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Sense of a Butterfly

von

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Eis

>>>Vorwort<<<
 

xX18. Oktober 2008Xx
 

Kommentare:
 

@MSAYA: ^^ Wer weiß, wer weiß...
 

@sann: Ist er es, oder nicht? Das ist die Frage...
 

@kaya17: Dank für das Lob und schön, dass dir Sense gefällt.
 

@DarkDragonheart: Voldiheit...^^ Funken wird es auf jeden Fall, auf die eine oder andere Weise...
 

So, dieses Mal wieder ein Nachtkapitel.

Ein kleiner Tipp am Rande: Taschentücher sollten evtl. griffbereit liegen...
 

*kiss*

MerlinsSake
 

~oO~0~Oo~
 

~*~ Eis ~*~
 

Harry zog die beiden braunhaarigen einfach hinter sich her, mitten durch die, um diese Uhrzeit schon überfüllte, Zaubererstraße. Es war erstaunlich wie flink manche dem schwarzhaarigen auswichen, wenn ihnen klar wurde, dass er selbst nicht von seinem Kurs weichen würde. Jedoch konnten die beiden älteren nicht so recht ausmachen, wo er sie genau hinführen wollte. Neville, der von dem Handicap seines Freundes wusste und dem ebenso klar war, dass dieser seither nicht in der Winkelgasse gewesen war, kannte den anderen zu gut, dass er dennoch, oder grade deshalb, nicht sagen konnte ob dieser nun ein Ziel hatte, oder einfach blind drauf los stürmte und wartete, dass man ihn stoppte und den Weg wies.
 

„Und wo führst du uns deiner Meinung nach hin?“
 

„Ich habe absolut keine Ahnung“ gab Harry voller inbrünstiger Überzeugung von sich und lief weiter.

Neville lachte, wohl doch drauf los. Der Mann grummelte nur, da ihm die aktuelle Situation überhaupt nicht passte. Gut, er hatte nicht unbedingt vor mit den Malfoys loszuziehen. Egal wie gern er die Familie auch hatte, aber Einkaufen musste nicht sein, nicht mit der Dame des Hauses und dem Spross. Da lieber mit dem vorlauten Gryffindor alleine. Doch dieser braunhaarige Bengel war ihm ein Dorn im Auge.
 

Der hielt seinen Freund zurück, dass er sie nicht noch bis Schottland, oder Sarajevo mit sich zog. Soweit kam es noch, dass der blinde Junge sie führte. Dieses Mal jedenfalls nicht. So wandte er sich an den gut gebauten Mann, der genau so groß war wie er selbst und sie somit beide Harry um ein paar Zentimeter überragten.
 

Das war also der dunkle Lord. Ehrlich gesagt, so sah er nicht halb so Furcht erregend aus, wie mit dem Snakeface, wie Harry ihn immer so gern nannte. Er wirkte etwas blass für einen Menschen, sogar blasser als es Harry war, elegant und schlank. Es war nicht das erste Mal, dass der braunhaarige Junge spürte, dass ihm gegenüber kein Mensch stand, wenn er den Lord betrachtete, doch es war das erste Mal, dass er mit Gewissheit sagen konnte, was der Mann war. Anders, als bei Harry. Als er den schwarzhaarigen Jungen das erste Mal gesehen hatte, war er völlig verunsichert gewesen, denn er hatte nichts, absolut gar nichts gespürt, als würde er einfach nicht existieren und das hatte sich bis heute nicht geändert. Es war egal, ob jemand Verflucht war, ob er sich verschleierte, oder seine Kräfte unterdrückte. Er konnte ihre Wesen spüren, auch wenn er sie dann nicht zuordnen konnte. Ob Mensch, Untoter, einer der alten oder Naturvölker. Allein Harry entzog sich seiner Gabe und es faszinierte ihn heute, wie es ihn einst geängstigt hatte. Früher hatte er sich gefragt, wer dieser seltsame Junge war, dass es ihn einfach nicht zu geben schien und er wollte mehr über ihn erfahren, nur er war unsicher und wagte es nicht. Am Ende war es Harry selbst gewesen, der ihm diese Unsicherheit genommen hatte und auf ihn zugekommen war. Es dauerte lange, aber das war es wert gewesen.
 

Allmählich besann sich Neville wieder und kehrte aus seinen Erinnerungen und Gedanken zurück. Hinter Harrys Geheimnis würde er wahrscheinlich nie kommen, nicht wenn sein Freund es nicht wollte. Zunächst musste er sich jetzt erst Mal mit dem Vampir unter ihnen auseinander setzten. So wie dieser ihn ansah, schien er nicht besonders erpicht darauf zu sein Harry mit ihm zu teilen, aber wer wollte das schon?
 

„Mein Name ist übrigens Neville“ wandte er sich freudestrahlend an den Mann.

Der Junge war zuversichtlich. Wenn Riddle ihn zerfetzen würde, dann wusste Neville immerhin, dass Harry ihn rächen würde, auf seine eigene, nervenaufreibende Art und Weise, bis der Lord Stück für Stück verzweifelte und langsam dem Wahnsinn verfiel. Da war Harry mehr Slytherin, als Gryffindor, welcher mit dem Mann kämpfen würde. Langsam, ausdauernd und schleichend. Eine Schlange im Löwenpelz, wie Ginny einmal so treffend gesagt hatte.
 

„Tom“ brummte der Lord, doch das tat der guten Laune des Gryffindors keinen Abbruch, sein Lächeln schien stattdessen breiter zu werden.

Zumindest war es ein Anfang, auch wenn der Mann zuvor den finsteren Blick Harrys gesehen hatte, der ihn zu durchbohren schien und ihn warnte, ja nett zu sein. Wer konnte auch Harry Potter schon etwas abschlagen, wenn man seine Ruhe haben wollte? Immerhin standen ihm noch ein paar Wochen mit dem Bengel bevor.

Warum machte er das alles eigentlich mit? Was war so faszinierend an Harry James Potter? Andauernd fragte er sich das und doch fand er nie eine Lösung. Es brachte einfach nichts, also sollte er sich langsam damit abfinden und das Beste daraus machen.
 

„Also Tom, wohin zuerst?“
 

„Zu Flenders.“

Die Jungen runzelten die Stirn. Der Name sagt ihnen rein gar nichts.
 

„Was ist das für ein Laden?“
 

„Flender ist der beste Schneider, den man in der nördlichen Hemisphäre finden kann.“
 

„Und wahrscheinlich auch der teuerste“ nuschelte Harry, wehrte sich aber nicht, als er in die Schatten der Knockturn Alley geführt wurde.
 

Tom beobachtete indes die Reaktion der beiden Schüler, doch die gingen weiter, als wäre es völlig normal für sie, das dunkle Viertel zu betreten. Was hatte er auch erwarten sollen? Immerhin hatte dieser Neville Harry Potter schon zwei Mal in einer Konfrontation mit ihm und seinen Leuten beigestanden, nachdem sie durch ein magisches Gebäude geirrt waren. Erst vor nicht mal einem Monat hatte der Junge, zusammen mit einer Hand voll anderer Kinder, es geschafft einen Trupp seiner besten Leute auszuschalten. Mit dem Potterjungen hatte er sie in der Vorhalle der vergessenen Ebene der alten Bibliothek erwartet, stand bei dem schlanken Jungen, wie ein Krieger, der nur auf den richtigen Moment wartete und letztendlich war es auch sein Kommando gewesen, dass die anderen angreifen lies. Selbst Harry hatte gewartet, bis Longbottom das Zeichen gab, auch wenn der schwarzhaarige es gewesen war, der die ganze Zeit gesprochen hatte, während der andere geschwiegen hatte.
 

Sie kamen vor einem kleinen, schäbig aussehenden Laden an. In den milchigen Gläsern der Schaufenster konnte man umgefallene und teilweise mit Stoffen bedeckte Gestelle erkennen, die einmal vielleicht Umhänge präsentiert hatten.
 

„Müssen wir wirklich?“ jammerte Harry noch einmal verzweifelt, als ein helles Leuten erklang und davon zeugte, dass der Lord den Laden bereits betreten hatte. Er stöhnte frustriert.
 

„Na komm schon Harry, wo ist denn dein Löwenmut heute?“ neckte Neville ihn.
 

„Keine Ahnung, hab ich wohl in der Schlangengrube vergessen, als sie mich aus dem Bett geschmissen haben“ murrte er und folgte seinem Freund in den kleinen Laden.

Wieder lachte Neville, da er sich nur zu gut vorstellen konnte, was für einen Kampf Harry den Todessern geliefert haben musste, die wahrscheinlich geschickt worden waren, ihn zu wecken. Ihn würde es nicht wundern, wenn einige unter ihnen das kein zweites Mal wagen würden.
 

Es dauert eine geschlagene dreiviertel Stunde in der die drahtige Gestalt von Mr. Flenders um in herumschwänzelte und wirklich alles an ihm vermaß, bevor er sie aus dem Laden scheuchte und meinte, dass sie am späten Nachmittag wiederkommen konnten. Sie hatten noch nicht mal gesagt, was Harry überhaupt brauchte. Der Mann hatte ihn nur gepackt, als er den Laden betreten hatte, auf einen Schemel gestellt und ihm gesagt, dass er sich nicht rühren sollte. Keiner von ihnen hatte auch nur ein Wort gesprochen, während der Mann irgendwas vor sich hin murmelte und sein Maßband einfach überall zu sein schien. Es war wirklich komisch gewesen und zwar komisch im Sinne von kurios.

Wieder auf der Straße schüttelte sich Harry einmal.
 

„Das war absolut…“
 

„.. seltsam?“ half ihm Neville.
 

„So wollte ich das nicht ausdrücken. Luna ist seltsam, aber das war jenseits von seltsam. Das war skurril!“
 

„Hey, nichts gegen meine Freundin!“

Der Lord horchte auf. Der Bengel hatte eine Freundin? Ohne, dass es ihm bewusst war, entspannte er sich sichtlich. Vielleicht war dieser Longbottom doch erträglich. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge.
 

„Was machen wir jetzt solange wir warten?“

Zwei paar braune Augen sahen erstaunt zu dem schwarzhaarigen Jungen, welcher sich neugierig umschaute, doch sein Blick schien nichts wirklich zu fixieren.
 

„Wir sind noch lange nicht fertig junger Mann.“

Geweitete grüne Augen richteten sich auf den Lord. Er hatte sich doch grad verhört, oder? Immerhin hatte er eine dreiviertel Stunde auf diesem Schemel gestanden! Das war länger als bei Madam Malkins seiner Zeit, als er das letzte Mal neue Roben gebraucht hatte - er musste kurz nachdenken - als er in die Dritte kam und noch hatte selbst einkaufen gehen können.
 

„Was?“
 

„Bitte!“
 

„Nein, danke.“

Der Junge war verwirrt, das klang nicht nach einer Frage…
 

„Harry, was Tom meinte war, dass man nicht mit ‚Was’ fragt, sondern mit ‚Bitte’“ lachte Neville.

Manchmal war es merkwürdig, welch einfachen Umgangsformen Harry einfach nicht kannte. Aber vor allem war es traurig. Es zeigt nur, wie wenig Mühe man sich gegeben hatte, ihn aufzuziehen, aber er lernte.
 

„Tom, mit Erziehung stehst du bei der Wildkatze auf verlorenem Posten. Dort wo er aufgewachsen ist, hielt man es nicht für nötig ihm solche Dinge beizubringen“ erklärte er dem Mann.

Neville wusste nicht, wie viel der Lord wusste und er wollte es nicht sein, der ihm sagte, dass das Haus der Dursleys kein Ort für ein magisches Kind war, dabei wusste er selbst nicht einmal, wie es dort zu sich ging. Er hatte nur nach dem letzten Sommer die Auswirkungen gesehen, die schlimmer waren als all die Jahre zuvor. Harry hatte nie gut ausgesehen, wenn er im September zur Schule zurückkehrte, doch er hatte sich immer schnell wieder gefangen und nie gesagt, dass es ihm schlecht dort ging. Vor ein paar Monaten hatte er auch erst von den Zwillingen erfahren, wie sie ihn eines Nachts mal geholt hatten und dafür das vergitterte Fenster aus der Fassade reißen und das Schloss von Harrys Tür knacken mussten. Das damals dreizehnjährige Kind, eingesperrt wie ein Tier.
 

„Miau?“

Der dunkelhaarige Gryffindor sah die beiden aus großen treuen Augen an, doch die Masche zog bei seinem besten Freund nicht, auch wenn er merkte, dass der Lord unsicher wurde.
 

„Harry, du brauchst noch ganz normale Sachen für den Tag, oder willst du wie die letzten Jahre den ganzen Tag die Uniformen tragen? Das müssen wir seit dem dritten Jahr nur noch zu irgendwelchen Anlässen. Nicht mal mehr im Unterricht sind sie Pflicht, solange man den Umhang trägt.“
 

„Danke Nev, aber auch wenn du es nicht glaubst, habe ich das durchaus mitbekommen“ fauchte er retour.

Riddle zog eine Augenbraue hoch. Anscheinend war Wildkatze gar nicht so falsch.
 

„Also, was möchtest du lieber? Muggel oder Zaubererkleidung?“ fragte der Lord.

Harry sah ihn ehrlich schockiert an und der Mann wusste nicht, ob es sich jetzt auf die Mode der Zauberer oder die der Muggel bezog.
 

„Ich fass es einfach nicht! Ich habe echt eine Wahl?“

Der Mann schnaubte, wobei Neville zu strahlen begann.
 

„Da ich heute als dein persönlicher Modeberater fungiere mein Lieber, leider nicht. Also, auf nach Muggel-London!“
 

~*~

Neville drückte seinen Mitschüler in einen bequemen Sessel und wandte sich an den Mann, um ihm die Strategie zu erläutern. Harry wusste nicht genau wo sie waren, aber darüber machte er sich auch keine großen Gedanken, denn sein Freund war da. Wahrscheinlich waren sie in irgendeinem Kaufhaus, da sie mit Rolltreppen gefahren waren. Etwas verwundert hatte er feststellen müssen, dass die beiden Zauberer anscheinend keine großen Schwierigkeiten mit Muggeltechnik zu haben schienen, was doch recht ungewöhnlich war und darauf schließen lies, dass sie durchaus in der Muggelwelt verkehrten. Die Vorstellung, dass einer von ihnen der dunkle Lord war, war doch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
 

„Okay, wir machen das wie folgt: Keine Einzelteile, sonder gleich ein ganzes Outfit und Harry zeigt dann, wie es ihm steht.“

Der schwarzhaarige Junge öffnete den Mund, er war doch keine Anziehpuppe, doch der Lord legte ihm einen Finger auf die Lippen, um den Protest im Keim zu ersticken.
 

„Du hast deinen Freund gehört. Du wartest hier und wir suchen. Lauf ja nicht weg.“

Mit den Worten wandte sich der Mann ab und folgte dem anderen zu den Ständern. Der alleingelassene Gryffindor lies sich wieder auf den Sessel sinken, von dem er eben noch aufgesprungen war.
 

Harry war vollkommen sprachlos. So ruhig, so freundlich, fast schon neckisch, hatte er die Stimme des Mannes noch nie gehört. Es schien Riddle beinahe Spaß zu machen, was sie hier trieben, dabei wollte er ihn doch eigentlich dazu bringen ihn wutschnaubend zurück zum Anwesen zu bringen.

Abwesend fuhr er mit seinen Fingern über seine Lippen, wo der Lord ihn eben noch berührt hatte. Das war heute wirklich ein merkwürdiger Tag.
 

~*~

Wie lange er schon in diesem Geschäft war, es war auf jeden Fall das dritte, konnte Harry nicht mehr genau sagen, auch nicht, was er grad so genau anzog, aber was er durchaus sagen konnte war, dass es ein sehr großer Laden war. Mit den ganzen Stoffen, die er bisher an und wieder ausgezogen hatte, konnte man ein dritte Weltland versorgen. Gut, vielleicht brauchte er ja wirklich mal was Neues, aber übertrieben die beiden es nicht etwas?
 

Bisher war es ihm egal gewesen, was er getragen hatte, auch wenn er seine Schuluniform bei sämtlichen Gelegenheiten den Sachen seines Cousins vorgezogen hatte. Als er klein gewesen war, hatte er immer mit großen Augen zugesehen wie der dicke Junge schöne neue Kleider bekam und gehofft, dass er vielleicht ein schönes buntes Shirt, oder einen der kuscheligen Pullover mit Bären drauf bekam, doch dann gab man ihm nur die Dinge, die dem anderem zu klein geworden und kaputt waren.
 

Nie hatte sich jemand die Mühe gemacht ihm schöne neue Sachen zu besorgen, selbst seine Schuluniform hatte seine Tante aus gefärbten alten Kleidern gemacht. Oft wurde er von anderen Kindern gehänselt, weil er viel zu klein und schmal für die weiten Pullover und Hosen gewesen war. Man hatte mit dem Finger auf ihn gezeigt und ihn ausgelacht, da ihre Sachen viel schöner waren. Irgendwann hatte er sie ignoriert und es einfach hingenommen. Es war ihm egal geworden und schon bald hatte er sich keine Gedanken mehr um sein Aussehen gemacht, denn es hatte nur wehgetan, die anderen Kinder zu sehen, die solche schönen Dinge von ihren Eltern bekommen hatten und es als selbstverständlich hingenommen hatten. Er war halt nur ein Freak gewesen.
 

Allen war es bisher egal gewesen, keiner hatte sich darum geschert, wie er ausgesehen hatte, solange er einfach funktionierte. Bis auf Hermine, die andauernd an seinen Haaren gezupft hatte und daran verzweifelt war, sie in Form zu bringen, da sie störrischer waren als ihre eigenen braunen Locken. Sie hatte ihn immer wieder gepackt und erstmal ordentlich hergerichtet, bevor er auch nur den Turm hatte verlassen können. Sie hatte ihm das Hemd in die Hose gesteckt, wenn irgendwo auch nur ein Zipfel heraushing, ihn angefahren, wenn er wieder ein zerknittertes Hemd trug, seine Brille repariert, wenn sie beschädigt und schief war, oder ihm einfach die Krawatte zurecht gerückt. Man konnte richtiggehend sagen, dass sie ihn bemuttert hatte. Ja, sie hatte sich verhalten wie eine Mutter, oder viel mehr, wie eine große Schwester sich verhielt, jedenfalls so, wie Harry es sich immer vorgestellt hatte, wenn er alleine in seinem Schrank war und er Petunia hörte, wie sie ihren eigenen Sohn umsorgte.
 

Er vermisste seine Freundin. Im letzten Jahr hatte sie sich immer mehr zurückgezogen, sich hinter ihren Büchern versteckt, um nicht zwischen ihn und Ron zu geraten, da die beiden sich immer mehr zerstritten hatten. Neville und die anderen hatten ihn daran gehindert daran zugrunde zu gehen, daran, wieder alleine zu sein.
 

Und hier waren jetzt zwei Menschen (mehr oder weniger), die es kümmerte, wie er aussah. Zwei Menschen, die wollten, dass er gut gekleidet war und sich die Mühe machten mit ihm einkaufen zu gehen. Zwei Menschen, die ihn nicht nur als Gegenstand zu betrachten schienen, der solche Umstände nicht wert war.
 

So in seinen Gedanken merkte er nicht einmal wie ihm Tränen aus den Augen liefen und sich ihren Weg über seine Wangen, direkt in den hohen Kragen des schwarzen Pullovers bahnten, als er aus der Kabine trat, um sich zu präsentieren.

Umso mehr überraschte es ihn, dass ihm der herbstliche Geruch des Lords in die Nase stieg, als dieser plötzlich vor ihm stand.
 

Vorsichtig nahm Riddle das schmale Gesicht in seine Hände und wischte mit den Daumen die salzigen Tränen fort. Er verstand nicht, warum der Junge weinte, warum er es selbst nicht zu bemerken schien. Er wirkte so verlassen, so hilflos in diesem Moment und vor allem verstand er nicht so recht, warum ihn dieser Anblick selbst so schmerzte. Warum wollte er den anderen nicht so sehen? Warum wollte er ihn einfach in die Arme schließen und ihm sagen, dass alles gut wird? Was sollte denn gut werden? Beim Barte Merlins, er wusste ja nicht mal was falsch war, warum Harry weinte.
 

Erst jetzt wurde Harry bewusst, dass er weinte, dass er weinte, weil er sich daran erinnerte, was er nie hatte spüren dürfen, weil er in diesem Moment glücklich war, da er sich zum ersten Mal bemerkt fühlte. Nicht so, wie von allen anderen, die kreischten, ihn verspotteten, jubelten und jagten, wenn sie es taten. Nein es war einfacher, simpler und doch um so vieles kostbarer. Man bemerkte ihn als Menschen, als jemand, der in viel zu weiten Sachen herum lief und was Neues brauchte. Man bemerkte ihn als Kind, das er fast nicht mehr war und genau das war es, was ihn dazu brachte zu weinen. Er kannte diese Art von Aufmerksamkeit nicht, sie überforderte ihn und dennoch fühlte sie sich so gut an.
 

Ohne ein Wort zu sagen schlang er die Arme um den Hals des Lord und ließ sich fallen. Vergoss Tränen, die er nie hatte vergießen wollen, weinte all die Tränen, die sich aus Schmerz und Einsamkeit tief in ihm gesammelt hatten. Ja, er hatte Freunde, doch eine Familie hatte er nie kennen gelernt…
 

Im ersten Moment war der Lord mit der Situation völlig überfordert, doch dann schloss er einfach seine Arme um den jungen Mann und strich ihm über den Rücken. Er wusste nicht was er sagen sollte, wie er ihn wieder aufmuntern sollte, wie er ihn wieder zu den störrischen Gryffindor machen sollte und dennoch war ihm klar, dass jede Silbe zu viel gewesen wäre, jedes Wort den Moment zerstört hätte.
 

Neville fielen die Jeans, das T-Shirt und der Sleeve aus der Hand, welche er Harry rausgesucht hatte, als er zurück zu den Umkleidekabinen kam und ihm das Bild gewahr wurde, welches sich ihm bot. Seit er Harry kannte, hatte er ihn erst zwei Mal in seinem Leben weinen sehen und das waren die Tage gewesen, an denen er hatte zusehen müssen wie Cedric Diggory und Sirius Black starben. Nie hatte sein Freund es zugelassen, dass seine Gefühle derart außer Kontrolle gerieten, hatte sie tief in sich verschlossen, sowie sich selbst.

Die Beine des braunhaarigen Gryffindors gaben nach und im nächsten Moment saß er vor den Dingen, die er hatte fallen lassen. Auch ihm lief eine vereinzelte Träne über das Gesicht, die er schnell fort wischte. Es war ihm egal, was Tom Riddle getan hatte, dass Harry seine Mauer, die er um sich gezogen hatte, fallen ließ und ihn interessierte nicht einmal der Grund, warum der schwarzhaarige Junge weinte, denn das Einzige, was zählte war, dass er es tat, dass er sich nicht mehr länger verschloss und all seinen Kummer nicht mehr in sich hinein fraß.
 

Vielleicht war sein Freund bald wieder der, der er gewesen war, bevor er aus dem Sommer nach dem fünften Jahr zurückgekehrt war. Vielleicht war er dann wieder der lebensfrohe Junge, den er und die anderen in ihr Herz geschlossen hatten, der, den sie nach diesem einen Sommer fast für verloren geglaubt hatten.

Es war ein harter und mühevoller Weg gewesen, den Jungen wieder zu flicken, ihn aus sich selbst zu holen und sie hatten ihn nicht aufgegeben, egal wie verloren ihre Position auch wirkte, doch das letzte Stück konnten sie ihn nicht mehr begleiten, so gerne sie ihm auch helfen wollten, aber es stand nicht in ihrer Macht. Sie hatten es versucht, doch hier endete es. Das erkannte Neville, als er die beiden sah.

Vielleicht war es grade die dunkle Seite, die Harry auf dem letzten Stück des Weges helfen konnten und ihn endlich erkennen ließen, dass er nach vorne sehen und erhobenen Hauptes weitergehen musste, egal was noch geschah. Und vielleicht war es grade der dunkle Lord, der dann an seiner Seite stand.
 

Wie lange es dauerte, bis Harry sich wieder beruhigt hatte, konnte nachher niemand mehr genau sagen. Die ganze Zeit hatten die drei sich nicht gerührt, nur Tom hatte nicht aufgehört dem Jungen über den schmalen Rücke zu streichen, ihn festzuhalten.

Als sich Harry langsam von ihm löste und sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht wischte, nuschelte er leise, aber dennoch gut hörbar:
 

„Danke Tom“ bevor er wieder in der Kabine verschwand, um etwas anderes anzuprobieren.

Neville war sofort bei ihm und gab ihm wortlos die Dinge, die er mitgebracht hatte, während er die, die Harry eben getragen hatte auf den Stapel der Dinge legte, die sie mitnehmen würden.

Der Mann sah den beiden nach. Es war das erste Mal gewesen, dass der Junge ihn Tom genannt hatte und es fühlte sich gut an.
 

Keiner von ihnen verlor ein Wort über Harrys Tränen, doch von diesem Moment an veränderte sich die Atmosphäre grundlegend.

Kein weiteres Gebocke, Gemeckere oder Gequengel war von Harry zu hören. Ganz im Gegenteil schien er sich jetzt richtig zu freuen, schien es ihm Spaß zu machen. Statt einfach aus der Kabine zu kommen, sich einmal kurz zu drehen und wieder zu verschwinden, schritt er jetzt wie über einen Laufsteg auf sie zu, warf sich in Pose und gab Sprüche von sich. Tom konnte sich nicht daran erinnern je so viel Spaß gehabt zu haben, wenn er Einkaufen war. Oft konnte er einfach nicht anders als zu lachen, wenn Harry wieder irgendwas zum Besten gab. Es war ein tiefes und dennoch warmes Lachen.

Es war schön den Jungen dabei zu beobachten, wie kindisch er sich benahm und diese kindliche Freude in den Augen und auf dem Gesicht war den ganzen Ärger wert gewesen, den er hatte, um ihn mitzuschleifen. Selbst den jungen Longbottom mitkommen zu lassen, war wohl eine seiner besten Entscheidungen gewesen, die er heute gemacht hatte, auch wenn Harry ihm keine große Wahl gelassen hatte.
 

~*~

Als die drei Flender’s wieder verlassen hatten, warfen die Gebäude bereits lange Schatten. Langsam ging dieser Tag zu Ende, doch es war ein guter Tag gewesen.
 

Zufrieden hatte Neville festgestellt, dass sie bisher niemanden aus dem Orden über den Weg gelaufen waren, was wahrscheinlich daran gelegen hatte, dass sie, nachdem sie in Muggel-London fertig gewesen waren, wieder in die Knockturn Alley gegangen waren, um sich dort noch umzusehen, da sie noch Zeit hatten. Zum Erstaunen der beiden braunhaarigen war es Harry gewesen, der darauf bestanden hatte.

Nun waren alle drei voll beladen mit Tüten und Taschen aus den unterschiedlichsten Läden, erschöpft und dennoch bedauerten sie es, dass der Tag um war.
 

„Kommt, ich lade euch beide zu einem Eis ein“ schlug der Lord vor und schritt die Gasse entlang.

Harry wollte dem schon widersprechen, als der Mann sich wieder zu ihnen drehte und ihm das Wort abschnitt.
 

„Ein Eis wird schon nicht zu viel sein. Sieh es einfach als Ausgleich dafür, dass ich dich so früh aus dem Bett geworfen habe. Außerdem hatten wir bisher nicht mal was zum Mittag.“

Harry schloss den Mund wieder und nickte einfach, doch kaum hatte der Mann sich wieder umgedreht, um sie durch das dunkle Labyrinth des Viertels zu führen, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dessen Gesicht aus. Neville hakte sich kichernd bei dem anderen ein und zog ihn mit sich. Auch wenn Harry sich immer sträubte, so mochte er kleine Dinge, wie ein Eis, das man ihm schenkte, oder Süßigkeiten, die man ihm aus dem Honigtopf mitbrachte. So kleine Geschenke brachten ihn immer zum Strahlen. Egal wie einfach sie waren, oder wie natürlich andere so etwas hinnahmen, für Harry war es immer etwas Besonderes.
 

Das kleine Lokal lag etwas abseits, in der Nähe eines kleinen Platzes, der nicht ganz so düster wirkte, wie der Rest. Tom war richtig froh, dass er Harry so schnell hatte dazu bringen können, sich zu fügen. Er erinnerte sich noch daran, wie er im ersten Laden versucht hatte die Kleidung zu bezahlen. Der Gryffindor hatte sich strikt geweigert auch nur eines davon bezahlt zu bekommen. Tom war dann doch schon etwas überrascht, dass der Junge mit der magischen Version einer Visa bezahlte. Die Kobolde gaben diese Karten eher widerwillig heraus und dann nur an Leute mit beachtlichem Vermögen und einem geregelten Einkommen. Irgendwie wollte er nicht so recht wissen, wie der Junge an das Stück gekommen war, auch wenn er neugierig war, wie er als Schüler Geld verdiente. Da wunderte es ihn nur noch mehr, warum er sich dann nie was Ordentliches zum Anziehen geholt hatte.
 

Schweigend aßen die drei ihr Eis und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Gedankenverloren streckte Harry irgendwann seinen Arm aus und stibitzte sich einen Löffel von Toms Portion. Dieser verfolgte die Bewegung und zog eine Augenbraue hoch, als ihm gewahr wurde, was Harry vorhatte. So nutzte auch er die Gelegenheit und fuhr mit seinem eigenen Löffel über das Eis von Harry. Gespannt verfolgte Neville, wie beide synchron den Löffel zum Mund führten und sich daraufhin ihre Gesichter verzogen.
 

„Urgh...“ kam es einstimmig von ihnen, da es nicht zu schmecken schien.

„... ist das süß“, beklagte sich Tom, während Harry zu selben Zeit

„... ist das bitter“, meinte.

Neville prustete lauthals in seinen Becher, worauf die beiden verwirrt zu ihm sahen, da sie nicht verstanden, was denn so lustig war. Ihn störte das nicht, denn die beiden waren wirklich eine Nummer für sich. Harry Potter und Tom Riddle waren einfach füreinander geschaffen. Es war dabei mehr als faszinierend zu beobachten, wie diese beiden diesen Umstand jedoch völlig zu ignorieren schienen, oder ihn vielleicht nicht einmal selbst erkannten. So genau konnte er das nicht sagen, wobei er bei Harry schweren Herzens auf das letzte tippte. Wie sollte man etwas erkennen, was man so nie kennen gelernt hatte? Aber vielleicht machte genau das die ganze Sache so… harmonisch… auf seine eigene… abstrakte… Art und Weise.
 

~*~

Sie waren vor dem Ausgang von Diagon Alley angekommen, als die beiden Freunde sich verabschiedeten. Die Sonne war bereits verschwunden und viele kleine Lichter schwirrten in der noch immer warmen Luft umher.
 

„Danke für deine Unterstützung Nev.“
 

„Ehrensache. Ich werde dir Hedwig schicken, damit du auf dem Laufenden bleibst.“

Harry umarmte noch mal seinen Freund, atmete tief dessen Duft nach Sandelholz ein, als er auch schon schwer beladen durch das Tor in den Pub verschwand. Auch Tom nickte ihm zum Abschied und machte sich daran Harry zu folgen, Neville hielt den Mann jedoch noch einmal zurück.
 

„Pass gut auf ihn auf. Er ist zerbrechlicher, als es den Anschein hat.“

Mit den Worten verschwand der Junge in der Menge, die selbst noch um diese Zeit umherstreifte, und ließ einen Mann zurück, der versuchte aus diesen Worten schlau zu werden.
 

~oO~0~Oo~
 

Leute, ich muss ehrlich gestehen, ich habe zwischendurch nicht weiter schreiben können, da ich selbst geheult habe. Ich hoffe es hat euch nur halb so gut gefallen, das Kapitel zu lesen, wie mir, diese es zu schreiben und ich hoffe ich konnte es einigermaßen so gut herüberbringen, wie es bei mir sich abgespielt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Silverphoenixdragon
2008-10-18T15:29:09+00:00 18.10.2008 17:29
Ja am Eis sieht man es, mal sehen wie es weiter geht. Ja ich nenn uns Voldi manchmal so. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt lol und was sie da für Ray gekauft haben. Ich hoffe auch das er bald wieder sein Augenlicht kriegt. Ist schade, wenn er für immer Blind bleiben müsste. Wie gesagt ich freue mich auf das nächste Kapitel

Sky
Von: abgemeldet
2008-10-18T15:27:22+00:00 18.10.2008 17:27
Was ich vorher noch mit einbringen wollte.
Gehören Harry, Neville und die Twins zu dieser
neuen Band???

Nun zu diesem Kap.
Das war ja ne Einkaufstour. Vor allem, als Harry
dann klar war, dass sie es für ihn machen.
War echt süß, wie Tom ihn da getröstet hat. Tom
war ja wirklich eifersüchtig auf Neville. *lol*

Mach schnell weiter.

LG
Sevara-Snape
Von:  sann
2008-10-18T13:20:15+00:00 18.10.2008 15:20
tolles kapi
das war so süß
schreib schnell weiter
Von:  aYaKaShI
2008-10-18T09:23:18+00:00 18.10.2008 11:23
ist ein echt tolles kapitel gewesen und ich verstehe harry irgendwie
wielleicht ist doch er das kätzchen.... ;)

lg aya


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