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Penalty of Death

Strafe für uns beide
von

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Irgendwo

Oh meine Liebe, wolltest Du nicht bei mir sein

und Oh meine Liebe, hast Du Dich nicht danach gesehnt frei zu sein?

Ich kann nicht weiterhin vorgeben, das ich Dich nicht kenne.

...und in süßer Nacht bist Du mein Eigen.

Nimm’ meine Hand...
 

Wir gehen fort hier, heute Nacht.

Es ist unnötig, es irgend Jemandem zu sagen.

Sie würden uns nur „unten“ halten.

Beim ersten Licht des Morgens werden wir auf halbem Weg nach Irgendwo sein,

wo Liebe mehr ist, als nur Dein Name.
 

Ich träumte von einem Ort für Dich und mich.

Niemand weiß dort, wer wir sind.

Alles was ich möchte ist, mein Leben nur Dir zu geben.

Ich habe so lange geträumt, ich kann nicht mehr träumen.

Laß uns davonlaufen, ich werde Dich dorthin bringen.
 

Wir gehen fort hier, heute Nacht.

Es ist unnötig, es irgend Jemandem zu sagen.

Sie würden uns nur davon abhalten.

Beim ersten Licht des Morgens werden wir auf halbem Weg nach Irgendwo sein,

wo Liebe mehr ist, als nur Dein Name.
 

Vergesse dieses Leben,

komme mit mir!

Blicke nicht zurück, Du bist jetzt in Sicherheit.

Öffne Dein Herz, laß Deine Vorsicht fallen.

Es ist Niemand übrig, der Dich jetzt noch aufhalten könnte.
 

Vergesse dieses Leben,

komme mit mir!

Blicke nicht zurück, Du bist jetzt in Sicherheit.

Öffne Dein Herz, laß Deine Vorsicht fallen.

Es ist Niemand übrig, der Dich jetzt noch aufhalten könnte.
 

Wir gehen fort hier, heute Nacht.

Es ist unnötig, es irgend Jemandem zu sagen.

Sie würden uns nur „unten“ halten.

Beim ersten Licht des Morgens werden wir auf halbem Weg nach Irgendwo sein,

wo Liebe mehr ist, als nur Dein Name.

Der Tod

Ich spürte wie das Blut in mich über ging.

Wie es mich durchströmte.

Jeder einzelne Tropfen wärmte meinen Körper.

Während mein Körper immer wärmer wurde spürte ich wie der Körper des Menschen immer kälter wurde.

Doch es interessierte mich nicht.

So war es immer.

Es war nichts anderes.

Weiter und weiter sog ich die Wärme in mich auf.

Daran, das es enden könnte, dachte ich gar nicht.

Viel zu lange hatte ich darauf verzichtet.

Hätte ich gewusst das sein Blut so gut war hätte ich diesen Menschen schon längst getötet.

Was hatte mich nur daran gehindert?

Darüber könnte ich auch später noch nachdenken.

Ich sollte es genießen solange es noch ging.

Ich bemerkte schon wie mit jedem Zug weniger Blut in mich über ging.

Es sollte noch nicht zu ende sein.

Warum?

War dieser Mensch so klein?

Oder hatte es schon viel länger gedauert als ich dachte?

Gierig sog ich den letzten Rest in mich auf.

Dann war es zu Ende.

Meine Sinne schärften sich wieder und ich kam zurück in die Realität.

Mein Traum war zu Ende.

Mein Opfer war tot.

Ein winziger Tropfen des Blutes lief meinen Mundwinkel hinunter.

Mit der Zunge leckte ich ihn ab.

Jetzt war es wirklich vorbei.

Ich hatte wieder gemordet.

So war die Natur eines Vampirs.

Es dauerte einige Sekunden bis ich meine Umgebung wahrnahm.

Schlagartig war es dunkel.

Ich sah mich um.

Wo war ich?

Dann sah ich den Tisch der hinter mir stand.

Die Sessel, und den Schreibtisch an der Wand.

Ich kniete auf dem Boden.

Als ich meinen Kopf wieder nach vorne drehte bemerkte ich das Sofa vor mir.

Darauf lag immer noch der Mensch den ich gerade ermordet hatte.

Ich hatte hier oben gemordet?

Ich hatte einen Menschen getötet?

Wie war er hier hoch gekommen?

Mein Blick senkte sich langsam auf den toten Körper.

Im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich sie.

Lily.

Erschrocken stieß ich mich vom Sofa weg.

Nein.

Das konnte nicht...

Ich hatte doch nicht...

Ich stieß gegen den Tisch und er viel um.

Dabei zersprang die Glasplatte mit einem schrillen Klirren.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich auf Lily.

Ich hatte sie...

Nein.

Nein!

NEIN!

Das...

Es konnte einfach nicht wahr sein.

Ich beugte mich wieder nach vorne, neben sie, vor das Sofa.

So konnte es nicht enden.

Ich hatte es versprochen.

Ich wollte auf sie aufpassen.

Ich...

Ich griff nach ihrer Hand und fühlte ihren Puls.

Doch da war nichts.

Ich legte mein Ohr auf ihre Brust.

Doch auch so hörte ich nichts.

Ihr Herz schlug nicht mehr.

Es war sinnlos gewesen.

Ich hätte gar nicht nach ihrem Puls fühlen müssen.

Wenn ich ihr Herz nicht hörte dann würde ich es auch nicht fühlen können.

Was hatte ich nur getan?!

Ihre Hand, die immer noch in meiner lag, war eiskalt.

Nein, sie durfte nicht tot sein.

Ich griff ihre Schultern und schüttelte sie.

Versuchte sie zu beatmen.

Dann hob ich sie hoch und trug sie ins Bad.

Ihre Beine stellte ich auf den Boden damit ich eine Hand frei hatte.

Dann spritze ich sie mit Wasser voll.

Doch es half nichts.

Sie wachte nicht wieder auf.

Verzweifelt sank ich auf den Boden.

Lily hielt ich immer noch im Arm.

Ich drückte sie fest an mich.

Was war nur geschehen?

Und warum war es geschehen?

Warum musste es gerade hier geschehen, uns geschehen, ihr geschehen?

Sie hatte es nicht verdient so früh zu sterben.

Noch früher...

Überhaupt hatte sie es nicht verdient.

Es war nicht ihr Schicksal.

Es sollte nie ihr Schicksal sein.

Es sollte meins sein.

Und ich war so naiv zu glauben ich könnte es mit ihr teilen.

Sie würde es mit mir teilen wollen.

Sie hatte es doch nur für mich getan.

Nicht für sich.

Bestimmt wollte sie es gar nicht.

Sie hätte ein normales Leben haben sollen.

Wäre ich nicht aufgetaucht hätte sie es auch gehabt.

Ich hätte mich gleich töten lassen sollen.

Jetzt musste erst sie sterben damit ich es auch tat.

Und ich war schuld.

Jetzt waren beide tot.

Die Menschen die ich je geliebt hatte waren tot.

Und beide waren es nur weil sie von mir wussten.

Mich kannten.

Weil ich mich ihnen gezeigt hatte.

Ich strich ihr die nassen Haare aus dem Gesicht und sah sie an.

„Es tut mir leid Lily.“

Ich drückte sie noch etwas fester an mich.

„Es tut mir leid. Ich war nicht stark genug. Ich habe es nicht geschafft.“

Wie lange ich noch hier saß und sie im Arm hielt wusste ich nicht.

Ich hatte sowieso kein großes Zeitgefühl.

Ich hatte über viele Dinge nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen Lily ihren Eltern zu übergeben.

Anschließend würde ich bis zur Beerdigung warten.

Dann würde ich mich den Ältesten stellen und meine Strafe erhalten.

Langsam stand ich auf und hob sie hoch.

Sie lag wieder in meinen Armen.

Wie schon vorher so oft.

Doch dieses Mal hielt sie sich nicht an mir fest.

Ihr Kopf ruhte an meinen Arm gelehnt, ihre Arme lagen auf ihrem Körper.

Ich trug sie aus dem Bad heraus und zur Treppe.

Durch das Haus und dann über den Hof.

Ich würde sie nicht einfach vor die Tür legen und klingeln und dann verschwinden wie ich es vorgehabt hatte.

Nein.

Ich würde sie ihren Eltern übergeben.

Eines der Fenster war geöffnet, durch das gelangte ich in die Wohnung.

Ich durchquerte das Bad und öffnete die Tür.

Dann ging ich den Flur entlang auf das Wohnzimmer zu.

Ich hörte ihre Eltern miteinander reden.

Sie saßen beide im Wohnzimmer.

Ich betrat die Küche als beide zu mir sahen.

Als die beiden mich sahen wurden ihre Augen groß.

Doch sie begriffen nicht sofort.

Ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen.

Dazu war ich zu schwach.

Ich trat in das Wohnzimmer und kniete mich hin.

Dann legte ich Lily auf den Boden und stand wieder auf.

Ihre Eltern waren beide schon aufgestanden und sahen fassungslos auf Lily.

Ich sah noch einmal zu ihr hinunter und drehte mich dann um.

Ich verließ das Wohnzimmer und die Küche und lief über den Flur.

Es dauerte nicht lange da ertönte ein ohrenbetäubender, verzweifelter Schrei und dann Schluchzen.

Wahrscheinlich war ihre Mutter zu ihr gestürzt und hatte festgestellt das sie tot war.

Ich war noch nicht weit gekommen da sah ich vor mir eine Tür aufgehen.

Erschrocken sah mich Lilys kleiner Bruder an.

„Bleib hier kleiner.“

Dann ging ich ins Bad und sprang aus dem Fenster.

Die Beerdigung

Ich wusste nicht was auf mich zu kam, doch es war mir relativ egal.

Deswegen sah ich mich auch nicht um.

Ich saß einfach nur da und wartete.

Ich wusste bereits was die Ältesten zu mir sagen würden.

Doch ich musste es mir trotzdem noch anhören.

Ich hatte auch nicht darauf geachtete wie lange ich schon hier saß.

Irgendwann kam ein Mann auf mich zu und sah mich ernst an.

„Mitkommen.“

Es klang abweisend und so war es auch gemeint, doch auch das war mir egal.

Ich stand auf und folgte ihm.

Er führte mich in einen großen Saal.

Am Ende dieses Raumes saßen einige Vampire und vor ihnen stand ein Stuhl.

Auf diesen setzte ich mich und sah nach vorn.

Doch keinen von ihnen sah ich wirklich an.

„Liam.“

Der älteste von ihnen begann zu sprechen.

„Wie lange ist es her das wir uns das erste mal gesehen haben?“

Er wollte nicht das ich diese Frage beantwortete also sah ich einfach nur an ihm vorbei.

„Noch nicht so lange wie du weißt. Es ist der selbe Grund wie letztes mal nicht wahr?“

Er senkte seinen Kopf und sah auf ein paar Blätter die vor ihm lagen.

„Du hast deinen Schützling getötet.“

Dann sah er mich wieder an.

„Für deine unzähligen Morde gaben wir dir diese Aufgabe. Mit bedacht wurde dieser Mensch ausgewählt. Sie war die Enkelin deines bis vor kurzem letzten Menschlichen Opfers wie du weißt. Es hatte einen Sinn das wir sie ausgesucht hatten. Mir wurde berichtet das du dich in sie verliebt hast. Der tot ihrer Großmutter war ein Unfall, das ist uns allen bekannt. Doch warum hast du sie getötet?“

Über seine Brille hinweg sah er mich an.

Er wusste warum ich sie getötet hatte.

Das brauchte ich ihm nicht noch sagen.

„Liam. Antworte mir.“

Es klang nicht drohend oder ernst.

Es klang einfach ganz normal.

„Sie wollte es.“

Mehr sagte ich nicht.

„Sie wollte es.“

Er nickte.

„Aber du wusstest was es für Folgen haben würde. Warum hast du es dennoch getan?“

„Sie flehte mich an es zu tun.“

„Und da du sie geliebt hast erfülltest du ihr diesen Wunsch. Ohne dabei an dich zu denken?“

Ich sah ihn an und sagte nichts.

Damit war es beendet.

Alles war gesagt und das Urteil stand fest.

Auch ohne das ich diese Fragen beantwortet hatte stand das Urteil fest.

„Du weißt was das bedeutet?“

Ich nickte nur.

„Dann erwarten wir dich nach ihrer Beerdigung wieder hier. Sofern du daran teilnehmen möchtest.“

Ich stand auf, nickte und verließ den Raum.

Ich hatte so etwas noch nie miterlebt, noch hatte ich gehört wie es ablief.

Doch ich wusste das es das Ende war.

Und mir war es egal.

Jetzt wo Lily nicht mehr da war gab es für mich keinen Grund mehr weiter zu leben.

Wie ganz normale Menschen es taten lief ich durch die Straßen.

Langsam wurde es dunkel, doch mich störte es nicht.

Ich konnte auch so perfekt sehen.

Nach einiger Zeit erreichte ich den Friedhof.

Es standen schon einige Autos vor dem Tor.

Und ich sah wie ein Zug aus schwarz gekleideten Personen über die Wiese schritt.

Das mussten sie sein.

Das Grab auf das sie zu liefen lag am Waldrand.

Ich ging um den Friedhof herum und durch den Wald.

Ich stellte mich zwischen die Bäume und sah der Zeremonie zu.

Ihre Eltern wollte ich nicht noch mit meiner Anwesenheit belästigen.

Ich hatte ihnen genug Schmerzen zugefügt.

Der Sarg lag auf einem Gerüst und war bereit in die Erde gelassen zu werden.

Der Priester stand am einen Ende des Sarges an einem Pult.

Alle Angehörigen, Freunde und Verwandte standen um den Sarg herum.

Alle samt waren sie in schwarz gekleidet.

Und alle hatten bereits Taschentücher in den Händen.

Der Priester hielt eine Rede und auch Lilys Vater sagte ein paar Worte.

Dann wurde der Sarg nach unten gelassen.

Während dessen begannen viele der Umstehenden wieder zu weinen.

Ich hatte mir die Menschen nicht angesehen.

Starr sah ich auf den Sarg.

Als er unten war wurden die Seile abgenommen und die Balken weggebracht.

Als erstes gingen ihre Eltern an den Grubenrand.

Ihre Mutter nahm eine Rose.

Sie stand lange Zeit da.

Als sie sie hinein warf klammerte sie sich an ihren Mann und begann fürchterlich zu schluchzen.

Lilys Vater nahm die kleine Schaufel und nahm etwas Erde von dem kleinen Haufen der neben der Grube lag.

Dann ließ er sie auf den Sarg fallen und ging mit seiner Frau von dem Grab weg.

Als nächstes kamen ihre Großeltern und taten das selbe.

Sie hielten sich gefasster, doch auch sie trauerten sehr.

Auch ihr kleiner Bruder warf eine Blume hinunter und ging dann mit den Großeltern weg.

Nachdem die ganze Familie weg war kamen ihre Freunde näher heran.

Ihre beiden besten Freundinnen standen weinend vor dem Grab und sahen hinunter.

Dann warfen sie jede eine Blume hinunter und gingen Arm in Arm über die Wiese zum Tor.

Zum Schluss stand nur noch ein Junge dort.

Ich erkannte ihn sofort.

Es war ihr Ex-Freund.

Er stand sehr lange da und sah hinunter.

Ich konnte auch hören das er weinte, doch er wollte es nicht zeigen.

Wahrscheinlich liebte er sie immer noch.

Erst als es schon fast komplett dunkel war ging auch er.

In ein paar Minuten würden die Grabarbeiter kommen und das Grab zuschaufeln.

Ich hatte also nicht mehr viel Zeit.

Langsam ging ich hinüber.

Je näher ich dem Grab kam um so kleiner wurden meine Schritte.

Ich konnte einfach nicht hinunter sehen.

Das sie wirklich dort drin liegen sollte wollte ich mir nicht vorstellen.

Noch vor dem Pult ganz am Ende des Grabes stand ein Grabstein.

Darauf stand ihr Name, ihr Geburtsdatum und ihr Todestag.

Der 24.08.2008.

Alles was ich ihr hätte sagen wollen, was ich ihr hätte geben wollen.

Nichts davon würde sie mehr erreichen.

Was würde es also nützen?

Ich nahm eine der Rosen und warf sie hinunter.

Meinen Blick hielt ich aber grade aus auf den Stein gerichtet.

Nach unten sehen konnte ich einfach nicht.

Als ich hörte wie die Blume kraftvoll auf dem Holzdeckel des Sarges aufschlug schloss ich meine Augen und senkte meinen Kopf.

Ihr Bild hatte ich vor Augen.

Ich würde ihr bald folgen.

Dann drehte ich mich um und verschwand im Wald.

Die Hinrichtung

Ich dachte nicht das es etwas so großartiges werden würde.

Ich hatte mit einer einfachen Hinrichtung gerechnet.

Doch was hier passierte war alles andere als einfach.

Nach der Beerdigung war ich sofort zurück gekehrt.

Die Ältesten hatten mich empfangen und brachten mich in einen Raum.

Dort wartete ich darauf das es los ging.

Ich wollte es eigentlich schnell hinter mich bringen.

Sterben.

Einfach nur nichts mehr denken, nichts mehr fühlen, nichts mehr sein.

Doch so wie es aussah war das nicht möglich.

Als sie mich aus dem Raum heraus geholt hatten brachten sie mich erneut in den Saal in dem ich den Ältesten gegenüber gestanden hatte.

In dem das Urteil verkündet wurde.

Ich setzte mich wieder auf diesen Stuhl und sah nach vorne.

Etwas weiter rechts von mir lag eine Tür.

Sie führte hinaus auf den Hof.

Ich wusste das, weil sie offen stand.

Ich konnte direkt auf ein Podium sehen.

Drauf stand ein Mast.

Und drum herum lag Stroh und Holz.

Sie würden mich verbrennen.

Eine der wenigen Möglichkeiten einen Vampir zu töten.

Ich würde lebendig in die Hölle kommen.

Genau so wie es sich für einen Mörder gehörte.

Und was waren wir anderes als solche?

Als die Ältesten den Saal betraten stand ich auf.

Ich sah dem Ältesten direkt in die Augen.

So verlangte es der Ritus.

Er kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.

„So hätte es nicht kommen müssen, du hast dein Ende selbst zu verantworten.“

Mir schien als ob er etwas traurig war, oder zumindest betrübt.

Nicht viele Vampire wurden wirklich alt.

Doch ich war auf dem besten weg sehr alt zu werden.

Aber das war jetzt vor bei.

Ab heute würde ich nicht mehr älter werden

Endlich sterben.

Das tun, was ich schon vor Jahren hätte tun sollen.

Doch damit ich es einsah musste erst Lily sterben.

Es war ein hoher Preis den ich zahlen musste.

Der höchste.

Der Älteste legte einen Arm um mich auf meine Schulter.

Dann führte er mich hinaus.

„Ich nehme an du weißt was jetzt passiert.“

Ich nickte.

„Gut.“

Er seufzte.

Es tat ihm wohl wirklich leid.

Aber warum?

Eine Treppe führte hinauf auf das Podium.

Am Fuß dieser nahm er seine Hand weg und blieb stehen.

Mit der anderen Hand deutete er nach oben.

Ich sah ihm noch einmal in die Augen.

Es war richtig so.

Ich musste meine Strafe erhalten.

Auch wenn sie viel zu spät kam.

Und sie viel zu milde war, wenn man sich das ansah was ich getan hatte.

Wenn man sich ansah was ich in all den Jahren getan hatte.

Ich drehte mich zu der Treppe um und sah hinauf.

Neben dem Mast stand bereits ein Gehilfe der Ältesten.

Er würde mich an den Mast binden.

Ich könnte ja versuchen zu verschwinden.

Und auch wenn ich mir vornahm und wenn ich mir sagte so war es richtig, ich würde jetzt sterben müssen.

Ich war mir selber nicht sicher ob ich bleiben würde.

Die Schmerzen würden so groß werden, vielleicht würde ich vor ihnen davon laufen.

Jede einzelne Stufe kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Als ich dann endlich oben angekommen war ging ich auf den Mast zu.

Der Gehilfe kam zu mir.

Er hatte bereits Fesseln in der Hand.

Er positionierte mich so an den Mast das alle mich sehen konnten.

Was mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war.

Rund um das Podium standen hunderte von Vampiren.

Es geschah nicht oft das einer von uns hingerichtet wurde.

Es war wie früher bei der Hexenverbrennung.

Nur das da Menschen anwesend waren und dabei zusahen wie Menschen die nicht so waren wie sie getötet wurden.

Hier standen Vampire die zusahen wie einer von ihnen getötet wurde.

Mich kümmerte es nicht wirklich wer dort stand.

Ich sah mir die Gesichter auch nicht wirklich an.

Ich hatte sie noch nie gesehen.

Doch sie schienen mich zu kennen.

Während ich an den Mast gebunden wurde sah ich schweigend auf die Bretter des Podiums.

Es würde zweifellos mit mir verbrennen.

Und irgendwann in ein paar Stunden wenn das Feuer kein Holz oder Stroh mehr zum brennen hatte würde hier nur noch Asche liegen.

Und man würde nicht wissen welche davon ich war.

Ich würde zwischen dem Holz und dem Stroh verschwinden.

Aber es war mir gleichgültig.

Als der Gehilfe fertig war verließ er das Podium und ging zu den Fackeln.

Dann kam der Älteste wieder an das Podium heran und nahm die Fackel entgegen.

„Heute...“

Wollte ich eigentlich hören was er sagte?

War es mir nicht eigentlich egal?

Es war mein Ende.

Was würde es da bringen die Worte eines alten Vampirs zu hören?

„...wird einer der Unseren dem Tod übergeben. 324 Jahre lang war er ihm entkommen. Doch was er getan hat können und dürfen wir nicht dulden.“

Er hatte vollkommen recht.

Genau so war es.

Schmeiß die Fackel in das Stroh und las mich sterben alter Mann.

„Deshalb... übergebe ich ihn jetzt... dem Feuer.“

Und als er die letzten zwei Worte sagte schmiss er die Fackel ins Stroh.

Erst ganz langsam und dann immer schneller verbreitete sich das Feuer.

Es war nicht mehr aufzuhalten.

Und das sollte auch niemand tun.

Ich sah noch einmal in die Flammen, dann schloss ich meine Augen.

Ich sah wieder diese wunderschönen grünen Augen vor mir.

Wie sie misstrauisch zu mir herüber sehen, ohne wirklich zu wissen das ich da bin.

Suchend die Fenster überblicken und doch nichts finden.

Den Schreck ausdrücken, in dem Moment als gewiss ist das ich da bin.

Wie sie mich in Augenschein nehmen als ich direkt vor ihnen stehe.

Dieser Ausdruck, je näher ich komme.

Die Unsicherheit kurz bevor ich sie das erste Mal küsse.

Die Leidenschaft, als sie sich sicher ist.

Unzählige von Emotionen die sich darin widergespiegelt haben.

Diese Bilder, vermischt mit dem Schmerz den ich spürte als das Feuer mich berührte.

Es war die gerechte Strafe, das wusste ich.

Doch es war unerträglich.

Ich hätte nicht an mich denken sollen.

Ich hätte daran denken sollen was mit ihr passieren würde sobald sie mich sehen würde.

Sobald sie wusste das ich da war.

Ich kannte sie.

Ich wusste wie sie reagieren würde, was sie tun würde.

Ich hätte mir denken können das sie mehr wissen wollen würde.

Und ich war so naiv zu glauben es könnte funktionieren.

Ich hatte schon einmal erfahren das es nicht funktionierte.

Und doch hatte ich es erneut versucht.

Und wieder hatte ich einen Menschen den ich liebte getötet.

Es hätte nicht so weit kommen müssen.

Doch ich dachte nur an mich.

Jetzt hatte ich sie verloren.

Für immer.

Ich spürte wie das Feuer immer höher stieg.

Wie der Rauch in meine Lungen eindrang.

Ich müsste nicht atmen.

Doch ich tat es.

Wenn dann sollte es ein richtiges Ende sein.

Und vor meinen Augen sah ich immer noch Lily.

In einem Moment war sie noch so lebendig.

Im nächsten lag sie tot auf dem Sofa.

Und ich war schuld daran.

Ich hatte das getan.

Sie wollte nur glücklich sein.

Und jetzt war sie tot.

Verzeih mir Lily.

Verzeih mir das ich so naiv war.

Verzeih mir das ich dachte ich könnte dich glücklich machen.

Verzeih mir das ich dachte ich würde dich lieben.

Denn so etwas konnte ich sicher nicht.

Ein Herzloser wie ich konnte es nicht.

Doch du hast mich geliebt.

Verzeih mir.

Ich öffnete meine Augen.

Ich konnte es nicht mehr ertragen sie vor mir zu sehen.

Es ging einfach nicht.

Ich sah das Feuer um mich herum.

Ich spürte es auch.

Doch da war noch etwas das ich spürte.

Ich spürte wie eine Träne über meine Wangen lief.

„Verzeih mir Lily.“

„Liam. ... Liam. ... Liam! ...“

Ich sah in die Menge.

Da war niemand den ich kannte.

Wer rief mich denn da?

„Liam! Was machst du denn da? ... Hör auf verdammt! ... Liam!“

Es war schon fast ein Schrei.

„Liam!!!...“

Es wurde immer lauter.

Die Rufe kamen von der Seite.

„Was soll das verdammt, hör auf damit! ... Liam!“

Neben mir hörte ich Josef.

Was zum Teufel tat er hier?

Er musste mitten im Feuer stehen.

Doch ich konnte nichts sagen.

„Hör endlich auf!“

Ich drehte mich zu ihm und dort stand er.

Weit größer als ich und sah mich schockiert von oben an.

Erwachen

Ich spürte wie das Blut in mich über ging.

Wie es mich durchströmte.

Jeder einzelne Tropfen wärmte meinen Körper.

Stop.

Das kannte ich doch schon.

Ich sah Josef an und spürte wie mir Blut aus dem Mund lief.

Es lief meinen Mundwinkel entlang und über mein Kinn meinen Hals hinunter.

Blut?

Wo kam das Blut her?

„Liam ... bist du endlich wieder bei dir?“

Bei mir?

Wieso bei mir?

Ich sterbe gerade.

„Josef was machst du hier? Verschwinde sonst stirbst du auch!“

Ein Ausdruck von Spott trat auf sein Gesicht.

„Wieso sollte ich sterben? Du bringst sie doch um, nicht ich.“

Ich bringe sie um?

Wen denn?

Ich sah ihn mit großen Augen und total verständnislos an.

Ohne das ich es wirklich wollte leckte ich das Blut mit meiner Zunge ab.

Dieser Geschmack.

Es schien als würde ich mich wieder darin verlieren.

Doch im nächsten Moment lag ich schon auf dem Boden.

Josef hatte mich geohrfeigt.

Dabei war ich gegen den Tisch geschlagen und er war umgekippt und die Glasplatte war zersprungen.

„Komm zu dir Liam! Willst du sie wirklich töten?“

Wutentbrannt sah ich ihn an.

Wieso schlug er mich?

...

Wieso war ich nicht mehr angebunden?

Tisch?

Wieso war da ein Tisch?

Schlagartig wurde es Dunkel.

Das Licht des Feuers und die Hitze waren verschwunden.

Wo war ich?

Was war hier los?

Ich sah Josef nicht mehr an.

Plötzlich... ich hatte nicht damit gerechnet... sollte ich doch noch eine Chance bekommen?

Dieses Blut... ich hatte es schon mehrfach geschmeckt.

Es war ... Lilys Blut.

Lily!

Sofort sah ich auf das Sofa.

Oh mein Gott.

Dort lag sie.

Wieso lag Lily auf dem Sofa?

Ich hatte noch gar nicht richtig verstanden da schärften sich schon meine Sinne.

Es war Gewohnheit das ich überprüfte ob ihr Herz schlug.

Es war ein stetiges Geräusch das da war, so lange sie bei mir war.

Meine Augen weiteten sich noch mehr.

Es schlug.

Ich konnte ihr Herz hören.

Ihr Herz, sie... sie musste leben.

Lily lebte!?

Sofort hatte ich alles vergessen was gerade passiert war und kniete neben dem Sofa.

Ich nahm ihre Hand, sie war nicht so eiskalt wie ich sie in Erinnerung hatte.

Sie war... warm.

So viel Blut konnte ich noch gar nicht getrunken haben.

Hatte ich das alles nur geträumt?

Egal.

Sie lebte... und das zählte, um den Rest konnte ich mich später kümmern.

Ich strich über ihre Hand, sie war wirklich warm und ich konnte den Blutfluss in ihr spüren.

Ich küsste ihre Hand und umschloss sie mit beiden Händen.

Etwas warmes, etwas sehr warmes tropfte auf meine Hand.

Ich spürte wie mir eine Träne über die Wange lief.

Dann eine Zweite und noch eine.

Es hörte gar nicht mehr auf.

Ich war so glücklich das sie noch lebte.

„Du hast sie gebissen, es reicht für eine Verwandlung. Ich geh jetzt weiter machen, komm nicht auf dumme Gedanken Liam!“

Ich sah nicht auf, doch ich nickte.

Ich würde nicht noch einmal von ihrem Blut trinken.

Nie wieder würde ich es tun.

Die Schmerzen, die ich mir nur eingebildet hatte so wie es schien, sie waren vorbei.

Doch es warteten noch höllische Schmerzen auf Lily.

Wie gerne würde ich sie ihr abnehmen.

Doch es ging nicht.

Aber ich könnte bei ihr sein.

Ich würde nicht mehr von ihrer Seite weichen.

Bis die Verwandlung abgeschlossen war.

Und dann musste ich unbedingt mit Josef reden.

Er wusste immer eine Antwort.

Also würde er auch dieses Mal eine wissen.

Ich drückte ihre Hand etwas, sie sollte wissen das ich da war.

Mit der anderen Hand strich ich ihr durch die Haare.

Nie wieder würde ich es so weit kommen lassen das ich sie verlor.

Nie wieder.

Die Angst vor...

Ich spürte noch den Biss, als alles um mich herum verschwand.

Wie lange es dauerte wusste ich nicht.

Doch als ich wieder etwas spürte wünschte ich mir es nicht zu tun.

Diese Schmerzen waren unerträglich.

Alles brannte und schmerze höllisch.

Wenn ich nicht wüsste wofür ich das durchlitt hätte ich ihn angefleht es zu beenden.

War er überhaupt da?

Doch, ja, er war da, er musste da sein.

Auch wenn ich ihn nicht spüren konnte.

Dazu wahren einfach die Schmerzen zu groß, nur so konnte ich es mir erklären.

Mir war total heiß, wie als müsste ich verglühen und mein Kopf fühlte sich an als müsse er zerspringen.

Er hatte recht, es waren höllische Schmerzen, doch ich würde es überstehen, ich musste einfach.

Sie waren mittlerweile so groß das ich mich hin und her wand.

Vielleicht war es der verzweifelte Versuch etwas dagegen zu tun, doch es ging nicht.

Was passierte nur mit mir?

Was geschah mit meinem Körper das es so schmerzte?

War es eine so große Veränderung?

Ich hatte gar nicht wirklich darüber nachgedacht was es für mich bedeuten würde.

Quatsch, das hatte ich.

Ich konnte schon nicht mehr klar denken.

Die Schmerzen waren einfach zu stark.

Es würde aufhören, es musste aufhören.

Irgendwann.

Bald.

So schnell wie möglich.

Ich konnte es nicht mehr lange ertragen.

Irgendetwas seltsames geschah mit mir...

Was...

Ich bekam nicht mehr richtig Luft.

Die Kehle schnürte sich mir zu.

So kam es mir zumindest vor.

Ich bekam immer weniger Luft.

Er hatte zwar gesagt das Vampire nicht Atmen mussten, doch war ich schon einer?

Ich glaubte nicht.

Je weniger Luft ich bekam, je mehr ich danach rang, desto lauter hörte ich mein Herz schlagen.

Es pulsierte immer kraftvoller in meiner Brust.

Wie als würde es mir aus der Brust gerissen.

Und ich bekam keine Luft mehr.

War das normal?

So wollte ich nicht sterben.

Ich wollte nicht sterben.

Der Druck wurde immer größer.

Die Luft blieb mir immer länger weg und mein Herz wurde immer fordernder.

Ich versuchte verzweifelt Luft zu holen, doch ich konnte einfach nicht Atmen.

Und dann... konnte ich das laute schlagen meines Herzens nicht mehr hören.

Es hatte schon viel zu lange ausgesetzt.

Hatte es aufgehört zu schlagen?

Ich würde sterben.

Gleich wäre es vorbei.

Doch die Schmerzen hörten einfach nicht auf.

Luft bekam ich nicht und mein Herz schlug nicht, doch ich lebte noch.

War es jetzt soweit?

Wurde ich jetzt zum Vampir?

Ich riss meine Augen auf und saß kerzengrade auf dem Sofa.

Ich Atmete, ich spürte wie jeder einzelne Luftstrom meine Lunge füllte, wie...

Ich war schweißnass, und zitterte.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, dabei ließ ich den Stoff des Sofas jedoch nicht los.

Ich bemerkte gar nicht wie ich den Stoff zerriss.

„Lily ...“

Ganz leise hörte ich wie jemand meinen Namen sagte, doch ich beachtete es nicht.

Mit jedem weiteren Atemzug spürte ich ein Gefühl in mir.

Ich wusste nicht was es war.

Und dann... war da dieser Geruch.

Dieser unbeschreiblich anziehende Geruch.

Was war das?

Alle meine Muskeln spannten sich an.

Muskeln, die ich noch nie zuvor gespürt hatte.

Muskeln, von denen ich gar nicht wusste das es sie gab.

Dieser Geruch, leicht süßlich und verlangend.

Ich musste haben was so roch.

Das Verlangen danach wurde immer größer.

„Lily!“

Ich spürte wie etwas meine Hand streifte.

So etwas hatte ich noch nie gespürt, was war das nur?

Was geschah mit mir?

Ich riss meine Hand weg.

Dieses Gefühl, es war so intensiv.

Doch woher kam es?

Ich drehte meinen Kopf etwas, doch ich sah nichts.

Ich bemerkte das ich schon die ganze Zeit nichts sah.

War ich blind?

Oder hatte ich meine Augen noch geschlossen?

Nein, sie waren auf.

Und in dem Moment als ich meinen Kopf drehte stieg mir dieser Duft noch stärker in die Nase.

Woher kam er?

Wie als wolle ich danach schnüffeln drehte ich meinen Kopf.

Und ich roch es, noch kräftiger, noch besser.

Es hatte mich in seinen Bann gezogen.

Meine Muskeln, die immer noch angespannt waren verkrampften sich und es war noch nicht mal ein Augenblick vergangen da war ich schon vom Sofa gesprungen und hatte das Zimmer durchquert.

„Las sie... sie hat Durst.“

„Ich weiß.“

Ganz blass hörte ich diese Stimmen, doch wer es war wusste ich nicht, es interessierte mich auch nicht.

Doch der eine sagte etwas von Durst.

Hatte ich Durst?

Essen.

War es etwas zu essen was so gut roch?

Diesem Geruch folgend durchquerte ich das Zimmer und fand mich an einer Wand.

Ich tastete nach einer Öffnung, doch ich fand keine.

Reflexartig schloss und öffnete ich meine Lieder, jetzt konnte ich etwas sehen.

Die Wand.

Ich stand direkt vor ihr.

Ich sah an ihr entlang, doch ich sah keine Öffnung.

Noch bevor ich nachdenken konnte hatte ich ausgeholt und ein Loch in die Wand geschlagen.

Einfach mit meiner Faust.

Wie...?

Der Geruch wurde noch stärker.

Jetzt war es auch egal.

Dort war meine Beute, ich brauchte sie mir nur noch zu holen.

Mit beiden Händen riss ich das Loch größer und sprang dann hindurch.

Was dort war erkannte ich nicht gleich, doch eigentlich war es mir auch egal, es war etwas zu essen und ich hatte großen Durst.

Obwohl meine Kehle nicht trocken war.

Egal.

Ich sog den Duft noch einmal kräftig ein, dann fixierte ich das Tier, was es war wusste ich nicht genau.

Es versuchte verzweifelt einen Fluchtweg zu finden, es musste wissen das es gleich tot sein würde.

Und dann stürzte ich mich auf es.

Ich packte es mit einer Hand am Hals mit der anderen hielt ich den Körper fest.

Jetzt hatte mich der Geruch übermannt.

Ich konnte an nichts mehr denken außer an das Blut.

Ich öffnete meinen Mund, mit der Zunge stieß ich gegen die spitzen Zähne.

Keinen weiteren Gedanken verschwendete ich an irgendetwas.

Ich beugte mich blitzschnell hinunter und biss in den Hals meines Opfers.

Das Blut benetzte meine Lippen und floss dann in meinen Mund.

Ich trank gierig, immer mehr und mehr.

Es tat so gut.

Mit jedem weiteren Schluck spürte ich wie sich meine Muskeln entkrampften, wie ich lockerer wurde, wie ich wieder zu Sinnen kam.

Als kein Blut mehr in meinen Mund floss ließ ich von dem Tier ab.

Ich stieß es von mir.

Ich konnte jetzt auch wieder klar sehen.

Wo war ich?

Was war hier los?

Was hatte ich getan?

Ich spürte wie mir ein Tropfen Blut den Mundwinkel entlang lief.

Mit dem Handrücken wischte ich ihn ab.

Dann hielt ich meine Hand etwas vor mich und sah auf das Blut.

Ich spürte wie der Geruch in meine Nase stieg und wie das Verlangen in mir wieder aufstieg.

Langsam bewegte ich meine Hand zu mir heran und leckte den Tropfen ab.

Ich schluckte, das Verlangen wurde stärker.

Wie von Sinnen durchsuchte ich die Luft, als würde ich sie filtern.

Da war er.

Dieser Geruch.

Ich wand meinen Kopf.

Dort war noch ein Reh.

Ich hatte kaum daran gedacht sein Blut zu trinken da hatte ich es auch schon gepackt und es gebissen.

Als es leer war stieß ich es von mir.

Meine Sinne schärften sich und ich nahm meine Umgebung zum ersten Mal wieder richtig war.

Ich sah mich um.

Dort lagen zwei tote Rehe.

Und in der Wand war ein riesiges Loch.

Erst jetzt bemerkte ich das ich auf dem Boden hockte.

Meine Hände angespannt.

Ich ließ sie locker und sah hinunter.

Sie waren voller Blut.

Dann sah ich wieder auf die Rehe.

Sie hatten beide Wunden am Hals.

Hatte ich etwa...

War ich das?

Hatte ich...

Der Schock traf mich direkt.

Ich sackte zusammen und lehnte mich gegen die Wand.

Mit großen Augen sah ich auf die toten Tiere.

Um nicht los zu schreien hielt ich mir die Hände vor den Mund, doch ich konnte nicht verhindern das ich weinte.

Zu groß war das Entsetzen über das was ich gerade getan hatte.

„Lily ...“

Ich sah auf, ich konnte alles nur verschwommen sehen.

Doch Liam erkannte ich.

Er schien mir etwas sagen zu wollen, doch als er mich sah kam er sofort zu mir.

„Lily“ sagte er erschrocken.

„Was hast du?“

Ich konnte nichts sagen.

Ich wusste nicht was ich tun sollte.

„Liam.“

Ich beugte mich nach vorn und umarmte ihn.

Ich konnte meine Tränen auch nicht mehr zurück halten.

Ich war so froh ihn wieder umarmen zu können.

Doch... was...?

Als ich ihn berührte war da wieder dieses intensive Gefühl.

Sofort stieß ich mich von ihm.

Was war nur los mit mir?

Ich kroch so weit weg wie ich konnte, bis ich die Wand erreichte.

Verzweifelt sah ich ihn an.

Warum fühlte es sich nur so komisch an wenn ich ihn berührte?

„Was ist mit dir?“

Ich konnte nichts sagen.

„Lily ...“

Er kam auf mich zu.

„Was hast du?“

Ich versuchte weiter weg zu kommen, doch die Wand ließ es nicht zu.

Ich hatte Angst vor einer Berührung, doch ich wusste nicht wieso.

„Lily ... bitte sag mir was los ist. Bitte beruhig dich.“

Er kam immer näher, streckte seine Hand nach mir aus.

„Nein... bitte nicht...“

Erschrocken sah er mich an.

„Warum?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

Ich versuchte mich zu beruhigen.

„Bitte... verzeih mir.“

Ich versuchte ruhig zu Atmen, darüber das ich es gar nicht brauchte dachte ich nicht nach.

„Lily bitte...“

„Nein.“

Ich wusste nicht was mit mir los war.

Ich wollte ihn umarmen, sicher sein, doch das konnte ich nicht.

Und ich wusste nicht warum.

„Josef!“

Liam war aufgestanden und zu dem Loch in der Wand gegangen.

„Josef!“

„Was ist? Ist was mit Lily?“

Josef war auf der anderen Seite der Wand erschienen.

„Ich weiß es nicht.“

Er ging ein Stück zur Seite damit Josef hinein konnte.

Ich war so froh ihn zu sehen.

Ich hatte so gehofft ihn wieder zu sehen.

Doch wie konnte er mir helfen?

Er kam auf mich zu und hockte sich vor mich.

„Geht es dir gut Lily?“

Ich schüttelte wieder leicht mit dem Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

„Was hast du?“

„Ich...“

Ich rang nach Fassung.

„Ich... kann ihn nicht... es ist so... ich weiß es nicht.“

„Ich denke ich weiß was du meinst.“

Hoffentlich sagte er die Wahrheit.

„Ich bring dich hier weg okay?“

Aber... würde es bei ihm auch...?

Er streckte seine Hand nach mir aus, doch bevor er mich berührte hielt er inne.

Dann sah er mich an.

„Vertrau mir Lily.“

Ich sah seine Hand zweifelnd an.

Was wenn...?

Ich wollte nicht alleine sein.

Doch wenn...

Ich nickte leicht und hob dann meine Hand.

Als ich seine berührte war da auch so ein komisches Gefühl.

Viel intensiver als früher, doch es war nicht so...

Er hatte bemerkt das es mir nichts ausmachte, denn er zog mich hoch, legte einen Arm um meinen Körper und einen Arm um meine Beine, so wie Liam mich immer getragen hatte.

Warum war es nur bei Liam anders?

Josef durchquerte den Raum zu dem Loch in der Wand.

Daneben stand immer noch Liam, doch ich hielt meinen Blick gesenkt, ich konnte ihn nicht ansehen.

„Ich bring sie schon in mein Haus, bring du hier alles zu Ende...“

Dann hob er mich durch das Loch und brachte mich fort.

Abschied

Sie sprang an mir vorbei und schlug ein Loch in die Wand.

Ich stand auf um ihr zu folgen, doch Josef hielt mich zurück.

„Las sie erst mal trinken.“

Ich nickte und sah auf das Loch.

Als ich dann hörte wie sie das zweite Reh von sich stieß entwand ich mich Josefs Griff und ging zur Wand.

„Lily ...“ begann ich als ich angekommen war, doch der Blick durch das Loch in den Raum ließ mich kurz erstarren.

Wie sie dort unten auf dem Boden hockte.

Sofort sprang ich hindurch und kniete mich vor sie.

„Lily, was hast du?“

„Liam.“

Ich war noch nicht ganz auf dem Boden da umarmte sie mich schon.

Es tat so gut sie wieder zu spüren.

Doch sie war nicht mehr so warm wie früher.

Durch die Verwandlung hatte nun auch sie eine geringe Körpertemperatur.

Doch mehr konnte ich gar nicht spüren.

Ich hatte meine Arme noch nicht ganz um sie gelegt da stieß sie mich schon wieder von sich.

Was war los?

Hatte ich etwas falsches getan?

Warum wich sie vor mir zurück?

„Was ist mit dir?“

Langsam und vorsichtig ging ich einige Schritte zu ihr.

„Was hast du?“

Hatte sie Angst vor mir?

Warum?

Sie sah total panisch aus.

„Lily ... bitte sag mir was los ist. Bitte beruhig dich.“

Ich streckte meine Hand nach ihr aus, wollte sie beruhigen, doch sie versuchte noch weiter zurück zu weichen.

„Nein... bitte nicht...“

Was?

Erschrocken sah ich sie an.

Sie wollte nicht von mir berührt werden!?

Wieso nur nicht?

„Warum?“

Sie sah mich verzweifelt an und schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

Ich sah ihr an das sie um ihre Fassung rang.

„Bitte... verzeih mir.“

Sie musste total durcheinander sein.

Sie Atmete obwohl sie es nicht musste.

Vielleicht war es noch ein menschlicher Reflex.

Vielleicht konnte sie sich dadurch beruhigen.

„Lily bitte...“

„Nein.“

Ich verstand es nicht, wir brauchten Hilfe.

„Josef.“

Ich stand auf und ging zu dem Loch.

„Josef!“

„Was ist? Ist was mit Lily?“

Er sah mich besorgt und erschrocken an.

„Ich weiß es nicht.“

Ich ging ein Stück zur Seite um ihn durch zu lassen.

„Geht es dir gut Lily?“

Ich sah sie und Josef an, wieder schüttelte sie den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

„Was hast du?“

„Ich... ich... kann ihn nicht... es ist so... ich weiß es nicht.“

„Ich denke ich weiß was du meinst.“

Was?

Josef wusste was los war?

„Ich bring dich hier weg okay?“

Er hatte seine Hand nach ihr ausgestreckt und wartete das sie nach ihr griff.

„Vertrau mir Lily.“

Ich sah nur wie sie nickte und nach seiner Hand griff da hob er sie schon hoch.

Wo wollte er mit ihr hin?

Würde er es wieder hinbekommen?

Was war überhaupt los?

War ich schuld?

Als die beiden an mir vorbei gingen sah ich wie sie den Blick senkte um mich nicht ansehen zu müssen.

War es weil sie zu überfordert mit ihrem Verlangen war?

Bereute sie es schon?

„Ich bring sie schon in mein Haus, bring du hier alles zu Ende...“ //Es ist nichts ernstes... wir bringen das in Ordnung... sie braucht Zeit//.

Damit waren sie verschwunden.

Sie braucht Zeit?

Was sollte das bedeuten?

Und das es nichts ernstes war?

Konnte ich sicher sein?

Ich hoffte das er die Wahrheit sagte.

Doch warum hatte er es nur in Gedanken zu mir gesagt?

Warum sollte sie es nicht hören?

Zu Ende bringen, ich sollte hier alles zu Ende bringen.

Erst dann konnte ich zu ihr, mehr erfahren.

Vorbereitet war schon alles, was also meinte er?

Nur das ich meine Spuren verwischen soll?

Ich musste nur alles in Brandt setzen.

Und hier oben musste ich noch etwas Öl verteilen.

Draußen an der Treppe standen schon drei Kanister.

Ich nahm die zwei toten Rehe und legte sie nebeneinander in eine Ecke.

Lily musste noch lernen ohne große Spuren zu trinken.

Beim Gedanken an meine Zeit musste ich schmunzeln.

Dann ging ich zur Treppe und nahm mir einen der Kanister.

Die Wände des abgetrennten Bereiches, die Tiere und den Boden begoss ich damit und ließ den Kanister einfach liegen.

Den zweiten entleerte ich im Bad und im hinteren Bereich.

Für den Rest und die Treppe würde ich den letzten brauchen.

Neben dem Tisch, oder eher den Überresten des Tisches lag der Kerzenhalter.

Darin befand sich noch eine Kerze.

Ich nahm sie an mich und ging dann zur Treppe.

Dort nahm ich den letzten Kanister in die Hand und ging hinunter.

Während sich die Tür öffnete nahm ich das Feuerzeug welches Lily immer benutzt hatte aus meiner Hosentasche.

Ich trat nur ein Stück hinaus und sah mich um.

Es war alles bereit, es war so weit.

Ich betrachtete die Kerze und das Feuerzeug in meiner Hand.

Mehr brauchte es nicht um alles zu vernichten was mir irgendetwas bedeutete.

Doch es musste sein.

Egal wie viele Erinnerungen an diesem Haus hängen.

Egal wie viele schöne Momente wir hier verbracht hatten.

Egal wie es weiter gehen wird.

Hier muss es Enden.

Der Schlussstrich muss hier gezogen werden.

Sonst gibt es keine Zukunft für uns.

Mit einem leisen Klacken ging die kleine Flamme an und ich entzündete die Kerze.

Ich wartete einige Sekunden bis die Flamme groß geworden war.

Dann warf ich sie ganz leicht über den kleinen Absatz zur Treppe hin.

Sie drehte sich im Flug und traf dann auf einer Stufe auf.

Von dort aus rollte sie nach unten.

Blitzschnell verbreiteten sich die Flammen über den Boden und die Wände.

Ich trat wieder ein und schloss die Tür.

Im hinaufgehen vergoss ich etwas Öl aus dem Kanister über die Treppe.

Es würde nicht mehr lange dauern dann würde das Feuer hier hoch kommen.

Auch den Bereich um das Sofa und alles andere begoss ich damit.

Den Kanister schmiss ich weg und setzte mich auf das Sofa.

Für einen kurzen Moment wollte ich noch einmal die Ruhe genießen die hier Oben immer zugegen war.

Noch war das Feuer nicht kräftig genug um hier hoch zu kommen.

Ich hatte noch einen Moment.

Einen Moment, in dem ich mich an alles erinnern konnte.

Zurückdenken an die Zeit die ich hier verbrachte hatte.

Sechzehn Jahre.

Sechzehn Jahre lang hatte ich hier gewohnt.

In wenigen Minuten würde davon nichts mehr sichtbar sein.

Niemand würde je erfahren das ich hier gewesen bin.

Das es mich gab.

Das es mich gibt.

Nur Lily.

Nur Lily weiß das ich hier war, warum ich hier war, was ich bin.

Und durch mich... wurde sie auch zu dem.

Durch mich wurde Lily zu einem unsterblichen Wesen.

Zu einem toten aber doch lebenden Wesen.

Sechzehn Jahre habe ich sie beschützt, versucht meine Aufgabe zu erfüllen, und jetzt...?

Jetzt habe ich alles selber zu Nichte gemacht.

Plötzlich hatte ich einen alten Mann vor Augen.

`Die Frau die man liebt sollte man immer nur glücklich machen. Denk daran mein Junge.´

Es war ihr Wunsch, sie wollte es, damit sie mit mir zusammen sein konnte.

Warum hatte ich das getan?

Ich hätte es ihr sagen sollen.

Für kurze Zeit würde es sie vielleicht glücklich machen, doch...

Ich hatte nicht weiter gedacht.

Das ich...

Ich hörte wie die Wände knackten und spürte wie es wärmer wurde.

Dann, ganz schnell, schoss das Feuer die Treppe hinauf und entzündete alles was mit Öl begossen war.

Es war wie in meinem Traum auf dem Podest.

Doch dieses Mal war ich nicht festgebunden.

Das war es was passieren würde, ich hätte es ihr nicht verschweigen dürfen.

Doch dazu war es nun auch zu spät.

Vor mir leuchtete noch die kleine Flamme der Kerze.

Und rings um mich brannte das Haus lichter loh.

Es wurde immer wärmer, ich wusste nicht wie lange ich es noch aushalten würde.

Ich musste das Haus jetzt verlassen.

Doch als ich aufsah bemerkte ich das es keinen Fluchtweg mehr gab.

Die Flammen waren zu stark.

Ich war eingeschlossen.

Ich hatte mich selber in die Falle gelockt.

Ich hatte... wieso hatte ich keinen Fluchtweg gelassen?

Warum hatte ich nicht darüber nachgedacht?

Wieso nur nicht?

Konnte ich wirklich so abwesend gewesen sein?

Nein, oder doch?

Hatte ich unbewusst meinen Traum zur Wirklichkeit gemacht?

Oder hatte mein Unterbewusstsein so gehandelt?

Sollte ich sie jetzt schon verlieren?

Würde es so enden?

Verlieren... ich hatte sie ja schon verloren.

So wie sie mich angesehen hatte.

Hätte ich ihr gesagt was es bedeuten würde hätte sie es nicht von mir verlangt.

Doch ich hatte sie gerettet.

Sie musste nun nicht mehr fürchten von einem Vampir gejagt zu werden weil sie unser Geheimnis kannte.

Sie war in Sicherheit.

Das war es was zählte.

Lily war in Sicherheit.

Meine Liebe war in Sicherheit.

Auch wenn ich...

Von oben kam ein Balken heruntergestürzt und verfehlte mich nur knapp.

Doch so riss er mich aus meinen Gedanken.

Noch war es nicht zu spät.

Noch konnte ich es ihr wenigstens selber erklären.

So schnell ich konnte suchte ich die Wände nach einem Ausgang ab, doch ich fand keinen.

Wären die Fenster nicht zugenagelt würde ich durch sie entkommen können.

Doch jetzt wo sie in Brand standen konnte ich sie nicht mehr zerschlagen ohne selbst in Brand zu geraten.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht hier oben zu bleiben?

Und je länger ich hier stehen blieb desto heißer wurde es um mich herum und desto schlechter wurde meine Sicht.

Der Rauch, der mich zum Glück nicht vergiftete da ich nicht atmete, nahm mir die Sicht.

Ich musste etwas tun, jetzt sofort.

Sonst war es zu spät.

Ich sah mich noch einmal um und mein Blick blieb an dem Sofa hängen.

Ich konnte die Bretter zwar nicht mit bloßen Händen zerschlagen, doch ich konnte das Sofa als Rammbock benutzen.

Schlecht war das auch das Sofa schon Feuer gefangen hatte, doch nur an einer Seite.

Ich musste mich beeilen bevor es komplett in Brand stand.

Ich sprang über ein paar niedrige Flammen hinüber zu dem Ende welches noch nicht brannte.

Dann griff ich unter das Sofa und hob es hoch.

Das einzige was jetzt noch zwischen mir und den Brettern am Fenster war, war der Balken der mich fast getroffen hätte.

Ich trat einen Schritt zurück und stieß dann mit aller Kraft die ich hatte nach vorne.

Der Balken brach sofort, doch zerriss er auch einen Teil des Sofas.

Jetzt war mein Weg frei.

Noch einmal trat ich einen Schritt zurück um mich dann mit aller Kraft gegen die Bretter zu werfen.

Ich hatte einfach ganze Arbeit geleistet.

Die Bretter hielten stand.

Das durfte doch nicht wahr sein.

Warum musste gerade jetzt etwas funktionieren wie es sollte.

Ich nahm einige Schritte Anlauf um es noch einmal zu versuchen.

Ich stieß das Sofa so fest ich konnte gegen die Bretter.

Ich spürte wie sie leicht nachgaben, doch es war noch nicht genug.

Ein, Zwei weitere Male stieß ich das Sofa gegen die Bretter, dann knackte es sehr laut und ich spürte wie das Sofa weiter nach vorne stieß als normalerweise.

Sofort zog ich es wieder zurück um selber hinaus zu kommen.

Ich wollte es gerade zur Seite werfen als eine Stichflamme auf mich zuschoss.

Schützend warf ich das Sofa in die Richtung der Flamme.

Im selben Moment löste sich ein weiterer Balken.

Ich sprang in Richtung Fenster.

Doch ich hatte nicht mehr die Gelegenheit hinaus zu springen.

Der Balken traf auf dem Boden auf und ich hörte nur noch einen ohrenbetäubenden Knall.

Danach spürte ich Hitze, Schmerzen, spürte wie mir die Haut zerfetzt wurde und wie ich durch die Luft flog.

Meine Beine schlugen gegen die Wand und dann wurde alles kalt.

Für einen Augenblick spürte ich die kühle, frische Luft.

Doch sofort wurden die Flammen wieder stärker.

Ich brannte.

Der Schmerz überflutete mich und bekam die Oberhand.

Ich schrie so laut ich konnte doch es half nichts.

Es wurde immer schlimmer.

Und dann schlug ich mit dem Kopf gegen etwas hartes.

Dieses harte hatte meinen Flug gebremst so das ich jetzt nach unten stürzte.

Ich spürte wie Äste unter mir brachen und ich immer tiefer stürzte bis ich hart auf dem Boden aufschlug.

Doch das war nichts im Vergleich zu den unerträglichen Schmerzen die das Feuer auslöste.

Das das Feuer die einzige Methode war einen Vampir wirksam zu töten war sicher.

Und jetzt wusste ich auch warum.

Unerträgliche Qualen.

Ich wollte sterben.

Jetzt sofort.

Doch ich konnte nicht.

Ich musste noch etwas erledigen.

So konnte ich nicht sterben.

Lily ...

Wie auch schon in meinem Traum spürte ich wie mir eine Träne aus dem Augenwinkel lief.

Als hätte diese eine Träne das Feuer gelöscht wurde es kälter um mich herum.

Ich spürte nichts mehr.

Nur noch Kälte.

Das Feuer war weg.

Und ich war gerettet...

Oder... war ich tot?

Und wie als wäre ich aus einem Traum erwacht stieß ich an die Oberfläche zurück.

Ich spürte das viele Wasser das auf mich gegossen wurde und hörte die lauten Schreie.

Was war nur los?

„Hey ... wo ist denn die Trage?“

„Wir brauchen sofort eine Trage... der Junge lebt noch!“

„Oh Gott. War er etwa im Haus?“

„Sieht so aus. Es hat ihn übel erwischt.“

„Das kriegt keiner wieder hin... nicht mal der beste Chirurg.“

„Bringt ihn doch erst mal ins Krankenhaus ihr Idioten.“

„Los... hilf mir ihn auf die Trage zu legen.“

„Ja.“

Dann spürte ich warme Hände die sich um meine Arme und Beine schlossen.

Und im gleichen Moment die stechenden Schmerzen als sie mich berührten.

Und ich konnte spüren wie das Blut durch sie pulsierte.

„Jetzt bringt ihn schon endlich hier weg verdammt!“

Was... wo... wohin?

Nein.

Ihr könnt mich nicht in ein Krankenhaus bringen.

Ich war wie benebelt.

Ich konnte nicht klar denken.

Ich... ich brauchte Blut... sofort.

Man hatte mich erhört, denn genau in diesem Moment beugte sich einer der Sanitäter über mich.

Ich roch sein Blut und wollte sofort zubeißen.

Dann spürte ich wie meine Zähne länger wurden... und wie die Gier in mir stieg.

NEIN!

Das darf nicht... ich kann das nicht tun.

Ich darf das nicht tun!

Ich konnte nicht viel sehen doch ich roch das er direkt über mir war.

Ich musste nur zubeißen.

Das... ich...

Ich griff einfach zu, packte ihn, zog ihn zu mir, und vergrub meine Zähne in seinem Hals.

Sofort strömte das warme, frische Blut in mich hinein.

Ich dachte gar nicht mehr nach sondern nahm es einfach auf.

Es tat Wunder.

Genau was ich gebraucht hatte.

Doch was war das...

Ich öffnete meine Augen und sah das sein Körper schlaff auf mir lag.

War er schon...?

Ich hatte ihn getötet.

Ich hatte...

Mehr!

Ich brauche mehr!

Der zweite Sanitäter der auf meiner anderen Seite stand sah mich geschockt an.

Er brachte keinen Ton heraus.

Es würde nichts machen wenn ich...

NEIN!

Entsetzen packte mich.

Ich hatte gerade einen Menschen getötet.

Sofort sprang ich auf und rannte über den Hof.

Ich war nicht besonders schnell denn ich hatte nicht viel Kraft.

Doch es reichte um davon zu kommen.

Ich rannte in Richtung Wald, ich brauchte mehr Blut.

Und das schnell.

Ich nahm meine Umgebung nicht wirklich war, ich folgte einfach nur dem Geruch von Blut.

Dieser führte mich gerade auf den Wald zu.

Doch bevor ich ihn erreicht hatte drehte sich der Wind und mit ihm kam ein stärkerer Blutgeruch in meine Richtung.

Sofort drehte ich mich zur Seite und rannte über das Feld.

Egal was ich finden würde.

Ich würde nicht lange zögern.

Es dauerte nur ein paar Sekunden da hatte ich einen kleinen Hügel übergangen und sprang über einen Zaun.

Und dahinter befand sich meine Nahrung.

Sofort stürzte ich mich auf eines der Tiere und trank.

Die anderen brauchten nicht lange um reiß aus zu nehmen doch ich brauchte nicht lange um noch eine zweite Kuh zu fangen und von ihr zu trinken.

Und eh ich überhaupt zum Nachdenken kam hatte ich bereits 3 Tiere getötet.

Normalerweise hätte ich von jeder nur so viel getrunken das sie noch weiter leben konnte.

Es viel auf wenn gleich mehrere Kühe verstarben, doch das konnte ich jetzt eh nicht mehr ändern.

Und kümmern musste es mich auch nicht, ich lebte von nun an nicht mehr hier.

Langsam spürte ich wie meine Wunden, ich war am ganzen Körper verbrannt, begannen zu heilen.

Sehr langsam, es waren sehr starke Verletzungen, doch es funktionierte.

Als ich von einer vierten Kuh getrunken hatte zwang ich mich inne zu halten und nachzudenken.

Ich durfte nicht noch mehr Kühe töten, ich musste in den Wald.

Wenn ein paar Rehe tot waren störte das nicht viele.

Also rannte ich wieder über das Feld und den Weg entlang bis ich in den Wald kam.

Ich war noch nicht bei Kräften, was verständlich war, so das ich mich ausruhen musste.

Ich war nur knapp dem Tod entkommen.

Richtig bewusst wurde es mir erst jetzt.

Und ich wäre so gestorben wie ich es geträumt hatte.

Etwas abgewandelt, aber auch durch Feuer hingerichtet.

Ich musste zu Lily.

Sofort.

Ich würde ihr alles erklären müssen.

Ihr überhaupt sagen müssen was geschehen war und wird.

Aber so?

Nein.

So konnte ich nicht zu ihr gehen.

Ich musste warten bis sich alles vollständig regeneriert hatte.

Doch wie lange würde es noch dauern?

Ich konnte es nicht drauf anlegen.

Mehr Blut würde es beschleunigen.

Ich blickte durch den Wald, die dichten Bäume und das hohe Gras.

Und irgendwo, nicht wirklich weit weg von hier, roch ich Blut.

Es roch nicht so wie die Kühe, es roch nach Reh.

Ja, Reh.

Genau das was ich jetzt brauchte.

Ich stand auf und rannte durch den Wald.

Als ich kurz vor ihnen war hielt ich an und sprang in die Bäume hinauf.

Alles ging etwas langsamer und träger vonstatten als normal, doch ich würde wieder zu Kräften kommen.

Von Baum zu Baum kam ich der Tiergruppe immer näher.

Als ich sie sah hielt ich an und beobachtete sie.

Sie ahnten noch nichts von mir.

Was mein Glück war.

So kam ich näher an sie heran und musste nicht so viel Kraft aufwänden eines zu fangen.

Ich wartete noch einen Moment, dann sprang ich vom Baum und rannte auf eines der Tiere zu.

Ich packte es und riss es leicht herum.

Dann vergrub ich meine Zähne in dem Hals des Tieres und trank.

Ich spürte wie alles langsam begann zu heilen.

Überall an meinem Körper begann es zu zwicken und zu brennen.

So ähnlich war es immer.

Je nach dem wie ich mich verletzt hatte war es auch bei der Heilung.

Doch es tat nicht so sehr weh wie das Feuer, das mich fast getötet hatte.

Normalerweise hätte ich tot sein müssen.

Es hatte doch so lange gedauert bis ich unten am Boden lag und diese Stimmen hörte und die Feuerwehr das Feuer löschte.

Oder hatte ich mir nur eingebildet das es so lange gedauert hatte?

War alles in Wirklichkeit viel schneller passiert?

Ich konnte es nicht sagen, doch ich wusste ich hatte überlebt und das aus nur einem Grund.

Ich musste zu Lily.

Es dauerte eine Weile bis all meine Wunden verheilt waren, doch als es dann so weit war stand ich auf und rannte los.

Irgendetwas sagte mir in welche Richtung ich musste, doch was es war wusste ich nicht.

Ich wusste auch nicht wie lange ich brauchte ehe ich angekommen war.

Doch als ich dann an Josefs Haus angekommen war blieb ich stehen.

Irgendetwas hinderte mich daran sofort hinein zu gehen.

Was war wenn sie mich nicht sehen wollte?

Oder wenn sie Angst vor mir hatte?

Wenn sie nie wieder mit mir reden oder mich ansehen würde?

Was würde ich dann tun?

Würde ich es überhaupt verstehen können?

Würde ich es akzeptieren können?

...

Nein!

Das würde ich nicht können.

Sie war mein Leben, mein Ein und Alles.

Ich würde nicht ohne sie können...

... doch das würde ich auch nicht müssen.

Wenn es so weit war... würde sie... ohne mich... leben... müssen...

Ich musste mit ihr reden... ich musste es ihr einfach erklären bevor es zu spät war es selbst zu tun.

Aus irgend einem Grund atmete ich tief durch und öffnete die Tür.

Das Licht in der Eingangshalle blendete mich für einen kurzen Moment.

Dann trat ich ein und schloss hinter mir die Tür.

Für einen Moment

LIAM:
 

Als ich die Tür schloss und sie mit einem Klacken in das Schloss viel hallte es durch die ganze Eingangshalle.

Alles sah verlassen aus.

Ich konnte niemanden sehen, noch konnte ich jemanden hören.

Waren sie noch gar nicht da?

Josef hatte gesagt er würde sie schon hier her bringen.

Und ich hatte nun wirklich sehr lange gebraucht um ihnen zu folgen.

Nicht das ich es beabsichtigt hatte.

Aber es war nun mal passiert.

Ich trat ein paar Schritte auf die große Treppe zu und auch diese hallten wieder.

„Josef?“

Irgendetwas gefiel mir an dieser Situation nicht.

Warum war keiner hier?

Was sollte das?

Ich drehte mich einmal um mich selbst und überblickte alles was in meinem Sichtfeld lag.

Mit ein paar Schritten lief ich die Treppe hinauf und sah den Gang entlang.

Auch hier niemand.

„Josef!“

Ich wand mich nach rechts und ging in sein Zimmer.

Leer.

Er saß nicht in seinem Sessel, nicht auf seinem Sofa.

Am Fenster war auch niemand.

Trotzdem ging ich hinein und sah mich genau um.

Hatte ich jemals registriert wie groß die Fenster hier waren?

Ich betrachtete sie und ging langsam auf sie zu.

Wohin zeigten sie?

Die vielen Jahre die ich hier gewohnt hatte habe ich nie danach gesehen.

Als ich direkt vor einem stand sah ich den Wald, der hinter dem Glas verborgen lag.

Ob sie wohl im Wald waren?

Vielleicht brauchte sie wieder Blut.

Wie viel brauchte ein frisch verwandelter Vampir?

Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht.

Ich hatte mich nie darum gekümmert.

Diese Frage hatte ich mir noch nie gestellt.

Ich konnte mich ja selber kaum an meine Zeit als Neugeborener erinnern.

Schwachsinn.

Ich vergeudete hier meine Zeit mit der Vergangenheit.

Ich musste Lily und Josef finden.

Schnell verließ ich sein Zimmer und sah mich noch mal auf dem Flur um.

Auch von hier oben konnte ich unten niemanden sehen.

Die Türen waren alle zu.

Was war hier nur los?

...

Aber was war wenn...?

Nein.

Wenn der Vampir der uns gejagt hatte nicht mitbekommen hatte das ich sie verwandelt habe?

Was wenn er sie aufgespürt hatte?

Er war Josefs Untergebener.

Aber würde er auf ihn hören wenn er einen Auftrag abbrechen sollte?

Ich griff mir in die Haare.

Nein.

Das war nicht geschehen.

Sicher nicht.

Es durfte nicht geschehen sein.

Was dachte ich mir hier eigentlich aus?

Ich dichtete mir irgendetwas zusammen.

Ganz sicher war er ihnen nicht gefolgt.

Und ganz sicher würde er, wenn er es getan hätte, auf Josef hören.

Vielleicht war sie ja in einem der Zimmer.

Ich hatte noch gar nicht nachgesehen.

Irgendwo hier wird sie schon sein.

Sofort rannte ich nach unten und sah in jedes Zimmer.

Doch unten war sie nicht.

Die meisten der Zimmer waren auch abgeschlossen gewesen.

Schnell überprüfte ich alle Zimmer oben, doch auch diese waren entweder leer oder abgeschlossen.

Nein verdammt.

Sie war nicht hier.

Überall hatte ich nachgesehen.

Und auch Josef war nicht da.

Wo waren sie nur.

Ich spürte wie langsam Angst und Panik in mir aufstieg.

Das durfte einfach nicht wahr sein.

Nicht jetzt.

Überhaupt gar nicht.

Mein Blick viel auf die hinterste Tür.

Der Dachboden.

Ob sie vielleicht auf dem Dachboden war?

Wusste sie überhaupt von ihm?

Wusste sie das es dort oben fast genau so aussah wie es in dem alten Haus ausgesehen hatte?

Sie war lange genug hier gewesen.

Vielleicht hatte sie ihn entdeckt.

Ich musste es versuchen.

Eine andere Möglichkeit hatte ich nicht mehr.

Schnell ging ich auf die Tür zu und öffnete sie.

Dann ging ich die Treppe hinauf und öffnete auch diese Tür.

Das erste was ich sah war Staub.

Jede Menge Staub.

Wann war hier das letzte mal jemand gewesen?

Es musste schon Jahre her sein.

Vielleicht 16 Jahre?

War, seid ich das letzte Mal hier war, niemand mehr hier oben gewesen?

Nein.

Auf dem Boden waren Fußspuren.

Auch sie waren schon mit einer schwachen Staubschicht bedeckt.

Doch so alt waren sie noch nicht.

Ich folgte ihnen bis in den hinteren Bereich des Dachbodens, dorthin wo mein Sofa stand.

Und der Sessel und der Glastisch.

Auf dem Sofa hatte vor nicht all zu langer Zeit jemand gelegen.

Man konnte den Abdruck unter dem vielen Staub noch erkennen.

War Lily wirklich hier oben gewesen?

Wer sonst sollte sich auf das Sofa gelegt haben?

Ich trat einen Schritt heran und kniete mich davor.

Ich konnte sie direkt vor mir sehen.

Wie sie hier auf dem Sofa lag.

Sie schlief.

Friedlich und ohne jeden Grund Angst zu haben.

Ich hob vorsichtig meine Hand und strich ihr über die Wange.

Sie war eiskalt.

Vor Schreck öffnete ich meine Augen.

Ich sah das meine Hand auf dem Sofa lag.

„Nein...!“

Ich ballte meine Hand zur Faust und schlug auf das Sofa ein.

„Nein... verdammt... Nein!“

Wo war sie nur?

Ich musste sie suchen.

Ich wusste nicht wo, doch ich musste es einfach tun.

Sofort sprang ich auf und rannte zur Tür zurück.

Die Treppe hinunter, durch den kleinen Raum und wieder auf den Flur.

Ich war schon eine Stufe der großen Treppe zur Eingangshalle hinunter gerannt als ich anhielt.

Was war das?

Irgendetwas hatte ich gehört.

Hier war jemand.

Irgendwo.

Doch wo?

Ich drehte mich um und ging wieder hoch auf den Flur.

Es waren doch alle Türen verschlossen.

Und die, die es nicht waren, waren leer.

Für einen Moment blieb ich regungslos stehen und lauschte.

Ich hatte ein so feines Gehör, normalerweise würde ich jede Kleinigkeit hören.

Ganz leise war es.

Das unregelmäßige Atmen und ein leises Schniefen.

Es war sehr schwach, ein Wunder das ich es gehört hatte.

Irgendjemand war hier.

Und dieser Jemand weinte.

Lily.

Doch... wenn Lily hier war, wo war dann Josef?

Und wo war Lily?

Ich folgte dem Geräusch bis zu der Tür ganz links am Ende des Ganges.

Dort hatte sie schon geschlafen als sie das erste mal hier war.

Doch vorhin war die Tür doch abgeschlossen gewesen.

Vorsichtig legte ich mein Ohr an die Tür.

Es kam wirklich von dort.

„Lily?“

Ich konnte hören wie sie erschrocken nach Luft schnappte.

Sie war es.

Lily war hier.

Allein.

Warum?

Ich musste zu ihr.

Ich legte meine Hand an die Klinke und drückte sie nach unten.

Doch sie war verschlossen.

Warum hatte Lily sich eingeschlossen?

Warum nur?

„Lily, mach dir Tür auf.“

Ich konnte nichts hören.

Keine Reaktion.

„Lily bitte.“

Ich konnte hören wie sie das Weinen unterdrücken wollte.

Wahrscheinlich hatte sie sich ein Kissen vor den Mund gepresst, oder etwas ähnliches.

„Lily bitte mach dir Tür auf. Ich will dir doch nichts tun.“

Wovor hatte sie Angst?

Warum hatte sie mich vorhin von sich gestoßen?

„Ich bleibe auch hier an der Tür stehen. Bitte Lily mach auf.“

Doch es geschah nichts.

Vielleicht konnte sie ja auch gar nicht.

Hatte sie sich etwa verletzt?

Ich könnte die Tür auch einfach aufbrechen.

Das war nicht das Problem.

„Lily ... bitte. Ich mach die Tür jetzt selber auf.“

Wieder dieses erschrockene nach Luft Schnappen.

Was war nur los mit ihr?

„Ich komm jetzt rein.“

Ich trat einen kleinen Schritt zurück damit ich leicht ausholen konnte.

Ich wollte gerade zutreten, als ich von hinten weg gerissen wurde.

„Nicht Liam!“

Sehr kräftig wurde ich nach hinten gezogen, so das ich, als ich nicht mehr gezogen wurde, mein Gleichgewicht nicht fand und auf dem Boden landete.

Josef stand neben mir uns sah mich an.

Er musste hoch gerannt gekommen sein.

Schnell stand ich auf.

„Was ist los? Wo warst du? Und warum weint sie? Warum ist sie eingeschlossen? Und warum macht sie mir nicht auf? Ich will Antworten Josef!“

„Beruhige dich Liam.“

„Josef bitte... ich kann nicht mehr.“

„Las mich kurz mit ihr reden, dann erkläre ich dir alles.“

Ich rang mit mir, doch was sollte ich sonst tun?

Ich nickte nur.

„Warte in meinem Zimmer auf mich.“

Er zog etwas aus seiner Hosentasche und ging zur Tür.

Er hatte den Schlüssel.

Warum hatte er den Schlüssel?

Was wurde hier eigentlich gespielt?

„Ich bin es Josef, ich komm jetzt rein.“

Dann öffnete er die Tür und schloss sie hinter sich wieder.
 

LILY:
 

Ich hatte mich hinter das Bett auf den Boden gekauert und hielt ein Kissen an mich gepresst.

Josef kam um das Bett herum gelaufen und kniete sich vor mich.

„Es ist alles okay Lily, bitte beruhige dich.“

Ich sah ihn verzweifelt an.

Wie sollte ich mich denn beruhigen?

Das konnte ich doch gar nicht.

Dort draußen, vor der Tür, stand Liam.

Er war wütend und verzweifelt und er hatte Angst.

Genau so wie ich.

Was war nur los mit mir?

Ich wollte unbedingt zu ihm.

Ihm sagen das alles okay war.

Das er sich keine Sorgen machen brauchte.

Oder ihn einfach nur fest an mich drücken.

Seine Nähe spüren.

Spüren das ich nicht allein war.

Doch ich konnte es nicht.

Egal wie sehr ich es wollte.

Ich würde es nicht ertragen können.

„Sie mich an.“

Was?

Josef hatte seine Hand an meine Wange gelegt, so das ich ihn ansah.

Ich sah Sorge auf seinem Gesicht, doch gleichzeitig Hoffnung.

Wie konnte er nur Hoffen?

Ich hoffte auch, doch bei ihm sah es anders aus.

Er war sich sicher das es eine Lösung gab.

Doch wie konnte man dieses Problem lösen?

Es ging nicht.

Ich konnte nicht.

Ich würde es nie können.

Auch wenn ich es wollte.

Es ging einfach nicht.

Doch so konnte ich nicht mit Liam zusammen leben.

„Lily, hör auf so etwas zu denken. Wir schaffen das. Zusammen. Ihr beide schafft das zusammen. Aber du musst uns helfen. Du musst Liam helfen. Ich kann es ihm nur erklären. Wenn du nicht mithilfst wird es nicht funktionieren. Du musst das verstehen. Auch wenn es dauern wird.“

Er sah mich an als würde er auf eine Antwort warten.

Doch was sollte ich ihm darauf sagen?

Es würde schon irgendwie klappen?

„Nein Lily, es klappt nicht irgendwie. Du musst es wollen. Und du musst mit machen. Erst wenn du das verstanden hast habt ihr eine Zukunft. Du willst doch diese Zukunft mit ihm oder? Du liebst ihn doch oder?“

Selbstverständlich liebe ich ihn.

„Sag mir das du ihn liebst.“

Ich sah ihm in die Augen.

„Ja. Ich liebe ihn... aber...“

Ich war leise, sehr leise.

„Nichts aber. Ich rede jetzt mit ihm. Ich erkläre es ihm. Und du ruhst dich aus. Wenn du etwas brauchst dann sag mir bescheid. Du weißt ja wie.“

Er lächelte leicht und stand dann auf.

„Und bitte, setz dich wenigstens aufs Bett wenn du schon nicht liegen willst.“

Dann verließ er das Zimmer wieder.

„Komm mit. Ich erklär dir alles.“

Ich hörte keine Antwort von Liam, doch ich konnte ihre Schritte hören.

Dann ging die Tür zu und alles wurde still.
 

LIAM:
 

Ich folgte Josef in sein Zimmer.

„Bitte setz dich Liam.“

Setzten?

Ich brauchte Antworten und ich war sicher nicht in der Verfassung zu sitzen.

Es würde mich wahnsinnig machen.

„Josef, Antworten!“

„Ich möchte das du dich setzt.“

Er war ganz ruhig.

Warum war er ruhig?

Warum sollte es ihn auch aufregen?

Also tat ich was er wollte und setzte mich.

Vielleicht würde er ja dann endlich anfangen.

Doch als er nach einer Ewigkeit, so schien es mir, noch nicht begann fing ich an.

„Jetzt sag mir doch endlich was mit ihr los ist. Du hast gesagt du weißt es.“

Immer noch bekam ich keine Antwort.

Worüber dachte er nach?

„Hat es mit der Verwandlung zu tun? Bereut sie es? Hat sie Angst vor sich selber? Was ist es Josef?“

„Es hat mit der Verwandlung zu tun.“

„Und weiter?“

Ich hatte ihm noch nicht mal die Zeit gegeben weiter zu sprechen.

„Jetzt beruhige dich endlich Liam. So aufgebracht wie du bist würdest du es eh nicht verstehen.“

Was?

Aber...

Krampfhaft versuchte ich mich zu beruhigen.

Ich fuhr mir mit den Händen in die Haare und stütze meine Ellbogen auf meine Knie.

Er hatte recht.

So aufgebracht wie ich war würde ich ihn keinen Satz zu ende reden lassen.

Ich ließ meine Hände sinken und lehnte mich an die Lehne.

„Es ist die Verwandlung. Du wirst es selber nicht mitbekommen haben, da du nach deiner Verwandlung keinen Kontakt mit Menschen hattest. Doch du weißt das sich Geruch, Gehör und Geschmack verändern. Geruch und Gehör werden feiner, intensiver. Dein Geschmackssinn sagt dir nur Blut schmeckt.“

Ich wusste er wollte auf irgendetwas hinaus, doch was es war wusste ich nicht.

Also ließ ich ihn weiter reden.

„Genau das selbe ist es bei den Gefühlen. Berührungen werden intensiver und auch die Liebe. Sie gewinnt auch an stärke. Lily hat dich vor der Verwandlung schon über alles geliebt. Wäre es nicht so hätte sie nie diesen Schritt gewagt.“

Ich sah ihn skeptisch an.

Das hatte nichts zu bedeuten.

Sie liebte mich sehr, ja, aber das sie sich hat verwandeln lassen heißt nicht das sie mich so sehr geliebt hat.

„Glaub mir Liam, auch wenn du denkst es stimmt nicht. Kein Mensch, wirklich kein Mensch wäre dazu bereit wenn es nicht so wäre.“

Das er immer meine Gedanken lesen musste.

Furchtbar.

„Eine Sache muss dir von Anfang an klar sein, eines darfst du nie tun. Zweifle nicht an der stärke ihrer Liebe. Das wäre der größte Fehler den du tun könntest. Sie hat schon so viel für dich auf sich genommen. Und in den Tagen in denen sie hier war und auf dich gewartet hat habe ich so oft ihr Gedanken gehört. Ich wollte es nicht, ich wollte weghören. Es geht mich nichts an. Aber sie waren so stark. Sie hat sie mir praktisch entgegen geschrien. Und auch das was sie jetzt gerade durch macht. Das alles tut sie nur für dich. Um mit dir zusammen zu sein. Also zweifle nie an ihrer Liebe.“

„Das ist es ja gerade! Sie wird nicht mit mir zusammen sein können!“

Die Wut hatte mich wieder gepackt und ich war aufgesprungen.

Angeschrien hatte ich ihn.

Als ob er etwas dafür konnte.

Doch ich war einfach zu wütend.

Ich konnte es nicht kontrollieren.
 

LILY:
 

Ich hatte nicht verstanden was er sagte, doch ich hatte bis hier her gehört das er geschrien hatte.

Was war nur los?

Konnte er gar nicht verstehen das es so war?

Er konnte sich selber nicht daran erinnern, aber ...

Ich kannte ihn so gar nicht.

Ich hatte gedacht er würde es verstehen.

Was war nur los mit ihm?

Ich musste wissen was die beiden beredeten.

Warum er so wütend war.

Vorsichtig stand ich auf und ging zur Tür.

Ich atmete tief ein und wieder aus.

Ich musste mich beruhigen und mich unter Kontrolle bringen.

Ich durfte keinen Laut von mir geben.

So leise wie ich konnte drückte ich die Klinke nach unten und öffnete die Tür.

Dann schlich ich mich über den Flur und an die Tür zu Josefs Zimmer.

Was war, wenn er meine Gedanken hörte und mich weg schicken würde?

Ich musste meinen Kopf vor ihm verschließen.

Nur wie?

Denk an eine Mauer.

Eine dicke Mauer.

Aus Backsteinen, mit einer dicken Zementschicht.

Ich hoffte das es funktionierte.

Doch sicher konnte ich nicht sein.

„Wir werden eine Lösung finden, auch für dieses Problem. Aber zuerst geht es um Lily.“

„Es geht die ganze Zeit schon um Lily!“

Die Wut in ihm war so stark, sie sprengte ihn schon fast.

„Beruhig dich Liam. Sonst hat das keinen Sinn. Willst du ihr helfen oder nicht? Dann reiß dich zusammen!“

Ich hörte wie Luft aus dem Sofa katapultiert wurde als Liam sich darauf zurück fallen ließ.

Es war unheimlich wie gut ich hören konnte.

Genau so unheimlich war es wie stark ich seinen Duft riechen konnte.

Es machte mir schon fast Angst.

Und es machte alles viel anstrengender.

„Wie gesagt, bei einer Verwandlung allein intensiviert sich alles schon. Aber da ihre Liebe vorher schon so unsagbar stark war ist diese Veränderung natürlich noch drastischer. Ich habe vorhin schon sehr lange mit ihr geredet. Sie hat mir erzählt das sie so schon sehr starke Gefühle hatte wenn du sie berührt hast. Das ist damit natürlich auch stärker geworden.“

„Aber sie gewöhnt sich doch daran oder?“

„Ja, sicher. Daran gewöhnt sie sich.“

Für einen kurzen Moment sagte keiner der beiden etwas.

„Du sagst das so, ist das alles? Oder ist da vielleicht noch mehr?“

Noch mehr?

Wieso sollte da noch mehr sein?

Das reicht ja wohl!

„Ja.“

Ja?

Wie ja?

War da etwa noch mehr?

Hatte er mir etwa noch etwas verschwiegen?

War noch mehr mit mir passiert?

„Was ist es noch? Bitte Josef sag es mir endlich.“

„Sie ist eine der wenigen Auserwählten.“

„Nein.“

Auserwählte?

Was soll das bedeuten?

„Nein! Das darf nicht wahr sein.“

Es konnte nichts Gutes sein.

So verzweifelt und wütend wie er war.

„Was kann sie?“

Können?

Wie können?

Ich versteh gar nichts mehr.

Josef rede endlich.

Bitte.

Erschrocken wich ich von der Tür zurück.

Ich hörte wie jemand aufstand.

Und ich hörte Schritte.

Scheiße.

Er hatte meine Gedanken gehört.

Sollte ich in mein Zimmer zurück laufen?

Oder sollte ich einfach stehen bleiben?

Doch wenn ich hier blieb, dann würde er die Tür auf machen und dort wäre Liam.

Das... nein das ging nicht.

Schnell rannte ich in mein Zimmer zurück, schloss die Tür und legte mich aufs Bett.

Bitte komm nicht.

Bitte komm nicht.

Bitte komm nicht.
 

LIAM:
 

„Was ist Josef?“

Er war aufgestanden und sah die Tür komisch an.

„Ich dachte... ach, nicht so wichtig.“

„Was dachtest du?“

„Ich dachte ich hätte Lily gehört.“

„Lily? An der Tür?“

„Ja.“

„Weiß sie das sie eine Auserwählte ist?“

„Nein. Ich hielt es für besser es ihr erst einmal nicht zu sagen. Sie hat so schon genug Schwierigkeiten. Und wenn sie denkt das alles rührt nur von der Verwandlung ist es besser als wenn sie weiß das da noch etwas mit im Spiel ist.“

„Was kann sie Josef?“

Er setzte sich wieder und sah mich aus angeschlagenen, traurigen Augen an.

„Zusätzlich zu der Intensivierung ihrer Gefühle durch die Verwandlung spürt sie alles noch einmal extra deutlicher.“

„Noch mal? Das heißt nicht doppelt so stark sondern dreifach so stark?“

„Nicht nur das.“

„Was?“

Erschrocken sah ich ihn an.

Noch mehr?

Was denn noch?

„Sie kann die Gefühle der anderen spüren. Die von Menschen, die von Tieren, meine, aber am schlimmsten, sie kann fühlen was du fühlst.“

Ich war schlicht weg geschockt.

Warum war das gerade ihr passiert?

Warum nur?

Was hatte sie verbrochen das sie so gestraft werden musste?

Und ich mit?

Ich hatte eine Strafe verdient und die würde ich auch erhalten, spätestens auf dem Scheiterhaufen.

Aber das hier.

Jetzt konnte ich noch nicht einmal meine letzten Wochen, oder Tage, mit ihr verbringen.

Verflucht.

„Deswegen hat sie vorhin auch geweint. Ich habe gehört wie verzweifelt du warst. Sie hat es gefühlt. Dazu ihre eigene Verzweiflung. Sie macht sich dafür verantwortlich das es dir so geht. Sie denkt sie ist Schuld daran.“

„Und deswegen ist sie so verängstigt gewesen. Sie wusste nicht was sie damit anfangen sollte das die Umarmung so intensiv war. Dazu die Gefühle von uns beiden. Warum hatte sie solche Angst? Tut es ihr denn weh, ich meine das es so stark ist? Wird es irgendwann zu Schmerzen?“

„Ich nehme an ja.“

Verdammt!

„Ich weiß es nicht hundertprozentig aber so wie es aussah ja.“

„Gibt es eine Möglichkeit das zu reduzieren? Das es ihr nicht mehr weh tut. Das ich wenigstens zu ihr kann? Irgendwas?“

„So weit ich weiß genau das was wir auch getan hätten wenn es nur die Verwandlung wäre. Warten. Wir können nur warten. Wahrscheinlich müsst ihr ganz von vorne beginnen. Sie muss sich daran gewöhnen. Einen anderen Weg gibt es nicht.“

Ich musste hier raus.

Ich musste nachdenken.

Ohne das er meine Gedanken hören konnte.

Ich musste einen Weg finden damit klar zu kommen.

Damit ich ihr helfen konnte.

Das war das einzig Wichtige.

Solange ich noch da war musste ich ihr helfen.

Ich stand auf und ging in Richtung Tür.

„Bitte sag ihr das ich sie liebe und das ich ihr helfen werde. Doch zuerst muss ich für mich selber damit klar kommen. Ich bin nicht lange weg. Bitte sag ihr das.“

„Ich sage es ihr.“

„Danke.“

Ich öffnete die Tür und trat auf den Flur hinaus.

Am anderen Ende des Ganges lag das Zimmer in dem Lily war.

Einen kurzen Moment sah ich die Tür an.

Nein, ich konnte jetzt nicht zu ihr.

Damit ging ich die Treppe hinunter, trat durch die Eingangstür, schloss sie hinter mir und rannte los.

Hin und wieder zurück

LILY:
 

Es war noch gar nicht viel Zeit vergangen, nach dem ich in mein Zimmer zurück gekehrt war, als Josef herein kam.

Im ersten Moment dachte ich er sah mich tadelnd an.

Was hatte ich getan?

Hatte er wirklich mitbekommen das ich gelauscht hatte?

Scheiße.

Wenn er es noch nicht wusste dann wusste er es jetzt.

Doch er ging nicht weiter darauf ein.

Denn als ich ihn noch einmal genau an sah merkte ich das es Mitleid war.

Mitleid und Trauer.

Was war nur geschehen?

„Was ist los Josef?“

Er sagte nichts.

Still kam er zu mir herüber und setzte sich vor mich aufs Bett.

„Ich habe eine Nachricht für dich. Von Liam.“

Eine... Nachricht?

Was sollte das heißen, eine Nachricht?

Obwohl ich hatte Liam schließlich nicht zu mir gelassen.

Auch wenn ich einen Schlüssel besaß.

Vielleicht wollte er mir ja nur sagen dass er es versteht und mir die Zeit gibt mich daran zu gewöhnen.

Doch andererseits, es gab ja noch eine Sache von der ich nichts wusste.

Also, was war es was er mir sagen wollte?

„Ich soll dir sagen dass er dich liebt...“

Das weiß ich doch, das muss er mir nicht sagen.

Ich spürte wie mein Mund sich zu einem Lächeln zog.

Stop.

Warum sollte er mir das sagen?

Was war los?

„Wo ist er?“

Verwundert sah mich Josef an.

Ich musste ihn mitten im Satz unterbrochen haben.

„... und das er das alles selber erst mal verarbeiten muss und das er bald wieder da ist. Wo er ist weiß ich auch nicht. Tut mir leid Lily.“

„Was? Er ist weg? Er hat dir nicht gesagt wo er hin ist?“

„Nein.“

Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schossen mir sofort Tränen in die Augen.

Was war nur los?

Es war doch ganz normal dass er Zeit brauchte.

Wahrscheinlich wusste er gar nicht das so etwas passiert.

Er konnte sich ja selber nicht daran erinnern.

Aber… was war wenn es gar nicht darum ging, was wenn er gar nicht wieder kam?

Wenn er es gar nicht vor hatte?

„Kein Grund zur Sorge. Er hat gesagt er wird nicht lange weg sein. Er kommt wieder.“

Konnte ich da sicher sein?

Würde er wirklich wieder kommen?

Ich hörte ein Seufzen von Josef und sah wieder auf.

„Ihr zweifelt an euch. Alle beide. So kann das nicht funktionieren.“

Was?

Was sollte das denn bedeuten?

„Es bedeutet dass ihr euch nicht genug vertraut. Oder eher das ihr nicht genug an euch glaubt. Du denkst er würde dich im Stich lassen… und er…“

„Stop. Das habe ich nie behauptet. Ich… bin mir einfach nicht sicher. Kannst du das denn nicht verstehen?“

„Wenn du ihm nicht vertraust hilft es dir gar nichts. Dasselbe gilt für ihn.“

Er glaubt nicht an mich?

Was sollte das heißen?

Liebt er… mich…

„So was denk gar nicht erst Lily! Mit seiner Liebe zu dir hat das gar nichts zu tun. Und ich habe mit ihm geredet.“

„Du hast mit ihm geredet. Es ist aber nicht deine Aufgabe. Es ist nicht deine Beziehung. Das soll jetzt nicht heißen das ich dir nicht dankbar bin das du uns hilfst. Aber… wenn er an etwas zweifelt sollte er es mir sagen. Oder?“

„Wie sollte er das tun Lily? Er wollte mit dir reden.“

Ich sah ein dass ich selber schuld war.

Aber was sollte ich denn machen?

Ich konnte ihm einfach noch nicht gegenübertreten.

Ich hatte noch nicht die Kraft dazu.

Aber... was wenn es eigentlich um die andere Sache ging?

Die, von der ich gar nichts wusste.

Was musste er denn selber erst mal verarbeiten?

Was hatte er erfahren was so schrecklich war?

War irgendwas schief gelaufen?

War ich vielleicht Krank?

„Lily, stop. Um Gottes Willen nein! Du bist nicht Krank. Mit dir ist alles... fast alles okay.“

Fast?

Was sollte das denn nun wieder heißen?

„Das was du da gehört hast war nicht für deine Ohren bestimmt.“

„Aber es geht doch um mich.“

So war es doch.

Warum durfte ich es dann nicht erfahren?

Er war leicht verzweifelt.

Das wusste ich.

...

Woher wusste ich das denn?

Woher bitte wollte ich wissen dass er verzweifelt war?

„Es wäre einfacher gewesen wenn du es nicht weißt.“

War das gerade ein Seufzen?

„Aber jetzt wo du weißt da ist noch etwas wäre es nicht richtig es dir vorzuenthalten.“

Er wollte es mir sagen?

Ich nickte nur.

Ob es wirklich gut war das ich es erfuhr wusste ich nicht.

Doch ich wusste dass ich nicht Ruhe geben würde bis ich es wusste.

„Außer natürlich du glaubst mir das es dann einfacher ist und verzichtest darauf es jetzt zu erfahren. Du würdest so gesehen dieses Gespräch nur verschieben.“

War das vielleicht sinnvoller?

Würde ich das überhaupt durchhalten?

Hm.

Aber ich könnte es ja versuchen.

„Und wenn ich es jetzt nicht wissen will. Aber zu einem anderen Zeitpunkt, wirst du es mir dann sagen?“

„Selbstverständlich. Es ist dein gutes Recht es zu erfahren. Nur wähle den Zeitpunkt gut.“

Ich nickte.

Aber Liam…

„Lily…“

Er legte seine Hand beruhigend auf meine.

„… er will dir helfen. Und er versteht auch dass du nicht anders kannst. Aber er muss erst mal mit dieser Situation klar kommen. Er sucht nach einer Lösung. Und dann kommt er wieder, glaub mir. Mach dir keine Sorgen um ihn.“

Wieder nickte ich nur.

Ich durfte nicht an Liam zweifeln.

Warum sollte ich es auch tun?

Wenn ich jemandem glauben konnte dann ihm.

Und wenn ich jemandem vertrauen konnte und musste dann Liam.

Ich war mit meinen Gedanken so bei Liam, das ich erst jetzt dieses komische Gefühl in mir war nahm.

Was war das denn jetzt?

Ich bemerkte nur aus dem Augenwinkel dass Josef auf seine Uhr sah.

Das Gefühl in mir wurde immer stärker.

Doch ich konnte es einfach nicht erklären, ich spürte ein ziehen in meinen Muskeln.

„Es ist so weit.“

Erschrocken sah ich ihn an.

„Was ist so weit?“

Meine Stimme bebte.

Was war nur los mit mir?

„Komm mit mir Lily.“

Was?

Wohin?

Trotzdem stand ich sofort auf.

Ich spürte dass es richtig war.

Ich musste ihm einfach vertrauen.

Ein Gedanke schoss mir dabei durch den Kopf.

Ich musste vertrauen.

Ohne Vertrauen ging jetzt, wo ich ein Vampir war, nichts mehr.

Ich wusste ja mit nichts etwas anzufangen.

Was bedeutete dieses Gefühl?

Und was würde jetzt passieren?

„Du bekommst Durst.“

Durst?

Als er das sagte spürte ich wie mir das Wasser im Mund zusammen lief.

Er führte mich über den Gang, die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle und nach draußen.

Dann ließ er mich los und ich blieb regungslos stehen.

Was sollte ich jetzt tun?

Was erwartete er von mir?

Im nächsten Moment spürte ich einen leichten Wind der mir durch die Haare fuhr.

Blitzartig drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der der Wind kam.

Was war das für ein verlockender Duft?

Es brauchte nicht lange da spürte ich wie sich mein gesamter Körper anspannte.

Plötzlich spürte ich auch etwas Spitzes in meinem Mund.

Die Zähne.

Das was ich dort roch war Blut.

Oder zumindest der Duft eines Tieres.

Noch bevor ich an irgendetwas anderes denken konnte rannte ich los.

Ich hatte Durst.

Großen Durst.

In ein paar Sekunden hatte ich eine kleine Lichtung erreicht auf der ein paar Rehe standen.

Ich überlegte gar nicht lange, sondern stürzte mich sofort auf eines der Tiere.

Noch weniger musste ich überlegen wie ich an mein Essen heran kam.

Ich schlug ihm einfach meine Zähen in den Hals, als ich es gepackt hatte und begann zu trinken.

Nach ein paar Augenblicken, es erschien mir nicht sehr lange, klappte das Tier zusammen.

Ich folgte seiner Bewegung und kniete mich neben es, bis es komplett Blutlos war.

Das war einfach.

Und es war etwas wenig.

Ich stand auf und wischte mir mit dem Ärmel einen Tropfen Blut vom Mund.

Die anderen Tiere waren noch nicht weit gekommen.

Wohin waren sie gerannt?

Für einen kurzen Moment konzentrierte ich mich auf den Duft.

Dann rannte ich wieder los.

Dieses Mal wollte ich kein kleines Reh.

Ich wollte den Hirsch.

Warum wusste ich nicht, ich wollte ihn einfach.

Nicht weit von der Lichtung entfernt war ein kleiner See.

Und am Ufer des Sees stand der Hirsch mit ein paar Rehen, die ihm gefolgt waren.

Von Fangtechniken oder ähnlichem wusste ich nichts, deshalb tat ich was ich auch schon zuvor getan hatte.

Ich stürzte mich auf das Tier.

Doch dieses Mal entwischte es mir, es sprang noch rechtzeitig aus dem Weg.

Ich drehte mich halb um mich selbst bis ich ihn wieder im Blick hatte, dann rannte ich ihm hinterher.

Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich ihn eingeholt und an seinem Geweih gepackt.

Es war nicht sehr groß, es war noch ein junger Hirsch, also war es genau richtig zum festhalten.

Ohne zu überlegen stieß ich mich vom Boden ab und sprang auf seinen Rücken.

Ich war gerade auf seinem Rücken gelandet, beugte mich hinunter an seinen Hals und biss zu.

Er schaffte es noch ein paar Meter weit, dann brach er unter mir zusammen.

Ich löste meine Zähne aus seinem Hals und stand auf.

Es brauchte einen Moment bis ich verstanden hatte was geschehen war.

War ich das?

Erschrocken sah ich den Hirsch an.

Ich bin auf ihm geritten.

Meine Augen wurden größer.

Ich konnte nicht glauben dass ich es gewesen sein soll.

Plötzlich spürte ich wie jemand neben mich trat.

Erschrocken drehte ich mich um.

„Du vertraust nur auf deine Instinkte. Das ist nicht verkehrt. Aber ich bin sicher wenn du dazu noch taktisch vorgehst hat das ganze mehr erflog.“

„Ich kann mich nicht kontrollieren. Es überkommt mich einfach.“

„Und genau deswegen wohnst du ja auch bei mir. Damit ich es dir beibringen kann. Oder denkst du Liam hätte es von anfang an perfekt gekonnt?“

Ein leichtes Grinsen überzog Josefs Gesicht.

„Ich weiß nicht. Ich hab noch nicht wirklich darüber nachgedacht.“

„Er konnte es nicht. Überhaupt nicht. Aber ich bin zuversichtlich. Wenn ich es ihm beibringen konnte schaffe ich das bei dir auch.“

Ich nickte und lächelte kurz.

„Las uns wieder rein gehen. Wer weiß wer hier draußen umher irrt. Wir brauchen keine ungebetenen Gäste.“

Still folgte ich ihm zurück ins Haus.

„Und die toten Tiere?“

„Mach dir um die mal keine Gedanken. Das regelt sich von selbst.“

Lächelnd musterte er mich.

„Du hast dir etwas Blut in die Haare geschmiert. Das Beste ist du gehst erst mal Duschen und dann ruhst du dich aus. Und wenn du nicht weißt was du mit deiner Zeit anfangen sollst, die Bibliothek ist groß.“

„Danke.“

Ich sah ihn noch mal freundlich an und ging dann die Treppe hoch in mein Zimmer.

Alle meine Sachen waren hier.

Alles was ich als wichtig ansah.

Was ich brauchte, was früher einmal in meinem Zimmer, zuhause, gewesen war.

Der große Schrank der an der Wand stand war voll mit meinen Klamotten.

Die Regale voll mit meinen Büchern und anderem Kleinkram.

Wann hatten sie das alles her gebracht?

Und wie hatten sie es aus meinem Zimmer geholt?

Fragen auf die ich keine Antwort fand.

Ich beschloss sie einfach in die Schublade mit den ungeklärten Fragen zu schieben und mich zu entspannen.

Wahrscheinlich hatte Josef recht.

Ich sollte Duschen gehen und mich dann ausruhen.

Es war viel passiert, das musste ich erst einmal verarbeiten.

Und dazu brauchte ich meine Zeit, das wusste ich.

Und schließlich wollte ich ja, wenn Liam wieder da war, mit ihm reden.

Wie ich das machen wollte wusste ich noch nicht.

Doch ich wusste dass ich es machen musste.

Ich nahm mir ein Handtuch und mein Duschzeug und ging ins Bad.

Hinter mir schloss ich die Tür ab und begann mich zu entspannen.
 

LIAM:
 

Ich war einfach nur gerannt.

Gerannt soweit mich meine Füße trugen.

Obwohl das auch nicht stimmte.

Meine Füße hätten mich viel weiter getragen.

Doch ich musste anhalten.

Ich musste umkehren.

Ich musste zu Lily zurück.

Doch bevor ich das tat musste ich mir einiger Dinge klar werden.

Ich hatte nicht daran gedacht.

Ich hätte mir vorher darüber Gedanken machen sollen.

Das sie eine Auserwählte sein konnte.

So hatte ich es nicht geplant.

Ich hatte nichts geplant.

Ich wollte ihr ihren Wunsch erfüllen, an mehr hatte ich nicht gedacht.

Ich wollte dass sie Glücklich war.

Doch das ich ihr damit keinen Gefallen tat, das hatte ich nicht bedacht.

Und dass sie nun auch noch diese Gabe hatte, das machte die ganze Sache nur noch schwerer.

Mit dem einfachen Umstand, es liegt an der Verwandlung, hätte ich es aufnehmen können.

Nach einer Verwandlung ist alles intensiver, empfindlicher.

Doch man gewöhnte sich recht schnell daran.

An diese Gabe jedoch konnte sie sich nicht gewöhnen.

Sie musste sie kontrollieren lernen.

Und das ging nicht von jetzt auf gleich.

Es war ein langwieriger Prozess.

Und ob ich dazu noch die Zeit hatte wusste ich nicht.

Wie viel Zeit würde mir eigentlich noch bleiben?

Noch nicht einmal das wusste ich.

Ich hatte einfach nur gehandelt.

Über nichts hatte ich mir Gedanken gemacht.

Das war es letztendlich gewesen.

Das war der Grund warum ich Lilys Großmutter verloren hatte.

Und genau Das ist auch der Grund weswegen ich Lily verlieren werde.

Jetzt blieb nur die Frage wann.

Wie viel Zeit blieb mir noch?

Diese Frage stellte ich mir schon zum zigsten Mal.

Und ich würde sie mir doch nicht beantworten können.

Woher sollte ich auch wissen wie viel Zeit einem die Ältesten geben würde bevor sie einen holen?

In der Sterblichenwelt wurden die Verbrecher sofort gesucht.

Dann wurden sie verhaftet und hinter Gitter gebracht.

Ob es wohl genau so schnell bei uns ging?

In meinem Traum hatte ich mich selber gestellt.

Ich war zu ihnen gegangen.

Doch wie lange würde es dauern bis sie zu mir kamen?

Und dann?

Würden sie das ganze schnell über die Bühne bringen?

Oder würde ich noch Jahrelang in einer Zelle darauf warten.

Warten auf den Tod.

Aber selbst wenn.

Es musste eine Möglichkeit geben das ganze Lily zu erklären.

Doch wenn sie mich nicht zu sich ließ, wie sollte ich das machen?

Auf keinen Fall würde ich Josef zu ihr schicken.

Das war eine Sache die ich selber mit ihr klären musste.

Ihr zu sagen das sie völlig für umsonst dieses Opfer gebracht hat.

Das sie allein sein wird.

Das ich nicht da sein werde.

Ich konnte planen soviel ich wollte.

Es würde doch nichts helfen.

Wenn ich bei ihr war, oder wenn ich wieder dort war, würde doch alles anders laufen.

Doch in einem war ich mir sicher.

Ich würde versuchen so lange wie möglich bei ihr zu bleiben.

Um ihr zu helfen, um es ihr leichter zu machen.

Es ging jetzt nicht mehr darum so viel wie möglich Zeit mit ihr zu verbringen bis es zu ende war.

Es ging darum ihr die Zukunft so angenehm wie möglich zu machen.

Was ich wollte zählt nicht mehr.

Es geht nur noch um sie.

Ich drehte mich um, ich hatte die ganze Zeit nur in eine Richtung gestarrt.

Vielleicht hatte ja Josef eine Idee, vielleicht kannte er eine Methode wie man die Fähigkeit eines Vampirs etwas schwächen kann, nur zeitweilen natürlich.

Ich musste es versuchen, eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Über mehr machte ich mir in diesem Moment keine Gedanken.

Ich wusste ich musste zurück.

So schnell wie möglich.

Denn wer wusste schon wie viel Zeit ich noch hatte?

Vielleicht waren die Ältesten schon unterwegs.

Und wenn es so war musste ich alle Zeit nutzen und es ihr erklären.
 

LILY:
 

Nach dem ich geduscht hatte legte ich mich in meinem Zimmer auf das Bett und starrte die Decke an.

Wie gern hätte ich jetzt geschlafen.

Alles um mich herum vergessen und geträumt.

Wie es wäre wenn Liam jetzt hier wäre.

Wie es wäre wenn ich dieses Problem nicht hätte.

Träumen, ihn einfach in den Arm zu nehmen.

Ihm sagen das ich ihn Liebe.

Seine Stimme hören.

Seinen Geruch einatmen, spüren wie sich seine Haut anfühlt.

Wie schön kühl er ist.

Doch ich musste darauf verzichten.

Im Traum, so wie in der Wirklichkeit.

Und wenn es so war wie Josef sagte dann konnte ich dagegen auch nichts machen.

Einfach nur warten, mehr konnten wir nicht tun.

Verwundert schlug ich die Augen wieder auf.

Wieso fühlte ich mich hilflos?

Und warum wurde das Gefühl von Angst und Traurigkeit immer stärker?

Es war wie als würde es näher kommen.

Verwirrt setzte ich mich hin.

Was war nur schon wieder los mit mir?

Ich hatte plötzlich so ein komisches Bild vor Augen.

Die Gefühle, das ganze Bündel, traten vor meine Tür.

Erschrocken fuhr ich herum als es klopfte.

Eine Wand

LIAM:
 

Ohne einen Zwischenfall kam ich wieder bei Josefs Haus an.

Als ich vor der Tür stand überkam mich ein leichtes Gefühl von Unbehagen.

Was war wenn Lily nicht mit mir reden wollte?

Nein, Sie würde mit mir reden.

Sie musste einfach.

Doch bevor ich zu ihr ging würde ich mit Josef reden.

Es musste einfach einen Weg geben.

Er hatte immer eine Lösung.

Er würde auch jetzt eine finden.

Ich betrat sein Haus und schloss hinter mir die Tür.

Mit einem Satz sprang ich die Treppe hinauf und ging zu seinem Zimmer.

Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür und ging hinein.

Ein kurzer verwirrter Blick wich einem interessierten, leichten Lächeln.

„Liam.“

„Gibt es eine Möglichkeit diese Fähigkeit zu unterdrücken? Oder vielleicht zu schwächen? Für einen kurzen Zeitraum?“

Er sah auf seine Unterlagen und legte den Stift beiseite.

„Ich dachte mir bereits dass du danach fragen würdest.“

„Gibt es denn diese Möglichkeit?“

Er stand auf und durchquerte sein Zimmer.

Nachdenklich musterte er die Bücher in seinen Regalen.

„Es gibt so etwas Ähnliches. Doch die Wirkung ist begrenzt und auch nicht von Dauer.“

„Was heißt begrenzt? Und wie lange hält es an?“

„Wie lange weiß keiner. Es ist unterschiedlich. Forscher meinen es hängt von dem Vampir ab. Nach welchen Kriterien es geht wissen sie aber nicht. Und die begrenzte Wirkung… Naja, das hängt auch wieder mit dem Vampir zusammen. Bei manchen wird die Fähigkeit komplett blockiert, bei manchen wird sie abgeschwächt. Es gibt auch Fälle wo es gar nichts bringt.“

Mir war als wollte er noch etwas sagen, doch entschied sich dagegen.

„Sonst irgendwelche Probleme dabei?“

„Es gab auch schon einen Fall in dem sich die Fähigkeit verstärkt hat.“

Das auch noch.

Es war also nicht nur fraglich ob und wie lange es Wirkte, sondern auch noch ob es überhaupt zu unseren Gunsten wirkte.

„Was muss man tun?“

Jetzt zog er eines der Bücher heraus und setzte sich auf sein Sofa.

„Es gibt in einer bestimmten Gegend einen Pilz. Wenn du aus diesem Pilz einen Tee kochst und ihn trinkst kann es diese Folgen haben. Wie gesagt, es kann aber auch das genaue Gegenteil von dem was du anstrebst bewirken.“

„Was ist das für ein Pilz? Und wo krieg ich ihn her?“

„Normalerweise wächst er ausschließlich im Regenwald, aber ich habe einen guten Freund der mit diesem Pilz forscht. Ich denke an ihn heran zu kommen ist nicht das Problem.“

„Was ist dann das Problem?“

„Ob er so wirkt wie wir es wollen. Und was es für Auswirkungen auf Lily hat.“

„Sind denn Nebenwirkungen bekannt?“

„Bekannt sind ein paar, doch auch das ist von dem jeweiligen Vampir abhängig. Es kommt darauf an wie Lily den Wirkstoff in diesem Pilz verträgt. Es geht eigentlich gar nicht wirklich um den Pilz. Es geht um ein bestimmtes Gift das er produziert.“

„Und das produziert nur dieser Pilz?“

„So dass es für einen Vampir am geeignetsten ist, ja.“

„Kann man vorher irgendwie testen ob es Nebenwirkungen geben kann?“

„Ja kann man, aber es würde Wochen dauern. Und wir beide wissen, die Zeit hast du nicht.“

Ich wusste nicht wirklich was mir das ganze Sagen sollte.

Ich setzte mich in einen der Sessel und starrte auf den Boden.

„Gibt es noch eine andere Möglichkeit?“

„Ihr wartet… aber das ist denke ich nicht der richtige Weg. Die Zeit hast du nicht. Und wenn du es ihr nicht selber erklärst wäre es nicht fair ihr gegenüber.“

„Ich weiß.“

„Es war sowieso unüberlegt von dir.“

„Wie konntest du sie verwandeln ohne ihr zu sagen was es für dich bedeutet?“

Er sah mich vorwurfsvoll an.

„Ich weiß es nicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Sie hat mich so oft darum gebeten. Ich wollte sie doch nur Glücklich machen.“

„Aber das es sie wahrscheinlich nicht Glücklich macht, das hast du dir nicht überlegt?“

„Ich weiß das ich Misst gebaut habe. Großen Misst. Ich werde es mir auch nie verzeihen. Aber bitte, mach es nicht noch schlimm. Hilf mir lieber dieses Zeug zu bekommen. Dann kann ich es ihr wenigstens selber erklären.“

„Nun gut.“

Er stand auf und stellte das Buch zurück ins Regal.

„Aber du musst sie natürlich erst fragen ob sie es will. Ob sie bereit ist dieses Gift zu trinken.“

„Was passiert wenn sie es trinkt?“

„Es wirkt wie ein Gift das sich in die DNA einschleust. Kurzzeitig verändert es die DNA und blockiert so die Fähigkeit. Diese wurde auch nur durch eine Veränderung der DNA herbeigeführt. Sobald sich das Gift eingenistet hat beginnt das Immunsystem zu arbeiten. Es erkennt das Fremdmaterial in der DNA und spaltet es wieder heraus. Durch die Abspaltung können auch eigene Bestandteile mit abgespalten werden. Das ist das Problem. Sollte es dazu kommen führt das in ein paar Fällen zu Veränderungen. Oder der Vampir hat ein so gutes Immunsystem dass das Fremdmaterial sofort abgespalten wird. In dem Fall kommt es zu keiner Änderung. Normalerweise brauchen wir ja kein Immunsystem, doch in solchen speziellen Fällen wird es wieder wach und arbeitet so wie der Körper es umgestellt hat.“

„Das heißt es ist ein Glücksspiel.“

„So in etwa ja.“

„Da es keine andere Möglichkeit gibt… werden wir es wohl versuchen müssen.“

Doch was wenn etwas schief geht?

Wenn ihr etwas passiert?

Ich will nicht dass sie noch mehr leiden muss.

Das durfte einfach nicht passieren.

Aber würde sie es auch wollen?

Würde sie dieses Gift schlucken, damit ich ihr noch mehr schlechtes sagen kann?

Ich musste einfach mit ihr reden.

Ich hielt es nicht mehr aus.

Es ging nicht mehr.

„Ich frage sie.“

„Soll ich sie nicht lieber fragen?“

Ich stand schon, wollte gerade gehen, als ich einen Moment stehen blieb.

„Ich versuche es erst einmal alleine. Vielleicht antwortet sie mir wenigstens durch die Tür.“

Er nickte.

„Gut. Und wenn es nicht geht sag mir bescheid.“

Darauf antwortete ich nichts.

Ich ging auf den Flur und schloss die Tür hinter mir.

Es war die einzige Möglichkeit.

In dem Moment, als ich mich ihr gezeigt hatte, stand fest welchen Weg wir zu gehen hatten.

In dem Moment entschied sich das ich sie verwandeln musste.

Und in dem Moment entschied sich auch das ich sterben würde.

Und das ich ihr von da an immer nur Schmerzen zufügen würde.

Alles nur weil ich mich nicht zurück halten konnte.

Weil ich nicht nachdenken konnte.

Weil ich einfach zu egoistisch war.

Ich fühlte mich hilflos und ich hatte Angst.

Angst, vor dem was sie sagen würde.

Ob sie überhaupt mit mir reden würde.

Angst davor, von ihr abgewiesen zu werden.

Einfach nur Angst.

Mit diesem Gefühl ging ich zu ihrem Zimmer.

Einen Moment zögerte ich, doch dann klopfte ich.

Es war still, ganz still.

Nichts rührte sich.

Ich konnte nichts hören.
 

LILY:
 

Wer war da?

Josef?

Nein, er wäre reingekommen.

Liam?

Sollte er etwa schon wieder da sein?

Und wenn ja, was wollte er?

Wollte er wieder mit mir reden?

Ich spürte wie seine Hilflosigkeit größer wurde.

Es drängte sich immer mehr zu mir durch.

Was sollte das?

Warum geschah das?

Die Angst in ihm wurde auch immer stärker.

Wovor fürchtete er sich?

Wovor hatte er Angst?

Ich konnte es nicht mehr ertragen.

Es war einfach zu viel.

Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und wie mir eine Träne über die Wange lief.

Warum weinte ich?

Ich hatte doch keinen Grund dazu.

Ich… ich verstand gar nichts mehr.

Diese Gefühle wurden immer stärker.

Und sie kamen immer weiter auf mich zu.

Wie eine Wand, die mich wegschob.

Ich hatte gar nicht bemerkt dass ich aufgestanden und zur Wand der Tür gegenüber gegangen war.

Ich stand dicht an die Wand gedrückt.

Wovor wollte ich denn davon laufen?

Waren es diese Gefühle?

Versuchte ich vor ihnen davon zu laufen?

„Lily.“

Ganz leise hörte ich seine Stimme.

Er stand draußen vor der Tür.

Liam war wirklich da.

„Lily ich möchte dich etwas fragen.“

Er wollte mich etwas fragen?

Was denn?

Frag schon.

Bitte.

„Lily… hörst du mich?“

Er wartete dass ich ihm antwortete.

Hatte ich das denn noch nicht getan?

Ich war mir doch sicher dass ich ihm geantwortet hatte.

„Ja…“

„Wir müssen reden. Ich weiß dass es nicht leicht ist mir jetzt zuzuhören. Aber es ist wichtig.“

Ich nickte vor mich hin.

Als ob er es sehen könnte.

„Es gibt einen Weg das wir für kurze Zeit miteinander reden können, ohne das es dir weh tut.“

Mit großen Augen sah ich die Tür an.

Hatte Josef es ihm gesagt?

Wusste er…?

Eine weitere Träne lief mir die Wange runter.

„Wie?“

Meine Stimme klang wacklig, nicht so wie sonst.

„Du musst etwas trinken, ein Gift. Es tötet dich nicht, aber es kann Nachwirkungen haben.“

Eine weitere Welle der Angst erfasste mich.

Doch es war nicht meine eigene Angst.

Konnte ich seine Angst spüren?

Sie war so stark das sie mich ins Bad drängte.

Ich musste weiter zurück.

Noch viel weiter.

Einfach nur weg.

Es tat so weh.

„Bitte… las Josef es … mir erklären… bitte…“

Es war nur ein flüstern, doch er hatte es gehört.

Er musste es einfach gehört haben.

Die Wand aus Gefühlen wich zurück, ließ mir wieder Platz.

Verzweifelt rutschte ich an der Wand auf den Boden.

Ich schlang die Arme um meine Knie und starrte auf den Boden.

Er stand doch hinter der Tür.

Was sollte das nur?

Warum spürte ich genau was er fühlte?

Warum konnte ich es nicht ertragen?

Was war nur falsch gelaufen?

Einen Moment später kam Josef herein.

Hinter sich schloss er die Tür und saß sofort vor mir.

„Ich hab’s versucht. Ich hab’s wirklich versucht.“

Ich spürte wie meine Stimme versagte.

„Ich weiß Lily. Beruhig dich. Er versteht es.“

Das versicherte er mir noch bevor ich denk Gedanken zu ende gedacht hatte.

„Aber… ich hab einfach Angst. Das ich es nie schaffen werde.“

„Wir finden eine Lösung. Und mit der Zeit gewöhnst du dich an die Gefühle. Und du lernst sie von dir fern zu halten wenn du sie nicht fühlen willst. So schlimm es auch klingt, du musst einfach nur Geduld haben.“

Verunsichert und Mutlos sah ich nach unten.

„Ich weiß nicht ob ich das schaffe.“

Er schob seine Hand unter mein Kinn und sah mir in die Augen.

„Du wirst.“

Was sollte ich darauf sagen?

Was sollte ich tun?

Ich nickte nur.

„Wir haben einen Weg gefunden das ihr kurzzeitig miteinander reden könnt ohne das es dir was ausmacht. Es ist nicht ungefährlich für dich, du musst dazu ein Gift trinken. Es wird dich nicht töten aber es ist schon mal zu Nachwirkungen gekommen. Meistens blockiert es diese Feinfühligkeit. Zwar nicht für lange aber es reicht. Danach werden die Wirkstoffe einfach umgewandelt und es ist als hättest du das Gift nie getrunken. Es kann aber auch passieren das es gar nicht wirkt, oder eben das es Schäden hinterlässt.“

„Wie hoch ist die Chance dass es uns hilft?“

„70% schätzungsweise.“

„Dann tue ich es.“

Er sah mich kurz an und nickte dann.

„Gut. Dann werde ich mit meinem Freund reden und es herbringen lassen.“

„Wann… wird es so weit sein?“

„Vielleicht Morgen, vielleicht in ein paar Tagen. Ich weiß es leider nicht.“

„Gut.“

Damit sah ich wieder nach unten.

„Josef…“

Er stand auf und wollte gerade gehen als ich seine Hand packte.

„…danke dass du uns hilfst.“

Er sah leicht lächelnd zu mir herunter.

„Das ist doch selbstverständlich, du brauchst dich nicht zu bedanken.“

Leicht drückte er meine Hand, ließ sie dann los und verließ das Zimmer.

Sie hatten einen Weg gefunden.

Ich würde bald mit Liam reden können.
 

LIAM:
 

Ungeduldig wartete ich in Josefs Zimmer das er zurück kam.

Als sich die Tür öffnete sprang ich auf und sah ihn an.

Ich konnte mich gerade so zurück halten ihn mit Fragen zu durchlöchern.

Sicher würde er mir gleich sagen wie es Lily ging und was sie davon hielt.

„Keine Sorge Liam, es ist alles okay. Es geht Lily gut und sie hat zugestimmt.“

Erleichtert ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen.

„War es denn auch durch die Tür so schlimm?“

„Anscheinend. Sie saß im Bad gegen die Wand gelehnt und weinte. Ich glaube keiner kann sich vorstellen wie es sich für sie anfühlen muss. Das wichtigste ist das sie lernt mit ihrer Fähigkeit umzugehen.“

Ich nickte.

„Ja. Der Meinung bin ich auch. Ich habe mich entschieden ihr so gut wie möglich zu helfen. Egal was mit mir passiert. Lily ist wichtiger.“

„Wann hast du vor es ihr zu sagen?“

Betrübt sah ich auf den Boden.

Das wusste ich ja selber noch nicht.

Aber, sollte ich es ihr überhaupt sagen?

Sie würde sich doch nur schuldig fühlen.

„Und was willst du ihr an stelle davon sagen? Irgendetwas musst du ihr sagen. Es geschieht ja nicht ohne Grund das sie dich holen.“

„Ich weiß. Aber…“

„Die Wahrheit ist immer am besten.“

„Aber die Wahrheit wird sie nicht verkraften. Das ich hingerichtet werde weil ich sie verwandelt habe.“

„Es ist aber die Wahrheit Liam.“

„Ich weiß doch. Aber sie wird es nicht verkraften Josef.“

„Das weiß ich auch.“

„Gibt es nicht etwas anderes was ich ihr sagen kann?“

„Nein. Wenn du nicht rein zufällig in den letzten paar Tagen einen Menschen getötet hast nicht.“

Mit großen Augen sah ich Josef an.

„Das ist es. Ich habe einen Sanitäter getötet als ich aus dem Haus gestürzt bin.“

„Ich halte es aber für keine gute Idee sie anzulügen.“

„Ich würde sie niemals anlügen. Aber in diesem Fall ist es einfach besser für sie. So wird sie weiter leben können. Wenn sie wüsste das sie der Grund ist warum ich hingerichtet werde, ich weiß nicht was sie dann tun würde.“

„Letztendlich ist es deine Entscheidung, aber ich kann dir nur noch einmal sagen, ich halte es für keine gute Idee.“

„Ich weiß Josef. Aber es ist besser so.“

Er hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt, den Hörer des Telefons abgenommen und eine Nummer gewählt.

Darauf folgte ein kurzes Gespräch und er legte wieder auf.

„Wenn alles klappt dann ist das Gift Übermorgen hier.“

„Gut.“

Ich nickte.

„Ich sage Lily wann es kommt.“

„Okay. Ich geh hoch. Mal sehn ob das alte Fernglas noch funktioniert.“

Damit standen wir auf und verließen sein Zimmer.

Er ging in die eine Richtung und ich in die andere.

Noch bevor er die Tür zu Lilys Zimmer öffnete schloss ich die Tür der kleinen Kammer und ging die Treppe hinauf.

Hinter mir schloss ich auch die Tür zum Dachboden und ging hinüber zu dem alten Fernglas.

Ich setzte mich auf den kleinen Hocker der davor stand und sah hindurch.

Es funktionierte wirklich noch.

Christian

LILY:
 

Nachdem Josef mir gesagt hatte dass das Gift Übermorgen da sein würde hatte ich mich auf die Fensterbank gesetzt und sah hinaus.

Es war gegen 23 Uhr Abends, ich wusste es nicht genau.

Der Himmel war wolkenlos und die Sterne waren deutlich sichtbar.

Es war bereits August, nicht mehr lange und eine solche Nacht würde kalt sein.

Aber die Sterne waren wunderschön.

Die breite Fensterbank ließ es zu das ich mich genau in das Fenster setzen konnte.

Den Rücken gegen die eine Wand die Füße gegen die andere.

Ich umschlang meine Knie mit den Armen und sah hinaus in den Himmel.

Ob Dad wohl auch einen so klaren Himmel sah?

Dad.

Ob er wohl darüber hinwegkam das ich nicht mehr da war?

Oder würde Mum ihm das Leben zur Hölle machen?

Jetzt wo sie ihren Frust nicht mehr an mir ablassen konnte.

Oder würde sie ihre Wut an ihrem Liebling auslassen?

Würde mein Bruder dafür bezahlen?

Eine genau so wichtige Frage war, wie hatte er es verkraftet das er zusehen musste wie sie mich verprügelte?

Vielleicht hatte er Angst vor ihr.

Und jetzt wo ich nicht mehr seine Hausaufgaben machte, wie kam er in der Schule weiter?

Ich hatte meinen Abschluss, auch wenn ich ihn jetzt nicht mehr brauchte.

Oder brauchte ich ihn vielleicht noch?

Würde ich als Vampir arbeiten gehen?

Ich wusste es nicht.

Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Aber im Moment gab es auch wichtigere Dinge.

Ich hoffte dass das Gift wirken würde.

Wenn es das nicht tat… ich wüsste nicht was ich dann noch machen soll.

Ich brauche Liam.

Ohne ihn schaffe ich das nicht.

Ich spürte wie die Trauer größer wurde und die Angst wuchs.

Doch es war nicht nur meine Eigene.

Ich spürte da war noch mehr Traurigkeit und Angst.

Irgendetwas sagte mir das Liam in der Nähe war.

Verwirrt sah ich nach oben.

Ja.

Es kam von oben.

Ich spürte es ganz deutlich.

Liam war oben auf dem Dachboden.

Doch warum konnte ich spüren was er fühlte?

War das vielleicht die andere Sache?

Aber wie sollte das funktionieren?

Was sollte es sein?

Ich konnte es mir nicht erklären.

Ich wusste nur mit Sicherheit das Liam dort oben war und das er Angst hatte und traurig war.

Ich musste unbedingt wissen warum das so war.

So schnell wie möglich.

Ich konnte aber nur beten dass nichts dazwischen kam und alles bis Übermorgen klappte.

Neben meinem Bett auf einem kleinen Schrank lagen ein Block und ein Stift.

Ich stand auf, nahm mir beides und ging wieder zur Fensterbank.

Ich setzte mich bequem hin, schlug das Deckblatt des Blockes um und begann zu schreiben.
 

Hallo Dad,

ich hoffe du machst dir nicht zu große Sorgen.

Mir geht es gut.

Ich bin hier gut angekommen und es ist alles so wie ich es brauche.

Alle kümmern sich sehr lieb um mich.

Ich werde von hinten bis vorne bedient.

Sie lesen mir fast jeden Wunsch von den Augen ab.

Meinen Verletzungen geht es auch schon besser.

Es dauert nicht mehr lange dann kann ich wieder aufstehen.

Noch verbringe ich den Tag im Bett.

Ich hoffe dass das bald ein Ende hat.

Ich mag es nicht so lange im Bett zu liegen.

Liam ist auch Tag und Nacht bei mir.

Er hält sein Versprechen.

Du musst dir also keine Gedanken um mich machen.

Und wie ich versprochen habe schreibe ich dir.

Ich hoffe nur dir geht es auch gut.

Und Ben und Mum auch.

Hoffentlich arbeitest du nicht zu viel.

Ich schreibe dir wieder wenn ich aus dem Krankenbett raus bin.

Vielleicht ist ja dann auch schon irgendetwas passiert was ich dir erzählen kann.

Ich hab dich lieb Dad.

Grüß Ben und Mum von mir.

Lily
 

Schnell zog ich den Block weg, damit die Tränen nicht darauf fielen.

Es war die reinste Lüge.

Aber die Wahrheit konnte ich meinem Vater ja schlecht schreiben.

Das ich schon längst wieder gesund war.

Das es mir so dreckig wie noch nie ging.

Das ich Liam seit ich hier bin nicht mehr gesehen habe und das ich seid dem ich hier bin noch nicht ein einziges Mal im Bett gelegen und geschlafen habe.

Müde war ich nicht, so störte es mich nicht.

Es war nur, ich hatte so viel Zeit mit der ich nichts anzufangen wusste.

Und gerade jetzt war dieses Mehr an Zeit genau das was ich nicht brauchen konnte.

In einem der Schränke lagen ein paar Briefumschläge.

Ich steckte den Brief hinein und beschriftete ihn.

Da ich mir sicher war das Liam noch oben saß ging ich über den Flur in Josefs Zimmer.

Bevor ich hinein ging klopfte ich jedoch.

Als er mich hinein bat öffnete ich die Tür und schloss sie hinter mir wieder.

„Lily. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

Besorgt sah er mich an.

Wenn ich nicht davon ausging das er meinte das irgendetwas passiert war dann war wohl nichts in Ordnung.

„Nein alles okay. Könntest du mir einen gefallen tun?“

„Welchen denn?“

„Dieser Brief müsste zur Post.“

Ich legte ihm den Brief auf den Schreibtisch.

Ein Lächeln überzog kurz sein Gesicht.

„Keine Sorge ich kümmere mich darum.“

„Danke.“

„Nichts zu danken.“

„Ist die Bibliothek offen?“

„Sicher.“

„Gut. Ich bin unten lesen.“

„Okay.“

Damit verließ ich sein Zimmer und ging nach unten.

Ich war die große Treppe schon lange nicht mehr hinunter oder hinauf gegangen.

Ich sah mich bewusst in der großen Halle um.

Nichts hatte sich verändert.

Alles war noch genau so wie ich es in Erinnerung hatte.

Ich hielt mich nach links und betrat die große Bibliothek.

Einladend warteten die Bücher darauf gelesen zu werden.

Was genau ich lesen wollte wusste ich nicht.

Doch nur so würde ich mir die Zeit angenehm vertreiben können.

Ich griff nach einem der Bücher und setzte mich ans Fenster.

Nach gar nicht so langer Zeit, wie es mir vorkam, klappte ich das Buch zu.

Es war recht interessant gewesen.

Schnell ging ich wieder zum Regal und stellte es hinein.

Ein paar Schritte ging ich nach rechts, dann nahm ich ein weiteres Buch heraus.

Damit bewaffnet ging ich wieder hinüber zum Fenster und setzte mich hin.

Erstaunt musste ich feststellen dass es bereits Tag war.

Ich hatte die ganze Nacht durchgelesen.

Naja, es machte ja nichts.

Etwas Besseres hätte ich eh nicht tun können.

Also schlug ich das Buch auf und begann wieder zu lesen.

Irgendwann, es musste Mittag sein, spürte ich wieder diese Gefühle.

Sie bewegten sich auf mich zu.

Kam Liam in die Bibliothek?

Ich legte das Buch weg und stand auf.

Vorsichtig ging ich zur Tür.

Sie wurden immer stärker.

Und ich konnte spüren wie sie sich bewegten.

Und dann, direkt auf meiner Höhe, blieben sie stehen.

„Keine Sorge, ich beeile mich. Bis morgen bin ich wieder da. Aber so ist sicher das er auch ankommt.“

„Na gut. Beeil dich.“

„Schon gut Josef… pass auf Lily auf.“

„Das werde ich.“

Mit einem Ruck bewegten sie sich weiter und entfernten sich von mir.

Dann hörte ich wie die Tür zu fiel.

„Wo will er hin?“

Ich war hinaus gegangen und sah Josef an.

„Er bringt deinen Brief zu deinem Vater.“

„Aber…“

„Er wird ihn nur einstecken und wieder kommen. Er will sicher gehen dass er ankommt. Und vielleicht will er auch einfach nur etwas zu tun haben. Du liest ja auch schon seid gestern Abend.“

Kurz lächelte er und ich nickte.

Ich schloss wieder die Tür und ging zurück zu dem Buch.

Noch ein paar Seiten und ich war fertig.
 

LIAM:
 

Der Wind strich mir durchs Gesicht und ab und zu bekam ich auch einen Ast ab.

Ich passte nicht wirklich auf.

Aber es war mir auch egal.

Ich wusste einfach nicht mehr was ich tun sollte.

Die letzten paar Stunden war ich pausenlos auf und ab gegangen.

So konnte es auch nicht weiter gehen.

Ich musste die Zeit bis morgen einfach sinnvoll rumkriegen.

Und so war es sicher sinnvoll.

Dafür zu sorgen das der Brief von Lily auch wirklich ankam.

Und so weit entfernt war es ja auch gar nicht.

Spätestens morgen früh würde ich wieder da sein.

Sicher noch zeitig genug.

Die Sonne hatte bereits begonnen zu sinken als ich auf dem Hof ankam.

Mein erster Blick galt dem Haus.

Ganz sicher hatte man keine Spuren von mir gefunden.

Alles war schwarz.

Da, wo einmal ein großes, altes Haus gestanden hatte, dort war jetzt nur noch ein großer Haufen aus Asche und Schutt.

Das Feuer hatte ganze Arbeit geleistet.

Alles war niedergebrannt.

Da konnte selbst die Feuerwehr nichts mehr retten.

Zum Glück.

Doch wir hatten es ja geschickt gelegt.

Es gab gar nicht die Möglichkeit noch irgendetwas zu retten wenn es einmal brannte.

Schnell ging ich über den Hof zum Briefkasten.

Ich wollte ihn gerade einwerfen als…

„Hey, kann ich ihnen helfen?“

Erschrocken, dass ich nicht bemerkt hatte dass da jemand war, drehte ich mich um.

„Nein geht schon, ich wollte nur diesen Brief einwerfen.“

Erst jetzt sah ich die Person an die da auf mich zu kam.

Als ich mich ganz gedreht hatte und er mich ansehen konnte blieb er abrupt stehen.

„Du bist doch… Liam.“

Ich hätte besser aufpassen sollen.

Lilys Vater über den Weg zu laufen war nicht sehr gut.

Ich nickte nur.

„Was ist das für ein Brief? Ist er von Lily? Wie geht es ihr?“

Schnell kam er den kleinen Rest zu mir und stand erwartungsvoll vor mir.

„Ja der ist von Lily.“

Ich hielt ihm den Brief entgegen.

„Es geht ihr gut.“

Leicht zittrig nahm er den Brief entgegen.

„Danke.“

In dem Moment als er nach unten sah verschwand ich auf das Dach.

Von hier aus konnte ich beobachten wie er darauf reagierte.

So würde auch Lily etwas von ihrem Vater erfahren.

Und so konnte er auch keine Fragen mehr stellen.

Als er bemerkte dass ich nicht mehr vor ihm stand sah er sich verwundert um.

Doch es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.

Er öffnete den Umschlag und zog den Brief heraus.

Während er las sah ich einfach nur auf ihn herab.

Hätte ich Gedanken lesen können würde ich wissen was Lily ihm geschrieben hatte.

So blieb es mir jedoch verborgen.

Wahrscheinlich war es auch besser so.

Doch auf der anderen Seite, was schrieb sie ihm?

Das es ihr schlecht ging?

Das sie zurück nach hause wollte?

Das sie alles bereute?

Oder belog sie ihn?

Schreib sie dass alles gut sei?

Wahrscheinlich das sie noch krank im Bett lag.

Erst als er sich wieder bewegte nahm ich Notiz von ihm.

Das einzige was ich sehen konnte war das er sich mit der Hand die Augen wischte.

Hatte er geweint?

Was hatte Lily nur geschrieben?

Er sah sich noch einmal um und ging dann ins Haus.

Ich blieb noch einen Moment sitzen, doch dann machte ich mich auch auf den Weg zurück.

Unterwegs würde ich noch schnell etwas trinken.

Dann brauchte ich es nachher nicht zu tun und würde wohlmöglich Zeit mit Lily aufs Spiel setzen.
 

LILY:
 

Es war bereits wieder Nacht als ich aufhörte zu lesen.

Ich hatte die Bibliothek bereits verlassen als es an der Tür klopfte.

Erschrocken drehte ich mich um.

Im nächsten Moment hörte ich wie oben einen Tür auf und zu ging und sah Josef die Treppe hinunter kommen.

Ohne Notiz von mir zu nehmen ging er zur Tür und öffnete sie.

„Christian, schön dich zu sehen. Komm rein.“

„Danke.“

Ich kannte diese Stimme nicht.

Und den Mann, der hinein kam, kannte ich auch nicht.

„Du hast dich extra beeilt wie es scheint.“

„Ja das kann man wohl sagen. Hätte ich keinen Druck gemacht würdet ihr wahrscheinlich in 2 Wochen noch warten.“

„Danke Christian.“

Ich stand einfach nur da und starrte den Mann an.

Er war normal groß und etwas muskulös.

Die blonden, gelockten Haare trug er etwas länger.

Als er mich sah erwiderte er meinen Blick fest.

„Ist sie das?“

Leicht verwundert sah ich ihn an.

Josef drehte sich um so dass auch er mich sehen konnte.

„Oh verzeih mir Lily, ich hab dich gar nicht gesehen. Ja das ist sie.“

Mit dem letzten Satz wand er sich wieder an Christian.

Zusammen kamen die beiden auf mich zu.

Als sie vor mir standen machte Josef eine Handbewegung in Christians Richtung.

„Das ist Christian, der Freund von dem ich dir erzählt habe.“

Ich nickte nur und sah Christian weiter an.

Er gefiel mir nicht.

Warum wusste ich nicht, doch er gefiel mir nicht.

Ich spürte dass er neugierig war.

Und er war selbstsicher, sehr selbstsicher.

„Hast du es denn dabei?“

„Sicher.“

Damit reichte er Josef eine Flasche.

„Es ist das blanke Gift. Am besten ist es wenn man es verdünnt. So habt ihr auch mehr davon.“

„Danke.“

Josef nahm die Flasche an sich und bewegte sich in Richtung Treppe.

„Komm doch mit hoch auf ein Glas.“

„Sehr gern.“

Zusammen gingen die beiden hinauf, ich folgte ihnen.

„Möchtest du auch etwas trinken Lily?“

„Nein danke.“

Auf mein Verneinen hin sah mich Christian forschend an.

„Bevor du das Gift zu dir nimmst musst du Blut trinken. Nur so kann gewährleistet werden dass der Wirkstoff genug Angriffsfläche hat.“

Noch bevor ich etwas sagen konnte antwortete Josef.

„Wie lange vorher? Direkt davor oder etwas länger davor?“

„Nicht direkt davor. Ich denke 1 bis 2 Stunden vorher. Zuerst muss der Körper das Blut ja aufnehmen.“

„Gut. Dann wird es wohl reichen wenn du morgen früh trinkst. Oder willst du jetzt?“

„Nein.“

Irgendetwas an diesem Kerl gefiel mir ganz und gar nicht.

Er regte mich regelrecht auf.

Doch was sollte ich tun?

Er war schließlich ein Freund von Josef.

Und er brachte uns die einzige Möglichkeit das Liam und ich miteinander reden konnten.

Die beiden wandten sich in Richtung Josefs Zimmer und ich ging zu meinem.

„Willst du nicht vielleicht mit zu uns kommen? Dann bist du nicht so allein.“

„Nein, ich bin lieber alleine.“

„Aber wenn man alleine ist grübelt man viel zu viel. Komm doch einfach mit rüber.“

Was mischte sich der denn jetzt ein?

Mit jedem Moment den er länger hier verbrachte konnte ich ihn weniger ausstehen.

Ich wusste ja selber nicht warum, doch es war so.

Und dann sollte ich auch noch mit ihm in ein Zimmer?

Nein danke.

„Nein wirklich nicht.“

„Oder hast du Angst das Liam plötzlich in der Tür steht? Ich kann das verstehen, aber glaub mir vor morgen früh kommt er nicht.“

Was sollte das?

Ich wollte einfach allein sein.

Auch wenn er recht hatte.

Irgendwo war doch die Angst das Liam plötzlich da sein würde.

„Nun komm schon.“

Eh ich mich versah kam Christian auf mich zu, legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich sachte in Josefs Zimmer.

Ich hatte gar keine Möglichkeit mehr mich dagegen zu wehren.

Innerhalb weniger Sekunden stand ich mitten in dem großen Raum.

Bevor er mich auf das Sofa weisen konnte ging ich weiter und setzte mich wieder auf die Fensterbank.

Es war dunkel und die Sterne waren wieder klar.

Irgendetwas sagte mir dass ich beobachtet wurde.

Als ich mich nach links drehte, um zu sehen ob mich einer der beiden ansah, begegnete ich Christians Blick.

Josef konnte es nicht sehen, er schenkte ihm gerade ein.

Was wollte dieser Typ von mir?

Ich hatte den Gedanken gerade zu ende gedacht da sah Josef erst Christian und dann mich an.

„Hier.“

So lenkte er Christians Aufmerksamkeit auf sich und gab ihm seinen Drink.

Wahrscheinlich war es Blut.

Ich konnte es riechen.

Doch ich wollte nicht.

Nicht jetzt, nicht vor ihm.

Dumm.

Doch ich wollte nicht.

Ich wand meinen Blick aus dem Fenster.

So blieb ich ein paar Stunden sitzen.

Josef und Christian redeten die ganze Zeit, worüber wusste ich nicht.

Ich hatte nicht zugehört, es interessierte mich nicht.

Irgendwann, es war schon hell, spürte ich eine Hand an meiner Schulter.

Josef sah zu mir hinunter.

„Komm. Es wird nicht mehr lange dauern dann kommt Liam. Es ist vielleicht besser wenn du dann schon getrunken hast.“

Ich nickte nur, stand auf und verließ mit den beiden das Haus.

Innerlich hoffte ich dass Christian uns jetzt verlassen würde, doch genau so gut wusste ich dass er es nicht tun würde.

Hinter uns schloss er die Tür und sah in den Wald.

Genauso wie Josef und ich.

Ich hatte fast sofort eine Spur.

Ohne darauf zu warten dass einer der beiden etwas sagte rannte ich los.

Ein paar Augenblicke später stand ich vor einem einzelnen Reh.

Das arme Ding hatte sich wahrscheinlich verlaufen.

Doch was sollte ich tun?

Es war nun mal mein Essen.

Ich sprang auf es zu und packte es.

Ich umgriff seinen Hals und stieß meine Zähne in das warme Fleisch.

Schon einen Bruchteil später floss die süße Flüssigkeit in meinen Mund.

Als es leer war ließ ich es los und stand auf.

Hinter mir hörte ich ein leises Kicher woraufhin ich mich umdrehte.

Im ersten Moment sah ich niemanden, doch dann sah ich ihn.

Er saß auf einem Baum nicht weit von mir.

Von dort hatte er mich beobachtet und grinste jetzt.

Feindselig sah ich ihn an.

Dieser Typ ging mir mächtig auf die Nerven.

Ich wollte in Ruhe essen.

Auch wenn ich diese Art zu essen nicht sonderlich mochte, wenn ich es tat wollte ich meine Ruhe.

Ich hatte ihn noch nicht lange angesehen.

„Beeindruckend. Wie lange bist du jetzt eine von uns?“

Sollte ich ihm Antworten?

„Ein paar Tage.“

Freundlich klang ich nicht, das bemerkte ich selber.

Ein Lächeln, das ich nicht zuordnen konnte, huschte über seine Lippen.

Er sprang von dem Ast und landete direkt vor mir.

Von Josef keine Spur.

„Mir scheint als denkst du ich habe dir etwas getan.“

Da er direkt vor mir stand sagte er es ganz leise.

„Oder das ich dir irgendetwas tun will.“

Mit Ausdruck kam es von ihm in dem Moment als er seine Hand hob und eine Strähne meines Haars zwischen seine Finger nahm.

Sofort schlug ich seine Hand weg und ging ein paar Schritte nach hinten.

„Lassen sie mich einfach in Ruhe. Uns fassen sie mich nicht an.“

Giftig sah ich ihn an, doch es schien nicht zu helfen.

So wie er mich ansah schein es ihm eher zu gefallen.

Wieder kam er auf mich zu.

Und während er immer näher kam sagte er: „Keine Sorge, ich fasse dich nicht an.“

Direkt vor mir blieb er stehen und beugte sich ganz dicht zu mir.

Neben meinem Ohr hielt er an.

Ich spürte und konnte hören wie er die Luft einsog.

Er roch an meinen Haaren.

„Noch nicht.“ hauchte er mir ins Ohr.

Sofort drehte ich mich um, doch er war verschwunden.

Ich wusste doch, irgendetwas war an diesem Typ nicht richtig.

Doch ich entschied einfach nicht darüber nachzudenken.

Er war sowieso verschwunden und ich musste zurück.

Liam konnte jeden Moment kommen.

Also rannte ich zurück und fand Josef der vor der Tür auf mich wartete.

„Da bist du ja. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“

Sorgen, wieso?

„Christian musste schon los, doch er hat mir gesagt was wir tun müssen. Las uns rein gehen und alles vorbereiten. Liam kommt sicher gleich.“

Ich nickte nur und folgte ihm wieder hinein.
 

LIAM:
 

Unterwegs hatte ich bereits getrunken und war jetzt fast da.

Die letzten paar Kilometer war ich noch schneller gerannt als normal.

Ich hoffte das Liams Freund da gewesen war.

Vielleicht hatten sie das Gift ja schon und warteten nur auf mich.

Als ich das Haus zwischen den Bäumen auftauchen sah blieb ich jedoch stehen.

Bitte las alles gut gegangen sein.

Die letzten Schritte ging ich wie ein normaler Mensch.

Dann griff ich nach der Türklinke und drückte sie hinunter.

Jetzt gab es für mich kein halten mehr.

Ich hatte die Tür gerade geöffnet als mein Blick nach oben viel.

Dort oben, auf dem Flur, lief Lily.

Was sollte ich jetzt tun?

Sofort blieb ich stehen.

Als sie mitbekam das die Tür geöffnet wurde blieb auch sie stehen und sah nach unten.

Ich wusste nicht was sie dachte oder fühlte als sie mich sah, ich wusste nur ich hätte mich am liebsten selbst umgebracht.

Walk Away

LIAM:
 

// Sie hat das Gift schon genommen.//

Ich konnte ihn nicht sehen doch hören konnte ich ihn.

Wahrscheinlich stand er auf dem Flur oder in seinem Zimmer.

Aber warum dachte ich überhaupt darüber nach?

Er hatte mir gerade gesagt das Lily das Gift bereits genommen hatte.

Ich durfte keine Zeit verlieren.

Erst einmal muss ich herausfinden ob es wirkt so wie wir es beabsichtigen.

Lily stand immer noch wie versteinert oben an der Treppe.

Was hatte sie nur?

Wirkte es etwa nicht?

Ohne von ihr wegzusehen schloss ich die Tür hinter mir.

Wie lange wir so standen und uns ansahen wusste ich nicht.

Mir ging so vieles durch den Kopf.

Plötzlich machte sie einen Schritt nach unten.

Dann noch einen.

Ganz langsam kam sie auf mich zu.

So gerne wäre ich ihr entgegen gegangen, doch ich hatte Angst das es vielleicht zu fiel für sie war.

Still blieb ich an der Tür stehen.

Jeden einzelnen ihrer Schritte verfolgte ich.

Jeden Meter den sie näher kam dankte ich ihr in Gedanken.

Als sie am Fuß der Treppe angekommen war Atmete sie durch.

Es trennten uns noch knapp 7 Meter.

Ob das wohl schon zu viel für sie war?

Ich spürte wie wieder Angst in mir aufstieg.

Nein, ich durfte jetzt keine Angst haben.

Was wenn das Gift nur schwach wirkte?

Dann würde ich sie durch meine Angst wieder zurück drängen.

Ich durfte jetzt keine Angst haben.

Ich habe keine Angst!

Ich spürte wie Josef mir etwas sagen wollte, dann ging oben die Tür zu und es war still.

Keinen Augenblick hatte ich meine Augen von Lily gewendet.

Einen weiteren Schritt kam sie auf mich zu.

Einen und noch einen und noch einen.

Dann stand sie vor mir.

Nur 1 Schritt trennte uns, sie war zum greifen nah, doch ich wagte es nicht.

Noch einen Moment sah sie mich an ohne irgendetwas zu sagen oder zu tun.

Dann ganz plötzlich kam sie auch noch den letzten Schritt auf mich zu, schlag die Arme um meinen Hals und klammerte sich an mich.

Ich konnte sie wieder spüren, ihre Wärme, ihre Nähe.

Erleichtert legte ich meine Arme um sie.

Ich war so froh sie endlich wieder umarmen zu können.

Grade als ich meine Augen schloss spürte ich eine Kraft die sich gegen mich stemmte.

Erschrocken öffnete ich meine Augen wieder und ließ Lily los.

Sie entfernte sich wieder einen Schritt und sah mich mit glasigen Augen an.

„Es tut mir leid Liam.“

Eine Träne lief ihr die Wange hinunter und sie sah nach unten.

Ohne groß zu überlegen legte ich meine Hand unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf so dass sie mich wieder ansah.

„Bitte nicht weinen. Ich verstehe wenn es nicht geht. Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.“

Als sie mich ansah nahm ich meine Hand weg und wischte ihr die Tränen von den Wangen.

Dann ließ ich meine Hand wieder sinken und sah ihr in die Augen.

„Kannst du es ertragen neben mir zu sitzen?“

Der Ausdruck in ihren Augen änderte sich schlagartig.

„Bitte sag sowas nicht. Ertragen. Es klingt als wärst du nicht gut genug oder eine Zumutung.“

„Verzeih mir. Aber…“

Nickend sah sie mich an.

„Ich kann es versuchen.“

Sie versuchte zu lächeln doch es gelang ihr nur mühsam.

„Dann las uns hoch gehen hier in der Halle lässt es sich nicht gut reden.“

Wieder nickte sie.

Ich drehte mich in Richtung der Treppe und ging los.

Einen Moment blieb sie stehen schloss dann aber zu mir auf und plötzlich spürte ich ihre Fingerspitzen an meiner Hand.

Vorsichtig schob sie ihre Finger zwischen meine.

Leicht verunsichert drehte ich meinen Kopf und sah sie an.

Sie erwiderte meinen Blick ohne etwas zu sagen.

Ganz leicht drückte ich ihre Hand und ging mit ihr die Treppe hinauf.

Wie selbstverständlich gingen wir in ihr Zimmer.

Ich setzte mich zuerst, ohne ihre Hand loszulassen, so konnte sie den Abstand bestimmen.

Abstand.

Es hörte sich in meinem Kopf so grausam an.

Der Abstand zwischen uns.

Doch es war besser für sie und ich wollte sie nicht wieder verdrängen.

Als auch sie saß und wir uns ansahen wusste ich nicht mehr was ich eigentlich sagen wollte.

Kein einziges Wort kam mir über die Lippen.

Keine Silbe konnte ich denken.

Was ich ihr antun würde, was ich ihr schon angetan hatte.

Dafür gab es keine Worte.

Ich wollte es nicht.

Sie so leiden lassen.

Alles nur wegen mir.

Sie hätte ein normales Leben führen sollen, ohne mich.

Ich konnte sie nicht länger ansehen, die Hoffnung in ihren Augen, es brachte mich fast um.

Ihr auch das nehmen zu müssen.

Würde ich ihr die ganze Wahrheit sagen, es würde sie zerstören.

Auch wenn ich sie anlog, es war einfach besser für sie.

Das hoffte ich zumindest.

„Wie geht es dir?“

Irgendwie musste ich anfangen.

Sie langsam dorthin bewegen.

„Wenn ich sagen würde es geht mir gut wäre das gelogen. Ich vermisse dich.“

Dabei sah sie mich an, direkt in die Augen.

Ein schrecklicher Schmerz durchzuckte mich.

Wie würde ich es über mich bringen können es ihr zu sagen?

„Aber das ist nicht so wichtig. Du wolltest mit mir reden. Irgendetwas quält dich doch.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Es gibt nichts Wichtigeres als das es dir gut geht Lily.“

„Danke dass du dich so um mich sorgst.“

Sie lächelte kurz.

„Aber du hast doch etwas das dich bedrückt. Dazu ist die wenige Zeit die wir jetzt haben da. Bitte rede mit mir Liam. Sag es mir.“

Ich konnte nicht verstehen wie sie nur davon ausgehen konnte das es mich quälte.

Fragte sie sich denn gar nicht ob es nicht genauso oder noch schlimmer für sie sein könnte?

Dachte sie nicht darüber nach was ich ihr sagen würde?

Sie sorgte sich nur darum das es mir schlecht ging, an sich dachte sie nicht.

Genau so war Lily.

Aber sie hatte Recht, ich musste es ihr sagen.

Doch wo sollte ich anfangen?

Sollte ich ihr offen sagen dass ich sterben würde?

Oder sollte ich ihr sagen dass ich einen Menschen getötet hatte?

Womit sollte ich nur anfangen?

„Bitte fang einfach an Liam.“

Verzweifelt sah ich sie an.

Doch was ich sah ließ mich stocken.

Die Verzweiflung die ich spürte, die in mir tobte, ich sah sie in ihren Augen.

Sie spiegelte sich in ihr wieder.

Fühlte sie meine Verzweiflung als ihre?

„Was hast du Lily?“

Schreck trat in ihre Augen.

„Nichts.“

„Warum siehst du mich so verzweifelt an Lily? Bitte sag mir was du hast.“

„Nicht ich bin verzweifelt, du bist es. Und du hast Angst. Aber…“

Sie sah nach unten.

Plötzlich fiel eine Träne in ihren Schoß.

Bevor ich etwas sagen konnte sah sie mich wieder an und sagte. „… aber ich weiß nicht warum ich das weiß. Woher weiß ich dass du verzweifelt bist? Das du Angst hast? Wie kann ich das wissen? Was ist nur schief gelaufen? Ich versteh es nicht. Ich versteh mich nicht mehr.“

„Shh. Es ist alles okay. Es ist nichts schief gelaufen.“

Wie gerne würde ich sie jetzt umarme.

Sie einfach nur halten.

„Aber warum…?“

Ich legte meine Hand an ihre Wange und wischte die Tränen weg.

Ich musste es ihr einfach sagen.

So konnte ich sie nicht lassen.

Und es würde auch nichts bringen sie weiterhin in dem Glauben zu lassen es sei nur die Intensivierung.

„Du weißt dass einige Vampire besondere Fähigkeiten haben.“

Sie nickte.

„So wie Josef. Gedankenlesen und übertragen.“

„Genau.“

„Aber… was hat das mit mir zu tun?“

„Auch du hast eine besondere Fähigkeit. Du kannst die Gefühle der anderen spüren. Wahrscheinlich gehört noch etwas mehr dazu. Aber das wissen wir noch nicht.“

„Ich… was? Aber… das würde ja bedeuten das… es nie… vorbei sein wird.“

Ich sah schon wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten.

„Was mach ich nur falsch? Du sollst doch gar nicht weinen…“

Hatte ich das gerade laut gedacht?

Na toll auch das noch.

„Lily, bitte hör auf zu weinen. Du kannst lernen es zu steuern. Und irgendwann wirst du entscheiden können von wem du wann die Gefühle wahrnehmen willst. Bitte hör auf zu weinen.“

Sie schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf.

„Ich kann nicht.“

Sie sprach ganz leise, ihre Stimme brach unter den Tränen weg.

Wie sollte ich es ihr nur schonend beibringen?

Ging das überhaupt?

Konnte ich es ihr schonend beibringen?

Ja, ich würde einfach sagen: Lily ich sterbe, aber das ist nicht der Weltuntergang.

Nein, das ging einfach nicht.

Wie sollte ich es ihr nur sagen?

„Was hast du Liam? Bitte sag mir doch was los ist.“

Ich atmete tief durch.

Na gut, sie wollte es wissen und sie musste es wissen.

„Es gibt noch etwas anderes das ich dir sagen muss.“

Den Anfang hatte ich geschafft, doch würde ich den Rest über mich bringen können?

„Dann sag es mir doch Liam.“

Sie hatte so viel Zuversicht in ihrer Stimme.

Wie konnte ich das nur zerstören?

Und immer wieder stellte ich mir die gleichen Fragen.

Immer wieder dachte ich die gleichen Gedanken.“Liam… sieh mich an.“

Ich konnte nicht anders.

So wie sie mir das sagte musste ich einfach gehorchen.

„Was ist es?“

„Ich…“

Ich wusste nimmer noch nicht wo ich anfangen sollte.

„Ich … habe…“

Es musste einfach raus.

Ich konnte nicht länger.

„…einen Menschen getötet.“
 

I can not do what I have done.

I can not say what I have said.

Can't take it back, It's alittle late... Now.

I didn't mean to hurt you... baby...

In any way.
 

Ich konnte genau sehen wie die Gefühle in ihr tobten.

Zuerst hatte sie es nicht verstanden, doch dann, als der Schock in ihr Gesicht trat war ich mir sicher, sie wusste was es für mich bedeutete.

Was es für uns bedeutete.

„Als ich das Haus anzündete. Als ich aus dem fenster sprang fing ich Feuer.“

Ich wusste selber wie lächerlich es klang.

„Du… du hast gebrannt?“

Ich sah nach unten.

„Ja.“

Als ich sie wieder ansah sagte ich: „ Das Feuer wurde zwar sofort gelöscht, aber ich brauchte Blut. Ich wollte es nicht doch der Sanitäter stand so nah. Es tut mir leid Lily. Das alles für umsonst…“

Sie lies mich nicht ausreden.

„Du hast einen Menschen getötet, aber das hat nichts mit deiner Strafe zu tun, oder Das bedeutet nicht… das du…“

Wieder traten Tränen in ihre Augen. Ich brauchte noch nicht einmal antworten.

Mein Blick hatte anscheinend schon genug gesagt.

„Nein… das… das kannst du mir nicht antun! Du kannst mich nicht alleine lassen!“

„Lily…“

„Es muss einen Weg geben. Rede mit den Ältesten. Sag ihnen dass es dir leid tut. Das es Notwehr war. Das werden sie doch verstehen. Du hast aus Notwehr gehandelt.

Ich schüttelte den Kopf während sie sprach.

„Nein, solange ich noch die Kraft hatte ihn zu überwältigen hätte ich auch die Kraft gehabt mir ein Tier zu suchen.“

„Nein, du hast selbst gesagt du hast ihn nur gebissen, dass er so nah zu dir stand. Sonst wärst du gar nicht in die Versuchung gekommen. Und außerdem wärst du fast verbrannt. Das ist der Tod für jeden Vampir. Du brauchtest einfach Blut. Willenskraft hin oder her.“

„Lily…“

„Nein, das geht doch so nicht. Sie können doch nicht…“

„Lily, beruhig dich.“

„Aber… nein, ich kann mich nicht beruhigen. Das würde bedeuten ich gebe dich auf.“

„Nein, Lily… das ganze hat nichts, rein gar nichts, mit dir zu tun.“

Der Ausdruck in ihrem Gesicht änderte sich schlagartig.

„Du sagst das so. Es klingt als… als würde ich nicht zu dir gehören.“

„Nein, Lily… bitte. Das hab ich so nicht gesagt. Du weißt dass du mir alles bedeutest. Ich habe ewig mit mir gekämpft. Es dir zu sagen fällt mir schwerer als sonst irgendetwas. Zu wissen das ich dich alleine lasse, nur wegen so einer Dummheit. Aber ich ertrage es nicht das du so etwas denkst. Ich liebe dich über alles Lily, das weißt du auch.“

„Dann las mich nicht allein. Bitte las mich nicht allein.“
 

All I wanna do is walk away,

'Cause I don't wanna lie to you.

Something in your eye says \"Please, Don't go...\".

But I just wanna walk away...

'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you...

And I don't wanna break your heart, baby...
 

Unaufhörlich liefen Tränen ihre Wangen hinunter.

Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen.

Doch dazu war es jetzt zu spät.

Ich musste das was ich angerichtet hatte alleine wieder richten.

Obwohl die größte Last auf Lily lag.

Denn sie musste bis in alle Ewigkeit alleine leben.

Doch was wenn…?

Nein!

Nein, Lily würde weiter leben.

Dafür würde ich sorgen.

Josef würde dafür sorgen.

Aber was hatte sie denn hier noch?

Eigentlich nichts.

Niemanden.

Nur mich.

Ferner Josef und irgendwo auch noch ihre Familie aber wirklich Kontakt durfte sie mit ihnen auch nicht haben.

Also was brachte es ihr?

Nein, sie würde sich nicht umbringen auf gar keinen Fall.

Lieber lebe ich mein Leben auf der Flucht.

Obwohl sie das nicht verdient hätte.

Ewig auf der Flucht.

Auf der Flucht vor den Ältesten.

Auf der Flucht vor den Regeln, den Gesetzen.

Ständig in Angst entdeckt zu werden.

Nur mit Fragen leben.

Warum tue ich mir das an?

Warum bin ich hier?

Wie lange bin ich noch hier?

Und das alles nur weil ich einen Fehler begangen habe?

Nein!
 

It doesn't matter what I'll say,

It doesn't matter what I'll do...

Can't make it right, even though I want, to
 

Doch wie sie jetzt vor mir saß, ich konnte es nicht ertragen.

Sie so zu sehen war eine Qual.

Doch wie sollte ich ihr zeigen dass es mir unendlich leid tat?

Wie sollte ich sie beruhigen?

Ich konnte sie nicht in meine Arme nehmen und ich war eigentlich froh dass sie meine Gefühle nicht spürte, es wäre unerträglich für sie.

„Liam… ich muss darüber… nachdenken. Und, das Gift lässt nach.“

Sie hatte sich so schnell gefangen.

Ich konnte sie nur überrascht anstarren.

„Lily, bitte…“

„Es geht nicht. Las mir etwas Zeit. Josef hat noch etwas Gift. Wir können später reden.“

Sie kam mir kalt vor, wie konnte ich nicht sagen doch kalt, abweisend.

Doch was hatte ich erwartet?

Sie begann sich zu Schützen, sich abzuschirmen.

Ich konnte nichts mehr sagen.

Ich nickte, stand auf und verließ ihr Zimmer.
 

I'm not gonna say that were okay...

I don't wanna lie.

I should have told you long ago, What was going on...

I should have told you my feelings, were not that strong...
 

LILY:
 

Er würde… sterben!

Noch bevor die Tür ins Schloss gefallen war warf ich mich aufs Bett.

Warum war das nur geschehen?

Was hatte ich nur Falsch gemacht?

Wofür bestrafte man mich so sehr?

Ich spürte die Tränen die in strömen meine Wangen hinunterliefen und auf das Bett fielen.

Heiße Tränen waren es einmal gewesen, doch jetzt waren sie kalt.

So wie ich.

Doch ich verstand es nicht.

Ich konnte es nicht verstehen.

Warum nur ließ er mich allein?

Warum ließ er zu das so etwas geschah?

Ich… ich dachte… er hatte gesagt er liebt mich.

Er liebte mich, das war sicher.

Aber warum ließ er es dann geschehen?

Nein.

Ich durfte ihn nicht dafür verantwortlich machen.

Es war Notwehr.

Er wäre gestorben.

Das mussten die Ältesten doch einsehen.

So konnte ich es nicht akzeptieren, es ging einfach nicht.

Ich würde Liam dazu bringen mit ihnen zu reden.

Und wenn er es nicht tat würde ich es tun.

Ja, ich würde mit ihnen reden.

Auch wenn ich noch nicht so lange Vampir war und auch noch nicht alles wusste.

Diese Sache hatte nichts mit seiner Strafe zu tun.

Und ich lebe ja noch.

Und dort draußen gab es noch unzählige Vampire die sich von Menschen ernährten.

Ständig, immer.

Liam hatte einen getötet als er in Lebensgefahr schwebte.

Sie mussten es einfach akzeptieren.
 

All I wanna do is walk away,

'Cause I don't wanna lie to you.

Something in your eye says \"Please, Don't go...\".

But I just wanna walk away...

'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you...

And I don't wanna break your heart, baby...
 

LIAM:
 

Ich wusste nicht wohin mich meine Füße trugen.

Ich ging einfach nur.

Ließ sie alleine.

Ließ ihr das was sie wollte.

Wie konnte ich ihr, jetzt da ich ihr so viel Leid zugefügt hatte und noch so viel Leid zufügen würde, etwas verwehren?

Selbst wenn es nur die Kleinigkeit zu verschwinden war.

Ich bemerkte nicht dass ich die Treppe hinab lief.

Bemerkte nicht dass ich die Halle durchquerte.

Bemerkte nicht dass ich ein Zimmer betrat.

Und bemerkte nicht dass ich mich auf einen Stuhl setzte.

Ich hatte schon so viel falsch gemacht.

Und ich würde auch weiterhin so vieles falsch machen.

Konnte es nicht endlich ein Ende geben?

Nicht nur das ich Lily so viel Leid angetan hatte.

Nicht nur das ich ihr ganzes Leben zerstört hatte.

Alles das war zwar das schlimmste von allem, doch ich hatte in meinem Leben so vieles falsch gemacht.

Der größte Fehler, den ich je gemacht hatte, war es mich nicht zu rühren.

Hätte ich damals auf mich aufmerksam gemacht wäre ich jetzt nicht hier.

Wäre Lily jetzt nicht hier.

Wären diese Vampire damals im Stande gewesen mich zu töten, nein, hätten sie mich damals getötet.

Es wäre für uns alle das Beste gewesen.

Warum hatte ausgerechnet ich überlebt?

Warum nicht Dan, oder Lulu.

Warum nicht Patricia?

Patricia war die jüngste von uns.

Sie hätte doch überleben können.

Warum ich?

Was hatte ich getan das ich weiter leben durfte?

Durfte?

War es überhaupt Glück weiter zu leben?

In meinem Fall nicht.

Also musste ich die Frage wohl anders stellen.

Was hatte ich getan das ich so bestraft wurde?

Und warum musste ich Lily da mit hinein ziehen?

Ich begriff es einfach nicht.

Konnte keinen Sinn daraus ziehen.

I lived through life, it wasn't fair...

I'll say good-bye because I...

Because I care...

Wütend schlug ich auf den Tisch.

So fest, das er unter meiner Faust zerbrach und die zwei Teile auf meinem Schoß zu liegen kamen, ehe sie nach unten fielen.

Ein lauter Knall dann war alles wieder still.

Was hatte ein Tisch hier zu suchen?

Was hatte ich hier zu suchen?

Wo war ich eigentlich?

Leicht verwirrt sah ich mich um.

Ich war in der Küche.

Wie kam ich hier her?

Warum war ich hier?

Fragen die mich nicht interessierte.

Ich konnte mich noch genau daran erinnern wie Lily am Herd stand und sich Eier gebraten hatte.

Ich wusste noch genau was sie getan hatte.

Jeden einzelnen Handgriff.

Und jetzt sah ich sie wieder vor mir.

Mit diesem Lächeln im Gesicht.

Die Eier aufschlagend oder den Schinken schneidend.

Sie würde es nie wieder tun.

Ohne dass ich es wusste hatte ich sie das letzte Mal dabei beobachtet.

Ohne zu ahnen was es bedeutete hatte ich neben ihr gestanden, darauf geachtet das sie sich mit dem Messer nicht weh tat.

Doch das brauchte ich jetzt nicht mehr.

Ich musste sie nicht mehr beschützen.

Sie brauchte meinen Schutz nicht mehr.

Sie brauchte mich nicht mehr.

Und doch war ich hier.

Tat ihr unendlich weh und dachte stundenlang darüber nach.

Nicht im Stande etwas daran zu ändern.

Nicht im Stande aufzustehen und zu gehen.

Doch ich musste es tun.

Ich würde es tun müssen.

Sobald ich dafür gesorgt hatte das es ihr gut ging.

Erst wenn sie sich daran gewöhnt hatte würde ich gehen.

Ich musste einfach.

Ich musste wissen dass es ihr gut ging.

Das es ihr gut gehen würde.

Und niemand würde mich daran hindern.

Nicht einmal die Ältesten.

Niemand konnte mich daran hindern.

Einfach nur um zu wissen das sie es so leicht wie möglich hatte.

Nicht um meinet Willen sondern ihretwegen.
 

I wish I knew what I'm suppose to do...

I wish I could be there for you... to ease the pain.
 

„Liam!“

Sofort schnellte ich hoch und sprang zur Tür.

„Was ist?“

Josef sprang gerade die Treppe hinunter doch ich hatte nur Augen für den Hauch von weiß, der an mir vorbeifegte.

Wohin wollte Lily?

//Sie will zu den Ältesten.//

Schon war er unten angekommen und rannte ihr nach.

//Tu was Liam sie hört nicht auf mich.//

Ohne groß zu überlegen rannte ich ihr nach.

Neben Josef.

Wir waren beide sehr schnell, gleichschnell, fast.

Doch Lily war schneller.

Das war der Nachteil wenn man es mit einem Neugeborenen zu tun hatte.

Lily hatte einfach noch viel mehr „jugendliche“ Energie.

Warum will sie zu ihnen?

Jetzt zu sprechen würde uns beide etwas Kraft einbüßen lassen.

//Sie will sie davon überzeugen das du unschuldig bist. Oder eher das du es aus Notwehr getan hast. Sie hat sich in den Kopf gesetzt die Ältesten davon zu überzeugen. Du musst sie aufhalten, sonst weiß sie in Kürze warum es wirklich passiert.//

Verdammt.

Soweit durfte es nicht kommen.

Sie durfte nicht erfahren dass sie der Grund war.

Unter allen Umständen musste vermieden werden dass sie auf die Ältesten, oder einen anderen Vampir, traf.

„Lily, bleib stehen.“

Ich hoffte sie würde auf mich hören, doch sie tat es nicht.

„Lily! Verdammt, bleib stehen. Bitte.“

Doch sie weigerte sich auch nur anzudeuten dass sie mich gehört hatte.

Ich beschleunigte meine Schritte ohne wirklich darauf zu achten wohin ich trat, wo wir uns befanden.

Und genau das sollte mein Fehler sein.

Einer der vielen die ich als begangen abstempeln konnte.

Und einer der vielen, die zu weiteren führen würde, die ich noch begehen würde.

Es dauerte noch nicht mal 2 Sekunden da spürte ich einen harten Schlag und flog durch die Luft.

Im nächsten Moment spürte ich einen Baum der in meinem Rücken zerbrach.

Und gleich darauf einen zweiten.

Als ich an dem dritten Baum abprallte schlug ich hart auf dem Boden auf.

Ein lautes Knacken, übertönt von dem brechen der Bäume, verriet mir das ich mir irgendetwas gebrochen hatte.

Na perfekt.

Ich musste Lily davon abhalten zu den Ältesten zu gehen und brach mir etwas.

Doch wer hatte mich durch die Luft geschleudert?

Leicht benommen sah ich auf und blickte mich um.

Noch ehe ich irgendetwas realisieren konnte stand er vor mir.

Groß gewachsen, nicht so groß wie ich aber auch nicht so klein wie Lily.

Rotbraune Haare die ihm ins Gesicht hingen.

Doch das eine, was am wichtigsten war, erkannte ich sofort.

Blutrote Augen.

Obwohl mir auffiel das sie nicht so Blutrot waren wie die der anderen, oder meine.

Sie hatten einen leichten Braunstich, doch sie waren Rot.

Er war ein Vampir.

Einer, den ich nicht kannte, doch von dem ich gehört hatte.

Zweifelsfrei musste das Jake sein.

Er war der Höchste einer kleinen Gruppe die hier ihr Land beanspruchte.

Wir waren auf fremdem Boden.

Deshalb also hatte er mich angegriffen.

Hatte er auch Josef angegriffen?

Und Lily?

„Lily!“

Ohne es zu merken hatte ich ihren Namen ausgesprochen.

Und noch bevor ich ein weiteres Wort denken konnte kniete sie schon neben mir.

„Liam. Ist alles in Ordnung?“

Ohne zu zögern legte sie ihre Hände an meine Arme.

Ohne zu zögern kam sie so dicht an mich, was war nur los?

„Das Gift…“ brachte ich unter Stichen hervor.

Sie schüttelte den Kopf.

„Es wirkt noch, es tut mir leid.“

Jetzt schüttelte ich den Kopf und hob abwehrend die Hand.

„Nicht…“ doch mehr konnte ich nicht sagen.

Irgendetwas war nicht richtig so wie es war.

Ich musste meine Position wechseln, durfte nicht riskieren das etwas falsch zusammen wuchs.

„Was hast du?“

„Ich hab mir etwas gebrochen, glaube ich.“

„Josef!“

Doch Josef kam nicht.

„Josef!“ wiederholte Lily, doch ohne Erfolg.

Erschrocken sah sie auf.

Wo war Josef?

Josef wo bist du?

//Er hält mich fest, tut mir leid. Wenn ich etwas gegen ihn unternehme haben wir noch größere Schwierigkeiten als wir ohnehin schon haben.//

Verdammt.

Ausgerechnet jetzt.

Ich hatte nicht bemerkt das Lily mich losgelassen hatte und von mir gegangen war.

Doch als ich ihre Stimme hörte sah ich auf und fand sie.

Sie stand nicht weit von mir entfernt und hob die Fäuste.

„Las ihn los! Er muss Liam helfen.“

„Dein kleiner Freund kann auf sich selbst aufpassen, ihn hier behalte ich bei mir.“

Das war nicht die Stimme von Jake, obwohl ich seine noch nie gehört hatte.

Doch der Klang dieser Stimme war nicht so wie der Klang einer höheren Person hätte sein müssen.

„Las ihn los Raven.“

Genau den Klang musste eine solche Stimme haben.

Und sofort drehte ich meinen Kopf nach oben, sah ihm in die Augen.

„Hältst du das für klug Jake?“

Raven antwortete so selbstsicher als würde Jake ihm nichts zu sagen haben.

Doch eine gewisse Unterordnung herrschte, das konnte man fühlen.

„Wenn ich sage las ihn los, dann meine ich auch las ihn los.“

Ohne weitere Verweigerung ließ Raven Josef los.

Nur einen winzigen Augenblick später kniete Josef neben mir.

//Was hast du Liam?//

Ich glaube ich hab mir was gebrochen, doch der Bruch verheilt schon wieder.

Ich bin nicht sicher ob er richtig verheilt.

//Dann leg dich hin. Warte ich helfe dir.“

Er hielt einen meiner Arme fest und die andere Hand hielt er unter meinem Rücken.

Ich streckte meine Beine aus und versuchte mich auf den Boden zu legen.

Doch das ganze war nicht so einfach, der Boden war nicht gerade eben.

Was wollen sie von uns?

//Wir sind in ihr Gebiet geraten. Ich hab dir schon von ihnen erzählt, weißt du noch?//

Ja.

Ist Lily in Gefahr?

//Nicht in Lebensgefahr. Nur in Schwierigkeiten. So wie du und ich.//

Und das nur wegen mir.

Ein Seufzer entfuhr mir und sofort war Lily an meiner anderen Seite.
 

All I wanna do is walk away,

'Cause I don't wanna lie to you.

Something in your eye says \"Please, Don't go...\".

But I just wanna walk away...

'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you...

And I don't wanna BREAK YOUR HEART, BABY...
 

LILY:
 

Noch einen kurzen Moment sah ich Raven an.

So wie er mich ansah gefiel es mir gar nicht.

Seine durchdringenden Roten Augen direkt auf mich gerichtet, wie als könnte durch mich hindurch oder in mich hinein sehen.

Das rote Haar hing ihm zaus im Gesicht.

Es sah aus als befände er sich auf einem Streitzug, so wie er mich ansah.

Doch als ich Liams gequältes Seufzen hörte drehte ich mich um und hockte mich neben ihn.

Warum war ich nur so egoistisch gewesen?

Ich hätte ihn vorhin nicht wegschicken dürfen.

Und ich hätte nicht hier her gehen sollen.

Schließlich war er es doch der mit den Ältesten reden musste.

Und jetzt steckten wir in Schwierigkeiten, nur wegen mir.

Solange er meine Berührungen nicht erwiderte war alles gut, das hatte ich bereits in der Halle gemerkt.

Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihm das Haar aus der Stirn.

Was wenn etwas schief ging?

//Keine Sorge Lily, es ist gleich vorbei. Liam wird nichts passieren.//

Kurz sah ich zu Josef, dann wieder zu Liam.

„Warum kannst du mich anfassen Lily?“

„Schhhh… Das spielt keine Rolle.“

„Doch. Lily… sag es mir.“

„Ich habe dich vorhin angelogen. Das Gift hat seine Wirkung noch nicht verloren.“

Der Ausdruck seiner Augen verriet mir dass es ihm weh tat.

Ja ich hatte ihn angelogen, doch was sollte ich machen?

Ich konnte es nicht mehr ertragen, zu hören dass er sterben würde.

Zu hören das er nichts dagegen tun würde, das er es so hinnahm.

//So, geschafft. Es war eine der oberen Rippen. Sie war angebrochen und saß nicht richtig. Ich hab sie zurückgedrückt und sie ist wieder richtig verwachsen. Du kannst aufstehen Liam.//

Warum redest du nicht Josef?

//Diese Vampire sind mit Vorsicht zu genießen. Rede so wenig wie möglich.//

Und das sagst du mir jetzt?

Danke.

„Da ihr jetzt wieder komplett seid, was wollt ihr hier?“

„Wir sind auf der…“

Doch bevor Liam zu ende reden konnte viel ich ihm ins Wort.

„Ich war auf dem Weg zu den Ältesten, doch ich kenne den Weg nicht. Sie sind mir gefolgt.“

Misstrauisch sah Jake mich an.

Erkannte ich da auch eine Spur Neugier?

Was hatte ich nur gesagt?

Hatte Josef nicht gerade noch gesagt rede so wenig wie möglich?

Das kommt davon wenn man die Schuld auf sich nehmen will.

„Und was willst du bei den Ältesten?“

Jetzt drehte sich auch Raven näher zu uns, auch sein Interesse schien geweckt.

„Ich muss mit ihnen reden.“

„Und worüber?“

Feindselig sah ich ihn an.

So konnte er mir nicht kommen.

Leicht gereizt stand ich auf und sah ihn an.

„Ich wüsste nicht was es dich angeht.“

„Tz. Neugeborene.“

Raven hatte sich von seinem Baum weggeschubst und kam neben Jake.

„Es ist doch immer dasselbe mit ihnen.“

Erschrocken sah ich ihn an.

Woher wusste er das ich…?

//Ich hab dir doch gesagt diese Vampire sind mit Vorsicht zu genießen Lily. Bitte, überlass das Reden mir.//

Ohne den Blick von Raven zu wenden beobachtete ich wie Josef neben mich trat.

Ich konnte ihn spüren.

Verdammt, das Gift begann an Wirkung zu verlieren.

„Wie ich sehe hast du das Kommando übernommen Josef.“

„Kommando ist der falsche Begriff Jake. Vergiss was sie gesagt hat.“

„Warum sollte ich? Es klang sehr interessant.“

„Wie Raven bereits sagte, Neugeborene.“

Was?

Josef!

//Halt dich bitte zurück Lily.//

Kein weiteres Wort kam über meine Lippen.

Und dann spürte ich es.

Die Ansammlung von Gefühlen erhob sich, kam näher und näher, stand neben mir.

Nein, du bist stark.

Ich bin stark.

Ich halte das durch.

Es… es sind nur… Gefühle.
 

I don't wanna break your...

Heart...
 

Als hätte ich etwas gesagt wichen sie zurück.

Aus dem Augenwinkel heraus sah ich das Liam sich von mir entfernte.

„Wir kamen vom Weg ab. Las uns gehen und wir verlassen euer Land sofort.“

„Du klingst so verzweifelt Josef. Was ist los mit dir?“

„Er ist der Lehrer und Freund“ zischte Raven neben Jake.

„Interessant.“

Für einen kurzen Moment verharrte er noch auf Josef, dann wand er sich zu mir.

„Ich denke… Ja, ich denke wir würden uns über einen Plausch mit euch sehr freuen.“

Plausch?

Mit uns?

Wie?

„Auch die anderen werden sich sehr freuen. Nennen wir es eine Art Frischfleisch.“

Erschrocken sah ich Jake an.

Raven neben ihm begann hämisch zu grinsen.

//Hab keine Angst Lily, alles wird gut. Er will der nur Angst machen.//

„Raven, wo ist Eleazar?“

„Ich schätze er ist bei Liza und Mina.“

„Gut. Ich denke ihr werdet uns ohne große Mühen folgen.“

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging los.

Zu Anfang lief er noch recht langsam.

Er erwartete doch nicht im ernst das wir ihm einfach so folgen würden oder?

//Doch, genau das tut er. Wir sind auf seinem Land. Und außerdem wird er dafür sorgen.//

Wie darf ich das denn verstehen?

//Du bewegst dich bereits Lily.//

Was?

Ich sah genau in meine Umgebung und merkte dass sie an mir vorbeizog.

Kontrolliert er mich?

//Nicht direkt.//

Was soll das heißen, nicht direkt?

//Das erkläre ich dir wenn wir wieder zuhause sind, nicht jetzt. Sieh dich vor. Und am besten überlässt du das Reden mir.//

Ich nickte nur.

Dazu wusste ich nichts mehr zu sagen.

Und jetzt spürte ich wieder dieses Gefühlskneul das hinter mir her lief.

Und mit jedem Schritt wurden sie stärker.

Wo Anfangs nur leichtes Kribbeln war waren jetzt schon wieder Stiche.

Wie lange würde ich es noch durchhalten?

Ich durfte nicht darüber nachdenken.

Auf gar keinen Fall durfte ich riskieren das etwas schief lief.

Und ich durfte nicht zulassen dass sie etwas erfuhren.

Und ich durfte Liam nicht verletzen.

Ein Geheimnis in tiefer Dunkelheit

LILY:
 

Jetzt da ich den Wald wahrnahm bemerkte ich erst wie schön er war.

Früher hatte ich Stunden im Wald verbracht, in meinem Wald.

Stundenlang saß ich da und beobachtete ihn.

Stundenlang bin ich in ihm umher gelaufen.

Doch erst jetzt begriff ich wie schön er wirklich ist.

Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihre Strahlen durch die Blätter.

Überall konnte man die kleinen Regenbögen sehen die entstanden als sich das Sonnenlicht an den Tautropfen brach.

Bunte Farben die sich ihren Weg durch das dichte Blätterdach suchten.

Auf vielen Ästen saßen Vögel, das Kratzen ihrer Krallen war sehr deutlich.

Und ich konnte hunderte von Tackten hören.

Hunderte kleiner Herzen, hunderte kleiner Leben, hunderte kleiner Tiere.

Von weitem konnte man die Vögel singen hören, doch sobald wir heran kamen wurde alles still.

Die Herzen der kleinen Tiere schlugen schneller, kamen aus dem Tackt, beruhigten sich erst wenn wir vorüber waren.

Mein Blick war die ganze Zeit nach oben gerichtet.

Ich zählte wie viele verschiedene Farbtöne die Blätter hatten.

Prägte mir ihre Formen genau ein und suchte nach Mustern auf den Rinden der Bäume.

Ich versuchte alles Mögliche.

Nichts ließ ich unversucht.

Doch am liebsten wäre ich davon gerannt.

Ich spürte es zu deutlich.

Bei jedem Schritt den wir machten, bei jedem Atemzug den wir aus Gewohnheit nahmen.

In jeder Sekunde die verstrich spürte ich wie Liams Gefühle deutlicher wurde, stärker.

Ich versuchte alles um mich davon abzulenken, doch ohne Erfolg.

Mit jedem Schritt wurde der Schmerz größer.

Ich wusste nicht wie lange ich es noch aushalten würde, wusste nicht wie lange ich es noch ertragen konnte.

Und mit jeder Sekunde wurde das Verlangen, weg zu rennen, größer.

Ich war nicht stark genug diesem Schmerz stand zu halten, war nicht stark genug ihn zu ertragen.

Ich bemerkte zwar dass Josef mich besorgt ansah, doch ich beachtete es nicht.

Ich musste mich konzentrieren.

So gut es ging versuchen zu verstehen was er fühlte.

Doch Liams Gefühle waren nicht die einzigen, sie waren nur die stärksten.

Ich konnte Josefs Besorgnis spüren, seine leichte Nervosität, das Unbehagen.

Er fühlte sich in diesem Moment kein bisschen wohl.

Das machte es mir nicht gerade leichter.

Und dann waren da auch noch die Gefühle von Jake und Raven.

Raven war einfach gestrickt.

Vorfreude gemischt mit Schadenfreude.

Zorn und Hass, er hatte keinen Grund dazu, doch es schien ein Teil von ihm zu sein.

Doch was mich am meisten verblüfte, Liebe.

Es war das stärkste Gefühl das von ihm ausging.

Warme, ehrliche, bedingungslose Liebe.

Die beiden hatten von einem weiteren Mann und zwei Frauen gesprochen.

Ob eine davon zu ihm gehörte?

Sicher war sie nicht weniger Böse als er.

Viel mehr interessierte mich jedoch Jake.

Ich spürte sofort dass ihn ein Geheimnis umgab.

Er schien nicht sehr glücklich zu sein.

In seinem Inneren sah ich nur Trauer und Einsamkeit.

Doch er schien es gut verbregen zu können.

Man sah ihm nicht an das er so fühlte.

Nichts anderes konnte ich fühlen, nur Trauer…

Mit großen Augen sah ich Jake an.

Ich hatte nicht bemerkt wie er mich ansah.

Erschrocken blieb ich stehen.

Er hatte sofort eine Art Wand um sich gebaut.

Ich konnte nicht mehr spüren was in ihm war.

Hatte er bemerkt dass ich mir seine Gefühle ansah?

War das möglich?

Ich hatte gar nicht die Zeit weiter darüber nach zu denken.

Noch ehe ich ganz zum stehen kam erfüllte mich ein tiefer Schmerz.

Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr fühlen und nichts mehr denken.

Alles was ich noch wahrnahm war dieser endlose Schmerz.

Würde er es können würde er mich zerreißen.
 

LIAM:
 

Ohne nachzudenken schnellte ich den winzigen Schritt zu ihr nach vorn und fing sie auf.

Im Bruchteil einer Sekunde blieb sie stehen und brach zusammen.

Ich wusste nicht warum sie stehen geblieben war, doch definitiv war ich ihr zu nah gekommen.

Ich hatte nicht schnell genug reagiert, war in Gedanken als sie plötzlich anhielt.

Lag es daran das sie zusammen brach?

Noch im selben Moment in dem ich sie auffing stand Josef neben mir.

Nimm du sie!

Er streckte seine Arme aus, wollte sie gerade nehmen, da hörte ich Jake.

„Nein, du trägst sie.“

Er sah mich mit festem Blick an.

„Nein“ sagte ich nur und gab sie Josef in die Arme.

„Du trägst sie, oder ich tue es und nur ich weiß was dann mit ihr geschieht.“

Ein tiefer Schmerz durchzog mein Herz.

Was sollte ich tun?

Sollte ich ihr wissendlich Schmerzen zufügen?

Oder sollte ich sie ihm überlassen, nicht wissend was dann geschehen wird?

Wie sollte ich diese Fragen nur beantworten?

Es gab keinen Weg ohne Schmerzen für Lily.

Ich wollte ihr nie weh tun.

Das war nie meine Absicht.

Doch seid sie mich damals gesehen hat, seid ich an ihrem Fenster war, habe ich ihr immer nur weh getan.

Und auch jetzt würde ich ihr weiter weh tun.

War sie dieser Last gewachsen?

Diese unendlichen Schmerzen die ich ihr beibrachte.

Oder würde sie irgendwann daran zerbrechen?

Ich hatte nie gewollt dass es so kam.

Ich hatte es auch damals nicht gewollt.

Und wieder zerstöre ich das Leben eines Menschen den ich liebe.

Damals habe ich ihr das Leben genommen.

Heute gebe ich ihr das ewige Leben und endlosen Schmerz.

Was konnte schlimmer sein?

Gab es überhaupt etwas Schlimmeres?

Nein.

Und doch tat ich es ihr an.

Jakes Blick lag immer noch auf mir.

Sicher brauchte ich gar nicht erst versuchen mit Lily abzuhauen.

Ich würde nicht weit kommen.

Und wenn ich sie bei Josef ließe würde Jake sie nehmen.

Es blieb mir gar nichts anderes übrig.

Wiederwillig und mit der größten Abscheu im Blick die ich ihm entgegenbringen konnte nahm ich Lily wieder in meine Arme.

„Und halte sie gut fest. Nicht das du sie fallen lässt.“

Ich wollte sie auf so viel Abstand wie möglich halten um ihr so viel Schmerz wie möglich zu ersparen.

Nie in meinen über 300 Jahren und in denen die noch vor mir liegen, auch wenn es nur Tage sind, würde ich sie fallen lassen.

Was dachte er sich eigentlich?

Wäre Raven nicht da würde ich sofort gegen ihn kämpfen.

Doch mit beiden konnte ich es nicht aufnehmen.

An Josef brauchte ich gar nicht denken.

Er hasste das Kämpfen.

Für mich und Lily würde er es sicher tun, doch ich wollte nicht dass er etwas tat was er eigentlich nicht tun wollte.

Ganz davon abgesehen wäre Lily ein offenes Ziel für jeden.

Also blieb mir nichts anderes übrig als meine Wut runter zu schlucken und weiter zu gehen.

Wir müssen hier irgendwie weg. Ich kann ihr das nicht lange antun.

Er ließ den Blick nach vorn gerichtet, so wie ich.

//Ich weiß. Doch wie bitte willst du das anstellen?//

Ich weiß es nicht. Ich dachte du hast vielleicht eine Idee.

//Rennen können wir gleich ausschließen, mit Lily sind wir nicht schnell genug. Kämpfen können wir auch vergessen, wenn wir uns jeder einen nehmen ist Lily schutzlos. Und reden, es bringt nichts, das weißt du auch.//

Sag mir nicht was wir nichts tun können. Sag mir lieber welche Möglichkeiten wir haben.

//Keine.//

Ich wusste dass er recht hatte, doch ich wollte es nicht hören.

Es musste uns doch irgendetwas einfallen.

Wo bringen sie uns hin?

//Ich nehme an sie bringen uns zu ihrem Hof, zu Eleazar, Liza und Mina.//

Welche Möglichkeiten haben wir dort?

//Ich weiß es leider nicht. Ich bin noch nie dort gewesen.//

Wir könnten es ihnen gleich tun.

//Wie meinst du das?//

Wir nehmen eine der Frauen als Geisel.

//Und wie bitte willst du das machen?//

Ich gebe dir Lily und nehme dann die die mir am nächsten steht.

//Das ist Irrsinn Liam.//

Wenn es doch aber die einzige Möglichkeit ist?

//Und was wenn sie gar nichts mit uns vorhaben? Wenn sie uns nur zur Rede stellen wollen?//

Das glaubst du doch selber nicht!

Erst nach einer kurzen Pause konnte ich seine Stimme wieder hören.

//Nein, da hast du Recht.//

Ich hatte die ganze Zeit nach vorn gestarrt, doch das große Haus, was jetzt vor uns auftauchte, hatte ich nicht bemerkt.

Es bleibt uns keine Möglichkeit mehr zu flüchten.

Aus diesem Haus würden wir so schnell nicht wieder heraus kommen.

Ich wollte nicht wissen wie sehr wir wirklich in der Scheiße steckten, deswegen sah ich mir das Haus nicht weiter an.

Ich fixierte Raven und folgte den beiden hinein, Josef direkt neben mir.

Die große Tür schwang auf und nacheinander betraten wir einen sehr hohen, großen Raum.

Doch noch ehe ich irgendetwas in diesem Raum wahrnehmen konnte hörte ich das Klatschen wenn eine Hand ins Gesicht schlug.

Verdutzt sah ich zu Jake, aus dessen Richtung das Geräusch gekommen war und sah eine kleine Frau, die direkt vor ihm stand und ihre Hand noch erhoben hielt.

Hatte sie Jake gerade eine Ohrfeige gegeben?

Erschrocken sah ich auf Jakes Gesicht, doch zu meiner Verwunderung war darauf nur Unverständnis zu sehen.

Für einen kurzen Moment dachte ich er würde kurzen Prozess mit ihr machen, doch er tat gar nichts.

Plötzlich begann sie wild mit den Armen zu fuchteln.

Nach einigen Augenblicken bemerkte ich dass sie Zeichen mit ihren Händen machte.

Und auf einmal stand eine kleine, junge Vampirfrau vor mir.

Ich hatte es sofort an ihren roten Augen erkannt, doch sie sah nicht aus wie Jake oder Raven.

Wäre sie nicht hier gewesen hätte ich nicht geglaubt dass sie zu ihnen gehörte.

Sie stand vor mir, sah mich kurz eindringlich an und streckte dann ihre Arme nach Lily aus.

„Keine Sorge, ihr passiert nichts, gib sie mir. Ich werde sie nach nebenan bringen, dann kann sie sich erholen.“

Was?

Ich sollte ihr Lily einfach so überlassen?

Lily einer fremden anvertrauen?

Ich wusste dass sie so keine Schmerzen mehr spüren würde, ich wäre nicht mehr da, aber was würden sie mit ihr machen?

„Vertrau uns.“

Erneut sah sie mich eindringlich an.

Reflexartig wand ich mein Gesicht in Richtung der kleinen Frau vor Jake.

Auch sie sah mich an.

Sie hatte aufgehört mit ihren Händen zu reden und sah mich an.

Ihr Blick sagte mir dass ich ihr vertrauen konnte, dass ich ihr vertrauen sollte.

Doch konnte ich da so sicher sein?

Aus einem Bauchgefühl heraus entschied ich das ich genau das tun sollte, tun musste.

Zögernd legte ich Lily der Frau vor mir in die Arme.

Noch bevor ich etwas sagen konnte war sie mit ihr verschwunden.

„Liza. Was soll das?“

Und wieder begann die kleine Frau wild Zeichen in die Luft zu malen.

Sie benutzte Gebärdensprache, das war mir jetzt klar.

Doch ich verstand nicht eines ihrer Zeichen.

Einzig an ihrem Gesicht, an ihrem Blick konnte ich noch erkennen das sie wütend war.

Jake sah sie mürrisch an ging dann jedoch an ihr vorbei.

Im selben Moment drehte sie sich um und ging der anderen Frau hinterher.

„Setzt euch da hin!“

Ravens Stimme klang scharf und bestimmend.

Wenn er nicht mit Jake redete war er der Boss.

Er gab die Anweisungen, er war es der sagte wo es lang ging.

Doch das, nur solange bis er wieder mit Jake sprach.

Er wies auf ein Sofa und ging dann hinter Jake her.

Wir hatten uns noch nicht gesetzt da waren die beiden verschwunden.

Jetzt waren wir allein hier.

Doch ohne Lily würden wir nicht verschwinden.

Ich musste Lily finden.

Ich musste sie zurück holen und dann mussten wir von hier fort.

Es war nicht gut hier zu sein.

Noch während ich das dachte ging ich in die Richtung, in die die beiden Frauen verschwunden waren.

„Vergiss das ganz schnell wieder.“

Eine sehr weiche, aber doch männliche Stimme drang von einer der Ecken des Raumes zu mir herüber.

„Du bist nicht schnell genug um die beiden zu überrumpeln.“

Ich drehte mich in die Richtung aus der die Stimme kam und sah einen jungen Mann in einem Sessel, unweit des Sofas, sitzen.

Auch bei ihm fielen mir die blutroten Augen sofort auf.

„Setz dich hier hin und warte die Zeit ab. Deiner Freundin wird es bald besser gehen. Liza und Mina kümmern sich um sie. Oder ganz einfach aus dem Grund, füg ihr nicht noch mehr Schmerzen zu. Bleib hier.“

Woher wusste er was mit Lily und mir war?

„Woher…?“

Er ließ mich nicht einmal ausreden.

„Woher ich weiß das deine Freundin Höllenqualen leidet wenn sie in deiner Nähe ist? Liza hat es gesagt.“

Und woher sollte sie davon wissen?

Sie kannte uns nicht und wir kannten sie nicht.

„Liza hat eine Begabung für die Fähigkeiten der anderen, sie kann es spüren. Aber genug von uns. Warum seid ihr auf unser Land gekommen?“

Verständnislos sah ich ihn an.

„Wir haben nicht auf den Weg geachtet, es war ein versehen. Was hat sie noch gesagt?“

„Nichts weiter über euch, keine Sorge. Und was sie über uns gesagt hat interessiert euch nicht.“

Was wollte er?

Ich wusste nicht wie ich ihn einschätzen sollte.

Er war nicht so wie Jake und Raven, aber er war auch nicht wie die beiden Frauen.

Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte, wusste nicht was ich machen sollte, also setzte ich mich zu Josef auf das Sofa.

Was machen wir jetzt?

//Ich weiß es nicht. So wie es aussieht können wir nicht mehr tun als zu warten.//

Warten? Worauf willst du warten?

//Darauf das Lily wieder aufwacht. Darauf das Jake und Raven zurück kommen. Darauf das uns Eleazar etwas erzählt was uns nützlich sein kann. Darauf das irgendetwas geschieht.//

Eleazar? Woher kennst du seinen Namen?

//Ich habe sie zwar noch nicht persönlich getroffen, aber ich kenne die 5. Ich habe schon sehr viel über sie gehört. Deswegen war ich so besorgt um Lily.//

Du warst? Heißt das du bist es jetzt nicht mehr?

//Doch, selbstverständlich. Doch wie ich gesehen habe weichen die Gerüchte über die 5 sehr stark von der Realität ab. Gut, was Jake und Raven betrifft stimmen sie wahrscheinlich, aber nicht was die beiden Frauen Liza und Mina betrifft. Und wie es um Eleazar steht wissen wir auch noch nicht.//

Das heißt du willst einfach warten und zusehen ob stimmt was erzählt wird oder nicht?

//Mehr können wir wohl nicht tun.//

Josef! Das kann nicht dein Ernst sein.

//Ich weiß es klingt hart, aber vertrau mir Liam.//

Wie soll ich das wenn du in kauf nimmst das Lily etwas passiert?

//Ich nehme nicht in kauf das Lily etwas passiert. Das weißt du. Ich bin genau so besorgt um sie wie du. Aber ich sehe unsere Chancen real und versuche das Bestmögliche für uns zu machen.//

Was bedeutet Lily ihrem Schicksal zu überlassen.

//Nein, Liam, sei doch …//

Mehr von dem was Josef mir sagte konnte ich nicht verstehen.

Jeder einzelne Gedanke wurde von lautem Hundegebell übertönt.

So laut wie das Gebell war, so groß war auch der Hund.

Ich konnte ihn zwar noch nicht ganz sehen aber ich konnte seine lauten, dumpfen Schritte hören.

Und im nächsten Moment sprang er durch die Tür, rannte durch das Zimmer und direkt auf die Tür zu hinter der Lily war.

Sowie der Hund durch die Tür war stand ich auch schon in ihr.

Mit einem großen Satz sprang der Hund in die Luft und landete auf einer Liege.

Ich musste zweimal hinsehen um zu begreifen dass er genau über Lily stand.

Seine Hinterbeine standen rechts und links von ihrer Hüfte.

Seine Vorderbeine links und rechts über ihren Schultern.

„Nehmt den Hund von ihr!“

Die beiden Frauen standen einfach nur neben der Liege und sahen den Hund an.

Hatten sie etwa noch nie einen Hund gesehen?

Es musste doch ihrer sein.

Aber… ein Hund?

Was machte ein Hund hier?

Hunde verabscheuen Vampire.

Was wollte dieser hier, im Haus von Vampiren?

So unlogisch es auch klang, er musste hier her gehören, wo sollte er sonst herkommen, wir waren schließlich mitten im Wald.

Ich schrie die beiden noch einmal an, doch keiner rührte sich.

Wenn sie es nicht taten dann würde ich es eben tun.

So ein Hund war schließlich nichts weiter.

Schon stand ich neben ihm und griff unter ihn um ihn runter zu heben, doch noch bevor ich eine Spitze seines Fells berühren konnte packten mich 4 Hände und zogen mich weg.

Die beiden Frauen standen rechts und links von mir.

Jede umklammerte einen meiner Arme und eh ich mich versah merkte ich dass sie mich an die Wand drückten.

„Was ist los? Nehmt lieber den Hund weg anstatt mich.“

„Der Hund tut ihr nichts, du schon.“

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich die kleine brünette an.

Wie hieß sie noch?

Scheiß auf ihren Name, was tat sie da?

„Was heißt ich tu ihr was nur der Hund nicht? Nehmt ihn von ihr weg!“

Von weiter vor mir konnte ich ein leises Knurren hören.

Und über die beiden weg konnte ich sehen dass der Hund seinen Kopf nach unten über Lilys Gesicht beugte.

„Lasst mich sofort los!“

Ich versuchte mich mit Händen und Füßen ihrem Griff zu entwenden doch es gelang mir nicht.

Sollte ich wirklich keine Chance gegen zwei kleine Frauen haben?

Egal ob sie Vampire waren oder nicht.

Das Knurren schwoll langsam an und plötzlich erhob sich ein lautes Bellen.

Der Hund bellte Lily direkt ins Gesicht.

Ich konnte die Druckwelle sehen, hören und fühlen doch es geschah nichts.

Lily lag weiterhin regungslos da.

Noch einmal bellte der Hund ihr mitten ins Gesicht.

Versuchte er etwa sie aufzuwecken?

//Schon möglich.//

Ich wandte mich um und sah dass Josef in der Tür stand.

Tu was!

//So wie es aussieht will er sie wirklich zurück holen. Liza weiß was sie tut, er ist ihr Hund. Keine Sorge Lily passiert nichts.//

Woher willst du das wissen?

//Schon vergessen? Ich kann Gedanken lesen.//

Aber woher zurück holen?

//Liza denkt das Lily in einer Art Schutzhülle gefangen ist. Eigentlich sollte diese Hülle blockieren das die Gefühle der anderen zu ihr durchdringen, doch irgendwie hat er sich umgewandelt und verhindert jetzt das Lily bei Bewusstsein ist um irgendwas zu fühlen. Es ist ein Schutz der nicht so funktioniert wie er eigentlich wirken sollte.//

Und der Hund kann sie zurück holen?

//Liza ist davon überzeugt. Und so wie es scheint auch Mina.//

Was sollte ich da noch tun?

Sie würden mich eh nicht freilassen solange Lily nicht wach war.

Vielleicht noch nicht einmal dann.

Warum also Kraft verschwenden?

Also gab ich auf.

Ich nahm die Spannung aus meinen Muskeln, stand einfach nur da und sah auf Lily und den Hund.

Etwas abgelenkt davon mich nicht zu wehren bemerkte ich nicht gleich was nun geschah.

Der Hund beugte sich noch ein Stück dichter an Lilys Gesicht und bellte erneut.

Als immer noch nichts geschah erhob er sich komplett und sah geradeaus.

Ich konnte mir fast vorstellen wie er ratlos ins Leere starrte.

Als er seinen Kopf wieder senkte fletschte er die Zähne und begann bedrohlich zu knurren.

Wie lange sollte das noch so weiter gehen?

Ich war nicht überzeugt von dem was da vor sich ging und ich war immer noch der Ansicht man sollte den Hund von ihr nehmen doch keiner der Anwesenden schien diesen Gedanken mit mir zu teilen.

Noch nicht einmal Josef der ihn zweifelsfrei hören konnte.

Das knurren schwoll immer mehr an und dann bellte er erneut.

Diesmal war es so laut das selbst der tiefste Schlaf unterbrochen werden musste.

Doch Lily rührte sich nicht.

„Es bringt nichts. Das seht ihr doch…“

Ich sprach nicht weiter als der Hund plötzlich ein Fiepen von sich gab.

Was war nun los?

Er drehte den Kopf leicht auf die Seite und begann zu hecheln.

Ich konnte seine Zunge aus seinem Maul hängen sehen.

Es war eine beachtlich große Zunge.

Plötzlich bewegte sich Lilys Hand zu dem Kopf des Hundes und begann ihn zu kraulen.

„Wo kommst du denn her?“

Ich sah wie ihr Kopf sich bewegte, so als würde sie sich umsehen.

„Du bist aber ein großer Hund, zu wem gehörst du?“

Der Hund bellte vor Freude, es klang wie ein lachen.

Doch im nächsten Moment verkrampfte er sich und begann zu knurren.

Was war los?

Ich sah genau hin und bemerkte dass auch Lily sich verkrampfte.

Sie musste Schmerzen haben.

„Nehmt doch endlich den Hund weg und helft ihr!“

Ich konnte mich einfach nicht mehr zurück halten.

Ich war so froh das sie aufgewacht war, doch sie hatte Schmerzen das war deutlich.

„Wie gesagt, der Hund tut ihr nichts. DU musst hier raus!“

Die kleine Brünette festigte ihren Griff um meinen Arm wieder und ehe ich mich versah stand ich im Flur.

Die kleine war wieder verschwunden und die Tür war zu.

„Hey, last mich rein!“

Ich ging zur Tür und wollte sie öffnen doch es ging nicht.

Also begann ich dagegen zu hämmern.

„Macht auf!“

//Beruhig dich Liam und geh von der Tür weg. Die beiden kümmern sich um Lily, sie helfen ihr. Aber sie fühlt deine Gefühle, du weißt was das heißt also bitte vertrau ihnen. Ich bin hier ich wache über Lily. Bitte geh für ein paar Minuten raus. Ich hol dich sobald alles in Ordnung ist.//

Ich soll was?

Lily einfach hier allein lassen?

//Ich bin da vergiss das nicht.//

Es passte mir gar nicht sie einfach hier allein zu lassen.

Doch was sollte ich tun?

Knurrend verließ ich das Haus und machte mich auf die Suche nach etwas zu essen.
 

LILY:
 

Ich konnte zwar Spüren wie dieses Knäul von Gefühlen sich von mir entfernte, doch die Schmerzen linderte es nicht.

Woher kamen diese Schmerzen wenn nicht davon?

Es fühlte sich an wie tausende von Nadeln die in meinen Körper gerammt wurden.

Entfernt konnte ich den Hund bellen hören der über mir stand, doch ich verlor wieder den Boden unter mir.

„Liza, jetzt tu doch was, sie verliert schon wieder das Bewusstsein.“

Ich nahm war wie sich alles um mich bewegte, doch was gesprochen wurde konnte ich nur schlecht verstehen.

Wie durch einen riesigen Schalldämpfer.

„Lily heißt sie ja? … Lily kannst du mich hören?“

Das einzige was ich wirklich verstand war mein Name, der Rest war nur ein Brummen.

„Lily, hörst du mich. Antworte mir.“

Die Stiche wurden immer schlimmer.

Die Nadeln wurden größer und stachen tiefer.

Ich spürte wie ich den Mund öffnete, doch den Schrei hörte ich nicht.

„Vielleicht sollte ich in ihren Geist eindringen, vielleicht hört sie ja das.“

„Versuch es.“

//Lily, hörst du mich?//

Josef.

Bitte hilf mir.

„Sie sagt ich soll ihr helfen. Sie scheint schlimme Schmerzen zu haben. Was ist mit ihr?“

„Ich weiß es nicht. Frag sie vielleicht weiß sie es ja.“

//Lily was ist mit dir? Was hast du?//

Ich konnte Hände an meinen Armen spüren, Hände die mich nach unten drückten.

//Lily.//

Es tut so weh.

Bitte Josef tu etwas.

//Weißt du warum du so starke Schmerzen hast? Fühlst du irgendwen?//

Ich…

Auf seine Frage hin versuchte ich mich zu konzentrieren, ich wollte sehen ob ich irgendwen fühlte, doch…

Ein weiterer Schrei entfuhr meiner Kehle.

//Lily. Bitte sag uns was los ist.//

Ich weiß es nicht… die Schmerzen sind so stark, bitte tu was Josef.

//Aber was soll ich denn tun? Wie fühlt es sich denn an? Was spürst du?//

Tausend Nadelstiche, überall… und…

//Was?//

Liam… als würde er direkt neben mir stehen…

„Ihre Kraft scheint sich noch verstärkt zu haben. Sie spürt Liam als würde er neben ihr stehen. Aber ich habe ihn rausgeschickt. Haltet sie fest, ich geh und sage ihm er soll ganz verschwinden.“

Bitte tu was Josef, bitte.

Heiße Rinnsale bildeten sich an meinen Augen.

Sie liefen nach unten in meine Haare.

Es war wie Feuer das mich verbrannte.

Ich schrie mit ganzer Kraft um es ertragen zu können, doch es half nicht.

„Eleazar!“

„Ja?“

„Halt sie fest, ich hole kaltes Wasser. Sie glüht, ich habe noch nie davon gehört das ein Vampir an Fieber litt.“

Ich spürte wie sich kalte Hände um meinen linken Arm schlossen.

„Sie glüht nicht, sie brennt. Wir müssen ihre Temperatur sofort runterbringen.“

„Aber wie?“

„Gute Idee Liza. Aber woher kriegen wir so viel Eis? … Gute einverstanden. Sie wehrt sich zu stark Mina hilf mir sie rüber zu tragen.“

Die Stiche waren nicht mehr das schlimmste, es fühlte sich an als würde ein Feuer mich von innen verbrennen.

So ähnlich hatte es sich auch bei der Verwandlung angefühlt, doch das hier drohte schlimmer zu werden.

„Josef… wo ist er jetzt?“

„Er rennt weg. Solange bis ich ihn zurückrufe rennt er einfach geradeaus.“

„Frag sie wie es sich anfühlt, ob sie ihn immer noch spürt.“

//Lily… wo ist Liam jetzt?//

Liam?

Ich versuchte mich von den Schmerzen abzulenken und darauf zu konzentrieren Liam zu spüren.

Und ich schrie.

Ich hatte noch gar nicht wirklich versucht ihn zu spüren da schwollen die Schmerzen schon weiter an.

Wie eine Explosion.

Das konnte nicht Liam sein.

So stark war es noch nie gewesen, es musste etwas anderes sein.

Es fühlt sich so an als wäre er in mir Josef, das kann nicht von Liam kommen.

//Aber was dann?//

Ich weiß es nicht… bitte tu etwas Josef, ich ertrage das nicht mehr.

Ich krümmte mich, versuchte die Schmerzen irgendwie zu unterdrücken doch es klappte nicht.

Ich begann auf alles zu schlagen was sich mir bot doch es half nichts.

Und noch dazu wurde ich festgehalten.

Ich schrie erneut, doch nichts linderte meinen Schmerz.

„Sie verbrennt wenn wir sie nicht bald abkühlen und mit bald meine ich sofort. Ihre Temperatur muss runter, sonst stirbt sie!“

„Wir kriegen so viel Eis aber nicht so schnell.“

„Dann müssen wir uns was anderes einfallen lassen!“

„Die Tiefkühltruhe.“

„Dann los.“

Ich spürte einen ganz leichten Luftzug und dann wurde es schlagartig noch wärmer.

Man wickelte mich in irgendetwas ein.

„Und rein mit ihr. Mach den Deckel zu, Josef du musst mit ihr reden, sag uns sobald etwas ist.“

//Lily, hörst du mich?//

Ja.

Josef was macht ihr mit mir?

//Wir haben dich in die Tiefkühltruhe gelegt. Du wärst fast verbrannt.//

Ich stand in Flammen?

//Nein, deine Temperatur ist unaufhörlich gestiegen. Was ist los mit dir?//

Ich weiß es doch selber nicht.

//Geht es dir jetzt etwas besser?//

Die Schmerzen sind noch da, aber ich spüre das brennen nicht mehr so stark.

//Ist irgendetwas geschehen von dem wir nichts mitbekommen haben?//

Nein.

Ich meine… ich weiß es nicht.

Was soll denn passiert sein?

Sobald wir auf sie gestoßen sind hörte das Gift auf zu wirken, ich spürte Liam immer stärker und…

//Das Gift.//

Josef?

//Warte kurz.//

Wo sollte ich schon hin gehen.

Ich war hier eingeschlossen.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen…

Ich konnte… mir fiel erst jetzt auf das ich keine Kontrolle mehr über mich hatte.

Josef, ich kann mich nicht mehr bewegen!

//Wie meinst du das?//

Ich habe keine Kontrolle mehr über mich.

Was ist nur los?

//Ich rufe Christian an.//

Was? Warum?

//Er kennt sich mit dem Gift aus, vielleicht weiß er Rat.//

Einige Sekunden geschah nichts, die Schmerzen wurden langsam wieder größer und auch das brennen nahm wieder zu.

Josef, die Kälte hilft nicht mehr.

Ich versuchte mich zu bewegen, irgendwie die Schmerzen zu lindern doch das einzige was mir blieb war schreien.

Ich schrie so laut ich konnte, doch die Schmerzen wurden immer schlimmer.

//Er kommt Lily, bitte halte noch etwas durch.//

Er wird mir auch nicht helfen können.

//Doch das wird er, sicher.//

„Wie lange wird er brauchen?“

„Ich habe ihm gesagt worum es geht. Er ist sofort aufgebrochen und er hofft dass er nicht länger als ein paar Minuten braucht. Wir haben Glück er war noch in der Stadt.“

„Aber in ein paar Minuten könnte es schon zu spät für sie sein!“

„Wo bleibt Mina mit dem Eis? Sie müsste doch schon zurück sein.“

„Ich werde nachsehen. Liza bleib bei Josef.“

//Wir holen Eis Lily dann kühlt es dich wieder ein bisschen ab bis Christian da ist.//

Bitte macht schnell.

Ich ertrage die Schmerzen nicht mehr.

//Ich weiß Lily, wir machen so schnell wir können.//

„Hier ist es, mach die Truhe auf.“

//Sie kippt das Eis über dich Lily, erschreck dich nicht.//

Ich konnte nichts spüren, da war nichts kaltes, kein Eis, kein Lüftchen, nichts.

Wo bleibt es Josef, ich spüre nichts, nur Feuer und Schmerz.

„Scheiße es hilft nicht.“

„Hol sie raus und wickel sie aus der Decke!“

//Ein Glück das dein Herz nicht mehr schlägt, als Mensch wärst du schon längst tot.//

Ich bezweifle das ich noch lange durchhalten kann Josef.

Ich kann nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr.

//Sowas darfst du gar nicht denken. Lily du schaffst das. Christian ist bestimmt gleich da.//

Bitte sag Liam das ich ihn Liebe.

//Das wirst du ihm schön selbst sagen.//

Ich… kann nicht…

//Lily! Lily!...//

//Lily rede mit mir!//

„Sie redet nicht mehr mit mir!“

„Josef!“

„Christian, dem Himmel… Schnell sie redet nicht mehr mit mir. Sie hat sich aufgegeben.“

„Wir müssen sie rausholen und auf den Boden legen. Schnell.“

„Was jetzt?“

„Sie sieht nicht so aus als läge es an dem Gift.“

„Woher weißt du das?“

„Sie hat nicht die Zeichen die alle anderen hatten.“

„Aber du hast doch gesagt es ist bei jedem Vampir anders. Sie verbrennt innerlich, das ist auch äußerlich zu spüren. Und sie hat sehr starke Schmerzen. Es muss doch einen Weg geben. Bist du dir ganz sicher das es nicht das Gift ist.“

„Dazu müsste ich ihr Blut untersuchen, aber das würde zu lange dauern.“

„Gibt es keine andere Möglichkeit?“

„Ich müsste sie beißen dann könnte ich ihr Blut schnell und präzise untersuchen.“

„Dann tu es verdammt!“

Ich spürte zwei Punkte an meinem Hals die unabhängig vom Rest meines Körpers anfingen zu brenne wie die Hölle.

Es war unerträglich, doch es hatte mich zurück geholt.

Ich hatte gespürt wie ich langsam das Bewusstsein verlor, doch jetzt war ich wieder da.

Und ich schrie.

Es sollte aufhören, ich konnte es nicht mehr ertragen, so viele Schmerzen, so viele endlose Schmerzen.

Die zwei Punkte erloschen doch der Schmerz blieb.

„Es ist nicht das Gift.“

„Sicher?“

„Ihr Körper hat es vollkommen abgebaut, keine Spur davon. Es muss etwas anderes sein.“

//Lily. Hörst du mich?//

Ich habe keine Kraft mehr Josef…

//Es ist nicht das Gift. Was geschah nachdem es nachgelassen hatte?//

Ich verlor das Bewusstsein.

//Warum?//

Weil… Liam, er stieß gegen mich und…

Nein… es… Jake…

„Jake?“

„Was ist mit Jake?“

„Sie sagt es war Jake.“

„Aber was soll er ihr getan haben?“

„Ich weiß es nicht, wo ist er?“

„In seinem Zimmer nehme ich an.“

„Hol ihn her, sofort. Und wir legen Lily zurück in das Eis.“

„Das ist kein Eis mehr, das ist Wasser.“

„Scheiße. Mina kannst du noch mehr Eis besorgen?“

„Ich versuche es.“

„Was soll denn die Aufregung? Ich habe nichts getan.“

„Sie sagt aber du warst es, was hast du gemacht kurz bevor sie ohnmächtig wurde?“

„Ich habe gar nichts gemacht.“

„Sicher?“

„Hast du das getan?“

„Was?“

„Du hast Liza schon verstanden, hast du sie blockiert?“

„Nein.“

„Jake, wenn du sie blockiert hast erklärt das ihren Zustand.“

„Hier das Eis, legt sie wieder in die Truhe.“

Die Temperatur um mich sank ein wenig doch nicht viel und nicht genug um meine Schmerzen wirklich zu schwächen.

„Jake, hast du sie blockiert, ja oder nein?“

„Mag sein.“

„Warum hast du das getan?“

„Sie hat in mir herumgeschnüffelt.“

„Das kann sie gar nicht, das ist nicht ihre Fähigkeit.“

„Jake du musst die Blockade von ihr nehmen, las sie zugriff auf dich nehmen, nur so kann sie gerettet werden.“

„Das werde ich nicht tun.“

„Jake! Tu es, sofort. Sie stirbt sonst.“

„Das ist nicht mein Problem.“

„Doch, es wird ihr Problem werden, ich bin sehr gut mit den Ältesten vertraut. Sie sehen es gar nicht gerne wenn einer der unseren einen anderen von uns tötet.“

„Ich töte sie nicht.“

„Sie blockieren sie, was wie es scheint zu ihrem Tod führt. Jetzt lösen sie die Blockade schon. Oder wollen sie wirklich die Ältesten am Hals haben?“

„Christian du … Oh Gott Lily.“

Josef.

//Ganz ruhig, ich bin da. Wir holen dich hier raus, es wird alles gut. Wie fühlst du dich?//

Die Schmerzen haben etwas nachgelassen, aber… hört es jetzt auf?

Bitte… sag mir dass es aufhört.

//Ja, es wird aufhören. Ich verspreche es dir.//

„Hilf mir sie da raus zu holen. Wir brauchen Handtücher und ein Bett wäre gut.“

„Ich denke ab hier übernehmen wir. Wenn wir mit ihr fertig sind rufen wir dich Josef, dann kannst du mit ihr reden.“

„In Ordnung.“

//Liza und Mina werden sich jetzt um dich kümmern, du bekommst trockene Kleider und ein Bett ich komme sobald sie fertig sind und sehe nach dir.//

Bleib nicht zu lange weg.

//Keine Sorge ich passe auf dich auf. Ich habe es Liam versprochen.//

Bitte, hol ihn her, ich muss ihn sehen.

//Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist.//

Josef bitte.

//Ich hol ihn erst mal zurück, ob du ihn sehen kannst entscheiden wir wenn es dir besser geht.//

Als ich es das erste Mal schaffte meine Augen zu öffnen war alles um mich herum dunkel.

Es fiel mir sehr schwer die Augen offen zu halten, ich fühlte mich wie ausgelaugt.

„Sie ist wach.“

Es war nur ein Flüstern irgendwo in einer Ecke.

„Lily.“

Es war eine Frau die sprach.

Wo war ich?

„Lily, wie geht es dir?“

Ich sah mich kurz um und bemerkte dass eine kleine Frau neben mein Bett getreten war.

Sie lächelte als sie sah wie ich sie anstarrte und sagte: „Ich bin Mina und das ist Liza. Keine Sorge es ist alles okay. Willst du mit Josef sprechen?“

Ich sah kurz neben die kleine Frau und erkannte eine zweite.

Auch sie sah mich freundlich an, doch irgendetwas an ihr war komisch.

„Ja.“

„Gut, wir werden ihn holen.“

Sie hatte sich gerade zum gehen umgedreht als sie mich noch einmal ansah und hinzufügte: „Bleib so lange liegen bis du wieder fit bist, niemand möchte das du verschwindest.“

Ich wusste zwar nicht was das bedeutete aber gut, ich konnte Josef fragen.

Kurz nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten stand Josef schon in der Tür.

Als er sah dass ich ihn bemerkt hatte lächelte er und kam zu mir herüber.

„Lily, du bist wieder wach.“

„Was ist passiert Josef?“

„Ganz ruhig, alles nacheinander. Erst einmal werde ich die Vorhänge etwas wegziehen und das Fenster öffnen. Frische Luft wird dir gut tun. Und dann können wir reden.“

Schon während er mir das sagte zog er die Vorhänge zur Seite und öffnete zwei Fenster.

Im ersten Moment blendete mich das Licht, doch ich hatte mich schnell daran gewöhnt.

Und er hatte recht, die frische Luft tat wirklich gut.

„Also…“

Er kam herüber und setzte sich auf die Bettkante um mich anzusehen.

„Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“

„Es geht mir gut.“

„Wirklich?“

Sollte es mir denn nicht gut gehen?

„Ja. Was ist passiert?“

„Na gut, da du offenbar nichts anderes wissen willst. Es hat ja keinen Zweck drum herum zu reden. An was kannst du dich denn noch erinnern?“

Ich überlegte einen Moment, dann sah ich ihn fragend an.

„Wie weit in die Vergangenheit muss ich gehen?“

„Soweit bis du weißt was du getan hast.“

„Ich wollte zu den Ältesten. Sie können Liam nicht hinrichten weil er sich das Leben retten wollte. Und dann wurden wir angegriffen, Liam war verwundet. Jake und Raven, sie wollten uns mit zu ihrem Haus bringen.“

Ich sah mich um und stellte fest das ich nicht bei Josef war, was auch die beiden Frauen bewiesen.

„Sind wir bei ihnen?“

„Ja.“

„Wir gingen durch den Wald, mehr ist da nicht. Ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin. Oder ob sonst irgendwas passiert ist.“

So wie ich das sah blickte Josef betrübt zu Boden.

„Was ist denn passiert? Wo ist Liam?“

„Keine Sorge, Liam geht es gut. Er ist mit den anderen im Wohnzimmer.“

Das war nicht alles was er zu sagen hatte.

Hm.

Fragend sah ich ihn an.

„Also schön, wir gingen durch den Wald und plötzlich bist du zusammengebrochen. Wir wissen nicht genau warum, aber wir haben eine Vermutung. Nachdem du also zusammengebrochen bist fing Liam dich auf, er wollte dass ich dich trage, doch Jake wollte es anders. Liam trug dich also hier her. Als wir hier angekommen sind kamen die beiden Frauen und haben dich sofort weggebracht. Liza hat einen Aufstand gemacht wie er nur so herzlos sein kann und ob er denn nicht gesehen hätte das du starke Schmerzen hast. Sie brachten dich in ein Nebenzimmer. Irgendwann kam ein riesiger Hund und Liam ist ihm dann zu dir gefolgt. Der Hund hat es schließlich geschafft dich aufzuwecken…“

„Ja… an einen Hund kann ich mich erinnern, stimmt.“

„Jedenfalls warst du sofort wie erstarrt. Wir haben Liam rausgebracht und du begannst zu schreien und um dich zu schlagen. Du konntest uns nicht mehr hören also haben wir uns über die Gedanken verständigt. Du sagtest mir dass du starke Schmerzen hast. Und dein Körper begann regelrecht zu brennen. Deine Körpertemperatur stieg unaufhörlich. Wir haben dich in einer Tiefkühltruhe abgekühlt. Ich habe Liam so weit weggeschickt wie er rennen konnte doch es half nichts. Dann haben wir Christian gerufen. Es hätte eine Nebenwirkung des Giftes sein können. Er hat dann dein Blut untersucht, doch das war es nicht. Du hast angefangen von Jake zu reden. Daraufhin haben wir ihn gefragt ob er etwas getan hatte. Er hat dich blockiert. Und als er die Blockade dann gelöst hatte sank deine Temperatur wieder und die Schmerzen ließen nach. Du hast das Bewusstsein wieder verloren und wir haben dich hergebracht. Und jetzt bist du wach.“

„Es war also Jake?“

„Ja.“

„Was ist mit eurer Vermutung?“

„Jake meinte du habest in ihm herumgeschnüffelt.“

„Wie sollte ich das denn bitte gemacht haben?“

„Nun ja, ich vermute dass wir die Ausmaße deiner Fähigkeit noch nicht ganz kennen. Zunächst haben wir gedacht du kannst die Gefühle der anderen spüren.“

Ich nickte, so weit kam ich noch mit.

„Doch jetzt, Lily konzentrier dich doch bitte mal auf mich.“

„Bitte?“

„Sie mich an, versuche über meine Gefühle in mich zu sehen. Versuch es einfach, es ist nur ein Versuch um meine Theorie zu festigen.“

Unsicher nickte ich und sah ihn konzentriert an.

Außer meiner Unsicherheit, der Angst, die ich immer noch empfand und dem Hunger den ich verspürte waren da Neugier und Erleichterung.

Ungewissheit war auch zu spüren.

All das passte irgendwie zu Josef.

Er war immer Neugierig, doch er war auch sehr Weise.

Eigentlich fand er für alles eine Antwort, so war es zumindest solange ich ihn kannte.

Und auch was ich von Liam gehört hatte bestätigte das.

Gab es eigentlich jemals eine Sache die er nicht erklären oder ein Problem das er nicht lösen konnte?

„Ich kann es nicht Josef. Es geht nicht.“

„Hm. Vielleicht hat Jake es sich ja auch nur eingebildet.“

„Aber was ist dann passiert?“

„So wie es aussieht hat Jake gedacht du schnüffelst in ihm rum, so wie er es bezeichnet, und hat dich blockiert. Die Blockade war so stark dass du stehen geblieben bist, du warst erschrocken. Das Gift hatte seine Wirkung verloren und Liam war zu überrascht von deiner plötzlichen Bewegung das er gegen dich gelaufen ist. Das war zu viel für dich und du hast das Bewusstsein verloren.“

Ich wusste nicht recht was ich mit all dem anfangen sollte, doch irgendetwas stimmte daran nicht.

Es klang so komisch.

Doch in meinem Leben war ja nichts mehr logisch seit ich Liam kannte.

„Ich will Liam sehen.“

„Lily, wir haben kein Gift hier. Ich glaube nicht das es eine gute Idee ist.“

„Ich aber. Bitte Josef. Ich will ihn sehen.“

Er seufzte und stand auf.

„Dann tu mir wenigstens einen Gefallen.“

„Welchen?“

„Nähre dich vorher. Dein Körper hat schrecklich viel Kraft aufgebracht. Und das was jetzt gleich kommt wird noch mehr verlangen.“

„Okay.“

Verwundert sah er mich an.

„Okay?“

„Ich habe Hunger Josef, mehr ist es nicht.“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann wand er sich zum Fenster.

„Ich werde dich begleiten, nur für den Notfall.“

„Gut.“

Also stand ich auf und ging zum Fenster.

Ich war noch nicht ganz da als mir der Duft von etwas köstlichem in die Nase stieg.

Ohne weiter nachzudenken sprang ich aus dem Fenster und rannte los.

Ich merkte zwar dass Josef mir folgte, doch es störte mich nicht.

Zurück nahmen wir ebenfalls den Weg durchs Fenster.

Ich war wieder richtig fit, zumindest verspürte ich keinerlei Hungergefühle mehr und auch sonst keine unbehaglichen Gefühle.

In dem Zimmer angekommen bemerkte ich die kleine Frau am Bett.

„Das ist Liza. Sie kann nicht sprechen und unterhält sich nur mit den Händen. Sie möchte mit dir sprechen und hat mich gebeten ihr meine Stimme zu leihen. Ist das okay für dich?“

„Sicher.“

Ich nickte.

Die kleine Frau die auf dem Bett saß hatte lange blonde Haare und war in ein schwarzes Kleid gehüllt.

An den Ärmeln waren weiße Rüschen und hier und da waren Schleifen.

Auch in ihrem Haar trug sie Schleifen, eine rechts und eine links.

Es waren keine großen, dicken, es waren dünne, blaue Schleifen, fast so wie die an ihrem Kleid.

Sie machte einen traurigen Eindruck auf mich.

Vielleicht machte dass aber auch nur ihr aussehen.

Denn was ich fühlte war keinesfalls Trauer.

Sie war froh und glücklich.

Sie schien genau da zu sein wo sie sein wollte.

Nichts schien ihr zu fehlen, alles was sie brauchte war da.

Ich wünschte es wäre auch bei mir so.

Ich wünschte Liam wäre da, denn er war alles was ich brauchte.

Mehr würde es nicht brauchen um mich glücklich zu machen, doch das war auch schon das schwerste.

„Denk einen Moment über gar nichts nach Lily.“

Verwundert sah ich Josef an, doch der wies auf Liza.

„Verzeihung.“

Sie lächelte leicht und schüttelte den Kopf.

Dann klopfte sie leicht auf das Bett direkt neben sich.

Ohne zu zögern ging ich hinüber und setzte mich neben sie.

„Es scheint dir wieder gut zu gehen.“

„Ja, danke dass ihr euch um mich gekümmert habt.“

„Nicht der Rede wert.“

Ganz als wären wir ewig Vertraute griff sie nach meiner Hand und legte sie in ihre.

„Du siehst traurig aus. Dir fehlt etwas, hab ich recht?“

„Ja, woher weißt du das?“

„Keine Sorge, ich kann nicht in dich sehen oder sowas in der Art. Ich hab dich angesehen und es gewusst. Du siehst einfach traurig aus. Nach diesem Kraftakt müsstest du froh sein und glücklich es geschafft zu haben. Doch du bist traurig. Warum?“

Betrübt sah ich nach unten.

Nach dem ich mich genährt hatte dachte ich darüber nach ob es wirklich so gut war Liam zu sehen.

Nachdem was passiert war konnte ich nicht sicher sein.

Nicht sicher in seiner Nähe.

„Liam. Ich will ihn einfach nur sehen, oder ihn in die Arme nehmen. Er fehlt mir so schrecklich.“

Sie nickte.

„Das kann ich verstehen. Während du geschlafen hast haben wir ein paar Dinge über euch erfahren. Euer beider Schicksal ist nicht einfach. Und ich verstehe was du fühlst. Darum möchte ich dir etwas schenken.“

Freundlich sah sie mich an und strich über meine Hand.

Doch weder geschah etwas noch gab sie mir etwas.

„Geh zu ihm, er wartet im Wohnzimmer auf dich.“

„Aber…“

„Geh einfach zu ihm, hab keine Angst.“

Sie ließ meine Hand los und sah mich aufmunternd an.

Ich sollte einfach so zu ihm gehen?

Aber was würde passieren?

Ich würde doch sofort wieder das Bewusstsein verlieren.

//Denk nicht so viel nach, geh einfach.//

Verwundert drehte ich mich zu Josef um.

Auch er lächelte.

Ich konnte nicht begreifen was die beiden so fröhlich machte, doch ich wollte nicht länger einfach hier rumsitzen.

Ich wollte zu Liam, sofort.

Noch in dem Moment, als ich den Entschluss gefast hatte, stand ich auf und ging zur Tür.

Als ich sie öffnete fand ich mich in einer riesigen Eingangshalle.

Doch genau in ihrer Mitte standen Sofas, und Sessel.

Und dort saßen 4 Personen.

4 Personen.

Das machte Gefühle hoch 5.

Doch ich spürte gar nichts.

Als erstes viel mir Christian auf.

Wie er dort saß und mich ansah.

Doch ich konnte nicht fühlen was er fühlte.

Ich musste mir zusammenreimen was in ihm vorging.

Doch eines sprach für sich.

Sein Blick, er zog mich mit seinen Blicken fast aus.

Unbehagen überkam mich, ich wollte nicht dass er da war.

Doch meine Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf Liam als er aufstand und den Raum in die entgegengesetzte Richtung verlassen wollte.

„Liam.“

Es war nur ein Flüstern, mehr brachte ich nicht zustande, doch er hatte mich gehört.

Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.

Als er mich ansah spürte ich nichts.

Doch ich konnte die Angst in seinem Gesicht sehen.

Er schien schreckliche Angst zu haben.

Angst um mich?

Wegen mir?

Ich spürte nichts.

Keinen Funken Gefühle.

Gar nichts.

Ich musste es herausfinden.

War das etwa das Geschenk von dem Liza gesprochen hatte?

Hatte sie mich Immun gemacht?

Oder irgendetwas anderes?

Egal.

Dort war Liam und ich spürte nichts.

Langsam ging ich ein paar Schritte auf ihn zu.

Doch nichts veränderte sich.

Ich konnte immer noch nichts spüren, da war einfach nichts.

Es musste Liza gewesen sein, ich musste ihr jetzt einfach vertrauen.

Liam sah mich zögernd an, er kam nicht auf mich zu, er wollte mir nicht weh tun, also musste ich zu ihm gehen.

Nur so viel wie ich schaffe, das dachte er bestimmt.

Ich ging weiter auf ihn zu, langsam, doch ich kam ihm näher.

Und ich spürte nichts.

Die letzten Schritte achtete ich gar nicht mehr darauf.

Ich ging einfach nur weiter auf ihn zu, bis ich vor ihm stand.

So hatte ich ihn schon lange nicht mehr angesehen.

Er war größer als ich, das wusste ich, doch ich hatte schon lange nicht mehr so dicht vor ihm gestanden dass ich zu ihm aufsehen musste.

Er rührte sich nicht, bewegte keinen Muskel, er stand einfach nur da und sah mich an.

Ich stand so dicht vor ihm und konnte nichts spüren.

Ob eine Berührung wohl etwas daran änderte?

Vorsichtig hob ich meine Hand.

Erschrocken sah er mich an doch ich ignorierte es einfach.

Ich hob meine Hand bis auf die Höhe seines Gesichtes.

Ganz vorsichtig bewegte ich meine Finger auf sein Gesicht zu, doch es geschah nichts.

Ich berührte ihn leicht mit den Fingerspitzen an der Schläfe.

Wie erstarrt stand er da und sah mich an.

Langsam strich ich ihm die Schläfe hinunter, an seinem Auge vorbei über seine Wange.

Ich konnte rein gar nichts spüren.

So oft wie ich es in den letzten paar Minuten überprüft hatte, es konnte gar nichts mehr passieren.

Und plötzlich fiel es wie eine Last von mir.

Ich vergas alles, ich schlang einfach nur meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn.

Ich konnte ihn wieder berühren ohne dabei Schmerzen zu spüren.

Ich war so froh.

Ich konnte es nicht glauben.

Diese unerträgliche Last, sie fiel einfach von mir.

Ich drückte ihn an mich um ihn nie wieder los zu lassen, als ich bemerkte das Tränen meine Wangen hinunter liefen.

Und dann bemerkte ich noch etwas.

Er erwiderte meine Umarmung nicht.

Er stand immer noch starr da.

Was war nur los mit ihm?

„Liam, bitte halt mich fest.“

Ganz leise hatte ich es gesagt, ich konnte nicht lauter sprechen, meine Stimme drohte zu versagen.

„Ich würde dir weh tun.“

„Nein, Liam. Bitte halt mich einfach nur fest.“

Steif und irgendwie verkrampft schloss er seine Arme um mich.

Was war nur los mit ihm?

Mein Gesicht hatte ich an seine Schulter gedrückt und meine Augen hielt ich geschlossen.

„Was ist los Liam?“

„Ich will dir nicht weh tun.“

„Ich... kann nichts spüren Liam. Kein einziges deiner Gefühle. Und auch keine Schmerzen. Bitte glaub mir.“

„Du… was? Du spürst nichts?“

Er drückte mich von sich weg und sah mich an.

Als er sah dass ich weinte ging er sofort ein paar Schritte zurück und ließ mich ganz los.

„Du weinst.“

„Liam…“

Ich ging einen Schritt auf ihn zu, doch er ging drei zurück.

Erneut liefen mir Tränen über die Wangen, was war nur los?

„Ich weine weil ich so froh bin dich endlich wieder berühren zu können. Liam. Ich kann dich anfassen ohne Schmerzen zu spüren, ich kann in deiner Nähe sein ohne zu fühlen was du fühlst, ohne davon erdrückt zu werden.“

Unsicher sah er mich an.

„Du kannst wirklich nichts spüren?“

„Nein, bitte Liam nimm mich in deine Arme.“

Die Aufforderung schien gereicht zu haben.

Sofort stand er vor mir und zog mich an sich.

Er umarmte mich und da waren keine Schmerzen.

Ich konnte das Schluchzen nicht unterdrücken, drehte mein Gesicht nach innen und klammerte mich an ihn.

„Ich hab dich so vermisst. Bitte las mich nie wieder los.“

Es war ein Wunder das der Satz vollständig war.

„Shh~ alles wird gut.“

Ich wollte ihm gerade glauben, da geschah worauf ich innerlich schon die ganze Zeit gewartet hatte.

Plötzlich war da Wut und Verständnislosigkeit.

Ich konnte es sehen.

Sein Geheimnis.

Geschockt sah ich zur Tür die direkt neben uns lag.

Ich konnte nicht mehr viel tun.

Alles war auf einmal weg.

Und dann war da wieder dieser Schmerz.

Dieser Schmerz der alles mit sich in die tiefe Dunkelheit zog.

Dieses für die Zukunft, Jenes in der Gegenwart und Welches aus der Vergangenheit

LIAM:
 

„Lily!“

Gerade spürte ich noch ihre Umarmung, als sie im nächsten Moment bewusstlos in meinen Armen lag.

Was war nur wieder geschehen?

„Liza!“

Die kleine Brünette war sofort aufgesprungen und kam zu uns.

Sie riss mir Lily praktisch aus den Armen.

Ich konnte noch gar nicht richtig realisieren was geschehen war da hielt ich sie schon nicht mehr fest.

Einen Augenblick später standen Liza und Josef neben uns.

„Was ist passiert?“

„Sie wurde plötzlich bewusstlos.“

„Einfach so?“

„Nein eher nicht, sie fängt wieder an sich aufzuheizen.“

„ So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Erstaunen lag in seiner Stimme als er sich plötzlich neben mich stellte.

Das war doch dieser Christian wenn ich mich nicht verhört hatte.

Er hatte uns das Gift beschafft.

Ein Schrei riss mich aus meinen Gedanken.

Erschrocken sah ich zu Lily die sich in Minas Armen zu winden begann.

Es ging alles so schnell das ich erst jetzt bemerkte das Jake den Raum betreten hatte.

Sie hatten mir doch gesagt dass er das alles verursacht hatte.

Tat er es jetzt auch?

„Jake, hör auf sie zu blockieren verdammt!“

Mina sagte es und Liza sah ihn dementsprechend an.

„Danke. Und wage es ja nicht sie noch einmal zu blockieren! Ein weiteres Mal könnte sie es vielleicht nicht mehr überstehen.“

„Was?“

Erschrocken sah ich Mina an.

„Sie könnte was nicht?“

„Sobald Jake sie blockiert geschieht irgendetwas in ihr. Wenn wir wüssten was und womit es zusammenhängt könnten wir es verhindern. Doch wir wissen rein gar nichts. Nur das es passiert wenn Jake sie blockiert. Und ihre Körpertemperatur heizt sich dabei immer mehr auf. Es hat seine Gründe warum wir Vampire eine niedrige Körpertemperatur haben. Ich weiß zwar nicht genau wie viel Wärme ein Vampir aushalten kann, aber wenn sie dann auch noch aus dem eigenen Körper kommt… Ich glaube nicht das sie es ein weiteres Mal überstehen könnte.“

„Sie hat es schon wieder versucht. Ich war noch nicht mal ganz hier. Wenn sie damit aufhört werde ich sie auch nicht mehr blockieren.“

„Solange wir nichts Genaues wissen musst du dich wohl damit abfinden. Hör auf sie in Gefahr zu bringen.“

„Bin ich jetzt auch wieder gefährlich für sie?“

„Nein, sie steht unter Lizas Fähigkeit, ihr kann nichts passieren wenn du da bist.“

„Dann bringe ich sie rüber.“

Ich nahm ihr Lily aus den Armen und erhob mich.

„Okay, sag bitte bescheid wenn du etwas brauchst.“

Darauf erwiderte ich nichts, trug Lily in das Zimmer zurück, schloss die Tür und legte sie aufs Bett.

Sie war immer noch sehr warm für einen Vampir doch es nahm ab.

Ich saß vielleicht eine halbe Stunde an ihrem Bett oder weniger als sie sich bewegte.

Langsam öffnete sie die Augen und sah sich um.

„Hey.“

Froh dass sie wach war strich ich über ihre Hand.

„ Liam?“

„Ja, ich bin hier.“

„Was ist passiert?“

„Jake hat dich wieder blockiert.“

Ich konnte die Verwirrung auf ihrem Gesicht deutlich erkennen.

„Warum?“

„Er sagte du hättest es wieder getan und er würde erst aufhören dich zu blockieren wenn du damit aufhörst. Weißt du wovon er gesprochen hat?“

Sie nickte leicht.

„Ich glaube ja. Josef glaubt das ich mehr kann als nur die Gefühle der anderen spüren. Er meint dass ich irgendwie über die Gefühle in die Person hinein gelange. Ich weiß nicht wie er das meint oder wie das gehen soll. Ich habe es dann bei ihm versucht aber es passierte nichts. Dann meinte er das Jake es sich wohl nur eingebildet hat, aber zwei Mal? Das glaube ich nicht.“

„Kannst du dich denn daran erinnern irgendetwas gemacht zu haben?“

„Nein, ich habe nichts getan.“

„Bist du dir sicher? Was war denn bevor du das Bewusstsein verloren hast, kannst du dich an Irgendetwas erinnern?“

„Ich… weiß nicht. Kann sein, ich weiß es nicht.“

Bis gerade hatte sie noch gelegen doch jetzt setzte sie sich auf.

„Ich habe nichts getan. Dich umarmen war alles was ich tat.“

„Ich habe dir doch nichts vorgeworfen Lily. Keiner tut das.“

Sie fühlte sich angegriffen das war nur verständlich.

„Jake anscheinend schon.“

„Wir finden raus was passiert ist. Mach dir keine Sorgen. Ich werde mit Josef reden. Und vielleicht wissen ja Mina und Liza etwas mehr.“

Als ich gerade am Fußende des Bettes war hörte ich wie die Decke zurück geschlagen wurde.

„Liam.“

Ich drehte mich zu ihr um als sie mich schon umarmte.

Sie drückte sich so fest an mich als wolle sie mich nie wieder los lassen.

Behutsam legte ich meine Arme um sie und strich ihr über den Kopf.

„Keine Sorge, wir finden eine Lösung. Alles wird gut.“

Ich flüsterte es ihr nur zu und strich weiter durch ihr Haar.

„Leg dich hin und ruh dich noch ein bisschen aus. Ich geh alleine rüber. Jake wird auch da sein und wir müssen erst mal herausfinden was los ist.“

Ich drückte sie leicht von mir weg und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Sobald wir etwas Neues wissen sage ich dir sofort bescheid.“

„Okay.“

Sie klang leicht niedergeschlagen, doch was sollte man erwarten?

Ich drückte sie auf das Bett zu und verließ dann den Raum.

Als ich bei den anderen ankam war die Unterhaltung schon in vollem Gange.

Doch als sie mich sahen wurde alles still.

„Wie geht es ihr?“

Mina sagte das was Liza mir wahrscheinlich zeigte.

Ich verstand Gebärdensprache ja nicht, doch sie machte ihre Zeichen und sah mich fragend an.

„Es geht ihr gut. Sie ruht sich noch aus. Ich dachte es wäre vielleicht besser wenn sie in nächster Zeit nicht in Jakes Nähe kommt.“

„Ja da hast du Recht, setz dich zu uns Liam.“

Josef wies auf den Platz neben ihm und sah wieder in die Runde.

Als ich mich gesetzt hatte sah ich mir alle kurz an und fragte dann: „Gibt es schon irgendwelche Ideen?“

„Nein, eher nicht.“

„Gar nichts?“

„Nein.“

„Josef du hast mir doch gesagt dass Liza meinte es wäre eine Schutzhülle die nicht funktioniert wie sie soll. Was ist denn damit?“

Liza schüttelte sofort den Kopf und begann wieder Zeichen zu machen.

„Wenn wir genau wüssten das es so funktioniert. Es ist nur eine Vermutung Liza. Wir haben es noch nie getestet.“

Eleazar antwortete ihr ganz selbstverständlich als hätte sie zu allen gesprochen.

„Was hat sie gesagt?“

„Sie sagte dass Jakes Fähigkeit eine Hülle um Denjenigen bildet den er blockiert.“

„Das würde dann aber bedeuten dass er sie für alle blockiert“ sagte Josef.

Und wieder bewegte Liza ihre Hände wild durch die Luft.

„Wir haben es noch nie getestet Liza. … Und wie sollen wir das machen?“

„Stopp.“

Plötzlich sahen mich alle an.

„Tut mir leid aber ich verstehe kein Wort von dem was Liza sagt.“

„Ich schicke dir ihre Gedanken.“

Es klang so normal und alltäglich wie nichts anderes.

Ohne näher darauf einzugehen drehte ich mich jedoch wieder zu Liza.

//Unter uns gibt es doch mehrere mit Fähigkeiten. Wir könnten Jake jeden nach einander blockieren lassen und dann sehen wer noch davon beeinflusst werden kann.//

„Hm, die Idee ist schon mal nicht schlecht. Aber nicht alle Fähigkeiten hier können so eingesetzt werden.“

„Stimmt. Wir haben eigentlich nur Josef und Liza. Lily scheidet aus da es ja darum geht was mit ihr ist. Ravens Fähigkeit ist nicht so anzuwenden, Eleazar hat keine, Liam auch nicht und Jake wollen wir prüfen. Wir haben also nur zwei Fähigkeiten.“

„Nicht ganz.“

Plötzlich sahen alle neugierig und erwartungsvoll zu Josef.

Alle bis auf einen.

Christian sah ganz gelassen weiterhin auf den Tisch, so wie er es schon die ganze Zeit über getan hatte.

„Christian hat auch eine Fähigkeit. Und gerade diese könnte uns bei dieser Sache von großem Nutzen sein.“

„Sie haben auch eine Fähigkeit? Was ist es für eine?“

Mina hatte sich sofort neugierig zu ihm umgedreht.

„Ich benutze sie nicht mehr.“

Kalt so wie es mir schien sagte er das, er sah sie noch nicht einmal an.

Auch Mina schien das nicht sonderlich zu gefallen, denn sie verzog das Gesicht und drehte sich weg.

„Es geht um Lily Christian. Bitte tu uns den Gefallen.“

„Ich habe mit Lily nichts zu tun. Ich habe dir lediglich eine Substanz beschafft die du für eine Freundin brauchst.“

Was für ein Arschloch war dieser Mann eigentlich?

Wofür hielt er sich?

Wenn ich nicht wüsste dass er uns geholfen hatte würde ich…

„Dann tu es für einen alten Freund.“

„Josef, ich benutze meine Fähigkeit nicht mehr. So gesehen habe ich gar keine.“

„Ich will mich ja nicht einmischen, aber so gesehen ist es ihre Pflicht. Sie haben das Gruppenoberhaupt bedroht. Und mal ganz davon abgesehen ist ihre Fähigkeit, wenn ihr Gegenüber nicht gerade eine Fähigkeit hat um ihre wirkungslos zu machen so wie Liza und Jake, die mächtigste hier. Und selbst wenn die Möglichkeit besteht ist sie es immer noch. Sie haben nur Angst.“

Verwirrt sah ich zu Raven.

Ich hatte nicht von ihm erwartet dass er etwas dazu sagen würde.

Und schon gar nicht dass er so etwas sagen würde.

//Denk gar nicht erst das Raven so ist. Das ist seine Tour. Er will ihn nur provozieren. Den waren Raven hast du im Wald kennen gelernt.//

„Mag sein, doch sie mischen sich ja nicht ein.“

„Christian bitte. Wir brauchen deine Hilfe.“

„Nein Josef. Wie oft muss ich dir das noch erklären?“

„Dann möchte ich sie bitten zu gehen. Sie haben Lily geholfen dafür danke ich ihnen sehr. Aber nun möchte ich das sie dieses Haus verlassen!“

Noch bevor ich das gesagt hatte war ich aufgestanden.

Der Blick mit dem mich dieser Christian jetzt ansah gefiel mir gar nicht.

Irgendwie angriffslustig und doch irgendwie angewidert.

Ich konnte es nicht wirklich beschreiben.

„Na schön.“

Erleichtert dass er endlich weg sein würde wollte ich mich gerade hinsetzen als er sich an Josef wand.

„Fangen wir an.“

Was?

Hatte ich ihn gerade zum bleiben veranlasst?

Josef, warum will er auf einmal mitmachen?

//Tut mir leid Liam, wir haben eine Vereinbarung. Ich werde meine Fähigkeit nicht bei ihm anwenden.//

Aber… und wenn er etwas vor hat?

//Er hat sicher nichts vor, keine Sorge. Ich kenne ihn schon sehr lange.//

Verständnislos sah ich ihn an.

Das musste auch Christian bemerkt haben, denn er konnte ein hämisches grinsen nicht ganz verstecken.

„Last uns anfangen.“

Mina hatte sich aufrecht hingesetzt und sah alle erwartungsvoll an.

„Gerne“ sagte Josef und nickte.

Auch Liza nickte und plötzlich sahen alle zu Jake.

Er hatte in dieser Unterhaltung noch nichts gesagt.

Er hatte weder einen Kommentar noch seine Meinung zu dem ganzen gegeben.

Würde er überhaupt mitmachen?

„Ich denke wir gehen folgendermaßen vor. Zuerst prüfen wir Liza, danach Josef und dann Christian. Da seine Fähigkeit wohl die stärkste ist und Raven muss es wissen, macht das am meisten Sinn.“

Liza begann wieder Zeichen in der Luft zu bilden.

//Ja das denke ich auch.//

Sie sah Jake ganz normal an und tat für einen Moment gar nichts.

//Du kannst mich nicht blockieren oder?//

„Nein.“

Sie begann zu lächeln.

//Sehr gut. … Okay dann blockiere mich jetzt und dann, Josef lies du doch zur Kontrolle seine Gedanken. Also um zu prüfen ob die Blockade wirklich nur auf mich wirkt.//

„Einverstanden. Jake hast du sie blockiert?“

„Ja.“

„Gut, dann denk doch bitte an etwas von dem dir egal ist das ich es erfahre.“

Es musste eine Anspielung auf Lily sein, denn darum ging es ja auch.

Als er nickte sah nun auch Josef ihn an.

„Wenn ich noch länger hier rumsitzen muss und alle an mir herum probieren raste ich noch aus. … Tut mir leid aber das war stärker als alles andere.“

//Hast du das gedacht?//

Irgendwie war Liza total begeistert, ihre Augen, es sah aus als glitzerten sie.

„Ja.“

Leicht mürrisch, jetzt, sah er in die Runde.

„Dass ich seine Gedanken lesen kann ist damit ja nun auch bewiesen. Dann löse doch bitte die Blockade von Liza und blockiere mich. … Danke. Liza würdest du seine Fähigkeit bitte ausschalten?“

Sie nickte und tat es.

„Er denkt immer noch dasselbe. Damit ist bewiesen das seine Blockade immer nur auf die Person wirkt bei der er es beabsichtigt. Danke Liza. Jake würdest du jetzt uns beide blockieren?“

//Ich kann es nicht mehr.//

„Ich auch nicht. Christian, würdest du dann bitte…“

Er nickte kurz und wand sich dann zu Jake.

Der Blick mit dem er ihn ansah, als würde er alles aus ihm heraussaugen was in ihm war.

Dasselbe musste Jake denken, denn er sah nicht glücklich aus.

Alle sahen gebannt auf Jake.

Keiner wusste was Christians Fähigkeit war, außer Josef.

Fragend drehte ich mich zu Josef der nicht auf Jake sondern durch den Raum sah.

War es ihm egal?

War es langweilig?

Oder suchte er nach etwas?

Ich hörte ein lautes Geräusch als wenn etwas umfiel neben mir und sah wieder zu Jake.

Er war aufgesprungen und starrte fassungslos und total panisch zur Tür.

Erschrocken über seine Reaktion sah ich auch zur Tür.

Dort stand ein kleines Mädchen.

Sie war nicht sehr groß, ein bisschen über einen Meter.

Sie trug ein knöchellanges Kleid das große Falten schlug.

Es war ein sehr altmodisches Kleid.

Die Haare hatte sie zu zwei Zöpfen gebunden.

Einen rechts und einen links, befestigt mit zwei großen Schleifen.

Sie sah sehr traurig aus.

Doch wer war sie und wo kam sie her?

Einen Moment drehte ich mich wieder zu Jake.

In diesem Moment fiel jede Emotion von ihm ab.

Was war nur los?

Kannte er das Kind?

Ich wollte sie mir noch einmal ansehen als plötzlich eine Frau hinter ihr auftauchte.

Ich konnte sie nicht genau erkennen als beide verschwunden waren.

„Das reicht!“

Sichtlich aufgebracht verließ Jake das Zimmer ohne noch etwas zu sagen.

Eleazar stand sofort auf und ging ihm nach.

Raven wollte es ihm gleich tun doch Eleazar hielt ihn zurück.

„Was war das?“

Auch Mina war ziemlich verwirrt.

„Ich weiß nicht wer sie waren oder wie sie zusammen gehören. Ich weiß nur das diese beiden tief in Jake vergraben sind.“

//Was ist deine Fähigkeit?//

„Ich suche Gedanken und Erinnerungen tief aus dem Unterbewusstsein meines Gegenübers und bringe sie für alle sichtbar ans Licht. Ich projiziere sozusagen die Gedanken Anderer.“

„Also haben die beiden etwas in Jakes Vergangenheit zu bedeuten?“

„Das kann ich ihnen nicht sagen Mina. Ich weiß es nicht, aber ich nehme es an, sie waren sehr stark die Erinnerungen an diese beiden.“

„Und sie können das nur solange die Verbindung zu der Person besteht? Oder können sie es jetzt auch noch weil sie gesehen haben was in ihm verborgen ist?“

„Ich kann es nur solange eine Verbindung besteht.“

„Also haben wir jetzt Jake wütend gemacht und nichts erreicht.“

Das war ja super.

Genau das wollten wir erreichen.

Ich ließ mich nach hinten in die Lehne sinken und sah die anderen an.

„Nein, das stimmt nicht. Wir wissen jetzt das seine Fähigkeit nur auf die Person wirkt auf die er es abgesehen hat. Und wir wissen das die Fähigkeit der anderen Person auf alle anderen Umstehenden normal weiter wirken kann.“

„Man könnte also denken dass es sich wie eine Schutzhülle um ihn legt.“

„Aber Josef sagte doch Liza denkt es sei eine Hülle um Lily.“

„Hm, so könnte es auch klappen, nur ist es umständlicher.“

„Aber seid wann funktioniert eine unserer Fähigkeiten denn logisch und gerade aus Mina?“

„Ich habe selber leider keine, aber von denen die ich kenne ist keine logisch.“

„Genau.“

„Also meinst du das Jake eine Hülle um den legt den er blockieren will?“

„Ja, so würde ich es denken. Nur das klingt für Lily logisch.“

„Und die Temperaturerhöhung könnte damit zusammen hängen das sich ihr Körper oder eher ihr Geist gegen diese Blockade wehrt und versucht aus der Hülle auszubrechen. Dabei bringt sie Unmengen Energie auf was zum Anstieg führt.“

„So könnte es passieren.“

„Es könnte?“

„Du hast doch gerade selber gehört das das alles nur Vermutungen sind Liam. Es kann genau so gut sein das er eine Hülle um sich bildet und sie versucht durch diese Hülle durchzubrechen. Das also ihr Geist krampfhaft versucht in ihn hineinzusehen.“

„Das müsste dann aber bedeuten das sie diese Fähigkeit wirklich hat.“

„Ich gehe mit mehr als achtzig Prozent davon aus das Lilys Fähigkeit aus mehr besteht als nur die Gefühle anderer zu fühlen. Und wenn man nur mal überlegt. Es klingt einleuchtend das sie über die Gefühle in eine Person hineinsehen kann. … Vielleicht funktioniert es so ähnlich wie deine Fähigkeit Christian. Du projizierst die Erinnerungen und Gedanken deiner Gegenüber für alle sichtbar.“

„Ja, so ist es.“

Er nickte kurz.

„Vielleicht kann Lily sie sich ja ansehen. Also für sich alleine. Eine erleichterte Abwandlung deiner Fähigkeit sozusagen.“

„Das wäre durchaus möglich.“
 

LILY:
 

Als ich Jake so aufgebracht hörte war ich fast raus gerannt.

Die Tür hatte ich schon erreicht, auch meine Hand hatte ich schon an der Klinke, doch ich konnte mich noch zurückhalten.

Ich konnte nicht verstehen was die anderen beredeten, doch so wie es schien hatte Jake den Raum verlassen.

Was war nur da draußen vorgefallen?

Warum konnten sie uns nicht einfach gehen lassen?

Es wäre doch das einfachste, für beide Seiten.

Josef, las uns von hier verschwinden, bitte.

//Nein Lily, das geht nicht. Bleib in dem Zimmer. Sobald wir hier fertig sind kommen Liam und ich zu dir.//

Mehr sagte er nicht.

Nein.

Warum nicht?

Sie wissen doch nun dass wir nur ausversehen auf ihr Land gekommen sind.

Und sie wissen doch auch dass wir nichts Schlimmes vorhaben.

Also wäre es doch für beide Seiten das einfachste wenn wir einfach gehen würden.

Wer war eigentlich jetzt noch da draußen?

Hm, mal sehen.

Eigentlich könnte ich mal versuchen sie anhand ihrer Gefühle zu identifizieren.

So könnte ich meine Fähigkeit gleich etwas trainieren.

Konzentriert blieb ich neben der Tür stehen.

Ich konzentrierte mich auf den Raum vor mir.

Sie saßen bestimmt alle in der Runde am Tisch.

Ich versuchte es einige Augenblicke, doch ich konnte nichts fühlen.

Kein einziges Gefühl das nicht zu mir gehörte.

Ich wusste ja das ich Liams Gefühle nicht wahrnehmen konnte, aber warum konnte ich die der anderen auch nicht wahrnehmen?

Stimmte etwas mit mir nicht?

Grinsend und den Kopf schüttelnd ging ich rüber zum Bett.

Erst dachte ich es stimmt etwas nicht mit mir weil ich die Gefühle aller anderen fühlen kann und nun denke ich dass etwas mit mir nicht stimmt weil ich es nicht kann.

Aber es war schon komisch.

In den letzten paar Tagen konnte ich es ununterbrochen, was war jetzt auf einmal los?

Nicht das es mich vielleicht störte, aber es war eigenartig.

Irgendwo hatte die Sache bestimmt einen Hacken.

Josef, warum kann ich eure Gefühle nicht fühlen?

//Liza hat deine Fähigkeit blockiert Lily. Bitte hab noch etwas Geduld, wir sind hier gleich fertig.//

Nervte ich ihn etwa?

Irgendwie klang er so, sogar in Gedanken.

Na gut, dann warte ich eben bis sie kommen.

Ich stand auf und ging zum Fenster.

Mittlerweile war es schon wieder Nacht.

Ich zog die Vorhänge ganz weg und öffnete eines der Fenster.

Ich atmete tief durch die Nase ein und nahm damit alle Gerüche aus der Umgebung in mir auf.

Da war der Geruch von Kiefern und frischem Gras.

Es roch nach nasser Erde und klarer Luft.

Ich konnte nicht nur riechen dass es regnete, ich konnte es auch hören.

Einzelne Tropfen fielen von den Blättern auf die schon nasse Erde.

Andere kämpften sich noch durch das Blätterdach.

Der drang den Regen auf meiner Haut zu spüren wurde plötzlich so groß.

Endlich etwas das ich früher auch getan hatte.

Ohne weiter nachzudenken sprang ich aus dem Fenster und ging etwas in den Wald hinein.

Die Tropfen fielen auf meine Haut, es hörte sich an wie leise Trommelschläge.

So wie ich jetzt hier stand war alles ganz anders.

Noch nie hatte ich den Regen so deutlich gehört.

Noch nie gehört wie die Tropfen von Blatt zu Blatt glitten und sich durch die Kronen kämpften.

Noch nie das Rauschen gehört welches sie verursachten wenn sie von dem letzen Blatt zu Boden fielen.

Und auch das Donnern war noch nie so intensiv gewesen.

Ich konnte die einzelnen Töne perfekt von einander trennen.

Und sogar die Blitze machten Geräusche.

Ein sehr schwer wahrzunehmendes Knistern, fast ein Knacken.

Sobald ein Blitz erleuchtete veränderte sich die ganze Farbenpracht des Waldes.

Alles wurde leuchtender.

Und binnen einer Sekunde war alles wieder normal.

Ein Gewitter war als Vampir ein ganz anderes Erlebnis.

Wenn ich früher Gewitter mochte, dann liebte ich sie jetzt.

Ich hatte mich so in die Geräusche und Farben des Waldes vertieft das ich gar nicht bemerkt hatte dass sich jemand zu mir begeben hatte.

Als ich es schließlich bemerkte lehnte er an einem Baum und sah mich an.

Seine blonden Haare waren nass und fielen ihm lockig ins Gesicht.

Auch seine übrige Kleidung war nass, so wie meine.

Doch das einzige, was mir wirklich an ihm auffiel, war sein Blick.

Er sah mich wieder so fordernd, so verlangend an.

„Was wollen sie?“

„Dich betrachten.“

Unverständlich sah ich ihn an.

Mich betrachten.

Ich verstand nicht wie er das meinte, warum er es sagte.

Was meinte er damit?

Wollte er mich einfach nur ansehen.

Oder wollte er mich beobachten.

Was wollte er?

„Kümmer dich nicht um mich, mach einfach weiter.“

Weiter machen?

Was hatte ich getan?

Womit sollte ich bitte weiter machen?

Ich stand einfach nur da und sah ihn an, was wollte er von mir?

Und plötzlich kam er auf mich zu.

Ganz langsam und gleichmäßig, fast fließend.

Die Art wie er ging, sie unterstrich noch die Abneigung gegen ihn.

Und dann stand er vor mir.

Ganz dicht als wolle er mich berühren.

Und als er seine Hand langsam erhob wusste ich dass er es wollte.

Als hätte er es schon tausendmal gemacht, ohne jede Zaghaftigkeit oder sonst irgendwas.

Er legte seine Finger an meine Stirn und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht.

Das konnte er doch nicht einfach machen.

Wo für hielt er sich.

Und ich konnte das nicht einfach zulassen.

Sofort griff ich nach seinem Arm und drückte ihn weg.

Er versuchte dagegenzuhalten, doch er war zu schwach.

„Ausgesprochen stark für eine Neugeborene. Du musst starkes Blut in dir gehabt haben. Ein wunder das du nicht ausgesaugt wurdest.“

Er sagte es so als wäre es nichts auf der Welt.

Wenn es passiert wäre, na mein Gott dann war es eben so auch nicht weiter schlimm.

Hallo?

Was bildete er sich ein?

Dann sah er auf meine Hand und begann leicht zu grinsen.

„Du willst mich wohl gar nicht mehr loslassen was?“

Als er mich wieder ansah erschrak ich.

Die Forderung und das Verlangen, beides war Gier gewichen.

Pure Gier.

Und das alles konnte ich aus seinen Augen lesen?

Gott war ich froh jetzt nicht fühlen zu müssen was er fühlte.

Es würde mich nur noch mehr ekeln.

Ich ließ seine Hand los und trat ein paar Schritte zurück.

Je weiter ich zurück ging desto weiter kam er mir hinterher.

Was wollte er nur von mir?

Warum musste ich auch raus gehen?

Ich wusste doch genau dass er auch hier war.

Ich sollte besser nachdenken bevor ich etwas tat.

Auf einmal spürte ich etwas Hartes und Raues im Rücken.

Ich stand nun an einen Baum gedrückt und er kam näher auf mich zu.

„Wie praktisch für mich.“

Mit einem Schritt stand er wieder direkt vor mir und hatte eine Hand an den Baum neben meine Hüfte gelegt.

Seine andere Hand legte er an meine Wange und drehte meinen Kopf so dass ich ihn ansehen musste.

Während seine Finger an meiner Wange lagen strich er mit dem Daumen über meine Lippen.

Ich konnte mich nicht wehren.

Er drückte mich mit seinem Körper gegen den Baum so dass ich nicht weg konnte.

Meine Hände waren nutzlos, außer ihn festhalten, was ich sicher nicht tun würde, konnte ich nichts machen.

Ich konnte weder mich noch ihn wegdrücken.

Er kam noch ein kleines Stück näher, fast war kein Platz mehr zwischen uns.

Ich überlegte Krampfhaft was ich tun konnte, doch ich wusste keinen Ausweg.

Als ich dann seinen Atem auf meiner Haut spürte erstarrte ich.

Was… nein.

Das konnte er nicht tun.

Das ging nicht.

Er konnte doch nicht…

Und dann spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen.

Ich wollte mich wegdrehen, doch sein Griff war so fest, ich konnte nichts machen.

Fordernd bewegten sich seine Lippen an meinen und seine Zunge kämpfte sich den Weg in meinen Mund.

Jeder Versuch mich zu wehren ging im Nichts unter.

Seine Hand glitt vom Baum an meine Hüfte und unter mein Oberteil.

Immer stärker drückte er mich gegen den Baum.

Er sollte aufhören.

Ich wollte dass er aufhörte.

Ohne dass ich es bemerkte liefen mir Tränen die Wangen hinunter.

Er hielt inne und löste seine Lippen von meinen.

Wenige Zentimeter waren jetzt zwischen uns und er sah mich an.

„Wies aussieht bist du noch zu schwach. Na gut, ich kann warten. Bis zum nächsten Mal.“

Noch einmal kam er auf mich zu und küsste mich auf die Wange, dann war er plötzlich verschwunden.

Zittrig atmete ich tief ein.

Das…

Ich konnte nicht begreifen warum ich mich nicht wehren konnte.

Die Tränen strömten über mein Gesicht als wollen sie nie Enden.

Seufzend ließ ich mich auf den Boden sinken.

//Lily, wo bist du?//

Oh nein, Josef.

Wenn er in meinen Gedanken lass.

Wenn er erfuhr was geschehen war.

//Lily!//

Er war viel zu schnell.

Erst musste ich mich beruhigen.

Ich wischte mir die Tränen weg und atmete nochmal tief durch.

Ich durfte nicht daran denken.

/Lily!//

Ja.

Ich… bin hier.

Hier draußen.

Ich war ja nicht weit vom Haus entfernt.

Sie sollten also keine Probleme haben mich zu finden.

„Lily.“

Es klang Erleichterung in seiner Stimme mit als er mich sah.

Und sofort stand auch Liam neben ihm.

„Lily, alles okay?“

Er hockte sich neben mich und muster mich ganz genau.

„Ja, alles okay.“

„Was machst du denn hier draußen?“

„Ich höre dem Regen zu.“

Ich hatte gar nicht bemerkt dass es mittlerweile aufgehört hatte zu Regnen.

„Komm mit rein, du bist ja ganz nass.“

„Ist gut.“

Ich nickte und wollte gerade aufstehen als ich bemerkte wie Josef mich ansah.

Ich musste mich leicht drehen um zu sehen wo er wirklich hinsah.

Mein Oberteil war hochgeschoben, es musste sich irgendwie verklemmt haben als Christian es hochgeschoben hatte.

Sofort zog ich es runter und stand auf.

Liam legte behutsam eine Hand an meinen Rücken und führte mich zum Haus zurück.

Josef noch einmal ansehen konnte ich nicht, also senkte ich meinen Blick als wir an ihm vorbei gingen.

Ich hoffte inständig dass er nichts bemerkt, nichts in meinen Gedanken gelesen hatte.

Drinnen angekommen gingen wir in den Raum in dem zuvor alle gesessen hatten.

Dort saßen die zwei Frauen die ich bereits kannte und ein weiterer Vampir, den ich noch nicht kannte.

Als er meinem Blick begegnete stand er auf und sah mich freundlich und entschuldigend an.

„Ich hatte noch nicht die Möglichkeit mich vorzustellen. Ich bin Eleazar.“

Freundlich hielt er mir die Hand hin.

Ich ergriff sie kurz und rang mir ein Lächeln ab.

„Lily.“

„Ich weiß.“

Dann setzte er sich wieder und betrachtete uns.

„Mina, ihre Sachen sind ganz durchgeweicht, habt ihr vielleicht etwas Trockenes zum anziehen für Lily?“

Josef hatte sich auf die Couch gesetzt und den beiden Frauen zugewandt.

„Aber sicher doch.“

Sofort stand sie neben mir und hatte einen Arm um mich gelegt.

„Wir finden sicher etwas passendes, komm mit.“

Liam ließ mich los und ich ging mit Mina in eines der anderen Zimmer.

Es musste ihres sein, so wie es eingerichtet war.

Hinter uns schloss sie die Tür und ging zum Schrank.

„Hier hast du erst mal ein Handtuch für deine Haare. Du kannst dich ruhig ausziehen, hier kommt keiner rein. Und hier ein größeres Handtuch damit du dich abtrocknen kannst.“

Dankend nahm ich die Handtücher entgegen und ging zu einem der Stühle die an einem Tisch standen.

Ich begann meine Schuhe auszuziehen und meine Hose und mein Oberteil.

Meine Haare wickelte ich in das kleinere Handtuch und mit dem größeren Trocknete ich mich ab.

„Der Regen ist etwas wunderbares, findest du nicht auch?“

„Ja. Ihn als Vampir wahrzunehmen ist vollkommen anders.“

„Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern wie es als Mensch war. Weißt du ich bin schon etwas länger kein Mensch mehr. Da vergisst man sowas.“

„Darf… darf ich fragen wie lange…?“

„Aber sicher.“

Freundlich lächelte sie mich an und kramte dann wieder in dem Schrank herum.

„Wie alt bist du?“

„Ich bin 213. Und verwandelt wurde ich mit 19.“

„Wie, ist es denn passiert?“

„Mein Urururururgroßvater war ein Vampir, er hat mich verwandelt.“

„Einfach so?“

„Naja, meine Familie hatte sich gegen ihn gerichtet. Ich nicht.“

„Und lebt er jetzt immer noch?“

„Ja, er ist einer der Ältesten.“

„Wie alt ist er?“

„Das weiß ich nicht genau, ich habe seid einigen Jahrzehnten nicht mehr mit ihm gesprochen, aber demnächst müsste er seinen 900sten haben.“

„So alt?“

„Das ist gar nichts. Die ältesten Vampire sind bis zu 3000 Jahre alt geworden. Ich bin sicher es gab noch ältere, aber wenn man aufhört zu zählen kann man das ja nicht mehr nachvollziehen.“

„Und die anderen?“

„Wen meinst du?“

„Eleazar, Liza …“

„Ach so.“

Sie lachte leicht.

„Eleazar wurde von mir verwandelt. Er war 23 und ich 5 Jahre ein Vampir das heißt er ist 208 Jahre alt.“

„Wollte er… ich meine, solltest du ihn verwandeln?“

„Nein. Es war mehr oder weniger ein Unfall.“

„Ein Unfall?“

„Ja. Hier probier das mal an.“

Sie warf mir ein Kleid zu und wühlte weiter durch den Schrank.

„Er war meine Mahlzeit. Beim Trinken wurde ich unterbrochen und dann, naja ich kam zurück und wollte es beenden da war die Verwandlung aber schon in vollem Gang. Er schrie und schlug um sich. Also habe ich ihn an einen anderen Platz gebracht und solange gewartet bis es vorüber war.“

„Und wieso lebt ihr jetzt zusammen?“

„Wenn das damals nicht passiert wäre würde ich heute nicht mehr leben. Ein paar Tage nach dem er völlig verwandelt war wollte ich abhauen. Er kam soweit zurecht und ich wollte zu den Anderen zurück. Er hat mir das Leben gerettet als er mir sagte dass er mich liebt. Ich wäre damals fast auf dem Scheiterhaufen gelandet.“

Sie kam hinter der Schranktür hervor und musterte mich.

„Nein, etwas mit weniger Ausschnitt.“

Also zog ich es wieder aus und setzte mich auf den Stuhl.

„Naja und heute liebe ich ihn auch. Es muss Schicksal gewesen sein das ich damals gestört wurde.“

Leicht kichernd nahm sie ein weiteres Kleid aus dem Schrank und kam zu mir.

„Hier probier das Mal.“

Als ich es angezogen hatte trat sie hinter mich und begann das Rückenteil zu verschnüren.

„Du hast eine sehr schöne Figur. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“

„Nein, danke.“

Ich lächelte leicht doch plötzlich lief mir ein Schauer den Rücken hinunter.

Sie berührte mich an derselben Stelle an der zuvor Christian mein Oberteil hochgeschoben hatte.

Anscheinend strich sie nur das Kleid glatt denn sofort nahm sie ihre Hand wieder weg.

„So, was sagst du?“

Ich drehte mich zum Spiegel und sah mich an.

Erschrocken betrachtete ich mich.

Ich hatte ein knielanges, königsblaues Kleid an und sah aus wie eine reiche Lady.

Hinter mir begann Mina zu grinsen.

„Ich wusste es gefällt dir. So und nun föhne ich dir noch die Haare. Du kannst ja nicht das Handtuch auflassen.“

Sie schob mich in Richtung Bad und setzte mich auf einen Hocker.

Die ganze Wand entlang war ein riesiger Spiegel gehängt in dem ich mich jetzt betrachten konnte.

Der Ausschnitt des Kleides war nicht tief, er war abgerundet und die Träger waren recht breit.

Ich konnte auch sehen wie sie hinter mir hantierte und einen Kam und den Föhn in die Hand nahm.

Als sie ihn anschaltete war nur ein leises Summen zu hören.

So etwas hätte es bei uns geben sollen.

„Liza war schon immer stumm, ihre Eltern schämten sich dafür und verstießen sie. Die Zeit in der Liza noch ein Mensch war, war keine schöne Zeit. Um zu überleben Arbeitete sie in der Küche bei dem König der dort lebte. Die Knaben dort nutzten ihre Hilflosigkeit schamlos aus. Raven fand sie nachdem sich wieder einer an ihr vergangen hatte. Sie lang zwischen bergen von Abfällen, einfach in irgendeine Ecke geworfen. Er war damals Berater einer Fürstenfamilie. Er nahm sie an sich und verwandelte sie. damals war sie 14.“

„14? So jung?“

Mina nickte.

„Ja.“

„Und wie alt ist sie jetzt?“

„Jetzt ist sie 753. Nach Raven die Älteste von uns.“

„Und Raven?“

„Raven, nun ja. Das ist eine schwierigere Geschichte. Genau kann es niemand sagen. Seine Mutter wurde verwandelt während sie mit ihm schwanger war. Geboren wurde er 1117. Keiner weiß allerdings ob er schon als Vampir geboren wurde oder nicht. Aus der damaligen Zeit lebt keiner seiner Verwandten oder Bekannten mehr und er selber weiß es nicht. Er weiß nur dass er zu seinem 18. Geburtstag Verwandelt wurde. Sozusagen um sicher zu gehen.“

„Das würde ja bedeuten dass er … 873 Jahre alt ist.“

„Jap.“

Mit dem Kam fuhr sie durch meine Haare und ließ sie dann von der Luft des Föhnes durchströmen.

„Das ist wirklich alt.“

„Ja. Wie schon gesagt wurde er der Berater eine Fürstenfamilie. Als diese dann bei dem König waren wegen irgendeiner Angelegenheit fand er Liza. Er nahm sie mit, verwandelte sie und verschwand dann mit ihr.“

„Wollte Liza es?“

„Ja. Er hat sie sehr lange immer wieder gefragt. Bestimmt über eine Woche, er wusste ja selber nicht wie alles von statten ging also pflegte er sie erst gesunde.“

„Er pflegte sie?“

„Ja.“

Mina lachte.

„Er ist nicht wirklich so rücksichtslos und gemein wie du ihn kennen gelernt hast.“

„Als wir hier her gegangen sind und ich seine Gefühle noch fühlen konnte war das stärkste in ihm die Liebe. Ich war mir nur nicht sicher wofür. … Für Liza?“

„Ja, die beiden lieben sich abgöttisch. Sie zeigen es nicht so wie andere. Zum Beispiel so wie du und Liam. Aber ja sie lieben sich. Ich glaube mehr noch als Eleazar und ich es je könnten.“

„Sie war 14.“

Ich schüttelte leicht den Kopf über diese Erkenntnis.

„Du bist 16.“

„Das ist etwas anderes.“

„Nein ich glaube nicht. Sie steckte in Schwierigkeiten und ließ sich verwandeln. Bei dir war es das gleiche. Nur das du Liam schon vorher geliebt hast. Bei Liza war es erst Dankbarkeit und Bewunderung. Danach wurde es zu Liebe.“

All das was ich soeben erfahren hatte.

Es warf ein ganz anderes Licht auf alle.

Ich hätte niemals gedacht das hinter allen solche Geschichten steckten.

„Und wie seid ihr zusammen gekommen?“

„Das war ganz leicht. Liza und Raven waren ja schon zusammen als ich die beiden traf. Ich war ganz frisch verwandelt, ich glaube 2 Jahre oder 3. Ich war damals noch ungezügelt. Lief dahin wohin es mich trieb. So kam ich hierher. Ich fand dieses Haus und als ich die beiden sah wollte ich bei ihnen bleiben. Sie nahmen mich auf und sorgten für mich, sie erklärten mir alles und halfen mir bei meinen Problemen. So auch als ich versehentlich Eleazar verwandelte. Es war dann nur klar dass er bei uns bleiben würde. Und Jake, er ist noch gar nicht so lange bei uns. Ich glaube 150 Jahre. Vielleicht ein paar mehr.“

„Und trotzdem ist er euer Anführer?“

„Anführer ist vielleicht das falsche Wort. Er ist unser Beschützer. Er passt am besten auf uns auf. Und er ist nicht voreingenommen weil er keine Frau an seiner Seite hat.“

„Wie meinst du das?“

„Raven würde zuerst Liza retten und Eleazar zuerst mich. Jake entscheidet nach Möglichkeit. Er würde den retten für den er die besten Chancen sieht. Natürlich würde er versuchen uns alle zu retten. Auch wenn er um einiges jünger ist als Raven, für ihn ist er wie ein Held. Ich weiß nicht warum, aber es ist so.“

„Wie alt is Jake?“

„Das weiß ich nicht. Aber er ist nicht so alt wie Raven da bin ich mir sicher. Ich würde schätzen dass er so 500 Jahre vielleicht 600 ist. Aber ich weiß es nicht. Keiner von uns weiß es. Dazu scheint er noch nicht das vertrauen zu uns zu haben. Wir wissen auch nicht warum er verwandelt wurde, wo er herkommt, was mit ihm passiert ist.“

„Und wie kam er zu euch?“

„Er tauchte eines Tages hier auf. Keine Ahnung warum und woher. Er war plötzlich da.“

„Einfach so?“

„Ja.“

„Und ihr habt ihn einfach so aufgenommen?“

„Ja. Wir brauchten ihn. Das wussten wir sofort als er vor uns stand.“

Das erfahrene musste ich erst einmal verdauen.

Es gab so vieles was ich gerade erfahren hatte.

So viel Neues.

„So, fertig.“

Ich hatte gar nicht bemerkt das sie den Föhn ausgestellt und den Kam zur Seite gelegt hatte.

„Danke.“

„Keine Ursache. Du kannst ruhig zu den Anderen gehen. Ich häng deine Sachen noch auf damit sie trocknen können.“

„Danke“ sagte ich freundlich und verließ das Bad und ihr Zimmer.

"Lass mich dich tragen."

LILY:
 

„Du versteifst dich da auf etwas Liza.“

Als ich herein kam sah ich wie sie energisch den Kopf schüttelte.

„Lily, wieder trocken?“

Josef hatte sich umgedreht und lächelte mich freundlich an.

Darauf hin drehte sich auch Liam zu mir um und Liza und Eleazar taten es ihm gleich.

„Das Kleid steht dir.“

„Ja das habe ich ihr auch gesagt Eleazar“ trällerte Mina und setzte sich neben ihn.

„Danke“

Liza machte ein paar Zeichen in die Luft woraufhin alle leicht grinsten.

„Was hat sie gesagt?“

Leicht irritiert darüber das ich nicht wusste was alle so lustig fanden sah ich in die Runde.

„Sie sagte das du keine Schuhe anhast. Ich glaube ich werde auch dir ihre Gedanken schicken müssen.“

„Das wäre sehr nett von dir Josef. Danke.“

„Ach ja, die Schuhe. Tut mir leid Lily die habe ich ganz vergessen.“

„Wo warst du nur wieder mit deinen Gedanken.“

„Nur bei dir.“

Sie hatte sich leicht über Eleazar gedreht, eine Hand auf seine Brust gelegt und sah ihm tief in die Augen.

Dann drehte sie den Kopf zu mir und sagte: „Die Schuhe stehen unten im Schrank, es sind die einzigen blauen. Sie müssten dir eigentlich passen.“

Ich nickte, drehte mich um und ging wieder in ihr Zimmer.

Nachdem ich die Schuhe dort gefunden hatte wo Mina es mir gesagt hatte zog ich sie an und stellte mit erstaunen fest das sie mir tatsächlich passten.

„Lily.“

Als ich mich umdrehte stand Liam in der Tür und betrachtete mich.

Ich versuchte zu erkennen was in ihm vorging, doch es blieb mir verwehrt.

„Ja?“

Mit einem Schmunzeln schüttelte er leicht den Kopf und kam einige Schritte auf mich zu.

„Du siehst wirklich schön aus.“

„Danke.“

Jetzt war er direkt vor mir angekommen und nahm meine Hände.

So gerne hätte ich gewusst was in ihm vorging als er nach unten sah, meine Hände hoch zog und sie küsste.

„Du hast mir gefehlt.“

Ich löste eine meiner Hände aus seinem Griff und berührte sanft seine Wange.

„Du hast mir auch gefehlt.“

Er schloss die Augen und lehnte sich in meine Berührung.

Mir schien als fielen unendliche Lasten von ihm ab.

Erst jetzt, wo ich ihn berühren konnte ohne Schmerzen zu haben und ohne tausende von Empfindungen auf mich stürzen zu fühlen bemerkte ich das er gar nicht mehr so kalt war wie früher.

Im Gegensatz dazu war er angenehm warm.

Es machte mir bewusst das wir nun nicht mehr so verschieden waren.

Das was zwischen uns gestanden hatte war nun nicht mehr da.

Doch an dessen stelle hatte sich etwas anderes gestellt.

Es war noch gar nicht so viel Zeit vergangen seit ich Verwandelt wurde.

Hätte ich die Tage gezählt würde ich wissen das es nur ein paar waren.

Vielleicht eine Woche.

Es war so vieles geschehen, vor und nach meiner Verwandlung.

So vieles was letztendlich dazu führte, so vieles was aufgrund dessen passierte.

„Liam, wir müssen reden.“

Er sah mich wieder an und nickte: „Ja, das müssen wir.“

„Aber nicht hier, las uns rüber in das andere Zimmer gehen.“

Ohne noch etwas zu sagen führte er mich aus dem Zimmer, an den Blicken der anderen vorbei, in das Zimmer in dem ich gelegen hatte während ich bewusstlos war.

Er ging hinüber zum Bett und setzte sich, wartend das auch ich mich setzte.

Ich ließ seine Hand los und ging hinüber zum Fenster.

Der Mond stand jetzt voll und leuchtend über dem Haus und tauchte alles in sein Licht.

Wie ich ihn so ansah dachte ich an die Zeit vor meiner Verwandlung zurück.

Meine Mutter hatte letztendlich dafür gesorgt das es so weit kam, doch an sie wollte ich jetzt nicht denken.

Viel wichtiger war der Biss.

Ich konnte mich daran erinnern das er ewig gedauert hatte und das ich ohnmächtig wurde bevor er aufhörte mein Blut zu trinken.

Ich drehte mich zu Liam um und sah ihn an.

Auch er sah mich an, auf seinem Gesicht ein Ausdruck von Fragen.

„An was denkst du?“

„Ich denke daran wie du mich gebissen hast.“

Wieder den Mond betrachtend sprach ich aus woran ich nicht glauben wollte.

„Du wolltest mich gar nicht mehr verwandeln. Du wolltest nur noch mein Blut trinken, oder?“

Ich wusste welche Wucht meine Worte hatten, doch ich brauchte Klarheit.

Es schien mir eine Ewigkeit vergangen zu sein bis ich etwas von ihm vernahm.

Die Decke auf dem Bett raschelte und die Matratze knarrte leicht als Liam aufstand um zu mir herüber zu kommen.

„Ja du hast recht, ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Wäre Josef nicht gewesen, ich hatte mich schon mit meinem Tod abgefunden.“

„Wie meinst du das?“

Jetzt sah ich ihn wieder an, ich konnte mir nicht erklären was er damit meinte.

„Als ich dich biss, hatte ich eine Art Traum. Ich träumte dich wirklich getötet zu haben. Das ich dich zu deinen Eltern brachte, bei deiner Beerdigung war. Und letztendlich von meiner Hinrichtung. Ich hatte dich ja schließlich getötet, meine Aufgabe nicht erfüllt und damit den Tod verdient. Der Scheiterhaufen brannte schon als plötzlich Josef auftauchte. Er war eine körperlose Stimme in meinem Traum. Und als er mich zurück geholt hatte, ich dachte ich hätte dich wirklich getötet, es war alles so real.“

„Und das alles während du mich gebissen hast?“

„Ja, ich kann nicht erklären wie es passierte, doch als ich wieder zu mir kam hatte ich nicht viel mehr von deinem Blut getrunken als zuvor. Aber, ich hatte dich getötet und ich hätte es getan, ich war dabei es zu tun.“

Ohne weiter zu überlegen schloss ich meine Arme um ihn und legte meinen Kopf an seine Brust.

„Du hast es aber nicht getan, das ist die Hauptsache.“

„Aber ich hätte es wenn mich niemand aufgehalten hätte.“

Das stimmte.

Wäre Josef nicht gewesen wäre ich jetzt tot und Liam wahrscheinlich auch.

„Ich weiß, aber Liam…“

Ich drückte mich ein Stück von ihm weg und sah ihn an: „… das darf nicht zwischen uns stehen. Wir müssen es einfach vergessen. Ich bin hier und nur das zählt. Und du wirst nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt, das werde ich nicht zulassen.“
 

LIAM:
 

Was?

„Wie meinst du das?“

Erschrocken über das was sie gesagt hatte sah ich sie an.

Hatte sie etwa mitbekommen das ich…

„Ich werde nicht zulassen das man dich Hinrichtet weil du um dein Leben gekämpft hast. Es war Notwehr, das hast du selbst gesagt. Dafür werden sie dich nicht töten, das lasse ich nicht zu.“

Der Sanitäter.

Erleichtert löste ich die Anspannung die sich gerade aufgebaut hatte.

Sie hatte also nichts mitbekommen.

Ich legte meine Arme um sie und hielt sie fest an mich gedrückt.

„Aber das ist nicht alles Liam. Wir müssen…“

„Shh~“

Verwundert hob sie den Kopf und sah mich an.

„Lily.“

Ich strich ihre Haare nach hinten und betrachtete sie.

Wie sie hier vor mir stand, als wäre nichts weiter passiert.

Und sie war so wunderschön.

Nie hatte ich einen schöneren Menschen gesehen.

Doch das war sie ja nicht mehr.

Sie war kein Mensch mehr, sie war jetzt ein Vampir.

So wie auch ich einer war, dazu verurteilt ewig zu Leben, ohne je zu rasten.

„Ja?“

Was wäre geschehen wenn ich ihre Großmutter damals nicht getötet hätte?

Wenn ich sie vielleicht verwandelt hätte.

Dann gebe es dieses wunderbare Geschöpf nicht.

Lily würde niemals existieren.

Sie würde einfach nicht da sein.

„Liam?“

Aus meinen Gedanken zurück sah ich sie an, diese Augen.

Noch vor ein paar Tagen waren sie grün gewesen, jetzt hatten sie das schönste Rot das ich je gesehen hatte.

So vollkommen, rein und leuchtend.

„Liam, was hast du?“

„Nichts.“

Ich musste lächeln über meine Abwesenheit, berührte sanft ihre Wange.

Mich überkam ein Verlangen, ich musste sie Küssen.

Schon seit Tagen hatte ich sie nicht mehr geküsst.

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, beugte mich zu ihr hinab und legte meine Lippen auf ihre.

Als ich spürte das sie den Kuss erwiderte schloss ich meine Augen und legte meine Arme um sie.

Ich spürte wie sie ihre Arme um meinen Hals schlang, sich enger an mich drückte.

Ihre Lippen waren so weich und ihr Geruch stieg mir in die Nase.

Er war nicht so wie früher, er war nicht mehr menschlich, doch es war eine Abwandlung dieses Geruches.

Als wäre einfach nur eine Note durch eine andere ersetzt wurden.

Die des Menschen, gegen die des Vampirs.

Ihre Lippen bewegten sich sanft an meinen, erst vorsichtig, dann mit immer mehr Leidenschaft.

Mit einer Hand hielt ich sie fest an mich gedrückt, mit der anderen fuhr ich ihren Rücken entlang.

Unter meiner Berührung bog sie sich mir entgegen.

Ihre Finger fuhren durch mein Haar, gruben sich regelrecht ein.

Doch ich musste mich von ihr lösen.

Es gab etwas: „Lily?“

„Ja?“

Es war nur ein Flüster denn nur wenige Millimeter trennten uns.

Sie sah mir in die Augen und wartete das ich etwas sagte, ihr Atem ging unregelmäßig.

„Ich liebe dich Lily.“

Das Lächeln machte den Ausdruck ihrer Augen nur unverständlicher.

Oder kam es mir nur so vor da sie sich mit Tränen füllten?

„Ich liebe dich auch.“

Ich löste eine Hand von ihrem Rücken und strich ihr die Tränen vom Gesicht.

„Warum weinst du?“

Leicht schüttelte sie den Kopf.

„Ich bin nur glücklich.“

„Und deswegen weinst du?“

Sie musste lachen und nickte.

„Ja.“

Dann zog sie mich wieder zu sich runter und küsste mich erneut.
 

LILY:
 

Als er den Kuss beendete hob er mich hoch und trug mich rüber zum Bett.

Dort setzte er mich ab und legte sich neben mich, so das ich meinen Kopf auf seine Brust legen und ihn umarmen konnte.

Sanft strich er mir über den Kopf und den Rücken hinunter.

„Ich habe mit deinem Vater gesprochen.“

„Wann?“ ich sah ihn sofort wieder an.

„Als ich ihm den Brief brachte. Ich wollte ihn eigentlich nur einwerfen doch plötzlich stand dein Vater hinter mir.“

Ich legte mich wieder hin und kuschelte mich an ihn.

„Wie geht es ihm? Was hat er gesagt?“

„Es geht ihm gut. Es war nicht klug von mir mich erwischen zu lassen deswegen bin ich bei der ersten Gelegenheit verschwunden, das verstehst du sicher. Aber er freute sich sehr über deinen Brief. Er… Was hast du ihm geschrieben?“

„Ich habe nur geschrieben das es mir gut geht. Das ihr euch um mich kümmert, das ich noch im Bett liege, das er sich keine Sorgen machen muss und das ich ihm wieder schreibe. … Was hat er denn gesagt?“

„Er hat nichts gesagt, ich habe ihn vom Dach aus beobachtet, er hat geweint.“

Was sollte ich dazu sagen?

Was konnte ich tun?

Ich musste ihm einfach zeigen das es mir wirklich gut ging.

Ich konnte nicht annehmen das er einem Brief trauen würde.

„Liam, ich muss zu ihm.“

Ich hatte mich wieder aufgerichtet und sah ihn an.

„Du weißt das das nicht geht.“

„Aber ich muss. Solange man den Unterschied anhand meines Aussehens noch nicht bemerkt muss ich zu ihm. Ihm wenigstens einmal zeigen das es mir gut geht. Ihm beweisen das er sich keine Sorgen machen muss. Bitte Liam, es muss sein.“

„Aber er wird die Veränderungen bemerken.“

„Ich sage es liegt an der Heilung. Bitte Liam, glaub mir doch, nur so kann ich sicher gehen das er mir glaubt. Und ich will ihn noch ein letztes Mal sehen. Das im Krankenhaus, das war kein Abschied.“

Hoffnungsvoll sah ich ihn an.

Er musste einfach verstehen das es nicht anders ging, wie viel es mir bedeutet.

Meinen Vater noch ein letztes Mal sehen, ihm zeigen das es mir gut geht.

Zu wissen das es ihm gut geht.

„Ich halte das für keine gute Idee.“

„Ich weiß. Aber, bitte Liam.“

Während ich ihn weiterhin bittend ansah schaute er aus dem Fenster und dachte nach.

„Liam…?“

Seufzend drehte er sich wieder zu mir und legte eine Hand an meine Wange.

„Wenn du dann glücklich bist, aber ich werde dich begleiten.“

Ich nickte.

„Danke.“

„Und was ist mit deiner Mutter? Und Ben?“

Ja, was war mit ihnen?

Wollte ich sie auch sehen?

„Ich glaube es wäre besser wenn ich meiner Mutter nicht über den Weg laufe.“

„Sie könnte nicht wiederholen was sie getan hat.“

„Ich weiß, aber ich kann mich nicht gegen sie wehren. Ich darf es gar nicht. Sie würde doch sofort merken das etwas nicht stimmt. Und außerdem…“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, ich will sie nicht sehen. Ich will nur sehen wie es meinem Vater geht. Und wenn Ben da sein sollte dann natürlich auch wie es ihm geht. Aber meine Mutter will ich nicht sehen.“

„Okay. Das ist kein Problem.“

„Gut.“

„Aber, warum hat sie das eigentlich getan? Was ist passiert als ich nicht da war?“

Was passiert war?

Auf mich losgegangen war sie.

„Ich bin hoch und erledigte ein paar Sachen als du weg warst. Und als ich nach vorne kam waren weder mein Vater noch mein Bruder da. Sie saß allein im Wohnzimmer. Sie hatte bei dem Camp angerufen als ich nicht nach Hause kam. Die haben ihr erzählt das wir den Brief geschickt hatten.“

„Und dann ist sie ausgerastet?“

„Nein noch nicht ganz. Sie wollte wissen wo ich war und dann kam sie auf dich. Ich hab ja gesagt da schlug sie mich. Ich sagte ihr sie wäre nicht meine Mutter, wieso, das weiß ich nicht mehr. Und dann hat sie den Topf gegriffen. Sie hat immer wieder zugeschlagen, bis Ben kam. Wäre er nicht gewesen… wie weit wäre sie gegangen?“

Er zog mich zurück in seine Arme und drückte mich fest an sich.

„Ich sorge dafür das wir ihr nicht über den Weg laufen, keine Angst.“

Ich lehnte mich gegen ihn und schlang meine Arme um ihn.

„Ich weiß nur noch wie sie mich anschrie ob ich mich nicht schäme meinem Bruder anzutun so etwas sehen zu müssen und das sie mich in mein Zimmer zerrte. Als nächstes erst wieder wie ich im Krankenhaus aufwachte. Wie hast du mich eigentlich dort hin gebracht? Du hast gesagt ich war voller Blut. Wie hast du das geschafft?“

„Du hattest nur das Fenster zum Tümpel hin angeklappt. Ich habe dich aber durch das andere Fenster gesehen. Ich hatte vermutlich einfach nur glück du musst gerade erst in dein Zimmer gekommen sein denn der Geruch von deinem Blut hatte sich noch nicht weit verbreitet. So hatte ich noch die Chance nicht mehr zu atmen.“

„Und wie bist du rein gekommen?“

„Dein Bruder hat mich rein gelassen.“

„Mein Bruder?“

Verwirrt sah ich ihn an und stützte mich auf seinem Oberkörper ab.

„Ja. Er kam nach hinten in dein Zimmer.“

„Er hat dich am Fenster gesehen?“

„Nein, keine sorge. Ich konnte schnell genug nach unten. Ich warf einen Stein gegen dein Fenster und als er es öffnete sagte ich das ich zu dir wolle. Er hat mir dann gesagt das du verletzt bist und mich rein gelassen.“

„Und er hat dir nicht gesagt was passiert ist, oder sonst irgendwelche Fragen gestellt?“

„Nein, ich glaube dazu war er zu geschockt.“

„Oh Gott Ben.“

Ich legte mich wieder hin und krallte mich in sein Hemd.

Ungewollt stiegen mir wieder Tränen in die Augen.

Beruhigend strich Liam über meine Haare.

„Er ist ein guter Junge. Auch wenn er sehr schwierig ist.“

„Ja ich weiß. Ich hoffe nur das er es besser hat. Jetzt wo ich nicht mehr da bin. Was ist wenn sie ihre Wut jetzt an ihm auslässt?“

„Ich glaube nicht. Es war ehrlich wie sie ihn geliebt hat.“

„Aber was habe ich denn falsch gemacht? Was habe ich getan das sie mich nicht auch liebt? Oder ist es einfach weil ich ein Mädchen bin?“

„Die Frage kann dir wohl nur sie beantworten.“

„Ach egal, ich will nicht länger an sie denken. Las uns bitte über etwas anderes reden.“

Mehrere Minuten lagen wir einfach nur so da, ich umarmte ihn und er strich über meinen Rücken.

„Wisst ihr eigentlich schon etwas Neues wegen Jake?“

„Naja, es ist sehr kompliziert.“

„Du kannst es ja mal versuchen.“

Ich musste leicht grinsen.

Und auch er schien leicht belustigt, denn als er zu reden begann konnte ich ein leichtes Lachen in seiner Stimme hören.

„Wir haben erst ein bisschen spekuliert, doch dabei ist nichts zustande gekommen. Und dann haben wir Jakes Fähigkeit etwas… ich sag mal untersucht.“

„Wie das?“

„Wir haben unsere Fähigkeiten auf ihn angewandt. Und je nach dem wie es funktionierte hat er uns dann blockiert und wir haben ausprobiert ob sie noch auf andere wirken kann oder nicht.“

„Und, was ist dabei rausgekommen?“

„Naja, mehr oder weniger zwei Möglichkeiten. Also generell funktioniert seine Fähigkeit nur auf die Person auf die er wirken will. Das heißt wenn er nur Josef blockieren will dann blockiert er nur Josef. Wenn er nur Liza blockieren will, dann nur Liza und so weiter. Er kann aber auch mehrere Personen gleichzeitig blockieren. Aber immer nur die, für die er es beabsichtigt. Er gibt an wen er blockieren möchte.“

„Also wenn er nur mich blockieren will dann blockiert er nur mich?“

„Ja.“

„Und diese Blockade hat bei mir solche Auswirkungen?“

„Da sind wir uns noch nicht ganz sicher. Zuerst einmal war noch wichtig das wir wissen das, egal wen er blockiert dieser seine Fähigkeit aber trotzdem auf alle anderen anwenden kann.“

„Soll das bedeuten wenn er mich blockiert müsste ich normalerweise trotzdem die Gefühle aller anderen fühlen können?“

„Ja, aber da du immer das Bewusstsein verlierst ist es bei dir nicht der Fall.“

„Und habt ihr schon irgendeine Idee warum ich immer das Bewusstsein verliere?“

„Es gibt zwei Theorien wie seine Fähigkeit letztendlich die Blockade erzeugt, wie ich bereits sagte. Möglichkeit eins, er umgibt sich selbst mit einer Schutzhülle die ihn vor den Angriffen der Personen schützt für die es vorgesehen ist. Möglichkeit zwei, er legt eine Hülle um die Personen die er Blockieren will. Um zu erklären warum das mit dir passiert wäre Möglichkeit zwei sinnvoller. Liza denkt das dein Geist versucht krampfhaft aus dieser Blockade auszubrechen. Und währenddessen wird so viel Energie erzeugt das dein Körper beginnt sich aufzuheizen.“

„Aber klingt es nicht sinnvoller das Jake eine Schutzhülle um sich legt? Das ist doch viel einfacher.“

„Ja das schon, dann würde es allerdings bedeuten das dein Geist krampfhaft versucht in diese Schutzhülle einzudringen. Und das wiederum klingt auch unlogisch.“

„Stimmt, am logischsten ist es wenn ich eingesperrt bin und raus will.“

Irgendwie war das alles wirklich sehr kompliziert.

Warum geschah das?

Es gab doch nun wirklich keinen Grund warum mein Geist solch einen aufstand machen musste.

Ob er mich nun blockierte oder nicht.

Wenn Liza meine Fähigkeit abstellt passiert doch auch nichts.

„Liza…!“

Sofort hatte ich mich aufgesetzt.

Aber wie war es denn möglich das…

„Was ist Lily?“

„Es ist doch…“

Ich stand auf und rannte aus dem Zimmer.

Doch als ich draußen ankam war dort niemand.

Instinktiv rannte ich aus dem Haus und in den Wald.

Wo waren nur alle?

Dort, zwischen den Bäumen konnte ich Josef erkennen.

Auch Mina und Eleazar waren dort.

Und da war Liza.

„Liza.“

Ich wollte gerade zu ihr als ich es plötzlich wieder spürte.

Diese Tiefe.

Dieser dunkle Abgrund.

Und auf einmal war dort ein Mädchen.

Tief in der Dunkelheit stand ein Mädchen und hinter ihr eine Frau.

Erschrocken sah ich auf und dort stand Jake.

Im nächsten Moment verlor ich das Gleichgewicht und sehen konnte ich auch nichts mehr.

Ich strauchelte und fiel gegen einen Baum.

Halt suchend lehnte ich mich gegen ihn und ließ mich nach unten rutschen.

Das Mädchen und die Frau waren verschwunden, auch die Dunkelheit war nicht mehr da.

„Lily!“

Josef kniete plötzlich neben mir und sah mich erschrocken an.

„Was hast du?“

Im nächsten Augenblick standen auch Mina, Liza und Eleazar neben mir.

„Mir ist nur schwindlig, nichts weiter.“

Er hob seine Hand und legte sie mir auf die Stirn.

„Nur schwindlig? Du hast Fieber.“

„Wieso ist sie dann noch bei Bewusstsein?“

Mina hatte sich vor mich gehockt und sah mich besorgt an.

„Jake, du blockierst sie oder?“

„Da war ein Mädchen und eine Frau.“

„Ja ich blockiere sie. Ich habe euch gesagt so lange sie versucht in meinen Geist einzudringen werde ich es immer wieder tun.“

„Aber ich habe doch gar nichts versucht!“

Ich sah zu Jake, der jetzt auch etwas näher gekommen war.

„Ich habe nichts getan. Es war einfach da.“

„Was war da?“

Jetzt legte auch Mina eine Hand an meine Stirn.

„Erst Dunkelheit. Und dann eine Frau und ein Mädchen.“

„Warum bist du überhaupt hier raus gekommen?“

Josef schien sichtlich besorgt, ich konnte es auch an seiner Stimme hören und ich konnte es fühlen.

Seine Besorgnis, auch die von Mina.

Ich konnte alles fühlen was sie fühlten, bis auf Jake.

„Ich kann fühlen was ihr fühlt.“

Verwirrt sah Josef mich an.

„Aber Liza…“

„Ja, deswegen bin ich rausgekommen. Es scheint nicht zu funktionieren wenn Jake…“

Da waren sie wieder.

Seine Gefühle.

Liebe, Glück, Besorgnis, Angst, Verwirrung, Schuld, Zweifel.

„Liam…“

Sofort drehten sich alle zum Haus.

Sie kamen schnell und stark auf mich zu.

„Liza, schnell!“

Kurz geschah nichts, dann begann sie wieder Zeichen in die Luft zu machen.

„Was soll das heißen du kannst es nicht?“

Sie schien sehr verwirrt.

„Jake, nimm die Blockade von ihr.“

„Nein.“

„Jake.“

Mina war aufgestanden und zu ihm gegangen.

„Nimm die Blockade von ihr.“

Einen Moment lang geschah nichts, außer der Gefühle die immer näher kamen.

Immer stärker und immer schmerzlicher.

Und dann sah ich sie wieder.

Das kleine Mädchen, ihn ihrem langen, eleganten, altmodischen Kleid.

Und die Frau hinter ihr.

Für einen Moment standen sie nur da.

Und dann sah ich etwas anderes.

„Versuch es nochmal Liza.“

Sie schüttelte energisch den Kopf.

„Ich glaube solange Jake in der Nähe ist hat Lizas Fähigkeit keine Wirkung auf Lily.“

Dort war ein alter Hof.

Hühner liefen über die Steine und ein Hund.

Ich konnte das wiehern eines Pferdes hören.

Und dann sah ich sie, auf der Veranda des Hauses stand die Frau die ich zuvor gesehen hatte.

Und auf dem Arm trug sie das Mädchen, es schien noch etwas jünger zu sein.

Von irgendwo kam ein Klopfen oder Schlagen, es klang als würde Holz mit einer Axt entzwei geschlagen.

Ich orientierte mich an dem Geräusch und der Richtung in die die Frau sah.

Er stand in einer Ecke des Hofes.

Im leichten Dunkel, eine Axt in der Hand.

Doch mehr konnte ich nicht sehen.

Ich hatte ihn gerade wahrgenommen als ich vor schmerzen aufschrie.

So unerträglich waren die Schmerzen jetzt geworden.

Es war als stünde Liam direkt neben mir.

Plötzlich wurde mir die Sicht auf den Hof wieder genommen, erneut schrie ich auf vor Schmerzen und alles um mich wurde Schwarz.
 

LIAM:
 

„Jake! Verdammt. Nimm die Blockade von ihr und verschwinde!“

Ich hatte etwas gebraucht sie zu finden.

Das erste was ich sah als ich zu ihnen kam war Lily die plötzlich das Bewusstsein verlor.

Dann schrie Mina Jake an, woraufhin er in Richtung Haus verschwand.

Es dauerte gar nicht lange, nur ein paar Augenblicke nach dem Jake verschwunden war öffnete Lily wieder die Augen.

Sie saß an einen Baum gelehnt auf dem Bode.

„Lily, Gott sei dank. Kannst du noch irgendetwas von uns fühlen?“

Sichtlich erschöpft schüttelte sie den Kopf.

„Was ist passiert?“

„Wir gehen schon rein. Josef wir müssen herausfinden was mit ihr passiert.“

„Ja das müssen wir.“

„Mina geh vor und sag Jake das er verschwinden soll.“

„Mach ich.“

Mina verließ uns auf Eleazars Anweisung hin und er kniete sich neben Lily um sie hochzuheben.

Liza machte noch ein paar Zeichen und dann gingen auch die vier zum Haus.

Nur Josef und ich blieben hier zurück.

„Was ist passiert Josef?“

„Als Lily rauskam und auf Jake traf wurde ihr Schwindlig. Und ihr Körper begann wieder sich aufzuheizen. Nicht so schlimm wie die anderen Mal, es war wie eine Art Fieber. Und sie blieb bei Bewusstsein. Sie kann wirklich in Jakes Geist eindringen. Sie hat das Mädchen und die Frau gesehen die Christian aus Jakes Erinnerungen projiziert hat. Es hat irgendetwas mit der Blockade zu tun, mit Jake. Aber ich glaube, ich fürchte das es auch etwas mit dir zu tun hat. Denn erst als du kamst und Jake sie wieder blockiert hat verlor sie das Bewusstsein. Ich glaube es wäre besser wenn du vorerst nicht in ihre Nähe kommst. Nur bis wir rausgefunden haben was wirklich passiert.“

„Aber während Jake nicht da war ging es ihr doch gut. Sie war die ganze Zeit mit mir in einem Zimmer und es war nichts.“

„Es ist besser so Liam, bis wir wissen was los ist. Ich hole dich sobald wir mehr wissen.“

Was sollte ich da noch machen?

Ich nickte und rannte los.

Und wieder einmal hatte ich keine Ahnung wohin ich rannte.

Einfach nur weg, um Lily nicht weh zu tun.

Um sie zu schützen.

Sollte das letztendlich wirklich das sein was ich tun musste?

Sie verlassen um sie zu schützen?
 

LILY:
 

Eleazar trug mich in den Raum in dem schon mehrfach alle gesessen und beraten hatten.

Dort legte er mich auf eines der Sofas und setzte sich auf den Boden vor mich.

Die anderen drei setzten sich auf die Umliegenden Sitze und alle warteten wir bis Josef kam.

Als er den Raum betrat war Liam nicht dabei.

„Wo ist Liam?“

„Ich habe ihn weg geschickt, vorerst ist es sicherer.“

„Aber, es war doch gar nicht seine Schuld. Jake hat doch…“

Josef schüttelte den Kopf und setzte sich.

„Ich glaube nicht das es nur Jake ist.“

„Aber was soll Liam denn getan haben?“

„Nichts, das ist es ja. Ich weiß nicht was es ist. Ob es nur seine Anwesenheit ist.“

„Aber während wir in dem Zimmer waren habe ich nichts gespürt.“

„Ich weiß.“

„Dann hol ihn wieder her.“

„Lily nein, bis wir wissen was der Grund für das alles ist, ist es sicherer für dich wenn er nicht da ist.“

„Mir ist meine Sicherheit egal. Josef ich hatte ihn gerade erst wieder. Verstehst du das denn nicht. Ich will ihn nicht schon wieder verlieren.“

„Lily versteh doch…“

„Ich will es aber nicht verstehen!“

Damit stand ich auf und verließ das Haus.

Draußen sah ich mich zuerst um und rannte dann los.

„Lily, komm zurück.“

Ich ignorierte ihn einfach.

Ich wollte nicht das irgendetwas Liam und mich nochmal trennte.

Egal was es war.

Als ich ein Stück gelaufen war hielt ich an.

Wo war ich?

„Liam.“

Doch er antwortete nicht.

Ich ging ein paar Schritte weiter und noch bevor ich irgendetwas sehen konnte überkam mich wieder der Schwindel.

Ich konnte mich nicht halten und sank zu Boden.

Als ich mich abstützte um mich umzusehen sah ich Jake auf mich zukommen.

Er sah sich erst um bevor er ganz zu mir kam.

„Du bist allein.“

Ich schaffte es mich aufzusetzen und ihn anzusehen.

Der Klang in seiner Stimme ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen.

Was wollte er?

Als er immer näher kam versuchte ich ihm auszuweichen, doch schon wenige Zentimeter später stieß ich gegen einen Baum.

Ich konnte gar nichts mehr sagen als ich plötzlich seine Hand an meinem Hals spürte.

Kräftig hielt er mich fest und drückte mir die Luft ab.

Erst einige Sekunden später erinnerte ich mich daran gar nicht atmen zu müssen.

„Warum versuchst du immer wieder in meinen Geist einzudringen?“

„Ich… versuche es gar… nicht.“

Durch den Druck auf meinen Hals viel es mir schwer zu sprechen, doch er ließ auch nicht locker.

Er hockte direkt vor mir, hielt seine Hand fest an meinem Hals und sah mich an.

„Sobald du auftauchst tust du es.“

„Ich kann nichts dafür.“

„Wer wenn nicht du? Ich glaube nicht das du dazu gezwungen wirst.“

„Es passiert einfach, ich kann es nicht steuern.“

„Dann lerne es.“

„Du musst aufhören mich zu blockieren, bitte.“

„Ich muss gar nichts.“

„Sobald du auftauchst wirkt Lizas Fähigkeit nicht mehr auf mich. Normalerweise dürfte ich gar nichts fühlen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie isolierst du ihre Fähigkeit von mir sobald du da bist.“

„Willst du damit sagen das ich schuld daran bin?

„Unbeabsichtigt?“

Er sah mich an als wolle er mich jeden Moment umbringen, doch er war wie eine Wand ich konnte nichts fühlen.

„Oder… ich weiß es nicht.“

Leicht panisch sah ich ihn an.

Warum verschwand er nicht einfach?

„Es währe besser für dich du findest es heraus. Oder du lernst mit deiner Fähigkeit umzugehen!“

Er spuckte es mir regelrecht entgegen.

Es war wie eine Drohung.

Was würde er tun wenn ich es nicht schaffte?

Dann ließ er von mir ab und verschwand.

Für einen winzigen Augenblick konnte ich wieder diese Dunkelheit sehen, doch dann war er zu weit weg.

Was war das nur was ich ständig sah?

Die Frau, das Mädchen.

Die Szene in der er eine Axt in der Hand hielt.

„Lily.“

Es war ein Ausruf des Erschreckens.

Ich konnte gar nicht sehen aus welcher Richtung er kam, er kniete plötzlich einfach vor mir.

„Liam.“

Ich beugte mich nach vorne und umarmte ihn.

Gott sei dank war er da.

„Was ist passiert?“

„Ich wollte nicht das sie uns wieder trennen.“

„Wenn es doch aber besser für dich ist.“

„Das ist mir egal. Ich habe jetzt die Möglichkeit mit dir zusammen zu sein. Also nutze ich es auch jetzt. Wenn wir nicht mehr hier sind, wenn Liza meine Fähigkeit nicht mehr aufheben kann. Es ist nicht viel Gift da. Es wird nicht lange reichen.“

„Du kannst deine Fähigkeit auch nicht ständig unterdrücken. So lernst du nie sie zu beherrschen.“

„Ja, ich weiß, aber… Jake, er… er schirmt mich nur ab, sobald er weg ist wirkt Lizas Fähigkeit wieder.“

„Wie meinst du das?“

„Während Jake da ist kann ich alles fühlen. Da wirkt meine Fähigkeit wieder. Jetzt nicht mehr. Ich kann nichts von dem fühlen was in dir vorgeht.“

„Wir sollten zurück gehen und es den anderen sagen. Vielleicht hilft es ihnen weiter herauszufinden was los ist.“

„Ja, das sollten wir vielleicht.“

Schon spürte ich seine Arme unter mir und wie ich den Boden unter den Füßen verlor.

„Las mich dich tragen, dann sind wir schneller.“

Ich musste leicht grinsen.

„Das war früher mal richtig doch jetzt, ich glaube wenn ich dich tragen würde wären wir schneller.“

Ich konnte mir das Lachen einfach nicht verkneifen.

„Las mir die Freude.“

„Okay.“

Also legte ich meine Arme um seinen Hals und er rannte los.

Es war vollkommen anders als früher.

Während ich früher nur einen Grünstreifen oder am besten gar nichts gesehen hatte, konnte ich jetzt alles ganz genau erkennen.

Es kam auch nicht so überraschend als wir vor dem Haus standen.

Als wir drinnen ankamen sahen sofort alle zu uns.

„Lily. Liam ist etwas passiert?“

Alle sahen plötzlich ziemlich besorgt aus.

„Nein alles okay. Du kannst mich runterlassen Liam.“

Irgendwie musste ich immer noch leicht grinsen.

„Jetzt kann ich dich auch gleich bis zur Couch tragen.“

Und schon stand er neben der freien Couch, setzte mich auf ihr ab und sich selbst neben mich.

„Von wem stammen die blauen Flecke an deinem Hals Lily?“

Auf Minas Anmerkung hin sahen alle auf meinen Hals.

Hatte ich blaue Flecke am Hals?

Hatte Jake wirklich so fest zugedrückt?

„Jake war das?“

„Josef, was suchst du in meinen Gedanken?“

„Tut mir leid.“

„Ja Jake war es. Aber, müssten die nicht eigentlich gleich weg gehen?“

„Keine Sorge, in ein paar Minuten sieht man nichts mehr.“

„Warum hat Jake das getan?“

„Nicht so wichtig, wir haben etwas viel wichtigeres herausgefunden. Sobald Jake in meine Nähe kommt ist Lizas Fähigkeit wie abgeschirmt. Sobald er aber wieder verschwindet wirkt sie wieder. Er wirkt auf mich praktisch wie ein Regenschirm.“

„Das ist interessant. Dann wissen wir jetzt das Jake der Grund ist. Wie und warum wissen wir zwar nicht aber dann wissen wir zumindest das Jake nicht in deine Nähe darf.“

Hm.

Aber als wir alleine waren hatte ich doch wieder nur dieses Schwindelgefühl und mir wurde leicht warm.

So schlimm ist es also gar nicht wenn Jake da ist.

Ich kann nur alles wieder fühlen und wenn er mich blockiert wird mir warm, mehr ist es doch nicht.

„Damit ist nicht zu scherzen Lily.“

War er schon wieder in meinen Gedanken.

„Josef.“

„Du musst offen reden. Jeder Gedankengang kann hilfreich sein.“

„Worauf ich gerade in Gedanken hinauswollte war…“

Ja, was wollte ich eigentlich damit sagen?

„Ich weiß es nicht.“

„Ich aber.“

Verwirrt sahen wir alle zu Raven.

„Wie, du weißt es?“

Ich konnte mir kaum vorstellen das er wissen sollte was los war.

Doch, warum eigentlich nicht.

Nur weil er mir nicht seine gute Seite zeigt heißt das ja nicht gleich das er von nichts eine Ahnung hat.

Es könnte ja sein das er etwas weiß.

„Schon okay. Wenn du meine Hilfe nicht willst.“

„Nein, entschuldige, so war das nicht gemeint. Ich war nur… erstaunt das du auch etwas sagst.“

Liza machte ein Zeichen in die Luft und sah ihn bittend an.

Es schien einfach nur Bitte zu heißen.

„Okay.“

Unauffällig nahm er Lizas Hand und sah sie kurz an, dann wand er sich mir zu.

„Das was alles gesagt wurde und was ich auch gesehen habe lässt mich nur auf eins schließen. Liza hat recht wenn sie sagt das Jake eine Hülle um den legt den er von sich halten will. So wie es scheint, du hast es gerade gesagt, wirkt Lizas Fähigkeit nicht auf dich wenn er da ist. Da er dich aber immer erst kurz nach seinem Eintreffen blockierte nehme ich an das du noch Zeit genug hattest sämtliche Gefühle von uns allen wahrzunehmen. Josef erzählte zu Anfang das du besonders stark auf die Gefühle von Liam reagierst, aus welchem Grund auch immer. Und vorhin ist mir dann aufgefallen, oder eher uns allen das du bei Bewusstsein bleibst wenn Jake dich blockiert und Liam nicht da ist.“

Er machte eine kurz Pause, doch ich wusste nicht worauf er hinaus wollte.

„Wenn Liam allerdings da ist und Jake dich dann blockiert verlierst du das Bewusstsein. Meine Theorie ist also. Sobald Jake Lizas Fähigkeit abschirmt und du unsere Gefühle fühlen kannst wirken die von Liam am stärksten auf dich. Und wenn Jake dich dann blockiert, also diese Hülle um dich legt, werden Liams Gefühle mit in diese Hülle gesperrt. Was bedeutet das du ihnen nicht aus dem Weg gehen kannst. Das wiederum verursacht bei dir solche Schmerzen das dein Körper sie einfach nicht mehr ertragen kann. Du verlierst das Bewusstsein.“

„Aber, als Liam vorhin noch nicht da war blieb ich bei Bewusstsein als er kam.“

„Jake hatte dich schon blockiert. Deswegen kamen die Gefühle nicht so stark an dich heran. Als er die Blockade dann aufhob konntest du alles frei spüren. Und erst als er dich dann wieder blockierte wurden Liams Gefühle wieder mit eingesperrt und du Bewusstlos. Jake hat dann seine Blockade wieder gelöst und ist verschwunden, Lizas Fähigkeit konnte wieder wirken und du hast nichts mehr gespürt. Dein Körper wurde entlastet und du kamst wieder zu dir.“

Wow, mir schwirrte der Kopf.

Das war echt kompliziert.

Doch es klang logisch.

„Es kling logisch.“

„Ja da hast du recht.“

„Und was kann ich tun damit so etwas nicht mehr passiert?“

„Ich denke das einfachste wäre es Jake nicht mehr über den Weg zu laufen. Es kommt nicht zur Abschirmung von Lizas Fähigkeit und er muss dich auch nicht blockieren. Natürlich könntest du auch einfach lernen deine Fähigkeit zu kontrollieren so das du nicht sofort in seinen Geist eindringst. Jedoch besteht dann immer noch das Problem der Abschirmung. Du könntest nicht mit Liam zusammen sein. Oder aber Liza deaktiviert Jakes Fähigkeit, doch das wird er nicht zulassen.“

„Dann sollte ich ihm wohl besser aus dem Weg gehen.“

„Ja das solltest du.“

„Danke Raven.“

„Kein Problem.“

Es klang zwar freundlich, doch ich sah keine Regung von Freude oder Freundlichkeit auf seinem Gesicht.

Er sah mich mit demselben, normalen Ausdruck an, mit dem er mich die ganze Zeit angesehen hatte.

Doch das sollte mich jetzt am wenigsten interessieren.

Ich musste mir überlegen wie ich Jake am besten aus dem Weg gehen konnte.

Am einfachsten wäre es wenn wir einfach von hier verschwinden würden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (63)
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Von: abgemeldet
2009-11-07T21:10:50+00:00 07.11.2009 22:10
ich dachte schon das lily gestorben ist.
mir ist ein stein von herzen gefallen als ich weiter gelesen habe das sie doch überlebt hat und der tod war nur bei liam in den gedanken.
aber wieso er es sich überhaupt vorgestellt hat. ich glaube er wollte im unterbewusstsein sie nicht umbringen und es sich dann vorgestellt.
also so würde ich mir das erklähren warum es überhaupt da steht.

ich fand es richtig traurig als die beiden sich nicht unterhalten konnten weil sie die gefühle von ihm spüren kann. aber auch das sie nicht zusamm sein konnten.

ich frage mich nur warum liam sso viel gefühle hat die lily belasten aber auch liam belasten. ok ich kann verstehen das er sich die schuld gibt ihr ihr schönes leben ruiniert hat. würde ich ja auch haben.
aber ich habe das gefühl dass er noch anderes von ihr vebiert.
auser die ausrede oder die lüge darüber das er sterben soll.

aber nach dem ich gelesen hab was mina lily erzählt hat über die anderen wie zusammen ammen und verwandelt wurden. ist mir etwas aufgefallen. und zwar bei der geschichte mit mina und eleazar. da hat sie in ausversehen verwandelt und er sagte dann bei den ältesten das er sie liebt.
also müsste es bei lily und liam nicht so sein das er weiter lebenkann wenn sie sagt das sie ihn liebt. es stimmt ja auch das sie ihn liebt und nur deswegen er sie verwandelt hat.
aber ich denke wenn die das so machen würden würde es klappen.
aber ich glaube in der jetzigenn situation und das lily nicht weis das liam sie in der sinsicht vor schuldgefühlen schützen will, denken sie an die möglichkeit.
aber auch da liam das auch nicht weis sondern nur lily und die weis ja nicht das liam ihr nicht die whrjeit gesagt hat.

ich glaube das kommt noch früh genug ans licht.
ich freue mich schon wie es weiter geht
und wie es endet
aber ich hoffe das es gut ausgeht.

aber dieser christian ha auch eine rolle in dem ff das sagt mir mein gefühl und das verhaltenn vom ihm in der gegenwart wenn lily alleine ist.

ich lasse mich überraschen

ein echt geiles ff
hast du gut gemacht
mach weiter so
lg
Von:  luckyy
2009-08-22T11:06:35+00:00 22.08.2009 13:06
ne Menge infos auf einmal, die muss man erstmal verdauen
aber sonst Klasse
Von:  Emelie
2009-08-20T20:27:45+00:00 20.08.2009 22:27
hey,jetzt hab ich es kapiert!Glaub ich zumindest xD
Dieser Jake geht mir langsam echt auf die nerven, sie wurde gerade erst verwandelt,wie soll sie da schon ihre Fähigkeit kontrollieren können -_-'
aber die liamXlily Szenen sind echt die besten^^
weiter so^0^
Von:  Scissors
2009-08-20T17:30:07+00:00 20.08.2009 19:30
he ho, duzi xDDD
also ich hab dein kappi ma ein bissl schneller gelesen, da es ja diesma nich ganz so lang ist xD das soll natürlich nichts schlechtes heißen ne :0
na ja, egal, zu dem kappi:
also das kappi hat mir wie immer gut gefallen, aber besonders tollig fand ich die stellen, in denen liam und lily alleine waren ^^
hach ja, endlich ma wieder ne romantische szene zwischen den beiden <333
aber dieser blöde jake eh x,x der muss wieder alles puttig machen c.c
ich bin echt gespannt, wie du es anstellen willst, dass der ein bissl erträglicher wird xP
na ja oki, jetzt musst du natürlich wieder gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell weiterschreiben, jap? ^^ sonst sterbe ich vor neugierde, und das wilst du doch net oder? xDDDD
oki, also bis denne, baba hdgdmmdl :)

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von:  Kooriko_Cosplay
2009-08-15T12:09:59+00:00 15.08.2009 14:09
boa...bisher find ich das echt hammer geschrieben^^
Von:  Severinam
2009-08-14T17:53:30+00:00 14.08.2009 19:53
Sooo, jetzt meld ich mich auch mal wieder... habe in letzter zeuit irgendwie viele neue kaps verpasst so wie es aus sieht auch bei dir...

gut ich habe eine ganz wichtige (für mich wichtige) Frage an dich... Klärst du den anfang noch auf warum Liam zuerst Lily versehentlich getötet hat und dann irgendwie in der zeit zurückgekommen ist um sich im letzten moment noch zu beherschen?

Ich fand die letzten kapitel jetzt doch recht interessant und ich bin auch sehr neugierig was Cristian nun von Lily will, es scheint mir noch etwas mehr als sex zu sein auf was er scharf ist.
Jake: Aus ihm wird wohl niemand schlau...ich jeden falls nicht.
Da wird wohl noch ne menge auf uns zu kommen.

Ach ja eh ich es vergesse: Ich hätte auch gerne noch das verhalten der Mutter erklärt!
ich weiß, danach habe ich schon öffter mal gefragt, aber ich erinnere dich so gerne daran. bis du dich geschlagen giebst und du die sache aufklärst. Musst dir doch was dabei gedacht haben, wieso die frau ihr eigene Tochter so offensichtlich hasst.

Schreib bitte schnell weiter.

Viele liebe Grüße
S.
Von:  Scissors
2009-08-13T15:46:24+00:00 13.08.2009 17:46
oki so ich bin fertig xD

jaaa, hmn was soll ich dazu sagen?
das ganze kappi war natürlich wieder total toll - bis auf eine stelle x.x
dieser christian, dieses schwein eh q.q ich wusste ja schon vorher, dass das kommt, aber das war echt voll uglych <.<
also wirklich, das war nich recht!
na ja, aber davon abgesehn war das kappi schon ganz interressant ^^
und jetzt weiß man auch die geschichten von allen vamps, bis auf die vom jake ..
der ist so geheimnisvoll, aber natürlich ist das pure absicht von dir xD
na ja, ich hoffe natürlich immer noch, dass lily und liam bald wieder zusammensein können (die liza könnte doch lilys fähigkeit für längere zeit blockieren oder nich?)
das wäre echt recht <3
na ja, oke, jetzt musst du wieder gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell weiterschreiben ja??? *hundeblick*
oke also bis denne, baba hdgdmmdl :)

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von:  Emelie
2009-08-12T22:27:12+00:00 13.08.2009 00:27
boah ey, das sind ja jetzt echt viele Informationen zu verdauen O.O
wird ne weile dauern bis die drin sind xD
Aber bei dem anfang des kapitels steige ich echt net durch
wer hat jetzt was bei lily verursacht? und als sie das mit den verschiedenen fähigkeiten probiert haben was war da?
ABER SONST KLASSE! Boah aber dieser CHristian is echt nen Idiot -_-'
weiter so^^
Von:  Scissors
2009-08-12T14:36:57+00:00 12.08.2009 16:36
huhuuuuuuuuuuuuu ^__________________________________________^

hmn, so ich bin fertig ^^
jap was soll ich sagen?
das kappi war laaaaaaaaaaang und natürlich wieder supiii gut geschrieben!
aber na ja, wie du ja schon weißt, gefallen mir diese neuen vamps nich, außer die zwei mädchen, die sind ganz in ordnung ^^
aber natürlich musstest du alles wieder kaputt machen, am schluss meine ich x.x du bist echt unmöglich .. aber wenigstens konnten sie sich ma wieder umarmen ne ^^
aber dieser jake, der hat ja echt en rad ab eh q.q der war schuld, dass die lily solche schmerzen hatte! und alle haben gedacht, das war liams schuld! du bist soooooo bööööööööööse >.<
so! und schreib bloß weiter ne, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht!
oje du bist schlimmer als ich.. und ich dachte, ich hab nen rechten sinn zur dramatik xD
aber wahrscheinlich übertriffst du jeden oo
erst is alles gut, und dann ganz plötzlich nich mehr..
und dieser christian soll seine finger bloß von der lily lassen, eh, wie der die angeschaut hat >.<
eh ich reg mich schon wider auf ... c.c
schreib schnell weiter! sonst krioeg ich die krise - was du dann zu spüren bekommst xPP
oki, also bis denne, baba hdgdmmdl :)

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von:  Scissors
2009-08-11T20:22:05+00:00 11.08.2009 22:22
heheheheeee ^____________________________________________^
sooooooooo, ich bin endlich fertig!!!
jap, also das kappi is sehr gut geschrieben, und wieder seeeeeeeehr dramatisch xD
erst gibt sich der liam die schuld an allem, und dann Lily auch ..
das muss man voll das mitleid mit denen haben xD
du bist echt schlimm xP
aber ich bin wirklich froh, dass sie sich jetzt wieder langsam annähern ^^
aber wer weiß schon bei dir, wie lange das noch so bleibt? <.<
du bist bööööööööööseee! *weiche von mir* xDDDD
na ja, oki ich hab ja jetzt noch ein kappi vor mir, aber erwarte nich in allzu kurzer zeit ein kommi von mir xD
das is so lang ..
na ja, aber ich werds natürlich lesen, weil ich schon soooooooooooooooooooooo gespannt bin, wie es da etz weitergeht!
und wer sind diese fritzen da? die anderen vamps xD
die gefallen mir ja gar nich q.q
der eine honk hat den liam angegriffen -.-
n aja, oki bevor ich hier jetzt nen halben brief schreib, mach ich mal die düse ne xD
oke, also baba, hab dich gaaaaaaaaaaanz dollig lieb :)

LG
Deine Unyingangel -^~^-


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