze Auffliegen lassen können. Wir wussten, dass der alte Mann dir glauben würde, doch waren wir uns auch durchaus bewusste, dass er damit einer der wenigen sein würde und somit haben wir auf die Wankelmütigkeit der Massen gesetzt, die lieber Probleme und Gefahren ignorierte, solange sie sie nicht selbst betrafen. Gut, dass die Propaganda vor allem gegen dich dermaßen heftig wird, war unvorhergesehen, aber förderlich. Jetzt wo ich weiß, dass du es nie leicht hattest, tut es mir beinahe leid, dass ich es dir noch schwerer gemacht habe.“

Noch bevor er den letzten Satz ausgesprochen hatte war ihm und dem Rest sofort klar, dass dieser zu viel gewesen war und das Spiel vorbei war. Zwar hätten sie alle noch gerne gewusst, wie er sich eingeschlossen hatte, wer ihm das beigebracht hatte und noch ein paar andere Dinge, doch die Chance war nun verstrichen. Der Lord musste wohl oder übel auf die nächste Gelegenheit warten. Ärgerlich, aber er hatte so auch schon einen Menge erfahren.
 

„Wie lange wollt ihr mich noch als Gast hier behalten?“

Die Stimme des Jungen triefte wieder vor Sarkasmus und seine grünen Augen schienen sich verdunkelt zu haben.
 

„Wenn du wieder einigermaßen fit bist und die Nebenwirkungen von dem Fluchbrecher abgeklungen sind bist du frei zu gehen. Du kannst aber auch gerne hier bleiben, wenn du möchtest und dir das Leben hier genauer ansehen. Es gibt jedoch Regeln, an die du dich zu halten hast. Sie untersagen unter anderem Spielereien mit Feuer und laute Musik.“

Ein siegessicheres Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Potters und aus den grünen Augen sprach der Schalk bei den Worten des Lords.
 

„Was versprichst du dir davon? Das ich von nun an für eure Seite kämpfen werde? Vergiss es.“

Ein bisschen freute sich Harry über das Angebot bleiben zu dürfen, auch wenn er nicht genau wusste woher es kam, aber er musste ganz klar die Grenzen abstecken, dass der Lord nicht zu übermütig wurde.
 

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du noch auf der Seite des Ordens bist.“

Kritisch beäugte der Lord den Jungen, der nun auf ihn wirkte, wie jemand mit dem er verhandelte, auch wenn er nicht wusste worüber.
 

„Habe ich das mit nur einer Silbe erwähnt?“

Und auch wenn er wusste, dass der Bengel mit ihm spielte, konnte er nicht erkennen, worum. Wie war der kleine Bastard eigentlich nach Gryffindor gekommen? Langsam regte er ihn auf. Er hasste es, nicht zu verstehen, was sein gegenüber mit ihm trieb.
 

„Wieso schließt du dich dann nicht mir an?“
 

„Warum sollte ich?“ schnappte der Junge.

Langsam schien es auch Harry zu bunt zu werden. Gut!
 

„Du musst dich doch für eine Seite entscheiden.“
 

„Oh, ja natürlich. Bist du nicht für uns bist du gegen uns. Folg dem verrückten alten Zausel, oder dem launischen Narzissten, der ein Ego Problem hat. Danke Voldy, aber ich verzichte.“
 

„Du kleiner verdammter…“
 

„Riddle!“

Nur ein Wort von einer der beiden Personen, die bisher geschwiegen hatten, und der Mann hielt murrend inne. Es war eine Frau gewesen und ihre sanfte, beinahe verführerische Stimme klang strenger als die seiner Hauslehrerin, die schon nichts für sanfte Gemüter war. Da wunderte es ihn nicht, dass selbst der dunkle Lord kuschte.
 

„Kann ich dann zumindest deiner Neutralität sicher sein?“ grummelte er und klang dabei beinahe beleidigt.
 

„Solange mich und meine Freunde niemand angreift, denn dann werde ich mich und sie verteidigen.“

Harry war sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis. Genau das hatte er erreichen wollen.
 

„Was anderes habe ich nicht erwartet. Und hör verdammt noch mal auf mich Voldy zu nennen. Mein Name ist Tom Marvolo Riddle und ich ziehe es vor mit Tom gerufen zu werden. Das gilt für alle hier.“

Harry hört wie Regulus lachte und auch der letzte, ein Mann, konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen, während der Professor schnaubte, sich aber eines Kommentars enthielt.
 

„Fein. Freunde haben die seltsamsten Spitznamen für mich, aber wer will darf mich Harry nennen.“

Wieder lachte Regulus. Der Junge war wirklich eine Nummer für sich. Auch der weißhaarige Mann war durchaus von dem Jungen amüsiert.
 

„Und mit wem habe ich sonst noch das Vergnügen? Regulus, Mr Malfoy und den Professor kennen ich ja bereits“ wandte er sich nun an die beiden letzten im Raum.
 

„Mein Name ist Daniel Zabini und dies ist meine Frau Marien.“

Die beiden waren aufgestanden und hatten ihm nacheinander die Hand gereicht, die er unter den ungläubigen Blicken von Regulus ergriff, denn das feine Rascheln der Stoffe verriet ihm, wo er diese ungefähr finden musste. Als der Mann ihm kräftig die Hand drückte stieg ihm ein intensives, aber angenehmes Herrenparfüm in die Nase, während die Frau nach feuchten Steinen roch, fast wie bei einem Brunnen. Er kannte diesen Geruch und er war erstaunt einem solchen Wesen hier zu begegnen.
 

„Sie sind nicht zufällig die Eltern von Blaise Zabini aus meinem Jahrgang?“
 

„Eben diese“ lächelte der Mann freundlich.
 

„Aber wir gehen jetzt. Wir haben noch Zwillinge, die bestimmt keinen Stein auf den anderen lassen, wenn wir nicht bald zurück sind.“

Damit verabschiedeten sich die beiden und der blinde Schüler wusste nun, wo sich die Tür befand. Das war doch mal eine gute Sache.

Zu Harrys erstaunen war sogar Lucius Malfoy aufgestanden und reichte ihm die Hand. Der Mann roch nach Wildblumen und es war ein wirklich angenehmes Aroma.
 

„Unsere bisherigen Begegnungen waren immer von den Ereignissen überschattet, dass ich bisher nicht die Gelegenheit hatte mich richtig Vorzustellen. Lucius Malfoy, sehr erfreut Mr. Potter.“
 

„Harry“ korrigierte er ihn automatisch, als er die Hand des ernsten, aber anscheinend ganz netten Mannes ergriff und kurz drückte.
 

„Wenn du möchtest kannst du dich in deinem Zimmer etwas ausruhen. Ich werde eine Hauselfe hochschicken, die dir was zu Essen bringt. Draco und Blaise werden dich zu deinem Zimmer bringen, damit du dich nicht verläufst. Heute Nachmittag findet ein Test statt, der zeigen soll, wo eure Schwächen liegen, damit wir sie ausgleichen können.“

Verwirrt sah Harry zu dem Lord, denn er war mittlerweile aufgestanden, um sich in sein Bett zu legen und die ganzen Informationen zu verdauen. Jedoch verstand er nicht so recht, was Riddle meinte.
 

„Ein Test? Wozu ein Test?“
 

„In den Ferien erhalten die Schüler hier eine Art Unterricht. Dazu zählen neben den Fächern, in denen ihr in Hogwarts unterrichtet werdet, auch die dunklen Künste, Heilmagie, aber auch der Umgang mit Waffen und waffenloser Kampf, unter anderem für die körperliche Fitness und die Ausdauer.“
 

„Danke, nein, ich verzichte. Es sind Ferien.“

Harry wandte sich wieder ab, um zu gehen, als der Mann seine Stimme erhob.
 

„Auch du wirst dem beiwohnen“ knurrte er, doch Harry hatte den Raum bereits durchquert.
 

„Vergiss es!“

Mit diesen Worten riss er die Tür auf und wäre fast in einen großen Mann rein gestürmt, der in dem Moment das Zimmer betreten wollte. Kurz erhaschte er den Geruch von trockenem Gras in einer Sommer Brise, bevor er an ihm vorbei war.
 

~oO~0~Oo~

Fieber

>>>Vorwort<<<
 

xX16. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@DarkDragonheart: Wer kennt das nicht, dass man in den Ferien lieber anderes tut, als irgendwas, was im entferntesten mit Schule zu tun hat?
 

@sann: Keine Ahnung, warum du das Gefühl hast? ;)
 

@MSAYA: Ein bockiges Katzenkind mit einer Maus, wobei die meisten sich wohl hüten würden den dunklen Lord als Mäuschen zu betiteln, oder?^o^
 

@Sevara-Snape: Die meisten deiner Fragen beantwortet dieses Kapitel, der Rest... naja, einfach auf das Kapitel warten, dass auch diese beantwortet.
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Fieber ~*~
 

Starr sah Tom Riddle in die Flammen des Kamins, die sich erst vor wenigen Augenblicken von einem satten Grün in das vertraute Spiel aus Rot, Orange und Gelb gefunden hatten. Er hasste das Feuer. Unsagbare Hitze, die nichts als Asche von allem ließ. Verzehrende Flammen, die einem alles nehmen konnten. Luft, die die Lungen verbrannte. Fast hätte ihm ein solches Inferno alles, das Einzige genommen, was er damals besaß, sein Leben.
 

Umso weniger verstand er sich heute selbst. Verstand nicht, wie er so ruhig geblieben war. Verstand nicht, weshalb es ihm unwichtig erschienen war.

Dieser verdammte Bengel hatte sich dieser Gefahr ausgesetzt, nur um zu entkommen, hatte ihn fast dazu gebracht in den Raum zu stürmen, um ihn da raus zu holen, wie man ihn daraus geholt hatte. Trotz alledem verspürte er nicht das, was er fühlen sollte. Hass, Wut, oder mindestens einen Groll. Doch keines wollte sich so recht einstellen. Es erleichterte ihn einfach, dass dem Schüler nichts passiert war.
 

Er hatte es darauf geschoben, dass er nur von dem lebenden Jungen Antworten bekommen konnte, doch nach diesem Gespräch war er sich einfach seiner nicht mehr sicher. Irgendwo verstand er, dass der Junge versucht hatte zu entkommen, zu fliehen und er bewunderte dessen Stärke, dessen Willen, seinen Mut, der an Dummheit grenzte, in einem brennenden Zimmer abzuwarten, ohne die Gewissheit, dass die Tür sich rechtzeitig öffnen würde. Wenn dieser Fluch nicht gewesen wäre, der auf ihm gelegen hatte, wäre er ihnen sogar tatsächlich entwischt.
 

Und dann? Plötzlich zeigte er sich von einer ganz anderen Seite, als würde eine ganz andere Person vor ihnen stehen.

Aber was war jetzt? Wieso hatte er gesagt, dass Harry hier bleiben sollte und an dem Unterricht teilnehmen sollte? Wieso hatte er ihn nicht einfach weggeschickt? Gut, er hatte noch viele Fragen an den Jungen, wenn auch die elementarsten geklärt wurden. Wie war es ihm nur gelungen sich einzuschließen, was war das für ein Fluch gewesen, von dem er durchaus gewusst zu haben schien und wie hatte er nur die Behandlung dieser Muggel durchstehen können? Das waren nur ein paar der Fragen, die er sich stellte und doch war ihm klar, dass er wahrscheinlich nie eine Antwort erhalten würde darauf. Wieso behielt er ihn dann, beim Barte seines Vaters, davon ab, einfach zu gehen?

Was war an dem Knaben so besonders? Was war so anders an ihm?
 

/Einfach alles/ beantwortete er sich die Frage selbst.

Dieser junge Mann faszinierte ihn auf seine eigene Art und Weise. Es war wie ein Zauber der von dem Jungen ausging, wenn man ihn genauer betrachtete, ihm in die unendlich grünen Augen sah und von deren Tiefe… er konnte sie nicht beschreiben. Fasziniert war ein zu kleines Wort, verzaubert zu einfach, schockiert erinnerte nur an die ungläubige Starre in der man verfiel.
 

„Wer war der Junge? Ich habe ihn hier bisher noch nie gesehen.“

Die plötzliche Störung riss den Lord abrupt aus seinen Gedanken. Die Stimme war tief, fest und autoritär, als wäre sie gewohnt Befehle zu geben. Zu dem schwang ein ärgerlicher Ton mit.

Erstaunt blickte Tom Riddle zu dem Neuankömmling, der bereits neben ihm stand. Er hatte nicht gemerkt wie er eingetreten war. Außer ihnen beiden war sonst niemand mehr im Wohnzimmer, denn Black, Snape und Malfoy waren noch bevor der Potterbengel aus dem Raum gestürmt war, zum Kamin. Es gab noch einiges zu regeln, da der Junge vorerst zu bleiben schien.
 

„Du bist schon zurück? Ich hatte mit euch beiden erst in ein paar Wochen gerechnet.“

Der Mann setzte sich dem dunklen Lord gegenüber, überschlug in einer fließenden Bewegung die Beine, stützte die Ellenbögen auf den Lehnen des dunklen Ohrensessels ab und legte die Fingerspitzen aneinander.
 

„Ich bin alleine. Cruenta hat einen Windgeist entdeckt und wird noch ein bisschen brauchen.“

Missbilligend hatte der Mann seine Augenbrauen zusammengezogen, da seine Frage noch immer nicht beantwortet war. Er konnte sich gut denken, dass der anscheinend jüngere Mann sie nicht einmal wahrgenommen hatte, so vertieft er wieder in seinen Gedanken war. Das ging schon so, seit er von den Chroniken gehört hatte.
 

„Das ist typisch für sie.“

Der dunkle Lord kniff die Augen zusammen und massierte sich mit Daumen und Mittelfinger die Nasenbrücke. Das viele Nachdenken brachte einfach nichts, außer Kopfschmerzen und noch mehr Fragen. Außerdem gab es wichtigeres, als den Spross der Potters.
 

„Wer war nun der Junge?“

Riddle wirkte irritiert, da er nicht so recht wusste, wer gemeint war.
 

„Schwarzes Haar, etwa deine Größe. Mehr habe ich nicht gesehen, da er mich fast umgerannt hat, als ich eintrat.“

Jetzt verstand der Mann.
 

„Das war Harry Potter.“

Irgendwas fehlte an dem Ton, mit dem er den Namen aussprach. Etwas hatte sich zu früher verändert, doch der andere konnte nicht genau sagen, was es war.
 

„Ihr hab ihn also gefunden. Wie ist es gelaufen.“

Eigentlich interessiert ihn der Junge nicht. Ein einfacher Mensch von vielen, der sich durch Ereignisse vor ein paar Jahren von der breiten Masse abhob. Oft hatte er schon solche Menschen kommen und gehen sehen. Sie waren so vergänglich. Er fragte nur, da sich anscheinend etwas geändert hatte, das nun auch hier im Haus für einen Wandel sorgen würde, das spürte er.
 

„Um ehrlich zu sein habe ich die Antwort, die ich haben wollte, auch wenn ich nun Kopfschmerzen habe. Ich werde nicht schlau aus dem Bengel. Er bockt, stellt sich quer, versucht abzuhauen, ist unverschämt und kaum habe ich die erste Frage gestellt, ist er ruhig und an sich recht kooperativ. Einfach so. Jedoch hat er im Grunde immer mehr neue Fragen aufgeworfen, als er im Endeffekt beantwortet hat. Versteh das einer, ich tu es nicht.“
 

„Hört sich an, als hätte er Stimmungsschwankungen wie ein Elb in der Phase des Magieflusses. Himmel, ich weiß noch wie das bei meinem besten Freund damals war. Kaum ein vernünftiges Wort konnte man mit ihm reden, ohne dass er begann zu rebellieren und im nächsten Moment...“

Der Mann schnaubte, ließ das Ende jedoch offen. Es war auch nicht wirklich relevant.
 

„Elben sind regelrecht harmlos dagegen. Während des ganzen Gesprächs sind seine Launen von einem Extrema ins andere gefallen. Selbst Veelen sind nicht mal annähernd so schlimm, wenn sie schwanger sind. Außerdem müsste er zu alt für diese Phase sein. Es ist irgendwas anderes, wenn überhaupt.“

Verwundert zog der andere Mann eine Augenbraue hoch. Er kannte das Temperament und auch die Ungeduld von Tom Riddle, die er bei solchen Gesprächen zeigte. Besonders, wenn sein Gegenüber nicht brav genau das erzählt, was man wissen will. Es erstaunte ihn, dass sein Gegenüber bei der Erzählung trotz allem so ruhig blieb.
 

„Und das Haus steht noch? Wie hast du es geschafft dich zusammenzureißen?“ fragte er trocken.
 

„Ich habe mir in Erinnerung gerufen, dass er tot keine Fragen beantwortet und außerdem waren die Zabinis, Black, Snape und Malfoy da.“

Wirklich sehr ruhig und beinahe nachdenklich. Das Gespräch schien wirklich einiges aufgeworfen zu haben.
 

„Ich sehe schon. Insgesamt also sechs gute Argumente.“
 

„Dem Bengel ist es sogar gelungen Snape auf die Palme zu bringen.“

Ein kleiner, aber doch erstaunlicher Satz. Es war wirklich schwer den kühlen, distanzierten Mann dazu zu bringen sich wirklich aufzuregen und wenn man es dann doch schaffte ihn soweit zu reizen, blieb kein Stein auf den anderen. Dementsprechend konnte er es auch nicht glauben. So lebensmüde konnte kein einzelner Mensch sein.
 

„Und du wunderst dich, warum Severus dich immer noch Riddle nennt.“

Der Mann schüttelte den Kopf, als er nur ein verärgertes Schnauben bekam. Diese beiden würden sich wohl nie vernünftig benehmen. Beide sagten zwar ständig, dass der andere ihn beim Vornamen nennen sollte, doch im Endeffekt blieben sie bei Snape und Riddle.
 

Kurz herrschte Stille, da Tom etwas einfiel, etwas, was er fast wieder vergessen hätte.
 

„Er lügt. Severus Snape steht nicht auf der dunklen Seite.“

Seine Stimme war leise, als wäre er nicht wirklich im hier und jetzt mit seinen Gedanken.

Dennoch verwirrten die Worte seinen Zuhörer.
 

„Das weißt du, seit er kam und sagte, er würde uns helfen Dumbledore zu unterwandern, wenn wir ihn nicht nach seinen Gründen fragen.“

Der Mann konnte sich noch gut daran erinnern, wie der schwarzhaarige Mann in seinen hochgeschlossenen, schwarzen Roben plötzlich auftaucht und seine Dienste anbot. Es war wirklich ein seltsames Bild gewesen. Ein paar kannten den Mann aus der Schule, ein Slytherin zu seiner Zeit und doch war nur wenig über ihn bekannt gewesen.
 

„Aber der Junge wusste es. Er hatte die Frage gestellt, obwohl er die Antwort zu kennen schien.“
 

~*~

Vor dem Wohnzimmer wurde Harry schon erwartet. Mrs Malfoy, die er bisher nur einmal auf der Quidditsch - Weltmeisterschaft vor drei Jahren getroffen hatte, begrüßte ihn freundlich. Er hörte jedoch nur mit halben Ohr zu, als sie ihm einige Dinge erklärte, nahm nur das wichtigste zur Kenntnis, dass er ein anderes Zimmer bekommen hatte, nicht mehr das im Gästeflügel, dass man zu den Mahlzeiten kommen konnte, wie man mochte, jedoch Abends gemeinsam gegessen wurde und dass er sich an ihren Sohn Draco, oder an Blaise, wenn ihm das lieber war, wenden sollte, wenn er Fragen hätte, da sie ganz in der Nähe untergebracht waren. Als letztes riet sie ihm noch davon ab, gewisse Bereiche zu betreten, da dort sich die Leute herumtrieben, die nicht hier wohnten und nur kamen, um Berichte abzugeben oder ähnliches.

Ihre melodische Stimme hatte etwas warmes, etwas, dass nur eine Mutter hatte. Sie war ihm sympathisch, auch wenn ihre Art ihn irgendwie traurig machte. Verdammte Melancholie.
 

Stumm folgte er nun den beiden Jungen, die ihn zu seinem Zimmer brachten. Er hatte keine Lust zu streiten. Das Einzige, was er im Moment wollte, war sich in ein Bett zu legen und sich auszuruhen. Sein Kopf schmerzte und er fühlte sich erschöpft. Zu seinem Glück verhielten die beiden sich auch still, wie schon beim Frühstück. Warum das wohl so war? Wie viel wussten sie, von dem, was vor sich ging?

Darüber sollte er sich jetzt keine Gedanken machen, es würde so oder so nichts bringen. Stattdessen sollte er sie bei Gelegenheit fragen. Immerhin schien es, dass er wohl noch etwas bleiben würde.

Wegen dem Unterricht wollte er sich jetzt auch keine Gedanken machen. Er verstand nicht, warum er an so etwas teilnehmen sollte. Was bezweckte Voldemort, Riddle, damit? Er würde sich noch was überlegen, aber nicht jetzt.
 

~*~

Die beiden Slytherins hatten Harry bis zu seinem Zimmer gebracht. Kurz strich der Junge mit seinen Fingern der linken Hand über den Holzrahmen, als würde er etwas überprüfen, als er auch schon in dem Raum verschwand und ihnen nach einem knappen Dank die Tür vor den Nasen zuschlug.

Die linke Augenbraue des Blonden zuckte gefährlich, als sein Freund beruhigend eine Hand auf dessen Schulter legte.
 

„Ich versuche wirklich nett zu bleiben und das ist die Antwort? Potter geht mir mit dieser stillen Art noch mehr auf die Nerven, als er es getan hat, wo er noch so laut war.“

Blaise gluckste nur über die Worte, da er wusste, dass der Malfoyspross einfach nur gekränkt war, mehr nicht. Niemand ignorierte einen Malfoy und Harrys Wortkargheit kam dem verflucht nahe. An sich herrschte schon im letzten Schuljahr eine Art Waffenstillstand, was Draco Malfoy und Harry Potter trotz allem nicht daran hinderte zu streiten, wenn der Gryffindor grade dazu aufgelegt war. Sonst servierte er den Blonden wie ein wahrer Slytherin ab.
 

Sie wollten grade gehen, als ein lautes Poltern aus dem Raum kam. Die Jungs sahen sich leicht verwirrt an und betraten nun auch das Zimmer, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.

Das Zimmer war eingerichtet wie das, welches dem Jungen schon vorher zur Verfügung gestanden hatte, nur die Möbel wirkten in diesem Teil edler, waren aus dunklerem Holz und dennoch blieb alles gemütlich und einladend.
 

Jemand hatte Harrys Koffer in die Nähe des Kleiderschrankes gestellt, und somit genau in Harrys Weg, der grade auf der Suche nach dem Bett gewesen war. Da er davon ausgegangen war, dass der Koffer wieder mitten im Raum stand, war er der Länge nach darüber gestürzt.
 

~Welcher vermaledeite Idiot hat die Truhe mitten in den Weg gestellt?~ zischte Harry, der wieder einmal feststellen musste, dass er in solchen Situationen, in denen er sich Aufregte, in Parsel verfiel und wenn er ehrlich war hörte es sich um einiges gefährlicher an in dieser Sprache aufzuregen. Vielleicht sollte er sich angewöhnen öfter in Parsel zu fluchen.
 

~Das war ich, da die Hauselfen es gewagt haben ihn auf meinem Teppich zu stellen. Was suchst du eigentlich hier Mensch? Und wer bist du, dass du die Zunge der Schlagen beherrschst?~

Harry blickte mehr aus Gewohnheit verwundert auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm geantwortet werden würde. Aber anscheinend war hier eine Schlange im Raum. Eine pikierte Schlange, die Ansprüche auf ihren Teppich erhob.
 

/Immerhin nicht das Bett./
 

~Voldy hat mich in dieses Zimmer gesteckt und was kann ich dafür, dass man die Truhe irgendwo in den Raum stellt. Ehrlich gesagt habe ich ein ziemliches Problem damit, wenn man Sachen einfach irgendwo in den Weg stellt, ohne dass man mich vorher warnt.~
 

~Besorg dir eine Brille wenn du so schlecht siehst, Mensch~ zischte die Schlange gehässig.

Das fing wirklich super an. Jetzt stritt er sich schon mit einer Schlange, dabei wollte er sich einfach nur etwas hinlegen. Nichts gönnte man ihm. Konnte der Tag überhaupt schlimmer werden?
 

~Von der Brille bin ich runter, die ist mittlerweile Überflüssig. Ich sehe mit genau so gut wie ohne.~

Harrys Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und dennoch war jedes einzelne Wort wahr. Es traf die Realität härter, als es den Anschein hatte.
 

~Und trotzdem könnte man meinen, du wärst blind.~

Volltreffer. Immerhin war sie nicht dumm.
 

~Natürlich bin ich das. Was glaubst du eigentlich, warum ich sonst über das Ding hier geflogen wäre?~

Die Schlange horchte auf. Verzweiflung war in der Stimme zu hören. Es schien wirklich sein Ernst zu sein.

Harry indes hätte sich in den Hintern beißen können. Warum erzählte er das überhaupt einer Schlange? Hier war er nicht der Einzige, der Parsel verstehen konnte. Wirklich klasse, direkt an der Quelle so was auszuposaunen
 

~Das ist jedoch allein meine Sache, die geht niemanden was an.~
 

~Schon gut Kleiner. Wie heißt du eigentlich?~

Die Stimme war sanfter geworden, etwas das er hasste. Nur weil raus kam, dass er irgendwas hatte, schwang plötzlich das Verhalten der anderen um. Er war ein Waise, man bemitleidete ihn, er war der Freak, man hasste ihn, er war der Held, man feierte ihn, er konnte Parsel, man verachtete ihn, er wurde als Verrückt bezeichnet, niemand glaubte ihm und zu guter letzt er war blind, man verhielt sich, als sei er zu nichts alleine in der Lage. Soweit wollte er es nicht kommen lassen. Auf gar keinen Fall.
 

~Mein Name ist Harry und wer bist du?~
 

~Salena.~

Blaise und Draco musterten den Jungen aufmerksam, der auf dem Rücken, mit den Füßen noch auf er Truhe, über die er gestolpert zu seien schien, lag, sich die Hände vors Gesicht hielt und versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie konnten zwar nicht verstehen, was der Junge mit der blauen Schlange Salena sprach, aber den Ton, der von ärgerlich über sarkastisch, in verzweifelt schwenkte, konnten sie durchaus wahrnehmen.

Überraschender Weise waren die nächsten Worte einfaches Englisch und an sie gerichtet.
 

„Malfoy, Zabini, was wollt ihr hier? Das ist mein Zimmer. Schon mal was von klopfen gehört? Und jetzt raus.“

Die beiden angesprochenen Jungen blickten verdutzt zu dem dritten hinunter. Woher wusste der Junge, dass sie da waren? Sie hatten keinerlei Geräusche verursacht und sie wussten gut ihre Anwesenheit nicht zu verraten. Es war mehr ein angeborener Instinkt sich leise und unauffällig zu bewegen, den die beiden nahezu perfektioniert hatten. Wie konnte Potter sie also bemerkt haben? Er hatte nicht einmal aufgeblickt.
 

„Wir wollten uns nur vergewissern, dass du nicht wieder irgendwas anstellst. Aber wie ich sehe bist du nur über deine eigenen Füße gestolpert.“

Malfoy konnte den hämischen Unterton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen, zu einladend war die Situation.

Jedoch machte keiner von den beiden Anstalten wieder zu gehen, da sie nun die Lage überprüft hatten.

Eigentlich wollte Harry jetzt alleine sein, aber wo sie schon mal hier waren, konnte er sich auch um seine allgemeine Ruhe hier kümmern. Dazu gehörten keine sinnfreien Streitereien mit seinem Schulrivalen anzufangen. In Hogwarts hatten sie genug Raum und Zeit für diese Spielchen, doch im Sommer wollte er einfach eine Pause haben.
 

„Und was veranlasst euch genau dazu hier zu verweilen?“

Es war immerhin eine Frage die den beiden die Möglichkeit gab zu wählen, ob sie nun gingen, oder auf ein Gespräch mit ihm eingingen.
 

„Oh das hat viele Gründe“, plapperte Blaise munter drauf los.

Er schien ein aufgewecktes Kerlchen zu sein, nicht ganz so distanziert und abweisend wie andere des Hauses Slytherins, aber Harry würde nicht den Fehler begehen, ihn als harmlos einzuschätzen. Jeder Slytherin hatte durchaus das Talent der List und Tücke, so wie er selbst an manchen Tagen, wenn es seine Laune zuließ.
 

„Also der entscheidende ist wohl wie du mit Tom und Severus gesprochen hast. So was traut sich keiner. Vor allem Toms Wutausbrüche sind gerade seit diesem Vorfall vor einem Monat nicht von schlechten Eltern. Selbst Salazar weiß dann nicht wo ihm der Kopf steht. Au!“

Draco hatte seinem Freund in die Seite geboxt. Erst jetzt merkte er seinen Fehler. Potter konnte nichts von Salazar Slytherin wissen. Außerdem hatte er seinen Professor und den Lord beim Vornamen genannt. Da hatte er sich wohl etwas mitreißen lassen. Außerdem gab er damit zu gelauscht zu haben. Na ja, jetzt war es eben raus.

Die beiden sahen zu dem Schwarzhaarigen um seine Reaktion auf die Worte zu sehen, welche jedoch einfach ausblieb. Das war wirklich seltsam.
 

Harry war mittlerweile aufgestanden und richtete seine Klamotten etwas, als würde es bei den schlabberigen Sachen seines Vetters überhaupt etwas bringen und eigentlich konnte er es eh nicht sehen.

Als es still wurde sah er auf.
 

„Und welche Gründe noch? Dass selbst sein Vater nicht gegen ihn ankommt ist mir klar. Immerhin bekam ich diese Auseinandersetzungen im letzten Jahr immer live mit, auch wenn ich bisher nie verstand worüber die beiden stritten. Zum Glück ist das endlich vorbei.“

In der drückenden Stille, die plötzlich herrschte vermutete Harry, dass sie ihn fassungslos anstarrten. Hatte er zu viel gesagt? Vielleicht sollte er es ihnen erklären.
 

„Es ist euch doch nicht unbekannt, dass ich mit eurem Meister verbunden war. Besonders nach der Sache im Ministerium war es schlimmer geworden. Snape hat mir einen Trank gegeben, seitdem ist es weg, als wenn er dieser Verbindung zwei Türen gegeben hätte. Vorher war es wie ein offener Gang zwischen uns, durch den ich geschleudert wurde, wenn Riddle aufgebracht war.“
 

„Ja, wir wissen davon, aber Tom meinte, dass die Verbindung letzten Sommer zusammengebrochen sei. Jedes Mal, wenn er es versucht hatte, konnte er nichts sehen. Wie kommt es dann, dass es bei dir geklappt hat?“

Draco schwieg weiterhin und dachte nach, während Blaise wirklich versuchte zu verstehen. So lange hatten sie darüber gerätselt, darauf geachtet, dass Harry Potter nicht zu viel erfuhr. Anscheinend alles umsonst gewesen, wenn er selbst von Salazar Slytherin, dem leiblichen Vater des dunklen Lords, wusste. Dennoch schien er diese Details für sich behalten zu haben, da nichts darüber laut geworden war.
 

„Woher soll ich das wissen? Es ist ja nicht grade so, dass es ein Handbuch dafür gibt, was eine Narbe auf der Stirn so alles kann.“

Er brauchte ihnen ja nicht auf die Nase binden, dass Tom nur deshalb nicht sehen konnte, da er blind war.

Blaise fing an zu lachen. Harry Potter fing wirklich an ihm zu gefallen und selbst Draco Malfoy schmunzelte, bei dieser amüsanten Ansicht der Dinge, die der Gryffindor zeigte.

Vielleicht würden es doch noch ein paar unterhaltsame Wochen mit dem Stubenlöwen werden.
 

~*~

Nach einiger Zeit klopfte es. Draco und Blaise, die es sich neben Harry auf dem großen Bett bequem gemacht hatten, sahen auf, als sich nach einem herein von Harry die Tür öffnete. Zum Erstaunen der beiden älteren war es Salazar, der eintrat, doch Harry blieb ungerührt liegen.

Bis eben hatte sich die drei Jungen unterhalten, nun gut, eigentlich hatte hauptsächlich Blaise geredet, während Malfoy geschwiegen und Harry ab und zu etwas erwidert hatte. An sich hatten sie etwas über die Schule, das kompliziert konstruierte Gebäude, Slytherin Manor, wie Harry erfahren hatte, und ein paar andere eher unbedeutende Sachen geredet.
 

"Draco, Blaise, vergesst den Test in einer halben Stunde nicht. Mr Potter…“
 

„Harry“ unterbrach der schwarzhaarige den Mann, der etwas verärgert zu diesem blickte, sich jedoch nicht beirren ließ.

Es ärgerte ihn, dass sein Sohn ausgerechnet ihn gebeten hatte den Jungen bescheid zu geben.
 

„Harry, Tom möchte, dass du auch daran teilnimmst. Es wurde beschlossen, dass du während deines Aufenthalts hier Unterrichtet wirst. Wir werden dir Nachhilfe in Zaubertränken geben, dich der Heil- und schwarzen Magie unterweisen und du wirst den Kampf mit und ohne Waffen lernen, damit du körperlich ausdauernder und stärker wirst.“

Der Mann wollte sich grade zum gehen wenden, als ihn die Stimme des Jungen zurückhielt. Sie war klar, melodisch und dennoch ernst. Eine gute Stimme, fand er. Umso mehr ärgerten ihn die Worte, die sie trug.
 

"Oh, schön, dass ist aber nett von ihnen, aber ich verzichte", gab Harry mürrisch von sich.

Er hatte sich noch immer nicht erhoben, lag einfach mit geschlossenen Augen auf der Decke. Ein leichter Duft nach Sommer und getrocknetem Gras stieg ihm in die Nase und er wusste jetzt, wenn er vorhin beinahe umgerannt hatte. Guter erster Eindruck.
 

"Ich werde meine Zeit hier gewiss nicht mit lernen vergeuden, wo ich doch ihrem Sohn auf den Senkel gehen kann."

Der Mann stutzte leicht. Woher wusste der Junge, wer er war? Böse sah er auf die beiden anderen Jungen, die sich keiner Schuld bewusst zu seinen schienen und dennoch nicht überrascht wirkten. Aber die Verwunderung macht schnell der Wut platz. Wie konnte er es wagen so mit ihm zu sprechen?
 

„Du wirst zu dem Unterricht gehen und diesen Test mitschreiben!“ donnerte er nun gefährlich.

Er hatte es nicht glaube können, doch der Junge war wirklich stur.
 

„Wozu soll ich?“

Ungesund stur.
 

„Damit wir sehen könne wie weit du schon bist und dann an deinen Schwächen arbeiten können. Es ist besser, wenn du in deiner Stellung den ein oder anderen Kniff kennst.“

Salazar versucht sich zu beherrschen. Der Junge war nur ein Mensch, wenn er auch ungewöhnlich schien. Irgendwas fehlte, etwas das da sein sollte. Eigentlich war nichts Außergewöhnliches an ihm. Seine Magie schien einen durchschnittlichen Level zu haben, auch wenn er Schwierigkeiten hatte, sie zu fokussieren, was wahrscheinlich an den beiden anderen, nicht normalen, Jungen lag.
 

„Dann sagen sie mir mal woher ich denn das Wissen über die schwarze Magie her haben soll.“

Rein rhetorische Frage.

Eigentlich.
 

„Dann werden wir dir das eben beibringen. Du wirst mitschreiben.“

Tom hatte nicht übertrieben. Dieser Bengel konnte einen wirklich an den Rand seiner Selbstbeherrschung treiben und dennoch versuchte man sich zusammen zu reißen, was wirklich nicht einfach war.
 

„Nein!“

Überhaupt nicht einfach.
 

„Oh doch.“

Jetzt fing er auch schon an mit diesem kindischen Verhalten. Das war einfach erbärmlich wozu das Balg ihn trieb.
 

„Ich habe die Nachhilfe echt nicht nötig.“
 

„Meinen Informationen nach schon.“

Endlich wieder festes Land. Seine Stimme war gehässig, kalt und vor allem hämisch.
 

„Dann haben sie falsche.“

Anscheinend doch nicht so fest. Hatte der Junge einen ausgeprägten Todeswunsch? Dann sollte er es nur sagen.
 

„Vergiss nicht mit wem du hier redest. Du bist nur ein Junge. Du musst noch eine Menge lernen.“

Der Junge wollte ihn nur provozieren und er würde ihm nicht den gefallen tun, sich zu vergessen. Das hatte damals dieser wild pubertierende Elb, der sich sein bester Freund nannte, nicht geschafft, wo er noch jung war und es würde dieser Bengel nicht schaffen. Soweit würde es nicht kommen.
 

„Super, noch so einer. Du musst viel lernen, damit du auch ja den bösen, bösen Mann besiegst“ äffte er.
 

„Was wenn ich doch für den lieben guten, alten, großväterlichen Schulleiter arbeite und alles hier nur eine riesengroße Finte ist? Spielt ihr mir dann nicht ein gefährliches Wissen zu.“

Langsam erreichte er den Rand seiner Belastbarkeit. Nicht mehr lange und er würde dem Jungen ernsthafte Schäden zufügen. Ihm und wahrscheinlich dem Rest des Flügels.
 

„Als könntest du halbe Portion was gegen uns ausrichten.“

Es war ein Machtkampf und keiner von beiden zog es in betracht, ihn zu verlieren.
 

„Dumbledore ist da aber ganz anderer Meinung. Ihr Sohn aber auch, sonst hätte er mich wohl kaum so hartnäckig verfolgt.“

Der Mann sah mit erhobener Augenbraue zu dem Jungen. Das klang nicht mehr nach dem Jungen von eben, sondern mehr nach einem schmollenden Kind. Wirklich extreme Schwankungen des Gemüts.
 

„Du bildest dir einiges ein.“

Seine Wut war verpufft. Mit einem bockigen Kind brauchte er sich nicht zu messen.
 

„Was ist wenn ich ihn komplett richtig löse? Lassen sie mich dann in Ruhe mit diesem Scheiß?“

Seine Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Es hatte nur einen Moment gebraucht ihn wieder in Fahrt zu bringen. Da war wieder der vorlaute Bastard. Doch dieser Umschwung seiner eigenen Gemütslage ließen ihn sich nur schwer beherrschen.
 

„Bitte! Wenn du volle Punkte erreichst dann kannst du auf deinem Zimmer versauern, wenn es dir passt.“

Um genau zu sein, genau jetzt hatte er sie seiner Beherrschung verloren.
 

„Gut.“
 

„Gut!“

Und ihren kleinen Machtkampf. Wütend rauschte der Hausherr aus dem Raum und ließ zwei völlig perplexe und einen erschöpften Jungen zurück.
 

Während dieses Wortgefechts waren die anderen beiden Jungen merklich blasser geworden, da sie jeden Augenblick mit einem grausamen und vor allem blutigen Mord gerechnet hatten. Nicht einmal Salazar blieb beherrscht. Harry war nicht laut geworden, es lag vielmehr an seinem Ton, den er benutzte, seine Art und Weise. Wie schaffte er es die drei gefürchtetsten Zauberer der letzten tausend Jahre der Art zu provozieren, sie auf die Palme zu bringen und letztendlich als Sieger aus den Wortduellen hervorzugehen? Selbst die Streitereien mit dem jungen Malfoy nahmen nie ein solches Niveau an.

Harry presste sich die kühlen Hände auf sein Gesicht. Er hatte Kopfschmerzen und auch seine Stirn fühlte sich warm an. Vielleicht hatte er es jetzt übertrieben.
 

~*~

Bald führten die beiden Slytherins Harry zu dem Unterrichtszimmer, wo die Überprüfung ihres Wissens stattfinden sollte. Dort warteten schon Severus Snape, Tom Riddle und Salazar Slytherin. Severus fühlte sich ziemlich unwohl, da die beiden Lords verdammt schlechte Laune hatten und meist war er es, der das wieder ausbaden durfte. Wieso musste dieses verdammt Gör die beiden derart provozieren? Warum musste der Bengel ihm sein Leben unnötig schwer machen?

Zuerst musste er Dumbledore eine gute Story auftischen, wo der Junge hin verschwunden war, die der Mann nicht überprüfen würde und ihn sich still verhalten ließ und dann das hier. Mann konnte den Bengel keine fünf Minuten aus den Augen lassen, ohne dass er sich mehr ärger einbrockte, als er so oder so schon hatte.
 

Salazar und Tom hatten für Potter sogar einen extra Fragebogen zusammengestellt, den dieser unmöglich in der geforderten Zeit lösen konnte. Selbst wenn er alle Antworten kannte, wobei das schon allein schier unmöglich war, musste er sich zu dem noch beeilen.

Severus schüttelte den Kopf. Er galt ja schon als unfair, aber Salazar schlug ihn in dieser Disziplin um Längen, wenn er es darauf anlegte und das tat er. Was hatte Potter nur angestellt sich das einzubrocken?

Der seit Jahren gefürchtetste Lehrer Hogwarts' musste zugeben, dass er beinahe Mitleid mit dem Jungen hatte, doch da musste dieser jetzt ganz alleine durch. Immerhin hatte Harry es auch provoziert. Man legt sich nicht umsonst mit den beiden rachsüchtigsten Zauberern dieser Zeit an.
 

Die drei Jungs saßen schon auf irgendwelchen Plätzen und Snape verteilte nun auch die Bögen, Federn und Tintenfässer. Harry nahm sein Fass hoch und schien es zu mustern, während er irgendetwas vor sich hin murmelte. Dasselbe machte er danach auch mit der Feder. Ein kleiner praktischer Zauber, den er sogar mittlerweile ohne Probleme auch stablos konnte, der dafür sorgte, dass Harry die Feder nicht mehr in das Fass tauchen musste aber trotzdem mit der Tinte versorgt wurde.
 

„Ihr könnt beginnen. In genau drei Stunden habt ihr eure Bögen abzugeben.“

Der Tränkemeister beobachtete Harry die ganze Zeit durch. Als erstes ging er jeden der Bögen durch. Konzentriert las er jede Frage. Woran er das erkannte? Schon seit dem letzten Jahr hatte der Gryffindor sich angewöhnt mit dem Finger die Zeilen nachzufahren, wenn er las. Etwas, das Kinder taten, die grade erst das lesen lernten.
 

Das konnte doch wirklich nicht wahr sein! Der Junge hatte so schon zu wenig Zeit und jetzt bummelte er auch noch.

Kurz sah Harry auf und warf einen bösen Blick in die Richtung der Erwachsenen, doch ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Züge, während seine Augen schelmisch glitzerten. Irgendwas schien er vor zu haben, nur was? Danach begann er zu schreiben. Snape hätte schwören können, dass er nicht einmal die Feder absetzte.
 

~*~

Nach 2 1/2 Stunden stand Harry plötzlich auf, verbrannte den Zettel vor den Augen aller einfach, ein weiterer kleiner Zauber, dem er mehr wegen dem Showeffekt stablos gemeistert hatte, und verließ ohne ein Wort den Raum. Er sah noch einmal grimmig in ihre Richtung und war schon verschwunden. Die beiden Jungen sahen verwirrt zueinander, während Tom und Sal sich hämische Blicke zuwarfen. Die Runde hatten sie wohl gewonnen.
 

Doch der eigentliche Sieger war Harry gewesen. Er war durchaus in der Lage gewesen, diese miesen Aufgaben zu lösen, sogar in der geforderten Zeit, doch er hatte seine Meinung geändert. Es war noch nicht an der Zeit zu zeigen, was er konnte, was er im letzten Jahr gelernt hatte. Auch wenn er sich jetzt die nächsten Wochen anhören konnte, dass der Test nicht bestanden war, würde er es ihnen nicht leicht machen. Sie haben mit den Aufgaben falsch gespielt, also würde auch er falsch spielen. Sie glaubten er sei dumm? Bitte. Er würde ihnen schon zeigen wie dumm er sein konnte.
 

~*~

Harry war indessen zu seinem Zimmer zurückgegangen, jedenfalls hatte er es vor gehabt. Schon während des Tests hatte er gespürt wie sein Fieber immer schlimmer wurde, somit auch seine Kopfschmerzen zu und seine Kräfte nachließen. Er hatte sich am Anfang extra beeilt, um schnell ins Bett zu kommen. Vielleicht hätte er seine Kräfte nicht für diese etwas übertriebenen Streitereien verschwenden sollen, aber das war die beste Möglichkeit herauszufinden, wer der dunkle Lord war. Der Mann hinter dem Snake-face sozusagen.
 

Irgendwie fing der Boden an zu kippen. Gefährlich schwankend tastete er sich zu einer der Wände. Er berührte eine große Steinfigur.
 

/Ein Gargoyle/ stellte er fast resigniert fest.

War ja klar, dass so etwas hier stand.

So setzte er sich neben die Figur an die Wand. Ihm war heiß, aber er fing vor Kälte an zu zittern.
 

/Na super/, dachte er sich nur.

Er zog die Beine an und schlang seine Arme um sie, um sich etwas zu wärmen. Er würde wohl warten müssen, bis jemand kam.
 

~*~

Draco und Blaise, okay, eigentlich nur Blaise, der den anderen einfach mitschleppte, wollten kurz bei Harry vorbei schauen. Er wollte unbedingt wissen wie der Mensch das mit dem Zettel gemacht hatte. Dieses Mal nahmen sie eine Abkürzung, da es bald Abendessen geben sollte zu dem sie den Gryffindor so oder so bald hätten holen müssen. Als sie jedoch ankamen, war das Zimmer leer, so wie im Bad niemand war. Sie beschlossen Tom Bescheid zu sagen und eilten zurück.
 

~*~

~Hey Kleiner.~

Noch immer saß Harry neben der Statue und zitterte mittlerweile wie Espenlaub. Inzwischen fragte er sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre weiterzugehen, denn er schien einen völlig ausgestorbenen Gang erwischt zu haben.
 

~Was ist mit dir?~

Erst jetzt bemerkte er, dass ihn jemand angesprochen hatte, obwohl er keine Schritte gehört oder Erschütterungen von diesen gespürt hatte. Nicht einmal ein neuer Duft hatte sich in die Luft gemischt. Erst dann erkannte er die Stimme der Schlange, die bei ihm im Zimmer gelegen hatte. Natürlich hatte er sie nicht bemerkt. Das Geräusch, wenn sie über den Boden schlängelte war zu fein, zu leise für ihn in seinem aktuellen Zustand, da er Mühe hatte zu verhindern, dass seine Zähne klapperten.
 

~Wenn ich nicht blind wäre, würde ich sagen, dass mir schwarz vor Augen wird. Kannst du jemanden holen? Ich schaffe es nicht alleine.~

Seine Stimme war schwach und er hatte sichtliche Mühen nicht weg zu dämmern. Zuerst hatte er gedacht, das sei eine der blöden Nebenwirkungen des Trankes, doch mittlerweile glaubte er von Innen her zu verglühen. Das konnte doch nicht normal sein, oder?
 

~Ich beeile mich Kleiner.~
 

„Danke…“ nuschelte Harry noch zog die dünnen Kleidungsstücke enger um seinen Körper und versuchte sich noch kleiner zu machen.

Hoffentlich war sie wirklich schnell, aber sie war doch nur eine einfache Schlange. Plötzlich fiel Harry etwas ein, über das er sich vorher noch keine Gedanken gemacht hatte. Wie sollte eine einfache Schlange seinen schweren Koffer umstellen. Er lachte etwas. Was war in dieser Welt schon normal…
 

~*~

Die Tür zum Arbeitszimmer von Tom Riddle öffnete sich, ohne dass jemand vorher geklopft hätte.

Wütend sah der dunkle Lord auf, da er es hasste, wenn man nicht klopfte, und erblickte die beiden Schüler Draco und Blaise, wobei der weißhaarige besorgt wirkte.
 

„Tom, Harry ist nicht auf seinem Zimmer. Vielleicht hat er sich irgendwo verlaufen.“
 

„Oder er versucht wieder abzuhauen“ grummelte der Mann, als er sich erhob.

Auch Salazar, der bisher ungesehen am Fenster gestanden hatte trat auf die beiden Jungen zu.
 

„Immerhin hat er nichts in brand gesteckt. Vielleicht läuft er einem deiner Leute in die Arme, die sich hier irgendwo herumtreiben.“

Schock stand auf einmal in dem Gesicht des Lord. Sein Vater hatte Recht. In dem Anwesen hielten sich heute einige Todesser auf, die noch nichts von Potter wussten und es eigentlich auch nicht erfahren sollten. Snape hatte nicht übertrieben, als er meinte, dass Potter es schaffte sich in jede Mögliche Klemme zu manövrieren, auch wenn er bisher immer wieder mehr durch Glück und Zufall einigermaßen heil rauskam.
 

Er hätte da vorher dran denken sollen und jemanden mit ihm schicken sollen als er nach dem Test verschwand. Außerdem litt er doch noch unter den Nebenwirkungen des Mastiorion-Trankes. Verdammt, wir konnte er das nur vergessen?

Tom hatte grade den Flur betreten, als eine blaue Schlange ihm entgegen kam. Salena, die Schlange seines Vaters.
 

~Tom, der kleine Tollpatsch sitzt vor deinem Zimmer an dem Gargoyle. Es scheint ihm nicht gut zu gehen. Er ist heiß und zittert. Er hat mich gebeten jemanden zu holen, da er alleine nicht weiter kann.~

Salazar konnte gar nicht so schnell schauen, wie sein Sohn um die nächste Ecke verschwunden war. Noch nie hatte er den Jungen so – besorgt – gesehen. Vor allem nicht um einen anderen Menschen
 

„Ich hätte nie erwartet, dass grade dieser Sturschädel eines Tages jemand anderes so nah an sich heran lässt, dass er befürchtet ihn zu verlieren“ murmelte Draco.

Verwundert sah Salazar auf den blonden jungen Mann neben sich. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, doch ihm war klar, dass der Junge Recht hatte. Draco Malfoy irrte sich nie, wenn es um die Gefühle der Personen um ihn herum ging.
 

„Und vor allem nicht in diesen Jungen. Es ist schon alles völlig aus der Bahn gelaufen. Es gab mal eine Zeit, in der ich den Lauf der Welt noch verstand, doch jetzt.“

Severus Snape schüttelte nur den Kopf. Die anderen drehten sich verwundert zu dem Mann um, da keiner von ihnen bemerkt hatte, woher er auf einmal kam.
 

„Ich hoffe nur, dass der Junge es ihm nicht zu schwer macht. Das würden viele von uns nicht überleben.“

Die anderen nickten zustimmend auf diese Worte. Besonders Draco war klar, dass das nicht so leicht werden würde, denn Harry Potter würde so schnell niemanden an sich heran lassen. Würde nur zögernd anfangen irgendjemanden von ihnen zu vertrauen und dennoch, vielleicht würde es dem Lord gelingen. Ach wenn der Gryffindor für Draco ein Buch mit sieben Siegeln war, schon immer gewesen war, so konnte er ihn so einschätzen, dass es ihm gut tun würde. Wirklich gut.
 

~*~

Tom fand das zitternde Bündel mit angezogenen Beinen und schwer atmend an die Wand gelehnt. Die Beine angezogen, die Arme fest darum geschlungen und die Stirn auf die Knie gelegt.
 

„Harry? Harry?“ flüsterte er fast sanft, wollte ihn nicht aufschrecken.

Keine Reaktion. Er legte die Hand auf die Stirn des Jungen. Sie glühte regelrecht.
 

„Du bist fast noch sturer als ich. Solange alleine, bis es nicht mehr geht. Immerhin bist du nicht zu störrisch um nach Hilfe zu fragen, wenn es nicht mehr geht.“

Während er sprach hatte er den Jungen aufgehoben und sich zu dem Gargoyle gedreht.
 

~Mephisto~ zischte er und die steinerne Figur trat beiseite.

Er wollte den kranken Jungen jetzt nicht durch die Gänge zu seinem eigenen Zimmer tragen. Es war an sich nicht mehr weit, aber es schien ihm schon schlecht genug zu gehen, als dass er ihn noch weiter strapazieren wollte. Er war so schon noch schwach gewesen, was nicht sonderlich verwunderlich war.

Vielleicht hätte er noch warten sollen, als ihn direkt mit der neuen Situation zu konfrontieren. Genau wie sein Vater hätte er nicht auf die Provokation eingehen sollen. Das hatte ihn bestimmt noch zusätzlich zugesetzt.
 

Behutsam legte er Harry in sein Bett und verschwand im Bad, um Lappen und eine Schüssel mit kaltem Wasser zu besorgen.

Grade als er zurück in dem Zimmer war, tauchte eine kleine Hauselfe auf, die ihm von Snape einige Tränke gegen das Fieber brachte. Manchmal wunderte er sich, wie effektiv und präzise der Tränkemeister manchmal arbeitete. Vorsichtig flößte er Harry den stärksten von ihnen ein und legte ihm ein Tuch auf die Stirn. Jetzt musste er abwarten, ob der Trank anschlug und das Fieber zurückging.
 

~*~

„Wie geht es dem Jungen?“

Salazar hatte das Zimmer seines Sohnes betreten und sah ihn mit besorgter Miene an. Er wusste, dass es etwas ernstes sein musste, da sein Tom die ganze Nacht bei dem Jungen gewacht hatte und nicht ein Mal von dem Bett gewichen war.
 

„Ich weiß es nicht. Das Fieber will einfach nicht sinken und er wird zusehend schwächer. Fiebertränke helfen nicht. Er war vorher schon nicht auf der Höhe. Ich befürchte, dass er, wenn das Fieber nicht sinkt, die Nacht nicht überleben wird.“

Die ganze Nacht hatte er kein Auge zu tun können und er verstand nicht einmal wieso. Wieso wollte er einfach nicht, dass der Junge starb. Die letzten Jahre hatte er es doch auch in kauf genommen, warum jetzt nicht?
 

/Weil du ihn kennen gelernt hast. Er ist nicht der treue Schoßhund von Dumbledore, für den du ihn gehalten hattest. Er ist sein eigener Herr und frei, freier als die Meisten in seiner Überzeugung/ flüsterte ihm eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf und er wusste, dass sie recht hatte.

Es war wirklich seltsam. Was machte dieser Junge nur mit ihm? Warum wollte er Harry einfach nur beschützen seit er ihm vor zwei Monaten wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben in die Augen geblickt hatte. Das erste Mal in diese grünen Augen gesehen hatte, in denen ein Feuer loderte, dass anders war, als alles, das er bisher gesehen hatte.
 

Der Ältere legte beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Sohnes, der tief in Gedanken auf dass blasse Gesicht starrte.
 

„Es ist nicht deine Schuld. Du gibst dein bestes. Hier hat er wenigstens Menschen, die sich um ihn sorgen.“

Tom sah auf, blickte in die braunen Augen, die seinen so ähnlich waren und entdeckte in ihnen ein Wissen, das er selbst noch nicht verstanden hatte.
 

„Ich weiß. Es ist überhaupt ein Wunder, dass er solange durchhält. So hohes Fieber habe ich noch nie bei einem Menschen erlebt. Er hätte schon tot sein müssen.“

Seine Stimme klang bitter und verständnislos. Irgendwas musste ihm entgangen sein, nur was?
 

Salazar sah seinem Sohn in die Augen. Was, wenn sie sich alle irrten? Was, wenn sie in den falschen Bahnen dachten? Was, wenn es wirklich so einfach war?
 

"Vielleicht ist er ja kein Mensch. Wir wissen, dass er der Sohn von Lily und James Potter ist, aber wir wissen nicht wer die beiden waren. Überleg mal. Welche Krankheiten kennst du, die auf das Krankenbild des Jungen passen?“

Zuerst sah Tom seinen Vater kritisch an, bevor er sich ergab und begann zu überlegen.

Wenn er jetzt nicht wüsste, wen er vor sich hätte, wenn er völlig Objektiv an die Sache heran gehen würde, dann gäbe es da nicht viele Möglichkeiten.
 

„Da fällt mir nur eine ein. Es ist keine Krankheit, vielmehr eine Allergie. Elben vertragen eine gewisse Kombination an Zutaten in Tränken nicht. Sie reagieren mit Fieber darauf, wenn man ihnen dann die reine Version verabreicht, wirkt das auf ihren Körper wie Gift."
 

„Welche Tränke wären das?“
 

„Da gibt es viele. Alinius-Wasser, Tausend-und-ein-Morgen, Shorim, Mastiorion-Trank“ zählte Tom auf, als Salazar ihn einfach unterbrach.
 

„Severus hatte erzählt, dass er dem Jungen den Mastiorion-Trank gegeben hatte. Welche Farbe hatte er?“

Immer noch skeptisch sah Riddle auf, schien aber nachzudenken.
 

„Rosa. Ein richtig heller Ton.“
 

„Rosa! Das ist es!“ rief der Mann triumphierend aus.
 

„Die Elbenversion ist dunkelviolett, wegen dem Illusionsschatten, statt der Täuschungskrallenblüte. Das war der Trank. Jetzt denk nach wie du ihm helfen kannst.“
 

„Sag Severus, dass ich einen Sumlinos - Aufguss brauche und das schnell.“

Salazar war ziemlich aufgeregt, als er die Gänge lang eilte. Auch wenn er den Jungen bisher nur einmal gesprochen hatte und an sich mit dem Verlauf diese Gespräches alles andere als zufrieden war, konnte er doch nicht leugnen, dass er, wo er nun alles gehört hatte, den Jungen für seine Stärke respektierte. Wahrscheinlich kannte er es nicht einmal anders, als sich zu wehren, in dem er sofort klärt, wo er steht und wie er sein Gegenüber einschätzen muss. Außerdem schien es seinem Sohn nicht viel anders zu gehen. Er konnte es nicht zulassen, dass das vorbei war, bevor es so richtig begann.
 

~oO~0~Oo~

Music in Diagon Alley

>>>Vorwort<<<
 

xX17. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@Sevara-Snape: So ist Harry eben, denn so lässt er den Leuten wenig gelegenheit über ihre Worte nachzudenken, was ihm hilft sie so kennen zu lernen, wie sie sind und evtl. auf den falschen Fuß zu erwischen.
 

@MSAYA: Tom und Jerry, ich musste bei diesem Vergleich wirklich schmunzel x) Aber Tom als ungeschickte Katze und Harry als gewiefte Maus... ja, das sieht schon anders aus.
 

@DarkDragonheart: Du weißt doch was man sagt, Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander ;D
 

@sann: Schön , dass es auch dir gefallen hat.
 

Viel Spaß bei diesem Kapitel!
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Music in Diagon Alley ~*~
 

Schlecht gelaunt stapfte der dunkle Lord den langen Gang entlang, direkt auf eines der Zimmer zu, blieb ungehalten vor der Tür stehen und klopfte. Keine Antwort kam. Langsam reichte es ihm wirklich. Mittlerweile ging es dem Bengel wieder gut. Die Nebenwirkungen hatten gestern endlich nachgelassen und auch von seinem Fieber von vor zwei Tagen hatte er sich wieder erholt, doch die Launen blieben. Immer noch bockte er rum und langsam aber sicher zerrte es an den Nerven des Lords. Nicht einmal Lucius Malfoy war bereit den Jungen zu wecken, nicht nach dem Desaster am vorigen Tag und dabei war es schon Mittag gewesen. Heute hatte es ihn getroffen, zudem stand heute ein Ausflug auf der Tagesordnung, bei dem der Junge mitzukommen hatte.
 

Tom klopfte erneut an die Tür, doch keine Reaktion kam von Innen. Wie konnte man nur so lange schlafen? Er packte die Klinke und wollte das Zimmer betreten, um Potter einfach aus dem Bett zu werfen, doch sein Vorhaben scheiterte.

Wie schaffte es der Bengel andauernd das Passwort zu ändern? Es war schon das fünfte Mal in den letzten zwei Tagen, dass er das machte. Wie alle Schlafzimmer in diesem Flügel konnte man auch bei diesem nach belieben ein Passwort festlegen, nicht so, wie in dem anderen Zimmer, in dem sie ihn beim ersten Mal gesperrt hatten. Dort hatte ein Bann auf dem Holz gelegen, was er jedoch für sich genutzt hatte, wie auch immer er das geschafft haben mochte.

Bei diesem Zimmer hatte er das Zugangswort entfernt und nur mit einer bestimmten Kennung konnte man das wieder ändern und selbst die hatte er jedes Mal geändert. Wie schaffte Harry Potter das nur immer?

Und wenn der dunkle Lord grade eines nicht hatte, dann den Nerv das Passwort zu erraten.
 

„Harry, wir warten auf dich. Steh endlich auf“ rief er nun laut genug, dass der schlafenden Gryffindor auch wach werden würde.
 

„Lasst mich in Ruhe. Es ist mitten in der Nacht!“

Die Stimme klang, als würde sie durch einen Berg Decken durch das Holz dringen und war noch völlig verschlafen. Was trieb das Balg nur die ganze Nacht, dass er um diese Zeit noch müde war?
 

„Wir haben bereits halb neun! Seit einer halben Stunde gibt es Frühstück!“
 

„Was kann ich dafür, dass ihr zu unmenschlichen Zeiten essen müsst? Verschwinde Riddle! Soweit ich weiß, ist es allein meine Sache wann ich zum Essen auftauche, solange ich mich pünktlich beim Abendessen einfinde. Also lass mich zur Hölle noch mal schlafen!“

Der Junge klang genervt und aggressiv, nicht viel anders als er selbst sich fühlte. Warum hatte er diesem sturen Gryffindor noch mal geholfen? Er war sich absolut nicht mehr sicher. Er wusste nicht einmal, warum er das überhaupt mit sich machen ließ.
 

„Steh jetzt gefälligst auf! Vergiss nicht, dass du zwei Tage lang hohes Fieber gehabt hattest. Du brauchst die Kräfte heute.“
 

„Ich habe keinen Hunger! Hier im Zimmer zu bleiben wird mich schon nicht überanstrengen, bis ich zum Mittag runter gehe.“
 

„Harry! James! Potter!“
 

„Harry reicht vollkommen“ warf der Junge dazwischen, ohne weiter auf den Ton, in dem der Lord brüllte, einzugehen, doch Riddle ließ sich davon nicht lange beeindrucken.
 

„Du schwingst gefälligst deinen Arsch aus dem Bett und kommst runter frühstücken, damit wir nach Diagon Alley können!“

Harry stöhnte genervt auf. Schon gestern beim Abendessen hatte er gesagt, dass er nicht mitkommen würde. Da konnte er sich doch gleich ein gelbes Band mit drei schwarzen Punkten um die Stirn binden. Immerhin würde das dann seine verfluchte Narbe verdecken.

Ha, ha.
 

„Was will ich in Diagon Alley? Die Bücherliste ist noch lange nicht gekommen. Lass mich endlich schlafen!“

Ein dumpfes Geräusch drang nach draußen, als hätte ein Kissen die Tür getroffen. Um genau zu sein, war es sogar eines.
 

„Wir werden dir neue Kleider kaufen. Die, die du hattest, hast du ja verbrannt.“

Harry schluckte. Einkaufen? Klamotten? Ohne ihn! Wer wusste schon, was die ihm dabei nachher noch andrehten. Wie sollte er das ganze denn begutachten? Er war blind verdammt! Da lieber seine restlichen Sache, wo er wusste wo dran er war. Außerdem, wenn er nicht wusste, was er überhaupt besaß, wie sollte er dann zueinander, einigermaßen passende Sachen raussuchen? Bei seinen war das kein Problem, da konnte er nicht viel falsch machen, außerdem hatten Luna und Ginny auf die Etiketten die Farbe geschrieben, so dass er wenigstens nicht ganz ahnungslos war, was er trug.
 

„Ich bin mit meinen Sachen zufrieden, mehr brauche ich nicht.“
 

„Du kannst mir nicht allen Ernstes versuchen weiß zu machen, dass du dich in diesen Zelten wohl fühlst! Da passt ein ausgewachsener Werwolf rein.“
 

„Du musst es ja wissen.“
 

„Sie sehen schrecklich aus!“
 

„Das ist mein Problem. Wenn du meine Sachen nicht sehen willst, dann lass mich einfach in Ruhe schlafen.“
 

„Bei deiner Figur könnten wir einiges herausholen, wenn die Stoffe 10, 20 Nummern kleiner wären.“
 

„Was geht dich verdammt noch mal meine Figur an? Im Gegensatz zu dir und ein paar anderen, habe ich kein Ego, dass mich herum laufen lässt wie einen Gockel auch Ekstase und meinen Kopf wie einen Ballon aufbläst. Ich habe es echt nicht nötig durch meine Klamotten noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen!“
 

„Als würden deine Klamotten kein Aufsehen erregen. Du läufst rum wie der letzte Streicher, nur etwas sauberer. Und was verdammt ist Ekstase?“
 

„Na und? Besser Streicher, als Stricher! Die Leute wollen keinen Helden sehen, der in abgetragenen, viel zu großen Sachen herum läuft. Wenn ich mich herausputze wie ein Pfau, kann ich mich nirgends mehr blicken lassen. Ich werde nicht mitkommen und damit basta!“
 

„Dich wird man immer begaffen, ob du willst oder nicht. Zum einen bist du der verdammte Junge mit der Blitznarbe auf der Stirn und zum anderen bist du für einen Halbelben gar nicht mal so schlecht anzusehen.“
 

„Für einen Halbelben? Hast du sie nicht mehr alle? Entweder gut oder nicht! Entscheide dich verfluchter Blutsauger!“

Tom schloss die Augen und massierte sich die Nasenbrücke. Vielleicht sollte er doch einfach die Tür sprengen und den Jungen in eine der Zellen sperren. Es würde alles so viel einfacher machen. Dem Jungen schien einfach die manchmal äußerst gesunde Eigenschaft zu fehlen, Angst zu empfinden. Eigentlich hatte das Volk des Waldes eine natürliche Scheu vor dem des Blutclans, doch diesen Teil hatte der junge Potter wohl nicht geerbt.
 

Wieso er so sicher war, dass der Junge zu mindest zum Teil ein Elb war? Das Fieber. Es war tatsächlich von einem anaphylaktischen Schock gekommen, welcher Harry beinahe umgebracht hatte und da das Gegenmittel angeschlagen hatte, war es ein klarer Beweis, dass der Bengel Elbenblut in sich trug. Doch woher er es genau hatte, konnte keiner von ihnen sagen. Gestern hatten sie ihn darauf angesprochen, dass er zumindest zum Teil nicht menschlich war, doch er schien nicht sonderlich überrascht, als hätte er es gewusst gehabt. Selbst Severus hat heftiger auf diese Neuigkeit reagiert. Er hatte genervt aufgestöhnt, dass der Bengel ihm wohl noch einige Zeit erhalten bleiben würde.

Wie genau der Junge es dann jedoch geschafft hatte, ihn dazu zu bringen zuzugeben, dass er selbst kein Mensch war, wusste er bis heute nicht, doch er hatte es ihm geradezu ins Gesicht geschrieen.

Wütend biss er die Zähne zusammen.
 

/Ganz ruhig. Verlier jetzt nicht wieder die Kontrolle, dann gewinnt er wieder./
 

„Fein du siehst gut aus“ grummelte er etwas verbissen, als hätte es ihm einige Mühe gekostet diese Worte über die Lippen zu bringen.

Verdammt, der Bengel sah nun mal verdammt gut aus, aber in diesen Kleidern… Tom lief ein kalter Schauer über den Rücken… das war doch nicht mit anzusehen.
 

„Ha!“ kam es jetzt triumphierend aus dem Raum.
 

„Was Ha?“ schnappte er

Was hatte der Junge jetzt schon wieder, dass er sich so freute? Es regte ihn auf, wenn Potter sich nicht genauer ausdrückte.
 

„Wenn ich gut aussehe, dann brauche ich auch keine neuen Klamotten.“

Die Finger des Lords knackten gefährlich, als er sich überlegte, ob er nicht doch den Zauberstab benutzen sollte.
 

Das Schauspiel, welches sich vor dem Zimmer des mehr oder weniger einzigen Gastes abspielte, wurde gespannt von einem weißhaarigen Jungen und einem schwarzhaarigen Mann beobachtet. Es war wirklich ein Bild für die Götter den Lord dabei zu beobachten, wie er eine verschlossene Tür anschrie, statt sie einfach in die Luft zu jagen.
 

Regulus war erst vor ein paar Stunden wieder zurückgekommen. Nachdem er vor ein paar Tagen dem Spiel von Harry beigewohnt hatte, war er unterwegs gewesen und hatte ein paar Informationen gesammelt, sehr nützliche Informationen, wie er zufrieden hinzufügen musste. Es war weder leicht, noch besonders angenehm gewesen, aber nichts, was eine heiße Dusche nicht wieder kurieren konnte. Deswegen war er auch erst jetzt unterwegs zum Frühstück, obwohl er sonst eher zu den ersten dort zählte, wenn er nicht die ganze Nacht fort war.

Blaise hingegen hatte niemand anderes als Draco Malfoy länger schlafen lassen. Der blonde Junge wusste genau, dass er seinen Freund nur mit zum Einkaufen nehmen konnte, wenn er wirklich ausgeschlafen war, sonst wäre der Weißhaarige die nächsten Tage bis Wochen unerträglich.
 

„Harry ist hartnäckiger als ich gedacht hatte und bei weitem ein schlimmerer Morgenmuffel als selbst mein Bruder. Wie schafft er es überhaupt in Hogwarts im Unterricht zu erscheinen?“

Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf den sonst feinen Zügen von dem Jungen mit den violetten Augen aus.
 

„Ich habe gehört, dass ein Eimer mit eiskaltem Wasser wahre Wunder wirken soll. Wenn es knapp wird, so heißt es, lassen sie ihn direkt in die Dusche schweben. Bei denen muss es manchmal wirklich heiß hergehen.“

Regulus begann zu lachen. Solche Geschichten kannte er.
 

„Bei James Potter hatten sie das auch gemacht, so dass sie ihn richtiggehend zum Frühaufsteher umgepolt hatten. Am Ende hatten sie es bereut, da er nun meist vor ihnen wach war.“

Auch Blaise begann zu lachen. Tom schrie sich immer noch mit Harry durch die geschlossene Tür an und hatte bereits einen roten Kopf.
 

„Die beiden sind richtig süß zusammen, oder was meinst du Reg? Da funkt es doch richtig.“

Wieder lachte der Mann.
 

„Vielleicht sollten wir verschwinden, bevor hier irgendwas wegen des starken Funkenflugs explodiert. Ich glaube nicht, dass Tom sich an Kollateralschäden*1 weiter stören würde, wenn er erst einmal loslegt.“

Noch immer grinsend nickte der Schüler und beide verschwanden aus dem Gang auf dem Weg zum Frühstück.
 

~*~

Eine halbe Stunde später betrat letztendlich auch der dunkle Lord, völlig mit den Nerven am Ende, jedoch triumphierend, dicht gefolgt von dem mürrischen Harry Potter, das Esszimmer. Die Blicke des Knaben schienen den Mann vor sich umbringen zu wollen, was zwar beeindruckend aussah, jedoch keinerlei Effekt zeigte.
 

„Wie hast du das gemacht?“ fragte Lucius Malfoy beinahe ehrfurchtsvoll, als Riddle sich neben ihm auf einen der Stühle sinken ließ.

Harry hatte sich am anderen Ende hingesetzt, direkt neben Regulus, der ihm einfach eine Schüssel Müsli vor die Nase stellte. Der Gryffindor sagte nichts dazu, stocherte einfach noch völlig verpennt in den Flocken herum und versuchte seine schlechte Laune allen durch seine Blicke zu zeigen, die durch den Raum schweiften, ohne jemanden wirklich zu fokussieren.
 

Es war erst die dritte Mahlzeit, die er in diesem Raum zu sich nahm. Vorher hatten Hauselfen ihm seine Speisen auf das Zimmer ans Bett gebracht, doch er hatte sie kaum angerührt, was wahrscheinlich noch daran gelegen hatte, dass er wegen des Fiebers keinen Appetit gehabt hatte. Das vermutete zu mindest der Rest. Harry hingegen war klar, dass er, wenn er zu viel auf einmal aß, alles wieder im Klo versenkte. So spurlos ging seine Diät bei den Dursleys nun mal nicht an einem vorbei.
 

„Ich habe ihm gedroht, dass er den Flohfänger nicht zu Gesicht bekommen würde, wenn der wieder da ist. Glaub' mir, ich war nett, habe geschrieen, getobt, ihm gedroht ihn in den Kerkern schlafen zu lassen oder ihn zum Orden zurück zu schicken, doch nichts hat ihn beeindruckt. Erst als ich zu Black kam, hat er sich dazu bequemt endlich aufzustehen.“
 

„Woher…“ eigentlich wollte der Mann erstaunt wissen, woher der Junge wusste, dass Sirius Black wieder unter den Lebende weilte und vor allem, wo er seither stand. Doch soweit kam es nicht, dass Tom ihm erklären musste, dass er, wo er am Bett des Jungen gewacht hatte, mit diesem gesprochen hatte, ihm unter anderem erzählt hatte, wie sie dessen Paten befreit hatten und vor allem konnte Tom ihm nicht sagen, wie verwundert er war, dass der Junge sich an jedes Wort noch zu erinnern schien, denn genau den Moment suchte der schwarzhaarige Elb sich aus, sich pampig zu Wort zu melden.

So dunkle Haare waren wirklich ungewöhnlich für das Waldvolk, ging es dem Lord in dem Moment etwas zusammenhanglos durch den Kopf, als er zu seinem Gast blickte.
 

„Und? wie hast du den Trip geplant? Wollt ihr mich an die Leine nehmen, oder wie stellst du dir das vor?“

Der junge Gryffindor hatte wirklich schlechte Laune, weil man ihm seinen wohl benötigten Schlaf verwehrte.
 

„Wir werden mit Flohpulver in den Leaky Cauldron reisen.“

Harry verzog das Gesicht. Er hasste Flohpulver mehr als Portschlüssel und den Knight Bus. Und das in dieser Reihenfolge!
 

„Wer wir?“
 

„Narcissa wird Draco und Blaise begleiten und du wirst mit mir Vorlieb nehmen müssen. Ob wir uns trennen oder zusammen bleiben können wir dort noch entscheiden.“
 

„Klasse. Da kann ich mir doch gleich eine Zielscheibe um den Hals hängen, wenn ich mit Voldemort shoppen gehe“ gab er abfällig von sich.

Ein Ton, der dem Lord überhaupt nicht passte.
 

„Bist du blind, oder was? Sehe ich etwa wie eine Schlange aus? Niemand wird mich als Voldemort erkennen.“

Ohne ein Wort zu sagen stand Harry auf und rauschte aus dem Raum.

Die Anwesenden sahen den Jungen überrascht hinterher, nur Regulus bedachte den Lord mit einem strafenden Blick. Nur er konnte sich erklären, was grade schief gelaufen war.
 

„Du bist heute wieder so feinfühlig, wie Stahlwolle Tom. Denk das nächste Mal nach, bevor du sprichst, denn so wirst du mit Harry nie auf einen grünen Zweig kommen.“

Mit diesen Worten ging auch Regulus aus dem Saal, um Harry zu folgen.
 

„Habe ich irgendwas verpasst? Was habe ich denn falsches gesagt?“

Verwirrt und leicht angesäuert sah er in die Runde, da man in Rätseln mit ihm sprach, konnte dort aber auch nur Verständnislosigkeit entdecken.
 

~*~

Harry hatte sich auf einen Sessel im Kaminzimmer gesetzt und wartete auf die anderen, damit er es hinter sich bringen konnte. Was sollte er sich jetzt noch groß wehren, es war doch eh schon alles geplant, ohne dass man ihn nach seiner Meinung fragte. Hatte er irgendwo eine Aufschrift ‚Bitte bestimmt über mein Leben’? Er hasste es die Kontrolle darüber zu verlieren und dennoch versuchte jeder das Bisschen, welches er hatte, ihm gewaltsam zu entreißen.
 

Jemand betrat den Raum und kniete sich vor ihn hin. Der Mann war verwundert den schwarzhaarigen Jungen hier zu finden. War es Zufall, oder hatte Harry es vielleicht sogar beabsichtig? Wie hatte er dann nur hier her gefunden? Er hatte keine Antwort darauf.
 

„Geht's?“, wollte Regulus besorgt wissen.
 

„Muss ja. Ich habe etwas überreagiert. Er weiß es nicht besser“ seufzte er.

Warum blieb er überhaupt noch hier? Wieso ging er nicht einfach, wo es ihm nun besser ging? Was hielt ihn nur?
 

/Meine verfluchte Neugier/ beantwortete ihm eine kleine Stimme seine Frage.

Klasse, wann war die denn wieder aus ihrem Loch gekrochen? Meist war genau sie es, die ihn in Schwierigkeiten brachte. Seine Neugierde und ihr drängendes Stimmlein.
 

„Dann solltest du es ändern. Sag ihm, dass…“
 

„Auf die Nase werde ich es ihm gewiss nicht binden. Er soll es selbst herausfinden“ unterbrach Harry ihn harsch.

So lief das nicht. Alles was er wusste hatte er sich auch mühsam zusammenklauben müssen und er sah es nicht ein, es anderen leichter zu machen, zu erkennen, was um sie herum geschah, auch wenn er es sich damit nur unnötig schwer machte. Solange er irgendwie klar kam, würde er nicht um Hilfe bitten.
 

„Warum das? Er würde dann darauf Rücksicht nehmen, so wie alle hier.“
 

„Habe ich es nötig mit Samthandschuhen angefasst zu werden? Komm ich dir so vor, dass ich blind nicht so gut klar komme, wie ihr anderen mit eurem Augenlicht?“
 

„Nein, das habe ich nicht gesagt, aber...“
 

„Kein aber. Entweder er findet es selber raus, oder eben nicht. Wenn er mir genau zuhören würde, oder seine Augen aufmachen würde, wäre es ihm durchaus schon aufgefallen.“
 

„Es kann doch nicht jeder wissen, dass du nicht so bildlich sprichst, wie es einem vorkommt.“
 

„Das ist nicht mein Problem.“

Eisiges Schweigen herrschte in dem Raum. Regulus verstand den Jungen nicht. Warum wehrte er sich so gegen Hilfe? Warum verschloss er sich nur so?
 

„Darf ich dich was fragen?“

Es hatte keinen Sinn sich darüber weiter Gedanken zu machen, die eh keine Antworten brachten. Vielmehr sollte er versuchen den Jungen besser kennen zu lernen, zu ihm durchzudringen, um ihn eines Tages zu verstehen.
 

„Mmhh.“

Anscheinend war er immer noch eingeschnappt, aber durchaus bereit weiter zu reden.
 

„Wie hast du das Kaminzimmer gefunden?“
 

„Salena hat mich hergeführt.“
 

„Du hast also Lord Slytherins Schlange getroffen?“
 

„Ja, wir teilen uns quasi das Zimmer, immerhin liegt dort ihr Teppich drin.“

Regulus lachte. Dann fiel ihm etwas ein. Immerhin war Salena nicht so verbohrt, wie die Zweibeiner hier und an sich nicht grade als dumm zu betiteln. So weit er das jedenfalls mitbekommen hatte.
 

„Weiß sie es?“
 

„Ja, aber sie meinte, wenn man sie nicht danach fragt, würde sie es auch niemanden auf die Nase binden“ zuckte Harry mit den Schultern.

Also hatte der Junge eine neue Verbündete in diesem Haus, die ihm durchaus beistehen konnte und sie schien ihn zu mögen, sonst wäre sie bestimmt nicht bereit gewesen ihn hier her zu führen.
 

„Man muss sich nur zu helfen wissen, wie?“
 

„So ist das Leben.“
 

~*~

Alles drehte sich, wobei das in seinem Zustand unmöglich sein sollte, und mit einem Rums landete Harry plötzlich mit dem Rücken voran auf dem Boden. In seinen Ohren rauschte es noch und er hatte völlig die Orientierung verloren. War er jetzt im Cauldron gelandet oder irgendwo in Sibirien?
 

Kurz prasselten die Flammen des Kamins auf, etwas schlug gegen sein ausgestrecktes Bein, ein recht unschöner Fluch, zusammen mit einem erschrockenen Aufschrei und im nächsten Moment konnte er den heißen Atem von dem Mann spüren, der der Länge nach auf ihn gestürzt war.
 

Sein Herz blieb einen Moment stehen und er hielt den Atem an, bevor sich sein Verstand wieder zum Dienst meldete und die Situation erfassen konnte.
 

Wobei, wenn er es sich recht überlegte war Sibirien vielleicht doch nicht so schlecht, auch wenn er nicht einmal dort Ruhe vor Riddle zu haben schien.
 

„Ich hasse Flohpulver“ meckerte der Junge frustriert stöhnend, was auch den Mann wieder in die Realität riss.

Sein Gesicht war dem von dem jungen Gryffindor so nahe gewesen und diese grünen Augen…

Dennoch fragte er sich, ob er sich getäuscht hatte, oder wirklich kurz Panik in dem Blick aufgeflackert war. Hatte es damit zu tun wer er war, oder war Harry einfach nur zu erschrocken gewesen in dem Moment? Zu überrascht? Immerhin hatte er bei seinen Verwandten nicht die leichteste Zeit. Etwas, das Spuren in einem Menschen hinterließ.
 

/Wieder neue Fragen, die das Balg aufwirft/ schnaubte er gedanklich.

Grummelnd erhob er sich nun, irgendwas von wegen im Weg herumliegen murmelnd und zog den Jungen mit sich hoch. Noch immer nicht mit den Gedanken bei der Sache klopfte er dem Schwarzhaarigen abwesend den Ruß aus den Kleidern, was dieser nur mit einem Augenverdrehen quittierte. Der war ja schlimmer als seine Tante.
 

Blaise Zabini und Draco Malfoy, die schon zusammen mit dessen Mutter etwas abseits vom Kamin auf die beiden warteten, beobachteten das nur mit einem ungläubigen Blick. Kurz sahen die beiden sich in die Augen, bevor sich ein wissendes Lächeln um ihre Mundwinkel zog, während Narcissa den Lord und den etwas kleineren jungen Mann mit glänzenden Augen betrachtete. Ihnen allen ging in etwa der gleiche Gedanke durch den Kopf.
 

/Da bahnt sich doch was an./
 

Endlich schien der Mann zufrieden zu sein, als er Schritte hörte, die sich ihnen näherten. Harry kannte sie. So ging nur einer. Ein Grinsen machte sich auf seinen Zügen breit. Glück, wäre eine Untertreibung, die die Sache nicht annähernd hätte beschreiben können

Er war seine Rettung. Sein Licht in der Dunkelheit und das teilweise mehr, als nur im Übertragenen Sinne. Zu oft hatte diese Redewendung der Muggel schon auf sie beide zugetroffen im letzten Schuljahr auf Hogwarts. Im wahrsten Sinne stand er im Dunkeln und er war sein Augenlicht gewesen.

Harry eilte dem anderen entgegen, nicht groß auf die Leute achtend, die etwas zur Seite wichen, und fiel seinem Retter lachend um den Hals.
 

„Neville!“ freute er sich überschwänglich, während der anderen ihn packte, hoch hob und sich mit ihm einmal im Kreis drehte.
 

„Klasse Auftritt den du geliefert hast Kurzer“ lachte auch der andere, der den schmaleren, schwarzhaarigen Gryffindor wieder auf die eigenen Füße stellte.
 

„Hey! Von wegen kurz“ entrüstete sich Harry, noch immer lachend.

Ihr Wiedersehen wurde, besonders von Tom, mit Argusaugen beobachtet. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, wie vertraut die beiden miteinander umgingen. Es verursachte so ein Ziehen in seiner Magengegend.
 

„Du glaubst gar nicht wie ich mich freue dich zu treffen. Du bist meine Rettung.“
 

„Du machst Sachen. Wo hast du dich jetzt schon wieder rein geritten?“

Es freute Neville wirklich seinen besten Freund gesund und vor allem munter zu sehen. So aufgedreht hatte er den anderen nur noch selten erlebt. Meist wirkte er melancholisch und in sich gekehrt, aber egal wo er jetzt war, es wirkte sich gut auf ihn aus. Dass er nicht bei seinen Verwandten war, sagte allein sein körperlicher Zustand, wobei er schon wieder so mager war, wie die letzten Jahre nach den Sommerferien. Wie schnell das ging…
 

Harry beugte sich zu Nevilles Ohr und flüsterte ihm zu, dass er zurzeit bei dem dunklen Lord wohnte und der darauf bestand, dass er neu eingekleidet wurde.
 

Überrascht riss der Braunhaarige die Augen auf. Wie, bei Morganes rosa Seidenunterwäsche, war Harry dort gelandet?

Im nächsten Moment fing er an zu lächeln. Also hatten sie mit ihren Spekulationen über die andere Seite des Krieges doch nicht ganz so falsch gelegen. Es waren nur Vermutungen gewesen, nichts, was sie sicher hatten sagen können, aber eines wusste der etwas ältere von ihnen: Die andere Seite tat seinem besten Freund gut, also konnten sie nicht so schlimm sein.
 

„Kein Problem. Ich werde dich doch nicht mit diesen bösen Schlangen alleine lassen. Vor allem nicht mit diesem Heuler verschickenden Irren. Aber Recht haben sie. Es wird allerhöchste Zeit, dass du was Neues kriegst.“

Harry lächelte ihn dankbar an, auch wenn es ein gequältes Lächeln war. Es grauste ihm schon vor diesem Tag, aber mit Neville an seiner Seite konnte nicht mehr allzu viel schief gehen. Hoffentlich ließ Riddle seinen Freund mitkommen.
 

Draco sah zuerst etwas verwirrt zwischen den beiden fröhlichen Gryffindors und der grimmigen Miene des Lords hin und her, doch dann verstand er.

Tom war eifersüchtig.

Wieder sah Draco zu dem braunhaarigen und musterte ihn, wobei er etwas abwesend wirkte. Blaise beobachtete seinen Freund genau, während Narcissa die beiden Gryffindor-Freunde nur mit einem gütigen Lächeln betrachtete.

Harry war nicht alleine. Das beruhigte sie, auch wenn sie über sich selbst etwas erstaunt war.
 

Dracos Blick klärte sich wieder und er betrachtete den stämmigeren Jungen jetzt etwas genauer. Er schien kräftiger geworden zu sein und wirkte bei weiten nicht mehr so plump wie damals. Nein, aus ihm war ein stattlicher Mann herangewachsen und hatte in Sachen Kleiderwahl auch große Fortschritte gemacht und das für einen Gryffindor.

Longbottom war jedoch auf jeden Fall keine Bedrohung und vor allem keine Konkurrenz für Tom. Der freute sich einfach nur seinen Freund zu sehen. Mehr war da nicht. Außerdem konnte der in punkto Aussehen nicht mit dem Lord mithalten. Wer konnte das schon? Außer Harry vielleicht, wenn er nicht in diesen Klamotten rum liefe.

Der Blonde runzelte die Stirn.
 

/Harry? Soweit ist es also schon mit mir gekommen. Erste Sahne. Und das nach nur ein paar Tagen, in denen ich den vermaledeiten Gryffindor kaum gesehen habe. Am Ende der Ferien werde ich ihn wahrscheinlich…/

Draco vertrieb den Gedanken sofort wieder. Welch Aussichten.
 

„Aber erzähl, was treibst du heute hier?“ fragte Harry neugierig, immerhin gab es noch keine Bücherlisten und um die Ecke wohnte Neville auch nicht gerade. Was trieb diesen also - Harry schätzte, dass es ca. Mitte July sein musste, da er irgendwann bei seinen Verwandten aufgehört hatte die Tage zu zählen - so früh in den Ferien in die Winkelgasse?

Sein Gegenüber wurde unruhig.
 

„Nun ja...“, druckste er rum.
 

„Es geht um Alea.“

Erstaunt zog Harry eine Augenbraue hoch und blickte skeptisch zu seinem Klassenkameraden. Er verstand nicht so recht.
 

„Was soll damit sein?“

Irgendwas schien nicht zu stimmen, da sein Freund herumdruckste, unruhig wurde und nach Worten zu suchen schien.
 

„Na ja, du erinnerst dich doch bestimmt noch an unsere Gespräche mit dem Einschicken und so“ fing Neville zögernd an.

Jetzt verstand Harry und wurde ein paar Nuancen blasser, als er so schon war. Seine Augen weiteten sich.

Das war doch nur Spaß gewesen. Das konnten sie nicht gemacht haben und vor allem konnte das nicht auch noch geklappt haben!
 

„Das habt ihr doch nicht wirklich gemacht, oder?“ fragte der schwarzhaarige Junge erstickt.

Enthusiastisch versuchte Neville die ganze Situation zu entschärfen und seinen Freund zu beruhigen.
 

„Es kommt wirklich gut an. Fred und George haben Unmengen von dem Lied verkauft.“
 

„Welches habt ihr genommen? Welches Neville?“

Harrys Ton war nachdrücklich und ein bisschen verzweifelt.
 

„Feuerkind.“

Ein Wort, doch Harry schloss die Augen und atmete einmal tief durch.
 

„Bring mich sofort zu ihnen.“

Harrys Stimme war gefährlich, sein Blick ernst. Neville seufzte auf. War sein Freund immer noch so Wechsellaunig? Eigentlich hatten er und die anderen gehofft, dass sich das endlich bald legen würde. Da mussten sie jetzt wohl durch. Hoffentlich beruhigte Harry sich wieder, bis sie bei den Zwillingen waren.
 

„Was ist mit deinen Wachen?“ wollte er nur noch resigniert wissen.

Es hätte jetzt eh keinen Sinn den andern auf später zu vertrösten, egal ob er gleich einen Aufstand machen würde, oder nicht. Selbst er vermochte es nicht immer Harry Potter 100%tig einzuschätzen.
 

„Wir müssen rennen. Sie werden bestimm nicht begeistert sein.“

Neville nickte, packte Harrys schlanke Hand und rannte mit ihm aus der Schankstube zum Eingang nach Diagon Alley. Sie hatten Glück und die Mauer schloss sich grade so, dass sie noch hindurchschlüpfen konnten.
 

~*~

In dem Zimmer meiner Kindheit

war ein kalter Wind zuhaus.
 

„Fred, George! Was ist hier los?“

Der kleine Laden der beiden Weasleybrüder war vollkommen überfüllt mit Leuten. Nur mit einiger Mühe war es den beiden gelungen zu den Zwillingen vorzudringen, die hinter dem Tresen standen und sich, zusammen mit zwei sichtlich gestressten Verkäuferinnen, versuchten diesem Andrang zu erwehren. Im Hintergrund konnte man Musik im ganzen Laden vernehmen, auch wenn sie von der schnatternden Menge an manchen Stellen übertönt wurde.
 

Nur die Arme meiner Mutter, hätten mich wohl wärmen können,
 

„Hi Harry“ kam es synchron von den beiden rothaarigen, die sichtlich überrascht waren den dunkelhaarigen bei Neville zu sehen. Sie zogen die beiden Jungen etwas beiseite, wo es ruhiger war und sie ungestört.
 

doch kam sie mich nie besuchen.
 

„Wo hast du denn…“ „… diese Wildkatze her,…“ „… Neville?“ spaßten sie, nachdem sie den schwarzhaarigen Jungen betrachtet hatten.

Sie waren sichtlich zufrieden mit dem, was sie gesehen hatten.
 

In dem Zimmer meiner Kindheit,
 

„Hab ich gefunden. Darf ich ihn behalten?“

Verschmitzt leuchteten die braunen Augen und die Zwillinge brachen in schallendes Gelächter aus, während Harry nur sauer die Arme vor der Brust verschränkt hatte und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopfte.

Immer noch lächelnd wandten die beiden sich jetzt an ihren Sponsor. Sie kannten dessen Launen und ließen sich gewiss nicht davon abschrecken, oder gar verunsichern. So war ihr kleiner Panther eben. Außerdem konnten sie sich denken, was den jüngeren so aufregte.

Jemand anderes, der nicht genau wusste, wie ihre geschäftliche Beziehung wirklich aussah, würde wahrscheinlich denken, dass der junge Potter sauer war, dass er über diesen wirtschaftlichen Boom nicht informiert worden war, wo grade in Harrys speziellen Fall in diesem Geschäft mit dieser Musik ein ziemlich großer Anteil zustand. Doch darüber zerbrachen sich weder die Zwillinge noch Harry den Kopf. Am Ende jeder Woche, um nicht mit zu großen Zahlen hantieren zu müssen, überwiesen die Zwillinge gewissenhaft einen Teil ihres Gewinnes auf ein Verlies, das sie extra für ihren Sponsor eröffnet hatten und diesem auch die Vollmacht darüber gegeben hatten. Harry hingegen ignorierte das viele Gold ebenso gewissenhaft, das sich dort mittlerweile häufte. Die beiden hatten sogar ein größeres Verlies beantragen müssen.
 

lagen Schneelawinen lauernd.
 

„Wir haben heute das Album in den Verkauf gestellt.“

Schon allein der Verkauf der Single hatte ihnen ein halbes Vermögen eingebracht und Harry erst...
 

Und verschütteten den Ausgang
 

„Album?“ wirkte Harry nun doch etwas überrascht.

Ein ganzes Album? Und das lief so gut?
 

für unendlich lange Zeit.
 

„Du glaubst gar nicht, wie gut.“

Anscheinend war ihm seine Verwunderung ins Gesicht geschrieben, oder die beiden hatten etwas Neues entwickelt, womit sie die Gedanken anderer lesen konnten. Zuzutrauen wäre es ihnen gewesen.
 

Nur mein Vater mit den Augen von der Farbe blauer Gletscher
 

„Ähm, Harry, wir hätten da noch eine Frage...“ „... und zwar:…“ „… Was hältst du von einem Konzert?“

Der Schwarzhaarige stöhnte auf. Das war doch nicht wirklich deren Ernst, oder? Ein Konzert hieß hunderte von Menschen. Ganz tolle Idee.

Etwas zupfte an seinem Ärmel.
 

hätte mich noch retten können.
 

„Deine Aufpasser kommen“ raunte Neville ihm zu.
 

Doch der Weg war wohl zu weit.
 

„Schnell gebt mir eins von den Alben. Ich brauche eine Ausrede, warum ich so schnell verschwunden bin.“

Die Zwillinge griffen jeder unter das massive Holz und zogen zwei kleine, sechseckige Karten mit der Aufschrift ‚II-Card Alea – The Beginning’ hervor.
 

Ich bin ein Stern aus flüssigem Metall.

Ich bin ein Stern. 'ein Stern'
 

„Du hast Glück. Das sind die letzten TwinCards*2. Hier Neville. Wir haben für jeden von uns eins zurückgelegt.“
 

„Ihr seid vielleicht lustig, ich habe nicht mal einen von euren TwinPods.“

Kaum hatte Neville den Satz ausgesprochen hielt er schon eines der Geräte, wie auch Harry eines hatte, womit er schon das Anwesen des Lord in den Wahnsinn getrieben hatte, in Händen. Doch wohin gegen Harrys pechschwarz war, war seines braun mit grünen Pflanzen.
 

Alles wird in meinen Armen Asche.
 

„Danke“ kam es von den beiden Freunden synchron.
 

„Oh nein. Alle sind Ausverkauft“, hörte man Blaise stöhnen.

Anscheinend hatte er sich bis zur Kasse vorgekämpft um zu erkennen, dass II-Cards, sowie II-Pods aus waren. Die Zwillinge würden wohl über Nacht für Nachschub sorgen müssen und dabei hatten sie immer eine Menge auf Lager gehabt.
 

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis.
 

„Was sagen die anderen dazu?“ flüsterte Harry den beiden Brüdern zu, solange er noch die Gelegenheit dazu hatte.

Wer wusste schon, wann er das nächste Mal hier her kommen könnte.
 

„Die sind einverstanden, wenn du mitmachst.“

Die beiden grinsten, da sie wussten, dass sie so gut wie gewonnen hatten und das ohne ihren Trumpf auszuspielen. Harry schien wirklich gut drauf zu sein.
 

'Ich bin ein Stern'
 

„Ihr seid unmöglich! Alle zusammen. Und so was schimpft sich Freunde! Fein, dann eben ein Konzert“ flüsterte er noch schnell den beiden Weasleys zu, die sich nur strahlend ansahen und mit den Händen einschlugen.
 

'Ein Stern'
 

„Yeah.“

Harry hatte plötzlich einen ganz schlimmen Verdacht.
 

„Wann?“ wollte er wissen.

Sie hatten nicht... sie konnten nicht... sie durften nicht... sie... hatten!
 

Flammen sind nun meine Freunde
 

„Am 30. July haben wir ein Stadion bekommen. Muggelwelt.“

Er hatte es doch gewusst. Die beiden waren schon drei Schritte weiter. Es hatte nur noch sein Okay gefehlt.
 

sollen mir im dunkeln Leuchten,
 

Eine Hand legte sich auf Harrys Schulter. Damit war das Gespräch wohl beendet.
 

sollen mich ein wenig wärmen,
 

„Warum bis du auf einmal so schnell verschwunden? Was sollte das?“ grollte Toms Stimme über ihn hinweg.

Harry winkte nur mit einem kleinen Viereckigen Gegenstand vor dessen Nase. Eine II-Card, von denen man die Musik auf die II-Pods übertragen konnte. Einfache, aber effektive Methode.
 

mich und meine kalte Wut.
 

Der Lord schüttelte den Kopf. Er würde diese pubertierenden Teenager nie verstehen. Im einen Moment waren sie mehr als nur kompliziert und im nächsten Moment waren sie mit neuer Musik die liebsten Personen in der Welt. Immerhin war ihm jetzt klar, wo Harry diese Terrormusik her hatte.
 

Dieses Zimmer meiner Kindheit brenn ich immer wieder nieder.
 

Wenn er jedoch ehrlich war, so musste er doch zugeben, dass er die Gruppe, die im Hintergrund lief, mochte. Diese Lieder bewegten etwas in ihm. Die Gefühle in ihnen hatten etwas vertrautes, etwas, dass er kannte, dass er selbst erlebt hatte, wenn auch nicht so intensiv und dennoch waren sie völlig fremd.
 

Was mich frieren lassen hatte ist nach Stunden nur noch Glut
 

Im Wizarding Wireless Network - dem magischen Radiosender -, im Daily Prophet – der Tageszeitung der englischen Zauberergemeinschaft -, in Witch Weekly – dem Magazin für die modernen Hexe - , sogar im Quibbler – dem Klatschblatt der Insel - wurde von dieser neuen Gruppe berichtet, auch wenn man kaum was über sie wusste. Sie hatten ein Tape zu dem Wettbewerb geschickt, der vom WWN ausgerufen wurde. Sechs Mitglieder, die sich selbst Papilio, Lynx, Vulpecula, Latrans, Saimiri und Folivora nannten und dann gab es noch den Songtextschreiber Panthera. Übersetzt hießen die Namen soviel wie: Schmetterling, Luchs, Füchslein, Kojote, Totenkopfäffchen, Faultier und Panther. Doch niemand wusste näheres über die Gruppe. Wie sie aussahen, wie alt sie waren, nicht mal welchem Geschlecht die einzelnen angehörten. Dem nach gab es die wildesten Spekulationen über die Personen hinter diesen sieben seltsamen Namen.
 

durch meine Kalte Wut.
 

Und dann war da noch der Name Alea. Würfel, aber auch Wagnis oder Gefahr. Ein wirklich seltsamer Name für eine Musikgruppe.
 

Ich bin ein Stern aus flüssigem Metall.
 

„Wer ist eigentlich dieses scharfe Gerät von einem Braunhaarigen?“ flüsterte Fred geheimnisvoll in Harrys Ohr, das der Mann sich grade in ihrem Laden umzusehen schien und den Inhalt eines Regals ganz in ihrer Nähe in Augenschein nahm.

Harry sah die beiden etwas verwirrt an.
 

„Braunhaariger?“

Die Zwillinge grinsten.
 

„Einer deiner Aufpasser. Mrs. Malfoy, Draco und Blaise kennen wir ja, aber wer ist der vierte?“
 

„Er hat braune Haare?“
 

„Ja Harry. Jetzt sag schon“ stöhnten die beiden auf, als aus den grünen Augen nur der Schalk sprach.

In dieser Laune war Harry James Potter ganz wie sein Vater, dem großen Idol der Zwillingen in Punkto Scherze, ein Marauder, der nur Unsinn im Kopf hatte und es liebte die Menschen um ihn herum zu necken.
 

„Das ist Tom.“
 

Ich bin ein Stern.
 

„Tom?“ „Nicht der Tom oder?“ „Nicht Tom, wie in…“ „…Tom Marvolo Riddle,…“ „… oder?“
 

'ein Stern'
 

„Können wir nun weiter?“ grummelte der, bevor Harry antworten konnte, da ihn eine der kleinen Schatullen, die er grad betrachtet hatte, in den Finger gebissen hatte.
 

„Oh doch, und er ist schlecht gelaunt“ stöhnte der Gryffindor genervt.
 

„Wir gehen shoppen.“

Harry verdreht die Augen, während die Zwillinge sichtlich Mühe hatten nicht zu lachen.
 

„Wieso das? Was treibst du dich eigentlich mit ihm rum? Und wie wir sehen hast du deine Augen noch“ lachten die beiden dann doch.

Harry schnaubte. Die beiden wollten ihn doch verschaukeln.
 

Alles wird in meinen Armen Asche.
 

„Als würde das einen Unterschied machen. Aber der gute, liebe, nette Lord meint ja, das meine Klamotten eine Zumutung wären und solange ich bei ihm wohne, soll ich mir doch gefälligst was ordentliches anziehen, damit meine Figur besser zur Geltung kommt.“

Um seine Worte zu verdeutlichen strich er sich lasziv mit den Händen die Seiten hinab und wackelte dabei mit seinem Hintern, dass dem Lord fast die Augen aus dem Kopf fielen und die Zwillinge begannen zu grölen. Noch immer war der Laden überfüllt und laut, dass niemand auf sie achtete.
 

„Wo er recht hat...“
 

„Jetzt fallt ihr mir auch noch in den Rücken“ entrüstete sich Harry sichtlich schockiert, auch wenn immer noch der Schalk in seinen grünen Augen tanzte.

Ja, der Junge konnte durchaus überzeugend sein.
 

„Halt mal, du wohnst bei ihm?“

Erst jetzt hatte sich die kleine Information in ihren Gehirnen festgesetzt und trat eine wahre Lawine an Fragen frei, wobei alle mit einem einfachen What the f**king hell, zusammengefasst werden konnten.
 

Ein Stern aus flüssigem Metall.
 

„Na ja, sagen wir es so: Ich hab ein eigenes Zimmer, darf es aber nicht alleine verlassen, woran sie mich aber nicht hindern können. Das letzte Mal als sie versucht hatten mich einzusperren, habe ich sie ausgesperrt und den Raum in Flammen aufgehen lassen.“
 

„Pyromanisches Feuerkind. Wir haben es schon immer gesagt.“

Die beiden schüttelten den Kopf. Seit dem Harry im letzten Jahr losgelegt hatte, mussten sie, die als Streichekönige in Hogwarts bekannt waren, ihren imaginären Hut vor dem Erben der Marauder ziehen. Auch wenn er bei weitem nicht so aktiv war wie sie, so waren seine Aktionen definitiv zündender.
 

Ich bin ein Stern.
 

„Viel Glück Kleiner. Du schaffst das schon irgendwie. Wir machen uns da keine Sorgen um dich. Wenn du erstmal siebzehn bist kann er dich doch sowie so nicht mehr festhalten. Du bist jeder Zeit bei uns Willkommen.“
 

'ein Stern'
 

„Danke euch beiden.“
 

„Kein Ding. Aber ein Tipp: ihr solltet die Malfoys und Zabini nicht mitnehmen. Der Orden treibt sich zurzeit in London rum und wenn sie dich mit ihnen sehen schöpfen sie verdacht.“
 

Alles wird in meinen Armen Asche.
 

„Danke für die Warnung. Bis später. Komm Neville.“

Harry stellte sich mit verschränkten Armen vor seine Begleiter, die mittlerweile auf ihn warteten und funkelte sie gefährlich an.
 

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß -
 

„Der Orden stromert hier rum. Ich will nicht mit bekannten Todessern so friedlich zusammen gesehen werden. Ich hoffe nur, dass zumindest du nicht erkennbar bist Riddle, oder kennt einer diese Gestalt?“
 

Taute je in mir das Eis.
 

„Nein, nur der Innere Kreis.“
 

'Ich bin ein Stern'
 

„Fein. Neville wird uns begleiten.“

Harry hakte sich bei Tom unter, fasste einen freudestrahlenden Neville an der Hand und zog die beiden aus dem Laden, bevor der Lord irgendwelche Einwände erheben konnte. Die restlichen drei blieben etwas verdattert da stehen, wo sie grad waren.
 

'Alles wird in meinen Armen Asche'
 

„Draco?“

„Ja, Blaise?“

„Täusch ich mich oder wirkt Tom...“

„Ist er.“

„Auf Longbottom?“

„Anscheinend.“

„Ob er Harry...“

„Nein.“

„Positiv?“

„Kann ich nicht sagen.“

„Schlecht sieht er nicht aus. Er hat sich gemacht und zeigt einen guten Geschmack.“

„Vielleicht deshalb.“
 

„Versteht ihr eigentlich eure seltsamen Halbsätze Jungs?“, fragte nun Narcissa etwas genervt.

Fred und George grinsten sich an, da sie durchaus die Slytherins verstanden.
 

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis*
 

~oO~0~Oo~
 

* Ich benutze hier das Lied Feuerkind von Subway to Sally.
 

*1 Der militärische Fachbegriff Begleitschäden bezeichnet in der räumlichen Umgebung eines Ziels entstehende Schäden durch eine terroristische, militärische oder polizeiliche Aktion. (Quelle: Wikipedia.org)
 

*2 Die II-Card: Ein individuelles Speichermedium für Hexen und Zauberer, da die meisten bei komplexerer Muggeltechnik, wie Computern, heillos überfordert sind. So haben wir diese kleinen raffinierten Dinger entwickelt. Man legt sie einfach auf der Rückseite in das entsprechende Feld. Sie verbinden sich mit dem II-Pod und die Musik, die darauf ist, kann jederzeit abgespielt werden. Um die II-Cards wieder zu entfernen muss man einfach das entsprechende Menü der jeweiligen Card wählen und man kann es einfach entfernen (Ausschnitt aus der Gebrauchsanleitung für den TwinPod)
 

Im weiteren Verlauf werde ich Alea auch andere Lieder in den Mund legen, also bitte nicht böse sein. Ausgewählt habe ich sie wegen den Texten, wundert euch also nicht, wenn die Lieder vom Klang nicht immer alle zusammen passen. Ich hoffe es gefällt euch zu mindest ein bisschen…
 

Wundert euch auch nicht darüber, dass ich für viele Dinge den englischen Originalnamen benutze, immerhin spielt das ganze auf der Insel, da behalten die meisten Dinge eben ihren richtigen Namen. Wenn ihr etwas nicht versteht, fragt einfach, ich beiße auch nicht^^
 

Aber noch mal zur Übersicht:
 

Daily Prophet: der Tagesprophet

Diagon Alley: die Winkelgasse

Hog's Head: der Eberkopf

Knight Bus: der fahrende Ritter

Knockturn Alley: die Nocturngasse

Leaky Cauldron: der tropfende Kessel

Marauder: die Rumtreiber

Privet Drive: der Ligusterweg

Quibbler: der Klitterer

Three Broomsticks: die drei Besen

Witch Weekly: die Hexenwoche

Wizarding Wireless Network: der magische Radiosender

Eis

>>>Vorwort<<<
 

xX18. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: ^^ Wer weiß, wer weiß...
 

@sann: Ist er es, oder nicht? Das ist die Frage...
 

@kaya17: Dank für das Lob und schön, dass dir Sense gefällt.
 

@DarkDragonheart: Voldiheit...^^ Funken wird es auf jeden Fall, auf die eine oder andere Weise...
 

So, dieses Mal wieder ein Nachtkapitel.

Ein kleiner Tipp am Rande: Taschentücher sollten evtl. griffbereit liegen...
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Eis ~*~
 

Harry zog die beiden braunhaarigen einfach hinter sich her, mitten durch die, um diese Uhrzeit schon überfüllte, Zaubererstraße. Es war erstaunlich wie flink manche dem schwarzhaarigen auswichen, wenn ihnen klar wurde, dass er selbst nicht von seinem Kurs weichen würde. Jedoch konnten die beiden älteren nicht so recht ausmachen, wo er sie genau hinführen wollte. Neville, der von dem Handicap seines Freundes wusste und dem ebenso klar war, dass dieser seither nicht in der Winkelgasse gewesen war, kannte den anderen zu gut, dass er dennoch, oder grade deshalb, nicht sagen konnte ob dieser nun ein Ziel hatte, oder einfach blind drauf los stürmte und wartete, dass man ihn stoppte und den Weg wies.
 

„Und wo führst du uns deiner Meinung nach hin?“
 

„Ich habe absolut keine Ahnung“ gab Harry voller inbrünstiger Überzeugung von sich und lief weiter.

Neville lachte, wohl doch drauf los. Der Mann grummelte nur, da ihm die aktuelle Situation überhaupt nicht passte. Gut, er hatte nicht unbedingt vor mit den Malfoys loszuziehen. Egal wie gern er die Familie auch hatte, aber Einkaufen musste nicht sein, nicht mit der Dame des Hauses und dem Spross. Da lieber mit dem vorlauten Gryffindor alleine. Doch dieser braunhaarige Bengel war ihm ein Dorn im Auge.
 

Der hielt seinen Freund zurück, dass er sie nicht noch bis Schottland, oder Sarajevo mit sich zog. Soweit kam es noch, dass der blinde Junge sie führte. Dieses Mal jedenfalls nicht. So wandte er sich an den gut gebauten Mann, der genau so groß war wie er selbst und sie somit beide Harry um ein paar Zentimeter überragten.
 

Das war also der dunkle Lord. Ehrlich gesagt, so sah er nicht halb so Furcht erregend aus, wie mit dem Snakeface, wie Harry ihn immer so gern nannte. Er wirkte etwas blass für einen Menschen, sogar blasser als es Harry war, elegant und schlank. Es war nicht das erste Mal, dass der braunhaarige Junge spürte, dass ihm gegenüber kein Mensch stand, wenn er den Lord betrachtete, doch es war das erste Mal, dass er mit Gewissheit sagen konnte, was der Mann war. Anders, als bei Harry. Als er den schwarzhaarigen Jungen das erste Mal gesehen hatte, war er völlig verunsichert gewesen, denn er hatte nichts, absolut gar nichts gespürt, als würde er einfach nicht existieren und das hatte sich bis heute nicht geändert. Es war egal, ob jemand Verflucht war, ob er sich verschleierte, oder seine Kräfte unterdrückte. Er konnte ihre Wesen spüren, auch wenn er sie dann nicht zuordnen konnte. Ob Mensch, Untoter, einer der alten oder Naturvölker. Allein Harry entzog sich seiner Gabe und es faszinierte ihn heute, wie es ihn einst geängstigt hatte. Früher hatte er sich gefragt, wer dieser seltsame Junge war, dass es ihn einfach nicht zu geben schien und er wollte mehr über ihn erfahren, nur er war unsicher und wagte es nicht. Am Ende war es Harry selbst gewesen, der ihm diese Unsicherheit genommen hatte und auf ihn zugekommen war. Es dauerte lange, aber das war es wert gewesen.
 

Allmählich besann sich Neville wieder und kehrte aus seinen Erinnerungen und Gedanken zurück. Hinter Harrys Geheimnis würde er wahrscheinlich nie kommen, nicht wenn sein Freund es nicht wollte. Zunächst musste er sich jetzt erst Mal mit dem Vampir unter ihnen auseinander setzten. So wie dieser ihn ansah, schien er nicht besonders erpicht darauf zu sein Harry mit ihm zu teilen, aber wer wollte das schon?
 

„Mein Name ist übrigens Neville“ wandte er sich freudestrahlend an den Mann.

Der Junge war zuversichtlich. Wenn Riddle ihn zerfetzen würde, dann wusste Neville immerhin, dass Harry ihn rächen würde, auf seine eigene, nervenaufreibende Art und Weise, bis der Lord Stück für Stück verzweifelte und langsam dem Wahnsinn verfiel. Da war Harry mehr Slytherin, als Gryffindor, welcher mit dem Mann kämpfen würde. Langsam, ausdauernd und schleichend. Eine Schlange im Löwenpelz, wie Ginny einmal so treffend gesagt hatte.
 

„Tom“ brummte der Lord, doch das tat der guten Laune des Gryffindors keinen Abbruch, sein Lächeln schien stattdessen breiter zu werden.

Zumindest war es ein Anfang, auch wenn der Mann zuvor den finsteren Blick Harrys gesehen hatte, der ihn zu durchbohren schien und ihn warnte, ja nett zu sein. Wer konnte auch Harry Potter schon etwas abschlagen, wenn man seine Ruhe haben wollte? Immerhin standen ihm noch ein paar Wochen mit dem Bengel bevor.

Warum machte er das alles eigentlich mit? Was war so faszinierend an Harry James Potter? Andauernd fragte er sich das und doch fand er nie eine Lösung. Es brachte einfach nichts, also sollte er sich langsam damit abfinden und das Beste daraus machen.
 

„Also Tom, wohin zuerst?“
 

„Zu Flenders.“

Die Jungen runzelten die Stirn. Der Name sagt ihnen rein gar nichts.
 

„Was ist das für ein Laden?“
 

„Flender ist der beste Schneider, den man in der nördlichen Hemisphäre finden kann.“
 

„Und wahrscheinlich auch der teuerste“ nuschelte Harry, wehrte sich aber nicht, als er in die Schatten der Knockturn Alley geführt wurde.
 

Tom beobachtete indes die Reaktion der beiden Schüler, doch die gingen weiter, als wäre es völlig normal für sie, das dunkle Viertel zu betreten. Was hatte er auch erwarten sollen? Immerhin hatte dieser Neville Harry Potter schon zwei Mal in einer Konfrontation mit ihm und seinen Leuten beigestanden, nachdem sie durch ein magisches Gebäude geirrt waren. Erst vor nicht mal einem Monat hatte der Junge, zusammen mit einer Hand voll anderer Kinder, es geschafft einen Trupp seiner besten Leute auszuschalten. Mit dem Potterjungen hatte er sie in der Vorhalle der vergessenen Ebene der alten Bibliothek erwartet, stand bei dem schlanken Jungen, wie ein Krieger, der nur auf den richtigen Moment wartete und letztendlich war es auch sein Kommando gewesen, dass die anderen angreifen lies. Selbst Harry hatte gewartet, bis Longbottom das Zeichen gab, auch wenn der schwarzhaarige es gewesen war, der die ganze Zeit gesprochen hatte, während der andere geschwiegen hatte.
 

Sie kamen vor einem kleinen, schäbig aussehenden Laden an. In den milchigen Gläsern der Schaufenster konnte man umgefallene und teilweise mit Stoffen bedeckte Gestelle erkennen, die einmal vielleicht Umhänge präsentiert hatten.
 

„Müssen wir wirklich?“ jammerte Harry noch einmal verzweifelt, als ein helles Leuten erklang und davon zeugte, dass der Lord den Laden bereits betreten hatte. Er stöhnte frustriert.
 

„Na komm schon Harry, wo ist denn dein Löwenmut heute?“ neckte Neville ihn.
 

„Keine Ahnung, hab ich wohl in der Schlangengrube vergessen, als sie mich aus dem Bett geschmissen haben“ murrte er und folgte seinem Freund in den kleinen Laden.

Wieder lachte Neville, da er sich nur zu gut vorstellen konnte, was für einen Kampf Harry den Todessern geliefert haben musste, die wahrscheinlich geschickt worden waren, ihn zu wecken. Ihn würde es nicht wundern, wenn einige unter ihnen das kein zweites Mal wagen würden.
 

Es dauert eine geschlagene dreiviertel Stunde in der die drahtige Gestalt von Mr. Flenders um in herumschwänzelte und wirklich alles an ihm vermaß, bevor er sie aus dem Laden scheuchte und meinte, dass sie am späten Nachmittag wiederkommen konnten. Sie hatten noch nicht mal gesagt, was Harry überhaupt brauchte. Der Mann hatte ihn nur gepackt, als er den Laden betreten hatte, auf einen Schemel gestellt und ihm gesagt, dass er sich nicht rühren sollte. Keiner von ihnen hatte auch nur ein Wort gesprochen, während der Mann irgendwas vor sich hin murmelte und sein Maßband einfach überall zu sein schien. Es war wirklich komisch gewesen und zwar komisch im Sinne von kurios.

Wieder auf der Straße schüttelte sich Harry einmal.
 

„Das war absolut…“
 

„.. seltsam?“ half ihm Neville.
 

„So wollte ich das nicht ausdrücken. Luna ist seltsam, aber das war jenseits von seltsam. Das war skurril!“
 

„Hey, nichts gegen meine Freundin!“

Der Lord horchte auf. Der Bengel hatte eine Freundin? Ohne, dass es ihm bewusst war, entspannte er sich sichtlich. Vielleicht war dieser Longbottom doch erträglich. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge.
 

„Was machen wir jetzt solange wir warten?“

Zwei paar braune Augen sahen erstaunt zu dem schwarzhaarigen Jungen, welcher sich neugierig umschaute, doch sein Blick schien nichts wirklich zu fixieren.
 

„Wir sind noch lange nicht fertig junger Mann.“

Geweitete grüne Augen richteten sich auf den Lord. Er hatte sich doch grad verhört, oder? Immerhin hatte er eine dreiviertel Stunde auf diesem Schemel gestanden! Das war länger als bei Madam Malkins seiner Zeit, als er das letzte Mal neue Roben gebraucht hatte - er musste kurz nachdenken - als er in die Dritte kam und noch hatte selbst einkaufen gehen können.
 

„Was?“
 

„Bitte!“
 

„Nein, danke.“

Der Junge war verwirrt, das klang nicht nach einer Frage…
 

„Harry, was Tom meinte war, dass man nicht mit ‚Was’ fragt, sondern mit ‚Bitte’“ lachte Neville.

Manchmal war es merkwürdig, welch einfachen Umgangsformen Harry einfach nicht kannte. Aber vor allem war es traurig. Es zeigt nur, wie wenig Mühe man sich gegeben hatte, ihn aufzuziehen, aber er lernte.
 

„Tom, mit Erziehung stehst du bei der Wildkatze auf verlorenem Posten. Dort wo er aufgewachsen ist, hielt man es nicht für nötig ihm solche Dinge beizubringen“ erklärte er dem Mann.

Neville wusste nicht, wie viel der Lord wusste und er wollte es nicht sein, der ihm sagte, dass das Haus der Dursleys kein Ort für ein magisches Kind war, dabei wusste er selbst nicht einmal, wie es dort zu sich ging. Er hatte nur nach dem letzten Sommer die Auswirkungen gesehen, die schlimmer waren als all die Jahre zuvor. Harry hatte nie gut ausgesehen, wenn er im September zur Schule zurückkehrte, doch er hatte sich immer schnell wieder gefangen und nie gesagt, dass es ihm schlecht dort ging. Vor ein paar Monaten hatte er auch erst von den Zwillingen erfahren, wie sie ihn eines Nachts mal geholt hatten und dafür das vergitterte Fenster aus der Fassade reißen und das Schloss von Harrys Tür knacken mussten. Das damals dreizehnjährige Kind, eingesperrt wie ein Tier.
 

„Miau?“

Der dunkelhaarige Gryffindor sah die beiden aus großen treuen Augen an, doch die Masche zog bei seinem besten Freund nicht, auch wenn er merkte, dass der Lord unsicher wurde.
 

„Harry, du brauchst noch ganz normale Sachen für den Tag, oder willst du wie die letzten Jahre den ganzen Tag die Uniformen tragen? Das müssen wir seit dem dritten Jahr nur noch zu irgendwelchen Anlässen. Nicht mal mehr im Unterricht sind sie Pflicht, solange man den Umhang trägt.“
 

„Danke Nev, aber auch wenn du es nicht glaubst, habe ich das durchaus mitbekommen“ fauchte er retour.

Riddle zog eine Augenbraue hoch. Anscheinend war Wildkatze gar nicht so falsch.
 

„Also, was möchtest du lieber? Muggel oder Zaubererkleidung?“ fragte der Lord.

Harry sah ihn ehrlich schockiert an und der Mann wusste nicht, ob es sich jetzt auf die Mode der Zauberer oder die der Muggel bezog.
 

„Ich fass es einfach nicht! Ich habe echt eine Wahl?“

Der Mann schnaubte, wobei Neville zu strahlen begann.
 

„Da ich heute als dein persönlicher Modeberater fungiere mein Lieber, leider nicht. Also, auf nach Muggel-London!“
 

~*~

Neville drückte seinen Mitschüler in einen bequemen Sessel und wandte sich an den Mann, um ihm die Strategie zu erläutern. Harry wusste nicht genau wo sie waren, aber darüber machte er sich auch keine großen Gedanken, denn sein Freund war da. Wahrscheinlich waren sie in irgendeinem Kaufhaus, da sie mit Rolltreppen gefahren waren. Etwas verwundert hatte er feststellen müssen, dass die beiden Zauberer anscheinend keine großen Schwierigkeiten mit Muggeltechnik zu haben schienen, was doch recht ungewöhnlich war und darauf schließen lies, dass sie durchaus in der Muggelwelt verkehrten. Die Vorstellung, dass einer von ihnen der dunkle Lord war, war doch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
 

„Okay, wir machen das wie folgt: Keine Einzelteile, sonder gleich ein ganzes Outfit und Harry zeigt dann, wie es ihm steht.“

Der schwarzhaarige Junge öffnete den Mund, er war doch keine Anziehpuppe, doch der Lord legte ihm einen Finger auf die Lippen, um den Protest im Keim zu ersticken.
 

„Du hast deinen Freund gehört. Du wartest hier und wir suchen. Lauf ja nicht weg.“

Mit den Worten wandte sich der Mann ab und folgte dem anderen zu den Ständern. Der alleingelassene Gryffindor lies sich wieder auf den Sessel sinken, von dem er eben noch aufgesprungen war.
 

Harry war vollkommen sprachlos. So ruhig, so freundlich, fast schon neckisch, hatte er die Stimme des Mannes noch nie gehört. Es schien Riddle beinahe Spaß zu machen, was sie hier trieben, dabei wollte er ihn doch eigentlich dazu bringen ihn wutschnaubend zurück zum Anwesen zu bringen.

Abwesend fuhr er mit seinen Fingern über seine Lippen, wo der Lord ihn eben noch berührt hatte. Das war heute wirklich ein merkwürdiger Tag.
 

~*~

Wie lange er schon in diesem Geschäft war, es war auf jeden Fall das dritte, konnte Harry nicht mehr genau sagen, auch nicht, was er grad so genau anzog, aber was er durchaus sagen konnte war, dass es ein sehr großer Laden war. Mit den ganzen Stoffen, die er bisher an und wieder ausgezogen hatte, konnte man ein dritte Weltland versorgen. Gut, vielleicht brauchte er ja wirklich mal was Neues, aber übertrieben die beiden es nicht etwas?
 

Bisher war es ihm egal gewesen, was er getragen hatte, auch wenn er seine Schuluniform bei sämtlichen Gelegenheiten den Sachen seines Cousins vorgezogen hatte. Als er klein gewesen war, hatte er immer mit großen Augen zugesehen wie der dicke Junge schöne neue Kleider bekam und gehofft, dass er vielleicht ein schönes buntes Shirt, oder einen der kuscheligen Pullover mit Bären drauf bekam, doch dann gab man ihm nur die Dinge, die dem anderem zu klein geworden und kaputt waren.
 

Nie hatte sich jemand die Mühe gemacht ihm schöne neue Sachen zu besorgen, selbst seine Schuluniform hatte seine Tante aus gefärbten alten Kleidern gemacht. Oft wurde er von anderen Kindern gehänselt, weil er viel zu klein und schmal für die weiten Pullover und Hosen gewesen war. Man hatte mit dem Finger auf ihn gezeigt und ihn ausgelacht, da ihre Sachen viel schöner waren. Irgendwann hatte er sie ignoriert und es einfach hingenommen. Es war ihm egal geworden und schon bald hatte er sich keine Gedanken mehr um sein Aussehen gemacht, denn es hatte nur wehgetan, die anderen Kinder zu sehen, die solche schönen Dinge von ihren Eltern bekommen hatten und es als selbstverständlich hingenommen hatten. Er war halt nur ein Freak gewesen.
 

Allen war es bisher egal gewesen, keiner hatte sich darum geschert, wie er ausgesehen hatte, solange er einfach funktionierte. Bis auf Hermine, die andauernd an seinen Haaren gezupft hatte und daran verzweifelt war, sie in Form zu bringen, da sie störrischer waren als ihre eigenen braunen Locken. Sie hatte ihn immer wieder gepackt und erstmal ordentlich hergerichtet, bevor er auch nur den Turm hatte verlassen können. Sie hatte ihm das Hemd in die Hose gesteckt, wenn irgendwo auch nur ein Zipfel heraushing, ihn angefahren, wenn er wieder ein zerknittertes Hemd trug, seine Brille repariert, wenn sie beschädigt und schief war, oder ihm einfach die Krawatte zurecht gerückt. Man konnte richtiggehend sagen, dass sie ihn bemuttert hatte. Ja, sie hatte sich verhalten wie eine Mutter, oder viel mehr, wie eine große Schwester sich verhielt, jedenfalls so, wie Harry es sich immer vorgestellt hatte, wenn er alleine in seinem Schrank war und er Petunia hörte, wie sie ihren eigenen Sohn umsorgte.
 

Er vermisste seine Freundin. Im letzten Jahr hatte sie sich immer mehr zurückgezogen, sich hinter ihren Büchern versteckt, um nicht zwischen ihn und Ron zu geraten, da die beiden sich immer mehr zerstritten hatten. Neville und die anderen hatten ihn daran gehindert daran zugrunde zu gehen, daran, wieder alleine zu sein.
 

Und hier waren jetzt zwei Menschen (mehr oder weniger), die es kümmerte, wie er aussah. Zwei Menschen, die wollten, dass er gut gekleidet war und sich die Mühe machten mit ihm einkaufen zu gehen. Zwei Menschen, die ihn nicht nur als Gegenstand zu betrachten schienen, der solche Umstände nicht wert war.
 

So in seinen Gedanken merkte er nicht einmal wie ihm Tränen aus den Augen liefen und sich ihren Weg über seine Wangen, direkt in den hohen Kragen des schwarzen Pullovers bahnten, als er aus der Kabine trat, um sich zu präsentieren.

Umso mehr überraschte es ihn, dass ihm der herbstliche Geruch des Lords in die Nase stieg, als dieser plötzlich vor ihm stand.
 

Vorsichtig nahm Riddle das schmale Gesicht in seine Hände und wischte mit den Daumen die salzigen Tränen fort. Er verstand nicht, warum der Junge weinte, warum er es selbst nicht zu bemerken schien. Er wirkte so verlassen, so hilflos in diesem Moment und vor allem verstand er nicht so recht, warum ihn dieser Anblick selbst so schmerzte. Warum wollte er den anderen nicht so sehen? Warum wollte er ihn einfach in die Arme schließen und ihm sagen, dass alles gut wird? Was sollte denn gut werden? Beim Barte Merlins, er wusste ja nicht mal was falsch war, warum Harry weinte.
 

Erst jetzt wurde Harry bewusst, dass er weinte, dass er weinte, weil er sich daran erinnerte, was er nie hatte spüren dürfen, weil er in diesem Moment glücklich war, da er sich zum ersten Mal bemerkt fühlte. Nicht so, wie von allen anderen, die kreischten, ihn verspotteten, jubelten und jagten, wenn sie es taten. Nein es war einfacher, simpler und doch um so vieles kostbarer. Man bemerkte ihn als Menschen, als jemand, der in viel zu weiten Sachen herum lief und was Neues brauchte. Man bemerkte ihn als Kind, das er fast nicht mehr war und genau das war es, was ihn dazu brachte zu weinen. Er kannte diese Art von Aufmerksamkeit nicht, sie überforderte ihn und dennoch fühlte sie sich so gut an.
 

Ohne ein Wort zu sagen schlang er die Arme um den Hals des Lord und ließ sich fallen. Vergoss Tränen, die er nie hatte vergießen wollen, weinte all die Tränen, die sich aus Schmerz und Einsamkeit tief in ihm gesammelt hatten. Ja, er hatte Freunde, doch eine Familie hatte er nie kennen gelernt…
 

Im ersten Moment war der Lord mit der Situation völlig überfordert, doch dann schloss er einfach seine Arme um den jungen Mann und strich ihm über den Rücken. Er wusste nicht was er sagen sollte, wie er ihn wieder aufmuntern sollte, wie er ihn wieder zu den störrischen Gryffindor machen sollte und dennoch war ihm klar, dass jede Silbe zu viel gewesen wäre, jedes Wort den Moment zerstört hätte.
 

Neville fielen die Jeans, das T-Shirt und der Sleeve aus der Hand, welche er Harry rausgesucht hatte, als er zurück zu den Umkleidekabinen kam und ihm das Bild gewahr wurde, welches sich ihm bot. Seit er Harry kannte, hatte er ihn erst zwei Mal in seinem Leben weinen sehen und das waren die Tage gewesen, an denen er hatte zusehen müssen wie Cedric Diggory und Sirius Black starben. Nie hatte sein Freund es zugelassen, dass seine Gefühle derart außer Kontrolle gerieten, hatte sie tief in sich verschlossen, sowie sich selbst.

Die Beine des braunhaarigen Gryffindors gaben nach und im nächsten Moment saß er vor den Dingen, die er hatte fallen lassen. Auch ihm lief eine vereinzelte Träne über das Gesicht, die er schnell fort wischte. Es war ihm egal, was Tom Riddle getan hatte, dass Harry seine Mauer, die er um sich gezogen hatte, fallen ließ und ihn interessierte nicht einmal der Grund, warum der schwarzhaarige Junge weinte, denn das Einzige, was zählte war, dass er es tat, dass er sich nicht mehr länger verschloss und all seinen Kummer nicht mehr in sich hinein fraß.
 

Vielleicht war sein Freund bald wieder der, der er gewesen war, bevor er aus dem Sommer nach dem fünften Jahr zurückgekehrt war. Vielleicht war er dann wieder der lebensfrohe Junge, den er und die anderen in ihr Herz geschlossen hatten, der, den sie nach diesem einen Sommer fast für verloren geglaubt hatten.

Es war ein harter und mühevoller Weg gewesen, den Jungen wieder zu flicken, ihn aus sich selbst zu holen und sie hatten ihn nicht aufgegeben, egal wie verloren ihre Position auch wirkte, doch das letzte Stück konnten sie ihn nicht mehr begleiten, so gerne sie ihm auch helfen wollten, aber es stand nicht in ihrer Macht. Sie hatten es versucht, doch hier endete es. Das erkannte Neville, als er die beiden sah.

Vielleicht war es grade die dunkle Seite, die Harry auf dem letzten Stück des Weges helfen konnten und ihn endlich erkennen ließen, dass er nach vorne sehen und erhobenen Hauptes weitergehen musste, egal was noch geschah. Und vielleicht war es grade der dunkle Lord, der dann an seiner Seite stand.
 

Wie lange es dauerte, bis Harry sich wieder beruhigt hatte, konnte nachher niemand mehr genau sagen. Die ganze Zeit hatten die drei sich nicht gerührt, nur Tom hatte nicht aufgehört dem Jungen über den schmalen Rücke zu streichen, ihn festzuhalten.

Als sich Harry langsam von ihm löste und sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht wischte, nuschelte er leise, aber dennoch gut hörbar:
 

„Danke Tom“ bevor er wieder in der Kabine verschwand, um etwas anderes anzuprobieren.

Neville war sofort bei ihm und gab ihm wortlos die Dinge, die er mitgebracht hatte, während er die, die Harry eben getragen hatte auf den Stapel der Dinge legte, die sie mitnehmen würden.

Der Mann sah den beiden nach. Es war das erste Mal gewesen, dass der Junge ihn Tom genannt hatte und es fühlte sich gut an.
 

Keiner von ihnen verlor ein Wort über Harrys Tränen, doch von diesem Moment an veränderte sich die Atmosphäre grundlegend.

Kein weiteres Gebocke, Gemeckere oder Gequengel war von Harry zu hören. Ganz im Gegenteil schien er sich jetzt richtig zu freuen, schien es ihm Spaß zu machen. Statt einfach aus der Kabine zu kommen, sich einmal kurz zu drehen und wieder zu verschwinden, schritt er jetzt wie über einen Laufsteg auf sie zu, warf sich in Pose und gab Sprüche von sich. Tom konnte sich nicht daran erinnern je so viel Spaß gehabt zu haben, wenn er Einkaufen war. Oft konnte er einfach nicht anders als zu lachen, wenn Harry wieder irgendwas zum Besten gab. Es war ein tiefes und dennoch warmes Lachen.

Es war schön den Jungen dabei zu beobachten, wie kindisch er sich benahm und diese kindliche Freude in den Augen und auf dem Gesicht war den ganzen Ärger wert gewesen, den er hatte, um ihn mitzuschleifen. Selbst den jungen Longbottom mitkommen zu lassen, war wohl eine seiner besten Entscheidungen gewesen, die er heute gemacht hatte, auch wenn Harry ihm keine große Wahl gelassen hatte.
 

~*~

Als die drei Flender’s wieder verlassen hatten, warfen die Gebäude bereits lange Schatten. Langsam ging dieser Tag zu Ende, doch es war ein guter Tag gewesen.
 

Zufrieden hatte Neville festgestellt, dass sie bisher niemanden aus dem Orden über den Weg gelaufen waren, was wahrscheinlich daran gelegen hatte, dass sie, nachdem sie in Muggel-London fertig gewesen waren, wieder in die Knockturn Alley gegangen waren, um sich dort noch umzusehen, da sie noch Zeit hatten. Zum Erstaunen der beiden braunhaarigen war es Harry gewesen, der darauf bestanden hatte.

Nun waren alle drei voll beladen mit Tüten und Taschen aus den unterschiedlichsten Läden, erschöpft und dennoch bedauerten sie es, dass der Tag um war.
 

„Kommt, ich lade euch beide zu einem Eis ein“ schlug der Lord vor und schritt die Gasse entlang.

Harry wollte dem schon widersprechen, als der Mann sich wieder zu ihnen drehte und ihm das Wort abschnitt.
 

„Ein Eis wird schon nicht zu viel sein. Sieh es einfach als Ausgleich dafür, dass ich dich so früh aus dem Bett geworfen habe. Außerdem hatten wir bisher nicht mal was zum Mittag.“

Harry schloss den Mund wieder und nickte einfach, doch kaum hatte der Mann sich wieder umgedreht, um sie durch das dunkle Labyrinth des Viertels zu führen, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dessen Gesicht aus. Neville hakte sich kichernd bei dem anderen ein und zog ihn mit sich. Auch wenn Harry sich immer sträubte, so mochte er kleine Dinge, wie ein Eis, das man ihm schenkte, oder Süßigkeiten, die man ihm aus dem Honigtopf mitbrachte. So kleine Geschenke brachten ihn immer zum Strahlen. Egal wie einfach sie waren, oder wie natürlich andere so etwas hinnahmen, für Harry war es immer etwas Besonderes.
 

Das kleine Lokal lag etwas abseits, in der Nähe eines kleinen Platzes, der nicht ganz so düster wirkte, wie der Rest. Tom war richtig froh, dass er Harry so schnell hatte dazu bringen können, sich zu fügen. Er erinnerte sich noch daran, wie er im ersten Laden versucht hatte die Kleidung zu bezahlen. Der Gryffindor hatte sich strikt geweigert auch nur eines davon bezahlt zu bekommen. Tom war dann doch schon etwas überrascht, dass der Junge mit der magischen Version einer Visa bezahlte. Die Kobolde gaben diese Karten eher widerwillig heraus und dann nur an Leute mit beachtlichem Vermögen und einem geregelten Einkommen. Irgendwie wollte er nicht so recht wissen, wie der Junge an das Stück gekommen war, auch wenn er neugierig war, wie er als Schüler Geld verdiente. Da wunderte es ihn nur noch mehr, warum er sich dann nie was Ordentliches zum Anziehen geholt hatte.
 

Schweigend aßen die drei ihr Eis und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Gedankenverloren streckte Harry irgendwann seinen Arm aus und stibitzte sich einen Löffel von Toms Portion. Dieser verfolgte die Bewegung und zog eine Augenbraue hoch, als ihm gewahr wurde, was Harry vorhatte. So nutzte auch er die Gelegenheit und fuhr mit seinem eigenen Löffel über das Eis von Harry. Gespannt verfolgte Neville, wie beide synchron den Löffel zum Mund führten und sich daraufhin ihre Gesichter verzogen.
 

„Urgh...“ kam es einstimmig von ihnen, da es nicht zu schmecken schien.

„... ist das süß“, beklagte sich Tom, während Harry zu selben Zeit

„... ist das bitter“, meinte.

Neville prustete lauthals in seinen Becher, worauf die beiden verwirrt zu ihm sahen, da sie nicht verstanden, was denn so lustig war. Ihn störte das nicht, denn die beiden waren wirklich eine Nummer für sich. Harry Potter und Tom Riddle waren einfach füreinander geschaffen. Es war dabei mehr als faszinierend zu beobachten, wie diese beiden diesen Umstand jedoch völlig zu ignorieren schienen, oder ihn vielleicht nicht einmal selbst erkannten. So genau konnte er das nicht sagen, wobei er bei Harry schweren Herzens auf das letzte tippte. Wie sollte man etwas erkennen, was man so nie kennen gelernt hatte? Aber vielleicht machte genau das die ganze Sache so… harmonisch… auf seine eigene… abstrakte… Art und Weise.
 

~*~

Sie waren vor dem Ausgang von Diagon Alley angekommen, als die beiden Freunde sich verabschiedeten. Die Sonne war bereits verschwunden und viele kleine Lichter schwirrten in der noch immer warmen Luft umher.
 

„Danke für deine Unterstützung Nev.“
 

„Ehrensache. Ich werde dir Hedwig schicken, damit du auf dem Laufenden bleibst.“

Harry umarmte noch mal seinen Freund, atmete tief dessen Duft nach Sandelholz ein, als er auch schon schwer beladen durch das Tor in den Pub verschwand. Auch Tom nickte ihm zum Abschied und machte sich daran Harry zu folgen, Neville hielt den Mann jedoch noch einmal zurück.
 

„Pass gut auf ihn auf. Er ist zerbrechlicher, als es den Anschein hat.“

Mit den Worten verschwand der Junge in der Menge, die selbst noch um diese Zeit umherstreifte, und ließ einen Mann zurück, der versuchte aus diesen Worten schlau zu werden.
 

~oO~0~Oo~
 

Leute, ich muss ehrlich gestehen, ich habe zwischendurch nicht weiter schreiben können, da ich selbst geheult habe. Ich hoffe es hat euch nur halb so gut gefallen, das Kapitel zu lesen, wie mir, diese es zu schreiben und ich hoffe ich konnte es einigermaßen so gut herüberbringen, wie es bei mir sich abgespielt hatte.

Tränke

>>>Vorwort<<<
 

xX19. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Naja, wir werden es wohl nie so richtig festlegen können...
 

@sann: :D Wassoll man sonst sagen?^^
 

@Sevara-Snape: Ja, zwischen Ton und Harry fliegen schon die Fetzen undw er weiß schon, wer alles zu Alea gehört... naja, die Band selbst und ich :D (und ich glaube jeder, der aufmerksam Sense verfolgt...) Und dann gibt es wieder die Momente, in denen die beiden wieder ganz friedlich miteinander umgehen... versteh einer den Bösewicht und den Hald *schulterzuck*
 

@DarkDragonheart: Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat den Rest wirst du schon irgendwann erfahren... vielleicht... *hust*
 

Euch noch ein schönen Sonntag und viel Spaß beim lesen.
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Tränke ~*~
 

„Ich bin überrascht Potter. Sie sind ja beinahe pünktlich“, schnarrte Snape, nicht ohne seinen üblichen Hohn.

Regulus, der zusammen mit Harry den Raum betreten hatte, stellte den sich immer noch sträubenden Jungen auf seine eigenen Füße. Wieder hatte er ihn von seinem Zimmer über die Schulter werfen und hier her tragen müssen, da der junge Herr Potter sich strikt geweigert hatte, um Punkt 10 Uhr zum Unterricht zu erscheinen. 'Mitten in der Nacht', hatte er gesagt.
 

/16 Uhr wäre wahrscheinlich noch zu früh gewesen/ grummelte der Todesser innerlich, denn er war es gewesen, der das hatte ausbaden dürfen, da nicht einmal der gefürchtete Lucius Malfoy bereit war, den Knaben auch nur ein weiteres Mal zu wecken.

Keinem hatte er gesagt, was geschehen war, doch es hatte einen bleibenden Eindruck bei dem Mann hinterlassen, dabei war das, grade bei einem Malfoy, eine beachtliche Leistung.

Bei weitem war es auch nicht dessen Art, einen Bengel, der fauchte und kratzte wie ein Tiger, über die Schulter zu werfen und durch die wirren Gänge dieses Gebäudes zu tragen. Nein, fürs Grobe war er, Regulus, zuständig. Wenn das jeden Morgen so weiter ging, würden das sehr lange Wochen, in denen Potter hier sein würde, werden. Warum ließen sie ihn nicht einfach schlafen, dann hätten sie nur halb so viele Scherereien mit ihm, denn wenn der Junge erst einmal ausgeschlafen war, war er bestimmt auch nicht mehr so schlecht drauf. Aber warum einfach, wenn man es auch kompliziert haben konnte?
 

Noch nicht einen Millimeter hatte sich Harry von dem Fleck bewegt, an dem Regulus das Patenkind seines Bruders abgestellt hatte. Bockig waren seine Arme vor der Brust verschränkt und die grünen Augen blickten wütend, aber mit einem versteckten Funken Neugierde, hinten auf den geschlossenen Schrank in dem die Zutaten normalerweise lagerten.
 

Regulus schüttelte den Kopf. Der Junge konnte es wirklich gut überspielen, doch war nun mal nicht zu leugnen, dass er hier in dem fremden Raum vor einem Problem stand: Sich zu Recht zu finden. Er zweifelte nicht daran, dass der Gryffindor, hatte er ein Mal die Gelegenheit, sich genauer 'umzuschauen', würde er sich sicher schnell zu Recht finden, doch wenn er plötzlich hier herum tasten würde, würde er wirklich auffallen. Das war nicht die Art des Jungen, denn sonst hätte er dieses Handicap gewiss nicht so lange vor aller Augen verbergen können. Es wies auch einfach nichts offensichtlich darauf hin. Wenn man in diese grünen, tiefen Augen sah, war da kein Hinweis, kein Anzeichen, dass sie blind waren. Sie strahlten nur so vor Leben. Woran lag es dann, dass der junge Gryffindor nichts sehen konnte, wenn es nicht an den Augen selbst lag. Waren vielleicht irgendwelche Nervenbahnen beschädigt? Verarbeitete das Gehirn einfach nicht die empfangenen Informationen? Er war kein Heiler und hatte nur begrenzte Ahnung von so etwas, aber irgendwas war da doch faul.
 

Zudem fragte er sich, wie Harry sich so gut orientieren konnte. Keine Unsicherheiten beim Laufen, absolute Sicherheit, was Entfernungen betraf und was ihm auch aufgefallen war, das sichere finden von Dingen. Erst heute Morgen durfte er bestaunen, wie der Junge zielsicher einen Gürtel aufgefischt hatte, der mitten im Zimmer bei einem Stapel Büchern gelegen hatte, die dort aufgeschlagen auf dem weichen Teppich zerstreut lagen. War das ein Hinweis, auf ein gutes Gedächtnis, oder war es einfach Zufall gewesen? Aber wie er geschickt in die winzigen Lücken zwischen den Büchern geschritten ist... es war unheimlich, wenn man wusste, dass der Junge nichts sah.

Es blieb Regulus einfach ein Rätsel, wie Harry das fertig gebracht hatte, da der Junge keine Fragen in diese Richtung beantwortete, einfach nur verschlagen grinste, aber er war sich sicher, dass der Bengel auch das hinbekommen würde, sich hier irgendwie zu orientieren, so wie er von hier auch zurück in sein Zimmer finden würde, obwohl Regulus ihn den ganzen Weg getragen hatte.

Er war neugierig, wie der Blinde eine solche Situation bewältigen würde. Vielleicht würde er ja dann hinter dessen Geheimnis kommen.
 

Harry indes hatte all seine Sinne geschärft, um den Raum zu ergründen. Er wusste genau wo er und alle anderen im Raum waren, konnte sich sogar den groben Riss vorstellen. Vor dem Standpunkt Snapes konnte er die Geräusche vernehmen, die ein Kessel machte, wenn er auf ein Gestell getan wurde. Es kam nicht vom Boden, also musste vor dem Giftmischer ein Tisch stehen. Leider überdeckte der beißende Geruch irgendeines Trankes, den er nicht zuordnen konnte, alle anderen Gerüche in dem Raum.

Das war vielleicht ein erschwerender Umstand, brachte Harry jedoch nicht an seine Grenzen.

Ungeduldiges Trommeln mit den Fingern auf Holz zeugte davon, dass ein sichtlich genervter Draco Malfoy und ein weiterer Tisch hier waren und wo Malfoy war, war Zabini nicht weit.
 

„Mr Potter, hätten sie nun die Güte sich an den freien Tisch zu setzten, damit wir anfangen können?“ schnarrte Snape verärgert, als der Junge immer noch keine Anstalten machte sich zu rühren.
 

/Den freien Tisch hat er gesagt, also gibt es hier nur noch einen/ überlegte Harry und versuchte sich krampfhaft vorzustellen, wo der sich befinden mochte.

Snapes Stimme erklang von vorne rechts, während Malfoy links von ihm sein musste. Wenn er also davon ausging, dass Snape sich an einem Kopfende des Raumes befand, ging er wohl dort nicht weit genug, dass dort noch ein Tisch stehen konnte. Also musste er irgendwo in dem linken Teil sein. Dort blieben genau vier Möglichkeiten: rechts, links, vor oder hinter Malfoy. Rechts konnte er aber definitiv ausschließen, sowie vor, da er recht nahe klang, also auch nahe der Wand. Wenn er dann noch überlegte, wie weit ungefähr Snapes Stimme entfernt war, dann schätzte er, dass der Tisch sich links von Malfoy befand, da er nicht beurteilen konnte, wie tief der Raum nach links, von ihm aus, noch war.

Es war doch zum Haare raufen. Er musste mehr über den Raum erfahren. Vielleicht gab es ja noch einen dritten Tisch an dem Zabini saß, den er erst genau ausmachen konnte, wenn er ihn hören würde, denn riechen war ausgeschlossen, wenn er nicht nah genug dran war. Was braute Snape da eigentlich, dass es so bestialisch stank? Das war doch nicht mehr zum aushalten!
 

„Und warum kann ich nicht zu Malfoy oder Bini?“ grummelte Harry.

Ihm passte es gar nicht diese Frage zu stellen, denn wenn er Pech hatte, würde das genau die Fragen aufwerfen, die er nicht gestellt haben wollte. Jedoch schien er Glück zu haben, denn Severus Snape klang genervt genug, dass er nicht weiter über diese dämliche Frage nachzudenken schien, als er antwortete.
 

„Weil an dem Tisch, wie sie sehen, kein Platz mehr ist“ fauchte der nur.

Das waren zwei neue Hinweise. Zweiertische und die beiden Slytherins saßen zusammen.
 

„Nein, seh’ ich nicht.“

Langsam reichte es dem Tränkemeister. Wieso bestand Riddle nur darauf, dass er dieser Katastrophe in seiner Klasse Nachhilfe gab? Keiner von ihnen beiden wollte das und würde sie durchaus zufriedener stimmen, wenn dem auch Folge geleistet würde. Von ihm aus konnte Potter in seinem Zimmer versauern.
 

„Jetzt setzten sie sich endlich an den freien Tisch daneben und strapazieren nicht weiter meine Nerven. Wird es bald?“

Beinahe zufrieden machte Harry sich leichten Schrittes daran zu dem freien Tisch zu kommen. Mit der linken Hand strich er an der Kante des massiven Holzes von Malfoys und Zabinis Tisch entlang und tat das selbe mit seiner rechten an seinem Tisch, als er in den schmalen Gang zwischen den beiden einbog.
 

/1:0 für Harry/ amüsierte sich Regulus.

/Wirklich nicht schlecht. Wie hat er nur rausbekommen, dass Draco und Blaise hier sind?/

Gut, Draco und seine manchmal äußerst nervige Angewohnheit mit den Fingern auf den Tisch zu tippen und ehrlich gesagt sah man den jungen Malfoy wirklich nie ohne seinen besten Freund. Nicht schlecht.

Aber wie er das mit dem Tisch gemacht hat, war nicht von schlechten Eltern. Er hat die Informationen, die er brauchte, bekommen, ohne, dass es jemanden bewusst aufgefallen war und zu letzt diese, wie nebenbei wirkende Gesten, mit den Händen. An dem Knaben war ein wahrer Slytherin verloren gegangen. Wie hatte er es nur je nach Gryffindor geschafft?
 

Lustlos piekste Harry mit dem Messer seine Zutaten nachdem er sich gesetzt hatte.
 

„Ihr werdet euch nützlich machen und mir helfen Stärkungstränke zu brauen und lasst euch raten keinen Mist zu fabrizieren.“

Ein stechender Blick traf den Jungen mit den schwarzen Haaren, doch der bemerkte das noch nicht einmal. Andere Dinge, wie die Identifizierung seiner Tränkezutaten, die bereits vor ihm auf dem Tisch standen, beschäftigten ihn grade eher.
 

„Wie ihr den Trank zu brauen habt steht an der Tafel. Die Zutaten liegen bei euch auf den Tischen. Also fangt an.“

Harry schnaubte, während Regulus sich schon fragte, wie es bei Harry nun weiter ging. Selbst hatte er durchaus Ahnung vom brauen, zwar war er nicht so gut wie Severus, aber er kam über die Runden. So ließ er den Jungen nicht aus den Augen. Einen Alptraum hatte Severus ihn genannt. Also müsste er jetzt ziemlich aufgeschmissen sein, wenn er nicht irgendwie an das Rezept kam, was unmöglich war, ohne danach zu fragen.

Harry indes überlegt in der Zwischenzeit, für welche Tränke man die Zutaten brauchte, die er bereits alle erkannt hatte.

Als erstes wäre da Schneckenleber. Der junge Elb rümpfte die Nase. Es gab nur wenige Zutaten die unangenehmer waren. Sie stanken nicht in dem Sinne, aber ihr Geruch war bitter und unangenehm in der feinen Nase. Eine wirklich widerliche, aber nicht besonders aufschlussreiche Zutat. Dagegen rochen die Waldmeisterblätter richtig angenehm, half ihm aber auch nicht weiter. Auch der Rest war nicht sonderlich aufschlussreich. Aber was war das? Ein Glas mit irgendeiner bitter riechenden Flüssigkeit.

Seine Gesichtsfarbe wurde etwas grünlich, als ihm einfiel, welche Zutat man einlegte für einen Stärkungstrank. Da gab es auch nur einen in den das hineinkam. Na ja, immerhin war ihm jetzt bekannt, welchen Trank Snape von ihm verlangte.
 

~*~

Regulus war erstaunt. Harry hatte anscheinend herausgefunden, welcher Trank verlangt wurde. Das zeugte davon, dass der Junge sich wirklich gut mit Tränken auskannte, wenn er sich so sicher war allein an den Zutaten zu erkennen, welchen er zu brauen hatte und auch wusste wie. Hatte Severus nicht erzählt, Harry sei grottenschlecht? Wenn man ihn fragen würde, würde er meinen, dass der Junge, bei Morgane, ein verfluchtes Genie war.
 

Doch Regulus erkannte ein neues Problem, dass auf Harry zukam. Vor ihm stand eine Schüssel mit roten und eine mit blauen Kasterbeeren. Die blauen mussten als letztes in den Trank, doch der einzige Unterschied bestand seinem Wissen nach in der Farbe und die konnte der Junge definitiv nicht irgendwie herausfinden. Wenn auch nur eine von den blauen zu früh in dem Trank landen würde, würde das Gebräu in die Luft gehen.

Kurz sah der Mann sich um. Severus und die beiden anderen Jungen waren mit ihren eigenen Tränken beschäftig.
 

„Na bestens“ knurrte er vor sich hin.

Manchmal konnte er es einfach nicht glauben, wie nachlässig der Tränkemeister war, wenn er zu tief in den Kessel sah. Denn genau das war er, wenn er einen Jungen, der seines Wissens nach ungeschickter im brauen von Tränken nicht sein konnte, unbeaufsichtigt einen Stärkungstrank brauen ließ, der explodieren konnte. So hielt er sich für den Notfall bereit, dass Harry nicht sich und das Anwesen in die Luft jagte.
 

~*~

Regulus war gen Ende doch erstaunt, dass der junge Gryffindor wirklich die richtige Schale gegriffen hatte. Keine Unsicherheit war in der Bewegung. Entweder wusste er, was er tat, oder er hoffte auf eine Reaktion von ihm, wenn er etwas Falsches tat.

So war er auch einen Moment unaufmerksam und reagierte nicht schnell genug, als er sah dass ein paar blaue Beeren zwischen den roten waren.
 

Mit einem großen Satz und einem Schlenker seines Zauberstabes, war Regulus bei dem Jungen, riss ihn von der Bank und brachte ihn unter sich in Sicherheit, als der Trank mit einem lauten Knall explodierte.
 

Harry hatte die Augen fest geschlossen und hatte die feingliedrigen Finger fest in der Robe des Mannes verhakt. Leicht zitterte er und versuchte zu erfassen, was soeben schief gelaufen war. Er ging alles noch einmal durch, ließ jeden Schritt noch einmal Revue passieren, doch er hatte den Trank richtig gebraut. Zu dem war er sich hundertprozentig sicher, die richtige Beerenschale genommen zu haben. Der Knall war auch etwas zu klein für die Menge Beeren die er abgewogen hatte. Was zum Geier war also grade passiert?
 

„Potter sind sie blind?“

Snape war fuchsteufelswild, als er wütend auf ihn und Regulus, der sich langsam aufrichtete, zugerauscht kam. Harry war noch immer etwas benommen, ließ sich so auch ohne Kommentar von Regulus wieder auf die Beine stellen. Der Mann atmete einmal tief durch, nachdem er sich umgesehen hatte. Sein Zauber hatte die Anwesenden vor dem gröbsten Schaden bewahrt. Alleine Harry hatte zu nahe dran gesessen, was das schwarze Brandloch in dem massiven Holz bewies. Blaise sah etwas erschrocken aus und war mit dem Stuhl umgekippt, während Draco die malfoyische Ruhe in Persona war.
 

„Allem Anschein nach schon“ fauchte Potter dann endlich, als er sich wieder gefangen hatte.

Er war sauer, da ihm nicht einfallen wollte, was er falsch gemacht hatte. Wenn er sich nicht mehr voll auf seine Sinne verlassen konnte, war er verdammt noch mal aufgeschmissen.
 

Nicht nur Snape, sondern auch Malfoy und Zabini verschlug es für ein paar Augenblicke ob dieser Frechheit den Atem und sie sahen irritiert zu dem Jungen der das vollkommen ernst zu meinen schien. Doch bei Snape hielt der Überraschungsmoment nicht lange an, bevor bei ihm eine Sicherung zu schmelzen schien und er Harry in hohem Bogen aus dem Raum schmiss.
 

„Wenn sie mir nicht glauben, bitte...“ grummelte Harry, während er sich auf den Weg durch das Gebäude machte.
 

Er brauchte jetzt Ruhe, um sich wieder zu beruhigen. Vielleicht fand er ja irgendwo Tom und konnte sich mit dem etwas unterhalten, oder ihm einfach auf die Nerven gehen. Das würde seiner Stimmung jetzt bestimmt gut tun, auch wenn es ebenso gefährlich war. In dieser Laune hatte er bestimmt keinerlei Probleme, oder gar Hemmungen, den Mann an den Rand des Wahnsinns zu bringen.

Vielleicht konnte er den Lord ja überreden, davon abzusehen, ihn zu Snape in den Sommerunterricht zu schicken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die beiden sich gegenseitig lynchten. Was sollte er auch schon lernen, wenn der Mann ihn doch eh nur anfauchte, weder auf seine Arbeit achtete, noch auf seine Fehler einging. Lerneffekt gleich null. Sinnfrei und Zeitverschwendung für sie beide.
 

Harry konnte nicht mehr sagen, wie lange er jetzt schon nach Tom, oder überhaupt irgendjemanden suchte. Wenn er nicht wüsste, dass irgendwo Regulus, Malfoy, Zabini und Snape waren, hätte er angenommen, dass er alleine in dem Anwesen war. Wo zur Hölle steckten die nur alle?

Etwas unsicher blieb er mitten auf dem Gang stehen. Ein Gefühl der Kälte breitete sich in ihm aus, ein Gefühl des allein seins. Etwas verloren schlang er seine Arme um seinen immer noch etwas zu schmalen Körper und fing leicht an zu zittern. Sie hatten ihn alle allein gelassen.
 

Ein paar Momente später schaffte er das Gefühl runter zu schlucken und tadelte sich selbst, dass er ein Idiot war. Nur weil er niemanden in diesem riesigen Anwesen fand, hieß das noch lange nicht, dass niemand da war. Außerdem, wie konnte ihn jemand allein lassen, der nicht für ihn da war?
 

/Tom war gestern aber für dich da gewesen/ fauchte eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf.

Harry wusste nicht genau, was sie bezwecken wollte. Ihm den Kopf zu Recht rücken, dass es immer noch Menschen, bzw. Vampire gab, die es kümmerte, wie es ihm ging, dass er nicht alleine war, oder ob sie ihm wehtun wollte mit der Erkenntnis, dass genau dieser nicht da war.

Na herzlichen Dank, jetzt war er wieder melancholisch. Da hatte ihm wirklich noch gefehlt. Am besten er dachte nicht über so was nach und schmiedete lieber Pläne, wie er Snape, Tom oder Slytherin weiter in den Wahnsinn treiben konnte.
 

Schließlich gab er es auf und schlurfte mit hängenden Schultern weiter. Die unheimliche Stille in den alten Gemäuern tat ihr übriges zu seiner Stimmung bei und ließ ihn keine anderen Gedanken so richtig greifen.

Abrupt blieb er stehen, als er Schritte hörte, die näher kamen, nachdem jemand appariert war. Doch bevor er reagieren konnte, waren sie um eine Ecke gekommen und hielten an. Anscheinend hatte, wer auch immer, ihn entdeckt. Er war sich sicher, dass es weder Tom, noch irgendein anderer aus dem Haus war, den er bisher getroffen hatte, doch als das schrille Lachen erklang, das ihm eisige Schauer über den Rücken jagte, sackte ihm sprichwörtlich das Herz in die Hose und sein so schon blasses Gesicht verlor nun jegliche Farbe, die es vielleicht mal gehabt hatte.

Das war nicht gut! Das war überhaupt nicht gut!
 

„Wenn haben wir denn da?“

Harry konnte förmlich riechen, wie sein Gegenüber den Zauberstab aus dem engen, geschnürten Kleid zog und wie ein Raubtier auf seine Beute, ihn, zuschritt. Er hingegen blieb ruhig, aber angespannt stehen, jederzeit bereit einem ankommenden Fluch auszuweichen. Weglaufen hatte keinen Sinn, da er dann seinen Rücken schutzlos jeglichen Flüchen ausliefern würde. Grimmig schienen seine grünen Augen jeder Bewegung seines Gegenübers zu folgen, was diesen zwar nicht verunsicherte, aber dennoch Vorsicht walten ließ und ihn versuchte einzuschätzen.
 

„Was macht das kleine Potty Baby denn ganz alleine hier in der bösen, bösen Schlangengrube?“

Wütend ballten sich seine Hände zu Fäusten. Er würde sich von diesem Miststück nicht provozieren lassen und ihr einen Schwachpunkt zeigen.
 

„Was ist denn? Hat das kleine Baby Angst?“

Der Gang schien breit genug, dass sie ihn mit einigen Abstand umrundete, doch er tat ihr nicht den gefallen, sich wie ein verängstigtes Tier in der Falle umzudrehen, um ihren Bewegungen zu folgen. Es hätte so oder so nichts gebracht, da er sie eh nicht sehen konnte. Wenigstens eine kleine Befriedigung, die er ihr nicht gönnte.
 

„Wo sind denn deine Freunde? Hat es dir ohne sie die Sprache verschlagen? Bist du ohne sie nicht mehr so mutig?“

Sie war wieder vor ihm angekommen und sah den Jungen herablassend an. Am liebsten hätte ihr Harry alle Flüche auf den Hals gehetzt, die er kannte, doch gab es da ein paar Probleme, die er zwar angesichts der Situation vernachlässigen konnte, aber die dennoch unangenehme Fragen aufwerfen würden. Als erstes war er noch nicht siebzehn, also durfte er offiziell noch nicht zaubern. Er konnte zwar ein bisschen verschleiern, aber ein ganzes Duell lag nicht in seinen Fähigkeiten. Dann war da noch die Sache mit seinem Zauberstab, den man ihm noch immer nicht zurückgegeben hatte. Auch nicht weiter bedenklich, doch wie sollte er erklären, wie er dieses Miststück in die ewigen Jagdgründe geflucht hatte?
 

„Kleines unwürdige Schlammblut. Hast vielleicht gedacht, dass du dich hier unbemerkt einschleichen kannst und den dunklen Lord überraschen. Dummes Kind! Dazu musst du erst an mir vorbei!“

/Also keine größeren Schwierigkeiten/ meldete sich eine kleine zynische Stimme, die den Ernst der Situation ignorierte.
 

Das Lachen klang zunehmend hysterischer. Stoff raschelte, als sie ihren Zauberstab hob.
 

„Ava…“ begann die Todesserin zu kreischen, doch jäh wurde sie von einer tiefen, herrischen Stimme unterbrochen.
 

„Bellatrix Lestrange, nimm den verdammten Zauberstab runter elendes Weibsbild.“

Kurz schloss Harry erleichtert die Augen und stieß den angehaltenen Atem aus. Das war knapp gewesen.
 

„Bist du blind Black? Siehst du nicht wer das ist? Das ist dieser kleine Potter Bastard“ kreischte die Frau wütend und ihre Stimme bebte vor Zorn.

Wie eine Furie wedelte sie mit ihrer Zauberstabhand und Harry war immer noch etwas mulmig zumute.
 

„Ich sehe genau wer das ist, liebste Cousine, und ich will es nicht sein, der dem Lord erklärt, warum sein Gast mit ein paar unschönen Flüchen, oder vielleicht sogar tot in einem der Gänge liegt. Also verschwinde jetzt. Das ist ein Befehl.“
 

Wütendes Schnauben, doch im nächsten Moment knallte es einmal laut und die Frau war disappariert.
 

„Alles OK mit dir?“ fragte Regulus den zitternden Jungen, der immer noch etwas verloren in dem sonst verlassenen Gang stand.

„Geht schon. Ich bin nur etwas erschrocken. Kein Grund zur Panik.“

Am liebsten hätte sich Harry auf die Zunge gebissen, da er die Ungewissheit, was passiert wäre, wenn Regulus nicht aufgetaucht wäre, nicht aus seiner Stimme verbannen konnte.
 

Starke Arme packten den immer noch ungewöhnlich leichten Körper und hoben ihn auf die Arme des Mannes.
 

„Ich bring dich erstmal in den Speisesaal. Nach dem Mittag steht Sport auf dem Plan.“

Das Gesicht des Gryffindors verzog sich, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Vergessen war der Schreck von eben.
 

„Muss das sein? Ich habe keine Lust mich da auch noch zum Affen zu machen“ quengelte er, wehrte sich aber immerhin nicht dagegen, dass Regulus ihn trug.

Es war das erste Mal, dass Harry still hielt und es war bei weitem angenehmer, als wenn er sich wie eine Schlange wand.

Dunkel lachte der Mann über das Verhalten des Jungen. Er wurde einfach nicht schlau daraus. Mal war er ernst und dann wieder wie ein Kind.

Auch Harry begann zu lächeln. Er mochte das tiefe, aber warme Lachen von Sirius’ Bruder. Es war wie ein Stück Familie, anders konnte er es nicht beschreiben.
 

~oO~0~Oo~

Lessons

>>>Vorwort<<<
 

xX20. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@Sevara-Snape: Wenn er es nicht wäre, dann hätte er es wohl auch schlecht geschafft, dieses kleine Detail vor aller Welt zu verbergen, oder?

Wie sagt man so schön? Die Menschen sehen nur was sie sehen wollen und Harry ist ja schon immer etwas frech gewesen, wenn ihm was nicht passte...

Du weißt doch... Askaban bekommt nicht jedem... und manchen noch weniger...
 

@DarkDragonheart: Der hat wahrscheinlich geglaubt, dass dieser Bengel ihn nur provozieren will *schulterzuck* so ist eben Snape, streng und unerbittlich...

Naja, irgendwie mag ich Bella auch nicht und Tom wil mir einfach nicht sagen, warum er die Frau überhaupt noch nicht gekillt hat *schmoll* aber ohne sie wäre es ja auch langweilig oder? Man kann ja nicht immer nur mit Leuten arbeiten, die man mag... so ist das Leben.
 

@MSAYA: Doppelt hält besser, oder wie?^^
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Lessons ~*~
 

Lustlos schob Harry den Blumenkohl von einer Seite des Tellers auf die andere und ignorierte die Blicke, die ihm zugeworfen wurden. Vielleicht konnte er sie nicht sehen, aber spüren.

Schon immer hatte er es gespürt, wenn man ihn beobachtete, aber erst als er in seinem dritten Schuljahr mehrmals einem vermeintlichen Grimm über den Weg gelaufen war, hatte er gelernt, diesem Gefühl zu vertrauen.

Sirius hatte ihm irgendwann später einmal erzählt, dass er danach noch besser aufgepasst hatte, doch trotzdem habe Harry ihn immer wieder bemerkt. Jedes Mal war dem Mann dann ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen, wenn diese grünen Augen wieder nach ihm suchten und er vergas meist sogar zu atmen vor Aufregung, dass er ihn nicht schon wieder entdeckte.

Der Gryffindor konnte nur erahnen, dass sein Essen, oder das, was es mittlerweile darstellte, jetzt wahrscheinlich aussah, wie die Überreste eines Häufchens, dass sich jemand schon einmal hatte durch den Kopf gehen lassen, aber es war ihm egal. Zum einen sah er es nicht und zum anderen hatte er so oder so keinen richtigen Hunger.

An sich war das Mittagessen hier recht angenehm. Es gab für jeden einen gefüllten Teller, den man schnell essen konnte. Wahrscheinlich ging es um diese Zeit meist recht hektisch zu, dass alles schnell gehen musste, so auch das Essen. Was übrig blieb verschwand und wurde wahrscheinlich von den Hauselfen sauber gemacht.
 

Harry zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass hier mehr von diesen Geschöpfen lebten als die kleine Minky. Er mochte die kleine, manchmal etwas abgedrehte Elfe. Am Anfang wirkte sie schüchtern, doch als sie merkte, dass er eigentlich ein ganz lieber Kerl war, wie sie sagte, zeigte sie mehr und mehr von ihrem, für eine Hauselfe, rebellischen Charakter. Sie war anders als Dobby, der sich zitternd fügte, oder sich überschwänglich über Harrys Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wurde, freute.

Nein, sie stellte Dinge in Frage, widersprach einem und sie schien eine Art Mutterinstinkt ihm gegenüber entwickelt zu haben, wie Molly Weasley, wenn sie ihn mal wieder dazu drängte, mehr zu essen. Wahrscheinlich hätte es ihn auch nicht gewundert, wenn er gesehen hätte, dass wahrscheinlich genau diese Elfe, seine Mahlzeit, wie ein lächelndes Gesicht angeordnet hatte, mit Blumenkohl Haaren, zwei Augen aus kleinen Fleischmedaillons und einen breiten Mund aus Kartoffeln. Doch so hatte sich das freundliche Gesicht ungesehen zu einer unkenntlichen Masse verzogen.
 

Bei dem Gedanken an Molly wurde ihm richtig flau. Er hatte den Weasley Hausdrachen, wie die Zwillinge sie nannten, immer gerne um sich gehabt, auch wenn sie es manchmal übertrieb. Doch nicht einmal Ginny und die Zwillinge konnten sagen, wie fest sie hinter dem Schulleiter stand. Die drei liebten ihre Mutter und hatten Angst herauszufinden, dass sie eine seiner fanatischen Anhängerinnen war, die, wenn es soweit kam, die eigene Familie opfern würde. Nein, lieber lebten sie in einer Illusion, solange sie bestand hatte. Keiner von ihnen vier konnte glauben, dass es so war, weder die Zwillinge noch Ginny, noch Harry.

Jedoch hatten alle von ihnen gesehen, wozu Menschen fähig waren und wollten lieber vom schlimmsten ausgehen und falsch liegen, als anders herum. Sie waren zwar eine Familie, doch an Ron hatten sie alle sehen können, dass Blut nicht immer dicker war als Wasser. Das letzte Jahr hatte ihnen Seiten an dem Jungen gezeigt, die sie alle in dem Ausmaße nicht gekannt hatten. Seither wussten sie alle nicht mehr, wem sie vertrauen konnten und wem nicht. Seit sie wussten, dass Dumbledore ein Spiel spielte, dass keiner zu erkennen schien, waren sie vorsichtig geworden, wem sie wirklich vertrauten und das waren wenige. Keiner der drei war sich plötzlich noch sicher, wo jeder Einzelne des Rests der Familie stand, doch eines wussten sie: dass sie hinter Harry stehen würde, was auch immer kommen mochte und dafür war er den dreien dankbar.

Luna und Neville, wahrscheinlich die beiden, die von niemandem geschätzt wurden, waren nur das i-Tüpfelchen ihrer Gruppe. Scheinbar unbedeutend und dennoch unersetzlich. Zusammen haben sie sich aus dem Spiel des Schulleiters erhoben und waren nicht länger berechenbare Spielfiguren in dessen Hand. Nein, sie selbst sahen sich als Würfel, die vielleicht nicht an dem Spiel teilnahmen, aber es durch ihre Handlungen lenkten.

Sie waren Alea, eine unscheinbare neu aufsteigenden Musikgruppe, deren wahre Rolle niemand erkennen würde und wenn, dann erst, wenn alles vorbei war. Sie selbst hatten ein gefährliches Spiel gestartet, aber ein jeder von ihnen war davon überzeugt das Richtige zu tun. Sie waren es gewesen, die das offensichtliche Ende abgewandt hatten, die der dunklen Seite durch ihr handeln einen neue Chance zugesichert hatten und sie würden es sein, die versuchen würden, die Menschen erkennen zu lassen, was vor ihrer aller Augen geschah. Es war eine große Aufgabe und vielleicht scheiterten sie, doch sie hatten immer die Gewissheit nach besten Wissen und Gewissen gehandelt zu haben.
 

Vielleicht sollte er Minky mal besuchen. Wahrscheinlich trieb sie sich, wie die Hauselfen in Hogwarts, oder Kreacher, dem Hauselfen des Black Hauses, in der Küche rum und die zu finden sollte doch irgend möglich sein. Obwohl, wenn er sich wieder verlief, konnte das ziemlich schief gehen. Die Begegnung mit dem Lestrange Weib war dank Regulus noch mal glimpflich ausgegangen, aber ohne Zauberstab konnte er sich nur im äußersten Notfall verteidigen, solange er noch nicht siebzehn war.

Wenn irgendjemand davon Wind bekam, dass er, wenn er nicht grade in einem magiegebannten Haus war, durchaus nicht schutzlos war, würde die Hölle auf Erden ausbrechen. Sein Name, der Held der Nation zu sein, war ein Fluch statt ein Segen, das hatte er schon immer gewusst.

Blutschutz? Pah! Blutfesseln wohl eher.
 

Rufen würde er sie jedenfalls nicht, wie eine Dienerin. Irgendwas musste ja von Hermines Hauselfen-Wahn bei ihm hängen geblieben sein, auch wenn er sich schon immer anders verhalten hatte, als andere Zauberer.
 

Hermine. Bei ihr wusste er auch nicht, was er tun sollte. Sie war seine beste Freundin gewesen und weder Ginny, noch Luna konnten das schlaue Mädchen ersetzten. Aber seit Ron so ausgerastet war, stand das brünette Mädchen zwischen den Fronten. Statt sich zu entscheiden, oder ihren Standpunkt klar zu machen, hatte sie sich hinter ihren Büchern verschanzt und gehörte in der Bücherei in ihrer Ecke schon zum Inventar. Auch bei ihr wusste er nicht, wie weit sie von dem ganzen Machtspiel wusste, das im sie herum immer mehr Menschen mit sich riss. Sie war schlau und konnte bei weitem nicht als dumm und blind bezeichnet werden. Sie sah mehr, als viele andere und dennoch konnte Harry nicht sagen, wie viel sie wusste und was sie davon unterstützte, oder gar verurteilte.

Er vermisste sie als Freundin, denn egal wie nahe ihm die beiden jüngeren Mädchen auch standen, sie waren einfach nicht Hermine Granger, die unverbesserliche Besserwisserin.

Und wenn Harry eines nicht wusste, dann war es, wie er reagieren würde, wenn sie sich gegen ihn entschied und um ehrlich zu sein, wollte er auch nicht, dass es je soweit kam. Da sie lieber in ihrer Neutralität vermissen.
 

Jedoch konnte er sich nicht mehr lange seinen dunklen Gedanken hingeben, die ihn schon bei den Dursleys gequält hatten, wo er genug Zeit gehabt hatte um nachzudenken in den langen, schlaflosen Nächten.

Der Rest schien mit dem Essen längst fertig zu sein, denn Snape und Regulus waren bereits gegangen, ohne, dass er es bewusst wahrgenommen hatte. Malfoy war grade aufgestanden und hatte irgendwas gesagt, dass ihn aus den Gedanken gerissen hatte, doch er hatte die Worte nicht verstehen können.
 

„Bitte?“

Wie Neville schon gesagt hatte, er war Lernfähig, auch wenn er das nur selten unter Beweis stellte.

Trotz seines etwas verwirrten Tones schien der blonde Schönling etwas genervt. Wahrscheinlich hatten die beiden die Laune des Tränkemeisters abbekommen, nachdem er aus dem Raum geflogen war.

Den Trank hatte er fast vergessen gehabt. Er musste irgendwie rausbekommen, was er genau falsch gemacht hatte. Vielleicht sollte er später Regulus fragen, wenn er aus den beiden Jungen nichts raus bekam. Wer wusste schon, ob sie überhaupt irgendwas gesehen hatten?
 

„Ich sagte, da du ja nichts mehr essen willst, können wir mit dem Unterricht weiter machen.“
 

„Und welche Stunden haben wir jetzt? Ich habe leider meinen Stundenplan vergessen“ brummte Harry vor sich hin, als er den beiden folgte.

Regulus hatte irgendwas von Sport gesagt und wenn Harry nach einem nicht war, dann nach unnötiger Bewegung. Konnte er nicht einfach auf sein Zimmer, dort irgendwas verwüsten und abwarten, bis der Lord zurück war, den er dann bestimmt wieder zu seiner eigenen Erheiterung auf die Palme treiben konnte?

Wahrscheinlich nicht.
 

Zabini schien sein Verhalten zu amüsieren, dennoch antwortete ihm keiner der beiden, also folgte er einfach mit dunkler Miene.

Manchmal fragte er sich, wie groß das Haus eigentlich war. Auf seiner Flucht und als er heute etwas umhergestreift war hatte er feststellen müssen, dass er es absolut nicht genau sagen konnte, dafür war es definitiv zu groß und er hatte zu wenig erkundet. Wie lange sie durch die Gänge liefen, konnte er im Nachhinein nicht sagen, wie auch? Er besaß ja nicht einmal eine Uhr, die er so oder so nicht hätte lesen können. Doch als er hörte, wie die beiden anderen zwei große Portale aufschoben und eine sommerliche Brise um seine Nase wehte blieb er abrupt stehen und machte auf dem Absatz kehrt.
 

Oh Nein! Nicht bei seiner Seele! Er würde bestimmt nicht raus gehen. Das konnten die beiden getrost vergessen. Sich im Haus zu orientieren war eine Sache, die sehr gut funktionierte, in einer Stadt, war auch noch ganz in Ordnung, aber auf freiem Gelände, das war nicht drin. Er hatte es in Hogwarts ausprobiert, doch ohne Neville wäre er wahrscheinlich tagelang dort umhergeirrt.
 

Draußen fand er einfach keine Fixpunkte, nichts, woran er sich orientieren konnte so einfach. Besonders auf einer offenen Wiese war er verloren. Das war, als würde man jemanden mitten in der Wüste oder auf dem Meer aussetzten. Er könnte im Kreis laufen, ohne es zu bemerken. Keine Wände, keine Fenster, kein irgendwas zum orientieren.
 

Zwei starke Hände packten ihn an den Armen und zogen ihn hinter sich her.
 

„Vergiss es Potter“ fauchte Draco Malfoy genervt.

Er hatte keine Lust jetzt mit dem dunkelhaarigen zu rangeln. Das würde den Plan für den Rest des Nachmittags überflüssig machen.
 

„Hatten wir uns nicht auf Harry geeinigt?“

Der blonde Slytherin überging den Kommentar geflissentlich
 

„Du kommst schön mit.“
 

~*~

Schwer atmend ließ sich Harry auf die Wiese fallen. Immerhin musste der Gryffindor doch den Schein wahren. Er war bestimmt stundenlang hinter Malfoy hergelaufen, dicht gefolgt von Zabini. Wahrscheinlich waren sie rüber nach Wales und wieder zurück.

(Harry ging davon aus noch irgendwo in England zu sein, auch wenn er keine Ahnung hatte, wo der Familiensitz der Slytherins stand)

Jedenfalls fühlte er sich so. Es hatte die beiden Slytherins keine fünf Minuten gekostet ihn mit raus zu schleifen und Harry war danach nichts anderes übrig geblieben, als bei ihnen zu bleiben, da er irgendwann wieder in das Haus wollte.
 

Mittlerweile hatte er völlig die Orientierung verloren. Er hätte zwei Meter von der Tür entfernt liegen können, er hätte es so nicht gemerkt.

Es war ein besch… eidenes Gefühl, so hilflos zu sein, doch er schluckte es runter. Solange die beiden Slytherins noch da waren, hatte er immerhin noch eine Chance, da die zwei bestimmt auch irgendwann rein mussten.
 

„Komm steh schon auf Harry, du hast dich genug ausgeruht, es geht weiter.“

Etwas entgeistert blickte Harry zu dem aufgeweckten Slytherin auf. Das war doch nicht dessen Ernst? Die konnten doch nicht von ihm verlangen noch mehr zu laufen! So wenig es ihm eigentlich auch ausmachen mochte, aber es gab kaum etwas stupideres, das er grad tun konnte, als einfach schweigend im Kreis zu laufen, auch wenn Blaise die ganze Zeit irgendwas erzählte, dem er nach zehn Minuten eh nicht mehr zuhörte. Was ging es ihn auch an, was Daphne Greengrass, eine Slytherin aus ihrem Jahr, so in ihrer Freizeit trieb und vor allem mit wem.
 

„Was kommt denn jetzt noch? Wollt ihr mich für irgendeinen Marathon trainieren?“
 

„Mara-was?“ Blaises Neugierde war geweckt, doch der andere unterband das geübt im Keim.
 

„Ist doch egal Blaise. Und du steh auf Potter“
 

„Harry.“
 

„Wie auch immer. Als Elbenblut sollte dir das bisschen Laufen nichts ausmachen.“

Anscheinend waren die beiden besser informiert, als er angenommen hatte.

Harry stutzte. Wer waren die beiden dann, wenn sie so einfach mit ihm als Elbenblut, wie sie ihn nannten, mithalten konnten? Bei Zabini hatte er schon so seine Vermutung, aber was war Malfoy?
 

Leider hatte er nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn mittlerweile hatte man ihn wieder auf die Füße gezogen und hinter Herr von und zu her. Blaise, welcher sich Harrys freien Arm gepackt hatte, schien das alles zu amüsieren. Wenigstens hatte einer von ihnen seinen Spaß.

Dieses Mal schienen sie nicht weit gegangen zu sein, als Malfoy ihn losließ und auch Blaise sich von ihm löste.
 

~*~

“Das nennt man ein Schwert. Du musst dir selbst eins wählen.“
 

„Und worauf muss ich achten?“
 

„Darauf, dass es sich in deiner Hand gut anfühlt. Du kannst einige von dem Ständer nehmen und probieren.“
 

Fast ehrfürchtig strichen seine feingliedrigen Finger über die Schwerter in dem Ständer, als er plötzlich ein Kribbeln spürte und eines herausnahm. Der Griff war mit Leder umwickelt und lag leicht in der Hand. Behutsam zog er es aus der Scheide und lies sie einfach auf seinen Fuß fallen, damit er sie gleich wieder finden würde. Vorsichtig strich er die schmale Klinge entlang.

/Einschneidig/ stellte er fest.

Ein japanisches Schwert, wenn er sich nicht irrte. Einige Augenblicke schien er es noch zu betrachten, bevor er es zurück in die Scheide steckte und abwartend zu den anderen beiden blickte, die ihn musterten.

Immerhin schien der Gryffindor Respekt vor den Waffen zu haben.
 

„Hast du schon einmal mit einem Schwert gekämpft?“
 

„Ja, das habe ich.“

Warum auch lügen?
 

„Wann?“
 

„Einmal als ich zwölf war. Es war mehr Glück als Verstand, dass ich den Basilisken damit getötet habe.“
 

Blaise wollte gleich damit anfangen, genau herauszufinden, was damals passiert war, doch ein dumpfer Schlag und ein leises Keuchen wiesen darauf hin, dass der junge Malfoy ihm in die Seite geboxt hatte. Irgendwie amüsierte es Harry, wie der blonde mit Zabini umging.
 

„Also hast du keine Ahnung, wie man damit umgeht.“

Harry antwortete nicht, da es auch keine Frage an ihn war.
 

„Bind das Band von der Scheide an deinen Gürtel. Bind es Rechts fest, immerhin bist du Linkshänder, wenn ich mich recht entsinne.“

Etwas genervt tat Harry, was der andere verlangte, doch ganz blöd war er nun auch nicht.
 

„Jetzt fass den Griff und zieh es langsam und vorsichtig heraus. Achte darauf nicht anzuecken. Es muss eine fließende Bewegung sein.“
 

Bla bla bla.
 

So erklärte der junge Malfoy anderthalb Stunden lang, wie Harry die Waffe richtig hielt, wobei der Gryffindor den anderen fast in den Wahnsinn trieb. Harry konnte nur erahnen, was Draco ihm zeigte und da er sich völlig unwissend verkaufte, sorgte das für die eine oder andere durchgebrannte Sicherung, bei dem Blonden, doch Blaise Zabini hatte das unbestreitbare Talent, das Temperament des anderen durch einfach Gesten wieder zu beruhigen, wie auch immer er das machte.
 

Irgendwann sollte er auf eine Übungspuppe einschlagen, die er mehr oder minder einfach zerhackte. Langsam aber sicher verlor auch er die Geduld. Das war doch völlig schwachsinnig. Er sollte sie an wichtigen Regionen verletzten, die er nicht einmal sehen, oder erahnen konnte. Aber nicht nur ihm reichte es bald. Ohne ein Wort zu sagen drehte Malfoy irgendwann ab und verschwand, dicht gefolgt von Zabini, der auf ihn einsprach, was Harry nicht verstehen konnte. Bald waren die beiden nicht mehr zu hören.

Langsam löste sich der Gryffindor aus seiner Starre, als die beiden nicht wiederkamen. Sein Gesicht verzog sich wütend.
 

„Verdammt!“

Dumpf schlug der Oberkörper der Puppe auf dem weichen Rasen auf. Schräg von unten hatte der schwarzhaarige Junge mit einem sauberen Schnitt das Stück von dem Rest getrennt.

Langsam reichte es ihm. Diese Farce sollten sie doch alleine weiterführen.
 

Wütend steckte er das Schwert zurück in die Scheide und stellte es an die Überreste seines Opfers. Unsicherheit beschlich ihn nun. Er ging ein paar Schritte in die Richtung, in die die beiden davon gegangen waren, blieb dann aber wieder stehen. Das hatte doch eh keinen Sinn. Er würde eher bis nach London irren, als zurück zu dem Haus zu finden. Er wusste ja nicht einmal, ob er in die richtige Richtung ging.
 

Mit einem Seufzen setze er sich im Schneidersitz auf den Boden. Am besten er wartete bis ihn jemand holen kam. Vielleicht hatte er ja Glück und sie bestanden wieder darauf, dass er beim Abendessen dabei war, oder Regulus wurde klar, dass er etwas verloren war. Wenn es darauf ankam, würde er zurück finden, aber es war definitiv noch nicht an der Zeit, zu viel Preis zu geben.
 

~*~

Die Sonne sank immer tiefer, doch es blieb warm. Allmählich begannen die Vögel ihr Abendlied und die Zikaden stimmten in das Orchester von Wind und Laub mit ein. Harry fröstelte etwas, als eine kühle Brise über seinen noch immer vom Schweiß bedeckten Körper strich. Der Länge nach ließ er sich nach hinten fallen und blickte in den sich langsam verfärbenden Himmel, ohne ihn zu sehen.
 

Die Sonne versank hinter den Bergen am Horizont, als sich etwas änderte. Der schwarze Schopf ruckte hoch, als er Schritte hörte, die sich vorsichtig, schleichend näherten. Nein, das war weder Regulus, noch Tom, oder einer von den anderen. Sie würden sich nicht anschleichen. Sie würden direkt auf ihn zugehen, vielleicht meckern, oder in dem Fall des Blacks, lachen. Er überlegt fieberhaft, wer das sein könnte. Irgendwas an dem Geruch und der Art der Bewegung kam ihm so bekannt vor, doch er kam einfach nicht darauf. Als sich jedoch die Stimme des Mannes erhob, glomm ungebändigte Wut in den grünen Augen auf.
 

„Sie hatte Recht. Ich hatte ihr nicht geglaubt, dass du hier bist. Ich musste mich selbst überzeugen.“

Diese Stimme, es gab nach ihr mittlerweile nur noch zwei, die er so tief verabscheute und einer davon war er heute schon über den Weg gelaufen.

Sie war fester, als er sie in Erinnerung hatte, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass weder der dunkle Lord noch zwei rasende Männer da waren, die ihn am liebsten tot, als lebendig, zurücklassen würden.
 

„Was willst du, du kleiner mieser Verräter?“

Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, wie bei einer Raubkatze, die ihren Feind beobachtete, jederzeit bereit zum Sprung.
 

„Harry, es tut mir Leid, dass du immer noch so über mich denkst, selbst nachdem du anscheinend gesehen hast, dass alles anders ist, als Albus Dumbledore es dargestellt hatte.“

Freundlich, bedrückt und schmeichelnd. Die gespaltene Zunge eines Lügners, eines Heuchlers, eines Verräters.
 

„Das ändert nichts daran, dass du meine Eltern verraten hast, du falsche Ratte.“

Sie standen sich gegenüber. Harry leicht vorgebeugt, angespannt, mit zu Schlitzen verengten Augen. Nicht eine Bewegung schien diesen grünen Iriden zu entgehen. Schien.
 

„Der Lord wollte ihnen nichts tun. Er wollte dich, nicht sie. Du warst damals nur ein Baby. Du hattest noch zu wenig vom Leben gesehen, als dass du verstehen würdest, was passiert war.“
 

„Um mich geht es hier doch gar nicht. Du warst der Geheimniswahrer. Du hast sie an ihren Mörder verraten!“
 

„Ich habe Lily und James an niemanden verraten.“

Traurige Worte, aus diesem Mund wie eine Verhöhnung.
 

„Beschmutz ihre Namen nicht, indem du sie in den Mund nimmst.“

Es brodelte in ihm, doch er musste sich zurück halten. Er durfte die Kontrolle nicht verlieren.
 

„Ich habe außer dem Lord niemanden gesagt wo sie sind. Nur denen, die sie einweihen wollten.“

Beinahe sanft strich der Mann über die Angespannten Züge des jungen Potters, der den Kopf weg ruckte.
 

„Du bist erwachsener geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

Zärtlich, weich gesprochen und dennoch brannten die Worte wie Gift durch die Venen des Knaben, der einen Schritt weiter zurück wich und sich, wenn das überhaupt noch möglich war, noch mehr verspannte.
 

„Fass mich nicht an“ presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen durch.
 

„Harry, nicht ich war der, der sie verraten und umgebracht hat. Dein Vater war mein bester Freund gewesen.“

Spott, getarnt als Appell.
 

„Ach ja? Du weißt doch gar nicht was das heißt! Was du Sirius angetan hast, hast du doch nicht vergessen. Du hast dreizehn Muggel umgebracht, um ihm alles in die Schuhe zu schieben.“

Harry schrie nun fast. Er wollte nur noch weg von dem Mann. Weit weg. Er sollte verschwinden.
 

„Du musst verstehen. Ich hatte Angst. Der Lord war verschwunden, deine Eltern tot und Sirius war der Erste, der bei eurem Haus war. Es waren nur wenige in das Geheimnis eingeweiht. Es hätte jeder gewesen sein können, auch Sirius Black.“

Verleugnung. Verrat war das, nichts anderes. Vertrauensbruch.
 

„Lüge!“

Wieder strich eine Hand durch seine wilden Haare. Wie schaffte der Mann es nur immer so nahe zu kommen, ohne, dass er etwas tun konnte. Er wollte nicht von ihm angefasst werden. Nicht von den Händen, an denen das Blut seiner Eltern klebte
 

„Was tust du da Wurmschwanz.“

Harry hätte nie gedacht, dass er einmal Erleichterung verspüren würde, wenn er die eiskalte Stimme des dunklen Lords hören würde, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er hatte ihn nicht kommen gehört und so wie der Rattenanimagus zusammen zuckte, der auch nicht.
 

„My Lord.“

Demütig verbeugte sich der kleine plumpe Schleimer vor dem ihm überragenden Mann.
 

„Du hast in den Gärten nichts zu suchen. Verschwinde.“

Harry spürte, wie Wurmschwanz versuchte sich zu rechtfertigen, jedoch unwirsch von dem Lord abgewürgt wurde.
 

„Sofort.“

Hastige Schritte entfernten sich und langsam ließ die Spannung in Harrys Körper nach. Er war müde. Der Tag war anstrengender, als er gedacht hatte. Im Nachhinein konnte er nicht genau sagen, was das Schlimmste heute gewesen war. Die Begegnung mit Bellatrix, die ihn fast umgebracht hatte, oder die mit dem verfluchten Verräter. Egal was dieser ihm auch versuchte zu erzählen, jedes Wort war eine Lüge und diese Berührungen waren fast zu viel gewesen.
 

„Alles okay mit dir Harry?“

Die dunkle Stimme war fest und dennoch schwang Sorge in ihr mit.
 

„Seh ich so aus?“ fauchte der Junge aufgebracht und merkte erst jetzt, dass seine Stimme ihm nicht ganz gehorchen wollte, sie fast wegbrach.

Eigentlich war es nicht seine Absicht gewesen den anderen so anzufahren, aber irgendwie musste die Anspannung aus ihm heraus.

Er wollte nur noch ins Bett und sich die Decke über den Kopf ziehen. Am besten würde er dort bleiben, bis dieser Sommer vorbei war.
 

Langsam schritten die beiden zurück zum Gebäude, als der dunkle Lord wieder begann zu sprechen.
 

„Ich glaube es ist besser, wenn du nicht länger hier bleibst.“

Harry zuckte fast unmerklich zusammen und ein heißer Schmerz bereitete sich in seiner Brust aus. So sehr er sich auch gesträubt hatte am Anfang, wollte er nun nicht mehr weg. Er wusste auch nicht wo er dann hin sollte. Wenn Dumbledore ihn bei den Zwillingen finden würde, seinem einzigen Zufluchtsort, würde es nicht nur Ärger für die beiden bedeuten. Der Ordensführer würde ihn nicht einen Augenblick mehr aus den Augen lassen, ihn vielleicht sogar zurück zu den Dursleys bringen. Doch bevor er sich weiter in seinen Horrorvisionen steigern konnte sprach der Mann schon weiter.
 

„Am besten brechen wir heute noch auf. Auf das Anwesen meiner Mutter haben einfache Todesser keinen Zutritt.“

Harry war stehen geblieben und sah den Rücken des Lord völlig perplex an. Er sollte einfach nur in ein anderes Haus, ein anderes Versteck? Nicht zurück zum Orden?
 

„Warum?“

Der junge Potter konnte nicht mehr sagen, da seine Stimme immer noch nicht so richtig zu funktionieren schien.
 

„Regulus hat mir erzählt, dass du heute auf Bellatrix gestoßen bist. Es ist hier zu gefährlich für dich.“

Außerdem hatte dem braunhaarigen Mann nicht gefallen, wie Pettigrew mit dem Jungen umging. Wenn er nicht da war, wollte er den Gryffindor in Sicherheit wissen, ohne, dass man ihn bewachen musste. Das hätte nur zur Folge, dass der Junge sich weiter verschloss, etwas was ihm nicht so recht passte.
 

Jedoch war das nicht das gewesen, was Harry gemeint hatte, also formulierte er seine Frage genauer
 

„Warum habt ihr mich erst hier her gebracht.“
 

„Es war sicherer für uns, wenn der Orden dich irgendwie gefundne hätte, bevor wir mögliche Überwachungszauber entfernen konnten. Danach war es irgendwie untergegangen.“

Harry schritt nickend an dem Mann vorbei, der ihm die Tür offen hielt. Ja, in einem Gebäude fühlte er sich definitiv sicherer.
 

~oO~0~Oo~

Das Haus Dracul

>>>Vorwort<<<
 

xX. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Sorry, aber das liegt nicht in meiner Hand, was mit Wormtail passiert... ich bin nur die, die dieses Geschichte aufschreibt... geschehen tut sie von ganz alleine
 

@Sevara-Snape: Harry ist auch so schon gefährlich genug, mit seinen waffenscheinpflichtigen Launen,^^

Ratte bleibt Ratte *sich umdreh und eigene Ratte knuddel* naja, ihr wisst schon ;)
 

@DarkDragonheart: Ich kann diesen kleinen Kriecher auch nicht leiden... so gar nicht, aber leider ist er ein Teil dieser Welt...
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Das Haus Dracul ~*~
 

Hände, die mit falscher Sanftheit durch seine Haare fuhren. Hände, die täuschend liebevoll über sein Gesicht strichen. Finger, die mit vorgespielter Neckerei leicht eine seiner wilden Strähnen aus seinem Gesicht zupften. Finger, die mit geheuchelter Zärtlichkeit über die blasse Haut seiner Brust strichen. Finger, die ihm brutal Schmerzen erfahren ließen, die keine Lüge waren.

Hände, die sich stark und dennoch zu schwach gegen diese Behandlung stemmten. Hände, die verzweifelt nach etwas suchten, was ihnen half. Finger, die sich hoffnungslos zu Fäusten ballten. Finger, die sich ungebrochen tief in die Haut gruben…
 

Mit einem lauten Schrei öffneten sich panische grüne Augen. Der schlanke Körper eines sechzehnjährigen Jungen setzte sich ruckartig auf und atmete schwer und hektisch.
 

Das Zimmer war in das weiche Licht der aufgehenden Sonne getaucht, welches durch die offenen Fenster fiel. Sanft bewegten sich die leichten, blauen Stoffe vor diesen in der leichten morgendlichen Brise, die den Sommer in den Raum trug. Die Vögel hatten mit ihrem morgendlichen Intermezzo begonnen, doch wurden sie in dem Zimmer nicht gehört.
 

Plötzlich kam Bewegung in den Jungen, der bisher apathisch in seinem Bett gesessen und versucht hatte seine Lungen dazu zu bewegen, genug Sauerstoff in seinen Kreislauf zu bringen.

So ungeschickt die Bewegung auch war, wirkte sie dennoch fließend und hatte ihre eigene Eleganz, welche jede Bewegung des Knaben begleitete, wie er unbeholfen aus dem Bett stürmte und die helle Tür aufriss, um im nächsten Raum zu verschwinden.
 

Würgend lehnte der schmale Körper zitternd über dem Rand der Kloschüssel und erbrach alles was er noch in seinem Magen hatte, was gewiss nicht das Meiste war. Am Abend war ihm gehörig der Appetit vergangen. Das er überhaupt was gegessen hatte, lag mehr an dem Lord und dem Bruder seines Paten, als an ihm selbst. Die beiden hatten ihn regelrecht genötigt von den üppigen Speisen zu nehmen und einen Teil davon mehr schlecht als recht hinunter zu schlucken. Das sie ihn nicht gefüttert hatten, war dann auch schon alles gewesen.
 

Gurgelnd spülte er sich am Waschbecken den bitteren Geschmack aus dem Mund. Ein kleiner, offener Flakon mit einer minzefarbenen Flüssigkeit stand neben einem Glas, welches er immer noch umklammert hatte. Der Geschmack in seinem Mund war danke des Trankes wieder human. Wenn er schon mal hier war, konnte er sich auch frisch machen.
 

~*~

„Verdammt, verhext und zugeflucht!“ schimpfte der blutjunge Elb vor sich hin, als er aus dem Badezimmer stapfte und den Flakon in seinen Koffer schmiss, an dem er vorbei ging. Dieses Mal stand er am Fußende seines Bettes, auf keinem Teppich, auch wenn ihm bisher keine Schlange von ihrem Gewohnheitsrecht berichtet hatte, den weichen Teppich, welcher in diesem Zimmer vor dem offenen Kamin lag, zu belegen. Sicher war sicher.
 

Sein Inneres war im Augenblick das reinste Chaos. Es war das erste Mal, dass er wieder einen Alptraum, diesen Alptraum hatte, seit er von den Dursleys fort war. Er fühlte sich erschöpft, schmutzig und so unendlich müde. Wie schon so oft fragte er sich, wozu er eigentlich versuchte stark zu bleiben, nicht zu zerbrechen. Hatte es denn noch überhaupt einen Sinn?
 

Vehement schüttelte er den Kopf. Er durfte nicht so denken. Seine Freunde würden ihn den Kopf abreißen. Wenn sie erfuhren, was er versucht hatte, bevor plötzlich die Todesser gekommen waren und ihn wieder zurückgeholt hatten… Himmel, sie würden ihn… verdammt, sie wären für ihn da, sie würden versuchen ihm klar zu machen, dass er nicht aufgeben durfte, dass er kämpfen sollte, dass er für sich kämpfen sollte.

Bei den Göttern, das wusste er doch und er liebte sie dafür, dass sie versuchten ihn zu stützen, ihn am Leben zu halten, bis alles vorbei war und sie wieder normal leben konnten, doch genau das war es wovor er sich fürchtete. Was war ein normales Leben? Wie fühlte es sich an? Schon oft hatte er davon geträumt normal zu sein und das ganze Programm, aber was wusste er schon? In Luzifers Namen, es herrschte Krieg und er war der verdammte Nationalheld, einfach so, er, ein Waisenjunge, jemand, den keine Familie vermissen würde, der in einer denkbar besch… eidensten Kindheit herangewachsen war.
 

„Trotz alle dem bist du zu dem geworden der du heute bist“ hatte Luna gesagt, als sie ihn eine Nacht oben auf dem Astronomieturm getroffen hatte.

Harry hatte keine Ahnung, was ihn in dieser Nacht da hoch getrieben hatte, alleine. Er konnte noch nicht mal genau sagen, wie er dort hingefunden hatte. Zu der Zeit war er eigentlich noch zu sehr auf Neville angewiesen und er hatte sich gehasst seinem Freund so zur Last zu fallen, ihn auszunutzen.

An Schlaf war in der eisigen Nacht nicht mehr zu denken gewesen, nachdem er aus einem Alptraum erwacht war, so wie auch heute. In einer solchen Nacht war er rastlos, denn er fürchtete sich wieder einzuschlafen und die Bilder wieder zu sehen. Ihm war klar, dass er davor nicht weglaufen konnte, doch er musste es nicht andauernd wieder sehen, wieder durchleben. Auch er brauchte mal eine Pause vor sich selbst. Etwas Unmögliches.
 

Harry hatte auf dem offenen Geländer gestanden, den Kopf in den Nacken gelegt und mit geschlossenen Augen einfach dort gestanden, als die Ravenclaw lautlos neben ihm erschienen war. Auch wenn er sie nicht gehört hatte, hatte er dennoch gewusst dass sie da gewesen war, bevor sie leise und ruhig gesprochen hatte, als hätte er ihr so eben erzählt was ihn bedrückte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch sonst hatte er sich nicht gerührt.
 

„Bist du hier um mich von irgendwelchen Dummheiten zu bewahren?“
 

„Wir beide wissen, dass du nicht deswegen hier bist. Außerdem ist das nicht dein Stil.“
 

„Nein, ist er wohl nicht.“
 

„Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, aber du bist nicht alleine. Deine Freunde sind stark.“
 

„Aber bin ich selbst stark genug?“
 

„Diese Frage kannst nur du dir beantworten.“
 

Es war eines der seltsamsten Gespräche, die er je mit dem blonden Mädchen geführt hatte. Sie hatte nur wenige, eigentlich nichts sagende Worte gewechselt, ohne jeglichen vorhergehenden Kontext. Die ganzen zwei Monate, die das Schuljahr schon gelaufen war, hatte er eigentlich kein Wort mit ihr gewechselt, außer ein paar Grüßen im Vorbeigehen. Luna Lovegood war ihm bis heute noch ein Rätsel, doch die Worte hatten ihm geholfen, hatten ihm neuen Mut gegeben. Nein, hinter diesem Mädchen steckte wahrlich mehr, als man ahnen konnte.
 

Doch jetzt war sie nicht hier, um ihn mit ihren Weisheiten auf andere Gedanken zu bringen. So musste er sich damit begnügen ruhelos umherzustreifen. Es gab doch kaum was Besseres als eine kleine Erkundungstour in einem neuen, wahrscheinlich riesigen Haus. Wenn das Anwesen nur halb so groß war, wie das, in dem er vorher untergebracht gewesen war, konnte er sicherlich einige Zeit damit beschäftigt sein.
 

Stöhnend öffnete er den Kleiderschrank, in den er seine neue Kleidung geräumt hatte und fragte sich, was er anziehen sollte. Es lag weniger daran, dass er sich irgendwie fein machen wollte oder so, doch seine Mittel waren begrenzt überhaupt herauszufinden, was er genau anzog. Als erstes machte er sich daran eine Hose auszuwählen. Neville meinte, dass er nun einige gewagte Stücke besaß und es war bei weitem nicht seine Absicht wie ein Stricher herum zulaufen. Da lieber wie ein Penner in den alten weiten Dingen.
 

Wahllos griff er einfach ein Modell heraus und zog sie an, bevor er prüfte, dass alles okay war. Sie saß zwar etwas eng, was reichlich ungewohnt war, doch schien sie sonst nicht zu freizügig zu sein, auch wenn sie nur bis zu seinen schmalen Hüften reichte. Dudleys Wahlhäute hatte er irgendwo über dem Bauchnabel mit einem Gürtel festbinden müssen.

Bei dem Oberteil lief es nicht ganz so gut, erst beim siebten oder so, war er zufrieden. Ein weicher, wenn auch für seinen Geschmack etwas enger Sleeve. Zwar konnte er sich frei darin bewegen und er spannte nicht, doch er saß ungewohnt, wie eine zweite Haut.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür und trat auf den Gang, als er noch einmal tief durchatmete. Alles war ruhig. Wahrscheinlich schliefen die Bewohner noch. Die Sonne schien grad mal aufzugehen, da es noch angenehm draußen war, noch nicht so warm, wie die letzten Tage. Sie hatten vielleicht grad mal fünf Uhr, also genug Zeit sich etwas umzusehen, bevor das Frühstück begann. Also wandte er sich nach links und begann seine Expedition.
 

Der Gang war nicht mit Teppichen ausgelegt, oder mit Holz vertäfelt. Nackten, groben Stein konnte er unter seinen blanken Fußsohlen spüren, als er grazil, wie ein Tänzer, mit bedachten Schritten sich seinen Weg suchte. Neugierig fuhren seine Fingerspitzen über die ebenfalls steinerne Wand, die hölzernen Rahmen von Bildern, deren Bewohner noch schliefen und weiche Wandteppiche.

Eine große, spiralförmige Treppe führte nach unten ins Erdgeschoss. Nach je einer Umrundung passierte er die beiden Stockwerke zwischen Erdgeschoss und dem, in dem er sein Zimmer hatte, bis die Treppe gerade auslief. Auch hier konnte er den kühlen Stein spüren, aus dem die Stufen und das Geländer bestanden. Letzteres war breit und glatt geschliffen.
 

/Bestimmt gut zum runter rutschen/ huschte es ihm durch den Sinn, was ihn lächeln ließ.

Ja, es würde bestimmt Spaß machen aus dem dritten Stock da runter zu jagen. Das musste er sich auf jeden Fall für später merken.
 

Weiter huschte er durch die große Eingangshalle, in der er gestern mit dem Lord und den beiden Slytherin Jungen angekommen war. Ein großes Tor aus massivem Holz schützte die Bewohner vor ungebetenen Besuch. Selbst ohne seine feinen Sinne hätte er die alte Magie spüren können, die auf dem alten Holz lag. Zwei weitere beeindruckende, mit Schnitzereien von Einhörnern, Drachen und Pflanzen verzierte Flügeltüren bargen hinter sich einen weiten, offenen Saal mit einer weiten Fensterfront, die, wenn er nicht ganz die Orientierung verloren hatte, nach Westen zeigen musste. Vielleicht ein Festsaal oder so. Es musste ein herrlicher Anblick sein, wenn das abendliche Licht in den geschmückten Saal und auf die ganzen fein gemachten Gäste fiel. Etwas, das er wahrscheinlich nie sehen würde.

Ein anderer Gedanke huschte durch seinen Verstand und wieder musste er schmunzeln, als er daran dachte, dass Petunia einen Herzanfall bekommen hätte, wenn sie gesehen hätte, wie er mit seinen Fingern über das Glas strich.
 

Wieder in der Eingangshalle wandte er sich nach rechts und ging seinen Weg weiter, bis ihm ein betörender Geruch in die Nase stieg, als er eine der Türen öffnete. Das Aroma von frisch gebackenen Brötchen umwehte ihn und er schloss genießerisch die Augen. Auch wenn er keinen sonderlichen Hunger verspürte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Schon allein die Vorstellung ein offenwarmes Croissant aufzutreiben, ließ ihn leichten Schrittes die Küchen des Hauses betreten.
 

Überall herrschte geschäftiges Treiben um ihn her. Harry brauchte einen Moment, um zehn unterschiedliche Hauselfen zu zählen. Jedes Individuum hatte seine eigene Art sich zu bewegen, wie Menschen und alle anderen Wesen. Die Kunst war nur diese kleinen Unterschiede zu erkennen und sie jemandem zuzuordnen. Zwar konnte er das nicht so gut, wie er es gerne hätte, aber bei ein paar Leuten, die er lange und gut kannte, gelang es ihm mittlerweile leicht. Hier half es ihm viel mehr, dass sie in dem großen Raum verteilt waren und jede was anderes tat.
 

„Was suchen du denn hier? Sollten du nicht in Bett liegen und schlafen? Sonst seien du doch auch nie vor dem Mittag mit Hintern aus den Federn gekrochen“ piepste es frech hinter ihm.

Strahlend drehte sich das junge Elbenblut um und ging vor dem kleinen Geschöpf in die Hocke. So dreist sprach wahrlich nur eine Elfe, die er je getroffen hatte.
 

„Minky! Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst auf dem anderen Anwesen.“
 

„Ach, Schnickschnack. Minky waren da, weil Thomas da waren. Wenn sie nicht mitdenken würde, der Bengel wahrscheinlich dort Gast verhungert lassen. Er nicht oft bedenken, dass andere nicht tagelang ohne auskommen.“

Es amüsierte Harry immer wieder, wie offen die wahrscheinlich in die Jahre gekommene Elfe war. Er schätzte sie auf über Siebzig, wenn sie den dunklen Lord, als Bengel bezeichnete.
 

„Ich halt das schon aus. So schlimm wäre das nicht gewesen.“
 

„Nicht schlimm? Du immer noch nur Haut und Knochen. Wahrscheinlich immer noch nicht essen genug. Du weniger gegessen an ersten Tagen als ich und ich dir reichen nur bis Bauch mit Ohren.“
 

„Und genau deswegen muss ich es langsam angehen. Mach dir keine Sorgen, das krieg ich wieder hin, aber man darf es nicht erzwingen und das braucht Zeit.“
 

„Du trotzdem zu dünn. Komm, du jetzt was essen, warum du sonst hier so früh wenn nicht Hunger.“
 

„Weil ich nicht mehr schlafen konnte.“
 

„Ja, ja. Du irgendeinen Wunsch?“
 

„Habt ihr Croissants?“
 

„Natürlich. Grade frisch.“

Harrys grünen Augen begannen zu strahlen.
 

„Machst du mir dann eins mit Butter und süßer Marmelade.“
 

„Du fein hier warten und ich holen.“
 

Am Ende liefe es dann doch auf drei und eine Tasse Tee hinaus. Bevor Harry das nicht alles irgendwie gegessen hatte, wollte ihn Minky nicht gehen lassen und der Gryffindor befürchtete, dass sie ihn auf den Stuhl hexen würde, wenn er es nicht zumindest versuchte.
 

~*~

Wieder zurück in seinem Zimmer empfing ihn ein leises Huhten als Flügel rauschten und eine Eule auf seiner Schulter landete.
 

„Hedwig! Meine Schöne. Was machst du denn hier?“

Liebevoll zwickte die weiße Schneeeule dem Jungen ins Ohr und hob eines ihrer Beine, damit er merke, dass sie einen Brief bei sich trug.
 

„Haben die Zwillinge dich geschickt? Komm zeig mal her. Ich habe bestimmt auch noch Kekse irgendwo.“

Mit seiner treuen Gefährtin auf der Schulter wühlte er etwas in seinem Koffer, nachdem er sie von ihrem Gut befreit hatte und gab ihr strahlend einen Keks. Zusammen mit ihr setzte er sich auf sein Bett und öffnete den Umschlag, auf dem sein Name stand und hinten mit dem Wachszeichen der Zwillinge versiegelt war.
 

Hey du halbe Portion,
 

wir hoffen, dass du dich bei deiner Gastfamilie gut eingelebt hast und sie nicht zu sehr in den Wahnsinn treibst. Uns reicht ein Verrückter, der uns das Leben schwer macht, grade jetzt.
 

Wir haben die anderen angeeult wegen dem Konzert und wollen uns heute treffen, um uns abzusprechen. Da grade du, als großzügiger Sponsor auch anwesend sein solltest haben wir dir eine Kleinigkeit beigelegt. Es ist ein Zwei-Weg-Ticket. Du weißt schon, die Dinger, dich zu uns bringen und wieder dahin zurück, wo du gestartet bist.
 

Wir wollen die Lieder durchgehen, um ja auch mitsingen zu können und irgendwas regeln, wie du schneller zu uns kommen kannst und vor allem angenehmer als mit so ’ner Schauckeltour. Unsere wundervolle Luna hat schon was wegen dem Konzert ausgearbeitet und auch unserem Schwesterherz schwebt eine Idee zu deinem Transport vor, doch das sollte sie lieber erklären.
 

Wir erwarten dich am besten sofort. Mehr als dich suchen kann Voldy nicht, wenn er erfährt, dass du nicht mehr da bist, wo er dich vermutet. Also hoffentlich bis gleich… Wenn du schon wach bist…
 

F & G

WWW
 

Die beiden waren doch irre ihn anzuschreiben. Na gut, seine Hedwig hatte sich bisher noch nie abfangen, oder verfolgen lassen, aber es war doch riskant. Gut, der Brief klang, als hätten sie vor, zum Konzert zu gehen, also war der Inhalt recht unverfänglich, aber trotzdem.
 

Vorsichtig schüttelte er den Umschlag und ein weiterer Zettel segelte hinaus. Das war wohl sein modifizierter Portschlüssel.
 

„So meine Schöne. Ich muss dann los. Warte hier auf mich, oder geh etwas fliegen. Das ist ganz dir überlassen.“

Kurz zwickte Hedwig ihn noch einmal bevor sie sich erhob und irgendwo im Raum landete.

Schnell wühlte Harry nach seinen Streichhölzern, bevor er den Brief im Bad verbrannte und den Portschlüssel aktivierte.
 

~*~

Grade in dem Moment, als Harry wieder sein Zimmer betrat wurde die Tür zum Gang aufgerissen und Draco Malfoy stapfte in den Raum.
 

„Hey!“ beschwerte sich der Schwarzhaarige empört, doch das wurde von dem anderen übergangen.
 

„Ich habe eine Viertelstunde lang an die Tür geklopft und du hältst es nicht für nötig auch nur ein Ton zu sagen?“ murrte der andere und blieb mit verschränkten Armen breitbeinig stehen.

Kurz musterte er den Gryffindor und befand, dass Potter sich endlich mal sehen lassen konnte. Sonnengelber Sleeve und eine hellblaue Jeans präsentierten gut den geschmeidigen und feingliedrigen Körper seiner Rasse, auch wenn er etwas kräftiger, aber trotz allem schmaler wirkte, als die meisten, die er bereits von dem alten Volk gesehen hatte. Er musste sogar neidlos zugeben, dass das Elbenblut fast an ihn heran kam, auch wenn er definitiv zu mager war.
 

Es schüttelte ihn immer wieder, wenn er daran dachte, wie man diesen bisher behandelt hatte. Selbst wenn Harry Potter mindestens zur hälfte Mensch war, so reagierten Elben dennoch nie gut auf derartige Behandlungen.

Schon ein paar Mal hat er Elben gesehen, die sein Vater aus der Gewalt brutaler Menschen befreit hatte. So viel Schmerz und Verzweiflung, die sie lange nicht ablegten. Es war schrecklich.

Pure Gewalt war noch nie etwas für dieses Volk gewesen. Zwar hatten Waldelben einen ausgereiften Jagdinstinkt und brachten gute Kämpfer hervor, aber dennoch waren sie kein Volk, das solche Misshandlungen gut wegsteckte. Ihre feinen Sinne waren zu sensibel, die Empfindungen zu extrem, als dass sie es leicht überwinden konnten.

Doch Potter hatte sich nie was anmerken lassen und nicht einmal er hatte die wenigen Anzeichen, die es gab, richtig gedeutet, auch wenn der Junge, besonders nach dem letzten Sommer, nie besonders fit ausgesehen hatte, wenn er wieder zurück in Hogwarts gewesen war.
 

Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, dass Harry Potter wieder auf den Damm kam und einigermaßen fit. Dafür musste er ihnen vertrauen, damit er auch in seinem Innern genesen konnte. Solange sie jedoch da nicht ran kamen, mussten sie sich mit dem beschäftigen, was sie erreichten. Elben brauchten Bewegung, brauchten die frische Luft, das sagte jedenfalls seine Mutter, und er war dafür verantwortlich, dass Harry diese auch bekam.
 

„Tom hatte gesagt, dass wir dich am Morgen schlafen lassen sollen, doch wir haben Nachmittag. Selbst du solltest jetzt ausgeschlafen haben. Komm, Training steht auf dem Programm.“
 

„Training? Wenn du wieder die Absicht hast mich auf dem Gelände alleine stehen zu lassen, kannst du das vergessen“ fuhr Harry ihn pampig an.

Eigentlich wollte er den anderen nicht so anfahren, doch wenn er daran dachte, was gestern dort geschehen war, als er alleine gewesen war, wurde ihm Speiübel und sein Magen verkrampfte sich. Kurz schüttelte er sich, bevor er sich wieder gefangen hatte.
 

„Es tut mir Leid“ nuschelte der Spross der Malfoys.

Plötzlich fiel ihm wieder ein, was Blaise gestern Abend aufgeschnappt hatte und ihm dann kurz vorm einschlafen noch berichtet hatte. Pettigrew war Harry gestern zu nahe gekommen und Draco wusste, dass dieser Ekel erregende Bastard nichts Gutes im Sinn haben konnte. Er verstand nicht, warum Tom ihn in seinen Reihen duldete. Pettigrew war ein Verräter und würde immer einer bleiben in seinen Augen.
 

Noch immer hatten sie alle keine Ahnung, wie weit die Misshandlung bei diesen Leuten gegangen war und anscheinend waren auch nur er und Blaise der Ansicht, dass es tiefer war, als sie vielleicht ahnten. Außer ihnen beiden hatte auch niemand Harry Potter letztes Jahr gesehen, außer Severus. Auch wenn er nicht die Gefühle des Gryffindors hatte spüren können, die er noch nie hatte wahrnehmen können, hatte er doch Augen im Kopf und gesehen, wie der im ersten halben Jahr auf Berührungen und die Nähe anderer Menschen reagiert hatte. Alle taten es damit ab, dass der Junge Elb wegen der brutalen Hand seiner Verwandten verschreckt gewesen war, doch er befürchtete, dass das noch nicht alles gewesen war. Das Einzige was er tun konnte, war dem anderen zu zeigen, dass er keine Gefahr war, ihm vielleicht sogar helfen konnte.

Lange hatte er heute darüber nachgedacht, bevor er den Entschluss gefasst hatte seine Meinung über Harry Potter noch einmal zu überdenken. Etwas, was schon vor einem Jahr angefangen hatte. Doch damals war der Junge noch immer der Feind gewesen, auch wenn er für ihn unverständliche Dinge getan hatte.
 

„Was tut dir Leid?“ fragte Harry skeptisch.

Er war etwas aus dem Konzept, dass Malfoy, der Draco Malfoy, sich bei ihm, Harry Potter, entschuldigte.
 

„Es ist meine Schuld was gestern vorgefallen ist. Wenn ich nicht die Beherrschung verloren hätte, wäre das mit dieser Ratte nicht so weit gekommen.“

Okay, damit hatte Harry jetzt gar nicht gerechnet, aber es fühlte sich gut an, das zu hören, auch wenn er nicht verstand, warum der andere sich deswegen entschuldigte.
 

„Da kannst du doch nichts für. Im Grunde hatte ich es doch darauf angelegt, dass dir der Kragen platzt. Ich bin nicht immer einfach. Der Rest war ein dummer Zufall.“
 

„Ich kann dich ja irgendwie verstehen, dass du dich dagegen wehrst. Du hast nie gerne gekämpft seit ich dich kenne, jedenfalls nicht auf dieser Ebene. Erst richtet dich Dumbledore ab und nun sieht es so aus, als würden auch wir dich zum Kämpfer ausbilden.“

Draco war zu ihm gegangen und hatte sich vor ihm auf sein Bett gesetzt.
 

„Das ist es nicht…“ fing Harry an, aber kam nicht weiter.
 

„Weißt du, man kommt nicht gegen jeden Gegner mit Zaubern an und grade du solltest lernen dich zu verteidigen“ erklärte Draco weiter, ohne sich wirklich unterbrechen zu lassen.

Harrys grüne Augen sahen zu dem großen Fenster und kurz herrschte Stille. Alleine die Vögel waren draußen zu hören. Wo Hedwig war wusste er nicht genau. Gehört hatte er sie jedenfalls noch nicht. Vielleicht schlief sie, beobachtete sie ruhig, oder war gar nicht da. Harry hatte absolut keine Ahnung.
 

„Es ist doch egal aus welchen Gründen man das Kämpfen lernt, ob man sich nur verteidigen will oder angreift. Am Ende läuft doch alles auf das Selbe hinaus, egal wie gut die Absichten waren. Es wird verletzt und getötet.“

Die Stimme war ruhig, sanft und doch zeugt sie von der Überzeugung, die hinter ihnen steckten.
 

„Das ist der Krieg. Der fordert nun mal seine Opfer.“
 

„Und das ist der Grund, warum ich ihn nicht leiden kann.“

Wieder herrschte Stille, bis Harry weiter sprach.
 

„Weißt du warum ich so lange Dumbledores Spiel nicht durchschaut habe?“

Malfoy lag schon eine gehässige Bemerkung auf der Zunge, doch er besann sich noch und schüttelte den Kopf. Das hier war nicht der Harry Potter, den er Jahre lang bekämpft hatte. Das hier war der wahre Harry, der Junge hinter dem Heldensymbol.
 

„Weil ich versucht habe, die zu beschützen, die mir wichtig waren. Seit ich mich erinnern konnte war ich alleine gewesen und als es endlich Menschen gab, die mir wichtig waren, denen ich wichtig war, wollte ich alles in meiner Macht stehende tun, um sie zu beschützen. Es ist eine dumme Entschuldigung, aber ich war so darauf fixiert, dass ich mich nicht umgesehen habe, sondern stur diesen Kurs eingeschlagen hatte.“
 

„Nein, dumm ist sie nicht. Etwas leichtgläubig wirkt es, doch wie man sehen kann ist Dumbledore gut darin seine Illusion von Schwarz und Weiß aufrecht zu erhalten. Viel wichtiger und bemerkenswerter ist es das alles dann dennoch in Frage zu stellen.“
 

„Auch etwas, dass ich nicht alleine geschafft habe“ den Satz nuschelte Harry nur, doch Draco verstand ihn, auch wenn er nicht weiter nachfragte.
 

„Steht heute wieder Schwertkampf auf dem Plan Malfoy?“

Abrupter Themenwechsel und dennoch war er beiden Jungen willkommen.
 

„Draco.“

Erstaunt wandten sich grüne Augen zu dem sitzenden Jungen als sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht ausbreitete, während der Blonde leicht die Mundwinkel zu einem Lächeln verzog.
 

Harry reichte dem Jungen, mit dem er sich jahrelang bekriegt hatte, die Hand, welche Draco ergriff und sich hochziehen ließ.
 

~oO~0~Oo~

Lampenfieber

>>>Vorwort<<<
 

xX22. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Wer würde das nicht gerne?^^
 

@DarkDragonheart: Ja, im Augenblick laufen die Dinge friedlich.
 

@Sevara-Snape: Das Konzert ist auch schon *kurz nachschau* oh... morgen^^ also, sei einfach gespannt ;D
 

Ha! Erstaunlich, dass ich es bis jetzt immer geschafft habe täglich Upzudaten *freu* Gewöhnt euch aber nicht zu sehr daran... ab Kapitel 20 kommen sie simultan mit fanfiktion.de und da können größere Wartezeiten auf euch zukommen, da ich besonders im Augenblick ne Menge zu tun habe.

Aber sonst wünsche ich euch viel Spaß :D
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Lampenfieber ~*~
 

In den folgenden Tagen stellte sich eine Art Routine in Harrys Tagesablauf ein, etwas, das er als recht angenehm empfand. Es gab ihm die Illusion von dem einigermaßen geregelten Leben eines einfachen Jungen. Na ja, eines einfachen blinden Jungen, der zaubern konnte und heimlich Mitglied in einer Band war. Ganz so einfach würde er wahrscheinlich nie sein.
 

Morgens weckte ihn jetzt immer Draco, der, aus Harry unerfindlichen Gründen, irgendwoher wusste, wie das am effektivsten funktionierte. An und für sich war es eigentlich recht einfach ihn aus dem Bett zu kriegen. Eine Tasse heißer schwarzer Tee mit Milch und Zucker konnte bei ihm wahre Wunder wirken und ihn durchaus friedlich stimmen.
 

Nachdem er dann trotzdem nie zum Frühstück erschien, hatten er, Draco und Blaise zusammen mit anderen Jugendlichen theoretischen Unterricht. In den letzten Tagen waren das die dunklen Künste bei dem Lord persönlich. Nach Blaise war der Sommerunterricht nicht immer geregelt, da oft irgendwas anstand, somit die meisten noch unterwegs waren, oder sich von der Nacht erholen mussten. So kam immer jemand, der grade Zeit hatte und lehrte das, was er selbst gut konnte, oder wozu er Lust hatte.
 

Die Stunden bei Tom waren sogar fast interessant. Der Lord erzählte ihnen, wie die beiden wichtigsten Magiearten zwar unterschiedlich waren, sich dennoch ergänzten und wog ihre jeweiligen Vor- und Nachteile miteinander ab.

Harry beschäftigte sich die Stunde über jedoch lieber damit die Bücher genauer unter die Lupe zu nehmen und sich mit den Zaubern auseinander zu setzen. So schön der ganze Mist sich auch anhörte, war es dennoch genau das: Mist.

Diese ganze Schwarz-Weiß Sache verstanden sie hier zwar anders und waren offener der anderen Seite gegenüber, aber wirklich verstehen taten sie es nicht.

Wenn man es genau betrachtete gab es weder das eine noch das andere. Das war etwas, dass Harry schon immer gewusst hatte - mehr oder weniger. Oft, wenn er alleine in seinem Schrank gewesen war und nicht hinaus gedurft hatte, hatte er, wie wahrscheinlich jedes Kind, sein ganz eigenes Verständnis von Magie gehabt, auch wenn sie nur Fantasie war. Als er dann in die Zaubererwelt kam, hatte man es ihm jedoch ganz anders erklärt und da er es nicht besser gewusst hatte, hatte er zugehört, auch wenn es falsch klang.
 

Raziel war es dann gewesen, der ihm erklärt hatte, wie die Magie wirklich war. Es war eine Sache zu zaubern und eine ganz andere, die Magie wirklich zu verstehen.

Magie war wild und frei. Sie ließ sich nicht in irgendwelche Arten unterteilen. Erst das Wesen, das Medium, wie Raziel sie immer nannte, welches sie für seine Zwecke formte, gab ihr ihre Art, seine eigene Art. Es war nicht die Magie, sondern sie, die Zauberer, die Media, die in Arten zu unterteilen waren.
 

Daraus ergab sich auch, dass es weder dunkle, noch weiße Zauber an sich gab. Es gab nur Flüche und ihre Folgen und genau die waren es, mit denen Harry sich beschäftigte, denn wenn er wusste, womit er es zu tun hatte, wie die Magie geformt wurde, so konnte er sie auch erkennen, sich dagegen wappnen und sie sogar unschädlich machen.

Diese Zauber, so wie sie hier beschrieben standen, wie dunkle Media sie ausführen mussten, damit sie gelangen, würde er nie bewerkstelligen können, denn er selbst war eines der weißen Media, eines der wenigen Licht - Media, wie er dazu sagen musste. Reine Licht und Schatten - Media waren schon immer selten gewesen. Meist gab es nur graue Media, die beide Magiearten anwenden konnten, dafür jedoch nicht so stark waren, wie die reinen Formen.

Außer ihm gab es hier in England nur noch Albus Dumbledore, die Weasleys und einige andere, aber selbst unter ihnen war er was Besonderes. Ein Geschenk. Raziel meinte, das er ein Geschenk sei, etwas, das Harry jedes Mal abtat, denn kein Geschenk war umsonst.
 

Um zu verstehen, was die Worte des Engels zu bedeuten hatten, musste man das komplexe Zusammenspiel der zehn Elemente verstehen, etwas das lange Erklärungen und einen offenen Geist brauchte.

Für den Moment war es einfach zu tief greifend, um sich darüber weiter Gedanken zu machen. Zurzeit hatte Harry so oder so Schwierigkeiten sich richtig zu konzentrieren. Bald wurde er siebzehn, volljährig, und seine Magie bereitete sich auf den letzten Schritt seiner Entwicklung vor.

So wie sich der Körper entwickelt und wächst, entwickelt sich auch die Magie in einem, besonders wenn man nicht nur Menschenblut in den Adern hatte, auch wenn Harry bezweifelte, dass er überhaupt welches besaß.
 

Das magische Erbe von Elben reift bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr aus, doch da lange dieser Teil von ihm verflucht gewesen war, war die Entwicklung beinahe brutal von statten gegangen, da sie fast ein Jahrzehnt in nur wenigen Wochen nachholen musste. Wäre Raziel damals nicht gekommen und hätte ihm nicht geholfen, wäre Harry wahrscheinlich nie zu seinem sechsten Jahr in Hogwarts erschienen.

Es gab starke und mächtige Zauber, um dafür zu sorgen, dass die Magie eines Elben in ihrer Form so nie erwachte, doch da Albus Dumbledore nichts von seinem nicht menschlichen Teil wusste, hatten seine Flüche den Zweck ihn klein zuhalten, damit er nie auf das volle Potenzial seiner Begabung zurückgreifen konnte. Eine Sicherheitsmaßnahme nach einem kleinen Unfall, als er sechs gewesen war und das Haus der Dursleys fast hatte in Flammen aufgehen lassen.
 

Dieses Mal würde wahrscheinlich um einiges angenehmer werden, auch wenn von diesem Teil seines Wesens bis vor einigen Tagen noch immer eine Menge verschlossen gewesen war.

Solche Dinge konnten einem die Konzentration um einiges beeinflussen.
 

Erschwerend kam hinzu, dass der schwere, angenehme Geruch von Herbst im Raum lag und alles andere zu überdecken schien. Harry liebte Toms Geruch, so wie er den Herbst selbst liebte. Er war die Grenze zwischen Sommer und Winter, Wärme und Kälte, Geburt und Tod. Der Herbst symbolisiert für ihn das Leben. Rau und stürmisch, jedoch ebenso angenehm und klar. Eine seltsame Metapher, doch es interessierte ihn nicht und da würde auch niemand was dran ändern können.

Trotzdem klang es selbst in seinen Ohren etwas skurril, einen Vampir mit dem Leben zu vergleichen, einen vom Volk der Untoten. Wirklich ein seltsamer Vergleich, denn wie konnte man Leben, wenn man doch quasi die Schwelle des Todes bereits überschritten hatte?

Auch wenn Vampire entgegen der Schauermärchen der Muggel nicht in dem Sinne untot waren, jedenfalls nicht die, die als solche geboren wurden. Gebissene Vampire waren mehr das, was in diesen Geschichten beschrieben wurden, Gebissene, die nicht vom Blut des Vampirs gekostet haben, der sie zu dem gemacht hat.
 

Dennoch stimmten einige Grundzüge. Sie waren kalt, ihr Herz schlug nicht und sie brauchten Blut. Wie sie es sich genau organisierten wusste Harry nicht, da das zu den Geheimnissen der Vampir-Clane gehörte. Außerdem waren sie ungewöhnlich stark und robust. Es gab nur eine Sache die ihnen wirklich gefährlich werden konnte: das Feuer.
 

Wieder etwas, das der Junge nicht einordnen konnte. Unter dem neuen Gesichtspunkt, dass der Lord ein Blutsauger war, hatte er erst recht zu ruhig auf sein brennendes Zimmer reagiert. Dafür, dass er den Mann mit seiner größten Schwäche konfrontiert hatte, hätte er ihn irgendwo in den Kerkern verrotten lassen sollen. Das hätte Harry wenigstens Nachvollziehen können, aber verstehe schon einer einen dunklen Lord, der alle in Angst und schrecken versetzte. Er tat es jedenfalls nicht.
 

Nach dem Mittagessen, wo er dann immerhin hin und wieder ein paar Bissen zu sich nahm, ging es mit Sport weiter. Draco beließ es dabei, dass er den Umgang mit dem Schwert lernte und Harry war ihm dankbar dafür. Mittlerweile war er so weit, dass er Übungskämpfe mit dem blonden Jungen machte, jedoch augenscheinlich nicht mit diesem mithalten konnte.

Harry mochte den Umgang mit dem Schwert, hatte ihn schon bei Raziel gemocht und es tat ihm Leid sich so ungeschickt anzustellen, doch es war nun mal sein Plan, seine kleine Rache, sich dumm anzustellen. Was ging es auch diese Leute an, was er konnte, was er wusste und wie er es gedachte einzusetzen? Es gab ihm zudem den Vorteil, das man ihn nicht einzuschätzen vermochte, ein Vorteil, den er schon immer für sich genutzt hatte und ihn wahrscheinlich bis jetzt irgendwie am Leben gehalten hatte.
 

Außer ihm wusste nur einer von dem ganzen Ausmaß seiner Fähigkeiten und seines Wissens: Raziel, denn er war es gewesen, der ihn ein Jahr lang trainiert hatte und ihn gelehrt hatte, mit seinen Fähigkeiten umzugehen. Oft war es hart und manchmal war er kurz vorm Verzweifeln gewesen, doch irgendwie hatte er es durch gestanden. Bei weitem war er noch kein Meister, aber durchaus geschickt, genügend um über die Runden zu kommen. Nur noch eine Prüfung war offen, die, die der Engel von ihm verlangt hatte, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Doch sie war es, die Harry am meisten fürchtete, denn wenn er versagte, könnte das bedeuten, dass er Menschen verletzte, die ihm was bedeuteten, die ihm wichtig waren, dass er vergaß, wer er eigentlich war, seine Persönlichkeit verlor. Erst wenn er diese Prüfung hinter sich hatte, war er wirklich in der Lage seine Kraft voll zu entfalten, dann würde er auch wieder sehen können, aber war es das Risiko wirklich wert?
 

Den Rest des Nachmittags konnte er machen was er wollte, was darauf hinaus lief, dass man ihn irgendwo im Haus umherstreifen sah. Meist war er auf der Suche nach Salena und Nagini, den Begleiterinnen des Lords und dessen Vater. Die beiden Schlangendamen mochten ihn und so wie Salena wusste Nagini von seinem Handicap, doch eben so wie diese verlor sie kein Wort darüber. Beide fanden es amüsant zu beobachten wie das junge Elbenblut allen hier auf der Nase herumtanzte und niemand es zu bemerken schien. So viel Unaufmerksamkeit gehörte ihrer Meinung nach bestraft.
 

Zu dritt sorgten sie dafür, dass es nicht all zu langweilig wurde in dem großen Haus. Vor allem nicht dem Rest. Die Bewohner sollten sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Harry Potter war nun mal der Sohn seines Vaters, da biss die Maus keinen Faden ab.

Zusammen mit den beiden Schlangendamen, deren Ortskenntnis und dem Wissen um einige Gewohnheiten war es ein leichtes für den Jungen und keiner war vor ihm sicher.

Keiner, außer Snape.

Um den Mann machte Harry lieber einen Bogen. Weniger, weil er sich fürchtete, aber er hatte Respekt vor der Fledermaus, auch wenn man ihm das nicht an der Nasenspitze ansah. Zudem hatte der Professor schon genug Streiche zu seiner Schulzeit über sich ergehen lassen müssen. Nein, Snape war tabu und damit basta.
 

Aber sonst war nicht einmal der Lord vor ihm sicher. Nur um ein Beispiel zu nennen, trat Lord Voldemort persönlich gestern wie immer als erstes zum Abendessen in den großen Saal, wo sie alle gemeinsam aßen.

Gewohnheiten, eine angelehnte Tür, ein Eimer Wasser und ein nichts ahnendes Opfer, was sollte man noch groß dazu sagen? Vielleicht lohnte es sich ja noch zu erwähnen, das der junge Elb schneller war als der Vampir, ein entscheidender Faktor in seinem Plan. Letztendlich hatte es ihn fast eine halbe Stunde gekostet den Blutsauger abzuhängen, wobei sie nicht nur einmal durch die dunklen Gänge gejagt sind.
 

Den ein oder anderen kleinen Zauber schaffte er auch ohne seinen Zauberstab und solange er unter dem Radar des Ministeriums blieb, war das durchaus möglich. Da er noch immer nicht volljährig war und sein Zauberstab irgendwo verstaubte – weil er ihn noch immer nicht zurück hatte – musste er meist auf konventionelle Streiche zurückgreifen, auch wenn die Produkte eines Scherzartikelladens, bei dem er glücklicherweise eine stiller Teilhaber war, auch ihren Teil beitrugen. Das ein oder andere Opfer lies sich immer beim gemeinsamen Essen finden, auch wenn die Leute zunehmend vorsichtiger wurden, was ihn dazu zwang einfallsreicher zu werden. Am Ende wurde immer einer nachlässig und das Lachen der vielen Kinder und einiger Erwachsener, wenn auch verhalten, war dann zu hören.
 

Ein Punkt, der den meisten Bewohnern, selbst dem grummeligen Tränkemeister, nicht entgangen war. Seit der junge Held da war, hatte sich die ganze Stimmung verändert. Es war nicht in Worte zu fassen oder zu beschreiben. Man fühlte es einfach.
 

Nachts, wenn er eigentlich wie alle anderen schlafen sollte, machte er sich stattdessen auf, um zu den Zwillingen zu kommen. Mit Ginnys Hilfe hatten sie einen Weg gefunden, wie er einfach zwischen dem Versteck der Todesser und den anderen hin und her wechseln konnte, da Portschlüssel auf Dauer zu auffällig wären, da sie eine deutliche Spur hinterließen, wenn man sie zu oft für die selben Strecken benutzte. Ein Mal konnte sogar schon zu oft sein.
 

Über dem Laden der Weasley-Zwillinge lag ein vom Ministerium autorisierter Magiebann, der dafür sorgte, dass bei ihren Experimenten keine Magie frei kam und wenn Unfälle passierten nicht die ganze Zauberergasse in die Luft flog. Natürlich hatte das den kleinen, fast nicht erwähnenswerten Nebeneffekt, dass Zauber nicht geortet und identifiziert werden konnten. Die beiden könnten dort mit Todesflüchen um sich schmeißen und niemand würde etwas davon mitbekommen.

Natürlich wirft die Existenz eines solchen Zaubers die Frage auf, warum nicht jeder ihn nutzte, wenn er doch so praktisch war. An und für sich ist das einfach zu erklären, denn dieser Zauber ist leichter aufzuspüren als minderjährige Zaubererei und somit keine gute Idee, wenn man unentdeckt bleiben möchte.
 

Drei Stunden, einige Leichtverletzte und den ein oder anderen Spaß später, hatten sie es dann endlich geschafft einen Zauber zu spinnen, der es ihnen erlaubte den Rest zu finden und zu ihnen zu kommen, wann immer sie ihn aktivierten.

Natürlich brauchte das ganze einen Fokus, aber sie alle waren nicht grade dafür bekannt, besonders unkreativ und einfallslos zu sein. Luna war es am Ende gewesen, die Ringe vorschlug und passende Stücke entwarf.

So gab es bei den Alea Fanartikeln seit wenigen Tagen silberne Ringe, die aussahen, als würden sich drei silberne Stränge um den Finger ranken, in die drei Würfel eingearbeitet waren.
 

Harry selbst trug seinen am kleinen Finger der linken Hand, an dem er grade herum spielte. Es war wieder Zeit zu den Proben zu gehen, so ließ er die Magie, die sie in das Schmuckstück eingewebt hatten frei, konzentrierte sich auf Nevilles Gegenstück und war im nächsten Moment verschwunden.
 

~*~

Je näher das Konzert rückte, umso nervöser wurde Harry selbst. Es war eine Sache mit seinen Freunden zu singen und die Show durchzugehen, doch eine völlig andere, das vor einer Horde Zuschauern zu machen. Ihm war richtig schlecht geworden, als die Zwillinge meinten, dass das Konzert restlos ausverkauft war. Kein wirklich hilfreicher Versuch ihn aufzubauen.
 

Was dem Ganzen noch die Krone aufsetze waren vor allem Blaise und Tom höchst persönlich. Der eine war wahrscheinlich nur davon abzubringen von dem anstehenden Konzert zu schwärmen, indem man ihn tötete und der andere reagierte äußerst gereizt auf den ersten und zog die Möglichkeit durchaus in Betracht ihn so zum Schweigen zu bringen. Das alles nur weil Blaise es geschafft hatte – mit Dracos Hilfe – sich und seinem Freund ein Paar der letzten Karten zu besorgen und Tom nicht. Wirklich keine gute Kombination.
 

Es war wirklich zum verrückt werden. Auch wenn die Verbindung zwischen ihnen bei weitem nicht mehr so stark war, wie vorher, so war sie leider Gottes noch vorhanden und sie trug nicht grade dazu bei Harry ruhiger zu stimmen. Toms und seine eigene Laune gaben zusammen eine höchst explosive Mischung und die Detonation* würde bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wenn das so weiter ging, würde das Konzert den Bach hinunter gehen, weil er nicht bei der Sache war, doch er hatte einfach keine Ahnung, wie er aus der Misere wieder hinaus kam.
 

So saß er hier auf einem Vorsprung in der Eingangshalle und versuchte eine Lösung zu finden. Der Platz war dunkel und man wurde nicht gesehen. Der klarste Vorteil war, dass man dafür die ganze Halle im Blick hatte, doch Harry war das nicht sonderlich von nutzen. An und für sich ein wirklich guter Platz, da man erst von einer Anrichte über einen Schrank an einem der Gemälde lang, hier hoch kam. Heute war sogar richtig viel los. Ständig kamen und gingen Leute, apparierten und disapparierten, hin und her. Vielleicht sollte er sich einen ruhigeren Ort suchen. Hier würde er bestimmt nicht genug Ruhe finden, aber er musste aufpassen. Draco und Blaise suchten ihn wahrscheinlich schon, da es Zeit für das Training war, worauf er grade absolut keinen Bock hatte. Es gab echt andere Dinge die ihn beschäftigten und wenn er nicht konzentriert war, passierte es vielleicht noch, dass er den jungen Malfoy ernsthaft verletzte und dann würde ihm Blaise aufs Dach steigen und versuchen ihn langsam und qualvoll zu töten. Keine schönen Aussichten.
 

So friedlich und gutmütig der Slytherin auch wirkte, so wusste Harry, dass der Junge das sofort ablegen würde, wenn es darum ging Draco zu verteidigen. Das lag einfach an dem Wesen des Blonden. Nach außen kalt, unnahbar und stark, so war auch er nur jemand der versuchte sich zu schützen, der mehr mit sich herum trug, als es den Anschein hatte. Ja grade er, der ewige Rivale des Slytherinprinzen hatte es geschafft hinter die Fassade zu blicken. Zu allem Überfluss hatte er seither versucht eine Lösung zu finden, um dem Anderen zu helfen und er hatte einen Weg gefunden. Es war vielleicht nicht die beste Lösung, doch sie schien es dem Anderen um einiges leichter zu machen. Es fiel niemanden auf, doch wer davon wusste spürte die Veränderung, wie er das Problem gespürt hatte. Wahrscheinlich auch ein Grund, für den Frieden zwischen ihnen, der eigentlich schon seit Jahren fällig gewesen war.
 

Nein, das hatte alles keinen Sinn, da er wieder abschweifte. Es lenkte ihn zwar für den Augenblick ab, doch es half ihm nicht bei seinem aktuellen Problem. Kurz lauschte er, doch niemand schien in der Nähe zu sein. Wenn jetzt jedoch jemand apparierte, dann würde er entdeckt werden. Kurz zuckte er mit den Schultern. Was wäre das Leben ohne Überraschungen?
 

Grade als er wieder runter klettern wollte, knallte es zwei Mal und er hielt mitten in der Bewegung inne. Stimmen waren zu hören.
 

„Hättet ihr mir gesagt, dass er nicht mehr da ist, hätte ich mir nicht die Füße platt laufen müssen auf der Suche nach jemand!“

Die Stimme war tief, kräftig und klang in Harrys Ohren, wie flüssiges Gold. Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge. Hatte er es doch gewusst. Er war auch nicht auf Dumbledores Seite.
 

„Was willst du eigentlich Werwolf? Das ich dir eine Eule mit einem Memo schicke? Dumbledore hätte es bestimmt auch interessiert, wo Harry sich grade rum treibt.“

Tom klang gereizt. Wahrscheinlich war er heute zu lange dem jungen Zabini ausgesetzt gewesen. Diese Laune war meist recht unangenehm für diejenigen, die sie abbekamen, aber sein Gegenüber verstand sich zu wehren, das wusste Harry.
 

„Riddle, treib es nicht zu weit. Ich habe euch geholfen um ihm zu helfen. Wenn es ihm hier nicht gut geht, dann gnade dir Merlin, du elender Blutsauger!“ knurrte die erste Stimme wieder.

Anscheinend auch nicht so ganz auf der Seite vom bösen Lord Voldemort, aber das war Harry auch nicht. Allein das er hier war, freute den Jungen. Mehr, als man vielleicht ahnen mochte. Endlich waren sie alle wieder zusammen, auch wenn sein Pate noch immer nicht zurück war. Vielleicht sollte er mal ein erstes Wort mit Voldemort wechseln.
 

„Willst du mir drohen?“

Oh ja, Tom war wirklich gereizt, aber das kümmerte Harry im Augenblick wenig. Was anderes kam ihm in den Sinn. Es war an der Zeit zu testen, wie fein eigentlich die Sinne eines Werwolfs waren, aber nicht die eines einfachen. Nein, das da unten war einer der Werwolffürsten, ein Loup-Garou. Diese Art hatte dieselben Wurzeln wie die normalen Werwölfe, doch durch Perfektion und inneres Gleichgewicht mit ihrem Wolf, wurden sie zu etwas besonderem. Es waren die, die den Fluch besiegten und eins mit sich und dem Tier in ihnen wurden.
 

Ganz vorsichtig versucht Harry sich hinzuhocken, ohne, dass die beiden auf ihn aufmerksam wurden. Konzentriert bemühte er sich auszumachen, wo die anderen beiden genau waren und rief sich den Aufbau des Raumes wieder in Erinnerung.
 

„Ich warne dich nur. Ein...“

Plötzlich wurde der Werwolf mit einem heftigen Ruck von den Füßen gerissen und landete hart auf dem steinernen Boden. Etwas lag auf seinem Rücken. Ein tiefes Knurren ließ seine Kehle erbeben. Mit einer ungeheuren Kraft und Geschwindigkeit sprang er wieder auf die Füße und stürzte sich auf den Angreifer, der ebenfalls wieder zum Sprung ansetzte.
 

Der Lord verfolgte das Schauspiel, ohne zu realisieren, was da eigentlich genau geschah. Er erkannte nicht, wer so lebensmüde war, diesen Werwolf anzugreifen. Er sah nur schwarz und zwischendurch etwas blaues aufblitzen. Als er jedoch für nur einen flüchtigen Moment grüne Augen sah, blieb ihm das Herz fast stehen.
 

War der Bengel denn vollkommen Lebensmüde?

Er musste dazwischen! Fluchen kam nicht in Frage, sonst traf er noch Harry, aber wie sollte er diesen verfluchten Werwolf zu packen kriegen? Er wusste nicht einmal was von dem Knäuel Harry war. Das war doch zum verrückt werden!
 

Die wildesten Pläne manifestierten sich und wurden wieder verworfen. Der Lord stand kurz vorm verzweifeln. Er musste doch irgendwas tun können!

Doch bevor er überhaupt den kleinen Finger rühren konnte, war schon alles vorbei. Knurrend lag der Werwolf über den Jungen und pinnte ihn unter sich fest. Beide Atmeten schwer, als sich plötzlich goldene Augen in der Erkenntnis weiteten, wer es gewagt hatte ihn herauszufordern. Kein anderer als Harry Potter lag unter ihm und grinste ihn spitzbübisch an.
 

„Bei allen Göttern, du bist doch völlig verrückt!“

Stöhnend richtete der Werwolf sich wieder auf und zog den Jungen gleich mit sich hoch. Kurz musterte er den Sohn von James und musste seufzend feststellen, dass er viel zu dünn war. Leider Gottes sah der Junge nie viel besser aus, was das anging. Als er ihn vor vier Jahren das erste Mal gesehen hatte, war er richtig erschrocken gewesen, wie wenig an dem Kind dran gewesen war und damals hatte er richtig gesund gewirkt. Zwei Jahre später, als er ihn mit einigen anderen abgeholt hatte, war der Junge fast nur noch ein Skelett. Gut, er übertrieb etwas, doch als er ihn diesen Sommer mit der anderen Seite geholt hatte…

Nein, daran wollte er gar nicht denken. Als er ihn gesehen hatte, blass wie der volle Mond und eiskalt…
 

„Auch schön dich hier zu sehen Remus.“

Kurz sah er ihn sich noch mal an, doch Harry schien es hier gut zu gehen. Einer inneren Eingebung folgend ging er einmal um den Jungen herum. Irgendwas war anders, doch er kam nicht drauf. Den jungen Herrn Potter schien das ganze ziemlich zu erheitern, da er leise zu kichern begann, jedoch klang es etwas nervös.
 

„Was ist Remus? Hab ich heute die falschen Sachen zusammen gewürfelt? Ich hab da nicht so groß die Ahnung, was ich zusammen mixen kann.“
 

Es fiel den Werwolf beinahe wie Schuppen von den Augen. Natürlich, wie hatte er das nur übersehen können? Die dunkle Hose und das blaue Shirt passten wie angegossen, etwas, das vorher so nie an dem Jungen zu sehen gewesen war.
 

„Lass mich raten, Riddle und der junge Malfoy haben dich zum Einkaufen mitgenommen.“

Nun fing auch der Mann an zu schmunzeln, als sich Harry etwas verlegen am Kopf kratzte.
 

„Nun ja…“
 

„Natürlich haben wir das. Dies Zelte konnte man sich doch nicht mehr ansehen.“

Es war das erste Mal, dass der dunkle Lord sich wieder zu Wort meldete. Wahrscheinlich hatte er seinen Schreck überwunden und war wieder ganz er selbst.
 

„Begrüßt ihr euch eigentlich immer so?“ fauchte er nun, um weiter seinem Ärger Luft zu machen.

Jap, wieder ganz der alte.
 

„Nein, nur wenn ich ihn überraschen kann“ zuckte Harry mit den Schultern, während Remus ihm einen Schlag auf den Hinterkopf gab.
 

„Natürlich, einen Werwolf überraschen.“

Sarkasmus war eines der Talente, die Slytherins einfach im Blut hatten. Manchmal fragte sich Harry, ob sie überhaupt anders konnten. Wahrscheinlich nicht.
 

„Glaub mir Riddle, das geht. Es war nicht…“

Knallend ging eine der Türen auf und Schritte kamen zielstrebig auf sie zu. Frustriert stöhnte Harry auf. Nicht der!
 

„Hier bist du Wolf. Ich warte seit einer viertel Stunde, dass du endlich deinen pelzigen Hintern bewegst, dass wir endlich los können. Ich habe auch noch andere Dinge zu tun!“

Verwundert blickte Harry zu Snape, der wie eine dunkle Fledermaus auf sie zuschritt. Er hatte gedacht, dass man wieder nach ihm suchte. So ungern er es auch zugab, aber er wusste einfach nicht, wie es dem Giftmischer immer wieder gelang ihn zu finden. Dieses Mal schien jedoch Remus derjenige zu sein, den er zu finden gedacht hatte.
 

„Potter, ich kann mich daran erinnern, dass sie jetzt draußen sein sollten.“

Da hatte er sich wohl zu früh gefreut. Augen verdrehend wandte er sich an den Wolf und lies sich kurz in eine Umarmung ziehen.
 

„Pass auf dich auf Welpe. Wir sehen uns bestimmt noch und dann haben wir auch Zeit zu reden.“
 

„Du auch und ärger Snape nicht zu sehr.“

Kurz hob Harry noch einmal die Hand in einer kompliziert wirkenden Geste zum Gruß, um sich von Tom zu verabschieden und war dann auch schon verschwunden.

Auch der Lord nickte den beiden noch einmal kurz zu, bevor er selbst in die andere Richtung ging, als in die Harry verschwunden war.
 

„Siehst du, es geht dem Bengel gut hier. Also kein Grund das Haus mit deinem Rudel Flohsäcken dem Erdboden gleich zu machen“ seufzte der Tränkemeister kopfschüttelnd.
 

„Ja Harry scheint es hier wirklich zu gefallen.“

Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf die Züge des Werwolfes, als er und Snape beobachteten, wie der Lord mit grünen Haaren verschwand. Wirklich kein schlechter Trick. Schnell kontrollierte er sich selbst noch einmal und folgte dem Professor, nachdem er sich die grünen Strähnen, die er gewiss noch nicht gehabt hatte, als er hier ankam, weggemacht hatte.
 

~*~

Heute war der große Tag und ein jeder der eine der heiß begehrten Karten ergattert hatte, lief herum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Blaise war von Draco in sein Zimmer gesperrt worden, als Schutzmaßnahme, dass er nicht doch noch vom dunklen Lord gemeuchelt und gevierteilt wurde.

Harry selbst war das reinste Nervenbündel, als alle endlich fort waren. Es waren noch zwei Stunden bis das Konzert begann und wenn nicht bald etwas geschah, würde er den Lord doch noch zur Strecke bringen, nur damit seine Nerven nicht mehr so blank lagen.

Ihm war nur eine Lösung für sein Problem eingefallen, doch es war ein hohes Risiko. Fragen würden aufkommen und er wusste nicht, wie hartnäckig der Lord versuchen würde hinter die Lösung zu kommen. Bei allen Göttern, blieb ihm leider keine andere Wahl mehr. Tom musste zu dem Konzert, oder er könnte es gleich absagen.
 

Und genau hier begann sein Problem. Reinschmuggeln ging nicht. Dafür waren die Sicherheitsvorkehrungen zu gut, wie ihm die Zwillinge mitgeteilt hatten. Keiner wollte, dass die Zuschauer sich untereinander bekriegten. Rein kam man nur mit Karte, doch davon war keine mehr zu bekommen. Also blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: Den Lord mitzunehmen. Hoffentlich schluckte er seine Geschichte. Es war noch nicht an der Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Nur, wenn er ein Rätsel blieb, hatte er noch eine Chance diesen Krieg zu beenden und das ganze zu überleben.
 

So kratzte Harry all seinen Mut zusammen und betrat das große Wohnzimmer, in dem der dunkle Lord vor dem kalten Kamin saß und darauf wartete, dass die Live-Übertragung im Radio begann.

Tom Marvolo Riddle, der große und böse Lord Voldemort war eingeschnappt und schmollte, wie ein vierjähriger, der kein Eis bekommen hatte. Dieser Mann war wirklich eine Nummer für sich.
 

Der Vampir rührte sich nicht, als Harry eintrat. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal bemerkt, wenn der Gryffindor vor seiner Nase für ein paar Stunden verschwand. Eigentlich hatte er irgendwie damit gerechnet, dass er sich rausschleichen müsste, da Tom hin und wieder bei ihm auftauchte - warum auch immer. Meist redeten sie dann, oder saßen einfach im selben Raum und lasen stillschweigend. Es war seltsam, doch beide nahmen es einfach schulterzuckend hin. Es gab einfach keine Worte dafür und beiden war es nur recht.
 

Unentschlossen verharrte der Schwarzhaarige und suchte nach einem Anfang. Das war gar nicht so leicht und dauerte seine Zeit. Mehr als verspäten konnte er sich ja nicht und es war auch nicht so, dass das Konzert ohne ihn anfangen würde.

Kurz räusperte er sich und sprach den anderen an.
 

„Tom?“

Kleidung raschelte und der Lord sah auf.
 

„Was möchtest du Harry?“ grummelte der Mann.

Es ging ihm deutlich gegen den Strich hier zu sitzen, während einige seiner Leute Live dabei sein konnten. Vielleicht hätte er doch jemanden losschicken sollen eines der Ordensmitglieder zu beschatten und die Karte nehmen sollen.
 

„Was ist eigentlich los mit dir? Die ganze Zeit bist du schon so seltsam. Es ist doch im Grunde nur ein Konzert von einer Band, die du nicht einmal richtig kennst. Mit deiner Laune machst du mich noch völlig kirre.“

Stille. Selbst Harry hörte nicht das geringste Geräusch, doch dann räusperte sich der Mann.
 

„Ich weiß mehr, als du denkst.“

Kurz schluckte Harry. Hatte er etwas bemerkt? War er aufgeflogen? Verdammt, verdammt, verdammt!
 

„Es sind die Texte. Sie berühren etwas in einem. Sie erzählen eine Geschichte.“

Harry atmete erleichtert auf, bevor ihm die Worte wirklich klar wurden.
 

„Eine Geschichte?“

Hatte er es bemerkt? War er vielleicht nicht der Einzige?
 

„Ja, die Geschichte eines Lebens. Die Musik, die Stimme des Sängers, sie erzählen die Geschichte Pantheras, des Texte -Schreibers. Es zieht einen in seinen Bann und man beginnt nachzudenken. Ist dir das noch nicht aufgefallen?“
 

„Doch, aber ich dachte, dass die Menschen es nicht verstehen, es einfach übergehen.“
 

„Nein, das glaube ich nicht. Dem kann man sich nicht entziehen.“
 

„Ist das der Grund, warum du dahin möchtest?“
 

„Ja, ich will sehen welche Emotionen die Band mit ihren Liedern verbindet, um zu sehen, ob sie echt sind, oder einfach nur… Worte für sie sind.“

Mit einer solchen Antwort hatte Harry nicht gerechnet. Irgendwas in ihm wollte nicht, dass Tom hier alleine rum saß und traurig war. In seinem Kopf festigte sich der Gedanke ihn mitzunehmen. Dann fand er es halt raus, aber wenn nur einer die Nachricht verstand, dann war es doch nicht so sinnlos, wie er gedacht hatte.
 

„Was würdest du dazu sagen, wenn ich dafür sorgen könnte, dass du es dir live ansehen kannst?“
 

„Du hast eine Karte bekommen?“ fragte der dunkle Lord fassungslos, nachdem er seine Stimme wieder gefunden hatte.

Wie war das jetzt noch möglich, warum hatte Harry nichts gesagt und warum war er dann nicht mit den anderen aufgebrochen?
 

„Ähm, nun, ja... so was in der Art“ er brach ab.

Wie sollte er das erklären? Hey, ich gehöre zur Band und krieg dich da locker rein. Nein, wohl eher nicht. Was hatte er gleich noch mal sagen wollen? Vor ein paar Minuten hatte er noch eine recht gute Geschichte gehabt. Warum fühlte er sich plötzlich noch nervöser als vorher? Das war doch nicht mehr zum aushalten.
 

Stille, die Harry falsch deutete
 

„Ich kann sogar dafür sorgen, dass du die Kontrollen umgehen kannst. Das ist kein Problem. Ich habe einen guten Draht zu den Weasley Zwillingen, die das ganze managen.“

Plötzlich spürte der Junge wie er den Boden unter den Füßen verlor und jappste erschrocken auf. Da er nicht gemerkt hatte, wo der Vampir plötzlich her kam. Wann war er verflucht noch mal aufgestanden?
 

Tom hatte Harry gepackt, hochgehoben und drehte sich mit dem Jungen vor Freude im Kreis.
 

/Wirklich ein sehr erwachsenen Verhalten/ schoss es Harry durch den Kopf

Er war einfach zu verdutzt um sich gegen die Hände zu wehren. Gut, er kannte ja die Gefühlsausbrüche des Mannes, aber es war das erste Mal, dass der Gryffindor erlebte, wie sich dieser so freute. Ein Lächeln zierte Harrys Gesicht, als sein Herz einen Hüpfer machte. Ja, so ließ der Lord sich um einige besser ertragen.
 

„Wie hast du das so kurz vor dem Konzert geschafft?“, fragte ihn der Lord glücklich.
 

„Beziehungen“ lachte auch Harry.
 

„Wie hattest du eigentlich vor dahin zu kommen?“
 

„Das ist mein kleines Geheimnis. Komm, wir müssen los.“

So zog der Junge, als er wieder abgesetzt wurde den Mann in die Eingangshalle und tauchte mit diesem direkt im hinteren Bereich der Bühne, dem Backstagebereich, wieder auf.
 

~oO~0~Oo~
 

*Detonation -> Explosion

Das Konzert

>>>Vorwort<<<
 

xX23. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@Sevara-Snape: Gut, wen würde Blaise wohl nicht nerven, der so drauf ist wie Tom?^^ Und selbst Werwölfe sind nicht sicher vor dem Jungen ;) ebensowenig wie dunkle Lords.
 

@MSAYA: Ja wie macht er das? Lies es einfach nach ;)
 

@DarkDragonheart: Warum sollen Männer viel anders sein als wir? ^o^
 

Ach ja, damit ihr auch sagen könnt, wie es war und nicht schon am Eingang scheitert:

*Eintrittskarten für The Beginning verteil*

Viel Spaß euch allen beim Konzert :D
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Das Konzert ~*~
 

„Blaise, kannst du nicht endlich stillhalten? Langsam, aber sicher treibst du mich in den Wahnsinn.“
 

„Aber Dray, Schatz, sieh dich doch mal um. Wir sind in der Muggelwelt. Ist das nicht irre?“

Hastig blickte sich der blonde Junge um, bevor er sich mit vor Wut funkelnden sturmgrauen Augen zurück an seinen, wie jeder wusste, besten Freund wand. Aber wie schon Harry herausgefunden hatte, wussten die Menschen eine Menge, wenn der Tag lang war.
 

„Kannst du mal deine Klappe halten? Wir sind hier nicht alleine!“

Amüsiert verdrehte Blaise seine Augen. Es war doch immer dasselbe mit diesem hochwohlgeborenen Schönling.
 

„Ach komm schon. Deine Eltern sind weit und breit nicht zu sehen, unsere Paten machen sich wahrscheinlich irgendwo gegenseitig das Leben schwer und sonst sehe ich niemanden.“
 

„Niemanden? Hat man dir das Gehirn rausgevögelt? Fast die gesamt Britische Zauberergemeinschaft ist hier versammelt und wir sind mitten drin!“ zischte Draco zwischen zusammen gebissenen Zähnen durch, doch als er den Schalk in den violetten Augen tanzen sah, wusste er, dass er irgendwas falsches gesagt hatte und am liebsten hätte er sich die Zunge abgebissen, als ihm klar wurde, was das genau war.
 

„Also mein Liebster, du müsstest das doch am besten wissen, habe ich da nicht recht?“ kam es zusammen mit einem anzüglichen Grinsen und einem dezenten, aber eindeutigen Wackeln mit den Augenbrauen.
 

„Blaise bitte. Du weißt genau so gut wie ich, was auf dem Spiel steht.“

Sofort verschwand das freche Grinsen von dem Gesicht des weißhaarigen Teenagers, als er den gequälten Ausdruck und die geschlossenen Augen sah. Zudem kam es nie vor, dass Draco ihn um etwas bat, wenn er einen anderen Ausweg sah.
 

„Ja, das weiß ich. Na gut, ich hör auf damit.“

Wenn man genau hinsah, wirklich sehr genau, konnte man ein dankbares Lächeln das Gesicht des Eisprinzen erhellen sehen.
 

„Oh beim Barte Merlins, siehst du das Draco? Komm, lass uns das aus der Nähe ansehen.“

Gequält stöhnte er auf, als er schon wieder irgendwohin mitgezerrt wurde. Irgendwie hätte er es sich auch denken können, dass sein Freund einfach keine Ruhe gab, auch wenn er erfolgreich hatte dafür sorgen können eine klare, ihm leider noch immer noch nicht ganz platzierte, Grenze zu ziehen. Immerhin hatte er das wichtigste Territorium gesichert. Den Rest konnte er bestimmt auch noch mit seinem Charme, seinem unbezahlbaren und deswegen wahrscheinlich auch so seltenen Lächeln und der ein oder anderen List und Drohung für sich behaupten.

Eine aussichtslose Strategie, wenn man es mit Blaise Zabini zu tun hatte, aber er würde gewiss nicht kampflos untergehen und es tragen wie ein Mann.

Auch wenn das frustrierte Wimmern, das seinen Lippen beinahe ungehört entfleuchte, als sie sich durch die Menge kämpften, nicht der beste Anfang war.
 

~*~

„Black, du hast dein Patenkind verloren“ schnarrte eine Stimme, die jedem Schüler, der die Hogwartsschule für Hexerei und Zaubererei besuchte, einen kalten Schauer über den Rücken jagen würde. Jedenfalls den meisten. Die Ausnahme bestätigte ja bekanntlich die Regel.
 

„Ach, habe ich das? Deins sehe ich hier aber auch nirgends.“

Der Mann neben dem Professor hatte braunes, kurzes Haar, einen dunklen Teint und sah irgendwie sonniger aus, als der blasse Mann neben ihm. Amüsierte blitzen seine dunklen Augen auf, als er die nahende Diskussion sah. Es war doch immer wieder dasselbe. Wieso konnte der andere es nicht einfach in Ruhe genießen?
 

Mein Patenkind ist erwachsen genug, um auf sich selbst acht zu geben.“

Arrogant floss die Stimme über seine Haut, reizte ihn und er nahm die Herausforderung nur zu gerne an.
 

„Und mein Patenkind ist so oder so nicht von der Seite deines Patenkindes zu denken.“

Der Tränkemeister schnaubte. Da hatte sein Begleiter auf jeden Fall Recht. Die beiden hingen aneinander wie Pech und Schwefel und niemand, der sie kannte, wollte herausfinden, was passieren würde, wenn einer von ihnen in ernste Gefahr geriet. Der andere würde dann zu einem ernsten und nicht zu unterschätzenden Racheengel mutieren, egal wie beherrscht, oder sonnig er vorher war. Schon als Kinder waren Draco und Blaise kaum von einander zu trennen gewesen.
 

„Wieso bin ich gleich noch mal hier?“

Besser er begab sich wieder auf festes Terrain. Ihre Patenkinder waren wirklich in der Lage auf sich selbst acht zu geben. Außerdem war es angenehm, dass er der überschwänglichen Freude von Blaise Zabini überhaupt zu existieren so entgehen konnte. Regulus wäre wahrlich nicht begeistert, wenn er dessen Patenkind einen langsamen, aber grauenvollen Tod brachte, der dieses viel zu fröhliche Wesen des Jungen ausradierte. Gut, er mochte den Jungen ein ganz klein wenig, aber nicht an einem solchen Tag außerhalb seines Labors.
 

„Stell dich jetzt nicht so an. Auch du musst mal aus deinen Kerkern raus.“

Jetzt ging das wieder los.

Manchmal verstand Regulus wirklich nicht, was so prickelnd an den feuchten, muffigen und kühlen Kerkern war, dass man sein Gegenüber fast operativ daraus entfernen musste.
 

„Du hättest die Karte Riddle aufs Auge drücken sollen“ murrte Snape.
 

„Der ist aber nicht halb so sexy wie du.“

Regulus war nun ganz nah und wisperte dem anderen diese Worte verführerisch ins Ohr. Leider biss er auf Granit.
 

„Nein, dafür darf ich mich morgen mit seiner schlechten Laune herumschlagen.“

Das nannte man dann wohl eiskalt abserviert.
 

„Bla bla bla. Hör doch mal auf zu meckern und genieß es. Sieh es positiv. Den ganzen Abend hast du deine Ruhe.“

Aber so leicht würde er nicht aufgeben. Er war aus dem Hause Black und die waren nicht grade dafür bekannt, dass man sie so leicht loswurde.
 

„Ja, ich sehe es. Meine Ruhe mitten unter dem ganzen englischen Zaubererverein mit lauter Musik. Wirklich äußerst entspannend.“

Oh, der Herr wurde sarkastisch. Das konnte nun spaßig werden.
 

„Ich glaube es nicht, wie ist es dir gelungen ihn aus seinem Labor hier her zu bekommen?“

Manchmal hatte dieser Mann einfach ein Timing, das ihm die Götter selbst geschenkt haben mussten. Erleichtert atmete Regulus aus. Das hätte wirklich schief gehen können.
 

„Das ist und bleibt mein kleines Geheimnis.“

Ein anzügliches Grinsen und bei dem alteingesessenen Marauder trat ein schelmisches Glitzern in die gelben Augen.
 

„Und was tust du hier Wolf?“

Snape war sichtlich genervt, was Remus nicht anders erwartet hatte. Er kannte die black’schen Methoden das zu bekommen, was man wollte.
 

„Also bitte. Alles mit Rang und Namen hat sich hier eingefunden“ entrüstete sich der bekannte Werwolf, was dazu führte, dass der Tränkemeister eine seiner Augenbrauen hochzog.
 

„Um so mehr erstaunt es mich dich hier zu sehen.“
 

„Nymphadora hat verzweifelt nach jemanden gesucht, der sie begleitet und ihre, leider nicht sehr große Wahl, fiel auf mich.“

Remus resignierte. Bei einer solchen Laune war es besser, man legte sich nicht mit dem Schülerschreck an. Heute war ihm absolut nicht nach einem kleinen Machtkampf.
 

„Du meinst die kleine Metamorphmagi Aurorin? Drommys Tochter?“ wollte Regulus erstaunt wissen.
 

„Die und keine andere. Zu dem hat uns der gute Albus gebeten Augen und Ohren offen zu halten. Vielleicht lässt sich Harry ja hier blicken, oder jemand weiß etwas über seinen Aufenthaltsort.“
 

„Ich werde mich melden, wenn mir was zu Ohren kommt.“

Die Miene von Severus blieb verschlossen. Selbst wenn er was aufschnappen sollte, würde er denjenigen, der etwas wusste und es ausplauderte mit eigenen Händen zur Hölle schicken. Auch wenn ihm der Bengel deutlich gegen den Strich ging, so war es ihm weit aus lieber, diesen um sich zu haben, als zu wissen, dass er zurück zu diesen Muggeln ging.
 

„Hier bist du Remus, oh, guten Abend Professor Snape.“

Eine braungebrannte Frau mit dunkelblauen Haaren war neben dem schon leicht ergrauten Mann erschienen und sah strahlend zu den anderen beiden Männern hinüber.
 

„Da meine Begleitung wieder zu mir gefunden hat, werde ich mich dann wieder auf den Weg machen. Einen schönen Abend noch die Herren.“

Kurz nickten sie einander zu, da waren die beiden Ordenszauberer auch schon in der Menge verschwunden.
 

~*~

„Glaubst du dass unser Sohn und Blaise bei Severus und Regulus gut aufgehoben sind?“

In der Stimme von Lucius schwang Skepsis mit, als er mit seiner Frau am Arm vor dem großen Stadion wartete, dass sie endlich eingelassen wurden.
 

„Keine Sorge. Die beiden werden schon auf sie aufpassen.“

Ihre blauen Augen huschten über die Menge, doch sie konnte niemanden ausmachen, den sie kannte, was sie etwas frustrierte. Sie war schon lange nicht mehr aus gewesen und sie hatte auf einige kleine nette Pläuschchen gehofft.
 

„Ich mache mir eher Sorgen um meinen Freund. Blaise wird ihn in den Wahnsinn treiben.“

Narcissa Malfoy lachte beschwingt auf, als ihr Mann das Gesicht verzog.
 

„Draco wird das schon zu verhindern wissen. Er hängt an dem kleinen Dämon.“
 

„Morgen haben wir dann nicht nur einen Lord auf hundertachtzig, sondern auch noch einen diabolischen Tränkemeister.“

Wieder lachte die Frau auf. Ja, sie wusste, dass es gewiss nicht immer einfach war, die rechte Hand des dunklen Lords zu sein, besonders nicht, wenn dieser schlechte Laune hatte. Dennoch bezweifelte sie irgendwie, dass das dieses Mal so schlimm werden würde, immerhin war Harry auch noch da. Seit sie den aufgeweckten Gryffindor im Haus hatten war der Lord durchaus friedlicher gestimmt. Es war nicht so, dass sich groß irgendwas änderte, außer dass sie alle etwas mehr auf der Hut vor den Streichen des Jungen waren, doch irgendwie wirkte das ganze Anwesen ausgeglichener, was selbst den Lord nicht verschonte.

Ab und zu, wenn Harry mal ruhig war und in einem der Wohnzimmer saß und still irgendwas las, oder über Aufgaben brütete, die er für die Schule über die Ferien machen musste, hatte sie hin und wieder gesehen, wie Tom sich zu ihm gesetzt hatte und sich mit irgendwas beschäftigte. Meist wechselten sie nicht ein einziges Wort, saßen einfach nur da und ließen sich von dem anderen nicht stören, eher im Gegenteil. Es war wirklich erheiternd diese beiden sturen Esel zu beobachten, die den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen schienen.
 

„Du übertreibst. Kommen Marien und Daniel morgen nicht zurück? Die werden den beiden schon sagen, was sie von ihrem kindischen Getue halten“ belehrte Narcissa ihren Mann liebevoll.
 

„Wahrscheinlich werden sie in eine der Fallen des jungen Gastes treten.“

Auch wenn Lucius bisher das unbeschreibliche Glück gehabt hatte, noch keine der armen Seelen gewesen zu sein, die dem Potterjungen zum Opfer gefallen waren, so traute er dem Frieden nicht.
 

„Ach Lucius, immerhin ist der Junge noch so aufgeweckt. Eine schwere Zeit liegt hinter ihm. Lass ihn doch noch etwas herumalbern.“
 

„Wer weiß wie lange er noch Zeit und Gelegenheit dazu hat. In etwa einem Monat geht die Schule wieder los und dort können wir ihn nicht mehr verstecken.“

Sein Blick ging in die Ferne und er sah den Jungen wieder vor sich, wie sie ihn, in das Licht des Mondes getaucht, gefunden hatten.
 

„Ende damit. Wir wollten den Abend genießen. Also, Bauch rein, Brust raus, Kinn nach vorne und auf ins Getümmel.“

Energisch wies die blonde Frau ihren Gatten zurecht und so mischten sich auch diese Beiden unter die Menge.
 

~*~

„Ach wen haben wir denn da? Wenn das nicht der hochwohlgeborenen Herr von und zu Potter ist.“

Freudestrahlend wandte sich Harry von Tom ab, der noch immer etwas desorientiert neben ihm stand und versuchte auszumachen, wo er genau gelandet war, und richtete seine Aufmerksamkeit auf die junge Frau, die mit zwei anderen auf sie zukam.
 

„Oh Harry,…“ „… was erblicken unsere entzündeten Augen?“ „Wenn das nicht… “ „… dein knackiger Freund…“ „… von neulich ist.“

Nun wurde auch Tom auf die drei Aufmerksam, die mittlerweile vor ihnen standen. Die beiden Zwillingsbrüder der Weasleys und eine junge Frau mit feuerrotem Haar, das irgendwie… heißer, brennender aussah, als das der Zwillinge. Sie war geschminkt und trug einen weiten braunen Umhang, der ihre Gestallt fast völlig verhüllte. Sie kam ihm wage bekannt vor, doch er konnte diese hübsche Frau nirgends einordnen. So eine Erscheinung hätte er gewiss nicht vergessen.
 

Aber nicht nur der Lord zerbrach sich den Kopf über seine Gegenüber.
 

„Das ist er also? Ich habe ihn irgendwie anders in Erinnerung.“

Kritisch beäugten ihn die blau-grünen Iriden der Rothaarigen und schienen ihn regelrecht zu durchleuchten.
 

„Ja,…“ „Wahrscheinlich jünger“ neckten die Zwillinge, worauf die Frau nur schnaubte.
 

„Verzeiht, mit wem habe ich das Vergnügen? Ich kann mich leider nicht entsinnen euch schon einmal begegnet zu sein My Lady. Eine solche Begegnung wäre mit gewiss nicht entfallen.“

Elegant verbeugte er sich und reichte ihr auffordernd die Hand, so, wie es die Etikette gebot.
 

„Immerhin hat er von seinem Charme nichts verloren“ lächelte sie nun böse und erlaubte es ihm, ihre Hand zu greifen und einen leichten Kuss auf dieser zu platzieren.
 

„Verzeihen sie die Dame, aber sie ist etwas nervös.“ „Das Lampenfieber.“ „Irgendwie geht es hier grade um, wie eine Epidemie.“

Verstimmt schlug sie mit ihren Fäusten den beiden Zwillingen, die sie flankierten, auf die Arme, die diese sich leidend, aber mit einem Schmunzeln, rieben.
 

„Geh ich dann…“ begann der Lord, wurde jedoch von Harry unterbrochen.
 

„Tom, lass gut sein. Reiz sie nicht. Glaub mir, sie hat eine beachtliche Auswahl kleiner, aber gemeiner Flüche auf Lager, die sie nicht scheut einzusetzen, wenn sie etwas angespannt ist.“
 

„Gleich zeig ich dir etwas!“ drohte sie ihm, doch der dunkelhaarige Junge belächelte das nur.

Sie beide wussten, dass sie keine Chance hatte mit einem ihrer Flüche zu treffen, wenn sie offensiv auf ihn zukamen. Vielleicht, wenn er schlief, doch das wäre feige.
 

Nun genug des Geplänkels. Er war eigentlich wegen etwas ganz anderem hier. Er konnte nur hoffen, dass die anderen verstanden und darauf anspringen würden. Alles hing jetzt davon ab, dass nichts schief ging, denn wenn er eines gelernt hatte, dann war es, das die Menschen ihm eher wirklich zuhörten, wenn sie nicht wussten, dass er es war, der zu ihnen sprach. Sie würden nicht die Augen verschließen, wenn sie versuchten zu ignorieren, dass ihr Held nicht so strahlte, wie sie glaubten. Und um dieses Geheimnis zu wahren, durfte niemand von seiner Rolle hier erfahren, den er nicht selbst zum Schweigen bringen konnte. Da kam deutlich der Slytherin bei ihm durch.
 

„Fred, kannst du meinem Begleiter mein Ticket zur Verfügung stellen?“

Die beiden Zwillinge sahen sich einen Moment skeptisch an. Was für ein Ticket? Doch dann verstanden sie und zuckten mit den Schultern. Mittlerweile waren sie die seltsamen Anwandlungen des Kleinen gewohnt und spielten gerne mit.

Ein anzügliches Grinsen huschte kurz über ihre Züge und Harry konnte es schon fast schmecken, als sie begannen ihm Honig ums Maul zu schmieren.
 

„Aber warum hast du uns nicht eher gesagt, dass du in Begleitung kommst.“ „Wir hätten da bestimmt was arrangieren können.“ „So ein Ärger aber auch.“
 

„Bitte, einfach das Ticket, okay?“ stöhnte Harry frustriert auf.

Gut, sie hatten verstanden, doch sie übertrieben es mal wieder. Maßlos.
 

„Wenn du meinst. Es gehört dir.“

Die Zwillinge hatten plötzlich ihre Stäbe in der Hand und bevor der Lord etwas unternehmen konnte, schlang sich ein kleines, schmales, schwarzes Band um sein Handgelenk. In violetten, geschwungenen Buchstaben konnte er –Alea The Beginning VIP- auf ihm lesen, doch das war nicht alles. Eine fast nicht spürbare Magie lag in den Buchstaben selbst und er funkelte böse zu den beiden, die anscheinend den Grund seines Zorns kannten.
 

„Sorry,…“ „… aber das ist eine Standartsicherheitsmaßnahme.“ „Jeder bekommt so ein Band.“ „Wir wollen hier keine Eskalation.“

Tom schnaubte noch einmal, wandte sich dann jedoch an Harry, der ihm grade seine Karte, seine VIP-Karte, überlassen hatte.
 

„Und was ist mit dir?“ wollte Tom nun etwas reumütig wissen, da Harry nun leer ausging.

Warum hatte der Junge überhaupt ein VIP-Ticket und wies trotz allem nicht mit einer Silbe darauf hin, dass er auch zu diesem Konzert wollte? Wahrscheinlich wäre er einfach über Nacht verschwunden und niemand hätte es bemerkt.

Der Gedanke gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.
 

„Unter den Zuschauern ist dann wohl nicht.“

Harry schien das sehr gelassen zu nehmen. Tom fragte sich, ob der Gryffindor jetzt wieder gehen musste.
 

„Dann kommst du mit Backstage. Mutest du es dir zu, deinen Freund alleine zu lassen?“

Ein schelmisches Grinsen schlich sich nun auch auf die Züge der Frau, die bisher alles nur still verfolgt hatte.

Kritisch musterten Harrys Augen den Mann neben sich, bevor auch in ihnen der Schalk zu glänzen begann.
 

„Ja, er ist glaub ich groß genug, um auf sich selbst aufzupassen.“

Die drei lachten, nur Tom schnaubte, während Harry grinste. Ein Zug, der sein ganzes Gesicht erhellte.
 

„Also Tom. Red nicht mit Fremden, sei brav und ärger die anderen Kinder nicht.“

Lachend flüchtete der Junge, bevor Tom ihm einen kräftigen schlag auf den Hinterkopf geben konnte. So schüttelte der Lord nur lachend den Kopf und begab sich zu der VIP Loge, die ihm die Zwillinge gezeigt hatten. Er würde schon rausbekommen, was dieser Junge mit den Weasley Zwillingen zu schaffen hatte. Selbst, wenn sie befreundet waren, war es schon nicht mehr normal, welch guten Draht er zu den beiden hatte, dass sie ihn ohne weiteres Karten für einen der besten Plätze zurück legten…
 

~*~

Für das Konzert hatte man ein Fußballstadion der Muggel hergerichtet. Eine mächtige Wand aus undurchsichtigen Eis zog sich lang durch das Stadion und teilte es in zwei Hälften. Viele der Zuschauer standen auf dem Grün und wer dort keinen Platz mehr gefunden hatte, saß auf der Tribüne, die sich um die Rasenfläche spannte. Doch auch diese wurde von der Eiswand begrenzt, dass man nur das halbe Stadion besetzten konnte. Mitten auf der Grünfläche hatte man eine sichelmondförmige Loge für die VIPs aufgestellt, die sich über die stehenden Zuschauer erhob, den Sitzenden jedoch die Sicht nicht versperrte.
 

Die Menschen sprachen miteinander, schrieen, flüsterten und lachten, so dass alles in einem steten Summen zusammenlief.

Doch das verklang jäh, als die große Eisfläche, die sich über das Fußballfeld spannte, begann zu schmelzen und den Blick auf die Bühne frei gab. Drei unterschiedlich große Würfel standen dort vor einer weiteren Wand aus Eis. Die Wiese links und rechts neben der Bühne war frei und ein Zaun sperrte diese Fläche von den Zuschauern ab. Er war zwar nicht hoch, doch ein jedem war klar, dass das nicht hieß, dass man ihn übersteigen konnte.
 

Plötzlich erloschen alle Lichter und Dunkelheit sank über die Zuschauer, wie die Nacht sich selbst um sie legte. Laute Stimmen erhoben sich und richteten ihre Worte an die Besucher.
 

„Lasst uns euch eine Geschichte erzählen.“

„Erzählt, zum Brechen des ewigen Schweigens.“

„Schweigt und lauscht.“

„Lauscht unseren Worten, die die Geschichte eines Lebens zeichnen.“

„Eines Lebens, wie es in diesen Zeiten, zwischen Krieg und Frieden, des stetigen Wandels, gefristet wird.“

„Gefristet im Schatten unter uns allen.“
 

„Freude.“

„Trauer.“

„Hoffnung.“

„Leid.“

„Furcht“

„Verzweiflung.“
 

„Findet Hoffung, wo es scheinbar keine mehr gibt.“

„Seht das Licht nach der Dunkelheit.“

„Und wandelt mit uns durch den Schatten.“

„Das Zwielicht.“

„Denn hier ist die Grenze zwischen Schwarz und Weiß.“

„Hört den Anfang unserer Geschichte.“
 

„Denn sie ist wahr.“
 

o0O0o

Musik setzte ein und ein jeder erkannte das Lied, noch bevor es wirklich begonnen hatte. Immer wieder warfen verschiedene Scheinwerfer blaues Licht, bevor sie wieder erloschen und andere dafür aufflammten. Wie geisterhafte Schemen konnte man riesige Möbel erkennen, die sich rechts und links von der Bühne bildeten. Ihre Oberfläche schien glatt und kalt, wie Eis.
 

Das Licht beruhigte sich und erleuchtete nun die Bühne in seinem diffusen blauen Zwielicht. Sechs Gestallten standen dort und man konnte das erste Mal die Mitglieder von Alea erkennen.
 

Auf dem hintersten und höchsten Würfel der Bühne standen zwei junge Männer mit dunklem, blutrotem und stacheligem Haar. Weißes Leder schmiegte sich um ihre langen, kräftigen Beine und wurde an den äußeren Seiten von dicken schwarzen Lederriemen zusammen gehalten. Über diese sündhaft betonenden Hosen schlangen sich geradezu ebenso weiße Stiefel die man wieder mit den starken schwarzen Riemen um den ganzen Fuß und Schaft schnürte. Ärmellose weiße Rollkragen -Shirts waren nur noch das i-Tüpfelchens dieses Outfits, dass bei dem ein oder anderen für schwache Knie sorgte.
 

Auf dem linken Würfel daneben, dem zweithöchsten, stand nun ein riesiger schwarzer Flügel. Enge, dunkle Jeans und ein scharlachroter Sleeve hüllten den trainierten Körper eines Jungen, der gewiss nicht älter schien als sechzehn, ein. Die Augen entspannt geschlossen schienen die langen, eleganten Finger regelrecht über die Tasten zu schweben und nur darauf zu warten, über sie hinweg zu fegen. Seine glatten Haare hatte er in einem frechen Zopf zurück gebunden, dem jedoch einige Strähnen entkommen waren und ihm Keck im Gesicht hangen. Die verschiedensten Brauntöne durchzogen das seidige Haupt und gaben ihm ein so natürliches Wesen, wie die Erde selbst.
 

Neben dem Flügel stand eine Frau mit flammend rotem Haar, welches mit den hellen, orangenen und gelben Strähnen den Schein erweckte, als würden Flammen über ihre schmalen, nackten Schultern fallen. Die grüne Korsage und der ebenso grüne kurze Rock zeigten mehr, als sie letztendlich verdeckten und trugen die traumhaft perfekten Kurven nur so in die wildesten Fantasien. Die langen, schlanken Beine, in den hohen dunkelbraunen Lederstiefeln, taten dem Bild der reinen Sünde kein Abbruch und ließen so einige Herzen höher schlagen.
 

Auf dem dritten und letzten Würfel konnte man eine schlanke und nicht minder hübsche Frau erkennen. Doch war die eine die Sünde in der Gestallt einer Frau, so strahlte diese reine Tugend aus. Ihre langen blonden Haare fielen ihr seidig über den bloßen Rücken und das feine blaue Kleid, welches bis zu den Knöcheln reichte, verhüllte zwar alles, ließ sie jedoch, zusammen mit ihrem engelsgleichen Wesen, wie die Prinzessin aus einem der Märchen der Muggel erscheinen.
 

Warum auch immer fiel der Blick zuletzt auf die Gestallt die ganz vorne auf den Bühnen stand. Die anderen fünf hätten noch so gut aussehen können, hätten sich noch so herausputzen können, doch gegen den letzten verblassten sie alle. Auch wenn er vergleichsmäßig einfach gekleidet war, so war er dennoch eine wahre Augenweide, wie ein Kunstwerk der Götter selbst.

Schwarzes Haar, das ihm vorne bis zum Kinn reichte, doch nach hinten immer kürzer wurde und letztendlich seinen Nacken frei ließ. Violette Strähnen hoben das ganze noch etwas hervor und gaben ihm etwas wildes, freies und ungebundenes. Was etwas Farbe nur bewirken konnte…

Ein enges, schwarzes T-Shirt mit violetten Linien, die einen Schmetterling zeichneten, und eine lockere, ebenfalls schwarze, Stoffhose hüllten den grazilen Körper ein. Im Gegensatz zu dem Rest trug er keine Schuhe und über seine Augen war ein schwarzes Tuch gebunden. So zerbrechlich sein anmutiger Körper auch anmaßte zu sein, so konnte man dennoch die verborgene Stärke in ihm spüren, obwohl er ganz ruhig dort stand, mit erhobenem Haupt und einem sanften Lächeln auf den fein geschwungenen Lippen. Und wen sich sie alle in einem Einig waren, dann darin, dass seine Augen nicht von dieser Welt sein konnten. Die Seelenspiegel eines solchen Geschöpfes mussten etwas Einzigartiges, Kostbares und Unvergleichbares sein. Umso mehr fragten sie sich, warum sie vor ihren neugierigen und sehnsüchtigen Blicken verborgen wurden.
 

Um all diese Eindrücke zu sammeln hatte man nur einen Augenblick Zeit, denn Leben kam in den Sänger, als hätte man es ihm eingehaucht. Dann erhob sich seine Stimme und die Menge tobte.
 

In dem Zimmer meiner Kindheit

Auf der riesigen Eisfläche hinter Alea konnte man, wie bei den Muggeln auf einer riesigen Leinwand, die Bühne selbst und alles was sich auf ihr abspielte sehen. Im Hintergrund jedoch sah man nicht wieder die Eiswand mit der Band, immer und immer wieder, stattdessen huschten blaue Schemen auf ihr herum, wie Irrlichter.
 

war ein kalter Wind zuhaus’.
 

Die Zuschauer fröstelten, als eine eisige Brise durch die Reihen streifte und an ihren dünnen Sommerkleidern zerrte. Egal wie dicht sie beieinander standen, keiner schien sicher vor dem kalten Wind zu sein, der sie bis ins Mark erschaudern ließ.

Und obwohl der Ofen glühte

klebte Raureif an der Wand.
 

Überall schienen sich eisige Kristalle auszubreiten. Wie Flechten überzogen sie schon bald die Geländer, die Wände und Türen und glitzerten in dem noch immer herrschenden Zwielicht.
 

Nur die Arme meiner Mutter, hätten mich wohl wärmen können,
 

Wie, als würde er jemanden in die Arme schließen wollen, breitete Papilio seine Arme aus,
 

doch kam sie mich nie besuchen
 

schlang sie dann jedoch um seine schmale Gestallt, wie um sich selbst zu wärmen und senkte den Kopf.
 

bis ich einst ein Streichholz fand.
 

Eine rote Flamme blitzte vor dem Gesicht des Sängers auf, als dieser ihn ruckartig hob und alles fiel für einen scheinbar unendlichen Augenblick in absolute Finsternis. Etwas Kühles begann auf sie niederzufallen, doch niemand konnte so recht ausmachen, was es war.
 

In dem Zimmer meiner Kindheit,
 

Das blaue Licht kehrt zurück und man konnte nun erkennen, dass es angefangen hatte zu schneien. Kleine weiße Flocken fielen auf sie nieder, auch wenn sie die Sterne am Himmel über sich erkennen konnten.
 

lagen Schneelawinen lauernd.

Und verschütteten den Ausgang

für unendlich lange Zeit.

Nur mein Vater mit den Augen von der Farbe blauer Gletscher
 

Zwei riesige blaue Augen öffneten sich auf der Eiswand und der Sänger streckte eine seiner Hände aus, als würde er versuchen sie zu erreichen, doch sie schlossen sich wieder.
 

hätte mich noch retten können. Doch der Weg war wohl zu weit.
 

Auch er schloss seine Hand, ballte sie zur Faust und zog sie entmutigt wieder zurück, wo er sie auf sein Herz legte.
 

Ich bin ein Stern aus flüssigem Metall.
 

Papilio warf seine Arme ausgestreckt zur Seite und Flammen züngelten aus seinen Händen. Wie ein Feuersturm wirbelten sie zusammen und erhoben sich über den Sänger
 

Ich bin ein Stern. 'ein Stern'
 

Ein gigantischer Drache entstand aus den Flammen und riss sein mächtiges Maul auf, um sein Feuer in die Nacht zu schleudern,
 

Alles wird in meinen Armen Asche.
 

Mit einem brüllen flog er auf die staunende Menge zu, die nicht fähig war, sich zu bewegen
 

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis.
 

und zerstob in ein Meer aus goldenen Funken, die sich wie Flocken auf die Menge senkten.
 

'Ich bin ein Stern'

'Ein Stern'
 

Flammen sind nun meine Freunde
 

Wie ein Kind spielte der schwarzhaarige Junge mit flammenden Schmetterlingen, die um ihn herum flatterten, als würden sie mit ihm tanzen, während alles andere in tiefste Finsternis getaucht blieb.
 

sollen mir im dunkeln Leuchten,

sollen mich ein wenig wärmen,

mich und meine kalte Wut.
 

Die Feuerschmetterlinge zerstoben in tausende Funken, die sich wie unter einem aufkommenden Wind ausbreiteten und wie ein Sternenregen auf alles nieder fielen.
 

Dieses Zimmer meiner Kindheit brenn ich immer wieder nieder.
 

Plötzlich breiteten sich Flammen aus, und entzündeten sogar die riesigen Möbel aus Eis, die bisher eher unbeachtet neben der Bühne gestanden hatten.
 

Was mich frieren lassen hatte ist nach Stunden nur noch Glut

durch meine Kalte Wut.
 

Das Feuer flackerte noch einmal blau auf, bevor es gänzlich erlosch.
 

Ich bin ein Stern aus flüssigem Metall.
 

Wieder warf Papilio seine Arme zur Seite und die Flammen züngelten aus seinen Händen, welche sich wieder wie ein Feuersturm verbanden.
 

Ich bin ein Stern. 'ein Stern'
 

Dieses Mal erhob sich ein gigantischer Phönix aus ihnen, der mit seinen Flügeln einen warmen Sturm verursachte.
 

Alles wird in meinen Armen Asche.
 

Auch er flog auf die Menge zu, doch er zerstob nicht.
 

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis.
 

Von dem Wind wieder belebt erhob sich der Drache erneut und stieß ein Donnern aus, das den Leuten bis ins Mark ging.
 

Ein Stern aus flüssigem Metall.
 

Ein Kampf entbrannte zwischen den beiden Giganten über den Köpfen der Menge und keiner konnte seine Augen von diesem Spektakel abwenden
 

Ich bin ein Stern. 'ein Stern'

Alles wird in meinen Armen Asche.

Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis.
 

'Ich bin ein Stern'
 

Der Kampf beruhigte sich und die beiden Kontrahenten schwebten eng ineinander verschlungen über der Bühne.
 

'Alles wird in meinen Armen Asche'
 

Keiner konnte ausmachen, was ein Teil des Phönixes und was zu dem Drachen gehörte. Sie waren Eins.
 

'Ein Stern doch kein Feuer blendend weiß - Taute je in mir das Eis'*
 

Und erloschen gemeinsam. Es war wieder dunkel.

o0O0o
 

Die Dunkelheit wurde von zwei Scheinwerfern durchbrochen, die die beiden strahlenden Frauen, welchen nun nebeneinander auf dem niedrigsten Würfel standen, beschienen.
 

„Guten Abend und Herzlich Willkommen Großbritannien!“

„Es ist berauschend vor euch allen zu stehen.“

„Ihr wart es, die uns so weit gebracht haben.“

„Denn eure Stimmen waren es, die uns zum Sieg geführt haben.“

„Und wir danken euch für diese Chance und hoffen, dass euch die Show von The Beginnig gefällt.“
 

Tosender Applaus brach los, der wie Donner über das Stadion hinweg rollte. Die beiden traten wieder zurück und die Bühne wurde für einen Augenblick dunkel. Ein einzelner Scheinwerfer flammte auf und beleuchtete die Gestallt des braunhaarigen Jungen.
 

„Eines der größten Rätsel, das wir euch aufgegeben haben, waren wahrscheinlich unsere Namen. So möchte ich euch mich und die anderen vorstellen. Mein Name ist Lynx.“

Der Sprecher hatte seinen Zauberstab gehoben und ein silberner Luchs brach aus der Spitze hervor. Mit dem Applaus und den Schreien ging ein Raunen durch die Reihen, als man den Patronus des vielleicht grade Mal sechzehnjährigen sah.
 

„Als nächstes möchte ich euch unsere heißblütige Füchsin Vulpecula präsentieren.“

Etwas flammte auf und ein riesiger roter Fuchs aus Flammen huschte um die rothaarige Frau, die sich elegant verbeugte, und erlosch wieder. Pfiffe und ebenfalls lauter Applaus erhoben sich.
 

„Die liebliche Folivora.“

Ein gigantisches Faultier aus blauem Licht schien aus der Eiswand hinter der Bühne zu treten und schritt an der blonden Frau vorbei, bevor es sich kurz vor den Zuschauern hinlegte und wieder verschwand. Ihr Applaus war dezenter, als würde man es nicht wagen, ihre Gestallt mit dem Krach zu beleidigen, doch er war nicht minder intensiv.
 

„Ein Applaus für die Zwillinge Latrans und Samiri.“

Ein grüner Kojote, auf dessen Rücken ein gelber kleiner Affe ritt, sprang um die beiden Zwillinge umher, die sich mit einem überschwänglichen Grinsen ausladend verbeugten. Die Zuschauer lachten, vergaßen aber auch hier nicht ausgiebig in die Hände zu klatschen
 

„Und als letztes unser Juwel mit der Stimme eines Engels: Papilio.“

Zwei riesige violette Schmetterlingsflügel entfalteten sich hinter dem Sänger und den meisten blieb bei diesem Bild einfach die Spucke weg. Sein Applaus war der lauteste von allen und Stimmen überschlugen sich, als sie kreischten, riefen und brüllten.
 

Wie auch alles andere zuvor verblassten die Flügel, doch ein Licht fiel nun auf den jungen Sänger, während sonst alles in tiefe Dunkelheit getaucht war.
 

„Nicht immer ist alles so, wie es scheint. Das Leben ist nicht so einfach und man muss lernen hinter die Fassaden zu blicken, die andere um sich ziehen, denn wenn euch das nicht gelingt, wie könnt ihr dann behaupten jemanden wirklich zu kennen? Wie könnt ihr dann denen helfen, die eure Hilfe doch so dringend nötig haben? Öffnet eure Augen und seht, was um euch herum geschieht“
 

o0O0o

Die Musik, die sich nun erhob war ruhig, sanft und doch traurig.

Bunte Lichter erhellten abwechselnd, als würden sie zu der Musik tanzen, die Bühne auf der die Band ruhig stand. Nur Lynx Finger tanzten über die Tasten des Flügels und blad setzten die anderen vier mit ihren Streichinstrumenten ein. Alle hatten entspannt die Augen geschlossen, allein Papilio saß dort, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schien der Musik zu lauschen.

Um sie herum erhoben sich die verschiedensten Kreaturen aus Stein, vollführten Kunststücke, sprangen durch Ringe, oder balancierten Bälle auf ihren Nasen. Es sah aus, als wären sie in einem seltsamen Zirkus gelandet.
 

Die Musik wurde lebendiger und die fließende Bewegung, mit der sich der dunkelhaarige Sänger erhob, war selbst eine Symphonie.
 

flux hebt er den Fuß

mit den viel zu großen Schuh

schlägt so dann ein Rad

und all die Kinder schau'n ihm zu

er lächelt immer fort

und aufhören kann er nicht

mit rot weißer Farb

untrennbar im Gesicht
 

Auf der großen Leinwand sah man eine einzelne weiße Maske. Ihr ewiges Gesicht war zu einem Lachen geformt worden und mit leeren schwarzen Augen sah sie auf die Menge. Dieses Gesicht wirkte wie eine Lüge, vor der melancholischen Musik.
 

die grüne Pluderhose, rote Haare, bunter Hut

gehört zu der Fassade, zu der Mauer, die er zieht

Stein um Stein um sich herum

kein blick sie je durchdringt

wer will schon wissen, ob ein Clown auch nach der Show noch singt
 

Ein Netz von Rissen zog sich durch das weiße, immerfrohe Gesicht und riss so langsam die Fassade nieder.
 

Wage einen Blick in seine Welt

sobald der Vorhang fällt

während der Show ist er der Star, ist er der große Held

in der Manege des Lebens immer nur die Randfigur

im eignen Film, die Nebenrolle nur

der Clown mit den traurigen Augen

der Clown mit den traurigen Augen
 

Etwas brach weg und der linke Teil des Mundes ging nicht mehr glücklich nach oben, sonder zeigte gebrochen nach unten. Immer mehr Risse bildeten sich und nahmen der Fassade immer mehr die Illusion.
 

Der Blick in den Spiegel

nichts von dem was wir doch sah'n

eine einsame Träne zieht durch schminke ihre Bahn

verwischt das ewige Lächeln

offenbart die Wirklichkeit

doch ist niemand zu gegen der ihm hilft, sie mit ihm teilt

der Clown ist das Symbol vieler die ich kenn

vorne Maskerade, hinten Schmerz der endlos quält

jedoch das einz'ge ist was zählt
 

Die immer lächelnde Maske zerbrach und man sah nun eine, deren Mund sich in Leid nach unten zog.
 

Wage einen Blick in seine Welt

sobald der Vorhang fällt

während der Show ist er der Star, ist er der große Held

in der Manege des Lebens immer nur die Randfigur

im eignen Film, die Nebenrolle nur

der Clown mit den traurigen Augen

der Clown mit den traurigen Augen*2
 

Eine schwarze Träne bahnte sich ihren Weg aus einem der Augen und zog ihre Spur über das weiße Gesicht.

o0O0o
 

Folivora, die neben dem Flügel stand, wurde in warmes, blaues Licht getaucht, als sie ihre hellen Iriden auf die Mengen richtete und ihre sanfte Stimme über sie alle hinweg strich.
 

„Es gibt leider viel zu viel Leid, als das ein jeder damit zurecht kommen kann und oft sehen die Menschen um einen herum einfach nicht das, was doch so offensichtlich scheint. Sie wollen es nicht sehen, wollen sich nicht damit auseinander setzten, da es für sie unangenehm ist. Was wird also aus denen, die zerrüttet in der Dunkelheit harren? Was geschieht mit den Seelen, die vergebens auf Hoffnung warten? Was werden sie tun, die allein gelassen wurden?“
 

o0O0o

Klinisch weißes Licht wurde von weißen Fliesen reflektiert, die den Boden übersäten. Wasser, das aus Hähnen in volle Waschbecken, über denen blinde Spiegel hingen, plätscherte und auf dem Boden um hunderte weiße Kerzen floss, deren heißes, flüssiges Wachs, wie Blut an ihren Schlanken Hälsen herabfloss.

Auf der riesigen Eisfläche pulsierte durch rotes Gewebe das Leben: Poch, Poch, Poch.
 

Cut my life into pieces
 

Die Faust des Sängers schnellte in einem Bogen nach hinten, als würde er versuchen etwas zu zerschlagen, doch da war nur Luft.
 

This is my last resort
 

Die Musik setzte ein, die Spiegel zersprangen und ihre Scherben fielen auf die überfluteten, weißen Fliesen.
 

Suffocation

No breathing

Don´t give a fuck if I cut my arm, bleeding
 

Rot, wie Blut, tropfte das Wachs in das Wasser und wurde von ihm mit fort getragen.
 

This is my last resort
 

Die Flammen züngelten auf und immer schneller tropfte das Wachs, wurde vergossen, als hätte man eine tiefe Wunde in die Kerzen gerissen.
 

Cut my life into pieces

I´ve reached my last resort

Suffocation

No breathing

Don´t give a fuck if I cut my arm, bleeding

Do you even care if I die bleeding?
 

Wie rote Schlangen zog sich das Wachs seinen Weg durch die Reihen der Kerzen, bildete eine blutige Spur und jagte einem jeden einen kalten Schauer über der Rücken.
 

Would it be wrong?

Would it be right?

If I took my life tonight

Chances are that I might

Mutilation outta sight

And I´m contemplating suicide
 

Die Kerzen verschwanden, das Wasser hörte auf zu fließen.

Ein Zimmer, mit zerrissenen Tapeten, schäbigen Bett, schiefen Schrank und wackeligen Schreibtisch wurde immer klarer, als würde man ein Teleskop scharf stellen. Überall standen kaputte, schäbige und abgenutzte Dinge herum.
 

Cuz I´m losing my sight
 

Wie in Rage schwang Papilio seinen Arm, als würde er etwas werfen und in dem Raum zerschellte eine Lampe an der grauen Wand.
 

Losing my mind
 

Ein Bilderahmen folgte ihr und seine Scherben fielen klirrend zu Boden, das Bild mit dem Gesicht nach unten über ihnen.
 

Wish somebody would tell me I´m fine
 

Wieder krachte etwas, eine Vase, mit trocknen Blumen.
 

Losing my sight
 

Der Schreibtisch wurde von einer unsichtbaren, unkontrollierten Wut leer gefegt und alles, was einst auf ihm lag, breite sich auf dem Boden aus.
 

Losing my mind

Wish somebody would tell me I´m fine
 

Und auch das Zimmer verschwand wieder, wurde dieses Mal von einer grauen Masse abgelöst.
 

I never realized I was spread too thin
 

Menschen, in grauen Anzügen, mit grauen Kleidern und grauen Hüten schienen im ewigen Alltagstrott ihre ewig gleichen Bahnen zu gehen. Strömten, wie ein furchterregender Schwarm Fische mit dem Strom.
 

Till it was too late

And I was empty within

Hungry!
 

Doch nicht alle gingen mit ihm. Wenige, vereinzelte weiße und schwarze Gestallten harrten auf ihrem Platz, rührten sich nicht und wurden von der wogenden Menge rempelnd umflossen.
 

Feeding on chaos

And living in sin

Downward spiral where do I begin?

It all started when I lost my mother
 

Einige wenige von ihnen verblassten, wurden grau und gingen in dem ewigen Strom unter,
 

No love for myself

And no love for another.
 

während andere, neue, stehen blieben.
 

Searching to find a love up on a higher level

Finding nothing but questions and devils
 

Cuz I´m losing my sight

Losing my mind

Wish somebody would tell me I'm fine

Losing my sight

Losing my mind

Wish somebody would tell me I´m fine

Nothing´s alright

Nothing is fine

I´m running and I´m crying

I´m crying

I´m crying

I´m crying

I´m crying
 

I can´t go on living this way
 

Plötzlich wendeten sich einige um. Schwarz und Weiß wurden Blau, Rot, Gelb, Grün und versuchten gegen den Strom ihren Weg zu bestreiten, versuchten sich der Menge entgegen zu stellen.
 

Cut my life into pieces
 

Auch dies Schauspiel verschwand und alles um die Bühne versank in Finsternis.
 

This is my last resort

Suffocation

No breathing
 

Ein Glühen erhob sich in der Dunkelheit und alles verbrennendes, glühendes Gestein, floss das Eis hinunter, das hinter der Bühne war, ohne ihm auch nur ein Stück zu rauben.
 

Don´t give a fuck if I cut my arm, bleeding!

Would it be wrong?

Would it be right?
 

Wie Blut floss es an der mächtigen Wand hinunter und bahnte sich in schmalen Rinnsalen seinen Weg, bis es an dem Zaun einfach in die tiefe Stürzte, als sich dort ein Riss auftat.
 

If I took my life tonight

Chances are that I might

Mutilation outta sight

And I´m contemplating suicide
 

Eine große, hagere Gestallt in einer Schwarzen Kutte erschien hinter Papilio. Der bleiche Schädel in das rote Licht der Lava getaucht und das blaue Glühen in den leeren Augen jagte den Menschen einen Schauer über den Rücken. In einer knochigen Hand eine Sense, mit dem der Tod die Seelen seiner Opfer vom Körper trennte.
 

Cuz I´m losing my sight

Losing my mind

Wish somebody would tell me I´m fine

Losing my sight

Losing my mind
 

Bleiche, dürre Knochenfinger streckten sich nach dem Sänger, der sie nicht einmal zu bemerken schien, versuchten ihn zu greifen, wollten ihn mit sich ziehen, in die tiefe Finsternis seines Totenreichs.
 

Wish somebody would tell me I´m fine

Nothing´s alright

Nothing is fine

I´m running and I´m crying
 

I can´t go on living this way
 

Bevor die Finger sich um die Schulter des jungen Mannes schließen konnten leuchtete dieser auf und warf entschlossen den Kopf in die Höhen, als würde er kämpfen wollen, als hätte er erkannt, dass es noch nicht alles war.
 

Can´t go on

Living this way
 

Mit einer Verbeugung zog der Tod sich zurück, fürs Erste, denn irgendwann würde ein jeder ihn begleiten.
 

Nothing´s alright*3

o0O0o
 

Auf der Kante des höchsten Würfels saß alleine Vulpecula, die Hände links und rechts neben sich gestützt und blickte traurig in die Menge.
 

„Was wird aus denen die vergessen sind? Was ist mit denen, die von allen allein gelassen worden sind? Alle sagen, dass sie kämpfen müssen, dass sie stark sein müssen, um das alles durchzustehen, aber warum sollten sie das tun? Wofür soll man kämpfen, wenn niemand da ist? Wofür hält man durch und kämpft, wenn man vergessen wurde? Was, wenn man nicht mehr weiß, wofür man kämpfen kann? Was macht das alles noch für einen Sinn, wenn man vergessen hat?“
 

o0O0o

From the top to the bottom
 

Wie Bäume im Zeitraffer schossen riesige Hochhäuser neben der Bühne aus dem Boden.
 

Bottom to top I stop

At the core I've forgotten
 

Lynx stand Papilio gegenüber. Beide sahen sich an, während sie wild gestikulierten, als würden sie streiten.

Fenster zeichneten sich ab, die teilweise erleuchtet waren und andere blind in die Nacht sahen.
 

In the middle of my thoughts
 

Papilio, Lynx, Papilio, Lynx... immer wieder abwechselnd. Ein ewiges hin und her.

Ein Bordstein entfaltete sich
 

Taken far from my safety
 

Straßenlaternen wucherten wie Unkraut auf.
 

The picture is there
 

Asphalt floss über den Boden und bedeckte ihn.
 

The memory won't escape me
 

Autos standen teils umgestürzt am Straßenrand und eines ging sogar in Flammen auf.
 

But why should I care
 

Es war, als wäre eine Stadt um die Bühne gewachsen. Eine Stadt, leer, dunkel, trostlos und kalt. In deren Mitte stand Alea, als versuchten sie Gehör zu finden, doch kein Fenster öffnete sich, kein Mensch trat heraus, nichts rührte sich.
 

From the top to the bottom
 

Plötzlich hielt Lynx ein Schwert mit einer eigenartigen Klinge in der Hand. Sie maß eine Handspanne in der Breite und wirkte dennoch scharf wie die Klauen eins Schattenpanthers.
 

Bottom to top I stop
 

Mit einem kräftigen Sprung war er auf dem nächsten Würfel, stieß sich ab und griff Papilio an.
 

At the core I've forgotten
 

Die Menge schnappte nach Luft, als der schwarzhaarige Sänger sich nicht rührte. Doch als Lynx ihn erreichte wurde dessen Schlag von einer schmaleren, anmutigeren Klinge pariert.
 

In the middle of my thoughts

Taken far from my safety

The picture is there
 

Immer schneller, immer erbarmungsloser wurde der Kampf der beiden Jungen. Sie flogen beinahe auf einander zu, doch keiner konnte sich einen Vorteil verschaffen.
 

The memory won't escape me

But why should I care
 

There's a place so dark you can't see the end

Skies cock back and shock that which can't defend
 

Und dennoch sah es so aus, als würden die beiden mit einander spielen, als würden sie den Schritten eines längst vergessenen Tanzes folgen, um ihrem Publikum einen einmaligen Anblick zu schenken.
 

The rain then sends dripping acidic questions

Forcefully, the power of suggestion

Then with the eyes tightly shut looking thought the rust and rotten dust
 

Nebel kroch über den Asphalt, umfloss die Füße der Bandmitglieder, die ungerührt dem Schauspiel beiwohnten, und bahnte sich seinen Weg durch die Reihen der Zuschauer.
 

A spot of light floods the floor

And pours over the rusted world of pretend

The eyes ease open and its dark again
 

From the top to the bottom

Bottom to top I stop

At the core I've forgotten
 

Sie sprangen auf Autowracks, standen auf Straßenlaternen und rannten durch die Straße, nur um ihre Klingen immer wieder auf einander treffen zu lassen.
 

In the middle of my thoughts

Taken far from my safety

The picture is there

The memory won't escape me

But why should I care
 

In the memory you'll find me
 

Bebend standen sie sich nun gegenüber, die Waffen immer noch blank in der Hand, aber die Arme schlaff an ihren Seiten.
 

Eyes burning up

The darkness holding me tightly

Until the sun rises up
 

Am Ende der Straße hinter der Band erhob sich die Sonne.
 

Papilio wandte sich zur Sonne, während Lynx zu den Zuschauern blickt und seine Stimme über sie hinweg ziehen ließ.
 

Moving all around

Screaming of the ups and downs

Pollution manifested in perpetual sound

The wheels go round and the sunset creeps behind
 

Die Schatten wurden wieder länger, die Sonne, die weiter gezogen war, sank wieder und ließ die Dunkelheit zurückkehren.
 

Street lamps, chain-link, and concrete
 

Die Finger schlossen sich wieder kräftiger um die Griffe und erneut begann der Kampf in der Dunkelheit.

Allein die flackernden Straßenlaternen spendeten den beiden Licht, die einen Augenblick voneinander abließen und in den Himmel blickten, zum Teil ohne ihn sehen zu können
 

A little piece of paper with a picture drawn

Floats on down the street till the wind is gone
 

Ein Blatt wurde vom Wind aufgeweht, der einsetzte und trug es mit sich mit. Allein für einen Wimpernschlag sah man es auf dem Eis hinter der Bühne, groß genug, dass ein jeder es erkennen konnte. Zwei Jungen und ein Mädchen standen lachend nebeneinander, die Arme ineinander verhakt und blickten in die Kamera.
 

The memory now is like the picture was then

When the paper's crumpled up it can't be perfect again
 

From the top to the bottom

Bottom to top I stop

At the core I've forgotten

In the middle of my thoughts

Taken far from my safety

The picture is there

The memory won't escape me

But why should I care
 

Ein gigantischer dunkler Schatten erhob sich. Wie ein Dämon stand er dort, rote Augen blitzten vor Hass und Geifer lief ihm aus dem Maul.
 

From the top to the bottom

Bottom to top I stop
 

Eine der starken, mächtigen Pranken schlug nach den beiden Kämpfern, die dem mit einem Sprung entkamen.
 

At the core I've forgotten

In the middle of my thoughts
 

Nun begannen die beiden das Wesen anzugreifen, doch es wehrte sie wie nervige Fliegen immer wieder ab.
 

Taken far from my safety

The picture is there

The memory won't escape me

But why should I care
 

In the memory you'll find me

Eyes burning up

The darkness holding me tightly

Until the sun rises up
 

Der blinde und der kräftige Junge wandten die Köpfe zu einander und nickten dem andere zu.
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Nun begann sie zusammen zu kämpfen. Schlag um Schlag, Stich um Stich, setzten sie dem Wesen immer mehr zu.
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Wenn es grade den einen abgeschüttelt hatte war der andere schon auf der anderen Seite.
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Now you got me caught in the act

You bring the thought back

I'm telling you that

I see it right through you
 

Bis es letztendlich fiel und sich im Schatten auflöste.
 

In the memory you'll find me

Eyes burning up

The darkness holding me tightly

Until the sun rises up
 

Papilio und Lynx standen friedlich nebeneinander und beobachteten die aufgehende Sonne.
 

In the memory you'll find me

Eyes burning up

The darkness holding me tightly

Until the sun rises up*4

o0O0o
 

Einer der Zwillinge trat aus den Schatten.
 

„Aus der Dunkelheit entkommen, gilt es die nächste Aufgabe zu bestreiten. Es ist an der Zeit seinen Weg zu finden, ihn zu beschreiten. Er verläuft nicht immer grade, er zweigt ab und man muss Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, wohin sie einen führen. Die einen sind leicht, die anderen schwer und dennoch entscheiden sie über das Leben. Auch wenn man seinen Weg selbst zu bestreiten hat, ist man nicht immer allein. Wege haben die Angewohnheit sich zu schneiden und es liegt an einem selbst, was durch diese Zusammentreffen entsteht. Findet man Gefährten, wird der Weg in neue Bahnen gelenkt, oder muss man zurückblicken, dass man einem Irrweg gefolgt ist? Zurück können wir nicht mehr, aber wir haben an der Abzweigung, an der wir ankommen sind, die Wahl, ob wir ihm weiter folgen, oder uns auf den vielleicht steinigeren, beschwerlicheren, aber richtigen Weg begeben.“
 

o0O0o

Die Sonne erhob sich träge zu einem neuen Tag. Ein Wald, in dem der Frühling eingekehrt war, erstreckte sich neben der Bühne, die ihren Platz auf einem staubigen Pfad hatte.

Wie, als würden sie sich bewegen, dem verschlungenen Pfad folgen, zog er an ihnen vorbei, ohne dass sie einen Schritt taten.
 

Horizon...rising...

up to meet the purple dawn
 

Morgendlicher Dunst waberte um sie herum und wurde von der Sonne in ihr frühes, purpurnes Licht getaucht, als der Wald lichter wurde und weite Wiesen sich um sie erstreckten. Das Stadion schien verschwunden zu sein und hinter der niedrigen Absperrung schien sich eine andere, unberührte, neue Welt zu erstrecken.
 

Dust demon...screaming...
 

Die milde morgendliche Brise wirbelte den Staub des Weges auf. Ein Dämon wurde aus ihm geformt, der mit dem grotesken Mund zu einem Schrei aufgerissen in die Menge geblasen wurde und dort wieder zu einer einfach Staubwolke wurde.
 

bring an eagle to lead me on
 

Über Alea konnte man einen riesigen, braunen Adler sehen, der seine Kreise zog und über die Zuschauer hinweg flog, wo er verschwand.
 

For in my heart I carry such a heavy load

Here I am on Man's road
 

Der Weg führte sie immer weiter, durch eine Hügelige Landschaft, deren Kuppen noch immer von frischem, saftigen, grünem Gras und Meeren aus bunten Blumen gesäumt waren.
 

...walking Man's road...

...walking Man's road...
 

I'm hungry...weary...
 

Wolken begannen am Horizont aufzuziehen. Felder hatten die Wiesen abgelöst und auf vereinzelten Weiden standen Rinder, weideten Schafe oder jagten Pferde.
 

but I cannot lay me down
 

Hin und wieder wurden vereinzelte Bäume passiert, doch sonst traf man nicht eine Seele.
 

The rain comes dreary
 

Der Himmel hatte sich verdunkelt und es begann nicht nur auf die Band hinab zu regnen, die schnell klitschnass war. Auch die Zuschauer spürten die Tropfen, dennoch blieben sie trocken.
 

- but there's no shelter I have found
 

It will be a long time

till I find my abode
 

Der Weg führte nun durch eine steinige und zerklüftete Gegend. Wie eine Schlange schien er sich einen Berg hinauf zu schlängeln, was man erkennen konnte, wenn man hinter Alea auf die Eiswand blickte, wo man auf den Weg zurückblicken konnte, den sie gegangen waren.
 

- Here I am!

...on Man's road...
 

...walking Man´s road...
 

Moon rising... disguising...
 

Die Nacht war herein gebrochen und der Mond erhob sich hinter den Bergen über das Tal, dass durchschritten wurde.
 

lonely streets in gay displays

The stars fade...
 

Die Sterne über ihnen verblassten, als Nebel um sie herum aufzog. Immer wieder konnten sie durch die Dunstschleier blitzen, doch ihr Kampf war vergebens. Dunkelheit herrschte, allein Papilio wurde vom Licht des Mondes beschienen. Wie eine Erscheinung stand er da und seine perlweiße Haut schien in dem schwachen Licht zu strahlen, heller als die Göttin der Nacht selbst
 

the night shade falls

and makes the world afraid
 

It waits in silence for the sky

- to explode

Plötzlich verschwand der Nebel und gab den Blick auf dem Himmel frei.
 

...here I am on Man's road...
 

Wie ein Feuerwerk regneten Sternschnuppen nieder, zogen ihren hellen Schweif hinter sich her und verglühten so jäh, wie sie begannen zu leuchten
 

...walking Man´s road...

...walking Man´s road...

...walking Man´s road...

...walking Man´s road...*5

o0O0o
 

Wieder sah man einen der Zwillinge und in einem jeden stieg die Gewissheit auf, dass es der andere war, als der der das vorherige Lied angekündigt hatte. Es gab nichts, wirklich nichts, woran sie das hätten ausmachen können, dennoch war es eine Gewissheit, die einfach da war.
 

„Auf welcher Seite stehst du, wenn es zum Äußersten kommt? Entscheidest du dich für eine Seite, oder hältst du dich raus? Eine solche Entscheidung sollte man nicht leichtfertig treffen. Erst wenn alle Facetten nur noch grau sind, weder weiß noch schwarz, und du weißt, wer du selbst bist, dann kannst du wirklich erkennen, wer der Feind ist. Und vergiss nicht, der Sieger schreibt die Geschichte und er war derjenige, der das Gute repräsentierte. Wie unterscheiden wir Gut und Böse, wenn doch beide in diesem Spiel des Krieges nach denselben Regeln spielen?“
 

o0O0o

Nebel zog auf, dass man nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen konnte, doch so schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder und gab den Blick auf das neue Spektakel frei, dass sich nun ihren Augen bot.

Zur linken erhoben sich die steinernen Maueren eines beeindruckenden Schlosses. Die schwere Fallbrücke aus dunklem, massivem Holz war hochgezogen und oben auf dem Wehrgang standen Gestalten mit Bögen in den Händen.

Zur rechten breitete sich ein Lager mit dicht aneinander errichteten Zelten aus, durch das vereinzelte Schemen huschten.

Dazwischen befand sich eine freie Fläche, in deren Mitte wieder die Würfel standen, so als wären Alea immer wieder mitten drin in dem Geschehen.
 

Auf diesem freien Feld standen sich zwei Heere gegenüber. Das eine, das vor den Toren der Burg stand, in schimmernden und polierten Rüstungen, das andere, vor dem Lager, in einfachen Kleidern, ledernen Harnischen und vereinzelten Kettenhemden.
 

Plötzlich verdunkelten Pfeile den Himmel und Schilde wurden hochgerissen. Die Schlacht hatte begonnen.
 

Manchmal muss man um zu siegen

alle Wälle überrennen
 

Die Heere prallten aufeinander, Schwerter kollidierten mit Schilden, Hiebe wurden pariert und Metall grub sich tief ins Fleisch.
 

alle Mauern muss man schleifen

alle Türme niederbrennen
 

Bunte Lichtblitze schossen aus den Tiefen der Heere hervor, ließen verschwitzte Körper in sich zusammen sinken, rissen blutende Schnitte in dreckige Haut, oder verpufften mitten in der Luft an den magischen Schildern ihrer Gegner.
 

Manchmal muss man um zu siegen

alle Gräben überspringen
 

Die Angreifer drängten die Ritter in ihren edlen Rüstungen immer weiter zurück durch das hohe Tor, das sich öffnete um seine Verteidiger in die Schützenden Mauern zu lassen, bevor es sich wieder schloss.
 

alle Tore müssen splittern

Wächter muss man niederringen
 

Doch das hielt die Angreifer nicht auf. Ein gigantischer Rammbock mit dem Kopf eines Leviathan, wurde von zwei dutzend Männern gegen die hohen Tore gerammt, bis diese zersplitterten
 

Schau die Feuer, hör die Trommeln
 

Der Kampf fand nun innerhalb der grauen Mauern statt. Als wenn man das ganze Szenario einfach etwas nach rechts ziehen würde, änderte sich die Perspektive und die Zuschauer konnten nun den Kampf im Innern verfolgen. Dort waren die Gerüsteten klar im Vorteil, wie die anderen auf freiem Feld im Vorteil gewesen waren
 

und ergib dich diese Nacht

Schau die Feuer, hör die Trommeln
 

So wurden die Angreifer wieder zurück geschlagen, wo sie zurück in ihr Lager gingen und beide Seiten auf den nächsten Zug warteten
 

Das Bild änderte sich. Ein königlicher Thronsaal manifestierte sich um die Bühne. Ein alter König saß auf seinem Thron, während Männer, in teueren Roben um einen Tisch mit Karten und Papieren standen, als würden sie etwas beraten. Doch diese Männer interessierten nicht. Das Augenmerk fiel auf einen hageren Mann, der an diesen vorbei, direkt auf den alten Herrscher zuschritt.
 

Manchmal muss man um zu siegen

keusche Unschuldsmiene zeigen
 

Mit geneigtem Haub trat er neben den Man und begann ihm ins Ohr zu flüstern. Immer fahriger wurden seine Hände hin und her geworfen, als wolle er aufgeregt irgendwas mit ihnen untermauern, woraufhin der König nickte und ein falsches, hinterhältiges Grinsen auf die Züge des Beraters trat.
 

sich in wahrer Demut üben

schüchtern sein und ganz bescheiden
 

Jedoch, als der Herrscher aufstand zog die Gestalt einen Dolch und holte aus, um den König von hinten niederzustechen.
 

Manchmal muss man um zu siegen
 

Einer der Männer, von denen, die um den Tisch standen, sah das Vorhaben des falschen Beraters und stoppte ihn mit einem Wurfmesser, das die Hand, in der er den Dolch gehalten hatte, traf.
 

Freunde morden und verraten

man muss lügen und betrügen
 

Doch als er zu ihm wollte, um ihn fortzuschaffen, wurde er jäh von einer Klinge an seinem Hals davon überzeugt, sich nicht zu rühren. Alle der Männer, die sich bis eben noch beraten hatten, zogen ihre Waffen und jeder begann jeden zu bekämpfen.
 

man muss säen böse Saaten
 

Schau die Feuer, hör die Trommeln
 

Plötzlich wurden die Tore zu dem Saal aufgestoßen und bewaffnete Ritter versuchten ihren König zu verteidigen.
 

und ergib dich diese Nacht
 

Doch direkt hinter ihnen folgten Männer in nachtblauen Roben und bekämpfen die Gardisten mit hellen Lichtblitzen, Flüchen, die von silbernen Schilden und Klingen zum Teil reflektiert wurden und zum Teil ihr Ziel fanden.
 

schau die Feuer, hör die Trommeln

ich gewinne diese Schlacht
 

Auch diese Szene verblasste und ein kreisrunder Saal schoss aus dem Boden. Die Wände waren aus gigantischen Spiegeln in feinen silbernen Rahmen. Zwei verhüllte Gestalten in schwarzen Umhängen bekämpften einander ohne Waffen und nur hin und wieder leuchteten rote, blaue und gelbe Lichter auf.
 

Schau die Feuer hör die Trommeln

und ergib dich diese Nacht
 

Immer schneller folgten Tritte Schläge und Kombos, doch keiner konnte ausmachen, wer von beiden der besserer war. Es war als wären sie gleich stark.
 

schau die Feuer, hör die Trommeln
 

Manchmal muss man um zu siegen

erst sich selbst im Kampf bezwingen
 

Die Kapuzen rutschen von den Köpfen der beiden und gaben zwei identische junge Gesichter frei. Entschlossenheit stand in ihren Blicken geschrieben und der Willen nicht zu verlieren, doch einer von ihnen grinste sein Gegenüber hämisch an.
 

seine Schwächen überwinden

jeden Zweifel niederringen
 

Schau die Feuer, hör die Trommeln

und ergib dich diese Nacht
 

Die Spiegel splitterten, wenn einer der Körper krachend in sie hinein flog. Hämisch sah der stehende zu dem, der sich wieder aufrappelte und erneut, erbarmungslos angriff.
 

schau die Feuer, hör die Trommeln

ich gewinne diese Schlacht
 

Schau die Feuer, hör die Trommeln

und ergib dich diese Nacht
 

Das Grinsen verschwand jäh, als der andere auf einmal seine Strategie zu ändern schien und seine Magie, wie Wellen aussendete, die ihn immer wieder von den Füßen rissen und letztendlich in den letzten noch ganzen Spiegel schleuderten, wo er kraftlos hinuntersackte und liegen blieb.
 

schau die Feuer, hör die Trommeln

ich gewinne diese Schlacht
 

Plötzlich erhoben sich wieder der Drache und der Phönix um Papilio und führten oben am Himmel einen Tanz auf, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
 

Schau die Feuer, hör die Trommeln*6

o0O0o
 

„Wir danken euch allen, dass ihr heute Abend hier her gefunden hattet.“

„Und vor allem Hoffen wir, dass euch unsere Show gefallen hat.“

„Aber vergesst nicht, was wir euch erzählt haben.“

„Erinnert euch unserer Geschichte.“

„Versteht und lernt aus ihr.“

„Es liegt an euch, dass die Welt in eine gute Zukunft sehen kann.“
 

Und mit diesen Worten wurde die Bühne dunkel. Es war vorbei.

Doch damit wollte sich niemand zufrieden geben. Keiner wollte schon gehen. Sie wollten mehr.
 

„Zugabe! Zugabe!“

Immer mehr stimmten mit ein, bis ihrer aller Stimmen zu einem lauten Donnern anschwoll und die Erde unter der Kraft erbebte.
 

Die Bühne wurde wieder erleuchtet und Papilio stand vor ihnen.
 

„Wisst ihr was ich sehe, ohne dass ich sehen kann? Alle die hier sind haben ihre eigene Geschichte, tragen ihre Vergangenheit und versuchen sich eine Zukunft zu schaffen. Ein jeder beschreitet seinen eigenen Weg. Einige schneiden sich, andere begegnen sich nie und manche laufen einige Zeit zusammen. So vieles, das uns unterscheidet, so vieles, das uns trennt. Ist es da nicht viel wichtiger, zu erkennen, was wir gemeinsam haben? Was seht ihr, wenn ihr die Menschen um euch betrachtet? Was seht ihr in den Gesichtern, die ihr kennt und was in denen, die euch völlig fremd sind? Soll ich euch sagen was ich sehe? Ich sehe Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Brüder und Schwestern. Denn das haben wir alle gemein. Wir sind eine Familie, so verschieden wir auch alle sind.“
 

o0O0o

Ein gigantischer Dschungel erhob sich um sie herum, tauchte alles in sein grünes, diffuses und doch so lebendiges Licht.

Bunte Blüten entfalteten sich, die fantastischsten Schmetterlinge landeten auf ihnen und tropische Vögel erhoben sich über die Menge. Kreischende Affen jagten sich durch die Wipfel, was ein Faultier nur mit einem verschlafenen Blick quittierte und weiter vor sich hindöste. Ein mächtiger schwarzer Panther lag faul auf einem der Äste und beobachtete mit gemächlich hin und her schwingendem Schwanz wie ein Kojote durch das Unterholz strich.

Ein roter Fuchs huschte im Unterholz umher, auf der Flucht vor einem flinken Luchs. Keiner stellte sich in dem Moment die Frage, was grade diese Tiere in einem tropischen Dschungel zu suchen hatten, viel zu sehr verloren sie sich in der Illusion plötzlich mitten in einem tropischen Wald zu stehen, wie es sie nur in entfernten Ländern gab.
 

Put your faith in what you most believe in

Two worlds, one family

trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see
 

Dieses Mal erwartete sie kein spektakuläres Schauspiel, dieses Mal war ihr aller Blick den schwarzhaarigen Sänger und die beiden Frauen gerichtet. Während Papilio vorne stand und das Lied sang, als würde es direkt seiner Seele entspringen tanzten Vulpecula und Folivora einen Tanz, der ihnen den Atem stocken ließ. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Er war aufreizend, frech und dennoch so voller Vertrauen, voller Anmut. Wild und gleichzeitig ruhig, frei und dennoch zurückhaltend.
 

A paradise untouched by man

Within this world blessed with love

A simple life, they live in peace
 

Ein Schwarm Kolibris flog wie ein eine Spirale um Papilio, der mit einem Lächeln ihnen mit verbundenen Augen nachblickte, in die Höhe.
 

Softly tread the sand below your feet now

Two worlds, one family

Trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see
 

Schwarze und weiße leuchtende Glühwürmchen begannen in den Tanz der beiden Frauen mit einzustimmen, umschmeichelten sie, forderten sie und bildeten dennoch eine Einheit.
 

Beneath the shelter of the trees

Only love can enter here

A simple life, they live in peace
 

Der Blick der Menge folgte einem besonders auffälligem Schmetterling und blieb an einer Gruppe Affen hängen, die in den Bäumen mit ihren Jungtieren saßen und dort an ihnen herumzupften, sie fütterten, oder sie einfach hielten.
 

Raise your head up

Lift high the load

Take straight from those that need you

Build high the walls

Build strong the beams

A new life is waiting

But danger's no stranger here
 

Ein Leopard schoss plötzlich aus dem dichten Grün und die Affen sprangen aufgeschreckt von einem Baum zum nächsten. Auch ein Schwarm Papageien entfalteten ihre Flügel und flogen knapp über die Köpfe der Menge, dass die meisten sich aus einem Reflex duckten. Doch als sie wieder hochsahen, war der Jäger verschwunden.
 

No words describe a mother's tears

No words can heal a broken heart

A dream is gone, but where there's hope

Somewhere something is calling for you

Two worlds, one family

trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see*7
 

Ein riesiges Feuerwerk explodierte über dem Stadion, der Wald verschwand, löste sich in Abermillionen kleine Lichter auf und ließ das Stadion so zurück, wie er es vorgefunden hatte. Nichts erinnerte mehr daran, dass hier eben noch das Konzert einer Band stattgefunden hatte, die ihres gleichen suchte. Der letzte Beweis waren die Zuschauer, die dort standen, und sich mit dem Gefühl einer inneren Ruhe auf machten wieder nach Hause zu gehen. Der Abend war vorbei, doch schon am Morgen, würde der ein oder andere wieder in den Sinn kommen, was er hier gehört hatte und sich vielleicht sogar Gedanken darüber machen.

o0O0o
 

~*~

Harry und Tom tauchten lachend wieder in der Eingangshalle auf, als Blaise schon auf sie zustürmte. Nachdem er und der Rest zurückgekehrt waren, hatte er versucht Harry zu finden – wobei Draco dafür gesorgt hatte, einen möglichst großen Bogen um das Zimmer zu machen, indem Tom das Konzert hatte verfolgen wollen. Doch nirgends war der Gryffindor zu finden gewesen, weder innerhalb der Mauern, noch auf dem Gelände, so dass sie schließlich doch die Todeszone viel zu enthusiastischer kleiner Dämonen betreten hatten, nur um festzustellen, dass auch der Lord wie vom Erdboden verschluckt war. Die wildesten Theorien aufstellend hatten die beiden zu ihren Paten gewollt, um sie darüber zu informieren, dass ein gefrusteter Lord und ein übermütiger Gryffindor irgendwo auf freiem Fuße waren, als genau die beiden Arm in Arm vor ihnen auftauchten und vor Freude richtig glühten.
 

„Hey, wo wart ihr zwei denn?“ kam es anzüglich von Blaise.

Draco schlug sich stöhnend die flache Hand vor die Augen. Blaise Zabini schien wirklich einen ausgeprägten Todeswunsch zu haben. Manchmal fragte er sich wirklich, was er an diesem suizidalen, völlig überdrehten Kerl fand.
 

„Ich wüsste nicht, was es dich anginge Zabini.“

Schlagartig hörten Harry und der Lord auf zu lachen und argwöhnisch strich die dunkle Stimme über den Jungen hinweg. Wie konnte er es sich anmaßen von ihm Rechenschaft zu fordern, wo er hinging?
 

„Was denkst du eigentlich...“

Harry war der Unmut ganz klar anzusehen, dass die gute Laune von eben verschwunden war, doch Blaise unterbrach ihn.
 

„Ich mein ja bloß. Tom wollte sich doch unbedingt das Konzert ansehen, aber anscheinend fand er es reizvoller mit dir einen Ausflug zu machen.“

Draco schüttelte den Kopf. Blaise war grade in jedes Fettnäpfchen getreten, das er hatte finden können. Hier würde nicht einmal mehr seine Hauseigene Ader für Verhandlungen was bezwecken können.
 

„Zabini, behalt deine seltsamen Fantasien gefälligst für dich“ blaffte Harry den weißhaarigen Jungen mittlerweile an.

Ihm behagte die Richtung überhaupt nicht, in die es grade ging. Draco konnte das nicht länger mit ansehen und schnitt seinem Freund das Wort ab.
 

„Was hast du da um dein Handgelenk Tom?“ wechselte er schnell das Thema, bevor Harry noch das Manor auseinander nahm oder einfach seinen Freund den Hals umdrehte.
 

Ein triumphierendes Glitzern blitze in den dunkelbraunen Augen auf. Der Lord das Handgelenk so, dass die beiden Slytherinschüler sehen konnten, was auf dem schwarzen Bändchen stand. Vor staunen, klappte den beiden der Mund auf. Zwar hatten sie fast das gleiche mit der violetten Schrift, doch hatten ihre nicht den V.I.P. Zusatz.
 

„Was? Wie bist du an ein VIP-Ticket gekommen?“ fragte Blaise, der zuerst seine Sprache wieder gefunden hatte.
 

„Vielleicht hat er ja den Sänger genagelt“ fauchte Harry und war im nächsten Augenblick schon davon gerauscht.

Zurück ließ er einen bedröppelten Blaise und einen verwirrten Lord, der nicht so recht wusste was da grad geschehen war. Harry wusste doch ganz genau, wie er … sollte den Jungen doch jemand verstehen, er tat es nicht. Selbst Draco verstand nicht, was das grade genau war. Aber das war nun mal Potter. Besser er fragte erst gar nicht.
 

~oO~0~Oo~
 

* Feuerkind von Subway to Sally

*2 Der Clown von Schandmaul

*3 Last Resort von Papa Roach

*4 Forgotten von Linkin Park

*5 Man’s Road von America

*6 Die Schlacht von Subway to Sally

*7 Two Worlds von Phil Collins
 

Zur Hilfe noch mal:

Latrans – Kojote - Fred

Samiri – Totenkopfäffchen - George

Papilio – Schmetterling – Harry

Lynx - Luchs – Neville

Vulpecula - Füchschen – Ginny

Folivora - Faultier - Luna

Der Windgeist

>>>Vorwort<<<
 

xX24. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: Vielleicht wird es ja eines Tages eine zu bemitleidende Seele wagen...:D
 

@Sevara-Snape: Schön, dass es dir gefallen hat^^ Was mit den Namen ist... irgendwann bekommt ihr auch darauf eine Antwort.
 

@suicide_girl: Wer weiß, das schon, aber schön, dass dir das Konzert gefallen hat.
 

@DarkDragonheart: Schön, dass es auch dir gefallen hat.
 

Ja, ich weiß, heute sind meine Antworten recht knapp, aber ich bin heute nicht sonderlich auf der Höhe.
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Der Windgeist ~*~
 

Der Raum war dunkel. Die Wände bestanden aus grobem Stein, die nur durch die hohen Fenster vom schwachen Licht des abnehmenden Mondes sanft beleuchtet wurden. Die alten Möbelstücke wirkten düster und warfen groteske Schatten in dem herrschenden Zwielicht. Allein eine Gestalt stand in der Finsternis, auch wenn sie selbst nur ein dunkler Schatten zu sein schien, und blickte konzentriert auf sein Ebenbild ihm gegenüber, dass sich immer mehr zu verzerren schien. Auf dem mannshohen Spiegel erschien ein Bild, das nichts mehr mit dem Raum gemein hatte, den er eigentlich reflektieren sollte und der schwarz gewandete Mann fiel mit gesenktem Haupt auf die Knie.
 

„Mylady.“
 

„Was ist es, dass ihr mich zu dieser Zeit zu sprechen wünscht?“
 

„Ein Magieweber ist in Erscheinung getreten.“
 

„Seid ihr euch sicher?“
 

„Ich bin Zeuge seiner Kunst geworden, so wie halb Britannien.“
 

„Konntet ihr ihn ausfindig machen?“
 

„Nein, leider nicht. Er zeigt äußerstes Geschick, sich nicht zu offenbaren. Selbst nennt er sich Papilio, doch weder er, noch seine Gefährten waren zu erkennen. Ein wirklich meisterlich gewobenes Stück Magie. Man konnte sie alle klar und deutlich sehen, doch sie zu identifizieren ist unmöglich gewesen.“
 

„Das klingt, als wäre er unterrichtet worden. Wisst ihr wie er gesinnt ist? Ein solch starker Gegner würde eine Menge Umstände aufwerfen.“
 

„Da kann ich mir nicht sicher sein, doch wäre er ein Gehilfe von Albus Dumbledore, hätten wir das bereits zu spüren bekommen.“
 

„Erklärt euch.“
 

„Der Weber scheint das Talent des Feuers zu haben.“
 

„Wahrlich eine ernstzunehmende Bedrohung. Beobachtet weiter, doch sollte er sich als Gegner offenbaren, müssen wir etwas unternehmen.“
 

„Wie ihr wünscht Mylady.“
 

„Seit ihr in euere Angelegenheit weitergekommen?“
 

„Es läuft zu meiner Zufriedenheit, auch wenn es anstrengend ist und einiges an Nerven kostet, auf den Jungen zu achten.“
 

„Das freut mich zu hören. Dem Jäger eine dunkle Nacht.“
 

„Dem Gejagten eine noch dunklere.“
 

Mit diesen Worten verschwand das Bild.
 

~*~

Frustriert hatte sich der dunkle Lord auf sein Bett geworfen. Ob es wohl irgendjemanden stören würde, wenn er diesem Fluch seiner Existenz, diesen Spross eines Baldwin* den Gar ausmachen würde? Was dachte sich Blaise Zabini eigentlich dabei? Wie, bei allen Dämonen, hatte er es geschafft, dass Harry so ausgeflippt war?

Wieder und wieder ließ er die Begegnung Revue passieren, doch er konnte einfach nicht sagen, was schief gegangen war. Diese anzüglichen Sprüche waren doch nichts neues, warum hatte der Gryffindor nur so allergisch darauf reagiert?
 

Dabei hatte der Abend doch so gut begonnen, als Harry ihn mit zu dem Konzert genommen hatte. Es war einfach atemberaubend gewesen. Die Show war ein Meisterstück der Magie gewesen. Etwas Vergleichbares hatte er noch nie in seinem Leben zu Gesicht bekommen. Und Alea erst. Einen Moment hatte er sich gefragt, ob man einfach die hübschesten Gesichter Britanniens zusammengesucht hatte, doch das verwarf er wieder, als er sah, wie harmonisch, wie perfekt die Gruppe zusammen agierte.

Aber auf jeden Fall hatte er gesehen, was er sehen wollte. Diese Lieder waren nicht einfach für die Massen gewesen. Nein, ein jedes war von einer solch intimen Persönlichkeit, dass man glaubte ein Teil des Lebens zu sein, von dem sie dort erzählten.
 

Hört den Anfang unserer Geschichte.

Denn sie ist wahr.

Das hatten sie gesagt. Die Geschichte eines schweren Lebens. Der Anfang von diesem. Egal über wessen Leben sie sangen, es muss ein Höllentrip gewesen sein. Allein die beiden ersten Lieder berichteten von der Einsamkeit, der Isolation in der die Person gelebt hatte. Das erinnerte ihn so sehr an seine Jungend, seine Zeit im Waisenhaus und den Anfang in Hogwarts. Doch dann, die Verzweiflung, der man nicht mehr standhalten konnte und bereit war den letzten Ausweg, den man noch sah, zu nehmen…

Auch wenn seine Zeit damals nicht einfach gewesen war, so weit hatte ihn das nie getrieben. Was war es also, dass diese Person so weit gebracht hatte, dass er es als letzten Ausweg sah, ihn vielleicht sogar versucht hatte zu beschreiten und was war es, das ihn hat dann trotzdem weiterleben lassen? Was war es, das ihn hat wieder aufstehen lassen, um weiter zu kämpfen, seinen Weg weiterzugehen?

Eines glaubte Tom aber zu wissen. Es musste ein Leben aus dieser Zeit sein, ein Leben zwischen dem ersten und dem jetzigen Krieg. Von jemanden, der beide Seiten kannte und nun versuchte allen zu zeigen, dass auch sie die Augen öffnen sollten.
 

Abrupt richtete der Mann sich auf. Alea versuchte die Hexen und Zauberer aufzuklären! Wieso hatte er das vorher nicht verstanden? Wie hatte er das nur übersehen können? Diese sechs Jugendlichen waren eine dritte Partei und er hatte es einfach übersehen. Sie waren nicht gegen ihn, vielleicht auch nicht wirklich für ihn. Sie hielten sich zwar bisher aus den Kämpfen raus, doch sie versuchten den Rest zum Nachdenken zu bringen.
 

Ein zufriedener Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht. Wenn die Menschen ihnen wirklich zuhörten, war der Plan genial. Ihn interessierte es immer brennender, wer diese Band war, die einfach aus dem Nichts gekommen war und noch mehr brannte er darauf zu erfahren, was Harry mit ihnen verband.
 

Und da war er wieder beim Anfang. Bei Harry. Heute wäre es eine schlechte Idee sich noch mal bei ihm zu bedanken. Wahrscheinlich würde der temperamentvolle Gryffindor ihn rösten. Am besten er wartete damit bis Morgen.
 

Plötzlich klopfte es, was ihn aus seinen Überlegungen riss und für einen irrwitzigen Moment schoss ihm durch den Kopf, dass es Harry sein könnte, doch im nächsten Augenblick erklang Daniels Stimme auf der anderen Seite.
 

~*~

Sanft strich Draco durch die weißen Haare des schlafenden Jungen neben ihm. Viele wären ob dieser Geste erschrocken, denn die meisten glaubten er wäre zu solch Gefühlen, die diese einfache Geste ausdrückte, nicht fähig.

Den Eisprinz von Slytherin nannten sie ihn auf Hogwarts, da er keine Gefühle zu haben schien, sein Gesicht wie eine Maske aus puren Eis zu sein schien.
 

Die wildesten Spekulationen kursierten in den alterwürdigen Mauern der Schule, wie er hatte so werden können, so gefühllos.

Die einen behaupteten, er hätte kein Herz und eine Seele aus Eis, die keine Gefühle entwickeln konnte. Völliger Schwachsinn.

Andere wiederum waren fest der Meinung, dass er nie gelernt hatte zu fühlen, da seine Eltern keinerlei Gefühle hatten. Hingegen dieser Behauptung waren seine Eltern sogar sehr gefühlvoll. Auch wenn sein Vater oft kühl und distanziert wirkte, nicht nur in der Öffentlichkeit, so spürte man, vor allem Draco, wie wichtig dem Mann seine Kinder und seine Frau waren.

Nein, der wahre Grund war viel komplizierter, viel verstrickter, und dennoch so einfach.
 

Draco war nie ein einfacher Junge gewesen, genau so wenig, wie Harry Potter je einer war und sie würden auch nie welche sein. Zwar war er in einer recht normalen Familie groß geworden und hatte eine ruhige Kindheit gehabt, doch in ihm schlummerte etwas, das nach und nach immer mehr zu Tage trat, bis es sich letztendlich voll entfaltet hatte. Eine Gabe, die sein Fluch werden sollte, den lange Zeit niemand zu brechen vermochte.
 

Es begann in dem Sommer, in dem Lyra nach Hogwarts ging. Er spürte Emotionen, die nicht seine eigenen waren, nicht seine eigenen sein konnten. Dort war der Hass auf seine Eltern, der ihm Angst machte, die Furcht vor seinem Vater, die er nicht verstand und die Abneigung sich selbst gegenüber, die ihn mehr wehtat als alles andere. Sie alle waren so klar, so intensiv, doch wusste er nicht woher sie kamen. Zu dieser Zeit verstand er noch nicht was mit ihm geschah, zu was er geworden war. Dort waren nur überall diese Gefühle, die nicht die seinen waren.

Doch was waren seine Gefühle? Wie sollte man Gefühle zeigen, wenn man nicht wusste was die eigenen waren?

So verschloss er alle tief in sich, sperrte alles aus und sein Lächeln erstarb.
 

Seine Eltern wussten nicht was mit ihm geschah und er spürte ihre Angst. Ihre Angst ihn zu verlieren. Zuerst vermuteten sie, dass es mit dem Fortgehen seiner Schwester zusammenhing, doch als diese im Winter zurückkehrte, wurden ihre Hoffnungen zerschlagen.

Die besten Heiler und Therapeuten gingen bei ihnen ein und aus, doch keiner von ihnen vermochte an Draco heran zu kommen.
 

Seine Schwester war jedes Mal, wenn sie wieder zuhause war, fuchsteufelswild und vertrieb einen nach dem anderen aus dem Haus.

Seht ihr nicht, dass diese Bastarde meinen Bruder nur quälen?“

Oft gab es Streit zwischen Lyra und ihren Eltern, immer wegen ihm. Sie war die Einzige, die verstand, die Einzige der klar war, dass ihm so nicht geholfen werden konnte, dass Wildfremde es nur schlimmer machten. Denn nicht immer gelang es ihm die Fremden Emotionen auszusperren.

Das war sein Fluch.

Empathie.

Er spürte die Gefühle von anderen, die um ihn herum waren, als wären es seine eigenen.
 

Aber so einfach war das nicht. Es gab immer welche, die aus der Reihe fielen. Bis heute war Draco zwei solcher Extrema begegnet und eine jede Begegnung sollte einen Schritt auf seinen Weg mit sich bringen, seinen Fluch zu einer Gabe zu machen.
 

Der erste war Blaise Zabini gewesen.
 

Narcissa war nie eine Frau gewesen, die einfach aufgab, weil etwas aussichtslos schien. Die besten Spezialisten scheiterten ihrem Sohn zu helfen, also ließ sie Marien Zabini rufen. Die Frau hatte keinen angesehenen Ruf, wie die anderen und ihre eher unkonventionellen Methoden waren unter ihren Kollegen verpönt, doch genau diese Kollegen hatten nichts ausrichten können.

Sobald seine Mutter der Meinung war, das die Frau genug Zeit nach der Geburt ihrer Zwillinge gehabt hatte, sich zu erholen, hatte sie sie direkt aus dem Mutterschutz geholt.
 

Nach außen hin wirkte die Frau, mit den kurzen, blauen Haaren und der Brille streng. Sie trug nicht dieses geheuchelte Getue, dass die anderen bei ihm, einen Kind, aufsetzten. Ihr Gesicht wirkte wie das einer Schneekönigin, eiskalt und ohne Gefühle, so wie sein eigenes, doch unter dieser Fassade konnte er spüren, dass sie wirkliches Interesse, nicht nur an seinem Fall, sondern auch an ihm selbst hatte.

Doch auch sie konnte nicht zu ihm durchdringen und seine Mauer überwinden, die er um sich herum gezogen hatte, um sich selbst zu schützen. Draco spürte ihre Resignation und irgendwie machte es ihn traurig, dass auch sie wie alle anderen wieder ging.

Umso überraschter war er gewesen, als sie zwei Tage später wieder zu ihrer Sitzung kam, doch dieses Mal nicht alleine.
 

Er war schon vielen Menschen und den unterschiedlichsten Gefühlen in jeglicher Intensität begegnet, doch nichts, wirklich gar nichts hätte ihn auf Blaise Zabini vorbereiten können.
 

Dessen Gefühle schienen alle anderen um ihn herum einfach in den Schatten zu stellen, so intensiv waren sie, und dennoch so klar zu erkennen, dass er sie ohne Probleme von seinen eigenen hatte unterscheiden können.

Alles andere als schüchtern war der weißhaarige Junge vor ihn getreten und hatte ohne Umschweife gefragt, ob sie nicht Freunde werden sollten. Es war das erste Mal seit fast zwei Jahren gewesen, dass Draco Malfoy gelächelt hatte.
 

Die zweite Begegnung…
 

„Worüber denkst du nach?“

Blaise’ Stimme klang verschlafen, als er sich zu Draco drehte und ihn aus müden violetten Augen anblinzelte.

Sanft fuhren die blassen Finger nun über die Konturen des fein geschnittenen Gesichts, die geschwungenen Wangenknochen, bis hin zu dem rosigen, leicht geöffneten Mund.
 

„Ich musste daran denken, wie wir uns das erste Mal begegnet sind. Erinnerst du dich noch?“
 

„Der Tag an dem meine Mutter meinte, dass sie mir mein Negativ zeigt? Einen Jungen der nie lachen würde. Sie hat mich angelogen.“

Beide lachten, bevor sich ihre Lippen zu einem kurzen aber sanften Kuss trafen.
 

~*~

Harry streifte indes durch das ruhige Manor. Stundenlang hatte er auf dem Dach von einem der Türme gesessen und hatte einfach seine Gedanken schweifen lassen. Er hatte völlig überreagiert, als sie wieder zurück gewesen waren. Doch es war einfach zu viel für ihn gewesen. Mit jedem Lied hatte er alles noch einmal durchleben müssen, jedes Gefühl von Schmerz, Wut, Verzweiflung und Einsamkeit. Er hatte einfach etwas Zeit gebraucht, um sich wieder zu fangen.

Doch nun schien es spät zu sein, wahrscheinlich mitten in der Nacht. Alle schienen schon zu schlafen, nur er war noch auf.
 

Aber er wollte auch noch nicht schlafen. Er hasste es zu schlafen. Morgens war er dann meistens völlig fertig und der Rest hatte dann auch nicht anderes zu tun, als ihn zu wecken, wenn er dann doch weg genickt war. Wenn er jedoch so völlig erschöpft einschlief verfolgten ihn keine Träume, keine Bilder, keine Erinnerungen.

Es war nicht so, dass er die Bilder versuchte zu verdrängen. Er hatte sich damit abgefunden, aber trotzdem hatte er keine Lust sie jede Nacht erneut durchleben zu müssen, immer wieder schreiend aus dem Schlaf zu fahren. Es war letztendlich egal, wie gut er mit ihnen klar kam, weniger schlimm würde sie dadurch nicht werden. Außerdem war morgen, oder vielleicht sogar schon heute sein 17ter Geburtstag. Endlich würde er volljährig werden. Endlich würde seine Magie sich völlig entwickelt haben und sich wieder beruhigen.
 

Als er einen der Gänge im, er vermutete Südflügel, entlangging riss ihn eine ärgerliche Stimme aus seinen Gedanken.
 

~Es ist immer das Selbe mit ihm.~

Der Junge erkannte die Stimme. Es gab auch nicht viele hier, die Parsel sprachen und noch weniger waren davon weiblich.
 

~Hey meine schöne Nagini, worüber regst du dich so auf?~

Lächelnd beugte sich der Junge hinunter und seine Augen blitzten verschmitzt auf.
 

~Harry? Du bist noch wach? Ach Tom. Erst verschwindet er den halben Tag, lässt seine Arbeit liegen und jetzt schläft er einfach darauf ein.~

Harry schmunzelte. Auch wenn die Begleiterin des Lords erst etwas überrascht schien ihm zu begegnen, fand sie doch schnell zurück in ihren Ärger. Zu dem amüsierte ihn die Vorstellung, wie der dunkle Lord Voldemort auf seinem Papierkram schlief. Das wollte er nur zu gerne sehen.

Ein wehmutiger Seufzer entfleuchte ihm. Das würde ihm wohl verwehrt bleiben.
 

~Kannst du mich zu ihm bringen? Dann lege ich ihn zumindest auf eine Couch, damit er morgen keine schlechte Laune hat. Du weißt ja wie er drauf ist, wenn er schlecht schläft und ich möchte nicht, dass er mir morgen den Tag vermiest.~
 

~Morgen? Du meinst wohl Heute~

Nagini kicherte und Harry fand, dass es ein seltsamer Klang war, wenn eine Schlange kicherte.
 

~Oder so.~
 

~Es wäre aber trotzdem nett von dir. Komm, folg mir einfach.~
 

So führte sie den Gryffindor in das Arbeitszimmer des Lords. Die Schlange wollte grade dazu ansetzten dem Elben zu erklären, wo er was in dem Raum fand, als sie eine sanfte, fast unmerklich Magiewelle durch den Raum gleiten spürte. Sie sah zu dem Jungen, der nun zielsicher zum großen, den Raum dominierenden Schreibtisch schritt und neben dem schlafenden Lord stehen blieb, wo er in die Hocke ging, das ihre Gesichter auf der selben Höhe waren.
 

Nagini hatte schon viel gesehen, aber dieser Junge…

Seit er hier war hatte sie ihn beobachtet, wie er, wenn er einen Raum neu erkundete, in den einfachsten Gesten seine Erforschungen untergehen ließ, wie sicher er bei den nächsten Besuchen war und wie geschickt er sich anstellte. Doch das war unfassbar. Er sah mit Magie, so wie Fledermäuse mit Ultraschall sahen. Das war eben so brillant wie unglaublich. Sie sah noch einmal zu den beiden, bevor sie eine gute Nacht wünschte und sich davon schlängelte.

Wenn Harry wirklich gegen Tom gekämpft hätte… nach dem heutigen Tage war sie sich nicht mehr so sicher, wer als Sieger daraus hervorgehen würde.
 

Vorsichtig strichen die Fingerspitzen der feingliedrigen Hände über die makellose, kalte Haut des schlafenden Vampirs.

Es war das erste mal, dass Harry sich wirklich fragte, wie der dunkle Lord wohl aussehen mochte. Seine Konturen schienen markant zu sein und ließen ihn wahrscheinlich sehr männlich erscheinen, nicht so fein und zerbrechlich, wie er selbst war. Die Haare waren weich und trotz allem glatt, nicht so wellig wie seine schwarze Mähne.
 

Wie mochte der etwas raue Mund wohl aussehen, wenn er lachte? Würden sich Grübchen bilden, wo er feine Ansätze dafür fühlte? Wie sahen wohl seine Augen aus? Waren sie rot, oder war das auch nur Show gewesen?

Feine Stoppeln konnte er an Wangen und Kinn ausmachen. Es war bestimmt ein sehenswerter Anblick, den schlafenden Lord mit Dreitagebart zu sehen, doch er würde ihn nie zu Gesicht bekommen.

Kurz schloss er die Augen und seufzte. Manchmal verstand er sich selbst nicht. Er sollte den Lord einfach auf das Sofa legen und verschwinden. Er war siebzehn. Eigentlich sollte ihn nichts mehr hier halten.
 

Vorsichtig richtete er den Vampir in dem bequemen Stuhl auf, strich dabei über einige der Papiere, was ihn inne halten ließ. Frustriert verzog er das Gesicht, aber erstmal sollte er Tom endlich umbetten. Wäre Nagini noch da gewesen, wäre sie wahrscheinlich nicht mehr sonderlich überrascht gewesen, wenn sie gesehen hätte, wie der so zerbrechlich wirkende Junge den Mann einfach auf seine Arme hob und ihn zu dem Sofa trug, wo er ihn ablegte und zudeckte, denn sie hätte die feine Magie gespürt, die kurz aufblitzte.
 

Harry musste schmunzeln, als er sich aufrichtete. Wenn er jemanden erzählte, dass er, Harry Potter, Junge–der-lebt, den bösen Lord Voldemort ins Bett gesteckt hatte, würde man ihn wahrscheinlich in die Innere vom Mungos einliefern.

Doch jetzt hieß es wohl seine geweckte Neugierde zu befriedigen. So setzte er sich an den Tisch und ging die Unterlagen dort durch. Mal sehen, was es so neues gab.
 

~*~

Blinzelnd öffneten sich braune Augen und blickten verwirrt zu der Decke in dem noch immer dunklen Raum. Er konnte also nicht lange geschlafen haben, aber wie war er hier hingekommen? Vorsichtig richtete er sich auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an einem schwarzen Schopf hängen blieb.
 

„Harry? Was tust du da?“

Noch immer klang seine Stimme schlaftrunken, was ein Schmunzeln über das Gesicht des Elbenblutes huschen ließ, doch der sah nicht auf als er mit ernster Stimme antwortete.
 

„Den dunklen Orden ausspionieren. Was glaubst du denn? Immerhin sitze ich an der Quelle und hab dessen Vertrauen.“

Skeptisch musterte Tom den Bengel, da er grad nicht wusste, wie der Junge es nun meinte, aber auf die Schippe nahm er ihn auf jeden Fall.
 

„Ich wusste gar nicht, dass wir ein eigenes Museum haben.“

Schalk tanzte in den grünen Augen, als Harry aufsah. Kopfschüttelnd schlug Tom die Decke weg und ging hinüber zu seinem Schreibtisch, um zu sehen, was das Balg nun schon wieder ausheckte.
 

~*~

Einige Stunden später fuhr Harry schweißgebadet auf. Er hatte wieder einen Albtraum gehabt. Wütend warf er eines seiner Kissen einfach in den Raum, ohne wirkliches Ziel und ließ sich frustriert zurück in die Kissen fallen. Das Leben war doch echt Scheiße. Nicht einmal heute konnte er ausschlafen.
 

/Alles wird gut. Tief durchatmen und einfach ignorieren. Dann seh ich heut halt wieder beschissen aus. War die letzten 15 Jahr auch nicht anders./

Immer noch müde robbte er aus dem Bett und fuhr sich durch die wilden Haare. Bad war wohl die beste Idee. Schlafen konnte er jetzt so oder so nicht mehr.
 

Immer noch etwas durch den Wind kam er lediglich in Shorts und mit einem Handtuch aus dem Bad, mit dem er sich noch die Haare trocken rubbelte, als er es spürte, etwas, dass er noch nie gefühlt hatte, was er nicht fühlen dürfte, doch es war da.

Ein Strahlen erhellte seine Züge, als er das Handtuch achtlos fallen ließ und dem blonden Mann mitten im Raum freudig in die geöffneten Arme fiel.
 

„Alles gute zum Geburtstag kleines Engelsblut.“

Melodisch strich die Stimme über Harry hinweg und er sah auf zu dem Mann. Leicht zog dieser die Augenbraue hoch, als er mit dem Finger über die makellose Haut neben dem rechten Auge fuhr. Nichts war von den kleinen Symbolen zu sehen, doch er spürte noch ihre Magie und eine andere, wie ein Hauch, die darüber lag. Anscheinend war er nicht der Einzige von seinem Blut, der ein Auge auf den Jungen hatte.
 

„Ich war so frei und hab dir ein paar Sachen aus deinem Schrank gesucht. Immerhin ist heute ein besonderer Tag.“

Mit sanftem Druck schob er den dunkelhaarigen Jungen zu dem Bett und reichte ihm einen Stapel Kleidung.
 

„Und dafür bist du extra hergekommen?“

Skeptisch befühlte Harry die Kleidung, zog sie aber trotz allem an. Eine leichte schwarze Hose und ein grünes hochgeschlossenes Shirt ohne Ärmel, mit silbernen Efeuranken darauf.
 

„Nein, nicht nur. Ich wollte dir mein Geschenk persönlich überreichen. Setzt dich hin und Füße hoch.“

Neugierig setzte sich der Knabe und streckte seine Füße, so dass der Mann, der sich vor ihn hockte, sie leicht auf seine Knie legen konnte.

Der feine helle Klang von Metall drang an ihre Ohren und etwas Kühles schlang sich erst um Harrys rechten und dann um seinen linken Fuß.

Doch bevor er fragen konnte, begann der Engel wieder zu sprechen.
 

„Es sind kleine, silberne Fußkettchen. Und hier“ eine kleine Schachtel aus Holz mit feinen Schnitzereien drückte der Blonde Harry in die Hände, bevor er fortfuhr, „ sind noch ein paar andere Schmuckstücke. Ich dachte mir, dass sie dir bestimmt gefallen werden.“
 

„Danke Raziel.“

Der Engel strich dem Jungen noch einmal über das noch immer feuchte Haar, bevor er wieder verschwand.

Der Tag fing doch besser an, als er gedacht hatte.
 

~*~

Unten beim Frühstück schien die Hektik ausgebrochen zu sein. Einige eilten an ihm vorbei durch die Tür aus dem Speisesaal und verschwanden. Nur wenige schienen noch da zu sein, welche sich aufgeregt unterhielten.

Anscheinend hatte man ihn noch nicht entdeckt, so machte er mit einem Guten Morgen auf sich aufmerksam.

Tom und Lucius, die letzten am Tisch, sahen auf und musterten Harry etwas ungläubig nach einem Blick auf die Uhr.
 

„Aus dem Bett gefallen? Du lässt dich doch auch sonst nicht um diese Zeit hier unten blicken.“

Harry zuckte jedoch als Antwort nur mit den Schultern und setzte sich an den Tisch.

Ihm war etwas mulmig, als er sich setzte und zielsicher nach der Kanne mit dem Schwarzen Tee griff. Irgendwie hatte er bei der Sache überhaupt kein gutes Gefühl.
 

Einige Zeit sahen die Männer zu, wie Harry an seinem Tee nippt, während er gedankenverloren vor sich hinzuträumen schien. Nebenher nahmen sie ihr Gespräch wieder auf, doch Harry hörte nicht zu. Erst der letzte Satz von Lucius Malfoy ließ ihn aufhorchen.
 

„Wenn alles gut geht, ist heute Abend alles über die Bühne.“

Was? Die wollten doch nicht etwa ins Museum? Gut, er und Tom hatten in der Nacht zwar noch lange an der Strategie gesessen, aber er konnte ihn doch nicht grade heute umsetzten wollen.
 

Harry wusste nicht, wie er sich grade fühlte. Er war sauer, enttäuscht, verletzt und vor allem wütend auf sich selbst. Wie hatte er auch nur annehmen können, dass irgendjemand hier an seinen verdammten Geburtstag dachte? Es war ja nicht so, dass er grade wegen diesem diese beschissene Narbe auf der Stirn trug. Nur weil eine Prophezeiung ein Kind für Ende Juli angekündigt hat. Da konnte man schon mal vergessen, dass das, was einen doch zu dem gemacht hat was man ist, genau heute war.

Am besten wäre er heute erst gar nicht aufgestanden, hätte die Decke über den Kopf gezogen und einfach abgewartet, dass auch dieser Tag vorbeiging.
 

„Iss doch was. Schon die ganze Zeit wo du hier bist isst du kaum. Immer nur Kleinigkeiten, oder du trinkst nur Tee.“

Jetzt reichte es Harry endgültig. Wer war er, dass er sich von einem Vampir Vorhaltungen über seine Essgewohnheiten anhören musste?
 

„Ich habe keinen Hunger. Es ist noch zu früh“ grummelte der Elb nur in seinen Tee, für manche ein deutliches Zeichen ihn in Ruhe zu lassen, doch nicht für den dunklen Lord.
 

„Das kannst du mir nicht erzählen. Auch mittags und abends isst du nur wenig.“
 

„Wer bist du? Meine Mutter?“ Harry blickte jetzt auf und blitzte den Mann mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.
 

„Nein, aber ich mache mir trotzdem Sorgen.“

Das war zu viel gewesen, das sah der blonde Berater sofort und machte sich auf das schlimmste gefasst. Das konnte heiter werden.
 

„Das sind ja ganz neue Töne. Vor einem Monat wolltest du mir noch, ich zitiere: die Haut vom Leib ziehen, die Augen auskratzen, mir meine Gedärme vorsetzten und mich mitsamt meiner Freunde in die Hölle schicken!

Harry war aufgesprungen. Seine Tasse war dabei umgestürzt und ein brauner Fleck zog sich langsam in den Stoff der weißen Tischdecke.
 

„Glaubst du nicht, dass sich seit dem einiges geändert hat? Du hast doch mit dem Frieden angefangen. Du hast mich nicht ausgeschaltet, als du die beste Chance dazu hattest. Ich versteh dich nicht. Gestern warst du noch nett und heute giftest du mich wieder an, weil ich mir Sorgen um dich mache? Was ist eigentlich los mit dir?“

Auch Tom hatte die Stimme erhoben und funkelte den Gryffindor bedrohlich an.
 

„Gar nichts, ich hasse es nur, wenn jemand meint mich bevormunden zu müssen, dem ich am Arsch vorbei gehe. Ich glaube ich bin alt genug, um selbst bestimmen zu können, wann ich was essen will. Mein ganzes Leben hat sich keiner darum geschert, da brauchst grade du, der mich bis vor kurzem Tod sehen wollte, nicht damit anfangen.“

Wütend stapfte Harry aus der Tür, direkt an einem Mann vorbei, doch das war ihm egal. Er wollte nur noch hier raus. So reagierte er auch nicht auf die Rufe des Neuankömmlings und verschwand einfach in dem nächsten Gang.
 

„Was hat er auf einmal. Ich versteh ihn einfach nicht. Wie kommt er darauf, dass er mir, wie sagte er so schön, am Arsch vorbei geht?“

Genervt vergrub der Lord sein Gesicht in seinen Händen. Dieser Junge würde ihn noch den letzten Nerv rauben. Irgendwas war schon wieder gehörig schief gelaufen und er wusste einfach nicht was.
 

„Wahrscheinlich weiß er nicht, wie er mit der Situation umgehen soll. Zudem bist du nicht sonderlich feinfühlig.“

Tom sah zu dem Werwolf, der grade den Raum betreten hatte.
 

„Und du weißt natürlich was mit ihm ist Lupin? Dann klär mich auf!“ fauchte der Vampir aufgebracht
 

„Fangen wir damit an, was Harry dir direkt an den Kopf geworfen hat. Bisher war er alleine auf der Welt und musste sich immer irgendwie durchschlagen. Nur wenn er nicht mehr weiter wusste hat er sich an andere gewandt. Du hast doch selbst bemerkt, dass er bis an seine Grenzen geht, und erst dann um Hilfe bittet. Er ist ohne Eltern aufgewachsen. Er kennt es wahrscheinlich nicht, dass man sich Sorgen um ihn macht. Du hast doch gesehen wie die Menschen ihn behandelt haben, bei denen er aufgewachsen ist. Glaubst du, dass sie ihm so etwas wie Zuneigung entgegengebracht haben? Er musste immer der Starke sein, doch er war und ist einsam, fühlt sich allein gelassen. Er ist ein herzensguter Junge, der alles für seine Freunde tun würde und keinerlei Gegenleistung dafür verlangt, aber er kennt es nicht, dass jemand dasselbe für ihn tun würde.“
 

„Und das andere?“

Worauf hatte der Mann noch angespielt? Was war da noch, dass ihm entgangen war?
 

„Das solltest du am besten selbst wissen, aber deswegen bin ich nicht hier. Du hast mir wegen etwas anderem Severus auf den Hals gehetzt. Also?“
 

~*~

Harry hatte indes die großen Portale in den Garten beinahe aus den Angeln gerissen, als er mit feuchten Augen auf das Gelände gestürmt war. Er hatte mit seiner Magie wohl etwas übertrieben, doch das war ihm egal. Jetzt wollte er nur alleine sein. Fort von Leuten, die einem nur wehtaten, ohne es selbst zu wissen. Die Wiese war im Schatten des Hauses noch feucht unter seinen nackten Fußsohlen, als er einfach der Nase nach in den Garten ging.
 

Verflucht, er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass der Lord noch heute aufbrechen würde. Er und seine ganzen Leute. Irgendwie hatte er gehofft, dass sie an seinen Geburtstag dachten, ihm gratulierten, und das Minky vielleicht einen kleinen Kuchen…

Er hasste sich dafür, dass er wirklich darauf gehofft hatte. Energisch fuhr er mit seinen Händen über seine Augen, um die Tränen weg zu streichen. Nein, er wollte jetzt nicht anfangen zu heulen. Sollten diese Idioten doch bleiben wo der Pfeffer wuchs. Die letzten 15 Geburtstage hatte er auch alleine gefeiert, mehr oder weniger, da machte dieses eine Jahr auch keinen Unterschied mehr, oder? Einer hatte immerhin an ihn gedacht und vielleicht warteten oben schon die Eulen von seinen Freunden, mit ihren Glückwünschen. Ja, das war ein guter Gedanke.
 

Grade wollte er sich wieder umdrehen, um den Weg zurück zu suchen, als das Wiehern eines Pferdes die sommerlichen Geräusche durchriss. Bisher hatte er noch nichts bemerkt gehabt, was auf die Anwesenheit von Pferden hingewiesen hatte, wenn Draco und Blaise wieder einmal mit ihm draußen waren, damit er sich von dem jungen Malfoy vorführen lassen konnte.

Mit frisch erwachter Neugierde und blühenden Enthusiasmus wandte er sich den Geräuschen zu und ging vorsichtig, auf jeden seiner Schritte achtend, um nicht über einen Felsen, oder andere Hindernisse zu stürzen, auf sie zu.
 

Bald konnte er das schlagen von Hufen und die Stimme einer Frau hören, die wütend in einer Sprache vor sich hin fluchte, die Harry nicht verstehen konnte. Er blieb stehen. Irgendwas stimmte nicht. Die gesamte Geräuschkulisse passte nicht. Es klang viel mehr, als würde das Pferd sich wehren, sich aufbäumen, während die Frau alles daran setzte, damit es nicht entkam. Plötzlich schrie sie auf und der donnernde Klang von den Hufen kam immer näher. Das Pferd hatte sich losgerissen und stürmte direkt auf ihn zu.
 

„Vorsichtig Junge! Geh da weg, er kommt genau auf dich zu“, durchschnitt die Stimme der Frau das Donnern wie ein Blitz, doch Harry machte nicht die geringsten Anstalten auszuweichen, blieb einfach stehen. Er spürte die ungezähmte, ungezügelte Magie des Wesens und die Fesseln in denen sie lag. Das war kein Pferd. Das war etwas viel Wilderes, Freieres.
 

Leicht breitete er seine Arme aus und das Pferdewesen stoppte direkt vor ihm, wo es sich wiehernd aufbäumte, doch der Junge rührte sich nicht.

Erst als es wieder auf allen vier Beinen stand und ungeduldig mit den Hufen über das Gras schabte, trat er näher heran und streckt langsam eine seiner Hände nach ihm aus, um es zu berühren. Sanft strichen seine feingliedrigen Hände über die Nüstern, während die wilden Augen eine jede Bewegung, eine jede Regung von ihm genauestens beobachten.
 

Behutsam wanderten die Finger weiter, während sich sonst nichts zu regen schien. Die violetten Augen des Wesens, sowie die roten Augen der Frau ließen Harry nicht los, fesselten ihn grade zu mit ihren Blicken, während seine grünen nur von ewiger Dunkelheit kündeten.
 

Kurz zuckte seine Hand zurück, als er das lederne Zaumzeug berührte und die fesselnde Magie in ihm spürte. Es tat ihm beinahe in der Seele weh, ein so freies Geschöpf in Fesseln zu sehen, wie er einst gefesselt wurde.

Wie konnte man einen Windgeist nur in einen Körper bannen und ihm somit sein ganzes Wesen nehmen? Es war grausam und abscheulich.
 

„Ganz ruhig meine Schöne. Ich weiß, dass du frei sein möchtest. Halte still und ich befrei dich. Ein so edler Geist wie du gehört nicht in einen Stall.“

Doch es zu befreien würde einem das Leben kosten. Wenn er die Fesseln lösen würde, würde die entfesselte Magie ihn wahrscheinlich töten, wenn der Geist sie nicht bändigte. Ein hohes Risiko.

Seine Finger strichen über eine der Schnallen und begannen sie zu lösen. Er zögerte keinen Moment, obwohl im klar war, welchen Preis das haben konnte. Dann starb er eben an seinem siebzehnten Geburtstag, wen interessierte es denn? Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er nicht einmal seinen sechzehnten erlebt.
 

„Nichts und niemand hat es verdient eingesperrt zu sein. Auch wenn du mich dann tötest, kann ich nicht mit ansehen wie ein Leben, dass nur in der Freiheit erblühen kann, hier vergeht.“

Er konnte die Frau schreien hören, dass er seine Finger von den Schnallen lassen sollte, doch er hörte nicht auf sie. Wenn er dabei starb ein so altes Geschöpf zu befreien, dann war es eben so. Was war er schon gegen solch ein Wesen?

Die letzte Schnalle löste sich und das Leder fiel mit einem dumpfen Geräusch in die Wiese. Im nächsten Augenblick spürte Harry schon den Druck der befreiten Magie und er schloss, das Unabwendbare erwartend, leicht lächelnd die Augen.
 

Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer unter dem Druck, doch langsam ebbte das Gefühl wieder ab und zurück blieb nur die leichte Sommerbrise, die über das Gelände strich. Etwas verwirrt blinzelte er, als ihm klar wurde, dass es vorbei war und er noch immer lebte. Einen Moment fragte er sich, ob er nun enttäuscht sein sollte, oder sich darüber freuen, doch es blieb nur die Verwirrung.
 

°Du bist ein interessantes Geschöpf. Ich werde dir dein Leben lassen.°

Es war keine Stimme in seinen Gedanken in dem Sinne, wie man sich das meist vorstellte. Es war viel mehr das Wissen, was einem mitgeteilt wurde. Erstaunt wandte er sich zu dem Geist, der immer noch in der Gestalt eines Pferdes vor ihm stand.
 

° Ich verstehe dich nicht. Du handelst ohne einen Preis zu verlangen.°

Ein Lächeln schlich wieder auf die blassen Züge des Elbenblutes, als dieser vorsichtig über die Nüstern strich.
 

„Ist das Wissen, was man getan hat, was man bereit war zu geben, nicht Entlohnung genug?“

Etwas in den violetten Augen vor ihm blitzte auf, doch er konnte es nicht sehen.
 

°Ich werde dir trotz allem ein Geschenk geben. Meinen Namen°, nahm Harry die machtvollen Worte in seinem Geist wahr und wich einen Schritt zurück.
 

„Das kann ich nicht annehmen. Das würde dich an mich binden.“

Energisch schüttelte er den Kopf. Er hatte ihn befreien wollen und nicht erneut fesseln. Den Namen eines Windgeistes zu kennen, bedeutete über ihn zu stehen, ihn zu beherrschen. Egal was er verlangte, der Geist würde sich beugen müssen. Nein, das konnte er nicht annehmen.
 

°Du bist eine reine Seele. Deine Ablehnung bestätigt mich nur. Mein Name lautet Seba.°

Harry konnte nichts dagegen tun, konnte sich nicht davor verschließen, so schloss er resigniert die Augen. Konnte einmal nicht etwas so laufen, wie es laufen sollte? Warum musste alle um ihn herum nur so kompliziert werden? Aber wie es schien, musste er das, was er begonnen hatte nun zu Ende bringen.

Mit einer ausladenden, jedoch kompliziert wirkenden Geste verbeugte sich nun der Schwarzhaarige.
 

„Es ist mir eine Ehre. In dieser Welt gebe ich dir den Namen Ferocia, wilder Mut, der dich von nun an, an meiner Seite begleiten wird.“

Ein Wiehern erklang und Harry konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass es ein Ausruf der Freude war.
 

°Erstaunlich. Du kennst die alten Riten. Ich bin immer mehr der Überzeugung, dass ich eine gute Wahl getroffen habe.°

Auch die Stute senkte ihr Haupt, bevor sie weiter sprach.
 

°Von nun an wirst du an meiner Seite Nedjem Kamen, der sanfte Blinde, gerufen. Komm. Begleite mich ein Stück.°

Erstaunt blickten seine grünen Augen zu ihr auf.
 

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“ fragte er etwas resigniert.
 

°Noch immer spiegeln deine Augen deine Seele wieder, doch ich spüre den Engelsbann und obwohl du dich nicht fürchtest siehst du mir nicht in die Augen.°

Etwas abwesend ging er ein paar Schritte, als etwas an seinem Shirt zupfte.
 

°Warum läufst du? Komm, ich werde dich tragen. Nicht dass du noch über irgendwas stolperst.°

Harry sah verwirrt zu Seba. Tragen? Er sollte auf ihr reiten?
 

„Das kann ich nicht annehmen. Ich komme auch so ganz gut zurecht.“

Er hörte wie sich die Stute hinlegte, um ihn das aufsteigen zu erleichtern.
 

°Habt dich nicht so. Nun komm schon. Es wird dir bestimmt gefallen.°

Noch einmal seufzte Harry, tat dann aber was sie von ihm verlangte. Sich zu wehren schien keinen Sinn zu haben. Vorsichtig verhakten sich seine Finger in der langen, weichen Mähne, bevor sie sich kurz wiehernd aufbäumte und mit ihm zusammen davon preschte.
 

Noch immer sah die Frau fassungslos auf die Stelle, wo eben noch der schwarze Windgeist mit der weißen Mähne und der Junge gestanden hatten. Silberne, kurze, glatte Haare umspielten sanft ihr Gesicht in der leichten Brise und ihre Augen glitzerten in einem gefährlichen blutrot. Ihre Beine hatten unter ihr nachgegeben und sie konnte immer noch nicht glauben, was grade vor ihren Augen geschehen war.

Wer war dieser Junge, der so dumm war einen Windgeist zu befreien? Fast einen halben Mondzyklus hatte es sie gekostet, um das Wesen von den Bastarden zu befreien, die es gefangen hatten und dann kam ein lebensmüder Bengel des Weges, den sie in ihrem Haus noch nie gesehen hatte, dem es gelang auch die letzten Fesseln zu lösen, ohne dabei das Zeitliche zu segnen

Wer war dieser Junge, der von einem Windgeist getragen wurde?
 

~oO~0~Oo~
 

* Baldwin: Dämonen, die der Sage nach einst von dem Teufel ausgesandt wurden, Zwietracht und Streit unter den Menschen zu sähen. Die Legenden um diese Gestallten ziehen ihre Wurzeln tief in die frühe Zeit der Magie, doch ihre Existenz beschränkte sich auf die Bücher, in denen sie als Kinderschrecken erschienen. Im modernen Sprachgebrauch wird jemand als Baldwin beschimpft, der Unfrieden stiftet, oder Leute gegeneinander ausspielt.

Der Überfall

>>>Vorwort<<<
 

xX25. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: So ist das als dunkler Lord... keine Zei zum nachdenken ;)
 

@DarkDragonheart: Mmmhh keine Schlechte Vermutung mit der Frau^^ Mal sehen, wie nah du dran bist...
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Der Überfall ~*~
 

„Du willst also etwas über das Volk Boreas’ wissen?“
 

„Weißt du etwas über sie?“
 

„Windgeister gehören zu den ältesten Geschöpfen, die auf dieser Erde wandeln. Nimm dich jedoch in Acht, denn sie gehören auch zu den tödlichsten. Sie sind frei, ungebändigt und wild. Einige nennen sie auch die Seele des Windes, da sie die reinsten Luftmedia sind, die es gibt, so wie Ifrits Volk Feuermedia, Gayas Erdmedia und Lirs Wassermedia. Wie sie wirklich aussehen wissen nur wenige, denn sie sind Gestaltwandler. Diese Wesen lassen sich nur selten auf jemanden ein und wenn, sind sie starke Verbündete. So, wie die Menschen jedoch sind, haben sie Wege gesucht und gefunden Windgeister zu fangen. Sie werden in den Körper gesperrt, den sie grade haben, was ihnen die Möglichkeit nimmt, ihre Gestalt zu wechseln, und ihre Magie wird gefesselt. Zwar sind sie noch immer mächtig, doch sind sie nicht mehr in der Lage sich zu befreien.“
 

„Das klingt grausam.“
 

„Das ist es. Doch sei gewarnt. Wenn sie sich doch irgendwie befreien, oder man ihnen die Fesseln nimmt, wird einen die entfesselte Magie töten, wenn man in seiner Nähe ist. Sie können sie bändigen, doch ihnen ist es egal, wen sie damit schaden, denn sie machen keinen Unterschied zwischen den humanoiden Völkern, so wie wir Ameisen nicht voneinander unterscheiden. Nur sehr selten sehen sie jemanden als würdig an und verschonen ihnen.“
 

„Du sagtest manchmal lassen sie sich auf jemanden ein. Erzähl mir mehr?“
 

„Du musst wissen, es gibt noch einen anderen Weg einen Windgeist zu unterwerfen. Wenn man seinen Namen kennt, kann man alles von ihm verlangen. Es ist sehr selten, dass ein solches Geschöpf seinen Namen preisgibt, denn es kann nicht verhindern, dass man diesen Namen weitergibt. Die alten Riten verlangen, dass sie einen neuen Namen erhalten, der nicht über sie herrscht, mit dem man sie dafür rufen kann, doch oft kam es vor, dass man sie verraten hatte.“
 

„Hier bist du also. Ah, wie ich sehe scheint ja etwas von meinen Stunden hängen geblieben zu sein.“

Harrys Kopf ruckte herum, als er eine zweite Gestalt in der Dunkelheit ausmachen konnte. Langsam wurde es heller und er schien auf einer weiten Wiese zu stehen. Sanft strich der Wind durch das saftige Gras und über ihnen konnte er vereinzelte Kreaturen über den Himmel jagen sehen.

Seufzend wandte er sich an den blonden Mann, der vor ihm stand und ihn musterte. Helle Gewänder verhüllten alles, ohne wirklich zu verbergen, wie schön seine gesamte Gestalt war. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Zügen, doch die Augen verrieten Harry, dass er sich grade wieder einmal in Schwierigkeiten befand.
 

„Schön dich zu sehen Raziel, auch wenn ich fürchte, dass ich gleich mächtig in der Tinte stecke. Umsonst dringst du nicht in meine Träume ein.“
 

„Nein, da hast du wohl recht. Ich möchte dich warnen. Sieh es als zusätzliches Geburtstagsgeschenk.“
 

~*~

Hier an dem ruhigen See hatte Seba gehofft mehr über den jungen Mann zu erfahren, der ihr ein Rätsel war. Sie hatte zwar nicht viel aus ihm heraus bekommen, denn Harry schien nicht gern über sich zu sprechen, dafür hatte sie andere Informationen erhalten. Zudem würde es noch oft genug Gelegenheiten geben, mehr über ihn zu erfahren, obwohl der Knabe sich als äußerst geschickt erwiesen hatte, Fragen auszuweichen, oder die Antworten so zu formulieren, dass sie im Grunde keine waren und nur noch mehr Fragen aufwarfen. Bis ihr das jedoch richtig klar wurde, war es meist zu spät.
 

Als er dann irgendwann eingeschlafen war, hatte sie sich um ihn gelegt, um ihn mit dem weichen, dunklen Fell zu wärmen. Er war erschöpft, das spürte sie, sah es ihm an, so ließ sie ihn gewähren. Die ganze Zeit über hatte sie ihn betrachtet, hatte versucht mehr zu erfahren, durch bloßes hinschauen, aber viel konnte sie nicht sagen, auch wenn das mehr war, als viele andere erkannten. Er war groß, aber so unheimlich leicht. Fast hätte sie ihn nicht gespürt, als er bei ihr auf den Rücken gesessen hatte. Lange hatte sie darüber nachgedacht, hatte Möglichkeiten erwogen und wieder verworfen, bis nur noch eine geblieben war.

Auch wenn er dünn, grade zu mager war, so erklärte das dennoch nicht dieses Federgewicht. Nicht bei einem Menschen. Engel hingegen waren äußerst leicht, da sie zum Fliegen geschaffen wurden. Wenn er das Blut der Engel in seinen Venen hatte, würde es so vieles erklären, was sie nicht zuzuordnen vermochte. Unter andrem den Engelsbann auf seinen Augen, denn normal zeigte dieses Volk sich nicht, mischte sich nicht ein.

Sie schnaubte.

Es würde aber auch erklären, warum der Junge so viel zu wissen schien, dafür, dass er unter einfachen Menschen aufgewachsen war. Einer von ihnen musste ihn unterrichtet haben.

An und für sich auch sehr ungewöhnlich, wenn sie bedachte, dass die meisten Engel die Nephilim, die Kinder eines Engel und eines anderen Wesens, nicht sonderlich schätzten.
 

Wenn zudem noch das Blut der Elben in ihm zirkulierte, war seine ganze Gestalt auch kein Rätsel mehr. Eine wirklich seltene und vor allem wunderschöne Mischung. Ein Lichtelb. Sie hatte von ihnen gehört, doch noch nie einen gesehen und ihr war auch noch nie ein Wesen begegnet, das diesem Jungen auch nur nahe kam. Zwar war er nicht so vollkommen wie die Engel, oder so grazil wie die Elben, aber dennoch schöner als diese Völker einzeln. Woher jedoch diese dunklen Haare kamen, blieb ihr ein Rätsel, ebenso wie diese ausdruckstarken, leuchtenden, smaragdgrünen Augen.
 

Auf einmal versteifte sich der Körper des noch immer schlafenden Jungen, nur um sich im nächsten Moment ruckartig aufzusetzen und die Augen erschrocken aufzureißen.
 

°Was ist los mit dir?°

Verwirrt stieß die große Wölfin Harry mit der Schnauze an.

Die ganze Zeit hatte er ruhig dagelegen, während sie ihren Gedanken nachgehangen hatte. Umso weniger verstand sie, warum er nun so verstört war, da er nicht den Anschein erweckt hatte, einen Albtraum gehabt zu haben.
 

„Der Orden will das Anwesen angreifen. Ich muss sofort zurück.“

Davon hatte Harry gesprochen. Hier in England herrschte ein Krieg aus Täuschung, Lüge und Verrat. Es war verwirrend und sie hatte das Ganze noch immer nicht ganz durchschaut, doch eines war ihr durchaus klar.
 

°Nein, das ist viel zu gefährlich. Du bleibst hier. Es ist keiner außer dir da. Du sagtest doch, sie seien alle fort.°
 

„Aber was ist mit den Kindern? Was ist wenn sie noch da sind? Außerdem, es gibt eine Menge wichtiger Unterlagen und Dinge, die ihnen nicht in die Hände fallen dürfen.“

Warum ihr plötzlich klar war, das sie ihn nicht stoppen konnte, wusste sie nicht, doch irgendwie machte es sie wütend und frustrierte sie zugleich.
 

°Was hast du vor?°
 

„Einen Bannkreis. Zwar kann ich nicht verhindern, dass sie in das Gebäude kommen, doch nichts wird mehr da sein. Ich muss nur … “ jedoch durchschnitt Seba ihm den Satz.

Sie wusste nun was er vorhatte. Sein Lehrer schien ihn auch in die hohe Kunst der Engelsbanne unterwiesen zu haben und auch wenn es sie faszinierte, dass dieser Junge sich zutraute einen Bannkreis über ein ganzes Gebäude zu sprechen, war es dennoch gefährlich. Zum einen koste es viel Magie ihn aufrecht zu halten und zum anderen musste er in ihm bleiben, damit er nicht fiel.
 

°Das ist Wahnsinn! Wenn sie dich entdecken...° aber auch ihr Einwand wurde unterbrochen.
 

„Das werden sie nicht. Und jetzt bring mich bitte da hoch. Ich würde es dir ungern befehlen müssen.“

Sie gab nach und ließ den Jungen auf ihren Rücken steigen. Dieses Mal musste sie sich nicht hinlegen, da sie als Wolf bedeutend kleiner war, als ein Pferd. Schneller als der Wind jagte der Windgeist zu dem alten Gemäuer hoch.

Dort angekommen sprang Harry von ihrem Rücken und stürmte in das Schloss.
 

°Pass auf dich auf Nedjem Kamen.°

Als der Gryffindor durch die Tür verschwunden war, war auch von ihr nichts mehr zu sehen. Das musste Harry ohne sie durchstehen, denn dorthin, in das Haus, konnte sie ihm nicht folgen.
 

~*~

Schwungvoll kreiste die blutrote Flüssigkeit in ihrem kristallenen Kelch, während blitzende Rubine diesem Schauspiel folgten, ohne es wirklich zu sehen. Die Gedanken hinter diesen eindruckvollen und vor allem ungewöhnlichen Augen, kreisten ebenfalls. Kreisten um einen Jungen, den die Frau nur aus der Ferne gesehen hatte, doch diese wenigen Augenblicke hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt, wie nur wenige zuvor.

Ein einfaches Menschenkind, ein Insekt gegen das alte Geschöpf, das neben ihm stand und dennoch schien der Windgeist nur ein Schatten neben diesem Jungen zu sein.
 

/Einbildung/ wies sie sich selbst zurrecht.

Er war nur ein einfältiges Kind, das wahrscheinlich nicht einmal wusste, was es dort tat.
 

/Warum hat er es dann getan? Warum hat er die Augen geschlossen, als die Magie hervorbrach und hat nicht versucht zu fliehen? Warum war er nicht überrascht gewesen? Hat er gewusst, was er tat? Und bei den Fängen des großen Dracula, warum zur Hölle hat er dann gelächelt?/

Fragen über Fragen und doch keine einzige Antwort. Sie sollte versuchen über etwas nachzudenken, das sie zu irgendeiner Lösung brachte, etwas, das sie verstehen ließ. Am besten ging sie das Problem von einer anderen Seite an.

Dass der Junge hier war hieß, dass er irgendwas mit ihrem Sohn oder ihrem Mann am Spitzhut hatte, aber was? Wussten diese, was sie sich dort ins Haus geholt hatten? Und wo waren die beiden abgeblieben?
 

„Ach, bei den Dämonen der sieben Höllenkreise!“

Wütend warf sie den Kelch lang durch den Raum, doch bevor er die Wand berühren konnte, war er einfach verschwunden, so wie alles andere im Raum.

Auch der Sessel, auf dem sie bisher gesessen hatte. Mit einem Rums und einem unschönen Fluch in dem osteuropäischen Dialekt der Vampire, landete die silberhaarige Frau recht unsanft auf dem Boden.
 

Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Wer kam auf die Idee einen Bannkreis zu ziehen? Vor allem: Wer? War ihr noch irgendwas entgangen? Bei allen Mächten, was ging hier verdammt noch einmal vor?
 

Murrend stand sie auf und ging zur Tür. Sie würde das schon noch rauskriegen und gnade Dracula dem Bastard, der das hier zu verantworten hatte. Sie war grade so richtig in Stimmung jemanden zu zerfleischen.
 

Grade als sie die Klinke runter drücken wollte hörte sie, wie etwas in den unteren Etagen explodierte. Das Geräusch von splitterndem Holz drang an ihr feines Gehör und ihr war klar, dass jemand das Eingangsportal zu Sägespänen verarbeitet hatte. Wie die Augen des Lords flammten die ihren vor Wut blutrot auf. Diese Tore waren von ihrem Urgroßvater selbst dort eingesetzt worden. Das würde Tote geben. Niemand hatte es zu wagen ihr Haus zu demolieren.
 

Vor der Tür eilten Schritte her. Sie wunderte sich einen Moment, wie schnell sie hier hochgekommen waren, doch kümmerte es sie nicht weiter. Stattdessen riss sie die Tür auf, bereit jemandes Eingeweide in den Gängen zu verteilen, sah jedoch nur noch, wie ein schwarzer Haarschopf um die Ecke flitzte. Sonst war der Gang wie ausgestorben.
 

/Schwarze Haare?/ stutzte sie.

War das nicht der Junge vom Morgen? Sie sollte wirklich mal ein ernstes Wörtchen mit ihrem Spross reden und ihren Mann in den Kerkern aufhängen.

Ein verschlagenes Lächeln zog kurz über ihr sonst schönes Gesicht. Ein wirklich reizvoller Gedanke, egal, wo der so plötzlich herkam.

Doch dafür war jetzt nicht die Zeit. Hier ging irgendwas vor, das Ärger bedeutete. Großen Ärger.

Vielleicht war das der Junge von vorhin gewesen und vielleicht würde sie von ihm ein paar Antworten bekommen, wenn er sich nicht wehrte und sie ihn lebend erwischte.
 

~*~

~Nagini, Salena, wo seid ihr? Kommt bitte, wir werden angegriffen und ich brauche euch!~

Harry lief einen der Gänge im Haupttrakt entlang, irgendwo im dritten Stock in der Nähe der Bibliothek, als ihm endlich jemand antwortete. Der Bann war gelegt und der Orden mittlerweile da, immerhin waren sie ja auch nicht zu überhören gewesen, doch ihm war auch klar, dass er alleine einige Probleme haben würde, den Rest in Sicherheit zu bringen.
 

~Was ist kleiner Tollpatsch? Was ist hier los?~ hörte er die Stimme von Salena, an der er grade vorbei rannte.

Schlitternd kam er zum stehen und ging zurück. Erst jetzt hörte er die Schritte, die ihm gefolgt waren und sich schnell näherten. Hastig stellte er sich in die Nische, in der die Schlange lag und drückte sich an die Wand darauf hoffend, unentdeckt zu bleiben. Wenn der Orden erfuhr, wo er zurzeit wohnte, würde er mächtige Probleme bekommen. Kurz zuckte er zusammen, als Salena sein Bein umschlang und sich daran machte, sich an ihm hoch zu schlängeln, um sich um seinen Körper zu legen. Sie war zwar etwas schwer, aber mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, mit ihr oder Nagini umherzustreifen.

Leise und schnell erklärte er ihr die momentane Situation, verstummte aber abrupt, als die Schritte fast bei ihm angelangt waren, jedoch an ihm vorbei gingen. Grade wollte er aufatmen, als es plötzlich still war und im nächsten Moment die Schritte direkt auf ihn zukamen.
 

~*~

Mit zu Schlitzen verengten Augen sah die Frau zu dem Jungen. Langsam glitten ihre Augen von dem ernsten Gesicht, hin zu dem Zauberstab, der direkt auf sie gerichtet war.
 

/Ebenholz. Wie…/ schoss es ihr durch den Kopf, bevor sie plötzlich in dem Gedanken inne hielt.

Sie erkannte den Stab. Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als sie an ihren Gürtel, zu einem länglichen Lederhalter, griff, doch der war leer.

Wieder sah sie zu dem Balg, das sie mit ihrem eigenen Stab bedrohte, und versuchte auszumachen, wer und was er war, konnte jedoch nichts Besonderes feststellen, außer dass er schnell sein musste. So schnell, dass es ihm gelungen war, ihr den Zauberstab abzunehmen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Vor ihr stand definitiv kein Mensch, auch wenn sie nicht ausmachen konnte, was er sonst sein sollte. Der feine Geruch nach Mandel und Honig, den er an sich hatte, war angenehm, doch sonst roch er nach nichts. Etwas das gar nicht sein durfte. Eigentlich sollte sie in der Lage sein, sein Wesen zu erkennen, die Magie, die durch sein Blut floss, riechen, doch da war nichts. Als würde er gar nicht existieren, als würde er nicht leben, als wäre er… tot.
 

Etwas auf Höhe ihres Bauches zischte und ihre Augen glitten zu der blauen Schlange um den Bauch des Jungen, der doch tatsächlich in Parsel antwortete. Was hatte die Schlange ihres Mannes mit diesem Jungen zu schaffen und wieso zur Hölle, verstand er sie?
 

/Oh, Salazar mein Freund, ich glaube du hast mir einiges zu erklären./

Sie griff nach dem Stab, den ihr dieser Bengel plötzlich hinhielt und widerstand dem Drang, dessen schwarze Spitze dem Jungen an die Kehle zu drücken. Leute waren manchmal gesprächiger, wenn man nett zu ihnen war. Eine Gunst, die ihr herumtreibender Ehemann nicht zu spüren bekommen würde, wenn ihre Vermutung bestätigt würde. Parsel wurde vererbt…
 

„Was geht hier vor sich?“ ihr herrischer Ton erinnerte Harry irgendwie an seine Hauslehrerin Professor McGonagall.
 

„Viel Zeit für Erklärungen bleibt uns nicht. Der Orden des Phönix greift das Haus an. Tom ist mit dem Rest los ein Buch zu besorgen. Wissen sie, wer noch alles hier ist?“

Die Frau war einen Moment irritiert von dem Ton in dem er mit ihr sprach. Sie konnte sich der Stimme des Jungen irgendwie nicht entziehen und antwortete ihm.
 

„Es sind noch einige Kinder hier. Im Spielzimmer im Nordflügel.“

Die Worte waren einfach über ihre Lippen geglitten, bevor sie sie hatte stoppen können. Bevor sie jedoch irgendwas hinzufügen konnte schnitt der Bengel ihr das Wort ab.
 

„Sie müssen mir helfen, sie hier raus zu bringen. Kommen Sie.“

Der Junge eilte wieder los, dieses Mal in die Richtung des Nordflügels und sie folgte ihm, wusste der Teufel warum. Ihr war durchaus klar, dass die Lage ernst war, doch das wollte ihr Verstand noch nicht so richtig in Angriff nehmen. Viel mehr versuchte sie herauszufinden, wer das war und warum sie sich, bei allen Clanen des Nordens, von ihm herumkommandieren ließ.

Sie knirschte mit den Zähnen.
 

„Wer bist du, bei Merlins Gnaden, verdammt noch mal? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“

Kurz stockte der Junge, als würde ihm etwas einfallen, worauf ein kurzer, aber unschöner Fluch folgte. Schnell durchwühlte der Knabe seine Taschen, schien aber nicht zu finden was er suchte. Dann bückte er sich und löste ein silbernes Kettchen von seinem linken Fußgelenk, dass er genau zu mustern schien. Irgendwas murmelnd drehte er das Metall in seinen Händen, bevor sie spürte wie Magie kurz, aber deutlich aufflammte und in das Schmückstück zu fließen schien. Wieder legte er es sich um den Fuß und schloss die Augen. Er schüttelte sich etwas, als würde ihm kaltes Wasser den Rücken hinunterlaufen, aber das nahm die Frau nur am Rande wahr. Seine Haare schienen durch diese Geste plötzlich zu wachsen und färbten sich langsam von der Wurzel, bis hin zu den Spitzen blau. Seine Gesichtszüge änderten sich, bis hin zu den Augen, die sich, wie auch schon die Haare, von Innen nach Außen blau färbten. Im nächsten Augenblick stand ein völlig anderer Junge vor ihr und nicht ein Funken Magie erklärte diese Veränderung, oder hing das mit dem Zauber zusammen, den er auf das Kettchen gesprochen hatte? Ohne Stab, wie ihr erst jetzt auffiel.
 

„Bin ich noch zu erkennen?“

Da war es wieder. Wieder konnte sie nicht anders, als ihm mit einem klaren Nein zu antworten. Der Junge setzte seinen Weg fort und schien sich erst dann wieder ihrer Frage zu besinnen.
 

„Mein Name ist Harry. Ich bin hier so etwas wie ein Gast.“
 

„Was soll das heißen, so etwas wie? Und wieso wechselst du andauernd deine Gestalt?“ fragte sie gereizt, als sich der Junge wieder zurück verwandelt hatte, jedoch unbeirrt weiter ging.

Wie sie es hasste, keine Ahnung zu haben, was vor sich ging.
 

„Damit mich Dumbledores Leute nicht erkennen, doch ewig werde ich diese Illusion nicht halten können. Mehr Magie konnte ich nicht in das Kettchen legen, sonst wird der Bannkreis vielleicht nicht lang genug halten.“
 

„Wie...“

Wie hatte dieser Grünschnabel es geschafft einen Bannkreis um das ganze Haus zu ziehen? Und wie konnte er in der Lage sein, Magie in ein Schmuckstück zu legen? Bei den Zehn Weisen, das war hohe weiße Magie.
 

„Ich kann mich noch nicht offen gegen den alten Mann stellen. Wie viele Kinder sind im Gebäude?“

Ein abrupter Themenwechsel, doch dieses Mal schaffte sie es sich dem Drang, ihm zu antworten, entgegenzustellen. So nutzte sie die Gelegenheit.
 

„Wer bist du genau?“

Sein Vorname hatte sie kein Stück voran gebracht.
 

/Bei Draculas Reißzähnen, der Junge befreit einen Windgeist, überlebt diesen Selbstmordakt und reitet auf diesem davon, dann taucht er wieder auf, legt einen Bannkreis, der größer ist, als zehn Magier bewerkstelligen können und wechselt ohne einen Funken Magie seine Gestalt. Entweder ist das hier ein mächtiger Scherz, oder einfach nicht möglich./
 

„Harry James Potter.“

Wer der Hausherrin schon einmal begegnet war, hätte in diesem Moment jeden Glauben an das Fortbestehen der Welt, wie er sie kannte, verloren, als die Frau plötzlich strauchelte und beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
 

Harry Potter? So wie in der-Junge-der-lebt? Dumbledores ultimative Waffe? Gast in diesem Haus?

Der Junge log. Es konnte einfach nur eine Lüge sein.

War das der Grund, warum niemand hier war?

Ein tiefes Grollen rollte ihre Kehle hinauf, als sie sich auf den Jungen vor sich stürzte. Niemand schadete ihrer Familie, ohne mit dem Leben dafür zu zahlen.
 

~*~

Überrascht versuchte Harry dem plötzlichen Angriff ausuzweichen, doch die scharfen Klauen zerrissen die Haut seines rechten Arms. Erschrocken blickte er in die Richtung der aufgebrachten Vampirin, die nun mit gezogenem Zauberstab vor ihm stand.
 

„Wo sind die Bewohner?“

Harrys Gedanken rasten. Es scheint ein Fehler gewesen zu sein, der Frau zu sagen wer er war. Verdammt. Er hätte vorsichtiger sein sollen, als sie noch einmal nachgefragt hatte, wer er war. Es hätte ihn stutzig machen sollen. Sich zu überlegen, wie man es hätte besser machen können, brachte ihm jetzt auch nichts mehr. Stattdessen sollte er sich Gedanken darüber machen, wie er die Situation entschärfen konnte. Doch wie sollte man mit einem aufgebrachten Vampir reden? Das war schon bei Voldemort meist schief gelaufen. Versuchen musste er es. Vielleicht hatte er ja Glück.
 

„Das habe ich doch gesagt. Die sind unterwegs…“ weiter kam er nicht, den die aufgebrachte Frau schnitt ihm das Wort ab.

Soweit zum Thema Glück. Anscheinend schien das Temperament des Lords von seiner Mutter zu kommen.
 

„Hör auf mich weiter anzulügen. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir deine Geschichte abnehme, Potter. Als wäre ein Kind wie du in der Lage ein ganzes Gebäude zu bannen. Du solltest schnell mit der Wahrheit kommen, sonst werde ich dir dein hübsches Köpfchen von den Schultern trennen. Glaub mir, ich bin da nicht grade zimperlich.“

Nein, reden würde nichts bringen. Auch wenn es ihm nicht behagte, so war eine kleine Machtdemonstration wohl unausweichlich. Jedoch musste er Vorsicht walten lassen. Nur wenn sie das Gefühl bekam, dass er ihr überlegen war, hatte er eine Chance. Er musste also schnell sein, den Überraschungsmoment nutzen. Er machte sich keine Illusionen darüber, eine Vampirin auf die schnelle besiegen zu können, doch ein Kampf würde sie Zeit kosten. Zeit, die sie nicht hatten, die die Kinder nicht hatten.
 

Die grünen Augen schienen sich zu verdunkeln und hatte seine Haltung bisher von Überraschung gezeugt, kam es ihr nun vor, als würde sie einem Elben gegenüberstehen, der begann mit seinem Opfer zu spielen. Einen Moment irritierte sie der Eindruck, doch da sprach der Junge wieder.
 

„Ich will nicht gegen Sie kämpfen. Für solche Spielchen haben wir nicht die Zeit. Überlegen Sie es sich gut, oder ich werde das hier schnell zu einem Ende bringen.“
 

„Glaubst du, dass du mir drohen kannst?“

Das nächste, das geschah, ging einfach zu schnell, selbst für die Vampirin. Sie konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, wie es Potter gelungen war, sie von den Füßen zu reißen, sie zu entwaffnen und ihr wieder den eigenen Stab an die Kehle zu halten.
 

„Ich weiß, dass ich dir drohen kann, Blutsauger.“

Bevor sie antworten konnte, war der Junge wieder aufgestanden und hatte ihr den Stab vor die Füße geworfen. Harry hoffte, dass sie einen Waffenstillstand erkannte, wenn sie ihn sah.
 

„Tick, tack, tick, tack, die Zeit läuft uns davon. Sollen wir das wiederholen, oder bist du endlich bereit mir zu vertrauen, Cruenta Slytherin? Wenn ich dich töten wollte, dann würdest du nicht mehr hier sein.“

Seine Stimme war ruhig, fest und dennoch mit einer klaren, unmissverständlichen Drohung. Sein ganzes Wesen schien von einem Moment auf den anderen völlig um geschwungen zu sein. Vor ihr stand nicht mehr der junge Mann, dem sie bis eben gefolgt war, auch nicht der Elb, der mit ihr spielte, wie die Katze mit der Maus. Nein, dieser war anders, dunkler und dennoch… sie wusste nicht, wie sie es beschreiben sollte… es gab keine Worte dafür, die erklärten, warum sie bereit war, ihr Schicksal und das aller in diesem Anwesenden in seine Hände zu legen. Es war, als würde vor ihr das Wesen stehen, das der Junge war und dennoch schien es ihn einfach nicht zu geben.
 

Auch wenn sie sich wiederholte: Ihre beiden Männer hatten ihr eine Menge zu erklären.

Sie ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren, rief sich alle Ereignisse ins Gedächtnis, die sie heute mit diesem Bengel erlebt hatte und ihr wurde eines klar: Wenn dieser Junge der Feind war, hatten sie verloren.

So ungern sie es auch zugab, aber Albus Dumbledore hatte hervorragende Arbeit geleistet diesen Junge zu der Waffe zu machen, die er war, auch wenn dieses Stück anscheinend seinen eigenen Willen hatte, wenn man ihm denn wirklich glauben konnte. In dem Augenblick wusste sie nicht wer mehr ihre widerwillige Achtung verdient hatte. Der Puppenspieler, der sie geformt hatte, oder die Puppe, die sich anscheinend von ihren Fäden hatte lösen können?

Nur brachte es nichts, sich in einer solchen Situation philosophischen Fragen zu stellen.
 

„Sag mir, wie ist dir der Bann gelungen.“

Der Junge seufzte und streckte seine Hand aus. Es hatte keinen Sinn, sich dumm zu stellen und würde Zeit kosten.
 

„Eine Bitte habe ich zuerst.“

Einfach so, würde er sich gewiss nicht offenbaren.
 

„Was für eine Bitte?“

Cruenats Stimme klang misstrauisch. Mit gerunzelter Stirn beobachtete sie den Jungen und warf undeutbare Blicke auf dessen ausgestreckte Hand. Vor allem auf die zwei feinen Linien, die sein Handgelenk zeichneten. Zeugnisse über das Seelenleben hinter den kraftvollen, grünen Augen.
 

„Ein Geheimnis für ein Geheimnis.“

Sie verstand. Egal was sie über diesen Jungen wusste, sollte sie für sich behalten. Eine große Bitte, denn sie hieß ihrem Sohn und ihrem Mann zu verschweigen, was dieser Junge konnte, denn irgendwas sagte ihr, dass sie keine Ahnung hatten. Anderen Falls würde Harry Potter sie bestimmt nicht um ihre Verschwiegenheit bitten.
 

„Dein Geheimnis ist bei mir sicher, solange du dich nicht gegen uns stellst“ nickte sie und ergriff die Hand.
 

Als sie stand, folgte sie einer wegwerfenden Geste des Jungen und fixierte ein Symbol auf dem Boden, das sie das letzte Mal vor Jahrhunderten in einem Märchenbuch gesehen hatte. Ihre Augen weiteten sich. Jetzt verstand sie, wie ein Einzelner in der Lage war, um dieses Haus ein Bannkreis zu ziehen, auch wenn sie geglaubt hatte, dass es diese Magie nicht mehr gab, sie nur noch eine Legende war, so wurde sie nun eines besseren belehrt. Eine solche Entwicklung konnte alles bedeuten, oder auch nichts.

Wieder sah sie zu dem so unscheinbaren Jungen, der eine solch alte Kunst beherrschte.
 

„Kann man dir trauen?“

Eine einfache Frage und dennoch Fundamental.

Irgendwas in ihr sträubte sich gegen den Jungen zu kämpfen. Es führte ihr vor Augen, was sie am Morgen gesehen hatte, rief ihr in Erinnerung, dass der Junge hier anscheinend ein Gast war und das dieses Wesen sie längst hätte vernichten können, wenn es das gewollt hätte, einfach weil sie nicht gewusst hatte, gegen was sie antrat, dessen sie sich noch immer nicht sicher sein konnte.
 

/Was ist, wenn er mit dir spielt?/

Sie schob die kleine eindringliche Stimme beiseite. Im Augenblick hatte sie genug Probleme. Sich einer Katze gegenüber zu sehen, wenn man selbst die Maus war, war nicht die Einstellung, die ihr jetzt helfen würde. Bei weiten würde sie es nicht dazu kommen lassen, unvorsichtig zu sein, doch wie verteidigte man sich gegen etwas, das man nicht verstand, das man nicht kannte?
 

„Es liegt außerhalb meines Interesses sie, die Mitglieder ihrer Familie, oder sonst einen Getreuen ihres Sohnes zu schaden. Vielleicht bin ich keiner von Toms Leuten, doch bin ich auch nicht dumm genug Dumbledore weiterhin zu folgen.“

Sie glaubte ihm. Warum? Das wussten wahrscheinlich nicht einmal die Götter.
 

„Warum versuchst du unsere Geheimnisse zu hüten?“

Es musste einen Haken geben.
 

„Ich verlange nichts dafür. Es liegt auch in meinen Interessen, dass diese Seite nicht fällt. “

Auch wenn sie seine Ambitionen nicht kannte, so lag es nicht in ihrer Absicht die Hilfe, die ein solches Geschöpf versprach, abzuweisen, vor allem nicht, wenn der Preis so einfach war.

Wie falsch diese Ansicht war, würde sie bald noch herausfinden, denn leicht würde es für sie gewiss nicht werden Harry Potter sich selbst zu überlassen. Doch wie konnte sie das, ohne präkognitive Fähigkeiten, auch nur ahnen?
 

Stillschweigend, ohne jegliche Absprache gingen die beiden weiter, nur das Zischen der Schlange war hin und wieder zu hören. Cruenta scherte sich jedoch im Augenblick nicht darum und sorgte mit einer einfachen Bewegung ihres Stabes dafür, dass Harrys Arm verbunden war. Nun, da sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte, mehr oder weniger, drängte sie die Rätseleien um den Bengel beiseite und begann über die Schwierigkeiten nachzudenken, die ihnen das Eindringen des Ordens bereitete.
 

„Was ist mit den Kindern?“ wollte die Vampirin wissen, als sie an der spiralförmigen Treppe angelangt waren.

Noch war die Luft rein, doch bald würden die Eindringlinge auch bis hierhin vordringen. Sie machte sich keine Illusionen, dass es ihnen gelingen würde einen Haufen kleiner Kinder zu verteidigen, egal wie gut der Junge auch sein mochte.
 

„Wir müssen sie irgendwie rausschaffen. Im Haus ist es viel zu gefährlich. Vorschläge?“

Auch Harry maßte sich nicht an, mit der Situation und den Kindern fertig zu werden, auch wenn er jemanden hatte. Die Kinder mussten weg, da gab es keine Alternative und keinen Kompromiss. Nur wie war die Frage. Die Antwort hatte die Hausherrin.
 

„Im Nordflügel gibt es einen Geheimgang, der in den Wald führt. Ein Fluchttunnel, der zu diesem Zwecke errichtet worden ist. “

Der Junge nickte. Das klang viel versprechend.
 

„Gut.“

Der Gryffindor wandte sich wieder an Salena, die noch immer wie ein Gürtel um seine schmalen Hüften lag.
 

~Weißt du wo Nagini steckt?~

Die Schlange brauchte nicht lange zu überlegen, denn auch sie hatten Eigenheiten, Gewohnheiten und ihre Lieblingsplätze.
 

„Verdammt!“ frustriert fuhr sich Harry durch die Haare, als er sich vor Augen rief, was das für ihn bedeutete.
 

„Was ist?“

Lady Slytherin konnte es noch nie leiden, wenn Anwesende in Zungen sprachen, die sie nicht verstand, vor allem in Momenten, in denen der Ärger vor der Tür stand. Zudem bezweifelte sie stark, dass sie sich eines Tages daran gewöhnen würde, dass ein Junge die Schlangenzunge beherrschte, der nicht von ihrem Blute war. Erschwerend kam hinzu, dass die biestige Schlange ihres Gatten, dem letzten Parselmund, abgesehen von ihren gemeinsamen Kindern, diesen Bengel zu mögen schien.
 

„Nagini ist im Südflügel“ kurz, knapp und auf den Punkt gebracht, so wie sie es mochte, doch anscheinend musst man diesem Bengel alles aus der Nase ziehen.
 

„Was genau gedenkst du nun zu tun?“ fragte sie spitz.

Sollte er doch merken, dass ihr seine wortkarge Art ganz und gar missfiel.
 

„Zuerst die Kinder. Danach werde ich mich zu ihr durchschlagen.“

Ein klarer Plan, der ebenso dumm und gefährlich war. Nicht das man plötzlich auf den Gedanken kam, dass sie diesen seltsamen Jungen nicht in Gefahr wissen wollte. Es war allein… ja, was bewog sie eigentlich dazu, so zu denken? Sie konnte sich doch nicht um jedes dahergelaufenes Kind sorgen. Das wäre ja noch schöner.
 

„Das schaffst du niemals alleine.“

Sie war von ihrer eigenen Stimme überrascht. Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, Harry Potter anzufauchen. Wütend biss sie sich auf die Zunge. Irgendwas an ihm irritierte sie, was sie zu diesem unkontrollierten Verhalten bewegte. Sie wusste nicht, wie sie mit ihrem eigenartigen Verbündeten umgehen sollte.
 

„Das wird schon. Ich werde sie einfach im Dunkeln lassen. Ist so was wie ein Heimvorteil für mich“, grinste Harry, der nichts von den aufgewühlten Gedanken der Hausherrin ahnte. Diese Verstand das offensichtliche Wortspiel Harrys nicht und genügte sich damit abfällig zu schnauben, ebenso wie Salena, wobei es seltsam klang, wenn Schlangen das taten.
 

~So kann man es natürlich auch sagen. Jetzt versteht sie bestimmt mehr als zuvor.~

Konnten Schlangen zynisch klingen? Die Schlangendame hingegen verstand durchaus, dass Harry sich gar nicht so Bildhaft ausgedrückt hatte, wie es auf den ersten Blick erschien. Sie wusste, dass er jedes Wort so meint, wie er es gesagt hatte.
 

Die drei waren bereits im Nordflügel, als der jüngste abrupt stehen blieb und auf irgendwas aufmerksam geworden war, dass sich der Wahrnehmung der beiden Damen entzog. Die Vampirin wollte die Stimme erheben, um zu erfahren, was dieses Verhalten plötzlich zu bedeuten hatte, als der Junge eine Hand hob und ihr somit bedeutete zu schweigen.

Salena hingegen verhielt sich ruhig und genoss die sanften Wellen, die Harry aussandte. Nagini hatte ihr zwar heute Nacht davon erzählt, doch hatte sie nicht gewusst, wie angenehm die Magie von Harry war.
 

Auch wenn sie sich konzentrierte, konnten ihre feinen Vampirsinne nichts Ungewöhnliches feststellen. Warum war der Junge vor ihr dann so angespannt?

Doch dieser Moment löste sich auf, als er sich auch wieder in Bewegung setzte und einen der Wandteppiche beiseite riss.
 

„Blaise, Draco. Dreht sofort wieder um, wir müssen die Kleinen hier wegbringen. Der Orden greift an. Los beeilt euch.“

Trotz ihres Erstaunens machten die beiden Slytherins auf dem Absatz kehrt und eilten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie kannten den Gryffindor und wussten, dass jetzt weder die Zeit noch der Ort für mehr Informationen war und mal ehrlich, wer wollte sich schon den bald zweiten Lord widersetzen? Es war für sie nur eine Frage der Zeit, bis die beiden sturen Esel das merkten, was die meisten hier wussten.
 

Die Hausherrin musterte den Rücken des Jungen, der nun hinter den beiden anderen hereilte. Wie konnte er Draco und Blaise bemerken? Grade diese beiden konnten sämtliche Anzeichen, die auf ihre Anwesenheit hindeuteten verbergen und das hatten die zwei auch getan, sonst hätte sie sie ebenfalls bemerkt. Entweder war Potter so gut, oder sie sollte noch einmal über ihre eigenen Fähigkeiten nachdenken.
 

In dem Spielzimmer herrschte das reine Chaos. Überall weinten Kinder, riefen nach ihren Eltern, oder versuchten mit ihren Fragen herausbekommen, was vor sich ging. Die vier ältesten unter ihnen hatten sichtliche Probleme den Nachwuchs ruhig zu kriegen. Während Blaise lächelnd versuchte auf einige einzureden, stand Draco eher verloren da und musterte den Zirkus mit verschlossener Miene. Ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren versuchte sie durch strenges ermahnen dazu zu bewegen still zu sein, während die vierte im Bunde eines der kleineren Mädchen auf dem Arm hatte und ihr über den Rücken strich. An und für sich die beste Methode, doch konnte sie nicht alle Kinder auf einmal beruhigen.
 

Harry schüttelte den Kopf. Das Geschrei und Weinen von den Jüngsten, den aufgeregten Stimmen der etwas Älteren und den Beruhigungsversuchen der Ältesten war ein Intermezzo aus Stimmen, das gewiss bald Aufmerksamkeit erregen würde. So würden sie die Kinder nie rechtzeitig ruhig bekommen. Eine Idee formte sich in seinem Kopf und er seufzte auf. Wenn er jetzt nicht aufflog, sollte er sich überlegen doch bei Dumbledore zu bleiben. Wenn die Leute hier wirklich so dumm waren, dann wäre er hier auch nicht besser aufgehoben, als auf der anderen Seite. Wahrscheinlich würde er es noch bereuen, doch wie er schon gesagt hatte, die Zeit lief ihnen davon.
 

o0O0o

Put your faith in what you most believe in

Two worlds, one family

trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see
 

A paradise untouched by man

Within this world blessed with love

A simple life, they live in peace
 

Die Kinder wurden zusehends ruhiger und lauschten gebannt dem Lied. Auch die vier älteren sahen ihn an. Blaise Augen fingen an zu strahlen, während Draco Mühe hatte, dass sein Kiefer nicht aufklappte.

Wie, bei Morganes Rachsucht, hatte ihnen das entgehen können? Es war doch so einfach, so offensichtlich, dass es wieder unmöglich gewesen war. Draco verlor sogar noch ein paar Nuancen an Farbe, als ihm etwas klar wurde und auch Blaise schien zu verstehen, da auch er merklich blasser wurde.
 

Softly tread the sand below your feet now

Two worlds, one family

Trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see
 

Beneath the shelter of the trees

Only love can enter here

A simple life, they live in peace
 

„Hört den Anfang unserer Geschichte“ begann Blaise flüsternd.
 

„Denn sie ist wahr“ beendete Draco eben so leise.

In dem Moment wussten die zwei, wessen Geschichte ihnen gestern erzählt worden war.

Leicht verstört sahen die beiden einander an, bevor ihre Blicke zu Harry Potter wanderten.
 

Raise your head up

Lift high the load

Take straight from those that need you

Build high the walls

Build strong the beams

A new life is waiting

But danger's no stranger here
 

Cruenta bemerkte das Verhalten der beiden Slytherinschüler. Bisher hatte sie in der Tür gewartet und das Treiben vor ihr im Auge behalten. Der Junge hatte wirklich eine schöne Stimme, melodisch und klar. Ein guter Zug von ihm, denn die Kinder waren nun still und vor allem abgelenkt. Umso schleierhafter war ihr, was die zwei hatten. Irgendeine Erkenntnis hatte sie getroffen und sie schien irgendwas in sich zu tragen, dass bei dem Blick, den die beiden dem Gryffindor schenkten, in ihr Mitleid für Harry Potter aufflammte. Grade bei Draco, der nur selten etwas über seine Gefühle preisgab, hatten die traurigen Augen mehr zu bedeuten, als bei irgendwen anderem.
 

No words describe a mother's tears

No words can heal a broken heart

A dream is gone, but where there's hope

Somewhere something is calling for you

Two worlds, one family

trust your heart

Let fate decide

To guide these lives we see*

o0O0o
 

„Sollen wir was spielen?“ fragte Harry mit sanfter Stimme, als er in die Hocke ging und ein Lächeln seine Züge erstrahlen ließ, als würde es von innen leuchten.

Die meisten rannten auf den jungen Mann zu, warfen ihn lachend um und belagerten ihn mit Fragen und Vorschlägen, was sie denn nun machen könnten. Vergessen war die Gefahr, verdrängt die Angst. Ebenfalls lachend richtet sich Harry wieder auf und sah die halben Portionen mit seinen strahlend grünen Augen an, als er verschwörerisch seine Stimme hob.
 

„Ich weiß ein ganz tolles Spiel. Jeder von euch sucht sich einen Partner und fasst ihn an der Hand. Los.“

Begeistert suchte sich jeder einen Partner und wartete schon gespannt auf die nächste Anweisung. Die vier anderen konnten nur staunend beobachten, wie leicht der Gryffindor die Kinder um den Finger gewickelt hatte. Selbst die Hausherrin nickte zufrieden.

Konnte so ein Junge wirklich hinter dem Orden stehen?
 

„Und jetzt werden wir uns ganz still davon machen. Wir tun so, als wären wir Abenteurer. Wir müssen uns durch das große Schloss hier schleichen und einen Geheimgang finden. Der bringt uns dann zu einem ganz geheimen Ort. Es heißt, dass dort etwas Besonderes auf mutige Entdecker wartet. Aber wir müssen ganz leise sein, damit die bösen Männer, die auch hinter dem Schatz her sind, uns nicht entdecken. Die nette Tante hinter mir ist eure Führerin. Nur sie kennt sich in diesem großen Schloss aus. Die vier dahinten werden eure Leibwachen sein. Jeder Abenteurer braucht starke Kämpfer an seiner Seite, die ihm bei Gefahren helfen können.“
 

„Milly, ich glaube Harry macht dir grade den Platz als Mutter unseres kleinen Kindergartens hier streitig“ flüsterte Blaise zu einem Mädchen, mir langen schwarzen lockigen Haaren und bernsteinfarbenen Augen. Sie war auch in Slytherin und in seinem Jahrgang. Doch sie lächelte nur auf dessen Aussage.
 

„Er geht gut mit den Kindern um. Er würde einen spitzen Vater abgeben. Mir ist er sympathisch. Sieh doch wie begeistert und ruhig sie sind. Trotz der Gefahr haben sie ihren Spaß.“

Das andere Mädchen schnaubte verächtlich. Ihre dunkelblauen Augen glommen vor Misstrauen und Abscheu. Ihr Name war Pansy Parkinson und auch sie war in Slytherin.
 

Draco verdrehte die Augen. Er konnte das Mädchen nicht leiden. Seit der ersten Klasse lief sie ihm hinterher und versuchte bei ihm zu landen. Sie war auf alles eifersüchtig, dass sich auch nur in seine Nähe wagte. Völlig Irre. Zum Glück wusste sie nichts von Blaise, oder zumindest nicht alles und das war auch gut so.

Aber als wäre das noch nicht genug bedrängten die Parkinsons seine Eltern manchmal regelrecht, damit sie ihn mit dieser Furie verlobten. Zu seinem Glück akzeptierte sein Vater seine Entscheidung, dass er die gewiss nicht wollte, auch wenn dieser es lieber gesehen hätte seinen einzigen Sohn zu verloben. An und für sich waren die Parkinsons eigentlich keine zu verachtende Partie.
 

Die Kinder folgten ihnen jetzt ganz ruhig und schienen total fasziniert von dem Spiel. Auch die Leibwachen schwiegen, obwohl zwei von ihnen so einige Fragen regelrecht auf der Zunge brannten, doch sie wussten, dass jetzt bestimmt nicht der Zeitpunkt war, um diese zu stellen.

Der Fluchttunnel war ein Stockwerk tiefer und durch drei weitere Geheimgänge hatten sie den Zugang ohne irgendwelche Schwierigkeiten erreicht.
 

Millicent und Pansy führten die kleine Gruppe an. Der Rest, bis auf Harry, würde den Schluss bilden, falls jemand sie verfolgen sollte.

Als das Letzte Kind in dem dunklen Gang verschwunden war, hörte man irgendwo in der Ferne Stimmen und Schritte. Bald würde der Orden hier sein. Sie hatten kaum noch Zeit.

Harry trat ein paar Schritte zurück und verwandelte sich wieder in den blauhaarigen Jungen. Sicher war sicher.
 

„Was soll das Harry? Wofür brauchst du die Illusion?“ fragte Draco ihn wütend.

Der Blonde hatte ein mieses Gefühl bei der Sache, denn bisher hatte Potters Weltenretterkomplex nichts als Schwierigkeiten bedeutet.
 

„Draco, nicht so bissig“ lächelte dieser nur verschmitzt.

Ein Verhalten, das den Malfoy auf die Palme bringen konnte. Jedoch fuhr er mit ernster Stimme fort, als wäre der kurze Spaß an der Situation nur eine Einbildung gewesen.
 

„Ich kann hier nicht weg. Der Bannkreis wird von mir aufrecht gehalten. Ich muss in seinem Innern bleiben, damit er stehen bleibt. Du weißte, dass sie großen Schaden anrichten können, wenn sie irgendetwas finden.“

Ein Blick in die roten Augen der Vampirin sagte ihnen, dass Harry die Wahrheit sagte, egal wie unglaublich sie klang.
 

„Aber was ist mit dir? Was ist wenn sie dich erwischen? Tom würde uns umbringen.“

Blaise klang schon ein bisschen verzweifelt. Er mochte den aufgeweckten Gryffindor, der etwas Leben in dieses Haus gebracht hatte.
 

„Wenn es ihnen gelingen sollte, hat der ganz andere Sachen, um die er sich Sorgen muss, als um einen gefallenen Gast. Keine Angst, ich werde aufpassen. Das eine oder andere Ass habe ich noch im Ärmel und jetzt beeilt euch, dass ihr hier wegkommt.“

Harrys Worte konnten die beiden bei weitem nicht beruhigen.
 

„Wir lassen dich nicht alleine.“

Kam es dieses Mal von Draco, worauf hin Harry lachte.
 

„Vor einiger Zeit war ich noch ganz oben auf eurer Abschussliste und jetzt wollt ihr mir beistehen? Also wirklich. Ich bin immer noch Harry Potter. Ein Gryffindor. Ich kann nicht auf noch zwei Schlangen aufpassen. Salena wird euch begleiten und Nagini werde ich noch auflesen. Ihr müsst die Kinder in Sicherheit bringen. Alleine kann ich den Weißkitteln viel besser auf der Nase rum tanzen und jetzt verschwindet.“

Energisch schob er die beiden in die Richtung in die der Rest gegangen war.

Wütend zischte die Schlange, als sie sich von Harry löste und an den beiden vorbei in dem dunklen Gang verschwand. Auch wenn es ihr nicht passte, respektierte sie seine Entscheidung.
 

Draco sah ihn noch einmal kurz an und löste das Band von seinem Gürtel, dass die Scheide seines Schwertes daran befestigte und reichte es dem Jungen. Eigentlich hatte er mit Blaise Harry für das Training holen wollen, als der Ärger begann. Dass das Schwert nicht mit allem anderen verschwunden war, hatte etwas zu bedeuten. Irgendwas oder irgendwer schien seine Hand über den selten dämlichen Gryffindor zu halten, denn Draco Lucius Malfoy glaubte nicht an Zufälle. Nicht seit er Harry James Potter kannte.
 

„Ich will es wieder haben, verstanden?“

Harry sah ernst zu ihm, als er das Schwert ergriff und nickte.
 

„Danke.“

Der letzte Hüter ihrer Geheimnisse wandte sich um und ging, als Draco noch leise etwas flüsterte, bevor er dem Rest in den Fluchttunnel folgte.
 

„Pass auf dich auf, Schmetterling.“

Kurz stockte Harry, lief jedoch weiter und dann war er auch schon um der nächsten Ecke verschwunden.
 

„Viel Glück Junge“ murmelte die Frau noch, bevor sie den Geheimgang hinter sich schloss.
 

~*~

~Nagini, bist du hier irgendwo?~

Es war Harry gelungen unentdeckt in den Südflügel zu gelangen, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten. Es erstaunte ihn, wie viele Leute hier her geschickt worden waren. Was wollte Dumbledore damit bezwecken? Wäre es nicht ratsamer, eine so große Truppe als Kavallerie zurückzuhalten, falls es im Museum eng wurde? Oder erhoffte er sich hier neben dem ersten Buch irgendetwas zu finden, dass er gegen das zweite eintauschen könnte?

Nein, so ging der Mann nicht vor. Diesen Ort hier zu kennen war ein zu großer Trumpf, als dass er ihn jetzt schon ausspielte.

Irgendwas war falsch gelaufen, nur was?
 

Das Elbenblut wurde aus seinen Gedanken geholt, als ihm Tatsächlich jemand in der Zunge der Schlangen antwortete, doch es war gewiss nicht Nagini.
 

~Tommy? Da bist du endlich! Was geht hier vor, ich…~

Sie verstummte, doch nach einem kurzen Schweigen fuhr sie misstrauisch fort.
 

~Du bist gar nicht Tommy! Wo ist mein Bruder?~

Diese Stimme gehörte zu einem kleinen Mädchen, das sich bisher hier im Arbeitszimmer des Lords versteckt hatte.

Das Geräusch, das Schlangen verursachten, wen sie über Teppich glitten war zu hören und zeugte von Naginis Anwesenheit. Diese blickte zu dem Fremden Jungen auf und beäugte ihn misstrauisch, auch wenn seine Stimme ihn verwirrte.
 

~Bruder?~ fragte dieser verwundert.
 

~Harry, bist du das?~

Erstaunt wandte sich der Junge zu der Schlange, die ihn genau musterte.
 

~Ja natürlich, oh...~

Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er die Illusion trug und ließ sie wieder fallen.
 

Dem Mädchen fiel sprichwörtlich das Kinn auf die Brust, als sie sah, wie das Haar kürzer und dunkler wurde, die Augen einen wunderschönen Grünton annahmen und auch seine Gesichtszüge feiner, femininer wurden.

Er war bestimmt so groß wie ihr Bruder und hatte schöne Kleider an. An den Füßen trug er nichts, nur das leise Klimpern von Metal verriet ihr, dass er wohl ein Fußkettchen tragen musste. So wie er vor ihr stand, sah er für sie aus, wie ein Wesen aus den Märchen, die ihre Patin ihr manchmal vorlas, so grazil und einfach atemberaubend. Nicht einmal der Verband an seinem rechten Arm konnte diesem Bild einen Abbruch tun.
 

„Bist du ein Engel?“ fragte sie ihn atemlos.

Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge, dass das Gesicht nur noch freundlicher und überirdischer wirken ließ. Langsam ging er in die Hocke und war nun mit ihr auf Augenhöhe.
 

„Seit heute schon, aber nur zur Hälfte. Verrätst du mir, wer du bist?“
 

„Mein Name ist Mara. Mara Slytherin.“

Harry runzelte die Stirn, als versuche er diese Information zu verarbeiten.
 

„Du bist also Toms Schwester, oder?“

Er hatte gar nicht gewusst, dass der Lord Geschwister hatte. Bisher hatte er auch nur den Vater sehen können, doch heute hatte er die Mutter und die kleine Schwester von Tom getroffen.
 

„Genau“ sagte sie stolz.

Eine Schwester, die ihren Bruder abgöttisch zu lieben schien.
 

„Wie alt bist du denn schon?“
 

„Sieben.“

Ein Jahr bevor er nach Hogwarts gegangen war. Zwei Jahre, bevor er Voldemort das erste Mal seit jener Nacht begegnet war.

Energisch schob er die düsteren Gedanken fort.
 

„Dann bist du ja schon eine kleine Lady.“

Ihre Augen funkelten bei der Bezeichnung. Zwar konnte der Gryffindor das nicht sehen, doch er konnte es spüren, wie sie ihre Haltung veränderte, und den Ton hören, der nun in der kindlichen Stimme mitschwang.
 

„Das sagt Tommy auch immer zu mir.“

Jetzt musste Harry lachen. Es war ein helles und warmes Lachen.
 

„Sagst du mir, wie du heißt Engel?“
 

„Mein Name ist Harry. Harry James Potter.“

Die Kleine verzog das Gesicht.
 

„Das ist aber nicht grade ein engelhafter Name. Aber er gefällt mir.“

Mit einer einladenden Geste Verneigte er sich kurz vor ihr.
 

„Zu euren Diensten MyLady.“

Das Mädchen kicherte, während die Schlangen dem nur fasziniert zusahen. Niemand hatte es bisher geschafft die kleine Mara so schnell für sich zu begeistern.
 

Plötzlich explodierte wieder etwas und schreckte nicht nur das Kind auf. Auch Harry und Nagini zuckten zusammen. Sofort schritt der Schüler zu der Tür und lauschte. Der Knall war nicht sonderlich weit entfernt gewesen.
 

„Was war das? Was ist hier los?“

Auch wenn er die Angst hörte, die ihre Stimme untergrub, so war Mara doch gefasst, nicht so wie die anderen Kinder, die er im Spielzimmer getroffen hatte.
 

„Wir werden angegriffen.“

Seine Stimme war ruhig und er versuchte die Anspannung aus ihr zu bannen, was ihm recht gut gelang.
 

„Was? Was ist mit Tommy und Vater und Onkel Luc und ...“

Sanft unterbrach das Elebenblut sie, bevor sie sich in eine Panik steigern konnte.
 

„Die sind Unterwegs. Sie hatten etwas Wichtiges zu tun und mussten alle weg.“
 

„Was? Und Dray, Blaise, Alex und Daimon? Und wo sind die ganzen anderen Kinder?“

Wieder ging er vor dem aufgelösten Kind in die Hocke und sah sie mit einem Ausdruck an, den das Kind nicht benennen konnte. Es war, als wenn Zuversicht, Hoffnung, Gefahr und Sicherheit in ihm lagen.
 

„Deine Mutter hat sie mit Draco und den anderen in Sicherheit gebracht.“
 

„Mama ist hier?“

Plötzlich fiel Harry etwas auf. Warum hatte keiner gemerkt, dass die kleine Mara nicht da war? Immerhin ist sie doch die Tochter der Hausherrin. Ein Verdacht formte sich in ihm.
 

„Weiß jemand dass du hier im Manor bist?“

Betreten schaute das Kind zu Boden und schwieg, was den jungen Potter bestätigte.
 

„Erklärst du es mir?“ bat er sie sanft und die funkelnden Augen sahen wieder zu dem Engelsblut auf.
 

„Eigentlich sollte ich bei Onkel Ric und Tante Asca, meinen Paten sein, doch ich wollte doch Tommy wieder sehen und Papa.“

Plötzlich konnten sie Stimmen und schnelle Schritte hören. Jemand kam auf sie zu. Schnell verwandelte sich Harry wieder in den blauhaarigen Jungen und wandte sich an Mara.
 

„Komm, wir müssen hier weg, bevor sie uns finden.“

Er breitete die Arme aus und das Mädchen warf sich ihm um den Hals. Sachte hob er sie hoch und trug sie so auf seinem rechten Arm. Kurz verzog er das Gesicht. Verfluchter Blutsauger. Die Wunden brannten höllisch.
 

~Nagini, komm.~
 

~Ist gut.~

Schnell hatte sich die Schlange das Bein hoch um seine Hüften gelegt. So voll gepackt trat er nun auf den Gang. Die Schritte waren näher als er gedacht hatte. Seine Gedanken rasten. Eine Idee musste her. Ein Gedanke formte sich und er seufzte innerlich auf. Es passte ihm bis heute nicht, dass er das, was er gleich tun würde, überhaupt konnte. Wenn er diese Art der Magie irgendwann meistern sollte, dann wäre er laut Raziel so stark, wie nur wenige vor ihm. Harry wusste warum es nur wenige waren, denn nur wer die richtigen Mediaveranlagungen besaß und die Prüfung bestand, die er am liebsten nie ablegen würde, wenn er es verhindern konnte, konnte er sich als den ersten Magus seit Merlin schimpfen lassen. Er würde dann eine Macht besitzen, die er nicht haben wollte. Das war der Preis dafür gewesen, dass er heute hier stand, gegen den Orden vorging und die Schwester des dunklen Lords rettete.
 

„Du musst jetzt ganz ruhig sein kleine Lady. Ich lass es jetzt immer dunkler werden. Sag mir bitte, wenn du nichts mehr siehst.“

Harry spürte wie das Mädchen nickte.

Langsam wurde es immer finsterer in dem Gang und selbst Maras Vampiraugen, die eben noch schwach zwei Gestalten um die Ecke hatten biegen sehen, konnten nichts mehr ausmachen.
 

~Da sind zwei, aber alles ist nun schwarz.~
 

~Danke, das hast du toll gemacht.~

Harry hörte die zwei und konnte ihre verschwitzten Körper auch riechen. Es war ein schrecklicher Geruch. Seine Sinne waren, da nun auch sein letztes Bluterbe vollends aktiv wurde, noch feiner geworden und er musste dringend üben sie zu kontrollieren. Solch einen Gestank hielt man doch im Kopf nicht aus.
 

„Willkommen in meiner Welt“ rief er noch, bevor er sich in eine Nische stellte. Grade noch rechtzeitig, da zwei Flüche im nächsten Augenblick ungesehen durch die Luft sirrten.
 

„Verdammtes Schlangenpack. Zeigt euch ihr feigen Mistkerle!“ fluchte der eine vor sich hin, während der andere Verzweifelt versuchte mit einem Lumos Licht in die Dunkelheit zu bringen, doch sein Zauber war nicht sonderlich effektiv gegen Harrys magischen Schatten.
 

Wie lautete eine alte Formel der Vampire? Er hatte sie bei Raziel aufgeschnappt, als dieser ihm über die Blutclane erzählt hatte. Nur einem des ältesten und mächtigsten Clans und jedem, der in seiner Gunst stand, war es erlaubt, diese Formel zu sprechen.

Dem Jäger eine dunkle Nacht.

Dem Gejagten eine noch dunklere.
 

Sachte setzte er das Mädchen ab und flüsterte ihr sanft in Parsel zu, dass sie ganz still sein und sich keinen Millimeter rühren sollte.
 

~Nein, du darfst mich nicht allein lassen. Du findest mich doch nie wieder. Du kannst mich doch gar nicht sehen, wenn ich nichts sage~ flehte sie.
 

~Du brauchst keine Angst haben. Ich bin in der Finsternis zuhause. Ich verspreche dir, dass ich dich wieder finden werde. Und jetzt ganz ruhig.~

Mit diesen Worten entfernte er sich von der kleinen Schwester des Dunklen Lords, die trotz ihrer Angst, alleine gelassen zu werden, ganz still blieb.
 

„Komm raus du dreckiger Mistkerl. Oder bist du zu feige es mit richtigen Männern aufzunehmen?“
 

„Das ist keine Sprache, die man in Anwesenheit einer Dame benutzt.“

Erschrocken fuhr der Mann herum, der eben noch geschrieen hatte, da die Stimme ganz nah hinter ihm gewesen war, doch konnte er nichts erkennen. Das letzte, was er wahr nahm, war ein harter Schlag ins Gesicht und ein gezielter Tritt in den Bauch, als die so oder so schon finstere Welt in der schwärze seines Geistes versank und er bewusstlos zu Boden ging. Jedoch kurz bevor er diesen berühren konnte, war er einfach verschwunden. Verwundert überlegte sich Harry, was das zu bedeuten hatte und vor allem, wie das funktionierte, als er durch die wütende Stimme des zweiten wieder in die Gegenwart gerufen wurde.
 

„Komm raus du feige Schlange. Traust du dich nicht, mir unter die Augen zu treten? Hast wohl ohne deine Dunkelheit keine Chance, oder bist du einfach nur so hässlich?“
 

„Er ist nicht hässlich!“ rief zu Harrys erschrecken Mara wütend.

Zum Glück reagierte er schneller als der Mann, und bevor dieser, der sofort auf das Mädchen losgestürmt war, reagieren konnte, lag er bewusstlos in seinen Armen, doch dann verschwand auch dieser Körper einfach.
 

„Ich Sorge nur dafür, dass ihr genauso viel seht wie ich“ murmelte er abwesend, bevor er die letzten paar Schritte zu dem aufgelösten Kind ging.

Sachte packte er die Kleine wieder und hob sie hoch. Kleine Ärmchen schlangen sich um seinen Hals und sie vergrub das Gesicht in seinem Shirt. Das leichte Zittern verriet, wie erschrocken sie war.
 

„Hatte ich dir nicht gesagt ruhig zu sein?“ tadelte das Elbenblut sie resigniert.

Das hätte ganz schön ins Auge gehen können, auch wenn es süß von ihr war, ihn so in Schutz zu nehmen.
 

„Ja, aber er hat dich beleidigt. Außerdem bin ich nicht von der Stelle gewichen, obwohl der Mann auf mich zugestürmt ist.“
 

„Das war auch ganz tapfer von dir. Komm, wir können nicht an einem Ort bleiben.“

Mit dem Kind auf dem Arm machte sich der Schüler entgegen der Richtung auf den Weg, aus der die beiden Ordensmänner gekommen waren.
 

„Wie hast du das gemacht?“

Vergessen schien der Schreck und nur noch Neugierde blieb in der Stimme zurück.
 

„Was?“

Verwundert sah Harry zu dem Mädchen hinunter, auch wenn diese Geste völlig unnütz war, da der Gang noch immer in absoluter Finsternis lag. Das würde auch noch ein paar Minuten so bleiben, bis der Zauber verflog.
 

„Du hast dich ganz leise bewegt. Ich konnte dich gar nicht hören.“
 

„Das ist mein kleines Geheimnis, Prinzessin“ schmunzelte er und tippte ihr auf die Nase.
 

„Wow, man könnte denken, dass du siehst was du tust.“
 

„Das tu ich leider nicht. Für mich ist jeder Tag in Finsternis gehüllt. Ich habe einfach gelernt damit zu Recht zu kommen.“
 

„Das klingt irgendwie traurig. Ich dachte Engel leben im Himmel und da ist es doch immer hell. Aber vielleicht bist du ja ein gefallener Engel.“

Das brachte den Gryffindor zum Schmunzeln. So weit daneben lag die kleine Lady Slytherin nicht mit ihrer Theorie.
 

„So was in der Art. Wir müssen jetzt wieder ganz ruhig sein, damit wir nicht erwischt werden.“
 

~*~

Harry, der immer noch die kleine Mara trug, verlangsamte seine Schritte als er sich dem Zimmer näherte, in dem die Kinder vorher noch gewesen waren. Sein Plan war es, die Kleine ebenfalls in den Fluchtunnel zu schicken. Auf dem Weg hierher hatten sechs Männer vom Orden sie entdeckt, doch bisher hatten sie Glück gehabt. Mehr als ein paar Kratzer hatte Harry nicht abbekommen, bevor es ihm gelungen war sie auszuschalten, jedoch würde er sich um einiges besser fühlen, wenn er die beiden Damen, die ihn begleiteten, in Sicherheit wusste. Wären sie den Männern nicht einzeln begegnet, wer weiß, wie es dann ausgegangen wäre…
 

Stimmen drangen aus der offenen Tür des Spielzimmers, was Harry dazu veranlasste, sich noch leiser und vorsichtiger zu bewegen, als so schon. Hinter einer Säule nahe dem Raum, bedeutete Mara ihm, dass dort ein versteckter Gang lag. Ihre Kenntnisse des Anwesens waren äußerst praktisch und hatten ihnen den einen oder anderen Zwischenfall erspart. Sie kannte sich hier so gut aus, wie er in Hogwarts.
 

Ohne zu zögern trat er durch die Mauer, von der er nicht gewusst hatte, dass sie da war. Harry kannte den Gang, doch bisher hatte er geglaubt, dass es sich um einen stink normalen handelte. Illusionen wirkten eben nur auf die, die sie auch sehen konnten. So stellte er sich ungesehen nahe der Wand und lauschte dem, was besprochen wurde.

Jemand trat durch eine zweite Tür zu den beiden Männern, die abrupt schwiegen. Seine Schritte waren eigenartig, den jeder zweite klang, als würde Holz auf den Boden schlagen, statt der üblichen Ledersohlen. An irgendwas erinnerte ihn das.
 

„Wir müssen raus hier! Die Todesser kommen zurück. Außerdem scheinen die Mistkerle, die noch hier sind nicht so dumm zu sein, wie der Rest des Packs.“

Jetzt viel es Harry wie Drachenschuppen von den Augen. Die Stimme kam ihm mehr als nur bekannt vor. Das war Alastor 'Mad-Eye' Moody. Ein paranoider Ex-Auror und guter Freund von Dumbledore.

Im vierten Jahr sollten sie von ihm in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet werden. Zwar hatten sie einen Doppelgänger vor die Nase gesetzt bekommen, aber trotzdem konnte er ihn erkennen, da der Mann sich fast wie der echte benommen hatte und dadurch, dass er Vielsafttrank getrunken hatte, sah er auch so aus und hörte sich so an, wie der echte Moody.

Im vorletzten Sommer, der nach seinem vierten Jahr, war er dem echten begegnet und musste feststellen, dass er paranoider war, als er gedacht hatte. Er hatte ein magisches Auge, dass durch Wände sehen konnte und irre herum rotierte, doch, gelobt sei Salazar, funktionierte dass hier in diesen magischen Mauern vom Hause Dracul nicht, so wie im Grimmauldplace. Viel zu viel Vampirmagie. Schon in Hogwarts war die Fähigkeit nur begrenzt einsetzbar.
 

„Sagt dem Rest, dass sie hier alles in Brand stecken sollen, damit, falls sie doch noch was hier versteckt hatten, es vernichtet wird und diese Bastarde, die den Bannkreis halten drauf gehen. Wenn das geschieht, fackelt alles, was sie versucht hatten zu schützen, mit ab.“

Höhnisches Lachen erklang von den Männern, bevor sie sich trennten, um an verschiedenen Stellen Feuer zu entzünden und danach zu verschwinden. Harry und seine Begleiter blieben unentdeckt in dem Geheimgang.

Leise schlich der sich zu dem letzten Kerl, der noch dort war und stellte sich ganz dicht hinter ihn.
 

„Hey!“

Der Mann drehte sich um und blickte in tiefblaue Augen eines Jungen, dessen Haare eben so Blau waren, wie der Himmel. Auf dem Arm trug er ein kleines Mädchen mit den blutroten Augen Voldemorts und eine Schlange lag um seine Hüften, deren gelben Augen ihn zu erdolchen schienen. Das Bild war für den Ordensmann wie aus einem wahr gewordenen Alptraum, als wären zwei Dämonen gekommen, um ihn zu töten.
 

„Das Manor in Brand zu stecken ist noch immer meine Aufgabe.“

Mit diesen Worten schlug er dem Zauberer hart ins Gesicht, welcher sofort zu Boden ging, doch auch dieser verschwand einfach.
 

~*~

Entsetzt sah die Gruppe Todesser auf das Schloss, das vollkommen in Flammen stand. Überall konnte der dunkle Lord die verzweifelten Stimmern der Eltern vernehmen, die ihre Kinder alleine in diesem Inferno zurückgelassen hatten. Mütter schluchzten, Väter schrieen und auch ihm ging es nicht besser, selbst, wenn nicht ein Ton seine Lippen verließ, nicht ein Muskel sich in seinem Gesicht rührte.
 

„Was ist hier passiert?“ vernahm er schwach die Stimme seines Vaters neben sich.

Auch seinem Vater, den sonst so kühlen und beherrschten Vampirlord stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
 

„Salazar!“

Der Gerufene wandte den Blick von dem brennenden Schloss ab, während dessen Sohn seinen Blick einfach nicht von den Flammen lösen konnte.

Diese Stimme, war es möglich? War das seine Frau? Das hieß, sie war wieder zurück.
 

„Cruenta, Schatz. Wo kommst du her?“

Salazar rannte seiner Frau entgegen, welche ihm erleichtert in die Arme fiel. Auch Tom wandte nun seinen Blick von dem teuflischen Schauspiel ab und entdeckte hinter seinen Eltern eine kleine Gruppe, angeführt von der jungen Bulstrode und Parkinson. Auch Draco, auf dessen Schulter Salena lag, und Blaise, die die Nachhut bildeten waren da. Doch er war nicht der einzige, der sie in dem Moment entdeckte.
 

„Die Kinder!“ rief irgendjemand und sofort liefen die Eltern auf ihre Sprösslinge zu und schlossen sie erleichtert in die Arme.
 

„Was ist hier geschehen Mutter?“

Die Stimme des Lords klang erleichtert, wenn auch noch immer das Entsetzen in ihr mitschwang.
 

„Der Orden hat uns angegriffen.“

Es war als hätte ihm jemand direkt ins Gesicht geschlagen.

Tom wurde blass, als er die Bedeutung der Worte und ihr Ausmaß begann zu realisieren. Wahrscheinlich hatte der Orden eine Menge an Artefakten und Unterlagen gefunden. Er konnte nicht sagen, was der Orden nun wusste, da der Rest grade in Flammen aufging. Das war ein harter Schlag für sie, wenn nicht ein vernichtender.

War das Dumbledores Plan gewesen, sie in falscher Sicherheit zu wiegen? War die Wut über den Rückzug heute, den der Schulleiter antreten musste, nur Show gewesen? Ein Akt in einem Stück? Und sie waren darauf herein gefallen, hatten den Köder geschluckt.

Dabei hatte der Tag so gut begonnen, wenn auch mit etwas Ärger. Sie waren erfolgreich aus dem Museum gekommen und heute Abend war eine kleine Feier geplant gewesen, doch jetzt war alles wofür sie jahrelang gearbeitet hatten, umsonst.
 

„Wie konntet ihr da unentdeckt raus?“ fragte Salazar seine Frau.

Es half ihm jetzt nicht den Kopf zu verlieren. Vielleicht gab es noch was zu retten.
 

„Harry Potter hat uns alle noch rechtzeitig raus gebracht.“

Eine eiskalte Hand schien Toms Herz mit eisernem Griff zu umklammern, als er sich vergeblich nach dem wilden Schopf seines Gryffindor-Gastes umsah.
 

„Wo ist Harry?“

Die Frau sah zu ihrem Sohn. Noch nie hatte sie erlebt, dass er Angst um jemanden hatte, der nicht zur Familie gehörte, doch das hatte er, wie sie seiner Stimme entnahm. Panische Angst. War das der Grund, warum Harry sich hier aufhielt? Was hatte sich so rapide verändert, dass die Welt nicht mehr in den Bahnen lief, die sie einst gekannt hatte?
 

„Er ist zurückgeblieben. Er wollte noch Nagini holen. Dafür musste er durch das komplette Schloss.“

Der Griff wurde immer erbarmungsloser.

Cruenta sah, wie die braunen Augen sich verdunkelten. Schmerz, Trauer, Verlust. War ihm der Junge so wichtig? Noch gab es Hoffnung.
 

„Er hat das Anwesen in einen Bannkreis gelegt, damit die Ordensleute nichts finden konnten. Er muss noch in dem Gebäude sein, denn der Bann steht noch.“

Tom sah sie entsetzt an. Dieser Junge, dieser blutjunge Elbenspross, hatte einen Bann über das ganze Schloss gesprochen? Unmöglich! Ganz egal wie mächtig er auch sein mochte, das ging einfach nicht!
 

„Tom, wenn er sich ernsthaft mit dir angelegt hätte, hättest du keinerlei Chance gegen ihn“, stellte seine Mutter trocken fest.

Sie fand den Jungen beeindruckend. Er hatte bewiesen, dass er seinen Kopf zu nutzen wusste und einiges auf Lager hatte. Hoffentlich überlebte er das, damit sie ihn übers Knie legen und eigenhändig den Leichtsinn aus dem Kopf schlagen konnte.
 

Tom hörte die Stimme seiner Mutter gar nicht mehr, denn es war ihm im Augenblick egal, was sie sagte. Harry war immer noch in dem Inferno. Er musste ihn da sofort rausholen.

Ohne zu zögern stürmte er auf die großen Flügeltüren in der Front zu.
 

Der Führer des dunklen Ordens stellte den Umstand, dass die großen Portale völlig intakt waren nicht in Fragen, war ihm auch nicht bekannt, dass sie nur einige Zeit zuvor in die Luft gejagt worden waren.
 

~*~

Wenn er es gewusst hätte, hätte er nach einigem Nachfragen herausgefunden, wie effizient und schnell Hauselfen arbeiten konnten und wie geschickt Minky die kleine Scharr koordiniert hatte, damit das Ganze klamm und heimlich vor sich gegangen war.
 

„Harry Potter seltsamer kleiner Lord. Viel zu gefährlich da drin. Mutig, aber dumm.“

Die kleine alte Elfe schüttelte ihren Kopf, dass die Ohren nur so um sie herum schlackerten.

Zusammen mit den anderen Hauselfen stand Minky unentdeckt im Schutze einer seltsam anmutenden Statue, die ebenfalls das geschehen beobachtete.

Sie wusste, wann sie einem Gast zu gehorchen hatte, wenn die Bitte auch ihr selbst nicht passte. Der kleine Lord hatte eine Entscheidung getroffen und sie würde den Teufel tun sich ihm entgegen zu stellen, wenn er leider im Recht war. Auch wenn es ein dummes Recht war.
 

Als Thomas dann auch noch zu dem brennenden Gebäude lief wollte sie ihm hinterher, denn dieser Bengel würde sich noch selbst schaden. Viel zu impulsiv, nicht so überlegt wie Harry. Jedoch hielt sie etwas an ihrer Schürze zurück und sie blickte in die tiefen violetten Augen einer schwarzen Wölfin, deren Haupt ein weißer Streifen in ihrem Fell zierte.
 

„Auch du seltsames Ding. Nicht haben Wichtigeres zu tun, als Geschehen hier sehen?“

Wieder schüttelte sie den Kopf, als sie das Lachen des Windgeistes spürte.
 

/ Alle verrückt sein heute./
 

~*~

Blaise, der vorsorglich von seinem Freund bereits losgeschickt worden war, folgte dem Lord auf dem Fuße.

Tom würde also Hals über Kopf in die Flammen stürzen, um sein Kätzchen zu retten. Manchmal machte sein Freund ihm wirklich Angst, denn mal wieder hatte Draco Recht behalten. Er konnte die Gefühle anderer und ihre daraus resultierenden Reaktionen so gut bestimmen, dass es fast an Psychoanalyse, oder wie die Muggel das nannten, grenzte.
 

Blaise beobachtete dieses Talent schon lange, doch alleine Harry Potter schien sich diesem entziehen zu können, was deutlich an dem Ego des Malfoysprosses kratze. So lag auch die Vermutung nahe, dass dieser deswegen die Konfrontationen mit dem Goldjungen gesucht hatte, um den wahren Harry Potter zu sehen. Trotz allem konnte er sich nicht des Gefühles erwehren, dass Draco die Gegenwart des Gryffindors sogar genoss. Es war keine Eifersucht, doch Harry Potter konnte dem Malfoyerben etwas geben, das er nicht konnte und das wurmte ihn. Grade in der Zeit, wo Harry hier war, konnte er spüren, dass es da etwas gab, das diese beiden Jungen, die so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht, verband.

Doch auch konnte er sich dem ganz eigenen Charme des goldenen Löwen nicht entziehen, ebenso wie die meisten, die ihm begegneten. Tom Riddle topte sie jedoch alle um Längen, denn dieser war Harry James Potter völlig verfallen. Etwas, das man von dem dunklen Lord nicht gewohnt war, wie Blaise schmunzelnd feststellte.

Eine Explosion ließ die Gründe erbeben, was die beiden aus ihren Gedanken aufschreckte und sie dazu trieb, ihre Schritte weiter zu beschleunigen.
 

Plötzlich flogen die großen Tore unter einer Druckwelle auf, die die beiden völlig unerwartet von den Füßen riss. Egal Wer auch immer der Ursprung dieser Magie gewesen war, war nicht von der Sorte Fastsquib. Dort drinnen wartete ein Magier auf sie und beiden fiel nur einer ein, der diesen Titel verdiente und stark genug war, eine solche Welle auszusenden.
 

Sofort zogen sie ihre Zauberstäbe und schossen Flüche durch die geöffneten Tore, wo sie in dem Qualm den unförmigen Schemen eines Wesens ausmachen konnten. Eine schnelle Bewegung des Schattens und ihre Flüche kamen zurück, schlugen jedoch rechts und links von ihnen ein. Im nächsten Moment riss etwas ihnen die Stäbe aus den Händen, die einige Meter entfernt von ihnen landeten.
 

Beide blickten auf und beobachteten wie eine Gestallt ins Freie stolperte und sich hustend aus dem Rauch hervorkämpfte.

So recht konnte der dunkle Lord nicht fassen, was er dort sah. Ein blauhaariger, ihm völlig fremder Junge, kam schwer atmend, mit geschlossenen Augen aus dem Qualm und trug ein kleines Mädchen in einem hellen Sommerkleid. Bei diesem Anblick blieb ihm fast das Herz stehen.

Tom erkannte das Mädchen auf dem Arm des Schülers.

Das war seine Schwester!
 

„Mara.“

Erstickt brachen die Worte aus seinem Mund, als er fassungslos den vom Ruß verdreckten silbernen Haarschopf betrachtete.

Wieso war sie hier? Hatte der Orden sie entführt? Doch warum brachten sie sie dann hier her? Oder war sie hier gewesen und als Geisel genommen?

Im Grunde war das jedoch im Augenblick völlig unwichtig. Auch wenn es wahrscheinlich eine der schwersten Entscheidungen seines Lebens war, so würde er erst seiner kleinen Schwester helfen, bevor er sich um Harry kümmern konnte. Hoffentlich hielt der Gryffindor noch etwas durch.
 

Auch Salazar und Cruenta blickten entsetzt auf ihr jüngstes Kind, jedoch hielt die Frau ihren Mann zurück, der nun ebenfalls losstürmen wollte. Ihre Tochter war in Sicherheit, Harry war bei ihr und auch er war da nun raus. Da brauchten sie sich als Vampire nicht unnötig den Flammen nähern.
 

Was weder sie noch Blaise in diesem Augenblick bedachten war, dass die beiden Abkömmlinge des Slytherinblutes gar nicht wissen konnten, das da vorne Harry James Potter saß.
 

~*~

Harry fiel auf die Knie, als er am Absatz der Treppe angekommen war. Der Impuls, den er ausgesandt hatte, um das Feuer zurückzudrängen, war doch etwas zu viel gewesen, anders hätten sie jedoch die Tür nie erreicht. Bisher hatte er noch nie Angst vor der Macht des Feuers gehabt, noch nie seine Hitze gefürchtet, doch dieses Feuer war das… abscheulichste, das er je erlebt hatte. Es war so widernatürlich, wie ein Wal in der Wüste Gobi, wie ein Pegasus unter der Erde, wie eine Dryade in einem Vulkan. Es folgte keinen Gesetzten, folgte keiner Logik, zerstörte einfach, was ihm in die Quere kam, war völlig außer Kontrolle. Auch wenn er ein Talent in dem Umgang mit diesem Element besaß, wie Raziel es einmal genannt hatte, so entzog sich dieses völlig seiner Gabe.
 

Vorsichtig legte er seine kleine Begleiterin vor sich auf den Boden. Er hatte die kleine Lady nicht mehr in die Sicherheit des Fluchtunnels bringen können, da der Gang in dem der Zugang war, in Flamen gestanden hatte, als sie ihn endlich erreicht hatten.
 

Leise wimmerte sie. Behutsam riss er den Ärmel ihres Kleides ab und legte somit den verbrannten Arm frei. Wütend biss Harry sich auf die Lippe. Er hatte es nicht kommen sehen, wie auch? Die Flammen hielten sich an nichts, das er kannte. Wie hätte er denn damit rechnen sollen, dass in einem leeren Haus etwas explodieren konnte?
 

„Ganz ruhig kleine Maus. Wir sind jetzt draußen. Hol tief Luft und atme lange wieder aus, damit der Rauch aus deinen Lungen kommt. Ich werde mich um deinen Arm kümmern. Gleich wird er auch nicht mehr wehtun, ja?“

Tom und Blaise waren mittlerweile wieder auf den Beinen und liefen mit ihren Zauberstäben, die sie wieder aufgesammelt hatten, auf die beiden zu.
 

Harry bemerkte sie nicht, aber er wusste dass irgendwo noch mindestens zwei waren, da er ihre Zauber abgewehrt hatte, doch wusste er nicht ob es noch welche vom Orden waren oder ob die Todesser wieder zurück waren.

Seine Nase war durch den ganzen Rauch nicht mehr funktionstüchtig, Laute nahm er nur noch gedämpft war, da der Knall der Explosion direkt hinter ihm gewesen war, und seine Lunge brannte.

In seinem aktuellen Zustand konnte er Freund nicht von Feind unterscheiden. Sämtliche Sinne verweigerten ihm aufgrund dieser Tortur den Dienst. Er fühlte sich vollkommen wehrlos und angreifbar. Nagini war ihm auch keine Hilfe, da sie das Bewusstsein in der giftigen Luft verloren hatte.
 

Panik versuchte sich durch sein Denken zu fressen, doch er durfte das nicht zulassen. Wenn er die Kontrolle verlor, wäre auch das Mädchen in Gefahr. Ein gequältes Stöhnen verließ seine Lippen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was dann passieren würde. Er musste sich fassen und seinen Geist auf das konzentrieren, was er jetzt zu tun gedachte. Bisher war es ihm immer nur mäßig gelungen, doch viele Alternativen hatte er zurzeit nicht. Es vereinfachte die Sache auch ungemein, dass er nicht die Auren lesen wollte. Ein kurzer Blick, ein flüchtiger Eindruck, das würde schon genügen, doch mit der aufsteigenden Panik und den anderen, völlig überforderten Sinnen war das leichter gesagt als getan. So war der Impuls, den er losschickte zu heftig und er keuchte schwer auf.

Tränen liefen ihm über das Gesicht, zogen Spuren durch den Ruß, der überall an ihnen war. Die langen Haare fielen wie ein Schleier vor sein Gesicht als er sich vorbeugte und die Arm schützend um seinen Körper legte, als könne ihn das vor dem schützen. Die ganzen Eindrücke, die Reize waren zu viel, zu stark, zu wild und er brauchte alle seine Selbstbeherrschung nicht aufzuschreien.
 

Eine kleine Hand strich über seine Wange, eine so einfache und dennoch so unschätzbar wertvolle Geste. Ein kleines Lächeln huschte um seinen Mund, als er tief durch atmete und versuchte alles zu sortieren, was er grade erfahren hatte.

Immerhin wusste er jetzt was sich alles im Umkreis von einigen hundert Metern herum trieb, meldete sich eine kleine zynische Stimme in ihm. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, waren der Lord und Blaise schon fast bei ihnen. Die Illusion löste sich auf und nun erkannten auch Tom und Salazar, dass es Harry war.

Der Gryffindor war so unendlich müde. Auch wenn er kaum was von seiner eigenen Magie gebraucht hatte, so war das Weben dennoch ungemein Kräfte zehrend. Physisch, wie psychisch. Doch noch immer war es nicht vorbei.
 

„Blaise, komm bitte sofort hierher. Tom bleib zurück“, krächzte Harry.

Seine Stimme wollte nicht so wie er, aber die beiden hatten ihn verstanden. Es kostete den Vampir einiges, zurück zu bleiben, viel zu erleichtert war er, dass seine Schwester und Harry lebten und in Sicherheit waren. So wartete er einige Meter entfernt. Blaise, der es nicht glauben konnte, dass der Lord wirklich gehorchte, hatte sich währenddessen Harry gegenüber hingekniet und versperrte somit Tom die Sicht auf dessen Schwester.
 

„Mach bitte ihren Arm nass. Ich brauche viel Wasser. Die Verbrennungen sind schlimm.“

Der Junge nickte und tat wie ihm geheißen. Er wusste zwar nicht wozu, aber wenn Harry in diesem Ton sprach, konnte man nur dass tun, was er von einem wollte. Die Verbrennungen auf der Außenfläche des rechten Armes sahen böse aus, vor allem da Vampire sehr feuerempfindlich waren. Keine Magie, die irgendein Heiler beherrschte, würde verhindern können, dass für immer Narben bleiben würden.
 

„Woher weißt du es? Dass ich ein Dämon bin“ wurde Harry gefragt, als das leise Plätschern des Wasser diesem sagte, dass Blaise auf ihn gehört hatte.

Der angesprochene grinste hinterlistig, dass dem Slytherin ein Schauer über den Rücken lief.
 

„Wer sagt, dass ich es weiß? Ich habe keinen Zauberstab und du schon. Danke, ich denke das reicht.“

Das Mädchen hatte angefangen zu schluchzen, da das kühle Nass höllisch auf der Wunde brannte.
 

„Ich weiß Maus es schmerzt, aber gleich ist alles vorbei. Ich lege jetzt meine Hände auf deinen Arm. Es wird höllisch wehtun aber sei stark, ja? Dann ist es schnell vorbei. Dein Tommy wird dich dann hier weg bringen.“

Die Kleine nickte tapfer und biss sich auf die Lippe, als Harry seine Hände auf den Arm legte. Blaise sah ihn perplex an. Er kannte Mara Slytherin. Normalerweise konnte niemand sie im Zaum halten, nicht einmal seine jüngeren Brüder, obwohl sie mit ihr befreundet waren, niemand, außer vielleicht der Lord, doch auf Harry hörte sie. Kein Gemecker, kein Gezeter, rein gar nichts. Vielleicht lag es an ihrer Verletzung? Nein, viel mehr lag es einfach an Harrys ehrlicher und warmer Natur, der man sich wirklich nur schwer entziehen konnte.
 

Seine Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf Harrys Hände, die anfingen matt zu glühen. Noch nie hatte er von etwas Ähnlichem gehört. Solche Heilmethoden, durch Handauflegen, wurden bestimmt seit Jahrhunderten nicht mehr praktiziert. Die modernen Sprüche waren bei weitem effektiver.

Nach ein paar Minuten nahm das Elbenblut seine Hände wieder von dem Arm des Mädchens und Blaise konnte seinen Augen nicht trauen. Als wäre nie etwas geschehen, keine Narben, nicht einmal mehr eine Rötung der Haut.

Erschöpft sackte Harry zurück, lächelte jedoch sanft das Mädchen an. Raziel hatte recht mit den Fähigkeiten gehabt, die er wohl mit seiner Volljährigkeit entwickeln würde. Dieses Mal hatte er jedoch auf seine eigene Magie zurückgreifen müssen.
 

„Komm kleine Lady, Tommy wartet schon. Deine Mum und dein Dad erwarten dich sicher.“

Unsicher stand die kleine auf, rannte dann aber auf ihren Bruder zu, der sie glücklich an sich drückte und auf den Arm nahm. Auch Harry erhob sich, was erst beim zweiten Anlauf gelingen wollte. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding.
 

„Tommy! Ich hatte solche Angst, aber der Engel ist gekommen und hat mich beschützt und den Kerlen gezeigt, wo es lang geht.“

Sofort schlang die kleine Mara ihre Arme um seinen Hals und vergrub den Kopf in den weiten Roben, als sie dort war, wo sie heute Morgen eigentlich hin gewollt hatte.
 

/Engel?/

Erstaunt sah der dunkle Lord zu Harry, der dabei war Nagini von sich zu lösen und sie ihm über die Schulter legte. Ja, Engel war kein schlechter Name für diesen Jungen.
 

„Geh, bring sie zu euren Eltern.“

Der Lord nickte und ging ein paar Schritte rückwärts, bevor er seinen Blick von Harry abwenden konnte und sich umdrehte.
 

Erst als die beiden außer Hörweite waren richtete sich Harry wieder an Blaise, der nicht von seiner Seite wich, als würde er damit rechnen, dass der Junge-der-immer-noch-lebt gleich zusammen brechen würde.
 

„Zabini, du musst das Feuer löschen!“

Präzise und eindeutig. War der Knabe völlig verrückt geworden?
 

„Nein! Vergiss es Potter! Deine kleine Fackelei hat mir schon gereicht. Aber das Feuer da ist magisch. Ich buchstabier es dir gerne. M.A.G.I.S.C.H! Dafür bin ich bei weitem nicht stark genug. Weißt du wie viel das an Magie kostet?“

Harrys Gedanken rasten, klapperten in Rekordzeit alle ihm bleibenden Möglichkeiten ab. Wenn er sich nicht täuschte mit dem, was dieser Slytherin war, dann sollte er tatsächlich in der Lage sein dieses Feuer zu löschen. Das eröffnete auch einen Weg, doch war der Preis hoch dafür und er konnte nicht sagen, ob es funktionieren würde. Jedoch es war einen Versuch wert. Noch hatte er genug Reserven. Im Ernstfall würde er zwar mit seinem Leben bezahlen, doch er befand, dass es das allemal wert war. Was war schon sein Leben, gegen den Fall des dunklen Ordens. Wenn das Feuer wirklich alles in dem Schloss zerstören würde, hatte Dumbledore so gut wie gewonnen.
 

„Malfoy wird mich umbringen“ murmelte der Gryffindor kaum verständlich, als er sich ganz Blaise zuwandte.
 

„Was?“ wollte dieser wissen, da er zwar die Worte verstanden hatte, aber ihren Sinn nicht greifen konnte.
 

„Du hast doch die Fähigkeiten deiner Mutter geerbt, oder?“

Harry klang etwas abwesend, als er einen Energiepuffer für den Bann erstellte. Eine viertel Stunde musste reichen, um das Feuer zu löschen. Danach würde der Bann fallen. Keinen Augenblick eher oder später. Egal ob er selbst noch stand oder nicht. Hoffentlich reichte es.

Blaise hingegen war verwirrt. Er wusste nicht worauf der Junge hinaus wollte und bestätigte einfach die Vermutung. Es war eh egal, da Potter zu wissen schien, dass er kein Mensch war.
 

„Nymphe, oder?“ fragte Harry weiter, um ganz sicher zu gehen.

Ok, woher wusste der Junge so gut Bescheid?
 

„Was hast du, bei Morganas rosa Spitzen-BH, vor? Wozu fragst du, wenn du die Antwort eh...“

Blaise verstummte. Er hatte durchschaut worauf dieser Idiot hinaus wollte. Nein, das würde er nicht mitspielen. Auf gar keinen Fall!
 

„Mit einem Kuss können Nymphen ihren Opfern die Energie absaugen. Bei Zauberern sogar reine Magie.“

Die monotone, leicht abwesende stimme klang, als würde der Löwe wie ein Ravenclaw eine Passage aus einem Buch rezitieren.
 

/Gibt es an diesem seltsamen Typen auch eine Hufflepuffseite? Sekunde, was hatte er gesagt?/

Erst jetzt sickerten die Worte bis zu dem Weißhaarigen durch.
 

„Vergiss es. Lies es mir von den Lippen ab! N.E.I.N!“
 

„Ich lese dir nen Scheißdreck von den Lippen ab. Weißt du was passiert wenn der Bann fällt?“ fauchte jetzt Harry.

Der junge Dämon versteifte sich, schwieg aber.
 

„Gut, anscheinend schon. Also willst du, dass der Alte Mann so einfach gewinnt?“

Harry ergriff die Hände seines Gegenübers und drückte sie.
 

„Aber was ist mit dir? Du...“

Ein verzweifelter Versuch und Blaise wusste, dass Harry wusste, dass er sich geschlagen gab.
 

„Es ist der einzige Weg. Du bist der Einzige, der in der Lage ist dieses widerliche Feuer zu löschen. Selbst wenn ich dir Magie zuschieben könnte, wäre der Verlust, der Verschleiß, dabei zu groß. Wir brauchen alles was wir kriegen können. Meine Magiereserven sollten groß genug sein. Außerdem, seh’ ich so schrecklich aus?“

Das verschmitzte Grinsen auf Harrys Gesicht löste etwas die Anspannung Zabinis und ließ ihn trocken auflachen. Der schwarzhaarige war nun völlig durchgedreht grade jetzt Witze zu reißen.
 

„Nein. Eigentlich bist du eine echte Schönheit, für nen Kerl.“
 

„Eigentlich?“

Klang das Elbenblut wirklich etwas pikiert, oder täuschte er sich?

Ein Blick sagte ihm, dass er zwar so klang, doch es gehörte einfach mit zur Show, mit zum Witz.
 

„Ja eigentlich. Aber mit meiner Veela kannst du es einfach nicht aufnehmen.“

Harry lachte. Ein bitterer Geschmack machte sich in Blaise seinem Mund breit. Was wenn es sein letztes Lachen war?
 

„Der große Blaise 'Casanova' Zabini ist also in festen Händen. Na hoffentlich ist sie nicht hier und schaut zu, sonst wird sie noch eifersüchtig.“

Meinte er das nur oder lag eine seltsame Betonung auf dem Sie?
 

„Bist du dir sicher?“ gab er jedoch neckend zurück, dankbar für jede Ablenkung.

Harry wurde ernst. Sie hatten eine wertvolle Menge Zeit mit ihrem Gespräch gebraucht.
 

„Beeil dich lieber. Du hast noch 12 Minuten um das Feuer zu löschen und die Beine in die Hand zu nehmen.“

Blaise schloss noch einmal kurz die Augen, bevor er den schlanken Gryffindor zu sich zog und ihn küsste.

Langsam hob er seinen rechten Arm, während er den linken um die Hüften des Jungen legte und begann das Feuer zu löschen.

Konzentriert versuchte er darauf zu achten, dass er Harry nicht zu viel seiner Magie raubte und ihn somit zu töten, doch der Magiefluss schien nicht weniger zu werden. Das Potential musste riesig sein. Trotz des langen Tages schien es kaum angerührt worden zu sein.
 

Langsam spürte er, wie der Fluss schwächer wurde, ebenso wie Harry selbst, der vorher schon müde gewirkt hatte, und wollte sich lösen, auch wenn das Feuer noch nicht gelöscht war, doch er wollte ihn nicht umbringen.

Nur leider hatte er seine Rechnung ohne die Sturheit und diese Märtyrer-Ader des Gryffindors gemacht. Der hatte seine Hand in den hellen Haaren des Dämons vergraben und hielt ihn davon ab, den Kuss zu lösen. Ein Mal begonnen musste er sich von seinem Opfer trennen, sonst konnte er nicht aufhören ihm die Magie abzusaugen.

Wie sehr er es auch versuchte, er kam nicht von dem Jungen los und so gab er seinen Widerstand auf. Erst als die letzte Flamme erloschen war, löste Harry seinen Griff und ließ Blaise frei.
 

„In dreißig Sekunden fällt der Bann. LAUF!“

Ohne sich der Worte klar zu werden rannte Blaise, als wäre eine Horde Drachen hinter ihm her. Tränen liefen aus seinen Augen, doch er drehte sich nicht mehr um.

Es war zu viel gewesen. Viel zu viel. Auch wenn der Gryff so stark war, so viel Energie zu verlieren… ein Körper konnte das nicht verkraften.
 

Harry hatte gewusst, dass der andere wertvolle Sekunden mit seinem Zögern verschwendet hätte, hätte er ihn nicht mit Engelszunge fortgeschickt. Das Zusammenbrechen und der Druck der entstand, wenn ein Bann fiel und nicht vorsichtig gelöst wurde, konnte einen beträchtlich anschlagen.
 

~*~

Draco war zu den Slytherins getreten, um den Lord im Auge zu behalten. Nicht das noch irgendwas Unvorhergesehenes geschah, denn noch immer brannte das Schloss und Harry Potter stand noch. Auch wenn er den Jüngeren langsam mochte, so kannte er dessen Talent für dumme und vor allem gefährliche Aktionen.

Ihm und Tom blieb dann aber fast das Herz stehen, als sie mit ansahen, wie sich Harry und Blaise erst zu streiten schienen, doch dann plötzlich der Gryffindor Zabinis Hände griff und sie sich küssten. Der Lord verstand nicht so recht, warum es ihm so gar nicht passte, dass die zwei Jungen sich küssten. Der Eisprinz hingegen konnte nicht fassen, was sein Freund da grade tat.

Doch dann sahen sie, wie das Feuer langsam zurück ging und verstanden, dass der Streit wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass Harry wohl nicht ganz damit einverstanden war, dass Blaise ihm die Magie entziehen wollte.

Tom wollte zu den beiden stürmen, sie von einander trennen, doch seine Mutter hielt ihn auf.
 

„Bleib hier. Wenn der Junge zusammenbricht fällt der Bann. Das würde dir nicht gut bekommen.“

Verzweifelt blickte dieser jetzt von seiner Mutter zu dem Elbenblut. Was war, wenn Zabini ihn umbrachte?
 

Dann auf einmal wandte sich Blaise ab und rannte auf sie zu, so schnell er konnte. Harry sah sie einen Moment zufrieden lächelnd an, bevor er einfach zusammenbrach.

Wenn jemand ihm in dem Moment direkt in die Augen gesehen hätte, hätte er gesehen, wie das Leben in den grünen Smaragden erlosch. Wie eine Kerze, die man einfach ausgeblasen hatte.
 

„HARRY!“ schrie Tom, riss sich von seiner Mutter los und rannte auf ihn zu.

Cruenta war einfach zu verwirrt von dem Blick des Jungen, als das sie ihren Sohn hätte aufhalten können. So lächelte nur jemand, der seine Aufgabe erledigt hatte und sich damit abgefunden hatte zu sterben. In einem solchen Lächeln, lag eine Entschuldigung, an all die, die ihn vermissen würde.

Sie drückte ihre Tochter an sich, die nicht zu verstehen schien was vor sich ging, jedoch erstaunlicher Weise schwieg und alles still beobachtete.
 

Noch bevor Tom in den Bannkreis treten konnte, war Blaise auf seiner Höhe und riss ihn um. Der Rest sah noch wie eine blaue Kuppel um das Schloss aufflammte. Der Bann brach zusammen und nichts erinnerte mehr an das, was hier geschehen war. Wenn sie das Schloss betreten würden, wäre noch alles so, wie sie es verlassen hatten.
 

Jetzt konnte Tom nichts mehr aufhalten zu Harry zu kommen. Rutschend kam der Lord zum stehen und schloss den Körper des Jungen in seine Arme, doch er ließ ihn sofort wieder los, als dieser gequält aufstöhnte und den Mann von sich drückte. Der Druck war nur schwach, zeigte es doch, wie erschöpft er war.
 

„Tom bitte.“

Harrys Worte machten Tom klar, dass er ihm fern bleiben sollte, aber er verstand nicht wieso.
 

Blaise kam auf Harry zu, der noch immer auf dem Boden lag und sah ihn besorgt und etwas fassungslos an. Wie, beim Dreitagebarte Merlins, war es möglich, dass dieser elendig selbstlose Gryffindor noch lebte? Er hatte ihm zu viel seiner Magie geraubt. Es war einfach unmöglich.
 

/Das ist Harry Potter. Das Wort unmöglich gibt es für ihn nicht./

Seit wann klang sein Sarkasmus eigentlich wie Draco?

Aber das war jetzt nebensächlich. Harry Potter schien sich irgendwie nie sonderlich um irgendwelche verdammten Normen zu scheren, an die sich sonst jeder hielt. Wie zum Beispiel, dass magische Lebewesen, ob Mensch oder sonst was, starben, wenn man ihnen zu viel ihrer Magie raubte.

Was anderes war jetzt viel wichtiger, und zwar Harry anscheinend verletzter Rücken.

Blaise hatte eins und eins zusammen gezählt. Die Stelle, wo Maras Arm verbrannt war, hatte ihn vorher schon stutzig gemacht. Anscheinend sah Harrys Rücken wohl nicht besser aus, immerhin war er derjenige gewesen, der sie getragen hatte. Sachte nahm er seinen Mitschüler aus den Armen des Lord und legte ihn auf die Seite, das Gesicht zum Lord gewandt. Mit einem kräftigen Ruck zerriss er das Shirt, damit er es ihm besser ausziehen konnte.
 

„Hey, ich mochte das Teil.“

Ein schwacher Protest, doch Blaise schnaubte.
 

„Ich kauf dir ein neues, wenn du das Überlebst.“

Vorsichtig entfernte er den Stoff und legte damit das verbrannte Fleisch frei. Blaise schluckte. Ein grauenvoller Anblick.
 

„Also wirklich, du bist ein Held Potter“ sprach er abwertend, aber mit einem besorgten Unterton.
 

„Zuerst retten wir die Prinzessin des Schlosses, dann das Königreich und zu guter letzt machen wir jedem hier Sorgen. Und jetzt? Jetzt siehst du was du davon hast.“

Harry musste schmunzeln. Blaise war zu oft mit Draco zusammen. Tom, der das Schauspiel der beiden böse verfolgt hatte, zog zischend die Luft ein, als er sich aufrichtete und so Harrys verbrannten Rücken sah, nachdem Blaise unter einem kleinen Schmerzensschrei von Harry mit einem Ruck den restlichen Stoff weggerissen hatte. Blaise musterte die Verletzungen mittlerweile kritisch.
 

„Nach einer Dusche ist das wieder weg“, witzelte Harry mit schwacher Stimme.

Tom verstand nicht wie der Junge mit so einer Verletzung noch Witze reißen konnte. Die Wunde war von einem magischen Feuer, im Schloss gab es ja nichts mehr, was hätte brennen können, und waren somit, wenn überhaupt, nur schwer zu heilen. Blaise jedoch verstand den Wink.
 

/Vielleicht spricht er ja nie so bildlich, wie es scheint/ überlegte er, bevor er sich wieder an den Schwarzhaarigen wandte.
 

„Schaffst du das alleine?“

Harry nickte.
 

„Wenn du mir etwas Wasser gibst ist das das geringste Problem.“

Wieder ein Grinsen von beiden, wenn auch Harry sichtliche Mühe hatte wach zu bleiben und Blaise seins eher gequält wirkte. Was war er eigentlich? Ein Wasserhahn?

Der Lord verstand nicht worauf sie hinauswollten. Am besten er bracht Harry rein und sah sich das zusammen mit dem Tränkemeister an. Vielleicht war noch etwas zu retten.

Blaise indes half Harry dabei sich aufzusetzen und hob währenddessen seine Hände und hielt sie etwas über Harrys Schultern. Wasser floss jetzt den zerschundenen Rücken runter. Zischend zog der Gryffindor die Luft ein, als flammender Schmerz über die geschundene Haut jagte. Mara war wirklich tapfer gewesen.
 

Langsam schloss er die Augen und konzentrierte sich. Auch dieses Mal erhob sich ein mattes Glühen und staunend konnten die beiden beobachten, wie Harrys Rücken langsam verheilte und die glatte Haut kein Zeichen der Hitze mehr aufwies. Der Schwarzhaarige schwankte gefährlich, doch Tom war sofort zur Stelle und fing ihn auf. Sachte hob er den immer noch sehr leichten Jungen hoch.
 

„Es tut mir Leid“ flüsterte dieser schwach.

Die Heilung schien ihm seine letzten Kräfte gekostet zu haben. Kräfte, die das normale Maß eines jeden Wesens, das er kannte, bei weitem übertraf. Doch was machte Harry nur so stark? Was gab ihm nur den Willen durchzuhalten?
 

„Dir braucht nichts Leid zu tun. Du hast die Kinder gerettet und Dumbledores Leute daran gehindert hier irgendetwas zu finden.“

Sanft und dennoch beschwörend. Sich aufzuregen kostete nur Kraft.
 

„Aber es war meine Schuld, dass ihr alle Unterwegs wart.“
 

„Was meinst du damit? Wir waren alle ...“ der Lord stockte.

Jetzt erst wurde ihm klar was Harry meinte.
 

„Du meinst wegen dem Plan?“

Ein schwaches Nicken.
 

„Es tut mir Leid. Es ist alles meine Schuld. Und wieder einmal hat das Leben mir gezeigt, wie es mich doch hasst.“

Harrys Körper entspannte sich nach diesen Worten. Die Anstrengung des Tages forderte jetzt ihren Tribut von ihm und er schlief einfach ein. Tom sah entsetzt auf den Jungen. Schnell überprüfte er dessen Vitalfunktionen und stellte zum Glück aber fest, dass er noch atmete, wenn auch schwach.
 

Irgendwie waren das jetzt zu viele Informationen auf einmal gewesen.

Harry besaß irgendwelche mysteriösen Heilkräfte in Verbindung mit Wasser. Dann war da noch dieser Bannkreis, den er einige Zeit aufrechterhalten hatte und danach hat er noch das Feuer zusammen mit Blaise gelöscht. Ihm fiel wieder die Energie Welle ein, als Harry sich ins freie gekämpft hatte, als sie ihn für Dumbledore gehalten hatten und die Illusion ein. Es bereitete ihm Sorge, wie viel Energie er verbraucht haben musste. So lange konnte das doch kein normaler Mensch aushalten, auch kein Elb. Dass Harry sich auch noch die Schuld an der ganzen Misere gab, war auch kein Punkt den er so recht verstand. Das muss echt ein Scheiß Tag für ihn gewesen sein. Vor allem an seinem siebzehnten Geburtstag
 

~*~

Salazar legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.
 

„Tom, wir müssen das Anwesen wo anders verstecken.“

Völlig abwesend nickte dieser und folgte seinem Vater auf das Gelände. Alle Anwesenden, die dazu in der Lage waren, hatten sich in einem Kreis um den Ankerpunkt der Gründe aufgestellt und murmelten jetzt eine Beschwörungsformel. Sie konnten nicht riskieren, dass der Orden hier wieder auftauchte, da sie im Augenblick wussten, wo es war.
 

Tom setzte sich zu den Kindern auf die Wiese, die sich in einem Kreis um ihn herum niederließen. Sie fragten ihn die ganze Zeit, was mit ihrem Freund auf seinem Arm war. Auch Mara war bei ihm und strich ihrem Engel sanft über den Kopf, während zwei Jungen, die eindeutig Zwillinge waren, hinter ihr standen und dem zusahen.

Millicent Bulstrode erzählte Tom, der sie verwundert anblickte und die stumme Frage stellten, woher die Kinder Harry kannten, was geschehen war als sie angegriffen wurde, auch wenn sie auf Dracos Bitte hin nicht erwähnte, wie es Harry genau gelungen war, die Kinder zu beruhigen.
 

Irgendwie nachdenklich sah der Mann nach dem Bericht auf das friedlich schlafende Gesicht, des Jungen in seinen Armen.

Harry war schlau, intelligent, kinderlieb, nahm kein Blatt vor den Mund, hilfsbereit, mutig, stark und vor allem geheimnisvoll. Stur, dickköpfig, sarkastisch, leichtsinnig und manipulativ ließ er aus seinen Aufzählungen raus.

Eine richtige Führungsperson. Es schien kaum etwas zu geben, was er nicht konnte. Tom verstand nicht, wie jemand diesem Jungen schaden wollen konnte. Wie er das hatte wollen können. Wenn man ihn kannte zog er einen einfach in seinen Bann. Auch wenn er von den Leuten in die Rolle des Helden gesteckt wurde, als er noch ein Baby gewesen war, wurde er der Rolle mehr als gerecht. Wenn er es damals nicht schon gewesen wäre, würde er diesen Titel auf jeden Fall eines Tages sich selbst verdienen.
 

~*~

Salazar und Cruenta sahen beide sanft lächelnd zu ihren Kindern, die verträumt durch die verstrubbelten, schwarzen Haare des Jungen auf Toms Armen strichen.
 

„Sie sind ein süßes Paar, findest du nicht?“

Der Mann nickte.
 

„Ja. Alle beobachten die beiden schon, seid der Junge hier ist. Keinem sind die Blicke entgangen, die Tom Harry zuwirft. Keinem, bis auf Harry. Entweder ignoriert er sie oder er hat sie wirklich noch nicht bemerkt. Du solltest dir mal anhören, wie der Kleine Tom die Leviten liest, wenn er wieder Mal seinen Sturschädel gegen ihn durchsetzten will, oder es einfach wagt zu atmen, wenn Harry das grad nicht passt. Alleine als er Harry zum Einkaufen mitschleppen wollte, was dem Jungen gar nicht in den Kram gepasst hatte, dachten wir, dass das Haus dem nicht mehr lange standhalten würde. Tom hatte ihn durch die geschlossene Tür angebrüllt und ihm versucht weiß zu machen, dass er was ordentliches zum anziehen bräuchte. Du musst wissen, dass er vorher nur Kleider von seinem Cousin hatte, der die Ausmaße eines kleinen Wals hatte. Am Anfang war es noch schlimmer, als Harry sich noch mit Händen und Füßen gegen seinen Aufenthalt in meinem Manor gewehrt hatte.“

Lachend blickte Cruenta in die Augen ihres Mannes, die schelmisch zu funkeln begonnen haben.
 

„Die halbe Portion? Was hat er denn gemacht?“

Auch wenn sie den Jungen-der-lebt heute in Aktion erlebt hatte, so wollte das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte nicht zu diesen hübschen Knaben passen.
 

„Als er angekommen war, war er ziemlich übel zugerichtet und Tom hat ihn wieder aufgepäppelt. Als Harry dann endlich wieder zu sich gekommen ist und zum Essen kommen sollte, hat er es irgendwie geschafft die Tür mit dem Bann zu blockieren. Er kam zwar immer noch nicht raus, aber wir auch nicht rein. Den ganzen Tag hat er dann aus Protest das Anwesen mit seiner Musik beschallt. Nach einer Nacht, in der wohl kaum einer ein Auge zubekommen hatte und einem ebenso lauten Tag, hat er doch glatt sein Zimmer in Brand gesteckt. Irgendwie hatte er es in dem Durcheinander dann geschafft zu entkommen, doch konnten wir ihn wieder einfangen.“

Die Frau musste sich schon schwer atmend an ihrem Mann festhalten.

Wie konnte nur ein einzelner Junge, der doch wirklich nur ein Strich in der Landschaft war, den ganzen Orden ihres Sohnes so dermaßen auf Trab halten? Als Salazar dann auch noch erzählte wie es weiterging liefen ihr vor Lachen die Tränen über das Gesicht.
 

„Endlich jemand, der Tom zeigt wo es lang geht“ keuchte sie erstickt zwischen ihren Lachern.
 

~*~

Tom richtete sich nun auf und ging, gefolgt von den Kindern, die freudig um ihn herum jagten, hoch zu den Portalen, da das Umsetzten erfolgreich abgeschlossen war.
 

„Seid wann ist Tom so beliebt bei den Kleinen?“ fragte Regulus verdutzt, der zusammen mit Severus zu den beiden Slytherin getreten war.
 

„Ich muss dich enttäuschen. Die Aufmerksamkeit gilt dem Jungen“, vernahmen sie die belustigt wirkende Stimme der Herrin des Hauses.

Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt von dem was ihr Mann ihr erzählt hatte.
 

Minky indessen hatte ihr Hauselfen wieder an die Arbeit gejagt. Es gab noch viel zu tun. Die ganzen Leute hatten gewiss Hunger nach so einem Tag und die ganzen Dinge, die sie für die Feier vorbereitet hatten, mussten kalt gestellt werden. Heute würde der kleine Lord wahrscheinlich nicht mehr feiern, nur noch schlafen.
 

~oO~0~Oo~
 

* two worlds von Phil Collins

A new Dawn

>>>Vorwort<<<
 

xX26. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@Mirai22: Herzlichen Glückwunsch zu diesem kleinen Erfolg^^ Danke für das Lob und schön, dass dir Sense so gut gefällt.
 

@MSAYA: Scheint auch dir gefallen zu haben :D Was soll ich schon dagegen tun? Harry ist wie er ist und daran ist leider nichts mehr zu ändern *schulterzuck* und die anderen etwas Wahnsinnig machen, wahrscheinlich freut er sich auch noch darüber, wer weiß ;)
 

@DarkDragonheart: Aller guter Dinge sind drei x9 Schön, dass es auch dir so gut gefallen hat. Was mit den beiden ist, das wird sich schon noch irgendwann zeigen... *hust*
 

Viel Spaß beim Lesen :)
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ A new Dawn ~*~
 

Der Himmel war dunkel, von tiefen grauen Wolken bedeckt, die schwer ihre Fracht entließen. Das Rauschen des Regens spielte sich zu einer Serenade der himmlischen Wasser auf, die die Atmosphäre nur noch trübseliger erscheinen ließ.

Langsam drehte sich der schlanke Körper in dem großen Bett auf die Seite. Leichtes Zittern lies die zierliche Gestallt geradezu erbeben. Vorsichtig richtete sich der junge Mann auf, schlang die dünn Decke, unter der er gelegen hatte, um sich und trat mit behutsamen Schritten an die großen Fenster. Erschöpft ließ er seine Stirn gegen das kühle Glas sinken. Das Wetter auf der anderen Seite spiegelte ungemein präzise wieder, wie er sich grade fühlte. So waren die grünen Augen des Schwarzhaarigen in die Ferne gerichtet, auf etwas fixiert, das nur er zu sehen schien, ohne sehen zu können, während er seinen Gedanken nachhing.

Sie drehten sich um den vergangenen Tag und versuchten die daraus resultierenden Folgen zu erwägen. Wieder würde sich alles für ihn ändern, es hatte bereits begonnen, auch wenn er sich die Monate, die auf diesen Tag folgen würden, so nicht vorgestellt hatte.
 

Bisher war niemand gekommen, um ihn wie jeden Morgen zu wecken und er wusste warum. Es war immer dasselbe, ewig die selbe Leier. Seine eigene Tante und ihr Mann fürchteten ihn, weil er anders war, seine Mitschüler fürchteten ihn, weil er anders war und auch hier fürchteten sie ihn nun, weil er anders war.

Gestern hatte er so viel von sich preisgegeben, hatte ihnen einen Vorgeschmack darauf gegeben, zu was er im Augenblick in der Lage war, Taschenspielertricks zu dem, wozu er in der Lage sein könnte.
 

Draco, um bei jemanden zu beginnen, wusste nun, dass er der Sänger der mysteriösen Band Alea war und er wagte nicht zu hoffen, dass bei dem Konzert niemand gemerkt hatte, dass grade dieser Sänger ein Magieweber war. Nein, wer schon davon gehört hatte, konnte einfach zu keinem anderen Schluss kommen. Die Feuermagie, die er an diesem Abend gewirkt hatte, war ein Meisterstück gewesen.

Dann war da Blaise, der trotz der Geschehnisse unmöglich einschätzen konnte, welche Kraftreserven in ihm schlummerten, welche tiefe Macht er besaß. Selbst nach all der Magie, die ihm das Nymphenblut genommen, nein, die er ihm angeboten hatte, war es ihm noch gelungen Wunden zu heilen, die normale Magie gar nicht heilen konnte.

Als nächstes die kleine Schwester des Lords, Mara, die es sich gewiss nicht hatte nehmen lassen, von ihrem Abenteuer mit ihrem Engel zu erzählen. Von ihrem Engel, der in der Dunkelheit ebenso gut sehen konnte, wie im Licht, ihr Engel, der gekämpft hatte, wie ein Schatten, leise, schnell und präzise, ihr Engel, der den Tag zur Nacht machte.

Wenn dann auch noch Lady Slytherin anwesend war, selbst wenn sie nichts erzählen würde, nichts von dem Windgeist, nichts von den Engelsbannen, dann war es kein Wunder, das niemand sich in seine Nähe wagte, das keiner zu ihm gelassen wurde.
 

Wenn sie alles zusammen trugen, hatten sie ein, zwar verzerrtes, aber nicht minder eindrucksvolles, furchterregendes Bild von ihm und seinen Fähigkeiten.

Ein nun volljähriger Junge, halb Elb, halb Engel, ein Feuer- und nun, mit seinem letzten Bluterbe, Wassermedia. Somit war er eines der wenigen reinen Lichtmedia, die es auf diesem Erdenrund gab, eines, das niemals in der Lage sein sollte absolute Finsternis herauf zu beschwören, egal wie talentiert, egal wie hart trainiert. Es gab nur eine Möglichkeit, nur einen Weg, den er zweifellos beschritten hatte. Eine, oder vielmehr die Erklärung für seine Blindheit. Das war der Preis, die Lehrzeit, die Probe, um ihn auf eine Kraft vorzubereiten, die er eigentlich nie einzusetzen in der Lage sein sollte. Auch wenn sie so nie alles Zusammensetzen würden, da ihnen die Basis für ein solches Wissen fehlte, so würden sie sich dennoch ihren Teil denken, was bei weitem schlimmer sein konnte.

Was sie aber klar sehen würden war, dass er gar nicht so dumm, so ungeschickt war, wie er sich anstellte, dass er Wissen in sich trug, das er nicht haben sollte, haben konnte, dass er kämpfen konnte. Sie würden nun sehen, dass er eine Waffe war, geboren als eine, von anderen geformt und perfektioniert. Eine Waffe, deren Zerstörungskraft nicht eingeschätzt werden konnte.
 

Ja, sie sollten Angst vor ihm haben. Er war ein Monster. Eine Laune der Natur. Stark und dennoch schwach.

Nein, er hatte nie gewollt so zu sein. Ein einfacher Junge, vielleicht ein einfacher junger Zauberer, der irgendwie versuchte seinen Abschluss zu meistern, aber nicht eine Bestie, viel zu stark, viel zu schnell, viel zu perfekt. Ein Monster, das noch nicht seinen Grenzen erreicht hatte, das noch immer stärker werden konnte.

Eine kleine Stimme schlich sich in seine Gedanken. Auch wenn er Kräfte hatte, von denen andere träumten, nicht träumen sollten, so waren sie alle psychisch. Um sie in ihrem vollen Maße zu nutzen, musste er auch physisch stärker werden, damit ihn die Energien, die er formte, nicht so erschöpften, wie sie es gestern getan hatten und dabei hatte er kaum was gemacht, kaum was von dem genutzt, dass in ihm ruhte, außer sich Aussaugen zu lassen. Das meiste hatte er gewoben, doch auch das verlangte körperliche Ausdauer und Kraft, ebenso wie geistige und den ein oder anderen Funken der eigenen Magie, um die Fäden, die überall um einen sind, aufzunehmen.

Doch wozu sollte er noch stärker, noch gefährlicher werden? Warum sollte er sich quälen um Ausdauernder zu werden? Wozu sollte er an sich arbeiten, um lebend aus alle dem zu kommen? Wozu all dies, wenn man am Ende doch allein sein würde?
 

Am Liebsten wäre er von hier verschwunden, hätte sich gerne irgendwo verkrochen, doch es ging nicht. Noch gab es Personen: Menschen, Vampire, Veela, Dämonen und was wusste er noch, die ihm wichtig waren, die er beschützen wollte, was auch immer sie von ihm denken mochten, oder auf welcher Seite sie auch standen, Leute, die ihm Familie waren, mehr als die Muggel, in deren Adern, das Blut seiner Mutter, sein Blut, floss, auch wenn es nur eine Lüge war.

Jedoch kam er im Augenblick nicht weg. Gestern hatte er so viel seiner Kraft verbraucht, dass er zu Kunststücken, wie dem Verschwinden von hier, nicht in der Lage war, ohne gleich wieder zusammenzubrechen. Sein Körper musste sich erst regenerieren, bevor er wieder mit so viel Magie hantierte.
 

Der Regen draußen wurde stärker und donnerte unablässig gegen das Glas, der einzigen Barriere zwischen dem Jungen und dem tosenden Unwetter.

Harry fror erbärmlich, doch er konnte den genauen Grund dafür nicht ausmachen. War es die Erschöpfung? War es die Wärme, die die Gabe des Feuers immer in sich trug? Fehlte sie ihm, nachdem er sich gestern so verausgabt hatte? Oder war es einfach die Einsamkeit, die wie eine eiskalte Welle über ihn zusammenschlug?

Warum sollte er sich noch was vormachen? Er war jetzt 17 Jahre alt, ein Wechsel, der spurlos an der Welt vorbei gezogen war. Keine Karten, keine Glückwünsche, kein Brief, nicht einmal eine Notiz, von niemanden. Es war ja nicht so, dass er erwartete, dass man ihm Geschenke machte, ihm irgendwas Kleines gab, aber ein kleines Happy Birthday, war das zu viel verlangt?
 

~*~

Langsam senkte sich die Klinke, Stück für Stück, bis es leise, kaum vernehmlich klickte. Die Tür wurde nun vorsichtig aufgeschoben, darauf achtend kein Geräusch zu verursachen. Ein silberner Schopf schob sich durch den so entstandenen Spalt, doch wenige Momente später wehte ein Seufzen durch das leere Zimmer und die Tür schloss sich wieder.

Etwas verzweifelt blickten rote Augen den langen Flur entlang, den sie, jede Tür so öffnend und jedes Mal mit demselben Ergebnis, gekommen war. So würde sie noch ewig brauchen, aber niemand wollte ihr sagen, wo sie fand, was sie suchte.
 

„Die sind doch alle gemein.“

Wütend stampfte ihr kleiner Fuß auf, während sie die Tür, vor der sie noch immer stand, anfunkelte.
 

„Miss Slytherin, kann es sein, dass sie etwas suchen?“

Erschrocken drehte das kleine Mädchen sich um und blickte überrascht zu der dunklen Gestallt von Serverus Snape auf. Der strenge Blick aus den schwarzen Augen schien sie zu durchbohren, während seine Miene undeutbar blieb. Plötzlich fühlte sie sich unsicher. Dieser Mann, der sich wie ein Schatten zu bewegen schien, war ihr schon immer unheimlich gewesen. Er war ganz anders als der Engel, aber ebenso faszinierend, auf seine eigene, gruselige Art und Weise
 

Da die junge Dame ihn nur stumm ansah, ohne jegliche Anstalten dies zu ändern, schritt der Tränkemeister an ihr vorbei. Auch in das Mädchen kam Bewegung und sie machte sich auf, ihre Suche fortzusetzen, weit weg von diesem Mann. Jedoch hielt sie inne, als die dunkle, ernste Stimme noch einmal erklang.
 

„Das Zimmer im dritten Stock, rechts neben dem der Malfoys.“

Abrupt drehte die kleine Lady sich um, doch der Gang war nun verlassen.
 

~*~

Langsam senkte sich die Klinke Stück für Stück, bis es leise, kaum vernehmlich klickte. Die Tür wurde nun vorsichtig aufgeschoben, darauf achtend kein Geräusch zu verursachen. Ein silberner Schopf schob sich durch den so entstandenen Spalt, doch dieses Mal zwängte sich das Mädchen ganz hinein. Zwar war das Bett leer und auf den ersten Blick schien auch dieses Zimmer verlassen, aber sie konnte ihn riechen, dieses unverwechselbare süße und gleichzeitig herbe Zusammenspiel von Honig und Mandel.
 

In dem, wegen des Regens, dunklen Zimmer tanzte das Licht mit den Schatten, wie es nur ein Kaminfeuer zu präsentieren vermochte. Auf leisen Sohlen schlich sie zu der Feuerstelle, die rechts neben der Tür lag. Jeder Raum in diesem Trakt hatte denselben Aufbau, wenn auch das Zusammenspiel der Farben in keinem das Selbe war. Dieser Raum wirkte hell und irgendwie warm. Die feurigen Töne, das dunkle Holz der Möbel, das Gelb der Gardinen, die orangefarbenen, nicht zu farbintensiven Wände und die roten Ranken, die sich als Borde um das ganze Zimmer schlangen, gaben einem dieses Gefühl.

Die Sessel, das kleine Sofa und der Tisch waren nach hinten gerückt worden, so dass der schwarzhaarige Junge auf dem weichen Teppich vor dem prasselnden Feuer genug Platz hatte.

So lag ihr Engel da.

Auf der Seite, das Gesicht den Flammen zugewandt, den Kopf auf die angewinkelten Arme gelegt und die Beine leicht angezogen. Seine Augen waren geschlossen und seine Züge wirkten entspannt. Er schlief.

Unsicher, was sie jetzt tun sollte, verharrte die junge Vampirin. Ihr Bruder hatte gesagt, dass Harry viel Ruhe brauchte und sie wollte ihn nicht wecken.
 

„Na kleine Lady? Was führt dich zu mir?“

Das Gesicht des Kindes begann zu strahlen. Er hatte sie bemerkt, obwohl er noch immer seine Augen nicht geöffnet hatte. Sie hätte es wissen müssen.
 

„Ich wollte schauen, wie es dir geht.“

Langsam kam das Mädchen näher, bis es an Harrys Füßen, das Feuer zur Rechten, zum Stehen kam.
 

„Darfst du überhaupt hier sein?“

Noch immer hielt der Junge seine Augen geschlossen. Er wollte sie nicht öffnen, wollte der Welt nicht den Schmerz zeigen, der in ihnen stand. Dass seine Stimme nichts von dem verriet, was in ihm vorging, überraschte ihn selbst.
 

Manchmal fragte er sich, wie dumm er eigentlich war, wie naiv. Harry hatte wirklich gehofft, geglaubt, dass er hier vielleicht ein einfaches, normales Kind sein konnte. Ein Elbenblut, das seine Streiche ausheckte, sich mit dem, manchmal leicht reizbaren, Gastgeber anlegte und sich darüber beklagte, in den Ferien so früh aufstehen zu müssen.

Doch niemand hier scherte sich um ihn, keinen interessierte sich für ihn. War er auch hier nur eine potentielle Waffe? Eine gefährliche Waffe?
 

„Nein“ kam reuevoll und etwas unsicher die Antwort.

Dem Gryffindor versetzten diese Worte einen Stich. Er hatte es doch gewusst, aber warum tat es trotzdem noch so weh? Sie hatten Angst vor ihm. Mara durfte nicht in seine Nähe, denn er war gefährlich.
 

„Warum bist du dann trotzdem hergekommen? Hast du keine Angst?“

Verwirrt zog das Mädchen die Stirn kraus.
 

„Wieso sollte ich denn Angst haben?“
 

„Weil ich stark bin.“

Hätte der Gryffindor sehen können, wie die Kleine nun begann zu strahlen, hätte er wohl selbst die Stirn kraus gezogen.
 

„Du bist ein Engel. Natürlich bist du stark. Wie hättest du mich sonst beschützen können?“

Der Junge konnte nicht beschreiben, wie er sich fühlte. Es war angenehm zu wissen, dass es hier jemanden gab, der sich nicht vor dem fürchtete, was er war, sondern ihn für das mochte, das er getan hatte. Ein Umstand, eine Selbstverständlichkeit, die ihm kaum zu Teil geworden war bisher.
 

„Nur ein halber.“

Endlich öffnete Harry seine Augen und die kleine Schwester des dunklen Lords konnte nun wieder die strahlenden grünen Augen sehen, die im Schein des Feuers in einem unheimlichen Licht zufunkeln schienen.

Einladend hob er nun einen seiner Arme und freudig aufjauchzend krabbelte Mara zu ihm vor den warmen Kamin.

Vorsichtig legte der Junge seinen Arm um das Kind und drückte sie leicht an sich.
 

Es war ein eigenartiges Gefühl so vertraut mit jemanden dazuliegen. Er hatte es nie kennen gelernt einfach jemanden in den Arm zu schließen und so zu verweilen. Ungewohnt, aber es war auch angenehm. Kein Druck, keine Erwartung, einfach nur die Zweisamkeit.

Wie es wohl gewesen wäre, wenn er nachts mal zu seinen Eltern gekrochen wäre? Vielleicht hätte er auch eine kleine Schwester oder einen Bruder gehabt, mit dem er einfach hätte daliegen können. Und wie wäre es, wenn er so mit jemand daliegen könnte, den er mochte, den er liebte?

Seine Augen brannten. Nein, er würde immer alleine sein, denn er war einfach nicht normal.

Um sich zu beruhigen vergrub er sein Gesicht in den seidigen Haaren der kleinen Lady, welche nach einer blühenden Wiese im Frühjahr rochen.
 

/Eine eigenartige Familie/ schoss es dem Engelsblut durch den Kopf.

/Salazar riecht nach Sommer, Tom nach Herbst, Cruenta nach einen Wintermorgen, so frisch und eisig und Mara nach Frühling./
 

Im Nachhinein konnte keiner der beiden sagen, wie lange sie einfach schweigend dagelegen hatten. Irgendwann nickte Harry ein und auch die kleine Vampirin döste vor sich hin. Erst als es in dem Raum kühler wurde, wachten die beiden wieder auf.
 

„Das Feuer ist aus“ stellte Mara fest, als sie die Augen aufschlug.

Der Schüler hob kurz seine Hand und das Feuer im Kamin erwachte zu neuem Leben.

Wieder herrschte Stille, allein das Knistern des Feuers war zu hören, bis die kleine Lady sie mit leiser Stimme, als wolle sie die angenehme Atmosphäre nicht stören, durchbrach.
 

„Wie hast du das vorhin gemacht? Nicht einmal Tommy hört mich. Ich dachte, dass du schläfst.“

Sie drehte sich nicht um, sah weiterhin in die Flammen und konzentrierte sich auf die Hand, die begonnen hatte ihr zögerlich über den Bauch zu streicheln.
 

„Vertrau nicht zu sehr auf deine Augen. Du musst auch deine anderen Sinne benutzen.“

Die Stimme war warm und schwer, als er ihr zuerst über die Augen, dann über die Nase und zuletzt über die Ohren strich.
 

„So wie du? Du schaffst es auch ohne deine Augen.“
 

„Ja, ich bemüh mich.“

Wieder hatte er seinen Arm um sie gelegt und drückte sie an sich, als bräuchte er einen Halt, etwas das ihn hielt, das ihm Kraft gab.
 

„Du hast gesagt, dass es für dich immer dunkel ist, dass die absolute Finsternis deine Welt ist. Papa hat mal davon erzählt. Er hat es 'Blind' genannt. Das heißt, dass Menschen mit ihren Augen nur Dunkelheit sehen können. Bist du blind?“

Ein lächeln huschte über seine Züge, bevor er die Augen schloss. Kinder waren noch nicht so verblendet wie Erwachsene.
 

„Ja, das bin ich.“
 

„Heißt das, dass du gar nicht weißt, wie ich aussehe?“
 

„Ich fürchte leider nicht.“

Das Mädchen setzte sich auf, was ihn verwundert die Augen aufschlagen ließ. Hatte er irgendwas Falsches getan?
 

„Also, meine Haare sind silberweiß, wie die meiner Mama und ich habe auch ihre roten Augen. Papa sagt immer, ich sähe aus wie sie, genauso wie Tommy, doch der hat die braunen Haare und Augen von Papa. Nur wenn er wütend wird, dann werden auch sie rot.“

So fing sie an, jeden Einzelnen zu beschreiben, der hier lebte, angefangen bei ihrer Familie, über die Malfoys, Regulus, Snape, die Bulstrodes und wer sonst noch hier war, während Harry ihr lächelnd zuhörte. Als sie jedoch Blaise beschrieb, stutzte er.
 

„Ich dachte er hätte schwarze Haare und blaue Augen.“
 

„Nein, das ist nur Tarnung. Oh.“

Die jüngste Tochter Salazar Slytherins sprang plötzlich auf und auch Harry richtete sich verwirrt auf. Er lauschte ihren Schritten, die auf die andere Seite des Zimmers eilten.
 

„Was ist?“ fragte er nicht verstehend, was nun in das Kind gefahren war.
 

„Du musst dich fertig machen.“

Die Türen von dem Kleiderschrank öffneten sich und nun stand auch Harry.
 

„Fertig machen? Wozu denn?“

Langsam ging er hinüber zu dem Bett, auf das Mara irgendwelche Dinge, Kleidungsstücke, wie das Rascheln des Stoffes verriet, warf.
 

„Es gibt gleich Abendessen.“

Stöhnend ließ sich der Gryffindor auf das weiche Bett fallen.
 

„Ich habe keinen Hunger.“

Jäh hielt das Mädchen, welches dazu übergegangen war die Sachen, die sie ausgesucht hatte noch mal durchzusehen, inne. Immerhin konnte ihr Engel nur einen Satz Kleidung tragen und nicht sechs.
 

„Du hast doch den ganzen Tag noch nichts gegessen“ belehrte sie ihn.

Ob Minky auch sie unter ihre Fittiche genommen hatte? Kinder merkten sich so was. Mara hatte auf jeden Fall einen ähnlichen Ton angeschlagen, wie die kleine Elfe. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch es verschwand sofort wieder. Wenn er von hier wegging, dann würde die eigenwillige Hauselfe nicht mehr versuchen ihn zum Essen zu animieren und er würde gehen, heute Nacht, spätestens morgen Früh, wenn er genug Kraft dazu hatte, ohne gleich wieder aus den Latschen zu kippen.
 

„Das macht mir nichts aus. Außerdem glaub ich nicht, dass mich jemand dort sehen möchte.“

Frustriert vergrub Harry sein Gesicht in den Laken.
 

„Aber wir essen doch immer alle gemeinsam. Tommy wird bestimmt enttäuscht sein, wenn du nicht kommst.“

Purer Unglaube sprach aus der Stimme des Kindes.
 

„Nein, ich glaube dein Bruder mag mich nicht besonders“ nuschelte der Schwarzhaarige in die Laken.
 

„Natürlich mag er dich. Hier, darin wirst du toll aussehen.“

Ein Stapel Kleider wurde neben ihn gelegt, was ihn nun dazu bewegte sich dem Mädchen zuzudrehen.
 

„Mara, lass gut sein. Geh lieber, damit du nicht noch zu spät kommst.“

Vielleicht war es ja zu Harrys Vorteil nichts sehen zu können, denn dem Blick, der das kleine Gesicht nun zu einer Maske der bedingungslosen Treue und der vollkommenen Unschuld formte, konnte weder der dunkle Lord, noch der Gründer des Hauses Slytherin widerstehen.

Doch taub war er nicht. So konnte er die Stimme, die den Gesichtsausdruck keinen Abbruch tat, nicht aussperren.
 

„Bitte Harry.“

Stöhnend richtete sich der Junge auf. Nie hatte er sich gegen ein kleines Mädchen, gegen eine kleine Schwester behaupten müssen. Da war es einfacher gewesen sich Voldemort entgegen zustellen.
 

~*~

Langsam kamen Mara und Harry dem Saal immer näher und aus unerklärlichen Gründen wurde ihm irgendwie flau.

Gedämpfte Stimmen drangen an sein feines Gehör, als würden die Leute beim Essen flüstern. Das machte ihn stutzig. Warum flüsterten sie überhaupt? Die meisten hatten ein ebenso gutes Gehör wie er selbst und warum war außer dem Flüstern sonst nichts zu hören? Kein Klappern mit dem Besteck, keine Teller, die aufgefüllt wurden, keine Becher in die was gegossen wurde.
 

„Ich habe ihn gewarnt, dass er den Jungen überfordern wird.“

Die ersten Worte, die er verstand, waren die von Marien Zabini, der Mutter von Blaise, aber sie ergaben keinen Sinn für ihn. Wer überforderte wen?
 

„Das habe ich auch, aber ich glaube, wenn Harry erst einmal versteht, wird er sich wie ein Kind im Honeydukes* freuen“

Der Junge stockte. Das war Moony gewesen. Anscheinend ging es um ihn, aber was sollte ihn überfordern, das ihn sogar freuen sollte. Was ging dort vor sich.

Am liebsten hätte er auf dem Absatz kehrt gemacht, bevor er es erfuhr, bevor sie ihn überforderten, ihm wehtaten, nicht körperlich, aber seelisch. Was wussten die da drin schon was ihn freute, was ihn glücklich machte. Es waren doch alles ignorante Bastarde.

Leider wurde sein Plan von der kleinen Hand vereitelt, die die seine festhielt.
 

„Komm Harry, wir haben es fast geschafft“ quengelte sie leicht.

Noch immer verstand er nicht, warum sie unbedingt wollte, dass er mitkam, aber sich gegen sie zu wehren, ihr diesen kleinen Gefallen nicht zu tun, konnte er nicht. So ergab er sich seinem Schicksal und folgte dem Mädchen in den Saal.
 

Als die Tür aufschwang und die beiden eintraten herrschte Totenstille, jeder sah auf den Jungen. Harry sah gut aus. Hellbraune Hose, hellblauer, leichte Pullover und eine sonnengelbe Strickjacke, die er offen trug, jedoch hatte er keine Schuhe an, mal wieder. Zudem hatte sein Gesicht auch wieder mehr Farbe, als gestern. Die Tränke, die sie ihm am vergangenen Abend und heute Morgen gegeben hatten, zeigten deutlich ihre Wirkung.
 

Plötzlich durchschnitten laute Stimmen die Stille. Sofort versteifte sich das Elbenblut und blieb stehen, doch als er verstand was sie riefen löste er sich von Mara und wich vor ihnen zurück.

Machten sie sich über ihn lustig? Wollten sie ihn nun völlig zerstören. Warum? Warum taten sie das?
 

„Hört auf! Ihr sollt damit aufhören!“

Harry wandte sich um und rannte aus dem Saal, jedenfalls hatte er das vorgehabt. Starke Arme schlossen sich um seine schlanke Gestalt und hielten ihn unerbittlich fest, zogen ihn an die kräftige Brust hinter sich.

Feingliedrige Finger verkrallten sich im Stoff der Ärmel und die Beine sackten einfach weg, als wären sie ohne jegliche Kraft. Auch wenn der Mann ihn hätte mühelos halten können, so ging er mit ihm in die Knie.
 

So saßen die zwei da.

Harry, nach vorne gebeugt und sich verzweifelt an den einen Arm klammernd, der ihn hielt.

Tom, der nicht wollte, dass der Junge weiterhin floh, sich in sich zurück zog, wenn man auf ihn zuging, hatte seine freie Hand über die grünen, sonst so strahlenden Augen gelegt.

Tränen flossen, trotz des Hindernisses, über die sanften Züge des jungen Elbenblutes. Ungehörte Schluchzer ließen den zierlichen Körper erbeben, allein der feste Griff sagte dem Lord, dass Harry kämpfte. Er kämpfte mit sich selbst, auch wenn der Vampir weder wusste, worum es ging, noch wie es stand.
 

„Was soll ich bloß mit dir machen? Mmmhh?“

Riddle erwartete keine Antwort, so sprach er nach einer kleinen Pause weiter. Er seufzte in Gedanken. Lupin, Marien und Draco hatten recht gehabt. Harry war mit dieser Situation völlig überfordert, wusste nicht mit ihr umzugehen. Es ärgerte ihn nur, dass sie alle ihm nicht zutrauten, das zu meistern, dabei war er es doch, der sich am ehesten in den Jungen hineinversetzen konnte. Seine Zeit im Waisenhaus war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Zudem hatte sich Harry ihm gegenüber schon einmal geöffnet, warum dann nicht auch jetzt?
 

„Weißt du, du machst es einem auch wirklich nicht leicht. Erst regst du dich auf, dass keiner daran denkt dir zu gratulieren. Am Abend, der eigentlich alleine dir hätte gewidmet sein sollen, liegst du oben in deinem Bett und machst uns damit einen Strich durch die Rechnung. Du weißt gar nicht, wie Minky geflucht hat, als ihr klar wurde, dass die ganze Feier verlegt werden musste. Thomas nehmen Finger von Kuchen, der für Feier und Feier nicht ohne Geburtstagskind.

Der Gryffindor gab ein Geräusch von sich, irgendwas zwischen einem Auflachen und einem Schluchzen, als der Mann die kleine, aber abgebrühte Hauselfe nachäffte.
 

„Und jetzt? Wovor willst du flüchten? Davor, dass wir deinen Geburtstag mit dir nachfeiern wollen?“

Da der Junge keinen Widerstand leistete, nicht versuchte sich aus dem Griff zu lösen, begann Tom zuerst vorsichtig, dann stetig Harry über den Bauch zu streicheln, um ihn zu beruhigen, um ihm Sicherheit zu geben, was etwas schwierig war, da dieser noch immer seinen Arm festhielt. Es war schon erstaunlich, wie stark dieser zierliche Junge war.
 

„Warum? Warum verdammt?“ schluchzte der Schwarzhaarige leise, nur für Tom verständlich.

„Ich verstehe es nicht.“
 

„Warum was Harry?“

Seine Stimme war die ganze Zeit ruhig und geduldig, zwei Eigenschaften, die der dunkle Lord eher selten an den Tag legte.
 

„Warum seid ihr so?“
 

„Wie sind wir?“
 

„Das ist es doch, was ich nicht verstehe. Hört einfach auf damit. Bitte, hört auf.“

Tom vergrub resigniert sein Gesicht in dem dunklen, lockigen Schopf Harrys, atmete tief dessen Geruch nach süßen Honig und herber Mandel ein und seufzte. Wieso musste der Junge nur so in Rätseln sprechen? Wie sollte er denn da herausfinden, was es war, das diesen in die Flucht trieb?
 

„Warum sollen wir nicht mit dir deinen Geburtstag feiern? Du bist etwas Besonderes, für jeden hier.“
 

„Ich bin ein Monster.“

Das war es also? Das war es, was den jungen Elben verunsicherte?
 

„Sag so was nicht. Das stimmt nicht.“

Etwas Beschwörendes, aber auch Beruhigendes schwang nun in der dunklen, seidigen Stimme mit. Wie gerne würde Harry auf sie hören, sich fallen lassen und glauben, dass alles nicht so schlimm war.
 

„Wie kannst du das sagen? Wie kannst du das sagen, nachdem was gestern geschehen ist?“
 

„Es war nicht dein Fehler, dass du plötzlich alleine dem Geschehen gegenübergestanden bist. Nicht viele hätten die Lage bewältigen können. Es ist doch egal, wie viel Kraft, wie viel Energie man hat, solange man sie Gewissenhaft nutzt.“

Jäh endete das Zittern, die Tränen schienen zu versiegen und auch der feste Griff löste sich nun aus dem dunklen Stoff. Fast schon schüchtern griff Harry nach der Hand des Lords, welche sich über seine Augen gelegt hatte und zog sie runter. Langsam wandte der Junge nun sein Gesicht Tom zu und sah aus verheulten Augen mit einem Blick, der sich zwischen Unglauben, Hoffnung und Freude nicht entscheiden konnte, zu ihm.
 

Der Lord begann sanft zu lächeln. Es war doch nicht das Wissen um seine Kraft, die ihn hat unsicher werden lassen. Es war ihre Reaktion darauf, die er gefürchtet hatte. Bisher war der Junge ein Mittel zum Zweck gewesen. Man hatte ihn gebraucht und beiseite gestellt, hatte sein wie, aber nie sein warum bewertet.
 

„Was hältst du nun davon wenn wir erst einmal essen, Minkys Kuchen vernichten und danach deine Geschenke auspacken.“

Jetzt wirkte der Gryffindor völlig verwirrt.
 

„Geschenke? Aber gestern sind keine gekommen“ fragte er nicht ganz verstehend, was vor sich ging.
 

„Ich war so frei sie von den Hauselfen in Empfang nehmen zu lassen. Eigentlich war es so gedacht, dass du sie alle zusammen öffnest.“

Nun begann das Grün in Harrys Augen zu strahlen. Er bekam Geschenke. Seine Freunde hatten doch an ihn gedacht, die Bewohner hier hatten an ihn gedacht, Tom hatte an ihn gedacht.
 

Hastig wischte er sich nun über das Gesicht und ließ dabei etwas Magie fließen, damit die Tränenspuren verschwanden.

Der Lord half ihm beim Aufstehen und strich mit ein paar gekonnten Griffen die Kleider des Jungen glatt.
 

„Happy Birthday Harry.“

Lachend fiel dieser nun dem Vampir um den Hals und dankte ihm überschwänglich.
 

~*~

Cruenta, die Mara auf den Arm genommen hatte, beobachtete gespannt die beiden einstigen Todfeinde. Nur selten hatte sie gesehen, wie sich ihr Sohn anderen Gegenüber so verhielt, derart auf jemanden außer Mara einging. Sie mochte Harry dafür, dass er ihren Sohn dazu brachte. Leicht neigte sie den Kopf zu ihren Mann, der neben ihr saß.
 

„Also meinen Segen haben die Zwei.“

Vor zwei Tagen hatte sie noch geglaubt, dass ihr einziger Sohn in den nächsten hundert Jahren niemanden mitbringen würde. Gestern hatte sie einfach nicht begreifen können, was es war, das dieser sture Bock an diesem... - ihr fehlte einfach ein Wort, dass Harry Potter so beschreiben konnte, wie sie ihn gestern kennen gelernt hatte: Bengel, dafür war er zu ernst; Balg, dafür zu erwachsen; Mistkröte, dafür zu vernünftig; Bastard, dafür hatte er sie zu sehr beeindruckt... Junge, ja Junge sagte nichts aus und dennoch war es das einzige, das ihr einfiel - ... diesem Jungen fand. Oh, sie war nicht auf den Kopf gefallen. Auch wenn Tom nach außen hin eher eine Frostbeule war, meistens... wenn er grad kein Ekel war... so war dieser Umschwung, den einigen nicht entgangen war, mehr als eindeutig.

Zuerst hatte sie geglaubt, dass er von den Fähigkeiten des Knaben beeindruckt, von der augenscheinlichen Kraft, die sich gut in dieser Bohnenstange versteckte, geblendet war. Solange, bis ihr klar geworden war, dass es niemand gewusst hatte, dass keinem klar gewesen war, was dieser blutjunge Elb eigentlich so auf Lager hatte und sie wussten es noch immer nicht. Neue Vermutungen, Spekulationen und der ein, oder andere Verdacht war gestern laut geworden, doch nichts, wirklich gar nichts war sicher.

Es hatte lange gedauert, bis Salazar sie auf den aktuellen Stand gebracht hatte, bis sie wirklich durchschauen konnte, dass dieser Gryffindor noch immer völlig undurchsichtig war, egal wie viel mehr sie wusste, als andere.
 

Und jetzt, wo sie ihn so sah, so menschlich, so zerbrechlich, jetzt verstand sie, was wirklich an ihm war, dass einen jeden mit sich riss.

Harry war stark, aber dennoch wirkte er so schwach, dass man ihn schützen wollte. Er war intelligent, aber dennoch verstand er die, für die meisten einfachsten, normalsten, Dinge nicht. Er war bekannt und von allen verehrt und dennoch wirkte er so verloren, so alleine.
 

„Meine Liebe, ich hätte auch nichts anderes dulden können, aber glaub mir, die beide werden nicht grade einfach sein“ antwortete ihr Salazar verschmitzt.
 

Auch Blaise, Draco, Remus und Regulus beobachteten zufrieden, wie der Lord Harry wieder zum Lächeln brachte. Sogar im Blick von Severus Snape lag ein zufriedener Ausdruck.
 

~oO~0~Oo~
 

* Honeydukes = Honigtopf

Der kleine Vampir

>>>Vorwort<<<
 

xX26. Oktober 2008Xx
 

Da mir vor allem MSAYA und DarkDragonheart so treu Kommentare hinterlaßen haben und weil die Nacht eine Stunde länger gewesen war, lade ich heute auch noch das letzte fertige Kapitel hoch. Ab jetzt kann es leider unregelmäßig werden, da ich hier jetzt mit ff.de glaichauf bin, aber wie angekündigt werde ich von nun an simultan hochladen, also auf beiden Seiten zur selben Zeit.
 

Ich wünsche euch allen noch viel Spaß beim Weiterlesen
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Der kleine Vampir ~*~
 

Draco Malfoy zog die Stirn kraus, als er auf das leere Bett blickte. Aus dem anliegenden Bad schwappte das Rauschen der Dusche, was ihm zwar beantwortete, wo der Bewohner dieser Räume war, doch ihm noch immer keinen Aufschluss darüber gab, warum dieser jetzt schon wach war. Um Harry Potter zu dieser Zeit aus dem Bett zu kriegen, gehörte eine ausgeklügelte Strategie, vor allem, wenn man Malfoy hieß. Die alten, konventionellen und meist verbreiteten Methoden rentierten sich nicht für jemanden seines Blutes, was ihm sein Vater unmissverständlich demonstriert hatte und er wollte wirklich nicht erfahren, was dieser Gryffindor mit dem stolzen und selbstbewussten Mann getan hatte, dass dieser einen Bogen um dessen Zimmer machte, wenn der Junge noch schlief. Das Problem dabei war, dass seine Eltern das Zimmer direkt neben diesem bezogen hatten und der einzige Weg, der zum Rest des Gebäudes führte, war direkt an der nichts anmutenden, braunen Holztür vorbei zu gehen, hinter der der Löwe schlief.
 

Heute jedoch gab es zwei ausschlaggebende Änderungen in der morgendlichen Routine.

Erstens, er war früher hier als sonst, was zu zweitens führte, denn der Tee würde erst zur gewohnten Zeit von den Hauselfen serviert werden. Was also hatte den schwarzen Löwen aus den Federn gescheucht?

War ihnen ein Durchbruch gelungen, oder gab es noch irgendwas, von dem er nichts ahnte und ihm sein Vorgehen nur ungemein erschweren würde?
 

Seufzend ließ sich der jüngste Spross der Malfoys auf einen der Sessel fallen. Jemand hatte sie von dem weichen Teppich geschoben, wahrscheinlich um sich auf eben diesen, vor den brennenden Kamin zu legen. Ruhig prasselten die Flammen und spendeten eine angenehme Wärme, die den ganzen Raum zu erfüllen schien. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass es, wie schon am vergangenen Tag, aus Kesseln goss, was dennoch die Atmosphäre im Zimmer nur gemütlicher erscheinen ließ.

Genießend schloss Draco die Augen. Ob Harry dieses Feuer gemacht hatte? Die Wärme fühlte sich gut an, gab einen das Gefühl von Frieden.
 

Wieder schweiften seine Gedanken zu dem schwarzhaarigen Jungen, wie so oft in diesem Sommer. Die letzten zwei Tage hatten Dinge ans Licht gebracht, die er nie von dem Gryffindor erwartet hätte und er glaubte nicht, dass das das letzte Mal gewesen war, dass dieser Stubentiger ihn überraschte.

Es gab so vieles, dass er nicht verstand, mehr, als Dinge die er nicht glauben konnte, glauben wollte. Dass es überhaupt einen Menschen gab, der so kompliziert war, so vielschichtig.
 

/Kein Mensch. Ein Elbenblut, dessen restliches Erbgut nicht entschlüsselt und dessen Herkunft ungeklärt ist/ verbesserte ihn trocken die kleine Stimme in seinem Kopf.

Wieder einmal versuchte er sich in Erinnerung zu rufen, was er nun alles über den Jungen wusste, oder glaubte zu wissen.
 

Harry James Potter, der-Junge-der-lebt, so berühmt, dass britische Kinder seinen Namen mit der Muttermilch aufnahmen, war der Sänger einer Band, die ihres gleichen suchte in der Zaubererwelt. Ein Sänger, der jedem, der ihm lauschte, seine Geschichte erzählte, eine Geschichte, der er noch etwas nachgehen musste, denn es gab da die ein oder andere Kante, an der sie, wenn sie versuchten ihm zu helfen, anecken konnten. Bedenkliche Kanten, die alle Bemühungen nichtig machen konnten.
 

Zum Glück gab es Hinweise, auch wenn diese erst gedeutet werden mussten, aber eigentlich waren es nur noch mehr Rätsel. In Gedanken ging er die Lieder Aleas noch einmal durch.

Wenn man davon absah, dass alle diese Lieder ausdrückten, wie es im Innern des große Harry Potter ausgesehen hatte – meist dunkel und verzweifelt - , so trugen doch die Meisten noch andere Andeutungen in sich.
 

Feuerkind, zweifellos eine Anspielung auf sein Talent mit dem Feuer, welches er mit seiner Show bewiesen hatte. Eine Begabung, die er früh entdeckt haben musste, noch vor seiner Zeit in Hogwarts und doch nie gezeigt hatte in den letzten Jahren. Die Frage war: Warum? Gehörte sie zu den Dingen, die man in ihm verschlossen hatte? Wenn ja, dann erst nachdem er sich ihrer bewusst geworden war, aber vor seiner Zeit in Hogwarts. War es Dumbledore gewesen? Warum hatte er das nicht schon eher getan, als der Held noch ein Baby gewesen war? Oder hatte er nicht gewusst, zu was dieses unscheinbare Baby einmal in der Lage sein würde, was in ihm schlummerte? Hatte er vielleicht nicht einmal geahnt, welch Blut in dessen Adern floss?

Nein, diese Fragen konnte ihn nur einer beantworten und ihn fragen war definitiv unmöglich.
 

Nächstes Lied. Der Clown, auch einfach zu durchschauen, wenn man den ganzen großen Zusammenhang sah. Eine Maske, wie seine eigene, nur nicht aus Kälte, sondern aus Wärme, einer Wärme die er zwar in sich trug, aber die so nicht erblühen konnte, zu groß das Misstrauen, zu groß die Unsicherheit. Ein seltsames Schauspiel. Ein herzensguter Junge der allen vortäuschte eben dies zu sein, aber genau da war das Meisterstück. Wie er heute wusste, war der jüngere Gryffindor vielseitiger, komplizierter und verstrickter, nicht dieser oberflächliche Held, der Wachs in den Händen des Schulleiters war. Das war der Geniestreich, der eines wahren Slytherins alle Ehre gemacht hätte, ein Slytherin, der anscheinend mit dem Verstand eines Ravenclaw gesegnet war, sowie dem Herzen und der Maske eines Gryffindors.
 

Last Resort, letzte Zuflucht, machte dem Reinblüter da schon Sorgen, denn er konnte nicht einschätzen, wie lange der Schwarzhaarige schon diesen Weg ging und wie weit er ihn schon gegangen war. Einen selbst zerstörerischen Weg, den man alleine nicht verlassen konnte. Gab es jemanden, der ihn aus diesem Teufelskreis geholt hatte, oder war er noch immer in diesem Sumpf? Nein, er war raus, da war sich Draco sicher, aber wer hatte ihn wieder aufgebaut und würde der Junge eines Tages wieder zusammenbrechen? Würde er wieder abrutschen, wenn er den Halt verlor?

Er selbst hatte nicht gerade viel Ahnung davon, wusste nur, was er fühlte, was sie fühlten, aber verstehen konnte er es nicht. Es entzog sich ihm.
 

Draco schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, dass er nicht greifen konnte. Potter war wieder auf die Füße gekommen und versuchte seinen Weg zu gehen, denn genau das sagten Forgotten und Man's Road aus.
 

Die Miene des Slytherins verdüsterte sich, als er daran dachte, weswegen er so früh hier war. Wo er grade dabei war, Papilios Fertigkeiten mit dem Schwert hatten recht beeindruckend ausgesehen, besonders in anbetracht, dass der Sänger nichts sah mit der Augenbinde. Dieser Lynx musste ein unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeiten des Schwarzhaarigen haben, dass er sich auf einen Kampf mit diesen einließ. War das ganze nur eine Show gewesen, oder hatte ihn Harry Potter nach Strich und Faden hinters Licht geführt? Gab es noch andere Dinge, die er besser beherrschte, als es den Anschein hatte? Stellte er sich nur dumm? Warum? Seit wann? Hatten sie ihn alle unterschätzt? All die Jahre?
 

Genial.
 

Er kämpfte und das mit einem Vorteil, den kaum ein anderer hatte. Harry James Potter war völlig unberechenbar. Auch wenn er nur ein Kind war, hatte er verdammt früh begriffen, wie ein Krieg funktionierte und hatte damals, bevor er überhaupt verstand worum es ging, bevor er verstand, wer wo stand, schon begonnen das Spiel zu spielen, wie es sonst nur die besten taten. Heute hatte er sich jedoch daraus erhoben, heute war er einer der Spielmacher, ein Würfel, dessen Entscheidungen über den ganzen Verlauf entscheiden konnten.

Sie alle hatten es gefürchtet, einige hatten versucht es zu ihrem Vorteil auszunutzen und andere glaubten nicht mehr daran, doch Harry Potter, der-Junge-der-lebte war der, der entscheiden würde, wie dieser Krieg ausgehen würde und Draco Lucius Malfoy wollte wirklich nicht auf der falschen Seite von dessen Zauberstab stehen, wirklich nicht.
 

Two Worlds versprach immerhin, dass der goldene Junge sich hier wohl fühlte, sich hier langsam einlebte und sich dennoch nie von der anderen Seite trennen würde. Er war wie ein Bindeglied zwischen Schwarz und Weiß. Draco hoffte so sehr, dass es ihn nicht zerriss, dass er stark war und durch hielt.

Der blonde Junge lachte trocken auf. Er war genau so dumm, wie alle anderen, die Hoffnungen in den Helden steckten. Es war weder seine Entscheidung, noch die der gesamten Welt, wie Potter was tat und ob er es überhaupt machte.
 

Was gab es noch, dass er nicht vergessen durfte, was wusste er noch von Harry Potter, das gewiss nicht öffentlichkeitstauglich war?

Anfangen könnte er damit, dass der Erbe der Potters ein nahezu unerschöpfliches Magiepotential zu haben schien.

Der Slytherin knirschte mit den Zähnen. Ihm wäre es um einiges lieber gewesen, wenn sie auf einem anderen Weg an diese Information gekommen wären.

Blaise hatte fast zwei Stunden versucht ihm zu erklären, dass Potter es gewesen war, der darauf bestanden hatte, dass es allein seine Idee gewesen war und er alles andere als einverstanden damit gewesen war. Zwar hatte der Malfoy gespürt, dass Blaise es ehrlich meinte, doch was ihn am meisten störte war, dass es diesem verdammten Nymphen gefallen hatte. Wenn er sich nicht so sicher mit der Sache zwischen diesem verdammten Elbenblut und dem Lord wäre, oh er würde Blaise gewiss nie wieder in dessen Nähe lassen, dafür war er zu sehr Veela, als dass er Konkurrenz zuließ.
 

Tief atmete er einmal durch, bevor er fort fuhr. Eigentlich war Harry ein guter Kerl und ihn umzubringen hieß vom Lord zerfleischt werden. Also kein Grund für übereilte Todesfälle.
 

Irgendwas war da noch mit Papilio. Blaise und er hatten sich an dem Abend noch lange über das Konzert unterhalten und irgendwas war da noch gewesen.

Die silbergrauen Augen weiteten sich. Genau, das war es. Der Sänger mit der schwarzen Augenbinde war...
 

„...blind“ hauchte er in den Raum, nicht merkend, dass dieses kleine Wort seine Lippen verlassen hatte.
 

„Herzlichen Glückwunsch Draco, damit wärst du jetzt der sechste hier.“

Der blonde Schopf ruckte herum und seine Augen fokussierten den Rücken des Objekts seiner Überlegungen, welches im Kleiderschrank wühlte. Die Haare waren noch nass und nur ein Paar Shorts verhüllten einige wenige Details des schlanken Körpers.
 

/Er sieht gesünder aus. Nicht mehr so abgemagert/ schoss es ihm etwas zusammenhanglos durch den Kopf.

Es erstaunte ihn, dass es so schnell ging, dass der Gryffindor zunahm, wo er doch noch immer so wenig aß. Wie hätte er auch ahnen können, dass es jemanden in diesem Anwesen gab, der dafür gesorgt hatte, dass in dem 'Guten Morgen Tee' nicht nur Zucker und Milch war?
 

Das Rauschen war seit einiger Zeit nicht mehr zu hören und so tief in seinen Überlegungen hatte Malfoy nicht bemerkt, wie der andere aus dem Bad gekommen war. Ein Schauer lief ihm den Rücken runter. Selbst für einen Elben stellte sich der Pottererbe zu geschickt an, was das Anschleichen betraf.
 

„Sechste?“ stutzte er dann.

Es gab andere, die es bereits wussten? Aber warum erwähnte das niemand? Und warum fiel es sonst niemandem auf?
 

„Ja. Regulus hatte mich ausgetrickst, Salena hat mir zugehört, die hat es Nagini erzählt, bei Minky bin ich mir zwar nicht ganz sicher und Mara ist selbst drauf gekommen. Weißt du, ich habe es durchaus schon erwähnt.“

Draco stöhnte. Natürlich, jetzt wo er es sagte: die erste und einzige Stunde, die Harry hier Zaubertränke gehabt hatte. Da hatte er es ihnen geradezu ins Gesicht geschrieen. Woher hätte er denn wissen sollen, dass dieser verdammte Löwe es dieses Mal ernst gemeint hatte, wo er sich doch sonst meist so kryptisch ausdrückte?

Seufzend stand er auf und trat neben den anderen, der mittlerweile etwas gefunden hatte. Er würde nie schlau aus ihm werden.
 

„Was glaubst du, was du da in der Hand hast?“ musterte der Eisprinz die Wahl kritisch.
 

„Sleeve und Hose“ verdrehte der angesprochene die Augen, während der Blonde bei der Antwort nur schnaubte.
 

„Gelb hast du schon gestern getragen. Hier.“

Mit den Worten wurde Harry das gelbe Stück abgenommen und ein grünes nahm seinen Platz ein.

Mit gerunzelter Stirn schien der Gryffindor den Slytherin zu mustern, auch wenn der es nun besser wusste. Jetzt wo er darauf achtete, kam es Draco unheimlich vor, wie der andere in so ansah, ohne ihn sehen zu können.
 

„Weißt du, Draco Lucius Malfoy, du hast 'nen Schuss.“

Trocken kamen die Worte über die Lippen, welche die aristokratische Augenbraue zum Zucken brachten.
 

„Einen was?“
 

„Muggelsprichwort. Vergleichbar mit: Du hast nicht mehr alle Kessel im Schrank.“
 

„Ach weißt du, Harry James Potter, da stehst du mir gewiss in nichts nach, habe ich Recht?“

Beim Sprechen packte er den rechten Arm des anderen. Der Held war Linkshänder -mal wieder etwas seltenes, selbst unter solchen wie ihnen- dem nach waren Spuren, wenn überhaupt, auf diesem Arm zu finden. Er spürte wie sich der andere verkrampfte, doch da er sich weder wehrte, noch zurück wich, betrachtete Draco die makellose Haut. Als er sich jedoch die Unterseite ansah, fielen ihm die zwei feinen Linien über der Schlagader auf.
 

Vorsichtig strich er darüber, als müsse er sich davon überzeugen, dass es wahr war. Resigniert schloss er die Augen. Mittlerweile hatte er den halben Elben eigentlich ganz gern, aber wenn er daran dachte, dass dieser schon zwei Mal versucht hatte dem Leben zu entkommen, wurde ihm ganz anders.
 

Harry indes wartete einfach ab, wartete angespannt auf eine Reaktion, auf Vorwürfe, auf Hohn, auf Mitleid. Alles wollte er nicht hören.
 

„Warum hast du sie nicht verschwinden lassen? So wie die anderen?“

Draco blickte nicht auf, als er die Stille durchbrach. Die grünen Augen schlossen sich, als müsste er sich sammeln. Nichts in der Stimme gab dem Gryffindor einen Hinweis auf irgendeine Emotion, die der andere in diesem Augenblick empfinden mochte, nur kühles Interesse, wie es einem Eisprinzen würdig war und Harry war ihm dankbar dafür.

Als Draco schon nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, kam sie.
 

„Weil sie mich daran erinnern, dass dies kein Ausweg ist. Wie du siehst bin ich noch immer da.“

Der blonde Schopf ruckte wütend hoch und er wollte gerade ansetzten, dem Schwarzhaarigen den Kopf zu waschen, doch dieser war noch nicht fertig.
 

„Die erste“ nun strich Harry selbst mit einem seiner feingliedrigen Finger über den längeren, etwas schrägen Schnitt, „erinnert mich daran, wie beschissen es war, in einer Lüge zu leben. Die zweite“ jetzt zeichnete er den kürzeren, feineren und schnurgeraden Strich direkt über dem pulsierenden Leben, nach, „ erinnert mich an das, woran ich glaube, erinnert mich daran, dass ich lieber sterbe, als zu einer willenlose Marionette zu werden.“
 

Grau blickte in grün, das den Blick zu erwidern schien. Einige Zeit herrschte Stille, bis der Blonde endlich die Hand losließ. Jetzt hatte er Antworten, doch verstehen tat er sie nicht.
 

„Es liegt nicht an mir, dich für Dinge zu verurteilen, deren Geschichte ich nicht kenne. Es ist nicht wichtig, was du bist, wie stark du bist und was du für dich behältst. Es ist deine Entscheidung. Es gibt da jedoch ein paar Dinge, die ich doch noch gerne mit dir klären würde.“

Harry, der indes begonnen hatte sich anzuziehen und gerade den Reißverschluss der Jeans schloss, blickte auf. Eine unnötige Geste, doch zeigte sie Draco, dass der andere ihm zuhörte.
 

„Also, als erstes: Blaise Zabini ist vergeben. Lass es dir also nicht noch einmal in den Sinn kommen, mit solchen Sperenzchen anzufangen.“

Ein verunglücktes Lächeln huschte über Harrys Züge, der sich nun das Oberteil überstriff.
 

„Ja, er hat da was von einer kleinen süßen Veela erwähnt.“

Meinte Draco das nur, oder funkelte das Grün vergnügt? Und was hieß hier klein und süß?
 

/Blaise, oh Blaise ich glaube du hast mir da noch etwas zu erklären und ich hoffe du lässt dir was gute einfallen mein Freund./
 

„Aber weißt du, auf Dauer ist es mir zu ungesund. Zum einen sollen Veelen zu richtigen Biestern werden, zum anderen ist es doch recht riskant einen Nymphen zu küssen. Außerdem interessiere ich mich nicht für Männer. Es hatte seinen Zweck erfüllt, das war es auch schon.“

Draco nickte, damit konnte er leben. Für den Jungen war es nur ein Mittel zum Zweck gewesen, zwar nicht sonderlich nett, aber effektiv – ganz Slytherin.

Das mit den Männern hingegen nahm er ihm nicht wirklich ab. Gut, bisher hatte er nie sonderliches Interesse an einem solchen gezeigt, aber Ausnahmen bestätigten ja bekanntlich die Regel, jedenfalls hoffte er das für den Lord und alle anderen in dessen nächster Umgebung.
 

„Und das andere?“ wollte der Gryffindor wissen, als er sich den Rollkragen des grünen Pullovers, den Draco ihm rausgesucht hatte, zurecht zupfte.
 

„Das andere macht mich doch etwas sauer“ knirschte Draco mit den Zähnen, als ihm wieder der Knackpunkt seines Besuches klar wurde.

Fragend sah Harry ihn an, bevor er fortfuhr.
 

„Da leihe ich dir mein Schwert und du wagst es, es zu verlieren“ brauste Draco nun auf, doch bei dem Gryffindor huschte nur Verstehen durch den Blick.
 

„Das hab ich ganz vergessen“ fluchte Harry.

Eilig krempelte er nun seinen linken Ärmel hoch, während er hastig weiter sprach.
 

„Es war einfacher es so zu tragen, gerade als ich später Mara und Nagini dabei hatte. Entschuldige, aber ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.“

Kritisch beobachtete Draco wie Harry nun über die empfindliche Haut an der Unterseite strich. Plötzlich knirschte etwas grässlich, dass sich ihm sämtliche Haare sträubten und im nächsten Moment hatte der Gryffindor seine Klinge in der Hand. Hätte er nicht selbst gesehen, wie der andere es aus seiner Hand gezogen hatte, er hätte es nicht geglaubt.
 

/Aber warum links?/ huschte es ihm durch die Gedanken, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, reichte Harry ihm sein Schwert. Makellos, so wie er es bekommen hatte. Einen Augenblick später zog er dann noch die Scheide hervor und reichte auch diese dem eigentlichen Besitzer.
 

„Kannst du mir das beibringen?“

Beiden Jungen sahen sich an, bevor sie begannen zu lachen.
 

~*~

„Hat einer von euch Harry gesehen?“

Das Ehepaar Malfoy, die lesend in einem der Wohnzimmer saßen, blickten zu der dunklen Tür, in der der dunkle Lord stand.
 

„Heute noch nicht. Draco weiß vielleicht wo er ist“ antwortete ihm Lucius, doch als dessen Frau seinen Blick sah, antwortete sie auf die stumme Frage.
 

„Frag am besten Blaise nach unserem Sohn. Der ist bestimmt noch in seinem Zimmer.“

Mittlerweile hatten sie Samstag, Wochenende, eines, an dem nichts anstand. Die Meisten unter ihnen genossen die freie Zeit, oder gingen irgendwelchen, teils fragwürdigen, Hobbys nach.

Auch er hatte heute genügend Zeit, doch gedachte er nicht, sich auf die faule Haut zu legen. Es gab noch so vieles, das erledigt werden wollte, auch wenn es im Augenblick nichts von großer Dringlichkeit gab. Zurzeit konzentrierten sich seine Bemühungen hauptsächlich auf den Fund des letzten Buches und die Frage, wie der Orden dieses Haus hatte aufspüren können. Mit einem erneuten Angriff rechnete er nun nicht mehr. Selbst wenn es Dumbledore noch einmal gelingen sollte, das Anwesen aufzuspüren, so würde er sich mit den verstärkten Schilden und den Schutzflüchen herumschlagen müssen. Zudem würde er nie wieder die Jüngsten alleine zurücklassen. Sie hatten Glück gehabt, Harry zu haben, doch immer würde der Junge nicht da sein und so glimpflich davon kommen.
 

Der Angriff war auch der Grund, warum er den Jungen suchte. Lupin hatte ihm gestern ein paar Dinge erzählt, aus denen weder sie noch Snape schlau wurden. Vielleicht konnte Harry ihnen da weiter helfen, wenn er sich dazu bereit erklärte, denn nichts lag ihm ferner, als Informationen aus dem Jungen zu quetschen, die er nicht bereit war zu geben. Er war einiges, aber gewiss nicht verrückt. Jedoch musste er zuerst seinen Gast finden und das in diesem Schloss, das der Bengel mittlerweile besser zu kennen schien, als die meisten anderen.
 

„Blaise, hast du Harry oder Draco heute schon gesehen?“

Noch bevor er die Tür richtig geöffnet hatte, klang seine Stimme durch den Raum, doch schon ein flüchtiger Blick sagte ihm, dass er hier keine Antwort bekommen würde.
 

„Seh ich so aus, als hätte ich heute schon was anderes als die Kissen auf diesem Bett erblickt? Frag doch Drays Eltern oder seinen Paten“ nuschelte das kleine Nymphenblut aus den Decken und Kissen des Bettes.
 

„Wo ist der?“

Snape zu finden war auch immer eine Sache für sich. Entweder war er da, oder nicht und wenn der Mann nicht gefunden werden wollte, dann konnte man auch lange nach ihm suchen.
 

„Frag meinen Paten. Der ist bestimmt unten in seiner Werkstatt.“

Mit den Worten zog sich die Decke über den weißen Haarschopf und die Tür schloss sich wieder, als der Lord ging.

Warum sollte grade Regulus wissen, wo sich die Fledermaus hin verzogen hatte? Ok, der Mann war gut, wenn es darum ging jemanden aufzuspüren, aber er bezweifelte, dass ihm das auch bei Snape gelingen würde.
 

„Regulus, hast du Harry gesehen?“

Kritisch sah der Lord sich in dem Raum um. Black war definitiv einer der Leute, die eines dieser fragwürdigen Hobbys nachgingen. Überall lag seltsam anmutendes Werkzeug, Metallteile und Reifen. Der Mann selbst lag unter einem dieser Muggelwagen, den er seit fast zwei Jahren versuchte zum Laufen zu kriegen, indem er daran herumschraubte.
 

„Nope.“

Das ärgerliche an dem ganzen war, dass der Mann immer so Wortkarg war, wenn er sich konzentrierte, als wenn das irgendwas bei diesem Ding bringen würde, unter dem er nun lag.
 

„Draco?“
 

„Nope.“

Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich der Lord genervt die Nasenwurzel. Dass man dem Mann auch alles aus der Nase ziehen musste.
 

„Weißt du zumindest wo sich die Fledermaus herumtreibt?“
 

„Labor?“

Tom ging wieder. Labor. Das war doch schon zu einfach, oder? Snape im Labor. Da hätte er auch selbst drauf kommen können.
 

„AU! VERFLUCHT!“

Regulus Stimme hallte noch schwach hinter dem Lord her, der bereits in den nächsten Gang gebogen war und bei dem Laut hämisch grinste. Treffer.
 

„Sna...“ weiter kam der Vampir nicht, als er die Laboratorien betrat, da wurde er schon harsch unterbrochen.
 

„In der Bibliothek.“

Der beste Tränkemeister nördlich des Äquators, stand tief über seinen Kessel gebeugt und hatte anscheinend zu viel von dem orangenen Dampf eingeatmet, der von der kupferfarbenen Flüssigkeit aufstieg.
 

„Häh?“

Ein recht einfallsreicher Ausdruck der Verwirrung, aber bei einen längeren Wort, wie bitte, wäre er wahrscheinlich wieder abgewürgt worden. Wozu also die Mühe?
 

„Draco ist in der Bibliothek und jetzt raus!“

Es gab nicht viele, aber dieser Mann gehörte definitiv zu denen die es durchaus schafften den dunklen Lord zu vertreiben, wenn sie ungestört arbeiten wollten. Es war so oder so unheimlich, dass Snape überhaupt wusste, was er gewollt hatte.
 

In der Bibliothek, die einen großen Teil des Haupttraktes im zweiten und dritten Stock ausmachte, herrschte absolute Stille. Na ja, vielleicht nicht absolut. Das Knistern von altem Papier und die unruhigen Bewegungen der alten, magischen Bücher waren durchaus eine Konstante, doch sonst war nichts zu hören.

Auch seine Schritte klangen gedämpft und fern, was den Eindruck, zwischen den hohen Regalen verloren zu sein, doch nur unterstrich. Es dauerte etwas, bis er den blonden Schopf hinter einigen Bücherstapeln ausmachen konnte.
 

„Draco, hast du Harry gesehen?“

Etwas gelangweilt nahm der Lord das oberste Buch von einen der Stapel und sah sich dessen Titel an, als der Junge erschrocken von seiner Lektüre hochfuhr und sie aus einem Reflex zuschlug. Das laute Geräusch hallte wie eine Sünde durch die schmalen Gänge voller Wissen.
 

„Zuletzt, als er mit Lord und Lady Slytherin gesprochen hat.“

Schnell hatte der Spross seine Beherrschung zurück erlangt und klang ebenso gelangweilt, die der Lord selbst. Dieser nickte kurz und legte die Legenden des Waldvolkes wieder oben auf den Stapel.
 

Seine Eltern zu finden war das geringste Problem. Meist waren sie in ihrem Salon, wenn sie nichts zu tun hatten und... redeten. Zwar waren sie selten einer Meinung und versuchten die ihre lautstark dem anderen klar zu machen, oder sie sinnierten über irgendetwas und verwirrten jeden der ihnen zuhörte, da sie sich gegenseitig widersprachen, Dinge ergänzten, die einen den Faden verlieren ließen, oder völlig abschweiften. In den meisten Fällen war man nachher genau so schlau wie zuvor.
 

„Habt ihr Harry gesehen?“
 

„Ja, wir sprachen mit ihm.“
 

„Und wo ist er jetzt?“
 

„Er ist wohl irgendwann verschwunden. Hat sich höflich verabschiedet und ist gegangen, als ich deiner Mutter erklärt habe, dass wir hier vor 93 Jahren das letzte Mal...“
 

„Das stimmt doch gar nicht. Das war noch vor der Geburt unserer ersten.“

Der dunkle Lord und Sohn dieser beiden schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder.

Etwas verloren stand er nun auf dem Gang und wusste nicht, wo er jetzt suchen sollte, als ein silberner Schopf um die Ecke bog und auf ihn zustürmte. Keine halbe Minute später hatte er seine kleine Schwester am Kragen gepackt, als sie einfach an ihm vorbeistürmen wollte, und auf den Arm genommen.
 

„Mara, hast du Harry gesehen?“

Das strahlen auf dem Gesicht seiner Schwester war ihm schon Antwort genug. Seit er sie aus dem Feuer geholt hatte, war der Gryffindor ihr persönlicher Held. Für sie war der Junge ein Engel aus ihren Märchenbüchern und somit absolut anbetungswürdig.
 

„Klar, der spielt mit uns.“

Nach einem Kuss auf die Wange stellte der Mann seine kleine Schwester wieder auf dien Boden und wandte sich Richtung Spielzimmer, doch eine kleine Hand griff nach dem Stoff seines Shirts und hielt ihn zurück.
 

„Doch nicht da. Unten in der Eingangshalle“ und mit den Worten war sie schon verschwunden.

Der Lord zog eine seiner Augenbrauen nach oben und verfolgte skeptisch den schnellen Abgang seiner Schwester. Warum hatte sie es nur so eilig? Schulter zuckend wandte er sich dann aber um und machte sich auf seine Odyssee endlich zu beenden.
 

~*~

„86, 87, 88, 89, 90, 91, 92“
 

„Harry, ich suche...“

Tom brach ab, als der Junge, der mit dem Arm an einer der Säulen in der Halle gelehnt stand und die Stirn auf diesen gelegt hatte, den anderen anhob und ihm mit einer einfach Geste bedeutete kurz zu schweigen, während er ungestört weiterzählte.
 

„93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100! Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. Komme!“

Erst jetzt wandte sich Harry an seinen Gastgeber und sah ihn verschmitzt an.
 

„Was tust du da?“
 

„Wir spielen verstecken.“
 

„Ah, ja. Hast du einen Augenblick Zeit?“
 

„Ja, bestimmt, aber erst wenn ich sie alle habe. Ich habe mit ihnen gewettet, dass ich es schaffe sie alle innerhalb einer Viertelstunde zu finden.“

Skeptisch zogen sich die dunklen Augenbrauen des Lords zusammen. 15 Minuten waren ganz schön knapp bei der Größe. Hier konnte man Stunden lang suchen. Um den Jungen zu finden hatte er selbst anderthalb gebraucht.

„Wie viele genau suchst du?“
 

„15.“
 

„Das ist unmöglich.“
 

„Nur wenn ich suchen muss.“

Der Schalk tanzte in den grünen Augen, dass der Lord nur die Stirn kraus ziehen konnte. Das wollte er sehen.
 

„Ich begleite dich.“
 

„Dann musst du auch mit mir mithalten.“

Kaum hatte der Junge das gesagt, hatte er sich auf dem Absatz umgedreht und lief auf eine der Türen zu, die in den Nordflügel führten.
 

~*~

Genau 15 Minuten später standen sie im Südflügel und scheuchten Mara, die letzte von den gesuchten Kindern hinter einem der Wandteppich hervor.

Etwas außer Atem sah Tom seiner Schwester hinterher, die lachend verschwand, um den anderen zu sagen, dass Harry gewonnen hatte.

Ein Blick auf den jungen Elben verriet ihm, dass er sich dringend mehr bewegen musste. Durch die ständige Bewegung mit Draco Malfoy und Blaise Zabini hatte der Junge seine, anscheinend so schon gute Kondition, wieder hergestellt. Na ja, die Verfolgungsjagden, denen er sich hin und wieder stellen musste, wenn jemand, der ihm zum Opfer gefallen war, nach Rache dürstete, waren gewiss auch nicht zu vernachlässigen, immerhin war es noch nicht bekannt geworden, dass irgendjemand den Jungen erwischt hatte.
 

„Also, wobei kann ich dir helfen?“
 

„Komm mit. Das könnte länger dauern.“

Schweigend lief Harry neben dem Lord, auch wenn ihm etwas mulmig zumute war. Hatte er irgendwas angestellt?
 

„Was wollten meine Eltern von dir?“ begann der Lord ein Gespräch, um die drückende Stille zu vertreiben.

Harry zuckte daraufhin nur mit der Schulter.
 

„Ich hatte mich gewundert, warum das Wetter so umgeschwungen ist und mir ist aufgefallen, dass die Luft hier salziger ist. Sie haben dann versucht mir zu erklären, wie sie das Haus verlegt haben, aber recht schlau bin ich nicht geworden. Es ist anstrengend den beiden zuzuhören. Sie verwirren mich.“

Aus dem Augenwinkel sah der Lord, wie sich die Stirn des Jungen kraus zog, als versuche er noch immer hinter die Informationen zu blicken, die seine Eltern völlig durcheinander zu präsentieren vermochten.
 

„Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, da hast du Recht.“
 

„Du kannst es ja mal versuchen.“
 

„An und für sich ist das Prinzip einfach. Man verbindet die Schutzmagie und die eigene des Gebäudes mit einem Ankerpunkt auf dem Gelände mit Hilfe von mindestens drei Eckpunkten. Je mehr, desto Präziser kann man das Gelände begrenzen. Jetzt kann man irgendwo anders einen neuen Ankerpunkt mit deckungsgleichen Eckpunkten, setzen, den man mit dem ersten und allen bereits bestehenden verbindet. Das Einzige, worauf man achten muss ist, dass das Gelände, wo das Haus steht, eben ist und je weiter entfernt, desto mehr Magie muss aufgewandt werden für die Umsetzung.“

Mittlerweile hatten sie das Arbeitszimmer des Lords erreicht, welcher hinter Harry die Tür schloss.
 

„So schwer klingt es nicht“ nickte Harry nun verstehend, als er sich auf die Couch fallen ließ.
 

„Was wolltest du nun?“
 

„Ich habe mich gefragt, ob du mir helfen kannst etwas zu verstehen?“
 

„Was genau?“ wollte der Schüler skeptisch wissen, als er merkte, dass der Lord wie die Katze um den heißen Brei schlich.
 

„Es geht um Dumbledore.“

Augenblicklich schien der Junge sich zu versteifen, blieb aber ruhig, was ihn weiter reden ließ.
 

„Lupin hat berichtet, dass er belauscht hat, wie der gute Albus mit Alastor Moody stritt.“
 

„Worum ging es in dem Streit?“

Harry wirkte nun ernst. Nichts schien mehr von dem Jungen da zu sein, der eben noch mit den Kindern verstecken gespielt hatte.
 

„Das wissen wir nicht. Vielleicht kannst du uns weiter helfen.“
 

„Wieso ich?“
 

„Weil kaum einer von uns so nah und tief an das ganze Geschehen im Orden gekommen ist.“
 

„Viel weiß ich auch nicht, aber wir können es versuchen. Was hat Remus aufgeschnappt?“
 

„Moody hätte auf den Befehl achten und sich bereithalten sollen. Der meinte jedoch, dass Sie nicht ewig warten und Tee trinken konnten. Wie hätten sich auch wissen können, dass es einen Wächter gab. Immerhin hatte der Stein funktioniert und dafür gesorgt, dass keiner gefangen wurde.“
 

„War das alles?“
 

„Ja.“

Harry stand auf und lief im Raum auf und ab, während der Lord in kritisch beobachtete dabei. Dabei fiel dem Mann auch auf, dass der Junge wieder barfuss umher striff und das leise Klirren von Metall sagte, dass er Kettchen um die Fußgelenkte tragen musste. Ein beliebter Schmuck bei Elben.
 

„Ich glaube es geht um den Überfall.“
 

„Und weiter?“

Ja, das hatten auch sie sich gedacht, doch er wollte wissen, ob der Gryffindor das genau so sah.
 

„Moody sollte sich bereithalten, um als Verstärkung nachzurücken, die dann aber ausblieb, wie Regulus mir erzählt hat. Stattdessen war er auf eigene Faust hierher und hat versucht irgendwas zu erbeuten. Das erklärt auch, wie die Kerle verschwinden konnten, wenn ich sie außer Gefecht gesetzt hatte. Sie haben irgendwelche Steine dafür benutzt.“
 

„Die Frage ist nun, was für Steine.“
 

„Ich habe absolut keine Ahnung.“
 

„Stress im Paradies. Gut, das hilft uns weiter.“

Zufrieden nickte der Lord, während der Schwarzhaarige den Blick aus dem Fenstere richtet und seinen Gedanken nach hing. Was konnte die Auseinandersetzung zwischen Mad-Eye und dem Professor für ihn bedeuten und wie konnte er sie für sich nutzen?
 

~*~

Potter, du Entschuldigung eines räudigen Straßenkaters! Wenn ich dich Blindschleiche in die Finger bekomme, wirst du dir wünschen, dass der Hornschwanz es gewesen wäre, der dich kalt gemacht hätte!

Rasend schnell überlegte Harry, was er angestellt hatte, dass der Eisprinz Slytherins so rasend war? Eigentlich hatte dieser am Morgen noch ganz gute Laune gehabt und nach dieser seltsamen Verwandlungstheorie, die sie bei Salazar Slytherin persönlich hatten aussitzen müssen, hatte er den Blonden nicht mehr gesehen.

Kaum hatten die halben Portionen ihn entdeckt, hatten sie ihn auch schon in Beschlag genommen. Zum Training war es bestimmt auch noch nicht spät genug. Tom, der gerade fragend, von was auch immer, aufblickte, hätte ihn dann schon fort gejagt.
 

Das Einzige, was blieb, war einer seiner Streiche, aber welcher? Welcher war noch nicht ausgelöst worden und konnte den eitlen Malfoyspross...
 

/Eitel... Haare.../
 

„Oh verdammt!“

Wie von der Tarantel gestochen, sprang der Gryffindor auf und jagte zu der Tür, aus deren Richtung nicht die aufgebrachte Stimme gekommen war. Grade noch rechtzeitig, denn als er diese erreichte, flog die Zweite am anderen Ende des Raumes krachend gegen die Wand.
 

„Bleib stehen du Feigling!“

Tom sah nur noch wie ein zweiter schwarzer Schopf dem ersten nachjagte, dann war er alleine. Es brauchte einige Sekunden, doch dann rutschte er von seinem Stuhl. Weinend vor lachen.
 

~*~

Harry rannte grade quer durch die Eingangshalle, als es plötzlich knallte und er ungebremst mit der eben apparierten Person zusammen stieß.

Das Nächste geschah zu schnell, als dass einer der Beteiligten es noch rekonstruieren konnte.

So wusste Harry im ersten Moment auch nicht, was er plötzlich im Arm hielt. Als es dann jedoch plötzlich anfing vergnügt zu quietschen und zu giggeln, bleibt er vor Erstaunen einfach liegen.
 

„Hey, alles in Ordnung.“

Die Frau die gesprochen hatte richtete sich vorsichtig wieder auf, nur um festzustellen, dass sie unbeschadet aus diesem Crash gekommen war. Ihr Blick fixierte den schwarzhaarigen Jungen mit den schönen grünen Augen, die verwundert auf das kleine Baby sahen, dass er im Arm hielt.

Sie war beeindruckt von den Reflexen, die dieser an den Tag gelegt hatte. Anscheinend hatte er ihr Kind aufgefangen und so wie es klang, vor ernsthaften Schäden geschützt.
 

„Ja, ich glaube der Maus ist nichts passiert.“

Und er war ihr sofort sympathisch.
 

„Keine Sorge, diese Maus ist unverwüstlich. Außerdem hört man es. Was ist mit dir?“
 

„Nichts, dass nicht mit einer Dusche wieder weg ist.“

Nun rappelte sich der junge Mann wieder auf und sie ließ ihren Blick über seine Statur wandern. Wilde dunkle Haare, ein bildschönes Gesicht mit strahlenden grünen Smaragden, schlanke, große, aber nicht schlaksige, sondern eher leicht kräftige Gestallt. Das ganze verpackt in einem dünnen und wundervoll betonenden T-Shirt mit hohem Kragen und einer hellblauen Jeans, die nur wenig der Phantasie übrig ließ. An den Füßen trug er nichts, außer feine silbernen Kettchen, die kurz aufblitzten und klirrten, als er sich erhob.

Elegant und sexy. Zudem strahlte er etwas aus, das sie ihr Leben in seine Hände legen lassen würde. Der Junge bekam eine klare 10. Egal ob im physischen, oder psychischen ersten Eindruck.

Als er jedoch Anstalten machte ihr das Baby zu überreichen, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust.
 

„Oh nein Freundchen, so leicht kommst du mir nicht davon.“

Die Frau drückte dem perplexen Schüler den Gurt der Tasche in die Hand, die sie bis eben über die Schulter getragen hatte.
 

„Du passt für den Rest des Tages auf meinen Sohn auf“ sagte sie bestimmt.
 

„Aber ich... ich weiß gar nicht... ich glaub nicht... ich habe absolut keine Ahnung, wie man mit so kleinen Kindern umgeht“ versuchte Harry sich stockend zu erklären.

Irgendwie war er grade mit der Situation überfordert.

Wie kam eine ihm völlig Fremde darauf, dass er geeignet sei, auf ein so kleines Kind zu achten?
 

„Perfekte Voraussetzungen, so ist das bei den meisten jungen Eltern.“
 

„Hey!“ entrüstete sich der Junge, doch sie schmunzelte nur.

Ein überlegenes Schmunzeln, das klar ihre Herkunft bezeichnet hätte, würde ihr gegenüber es überhaupt sehen.
 

„Er sollte alle paar Stunden was zu essen bekommen. Wenn du kurz vor der Verzweiflung stehst, kannst du die Hauselfen fragen, ob sie dir unter die Arme greifen.“
 

„Ich glaube Millicent Bulstrode hat mehr Erfahrung...“ weiter kam Harry nicht, denn die Fremde unterbrach ihn und überging seinen Einwurf geflissentlich.
 

„Sein Name ist übrigens Lagos.“
 

„Aber...“ wollte er zu erneutem Protest ansetzten, als eine Stimme, diesmal gefährlich nahe der Halle, ihn unterbrach.
 

Potter!
 

„Ach verdammt.“

Mit den Worten ergab sich Harry, hängte sich die Tasche um, dass der Gurt quer über die Brust ging, und hetzte mit dem Kind auf dem Arm auf die Tür zu, in die er bereits hatte verschwinden wollen, bevor er mit dieser seltsamen Frau zusammen gestoßen war. Er wusste nicht, ob es das rasende Veelablut interessieren würde, dass er ein Kind auf den Arm hatte, wenn er ihn in die Finger bekam.
 

„Ich erwarte dich heute Abend beim Abendessen mit meinem Sohn“ rief sie ihm noch nach, bevor sie sich umwandte und sah, wie ein dunkelhaariger Junge die Halle betrat, der ihr vertraut vorkam.
 

„Draco, bist du das?“

Verblüfft hielt der Junge inne und sämtlicher Ärger machte Erstaunen und Freude platz.
 

„Bei den alten Socken Merlins, Lyra!“

Lachend fielen die beiden sich in die Arme und begrüßten sich erst einmal herzlich.
 

„Seit wann trägst du denn deine Haare schwarz? Auflehnung gegen das Elternhaus?“

Verschmitzt grinsend wuschelte die Frau durch den Haarschopf ihres nun größeren kleinen Bruders.
 

„Nein, das war eine kleine Floh verseuchte Katze, der ich gleich den Hals umdrehe“ grummelte der und seine Miene hatte sich wieder verdüsterte.
 

„Ach, mach aus einem Feuersalamander keinen Drachen. Sieht doch gut aus.“

Erstaunt hatte sie eine Augenbraue hochgezogen. Noch nie hatte sie ihren Bruder so offen gesehen, sein Gesicht so voller Emotionen. Nicht seit sie nach Hogwarts gegangen war.

Sie seufzte. In den letzten Jahren hatte sie wohl das ein oder andere verpasst
 

„Wieso bist du wieder da? Was hat deine Meinung geändert?“

Nun war es Neugierde, die über das hübsche Gesicht ihres Bruders huschte. Er war erwachsen geworden und seine Züge eine perfekte Kombination aus ihren Eltern. Die eleganten, aristokratischen Linien ihre Vaters, dennoch weicher und feiner, wie die ihrer Mutter. Auch Draco bekam von ihr eine klare 10, aber er gehörte auch zur Familie, was den zweiten Punkt doch deutlich anhob.
 

„Gar nichts, aber es gibt Dinge, die sollte man seinen Eltern nicht vorenthalten.“

Verwirrung. Ein echtes Mienenspiel, das sie schon lange nicht mehr gesehen hatte auf diesem Gesicht.
 

„Warum dann kein Brief? Sonst bist du auch jeglicher Konfrontation mit ihnen aus dem Weg gegangen.“
 

„Das, was ich zu sagen habe, ist nicht für einen Brief bestimmt. Da muss ich von Angesicht zu Angesicht durch.“

Jetzt verdunkelte es sich, wurde ernster.
 

„Klingt ernst. Alles in Ordnung bei dir? Du hast doch nicht...“
 

„Ach Unsinn, jetzt mal den Dementor nicht an die Wand. Sind die beiden auch hier im Haus?“
 

„Bei dem Wetter würde ich sie auf der Veranda suchen. Es ist einer der wenigen Tage, an denen die Sonne scheint.“

Kurz schien sie tief durchzuatmen, sich innerlich auf das Kommende vorzubereiten, als sie sich zum Gehen abwandte.
 

„Dann komm, du möchtest doch auch gewiss erfahren, was los ist. Die Katze kannst du später weiter jagen.“

Nickend folgte ihr ihr jüngerer Bruder durch die Gänge. Sie war lange nicht mehr in diesem Haus gewesen. Früher, als sie klein gewesen war, hatten ihre Eltern sie oft mit hierher genommen, doch nachdem ihr Bruder geboren war, wurden die Besuche immer seltener, bis sie fast völlig abrissen.

Wieder hier zu sein, fühlte sich fast so an, wie nach Hause zurück zukehren. Aber dennoch nur fast.
 

„Warum seid ihr nicht mehr auf Malfoy Manor?“
 

„Hier ist es sicherer.“

Lyra schluckte. Anscheinend waren die Zeiten hier wieder unruhig und es war kein gutes Zeichen, wenn ihre Eltern Malfoy Manor verließen.
 

„Ist der Orden wieder aktiv?“
 

„Aktiver als zuvor. Viele haben hier Zuflucht gefunden.“

Den Rest des Weges schwiegen die Geschwister wieder und traten gemeinsam auf die Veranda.
 

„Hi Mum. Hi Dad.“
 

~*~

„Wisst ihr, es gibt Dinge, die habe ich bisweilen für unmöglich gehalten.“

Salazar und Cruenta wirbelten herum und wandten sich der Gruppe Sessel zu, die in dem Raum standen, den sie gerade betreten hatten.
 

„Vivien!“ erklang es überrascht von dem kahlköpfigen Mann.
 

„Noch nie, wirklich noch nie, seit ich Thomas kenne, habe ich ihn so gesehen.“

Rote Augen verfolgten gebannt die Bewegung der blutroten Flüssigkeit, die in dem kristallenen Kelch kreiste.
 

„Es ist wirklich eine schöne Überraschung dich hier zu sehen, meine Tochter.“

Elegant hatte sich Cruenta, welche sich nicht ihrer Überraschung hingegeben hatte, auf einen der Sessel gegenüber der blonden Frau gesetzt, die noch immer mit dem Kelch in ihrer Hand spielte. Eine Angewohnheit, die sie gemeinsam hatten.
 

„Also erzählt, was habt ihr ihm gegeben?“
 

„Wie lange ist es her, seitdem du das letzte Mal in England warst? 27 Jahre?“ konterte die Hausherrin jedoch nur, ohne auf die Frage einzugehen.
 

„Nicht ganz. Verratet mir lieber, was mit meinem Bruder ist.“

Es ärgerte die Besucherin, dass ihre Mutter sie hinzuhalten schien. Wahrscheinlich war das wieder eine ihrer kleinen Rachen, die ihrer Tochter sagen sollten: Würdest du dich hin und wieder blicken lassen, wüsstest du, was vor sich ginge.
 

„Ist das nicht offensichtlich?“

Wenn es das wäre, würde sie doch gewiss nicht fragen, denn das Offensichtliche...
 

„Es ist unmöglich.“
 

„Du irrst dich, wie es scheint.“

Mittlerweile hatte sich auch ihr Vater gesetzt und musterte sie eingehend, als versuche er eine Antwort auf irgendeine Frage zu finden.
 

„Das wäre mir neu. Was habt ihr also mit ihm gemacht?“

Die beiden konnten sie doch nicht für dumm verkaufen. Sie kannte ihren Bruder, wusste um seinen Ruf, was das anging.
 

„Wir haben gar nichts gemacht.“

Verteidigte sich ihr Vater standhaft.
 

„Jemand anderes musste dafür erst kommen.“

Cruenta blickte ernst zu ihrer Tochter, die ihr jedoch noch immer keinen Glauben schenkte.
 

„Ach kommt schon, ich nehme euch nicht ab, dass diesem Eisklotz irgendein dahergelaufenes Flittchen den Kopf verdreht hat.“
 

„In dem Punkt hast du Recht“ stimmte die Frau ihr zu.
 

„Hah!“
 

„Er ist gewiss kein Flittchen.“
 

Er?“

Jetzt war sie doch etwas verwirrt. Vielleicht war die Story, doch nicht ganz so aus der Luft gegriffen.
 

„Erstaunlich, oder?“

Wollten die zwei sie eigentlich ärgern?
 

„Hat Er auch einen Namen?“
 

„Es kursieren genug um ihn.“

Oh, ja, das wollten sie.
 

„Mir würde der, den ihm seine Eltern gaben, reichen.“
 

„Harry.“
 

„Ordinär.“

Das klang nicht nach jemanden, der ihres kleinen Bruders würdig war.
 

„Ganz im Gegensatz zu seinem Träger.“
 

„Es beruhigt mich nicht, dass ihr so viel von ihm haltet. Ihr wart auch Mal anspruchsvoller.“
 

„Lern ihn erst einmal kennen, dann wirst du verstehen.“

Sie schnaubte. Klar doch.
 

„Was führt dich nun hier her? Sonst hast du auch kaum einen Fuß auf englischen Boden gesetzt.“

Jetzt fing ihre Mutter wieder damit an.
 

„Darf man nicht einmal seinen Eltern und Geschwistern einen Besuch abstatten?“
 

„Unangekündigt und freiwillig? Als würde ich mich beschweren. Was ist es?“

Warum ließ sie nicht einfach locker?
 

„Das ihr mir gleich irgendwas unterstellt.“
 

„Du bist unsere Tochter, der man im Übrigen hinterher laufen muss, nachdem man sie aufgespürt hat, um sie zu sehen.“

Irgendwie hatte ihr Vater ja Recht, aber nur irgendwie.
 

„Du weißt doch Salazar, wie das so ist. Man hat viel zu tun.“
 

„Das hat man, aber anscheinend ist es nicht zu viel, um uns persönlich eine Nachricht zu bringen. Die Frage ist nur, ob sie gut oder schlecht ist.“

Durchschaut. Wieso kann man die eigenen Eltern nicht hinters Licht führen? Würde sie auch eines Tages ein solches Gespür haben und ihren Kindern das Leben damit schwer machen? Hoffentlich.
 

„Das liegt im Auge des Betrachters.“
 

„Und werden wir in den Kreis jener Betrachter mit aufgenommen?“
 

„Ich habe geheiratet.“

Jetzt war die Bombe geplatzt.
 

~*~

„Wann?“

Auf den Gesichtern der beiden Malfoys hatte sich nicht ein Muskel bewegt, während ihr kleiner Bruder die Augen aufriss. Ja, damit hatte er nicht gerechnet.
 

„Vor etwas über einem Jahr.“

Ihre Eltern waren gut. Noch immer zeigten sie nicht, was sie über diese Neuigkeiten dachten. Zum einen beunruhigte sie das, aber zum anderen gaben sie ihr so die Chance auszusprechen und sich im Notfall zu erklären.
 

„Warum kommst du dann grade jetzt?“

Trotz ihrer enormen Selbstbeherrschung meinte Lyra, dass ihre Mutter verletzt klang. Draco hingegen wusste, dass beide es waren und ebenso wusste er, dass sie es gewiss nicht zeigen würden.
 

„Um euch euer Enkelkind vorzustellen.“
 

~*~

„Enkelkind?“ wollten jetzt Salazar und Cruenta wissen.

Dieses Mal gelang es nicht einmal ihrer Mutter ruhig zu bleiben. Wie auch, immerhin machte sie das nun zu Großeltern.
 

„Ein Sohn.“

Ihr Vater strahlte, während ihre Mutter noch skeptisch blieb.
 

„Dürften wir vielleicht auch den Vater kennen lernen.“

Wieso hatte sie gewusst, dass das kommen würde? Ach ja, elterliche Einschüchterungsstrategie, die sie gewiss an ihrem Schwiegersohn erproben wollten.
 

„Das könnte schwer werden.“

Warum es ihnen also einfach machen?
 

„Wie sollen wir das verstehen?“

Nun war auch ihr Vater skeptisch und beide musterten sie eingehen, damit ihnen vielleicht irgendein Hinweis auf die Sprünge half.
 

„Kommt, dann werdet ihr es verstehen.“
 

~*~

„My Lord, My Lady.“

Überrascht sah das Ehepaar Malfoy auf, als die Eltern ihres Lords den Raum betraten, dicht gefolgt von einer blonden Frau, die ihnen fremd war.
 

„Wie ich sehe, sind wir heute nicht die einzigen, deren verlorene Tochter zurückgekehrt ist“ merkte Salazar trocken an, der sich noch gut an die kleine Lyra Malfoy erinnern konnte.

Vor sieben Jahren, direkt nach ihrem Abschluss war sie dann jedoch von Zuhause fortgelaufen, um mit den Familientraditionen zu brechen.
 

„Und irgendwie glaube ich nicht so recht, dass das ein Zufall ist.“

Cruenta warf einen bezeichnenden Blick auf ihre Tochter und verlangte nach einer Erklärung.
 

„Darf ich euch vorstellen: Meine Gefährtin.“

Synchron wandten sich die beiden Frauen ihren Eltern zu und deuteten aufeinander.
 

Es dauerte einige Zeit, doch die Anwesenden fingen sich wieder. Draco, sowie seine Schwester und ihre Gefährtin beobachten gespannt die Reaktionen ihrer Eltern auf diese Neuigkeit, die unterschiedlich ausfielen.

Cruenta Slytherin schien in eine saure Zitrone gebissen zu haben, während ihr Mann wie ein Junge wirkte, der grade den neusten Besen auf dem Markt bestaunte. Lucius und Narcissa Malfoy sahen sich einen langen Moment an, bevor sie sich letztendlich erhoben und vor ihre Tochter traten.
 

„Bist du glücklich?“

Ernst blickten die stahlgrauen Augen des Malfoyoberhauptes in die kristallblauen seiner Tochter, deren Hals wie ausgetrocknet war. Sie musste erst einmal schlucken, bevor sie überhaupt in der Lage war zu antworten.
 

„Ja, das bin ich.“

Draco grinste, als er spürte, dass das eine gute Antwort gewesen war.
 

„Dann hast du unseren Segen.“

Mit einem Aufschrei fiel die junge Frau ihrem Vater um den Hals, nur um kurz darauf auch ihre Mutter an sich zudrücken.

Salazar hatte sich indes an seine Frau gewandt und lächelte sie mit einem hinterhältigen Grinsen an.
 

„Du weißt was das bedeutet meine Liebe?“

Seine Stimme war wie flüssiger Honig mit dem Hauch von Basiliskengift.

Blutrote Augen blitzten ihn tödlich entgegen, doch seiner Freude tat dies keinen Abbruch.
 

„Du weißt doch, Wettschulden sind Ehrenschulden.“

Leicht verärgert zog nun auch Vivien ihre Augenbraue hoch.
 

„Ihr habt gewettet?“
 

„Nur welchen Namen du einmal tragen wirst, wenn es soweit ist. Vivien Slytherin.“

Der Gründer ließ sich die letzten beiden Namen wie Butter auf der Zunge zergehen, doch sein Lächeln erstarb, als das Gesicht seiner Tochter sich hämisch verzog.“
 

„Ich muss dich leider enttäuschen Vater. Wir haben uns beide für den Namen Dracul entschieden.“

Nun war es an Cruenta diabolisch zu grinsen, während Salazar so verloren wirkte, wie ein Kind, dem man den Lutscher gestohlen hatte.
 

„Das ist meine Tochter. Du weißt doch mein Lieber. Wettschulden sind Ehrenschulden.“
 

~*~

„Wo ist nun unser Enkelkind?“ unterbrach irgendwann Narcissa Malfoy die Gespräche, die mittlerweile entstanden waren.
 

„Das wüsste ich auch zu gerne“ wandte sich nun Vivien an ihre Gefährtin, die eigentlich ihren Sohn bei sich haben sollte und ihr Blick hätte eine wilde Horde Drachen in die Flucht geschlagen.

Lyra ließ das jedoch kalt.
 

„Er ist in guten Händen. Ich habe einen Babysitter gefunden, als ich hier ankam, da ich es nur fair fand, wenn unsere Eltern gemeinsam ihren Enkel kennen lernen.“
 

„Und wen, wenn ich fragen darf?“

Lucius schien es anscheinend gar nicht recht, sein Enkelkind in fremden Händen zu wissen.
 

„Ich weiß es nicht.“
 

„Wie, du weißt es nicht?“ fauchte nun die Vampirin an ihrer Seite.

Den restlichen Malfoys lief ein Schauer über den Rücken. Das Temperament schien in der Familie zu liegen.
 

„Ich habe vergessen ihn nach seinen Namen zu fragen.“

Etwas gleichmütig zuckte die platinblonde Frau mit den Schultern, als wäre es völlig normal sein Kind einem Wildfremden anzuvertrauen
 

„Wenn ich nicht wüsste, dass du ein Gespür dafür hast, wem zu trauen ist und wem nicht, würde ich dich aufknüpfen, du Veela-Verschnitt.“

Grummelnd wandte die Frau sich wieder an ihre Eltern. Es brachte so oder so nichts sich aufzuregen. Außerdem steckte hinter der Fassade dieser hübschen Veela mehr als das Augen ahnen ließ. Nie wieder würde sie ihre Partnerin unterschätzen. Das letzte Mal hatte ihr bei weitem gereicht.
 

„Nur gut, dass du es weißt. Außerdem haben wir ihn heute Abend wieder.“
 

„Draco, seit wann trägst du eigentlich die Haare dunkel?“

Sofort ruckte der Kopf des Jungen herum und fixierte mit einem beinahe irren Glimmen in seinen grauen Augen, seinen Vater.
 

~*~

In einem ganz anderen Teil des Schlosses hatte sich indes ein schwarzhaariger Junge auf einen der Türme in die warme Sonne begeben und versucht mit seiner neuen Aufgabe vertraut zu werden. Dort saß er, in das weiche Fell einer großen Wölfin gekuschelt und mit einem Baby auf dem Schoß, das er eingehend zu mustern schien.
 

„Also, du halbe Portion, was bist du eigentlich? Lass mal schauen.“

Eingehende Studien, wie dem abtasten des kleinen Körpers, was den Jungen vergnügt zum Quietschen brachte und die ein oder andere Geruchsprobe, verrieten ihm schon das ein oder andere.

Skeptisch, aber mit noch etwas anderem in seinem Blick, sah er auf das Kind herab, das ihn strahlend entgegenblickte.
 

„Oh, das ist... interessant“ er stockte etwas und musste sich kurz räuspern, bevor er fortfuhr.

„Ob deine Mum die ist, die ich denke die sie ist? Aber wer ist dein Dad? Weißt du, du riechst nach Slytherin und ich kenne nur einen, der alt genug und nicht verheiratet ist.“
 

°Also, wenn du an den Mann denkst, der dich nicht aus den Händen geben wollte, dann denke ich, dass du falsch tippst. Auch wenn er mehr nach seiner Mutter kommt, so hat er doch die Züge seines Vaters, die man in dem Setzling da nicht sieht.°

Anscheinend hatte der Windgeist sich schlau über die Bewohner hier gemacht.
 

„Meinst du Ferocia? Hat Tom wohl noch mehr Geschwister?“ wollte der Junge nachdenklich wissen.

Er hatte schon einiges über den dunklen Lord gehört und dazu gehörte nicht, dass er in Abstinenz lebte. Eher konnte man ihn als Casanova bezeichnen.
 

°Was fragst du mich? Ich bin noch nicht so lange hier, wie du.°
 

„Aber du schnüffelst mehr als ich. Deinesgleichen, soll sehr neugierig sein.“
 

°Selbst wenn es so wäre, du weißt doch gewiss, wo du die Information her bekommst, ohne Fragen beantworten zu müssen.°
 

„Wo sie Recht hat kleiner Mann, da hat sie Recht. Minky?“

Es ploppte einmal und im nächsten Augenblick stand eine kleine alte, aber höchst zufrieden wirkende Hauselfe vor ihm.
 

„Dass Minky das noch erleben darf, Bohnenstange lernen nach Minky zu rufen.“

Vergnügt funkelten die großen Augen und die fledermausähnlichen Ohren wackelten aufgeregt.
 

„Gewöhn dich nicht dran“ grinste der Junge jedoch nur keck zurück.
 

„Du lieber sagen, was möchten, sonst Minky nichts kann machen.“
 

„Weißt du ob Tom und Mara noch andere Geschwister haben?“
 

„Natürlich, Lady Vivi. Sie älter als andere beide zusammen. Erste Kind von Lord und Lady. Doch sie waren lange weg. Das schon alles?“

Sie klang etwas enttäuscht.
 

„Nein, nicht ganz. Was essen Blutveelen-Babys?“
 

„Blutveelen? Was Name sagen? Blut, aber auch andere Dinge gehen, wenn größer. Du geben mir am besten Flasche und ich schicken warm zurück.“
 

„Flasche?“
 

„In Tasche dummer Junge.“
 

„Oh.“

Tatsächlich waren in der Tasche einige Fläschchen. Aufs gerate wohl zog Harry eine hervor und hielt sie der Hauselfe hin, die mit einem Plopp verschwand.

Na das konnte ja was werden.
 

~*~

Wie er es am Ende genau geschafft hatte den Tag hinter sich zu bringen, ohne in die Lage zu kommen sich eine gute Erklärung einfallen zu lassen, warum er Lagos nicht in den perfektem Zustand zurückgegeben hatte, in dem er ihm aufs Auge gedrückt worden war. An und für sich war es gar nicht mal so schwer gewesen. Füttern war recht simpel. Einfach eines der Fläschchen den Hauselfen geben, die, warum auch immer, wussten, wie man das Blut in ihnen richtig erwärmte, und dann den Nuckel in den Mund. Der Rest lief wie von alleine.

Kompliziert wurde es erst, als es hieß die Windel zu wechseln. Es gab weit aus weniger komplizierte Dinge, die man studieren musste, bevor man sie beherrschte. So was wie Jura, Medizin, oder das Brauen von Tränken.
 

Ganz ehrlich, wer hatte sich diese unmögliche Technik ausgedacht, mit der man ein Baby wickelte?

Manchmal beneidete er die Muggel mit ihrer hoch entwickelten Technik. Hallo, selbst die hatten schon einen anderen Weg gefunden. Kind auf Windel legen, Windel umklappen und festkleben. Das konnte nicht so kompliziert sein, wie diese Kunst mit dem Tuch.

Immerhin hatte Seba ihren Spaß gehabt, als sie ihm durch das geöffnete Fenster zugesehen hatte, doch auch das hatte er irgendwann gemeistert, mehr oder weniger elegant.
 

Jetzt lag er hier, erschlagen und froh, dass die kleine Sirene auf seinem Bauch endlich Ruhe gab. Mara, die sich irgendwann zu ihm verirrt hatte, war ganz begeistert von Lagos gewesen und hatte ihre helle Freude dabei gehabt, ihm das Fläschchen zu geben, oder ihn etwas abzulenken. Nun lag sie ruhig neben ihm auf seinem Bett und er spürte, dass sie sie beide beobachtete.

Diese friedliche Idylle wurde dann jedoch von einem Klopfen und dem öffnen der Tür zerstört.
 

„Hey Tom.“

Anscheinend war es Zeit für das Abendbrot, doch Harry hatte weder Lust, noch die Motivation sich jetzt zu bewegen. So blieb er einfach liegen, wie er war, mit Baby auf dem Bauch und Kind neben sich.

Einige Momente blieb es still, was doch dazu führte, dass der Gryffindor seinen Kopf dem Lord zuwandte, der sich nun räusperte, als hätte die Bewegung ihn wieder zurück in die Realität geholt.
 

„Mich verwirrt etwas an diesem Bild. Drei Mal darfst du raten was.“
 

/Oh, ein Rätsel./

Genervt verdrehte Harry die Augen. Er liebte Rätsel
 

„Ich bin zum Babysitten gezwungen worden“ erklärte sich das Engelsblut.

Nicht, dass der Lord noch dachte, er versuche dessen ganzen jüngeren Verwandten um sich zu horten... obwohl... irgendwie war es ja so, oder?
 

„Von wem? Keiner, der hier wohnt, hat ein so kleines Kind.“

Das war verwirrend.
 

„Ich weiß nicht von wem, ich kannte die Frau nicht.“

Harry runzelte die Stirn. Irgendwas lief hier grade schief.
 

Der Lord hingegen stöhnte. Was hatte der Bengel nun schon wieder angestellt und wo kam das Baby her?

Im ersten Moment hatte er die Welt nicht verstanden. Das Bild, Harry mit einem kleinen Baby auf dem Bauch und seiner kleinen Schwester neben sich, hatte irgendetwas in ihm ausgelöst, dass er nicht verstand, etwas, dass den irrationalen Gedanken in ihn geweckt hatte, dass das Bild wirklich sein sollte. Der Lord verstand es nicht, das Bild war wirklich, was sollte das also?

Jetzt fiel ihm jedoch die Verwunderung des Jungen auf. Ahnte er vielleicht, was ihn ihm vorging? Verstand er, was er selbst nicht verstand? Und warum zur Hölle machte ihn das so nervös?
 

„Was hast du?“

Er gratulierte sich selbst, dass seine Stimme nichts von dem verriet, was ihn so aufwühlte.
 

„Ich wundere mich nur.“

Konnte Harry sich nicht einmal klar ausdrücken? Konnte er nicht einmal so gnädig sein, sich nicht alles aus der Nase ziehen zu lassen? Wer wusste schon, wie lange er seiner Stimme noch vertrauen konnte?
 

„Worüber?“
 

„Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du den kleinen Lagos hier kennst?“

Ok, mit einer solchen Antwort hatte er gewiss nicht gerechnet.
 

„Woher denn?“
 

„Er riecht nach Slytherin.“

In diesem Moment war es ein Ding der Unmöglichkeit Fassung zu bewahren.
 

„Was?“

Am liebsten hätte der Vampir sich auf die Zunge gebissen. Er klang ja fast schon hysterisch.

Harry und Mara jedoch schien das ganze unglaublich zu amüsieren.
 

„Bitte.“

Der Lord verdrehte genervt die Augen. Vermaledeiter Bengel.
 

„Wie kommst du darauf?“
 

„Er riecht halt nach Slytherin, wie du, deine Eltern und Mara, nur anders.“

Entnervt schloss der Lord die Augen und massierte sich mit Zeigefinger und Daumen die Nasenwurzel. Warum musste dieser Junge ihm andauernd Kopfschmerzen bereiten? Zwar war er die letzten Tage recht ruhig und kooperativ gewesen, doch heute schien wieder einer der Tagen, an denen dieser Knallkopf ihn auf der Palme sehen wollte.
 

„Eine geniale Erklärung, weißt du das?“
 

„Das kann man nicht erklären, es ist einfach so.“

Schmollte Harry jetzt?
 

/Bei Merlin und Morgane, bitte nicht, das könnt ihr mir nicht antun./

Er wusste was geschah, wenn sein Vater schmollte, seine Mutter, oder eine seiner Schwestern und er war sich sicher, dass er nie, wirklich nie erfahren wollte, was geschah, wenn diese kleine Ausgeburt der Hölle schmollte.

Er musste ihn ablenken. Guter Plan. Reden war jetzt die Devise.
 

„Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass meine Eltern noch ein Kind bekommen haben.“

Ok, vielleicht war das nicht der beste Ansatz für seine Nerven.
 

„Wer redet denn von den zweien?“

Definitiv nicht. Jetzt trieb der Junge wieder Spielchen mit ihm. Sekunde mal, wenn nicht seine Eltern, dann...
 

„Wenn du mir unterstellen willst, dass ich der Vater bin...“ fauchte der Lord nun aufgebracht, aber auch Harry ging nun auf die Barrikaden.
 

„Stehst du auf der Leitung? Ich rede von deiner Schwester“ giftete nun das Elbenblut zurück.
 

„Findest du nicht, dass Mara etwas zu jung ist?“

Nun begann das Mädchen ungehalten zu kichern.
 

„Überleg mal ganz genau. Hast du nicht zufällig noch eine andere Schwester?“

Jetzt war der Sickel gefallen.
 

„Vivien?“

Der Lord stellte sich erst gar nicht die Frage, woher der Junge diese Information hatte. Ebenso gut hätte er fragen können, warum Vampire Blut trinken.
 

„So heißt sie wohl.“
 

„Sie war seit Jahren nicht mehr zu Besuch.“
 

„Anscheinend hat sich das heute geändert, oder was meinst du?“

Die Matratze senkte sich nun neben Mara und Harry. Vorsichtig beugte sich der Lord über die drei und besah sich den kleinen Jungen genauer.
 

„Ich habe also einen Neffen.“

Fast ehrfürchtig strich er mit den Fingern über das noch immer schlafende Gesicht von Lagos, der, aus Harry unerfindlichen Gründen, noch immer selig zu schlafen schien.
 

„Sieht ganz so aus.“

~oO~0~Oo~

Ein ungewöhnlicher Brauch

>>>Vorwort<<<[/ib
 

xX30. Dezember 2008Xx
 

*Tief einatmet* Es tut mir wirklich Leid, dass ihr über zwei Monate habt warten müssen, doch Schule hat mich sehr für sich beansprucht und dann hatte ich auch absolut keinen ordentlichen Schreibfluss und nur Mist war dabei rausgekommen. Zum Glück hat mich in der Eisheiligen Nacht eine Muse heimgesucht und hier ist das Ergebnis. Ich hoffe es gefällt euch und die Läge tröstet euch etwas über die lange Wartezeit hinweg.
 

Hier nehmt euch alle Torte, Kekse, Kakao und Tee, vor allem unsere Neuzugänge. Ihr seid echt die Besten.
 

Auf jeden Fall hoffe ich, dass ihr frohe Weihnachten hattet und wünsche euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr, aber übertreibt es nicht ;)
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Ein ungewöhnlicher Brauch ~*~
 

Geistesabwesend stand eine Frau mit weißblonden Haaren auf einem Balkon und schwenkte in ihrer rechten Hand einen Kelch mit einer dunklen Flüssigkeit, während die linke über das Fell von zwei Frettchen strich, die vor ihr auf der Balustrade lagen. Ihre roten Augen waren in die Ferne der dunklen Nacht gerichtet, die alleine von den Sternen und der schmalen Sichel des Mondes durchbrochen wurde.

So versank sie in Erinnerungen, neuen, sowie alten.
 

Vivien Dracul war nicht gerne in Britannien. Diese Inseln erinnerte sie zu sehr an die dunklen Zeiten, durch die sie und ihre Eltern damals gegangen waren. Dennoch war es einmal ihre Heimat gewesen und noch heute lebte ihre Familie hier, ihre und die ihrer Lebensgefährtin, der einzige Grund im Übrigen, weshalb sie zurückgekehrt war. Zu warten, bis ihre Mutter das nächste Mal genug hatte und zu ihr kam, nein, dass hätte sie ihnen nicht antun können, ebenso wenig wie in einem Brief zu schreiben, dass sie nun verheiratet und Mutter war. Solche Nachrichten musste man persönlich überbringen, da waren sie sich beide einig gewesen. Sie hatten nur warten müssen, bis ihr Sohn alt genug war, um zu reisen.
 

Nun waren sie hier, in dem alten Sommersitz der Familie ihrer Mutter und Vivien dankte den Göttern, dass ihre Eltern nie auf die Idee gekommen waren, ihre Stadtvilla wieder aufzubauen. Die beiden hatten die Villa geliebt, so wie sie, doch heute würde sie es in dem Haus nicht einen Moment aushalten. Sie selbst war damals in dem schönen, weißen Haus aufgewachsen, doch nun war es ein Ort mit dem sie dunkle Erinnerungen verband, mit dem Haus, das vor bald siebzig Jahren in Flammen aufgegangen war und fast das Leben ihres kleinen Bruders gekostet hatte.
 

Es war helllichter Tag gewesen, als das Feuer ausgebrochen war. Bis heute wussten sie nicht, wie das hatte geschehen können, oder wer dafür verantwortlich gewesen war. Damals hatten sie gefürchtet entdeckt worden zu sein und hatten fliehen müssen, fliehen, ohne den kleinen Tom, dessen Zimmer bereits lichterloh in Flammen gestanden hatte. Hätte ihre Mutter sie und ihren Vater damals nicht zum Apparieren gezwungen, wären sie wahrscheinlich in dem Inferno umgekommen.
 

Der Tod ihres Bruders hatte sie alle schwer getroffen, hatte ihre Familie für Jahrzehnte auseinander gerissen. Am Anfang hatten ihre Eltern kaum noch ein Wort miteinander gesprochen. Wenn sie sich dann doch Mal über den Weg liefen, warf Salazar Cruenta immer wieder vor, dass sie Thomas im Stich gelassen hätte, direkt oder unterschwellig, jedoch stetig. Ihre Mutter hingegen wusste selbst zu gut, was sie getan hatte. Sie hatte eine schwere Entscheidung zu treffen und sie versuchte doch nur den Rest ihrer Familie zu schützen, wenn sie schon bei ihrem Jüngsten versagt hatte.
 

Vivien hatte nie an den Tod ihres kleinen Bruders geglaubt und versucht eine Spur von ihm zu finden.

Erfolglos.

Sie war in England geblieben, während der Rest ihrer Familie sich bald über den Globus verstreute. Irgendwann brach dann ein Krieg unter den Muggeln aus und auch ein Zauberer namens Grindelwald sorgte für Unruhen auf den britischen Inseln. Die Zeiten waren kalt, gefährlich und dunkel, doch sie blieb in dem Land, in dem irgendwo ihr kleiner Bruder war, denn sie glaubte fest daran, dass sie ihn eines Tages finden würde.
 

Fast zwanzig Jahre nach der Tragödie tauchte ein junger Mann bei den Ruinen ihres alten Zuhauses auf und suchte nach seiner Vergangenheit. Letztendlich war es Tom selbst gewesen, der sie gefunden hatte. Gemeinsam hatten die beiden Geschwister dann nach ihren Eltern gesucht, die mittlerweile getrennt bei ihren Clans lebten und selbst Vivi hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt.
 

Die beiden brauchten fast zwei Jahre um ihre sturen Eltern zu finden und sie dazu zu bringen, wieder miteinander zu reden. In dieser Zeit hatte sie ihren jüngeren Bruder kennen und lieben gelernt.

Am Anfang war es schwierig mit ihm gewesen, denn das Waisenhaus und die Zeit unter Menschen, waren nicht spurlos an dem jungen Vampir vorbei gegangen.

Er war distanziert, eigenbrötlerisch, narzisstisch, ein Einzelgänger und ließ kaum einen an sich heran. Sein Aussehen machte ihn bei den Frauen sehr beliebt, doch er interessierte sich nicht wirklich für sie. Für ihn waren sie nur Spielzeuge, ein Zeitvertreib mehr nicht, und Vivi war zufrieden damit, denn keine von ihnen war gut genug für den Erben Slytherins, ihrem kleinen Bruder.
 

Jedoch war Thomas kein sehr fröhlicher Zeitgenosse. Er lachte kaum, war immer Ernst, hinterlistig und leicht zu reizen, aber er war nun mal ihr Bruder.

Umso verwirrter war sie gewesen, als sie hier angekommen war und ihn lachend in seinem Arbeitszimmer gefunden hatte. Noch nie hatte sie ihren Bruder so offen lachen sehen, vor allem nicht seit er versuchte einen alten Zauberer zu stürzen, der das bestehen ihrer Art und vieler anderer bedrohte, die nicht in seine neue Weltordnung passten. Es waren schwere Zeiten gewesen, in denen ihr Bruder einen schweren Rückschlag hatte erleben müssen.

Nichts hatte ihr ferner gelegen als diesen Moment zu zerstören, also war sie nach einiger Zeit gegangen, in der sie ihn nur beobachtet hatte, ohne dass er sie bemerkte.
 

Obwohl ihre Eltern nicht in ihren Räumen gewesen waren, hatte sie dort gewartet, während sie überlegt hatte, was wohl mit ihrem Eisklotz von Bruder geschehen war. Sie war geradezu beflügelt von dem Rätsel und war versessen darauf die Lösung zu erfahren.

Umso weniger hatte ihr dann aber die Antwort gefallen. Irgendwie klang es noch immer völlig unglaublich, dass dieser Mann sich verliebt haben sollte. Abstruser wurde es dann noch, als sie gesehen hatte, wen er sich auserkoren hatte.

Ein Kind! Der Junge war nicht mehr als ein Kind, grade mal 17 Sommer hatte er gesehen und ihr Bruder war bereits 70, fast 71. An und für sich kaum ein Altersunterschied für die ewigen Völker, aber trotzdem war der Knabe einfach noch viel zu jung.
 

Was fand Thomas nur an dem Bengel?
 

Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte sie ihn für eine Erscheinung gehalten. Seine blasse Haut, die dunklen Haare und diese strahlenden, grünen Augen. Ein Engel, wie ihre kleine Schwester ihn nannte, doch das war Unsinn. Engel gab es nur noch in Märchenbüchern. Irgendjemand hatte behaupte, der Junge sei ein Elbenblut, doch auch das konnte sie nicht glauben. Noch nie hatte es einen von diesem Blut gegeben, der so dunkles Haar gehabt hatte. Egal wie dünn das alte Blut auch sein mochte, so lange es da war, war das Haar hell und vor allem glatt. Keine wilden nachtschwarzen Locken, wie dieser Bengel sie hatte.
 

War es das, was ihren Bruder geblendet hatte? Sein Äußeres? Diese exotische Schönheit, die es gewiss nirgends ein zweites Mal gab? Nein, so oberflächlich war Tom nicht.
 

Aber das war nur der erste Blick gewesen. Als sie ihre Gedanken wieder einigermaßen sortiert gehabt hatte, hatte sie das ganze Bild gesehen. Neben Harry lief Mara, gefolgt von Thomas, der ihren kleinen Lagos auf dem Arm gehabt hatte. Dieses Bild schien für einen Moment einfach zu stimmen, doch der Eindruck verflog so schnell wieder, wie er gekommen war. Das war keine kleine glückliche Familie gewesen. Das waren ihre beiden Geschwister und ihr Sohn, die zusammen mit einem fremden Jungen eingetreten waren. Nicht mehr und nicht weniger.
 

Jäh wurde sie jedoch aus ihren Erinnerungen gerissen, als zwei schlanke Arme sich von hinten um ihre Taille schlangen und sie an den weichen Körper hinter sich gezogen wurde. Eine Stimme, sanft und klar, floss über sie hinweg und holte sie völlig zurück ins Hier und Jetzt.
 

„Wo ist Lagos?“

Verfluchte Veela, das sie sich auch immer so anschleichen musste. Kurz seufzte sie innerlich auf und ließ den halbvollen Kelch einfach verschwinden. Zeit zum Nachdenken würde sie vielleicht später noch einmal finden, um hinter das Geheimnis um diesen Bengel zu kommen.
 

„Ich habe ihn ins Bett gesteckt.“

Vorsichtig drehte sie sich in der Umarmung und begrüßte ihre Lebensgefährtin mit einem sanften Kuss auf die geschwungenen Lippen.
 

„Worüber wollten deine Eltern so spät noch mit dir sprechen?“
 

„Was wohl, sie hatten sich gefragt, wer von uns beiden Lagos ausgetragen hat.“

Lyra löste die Umarmung und trat an die Balustrade, auf der sie ihre Hände legte und mit dem Rücken zu der Vampirin in die Nacht starrte.
 

„Das war doch vorherzusehen, was ärgert dich also daran?“

Die Rotäugige setzte sich neben die gereizte Veela auf das Geländer und begann wieder die beiden Frettchen zu streicheln, die nun auf ihrem Schoß lagen.

Manchmal fragte sie sich wirklich, warum die beiden nur so schnell wurden, wenn es darum ging zu kuscheln. Sie würde nie schlau aus diesen beiden Halunken werden.
 

„Was wohl. Ich bin es langsam satt. Haltet ihr mich alle für ein dummes, naives Kind?“ fauchte die aufgebrachte Frau.

Die andere seufzte. Das hatten sie schon so oft durchgekaut und doch blieb die Spannung, wenn es wieder auf dieses unsägliche Thema kam.
 

„Das ist doch völliger Unsinn. Du weißt selbst, wie gefährlich es für andere Völker ist, ein Vampirkind in sich zu tragen. Wenn man nur einen Fehler macht, kann es einem das Leben kosten.“
 

„Verflucht, mein Vater ist Veela, er müsste doch am besten Wissen, dass wir dafür wie geschaffen sind, Kinder auszutragen, egal ob von den Alten, Untoten oder sonstigen Völkern.“
 

„Die Diskussion hatten wir doch schon so oft. Du bist und bleibst aber keine reinblütige Veela. Auch wenn du ganz klar wie eine aussiehst und dich wie eine benimmst, so hast du doch mehr von den Black-Genen.“
 

„Das ist...“ ein Finger legte sich auf Lyras Lippen um den Protest im Keim zu ersticken.
 

„Es reicht. Ich weiß, auch ich hatte meine Bedenken, aber ich war das Risiko eingegangen, oder? Ich habe mit dir diesen unsäglichen Zauber gesprochen, der dafür gesorgt hat, dass eine von uns schwanger wurde und ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass ich es gewesen war, auf die die Wahl gefallen ist. Also, bitte, keine weiteren Diskussionen darüber, ja?“

Lyra grummelte etwas, doch sie ließ es gut sein.
 

„Worüber hast du nachgedacht?“ wechselte sie dann das Thema.

Nun hatte sich die platinblonde Frau umgedreht und lehnte neben ihrer Gattin an dem Geländer.
 

„Wie kommst du darauf?“ versuchte diese auszuweichen, doch leider war es ein sinnloser Versuch und sie wusste das.
 

„Du hast wieder mit deinem Kelch gespielt als ich kam.“

Lyra verzog etwas die Nase. Sie würde Blut nie leiden können, doch sie hatte sich damit arrangieren können. Vivien hingegen gab sich der Art der Veela geschlagen. Es brachte so oder so nichts, denn früher oder später würde die Tochter der Malfoys doch bekommen, was sie wollte, denn eine Malfoy bekam immer was sie wollte.
 

„Über deinen abstrusen Babysitter“ murmelte sie so nur und im nächsten Moment war ihr klar, dass das nun länger dauern würde.

Der Blick versprach es auf jeden Fall, den sie aus kristallblauen Augen zugeworfen bekam. Wieder einer der Punkte, dessen Linien noch immer nicht so recht abgesteckt waren.
 

„Vivi, ich habe dir schon hundert Mal erklärt...“
 

„Was? Das ich eine Seelenleserin geheiratet habe?“ unterbrach sie die blauäugige Schönheit mit einem Schnauben, welche daraufhin die Augen verdrehte.
 

„Nenn das nicht so.“
 

„Wie denn dann? Du bist es doch, die einen auf den Grund seiner Seele blickt. Ich frage mich, ob aus deiner Familie sonst noch jemand über solche extern-kognitiven Fähigkeiten verfügt.“

Denn letzten Teil sprach sie mehr zu sich selbst und die andere ging auch nicht weiter darauf ein.
 

„Ich sehe in niemandes Seele. Es ist einfach ein Gefühl, wie weit ich jemanden trauen kann, was ich von ihm halten soll und in wie weit er geistig qualifiziert ist“ verteidigte Lyra sich.
 

„Seelenlesen. Sag ich doch.“

Die Vampirin behaarte weiterhin darauf, was die andere Frau wütend die Arme vor der Brust verschränken ließ.
 

„Ach, bei Merlins Dreitagebart! Denk doch was du willst.“

Frustriert stöhnte die Tochter Slytherins auf. Besser sie kam wieder zurück auf das eigentliche Thema, denn hier würden sie nie zu einer Einigung kommen.
 

„Und dieses Kind war also qualifiziert genug auf unseren Sohn zu achten.“

Sie konnte nicht verhindern, dass sie herablassend klang, aber sie mochte einfach niemanden, der ihrem Bruder zu nahe kam.
 

„Ich wusste, dass der Junge das hinbekommt. Außerdem hätte er Lagos mit seinem Leben beschützt.“

Die jüngere Frau kannte den eigentlichen Grund des Ärgers nicht und versuchte erneut irgendwie dahinter zu kommen. Es konnte nicht allein an der Geschichte mit Lagos liegen. Da war mehr.
 

„Verdammt, du kennst ihn nicht einmal. Genau so wenig wie er dich. Warum sollte er für ein wildfremdes Baby solch Risiko eingehen. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, aber in diesem Land herrscht Krieg und die Bewohner hier sind mitten drin.“
 

„Woher soll ich denn wissen warum er das tun würde? Ich weiß halt, dass es so ist! Gedankenlesen war im Paket nicht mit inbegriffen“ fauchte die Veela nun wieder.

Dieses Mal seufzte die Vampirin hörbar und griff nach der Hand ihrer Partnerin.
 

„Lyra, bitte, mach so etwas nie wieder.“
 

„Keine Sorge. Ich würde unseren Sohn nie jemanden anvertrauen, der nicht minder Vertrauenswürdig ist, als dieser Junge.“

Wieso waren Veelen so? In einem Moment aufbrausend und im nächsten beschwichtigend. Das machte es einem einfach unmöglich sich über sie zu ärgern, was einen sich über sich selbst ärgern ließ. Und am Schlimmsten, blieben sie unnachgiebig, wenn man genau hinhörte, egal wie gut sie es auch verpackten.
 

„Ich mag ihn nicht“ stellte sie so in den Raum, als müsse sie ihren vorherigen Ärger rechtfertigen.
 

„Warum das? Er hat dir doch gar nichts getan?“

Einige Minuten herrschte Stille. Also war es etwas über das sie nicht gerne redete. Das war ein eindeutiges Zeichen, was mit ihrem Ärger unmittelbar zusammenhängen musste.
 

„Hat das irgendwas mit deinem Bruder zu tun?“

Wenn Vivien Dracul eines hatte, dann einen verfluchten Bruderkomplex und mal ganz ehrlich, kaum einer wäre der Auffassung, dass Lord Voldemort seine ältere Schwester braucht, um ihm zu sagen, was er tun und lassen sollte.

Doch ihre Gattin schwieg eisern.
 

„Bei den Göttern, rede mit mir.“

Nun gut, die Dame wollte nicht, also musste sie es anders versuchen. Strategiewechsel. Lyra wandte sich wieder der Nacht zu und blickte in die Ferne, während sie erneut begann zu sprechen.
 

„Meine Eltern sagen, dass er etwas Besonderes ist und selbst Draco scheint ihn zu mögen“ erzählte das Veelablut, wie nebensächlich.

Wütend fuhr die Vampirin auf und lief auf dem Balkon auf und ab.

Treffer, versenkt.
 

„Was habt ihr eigentlich alle? Selbst meine Familie ist völlig vernarrt in den Bengel. So leicht lasse ich mich nicht um den Finger wickeln. Irgendwas stinkt da. Gewaltig.“
 

Die Platinblonde seufzte, als sie sich umdrehte und den Bewegungen ihrer Partnerin mit den Augen folgte.

Ja, sie hatte da das ein oder andere Gerücht aufgeschnappt, aber dass Vivien so abging, hätte sie nicht gedacht. Gut, bisher hatte sie die Frau auch noch nie in der Gegenwart ihres jüngeren Bruders erlebt.
 

„Was soll da denn stinken?“ versuchte sie sie etwas zu beruhigen.

Versuchte.
 

„Egal wen ich hier frage, aber keiner kann mir irgendwas konkretes über ihn erzählen. Keiner kann mir sagen was der Junge genau ist, was er kann, oder was er vor hat. Rein gar nichts.“
 

Sie versuchte also herauszufinden wer der 'Feind' war.

Klasse.

Das würde die Sache nicht unbedingt einfacher machen.

Lyra sah genau zwei Wege. Entweder Vivien unterstützen und von Innen versuchen das Schlimmste zu verhindern, oder sich raus zuhalten und zusehen, wie ihre Gattin sich austobte.

Welch Wahl.
 

„Setzt doch Caius und Shandra auf ihn an. Komm jetzt, es ist spät. Lass uns schlafen gehen.“

Murrend folgte die Frau ihrer Gattin zurück in ihr Zimmer, nachdem sie ihren beiden Frettchen einen bezeichnenden Blick zugeworfen hatte. Ab morgen würden die beiden sich an die Fersen des Jungen hängen und ihr Antworten liefern.
 

~*~

53 Stunden später und 2515,36 Meilen Süd-Östlich vom Hause Dracul...
 

Der Laden war dunkel, dreckig, heruntergekommen und verdiente die Bezeichnung zwielichtig nicht nur wegen der mangelhaften Lichtverhältnisse, welche die einzigen frühen Kunden nicht sonderlich störten. Wie auch? Nein, auch die grausige Gestalt hinter dem Verkaufstresen, welche von dem Besuch nichts mitbekam, verdiente diesen eher weniger schmeichelhaften Terminus.
 

Zu diesen vielmehr speziellen Kunden sollte man folgendes wissen:

Sie gehörten eher zu der Sorte 'nicht sonderlich beliebter Besuch', denn es lag weder in seinem Sinne, noch in dem seiner reizenden Begleitung, einen Gegenwert für ihre erworbene Ware zurückzulassen.

Hätte der Ladenbesitzer gewusst, dass gerade zwei junge magiebegabte Teenager dabei waren, sein Geschäft auf einem eher unkonventionellen Weg - für normale Kunden - zu betreten, wäre er wahrscheinlich fuchsteufelswild geworden., besonders wenn man bedachte, was das Ziel dieses Coups war.
 

Hätten die beiden den Laden, wie jeder andere, auf dem üblichen Weg betreten, wären sie zuerst durch ein Netz von schmalen, staubigen und vor allem engen Gassen geirrt, bevor sie die alte, schäbige Holztür erreicht hätten, die in das Innere führte. Vielleicht nicht so früh am Morgen, aber spätestens ab der Mittagsstunde hätte das Betreten die Besucher, nach der drückenden Hitze und der stehenden Luft, etwas aufatmen lassen, war es in dem dunklen Raum immer recht kühl, wenn auch der Geruch trotz allem nicht jedem angenehm war.

Wenn man es dann so weit geschafft hatte, würde man einen Gang entlang schreiten, dessen Wände mit Regalen bedeckt waren, voller Käfige, Körbe und Glaskästen mit - für ihre Augen - einfachen, hin zu exotischen Tieren, bis sie den grauhaarigen Verkäufer erreicht hätten.
 

Doch diesen Teil würden die beiden nie zu Gesicht bekommen, weder den Raum, noch die Tiere, oder den Verkäufer selbst, ebenso wenig wie dieser je einen von den beiden sehen würde, wenn alles reibungslos verlief, was wohl leichter gesagt, als getan war, denn zwischen den beiden herrschte in dem Augenblick nicht gerade eine besonders friedliche, oder gar versöhnliche Stimmung. Dafür war es einfach viel zu früh.
 

„Warum, bei allen Gestirnen des Eridanus, musstest du ausgerechnet mich zu dieser unchristlichen Zeit mit so einem Mist behelligen und nicht meine beiden verkommenen Brüder? Ich meine ja bloß. Bei den beiden kannst du durch die Vordertür marschieren und Randale schlagen und musst nicht erst X Sicherheits- und Alarmzauber umgehen, durch ein Haus voll mit Bewohnern schleichen, die einen leichten Schlaf haben, um mich aus dem Bett zu holen. Es ist ja nicht so, dass irgendjemandem, vor allem meiner Mutter, entgehen würde, dass ich verflucht noch mal nicht mehr da bin, wenn sie erst einmal munter werden. Und wenn du den Mist in unserem Haus umgehen kannst, warum dann nicht hier?“

So und so ähnlich wetterte die junge Frau schon, seit sie wach genug war, ihm diese Dinge an den Kopf zu werfen und er wunderte sich schon lange nicht mehr bei ihr, dass sie die Umgangssprache der Muggel und die der Zauberer bunt zusammen würfelte, wie es ihr grade passte und das obwohl sie zu einer der Reinblütigsten Familien zählte, die die Zaubererwelt kannte. So ließ er das schweigend über sich ergehen und versuchte die besonderen Betonungen einzelner Wörter zu ignorieren.
 

Es war nicht so, dass er nichts zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, aber er kam einfach nicht richtig dazu. Zwischendurch hatte er sich sogar mal gefragt, wie lange sie es wohl genau schaffte ihn zusammenzustauchen, ohne zwischendurch mal Luft zu holen und vor allem wann, doch viel interessanter war es nun für ihn zu überlegen, wie sie es wohl schaffte, ihn die ganze Zeit zurecht zu stutzen und nebenbei die ganzen Zauber zu knacken, die ihnen bisher den Zutritt verwehrten.
 

Oh, an und für sich war er ein geschickter, starker und vor allem talentierter Zauberer, doch gegen das Geschick der Zwillinge oder Ginny, welches sie im Umgang mit verschlossenen Räumen oder Dingen bewiesen, vor allem mit ihrer Öffnung, konnte er nur seinen imaginären Spitzhut ziehen. Ob das wohl in der Familie lag? Einer von ihnen war sogar Fluchbrecher bei Gringotts. Vier von sieben war kein schlechter Schnitt und bei dem Rest wusste er nicht, ob sie mit dem Talent übergangen worden waren, es also immer nur jeden zweiten traf, oder ob es ihm einfach nicht bekannt war.
 

Doch plötzlich geschah es, so unvorhergesehen, wie ein Blitz, der den Baum neben dir traf. Für nur den Bruchteil eines Augenblicks schien das Mädchen Luft zu holen, um so weiter zu machen, wie bisher und der schwarzhaarige Junge versuchte erneut seine Chance zu nutzen. Wenn Ginny das nicht von ihrer Mutter hatte, dann wusste er auch nicht weiter.
 

„Gin, du kennst deine beiden Brüder genau so gut, wenn nicht besser, als ich und wir beide wissen, wie das hier dann ausgesehen hätte, oder? So gern ich die beiden habe, so sind sie einfach nicht zurechnungsfähig, wenn sie grade erst aufstehen und ich weiß nicht, ob ich das um diese Zeit schon vertragen kann.“

Einige Momente blieb es still, doch anscheinend schien sie diese Aussage als gerechtfertigt anzuerkennen.
 

„Das nächste Mal, wenn du meine Hilfe brauchst, dann sag vorher Bescheid und hol mich nicht mitten in der Nacht aus dem Bett, dass ich fast einen Herzinfarkt bekomme. Ich dachte schon, dass einer der Orden angreift.“

Was natürlich nicht hieß, dass sie ihm sofort verzieh. In der letzten Stunde, die sie schon unterwegs waren, hatte er gewiss schon ein paar mal die Gelegenheit nutzen können, um knapp zu erklären, dass er nicht eher das gefunden hatte, was er suchte und dass seine Zeit langsam knapp wurde.

Es half einfach alles nichts. Musste er es halt anders versuchen, denn langsam hatte er wirklich genug von dem Gezeter. Wie hielt Neville das nur aus?
 

/Vielleicht holt er sie einfach nur nicht mitten in der Nacht aus dem Bett/ flüsterte sein kleines zynisches Stimmlein und wahrscheinlich hatte es auch noch Recht.
 

„Ginevra Weasley, es reicht! OK? Komm schon. Du bist nicht die Einzige, die vor ihrer Zeit auf den Beinen ist.“

Er hatte schärfer geklungen, als er gewollt hatte, doch es schien seine Wirkung zu zeigen, denn sie schnaubte nur und mit einem 'Ja, ja' klickte es leise und endlich schwang das kleine Fenster unter dem Dach nach Innen auf.
 

So glitten die beiden in das Gebein des Gebäudes und sahen sich der nächsten Hürde gegenüber. Den versteckten Gang zu finden, von dem man ihnen berichtet hatte, und ihn zu öffnen. So teilten die beiden sich auf, um den eher kleinen Raum unter dem Dach abzusuchen.
 

„Erzähl mal Harry, wie ist es so in der Schlangengrube?“ fing Ginny bald ein Gespräch an, als sie jeden einzelnen Winkel begann zu inspizieren.
 

„Wie soll es da schon sein? Ich habe meinen Spaß sie etwas aufzumischen. Die meisten sind fast schon paranoid, wenn es darum geht, das Essen auf irgendwelche Zauber zu untersuchen“ lachte der schwarzhaarige Junge, was das Mädchen einen kritischen Blick in seine Richtung werfen ließ.
 

Harry hatte sich verändert seit er bei Voldemort war und das nicht nur körperlich, doch dieses versonnene Lächeln sagte ihr, dass die 'Bösen' einen Schritt näher an ihn herangekommen waren, als sie selbst. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Wenn diese Bastarde es je wagen sollten ihm wehzutun, sie würde sie jagen und weder Merlin, noch Morgane würden in der Lage sein, sie zu stoppen. Harry war schon lange ein Teil der Familie und Familie stand bei ihr ganz weit vorne auf ihrer Prioritätsliste, gleich nach Vergeltung an denen, die auch nur einen, den sie dazuzählte, wagte zu schaden.
 

„Wie das nur kommt? Und sonst so? Hast du dich schon mit ein paar Slytherins angefreundet?“
 

„Ja, ein paar. Millicent Bulstrode ist eigentlich ganz nett und auch Blaise Zabini ist in Ordnung. Draco scheint noch skeptisch mir gegenüber, wobei ich nicht weiß, ob es an mir oder ihm liegt. Ich glaube er weiß einfach nicht, was er von der Gesamtsituation denken soll.“
 

„Da ist er nicht der Einzige. Und sonst? Hat Voldy immer noch diese Launen?“
 

„Eigentlich ist Tom ganz in Ordnung, wenn er grad in guter Stimmung ist. Nur seine ältere Schwester scheint was gegen mich zu haben. Es kostet mich meist einiges an Zeit die beiden Aufpasser, die sie mir auf den Hals gejagt hat, abzuschütteln.“

Das Mädchen zog ihre Augenbrauen zusammen. Sie wusste wie sehr es Harry hasste, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Das war auf jeden Fall kein guter Weg sein Vertrauen zu gewinnen und sie brauchten es, wenn sie ihm helfen sollten.
 

Sekunde Mal, Schwester des Lord? War der Mann nicht ein Waisenkind gewesen seiner Zeit? Das hatte jedenfalls Tom erzählt, der Tagebuch-Tom. Ein kurzer Blick zu Harry sagte ihr jedoch, dass sie wahrscheinlich keine Antwort auf die Frage bekommen würde, denn er war nicht grade ein Klatschmaul, das sich über die Geschichten von irgendwelchen Familien ausließ, denn grade er wusste, was solche Geschichten bewirken konnten, egal ob man sich ihn selbst oder seinen Paten ansah. So ging sie lieber auf die andere gegebene Information, die Fragen aufwarf, ein.
 

„Was für Aufpasser?“
 

„Zwei Frettchen. Heute Nacht habe ich die beiden in den Korb von Millicents Tiger gesperrt.“

Erschrocken warf Ginny ihren Kopf herum, dass ihre Wirbel bedenklich knackten.
 

„Tiger?“ fiepte sie beinahe.
 

„Ja, so heißt ihre Katze.“

Einen Moment überlegte sie sich, ob sie ihrem Freund, der sich köstlich zu amüsieren schien ob ihres Schreckens, etwas an den Kopf werfen sollte, als sie fündig wurde.
 

„Ich glaub ich hab's“

Sie drückte die kleine Erhebung und ein enger Durchgang öffnete sich, den sie zuerst betrat, dicht gefolgt von Harry, hinter dem sich der Gang wieder schloss. Einen Moment in der Finsternis, auf welche sie ihren Freund hinwies, und kleine Lichtkugeln schwirrten um sie herum.
 

„Und, was läuft bei dir Zuhause so?“
 

„Was soll's da schon neues geben? Bill und Charlie teilen sich eine Wohnung, solange sie im Lande sind, Percy kriecht weiter dem Minister in den A...llerwertesten, Dad arbeitet den ganzen Tag und Mum macht sich Sorgen um jeden einzelnen. Alles wie immer. Ron scheint jedoch irgendwas auszuhecken, doch ich weiß nicht was und ich glaub es ist bestimmt nichts Gutes. Hermine hat sich diese Ferien auch noch nicht blicken lassen.“
 

„Zurück in Hogwarts sollten wir ein Auge auf die beiden werfen, wenn sich bis dahin nichts Neues ergeben sollte.“
 

„Harry...“
 

„Nein, ist schon gut, fang erst gar nicht an. Ich glaube da vorne ist das Ende des Ganges.“

Das Mädchen seufzte. Wenn man Hermine und Ron nur andeutete, rannte man gegen eine Wand. Es war, als würde Harry irgendwas abschalten und das Ganze rational betrachten, wie irgendein Außenstehender. Es war fast zum Verzweifeln.
 

~*~

Eine Regalwand öffnete sich und schwang in einen großen, wenn auch niedrigen Kellerraum, den die beiden Hogwartsschüler betraten. Der Raum war voller Regale, die schmale Gänge bildeten, mit etwaigen Käfigen, Körben und Glaskästen, doch die Wesen, die in ihnen schlummerten waren eine ganz andere Liga, als die im vorderen Verkaufsraum.
 

„Scheint als hätte dieser seltsame Kerl Recht gehabt“ murmelte das Mädchen, als sie näher an einen der Käfige trat und die Wesen da drin näher in Augenschein nahm.
 

„Ja, hoffen wir, dass ich hier auch finde, was ich suche.“

Im Gegensatz zu Ginny hatte Harry eine komplett andere Wahrnehmung. Zum einen musste er auf einen seiner Sinne verzichten, was seine übrigen schärfte, die dazu durch seine Art um ein vieles feiner und empfindlicher waren, und zum anderen hatte man ihn gelehrt auch die Magie um sich wahrzunehmen, ihre Ströme, ihre Knoten und Wirbel. Wer glaube sie sei ein stetiger Fluss, der irrte. Sie war wild, ungebändigt und frei, aber das hatten wir schon.
 

Sie erfühlen zu können war auch eine Vorraussetzung, die man mitbringen musste, um das Weben der Magie zu lernen.

Magieweber waren Leute, die die Magie um sich herum nutzen konnten. Man brauchte selbst nur wenig von der eigenen aufzuwenden, um zu weben, was auch bedeutete, dass man kein hohes Eigenpotenzial haben musste, doch physische Ausdauer, wie genug Willen, die Magie in die Form zu bringen, die sie annehmen sollte. Man könnte zwar auch mit Hilfe eines Zauberstabes weben, doch ohne ihn war das Ergebnis um einiges besser, was es ohne auch schwieriger machte.
 

Harry selbst war in der Lage zu weben und er hatte es zu beginn des Monats eindrucksvoll unter Beweis gestellt, auch wenn alleine Mara und Cruenta Zeuginnen seiner Ausführungen geworden sind.

Raziel hatte ihm im vergangenen Jahr eine Menge beigebracht. Einiges hatte er besser gemeistert als anderes. So gehörte der Umgang mit dem Feuer zu seinen Glanzleistungen, was an und für sich als Feuertalent keine große Leistung war, während das lesen von Auren ihm wohl immer schwer fallen würde.

Es ging weniger darum Einblick zu gewinnen, sondern viel mehr darum sie zu verstehen. Sie waren so vielschichtig, so komplex, dass er es aufgegeben hatte. Bei einem zu starken Impuls waren die Eindrücke viel zu intensiv, viel zu extrem, war er zu schwach, dann konnte man bei einigen nicht einmal mit einem Ergebnis rechnen. Wenn versucht wurde sie zu verbergen, oder sie zu unterdrückt, dann war es noch schwerer. Das einzige was Harry schaffte aus einer Aura herauszulesen war, welches Volk er in etwa vor sich hatte, wobei Mischlinge, wie er einer war, schwerer zu bestimmen waren und so individuell sie auch waren, so gelang es ihm bisher nie, sie irgendjemanden zuzuordnen, oder sie wieder zu erkennen. Nein, Auren lesen war gewiss keine seiner Stärken.

Aber er schweifte ab. Er musste sich auf das konzentrieren, was in dem Moment um ihn herum war.
 

Die Magie, die ihm in diesem Raum entgegenschlug, nahm ihm für einen Moment die Luft zum Atmen. Bannzauber, Fesselsprüche und Schilde. Wie er diese Art Zauber doch verabscheute. Sprüche um jemanden oder etwas seiner Freiheit zu berauben.
 

Langsam schritt er nun die Regalreihen ab, versuchte jedes dieser Geschöpfe mit seinem umfangreichen und dennoch spärlichen Wissen zu identifizieren und das Ergebnis berauschte ihn nicht sonderlich. Jedoch schien es keinem der Wesen hier schlecht zu gehen, sah man davon ab, dass sie eingesperrt waren. Wenigstens etwas.

So ging er an Terrarien mit Schlangen, Echsen und Krabbeltieren vorbei, lauschte den Rufen der Vögel und dem Scharren von Krallen und auch seine Begleiterin sah sich neugierig um und versuchte die ganzen verschiedenen Eindrücke in sich aufzunehmen.
 

Am hintersten Ende des Raumes, in einer der Ecken fand er schließlich, was er suchte. Behutsam streckte er seine Hand aus, näherte sich dem Körbchen immer mehr, verharrte darüber jedoch einen Moment. Erst dann steckte er sie hinein, bis er das weiche Fell der Wesen striff, die sich darin zusammengerollt hatten.

Plötzlich versenkten sich kleine, spitze Zähne in seiner Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. Der junge Mann zischte kurz erschrocken auf, verharrte jedoch.
 

„Alles in Ordnung?“

Das Mädchen war erschrocken herumgefahren, um zu erkennen, was geschehen war.
 

„Ja, alles okay. Geht schon. Kein Problem.“

Verärgert zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. 'Alles okay' und 'geht schon' waren zwei Aussagen, die sich in ihrem Kern widersprachen. Hielt er sie tatsächlich für so blauäugig?

Sie seufzte, als sie sich die Frage selbst beantwortete. Nein, tat er nicht. Es hieß viel mehr, dass sie ihn einfach machen lassen sollte.

So wandte sie sich wieder an den seltsam anmutenden kleinen Vogel, den sie sich genauer angesehen hatte.

Ein seltsames kleines und rundes Ding. Knallbunte Federn, in etwa so groß wie Rons Eule Pig, jedoch mit einem langen Schnabel und einem schönen Schwanz aus ebenso bunten langen Federn. Was das wohl nur war? Auch der Vogel schien sie aus seinen blau-grünen Augen, wie sie sie hatte, zu beobachten, während er aufgeregt auf seiner Stange umherhüpfte. Sekunde mal, waren seine Augen nicht eben noch braun gewesen?
 

Harry hingegen bekam von Ginnys Beobachtungen kaum etwas mit. Noch immer verharrte er regungslos und wartete einfach ab. Nach einiger Zeit lösten sich dann die Fänge wieder aus seiner Hand und eine kleine, raue Zunge leckte über den Biss. Das Schwerste war geschafft. Nun nahm er seine zweite Hand dazu und hob das dunkelrote Fellknäuel aus dem Korb und wandte sich endlich wieder an seine Begleiterin.
 

„Ich habe was ich gesucht habe. Bist du soweit Gin?“
 

„Komm mal her.“

Verwirrt zog der Junge eine seiner Augenbrauen hoch und trat neben das Mädchen, das noch immer den bunten Vogel in Augenschein nahm, der mittlerweile zu zwitschern begonnen hatte, als wolle er jemanden damit beeindrucken.
 

„Kannst du mir sagen, was das hier für ein süßes Ding ist?“
 

„Ich bin mir nicht sicher. Kannst du ihn mir beschreiben?“
 

„Ein Vogel, so groß wie meine Hand, rund und bunt.“
 

„Rund?“
 

„Ja, rund. Sieht aus als hätte er sein Gefieder aufgeplustert.“

Harry überlegte einen Moment und ging sämtliche magische Vögel durch, die er kannte und versuchte sie mit den gegebenen Informationen abzugleichen.
 

„Ich glaube ein Tingens.“
 

„Was ist das für ein Vogel?“
 

„Ein Färber. Er sieht einem Kolibri ähnlich und kann die Farbe von Dingen, wenn er sie berührt, sowie seine eigene ändern. Wenn man es schafft ihn zu erziehen, färbt er die Dinge nach den eigenen, statt nach seinen Vorstellungen. Irgendwer soll es sogar mal geschafft haben einige dazu zu bringen Post auszuliefern – natürlich keine all zu großen Pakete.“
 

„Ist er gefährlich?“
 

„Wenn du keine Gefahr darin siehst eines Tages in den Spiegel zu sehen und zu entdecken, dass du blau bist, übersäht mit violetten Punkten, oder so was in der Art, dann nicht.“

Nachdenklich begutachtete sie das aufgeregte Geschöpf, das sich in seinem Bemühen beinahe überschlug und immer lauter versuchte zu singen.
 

„Ich glaube er mag dich“ grinste das Elbenblut.
 

„Ist es schwer ihn zu erziehen?“
 

„Ich habe keine Ahnung. Willst du es wagen?“

Die blaugrünen Augen des Mädchens glommen bei der Aussicht einer Herausforderung freudig auf.
 

„Den Versuch wäre es glaub ich alle mal wert.“

Noch bevor sie die Worte ausgesprochen hatte, nahm sie den kleinen Käfig mit dem Tingens und wandte sich zum Gehen.
 

„Na dann sollten wir wohl langsam verschwinden.“
 

„Hört, hört“ lachte der Junge und sprach einen Silencio über den Käfig.
 

~*~

°Eine interessante Wahl, die du und deine Begleitung getroffen haben.°

Der Junge schnaubte nur, als er das kleine Geschöpf in einen Korb legte, der neben einer schwarzen Wolfshündin mit einem weißen Streifen und violetten Augen stand.
 

„Weißt du Harry, manchmal frag ich mich wirklich, wie du das machst?“

Misstrauisch sah das Mädchen zu dem großen Tier und auch ihr Tingens war mittlerweile verstummt in Ehrfurcht vor dem Windgeist.
 

„Was mache?“
 

„Wie du dich...“ sie stoppte, als sie bemerkte, wie vier Paar Augen sie erwartungsvoll ansahen.
 

„Ach weißt du, vergiss es einfach. Du machst dein Ding, ich meins. Wo wir schon mal beim Thema sind, wie komme ich nach Hause?“

Nun lächelte der Junge und sie wusste, dass das nicht gut war. Dieses Lächeln war nie gut. Dann ging ihr ein Licht auf.
 

„Oh nein, das hast du nicht getan.“

Doch ein Blick auf dieses strahlende Lächeln überzeugte sie vom Gegenteil und bei dem bloßen Gedanken drehte sich ihr der Magen.

Portschlüssel, Flohpulver, Apparieren ihretwegen, das alles war okay, aber das war... sie fand keine Worte dafür, doch hätte sie entsprechende Erfahrungen gemacht, hätte sie es mit einer Achterbahn verglichen, bei der man nicht wusste, was als nächstes kam. Doch es schien kein Entkommen zu geben, denn ihr bester Freund hatte bereits die Zeichen für ein Tor auf den Boden gemalt.

Wenn sie je rauskriegen sollte, wer diesem Jungen solche Magie gelehrt hatte, sie würde diesen Bastard persönlich den verdammten Hals umdrehen.
 

„Ach komm schon. Nur ein kleiner Sprung und du bist wieder in deinem Bett. Diese Art der Magie wird heutzutage auch nicht mehr in den Schutzzaubern berücksichtig, also wird auch nicht gleich das ganze Haus bei dir auf der Matte stehen.“
 

„Der Sprung und die Landung sind weniger das Problem mein Freund. Mir macht mehr der Teil dazwischen zu schaffen.“

Sie sah noch einmal in das schwarze Loch, das nun in der staubigen Straße gähnte.
 

„Das wirst du mir büßen“ und weg war sie mit ihrem neuen kleinen Freund.

Nun wandte sich Harry an seine andere Begleiterin, die auf ihn gewartet hatte, während er... na ja, ihr wisst ja was er gemacht hat.
 

„Ein entzückender Mensch, den du mir da empfohlen hast Ferocia. Wirklich. Wo findest du nur solche Informanten?“

Der Sarkasmus in der Stimme zog jedoch unbeachtet an dem Windgeist vorbei. Der Junge war doch fündig geworden, also was beschwerte er sich? Vielleicht war das hier nicht die schönste Ecke von Bagdad und der kleine Zwischenfall mit dem Straßenräuber, schien etwas an der Geduld des Knaben gezehrt zu haben, aber was bedeutete das schon? Hätte er in der Haut der armen Seele gesteckt, die versucht hatte ihn und seine Freundin zu überfallen, dann hätte sie durchaus seinen Unmut verstanden. Dem armen Kerl hatte das Engelsblut die Woche ziemlich ruiniert. Sie war neugierig, ob der Räuber wohl jemals wieder in der Lage sein würde, eine Frau zu beglücken. Nach dem Tritt des Knaben war sie sich da nicht so sicher.
 

„Komm, wir verschwinden lieber, bevor noch einem auffällt, dass ich nicht da bin.“
 

°Wem soll das schon auffallen? Es ist dort gerade Mal halb sechs. Niemand von denen wagt sich um diese Zeit auch nur in die Nähe deines Zimmers.°

Verwundert zog der Junge die Augenbrauen zusammen.
 

„Dort? Wie spät ist es denn hier?“
 

°Halb neun.°

Der blauhaarige Junge stöhnte auf.
 

„Selbst hier ist es noch viel zu früh.“

Das melodische Lachen Sebas hallte durch seinen Geist, als er kopfschüttelnd den Korb griff und einfach verschwand, ohne das geringste Geräusch dabei zu verursachen und auch von der dunklen Hündin gab es keine Spur mehr.
 

~*~

Knappe zwanzig Minutenspäter schlief Harry ruhig und selig in seinem Bett, während in einem anderen Flügel eine der Bewohnerinnen so langsam munter wurde und sich aufmachte die zu wecken, die nicht mehr schlafen sollten, jetzt, wo sie wach war, denn heute war ein besonderer Tag.
 

Wie ein Wirbelwind wuselte die nun zweitjüngste des ihn beherbergenden Vampirclans in sein Zimmer und sprang auf seinem Bett herum wie ein Springteufel. Es brauchte einige Momente, bis ihn die Worte gewahr wurden, die vor Freude nur so über die kindlichen Lippen flossen. Stöhnend vergrub er seinen Kopf tiefer in den Kissen. Als dies sich jedoch als nicht sonderlich wirkungsvoll erwies, packte er das Mädchen mit einem Arm, riss es von den Füßen, dass sie erschrocken aufquietschte und neben ihm zum Liegen kam.
 

„Mara, es ist noch viel zu früh, um so wach zu sein. Komm, schlaf noch etwas.“
 

„Aber...“ doch der Protest wurde erstickt, als Harry die Decke über sie beide zog und die Kleine wie einen großen Teddy an sich drückte.
 

„Wenn du mich noch etwas schlafen lässt, bekommst dein Geschenk sobald ich aufgewacht und angezogen bin. Was sagst du?“

Der junge Vampir grummelte noch etwas unverständliches, ruckelte dann aber etwas herum, bis auch sie bequem lag und Stille sank wieder über den Raum.
 

~*~

Andere hatten das unbeschreibliche Pech gehabt, dass der silberhaarige Wirbelwind durch ihre Zimmer gefegt war, bevor er von Harry gebremst worden war.

So saßen der Gründer des nach ihm benannten Schulhauses von Hogwarts und seine Frau zwar müde, aber dennoch friedlich gestimmt bereits mit ihrer ältesten Tochter, deren Partnerin und ihrem Enkel bereits im großen Kaminzimmer, als Tom auch in den Raum kam. Er sah sich um und stellte fest, dass außer ihm nur Lyra frisch wie der junge Morgen war, wie sie in einem der Sessel saß und seinen Neffen mit einem Fläschchen fütterte.
 

Mischlingskinder hatten es nicht einfach. Junge Vampire waren nicht auf Blut angewiesen. Bis sie ausgewachsen waren reichte ganz normale Nahrung. Erst wenn ihr Herz aufhörte zu schlagen und ihr Körper aufhörte zu altern, erst dann war Blut das Einzige, das sie nährte. Zwar konnten sie noch immer essen, doch es schmeckte weder besonders, sättigte sie, oder gab ihrem Körper irgendetwas, das er brauchte.
 

Der dunkle Lord setzte sich zu dem Rest, nachdem er sein Geschenk zu den anderen auf den kleinen Tisch gestellt hatte, und es kehrte ein müdes Schweigen ein. So verharrten sie einige Zeit, bevor Vivien auf die Uhr sah und die Stille durchbrach.
 

„Findet ihr es nicht auch eigenartig, dass sie noch nicht hier ist, um diesen Raum mit den Fetzen des Geschenkpapiers zu verwüsten?“
 

„Wahrscheinlich schmeißt sie noch ein paar andere Seelen um diese Zeit aus dem Bett“ meinte ihre Mutter darauf.
 

„Warum ist dann noch niemand nach mir hier eingetroffen?“ überlegte nun auch Tom.

Salazar hingegen verschwendete keine Zeit mit irgendwelchen Spekulationen und holte sich eine Antwort bei jemandem, der gewiss wusste, was vor sich ging.
 

„Minky!“
 

„Master Slytherin haben gerufen?“
 

„Weißt du, wo meine Jüngste ist?“
 

„Kleine Lady schlafen.“

Einige Momente herrschte erstaunte Stille, bevor Tom anfing zu lachen. Das konnte wahrlich nur einer Vollbringen.

Vivien besah sich ihren einzigen Bruder kritisch, als hätte er den Verstand verloren und auch die beiden ältesten wirkten etwas ratlos, ob dieses Ausbruches. Alleine auf die Züge von Lyra erschien ein wissendes Lächeln, als sie verstand.
 

„Sie ist bei dem Jungen, habe ich Recht?“

Das einzige, was Tom noch machen konnte, war zu nicken, als er sich erhob und aus dem Raum ging, noch immer lachend.

Auch auf das Gesicht von Salazar schlich sich nun Verstehen.
 

„Anscheinend bekommt diesen Jungen wirklich gar nichts so früh aus dem Bett, nicht einmal das tobende Meer.“

Vivien schnaubte nur und auch sie erhob sich und verließ den Raum.
 

„Ich weiß gar nicht, was sie gegen das Elbenblut hat“ zog Salazar die Stirn kraus, als seine Tochter die Tür hinter sich geschlossen hatte.
 

„Du kennst sie doch. Außerdem war es noch immer Harry, der vor sechzehn Jahren an Toms erbärmlichen Zustand Schuld war.“
 

„Das war eine Falle gewesen. Das Kind...“ doch er unterbrach sich, als er den Blick aus den roten Augen seiner Frau sah.

Richtig, es brachte nichts, darüber zu diskutieren. Vivien war fast so stur wie Tom. Sie musste selbst darauf kommen, bevor sie es hinnahm.
 

„Ich leg Lagos noch einmal schlafen. Wenn ich mich nicht ganz irre, wird der junge Harry Mara wohl noch etwas im Zaum halten.“

Sie grüßte noch einmal, bevor auch Lyra den Raum verließ.

Die beiden Verbliebenen warfen sich einen kurzen Blick zu, bevor sie die Geschenke einsammelten.
 

„Wie es scheint, müssen wir die heute wohl mitnehmen“ meinte die Hausherrin, als sie das letzte auf den Stapel ihres Mannes legte.
 

„Was meinst du, sollen wir den Jungen auch mitnehmen?“
 

„Ich glaube nicht, dass wir vor diese Wahl gestellt werden.“

Und so verließen auch diese beiden den Raum.
 

~*~

2 Stunden und genau 13 Minuten später erwachte der junge Gast und machte Anstallten sich einfach auf die andere Seite zu drehen, da er weder den Duft von frischem Tee, noch die Stimme seines persönlichen Weckers, oder den Alarm vernahm, als er bemerkte, dass der Teddy in seinen Armen, welchen ihm die Kinder nachträglich zu seinem Geburtstag überreicht hatten, gar nicht das weiche Stofftier war, sondern vielmehr die Tochter zweier Vampire, die unruhig wurde.

Schweren Herzens musste er erkennen, dass seine Gnadenfrist, die er sich erkämpft hatte, wohl vorüber war.
 

„Ist ja gut“ murmelte er, als er sich gemächlich aufsetzte.
 

„Los. Husch in dein Zimmer.“

Gähnend streckte sich das Engelsblut und schwang die Beine aus dem Bett.
 

„Warum?“ kam die schon fast störrische Antwort, als wolle er sie von ihrem wohl verdienten Geschenk fernhalten.
 

„Weil du noch immer dein Nachthemd trägst. Kleidet sich so eine kleine Lady an ihrem Geburtstag?“

So schnell wie Mara verschwunden war, konnte der Junge gar nicht gucken. So ging er nur glucksend in das Bad, um sich fertig zu machen.
 

~*~

Als sie wieder zurückkam, war niemand in dem Zimmer, doch Geräusche klangen aus dem Bad. Also schritt sie mit dem was sie trug zu der einzig anderen Tür in dem Raum und trat hindurch.
 

Der letzte der Potters wandte sich mit der Zahnbürste im Mund dem Mädchen zu und sah etwas verwirrt drein.

Kurz musterte sie ihn. Alleine die schlabberige Hose, in der er schon geschlafen hatte, hing ihm auf den Hüften. Sonst trug er nichts. Ihr Bruder und ihr Papa sahen stärker aus, als ihr Engel. Der ähnelte viel mehr ihrem Patenonkel, auch wenn der nicht so kräftig war. Harry war irgendwas in der Mitte, aber doch mehr wie ihr Pate und irgendwie war das verwirrend.
 

Sie stellte dann aber, statt sich weiter den Kopf zu zerbrechen, den kleinen Hocker, den sie mitgebracht hatte, auf den Boden neben die langen Beine des Jungen, kletterte auf ihn und begann auch sich die Zähne zu putzen.

Harry indes zog kritisch seine Brauen zusammen, als er verfolgte, was die kleine Lady trieb und zuckte letztendlich nur mit den Schultern und machte da weiter, wo er aufgehört hatte.
 

Zurück in seinem Zimmer half er dem Zwerg in das Kleid, welches sie mitgebracht hatte, bevor sie zu seinem Kleiderschrank hüpfte und ihm irgendwas heraussuchte. Der Junge seufzte nur und ergab sich seinem Schicksal.

Während Mara also beschäftigt war, seine ganze Garderobe auseinander zunehmen, um ihm irgendwas, ihrer Meinung nach, schickes herauszusuchen, zog er vorsichtig den Korb unter dem Bett hervor, den er erst vor wenigen Stunden dort versteckt hatte. Den Korb stellte er auf das Bett, setzte sich daneben und wartete darauf, dass das Mädchen es bald bemerken würde.
 

Es dauerte jedoch geschlagene sieben Minuten, bis sie endlich fertig war und sich für eine Kombination entschieden hatte. Was er heue tragen würde, würde er noch früh genug erfahren, dachte er sich, als das hellhaarige Mädchen endlich den Korb entdeckte.

Fast schon ehrfürchtig schritt sie zu ihm hin und blickte in den Korb, der aus silbergrünen Augen zurück blickte. Nein, nicht der Korb sah zurück, sondern der kleine rote Fuchs, mit der weißen Pfote, dem weißen Bauch und der weißen Schwanzspitze.
 

„Ist der für mich?“
 

„Siehst du hier irgendwo sonst noch ein Geburtstagskind?“
 

„Darf ich ihn streicheln?“
 

„Es ist ein Mädchen“ lächelte er, wurde dann aber ernst.
 

„Sei aber vorsichtig. Du darfst keine Angst haben und nicht zurückschrecken, egal was passiert, hast du das verstanden?“

Etwas erschrocken sah das Mädchen auf, nickte dann aber und streckte wie schon Harry eine Hand in den Korb und auch dieses Mal versenkten sich die spitzen Zähnchen in der Hand.

Das Mädchen erschrak und wollte ihre Hand wegziehen, doch Harry packte ihren Arm und hielt ihn dort wo er war.
 

„Vertraust du mir?“

Verwirrt und mit Tränen in den Augen sah Mara in das Gesicht ihres Engels. Dort war nicht mehr das Leuchten, wenn er sie anlächelte, sondern nur ein fester, wenn auch ruhiger und irgendwie weicher Ausdruck, also nickte sie. Als jedoch nichts geschah, fiel ihr wieder ein, dass die schönen grünen Augen nichts sehen konnten, so antwortete sie etwas zittrig mit einem Ja.
 

„Dann halte einfach still, bis ich dir sage, dass du dich bewegen darfst.“

Der Griff löste sich und obwohl ihr Tränen über das Gesicht liefen, verharrte die kleine Lady. Bei ihr dauerte es länger, bis die Zähne wieder verschwanden, dennoch hielt sie weiterhin still, wie Harry gesagt hatte. Ein erneuter Schmerz durchzuckte sie, doch dieses Mal hinter ihrer Stirn, als hätte jemand ihrem Gehirn einen Klaps gegeben. Das Nächste war nicht wie eine Stimme in ihrem Kopf, sondern viel mehr ein Gefühl. Sie konnte es nicht so recht beschreiben, doch dieses Gefühl erwartete eine Entscheidung von ihr und sie stimmte zu. Zu was, war ihr nicht wirklich klar, doch es fühlte sich richtig an.

Nun leckte auch über ihre Wunde eine kleine raue Zunge. All die Angst war nun vergessen, die sie gehabt hatte, als ihr Geschenk sie gebissen hatte. Doch noch verstand sie nicht, dass dieser kleine Fuchs viel mehr war, als ein Geburtstagsgeschenk von ihrem Engel.
 

„Darf ich jetzt?“

Sie sah zu dem älteren Jungen auf, der die Augen geschlossen hatte und lächelte.
 

„Die Frage kannst du dir nur selbst beantworten.“

Ohne weiter zu zögern griff sie nun in den Korb und hob die kleine Fuchsdame auf ihren Arm.
 

„Hast du schon einen Namen für sie?“
 

„Ja, ich nenne sie Lurai. Dir gefällt doch der Name, oder Lurai.“

Das folgende Keckern war Antwort genug. Der kleine Fuchs schien ebenso begeistert von seinem Mädchen, wie dieses von ihr begeistert war. So fiel diesem auch nicht das unscheinbare Zeichen zwischen Daumen und Zeigefinger auf, das nur wenig dunkler als ihre Haut war und aussah wie der Kopf eines Fuchses.
 

„Vergiss nicht dich gut um sie zu kümmern, denn sie ist noch klein.“
 

„Ja das tu ich.“

Lachend stand Harry nun auf und wuschelte dem Mädchen noch einmal durch die Haare, bevor er sich daran machte sich anzuziehen. Jedoch sollte er nicht mehr dazu kommen.
 

Noch nie in seinem Leben war er einem Elben begegnet, also auch noch keinem ihrer Waldläufer. Sie gehörten zu den geschicktesten Spurenlesern, besten Kämpfern und konnten sich unbemerkt an ihre Beute heranschleichen. Dass er aber einmal in die Situation kommen würde, diese Fähigkeiten aus der Perspektive der ahnungslosen Beute kennen zu lernen, da hatte er weiß Merlin nicht mit gerechnet.
 

Er hatte nicht bemerkt, wie sie durch das Fenster gekommen waren und auch ihre Schritte waren so leicht, wie seine eigenen, das ihm auch diese entgingen. Es war mehr Zufall, dass er sie bemerkte, als er eine kleine Magiewelle aussandte, um die Kleider zu finden, die Mara ihm über die Rückenlehne seines Schreibtischstuhls gehangen hatte, und so schnell ihm klar wurde, wer die Eindringlinge waren, so schnell wurde ihm auch klar, dass sie nicht wegen ihm hier waren.
 

„Mara!“
 

~*~

„My Lord?“

Wütend sah der Mann zu der Tür, die krachend aufflog und dann zu dem aufgeregten Jungen. Eine erstaunliche Regung in dem sonst so verschlossenen Gesicht des Sohnes von Lucius. Trotzdem hielt er ihn auf. Seine Eltern warteten bereits auf ihn.
 

„Ich hoffe für dich, dass es wichtig ist“ knurrte der Vampir, doch der Schüler schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
 

„Harry ist verschwunden und sein Zimmer sieht aus, als hätte dort ein Kampf statt gefunden.“

Der Lord schloss die Augen und massierte sich die Nasenbrücke.
 

„Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen“ seufzte er.

Nun war es an Draco sich über das Verhalten des anderen zu wundern. Sein Schreck, den er bekommen hatte, als er das Chaos in Harrys Zimmer entdeckt hatte, war vergessen. Womit hätte er rechnen müssen? Was ging hier vor?

Tom sah in den grauen Augen, wie sie zwischen Sorge und Verwirrung hin und her flackerten. Irgendwie war es beeindruckend, was die kurze Zeit, die Potter nun hier war, für Wellen geschlagen hatte.
 

„Wenn du willst können du und dein kleiner Dämon mitkommen.“
 

„Wohin...?“
 

„Ich glaub, ich weiß wo dieser Gryffindor steckt. Beeil dich. In drei Minuten vor dem Eingangstor.“

Auch wenn Draco nicht wusste, was vor sich ging, machte er auf dem Absatz kehrt und rannte los, um Blaise zu holen, denn drei Minuten waren verdammt knapp.
 

~*~

Das erste, das Harry wieder bewusst wahrnahm, war die klare Luft, dann folgten der sanfte Geruch des Herbstes und ein dumpfes Summen. Erstaunlicherweise fiel ihm erst danach auf, dass sein Kopf anscheinend im Sinn hatte, in nicht all zu ferner Zukunft zu bersten, was ihm ein gequältes Stöhnen aus seiner Kehle lockte.

Schritte von zwei Personen näherten sich und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie sich leise unterhalten haben mussten, denn das Summen, das er nun flüsternden Stimmen zuordnen konnte, hatte abrupt ein Ende gefunden.
 

Irgendwie versuchte er seinem schmerzenden Gehirn die Informationen zu entlocken, wie er sich dieses Mal in eine solche Lage manövriert hatte und als es endlich durchsickerte, tat er genau das, was seiner Gesundheit gewiss nicht zuträglich war. Mit einem Ruck sprang er trotz allem erstaunlich flink auf seine Füße, nur um an der Stelle neben dem Bett, wo er gelandet war, fast wieder zu kollabieren. Sein Kopf musste einen gewaltigen Schlag eingesteckt haben.
 

Eine der Personen umrundete das Bett, kam näher, sagte irgendwas, doch Harrys Gehirn war nicht so recht davon überzeugt die Informationen seiner Gehörgänge in Daten umzuwandeln unter diesen Arbeitsbedingungen, dass er nicht verstand, was der Mann sagte. So wich er weiter zurück, bereit sich zu verteidigen, wenn der andere zu nahe kam, auch wenn das leichter gesagt war als getan. Mittlerweile war ihm Speiübel und der Boden begann leicht zu schwanken. Eine Gehirnerschütterung, stellte irgendein noch rational funktionierender Teil in ihm fest. Mindestens, fügte ein anderer, zynischer Teil hinzu.
 

Das Elbenblut war verwirrt und verunsichert. Er wusste weder wo er war, was mit der kleinen Lady geschehen war, noch wer diese Fremden waren. An und für sich keine gute Position in seinem Zustand.

Erneut stöhnend hielt er sich den Kopf, als eine Welle heißen Schmerzes diesen durchflutete.

Anscheinend sah der Mann, der ihm am Nächsten war, seine Chance und packte Harry an der Schulter, ein Fehler, den er schnell bereute, denn mit einem eher unschönen Geräusch sprang sein Arm aus dem Schultergelenk, als der Junge auf den ungewollten Körperkontakt äußerst präzise reagierte. Auch der schwarzhaarige Junge schwankte bedrohlich nach der schnellen Bewegung, fing sich aber mehr schlecht als recht.
 

Nun kam der andere dazu und näherte sich zwar langsam, aber stetig dem Schüler, welcher sich verhielt, wie ein Löwe in der Falle. Beruhigende Worte flossen über die Lippen des Mannes, deren Sinn Harry nicht greifen konnte. Als er ihn fast erreicht hatte spannte der Junge dem Anschein nach jeden Muskel in seinem Körper an, bereit den kommenden Angriff abzuwehren, doch als er den Geruch des anderen vernahm, entspannte er sich augenblicklich und ließ sich dieses Mal ohne Gegenwehr berühren und ließ es geschehen, dass der Mann ihn eine Phiole an den Mund drückte, dessen Inhalt er mehr oder weniger freiwillig herunter würgte.
 

Vorsichtig wurde er hochgehoben, als würde er nicht mehr wiegen, wie eine Feder, und auf das weiche Bett gesetzt, wo er verharrte, bis der Trank begann zu wirken. Allmählich klärte sich wieder sein denken und auch die Worte begannen wieder Sinn zu machen, die gesprochen wurden. Nur die Kopfschmerzen wollten nicht weichen.
 

„Geht es?“ fragte ihn die nun vertraute Stimme, doch er überging die Frage, denn es gab wichtigere Dinge, als sein Befinden.
 

„Tom... Mara... sie haben...“ begann er aufgeregt, doch ein Finger legte sich auf seine Lippen und ließ ihn verstummen.
 

„Mach dir um sie keine Sorgen. Die ist bei ihrem Paten“ versuchte der Vampir den Jungen zu beruhigen und ließ seine Hand wieder sinken.
 

„Aber...“

Harry versuchte aufgebracht aufzuspringen, wurde jedoch mit festem Griff an seinem Platz gehalten.
 

„Kein 'aber'. Wir sollten uns jetzt um deinen Schädel kümmern, den du dir zertrümmert hast“ brummte Tom.

Es war weniger sein Ton, vielmehr seine Worte, die den Jungen dazu bewegten, endlich still zu halten und seine Augenbrauen zusammen zu ziehen.
 

„Zertrümmert?“ wollte er skeptisch wissen.

Wie sollte er das denn geschafft haben?
 

„Was denkst du denn, in welchem Zustand man sich befindet, wenn man mit dem Kopf voran von einem Baum stürzt?“ knurrte der Vampir, der den Verband löste.

Wie es schien hatte man ihm den Kopf verbunden. Doch was anderes störte ihn viel mehr.
 

„Baum?“

Wann war er denn auf einen Baum geklettert? Das Letzte an das er sich erinnern konnte war, dass die Waldläufer einen Portschlüssel aktiviert hatten und es ihm gelungen war, mitzukommen. Oh, wie er diese verfluchten Arten zu reisen von den Zauberern doch hasste.
 

„Ja, Baum. Glaub mir, ich habe diese Waldschrate nie verstanden, warum sie nicht einfach ihre Häuser auf den Boden bauen, wie die meisten anderen laufenden Völker auch.“

Vorsichtig betastet der Mann die Wunde, was dazuführte, dass der Junge merklich zusammen zuckte. Sah ganz schön übel aus.
 

„Was ist eigentlich genau passiert? Ich verstehe nicht.“

Irgendwie verstand er jetzt, wie er zu seinen Kopfschmerzen gekommen war und wo er ungefähr gelandet war, doch noch immer war ihm nicht klar, was das alles zu bedeuten hatte.
 

„Maras Pate schickt jedes Jahr an ihrem Geburtstag drei seiner besten Leute, um sie zu sich zu holen.“

Vorsichtig begann der Lord nun damit die Wunde zu schließen, doch das schien schwieriger als er gedacht hatte.
 

„Oh, verdammt. Was habe ich angerichtet?“
 

„Nichts allzu ernstes. Zwei von ihnen sind mit ein paar blauen Flecken, einer angebrochenen Rippen und einem angekratzten Stolz davon gekommen. Alain hier hast du jedoch grade die Schulter ausgekugelt.“

Harry vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als ihm klar wurde, dass er Mist gebaut hatte, aber es war ja auch nicht so, dass ihn irgendjemand hätte vorwarnen können. Wer war Maras Pate überhaupt, dass er...
 

„Au!“
 

„Du sollst Still halten“ fauchte der Lord, der noch immer versuchte die Verletzung zu heilen, bisher jedoch recht fruchtlos.
 

„Verflucht, das habe ich befürchtet.“

Der Mann ließ endlich von ihm ab, doch als er mit der Hand nachprüfte, was denn war, zuckte er erneut zusammen.
 

„Was ist los?“ wollte er nun wissen, da es dem Mann nicht gelungen zu sein schien, seinen Kopf zu heilen.
 

„Du bist ein Wassertalent.“

Als wenn er das nicht selbst wüsste. Sekunde Mal, Wassertalent?
 

„Bitte?“

Er war, wenn überhaupt, ein Feuertalent.
 

„Eine Fähigkeit von Wassertalenten ist es, mit Wasser zu heilen. Eine andere ist ihre hohe Magieresistenz.“
 

„Aber als ihr mich entführt habt ging es doch auch.“
 

„Das war vor deinem siebzehnten Geburtstag, bevor sich das Talent voll entfalten konnte.“

Okay, das klang irgendwie logisch, aber das hieße ja, da Raziel von seinen heilerischen Fähigkeiten gewusst hatte, er auch gewusst hatte... das stellte auch das andere in ein völlig anderes Licht.

Oh, wenn er dieses Stück Geflügel das nächste Mal in die Finger bekam, dann würde er ihm jede Feder einzeln aus seinen Schwingen zupfen.

Doch ein anderes Problem manifestierte sich nun.
 

„Das heißt ich muss abwarten, bis es von selbst verheilt?“

Am Liebsten hätte Harry seinen Kopf gegen eine Wand geschlagen. Warum musste alles bei ihm so kompliziert sein? Zwar ging es im Augenblick dank des Trankes, wahrscheinlich der einzige Grund, weswegen er zurzeit bei Sinnen war, doch schon jetzt spürte er, wie die Wirkung langsam abflaute.
 

„Nein, es heißt, dass du dich selbst heilen musst. Ich hole Wasser.“

Der Mann stand auf und wollte sich auf den Weg machen, als er von der resignierten Stimme des Jungen zurückgehalten wurde.
 

„Das wird nicht funktionieren.“
 

„Was wird nicht funktionieren?“

Konnte der Bengel sich nicht ein einziges Mal klar ausdrücken, ohne, dass man ihm wichtige Informationen erst aus der Nase ziehen musste?
 

„Es geht nicht mit jedem Wasser. Ich habe es versucht. Weder mit dem Wasser, dass ich selbst herzaubere, noch mit ganz normalen Wasser kann ich heilen.“
 

„Aber mit dem Wasser des Nymphenblutes geht es?“

Es war weniger eine Frage, mehr eine Feststellung, so rauschte der Vampir davon, ohne auf eine Antwort zu warten.
 

Harry saß einige Momente einfach bewegungslos da, bevor er sich überlegte, ob er es wohl riskieren konnte, sich etwas umzusehen. Doch eine Bewegung und ein Stöhnen erinnerten ihn daran, dass er gar nicht alleine war.
 

„Ihr Name war Alain, richtig?“

Anscheinend hatte der Mann sich auf ein anderes Bett gesetzt, den Geräuschen nach und seinen verletzten Arm dabei bewegt.
 

„Alain Heralior und du bist der Vampirfreund.“
 

„Eigentlich nennt man mich nur Harry, wer mich nicht leiden kann, ruft mit Potter nach mir und wer sauer ist, schreit mich mit Harry James Potter an, aber niemand nennt mich Vampirfreund.“
 

„Da hat er Recht. Vampirbändiger wird bald viel geläufiger sein.“

Ein zweiter Mann hatte den Raum betreten und setzte sich irgendwo in die Nähe von Alain Heralior.
 

„Bändiger?“

Das war ja noch schlimmer.
 

„So wie Lord Unnahbar durch den Hain rauscht, um den zu finden, der dir helfen soll?“
 

„Oder vielleicht, wie die kleine Lady uns ansieht, da wir Schuld an deiner Verletzung tragen?“

Nun waren die drei Waldläufer komplett, die in sein Zimmer eingedrungen waren.
 

„Wie ich sehe hast du auch den Jungen unterschätz mein lieber Alain.“
 

„Es tut mir Leid.“

Harrys Worte waren an niemand spezielles gerichtet, dennoch antwortete sein letztes Opfer.
 

„Es geht schon. Ich muss nur warten, bis sich die Heiler wieder hier her trauen.“

Immerhin wusste er jetzt, von welcher Seite er den Zynismus hatte.
 

„Oh, stimmt ja, das Volk der Wälder und der Blutclan. Natürliche Scheu, da war ja was gewesen.“
 

„Sprach das Halbblut. Anscheinend hat der Teil dich wohl übergangen.“

An und für sich war Harry eigentlich jemand, der in den Leuten das Gute sah und mit jedem gut auskam, solange er ihm weder noch zu nahe, noch auf den Schlips trat, doch diese drei konnte er nicht leiden.
 

„Zum Glück, denn sie scheinen mir bisher doch recht umgänglicher.“

Zwei der Waldläufer sprangen auf. Wahrscheinlich wäre die ganze Situation eskaliert, hätte der dunkle Lord sich nicht diesen Moment ausgesucht, um mit Blaise Zabini zurück zu kehren.
 

Ein Blick aus blutroten Augen und die Elben blieben wo sie waren, während der weißhaarige Dämon zu seinem Mitschüler ging, immer den Vampir im Augenwinkel. Ihm raste jetzt noch das Herz. Wie ein Todesengel war der Lord einfach wie aus dem Nichts erschienen und hatte ihn hinter sich her geschliffen. Das würde blaue Flecken geben.
 

„Ok, was hast du angestellt, dass der Lord so am Rad dreht?“

Harry wandte sich um, damit das Nymphenblut sich seine neuste Kriegsverletzung besser ansehen konnte.
 

„Bei Morganes Liebestöter, wie hast du das schon wieder angestellt.“
 

„Vom Baum gefallen.“
 

„Baum?“
 

„Ja, so habe ich auch reagiert. Beeil dich lieber, bevor dem Vampir einfällt, dass er nach den drei Elben noch einen Nachttisch vertragen könnte.“
 

„Überzeugt.“
 

Letztendlich dauerte es keine drei Minuten, bis Harrys Kopf wieder geflickt war und auch die Kopfschmerzen die Flagge gehisst hatten.

Wieder fit sprang der Junge auf seine Füße, was Tom eher kritisch verfolgte. Ob das nach einer so schweren Verletzung ratsam war?
 

Die drei Elben besahen sich das ebenfalls kritisch. Bisher war keiner von ihnen einem Jungen begegnet, der mit dem Talent des Wassers gesegnet gewesen war. Sie waren ihm gegenüber misstrauisch, wegen der Eintracht, die zwischen ihm, der zur Hälfte das Blut ihres Volkes in sich trug, und der führenden Familie eines der zehn ältesten Vampirclanen, herrschte. Erschwerend kam hinzu, dass sie nicht wussten, wie ihr Kampf wohl geendet wäre, wäre der Junge nicht angeschlagen von dem Portschlüssel gestürzt.
 

Eben dieser Junge trat nun mit seinem Freund, auch einem Halbblut, vor sie.
 

„Ich bitte euch mir zu erlauben wieder gut zu machen, was ich durch mein Unwissen angerichtet habe.“

Die drei sahen zuerst in die Augen des Lords, die sie davor warnte abzulehnen, dann in das Gesicht des weißhaarigen Jungen, der ihnen sagte, dass es wahrscheinlich schlauer war und zuletzt in das Gesicht des Jungen, der ihnen anscheinend wirklich helfen wollte.

So ließen sie es zu und waren doch erstaunt, wie angenehm die Heilung war, obwohl ein kurzer Schmerz Alain nicht erspart blieb, als der Arm zurück in die Schulter sprang.
 

Ohne ein weiteres Wort hakte sich Harry bei Blaise ein und verließ dicht gefolgt von Lord Voldemort das Krankenzimmer.
 

„Herzlichen Glückwunsch Blaise. Du bist grade zu meinem persönlichen Wasserspender aufgestiegen“ flötete der Junge vergnügt, als sie eine Treppe hinab stiegen.
 

„Oh, welch Ehre“ kam die trockene Erwiderung.
 

Abrupt blieb Harry am Fuße der Treppe stehen, als er mit seinen nackten Fußsohlen Waldboden unter den Füßen spürte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er noch immer seine Schlafhose trug und sonst nichts.
 

„Wo sind wir hier eigentlich?“
 

„Im Shire of Aeterna, der Hauptstadt der Elben.“
 

~oO~0~Oo~

Shire of Aeterna

>>>Vorwort<<<
 

xX12. April 2009Xx
 

Ja, ich gestehe, dass ich ewig gebraucht habe. Mittlerweile stehen bei mir in zwei Wochen Abiprüfungen ins Haus und ich habe immer noch keinen Ausbildungsplatz T_T Irgendwie will mich keiner haben und das ist echt frustrierend. In einem meiner Momente hab ich mir überlegt einfach ein Buch zu schreiben und stinkreich zu werden, dann können die sehen wo sie bleiben, doch ich fürchte, dass ich bei weitem nicht gut genug dafür bin, aber naja. Immerhin gibt es genug Menschen die Sense mögen und gerne lesen, das ist ja schon einmal etwas, nicht? Zudem ist schreiben bei mir auch gerade recht blöd, da ich aus irgendeinen Grund Schmerzen in den Händen habe und selbst eine Rundtour bei verschiedenen Ärzten konnte kein Ergebnis bringen. Jetzt muss ich zum Rheumathologen und der Termin ist erst nach meinen schriftlichen Abiprüfungen, na herzlichen Dank auch.

Aber genug von mir ich wünsche euch noch viel Spaß beim neuen Kapitel und euch allen Frohe Ostern.
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Shire of Aeterna ~*~
 

„Dem Gejagten eine noch dunklere.“

Das Bild der Frau verschwand und nur noch der Raum mit seinen groben Steinwänden und den hohen Fenstern, durch die das Licht der frühen Mittagssonne fiel, waren hinter dem Mann zu sehen, der in dunklen Gewändern vor dem Spiegel stand.
 

„Ich finde es noch immer befremdlich, dass du vor ihr auf die Knie gehst, nach allem was geschehen ist.“

Der Mann brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wem es gelungen war in den Raum zu gelangen, ohne dass er es bemerkt hatte. Er wusste auch so, dass eben dieser Mann wie ein weißes Leuchtfeuer in dem dunklen Ohrensessel vor dem Bücherregal saß.
 

„Weltliche Höflichkeitsformeln, wie anzuklopfen oder nicht zu lauschen, sind dir wohl noch immer nicht geläufig.“

Schwungvoll drehte sich die dunkle Gestalt um, verschränkte die Arme vor der Brust und sah, ohne auch nur mit einem Muskel in seinem Gesicht zu zucken, zu dem lächelnden Mann.
 

„Es erfüllt mich immer etwas mit Stolz, wenn es mir gelingt, an einem der berüchtigten Schattenlords des alten Blutclans vorbei zu kommen, auch wenn dessen Überraschung sich immer so arg in Grenzen hält. Bei meinem Schüler habe ich leider mittlerweile Probleme. Jetzt, wo er alt genug ist, zeigt sich, dass er mehr Potenzial hat, als ich vermutet hatte“ runzelte der Besucher nachdenklich die Stirn, wobei die dabei entstehenden Falten schon an Blasphemie grenzten auf dem schönen Gesicht, während der anderen seinen Kopf leicht zur Seite neigte.
 

„Dein mysteriöser Schüler ist schon gestraft genug mit dir als Lehrmeister. Da kann ihm etwas Talent gewiss nicht schaden.“
 

Etwas Talent ist gut“, schnaubte der Mann.
 

„Ich frage mich manchmal, was das Schicksal mit ihm vorhat, dass es ihn so beschenkt.“
 

„So wie du über ihn sprichst, wird er sich wohl einiges auf seine Fähigkeiten einbilden können.“
 

„Damit würde ich friedlich leben, wenn er sich so nehmen würde, wie er ist und das ausnutzen würde. Die meisten Dinge fallen ihm so leicht und natürlich, wie anderen das Atmen. Er...“ doch die dunkle Gestalt unterbrach ihn einfach.
 

„Es soll mich nicht weiter interessieren, was du und deines Gleichen treiben. Für die meisten seid ihr heute nur noch Legenden und da ihr euch nicht einmischen werdet, ist es auch irrelevant, wie geschickt euer Nachwuchs ist, wenn ich ihn nicht in meine Berechnungen mit einkalkulieren brauche.“
 

„Du bist immer noch wütend darüber, dass wir uns euch nicht anschließen.“
 

„Immerhin gilt das auch für die Gegenseite.“
 

„Wie geht es eigentlich deinem mysteriösen Mündel, wegen dem du hier festsitzt?“
 

„Ausgezeichnet. Er hat sich erst heute fast wieder umgebracht und ist mal wieder außerhalb meiner Reichweite. Der wird noch riesigen Ärger bekommen, wenn er nicht vorsichtig ist. Manchmal glaube ich, er legt es darauf an, meine Geduld auszureizen.“
 

„Wie kann er das, wenn er nicht einmal um deine Existenz weiß?“
 

„Ich glaube nicht, dass das ein allzu großes Hindernis für ihn darstellt.“
 

„Und trotzdem magst du ihn.“
 

„Das wüsste ich.“

Das helle Lachen zeigte, wie wenig die weiße Gestalt dem anderen glaubte.

Ein Klopfen ließ die dunklen Augen zur kurz Tür huschen, nur um danach festzustellen, dass sein Besucher wieder fort war.
 

„Was?“

Eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren trat in den Raum und verneigte sich kurz.
 

„Es gibt Neuigkeiten von meinem Informanten beim weißen Orden Schattenlord.“
 

~*~

„Wo sind wir hier eigentlich?“
 

„Im Shire of Aeterna, der Hauptstadt der Elben.“

Die drei wandten sich in die Richtung, aus der die weibliche Stimme zu ihnen wehte, welche die Antwort mit sich trug. Ein sanfter Wind ging, der den unverkennbarer Geruch nach Sommerregen im Wald mit sich trug und ihn unter den von Orangen mischte. Ein verwirrender Geruch, denn der Boden unter ihren Füßen war trocken, ebenso wie die Luft sonst keinen Hinweise von Regen mit sich trug.

Erst nach einem Moment erkannte Harry, dass nicht seine Wahrnehmung ihm einen Streich spielte, sondern der Geruch des jungen Malfoys, der die fremde Frau – wahrscheinlich eine Elbe – zu begleiten schien.

Das Rauschen von seidigem Stoff, deutete eine Verbeugung an, die wahrscheinlich dem Vampir in der Gruppe galt.
 

„Lord Riddle“ grüßte sie ihn höflich, doch Harry meinte einen nervösen, wenn auch vom Stolz beinahe verschluckten Unterton heraus zuhören.
 

/Vampire und Elben. Das hatten wir eben erst . Auch die Waldläufer waren vorsichtig/ überlegte Harry, bevor seine Gedanken weiter schweiften.

Shire of Aeterna, die Hauptstadt der Elben. Ein versteckter Ort, von dem nur sehr wenige Außenstehende wussten, dass er überhaupt existierte. Ein paar Dinge hatte er schon über diese Stadt und der Lebensweise der Elben gelesen, auch wenn das Buch nicht mehr ganz auf dem neusten Stand gewesen war.
 

„Darf ich vorstellen: Harry James Potter. Dies ist Lira Airin, Hofdame der Königin Ascalira“ stellte Tom etwas unterkühlt vor.

Anscheinend kannte er die Frau soweit, dass er sie nicht leiden konnte, was nichts heißen musste.
 

Mehr als ein höfliches Nicken brachte Harry auf die Vorstellung jedoch nicht zu Stande, denn in ihm hatte es angefangen zu arbeiteten.

Hofdame? Irgendwas sagte ihm, dass gerade etwas ziemlich aus dem Ruder lief, doch anscheinend war sein Kopf noch immer nicht bereit, seine volle Leistung wieder aufzunehmen. Verfluchte Waldläufer, dummer Baum, elender Portschlüssel. Als gäbe es keine anderen Arten zu reisen.
 

„Es freut mich euch in so guter Verfassung zu sehen junger Harry Potter.“

Harry hörte ihr nicht zu. Er versuchte sich zu erinnern, was ihm entgangen war. Irgendwas war da gewesen in dem Buch, das die schrillen Alarmsignale erklären würde, die sein Unterbewusstsein in Gang gebracht hatte.
 

Ebenso wenig, wie er auf die Tatsache reagierte, dass man mit ihm sprach, nahm er wahr, wie sich fließender Stoff um seine Schultern legte. Stattdessen schien er nachdenklich einen Punkt irgendwo zwischen den Bäumen des Waldes, in dem sie waren, zu fixieren.
 

„Lord Riddle, wie ich sehe ist euch gelungen, wo unsere Heiler scheiterten.“

Von dem Jungen konnte sie anscheinend keine Erwiderung erwarten. Sie sah zu dem Vampir, der den Eindruck erweckte, in eine Zitrone gebissen zu haben, jedoch den nachdenklichen Jungen, dem er seinen Umhang um die für ihr Volk kräftigen Schultern gelegt hatte, nicht aus den Augen zu lassen schien.

Sie legte ob dieser Geste die Stirn in Falten.

Das war höchst ungewöhnlich, sowohl für den Blutsauger, als auch für die Waldbewohnerin.
 

„So ungern ich das auch sage, doch auch ich konnte nicht viel ausrichten. Das hat er selbst, mit der Hilfe des jungen Nymphenblutes, meistern müssen“ brummte der dunkle Lord, ein Titel, der ihn, wie sie wusste, wie jeder in diesem Wald wusste, als das zukünftige Oberhaupt des Slytherin - Clans auszeichnete.
 

Harrys Gedanken kreisten währenddessen um einen Punkt, ohne ihn erreichen zu können. Shire of Aeterna, Hauptstadt, Elben, Königin Ascalira, Hofdame, Schlafhose... die ganzen Informationen mussten doch irgendwie in einen Kontext gebracht, etwas bedeuten... dann kamen zwei neue Wörter in das Wirr-wahr - Silvae und Muttermal . Es machte fast schon hörbar 'klick' und er verlor den letzten Rest Farbe aus seinem Gesicht.
 

„Das klingt nach einer interessanten Geschichte“, fing Lira Airin an, interessiert auf das Elbenblut blickend, das gewiss noch nicht mehr als siebzehn Lenze zählte - einen Moment nicht bedenkend, mit wem sie sprach - doch als sie sich wieder an den Mann wandte, der nun seine Hand auf die Schulter des Jungen gelegt hatte, änderte sich ihre Stimme und sie fügte etwas hastiger als nötig an: “doch ich fürchte, es gibt noch einiges zu tun, und es ist zu wenig Zeit für diese Geschichte. Gewiss wird sich später noch eine Gelegenheit bieten, bei der wir dies hier vertiefen können.“
 

Harry fiel das merkwürdige Verhalten nicht auf. Selbst wenn, hätte er den Blick, den der Vampir der Frau widmete, nicht bemerkt, wie auch?

Bei diesem Blick schlugen ihre natürlichen Instinkte an und sie fühlte sich unwohl in der Nähe dieser furchteinflößenden Kreatur mit den stechenden Augen. Es war beinahe, als würde ihr das Glühen in ihnen drohen. Drohen mit den Folgen, wenn sie dem Jungen, der augenscheinlich unter dem Schutz dieses Vampirs stand, zu nahe zu treten wagte.
 

Die anderen beiden Jungen schenkten dem Schauspiel ebenso wenig Aufmerksamkeit, wie ihr Mitschüler. Sie beobachteten stattdessen wie der Gryffindor plötzlich blass wurde, sich die Arme um den Körper und dabei den Umhang fest um seine schlanke Statur schlang.

Oh, er hatte gewiss schon einige Kilo auf die Hüften bekommen, seit er von seinen Verwandten weg war, doch noch immer schien er zu dünn für seine Größe, doch in der Hinsicht waren sie zuversichtlich. Sorgen breitete ihnen der plötzliche Verlust sämtlichen Blutes aus dem Gesicht, dessen Ursache sie nicht kannten, jedoch einer von ihnen im Zusammenhang mit seiner gerade erst geheilten Verletzung sah.
 

„Hey, Harry, alles in Ordnung?“

Blaise war sofort neben ihm, um ihn aufzufangen, denn der schwarzhaarige Junge sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.

Nun wurde der Lord aufmerksam und wandte den Blick von der Elbe ab, die sich nur leicht daraufhin entspannte.

Die Worte rissen auch Harry wieder zurück in das hier und jetzt.
 

„Ja, alles in Ordnung. Mir geht’s gut“ kam seine beinahe standardmäßige Antwort.

Er spürte die kritischen Blicke der drei daraufhin und fuhr hastig fort, um ihre Zweifel zu zerstreuen.
 

„Ich glaube es wäre angemessen, wenn ich zurück gehe und mir was anziehe.“
 

/Und mich dort verkrieche/ fügte er in Gedanken hinzu.
 

Erst jetzt, wo er die Finger aus dem Stoff löste, um entspannter zu wirken, wurde ihm gewahr, dass jemand ihm einen Umhang gegeben hatte. Als dann der Geruch von Herbst in seine Nase stieg und ihm klar wurde, wessen Umhang das war, bekam sein Gesicht wieder Farbe, was die anderen anscheinend einigermaßen besänftigte.
 

„Vor Ende des Festes kann niemand den Wald verlassen oder betreten“ erklang eine neue, dieses Mal männliche Stimme.

Harrys Gedanken rasten und schnell fand er eine Lösung auf die erste Frage, die in ihm aufgekommen war: Warum konnten sie nicht gehen? Es war schon erschreckend einfach, aber auch nur vielleicht, weil er zur Hälfte selbst ein Elb war.

Er wandte sich etwas zu neutral an Tom, als wäre dieser an seiner Misere schuld, in der er nun steckte.
 

„Lasst mich raten: Ein Teil des Brauches, damit ihnen das entführte Geburtstagskind nicht abhanden kommt?“

Er brauchte darauf keine Antwort, es war genau genommen nicht einmal eine Frage gewesen. Es interessierte ihn schon, wie es überhaupt zu diesem jährlichen Ritual gekommen war, doch zum einen war die Geschichte wahrscheinlich eine der Längeren und zum anderen drängte sich ein anderer Punkt in den Vordergrund: Kleidung!

Zwar verhüllte der Umhang, was er nicht offenbaren wollte – was nebenbei einem jeden hätte mittlerweile ins Auge stechen müssen, wie Harry stirnrunzelnd überlegte – doch so würde ihn weder der Vampir, noch dessen jüngste Schwester oder das Veelenblut herumlaufen lassen.
 

/Elendes eitles Pack. Muss doch nicht jeder.../ weiter kam er nicht, denn wieder erklang die ihm fremde Stimme.
 

„Lord Riddle, meine Königin und Ihr Herr Vater, sowie Ihre Frau Mutter erwarten Sie. Auch Ihre Schwester wird sich dort mit Ihrer Gefährtin einfinden. Darf ich Sie bitten mir zu folgen?“

Es war weniger eine Bitte, mehr eine Aufforderung, und alle verstanden die subtile Botschaft, die in dem Ton des Mannes mitschwang, dass nur der Lord ihm folgen sollte, doch als hätte einer die Frage ausgesprochen, die ihnen allen auf der Zunge lag, sprach der Elb weiter.
 

„Die jungen Herren können sich, bis die offiziellen Festlichkeiten beginnen, gerne etwas umsehen. Auf dem Markt sollte sich auch gewiss etwas zum Einkleiden für den jungen Krieger finden lassen.“

Mit einem Blick, der dem des Lords in nichts nachstand, bedachte Harry den Mann auf diesen Titel hin und auch dieser fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, doch konnte er es gekonnter überspielen als die Elbe.
 

Im Palast hatte es bereits die Runde gemacht, dass ein exotisches Elbenblut es mit drei der Waldläufern aufgenommen und sich erstaunlich gut gehalten hatte, dafür, dass es noch so jung war. Einer von diesen Waldläufern war deswegen äußerst – er dachte, dass verärgert ein gewiss unzureichendes Wort war.
 

Dieser Junge, der noch blutjung für ihre Verhältnisse war, zudem irgendwie schutzlos wirkte in der Nachthose und dem viel zu großen Umhang, schien im Augenblick trotz allem geradezu eine Aura um sich zu haben, die Gefahr schrie und einen jeden warnte, ihm zu nahe zu kommen. Ein Punkt war wahrscheinlich sein Aussehen, dass sich so von dem der anderen ihres Volkes unterschied. Erschwerend kam hinzu, dass er so eng mit Vampiren verkehrte, wie es nur selten gesehen wurde zuvor. Allein die Familie der Silvaes und ihr König standen den Blutsaugern derart nahe, wenn überhaupt.

Er schluckte einmal, um seine trockene Kehle zu befeuchten, bevor er weiter sprach.
 

„Der König hat einen Boten ausschicken lassen, der den Händlern verkündet, dass sie euch ein Gewandt eurer Wahl zur Verfügung stellen sollen, in der Zusage, dass er ihnen dann das Endgeld...“
 

„Das kann ich nicht annehmen. Ich kann meine Sachen selbst bezahlen“ unterbrach Harry den Mann hastig, da es ihm offensichtlich nicht behagte.
 

„König Godric sieht es als Entschädigung an, da seine Männer Schuld daran tragen, dass ihr hier bis zum Morgen ohne ordentliche Kleider festsitzt. Es ist das Mindeste, was er euch anbieten kann. Zudem glaube ich nicht, dass ihr Gold bei euch tragt.“

Ein Knurren kam von dem dunklen Lord, wie von dem Elbenblut, als der Mann ihn abschätzig musterte, dass sich sowohl dem Boten, als auch der Hofdame die Härchen im Nacken aufstellten, doch ein kurzes Verneigen des ungewöhnlich dunklen Schopfes zeigte, dass er akzeptierte, wenn auch weniger freiwillig.
 

„Den Markt findet ihr im Osten, in der Nähe des Sternengartens.“

Froh endlich fort zu können drehte sich der Elb um und schritt zusammen mit der Hofdame voran.
 

„Junger Malfoy, du und dein kleiner Freund seid für ihn verantwortlich. Achtet darauf, dass nichts passiert und sollte es den kleinsten Hinweis geben, dass er nicht wieder völlig genesen ist, dann fesselt ihr ihn wenn nötig an eines der Betten hier, hast du das verstanden?“
 

„Ja, MyLord.“

Bevor der Vampir dem Elben folgte, wandte er sich noch einmal an den Jungen, der ihn schon so viele Nerven gekostet hatte und noch immer atmete.
 

„Den Umhang gibst du mir später beim Essen wieder.“
 

„Du isst doch gar nicht!“ schrie Harry ihm noch hinter her, doch mehr als ein Schnauben, das er fast nicht mehr hören konnte, bekam er darauf nicht.
 

„Elender Flederwicht.“
 

„Lass uns lieber gehen, anstatt leeren Raum zu verfluchen. Die ehrenwerten Sprösslinge der Familien Zabini und Malfoy bieten dir auch ihre exklusiven Dienste in modischen Fragen an.“
 

„Sollte ich mir Sorgen machen?“

Die Stimme und der Blick des Elbenblutes troffen nur so von Skepsis.
 

„Kommt ganz darauf an“ meinte Blaise vergnügt nach der Vorlage seines Freundes.
 

„Auf was?“
 

„Auf die Auslagen.“

Harry stöhnte. Wieso musste er auch unbedingt fragen? Konnte der Tag eigentlich noch besser werden?

Und da war sie wieder, die kleine zynische Stimme, klar und deutlich. Jetzt war sein Kopf wieder in Ordnung, oder zumindest so in Ordnung, wie vor dem Stunt heute Morgen.
 

„Sollen wir dich führen, oder geht es so?“ unterbrach Draco die beiden, damit das hier nicht wieder in einen Kampf mit dem jungen Potter ausartete. Wahrscheinlich würde der Vampir sie häuten, denn nun waren sie für dessen Sicherheit zuständig und somit seine Leibwächter.

Draco schüttelte den Kopf. Seinen Einstieg in den dunklen Orden hatte er sich anders vorgestellt. Auf der anderen Seite war ihm klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis Harry Potter es schaffte zu Master Potter in der Hierarchie des dunklen Ordens aufzusteigen, wenn er erst einmal mit einem Bein drinnen war, denn dieser junge Mann machte bei so was keine halben Sachen.
 

/Master Potter/ dachte er Augen verdrehend. Soweit war es also gekommen. Wenn er den Gryffindor laut so nennen würde, würde dieser ihn wahrscheinlich verhexen.

Jedoch konnte man es positiv sehen. Die Leibgarde war immerhin einer der höheren Ränge, oberes Mittelfeld quasi. Für den Anfang also überhaupt nicht schlecht.
 

Auf die Frage hin gab Harry seinen Kampf gegen das Kommende auf und harkte sich bei den beiden als Antwort und Friedensangebot ein. Veelen und Nymphen konnten äußerst schwierig werden. Fast so schwierig, wie er.
 

~*~

„Das bildest du dir ein“ versuchte es Draco erneut, als er sich einige Stoffe genauer ansah. Es war ein gutes Stück durch die Waldstadt gewesen, bis sie den Markt erreicht hatten, der – den Reaktionen von den beiden Slytherins nach zu urteilen und zu Harrys Verdammnis – ihre Erwartungen übertroffen hatte. Da sie ihm aber nur genau einen Satz Kleider auswählen durften, schienen sie das Perfekte für diesen Tag zu suchen. Das war jedoch nicht Harrys größtes Problem.
 

„Nein, ich weiß, dass mich alle anstarren.“
 

„Rein zu deiner Information, niemand hier hat auch nur annähernd so dunkles Haar wie du. Und selbst wenn, es ist ja nicht so, als würdest du die Blicke sehen.“
 

„Dafür spüre ich sie. Das habe ich immer getan. Weißt du wie beschissen das ist, wenn man ich ist?“
 

„Denk nicht dran. Immerhin hat der Lord uns gerade offiziell zu deinen Leibwächtern ernannt. Fühl' dich also geehrt Potter und jammre hier nicht rum.“

Den letzten Teil von Dracos Satz überging Harry geflissentlich. Dann jammerte er eben. Der Rest verwirrte ihn.
 

„Hat er das? Eigenartig.“
 

„Eigentlich nicht. Mit mir bist du quasi unverwundbar und Draco ist prädestiniert als Leibwache. Wenn er seinen Schutzbefohlenen in Gefahr sieht, wird er gefährlich. Wir sind perfekt.“
 

„Doch nicht das, dass ihr - von allen auf der Welt - es seid. Dass er überhaupt jemanden dazu abstellt. Ich bin und bleibe der verdammte Junge-der-einfach-nicht-den-Löffel-abgibt. Warum meinen alle mir ihren Schutz auferlegen zu müssen? Selbst dieser launische Vampir?“

Die beiden wussten es besser, als zu erwähnen, wessen Launen es leicht mit denen des dunklen Lords aufnehmen konnten.
 

„Was für ein Löffel?“ fragte Draco, bekam von Blaise jedoch nur den bekannten Blick, das er Muggelkunde hätte belegen sollen, während Harry den Einwurf überging.
 

„Es wirkt irgendwie surreal, wenn der dunkle Lord Voldemort dem Jungen, der sein prophezeiter Untergang ist, Bewacher gibt.“
 

„Blaise, ich glaube er hat durchschaut, dass wir eigentlich hier sind um die Bewohner vor ihm zu schützen.“

Harry schnaubte. Manchmal war Malfoy immer noch ein Mistkerl. Verarschen konnten sie doch jemand anderen.
 

„So unwahrscheinlich ist das gar nicht. Vampire sind sehr beschützend wenn es um diese Sache geht“ erklärte Blaise, während er etwas vor Harrys Oberkörper hielt, es dann aber wieder weglegte und irgendwas von 'zu rot' vor sich hin murmelte.
 

„In welcher Sache?“ runzelte dieser die Stirn.

Worum ging es nun schon wieder? Hatte er irgendwas nicht mitbekommen?
 

„Er mag dich.“

Blaise' Ton klang so, als würde er ihm ein offenes Geheimnis offenbaren.
 

„Das ist Unsinn“ und davon war Harry überzeugt.
 

„Ist es das? Du kanntest ihn nicht vor diesem Sommer.“
 

„Doch tat ich“ widersprach er dem Nymphenblut.
 

„Vorher warst du ein Übel, zumindest bis du dich als ernstzunehmender Gegner geoutet hast. Das ist was anderes.“
 

„Ich habe letztes Jahr quasi in seinem verdammten Kopf gewohnt. Natürlich kenne ich ihn.“

Langsam reichte es Draco. Wenn die beiden so weiter machten, würde es entweder damit enden, dass irgendjemand diesen plappernden Dämon verfluchte, oder ihnen Harry entwischte, wobei die zweite Möglichkeit noch mindestens einen wütenden Vampir mit im Paket hatte.
 

„Blaise, sind die Windspiele dahinten aus Aquamarinen?“
 

„Weg war er. Nymphen haben es mit Edelsteinen, oder?“

Erstaunt hatte sich der dunkelhaarige Elb in die Richtung gewandt, in die der weißhaarige Junge davon gerauscht war.
 

„Hat er recht Draco?“ fragte er dann, ohne sich umzudrehen, doch seine Stimme war nun ernst.
 

„Der Nymph redet viel. Der Lord weiß selbst nicht, was mit ihm ist, ebenso wenig wie du.“
 

„Sprach der Empath, der mich nicht lesen kann“ schnaubte er, bei dieser Situationsanalyse.
 

„Ich brauche diesen Fluch dafür nicht. Mittlerweile kenne ich dich lang genug, um es zu sehen. Hier, ich glaube das ist perfekt. Zieh es mal über.“

Harry stöhnte, folgte jedoch der Anweisung.
 

„Hat es geholfen, es zu kontrollieren?“ fragte er, als Draco irgendwas an der Seite schnürte.
 

„Natürlich, aber du lenkst ab. Was fühlst du?“
 

„Was wird das hier? Der Versuch den großen Helden der Zaubererwelt mit dem bösesten Bösewicht zu verkuppeln? Ich habe dir schon mal gesagte, dass ich nicht - Hey!“

Mit einem Ruck hatte Draco die Schnüre am Rücken zusammengezogen, dass Harry fast sämtliche Rippen zersplittert wären. Zumindest fast...nun gut, er übertrieb, aber immerhin bekam er nun schwerer Luft.
 

„Das war wohl zu eng“ murmelte diese elende Schlange und Harry konnte das Grinsen in dessen Gesicht schon fast körperlich schmecken. Vielleicht war es einfach besser zu antworten. Sie würden so oder so scheitern. Er und Riddle. Die hatten sie doch nicht mehr alle!
 

„Was soll ich da schon fühlen? Mir gefällt es ihn zu ärgern, wie es jedem mit einem makaberen Humor gefallen würde Voldy zu verschaukeln. Zwischendurch ist es aber auch angenehm, wenn er und ich einfach im selben Raum sind und unseren eigenen Geschäften nachgehen. Wir haben uns miteinander arrangiert würde ich sagen. Er erträgt mich, dafür helfe ich hin und wieder mal aus. Quid pro quo.“
 

„Wenn es danach geht, dann würde er bei weitem noch mehr zu erdulden bereit sein“ murmelte Draco.

Harry wusste, dass Draco nichts anderes als das Geschehen an seinem Geburtstag meinen konnte.
 

„Eigennutz. Das Schloss ist die bessere Wahl, wenn die Alternative dessen ausgebrannte Ruine wäre.“
 

„Warum bleibst du eigentlich? Du bist 17 und frei überall hinzugehen.“

Einige Zeit herrschte Stille, während Draco an irgendwelchen Dingen herum zupfte. Wahrscheinlich zog er Bänder durch vorgesehene Schlaufen, was die Frage aufwarf, was er da eigentlich trug?

Als der blonde Junge schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, gab Harry sich einen Ruck und begann leise zu sprechen.
 

„Wo soll ich denn sonst hin? Bei den Dursleys werde ich in ein Kabuff gesperrt und geschlagen. Beim Orden werde ich rund um die Uhr überwacht, oder zu den Dursleys geschickt und die Weasleys bringen mich entweder zum Orden oder ich kann unter Ordensbedingungen da bleiben, doch mit Ron ist das auch kein Ferienparadies. Ich habe einfach keine Ahnung was mit ihm los ist.“
 

„Ich kann dir sagen was los ist. Er vergeht fast vor Wut und Sorge. Hinzu kommt noch ein Funken Ehrgeiz und seine gryffindorscher Beschützerinstinkt. Er hat wahrscheinlich ein Problem damit, dass in ganz Hogwarts bekannt ist, dass du was mit seiner Schwester hast.“
 

„Nein, das passt nicht. Du hast bestimmt Recht mit Rons Gefühlslage, aber sie ist einfach nicht mit dem Rest zu vereinen. Das stimmt alles irgendwie nicht mit seinem sonstigen eifersüchtigen Verhalten überein“ fuhr sich Harry wütend durch die zerzausten schwarzen Locken.
 

„Als hätte das Wiesel noch nie irrational gehandelt.“

Knapp wich er einen Schlag von dem dunkelhaarigen Jungen aus.
 

„Ja, ist schon gut. Lass uns zum eigentlichen Thema zurück.“
 

„Wer weiß eigentlich alles von deiner Gabe.“

Einen Moment war der junge Malfoy wegen dieser Frage verwirrt, ebenso wie von dem ruhigen Ton. Wahrscheinlich würde er sich nie an die Stimmungsschwankungen von diesem Jungen gewöhnen.
 

„Du und meine Schwester, davon ausgehend, dass du es für dich behalten hast.“
 

„Wieso weiß Blaise es nicht? Er ist dein Freund. Oder deine Eltern?“

Meinte er das nur oder lag auf dem Wort 'Freund' diese bestimmte Betonung? Nein, er musste sich irren. Potter konnte es nicht wissen. Konnte er doch nicht, oder?
 

„Sie müssen es nicht wissen.“
 

„Vertraust du ihnen? Vertraust du Blaise?“
 

„Mit meinem Leben.“
 

„Dann solltest du es zumindest ihm erzählen. Ich glaube er hat etwas gemerkt und wartet darauf, dass du zu ihm kommst. Wie lange kennt ihr euch nun?“

Die Frage brauchte Draco nicht beantworten, denn er wusste ebenso gut, wie Harry, dass sie ihn nur zum Nachdenken bringen sollte.

Er hasste Ratschläge, vor allem, wenn er es doch selbst wusste. Beinahe hatte er vergessen gehabt, wieso dieser verfluchte Potter es immer wieder schaffte ihn auf die Palme zu treiben, wie Blaise so gerne sagte. Er führte ihm das vor Augen, was er nicht sehen wollte.
 

„Ich überlege es mir. Sag erstmal wie es sitzt.“

Harry brauchte einen Moment, bis er verstand, was sein neuer Freund meinte.
 

„Es fühlt sich gut an und ich kann mich drin bewegen.“
 

„Das sieht genial aus Draco. Kommt! Ich glaube ich habe da hinten Hosen gesehen, die einfach perfekt dazu passen würden.“

Harry schaffte es gerade noch sich bei dem Händler zu bedanken, bevor Blaise ihn zu einem der anderen Stände zog, während Draco ihnen zufrieden folgte.
 

Dieses Mal hatte Harry nicht damit argumentiert, dass er Frauen bevorzugte und vor allem hatte er auf das Thema nicht so allergisch reagiert, wie nach dem Konzert. Der gute Tom schien schon - ohne es zu wissen - dabei zu sein, den Gryffindor mit der Schlangenzunge und den Adlerschwingen zu knacken. Dennoch mussten sie vorsichtig sein. Immer einen Schritt nach dem andern.

Erst musste sich Harry über seine eigenen Gefühle bewusst werden, dann konnten sie weitergehen.
 

~*~

„Hört ihr das auch?“
 

„Meinst du die Musik, den Jubel und das ganze Spektakel aus... ich glaube südlicher Richtung Blaise?“ antwortete ihm Harry lieblich, den sie endlich eingekleidet hatten und bei Merlins und Morganes Nachfahren, sie hatten einen perfekten Job gemacht. Alle die ihn jetzt anstarrten, taten das nun gewiss nicht mehr nur wegen seines dunklen Haares.
 

„Was geht da wohl vor sich?“ murmelte Draco.
 

„Es ist der sechste Tag des achten Mondes. Die Tänzer zeigen im Sternengarten was sie können. Ihr könnt hingehen und es euch ansehen. Folgt einfach der Musik“ erklärte ihnen der Händler, an dessen Stand die drei Jungen sich gerade die verschiedenen Schnitzereien angesehen hatten.
 

„Harry, gehen wir dahin? Bittebittebitte.“

Verwirrt zogen sich die dunklen geschwungenen Augenbrauen zusammen.
 

„Bettelst du etwa? Wer bin ich, deine Mutter?“
 

„Nein, du bist der hohe Gast des Lords, den zu beschützen wir hier sind. In Ausübung unserer ehrenvollen Pflicht ist es uns nicht gestattet Spaß zu haben. Unsere Aufgabe ist es nicht von eurer Seite zu weichen Mr. Potter.“

Harrys Knöchel knackten bedenklich, bevor er sich eines besseren besann und der Schalk in den Augen begann zu tanzen. Draco schluckte. Er hatte sich gerade wohl selbst ausgeliefert.
 

„Dass ich das noch erleben darf. Der große Draco Malfoy...“
 

„Wag es nicht zu beenden, womit du eben begonnen hast, oder ich jage dich quer durch diesen verdammten Wald, dass sogar die Vampire deine Fährte verlieren, und verscharre dich einfach in einem Loch, damit die Tiere deinen Körper für mich in alle Himmelsrichtungen verteilen.“
 

„Blaise, Draco hat mich gerade überredet mit euch zu diesem Spektakel zu gehen“ lachte der letzte Potter und verschwand zwischen den Bäumen.
 

„Ich glaube wir haben es gerade geschafft ihn aus den Augen zu verlieren“ kam es trocken von Blaise, auch wenn das strahlen seiner Augen seines Tones Lügen straften.
 

~*~

Ängstlich vor dir Weite suchen,
 

„Wow“ kam es gleichzeitig von den drei Jungen, was zwei von ihnen den dritten seltsame Blicke schenken lies.
 

dich nicht findend dabei fluchen;
 

„Ich dachte du könntest nichts sehen.“

Blaise war definitiv verwirrt und sah zu Draco, der ebenso ratlos wirkte, was Harry zum Schnauben brachte.
 

springen, tanzen und mich drehen,
 

„Ich glaube, dass unsere Töne der Verzückung nicht der selben Wahrnehmung gewidmet sind.“
 

nur noch grelle Farben sehen;
 

„Du redest schon fast so geschwollen wie Draco AU.“
 

„Den hast du verdient“ kam es darauf von den anderen beiden, die ihm beide eine Kopfnuss verpasst hatten.
 

immer neu den Drachen schicken,
 

„Wenn ihr mir sagt, was ihr seht, dann sag ich euch, was ich wahrnehme.“
 

meine Haut mit Dornen spicken,
 

„Es ist eine riesige Lichtung übersät mit einem bunten Meer von Blumen. Die Sonne hat schon längst den Zenit überschritten und die Bäume werfen ihre Schatten. Viele Elben sind hier in den buntesten Gewändern und einige tanzen, während andere ihnen zusehen, singen oder auf ihren Instrumenten spielen. Zwischen all diesen schwirren kleine Feen umher“ beschrieb Blaise das Szenario vor ihren Augen.
 

um das Haus im Veitstanz springen,
 

„Draco?“

Es war keine Aufforderung, doch Harry wusste, dass Dracos Empathie ihn das Ganze mit anderen Augen sehen lassen konnte. Er ließ ihm die Wahl, ob er seine Sicht mit ihnen teilte. Seine Entscheidung.

Dieser Seufzte, bevor er anfing zu sprechen.
 

vor dem Feuer mit dir ringen.
 

„Sie glühen alle geradezu vor Freude, Sorglosigkeit und Spaß. Ehrgeiz bringt andere zum Leuchten, doch alles ist sonst so frei. Ihr glaubt gar nicht wie witzig die kleinen Feen das ganze finden.“

Während er sprach sah Draco aus dem Augenwinkel zu Blaise, um zu sehen, wie er reagierte. Seine Miene schien konzentriert und er versuchte zu verstehen was Draco sagte, versuchte es sich vorzustellen.
 

Alles dreht sich um mich her,
 

„Ich rieche den süßen Duft der Blumen und den salzigen Schweiß der Tänzer. Ich spüre die Musik in der Luft und die sanfte Magie der Feen, die mit den Tänzern ihre Spiele treiben. Ich spüre die sanften Brisen des Windes der alle Eindrücke zu mir trägt, zusammen mit der Musik und den Stimmen, die die federnden Schritte der Elben verschlucken.“
 

„Schön gesagt.“

Zwei von ihnen zuckten fast unmerklich zusammen, als die Stimme einer Elbe zu ihnen floss.
 

die Welt versinkt im Farbenmeer -
 

/Immerhin ist Potter nicht der einzige, dem dieses Kunststück gelingt/ knurrte Draco in Gedanken, der es nicht gewohnt war, dass man sich ihm unbemerkt nähern konnte, doch das Chaos der Gefühle hier, machten es ihm nicht leicht.
 

„Ihr seid das erste Mal in diesen Wäldern, habe ich Recht? Man sieht hier selten Veelen oder Nymphen.“

Bei den Worten fuhr sich Draco übers Gesicht. Wenn Potter es noch nicht gewusst hatte, dann spätestens jetzt.
 

wenn ich tanze,
 

„Doch noch seltener sieht man ein so exotisches Halbblut unseres Volkes. Aber wo sind meine Manieren? Ich bin Veileyra Xanos und darf ich die Namen der hübschen jungen Herren erfahren?“
 

mit dir tanze.
 

„Meine Begleiter hören auf die Namen Draco Malfoy und Blaise Zabini. Ich selbst trage viele Namen, doch bei meiner Geburt nannte man mich Harry James Potter. Es ist uns eine Ehre, Bardin“ verbeugte sich Harry.
 

Geil auf dich die Zweifel töten,
 

„Oh, wie ich sehe scheinst du schon von mir gehört zu haben.“

Erfreut legte sie ihm ihre Hand in die seine, auf die er seine andere legte.
 

in dem Schattenkreis erröten,
 

„So viele Geschichten haben eure Augen gesehen und eure Lippen erzählt, dass euer Name nicht ungenannt bleiben konnte.“
 

wenn ich nackt, wie ich geboren,
 

„Es ist faszinierend wie galant Ihr euch ausdrücken könnt junger Harry. Erlaubt es mir, euch mit hinunter zu den Spielen der Tänzer zu nehmen. Es wird euch gewiss gefallen.“

Und wie faszinierend das war. Diese Formen waren den beiden Schülern ebenfalls neu, doch sie erkannten, was anderen verborgen geblieben wäre. Es war ein Spiel. Das charmante Lächeln und der Glanz in den grünen Augen, sagten ihnen, dass es nur ein Spiel sein konnte, dass ihrem Mitschüler Spaß machte und die Bardin schien mitzuspielen.
 

„Es wäre uns eine Ehre.“

Draco und Blaise schenkten sich einen Blick, folgten dann aber den beiden.
 

halb gefunden, halb verloren,
 

„Ihr seid gewiss auch hier, um zu tanzen, oder junger Harry?“
 

halb gezogen, halb gesunken,
 

„Nein. Ein unglückliches Missverständnis hat mich hier her verschlagen und wie ich hörte ist es erst in der Nacht möglich, den Wald wieder zu verlassen.“
 

halb verdurstet, halb betrunken
 

„Ein kleines Spiel unseres Königs, dass er ein jedes Jahr mit seinem Mentor zu spielen pflegt, seit die kleine Lady Mara das Licht der Welt erblickte.“

Harry fiel ein, was Mara gesagt hatte, als er ihr das erste Mal begegnet war. Eigentlich hätte sie bei Onkel Ric und Tante Asca sein müssen. Aber dann war Ascalira Silvae ihre Tante Asca und Ric...
 

mitternächtlich bei dir liege,
 

„Godric Gryffindor ist Maras Pate? Ich hätte es wissen müssen.“

Blaise runzelte die Stirn, während Draco den Kopf schüttelte. Ein Tag an der Seite von Harry Potter und sie erfuhren mehr als in den vorangegangenen Jahren.

Sie wussten, dass die Slytherins jedes Jahr am Geburtstag der jüngsten ausgingen, aber wohin war ihnen und auch ihren Eltern immer verborgen geblieben.

Sie wussten, dass es Elben gab und dass sie eine Hauptstadt irgendwo hatten, doch war ihnen weder bekannt, wo sie zu finden war, wie sie hieß, oder wie man sie erreichen konnte.

Auch wussten sie, dass die Elben von der Familie der Silvaes regiert wurden, mehr auch nicht.

Doch dass Harry Potter so viel bekannt war, erstaunte sie durchaus.
 

töricht mich um dich betrüge.
 

„Wie es mir scheint weißt du mehr, als andere außerhalb dieses Waldes.“
 

„Nicht viel. Genug um mir Gedanken zu machen und doch so wenig, um mir den Kopf zu zerbrechen.“

Die beiden Hellhaarigen hörten auf. Sie sahen die beiden von der Seite an und erkannten, dass es andersherum war. Die Elbe spielte ein Spiel, dass Harry vor ihnen erkannt hatte und eingestiegen war.

Was wollte sie? Warum horchte sie Harry aus?
 

Alles dreht sich um mich her,
 

„Was ist mit euch beiden? Was führt euch in unsere schöne Stadt.“
 

„Harry“ antworteten sie wie aus einem Mund, was die Frau zum Lachen brachte.
 

die Welt versinkt im Farbenmeer -
 

„Ich sehe schon. Hier, wir sind da. Nun werde ich euch verlassen, denn andere Pflichten rufen mich. Auf bald ihr jungen Halbblüter. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem mir eure Geschichte zu Ohren kommt.“
 

„Ich fürchte und hoffe zugleich, dass meine Geschichte nicht interessant genug für euch wird.“
 

wenn ich tanze,
 

„Jede Geschichte verdient es, gehört zu werden“ und ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht war, war die Elbe in der Menge verschwunden.
 

„Was hatte sie gewollt?“
 

mit dir tanze.
 

„Meine Geschichte, glaub ich, jedoch weiß ich nicht warum. Ein jeder kennt doch schon den ersten Teil und vom zweiten habe ich übrigens die Exklusivrechte bereits vergeben.“
 

„Wenn du das so sagst, klingt das schon beinahe unverfänglich, aber was anderes. Woher weißt du soviel?“

Harry blickte abschätzend zu ihnen.

In meinem Kopf sind Spiegelscherben,
 

„Ich habe das ein oder andere aufgeschnappt. Jedoch hilft es mir nicht weiter. In meinem großen Puzzle fehlen mir noch viele Teile.“

Einen Moment wirkten die beiden ratlos, bevor Draco etwas einfiel.
 

„Wenn du zur Hälfte ein Elb bist, von wem...“ jedoch wurde er unterbrochen, als eine seltsam anmutende Frau zu ihnen kam und mit glockenheller Stimme sprach.

Die kamen ja schon fast wie die Motten zum Licht.
 

taumelnd stürzte ich ins Verderben.
 

„Nedjem Kamen. Es ist erstaunlich, wo man dich alles antrifft.“

Verdutzt wandte sich Harry an sie. Es war das erste Mal, dass er ihre Stimme hörte. Sonst kommunizierte sie immer auf einem anderen Weg mit ihm.
 

„Ferocia? Was tust du denn hier?“
 

Zwischen Tod und ewig leben
 

„Du kennst sie?“ wollte Blaise wissen, der die Fremde in den schwarzen Gewändern kritisch musterte.

Sie war definitiv keine Elbe, wahrscheinlich eine der Naturgeister.
 

„Sie ist eine gute Freundin.“

Vorsichtig streckte er seine Hand in ihre Richtung aus, als wolle er ihr Gesicht berühren.
 

muss es etwas drittes geben.
 

„Darf ich?“

Sie kam näher und ließ es zu, dass er ihr sanft mit seinen Händen übers Gesicht und durch die schneeweißen Haare fuhr.

Es war das erste Mal, dass er ihr in der Gestalt eines der humanen Völker begegnete.
 

Kritisch sahen sich das graue und violette Augen an, denn das Verhalten war äußerst merkwürdig. Es war offensichtlich, dass diese Frau und Harry sich kannten und sie wusste auch, dass er blind war, doch warum berührte er ihr Gesicht? Es war eine Geste, die half sich das Gesicht eines anderen vorzustellen, doch wenn sie sich kannten, warum wusste Harry nicht wie sie aussah?
 

Alles dreht sich um mich her,
 

°Eine Sylph, wenn du damit was anfangen kannst.°

Harry nickte langsam, als sie wieder auf dem üblichen Weg mit ihm sprach, wahrscheinlich, damit die anderen sie nicht hörten und grinste leicht. Auch Sylphen gehörten zum Volke Boreas', hatten eine menschenähnliche Gestalt und waren ebenso mit dem Wind verbunden, wie Windgeister, doch sie wechselten nicht ihre Gestalt.
 

„Du hast mir noch immer nicht geantwortet.“
 

„Ich war lange nicht mehr hier gewesen und ich dachte, dass ich hier mal vorbeischauen könnte. Der Wind kann hier frei und frisch wie eine Meeresbrise zwischen den Bäumen tanzen und es bereitet mir Freude mit den kleinen Feen. Wusstest du, dass hier die größte Kolonie von ihnen lebt?“
 

„Sie sind hier, seit Maylawen das erste Mal tanzte, soweit ich mich erinnern kann. Sie lieben Tänzer.“
 

die Welt versinkt im Farbenmeer -
 

„Sie schwärmen noch heute von ihr und ihrem Gefährten. Zudem gefällt ihnen der Wald, so wie mir.“
 

„Wie lange bist du schon hier?“
 

„Lang genug, dass sie mir einen Namen gegeben haben. Sie nennen mich Sey-Liraeini.“
 

„Windträgerin.“

Harry merkte nicht einmal, dass er seinen Gedanken laut aussprach.
 

wenn ich tanze,
 

„Du überrascht mich immer wieder mit den Dingen, die du nicht wissen solltest. Wirst du auch tanzen?“
 

„Nein, wird er nicht. Er hat sich bei seiner Ankunft hier verletzt“ ging Draco dazwischen.

Das wäre ja noch schöner.
 

„Mir geht’s wieder gut“ fauchte er die beiden an, wandte sich dann aber wieder dem Windgeist zu.
 

mit dir tanze,
 

„Wie kommen eigentlich alle darauf, dass ich tanzen würde?“
 

„Du trägst die Gewänder eines Tänzers? Warum kleidest du dich so, wenn du nicht vorhast zu tanzen?“
 

„Frag die beiden dort. Sie haben mich eingekleidet. Ich habe keine Ahnung, was ich anhabe.“
 

„Oh und sie haben wundervolle Arbeit geleistet. Es wäre geradezu eine Verschwendung. Komm.“
 

„Aber ich...“

Es war sinnlos weiter zu streiten, denn bevor die beiden anderen eingreifen konnten, hatte die Slyph ihn mit sich gezogen.
 

„Ihr seid echt tolle Leibwächter“ rief Harry noch, doch da war er schon in der Menge verschwunden, die noch zwischen ihnen und den Tänzern war.
 

„Wenn der Lord das erfährt, gibt das gewaltigen Ärger.“
 

wenn ich tanze,
 

„Wie du schon sagst. Wenn.“
 

„Er hat eine magische Anziehung auf die unterschiedlichsten Wesen, oder?“
 

„Und sie ist ebenso groß, wie die für Katastrophen. Hoffen wir, dass sein Pensum für heute erfüllt ist.“

Draco ließ sich ins Gras fallen und zog die Beine an, um den Dinge zu harren, die außerhalb ihres Einflusses kamen.
 

„Allein die Göttin weiß das, wenn überhaupt“ seufzte Blaise und setzte sich neben seinen Freund und zusammen beobachteten sie, was sich ihren Augen bot.
 

mit dir tanze.*
 

~*~

„Lanir?“

Die junge Frau stand so abrupt auf, dass der schwere Stuhl hinter ihr krachend zu Boden fiel. Die feinen blauen Stoffe umwehten ihre schlanke Gestalt, die alle Elben auszeichnet, als sie wie der Nebel an einem frühen Sommermorgen verschwand. Fast völlig geräuschlos, nur der Wind in den Stoffen war ein schwaches Wispern
 

„Sharien!“

Sie lief durch die großen Hallen des Palastes, der in den Kronen von fünf uralten und mächtigen Alburienbäumen gewachsen war, nur von einem Wunsch beflügelt, dem Wunsch, dass sie sich nicht irrte, dass es wahr war, dass er wirklich zurückgekehrt war.

Die Magie der Bäume konnte sich nicht irren. Es hatte jemand ihres Blutes den Palast betreten, doch gerade heute waren alle da. Keiner war außerhalb. Ihr Bruder war bei ihr gewesen, hatte noch versucht sie aufzuhalten, ihre Mutter leistete den Vampiren Gesellschaft, ihr Vater war mit seinem Patenkind wahrscheinlich oben in den Kronen der Bäume und ihre Großmutter beobachtete wahrscheinlich aus einem der Fenster das Treiben im Sternengarten.

Ihre ältesten Brüder lebten heute nicht mehr. Nur einer, ein einziger und er war endlich zurückgekehrt, nach all den Jahren.
 

„Es muss Lanir sein“ flüsterte sie, als wenn die Worte es zu einer unabänderlichen Wahrheit machten.
 

Sie rannte, lief so schnell sie konnte durch die Gänge, bis hin zu der Galerie der dritten Ebene, von der sie die Eingangstoren sehen konnte, wo sie beinahe mit einem der Waldläufer zusammen stieß.
 

„Entschuldigt Prinzessin, die Alburienbäume...“ sprach der Mann hastig, während er sich verbeugte, wurde jedoch unterbrochen.
 

„Ich weiß Alain, sie haben einen aus meiner Familie willkommen geheißen.“
 

„Glaubt ihr, dass euer Bruder zurückgekehrt ist?“
 

„Glaubt ihr, dass euer bester Freund wieder da ist?“ stellte sie die Gegenfrage.

Die beiden sahen sich an und kannten die Antwort.

Es war eine Hoffnung.
 

Stimmen drangen zu ihnen hinauf und sie sahen nach unten, um zu erkennen, wer durch die Tore getreten war. Als sie dann jedoch die blauen Haare der Bardin erkannten und dass drei Knaben sie begleiteten, machte sich Enttäuschung in ihren Gesichtern breit.

Einige Etagen höher jedoch verengten sich grüne Augen nachdenklich, während zwei Augen, die vielleicht unterschiedlich gefärbt waren, dennoch ein und der selben Person gehörten, in die Ferne sahen.
 

~*~

Die Bardin führte sie zum Palast der Silvaes und Harry fühlte sich, als würde ihm das Herz in die Hose rutschen. Ihm war ganz flau. Etwas zögerlich streichelte er das schwarze Fell des kleinen Wesens auf seiner Schulter, dass sich an ihn schmiegte.
 

„Ich dachte, du kannst nicht in Gebäude“ flüsterte er fast unhörbar.
 

°Geschlossene Räume, oder solche die man schließen kann, sind für Windgeister so etwas, was die Menschen als Hölle bezeichnen. Dort steht die Luft. Die Architektur der Elben ist eher luftig. In dem Sinne sind es keine Gebäude, sondern vielmehr Überdachungen. Es gibt nur einige Zauber, die gröberes als Luft wie Fenster draußen halten. Wenn sie sich vor stärkeren Wind schützen wollen, dann lösen sie es anders, als alle Ritzen zu füllen.°

Harry nickte verstehend, doch wirklich ablenkend konnte er sich nicht. Er wollte nicht hier sein, nicht bei seinem aktuellen Wissensstand, auch wenn er zugeben musste, dass er nur mehr in Erfahrungen bringen konnte, wenn er hier war, denn in der Außenwelt hatte er bereits sämtliche Informationsquellen ausgeschöpft – die sich im Übrigen auf das Buch beschränkten, das sie aus der alten Bibliothek hatten mitgehen lassen. Doch er war noch nicht bereit, definitiv nicht. Himmel er wusste es selbst doch erst seit etwas über einem Monat. Das ging alles einfach zu schnell.
 

Doch bevor er sich weiter überlegen konnte, wie er am Besten hier weg kam, hatte Veileyra sie schon in einen Raum geführt, der anscheinend für ein Mahl vorbereitet worden war und sie waren nicht die ersten.

Seba erklärte ihm, dass ein niedriger, sichelmondförmiger Tisch im Zentrum des Raumes stand, an dem die Anwesenden bereits Platz genommen hatten. In der Sichel saßen vier Elben, zu denen sich die Bardin setzte. Auf der anderen Seite waren die Vampire und Lyra Dracul, welche ihren Sohn auf dem Arm hatte.
 

Innerlich verdrehte Harry die Augen. Der Windgeist musste in den letzten Tagen einer der Schlangen über den Weg gelaufen sein. Auch sie neigten dazu ihm zu erklären wo er war.
 

Zusammen mit den anderen beiden Jungen wollte er zum anderen Ende des Tisches gehen, doch die Hand von Tom hielt ihn auf und zog ihn neben sich.
 

„Natürlich setz ich mich neben dich“ nuschelte er beleidigt und drückte dem Mann seinen Umhang in die Hand.
 

„Wie war euer Ausflug?“

Der Lord ging erst gar nicht auf die Laune seines Gastes ein. Es war abzusehen gewesen, dass diese nicht sonderlich sein konnte, immerhin hatte er ihn den beiden anderen Jungen zum Einkaufen ausgeliefert und er wusste selbst wie wenig er von dieser Freizeitbeschäftigung begeistert war.
 

„Toll. Immerhin habe ich nur Komplimente für ihre Wahl bekommen und sie hat zu einigen Missverständnissen geführt.“
 

„Die Kleider der Tänzer haben ihren Reiz an deiner Gestalt, das ist wohl unleugbar.“

Frustriert strich sich Harry einige Locken aus dem Gesicht hinter sein rechtes Ohr. Jetzt, wo Draco ihn mit der Nase darauf gestoßen hatte, machten manche Aussagen plötzlich einen ganz anderen Sinn. Das war doch alles zum Verrückt werden. Er musste sich zur Ordnung rufen. Auch wenn ihn ein solches Verhalten immer irritierte, durfte er nicht darauf eingehen. Nein nein nein nein.
 

Beinahe zärtlich strich der Vampir über das leicht spitzzulaufende Ohr des Elbenblutes. Mit gerunzelter Stirn stellte er fest, dass sie, als der Junge bei ihnen gelandet war, noch nicht so ausgesehen hatten.
 

Harry zuckte erschrocken zurück.
 

„Hör auf, das kitzelt.“
 

„Du solltest in der Schule eine Verschleierung über sie legen. Auch wenn sie nicht so ausgeprägt wie bei den Elben sind, fallen sie dennoch auf.“

Harry rieb sich über das Ohr, als er nuschelte, dass er das selbst wusste.
 

„Wo hast du eigentlich den Mungo her?“

Abwesend strich Harry über Sebas Fell, die sich mittlerweile von seiner Schulter auf seinen Schoß bemüht hatte.
 

„Ich habe sie im Wald getroffen und seitdem begleitet sie mich.“
 

„Du wirst sie aber nicht mit zurück nehmen.“

Die Stimme des Lords war kühl, als er das sagte.
 

„Es ist ja nicht so, als hätte ich vorgehabt Nagini und Salena auf die Speisekarte zu setzten“ schnappte Harry.

Draco, der auf der anderen Seite des Tisches zwischen seiner Schwester und Blaise saß, bedeckte seine Augen mit den Händen. Wie konnten zwei Männer nur so kompliziert sein?
 

Lyra beugte sich lächelnd zu ihm.
 

„Scheint nicht einfach zu sein, diese beiden einander näher zu bringen, oder? Obwohl, ich muss sagen, du hast den Jungen ganz schön herausgeputzt.“
 

„Viel gebracht hat es nicht.“

Die Frau lachte.
 

„Zeit, mein kleiner Bruder, der Schlüssel ist Zeit.“
 

„Von wegen Schlüssel“ grummelte Vivien, die auf Lyras linker Seite saß.

Der strahlenden Blick des Veelenblutes daraufhin sagte ihr jedoch nur, dass sie schon noch sehen würde, wie recht ihre Partnerin hatte und dass eine Malfoy immer im Recht war, war quasi eine Naturkonstante, so wie Ausnahmen die Regel bestätigten und dies würde eine sein.
 

Auf der anderen Seite der Sichel unterhielten sich eine Elbe mit einem grünen und einem blauen Augen und die Bardin leise. Da jedoch zwei Plätze zwischen ihnen frei waren, mussten sie sich etwas vorbeugen, damit die anderen sie nicht verstanden.
 

„Er hat schönes Haar. Glaubst du er ist auch ein Metamorphmagus?“
 

„Nein, das bezweifle ich. Selbst wenn, so bin ich dennoch überzeugt, dass er so aussieht und ganz ehrlich, er ist hinreißend.“

Sie strich sich einige blaue Strähnen aus dem Gesicht und warf dem Jungen auf der anderen Seite einen kurzen Blick zu.
 

„Jedoch hat ein jeder mit dem Blut unseres Volkes helles Haar und er ist einer der unseren. Das ist unverkennbar.“
 

„Ich hätte eine Erklärung für das dunkle Haar.“

Die Frau mit dem rosa Haar legte die Stirn leicht in Falten und verengte ihre unterschiedlich gefärbten Augen.
 

„Du glaubst doch nicht wirklich an diese alte Legende.“
 

„Natürlich. Was wäre ich für eine Bardin, wenn ich nicht an das glauben würde, was ich erzähle?“
 

„Aber selbst wenn, so muss die Farbe auch einen Ursprung haben.“
 

„Habt Ihr es eigentlich auch gespürt, als wir hier ankamen?“
 

„Jeder in diesem Palast hat es gespürt.“
 

„Was denkt Ihr?“
 

„Wir warten ab. Vielleicht kommt er aus einer entfernten Blutlinie, das können wir nicht wissen. Ich habe zudem mit meiner Hofdame gesprochen, die ihm bereits begegnet ist und sie hat keinen Hinweis gefunden, obwohl sie einen guten Blick bekommen hatte, wie sie sagte.“

Die Bardin runzelte die Stirn.
 

„Das ist äußerst eigenartig. Ich war mir sicher, dass ihn die Bäume gegrüßt hatten. Vielleicht liegt es an der Legende.“
 

„Das ist Unsinn und das weißt du.“

Die Gespräche verstummten jäh, als noch jemand den Raum betrat.

Wie ein Blitz schoss die kleine Begleiterin des grünhaarigen Elben zu dem Tisch und fiel einem schwarzhaarigen Jungen um den Hals.
 

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Onkel Ric hat gesagt, dass du dir wehgetan hast, aber mein Bruder hat dir geholfen und du bist wieder in Ordnung, oder?“
 

„Mir geht es gut kleine Lady, aber ich fürchte Lurai wird es etwas eng.“
 

„Oh.“

Als hätte sie sich verbrannt, ließ das Mädchen von ihrem Engel ab und sah auf die kleine Fuchsdame, die sie noch immer im Arm hielt und sich keckernd beschwerte.

Harry spürte regelrecht, wie die Blicke sich auf die Fähe und dann auf ihn richteten. Vielleicht hätte er nicht Lurai beim Namen nennen sollen.
 

„Ich glaube, dass du uns später noch etwas erklären musst“ brummte ihm Tom ins Ohr, doch Harry zuckte nur mit den Schultern.
 

„Wie ich sehe seid ihr alle schon da. Entschuldigt die kleine Verspätung doch unser Geburtstagskind musste sich vorher um ihre kleine Begleiterin kümmern.“

Der Elb setzte sich zusammen mit dem Kind auf die freien Plätze zwischen die Bardin und die Frau mit der sie gesprochen hatte.
 

„Mein Freund, wie ich sehe hast du endlich mal jemanden mitgebracht, der auch was isst. Deswegen möchte ich euch nicht länger warten lassen und wünsche den jungen Herren und der hübschen Lady einen guten Appetit.“
 

~*~

Während alle – außer den älteren Vampiren natürlich – begannen zu essen, war Harry mit seinen Gedanken bereits abgedriftet. Normalerweise hätte er den Raum ausgelotet und wäre sämtliche Anwesende durchgegangen, doch es interessierte ihn im Augenblick nicht. Es war das erste Mal an diesem Tag, dass er einigermaßen zur Ruhe kam und seine Gedanken auf seine aktuelle Situation lenken konnte. Jedoch wusste er nicht worüber er zuerst nachdenken sollte. Sollte er sich zuerst über seine elbische Herkunft den Kopf zerbrechen, oder über das, was Draco ihm eröffnet hatte?

Das ganze war doch zum Schreien. Über beides wollte er nicht nachdenken, dennoch führte kein Weg drumherum, dass er sich damit auseinandersetzte.
 

Es lag in der Natur der Kinder wissen zu wollen, wo sie her kamen. Waisen wollten wissen, wer ihre Eltern waren, wollten ihre Wurzeln kennen, um sich nicht verloren zu fühlen. Auch Tom neben ihm hatte nach seinen Eltern gesucht und er hatte sie gefunden. Sie und sogar seine Schwester.

Konnte er auch darauf hoffen? Waren Lily und James die, die sie zu sein schienen? Ein Reinblut und eine Muggelgeborene? Oder waren sie seine Eltern? Beides ging nicht. Beides gleichzeitig hatte einen Widerspruch. Ihn. Er war kein Mensch, ergo waren es auch nicht seine Eltern.
 

So oft hatte er sich schon über diese Frage den Kopf zerbrochen, hatte sich gefragt, ob Lily und James vielleicht über ihre Herkunft gelogen hatten, denn egal wer seine Eltern gewesen waren, sie hatten gewusst was sie waren. Sie hatten es gewusst und ihn zu seinem Schutz Banne auferlegt, damit er nicht erkannt wurde, als das, was er war. Zwar hatte ihn dieser Schutz in arge Schwierigkeiten gebracht, aber dennoch geschützt.
 

Vielleicht war er auch nur das Kind von einem von ihnen. Elben und Engel empfingen nur selten Kinder. Vielleicht waren sie frustriert, vielleicht war einer von ihnen frustriert, dass es nicht geklappt hatte. Aber wieso stammte er dann von gerade diesem und nicht von dem Menschen von ihnen beiden ab? Diese Theorie machte keinen Sinn.
 

Die letzte Alternative war, dass keiner von beiden bei seiner Zeugung beteiligt war. Das würde dann bedeuten, dass kein Hinweis mehr blieb, außer dem Muttermal auf seinem Hüftknochen, die einzige Spur die er überhaupt zu seine Wurzeln hatte, die Rose der Silvaes, das Geburtsmal der Königsfamilie der Elben.
 

Aber welcher seiner Elternteile entstammte dieser Linie? Seine Mutter, oder sein Vater? Welches Blatt dieses Stammbaumes trug seinen Namen? Das letzte eines verkümmerten Zweiges, oder eines der direkten Linie, vielleicht sogar der aktuellen Linie? Lebten seine Eltern, oder zumindest einer von ihnen noch, oder waren sie tot?

So viele Möglichkeiten und einfach keine Hinweise außer dem Zeichen auf seiner Haut.

Wahrscheinlich wussten die Elben auf der anderen Seite des Tisches nicht einmal, dass es ihn gab, dass es einen Jungen in ihrer Familie gab, um wie viele Ecken diese Verwandtschaft auch bestand, von dem sie nichts wussten.
 

Wie oft hatte er sich als Kind ausgemalt, dass er irgendwo auf der Welt noch andere Verwandte außer Petunia hatte, dass es irgendwo Menschen gab, die vielleicht eines Tages kommen würden und ihn zu sich holten. Doch es waren Wunschträume gewesen, Träume und Wünsche eines Jungen, der in einem Schrank lebte. Jedoch schützte einen die Unwissenheit vor der Enttäuschung, die das Wissen, dass es tatsächlich jemanden gab, mit sich brachte.
 

Wenn man wusste, woher man kam, konnte man für sich selbst entscheiden, dass es keine Bedeutung hatte. Es war unwichtig, denn man selbst war es, der zählte. Unsere Entscheidungen machten uns zu dem, der wir waren, nicht unser Stammbaum. Wieso galt diese Logik nicht für die, die nichts über sich wussten? Warum war es bei ihnen genau andersherum? Warum war es diesen Kindern so wichtig zu erfahren, wer sie waren?

Warum wollte er wissen ob Lily und James nun die Menschen waren, von denen die anderen ihm erzählt hatten und er damit nicht ihr Sohn, oder ob sie sich hinter einer Illusion versteckt hatten, der Illusion wie alle anderen zu sein und einen Sohn bekommen hatten, der ihr beider Blut in sich vereinte.
 

Seba, die er gedankenverloren gestreichelt hatte, bewegte sich in seinem Schoß und gab irgendwelche Geräusche von sich, die er grob mit Hunger übersetzte. Vielleicht sollte er selbst was von den Speisen nehmen, die auf dem Tisch standen, bevor irgendjemand auf die Idee kam, ihn dazu zu zwingen. Den Kopf konnte er sich gewiss auch noch später weiter zerbrechen.

Er strich sich seufzend über die Augen und sandte eine sanfte Welle aus, um immerhin auszumachen, wo etwas auf dem Tisch zu finden war, ohne zu wissen, dass Lurai und Seba nicht die einzigen beiden in dieser Runde waren, die sensibel genug waren, diese sanften Wellen zu spüren. Die Elbe, die ihm gegenüber saß, sowie die Bardin neben ihr blickten auf und während die eine versuchte zu verstehen, zeigten die grünblauen Augen der Bardin ein trauriges Verstehen.
 

~*~

Harry hatte es gerade mal geschafft sich und Seba einige Stücke Obst zu holen, als das einvernehmliche Schweigen, das bisher geherrscht hatte von Tom durchbrochen wurde.
 

„König Gryffindor...“
 

„Thomas Marvolo Slytherin, wie oft soll ich dir noch sagen, dass Godric völlig genügt?“
 

„Mindestens so oft, wie ich Euch noch sagen muss, dass Tom Riddle mein Name ist und auch so lange sein wird, bis ich entweder die Nachfolge meines Vaters antrete, oder mich der letzten legalen Sklaverei hingebe.“
 

„Der was?“ fragte der Mann etwas irritiert und ignorierte den herablassenden Tonfall, den er wahrscheinlich schon kannte.
 

„Er meint, bis er heiratet“ half ihm Salazar etwas resigniert.

Mittlerweile hatte er es aufgegeben seinen Sohn davon zu überzeugen seinen Geburtsnamen anzunehmen. Immerhin standen seit der junge Harry bei ihnen war, die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass es nicht so aussichtslos war. Zudem trug er noch immer die Hoffnung in sich, dass seine kleine Mara sich eines Tages für einen Mann entscheiden würde. Dann würde er endlich die Chance bekommen die Werber nach allen Regeln der Kunst einzuschüchtern oder zu vergraulen. Bei einer Frau mit Veelagenen war das ein irrsinniges Unterfangen, da diese mit Feuer um sich warfen, wenn man nicht aufpasste und Vampire vertrugen kein Feuer. Und bei Harry war es ihm beinahe unmöglich. Dazu gefiel ihm zu sehr, was der Junge aus seinem Sohn machte. Mara war in dem Fall seine letzte Hoffnung.
 

„Mir war nicht bewusst, dass du überhaupt weißt, was das ist Tom? Es ist ja nicht so, dass irgendeine deiner Liebschaften länger währte als ein paar Tage, oder sollte ich treffender Nächte sagen?“

Viviens Stimme war süß, doch ihre Absichten dahinter waren es nicht. Vielleicht schaffte sie es so den Jungen zu vertreiben, wenn sie ihm vor Augen führte, dass er auch nur eine dieser Nächte sein würde.
 

„Und das aus dem Mund einer Lamien**.“

Toms Erwiderung war kühl und brachte ihm ein leises Fauchen seiner Schwester ein.
 

„Um wieder darauf zurück zu kommen, was du von mir wolltest, Tom?“

Der schnaubte, legte aber zwei dicke Bücher auf den Tisch, die in schweres braunes Leder gebunden waren. Das eine trug ein goldenes und das andere ein bronzenes Siegel.
 

„Sind das etwa zwei der legendären Chroniken der untergegangenen Reiche Lemurias?“

Königin Ascalira nahm sich eines der Bücher, um es sich genauer ansehen zu können.
 

„Wenn Ihr damit die Chroniken der Engel meint, dann sind sie das wohl.“

Harry verschluckte sich an dem Beerensaft, den er versucht hatte zu trinken.
 

„Wie bist du in ihren Besitz gekommen? Sie gelten seit Generationen als verschollen.“

Die Königin war geradezu begeistert von den Werken.
 

„So verschollen waren sie nicht. Beide Exemplare waren in Britannien, was mich selbst erstaunt hat.“
 

„Aber wie kommst du drauf überhaupt nach ihnen zu suchen? Über solche Schätze stolpert man nicht so einfach“ wollte Godric ernst wissen.
 

„Dumbledore hat mich mit der Nase darauf gestoßen. Ich habe erfahren, dass er Bücher suchte, also versuchte ich ihm zuvor zu kommen.“
 

„Was dir erstklassig gelungen ist. Immer eine Haaresbreite vor Dumbledore, aber hinter mir.“

Harry konnte es einfach nicht lassen den Mann zu ärgern.
 

„Sei still du Balg.“

Belustigt sah der Elbenherrscher dem Geplänkel der beiden zu.
 

„Die Dinge haben manchmal die Gewohnheit sich zu wiederholen. Wie ich sehe hast du ein ähnliches Schicksal zu tragen wie dein Vater einst.“
 

„Was für ein Schicksal?“ fragte Mara neugierig neben ihm.
 

„Die Gesellschaft eines elbischen Knaben zu genießen.“
 

„Und wie er es genießt“ murmelte Draco und Lyra, sowohl Blaise, die es gehört hatten, begannen zu kichern.
 

„Ich hingegen hoffe nicht ein ähnliches Schicksal erneut zu erfahren.“

Der König der Elben sah erst etwas verständnislos zu seinem alten Mentor und Freund, bevor sein Blick zu dessen Sohn und dem schwarzhaarigen Elbenblut schweifte und sah, wie die zwei sich flüsternd stritten, nachdem Thomas dem Junge wie beiläufig einige der Varlasen*** vor die Nase gelegt hatte.
 

„Was soll das? Ich bin durchaus in der Lage mir selbst etwas zu nehmen.“
 

„Wenn Black und der junge Malfoy dir was auf den Teller tun, beschwerst du dich auch nicht.“
 

„Es ist auch ein deutlicher Unterschied, ob es zwei Todesser sind, die das tun, oder Voldemort persönlich.“
 

„Unsinn. Außerdem musst du regelmäßig essen.“
 

„Im Gegensatz zu dir, nicht Blutsauger?“
 

„Mach doch was du willst.“
 

„Als könntest du mich davon abhalten.“
 

„Iss jetzt. Diese Dinger sollen gut sein.“
 

„Als könntest du das beurteilen bei deiner einseitigen Ernährung.“

Trotz seiner Worte schob sich der Junge eines der kleinen Küchlein in den Mund.

Mit Blicken fragte der Herrscher der Elben den alten Vampir, ob es so war, wie er dachte, dass es war.
 

„Nur komplizierter, glaub mir“ formte er stumm mit den Lippen.
 

„Thomas, was möchtest du jetzt eigentlich genau von mir wissen?“

Der richtete nun seine Aufmerksamkeit wieder an dem Mann ihm gegenüber, legte aber trotzdem wie beiläufig wieder etwas vor den Jungen, was dieser jedoch dem Tier auf seinem Schoß gab.
 

„Alles.“
 

„Alles?“
 

„Alles!“

Der Mann rieb sich über die Augen.
 

„Nun gut. Was weißt du bisher?“
 

„Nicht viel. Mutter hat die Symbole hier als die Schriftzeichen der Engel erkannt, als sie sie vor ein paar Tagen gesehen hat.“

Harry zog die Augenbrauen zusammen, ebenso wie Godric. Er hatte die Bücher erkämpft und nicht einmal gewusst, was sie waren?
 

„Sie nannte sie die Chroniken der Engel. In ihnen soll die Geschichte, die Wissenschaft und die Magie der Engel aufgezeichnet sein. Doch wir können diese Schrift weder lesen, noch die Bücher öffnen.“
 

„Am Besten ich fange ganz am Anfang an. Die Engel waren eines der ersten Völker, die es auf der Erde gab, so sagt man. Sie lebten in drei großen Städten, die über die ganze Erde verteilt waren. Diese Städte nannte man zusammen auch das Reich Lemuria. Manche behaupten, dass es sogar eine vierte Stadt gäbe, doch das konnte bisher nicht bewiesen werden.“
 

„Das klingt so, als wäre die Existenz der anderen drei Städte bewiesen worden“ warf Lyra ein.
 

„Ein Forscher namens Featherlong, Sefkaw Featherlong kehrte 1857 von einer Expedition zurück und berichtete von den drei Hochstätten der Kultur der Engel. Er war es auch, der angeblich die Chroniken mitgebracht hatte. Doch nur wenige Wochen später verschwand er einfach und mit ihm diese Bücher und seine Aufzeichnungen, in denen er die gesamte Reise aufgezeichnet haben soll.“

Kurz herrschte Schweigen, in dem sich die Anwesenden ihre eigenen Gedanken machen konnten.
 

„Jede Stadt zeichnete ihre Geschichte und ihr Wissen in ihre eigene Chronik. Man vermutet, dass die Städte in Folge von Kriegen untergingen. Doch bevor eine Stadt fiel, verschloss man die Chronik und versteckte sie. Die Schlüssel brachten sie zu den Herzen der Städte.“
 

„Zu den Herzen?“
 

„So steht es in den Legenden.“
 

„Das heißt, als erstes solltest du dir das dritte Buch besorgen. Wenn du die Chroniken dann lesen willst, brauchst du die Schlüssel und um an die zu kommen, suchst du entweder selbst die Städte oder die verschwundenen Aufzeichnungen von Featherlong. Sollte dir das gelingen, dann musst du jemanden finden, der die alte Sprache des Himmels lesen kann“ fasste Cruenta in trockenem Tonfall zusammen.
 

„Klingt nach einem Kinderspiel“ ergänzte Harry sarkastisch.
 

„Im Vergleich dazu ist es weitaus schwieriger sich mit einem pubertierende Teenager auseinander zusetzten“ murrte der Vampir.
 

„Oh, war das etwa ein Kompliment? Dass es einfacher ist eine nahezu zum Scheitern verurteilte Suche zu meistern, als mich zu besiegen? Danke, glaub ich.“
 

„Ich habe nie behauptet, dass ich nicht in der Lage bin, dich zu besiegen.“
 

„Du hast es bisher nur nie geschafft, nicht Voldy?“
 

„Sind die öfter so?“ wollte Godric interessiert wissen.

Ihn erheiterte dieses Schauspiel. Die meisten in diesem Palast nannten den Sohn seines Freundes Lord Unnahbar und das nicht aus schlechtem Grund, doch dies Verhalten passte nicht zu dem Mann, der einst diesen Titel bekommen hatte.
 

„Nur an ihren guten Tagen.“
 

„Wie sehen denn die schlechten aus?“
 

„Das Haus steht in Flammen, ein Friedhof wird verwüstet, oder das Ministerium zu einer Kernsanierung gezwungen“ fasste Salazar grob zusammen.
 

„Hey, für das Ministerium kann ich nichts. Da habe ich kaum was kaputt gemacht. Das meiste waren Ginny, er hier und Professor Dumbledore.“

Harry hatte die beiden gehört und um seine Verlegenheit zu überspielen, versuchte er zu erklären, dass diese Auseinandersetzungen nicht nur zwischen ihm und dem Blutsauger so aus den Bahnen liefen.
 

„Vielleicht kann ja der junge Harry uns bei dem letzten Problem helfen.“

Die meisten sahen nun zu Cruenta, die sie wieder zum eigentlichen Thema zurückführte. Harry verengte die Augen, während der Rest versuchte Sinn in ihre Worte zu bringen, wie gerade Harry ihnen helfen konnte, die Sprache der Engel zu übersetzen.

Zwar schien sie bisher ihr Versprechen gehalten zu haben, aber diese subtilen Hinweise waren so... Slytherin.
 

„Und wie soll ich das bewerkstelligen?“ wollte Harry abwehrend wissen.
 

„Sie hat Recht. Wenn Dumbledore die Chroniken sucht, muss er die Möglichkeit haben, sie zu lesen. Vielleicht hat er einen Weg gefunden sie übersetzen zu können.“

Die Mutmaßung von Tom ging nicht ganz in die Richtung, die dessen Mutter beabsichtigt hatte.
 

„Und ich soll euch diesen Übersetzungsschlüssel liefern? Hatte ich nicht bereits erwähnt, dass ich kein Todesser werde und springe, wenn du es sagst?“

Auch Harry überraschte diese Theorie. Ganz ehrlich, wie wahrscheinlich war es, dass sein Schulleiter irgendwo ein Wörterbuch hatte, dass ihm dabei half, die Texte zu lesen. Jedoch war der Gedanke gar nicht mal so schlecht. Was wollte der Professor mit Büchern, die er weder öffnen, noch lesen konnte? Was bezweckte der Mann also damit?
 

„Dazu zwingt dich auch keiner. Du kannst uns auch so helfen.“
 

„Vielleicht hat er ja die Aufzeichnungen von Featherlong.“

Der Rest horchte auf und Harry wurde klar, dass er laut gedacht hatte.
 

„Wie kommst du darauf?“
 

„Es wäre eine Möglichkeit. Vielleicht ist er auf die Aufzeichnungen gestoßen. Woher sollte er sonst wissen, wo er suchen musste?“
 

„Wenn das stimmt, sollten wir versuchen an die Aufzeichnungen zu kommen.“

Harry sah wütend zu dem Mann neben sich.
 

„Setzt doch die Fledermaus darauf an. Er ist bei weitem der erfahrenere Spion von uns beiden. Oder macht es selbst. Jedes Jahr such der Professor händeringend einen Verteidigungslehrer und es ist euch schon einmal gelungen ihm einen Todesser unter die Nase zu setzten.“
 

„Einem neuen Lehrer wird er nicht genug vertrauen.“
 

„Aber er wird ihn als erstes verdächtigen. Das könnte für Snape eine gute Deckung sein.“

Vivien zog ihre Augenbrauen zusammen. Der Junge war anscheinend nicht auf den Kopf gefallen.
 

„Als hätte ich nicht schon genug zu tun. Wild pubertierende Teenager sind das letzte was mir noch fehlt zu meinem Glück.“
 

„Wer spricht denn von dir?“
 

„Die Idee ist gar nicht so schlecht“ unterbrach Ascalira sie.
 

„Was?“ kam es wie aus einem Mund von den beiden und selbst Vivien nickte widerstrebend.
 

„Wir sollten Lucius darauf ansetzten. Vielleicht kann er ein paar Fäden ziehen“ gab nun auch Salazar seinen Teil bei.

Harry vergrub sein Gesicht in Sebas Fell. Das kommende Schuljahr schien wieder turbulent zu werden, wenn sich noch mehr Todesser in die Hochburg des weißen Ordens wagten.
 

„Wir sollten alles weitere später besprechen. Heute feiern wir den siebten Geburtstag von Mara und allein ihr gehört dieser Tag“ beendete Godric nun die Diskussion.

Harry sah auf. Siebter Geburtstag? Hatte das Mädchen bei ihrer ersten Begegnung nicht gesagt, dass sie sieben war?

Er rieb sich über die Stirn. Was waren schon neun Tage? Jetzt war es so oder so egal.

Er nahm noch eine der Varlasen und schob sie sich in den Mund. Sie waren wirklich gut und er würde den Teufel tun dem Vampir das zu sagen.
 

~*~

„Junger Harry, dürfte ich kurz mit Euch sprechen?“

Er sah auf, als er die Stimme erkannte. Sie gehörte der Elbe, die ihm gegenüber neben der Bardin gesessen hatte.
 

„Natürlich.“

Nach dem Essen waren sie auf den Platz vor dem Palast gegangen. Mittlerweile war die Sonne untergegangen. Von überall her erklang Musik und er vermutete, dass der ganze Platz von Fackeln erhellt wurde. Er spürte die flackernde Wärme der tanzenden Flammen. Selbst stand er etwas abseits und verfolgte zusammen mit Seba auf seiner Schulter das Geschehen. Manchmal fragte er sich, was dieser Windgeist an ihm fand, dass sie immer an seiner Seite war, wenn er das Haus verließ.
 

„Du kannst mich Naoven nennen.“

Einen Moment versteifte er sich, zwang aber seine Muskeln sich zu entspannen.

Dann besann er sich und verneigte sich leicht vor ihr.
 

„Altkönigin.“

Die Frau lachte. Es war ein schönes warmes Lachen.
 

„Es gibt keinen Grund so förmlich zu sein. Wie ich hörte stehst du der Familie Slytherin sehr nahe. Du sollst ihnen sehr geholfen haben und sie haben dir einiges zu verdanken.“
 

„Was haben sie mir denn zu verdanken? Ich habe ihnen mit meiner blinden Naivität mehr geschadet als jeder andere in Relation zu meinem Alter. Ich schulde ihnen mehr, als sie mir. Immerhin haben sie mich bei sich aufgenommen.“

Die hellen Augen der Elbe maßen ihn musternd ab. Bei allem, was sie gehört hatte, war der Junge äußerst bescheiden.
 

„Lassen wir das. Es ist auch gar nicht das, worüber ich mit dir reden wollte.“

Noch einmal ließ sie ihren Blick über ihn gleiten
 

„Wie ich hörte waren du und deine Freunde heute im Sternengarten. Die Bardin Veileyra sagte, dass du dort mit Sey-Liraeini getanzt hast, die uns seit einigen Tagen in unserem Wald besucht.“
 

„Sie ist eine Freundin von mir und fand es eine Verschwendung, dass meine Begleiter mich so einkleiden und ich dann nicht tanze. Es tut mir Leid, denn mir war nicht klar, dass das eine Art Wettbewerb war und wir gar nicht hätten dort sein sollen.“
 

„Wie kommst du darauf, dass es euch verboten war?“

Ihre Stimme war sanft und trug nur neugieriges Interesse.
 

„Weil sie uns alle so angesehen haben, als wären wir eine Erscheinung.“

Verlegen richtete sich der Blick des Jungen auf die Feiernden in der Mitte des Platzes.
 

„Oh, das lag daran, wie ihr aufgetreten seid. Wie drückte sich die Bardin noch einmal aus? Ach ja. 'Es war, als würde der Knabe mit dem Wind kämpfen'. Ja, das waren ihre Worte.“
 

„Einer Sylphe“ murmelte er.
 

„Was ihre Worte nicht ganz so abstrakt erscheinen lässt. Gefällt es dir zu tanzen?“

Harry runzelte die Stirn, denn er hatte keine Ahnung, welche Richtung dieses Gespräch einschlug.
 

„Ich glaube schon. Es macht Spaß.“
 

„Tanzt du oft?“
 

„Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen.“

Die Frau lächelte, als der Junge sich durchs Haar fuhr. Sie hatte selten jemanden ihres Blutes erlebt, der nicht einfach schweigend abwartete, bis sie endlich zum Kern der Sache kam. Die meisten Elben hatten bei weitem mehr Geduld. Aber die meisten hatten auch einige Lenze mehr gesehen. Vielleicht sollte sie ihn nicht zu lange im Unklaren lassen.
 

„Hast du schon einmal vom Wiesenmondfest gehört?“

Das kühle Desinteresse von Seba zog seines umso mehr auf sich. Er hatte das unbeschreibliche Gefühl, dass sie den ein oder anderen Hintergedanken gehabt hat, als sie ihn zum Tanzen aufgefordert hatte. Die Kleider hatte sie wahrscheinlich nur als einen willkommenen Vorwand genommen.

Jedoch konnte er den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Was hatte sie bezweckte?
 

„Das ist das Fest um den Frieden des Elbenvolkes mit einem Vampirclan zu verlängern.“
 

„Eben dieses. Weißt du auch, wie der Frieden verlängert wird?“
 

„Mit einem Tanz. Oh.“

Der Knut war endlich gefallen. Seba fauchte auf, als er ihr ins Ohr zwickte.
 

„Strafe muss sein“ hauchte er ihr beleidigt in das geschundene Ohr.

Statt irgendwas darauf zu erwidern, begnügte sie sich damit mit ihren scharfen Zähnchen an seinen Fingern zu kauen, die sie zuvor noch gestreichelt hatten. Seufzend ergab er sich, entzog ihr jedoch nicht die Finger.
 

„Was hältst du davon?“

Sie hatte sich erst wieder von dem Anblick der beiden losreißen müssen. Dieses Tier verhielt sich äußerst ungewöhnlich und auch der Junge agierte nicht wie jemand, der ein fremdes Tier mit sich herum trug.

Anscheinend war es dem Jungen nicht bewusst, wie sie beide auf ihre Umwelt wirkten, doch die ungewöhnlichen violetten Augen, die sie nicht einen Moment unbeobachtet ließen, schienen es zumindest zu ahnen.
 

„Ich weiß nicht. Ich bin heute das erste Mal in meinem Leben Elben begegnet und außerdem bin ich gerade mal ein Halbblut, nicht älter als siebzehn.“

Sie horchte auf. Er sagte nicht 'anderen Elben', sondern drückte es allgemein aus. Das schien zu bedeuten, dass er seinen elbischen Elternteil nicht kannte und das konnte nur bedeuten, dass dieser nicht mehr lebte, denn nur der Tod konnte einen ihres Volkes von dem eigenen Kind trennen, wenn es noch so jung war.
 

„Das Alter ist völlig unwichtig. Ich habe selten diese Bardin über einen Tänzer so schwärmen hören, wie über Maylawen selbst. Du bist und bleibst zudem ein Elb, wenn auch ein recht exotischer mit deinen dunklen Haaren, egal um wie viele Ecken. Also, was sagst du?“

Vorsichtig, um zu sehen, wie er darauf reagierte, fuhr sie mit den Fingern durch seine gelockten Haare. Auch wenn sie so widerspenstig wirkten, so waren sie dennoch seidenweich.

Etwas erschrocken zuckte Harry zusammen, überrascht von dieser Geste, ließ sie aber dennoch zu, während Seba ihren Kopf an seinen Hals schmiegte, wie um ihn zu beruhigen.

Wieso glaubten alle, dass er so empfindlich war? Ach ja, weil es stimmte.
 

„Ich weiß nicht so recht. Das ist eine große Ehre, doch ich glaube nicht, dass ich ihrer würdig...“

Und sie hatte schon mit Widerstand gerechnet. Normal rissen sich die Tänzer um diese Ehre, selbst wenn es bedeutete mit einem Vampir zu tanzen. Dieser Junge war wirklich einmalig.
 

„Gut, dann ist es abgemacht. Ich werde einem Schneider Bescheid geben, die Kleider anzufertigen. Ich freue mich schon auf deine Künste.“
 

„Aber...“

Bevor die Diskussion ausarten konnte, tauchte urplötzlich das Geburtstagskind zwischen ihnen auf.
 

„Engel, komm, lass uns tanzen.“

Seinem Schicksal ergeben ließ er sich mitziehen. Was hatten die alle heute eigentlich mit dem Tanzen?
 

~*~

„Hast du Harry gesehen? Wir wollen los.“

Suchend sah sich Tom um, als er die schlafende Mara an seine Mutter übergab.

Seine Schwester und der Rest waren schon wieder zurückgekehrt.
 

„Er ist dort hinten eingeschlafen. Der Tag war lang für ihn gewesen.“

Mit einem Kopfnicken deutete sie zu einer Stelle, wo einige Kissen in den Schatten lagen und verschwand dann auch mit ihrer Tochter.
 

„Ich hol ihn“ murrte er.

Als hätte er jetzt noch eine Wahl.

Leise, um den Jungen nicht zu wecken, näherte er sich dem Haufen, bis er dessen Gestalt ausmachen konnte

Selbst, oder viel mehr gerade in den schlafenden Zügen des Jungen konnte er erkennen, wie sehr der Tag an ihm gezerrt hatte.

Vorsichtig nahm er ihn auf und wollte sich gerade zum Aufbruch bereit machen, als er bemerkte, dass jemand nahe bei ihnen stand.

Er sah auf und entdeckte eine Sylphe, die in den Schatten stand und langsam auf ihn zu trat.
 

„Sucht einen Mann namens Dominguez . Er hat das, was ihr sucht.“

Ihr Blick senkte sich und schweifte über den jungen Mann in seinen Armen.
 

„Pass gut auf ihn auf.“

Ein sanfter Wind kam auf und im nächsten Moment war die Frau verschwunden.
 

„Du machst es einem auch wirklich nicht leicht. Wieso meint ein jeder, der dich zu kennen scheint, mir immer dasselbe sagen zu müssen?“

Seufzend verließ auch er den Wald und kehrte zurück zum Hause Dracul, um seinen Gast ins Bett zu bringen und Regulus auf den Hinweis von der Sylphe anzusetzen.
 

~oO~0~Oo~
 

* Veitstanz von Subway to Sally
 

** Lamien: Eine alte Bezeichnung für einen weiblichen Vampir, die ständig nach dem Blut junger Männer dürstet und sie mit ihrer betörenden Schönheit zu sich lockt.
 

*** Varlasen sind eine Art elbische Fruchtküchlein.

Mission

>>>Vorwort<<<
 

xX01. September 2009Xx
 

Die letzten Monate waren wirklich eine Nummer für sich. Mein Abi habe ich mit Kühlpacks, wegen meiner Hand, hinter mich gebracht und ich habe es wirklich geschafft *jubel* Mittlerweile geht es auch wieder mit meinen Händen. Eine Ausbildung habe ich leider nicht bekommen, so werde ich mich ins Studium stüren, mal sehen, was dabei rum kommt. Alleine für den ganzen Papierkram: Anmeldung, BaföG, Studiendahrlhen, bla bla bla... muss man ja schon studieren -.-

Zudem bin ich endlich von zuhause raus und wohne zusammen mit meinem besten Freund. Der Umzug war auch stressig, so wie das renovieren und das alles doch ich finde wir haben es uns wirklich schön hier gemacht. Nebenher jobbe ich zur Zeit in einer Bäckerei, was auch wieder Tage frisst. Internet habe ich zum Glück wirklich Anfang August gehabt, doch ich kam einfach nicht dazu weiter zu schreiben. Vor allem das halbe Kapitel stand schon, doch der rest wollte einfach nicht. Es tut mir wirklich Leid, dass ihr so lange warten musstet und ich hoffe, dass euch die Länge, sowie das Geschenen einigermaßen entschädigt.

Jockie hat im Übrigen eine Playlist von The Beginning bei Youtube zusammen gestellt. Wer will kann ja mal vorbei schauen^^
 

http://www.youtube.com/view_play_list?p=C619EEBFE4243F7B&search_query=%22Sense+of+a+Butterfly%22
 

In dem Sinne wünsche ich euch viel Spaß bei Sense of a Butterfly
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Mission ~*~
 

„Das ist doch absolut schwachsinnig. Keiner deiner Leute erfüllt die nötigen optischen Voraussetzungen und das weißt du!“
 

„Ich werde kein halbes Kind schicken. Vielleicht ist das in Dumbledores Orden Gang und Gebe, aber nicht bei mir.“
 

„Aber genau das ist der Punkt. Was glaubst du, wie lange er noch braucht, um herauszufinden, wer das dritte Buch hat? Wenn Regulus es in kürzester Zeit schafft, alles über diesen Antiquitätensammler herauszufinden, wie lange glaubst du, brauchen Professor Dumbledores Leute? Und der wird gewiss nicht damit hadern jemanden zu schicken, der in deinen Vampiraugen zu jung ist.“
 

„Falls es dir entgangen sein sollte, hier werden die Dinge anders angefasst. Zudem sind wir uns nicht einmal sicher, ob dieser Mann das Buch wirklich hat!“
 

„Etwa professioneller? Ach nein, stimmt ja, ihr versucht einfach nur schneller zu sein, bei was-auch-immer. Du hast nicht einmal gewusst, um was für Bücher es ging. Wäre das eine Falle gewesen, wärt ihr blindlinks und mit wehenden Fahnen in sie geraten. Frei nach diesem Motto müsste ich mich doch eigentlich schon umziehen!“

Stöhnend rieb Salazar sich über die Stirn. Zum wiederholten Male an diesem Nachmittag fragte er sich, warum er nicht einfach verschwand.
 

/Du willst nun mal wissen wie es ausgeht und vielleicht dem Rätsel einen Schritt näher kommen, das die Existenz des Jungen beschreibt/ flötete ihm eine kleine Stimme vergnügt zu.

Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben sich zu fragen, wieso diese Stimme mit dem lästigen Grinsen und der unangenehmen Spitze in ihr, ihn weiterhin verfolgte, obwohl der Knabe, dem sie einst gehörte, ihn schon seit Dekaden nicht mehr auf dem Fuß folgte.
 

Auf der anderen Seite jedoch wäre es – vielleicht, aber auch nur vielleicht – weiser seine Neugierde zu zügeln und den strategischen Rückzug anzutreten. Wer wusste schon, ob das hier nicht in einem Gemetzel endete? Und Kollateralschäden schien keiner der Beiden ernst zu nehmen.

Black hatte seine Chance genutzt und war schon zu Beginn der Auseinandersetzung der beiden verschwunden. Wahrscheinlich versuchte er gerade zu erfassen, welches Glück er gehabt hatte, denn das, was er in Erfahrung gebracht hatte, hatte ihm überhaupt nicht gefallen und seinem Sohn noch weniger. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals gewesen, dass sich der Junge gerade heute das Gebälk dieses Salons ausgesucht hatte, um in ihm zu hocken.
 

Regulus hatte einiges binnen 40 Stunden in Erfahrung gebracht, was größtenteils daran lag, das es viele gab, die, zwar aus anderen Motiven, diesen Mann bereits durchleuchtet hatten. Herkunft, Werdegang, Gewohnheiten über Abneigungen und Vorlieben – wo der Kern dieser Auseinandersetzung lag. So vieles wusste man über diesen Mann, den man in manchen Kreisen einfach den Sammler nannte und die Wahrscheinlichkeit schien recht hoch zu sein, dass seine Sammlung auch das letzte Buch der Chroniken beinhaltete. Doch bei allem was man wusste – wie, dass er alle seine Stücke bei sich im Haus ausgestellt hatte – so kannte niemand den Fleck Erde, wo man eben dieses Haus finden konnte.
 

Es war Harry gewesen, der an diesem Punkt ihr Augenmerk auf dessen Neigungen gerichtet hatte.
 

„Erst einmal drin, bist du auf dich allein gestellt, ohne Zauberstab.“
 

„Falls es euch entfallen ist, doch selbst Muggel schaffen es sich zu verteidigen. Magie ist nur ein Weg.“
 

Regulus war gerade mit seinem Bericht fertig gewesen und Salazar hatte ihm keine Überlebenschance mehr von über 13% zugeschrieben, als Harry – der, wie sie feststellen mussten, die ganze Zeit in dem Raum gewesen zu sein schien - herunterkam und ihnen seinen Plan darlegte, den er binnen kürzester Zeit geschmiedet hatte, als wäre es völlig offensichtlich, wie sie vorgehen mussten. Der Plan war waghalsig für den, der ihn ausführte und vieles, worauf er sich stützte, waren nur Vermutungen, auch wenn sie einen bizarren Sinn ergaben.
 

Auch wenn es gewiss interessanter wäre zu verstehen, wie der Junge auf der einen Seite einen solchen Plan ausarbeiten konnte und das in dieser Zeit, aber auf der anderen eher langsam im Unterricht hier und maximal durchschnittlich auf Hogwarts zu sein schien, so hatte er ihn schon lang genug beobachtet, um zu wissen, dass eine direkte Frage, oder ein zu offensichtliches Recherchieren ihn nachher nur in die Situation bringen würde, dass er sich überhaupt nicht mehr sicher war. So naiv sich dieses verfluchte Elbenblut auch manchmal anstellte, so war es dennoch brillant, wie er es schaffte Fragen auszuweichen, die er nicht zu beantworten bereit war. Er führte einen drumherum, ließ es einen plötzlich banal erscheinen und offensichtlich irrelevant. Erst im Nachhinein - wenn überhaupt - bemerkte man dann, dass er es wieder einmal geschafft hatte und selbst wenn man sich darauf vorbereitete, wenn man es wusste, so brachte es einem trotz allem nichts.

Vielleicht war es nicht gut für ein Kind in einem Umfeld aufzuwachsen, dass ein raffiniertes Netz aus Lügen um einen sponn.
 

Das Fazit blieb dasselbe: Es war ratsamer sich mit der gegenwärtigen Situation auseinander zu setzten, statt etwas zu ergründen, was so geschickt vor einem verborgen wurde, dass man nur auf dessen Spur kommen würde, wenn ein Fehler gemacht wurde, doch bis dahin hieß es abwarten.
 

Salazar verstand einfach nicht, was den Jungen dort hinauf in das Gebälk trieb, auch wenn der Aspekt, dass man ihn dort nur schwer fand und er elbische Gene in sich trug, gewiss nicht unbeachtet bleiben sollte.

Gestern und heute hatte es sich zudem herauskristalisiert, dass Harry dem jungen Draco und auch Tom aus dem Weg ging. Vielleicht war irgendwas bei den Elben vorgefallen, von dem er nichts wusste? Zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber möglich. Die Psyche dieses Jungen mochte verstehen, wer wollte, er tat es nicht und er bezweifelte, dass er, oder ein anderer das je tun würde. Doch wahrscheinlich war gerade das der Schlüssel zu all den Rätseln, die der junge Harry Potter um sich wob.
 

/Wob.../

Das nur so dahin gedachte Wort schien plötzlich in Salazars Kopf zu sprießen und versuchte eine Verbindung mit etwas herzustellen, dass er selbst im Augenblick nicht zu greifen vermochte.
 

„Ich spiele seit Jahren eine Rolle. Was lässt dich daran zweifeln, dass ich so etwas nicht hin bekomme?“
 

„Diese Art von Erfahrungen stehen gar nicht zur Debatte, auch wenn sie nun ein weiterer Punkt auf meiner Liste sind, kein Kind zu schicken.“

Salazar fuhr aus seinen Gedanken auf, bevor er verstehen konnte, was dieses Wort für eine tiefere Bedeutung haben konnte, doch er erkannte schnell, was ihn aufgeschreckt hatte. Langsam wurde es wirklich gefährlich. Die Richtung, in die sich der Streit nun bewegte hatte bisher keiner eingeschlagen, wenn man von den ungeschickten Worten des Zabini-Sprosses einmal absah, doch der kleine Ausrutscher hatte bereits gezeigt, dass das Thema äußerst empfindlich und leicht entzündlich, wenn nicht hoch explosiv war.
 

„Das Alter ist aber ein entscheidender Faktor. Welche Erfahrungen sollen denn von Bedeutung sein? Die meisten habe ich schon hinter mir.“

Salazar stand abrupt auf, um einzuschreiten, denn das ging nun eindeutig zu weit. Tom hatte Harry gepackt und ihn wütend an die Wand gedrückt. Die Handgelenke hielt er über dessen Kopf wie ein Schraubstock, während die andere dessen Kinn packte damit der Junge in das von Wut verzerrte Gesicht blickte. Sinnlos, aber das wusste nur einer in diesem Raum.

Hätte Harry den Blick wirklich gesehen, wäre ihm vielleicht weder das Erkennen, noch der Hauch der Angst entgangen, die durch Toms Blick flackerten, als er seine Augen von den Narben auf das Gesicht lenkte.

Wie hatte er das nur übersehen können? Wie hatte er die zwei feinen Linien, die das Handgelenk des Elbenblutes entstellten, nicht bemerken können? Was hatte er sonst noch übersehen? Er schob die Gedanken beiseite. Das musste noch warten.
 

„Dieser Mann ist ein widerliches Schwein. Kannst du dich von so einem Menschen einfach anfassen lassen? Kannst du dich selbst soweit belügen, damit sogar dein Körper signalisiert, dass du willig bist, auch wenn du weißt, was er anderen wie dir angetan hat? Kannst du einen Mann so nah an dich heran lassen, dich berühren lassen?“ zischte er.

Die grünen Augen, die sich erschrocken geweitet hatten, verengten sich nun zu Schlitzen und Harry versuchte sich zu befreien. Wütend zogen sich die Augenbrauen des Lords zusammen, als er den beinahe erbärmlichen Widerstand spürte. Er ließ das Kinn los und seine Hand den Rücken hinunter wandern.
 

„Tom!“ fuhr der Vampirlord seinen Sohn an, doch der schien ihn gar nicht zu hören.
 

„Was tust du, wenn er zu weit geht? Du bist nicht einmal in der Lage mich abzuwehren, wie willst du es dann mit einem Mann aufnehmen, der mehr als doppelt so viel wiegt wie ich? Du wirst dich nicht wehren können, wenn er beschließt seine kranken Phantasien an dir auszuleben.“

Die Hand lag nun auf dem festen Hintern des Gryffindors und drückte diesen nur noch näher an den Vampir.
 

Harry schloss seine Augen und versuchte die Leere in seinem Kopf abzuschütteln. Es war als wenn sein Verstand eingefroren wäre. Der erste Gedanke, der sich träge hervor kämpfte war, dass Voldemort Recht hatte. Er hatte Recht, verdammt noch mal. Wie sollte er das schaffen? Er war einfach zu schwach. Schon einmal hatte er sich nicht wehren können, warum sollte es ihm dieses Mal gelingen? Er würde wieder zu schwach sein und sich dafür hassen.
 

Ginny legte im letzten Jahr immer viel Wert darauf ihm klar zu machen, dass er eine echte Schönheit war. Er glaubte, dass sie diese - in den Raum gestellte - Tatsache nur deswegen immer wieder unterstrich, um sein Selbstwertgefühl zu stärken, doch er hatte seinen Körper gehasst dafür, dass er genau das war, schön, aber nicht stark genug. Er hatte versucht ihn – seinen Körper - zu zerstören, ihm die Schönheit zu nehmen, die man in ihm gesehen hatte. Er war zu schwach gewesen sich zu wehren, also hatte er versucht das zu zerstören, wonach sie verlangten, ihr Interessen im Keim zu ersticken.
 

/Beinahe wäre es mir gelungen./
 

Gegen alle Vernunft war es eben dieser Gedanke, der seinen Verstand aus dem Winterschlaf holte.
 

Seine Freunde hatten es nicht zugelassen, dass er sich selbst zerstörte und sie würden es nicht gutheißen, wenn er jetzt wieder anfing das zu glauben, was sie ihm endlich ausgetrieben hatten und auch Raziel würde ihn mit der buntesten Schimpftriade aufwarten, die ein Elb je gehört hatte.
 

Er war nicht mehr schwach. Er war nicht mehr der kleine hilflose Knabe. Nichts war mehr von dem Kind da, das sie den-Jungen-der-lebt nannten, außer seinem Herzen, seiner zerrissenen Seele. Sein Körper und selbst sein Blut hatte sich verändert. Auch sein Geist war seither gereift. Er wollte sich nicht mehr von seiner Vergangenheit und ihren dunklen Momenten beherrschen lassen. Sie gingen vorbei, wie alles verging und selbst am Ende der dunkelsten Nacht erhebt sich die Sonne zu einem neuen Tag.

Sein Tag war angebrochen und selbst die Albträume in der Nacht würden vergehen, wären vielleicht schon vergangen, hätte er sich selbst die Zeit gegeben sie zu haben. Seine Freunde und sein fast verloren geglaubtes Selbstbewusstsein würden ihm genug Kraft geben den Dingen ins Auge zu sehen, die ihn beinahe zerstört hätten.

Er war einmal durch diesen Albtraum geschritten und der Schrecken barg nichts neues mehr für ihn. Was einst seine Schwäche war, musste er zu seiner Stärke machen. Er kannte die Folgen, wenn er sich nicht wehren konnte und er würde den Teufel tun es noch einmal so weit kommen zu lassen. Unzählige lange Nächte hatte er damit verbracht stärker zu werden und selbst dieser Vampir würde sich an ihm die Zähne aus beißen.
 

Voldemort wollte ihn erschrecken? Er würde ihm zeigen, dass nicht der zu fürchten war, der einem die Finsternis zeigte, sondern der, der sie schon durchschritten hatte.

Man konnte nicht in sie hinein blicken, doch umso besser konnte man sehen, wenn man in ihr war und sich dem Licht näherte. Hatte man erst einmal aus ihr herausgefunden sah man die Dinge sprichwörtlich in einem ganz anderen Licht.
 

Es ging nicht darum sich zu wehren. Darum ging es nie. Es ging darum die Kontrolle zu haben.

Auch wenn der letzte Sommer noch immer seinen Schatten auf ihn warf, so wusste er dennoch, dass er stark genug war das durchzuziehen und es würde ihn stärker machen, sich dem zu stellen, seinen Dämonen gegenüberzutreten. Er musste es tun.
 

Salazar hatte die beiden nun fast erreicht und streckte schon seinen Arm aus, um seinen Sohn von dem Jungen zu reißen, als dieser hilflos die Augen schloss, als würde er versuchen alles um sich herum auszublenden, als würde gerade nicht geschehen, was geschah. Jedoch war dieser Eindruck so schnell verflogen, wie er gekommen war.

Die grünen Augen öffneten sich und trugen einen Glanz, den er noch nie bei diesem Jungen gesehen hatte.

Er gefror mitten in der Bewegung, als hätte sein Körper vergessen, wie man auch nur einen Muskel rührte. So konnte er einfach nur untätig dastehen und zusehen.
 

Harry lehnte sich plötzlich in die Berührung ihrer Körper, statt sich zu wehren. Jeglicher Widerstand war erstorben und das gesamte Verhalten des Jungen wendete sich um 180°. Geschmeidig, beinahe schüchtern streckte er sich leicht, damit er seine Lippen auf die des wenig größeren Mannes legen konnte. Mit geschlossenen Augen, genießend, schmuste er mit den ihm fremden Lippen.

Der dunkle Lord war davon überfahren. Sein gesamtes Denken schien sich völlig im Kreis zu drehen, herumzuwirbeln und bestand nur noch aus einem Strudel von Glück, Verwirrung, Genuss, Unglauben, heillosem Chaos und dem Wörtchen Harry.
 

Sein Griff löste sich, was der Junge nutzte, seine Hände zu befreien und sie ihm auf die Hüften zu legen und ihn bedächtig und dennoch unbemerkt von der Wand weg, in den Raum zu schieben. Tom wurde erst klar wie ihm geschah, als er gegen etwas mit dem Hintern stieß, Harry ihn mit einem heftigen Ruck von sich weg drückte und auf die Spitze seines eigenen Stabes blickte. Das letzte was er sah war wie ein blauer Fluch die wenigen Inch zwischen ihnen überbrückte.
 

Braune trafen auf grüne Augen und Salazar wusste, dass es sinnlos war, den Jungen aufhalten zu wollen. Er schien sich voll im Klaren zu sein, was dieser Plan bedeutete für ihn und er wollte sich dem stellen. Zudem war die Vorstellung gerade äußerst beeindruckend, wie auch unerwartet gewesen.
 

„Ich werde dir einen Vorsprung von ein paar Stunden geben, bevor ich meinen Sohn wecke.“

Harry nickte vorsichtig und legte den Stab auf die Couch, über die Tom gestürzt war. Bevor er jedoch aus dem Raum war richtete der Vampirlord noch einmal das Wort an ihn.
 

„Wenn dir was passiert, wird Thomas dir die Seele aus dem Leib fluchen und ich werde ihn gewiss nicht daran hindern.“

Ohne sich umzuwenden verließ der Gryffindor den Salon und rannte durch die Korridore. Die Zeit lief.
 

Eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren trat aus den Schatten und blickte dem Jungen nach, um den sich so viel drehte.

Der Schattenlord hatte also Recht behalten. Harry Potter würde die Sache gegen alle Widerstände durchziehen.

Als er nicht mehr zu sehen war, wandte auch sie sich ab, denn auch ihr blieb nicht mehr viel Zeit, wenn sie vor ihm da sein wollte. Wie es schien würde sie heute ausgehen.
 

~*~

Harry atmete noch einmal tief durch, bevor er seine Hand hob und klopfte. Das war eben alles völlig aus dem Ruder gelaufen und dennoch weigerte er sich standhaft darüber nachzudenken. Sein Herz schlug ihm jetzt noch bis zum Hals, doch er zwang sich sich zu fangen. Jetzt war sein ganzes Können gefragt, denn wenn er scheiterte, war die ganze Sache gelaufen. Einen zweiten Versuch würde es nicht geben.
 

„Potter, wo zur Hölle hast du gestern und vor allem heute gesteckt? Ich habe das ganze Haus nach dir abgesucht. Morgens bist du nicht im Bett, dein Zimmer sieht aus, als hätte dort ein Orkan sich auf deine Regale konzentriert und sämtliche Bücher auf dem Boden verteilt, dann tauchst du nicht zum Unterricht auf und auch den ganzen Nachmittag bleibst du verschwunden. Falls es dir nicht aufgefallen ist, doch Blaise und ich sind es, die Voldemort erklären müssen, dass wir nicht wissen wo du steckst.“

Die Stirn runzelnd wandte sich Harry von der Tür ab nach Rechts, von wo Malfoy auf ihn zu schritt. Er nannte Tom nur Voldemort, wenn er über den Mann sprach, der den dunklen Orden führte und beschissenen Laune hatte, eben wenn er so war, wie alle Du-weißt-schon-wen kannten und fürchteten.
 

„Wenn ihr meint, dass nur weil euch jemand als so ne Art Bodyguard abstellt, ihr mir die ganze Zeit im Nacken sitzen müsst, dann könnt ihr euch das getrost abschminken. Ich kann damit leben, wenn wir irgendwo im Nirgendwo unterwegs sind, aber das war es dann auch schon.“

Draco strich sich einige Haare hinters Ohr. Ihm war von vornherein klar gewesen, dass das kommen musste.
 

„So einfach ist das nicht. Der Lord hat Blaise und mich gestern nun offiziell zu deinen Leibwächtern erklärt, eben weil wir hier und selbst in Hogwarts dieser Pflicht nachgehen können dir 'im Nacken zu sitzen', wie du so schön sagst.“

Harry stöhnte gequält auf. Das konnte doch nicht mehr wahr sein. Das verkomplizierte sein Vorhaben ungemein. Er musste sich was einfallen lassen, sonst würden die beiden ihm heute noch folgen und das würde nicht nur ihn in Gefahr bringen.
 

„Warum habt ihr das überhaupt angenommen? Von den Kerkern zum Turm ist es selbst mit diversen Abkürzungen und übermenschlicher Schnelligkeit ein ganzes Stück. Ich kann es nebenbei nicht leiden, wenn man mich überwacht. Dir ist bestimmt klar, dass ich es euch nicht einfach machen werde, zudem ziehen ich einen regelrechten Schweif von Gefahren hinter mir her.“
 

„Eben deswegen. Wir Überwachen dich auch nicht, sondern Bewachen dich. Außerdem gehört man als Leibwache mit zu der Topriege, da man eben auf jene achtet.“

Harry verdrehte die Augen.
 

„Topriege... also wirklich, ehrgeizig, wie eh und je. Es tut mir beinahe Leid dich von deinem hohen Pegasus zu holen, doch ich bin nur ein Gast.“

Draco sparte es sich zu erwähnen, dass Angehörige des Clans sogar die oberste Spitze war, zu der dieser Gryffindor schon beinahe gehörte. Die gesamte Familie Slytherin mochte den eigenen Löwen - die Jüngste vergötterte ihn nahezu - abgesehen vielleicht von seiner Schwägerin, die dem Schwarzhaarigen gegenüber misstrauisch war und wegen ihres Bruderkomplexes, wie Lyra es beschrieben hatte, eine regelrechte Abneigung gegen Harry hatte. Jedoch zweifelte Draco nicht einen Moment daran, dass sich das ändern würde, sobald diese Frau ihm eine Chance gegeben würde.

Aber das war eine andere Baustelle.
 

„Was wolltest du eigentlich?“
 

„Höh?“

Anscheinend hatte Draco den anderen aus seinen Gedanken gerissen.
 

„Es ist immerhin meine Tür vor der du stehst, oder hast du dich etwa verlaufen.“

Fast hätte der Gryffindor vergessen, wie der beißende Spott eines Malfoys genau da traf, wo er sollte.
 

„Erstaunlicher Weise habe ich zufällig das richtige Zimmer gefunden, doch wenn du mir so kommst gehe ich zu Millicent, damit sie mich schick macht.“

Harry wollte gerade an Draco vorbei, als dieser ihn an der Schulter zurückhielt. Er wusste, wo er bei dem Slytherin ansetzen musste.
 

„Wofür schick macht?“ wollte der Blonde misstrauisch wissen.

Entweder war etwas gewaltig faul oder Harry war verzweifelt, dass er wegen so etwas zu ihm kam.
 

„Also, ich wollte... naja... ausgehen... Tom... er hat da von so einem Laden erzählt...“ Harry hasste es zu stottern doch er war sich im Augenblick nicht sicher, was er sagen sollte. Informationen wie: 'Hey, ich hab nen Auftrag etwas von einem Perversen zu organisieren' oder 'Tom ist absolut dagegen, dass ich das mache' würden bestimmt nicht helfen seine Leibwache loszuwerden.

Auf dem Gesicht des blonden Schönlings schien sich jedoch zuerst Erkennen und dann ein Grinsen zu manifestieren, das er nur dann trug, wenn eines seiner eher schwierigeren Vorhaben endlich Früchte trug.
 

„Wenn das so ist, dann bestehe ich auf die Ehre dich für dein Date einzukleiden.“
 

„Date? Aber ich...“

Harry verstand im ersten Augenblick wirklich nicht, wie sein Freund darauf kam, dass gerade er ein Date hatte. Schnell versuchte er zu rekonstruieren, wie das hatte Zustande kommen können, doch dann meldete sich ein anderer Teil von ihm, dem das ziemlich egal war, dieses Missverständnis aufzulösen und eher plante das auszunutzen. Mit größter Wahrscheinlichkeit war das der Teil von ihm, den man als seine Slytherin-Seite beschrieb. Wenn Draco Malfoy glaubte, er habe ein Date mit dem dunklen Lord, dann würde er wahrscheinlich keine Fragen stellen, wenn Harry alleine, also ohne sie, ging. Warum also das Missverständnis aufklären?
 

~*~

„Eines muss man dem Lord und Longbottom lassen. Sie haben einen exzellenten Geschmack bewiesen und weise Voraussicht an den Tag gelegt. Obwohl du zugenommen hast, passen die Sachen wie angegossen.“
 

„Ich glaube, dass ich eigentlich beleidigt sein sollte für dieses Kompliment meiner Figur, doch schmeicheln tut es mich auch nicht“ meine Harry nur trocken darauf, als er sich von allen Seiten betrachten ließ. Auch wenn es ihn langsam nervte sich ständig anziehen zu lassen, so war es dennoch ein notwendiges Übel. Er hoffte nur, dass er dem eigentlichen Anlass gerecht gekleidet war, oder sollte er viel mehr sagen: 'nicht bekleidet war'?
 

„So, dass müsste so gehen. Soll ich dir beschreiben, wie du aussiehst.“
 

„Lass gut sein. Bei meinem Glück werde ich das heute noch oft genug hören.“

Draco runzelte misstrauisch die Stirn.
 

„Eigentlich ist der Lord niemand der überschwänglich mit Komplimenten um sich wirft.“

Harry merkte, dass Draco etwas ahnte, also versuchte er dessen Verdacht zu zerstreuen.
 

„Er vielleicht nicht, aber es gibt genug Leute mit einer zu lockeren Zunge.“
 

„Da hast du wohl Recht. Wann geht es los?“
 

„Ich glaube gleich. Ich mach mich besser auf den Weg. Danke noch mal.“

Nachdem er sich ein paar seltsam anmutenden Papierstücke mit einem Frauenkopf genommen und in die Hose gesteckt hatte, ging Harry aus seinem Zimmer, nur um einfach zu verschwinden.

Verwirrt sah Draco den Gang hinunter. Vielleicht war es besser, wenn er Blaise Bescheid sagte. Zusammen sollten sie dann auch nur einmal zur Sicherheit nachsehen, ob der Lord auch schon unterwegs war.
 

~*~

Wer zu Lebzeit gut auf Erden

wird nach dem Tod ein Engel werden
 

Die Musik war laut und hart, die Atmosphäre getränkt von Alkohol, Schweiß und Sex. Lichter schwirrten wild und bunt über die tanzende Menge und entrückte sie für den Betrachter in eine andere Dimension.

Das Shark war ein Sternstück seiner Szene. Willig, anonym und auf ein Abenteuer aus waren die, die hier her kamen und ein Augenschmaus oder auf der anderen Seite gut betucht die, die es schafften hinein zu kommen. Wenig Stoff, viel Haut, das war die ungeschriebene Kleiderordnung für die mit entsprechender Figur - die Reinste Fleischschau und das meiste machte Appetit auf mehr.
 

den Blick gen Himmel fragst du dann

warum man sie nicht sehen kann
 

Doch das interessierte sie nicht. Ihr Augenmerk lag auf jemand bestimmtes, der in diesem Augenblick den Club betrat.

Eines musste sie dem Jungen lassen. Er sah zum Anbeißen aus, selbst hier schien er wie ein Saphir zwischen einfachen Kieseln zu glänzen. Die Jeans umhüllte seine Beine wie eine zweite Haut und das zerschlissen wirkende Shirt mit dem Aufdruck... sie stutzte kurz. Es sah bei diesem Licht wirklich so aus, als würde ein Drache seinen Brustkorb aufreißen und sich daraus hervor kämpfen. Wenn so jemand auf einem zu kam, dann überlegte man nicht lange.
 

Erst wenn die Wolken schlafengehn

kann man uns am Himmel sehn
 

Sie glaubte zu wissen, wer ihn so hergemacht hatte. Ihm selbst traute sie das nicht zu. Zu viele kleine Details. Die Haare, die schwarzen Linien unter den Augen, um den Blick auf die grünen Tiefen zu richten und selbst die Ringe an den Händen, die schwarzen Schnüre um seinen Hals, so wie das breite Leder mit den anmutigen Verzierungen an seinem rechten Handgelenk. Jemand, der sein eigenes Spiegelbild nicht sehen konnte und zuvor eher wenig Wert auf gutes Aussehen gelegt hatte, achtete nicht auf so etwas. Verrucht war das Wort, dass ihr dazu einfiel und doch waren seine Augen die Verlockung, seine Bewegungen das Wilde einer Raubkatze und doch sein Charme der reinen Unschuld. Wenn nicht dieser junge Mann als Köder an sein Ziel kam, dann niemand.
 

wir haben Angst und sind allein

Gott weiß ich will kein Engel sein
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass eine dreiviertel Stunde von seiner Frist verstrichen war. Sie fand es erstaunlich, wie schnell er hergefunden hatte, denn wenn Draco Malfoy einen in seinen recht talentierten Händen hatte, konnte das dauern. Es war jedoch nicht ihre Aufgabe herauszufinden, wie dieser Junge solche kleinen Wunder zustande brachte, später würde sie sich aber umhören, wie er seiner Leibwache entkommen war. Der blonde Drache schien gewusst zu haben, was für ein Etablissement der Schwarzhaarige gedachte zu besuchen, den sie glaubte nicht an Zufälle. Also wie kam es, dass er alleine hier war, ohne Schutz? Auch wenn der Lord des Clans der Slytherin um die Umstände wusste, dass Leibwächter dem Auftrag schaden würden, so fand sie es dennoch ungewöhnlich, dass der wahrscheinlich zukünftige Gefährte seines Erben allein hier war. Außer ihr war niemand hier, der ein Auge auf den Jungen werfen konnte, falls hier tatsächlich irgendetwas unvorhergesehenes geschah. Wäre nicht das erste Mal um diesen Gryffindor.
 

Sie leben hinterm Sonnenschein

getrennt von uns unendlich weit
 

Was Draco Malfoy und Blaise Zabini betraf: Wahrscheinlich würden die beiden nicht länger mit dem Schutz des Jungen betraut werden, wenn sie nicht die Besten für diesen Job wären und dass sie es waren, das wusste sie, so wie sie wusste, dass der dunkle Lord es wusste. Wenn es nicht gerade dieser Junge wäre, die größte Herausforderung, die es auf diesem Gebiet gab, würden die beiden unbestrittener Weise Glanzleistungen vollbringen und wenn sie es schafften Harry Potter am Leben zu halten, würden sie in der Lage sein jeden zu beschützen.
 

sie müssen sich an Sterne krallen (ganz fest)

damit sie nicht vom Himmel fallen
 

Aber wie gesagt, das war nicht ihre Angelegenheit. Ihre Aufgabe war bei weitem simpler gestrickt und dennoch um vieles komplizierter. Sie sollte aus der Ferne beobachten. Jemand, von dem man nicht wusste, dass er da war, vor dem verbarg man sich auch nicht. Nur hier und da musste sie vielleicht hin und wieder mal ihre Finger ins Spiel bringen, doch mehr auch nicht. Sie durfte keine Spuren hinterlassen, die auf sie hinwiesen. Eine wirklich schwierige Aufgabe, doch bisher machte sie ihre Sache gut.
 

Erst wenn die Wolken schlafengehn

kann man uns am Himmel sehn
 

Sehr gut sogar, um nicht zu sagen exzellent. Niemand ahnte etwas von ihr, denn sie war wie ein Schatten. Stets präsent und dennoch so unscheinbar. Nicht ernst genommen, denn nicht nur der junge Elb hielt eine Fassade aufrecht, die jeder sehen wollte, die Mühe nicht wert sie zu hinterfragen. Warum auch. Jeder war zufrieden mit dem was er sah und fürchtete sich vor der Tiefe die sich dahinter verbergen konnte. Harry war ein Held und sie unwichtig am Rande des Geschehens. Ein Produkt, entstanden aus dem Verhalten ihrer Eltern. Mehr nicht. Nicht für die Augen, die nicht tief sahen.
 

wir haben Angst und sind allein

Gott weiß ich will kein Engel sein*
 

In dem Sinne lehnte sie sich an das Geländer der Brüstung, verlagerte ihr Gewicht, nippte an ihrem Drink und ließ den Jungen nicht aus den Augen. Es war ja nicht so, dass er aufsehen würde und sie erkennen könnte.

Erst da stach ihr etwas ins Auge. Sie musste sich vorsehen. Sie war doch nicht die einzige, die über das junge Halbblut wachte.

Vielleicht war eine Planänderung angebracht.
 

~*~

„Salazar, du glaubst nicht wer uns die Ehre erweist noch etwas länger zu bleiben. Jahrzehnte lang weigert sie sich einen Fuß auf britischen Boden zu setzten und jetzt kann sie nicht lange genug bleiben. Wie es mir scheint hat sie irgendetwas vor und ich würde meinen Erstgeborenen darauf verwetten, dass es etwas mit dem exotischen Elbenblut zu tun hat, wenn es nicht er wäre, der Grund und Einsatz wäre.“

Nichts Gutes ahnend strich sie sich einige der silbernen Fransen aus dem Gesicht und schnaubte. Woher kam nur dieser Widerwille gegen das, was vor sich ging? Wieso sah sie nicht, dass es gut war, was dem Jungen bei ihrem Sohn gelang.
 

„Da ist sie wahrscheinlich nicht die Einzige. Das Königshaus der Silvaes scheint auch was zu planen, wenn auch aus anderen Beweggründen. Wir müssen abwarten, wie sich das alles entwickelt.“

Prüfend sah Cruenta auf zu ihrem Mann, der in einem der Ohrensessel saß, die Beine überschlagen und die Fingerspitzen aneinander gelegt hatte. Sie runzelte die Stirn. Das hatte nichts gutes zu bedeuten.

Ein Blick durch den Raum verriet ihr, dass Thomas schlafend auf dem Sofa neben Salazar lag. Sofort wusste sie, dass etwas faul war. Warum wachte ihr Mann um diese Uhrzeit über den Schlaf ihres Sohnes?
 

„Was geht hier vor?“

Ihre Stimme war ruhiger, als sie sich fühlte. Gefahr schwebte in der Luft, doch sie konnte sie nicht greifen. Sie hatte nichts mit seinen Worten zu tun, auch war sie nicht akut hier, dennoch präsent.
 

„Wir wissen wo wahrscheinlich das letzte Buch ist.“

Cruenta schwieg, doch ihr Blick schwor, dass sie die Informationen aus ihm herausholen würde, wenn er nicht bald weiter sprach. Mit dem bisschen konnte sie ihrer Ahnung nicht auf den Grund gehen.
 

„Es ist in den Händen eines Sammlers. Unser junger Harry ist los um es zu besorgen.“

Verwirrt zogen sich ihre Augenbrauen zusammen.
 

„Der Junge hat zwar bewiesen, dass er ein recht passabler Kämpfer ist, aber warum ist er alleine?“
 

„Ich werde dir etwas mehr über Carlos Dominguez erzählen.“
 

~*~

I was lying on the floor

Till I heard you cry so close

Yes, I was thinking of suicide, suicide

Your face, there in the mirror

Your sigh, visions in my head

Goin’ mad, is there someone else?

Someone else?
 

Harry hatte keine Ahnung, wie lange er schon hier war und wie viel Zeit ihm noch blieb, doch eines wusste er: Ein zweites Mal würde er so etwas auf keinen Fall und unter keinen Umständen machen. Was hatte ihn da eigentlich nur geritten? Das war die Hölle. Es fiel ihm schwer genug die Orientierung nicht zu verlieren. So viele Menschen, so laute Musik, so viele Gerüche und nur die wenigsten davon waren angenehm. Nicht zuletzt die vielen starrenden Blicke. Sie fühlten sich vielleicht unentdeckt, doch er wusste, dass sie da waren. Wie hatte er sich einbilden können, dass er diesem Mann überhaupt fand, ohne seine Magie einzusetzen? Himmel er war blind! Ohne seine Magie auch noch völlig Orientierungslos All seine kleinen Tricks brachten ihn hier nicht weiter, vor allem, da der Mann, den er suchte so etwas wie einen sechsten Sinn, ein Gespür für Magie hatte. Deswegen hatte er auch gehen müssen, denn solange er nicht zauberte, war sein Magielevel für jeden nicht höher, als der eines Muggles. Und weil seine äußerliche Beschreibung genau aufs Profil passte.
 

Is there something more that I can say?
 

Trotzdem, es hätte bestimmt auch einen anderen Weg gegeben. Das ganze war wieder einmal einer seiner überstürzten Aktionen gewesen. Wem wollte er hier eigentlich etwas beweisen?
 

I can say, I can say, I feel you closer

I can say, I can say, is there something more that

I can say, I can say
 

„Dir selbst du Idiot“ murmelte er.

Es war ja nicht so, als könnte ihn hier irgendwer hören. Da konnte er auch den ein oder anderen Gedanken laut aussprechen, vor allem, wenn er so wahr war.

Das Ganze tat er nur, um sich etwas zu Beweisen, von dem er sich anders nicht selbst überzeugen konnte. Überzeugen, dass er die letzte und dunkelste seiner miesen Zeiten hinter sich lassen konnte, sie vielleicht nicht zu vergessen vermochte, doch selbst stark genug war ihren Schatten hinter sich zu lassen. Und deswegen tat er auch so einen Schwachsinn, in der Hoffnung, dass es ihm weiter helfen würde.
 

Are we living on a razor?

Is this predestination?

I’m confusing what is real, what is real

Something, something is controlling

Calling, crawling in my skin

I say, is there someone else?

someone else?
 

Im Augenblick war es mehr als würde er schweben, weder fallen, noch auf eigenen Beinen stehen. Seine Freunde hatten seinen Fall gebremst, ihn sogar aufgefangen, doch auf der Schwelle, auf der er sich befand, war es ein leichtes wieder in die Dunkelheit zu stürzen. Zuerst musste er aus dem Schatten treten, um weiter gehen zu können. Zwar lebte er wieder, hatte für sich selbst eine Aufgabe gefunden, es brachte ihn nur in einer Sache nicht weiter, ließ ihn schweben, aber bisher war es ihm nicht wichtig gewesen, hatte wenig Gedanken daran verschwendet, es hatte so viel anderes gegeben. Aber nun gab es etwas neues in seinem Leben. Ohne dass er es gemerkt hatte, hatte es sich hinein geschlichen.
 

Is there something more that I can say?
 

Oder anders gesagt, hatte es ihn entführt und sich einfach in sein Leben gedrängt.
 

I can say, I can say, I feel you closer

I can say, I can say, is there something more that

I can say, I can say
 

/Und erst ein... Malfoy hat mich mit der Nase darauf stoßen müssen./

In diesem Zusammenhang fungierte der sonst so angesehene Name eher als eine Art Verwünschung, mehr auf sich selbst, als auf den eigentlichen Träger. Wer hatte es sonst noch gemerkt, während er nicht den Hauch einer Ahnung gehabt hatte?
 

I feel you – Am I sick? There’s no end, you believe

Coincidence, destiny, it’s not over
 

Neville? Ginny? Die Zwillinge? Luna ganz bestimmt. Dem Mädchen schien nichts zu entgehen. Und seine Freunde hatte er kaum gesehen seither. War es damals schon so... offensichtlich gewesen?

Wahrscheinlich wusste es das halbe Schloss dieser verfluchten Todesser. Da war er immerhin den ganzen Tag. Seba bestimmt auch. Winky vielleicht auch? Himmel, selbst die Hauselfen, nur er mal wieder nicht!
 

I feel you – Am I sick? There’s no end, you believe

Coincidence, destiny, it’s not over

it’s not over, it’s not over
 

/Potter, mal ganz unter uns, du bist blind./

Ob ihm diese zynische kleine Stimme wohl für den Rest seines Lebens erhalten blieb, um ihm seine eigene Unzulänglichkeit vor Augen zu führen?

Wenn er so darüber Nachdachte, dann machte sogar der Kampf heute Nachmittag mit dem Vampir einen Sinn. Tom wusste, dass er sich wehren konnte. Er hatte sich sogar gegen drei Waldläufer behaupten können, wenn auch nicht ganz ohne Magie. Der Lord wollte nicht, dass genau das geschah, was geschehen würde, wenn es schief ging. Beinahe wäre sein Verhalten rührend, wenn es ihm nicht im Weg stehen würde. So nervte es ihn nur.
 

Give me a sign, give me a sign

Give me a sign, give me a sign

I can’t see you
 

Bei den Krallen einer schwarzen Veela, wie hätte er das auch bemerken sollen? Er fühlte sich schon seltsam, wenn seine Freunde sich um ihn sorgten. Es war ihm noch immer irgendwie fremd. Doch das hier war eine ganz andere Dimension, eine, die ihn überforderte, wenn er sich versuchte damit auseinander zu setzen. Es entzog sich einer jeden Logik und war alles andere als leicht nachzuvollziehen, wenn man es vorher nicht kennen gelernt hatte.
 

Give me a sign, give me a sign

Give me a sign
 

Die vergangenen 2 Tage hatte er Stück für Stück die einzelnen Teile versucht zusammenzusetzen. Als sie einkaufen waren, der Tag, als er ihn im Haus Dracul hat einziehen lassen, vor dem Konzert, nach dem Überfall, als sie mit ihm seinen Geburtstag gefeiert haben, sogar die Kleinigkeiten bei den Elben. Das Gesamtbild zeigte jedoch nicht nur die Seite des Lords, sondern auch seine eigene. Er hatte in den Armen des Mannes geweint, mehr als ein Mal, er hatte in ihm Sicherheit erkannt, als er nach seinem Sturz völlig desorientiert gewesen war.

Das heute war nur ein weiteres Beispiel. Er hatte eigentlich nur etwas demonstrieren wollen, doch da war mehr gewesen und das verunsicherte ihn, denn es war völlig neu, fremd und dennoch hatte er es irgendwie genossen. Es war anders gewesen, als das was er bisher erlebt hatte. Absolut kein Vergleich mit Cho Chang. Es war einfach etwas vollkommen anderes.
 

I can say, I can say, I feel you closer

I can say, I can say, is something more that

I won't
 

Genau deswegen musste er jetzt hier sein. Genau deswegen musste er das hinter sich bringen.

Er wusste nicht, was er von der Situation halten sollte, was er davon halten sollte, was zwischen ihm und Tom war, doch er hatte entschieden, dass er es herausfinden wollte. Vielleicht war es ja etwas Gutes, vielleicht würde es ihn wieder verletzen, aber erfahren würde er es nie, wenn er weiter schwebte.
 

If I have a star

You are protecting me

If I am too blind

It’s just coincidence

If I live in fear
 

Doch zuerst musste er sich selbst beweisen, dass er bereit dazu zu war wieder einen anderen Menschen so nah an sich zu lassen. Dann konnte er damit beginnen zu ergründen, was - nach Draco - nicht einmal dem Lord bewusst war. Es war eine Sache jemanden zu erlauben einen zu berühren, dem man vertraute, eine ganz andere offen zu sein und es zuzulassen, auch wenn man den Menschen nicht so gut kannte. Es war wie mit dem Schwimmen. Man wurde ins kalte Wasser geworfen und musste zusehen, dass man das Schwimmen lernte. Jedenfalls war es die Version, die er bekommen hatte, während sein Cousin einen Schwimmlehrer hatte, wobei Harry sich fragte wozu das ganze. Fett schwamm doch bekanntlich oben.
 

Your sigh covers me

If I fear to live

I can say
 

Aber dazu musste seine Falle für diesen Sammler zuschnappen. Weiter zu tanzen würde ihn anscheinend seinem Ziel nicht näher bringen, also beschloss er sich was zu trinken zu besorgen. Nach Regulus Bericht suchte der Mann sich seine Opfer auf der Tanzfläche aus, gab ihnen einen Drink aus, tanzte und, wenn es willig war, nahm er es - ihn - mit zu sich, wie ein neues Stück der Sammlung, dem Kernelement von Harrys Plan.
 

It’s not over

It’s not over

It’s not over**
 

~*~

Auch wenn er nicht genau bestimmen konnte woher seine Gewissheit kam, so wusste er, dass etwas in der Luft lag, als er auf seiner Suche den Salon im 4. Stock des Südflügels trat. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn sich die beiden Führer des Slytherin Clans schweigend anstarrten und der dunkle Lord aus unerklärlichen Gründen seelenruhig daneben schlief, vor allem, wenn er doch angeblich ausgegangen war.

Er würde diesem verfluchten Spross eines Potter eigenhändig erwürgen, wenn er es schaffte auf seinem Alleingang umzukommen. Sollte er es überleben, dann würde er ihn einsperren und einen verdammten Bann um sie legen, damit sie sich nicht mehr als 10 Meter voneinander entfernen konnten. Am Besten er besorgte ein Halsband und eine Leine. Ein Überwachungs-, oder Aufspürbann würden auch nicht schaden.
 

Frustriert fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. So schön diese ganzen Ideen auch waren, doch Harry Potter seiner Freiheit zu berauben war damit vergleichbar ihn langsam zu Tode zu foltern. Gryffindors hatten nicht umsonst eine Raubkatze in ihrem Wappen. In Gefangenschaft gingen sie ein. Zudem war er nicht völlig alleine. Bevor ihn seine Suche nach dem Lord hergeführt hatte, hatte er Blaise gesucht und lediglich einen Zettel gefunden.
 

Es war so oder so zu spät. Jetzt hieß es Schadensbegrenzung und um nicht in den eigenen Tod zu stürmen lotete er erst einmal die Lage aus. Lady Slytherin war beinahe rot vor Wut, auch wenn ihre blasse Haut den selben Ton hatte wie sonst und doch konnte er leicht Frustration wahrnehmen. Lord Slytherin wirkte auf der anderen Seite zwar besorgt, nachdenklich, dennoch zuversichtlich.
 

„Was möchtest du Draco Malfoy?“

Salazar war nun auf den jungen Veela aufmerksam geworden und wandte den Blick von seiner Frau ab. Eine Antwort schien er von ihr nicht mehr zu bekommen.
 

„Lord Slytherin, ich habe nach dem dunklen Lord gesucht“ verneigte er sich kurz.
 

„Wie du siehst schläft er.“

Ein kurzes Nicken zu dem Sofa, doch die braunen Augen wandten sich nicht von ihm ab.
 

„Mein Anliegen ist glaub ich für ihn von Bedeutung.“
 

„Welches Anliegen?“

Salazar konnte sich schon denken worum es ging. Gab es überhaupt heute noch ein anderes Thema?
 

„Es geht um Harry Potter.“

Nun sah auch Lady Slytherin mit ihren rot glühenden Augen zu ihm und schien zu versuchen ihn zu durchleuchten.
 

„Du kannst auch mit mir darüber sprechen.“

Draco fühlte sich etwas unsicher unter den bohrenden Blicken der beiden, doch weder sein Stolz als Malfoy, noch sein Sein als Empath ließ ihn das zeigen. Er war ganz der Eisprinz.
 

„Er kam zu mir und bat mich ihm zu helfen etwas zum Ausgehen herauszusuchen. Seinen Worten nach nahm ich an, dass er zusammen mit dem dunklen Lord ausgehen würde. Doch als er gegangen war hatte ich eine schlechte Vorahnung.“
 

„Wie du siehst, war diese nicht einmal unbegründet. Es war zu erwarten, dass es ihm gelingt seinen Wächtern zu entkommen.“

Draco senkte sein Haupt. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er in diese missliche Lage kam.
 

„Ich habe in meiner Funktion versagt.“
 

„Es ist ja nicht so, dass es an euch liegt. Allein dass du hier bist beweist, dass du geeignet bist. Nur fürchte ich, dass dir und Zabini das öfter passieren wird“ schnaubte die Lady.
 

„Ich gebe dir einen Rat. Achtet auf ihn, aber schleicht nicht um ihn herum. Bleibt auf Abstand, dass er selbst nicht weiß, dass ihr da seid. Vielleicht habt ihr dann mehr Erfolg ihn nicht entwischen zu lassen.“
 

„Vielen Dank Lady Slytherin, Lord Slytherin, doch entwischt ist er nicht. Ich habe ihn vielleicht verloren, doch Blaise Zabini nicht.“

Erstaunen war kein Vergleich mit der absoluten Verblüffung der beiden. Ihm ging es nicht anders, als er die in der Eile hin geschmierte Notiz gefunden hatte. Blaise hatte einen Tipp bekommen, dass Harry etwas plante und er nicht genug Zeit gehabt hatte ihn zu suchen. Er war mit Regulus aufgebrochen, um den Gryffindor im Auge zu behalten.

Schließlich nickten die beiden und Schweigen senkte sich über dem Raum. Sie hatten die beiden Jungen wohl unterschätzt. Draco wartete ab, was als nächstes geschehen würde.
 

„Seid wann ist er fort?“ wollte Salazar dann plötzlich wissen.
 

„Das war vor fast zweieinhalb Stunden.“

Innerlich verfluchte er dieses Anwesen, denn es war nicht leicht hier jemanden zu finden und eigentlich benutzt kaum einer diesen Salon.
 

„Es wird wohl Zeit Thomas zu wecken.“
 

~*~

Mit den Ellenbogen drückte und kämpfte er sich durch die tanzende Menge in die Richtung, in der er die Bar vermutete. Eher ungelenk schlug er sich bis zu der langen Theke durch und suchte sich einen freien Hocker. Jetzt hieß es erst einmal wieder warten und er hoffte, dass Carlos Dominguez eines der Augenpaare gehörte, dass er in seinem Nacken spürte und betete, dass dem nicht so war.
 

Hey amigos . . .

Adelante amigos . . .
 

Zumindest hatte er Recht behalten. An diesem Abend hörte er genug über sein Aussehen, doch keines der Komplimente trug einen spanischen Akzent, also hatten sie keine Chance auf mehr, als ein subtiles, aber deutliches 'kein Interesse'.

Das war bereits die vierte Runde gewesen. Tanzen – Bar – Tanzen – Bar – Tanzen – Bar – Tanzen – Bar. Er musste auf sein Glück bauen, dass der Sammler ihn überhaupt sah. Wenn man den Köder nicht sah, wie sollte man denn dann anbeißen?
 

Vamos vamos mi amor

Me gusta mucho tu sabor
 

Die Musik wechselte und klang in seinen Ohren nicht mehr so aggressiv, doch den Text verstand er nicht, was ihn lieber keine voreiligen Schlüsse ziehen ließ. An und für sich war die Musik ganz nach seinem Geschmack hier. Nicht dieser komische Krach von irgendwelchen Pseudogangstern, die Dudley hörte, oder dieses gesanglose Scheppern, was sie gespielt hatten, als er das erste und letzte Mal in seinem Leben in einer Disco gewesen war.

Harry schüttelte sich. Nein diese Erinnerung hatte hier und jetzt gar nichts zu suchen. Nicht jetzt wo er sich von den Schatten jener Nacht versuchte zu befreien.
 

No no no no tu corazón

Mucho mucho tu limón

Dame de tu fruta

Vamos mi amor . . .
 

„Was kann ich dir geben Süßer?“ fragte ihn eine Frau hinter der Theke.

Harry zuckte etwas mit den Schultern. Sie fragte ihn heute schon das vierte Mal, doch noch immer hatte er keine Ahnung. Bis auf Butterbier, Feuerwhiskey und den Scotch seines Onkels kannte er eigentlich nichts. Das und die Namen der Drinks, die man ihm heute schon hatte ausgeben wollen. Doch da er sie nicht angerührt hatte, wusste er nicht wie sie überhaupt schmeckten. Vielleicht sollte er es eines Tages mal ergründen?
 

Te quiero puta!

Te quiero puta!

Ay que rico
 

„Lauren, gib dem Bonito doch 43er con leche, mi Amor.“ *4

Harry wandte sich nach links, zu dem Mann mit der tiefen Stimme und dem scharfen Akzent. Er setzte eines seiner lieblichen Lächeln auf, als Lauren ein Glas vor ihn stellte. Wie es schien hatte der nächste angebissen, doch war es wieder nur ein kleiner Fisch, oder der Hai, den er zu fangen versuchte? Das Schauspiel begann.
 

Ay que rico un dos tres

Sí te deseo otra vez

Pero no no no tu corazón

Más más más de tu limón

Querido
 

„Und wem danke ich für diesen Drink?“

Es war bei weitem nicht der erste, den man ihm ausgeben wollte und das wollte er auch betonen, denn er musste demonstrieren, dass er nicht leicht zu kriegen war. Ein Sieg nach einer Herausforderung schmeckte umso süßer und ließ einen in seinem Taumel unvorsichtig werden.
 

Dame de tu fruta

Dame de tu fruta

Vamos mi amor . . .
 

„Amigos nennen mich Carlos.“ *4

Ein zufriedenes Grinsen wollte sich auf Harrys Lippen stehlen. Er hatte ihn also gefunden. Es begann. Jetzt würde er herausfinden, ob er bereit war, oder weiter schweben, wenn es schief ging sogar wieder stürzen würde. Ab jetzt war alles möglich. Es gab kein zurück mehr.
 

Te quiero puta!

Te quiero puta!

Ay que rico
 

„Carlos also. Ich bin Tom, doch Freunde neigen dazu mich Kitty zu rufen.“

Der Mann lachte, als sie mit ihren Drinks anstießen und Harry daran nippte. Der hier war gar nicht mal so schlecht. Trotzdem kroch das Unwohlsein mit eisigen Füßen seinen Rücken hoch. Sein Bauch sagte ihm, dass er diesen verfluchten Drink weg stellen und das weite suchen sollte, während sein Verstand ihn mit diesem hinreißenden Lächeln dort bleiben ließ wo er war.
 

Entre tus piernas voy a llorar

Feliz y triste voy a estar

Feliz y triste voy a estar
 

„Leche für el gato. Wenn das nicht ein Wink del Destino war“ raunte Carlos dunkel. *4

Harry war schlecht, dennoch runzelte er neugierig die Stirn, da er dieses gebrochene Englisch nicht so recht verstand. Leche war wahrscheinlich die Milch in seinem Drink und dass Destino das Schicksal war, konnte er auch noch verstehen. Vielleicht hätte er das Ganze einen Tag aufschieben sollen und in der Zeit ein spanisches Wörterbuch lesen sollen. Doch er strich den Gedanken wieder. Er war doch ein einfacher Junge, der hier seinen Spaß suchte und sich nicht darauf vorbereitet hat, mit einem Spanier zu flirten um dem ein Buch abzunehmen, dass ihm eigentlich gar nicht gehörte.
 

Más más más por favor

Más más más sí sí señor

Más más más por favor
 

„Gato?“ fragte er deswegen.

Ihm fiel einfach nichts besseres ein, um dieses Gespräch am Laufen zu halten und sich davon abzulenken, dass er eigentlich tief in seinem Inneren nur weit weg sein wollte. Es war schwieriger, als er sich vorgestellt hatte, denn so tief lag es gar nicht, wie er gehofft hatte.
 

„Der Kater, wie ihr ihn nennt, oder auch Tomcat.“

Harry setzte ein Lächeln auf. Wie einfallsreich, auch wenn das Wortspiel auf seine Kappe ging. Doch er hatte angebissen. Weiß die Hölle, warum er sich Tom genannt hatte.
 

/Vielleicht, um dir ein Gefühl der Geborgenheit zu geben?/

Seit wann war diese zynische Stimme so in Honig getaucht und wo bei den Gestirnen kam dieser Gedanke her?
 

Más más más sí sí señor

No me tengas miedo

No te voy a comer
 

„Auf des Schicksals Kater.“

Harry hob sein Glas erneut und nahm einen großen Schluck. Den brauchte er jetzt, doch er musste aufpassen, dass er nicht zu viel Trank, aber auch nicht zu wenig, um nicht aufzufliegen. Himmel, war das kompliziert.
 

„Was hältst tú vom bailan?“ *4

Harry konnte spüren, dass dieser Kerl ihn schon fast mit seinen Blicken auszog. Ihm wurde ganz flau, wenn er sich vorstellte, was dem Mann wohl für abscheuliche Gedanken durch das Libido jagten. Vielleicht hätte er doch etwas mehr anziehen sollen. Eine von Snapes Roben vielleicht.
 

Más más más por favor

Más más más sí sí señor
 

„Ich versteh nicht.“

Harry hatte vielleicht die Worte nicht verstanden, doch er wusste, was jetzt kommen würde. Es war wirklich immer die selbe Prozedur bei diesem Perversen. Harry zuckte fast zusammen bei dem Gedanken, zwang sich jedoch zur Ruhe. Bisher hatte er versucht das Kind nicht beim Namen zu nennen.
 

Sí sí señor
 

„Tanzen.“

Harry lächelte lieblich. Er hatte es gewusst und dieser Mann hing unwiderruflich an seiner Leine. Er musste ihn nur noch einziehen.
 

Te quiero puta!

Te quiero puta!

Dámelo dámelo
 

„Tanzen ist super.“
 

Te quiero puta!*3
 

~*~

„Bist du des Wahnsinns ihn ziehen zu lassen, ihm sogar einen Vorsprung zu schaffen? Er ist viel zu labil für so eine Trollscheiße. Er hat bereits zwei Mal versucht sich umzubringen und wenn das heute schief geht, dann kann ich nicht vorhersagen, ob es bei einem Versuch dieses Mal bleibt.“

Vampire waren von Natur aus sehr blass, doch der Mangel an Farbe in Salazars Gesicht war mit Fahl nicht einmal annähernd zu beschreiben.
 

„Bei den Clanen. Wie...“ begann Salazar, doch er stoppte.

Er wusste nicht genau, ob er fragen wollte, wie sein Sohn davon erfahren hatte, oder wie der Junge versucht hat sich das Leben zu nehmen. Auf die letzte Frage kannte seine Frau die Antwort, auch wenn es ihr unklar blieb, warum er die Zeichen noch immer trug. Es wäre ein leichtes sie verschwinden zu lassen. Ebenso wenig wusste sie, wie auch Draco, was ihn so weit getrieben hatte. Das Veelablut würde sich jedoch eher die Zunge abbeißen, als Harry danach zu fragen, wenn der Junge nicht bereit war darüber zu reden.
 

„Seine Handgelenke.“

Mehr brauchte er nicht zu sagen, denn seine Eltern verstanden und es beantwortete die eine, so wie die andere Frage. Doch trotz allem glaubte Salazar – und er hoffte er täuschte sich nicht – dass Harry Potter es schaffen würde. Zudem schien seine Frau nicht den geringsten Zweifel zu hegen und auch der junge Malfoy schien nicht besorgter als zuvor. Seine Miene blieb unbewegt und manchmal verspürte Tom, wie jetzt, den Drang, eine Regung aus dem Jungen herauszufluchen. Ein irrwitziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf, der eben so lächerlich, wie interessant war: Warum gelang es Harry und ihm nicht?
 

„Jetzt malt die Flammen nicht an die Wand. Der Bengel weiß meist was er tut. Seine kleine Demonstration schien immerhin ganz überzeugend gewesen zu sein, oder Tom?“

Der Ton seiner Mutter provozierte ihn, zog ihn auf und seine Nerven lagen so schon blank.
 

„Das ist doch überhaupt nicht zu vergleichen!“ schrie er.

Wollten sie denn alle nicht verstehen? War es so schwer zu kapieren?
 

„Nein? Ein Mann, der glaubt ihm überlegen zu sein und ihn bedrängt? Ich sehe da keinerlei Differenz.“

Schnaubend wandte der junge Vampir sich mit geballten Fäusten ab und schritt auf die Tür zu, die sich jedoch knallend vor ihm schloss. Fauchend wirbelte er herum, doch seine Mutter sah dem nur gelassen entgegen.
 

„Du solltest erst einmal wieder anfangen rational zu denken, bevor du unserem rätselhaften Gast nachjagst.“

Gelassen steckte sie ihren Zauberstab zurück, ohne ihn dabei anzusehen.
 

„Rational denken?“ grollte der dunkle Lord.
 

„Genau das mein ich.“
 

~*~

Es war mehr Glück, als alles andere, dass er jetzt hier war, um dafür zu sorgen, dass er und sein Partner nicht ihren Posten verloren. Nach dem sein Pate mehr aus Gewohnheit gelauscht hatte, statt ganz zu verschwinden, war er zu ihm gekommen und hatte berichtet, dass ihr Mündel etwas wirklich saublödes vorhatte. Anders konnte man das nicht nennen. Schnell hatte ihm Regulus einen groben Riss der Dinge gegeben, während er sich fertig gemacht hatte. Von einem Bekannten aus der Abteilung für Import und Export magischer Artefakte des Ministeriums hatte er alles erfahren, was man über den Mann, den man auch den Sammler nannte, wissen musste. Dann war er auch schon weg gewesen. Draco zu suchen, der Harry suchte, hatte keinen Sinn, dafür war die Zeit zu knapp gewesen. Er hätte überall sein können.
 

What? Damn, you're right!

Dare is about obsession

It's something inside

Wounds are bleeding in my hands

Turning blind

No one will ever stop this self-made decline

Nothing really matters.
 

Es hatte ihn einige Mühen gekostet in diesen überfüllten Club - das Shark - zu kommen, auch wenn es sich gelohnt hatte, denn er war noch vor dem Elbenblut da gewesen, das er, einmal gesichtet, nicht mehr aus den Augen ließ. Regulus hingegen hatte sich irgendwo draußen postiert, um ihnen einen Fluchtweg offen zu halten, falls es Ärger gab, oder schlimmer, der Orden des Phönix hier auftauchte. Doch von der Zielperson war lange nichts zu sehen gewesen. Zwar hatte er nur eine grobe Beschreibung, doch als er ihn gesehen hatte, gab es keinen Zweifel.
 

He's watching me

What if I look away and deal with it (He's watching me)

Digging in my grave (He's watching me)

I won't deny it (He's watching me)

Fragile

My crystal ball (He's watching me)

Shattered on the ground
 

Blaise konnte es nicht verhindern, dass er wütend seine Hände zu Fäusten ballte, bei dem Anblick des großen, beleibten Mannes. Zwar hatte ihm der Black nicht viel erzähl, doch es hatte gereicht, um in ihm ein Gefühl des Hasses zu schüren. Was war es, das es diesem Mann erlaubte seinen kranken Geist auszuleben, ohne, dass er gestoppt wurde? Was war es, dass er seine Opfer in sein Netz locken konnte, wie eine Spinne? Der Mann sah nicht sonderlich gut aus, wenn überhaupt, auch wenn Kleider bekanntlich Leute machten und seine sahen teuer aus. Das krause dunkle Haar und der adrette Bart rundeten sein Erscheinungsbild ab, doch für seinen Geschmack war dieser Mann zu dicht an den freien Armen behaart und wenn er sich vorstellte, wie der Rest aussah, wurde ihm schlecht und er war trotz allem zu dick, um noch als kräftig bezeichnet zu werden.
 

What? Damn, you're right!

Learn is about rejection

There's nothing to hide

Wounds are healing in my hands

Turning blind

No one will ever scratch

My own state of mind

Nothing really matters
 

Das Nymphenblut konnte regelrecht den Moment bestimmen, als dieser Bastard Harry entdeckte. Auf der einen Seite konnte er es verstehen, denn für einen normalen Menschen musste der Junge wie eine Erscheinung wirken, ein Edelstein zwischen grauen Steinen. Dennoch wurde ihm bei dem Blick speiübel. Er wusste, dass der Mann den Köder geschluckt hatte. Er war ein Sammler und als solcher konnte er gewiss nicht der Versuchung widerstehen, ein solches Schmuckstück seiner Sammlung zuzufügen. Ein bisschen hatte er gehofft, dass es nicht so weit kam, auch wenn das völlig absurd war. Wenn Harry Potter eines gelang, dann in die beschissensten möglichen Situationen zu kommen und ganz ehrlich, dieser Perverse war eine der Schlimmsten.
 

He's watching me

What if I look away and deal with it (He's watching me)

Digging in my grave (He's watching me)

I won't deny it (He's watching me)

Fragile

My crystal ball (He's watching me)

Shattered on the ground
 

Ihm standen fast die Tränen in den Augen, als er mit ansehen musste, wie Harry auf dem Mann einging, mit ihm flirtete, ihn reizte, als würde er nie etwas anderes machen. Es war, als wäre dort ein völlig anderer Junge, als der, der sich vor einem Jahr von niemanden hatte berühren lassen, der niemanden in seiner Nähe geduldet hatte.

Ja, er und Draco waren nicht blind, geschweige denn dumm. Alea, Pappilo, seine Narben und ihr brennender Verdacht, warum so ein starker Junge mit einem ungeheuren Überlebenswillen und einer Kämpfernatur versuchte dieser Welt zu entfliehen. Mindestens eine der zwei Linien, von denen Draco ihm erzählt hatte, schürte nur die Sorge, die er in diesem Moment sich machte. Wie, bei allen Dämonen der sieben Höllenkreise konnte Harry das mitmachen – freiwillig?
 

He's watching me

What if I look away and deal with it (He's watching me)

Digging in my grave (He's watching me)

I won't deny it (He's watching me)
 

Nach dem Überfall wurde ihm nach und nach etwas klar, dass er bisher nicht einmal Draco erzählt hatte. Als sie das Feuer löschten, als er Harry die Magie entzogen hatte, da hatte der Junge sich nicht vor ihm verschließen können, wie er es sonst tat, denn gegen den Kuss eines Nymph konnte man sich nicht verschließen. Draco konnte er aussperren, doch ihn nicht.

Harry hatte Panik gehabt. Nackte Panik war durch ihn gekrochen. Zuerst hatte er geglaubt, dass er Angst vor dem Tod hatte, doch der war ihm egal, als wüsste er, dass das Leben um so vieles grausamer war.

Was war es, das es diesem Jungen die Kraft gab diese Farce abzuziehen? Warum musste Harry Potter nur immer so stark tun? Das Ganze war nicht mehr fair.
 

Fragile

My crystal ball (He's watching me)

Shattered on the ground*5
 

Der weißhaarige Junge riss sich aus seinen Gedanken, als er sah, wie Harry und der Mann zum Ausgang gingen. Kälte breitete sich in ihm aus. Ab jetzt war Harry auf sich allein gestellt. Jetzt konnte er nur noch warten und hoffen. Wenn Harry dann wieder da war und er betete zur Göttin, dass dem so war, dann würde er ihm den Kopf waschen, das ihm die Ohren klingeln würde.

Blaise lachte trocken auf.
 

„Als würde ich das übers Herz bringen.“
 

~*~

Es war erstaunlich einfach gewesen in das Haus zu kommen. Viel leichter, als er gedacht hatte, und das bevor Tom ihn an den Spitzohren heraus geschliffen hatte.

Aber woher sollte er auch wissen, dass das zufällige, unabgestimmte und doch in seinem Vorhaben äußerst kompatible Agieren unabhängiger Instanzen, die ihn jede versuchte aus dem Hintergrund zu unterstützen, sich äußerst gut ergänzte?

Angefangen bei Lord und Lady Slytherin, die zu verhindern wussten, dass ihr Sohn auch nur ein Fuß von dem Anwesen setzte. Während einer seiner Leibwächter ein Auge auf ihn warf, sorgte sein Begleiter dafür, dass alternative Ziele für das Zielobjekt selbst, erst gar nicht zur Auswahl standen. Und dann gab es da noch eine Junge Frau, die mit ein Paar Tropfen eines ausgewählten Trankes dafür sorgte, dass der Mann nicht lange fackelte. Sie traute dem Jungen durchaus zu mit dem Mann fertig zu werden, selbst wenn er rattig war.

So hatte der Spanier keine großen Bedenken, als er merkte, dass die Reinkarnation eines jungen Gottes auf ein Abenteuer aus war. Solch eine Schönheit hatte er selten zu Gesicht bekommen. Er wollte sich viel Zeit für ihn nehmen, sehr viel Zeit.
 

Mit der Hand auf dem unteren Rücken schob er seine Eroberung sanft, jedoch mit Nachdruck durch die Tür in einen hohen achteckigen Raum, der komplett von einer Galerie eingeschlossen war. Jeder hatte bisher die vielen Vitrinen, die dort standen, die Gemälde, alten Kämme, Masken und Speere, um nur einen Teil zu nennen bewundert. Die jungen Augen staunten schon, wenn sie alleine das Haus sahen, das komplett aus Kristallglas bestand.

Dieser Junge jedoch schien völlig unbeeindruckt, doch er dachte nicht weiter darüber nach. Der Trank hatte sich voll entfaltet und es war unwichtig, was der Junge dachte, auch wenn er immer sehr stolz war auf das, was er sich über die Jahre angereichert hatte und die Macht die sie ihm gaben, die ihm sein Ruf gab, genoss. Doch im Augenblick schien das alles neben diesem Jungen zu verblassen.

Er zog ihn plötzlich zu sich, presste die schlanke Figur an sich und hielt seinen Mund ganz nah an das Ohr des Jungen.
 

„Estás en infierno bonito y yo soy el diablo“ floss es über seine Lippen, wie Honig, mit dem Hauch von Basiliskengift. *6

Doch statt zu erzittern, wie sie es sonst taten drehte der Junge seinen Kopf zu ihm und trug das Lächeln eines Engels in seinem Gesicht.
 

„Du bist nicht der Teufel. Nur eine Prüfung.“

Seine Stimme war süßer als alles was er je gehört hatte und dennoch trieb sie ihm einen eisigen Schauer über den Rücken und ehe er sich versah, hatte der Junge ihm sein Knie zwischen die Beine gerammt und in dem er den Rücken durch bog, sich nach hinten fallen ließ, dort mit den Händen abfing, die Beine in die Luft schwang, nicht ohne ihm mit dem rechten Fuß einen unters Kinn zu geben, dass er rückwärts taumelte, hatte er sich aus seinem Griff befreit und stand ihm leicht vorgebeugt gegenüber.

Im ersten Moment war er völlig überrumpelt und vom Schmerz betäubt, als das er wirklich realisieren konnte, was geschehen war, doch dann kam die Erkenntnis und mit ihr die unbändige Wut.
 

„Du kleine Schlampe wirst hier nicht mehr lebend raus kommen.“

Harry war beeindruckt. Das war ein kompletter englischer Satz gewesen, ohne ein Wort Spanisch.

Lange konnte er sich dem jedoch nicht hingeben, denn der erste Fluch schoss auf ihn zu und er schaffte es nur knapp ihm auszuweichen.
 

„Mil diablos!“ fluchte er, als hinter Harry eine Vase bedenklich wackelte.*6

Der Junge hingegen schickte eine Welle los, damit er sich diesen Raum erst einmal ansehen konnte, nur um festzustellen, dass es völlig sinnlos war. Fluchend musste er erkennen, dass von der Schutzmagie überall, den magischen und unmagischen Artefakte, dem Geheimnisbann um das Haus und selbst dem Kristallglas die Welle, die er normal benutzt, um zu 'sehen' völlig gestört und teilweise neutralisiert wurde.
 

Carlos auf der anderen Seite brodelte vor Wut, sein Blut kochte förmlich. Ein Zauberer! Dieser kleine Bastard war ein verfluchter Zauberer. Wie war es ihm gelungen sich vor ihm zu verbergen? Wie hatte er das gemacht? Und viel wichtiger, wie konnte er es wagen sich ihm zu widersetzten? Wie konnte er es wagen gegen ihn zu kämpfen?

Stolz, wie er vor ihm stand, bereit für den nächsten Angriff, war er trotz allem noch schön, wie ein schwarzer Panther, doch er saß in der Falle. Er musste ihn einfach haben. Er würde ihn unterwerfen, ihn brechen, dass er ihm gehörte, ihm ganz allein.
 

„Wer schickt dich? Was willst du?“
 

„Weder das eine noch das andere ist für deine Ohren bestimmt“ fauchte Harry gereizt.

Es passte überhaupt nicht in seinen Plan, dass er den Raum nicht einschätzen konnte.
 

„Es ist egal. Du wirst mir gehören.“
 

„Dann musst du mich schon holen.“

Der Mann lachte. Dieses Kind war ihm nicht gewachsen, nicht ohne einen Zauberstab.
 

Ein Fluch folgte dem nächsten und verärgert musste er feststellen, dass der Junge schnell und geschickt war. Er wich seinen Angriffen aus, doch langsam schien es ihm immer schwerer zu fallen und dann hatte er ihn. Dem Fluch, der auf ihn zu kam, konnte er einfach nicht ausweichen, das war unmöglich. Plötzlich riss der junge Mann den Arm hoch und schlug den Fluch einfach weg, dass er eines der Gemälde von der Wand riss.
 

„Iesto es obra tuya!“ *6

Der Junge konnte mehr, als er gedacht hatte. Dieses Kunststück war beeindruckend gewesen und der Wunsch ihn zu besitzen stieg beinahe ins unermessliche.
 

„Esto se haces tú dolerse.“ *6

Er sah zu dem zerstörten Rahmen und dem beschädigten Kunstwerk.
 

„Cortar!“ *6

Der Fluch war stark und dieses Mal riss er Harry drei tiefe Schnitte in den Arm. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, doch sein Blick gefror zu Stein und nun ging er in den Angriff über.
 

„Ein Handmagier“ schimpfte der Spanier.

Er vermutete, dass einer der Ringe den Stab ersetzte.

Das Duell wurde immer schneller, die Flüche immer stärker und gefährlicher und Harry musste feststellen, dass dieser Mann wirklich ein exzellenter Duellant und starker Kämpfer war. Unmöglich ein Mensch.
 

„Dämonendiener!“ fluchte er und der Mann lachte nur gehässig auf.

Dieser Bastard hatte einen Pakt mit einem Dämon des zweiten oder dritten Höllenkreises geschlossen. Deshalb hatte ihn bisher niemand gestoppt.

Das änderte alles.
 

„Si Bonito. Was auch immer du bist, gegen mich hast du keine Chance.“
 

„Ich bin dein Untergang“ kam es dunkel von Harry.

Plötzlich wehten seine Haare in einem Sturm, der um ihm zum Toben kam.
 

„Protegerse!“ rief der Mann und ein Schild leuchtete um ihn herum auf. *6
 

„Das wird dir auch nichts mehr nützen.“

Harrys Hände, die er zu Fäusten geballt hatte, schnappten auf und es war, als würde der Wind sich um ihn entzünden und plötzlich in weiße Flammen aufgehen.
 

„Santa fuego sangre!“ *6

Es war das erste Mal, dass Carlos Dominguez Angst hatte, wirkliche Angst.
 

„Anestesiar“ *6

Fast schon panisch schickte er einen Zauber nach dem andern auf den Jungen, doch die Flammen verschluckten sie einfach, nährten sich von ihnen.
 

„Gracia de Dios“ *6
 

„Du hast dein Leben ausgehaucht, als du einen Pakt mit einen der Dämonen geschlossen hast und jedes Recht auf Gnade mit deinen Taten verspielt. Auf das du in der Hölle schmorst!“ schrie Harry und die Flammen schienen zu explodieren. Das Kristallglas der Wände zersprang, dass das Glas wie glitzernder, schneidender Regen fiel und die Flammen hüllten den Mann ein. Seine Schreie hallten in der Nacht wieder, grausam und gequält.
 

Vorsichtig legten sich zwei kühle Hände über seine Ohren und ließen ihn den grausamen Gesang der Flammen und des Todes nicht mehr hören. Er schloss einfach die Augen und versuchte nicht darüber nachzudenken, was er gerade getan hatte, versuchte auszusperren wo er war, was er war.
 

Als die Hände verschwanden war alles Still. Alleine einige Zikaden waren in der Nacht noch zu hören.
 

„Ich habe gerade einen Menschen getötet.“

Seine Stimme war kratzig und erstickt, doch er machte sich nicht die Mühe sich zu räuspern. Er fand es nicht angebracht.
 

°Dieser Mann hat alles menschliche hinter sich gelassen für die Befriedigung seiner Gelüste. Es war der einzige Weg ihn zu stoppen.°
 

„Das ändert nichts an dem was ich getan habe.“
 

°Was fühlst du?°

Sie legte ihm eine Hand über sein Herz und er schloss die Augen, um in sich hinein zu hören.
 

„Frieden.“
 

°Siehst du. Lass uns dein Buch suchen.°

Harry nickte und ging ein paar Schritte, bevor er sich umwandte.
 

„Kannst du mir helfen? Meine magischen Wellen funktionieren hier nicht richtig mit dem ganzen Zeug.“

Sanft strich das weiche Fell der Wölfin seine Hand, das er vorsichtig griff. Bei jedem Schritt knirschte das Glas unter ihren Füßen, als sie sich auf die Suche machten.
 

~*~

Scheppernd fiel die Schale zu Boden und das Wasser spritzte in alle Richtungen.
 

„Ich weiß nicht, ob es weise von dir war, was du getan hast Raziel.“
 

„Ich weiß nicht, ob es weise war, doch es war das Richtige.“
 

„Das Richtige? Wie kannst du sagen, dass es das Richtige war? Kennst du die Dunkelheit in seinem Herzen? Weißt du wie zerrissen seine Seele ist?“
 

„Weißt du es, Remiel?“
 

„Eben dies ist es, worauf ich hinaus will. Du kannst es nicht wissen, niemand kann es. Er ist eine Gefahr, eine unheilbringende sollte er die Prüfung antreten und scheitern.“
 

„Das sehe ich anders. Genau diese Umstände werden ihm helfen, zu sich selbst zu finden. Er ist stark.“
 

„Das ist es was mir Sorgen macht.“
 

„Die Zeit wird es zeigen.“
 

„Wenn es dann nicht zu spät ist.“
 

~*~

Vorsichtig schlich Harry durch die Gänge des Schlosses. Im Gegensatz zu seiner Abreise hatte er es dieses Mal beschlossen den Apparationspunkt der Eingangshalle zu nutzen. Er wusste nicht, ob ihn jemand in seinem Zimmer erwarten würde, oder ob er nicht zufällig einfach vor Dracos oder Toms Nase auftauchen würde und das würde unangenehme Fragen geben. Diese Variante war eigentlich auch nicht die beste, wenn auch die Sicherste. Er hasste apparieren. Es gab bessere Arten zu reisen, als durch einen engen Schlauch gezogen zu werden. Immerhin war es besser als Portschlüssel und um vieles als Flohpulver. Vielleicht sollte er sich eine Apparierlizens besorgen.

Jedoch war der Reisekomfort nicht das größte Problem. Er musste versuchen das Buch zu den anderen in Toms Arbeitszimmer im Südflügel zu bringen, sich dann unbemerkt in den Nordflügel schleichen und hoffen, dass er bis zum großen Donnerwetter noch ein bisschen Schlaf bekommen würde.
 

Vorsichtig schob er die Tür auf und steckte seinen Kopf durch den Spalt. Erleichtert seufzte er. Der Raum war leer. Er legte das Buch auf den schweren Schreibtisch und wollte gerade wieder gehen, als es plötzlich laut in der Stille klatschte und seine linke Wange in Flammen aufzugehen schien. Erschrocken zuckte seine Hand nach oben und legte sich auf die heiße Haut.
 

„Hatte ich dir nicht gesagt, dass du nicht gehen sollst“ es war eine Feststellung und keine Frage, die die vor Kälte klingende und gleichzeitig vor Wut kochende Stimme trug.

Einen Moment schien die Zeit gefroren, als Harrys Augen erschrocken und verletzt in die Leere zu starren schienen und verdächtig in dem schwachen Licht, selbst für den Vampir, schimmerten. Erst als dieser Moment verflog drückte der Junge sich an Tom vorbei aus der Tür und rannte in den dunklen Gang bis in sein Zimmer, ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen.
 

Der Lord lehnte am Türrahmen und rutschte langsam daran herunter. Seine Hände in den Haaren vergraben legte er seine Stirn auf seine aufgestellten Knie.
 

„Verdammt!“

Es war nicht mehr als ein Murmeln, das seine Lippen verließ. Beinahe verzweifelt versuchte er das Chaos in seinem Inneren zu beruhigen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Er war so wütend gewesen, dass Harry einfach gegangen war und es hatte ihn rasend gemacht, dass man ihn nicht hatte gehen lassen, ihn daran gehindert hat, diesem verdammten Bengel zu folgen und ihn an seinen verdammten Ohren wieder hier her zu schleppen. Doch als er in Harrys Augen gesehen hatte, hatte er das Gefühl gehabt, selbst geschlagen worden zu sein.
 

„Was habe ich getan?“
 

Geräuschlos löste sich ein Schatten und verschwand in den Gang.

Vielleicht hatten ihre Eltern wirklich Recht... das Elbenblut hatte ihren Bruder verändert, doch noch immer wusste sie nicht, ob es zum Besseren war.
 

~*~

I lay, looking at my hands

I search in these lines

I've not the answer
 

Langsam schob er die Tür auf und blickte sich in dem leeren Zimmer um. Einige Dinge lagen verstreut herum, doch niemand war da. Aus dem anliegenden Bad kam jedoch die gedämpfte Musik von Harrys Twin-Pod und das Rauschen der Dusche. Mit sich hadernd lag die Hand des Mannes auf dem kühlen Metall, bevor er sie zurück zog und stattdessen klopfte.
 

I'm crying and I don't know

watching the sky

I search an answer
 

Keine Antwort kam, also klopfte er etwas energischer.
 

I'm free, free to be

I'm not another liar

I just want to be myself... myself
 

Wieder keine Reaktion.
 

„Harry, kann ich mit dir reden?“

Stille, wieder. Nur das Rauschen und die Musik mischten sich zu einer dunklen Serenade.

Tom brauchte einen Moment um das Gefühl in sich zu deuten.
 

And now the beat inside me

is a sort of a cold breeze and I've

never any feeling inside
 

„Harry, alles in Ordnung bei dir da drinnen?“

Wieder keine Antwort. Es war aufsteigende Panik, definitiv.
 

ruining me...

bring my body

carry it into another world

I know I live... but like a stone I'm falling down
 

„Harry, ich komme jetzt rein.“

Diese Musik machte das ganze nicht besser.
 

I pray, looking into the sky

I can feel this rain

right now it's falling on me
 

Vorsichtig drückte er die Klinke runter und stellte mit einem Gefühl der Erleichterung fest, dass die Tür nicht verschlossen war.
 

fly, I just want to fly

life is all mine

some days I cry alone,
 

Warmer Dampf nebelte den Raum komplett ein, so dass er kaum was sehen konnte. Vorsichtig ging er zur Dusche.
 

„Harry?“
 

but I know I'm not the only one

I'm here, another day is gone

I don't want to die...?*7
 

Er trat gegen etwas und die Musik verstummte, dass nur noch das Rauschen blieb. Als er hinunter sah, sah er das kleine Folterwerkzeug von Harry, kümmerte sich aber nicht weiter drum.

Als er endlich die Wand erreichte, aus der der Duschkopf ragte sah er ihn endlich und hätte er einen Herzschlag gehabt, hätte er sich deutlich beruhigt. Harry saß noch immer in seinen Kleidern unter dem warmen Strahl beinahe so wie er vor kurzem nur dass er seine Beine mit den Armen umklammert hielt.
 

Words like violence

Break the silence

Come crashing in

Into my little world

Painful to me

Pierce right through me

Can't you understand

Oh my little girl
 

Bedächtig ließ er sich neben den Jungen gleiten, störte sich weder daran, dass er klitsch nass wurde, noch dass die Musik wieder einsetzten. Vorsichtig, sanft, um ihn nicht zu erschrecken legte Tom einen Arm um den Jungen und zog ihn zu sich zwischen seine aufgestellten Beine und schlang auch den zweiten Arm um ihn.
 

All I ever wanted

All I ever needed

Is here in my arms

Words are very unnecessary

They can only do harm
 

Nach und nach lösten sich Harrys verspannte Muskeln und seine ganze Haltung wurde lockerer. Keiner von ihnen sprach ein Wort, als Harry den Kopf von seinen Knien hob, sich mit der Wange an Toms Brust lehnte und die Augen schloss, während der Mann ihn etwas fester an sich drückte.
 

Vows are spoken

To be broken

Feelings are intense

Words are trivial

Pleasures remain

So does the pain

Words are meaningless

And forgettable
 

Sonst bewegte sich keiner von ihnen. Sie verweilten einfach in dieser Position. Es waren keine Worte nötig. Harry verstand nun die Sorge die er dem anderen gemacht hatte. Zuerst wollte ihm das ganze nicht so recht einleuchten, was geschehen war, doch jetzt und hier wusste er, dass Tom sich tierische Sorgen um ihn gemacht hatte und es war ein gutes Gefühl, dass es jemanden gab, dem er so wichtig war, selbst wenn es Lord Voldemort war.
 

All I ever wanted

All I ever needed

Is here in my arms

Words are very unnecessary

They can only do harm
 

Vielleicht war es wirklich eine gute Entscheidung gewesen, dass er gegangen war. Carlos Dominguez würde nie wieder jemanden etwas antun können und so abartig er auch war, so hatte er ihm gezeigt, was es hieß von so einem Schwein wie ihn berührt zu werden und was es hieß von jemanden berührt zu werden, der einem Wichtig war, dem man selbst wichtig war.
 

All I ever wanted

All I ever needed

Is here in my arms

Words are very unnecessary

They can only do harm
 

Auch wenn der dunkle Lord noch nicht recht wusste was mit ihm geschah, auch wenn er es selbst nicht genau sagen konnte so wollte er es dennoch versuchen.
 

All I ever wanted

All I ever needed

Is here in my arms

Words are very unnecessary

They can only do harm
 

Er würde es versuchen, würde Tom an sich heran lassen. Wenn nicht ihn, wen denn dann?
 

Enjoy the silence *8
 

~oO~0~Oo~
 

* Rammstein - Engel

** Exilia - Coincidence

*3 RammsteinTe Quiero Puta

*4 Ja, ich kann eigentlich kein Spanisch, doch hier sind die Sätze, die ich mehr schlecht als Recht versucht habe in diese Sprache zu übersetzen:

„Lauren, gib dem Bonito doch 43er con leche, mi Amor.“

Lauren, gib dem Hübschen doch 43er mit Milch, meine Liebe.

„Amigos nennen mich Carlos.“

Freunde nennen mich Carlos.

„Leche für el gato. Wenn das nicht ein Wink del Destino war.“

Milch für den Kater. Wenn das nicht ein Wink des Schicksals war.

„Was hältst tú vom Bailan?“

Was hältst du vom Tanzen?

*5 Lacuna CoilFragile

*6 Und mein zweiter Teil Spanisch. Wenn jemand von euch dieser Sprache mächtig ist und die Hände über dem Kopf zusammenschlägt bei dem was ich da fabriziert habe, ich bin offen für Verbesserungsvorschläge und brauchbare Sätze^^

„Estás en infierno bonito y yo soy el diablo.“

Du bist in Hölle und ich bin der Teufel

„Mil diablos!“

Der Teufel soll es holen!

„Iesto es obra tuya!“

Das ist dein Werk!

„Esto se haces tú dolerse“

Das wirst du bereuen

„Santa fuego sangre“

Heiliges Feuer Blut

„Gracia de Dios“

Gnade der Götter
 

Zaubersprüche

Cortar schneiden

Protegerse schützen

Anestesiar betäuben

*7 Lacuna Coil - Falling Again

*8 Lacuna CoilEnjoy the Silence



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Kommentare zu dieser Fanfic (103)
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Von:  FannyNeko
2016-08-11T22:28:36+00:00 12.08.2016 00:28
Warum nur hast du aufgehört zu schreiben und bist aus dem Internet verschwunden du warst so unglaublich gut
Von:  Stoff
2013-05-02T11:21:07+00:00 02.05.2013 13:21
Die Geschichte gefällt mir sehr gut. Sie ist flüssig zu lesen und immer spannend durch deine Situationsbeschreibungen. Du beschreibst die Entwicklung der einzelnen Charaktere sehr genau, auch ihre Meinung/Ansicht der Vorfälle und ihre Beziehungen zueinnander. Mir gefällt wie Harry alle für sich gewinnen kann und wie unübersichtlich immer noch sein Wesen und seine Fähigkeiten bzw. sein gesamtes Wissen auch für uns Leser noch ist.
Ich würde gerne weiterlesen was du Harry für ein Schicksal auferlegen wolltest, wie es mit ihm und Tom weiter geht und auch was seine Herkunft betrifft.
Ich kann LissianaShorai nur zustimmen, es gibt soviele Fragen die noch geklärt werden müssen.
Für mich gehört diese Geschichte eindeutig zu den Besten in diesem Fandom. Auch wenn Harry so typisch gebeutelt ist von seiner Vergangenheit macht er eine deutlich und realistisch langsame Wandlung durch und wird stärker, mit und durch sein Umfeld.

Natürlich habe ich bemerkt, dass es seit Jahren kein neues Update gab, doch ich würde mich auch riesig über eine Fortsetzung dieser Geschichte freuen.
Hoffentlich findest du noch mal Zeit und Muse dafür. :)
Grüße
Von:  annette-ella
2013-02-25T15:48:49+00:00 25.02.2013 16:48
Hi,
eine wahnsinnig tolle Story. Schreibst du noch weiter?
Ich hoffe doch, wäre sehr schade, wenn nicht.
LG
annette-ella
Von:  LissianaShorai
2010-09-18T20:18:35+00:00 18.09.2010 22:18
Ich hab mir die Story mal wieder durchgelesen und fand sie wie immer klasse.
Es ist jetzt ein Jahr her seit das letzte Kapi kam.
Das ist schade.
Ich würde endlich gerne wissen wie es weiter geht.
Was nun mit Harry und Tom ist.
Wer der nächste ist der herausfindet das Harry Blind ist. Vielleicht sogar Toms Ältere Schwester.
Ich frag mich wie sie reagieren würde wenn sie es herausfinden würde.
Oder wie Severus reagieren würde wenn er herausfinden würde das Harry Blind ist.
So viele Fragen und doch noch keine Antwort.Müsste nicht auch allmählich das nächste Schuljahr näher rücken.
Oder wer findet zuerst heraus das Harry zur Hälfte noch Engel ist. Regulus vielleicht.
Ich frag mich wie der reagieren würde wenn er herausfindet das Harry zur Hälfte Engel ist.
Aber ich hoffe das es bald weiter geht.
Ich freu mich schon auf das nächste Kapi.^^

Lg Lissi XD
Von: abgemeldet
2010-03-21T15:09:43+00:00 21.03.2010 16:09
wow hammer kapi einfach nur wow mir fällt nix besseres dazu ein echt super ich bin schon total gespannt wies weitergeht dein schreibstil ist einfach der hammer
ich freu mich schon auf mehr ^^

lg
Saturia
Von:  sann
2009-09-06T15:33:38+00:00 06.09.2009 17:33
tolles kapi
hat mir sehr gefallen
ich finde die beiden so süß
schreib schnell weiter
Von:  Mascha-chan
2009-09-06T15:02:20+00:00 06.09.2009 17:02
geil, ich sag nur ein wort geil.
Ich bin begeistert vom Kapitel

Von:  aYaKaShI
2009-09-02T16:26:22+00:00 02.09.2009 18:26
mega kapitel^^
und nicht nur wegen der länge

lg aya
Von: abgemeldet
2009-06-27T02:33:30+00:00 27.06.2009 04:33
wow ich muss mich echt wundern das du nicht mehr kommis bekommen hast für dieses kapitel
also ich hohle das jetzt offiziell nach *dir tausend kommis schick*
das war das beste fanfic-kapitel das ich je gelesen habe mit abstand
und das mein ich ehrlich
*ehrfürchtig den hut vor dir zieh*

LG
Saturia
Von:  Silverphoenixdragon
2009-06-15T13:27:58+00:00 15.06.2009 15:27
uh
ich vergessliches ding
wieder einmal klasse
freue mich schon wenn es weitergeht
knuddel
lg


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