Erwachen
Ich spürte wie das Blut in mich über ging.
Wie es mich durchströmte.
Jeder einzelne Tropfen wärmte meinen Körper.
Stop.
Das kannte ich doch schon.
Ich sah Josef an und spürte wie mir Blut aus dem Mund lief.
Es lief meinen Mundwinkel entlang und über mein Kinn meinen Hals hinunter.
Blut?
Wo kam das Blut her?
„Liam ... bist du endlich wieder bei dir?“
Bei mir?
Wieso bei mir?
Ich sterbe gerade.
„Josef was machst du hier? Verschwinde sonst stirbst du auch!“
Ein Ausdruck von Spott trat auf sein Gesicht.
„Wieso sollte ich sterben? Du bringst sie doch um, nicht ich.“
Ich bringe sie um?
Wen denn?
Ich sah ihn mit großen Augen und total verständnislos an.
Ohne das ich es wirklich wollte leckte ich das Blut mit meiner Zunge ab.
Dieser Geschmack.
Es schien als würde ich mich wieder darin verlieren.
Doch im nächsten Moment lag ich schon auf dem Boden.
Josef hatte mich geohrfeigt.
Dabei war ich gegen den Tisch geschlagen und er war umgekippt und die Glasplatte war zersprungen.
„Komm zu dir Liam! Willst du sie wirklich töten?“
Wutentbrannt sah ich ihn an.
Wieso schlug er mich?
...
Wieso war ich nicht mehr angebunden?
Tisch?
Wieso war da ein Tisch?
Schlagartig wurde es Dunkel.
Das Licht des Feuers und die Hitze waren verschwunden.
Wo war ich?
Was war hier los?
Ich sah Josef nicht mehr an.
Plötzlich... ich hatte nicht damit gerechnet... sollte ich doch noch eine Chance bekommen?
Dieses Blut... ich hatte es schon mehrfach geschmeckt.
Es war ... Lilys Blut.
Lily!
Sofort sah ich auf das Sofa.
Oh mein Gott.
Dort lag sie.
Wieso lag Lily auf dem Sofa?
Ich hatte noch gar nicht richtig verstanden da schärften sich schon meine Sinne.
Es war Gewohnheit das ich überprüfte ob ihr Herz schlug.
Es war ein stetiges Geräusch das da war, so lange sie bei mir war.
Meine Augen weiteten sich noch mehr.
Es schlug.
Ich konnte ihr Herz hören.
Ihr Herz, sie... sie musste leben.
Lily lebte!?
Sofort hatte ich alles vergessen was gerade passiert war und kniete neben dem Sofa.
Ich nahm ihre Hand, sie war nicht so eiskalt wie ich sie in Erinnerung hatte.
Sie war... warm.
So viel Blut konnte ich noch gar nicht getrunken haben.
Hatte ich das alles nur geträumt?
Egal.
Sie lebte... und das zählte, um den Rest konnte ich mich später kümmern.
Ich strich über ihre Hand, sie war wirklich warm und ich konnte den Blutfluss in ihr spüren.
Ich küsste ihre Hand und umschloss sie mit beiden Händen.
Etwas warmes, etwas sehr warmes tropfte auf meine Hand.
Ich spürte wie mir eine Träne über die Wange lief.
Dann eine Zweite und noch eine.
Es hörte gar nicht mehr auf.
Ich war so glücklich das sie noch lebte.
„Du hast sie gebissen, es reicht für eine Verwandlung. Ich geh jetzt weiter machen, komm nicht auf dumme Gedanken Liam!“
Ich sah nicht auf, doch ich nickte.
Ich würde nicht noch einmal von ihrem Blut trinken.
Nie wieder würde ich es tun.
Die Schmerzen, die ich mir nur eingebildet hatte so wie es schien, sie waren vorbei.
Doch es warteten noch höllische Schmerzen auf Lily.
Wie gerne würde ich sie ihr abnehmen.
Doch es ging nicht.
Aber ich könnte bei ihr sein.
Ich würde nicht mehr von ihrer Seite weichen.
Bis die Verwandlung abgeschlossen war.
Und dann musste ich unbedingt mit Josef reden.
Er wusste immer eine Antwort.
Also würde er auch dieses Mal eine wissen.
Ich drückte ihre Hand etwas, sie sollte wissen das ich da war.
Mit der anderen Hand strich ich ihr durch die Haare.
Nie wieder würde ich es so weit kommen lassen das ich sie verlor.
Nie wieder.